Artenhilfsprogramm Steinadler - Nationalpark Berchtesgaden
Artenhilfsprogramm Steinadler - Nationalpark Berchtesgaden
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<strong>Artenhilfsprogramm</strong> <strong>Steinadler</strong><br />
Projektbereich<br />
„UNESCO-Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong><br />
und angrenzende Gebirgsregionen“<br />
Schlussbericht 2008<br />
vorgelegt durch die<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong><br />
Doktorberg 6<br />
83471 <strong>Berchtesgaden</strong><br />
E-Mail: U.Brendel@nationalpark-berchtesgaden.de
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
DANKSAGUNG .......................................................................................... 3<br />
1. EINLEITUNG ......................................................................................... 3<br />
2. RÄUMLICHE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETS ........................ 4<br />
3. MATERIAL UND METHODEN .................................................................... 5<br />
3.1 Ablauf der Arbeiten........................................................................... 5<br />
3.2 Monitoring ....................................................................................... 6<br />
3.3 Individualkartei ................................................................................ 6<br />
3.4 Erfolgskontrolle Hubschrauberflüge ..................................................... 7<br />
3.5 Praktikanten und Helfer..................................................................... 7<br />
3.5 Geführte Wanderungen ..................................................................... 7<br />
4. ERGEBNISSE ........................................................................................ 8<br />
4.1 Monitoring ....................................................................................... 8<br />
4.2 Revierverteilung ............................................................................. 12<br />
4.3 Bruterfolg...................................................................................... 12<br />
4.4 Fremdadler.................................................................................... 21<br />
4.5 Beutereste..................................................................................... 22<br />
4.6 Individualkartei .............................................................................. 23<br />
4.7 Erfolgskontrolle Hubschrauberflüge ................................................... 28<br />
4.8 Praktikanten und Helfer................................................................... 29<br />
4.9 Geführte Wanderungen ................................................................... 31<br />
4.10 Öffentlichkeitsarbeit ...................................................................... 33<br />
4.11 Kooperationen mit Nutzerverbänden................................................ 35<br />
5. Diskussion.......................................................................................... 35<br />
5.1 Erhebungsjahr 2008........................................................................ 35<br />
5.2 Gesamtsicht der bisher erzielten Ergebnisse im AHP <strong>Steinadler</strong> ............. 39<br />
6. AUSBLICK .......................................................................................... 41<br />
7. ZUSAMMENFASSUNG........................................................................... 43<br />
8. LITERATUR......................................................................................... 45<br />
9. ANHANG ............................................................................................ 46<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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DANKSAGUNG<br />
Großzügige finanzielle Unterstützung erfuhr das <strong>Artenhilfsprogramm</strong> <strong>Steinadler</strong> auch im Jahr<br />
2008 durch zahlreiche private Spender und Gönner sowie den Verein der Freunde des<br />
<strong>Nationalpark</strong>s e.V.. Dafür möchte sich die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung ausdrücklich bedanken.<br />
Die Bereitstellung von Zusatzmitteln ermöglichte eine weitere Optimierung des Projekts<br />
sowie der technischen Ausrüstung und hat nicht unerheblich zur weiteren Verbesserung der<br />
Ergebnisse beigetragen.<br />
Ganz besonderer Dank gilt außerdem allen Praktikanten und freiwilligen Helfern, die auch im<br />
Jahr 2008 maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Durchführung des <strong>Artenhilfsprogramm</strong>s<br />
im Untersuchungsgebiet hatten.<br />
1. EINLEITUNG<br />
Das <strong>Artenhilfsprogramm</strong> (AHP) <strong>Steinadler</strong> wurde 2008 zum letzten Mal durchgeführt, so dass<br />
das Monitoring der <strong>Steinadler</strong>paare / Reviere im Untersuchungsgebiet in seiner bisherigen<br />
Form in den einzelnen Beobachtungsgebieten neu ausgerichtet werden wird. Der vorliegende<br />
Bericht für das <strong>Artenhilfsprogramm</strong> <strong>Steinadler</strong> (AHP) stellt den Abschlussbericht für das<br />
Untersuchungsgebiet „Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> und angrenzende Gebirgsregionen“<br />
im Jahr 2008 dar. Eine zusammenfassende Publikation aller Ergebnisse des AHP im<br />
bayerischen Alpenraum befindet sich in Vorbereitung.<br />
Das AHP im oben genannten Bearbeitungsgebiet wurde auch 2008 im Auftrag des<br />
Landesamtes für Umwelt durch die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong> bearbeitet.<br />
Projektleiter waren Ulrich Brendel und Jochen Grab.<br />
Untersuchungsgebiet ist das Gebiet des Biosphärenreservats <strong>Berchtesgaden</strong> (einschließlich<br />
<strong>Nationalpark</strong> <strong>Berchtesgaden</strong> = Kern- und Pflegezone des UNESCO-Biosphärenreservats)<br />
sowie die angrenzenden Berggebiete der Chiemgauer Alpen auf einer Fläche von ca. 1.500<br />
km². Das Untersuchungsgebiet umfasst derzeit zwölf <strong>Steinadler</strong>reviere. Darüber hinaus<br />
werden von der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung seit einigen Jahren die in den Salzburger<br />
Kalkhochalpen gelegenen und unmittelbar angrenzenden Reviere Bluntau (BT), Blühnbach<br />
(BB), Reith (RH) und Hochkranz (HK) ebenfalls überwacht. Da sie nicht zum offiziellen<br />
Untersuchungsgebiet des AHP zählen, werden dort lediglich Daten zum Bruterfolg, Genetik<br />
und zum Beutespektrum während der Nestlingszeit erhoben. Um die Kontinuität und<br />
Aussagekraft der bisher erhobenen Daten zu gewährleisten, werden die Monitoring-<br />
Ergebnisse dieser vier Reviere mit aufgeführt und in den jeweiligen Tabellen und Graphiken<br />
entsprechend gekennzeichnet.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Abb. 1: Horstbeobachtung im <strong>Steinadler</strong>revier Röthelmoos (RM) / Chiemgauer Alpen<br />
2. RÄUMLICHE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETS<br />
Das Monitoring des <strong>Steinadler</strong>s im <strong>Berchtesgaden</strong>er Land umfasst zum einen die fünf<br />
Brutpaare, deren Reviere bzw. Streifgebiete (home ranges) ausschließlich oder weitestgehend<br />
im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Berchtesgaden</strong> liegen. Dabei handelt es sich im Einzelnen um die Brutpaare<br />
Hoher Göll (HG), Gotzen (GZ), Glunkerer (GL), Wimbach (WB) und Klausbach (KB).<br />
Innerhalb der Entwicklungszone des Biosphärenreservats <strong>Berchtesgaden</strong> liegen fünf weitere<br />
Reviere, nämlich Untersberg (UB), Wachterl (WA), Saalach (SA), Hoher Staufen (HS) und<br />
Ettenberg (EB), wobei wichtige Jagdgebiete des Paares Wachterl auf der Reiteralm und damit<br />
auch innerhalb des <strong>Nationalpark</strong>s liegen. Nordwestlich bzw. westlich davon liegen die zwei<br />
Reviere Sonntagshorn (SH) und Röthelmoos (RM), deren räumliche Ausdehnung<br />
(Streifgebiete) im Westen durch das Achental begrenzt werden.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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3. MATERIAL UND METHODEN<br />
3.1 Ablauf der Arbeiten<br />
Ab Mitte Februar jeden Jahres werden die Horstbauaktivitäten der Adlerpaare dokumentiert<br />
und die entsprechenden Horst-Koordinaten an das LfU gemeldet. Ab diesem Zeitpunkt<br />
werden Veränderungen hinsichtlich Nutzung durch das Revierpaar zeitnah weitergegeben, um<br />
die Akzeptanz innerhalb der Nutzergruppen entsprechend hoch zu halten. Gleichzeitig wird<br />
die Individualkartei aus dem Vorjahr herangezogen, um feststellen zu können, ob es zu<br />
Partnerwechseln gekommen ist. Dies kann ein entscheidender Hinweis auf das<br />
Zustandekommen von Brutaktivitäten sein und somit die weiteren Arbeiten wesentlich<br />
erleichtern. Ab Mitte März werden die Brutaktivitäten dokumentiert und an das LfU<br />
gemeldet. Bis Ende Juni laufen schwerpunktmäßig die Arbeitsmodule „Monitoring“ und<br />
„Erfolgskontrolle“, bevor im Juli / August der Ausflug der Jungvögel kontrolliert wird.<br />
Parallel zu diesen Arbeiten wird die Individualkartei fortlaufend ergänzt, bevor diese im<br />
Oktober / November für das jeweilige Erhebungsjahr endgültig abgeschlossen wird. Ab Juni<br />
werden zudem wöchentlich Erlebnis-Wanderungen im <strong>Nationalpark</strong> angeboten bzw. während<br />
des gesamten Zeitraums (März – Oktober) angemeldete Fach-Exkursionen zum Thema<br />
„<strong>Steinadler</strong>“ durchgeführt. Die Nachsuche in allen Revieren mit „unsicheren Ergebnissen“<br />
erfolgt hauptsächlich in den Monaten September / Oktober. In erfolgreich bebrüteten Horsten<br />
– je nach Verhalten der Alt- bzw. Jungvögel sowie der Verfügbarkeit des<br />
<strong>Nationalpark</strong>dienstes – wird im Zeitraum September bis November ein Horsteinstieg<br />
durchgeführt, während dessen alle Beutereste sowie Federmaterial zur Analyse der<br />
Verwandtschaftsbeziehungen geborgen werden. Im Falle eines Brutabbruchs wird - möglichst<br />
schnell nach Feststellen dieses Ereignisses - versucht den entsprechenden Horst zu besteigen,<br />
um evtl. Reste von Eierschalen oder andere Hinweise auf die Ursache des Brutabbruchs sicher<br />
zu stellen.<br />
Tab. 1: Übersicht der geleisteten Arbeiten<br />
Leistung Qualifikation Mitarbeiter Anzahl Stunden ges.<br />
Revierkartierung, Fachkräfte Dipl.-Biol. Ulrich Brendel<br />
85 h<br />
Horstsuche, Brutverlauf,<br />
Bruterfolg, Erstellung<br />
Berichte,<br />
Dipl.-Ing. Jochen Grab<br />
248,5 h<br />
Einweisung Hilfskräfte,<br />
Individualkartei,<br />
Datenauswertung,<br />
Koordination<br />
Horstsuche,<br />
Revierkartierung,<br />
Brutverlauf, Bruterfolg,<br />
Individualkartei,<br />
Datenauswertung<br />
Praktikanten,<br />
Diplomanden,<br />
Angestellte<br />
Becher, Kunz, Hoffmann,<br />
Kunkel, Touchemoulin, Metzger,<br />
Betz, Sehy, Wegscheider,<br />
Häusler, Jahn, Ehnes<br />
5<br />
1.712 Tage /<br />
durchschnittlich 4 h/Tag =<br />
6.848 h
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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3.2 Monitoring<br />
Vereinbarungsgemäß werden ab Februar in den Revieren Klausbach (KB), Wimbach (WB),<br />
Hoher Göll (HG), Glunkerer (GL), Untersberg (UB), Wachterl (WA), Saalach (SA), Hoher<br />
Staufen (HS), Sonntagshorn (SH), Gotzen (GZ), Röthelmoos (RM) und Ettenberg (EB) mit<br />
der Beobachtung begonnen. Dabei wird zunächst nur auf Horstbauaktivitäten, die<br />
Paarzusammensetzung (Individualkartei) sowie Fremdadleranwesenheit geachtet. Die<br />
Beobachtung erfolgt innerhalb der Reviere von zentral gelegenen Punkten aus, von denen<br />
eine möglichst umfassende Einsicht in das jeweilige Gebiet gewährleistet ist. Die<br />
Beobachtungspunkte haben sich bewährt. Als Dokumentationsmedium dienen zwei spezielle<br />
Formblätter, nämlich Revierkontroll- und Horstkontrollblatt (vgl. Anlagen zum<br />
Schlussbericht 2002).<br />
Die Einweisung der Praktikanten und Helfer erfolgt wie immer zweigeteilt: Zum einen gibt es<br />
für jeden eine detaillierte theoretische Einweisung, zum anderen eine ausgiebige praktische<br />
Ausbildung im Gelände.<br />
Die Einweisung aller Mitarbeiter findet im Untersuchungsgebiet überwiegend in den Revieren<br />
Klausbach und Wimbach statt, weshalb hier seit Jahren eine deutlich höhere Zahl von<br />
Arbeitsstunden eingebracht wird. Die Einweisung in das Geographische Informationssystem<br />
(GIS) sowie die Datenübertragung ins GIS wird von entsprechend geschultem Personal der<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung übernommen.<br />
3.3 Individualkartei<br />
Die Individualkartei wird ab Februar ständig aktualisiert und die Zeichnungen der<br />
Reviervögel mit Hilfe von Adobe Photoshop 5.0.2 hergestellt. Zusätzlich werden seit 2007<br />
mit Hilfe eines Foto-Spektivs (DiascopeTF 85 mit Kamera DC-4) der Firma ZEISS digitale<br />
Fotos von möglichst vielen Reviervögeln erstellt.<br />
Als technische Ausrüstung dienen Ferngläser der Firmen Leica, Swarovski und Zeiss. Als<br />
Spektive werden Geräte der Firma Optolyth vom Typ TBS 80 (20-60x) und Zeiss vom Typ<br />
Diascope 85 T* FL verwendet. Das LfU hat der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung für das Jahr 2007<br />
zusätzlich zwei Geräte der Firma Swarovski (Typ Habicht AT 80 HD) zur Verfügung gestellt.<br />
Die Datenaufnahme erfolgt über speziell ausgearbeitete Erhebungsblätter, auf denen die<br />
Konturen von <strong>Steinadler</strong>n dargestellt sind. Die Beobachtungen (Gefiederfärbung,<br />
Gefiederlücken) werden dort direkt markiert und später mit Hilfe von Adobe Photoshop CS3<br />
digital verfeinert und in der entsprechenden Datei gespeichert bzw. für die Aktualisierung der<br />
Gelände-Vorlagen ausgedruckt. In dieser Form gehen auch die Beobachtungsdaten von<br />
Berufsjägern und anderen Mitarbeitern der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung ein.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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3.4 Erfolgskontrolle Hubschrauberflüge<br />
Die Bearbeitung dieses Projektmoduls erfolgt parallel mit dem Monitoring. Entsprechende<br />
Beobachtungen werden wie immer bezüglich der Parameter „Reizquelle“, „Reizart“ und<br />
„Reizdauer“ unter „Bemerkungen“ aufgeschlüsselt und dokumentiert. Als zusätzliche Daten<br />
werden „Entfernung zum Horst“ sowie „Witterung“ aufgenommen.<br />
Die Hubschraubertypen werden gemäß dem vom LfU zur Verfügung gestellten Bildmaterial<br />
zugeordnet.<br />
Die Dokumentation erfolgt über das bereits erwähnte Revierkontrollblatt (siehe oben).<br />
3.5 Praktikanten und Helfer<br />
Die Arbeiten werden durch Praktikanten(innen), Diplomanden, befristet Angestellte und<br />
ehrenamtliche Helfer unterstützt, die in den Monaten Februar bis Oktober u.a. wichtige<br />
Beobachtungstätigkeiten im Rahmen des Projekts übernehmen. Die Unterbringung der<br />
Praktikanten erfolgt nahezu ausschließlich in der Forschungsstation Ramsau. Dienstliche<br />
Fahrten im Rahmen des AHP’s werden unter Vorlage eines Fahrtenbuchs mit 0,30 € bzw. seit<br />
August 2008 mit 0,35 € pro Kilometer erstattet.<br />
3.5 Geführte Wanderungen<br />
Im Zeitraum Juni bis Oktober werden im Rahmen des Sommer-Wanderprogramms der<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung geführte Wanderungen unter dem Titel „Ins Tal der Adler“<br />
angeboten. Aufgrund der hohen Nachfrage finden die Wanderungen seit 2007 in dem oben<br />
genannten Zeitraum einmal pro Woche statt. Darüber hinaus besteht für Schulklassen,<br />
Vereine, Verbände oder andere interessierte Gruppen die Möglichkeit, Führungen „Ins Reich<br />
des <strong>Steinadler</strong>s“ zu buchen. Alle Führungen werden vom Projektleiter oder entsprechend<br />
geschulten Praktikanten/Innen durchgeführt.<br />
Da gerade in den Wintermonaten die Beobachtungswahrscheinlichkeit für <strong>Steinadler</strong> im<br />
Klausbachtal hoch ist und eine entsprechende Nachfrage seitens der Besucher besteht, wurden<br />
ab der Wintersaison 2007/2008 erstmals geführte Wanderungen während der Monate<br />
Dezember bis April angeboten. Als Route dienen geräumte Wanderwege bzw. die geräumte<br />
Fahrstraße bis zur Wildfütterung im Klausbachtal. Ausgangspunkt der Wanderung ist die<br />
<strong>Nationalpark</strong>-Infostelle Hintersee.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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4. ERGEBNISSE<br />
4.1 Monitoring<br />
Die Summe der gefahrenen Kilometer liegt aktuell (Dezember 2008) bei 11.808 km, was bei<br />
zwölf untersuchten Revieren Ø ca. 984 km pro Revier ausmacht.<br />
Das Monitoring begann Anfang Februar in den Revieren Klausbach (KB), Wimbach (WB),<br />
Wachterl (WA), Untersberg (UB) und Saalach (SA). Die Reviere Glunkerer (GL), Hoher<br />
Göll (HG), Hoher Staufen (HS), Sonntagshorn (SH), Gotzen (GZ), Ettenberg (EB) und<br />
Röthelmoos (RM) konnten wegen der vorherrschenden Witterung bzw. der Schneelage erst<br />
später aufgesucht werden. Aus dem Revier Klausbach liegen Beobachtungsdaten bereits ab<br />
Anfang Januar vor, da die winterlichen Hauptfluggebiete bereits zu dieser Zeit - unabhängig<br />
von der Schneelage - ohne großen zeitlichen Aufwand erreichbar sind.<br />
Die Tabellen 2 bis 12 verdeutlichen die Kontrollaktivität der Projektmitarbeiter / Einzelrevier.<br />
In den Revieren Wimbach und Klausbach wurde am intensivsten beobachtet, was u.a. mit der<br />
hohen Antreffwahrscheinlichkeit für <strong>Steinadler</strong> in diesen Revieren zusammenhängt. Dieser<br />
Umstand wird vor allem für Ausbildungszwecke genutzt. Wurde in einem Revier festgestellt,<br />
dass keine Eiablage erfolgt worden war, wurde die Beobachtungsintensität entsprechend<br />
reduziert.<br />
Tab. 2: Revier Hoher Göll (HG) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - - 2 4 3 2 2 2 1 1 - -<br />
Kontrollzeit [min] - - 480 960 720 720 800 800 120 180 - -<br />
Tab. 3: Revier Gotzen (GZ) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - - - - 1 - 2 2 - - - -<br />
Kontrollzeit [min] - - - - 240 - 500 1.500 - - - -<br />
Tab. 4: Revier Glunkerer (GL) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - - - 2 3 2 - 2 - 2 - -<br />
Kontrollzeit [min] - - - 600 960 800 - 600 - 480 - -<br />
Tab. 5: Revier Klausbach (KB) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage 7 10 10 10 8 7 8 5 6 5 5 -<br />
Kontrollzeit<br />
[min]<br />
1.680 1.700 2.400 2.800 2.400 1.800 3.600 2.000 2.400 1.800 1.800 -<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Tab. 6: Revier Wimbach (WB) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - 2 8 8 6 4 2 2 3 2 1 -<br />
Kontrollzeit [min] - 360 1.200 1.440 1.800 1.200 720 600 960 600 240 -<br />
Tab. 7: Revier Wachterl (WA) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - 5 4 5 4 2 1 1 1 1 1 -<br />
Kontrollzeit [min] - 720 800 900 960 360 180 180 120 240 180 -<br />
Tab. 8: Revier Saalach (SA) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - 1 5 5 6 6 6 4 2 1 1 -<br />
Kontrollzeit [min] - 180 1.200 1.200 1.440 2.000 2.000 720 360 120 180 -<br />
Tab. 9: Revier Sonntagshorn (SH) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - - 2 3 4 3 1 3 3 1 - -<br />
Kontrollzeit [min] - - 360 720 1.200 800 240 720 900 120 - -<br />
Tab. 10: Revier Hoher Staufen (HS) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - - 2 2 2 1 - 1 1 - - -<br />
Kontrollzeit [min] - 120 360 480 480 180 - 240 240 - - -<br />
Tab.11: Revier Röthelmoos (RM) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - - - 2 2 2 1 2 2 1 - -<br />
Kontrollzeit [min] - - - 960 900 900 240 600 480 120 - -<br />
Tab.12: Revier Ettenberg (EB) 2008 – Kontrollaktivität<br />
J F M A M J J A S O N D<br />
Reviertage - - 3 5 4 5 3 2 2 1 1 -<br />
Kontrollzeit [min] - - 600 1.200 1.200 1.600 960 480 480 240 180 -<br />
Die Schwerpunkte der Beobachtungen sind in Tabelle 13 zusammengefasst.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Tab. 13: Schwerpunkte der Reviernutzung innerhalb der Reviere des AHP im Jahr 2007<br />
Reviername Reviercode Schwerpunkte der Beobachtungen<br />
Hoher Göll HG (1) Das Paar nutzte im Jahr 2008 während der Brutzeit vor allem das Weissenbachtal (A) auf der östlichen Seite<br />
des Hohen Göll sowie den Bereich zwischen Kehlstein und Roßfeld auf der Nordseite des Hohen Göll; eine<br />
deutliche Schwerpunktverlagerung in Richtung Kehlstein, Hohes Brett, Jenner, Königstal-, Königsbach- und<br />
Büchsenalm (Ost- und Südseite Hoher Göll) war erst nach Ausflug des JV zu erkennen. Der JV war bis<br />
Dezember im Bereich Kehlstein regelmäßig anzutreffen.<br />
Gotzen GZ (2) Das Revier war im Jahr 2008 erneut nicht besetzt. Das Gebiet zwischen Jenner und Obersee wurden sowohl<br />
von den Paaren Hoher Göll (HG) und Glunkerer (GL) genutzt.<br />
Glunkerer GL (3) Das Revierpaar nutzte neben den bekannten Jagdgebieten zwischen Hachelköpfen (Watzmann-Südseite) und<br />
dem Funtensee-Bereich ermeut Flächen auf der Gotzenalm und um den Funtenseetauern (Steinernes Meer). Im<br />
Bereich des Schrainbachtals konnten im April / Mai Bauaktivitäten an den Horsten GL 305 und 304 festgestellt<br />
werden.<br />
Wimbach WB (4) Brut im Horst WB 404. Als Revierzentrum konnte erneut die nähere Umgebung um den Stangllahnerkopf<br />
identifiziert werden. Die Brut im Horst WB 404 wurde unmittelbar nach Schlupf aus unbekannten Gründen<br />
aufgegeben. Die Beobachtungshäufigkeit ließ daraufhin deutlich nach. Einzelne Jagdflüge außerhalb der<br />
Brutzeit konnten vor allem im hinteren, südlichen Wimbachtal (Trischübel, Hundstod) beobachtet werden.<br />
Klausbach KB (5) Keine Brut, Bauaktivitäten im Horst KB 503 und einem bis dahin unbekannten Baumhorst (KB 509). Als<br />
Jagdflächen kommen vor allem Bereiche oberhalb der Halsgrube, die Reiteralm selbst sowie – vor allem im<br />
Spätsommer / Herbst - das hintere Klausbachtal (Hintereis-Gebiet) in Frage.<br />
Wachterl WA (6) Brutabbruch in Horst WA 602 vor Schlupf. Nach Brutaufgabe deutlich weniger Beobachtungen. Vor allem die<br />
Plateaus von Lattengebirge und Reiteralm wurden als sommerliche Jagdgebiete genutzt.<br />
Saalach SA (7) Das Paar brütete erfolgreich im Luegerhorn (SA 702). Als Hauptjagdgebiete wurden wie immer die<br />
Hochflächen rund um das Müllnerhorn sowie das Lattengebirge und - zumindest anteilig - auch die Hochfläche<br />
der Reiteralm genutzt.<br />
Untersberg UB (8) Erfolgreiche Brut (UB 805) / westliche Abhänge des Untersberges. Die wichtigsten Jagdgebiete dieses Paares<br />
scheinen während der Nestlingszeit vor allem auf dem Untersbergplateau sowie auf den östlichen Ausläufern<br />
des Lattengebirges zu liegen.<br />
Sonntagshorn SH (10) Erfolgreiche Brut, Horst unbekannt. Das Paar brütete erfolgreich, was jedoch erst nach Ausflug des Jungvogels<br />
festgestellt werden konnte. Hauptaktivitätszentrum scheinen die Südflanke zwischen Hochgseng und<br />
Ristfeuchthorn bzw. der Talbereich zwischen Bogenhorn und der Ortschaft Weissbach zu sein. Die Nordseite<br />
des Sonntagshorns wird wahrscheinlich durch das Paar Dürrnbachhorn (DH) genutzt. Dieses Paar wird nicht im<br />
Rahmen des AHP untersucht.<br />
Hoher Staufen HS (11) Keine Brut. Mehrfach zu dritt beobachtet worden, wobei eine Überprüfung durch Mitarbeiter des AHP keine<br />
derartigen Hinweise ergab. Zur Vorbrutzeit war dieses Paar erneut hauptsächlich im Bereich zwischen Zwiesel,<br />
Falkenstein und Rauschberg anzutreffen, besonders häufig an den Abstürzen des Zwiesels im Falkensteiner Tal.<br />
Horstbauaktivitäten konnten nicht beobachtet werden. Zur Eiablage kam es nicht. Zu Jagdgebieten kann keine<br />
Aussage gemacht werden.<br />
Röthelmoos RM (14) Das Paar konnte nicht beim Horstbau beobachtet werden. Die Vermutung, dass es sich um die Brut in RM 1403<br />
(Seehauser Wand) um eine Brut dieses Paares handelte, haben sich letztendlich nicht bestätigt. Im Bereich des<br />
Unternberg wurden die Vögel häufig beobachtet, wobei Jagdflüge nicht nachgewiesen werden konnten. Im<br />
Bereich Haaralm, und Röthelmoos konnten die Revieradler einzeln oder zusammen vor, während und nach der<br />
Brutsaison regelmäßig beobachtet werden.<br />
Ettenberg EB (16) Erfolgreiche Brut (EB 1602). Hauptaktivitätszentrum dieses Paares sind die südöst- bis südwestorientierten<br />
Steilabrüche des Untersberges zwischen <strong>Berchtesgaden</strong>er Hochthron und Geiereck. Zum Teil werden<br />
erhebliche Flächen auf österreichischer Seite des Untersberges sowie das Hochplateau, vor allem jedoch die<br />
tiefer gelegenen, tief eingeschnittenen Talsysteme zwischen den Ortschaften Maria Gern und Grödig beflogen.<br />
10
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Abb. 2: Revierverteilung im Untersuchungsgebiet (einschließlich der nicht im AHP vorgesehenen, jedoch kontrollierten<br />
Reviere in Österreich (Quelle: NPV)<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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4.2 Revierverteilung<br />
Die Verteilung der Einzelreviere für das Untersuchungsgebiet ist aus Abbildung 2 ersichtlich.<br />
Im Vergleich zum Jahr 2007 ergaben sich keine gravierenden Veränderungen. Lediglich die<br />
Grenzlinien zwischen den Revieren Sonntagshorn (SH) und Dürrnbachhorn (DH) mussten –<br />
auch auf Grundlage der Ergebnisse von 2007 – neu gezeichnet werden (vgl. Schlussbericht<br />
2007). Das Revier Gotzen (GZ) scheint weiterhin nicht besetzt, da auch im Jahr 2008 kein<br />
territoriales Paar nachgewiesen werden konnte.<br />
Durchschnittlich beanspruchen die zwölf Brutpaare im Untersuchungsgebiet eine<br />
Revierfläche von ca. 70 km². Das Paar Glunkerer (GL) wie auch das Paar Hoher Göll (HG)<br />
haben erneut Flächenanteile des Reviers Gotzen (GZ) mit genutzt. Schwer abgrenzbar ist nach<br />
wie vor die tatsächliche Ausdehnung der beiden Reviere Hoher Göll (Südgrenze) und<br />
Glunkerer (Nordgrenze), die unmittelbar an das auch heuer verwaiste Revier Gotzen<br />
angrenzen.<br />
Das Gebiet des derzeit nicht besetzten Reviers Gotzen (GZ) wurde wie in den Jahren zuvor<br />
größtenteils durch das Paar Glunkerer (GL) mit beansprucht. Dies konnte durch die<br />
Individualkartei auch für das Jahr 2008 zweifelsfrei festgestellt werden. Aus diesem Grund<br />
sind in die Berechnung des Bruterfolgs lediglich elf statt der oben erwähnten zwölf Brutpaare<br />
eingeflossen. Für das Brutpaar Sonntagshorn konnte erst im September 2008 ein diesjähriger<br />
Jungvogel nachgewiesen werden. Auch die Hauptfluggebiete dieser Reviervögel bestätigten<br />
die Ergebnisse der letztjährigen Studie (vgl. Schlussbericht 2007). Die nördliche Grenze des<br />
Reviers Sonntagshorn (SH) verläuft dementsprechend am Grat zwischen Sonntagshorn und<br />
Reifelberg (vgl. Schlussbericht 2007). Die Bereiche nordwärts Richtung Rauschberg 1645 m<br />
ü. NN) scheinen - wie schon 2007 vermutet - nicht vom Revierpaar SH genutzt zu werden,<br />
sondern werden vom Revierpaar Dürnbachhorn (DH) beflogen.<br />
4.3 Bruterfolg<br />
Der Bruterfolg im Jahr 2008 ist im Vergleich zum Vorjahr auf 0,42 gesunken und liegt im<br />
Untersuchungsgebiet seit 2000 (= Jahr, seit dem mindestens zehn Brutpaare durchgehend<br />
überwacht werden) bei 0,26 flüggen Jungvögeln pro Paar und Jahr (vgl. Tab. 14). Im Jahr<br />
2008 konnten in zehn Revieren Horstbauaktivitäten beobachtet bzw. aufgrund der<br />
Verhaltensweisen auf eine solche rückgeschlossen werden. Lediglich in den Revieren Gotzen<br />
(GZ) und Hoher Staufen (HS) konnten keine derartigen Aktivitäten festgestellt werden.<br />
Ende März / Anfang April schritten sieben Brutpaare nachweislich zur Brut. Die<br />
Beobachtungen in den Revieren Röthelmoos (RM) und Sonntagshorn (SH) ließen<br />
Brutaktivitäten vermuten, ein besetzter Horst konnte in beiden Fällen allerdings nicht<br />
gefunden werden. Drei Brutpaare begannen definitiv nicht mit der Brut (Klausbach, Hoher<br />
12
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Staufen und Glunkerer). Die Horstbauaktivitäten in den Revieren Klausbach - in den Horsten<br />
KB 503 und KB 509 (bisher unbekannter Baumhorst) – sowie im Revier Glunkerer (GL 310,<br />
GL 304 sowie GL 305) reichten bis Mitte April. Im Revier Hoher Staufen (HS) wurden von<br />
externen Beobachtern - wie schon im Jahr 2006 - mehrfach drei ausgefärbte <strong>Steinadler</strong><br />
gemeinsam fliegend beobachtet. Ab Mai konnte das dort ansässige Revierpaar nicht mehr<br />
beobachtet werden. Der vermutete Partnerwechsel konnte somit nicht nachgewiesen werden<br />
(vgl. Schlussbericht 2007).<br />
Das Paar Klausbach konzentrierte seine Horstbauaktivitäten nach KB 503 vor allem auf einen<br />
bis dahin unbekannten Baumhorst (KB 509) im Bereich der Eiswand. Dort konnte das Paar<br />
bis Mitte April mehrfach mit Nistmaterial einfliegend und länger verweilend beobachtet<br />
werden. Zur Eiablage schien es jedoch nicht gekommen zu sein.<br />
Abb. 3: Bis 2008 unbekannter Baumhorst im Revier Klausbach (KB) / Bereich Eiswand. Mehr oder weniger<br />
deutlich zu erkennen ist der Altvogel (Pfeil) auf dem abgestorbenen Baum am linken Bildrand (Foto:<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung)<br />
Die Gründe für die Brutaufgabe im Revier Wachterl (WA) können – im Gegensatz zum Jahr<br />
2008 – nur vermutet werden (vgl. Kap. 5).<br />
Ebenfalls unbekannt sind die Gründe für den Brutabbruch im Revier Wimbach (WB). Dort<br />
konnte aufgrund eindeutiger Verhaltensweisen Ende März eine Eiablage dokumentiert<br />
werden. Mitte Mai 2008 wurde von den Altvögeln auch über mehrere Tage hinweg Beute<br />
eingetragen, weshalb von den Beobachtern der Schlupf mindestens) eines Jungvogels<br />
vermutet wurde. Ab dem 09.06.2008 wurde der Horst allerdings nicht mehr von den<br />
Altvögeln angeflogen. Der Horsteinstieg am 23.06.2008 verlief erfolglos: Es konnten weder<br />
13
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Reste von Eischalen noch eines oder mehrer Jungvögel gefunden werden. Auch Beutereste<br />
waren lediglich minimal vorhanden (Ergebnisse der Analyse stehen noch aus).<br />
Abb. 4: Blick in Horst WA 602 während der Horstbesteigung im Juni 2008. Gut zu erkennen ist das<br />
unbeschädigte Ei. Untersuchungen ergaben, dass das Ei wahrscheinlich befruchtet war (Foto:<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung)<br />
Unklar ist die Brutsituation im Revier Röthelmoos (RM). Beobachtungen in den Monaten<br />
März bis Mai ließen scheinbar zweifelsfrei Horstbau- und später Brutaktiväten vermuten.<br />
Dafür sprach auch, dass die Beobachtungen in den außerhalb der Brutzeit genutzten<br />
Bereichen (vgl. Schlussbericht 2007) auffällig weniger wurden. Ein exakter Horststandort<br />
konnte jedoch nicht ermittelt werden, allerdings wurde ein solcher im südlichen Revierteil in<br />
der Umgebung der sogenannten Hörndlwand vermutet. In diesem Bereich wurde schon im<br />
Jahr 2007 der Bruthorst vermutet, konnte allerdings schon damals nicht gefunden werden. Am<br />
17.06.2008 wurde von den Praktikanten am Seehauser Kienberg ein Felshorst (RM 1403)<br />
entdeckt, der mit zwei Jungvögeln besetzt war. Erst im November 2008 stellte sich eindeutig<br />
heraus, dass es sich bei den in Horst RM 1403 brütenden Vögeln nicht um <strong>Steinadler</strong><br />
gehandelt haben kann (vgl. Kap. 5).<br />
Horst RM 1403 wurde aufgrund des späten Zeitpunkts seiner Entdeckung nicht dem LfU zur<br />
Sperrung für Hubschrauberflüge gemeldet. Die zunächst gemeldeten zwei Jungadler wurden<br />
inzwischen aus den Bruterfolgslisten 2008 gestrichen.<br />
14
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Abb. 5: Blick auf Horst RM 1403 (Pfeil) mit Jungvogel (Kreis) am 21.06.2008 (Foto: <strong>Nationalpark</strong>verwaltung)<br />
Anfang August konnten im Untersuchungsgebiet vier Jungvögel dokumentiert werden. Dabei<br />
handelte es sich jeweils um einen Jungadler der Brutpaare Untersberg (UB), Hoher Göll<br />
(HG), Saalach (SA) und Ettenberg (EB). Ende September wurde im Revier Sonntagshorn ein<br />
weiterer Jungvogel nachgewiesen, der aufgrund seines Verhaltens gegenüber den<br />
Reviervögeln eindeutig als diesjährig eingestuft werden konnte. Der Horststandort im Revier<br />
Sonntagshorn (SH) ist unbekannt.<br />
Insgesamt wurden im Untersuchungsgebiet somit fünf Jungadler flügge. In den nicht mehr<br />
zum offiziellen Monitoring gehörenden Revieren Bluntau (BT) und Hochkranz (HK) wurde<br />
ebenfalls jeweils 1 Jungadler flügge, so dass auf der gesamten Untersuchungsfläche sieben<br />
Jungadler nachgewiesen werden konnten. Im Revier Reith (RH) kam es zu einem<br />
Brutabbruch vor dem Schlupf im Horst RH 901. Im Revier Blühnbach (BB) konnte keine<br />
Nachsuche durchgeführt werden, wobei die Beobachtungen während einer ganztägigen<br />
Revierbegehung im Juni Brutaktivitäten dieses Paares vermuten ließ.<br />
In Tabelle 14 ist der Bruterfolg sowie die Anzahl der Partnerwechsel und Brutabbrüche für<br />
die einzelnen Brutpaare im Untersuchungsgebiet wiedergegeben. Darüber hinaus ist der<br />
15
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Bruterfolg pro Jahr für alle kontrollierten Brutpaare innerhalb des AHP (d. h. ohne<br />
Reviere in Österreich angegeben (= blaue Zahlen).<br />
Tab. 14: Monitoring der Einzelreviere von 1994 bis 2008. Die offiziell ins AHP eingehenden Reviere sind grau unterlegt<br />
(Abkürzungen der Reviernamen vgl. Kap.2).<br />
Jahr<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
98<br />
99<br />
00<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07<br />
08<br />
∑<br />
JV<br />
BE<br />
P<br />
W<br />
BA<br />
RH<br />
9<br />
?<br />
?<br />
1<br />
?<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
BA<br />
1<br />
BA<br />
BA<br />
1<br />
0<br />
1<br />
BA<br />
6<br />
0,46<br />
-/?<br />
4<br />
RM<br />
14<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
1<br />
0<br />
1<br />
b<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
4<br />
0,4<br />
-/?<br />
?<br />
SH<br />
10<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
0<br />
b<br />
BA<br />
0<br />
BA<br />
0<br />
BA<br />
1<br />
1<br />
2<br />
0,22<br />
(?)<br />
1/?<br />
3<br />
HS<br />
11<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
0<br />
BA<br />
b<br />
BA<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0(?)<br />
-/?<br />
2<br />
SA<br />
7<br />
?<br />
?<br />
2<br />
?<br />
?<br />
1<br />
1<br />
0<br />
BA<br />
1<br />
BA<br />
1<br />
0<br />
BA<br />
1<br />
1<br />
8<br />
0,66<br />
-/?<br />
3<br />
UB<br />
8<br />
?<br />
?<br />
?<br />
0<br />
1a<br />
BA<br />
1a<br />
1a<br />
b<br />
PW<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
9<br />
0,69<br />
1<br />
1<br />
HG<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
b<br />
1<br />
b<br />
b<br />
BA<br />
b<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
5<br />
0,31<br />
-<br />
2<br />
BT<br />
12<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
0<br />
b<br />
b<br />
1<br />
0/?<br />
?<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
5<br />
0,45<br />
1<br />
?<br />
BE = Bruterfolg; PW = Partnerwechsel; BA = Brutabbruch; ∑ JV= Summe Jungvögel; a = 2 Nestlinge; b = Horstbauaktivitäten; RA =<br />
Revieraufgabe; 1 = als Folge auch Brutabbruch; ∑ = Summe; a = toter Nestling;<br />
* = Nachweis durch Dritte; 0 = kein Bruterfolg; ? = genaue Angaben fehlen<br />
16<br />
BB<br />
13<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
b<br />
1<br />
1*<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
?<br />
?<br />
3<br />
0,43<br />
-/?<br />
?<br />
GZ<br />
2<br />
?<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
b<br />
b<br />
0<br />
0<br />
RA<br />
RA<br />
RA<br />
RA<br />
0<br />
RA<br />
0<br />
0(?)<br />
-<br />
?<br />
GL<br />
3<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
b<br />
b<br />
BA<br />
b/?<br />
1<br />
1<br />
BA<br />
PW<br />
2<br />
0<br />
0<br />
4<br />
0,4<br />
1<br />
2<br />
WB<br />
4<br />
?<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
BA<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
BA<br />
BA<br />
2<br />
BA<br />
7<br />
0,46<br />
1<br />
4<br />
KB<br />
5<br />
0<br />
0<br />
0<br />
BA<br />
b<br />
1<br />
PW<br />
b<br />
BA<br />
BA<br />
BA<br />
1<br />
BA<br />
0<br />
1<br />
0<br />
3<br />
0,19<br />
1<br />
4<br />
WA<br />
6<br />
1<br />
RA 1<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
0<br />
BA<br />
0<br />
0<br />
BA<br />
1<br />
0,14<br />
1<br />
4<br />
HK<br />
15<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
4<br />
0,8<br />
0<br />
0<br />
EB<br />
16<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
-<br />
-<br />
1?<br />
BA<br />
1<br />
2<br />
0,66<br />
0<br />
1<br />
BE/<br />
J<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,4<br />
0<br />
0,2<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,3<br />
0,5<br />
0,2<br />
0,4<br />
0,7<br />
0,5<br />
63
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Im Revier Gotzen (GZ) konnte auch im Jahr 2008 kein Revierpaar festgestellt werden. Das<br />
Revierpaar Glunkerer (GL) nutzte im Untersuchungsjahr mit Vorliebe die Jagdgebiete rund<br />
um die Hohen Laafelder und somit innerhalb des Reviers Gotzen.<br />
Vor dem Schlupf des Jungvogels hat lediglich das Paar Wachterl (WA) seine Brutaktivitäten<br />
abgebrochen (vgl. Tab. 16). Die Beobachtungen aus dem Revier Hoher Staufen (HS) lassen<br />
einen eindeutigen Rückschluss auf Horstbauaktivitäten nicht zu. Der Beginn von<br />
Brutaktivitäten konnte ebenso wenig dokumentiert werden. Nach dem Schlupf hat das Paar<br />
Wimbach (WB) sein Brutgeschäft eingestellt. Die Ursachen hierfür sind unbekannt. Der Horst<br />
des Paares Hoher Göll (HG) lag erneut im Weißenbachtal und somit auf der österreichischen<br />
Seite des Hohen Göll. Ebenso wie im Jahr 2006 konnte auch 2008 kein Horststandort<br />
identifiziert werden, obwohl vom Weißenbachtal aus mehrere Beutetransporte beobachtet<br />
werden konnten. Aus diesem Grund wurden lediglich die Brutaktivitäten, nicht jedoch der<br />
Horststandort gemeldet.<br />
Tab.15: Brutbiologische Auswertung der einzelnen Revierpaare im Untersuchungsgebiet für das Jahr 2008. Die offiziell im<br />
AHP untersuchten Brutpaare sind grau unterlegt.<br />
Revier 1. Beobachtung / Eiablage Schlupf Anzahl Ausflug Brutabbruch Partner-<br />
Horstbau<br />
flügger JV<br />
wechsel<br />
HG 1 13.03. ca. 03.04. Mitte V 1 Ende VII - -<br />
GZ 2 Revier Gotzen im Jahr 2008 ohne Revierpaar<br />
GL 3 10.04. - - - - - -<br />
WB 4 09.03. 09.04. Mitte V - - nach Schlupf -<br />
WA 6 19.03. 04.04. - - - vor Schlupf -<br />
KB 5 27.02. - - - - - -<br />
SA 7 11.03. ca. 05.04. Mitte V 1 Mitte VII - -<br />
HS 11 - - - - - - -<br />
UB 8 22.03. ca. 04.04. Mitte V 1 Ende VII - -<br />
SH 10 ? ? ? 1 ? - -<br />
RM 14 - - - - - - -<br />
EB 16 20.03. ca. 20.03. Anfang V 1 Mitte VII - -<br />
RH 9 ? ca. 30.03. ? 1 Ende V vor Schlupf -<br />
BT 12 10.06. ? ? 1 Mitte VII - -<br />
BB 13 ? ? ? ? - - -<br />
HK 15 09.05. ca. 20.03. Anfang V 1 Mitte V -<br />
Das Geschlecht der ausgeflogenen Jungadler konnte 2008 nur in drei Revieren zugeordnet<br />
werden. So handelte es sich bei den beiden Jungvögeln im Revier Ettenberg (EB) und Hoher<br />
Göll (HG) zweifelsfrei um weibliche Jungvögel, im Revier Sonntagshorn (SH) sehr<br />
wahrscheinlich um einen Terzel. Die (wahrscheinliche) Zuordnung wurde durch den<br />
Vergleich zwischen Alt- und Jungvogel möglich. In den Revieren Untersberg (UB) und<br />
Saalach (SA) war eine Zuordnung nicht möglich, da die Jungvögel nach Ausflug nicht oder<br />
nicht nah genug mit den Altvögeln zusammen kreisend beobachtet werden konnten. In den<br />
nicht offiziell zum AHP gehörenden Revieren konnte das Geschlecht nur für den Jungvogel<br />
17
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Hochkranz (HK) als Weibchen, für den Jungvogel Bluntau (BT) dagegen nicht ermittelt<br />
werden.<br />
Tab. 16: Name der Reviere, ID-Nummer der jeweils benutzten Horste und Brutverlauf im Jahr 2008<br />
Reviername<br />
Wimbach<br />
Wachterl<br />
Hoher Göll<br />
Untersberg<br />
Saalach<br />
Sonntagshorn<br />
Ettenberg<br />
Horst-ID<br />
WB 404<br />
WA 602<br />
?<br />
UB 805<br />
Sa 702<br />
?<br />
EB 1602<br />
Höhe ü. NN<br />
1426 m<br />
1378 m<br />
?<br />
1217 m<br />
939 m<br />
?<br />
1024 m<br />
Tab. 17: Bruterfolg im Untersuchungsgebiet (nach Vorlage LfU)<br />
Brutverlauf<br />
Abbruch nach Schlupf /<br />
Mai 2008<br />
Abbruch vor Schlupf<br />
Ausflug Ende Juli<br />
Ausflug 23.07.08<br />
Ausflug vor 15.07.2008<br />
Ausflugsdatum unbekannt,<br />
1 JV ausgeflogen<br />
Ausflug ca. 18.07.2008<br />
Bemerkung<br />
Felshorst<br />
Felshorst<br />
Felshorst in Österreich<br />
Felshorst<br />
Felshorst<br />
?<br />
Felshorst<br />
Gesamtzahl kontrollierter Brutpaare? 11<br />
Aufgegebene / nicht besetzte <strong>Steinadler</strong>reviere? GZ 1<br />
Paare nur mit Horstbau, aber ohne Brutbeginn? KB, GL, RM 3<br />
Partnerwechsel bis zum Beginn der Brutzeit? - 0<br />
Paare mit Brutaufgabe vor dem Schlupf? WA 1<br />
Paare mit Brutaufgabe nach dem Schlupf? WB 1<br />
Anzahl flügger Juv.? - davon Zwillingsbruten? HG, SA, UB, EB, SH 5/0<br />
Keine genaueren Ergebnisse in x Revieren? HS 1<br />
Anzahl Totfunde? RM (?) 1 (?)<br />
Im Revier Sonntagshorn (SH) konnte erneut kein aktuell besetzter Horst identifiziert werden.<br />
Im Gegensatz zu den Vorjahren konnten auch keine Horstbau- bzw. Brutaktivitäten<br />
beobachtet werden. Einziger Anhaltspunkt für ein mögliches Brutgeschäft waren mehrere<br />
„Alleinflüge“ der Altvögel während der potenziellen Brut- bzw. Nestlingszeit. Die Nachsuche<br />
im Revier verlief dagegen erfolgreich: Im September konnte ein bettelnder Jungadler<br />
mehrfach mit den Reviervögeln beobachtet werden. Dieses Ergebnis wurde auch von Herrn<br />
Zeininger (Hüttenbesitzer im Steinbachtal / Bogenhorn) bestätigt. Im Revier Röthelmoos<br />
bestand bis Mitte Juni aufgrund der Verhaltensweisen der Altvögel Brutverdacht, ohne<br />
zunächst einen entsprechenden Horststandort finden zu können. Erst mit der Entdeckung von<br />
RM 1403 (Juni) glaubte man den Horststandort gefunden zu haben, bis sich mit Auftauchen<br />
geeigneter Fotos im Oktober 2008 diese Einschätzung als falsch herausstellte (vgl. Kap. 5).<br />
18
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Tab. 18: Der Bruterfolg der <strong>Steinadler</strong> in den <strong>Berchtesgaden</strong>er und Salzburger Kalkalpen von 1979 bis 2008 unter<br />
Berücksichtigung der unveröfftl. Daten von LINK (1987) für den Zeitraum zwischen 1979 und 1987.<br />
Jahr<br />
1979<br />
1980<br />
1981<br />
1982<br />
1983<br />
1984<br />
1985<br />
1986<br />
1987<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
∑<br />
AbP<br />
4<br />
4<br />
9<br />
9<br />
9<br />
9<br />
9<br />
9<br />
9<br />
9<br />
14<br />
13<br />
13<br />
13<br />
13<br />
13<br />
13<br />
13<br />
13<br />
12<br />
12<br />
11<br />
11<br />
12<br />
12<br />
12<br />
AkP<br />
4<br />
4<br />
8<br />
9<br />
9<br />
9<br />
9<br />
8<br />
9<br />
3<br />
5<br />
6<br />
6<br />
6<br />
8<br />
12<br />
13<br />
13<br />
13<br />
12<br />
12<br />
10<br />
10<br />
11<br />
11<br />
220<br />
eb<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
BA<br />
?<br />
?<br />
1<br />
6<br />
4<br />
0<br />
2<br />
0<br />
0<br />
1 JV<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2 JV<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
Σ<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
1<br />
% R<br />
Ausweitung des Monitoringgebiets im Rahmen des <strong>Steinadler</strong>projekts der Allianz Umweltstiftung<br />
1<br />
1<br />
2<br />
0<br />
2<br />
3<br />
3<br />
2<br />
4<br />
4<br />
4<br />
6<br />
2<br />
3<br />
7<br />
5<br />
62<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0/?<br />
6<br />
2<br />
4<br />
2<br />
3<br />
3<br />
1<br />
2<br />
40<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
2<br />
3<br />
3<br />
2<br />
4<br />
4<br />
4<br />
6<br />
2<br />
2<br />
6<br />
5<br />
59<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
3<br />
BE = Bruterfolg; PW = Partnerwechsel; BA = Brutabbruch; ∑ JV = Summe Jungvögel; a = 2 Nestlinge; b = Horstbauaktivitäten; RA =<br />
Revieraufgabe; 1 = als Folge auch Brutabbruch; AbP = Anzahl bekannter Paare; AkP = Anzahl kontrollierter Paare; ∑ = Summe; a = toter<br />
Nestling; R = Anzahl reproduzierender Paare (in %)<br />
Eb = erfolgreich brütend; TF = Todfund<br />
19<br />
1<br />
1<br />
3<br />
0<br />
2<br />
3<br />
3<br />
2<br />
4<br />
4<br />
4<br />
6<br />
2<br />
4<br />
8<br />
5<br />
65<br />
50<br />
25<br />
13<br />
11<br />
22<br />
22<br />
11<br />
25<br />
11<br />
33<br />
20<br />
33<br />
16<br />
33<br />
38<br />
25<br />
17<br />
31<br />
31<br />
33<br />
50<br />
18<br />
27<br />
63<br />
41<br />
29<br />
BE<br />
0,5<br />
0,25<br />
0,12<br />
0,11<br />
0,22<br />
0,22<br />
0,11<br />
0,25<br />
0,11<br />
0,33<br />
0,2<br />
0,5<br />
0<br />
0,33<br />
0,38<br />
0,25<br />
0,15<br />
0,31<br />
0,31<br />
0,33<br />
0,5<br />
0,2<br />
0,4<br />
0,7<br />
0,4<br />
0,29<br />
TF<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2 a<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1 a<br />
1 a<br />
1<br />
1 a<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
6<br />
PW<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
?<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
6<br />
RA<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
7
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
In den vier Revieren auf österreichischem Gebiet konnte in den Revieren Hochkranz und<br />
Bluntau jeweils 1 JV nachgewiesen werden.<br />
Um das Bild bezüglich Brutverhalten der <strong>Steinadler</strong> im Untersuchungsgebiet abzurunden,<br />
wurde wie in den Jahren zuvor eine vergleichbare Auswertung der Beobachtungsdaten von<br />
LINK (1987, unveröfftl.) mit einbezogen.<br />
Die Anzahl kontrollierter Brutpaare liegt über 20 Jahre bei insgesamt 220 (die<br />
österreichischen Reviere werden seit 2003 nicht mehr in dieser Statistik berücksichtigt). Der<br />
Bruterfolg für den <strong>Steinadler</strong> in den <strong>Berchtesgaden</strong>er bzw. Salzburger Kalkalpen liegt im Jahr<br />
2008 mit 0,41 flüggen JV pro Paar nach wie vor deutlich, im langjährigen Mittel (1987–2008)<br />
mit 0,29 flüggen Jungvögeln pro Paar und Jahr knapp über dem für die übrige deutsche<br />
Teilpopulation angegebenen Mittelwert Ende der 90iger Jahre von 0,18 bzw. 0,21 (vgl.<br />
SCHÖPF 1989, BEZZEL & FÜNFSTÜCK 1994 und KLUTH 1999). Der Prozentsatz der<br />
sicher brütenden Paare im Untersuchungsgebiet liegt für das Jahr 2008 bei 59 %, die Zahl der<br />
Nichtbrüter bei 41 % (vgl. Abb. 7).<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1979<br />
1981<br />
1983<br />
1985<br />
1987<br />
1994<br />
1996<br />
1998<br />
2000<br />
2002<br />
2004<br />
2006<br />
Kontrollierte Brutpaare Erfolgreiche Brutpaare Bruterfolg<br />
2008 0<br />
Abb. 6: Entwicklung des Bruterfolgs im Untersuchungsgebiet zwischen 1979 und 2008 (zwischen 1988 und 1993 kein<br />
Monitoring)<br />
Im Untersuchungsjahr wurde den Projektbearbeitern „indirekt“ ein toter Adler gemeldet. Im<br />
Spätsommer entdeckte ein Waldarbeiter bei Forstarbeiten im Bereich Hochfelln die Überreste<br />
einer Greifvogelschwinge, die er nach eigenen Aussagen „zweifelsfrei“ als<br />
<strong>Steinadler</strong>schwinge identifizierte. Als Andenken hatte er sich eine der wenigen gut erhaltenen<br />
Handfedern mitgenommen. Da er von der Illegalität dieser Handlung wusste, erzählte er von<br />
seinem Fund zunächst nur einer ihm „bekannten Person“, welche die Geschichte wiederum<br />
dem zuständigen Revierförster weitergab. Leider „erinnerte“ sich der Waldarbeiter auf<br />
20<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Nachfragen des Revierförsters nicht mehr an den Fundort, weshalb ein Nachforschen<br />
zunächst unmöglich wurde. Erst auf „Zureden“ der Projektbearbeiter und Zusicherung, dass<br />
die gefundene Feder behalten werden darf, erklärte sich der Finder bereit, die Feder über den<br />
Revierleiter an uns weiterzugeben, um genetische Untersuchungen durchführen zu können.<br />
Die Feder war bis Dezember 2008 noch nicht bei den Projektbearbeitern eingetroffen.<br />
Mehrere Beobachtungstage im entsprechenden <strong>Steinadler</strong>revier ergaben, dass tatsächlich<br />
immer nur ein Altvogel beobachtet werden konnte. Ob es sich bei den beobachteten Adlern<br />
jeweils um das gleiche Individuum gehandelt hat, konnte bedauerlicherweise nicht geklärt<br />
werden.<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Kontrollierte Paare Erfolgreiche Paare Nichtbrüter<br />
Abb. 7: Entwicklung der Anzahl erfolgreich brütender Paare sowie Nichtbrüter während der kontinuierlichen<br />
Erhebungsphase zwischen 1999 und 2008<br />
4.4 Fremdadler<br />
Tabelle 19 gibt die Anzahl der im Untersuchungsgebiet im Jahr 2008 tatsächlich<br />
dokumentierten Einzel- bzw. Fremdadlerbeobachtungen wieder. Selbstverständlich geben<br />
diese Daten keinen vollständigen Eindruck der Fremdadlereinflüge sondern sind vielmehr<br />
stark abhängig von der jeweiligen Beobachtungsintensität. Die Angabe des Bruterfolgs im<br />
Untersuchungsjahr dient daher lediglich als Hinweis auf mögliche Effekte der<br />
„Einzeladlerbelastung“ auf das Brutverhalten der Revieradler.<br />
Die Zahl der Beobachtungstage, an denen im Untersuchungsgebiet umherstreifende<br />
Fremdadler dokumentiert werden konnten, war mit zehn Tagen etwa so hoch wie 2007 (acht<br />
Tage), jedoch deutlich niedriger als im Jahr 2006 (13 Tage) bzw. im Jahr 2005 (52 Tage).<br />
21
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Tab. 19: Einzeladlernachweise im Untersuchungsgebiet 2008<br />
Revier Datum<br />
Bruterfolg<br />
2008<br />
Hoher Göll (1) 14.05. 1 JV<br />
Gotzen (2) Revier nicht besetzt -<br />
Glunkerer (3) Keine derartigen Beobachtungen -<br />
Wimbach (4) 20.2./28.2. -<br />
Klausbach (5) 21.07. -<br />
Wachterl (6) 10.04./08.09. -<br />
Saalach (7) 10.03./10.05. 1 JV<br />
Untersberg (8) 09.04. (Jungvogel 2007 bettelt M an) 1 JV<br />
Sonntagshorn (10) 24.11. 1 JV<br />
Hoher Staufen (11) Keine derartigen Beobachtungen -<br />
Röthelmoos (14) Keine derartigen Beobachtungen -<br />
Ettenberg (16) Keine derartigen Beobachtungen 1 JV<br />
4.5 Beutereste<br />
Bis Ende November 2008 wurden neun Horstbegehungen durchgeführt. Im Einzelnen handelt<br />
es sich um die Horste WB 404, EB 1602, RM 1403, UB 805, BT 1202, HK 1502, SA 702,<br />
HG 104 und WA 602 (vgl. Tab. 19).<br />
In Zusammenarbeit mit dem <strong>Nationalpark</strong>dienst der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong><br />
wurden sieben Horste untersucht (WB 404, EB 1602, RM 1403, UB 805, HK 1502, SA 702<br />
und WA 602), der Horst BT 1202 wurde mit Hilfe von Praktikanten und freiwilligen Helfern<br />
bestiegen. Der Einstieg in Horst HG 105 am 13.10.2008 durch den NP-Dienst musste<br />
aufgrund der Steilheit bzw. Unzugänglichkeit des Geländes abgebrochen werden. Im Horst<br />
RM 1403 konnten weder Beutereste noch Federmaterial geborgen werden (vgl. Kap. 5).<br />
Die Ergebnisse der detaillierten Untersuchung durch Mitarbeiter der Vogelschutzwarte<br />
Garmisch lagen bei Erstellung dieses Abschlussberichts leider noch nicht vor.<br />
Tab. 20: Zusammenfassung der Horstbesteigungen 2008<br />
Datum der<br />
Letzte Brut<br />
/<br />
Horst-ID Besteigung Besteiger Entnahme<br />
Brutversuch<br />
WB 404 23.06.2008 NP-Dienst Beutereste / Federmaterial 2005<br />
Bisher<br />
unbekannter<br />
RM 1403 29.07.2008 NP-Dienst -<br />
Horst<br />
SA 702 20.10.2008 NP-Dienst Beutereste / Federmaterial 2007<br />
WA 602 09.06.2008 Mitarbeiter / Helfer Ei (wahrscheinlich befruchtet), Federmaterial 2007<br />
EB 1602 07.10.2008 Mitarbeiter / Helfer Federmaterial 2007<br />
BT 1202 26.10.2008 Mitarbeiter / Helfer Beutereste / Federmaterial 2006<br />
HK 1502 12.09.2008 NP-Dienst Beutereste / Federmaterial 2007<br />
UB 805 24.09.2008 NP-Dienst Beutereste / Federmaterial 2007<br />
HG 105 13.10.2008 NP-Dienst - 2007<br />
22
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
4.6 Individualkartei<br />
Die Ergebnisse der Individualkartei für das Jahr 2008 sind in den Abbildungen 8 bis 18<br />
dargestellt.<br />
Im Jahr 2007 war es im Revier Röthelmoos (RM) zu einem Partnerwechsel gekommen (vgl.<br />
Schlussbericht 2007).<br />
Im Revier Gotzen (GZ) konnte kein Revierpaar festgestellt werden, weshalb auch keine<br />
Individualkartei erstellt werden konnte.<br />
Für die österreichischen Reviere Bluntau (BT), Blühnbach (BB), Hochkranz (HK) und Reith<br />
(RH) wurden ebenfalls Individualkarteien erarbeitet, welche diesem Bericht als Anhang 1 bis<br />
4 beigefügt sind.<br />
Abb. 8: Revierpaar Hoher Göll<br />
Männchen Weibchen<br />
Im Revier Hoher Göll (HG) wirkt der Terzel etwas dunkler als das Weibchen, das zudem<br />
nach wie vor hellere Gefiederpartien im Handschwingen (HS) - und Armschwingen (AS) -<br />
Bereich aufweist. Zudem ist beim Weibchen von oben die Schwanzbinde deutlich hell<br />
abgesetzt zu erkennen. Zum letzten Erhebungszeitpunkt (September 2008) waren bei beiden<br />
Vögeln keine Gefiederlücken zu erkennen.<br />
Abb. 9: Revierpaar Glunkerer (GK)<br />
Männchen Weibchen<br />
23
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Der Terzel des Reviers Glunkerer ist vollständig ausgefärbt und hatte zum letzten<br />
Erhebungszeitpunkt (Oktober 2008) keine Gefiederlücken. Das Weibchen ist auffällig größer<br />
und besitzt nach wie vor mehrere helle (cremefarbene) Gefiederpartien, vor allem im HS-<br />
Bereich sowie in der Schwanzbinde (oben). Zuletzt hatte sie eine gut sichtbare Gefiederlücke<br />
im rechten AS-Bereich.<br />
Abb. 10: Revierpaar Wimbach (WB)<br />
Männchen Weibchen<br />
Beide Altvögel im Revier Wimbach sind komplett ausgefärbt, das Männchen wirkt im AS-<br />
Bereich etwas heller, ist zudem deutlich kleiner als das Weibchen. Beide Altvögel wiesen<br />
zuletzt (Dezember 2008) keinerlei Gefiederlücken auf.<br />
Abb. 11: Revierpaar Klausbach (KB)<br />
Männchen Weibchen<br />
Der Terzel im Revier Klausbach ist vollständig ausgefärbt (> 20 Jahre). Das Weibchen hat<br />
nach wie vor hellere, cremefarbene Unterflügelpartien, die je nach Lichteinfall und Jahreszeit<br />
(im Winter bei stark reflektierendem Schnee sehr hell wirkend; im Sommer eher cremefarben)<br />
unterschiedlich hell wirken. Im Dezember 2008 hatte das Weibchen im linken HS-Bereich<br />
sowie im rechten AS- und HS-Bereich jeweils eine deutliche Gefiederlücke.<br />
24
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Abb. 12: Revierpaar Saalach (SA)<br />
Männchen Weibchen<br />
Der Terzel des Paares Saalach ist auffällig dunkel gefärbt und hatte zum letzten<br />
Erhebungszeitpunkt (November 2008) keine aktuellen Gefiederlücken. Das Weibchen wirkt<br />
deutlich heller; auffällig sind vor allem die beiden hell-cremefarbenen Bereiche im Übergang<br />
zwischen AS- und HS-Bereich. Zuletzt waren auch bei ihr keine Gefiederlücken erkennbar.<br />
Abb. 13: Revierpaar Untersberg (UB)<br />
Männchen Weibchen<br />
Beide Altvögel im Revier Untersberg sind komplett ausgefärbt und nur anhand des<br />
Größenunterschiedes zu unterscheiden. Zum letzten Erhebungszeitpunkt (November 2008)<br />
war beim Terzel eine Gefiederlücke im rechten HS-Bereich, beim Weibchen eine Lücke im<br />
linken HS-Bereich zu erkennen.<br />
Abb. 14: Revierpaar Hoher Staufen (HS)<br />
Männchen Weibchen<br />
25
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Der Terzel ist deutlich kleiner als das Weibchen und komplett ausgefärbt. Schmale, etwas<br />
heller braune Bereiche im AS-Bereich bei entsprechendem Licht sichtbar. Insgesamt sehr<br />
dunkel wirkend. Auch das Weibchen ist ausgefärbt, wobei zwischen AS- und HS-Bereich<br />
jeweils 3 relativ klar abgegrenzte Aufhellungen zu erkennen sind. Zum letzten<br />
Beobachtungszeitpunkt (Mai 2008) waren keine auffälligen Gefiederlücken erkennbar.<br />
Abb. 15: Revierpaar Sonntagshorn (SH)<br />
Männchen Weibchen<br />
Während der Terzel nach wie vor komplett ausgefärbt wirkt, ist das Weibchen mit deutlich<br />
hellerem Gefieder sehr auffällig. Besonders die weißlichen Partien der Armschwingen lassen<br />
eine schnelle Unterscheidung zu. Zum letzten Erhebungstermin (September 2008) waren bei<br />
beiden Vögeln keine Gefiederlücken erkennbar.<br />
Abb. 16: Revierpaar Röthelmoos (RM)<br />
Männchen Weibchen<br />
Das Männchen im Revier Röthelmoos (RM) wirkt vollständig ausgefärbt, bei entsprechenden<br />
Lichtbedingungen sind allerdings zwei hellere, deutlich abgegrenzte Partien am jeweiligen<br />
Flügelansatz zu erkennen. Im Gegensatz dazu sind die helleren Gefiederpartien des<br />
Weibchens mehr oder weniger diffus auf die gesamte AS-Fläche verteilt. Das Weibchen wies<br />
zum letzten Beobachtungszeitpunkt im September 2008 eine größere Gefiederlücke im linken<br />
HS-Bereich auf.<br />
26
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Abb. 17: Revierpaar Wachterl (WA)<br />
Männchen Weibchen<br />
Der Terzel im Revier Wachterl ist komplett ausgefärbt und wies zum letzten<br />
Erhebungszeitpunkt (Dezember 2008) keine Gefiederlücken auf. Das Weibchen ist nach wie<br />
vor insgesamt sehr auffällig, besitzt deutlich helle Flügelbereiche in beiden Schwingen sowie<br />
eine relativ helle Schwanzbinde. Markant ist auch der jeweils ausgefranst wirkende AS-<br />
Hinterrand.<br />
Abb. 18: Revierpaar Ettenberg (EB)<br />
Männchen Weibchen<br />
Beide Reviervögel sind nahezu komplett ausgefärbt, was bei entsprechenden<br />
Lichtbedingungen (z. B. reflektierender Schnee im Frühjahr) durchaus anders wirken kann.<br />
Etwas hellere Flügelpartien sind beim Weibchen eher diffus auf den AS- und HS-Bereich<br />
verteilt und wirken beim Terzel eher auf den Ansatz der Handschwingen begrenzt. Aktuell<br />
(November 2008) sind keine Gefiederlücken erkennbar.<br />
27
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
4.7 Erfolgskontrolle Hubschrauberflüge<br />
Im Jahr 2008 wurden dem LfU insgesamt acht Horste gemeldet. Mit der Weitergabe an die<br />
Hubschrauberverbände wurden die Horste bis zur Entsperrung (maximal bis 30.06.) für<br />
Hubschrauberflüge in einem dreidimensionalen Umkreis von 1 km gesperrt. In den Horsten<br />
UB 805, SA 702, EB 1602 wurde erfolgreich und ohne Beeinträchtigungen durch<br />
Hubschrauber gebrütet. Fluggebundene Störungen durch fortbetriebliche Maßnahmen als<br />
Folge der Sturmschäden durch „Kyrill“ (2007) im Bereich von Horst WA 602 können nicht<br />
ausgeschlossen werden, wurden jedoch nicht beobachtet. Auch der Forstbetrieb<br />
<strong>Berchtesgaden</strong> war durch die Weitergabe der Horstkoordinaten sowie von Kartenmaterial<br />
über die Sensibilität des Bereichs „Vogelspitz“ informiert. Die Ursachen für die Brutaufgabe<br />
vor Schlupf sind hier ebenso unbekannt wie diejenigen im Horst WB 404 nach Schlupf<br />
(mindestens) eines Jungvogels.<br />
Im Revier Untersberg (UB) kam es am 19.6.2009 aufgrund einer Rettungsaktion für eine<br />
vermisste Person zu erheblichen fluggebundenen Störungen im unmittelbaren Horstbereich<br />
von UB 805. Das Brutpaar zeigte sich während dieser ca. sieben Stunden dauernden Aktion<br />
dennoch mehrfach am Horst. Die Brut wurde nicht abgebrochen und Mitte Juli konnte der<br />
Ausflug eines Jungadlers dokumentiert werden.<br />
Tab. 21: Sperrung und Entsperrung von Horsten im Jahr 2008. Die grau unterlegten Horste zeigen diejenigen mit flüggem<br />
Jungvogel im Jahr 2008<br />
Lfd.<br />
Nr Horst-ID Sperrung Anlass / Bemerkungen Entsperrung<br />
15.04.2008 /keine<br />
1 GL 204 27.02.2008 Beide Altvögel tragen Nistmaterial ein<br />
Aktivitäten mehr<br />
2 WA 602 19.03.2008 Mehrere Anflüge beider Altvögel 25.4.2007 / Brutabbruch<br />
1 Altvogel trägt über längeren Zeitraum Nistmaterial 14.05.2008 / keine<br />
3 KB 503 27.02.2008<br />
ein<br />
Aktivitäten mehr<br />
30.04.2008 / keine<br />
4 KB 502 27.02.2008 Anflüge beider Altvögel<br />
Aktivitäten mehr<br />
5 UB 805 09.04.2008 Brutablöse Keine / 1 Jungvogel<br />
6 SA 702 11.03.2008 Beide Altvögel kurz im Horst + Brutablöse Keine / 1 Jungvogel<br />
7 WB 404 09.04.2008 Brutablöse 14.05.2008 / Brutabbruch<br />
8 EB 1602 11.04.2008 Mehrere Brutwechsel keine / 1 Jungvogel<br />
Darüber hinaus wurden keine deutlichen Missachtungen bzw. Unterschreitungen der<br />
vorgegebenen Mindestabstände durch Hubschrauber im Bereich von gemeldeten<br />
Horstbereichen dokumentiert.<br />
Für alle gemeldeten Horste wurde je nach Aktualität bis spätestens 14.05.2008 wieder<br />
„Entwarnung“ gegeben und dieser Bereich somit für den Flugverkehr wieder „freigegeben“.<br />
28
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Die Zusammenarbeit mit den Hubschrauberverbänden verlief im Untersuchungsgebiet im<br />
Jahr 2008 reibungslos.<br />
In den Revieren Untersberg (UB), Hoher Göll (HG), Saalach (SA) und Ettenberg (EB)<br />
konnten die vier Jungvögel wohlbehalten ausfliegen.<br />
Interessant war das Verhalten der beiden territorialen <strong>Steinadler</strong> im Revier Hoher Göll (HG)<br />
im Zusammenhang mit dem „Modellflugbetrieb“ im Bereich Roßfeld.<br />
Am 11.08.2009 konnte dort beobachtet werden, wie beide Altvögel scheinbar unbeeindruckt<br />
von den Aktivitäten mehrerer Modellflugsportler über längere Zeit „gemeinsam“ mit deren<br />
Modellfliegern in der Thermik kreisten. Ein aggressives Verhalten war ebenso wenig zu<br />
registrieren wie etwaige Ausweichbewegungen.<br />
4.8 Praktikanten und Helfer<br />
Tabelle 22 gibt einen Überblick der PraktikantenInnen im Jahr 2008.<br />
Tab. 22: Übersicht über die PraktikantenInnen mit entsprechenden Praktikums-Zeiträumen im Jahr 2008<br />
Praktikanten<br />
2008<br />
Monat<br />
NAME<br />
Janine Kunz<br />
Yves-Daniel<br />
Hoffmann<br />
Christine Metzger<br />
Katharina Kunkel<br />
Ophelie<br />
Touchmoulin<br />
Andreas Betz<br />
Sebastian Sehy<br />
Teresa Jahn<br />
Caroline Häusler<br />
Tobias Ehnes<br />
Toni Wegscheider<br />
Marcel Flemming<br />
Cordula Neumann<br />
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII<br />
29
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
___________________________________________________________________________<br />
Die Praktikanten kamen aus den Studienbereichen Biologie (UNI Wien bzw. LMU<br />
München), Sozialpädagogik (Fern-UNI Hagen), International Forest Ecosystem Management<br />
(FH Eberswalde), Landschaftspflege bzw. Wald- und Forstwirtschaft (FH Weihenstephan),<br />
International Nature Conservation (UNI Göttingen), Science and Executive Engeneering<br />
(Agro Paris Tech), Landschaftsökologie (UNI Münster), Landschaftsökologie & Naturschutz<br />
(UNI Greifswald).<br />
Die Einsatzschwerpunkte der Praktikanten lagen in folgenden Bereichen:<br />
• Revierkartierung<br />
• Aktualisierung der Individualkartei<br />
• Horstsuche<br />
• Brutüberwachung<br />
• Datenübertragung und Auswertung mit Hilfe des Geographischen<br />
Informationssystems (ESRI / ArcGIS 9.2)<br />
• Durchführung von Wanderungen zum Thema „<strong>Steinadler</strong>“.<br />
In den Monaten Februar bis April wurden von den Praktikanten schwerpunktmäßig die<br />
Bereiche Revierkartierung, Individualkartei, Erfolgskontrolle und Horstsuche bearbeitet. Von<br />
Mai bis Juni konzentrierten sie sich auf die Arbeitsmodule Brutüberwachung sowie<br />
Erfolgskontrolle. Im Zeitraum Juli bis Oktober standen Umweltbildung, Nachsuche,<br />
Brutkontrolle und Datenübertragung im Mittelpunkt der Tätigkeiten. Ab November<br />
bearbeiten die Praktikanten ähnliche Inhalte, werden aber über eigene Haushaltstitel der<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung finanziert.<br />
Als ehrenamtliche Helfer bei der Suche und Überwachung von besetzten <strong>Steinadler</strong>horsten<br />
arbeiteten während der Brutphase zehn interessierte Naturschützer bzw. ehemalige<br />
Praktikanten/Innen mit. Dabei handelte es sich um folgende Personen:<br />
• Hans-Werner Scheller<br />
• Hubert Dufter<br />
• Franz Obermeyer<br />
• Nikolaus Mieslinger<br />
• Dr. Hubert Zierl<br />
• Arno Sigl<br />
• Siegfried Nagl<br />
• Peter Suppan<br />
• Biggi Suppan<br />
• Stefan Mayr<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Ein „Runder Tisch“ konnte aus terminlichen Gründen im Jahr 2008 nicht durchgeführt<br />
werden.<br />
Des weiteren werden auch von den Mitarbeitern der <strong>Nationalpark</strong>wacht bzw. von den<br />
Berufsjägern im <strong>Nationalpark</strong> einzelne Beobachtungsdaten an die Projektbearbeiter<br />
weitergeleitet.<br />
4.9 Geführte Wanderungen<br />
Dieses Arbeitsmodul gehört nicht zum Auftrag des LfU, stellt aber für die<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong> ein wichtiges Umweltbildungswerkzeug dar.<br />
Abb. 20: Führung zum Thema „Ins Tal der Adler“ im Rahmen des Sommer-Wanderprogramms im Jahr 2008 (Foto:<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung)<br />
Erstmals wurden auch im Winter-Wanderprogramm der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung (Mitte<br />
Dezember 2007 bis Mitte April 2008) Führungen zum Thema „Ins Reich des <strong>Steinadler</strong>s“<br />
angeboten. An diesen Veranstaltungen nahmen insgesamt 149 Besucher des <strong>Nationalpark</strong>s<br />
teil, was einem Durchschnitt von 20 Teilnehmern entspricht. Drei Führungen mussten wegen<br />
Schlechtwetters abgesagt werden. Bei Schlechtwetter wird ein Ersatzprogramm in der<br />
<strong>Nationalpark</strong>-Infostelle Hintersee geboten.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Bei Wanderungen unter dem Motto „Ins Tal der Adler“ im Rahmen des Sommer-<br />
Wanderprogramms der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung wurden 2008 im Zeitraum Juni bis Oktober<br />
während 20 Veranstaltungen insgesamt 560 Personen geführt. Auf drei angemeldeten<br />
Fachexkursionen zum Thema „<strong>Steinadler</strong>“ wurden im Jahr 2008 weitere 121 Personen<br />
geführt.<br />
Tab. 23: Veranstaltungsart, Anzahl der Veranstaltungen und Teilnehmerzahl 2008<br />
Wanderprogramm<br />
560 Teilnehmer (Ø 28)<br />
20 Veranstaltungen<br />
Angemeldete Führung<br />
121 Teilnehmer (Ø 40)<br />
3 Veranstaltungen<br />
Führungen zum Thema „<strong>Steinadler</strong>“ wurden u.a. von folgenden Institutionen angemeldet:<br />
CJD-Christophorusschule <strong>Berchtesgaden</strong>, Landesbund für Vogelschutz (KG <strong>Berchtesgaden</strong>er<br />
Land), Bildungswerk Salzburg. Zwei Veranstaltungen mussten wegen Schlechtwetters<br />
ausfallen.<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
3.1.<br />
17.1.<br />
31.1.<br />
14.2.<br />
28.2.<br />
13.3.<br />
27.3.<br />
17.4.<br />
3.5.<br />
16.6.<br />
Winter-Wanderprogramm NP Sommer-Wanderprogramm NP Angemeldete Führungen<br />
Abb. 21: Termine und Verteilung der Teilnehmer pro Veranstaltung im Jahr 2008<br />
32<br />
19.6.<br />
3.7.<br />
31.7.<br />
14.8.<br />
28.8.<br />
11.9.<br />
30.9.<br />
9.10.
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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4.10 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Wie bereits in den vergangenen Jahren gab es auch 2008 zahlreiche Presseanfragen bezüglich<br />
einer aktuellen Berichterstattung zum Thema <strong>Steinadler</strong>. Darüber hinaus wurde in der<br />
regionalen und überregionalen Presse in mehreren Artikeln über das Projekt berichtet.<br />
Auf der Homepage der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong> (www.nationalpark-<br />
berchtesgaden.de) wurde die Karte weiterhin gepflegt, in der die Horstbereiche der brütenden<br />
<strong>Steinadler</strong> markiert werden. Diese Karte dient Gleitschirm- und Hängegleiterpiloten als<br />
Orientierung im Zusammenhang mit der Meidung von sensiblen Bereichen im Umkreis von<br />
500 m.<br />
<strong>Berchtesgaden</strong><br />
Ramsau<br />
Bad Reichenhall<br />
Abb. 22: Beispiel der aktualisierbaren Karte für Gleitschirm- und Drachenflieger (15.05.2008) auf der Homepage der<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong> (Quelle: <strong>Nationalpark</strong>verwaltung)<br />
Im Rahmen mehrerer Vorträge wurde eingehend über Inhalte und Zielsetzungen des<br />
<strong>Artenhilfsprogramm</strong>s allgemein bzw. im Untersuchungsgebiet im Speziellen berichtet (vgl.<br />
Tab. 24).<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Tab. 24: Vorträge mit Schwerpunktthema „<strong>Artenhilfsprogramm</strong> <strong>Steinadler</strong>“ im Jahr 2008<br />
Datum Ort / Anlass Zuhörer<br />
08.03.2008 Nagoya / Japan (Int. Symposium zum Thema<br />
„Greifvogelschutz“)<br />
90<br />
09.02.2008 DCB Ruhpolding / JHV 55<br />
08.03.2008 Paterzell / Sicherheitsseminar Segelflieger 80<br />
Für das AHP <strong>Steinadler</strong> im Untersuchungsgebiet kann die Akzeptanz innerhalb der<br />
Bevölkerung auch im Erhebungsjahr 2008 weiterhin als positiv bewertet werden.<br />
Die Pflege des Winterfressplatzes für <strong>Steinadler</strong> im Klausbachtal ist ebenfalls kein<br />
Arbeitsmodul im AHP, stellt aber seit 1997 eine wichtige und öffentlichkeitswirksame<br />
Umweltbildungsmaßnahme dar (vgl. Schlussbericht 2007). Auch im Winter 2007 / 2008<br />
wurde der Fressplatz von den Revieradlern des Paares Klausbach zur Nahrungsaufnahme<br />
aufgesucht. Häufig war dabei auch der Jungadler des Vorjahres anzutreffen – manchmal alle<br />
drei Adler gleichzeitig. Die <strong>Steinadler</strong> nutzten den Fressplatz ab 31.1.2008, obwohl schon seit<br />
Mitte Dezember 2007 angeködert wurde. Mit Hilfe einer automatischen Kamera wurde die<br />
Anwesenheit der <strong>Steinadler</strong> dokumentiert und im Rahmen einer Bachelorarbeit hinsichtlich<br />
verschiedener Parameter wie z. B. durchschnittliche Aufenthaltsdauer, Anzahl gleichzeitig<br />
anwesender Individuen, bevorzugte Tageszeit etc. ausgewertet.<br />
40 min<br />
35 min<br />
30 min<br />
25 min<br />
20 min<br />
15 min<br />
10 min<br />
5 min<br />
0 min<br />
36,05<br />
19,36<br />
35,29<br />
Jungvogel Altvogel (Weibchen) Altvogel (Männchen)<br />
Abb. 23: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer der verschiedenen Individuen am <strong>Steinadler</strong>-Fressplatz (Quelle: Teresa Jahn)<br />
Seit Frühjahr 2003 werden die Arbeiten zum Erhalt und Pflege des Winterfressplatzes durch<br />
den <strong>Nationalpark</strong>dienst der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong> durchgeführt.<br />
Eine „Gewöhnung“ der Adler an den Fressplatz findet nach wie vor nicht statt.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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4.11 Kooperationen mit Nutzerverbänden<br />
Die intensive Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hängegleiterverband (DHV), den lokalen<br />
Hängegleiterclubs und denjenigen Verbänden, die das Untersuchungsgebiet vor allem zu<br />
Hubschrauberflügen nützen (u.a. Bergwacht, Bundeswehr, Polizei, Bundesgrenzschutz,<br />
Rettungsdienste allgemein), wurde im Jahr 2008 fortgesetzt.<br />
Das „Frühwarnsystem“ in Form der Schautafeln an der Talstation der Jenner Bergbahn wurde<br />
wie bisher gepflegt und - immer möglichst zeitnah - aktualisiert. Die Schautafeln werden nach<br />
Auskunft der Piloten von den Sportlern sowohl zur Information als auch zur Weitergabe von<br />
Informationen (Selbstkontrolle, Mitteilungen, Bekanntmachungen, Hinweise) weiterhin<br />
genutzt. Zusätzlich wurde auf der Homepage der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung eine aktualisierbare<br />
Karte der Region eingestellt, wo sich die Piloten über die Lage sensibler Horstbereiche<br />
informieren können (vgl. Kap. 4.10).<br />
Im Rahmen der freiwilligen Vereinbarung zwischen Drachen- und Gleitschirmpiloten und<br />
Naturschutz konnten erneut keine erwähnenswerten Unterschreitungen von<br />
Sicherheitsabständen zu den jeweils besetzten bzw. gemeldeten Horsten dokumentiert<br />
werden.<br />
5. Diskussion<br />
5.1 Erhebungsjahr 2008<br />
Der Bruterfolg im Untersuchungsgebiet des AHP ist im Vergleich zum Jahr 2007 von 0,7 auf<br />
0,41 Jungvögel / Paar und Jahr gesunken. Berücksichtigt man die Monitoring-Ergebnisse aus<br />
den angrenzenden österreichischen Revieren, so erhöht sich der Bruterfolg im gesamten<br />
Untersuchungsgebiet für das Jahr 2008 minimal auf 0,43 flügge JV / Paar / Jahr. Dieser Wert<br />
ist für die östlichen bayerischen Alpen im Vergleich zu den verfügbaren Zahlen aus dem 20.<br />
Jahrhundert nach wie vor hoch, liegt jedoch deutlich unter dem Ergebnis von 2007. Die<br />
Anzahl der Nichtbrüter war mit 36 % der beobachteten Paare im Vergleich zum Vorjahr kaum<br />
verändert. Die Zahl muss möglicherweise sogar nach unten korrigiert werden, da beim Paar<br />
Röthelmoos (RM) ein Brutbeginn nicht ausgeschlossen werden kann und die Anzahl der<br />
Beobachtungen im Revier Hoher Staufen (HS) eine endgültige Beurteilung nicht zulässt. Eine<br />
Erklärung für die niedrige Zahl der Nichtbrüter könnte erneut (vgl. Schlussbericht 2007) im<br />
Verlauf des Winters zu finden sein: So war auch der Winter 2007 / 2008 mild und relativ<br />
schneearm. Dieser Umstand und damit verbunden auch günstige Witterungs- und<br />
Jagdbedingungen hatten selbstverständlich für die Revieradler positive Auswirkungen auf die<br />
Erreichbarkeit bzw. die Verfügbarkeit von Beutetieren. Das dürfte sich sehr wahrscheinlich<br />
positiv auf die Kondition der Vögel ausgewirkt haben und deren Brutbereitschaft positiv<br />
beeinflusst haben. Diese Vermutung ist selbstverständlich nur schwer zu belegen, die positive<br />
Korrelation zwischen Kondition der Vögel im Spätwinter und der Brutbereitschaft wird<br />
jedoch in vielen Arbeiten ausdrücklich hervorgehoben (vgl. JENNY 1992a, HALLER 1996,<br />
35
AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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WATSON 1997 und NEWTON 1979). Ein weiterer Grund könnte in der Einzeladlerdichte im<br />
Untersuchungsgebiet liegen: Auf Grund der geringen Schneelage waren auch<br />
Lawinenereignisse selten und somit die Verfügbarkeit an Fallwild für Jung- und Einzeladler<br />
sehr gering. Ähnlich wie 2007 und im Gegensatz zum Frühjahr 2006, besonders aber zum<br />
Frühjahr 2005 wurden – vermutlich als Folge einer geringen Schneelage im Spätwinter - nur<br />
an zehn Beobachtungstagen Einzeladler dokumentiert. Es ist anzunehmen, dass dieses<br />
Phänomen wiederum dazu geführt hat, dass die Revieradler nahezu „unbeeinflusst“ von<br />
intraspezifischer Konkurrenz in die Vorbrut- und Brutphase gehen konnten. Dieser<br />
Zusammenhang scheint durch die hohe Zahl von brutwilligen Paaren in der Region bestätigt<br />
zu werden und wird durch die Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem sogenannten<br />
Einzeladlereffekt untermauert (vgl. JENNY 1992 b).<br />
In zwei der sieben Reviere (Reviere Wachterl und Wimbach), in denen ein Brutbeginn<br />
festgestellt werden konnte, musste ein Brutabbruch dokumentiert werden – einmal vor<br />
Schlupf (Wachterl) und einmal nach Schlupf (Wimbach). Die Ursachen für die beiden<br />
Brutabbrüche sind unbekannt, da weder menschliche noch intraspezifische Störungen<br />
dokumentiert wurden. Ebenso während der sensiblen Bebrütungsphase bzw. den ersten<br />
Wochen der Nestlingszeit wurden länger anhaltende Schlechtwetterperioden registriert,<br />
welche unter Umständen einen negativen Einfluss auf das Brutgeschäft haben könnten.<br />
Zwischen Eiablage und Ausflug der Jungvögel wurde nur ein Brutabbruch registriert, was<br />
nach Ansicht der Projektbearbeiter sowohl auf günstige Witterungsbedingungen, ausreichend<br />
Beute wie auch wenige bis keine Störereignisse rückschließen lassen könnte.<br />
Insgesamt sind für das Untersuchungsgebiet hinsichtlich der drei wichtigsten Brutparameter<br />
(Bruterfolg, Anzahl Nichtbrüter, Anzahl Brutabbrüche) nach wie vor Schwankungen<br />
erkennbar (vgl. Schlussberichte 2005 bis 2007). Der Bruterfolg lässt im Mittel weiterhin eine<br />
Stabilisierung um den Wert 0,3 flügge Jungvögel pro Paar und Jahr erkennen. Dieser Wert<br />
könnte nach Ansicht der Projektbearbeiter die Annäherung an eine Obergrenze darstellen,<br />
welche der Nachwuchsrate unter naturnahen Bedingungen (= ohne menschliche Störeinflüsse)<br />
am nördlichen Verbreitungsrand der alpinen <strong>Steinadler</strong>population sehr nahe kommen könnte<br />
(vgl. Schlussbericht 2007). Wissenschaftlich fundierte Aussagen hierzu sind aufgrund der<br />
fehlenden Datenmengen bzw. wegen des vergleichsweise kurzen Untersuchungszeitraums<br />
derzeit nicht möglich.<br />
Obwohl im Revier Röthelmoss keine Horstbauaktivitäten beobachtet wurden und letztendlich<br />
die vermutete Brut in Horst RM 1403 nicht stattfand, kann nicht vollkommen ausgeschlossen<br />
werden, dass es im Untersuchungsjahr nicht doch zu Brutaktivitäten dieses Paares kam.<br />
Darauf deuten die beobachteten Verhaltensweisen der beiden Reviervögel hin (vgl. Kap. 4.3).<br />
Allerdings konnte letztendlich kein Horststandort identifiziert und in der Nachbrutphase – im<br />
Gegensatz zu 2007 (vgl. Schlussbericht 2007) – kein Jungadler nachgewiesen werden.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Zunächst glaubten die Projektmitarbeiter jedoch in diesem Revier am 17. Juni 2008 einen<br />
besetzten <strong>Steinadler</strong>horst mit zwei Jungadlern entdeckt zu haben. Die Mitarbeiter konnten<br />
ihrer Meinung nach mehrere Anflüge von adulten <strong>Steinadler</strong>n beobachten, weshalb an der<br />
Echtheit der Beobachtung von Seiten der Projektleitung zunächst kein Zweifel bestand. Die<br />
bis dahin existierenden, einzigen Fotos vom Horst zeigen hinter einem Regen-Schleier<br />
lediglich zwei Jungvögel im dunkleren, hinteren Horstbereich. Bei einer weiteren Kontrolle<br />
waren erstmals am 02.07.2008 beide Jungvögel nicht mehr zu sehen. Während eines<br />
Horsteinstiegs am 29.07. konnten weder Spuren der Jungvögel noch irgendwelche Beutereste<br />
entdeckt werden. Auch ergaben die Nachsuchen im Revier keinen Erfolg: Die Altvögel<br />
konnten bis in den Spätsommer hinein mehrfach, jedoch nie gemeinsam mit Jungadlern<br />
beobachtet werden. Erst als im Oktober 2008 weitere Bilder vom Horst auftauchten (vgl. Abb.<br />
5) nährten sich Zweifel an der Richtigkeit der Zuordnung der Jungvögel. Aufgrund des nun<br />
vorliegenden Bildmaterials schwanken die Bestimmungsversuche (Walter Ziegler, Jochen<br />
Fünfstück / Staatliche Vogelschutzwarte) zwischen Adlerbussard (Buteo rufinus) und<br />
Mäusebussard (Buteo buteo). Ersteres wäre aufgrund eines Erstnachweises für eine Brut in<br />
Bayern ebenso sensationell wie eine Felsbrut beim Mäusebussard. Endgültigen Aufschluss<br />
erhoffen sich die Projektbearbeiter durch einen weiteren Einstieg in den Horst, um spezielle<br />
nach Federmaterial zu suchen. Dass es sich bei den beiden Jungvögeln um <strong>Steinadler</strong> handeln<br />
könnte, kann aufgrund des Bildmaterials ausgeschlossen werden. So lässt sich sehr<br />
wahrscheinlich auch der für einen <strong>Steinadler</strong> ansonsten ungewöhnlich frühe Zeitpunkt des<br />
Horstausfluges sowie die fehlenden Beutereste erklären.<br />
Im Revier Hoher Staufen (HS) konnten keine Horstbauaktivitäten nachgewiesen und auch<br />
kaum Beobachtungen der Reviervögel gemacht werden. Möglicherweise hat es hier eine<br />
Verlegung des Revierzentrums gegeben. Der Klärung dieser Möglichkeit will die<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung in den nächsten Jahren gezielt nachgehen.<br />
Die Schwierigkeiten bei der Identifizierung des Horststandorts im Revier Sonntagshorn (SH)<br />
sind den Projektbearbeitern bekannt und hängen vor allem mit der Unwegsamkeit, der<br />
Uneinsehbarkeit sowie der kleinräumigen Gliederung dieses Reviers zusammen. Aufgrund<br />
des Verhaltens beider Altvögel konnten mit Beginn der Beobachtungen im März auch 2008<br />
Brutaktivitäten nicht ausgeschlossen werden. Vergleichsweise lange nach Ausflug des<br />
Jungvogels konnte im September 2008 ein Jungadler bestätigt werden, der im Bettelflug mit<br />
den Altvögeln beobachtet werden konnte.<br />
Für die Projektbearbeiter erstaunlich ist die zweite Brutpause hintereinander im Revier<br />
Glunkerer (GL). Obwohl Horstanflüge (GL 304 und GL 305) dokumentiert werden konnten,<br />
kam es scheinbar nicht zur Eiablage. Hinweise auf intraspezifische sowie menschliche<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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(flugtechnische) Störungen gab es nicht. Ein Partnerwechsel fand ebenfalls nicht statt und das<br />
Revierpaar konnte während der Beobachtungstage regelmäßig im Revier beobachtet werden. .<br />
Unklar sind auch die Gründe für die Brutaufgabe im Wimbachtal, in dem bereits in den<br />
Jahren 2005 und 2006 ein Brutabbruch (2005) bzw. eine Nichtbrut (2006) registriert werden<br />
musste. Im Untersuchungsjahr wurde der Nachwuchs wenige Tage nach Schlupf aufgegeben.<br />
Dafür sprechen mehrere Beutetransporte und Fütterungsbewegungen, die als eindeutiger<br />
Hinweis für den Schlupf eines bzw. mehrerer Jungadler gelten können. Umso erstaunlicher<br />
war die Tatsache, dass am 23. Juni 2008 im Horst keine Reste von Jungvögeln gefunden<br />
werden konnten. Der Tod eines Altvogels (beide wurden während des restlichen Jahres noch<br />
häufig beobachtet) kann ausgeschlossen werden. Intraspezifische bzw. menschliche<br />
Störungen wurden nicht festgestellt.<br />
Die Aufgabe der Horstbau- bzw. Brutaktivitäten im Revier Wachterl sind im Gegensatz zum<br />
Jahr 2007 nicht ohne weiteres zu erklären. Zwar fanden als Folge der forstlichen<br />
Aufräumarbeiten nach dem Sturm „Kyrill“ erneut Hubschrauberflüge statt, allerdings in<br />
erheblich geringerem Ausmaß und deutlich abseits des unmittelbaren – jedoch innerhalb des<br />
mittelbaren – Horstbereichs (vgl. BRENDEL et al. 2000). Im Gegensatz zum Vorjahr waren<br />
die Störungen durch forstliche Aufräumarbeiten als Folge der Winterstürme „Kyrill“ (2007)<br />
und „Emma“ (2008) vergleichsweise gering. Da dieses Revierpaar auch in „normalen“ Jahren<br />
stets mit zahlreichen Hubschrauberflügen im Gebiet konfrontiert wird, war im<br />
Untersuchungsjahr diesbezüglich keine signifikante Steigerung zu beobachten. Sowohl<br />
Gleitschirm- und Drachenfliegerpiloten wie auch Hubschrauber hielten sich weitgehend an<br />
die entsprechenden Abstände von der Horstwand. Zumindest die Beobachtungsdaten lassen<br />
hierzu keinerlei Interpretationsspielraum zu. Ganz anders ist jedoch möglicherweise Anzahl<br />
und Qualität bodengebundener Störungen zu beurteilen: Horst WA 602 liegt unmittelbar (ca.<br />
8 m) unterhalb der Gratkante zur Plateaufläche des Lattengebirges. Da die Sturmschäden der<br />
vergangenen Jahre bis an die Gratkante heranreichen, sind Störungen im unmittelbaren<br />
Horstbereich nicht auszuschließen.<br />
Insgesamt muss von Seiten der Projektbearbeiter auch im Jahr 2008 auf die hohe Bereitschaft<br />
des Forstbetriebs <strong>Berchtesgaden</strong> zur Minimierung von Störungen in sensiblen Horstbereichen<br />
hingewiesen werden.<br />
Wie „abgebrüht“ <strong>Steinadler</strong> hinsichtlich flugtechnischer Störungen werden können,<br />
unterstrich im Untersuchungsjahr erneut das Paar Untersberg (UB). Dieses Revierpaar hatte<br />
bereits im Juli 2007 mehrtätige Hubschrauberaktivitäten im unmittelbaren Horstbereich<br />
„toleriert“, ohne den Jungadler im Stich zu lassen (vgl. Schlussbericht 2007). Am 16. Juni<br />
2008 fanden über ca. sieben Stunden Hubschrauber-Suchflüge statt, die zum Teil auch den<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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unmittelbaren Horstbereich betrafen. Die Beobachtungen während dieses Tages lassen die<br />
Vermutung zu, dass das Revierpaar jeweils Überflüge im Horstbereich abzuwarten schien, um<br />
erst anschließend wieder am Horst zu landen. Eine Beeinträchtigung des Brutgeschäfts war<br />
nicht zu erkennen. Die Brut verlief erfolgreich. Dieses Beispiel zeigt nach Auffassung der<br />
Projektbearbeiter einmal mehr deutlich, dass im Zusammenhang mit der Thematik<br />
„Störungen“ und deren Einfluss auf das Brutverhalten bzw. den Bruterfolg von <strong>Steinadler</strong>n<br />
Pauschalisierungen nicht zulässig sind. Letztendlich müssen menschlich bedingte Einflüsse<br />
bzw. deren Auswirkungen aufgrund ihrer komplexen Wirkung – auch im Zusammenspiel mit<br />
Umweltfaktoren - von Situation zu Situation bzw. von Revierpaar zu Revierpaar völlig<br />
unterschiedlich bewertet werden.<br />
Nach dem „vermeintlichen“ Todfund eines <strong>Steinadler</strong>s im Revier Röthelmoos (RM) wird eine<br />
der spannendsten Aufgaben 2009 sein, ob die bisher bekannten Revieradler nach wie vor<br />
anwesend sind und welche Ergebnisse die genetischen Untersuchungen der gefundenen<br />
Handschwinge ergeben.<br />
Die Entwicklung im Bereich Umweltbildung ist nach wie vor sehr positiv. Die Maßnahme,<br />
erstmals auch Führungen in den Wintermonaten zum Thema „<strong>Steinadler</strong>“ anzubieten, hat sich<br />
bewährt und wird in den nächsten Jahren nach Möglichkeit ausgeweitet. Auch das Angebot<br />
einer „Ersatzveranstaltung“, bestehend aus Kurzfilm, Powerpoint-Präsentation und<br />
anschließender Diskussion wurde sehr gut angenommen. Der leichte Rückgang in der im<br />
Sommerprogramm durchschnittlich pro Wanderung geführten Anzahl Personen ist vermutlich<br />
darauf zurückzuführen, dass gerade Führungen in den üblicherweise besucherstärksten<br />
Monaten Juli bis September ausfielen bzw. trotz Schlechtwetter stattfanden, um dem hohen<br />
Interesse der „trotzdem“ erschienen Besucher entgegen zu kommen.<br />
5.2 Gesamtsicht der bisher erzielten Ergebnisse im AHP <strong>Steinadler</strong><br />
In zehn Jahren <strong>Artenhilfsprogramm</strong> (AHP) <strong>Steinadler</strong> und seit Beginn der Umsetzung<br />
entsprechender Artenhilfsmaßnahmen hat sich der Bruterfolg des <strong>Steinadler</strong>s in den<br />
Bayerischen Alpen bei etwa 0,3 flüggen Jungvögeln pro Paar und Jahr eingependelt. Die<br />
Ursachen für den scheinbar auf etwas höherem Niveau liegenden Bruterfolg im<br />
Untersuchungsgebiet mit 0,4 flüggen Jungvögeln pro Paar sind schwer zu benennen.<br />
Vermutlich handelt es sich um das Zusammenspiel zahlreicher Faktoren wie Beutetierangebot<br />
und dessen Verfügbarkeit, die Einzeladlerdichte, die Winterwitterung und die Schneelage<br />
sowie die bisherigen Schutzmaßnahmen. Wissenschaftlich fundierte Hinweise auf die<br />
kausalen Zusammenhänge sind auch mit langfristigen Monitoringprojekten nur dann zu<br />
erwarten, wenn die jeweilige Fragestellung vor Etablierung eines weiteren<br />
Monitoringprogramms exakt definiert und das Programm dieser Fragestellung entsprechend<br />
angepasst wird. Wichtig wird in jedem Fall sein, das in den letzten Jahren erreichte<br />
Bestandsniveau zu halten bzw. die Nachwuchsrate im Mittel konstant zu halten. Dies kann<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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durch den Erhalt einer gleichbleibend hohen Lebensraumqualität sowie durch die<br />
Minimierung menschlich induzierter Störungen im Horstbereich erreicht werden. Der<br />
<strong>Nationalpark</strong> <strong>Berchtesgaden</strong> wird diesbezüglich seine Verantwortung für die<br />
Dauerbeobachtung von 25 % der deutschen <strong>Steinadler</strong>-Teilpopulation wahrnehmen und<br />
versuchen, auch weiterhin ein entsprechend effektives Monitoring zu gewährleisten.<br />
Der Bruterfolg liegt im langjährigen Mittel auch in den anderen Untersuchungsgebieten<br />
deutlich über den Werten Ende des 20. Jahrhunderts (z.B. SCHÖPF 1989 und KLUTH 1998).<br />
Der Bruterfolg in Bayern unterliegt kleineren Schwankungen, ein positiver Trend scheint sich<br />
abzuzeichnen. Positive wie negative Einzeljahre werden von der bayerischen Teilpopulation<br />
inzwischen (scheinbar) problemlos ausgeglichen.<br />
Nach Einschätzung der Projektbearbeiter wird es in Bayern nur bedingt möglich sein den<br />
oben genannten Bruterfolg mit weiteren gezielten Schutzmaßnahmen weiter anzuheben, da<br />
für die Schwankungen eher natürliche Steuerungsmechanismen verantwortlich zu sein<br />
scheinen (vgl. Schlussbericht 2006 und 2007). Für das vorliegende Untersuchungsgebiet<br />
scheint in diesem Zusammenhang die intraspezifische Konkurrenz im Winter / Frühjahr eine<br />
entscheidende Rolle zu spielen (vgl. JENNY 1992 a und b).<br />
Auf Grundlage der bisher im <strong>Steinadler</strong>projekt der Allianz Umweltstiftung bzw. im AHP<br />
erzielten Ergebnisse lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt lediglich vermuten, dass die zum<br />
Schutz des <strong>Steinadler</strong>s erarbeiteten und umgesetzten Methoden und Maßnahmen tatsächlich<br />
zum Erhalt der bayerischen <strong>Steinadler</strong>-Teilpopulation beigetragen haben. Hierbei sind in<br />
erster Linie Maßnahmen zu nennen, welche menschliche Störungen als zusätzliches Stellglied<br />
innerhalb der Populationsdynamik minimieren helfen. Obwohl dies in den meisten Gebieten<br />
der bayerischen Alpen bereits scheinbar effizient umgesetzt wird, kann auf Grundlage der<br />
vergleichsweise geringen Datenmenge und kurzen Untersuchungszeit nur vermutet werden,<br />
ob der Bruterfolg des <strong>Steinadler</strong>s in den östlichen bayerischen Alpen unter den derzeit<br />
herrschenden Umweltbedingungen möglicherweise an eine „natürliche“ Obergrenze gestoßen<br />
ist.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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6. AUSBLICK<br />
Das <strong>Artenhilfsprogramm</strong> <strong>Steinadler</strong> ist mit Auslauf des Jahres 2008 beendet worden. Für eine<br />
möglichst langfristige und nachhaltige Sicherung der bayerischen <strong>Steinadler</strong>-Teilpopulation<br />
wird es notwendig sein, die bisher etablierten Schutzmaßnahmen – beispielsweise in<br />
sogenannten „Referenzrevieren“ - konsequent weiter zu führen. Nur so kann nach Meinung<br />
der Projektbearbeiter gewährleistet werden, dass menschliche Störungen in den sensiblen<br />
Horstbereichen auch in Zukunft auf ein Minimum reduziert bleiben und die<br />
Populationsdynamik der <strong>Steinadler</strong> im Bayern nicht durch diesen Faktor negativ beeinflusst<br />
wird.<br />
Maßnahmen, welche zukünftig als Grundlage für Erhalt einer vitalen bayerischen <strong>Steinadler</strong>-<br />
Teilpopulation bzw. zur Abschätzung dessen Bestandsentwicklung geeignet zu sein scheinen,<br />
sind folgende:<br />
1. Die Fortführung der Vereinbarung zwischen Hubschrauberverbänden und dem<br />
Freistaat Bayern zur Vermeidung von Störungen an Horststandorten muss gesichert<br />
werden. Die letzten 10 Jahre haben gezeigt, dass die Bestandsentwicklung beim<br />
<strong>Steinadler</strong> in Bayern durch diese Maßnahme positiv unterstützt werden kann. Auf der<br />
anderen Seite scheint das Meldesystem in den meisten Fällen auch für die Piloten gut<br />
nachvollziehbar und effizient. Da die Akzeptanz der Piloten für diese Maßnahme<br />
unmittelbar mit der Aktualisierung der Meldungen „gekoppelt“ ist, ist eine möglichst<br />
lückenlose Überwachung der Vorbrut- und Brutphase aller bekannten <strong>Steinadler</strong>paare<br />
notwendig.<br />
2. Das Monitoring aller bekannten <strong>Steinadler</strong>paare in Bayern muss fortgesetzt werden.<br />
Nur so kann eine zeitnahe Aktualisierung der Horstmeldungen erfolgen und eine<br />
entsprechende Akzeptanz bei den Piloten erzeugt werden. Das Monitoring sollte dabei<br />
mindestens folgende Module enthalten und bis 15. September abgeschlossen sein:<br />
a. Dokumentation der Vorbrutphase mit Meldung von Horstbauaktivitäten ab<br />
dem 15. Februar<br />
b. Überprüfung der Individualkartei, um etwaige Partnerwechsel frühzeitig<br />
erkennen und die Monitoringschwerpunkte entsprechend effektiv setzen zu<br />
können (dieses Modul ist ohne nennenswerten zusätzlichen Arbeits- oder<br />
Zeitaufwand zu a. zu gewährleisten)<br />
c. Dokumentation des Brutverlaufs ab Eiablage. Zeitnahe Meldung von<br />
Veränderungen im Brutstatus an das LfU zur Weitergabe an die<br />
Hubschrauberverbände (bis 30. Juni)<br />
d. Dokumentation des Bruterfolgs mit Geschlechterbestimmung der Jungvögel,<br />
Nachsuche in bestimmten Revieren (ohne genaue Ergebnisse)<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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e. Aktualisierung der Individualkartei<br />
Im Zusammenhang mit dem „Früherkennen“ von Entwicklungen im Gesamtbestand der<br />
Alpen spielt Bayern eine Schlüsselrolle (vgl. Schlussbericht 2007). Auch vor diesem<br />
Hintergrund und der Rolle Bayerns innerhalb der EU sowie des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Berchtesgaden</strong><br />
(25 % der deutschen <strong>Steinadler</strong>population werden von der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />
überwacht) sollte auf ein entsprechendes Monitoring nicht verzichtet werden.<br />
3. Die Bergung und Analyse von Beuteresten als wichtiger Hinweis auf<br />
Bestandsentwicklungen innerhalb der Beutetiere sowie auf Trends in den allgemeinen<br />
Lebensraumbedingungen vor dem Hintergrund „Schlüsselart <strong>Steinadler</strong>“ und den<br />
anstehenden Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel – speziell<br />
in den Alpen.<br />
Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit können je nach Kapazität der beauftragten<br />
Gebietsbetreuer eine entsprechend hohe Bedeutung eingeräumt werden. Die<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong> kann in diesem Zusammenhang auch zukünftig sicher<br />
stellen, dass der <strong>Steinadler</strong> als herausragendes Thema der Umweltbildung einem möglichst<br />
breiten Publikum angeboten wird.<br />
Allerdings wird es durch die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung in Zukunft keine „Fortführung“ des<br />
AHP geben, sondern vielmehr eine Überarbeitung im Sinne einer Effizienzsteigerung und<br />
Anpassung an Zielsetzungen des <strong>Nationalpark</strong>s. In diesem Zusammenhang plant die<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung das <strong>Steinadler</strong>projekt in ein Langzeitmonitoring von ausgewählten<br />
Arten zu integrieren. Dies würde somit einer Umsetzung übergeordneter Zielsetzungen im<br />
Sinne des <strong>Nationalpark</strong>plans entsprechen. Die notwendigen konzeptionellen Vorarbeiten<br />
sollen im Jahr 2009 erfolgen, um möglichst 2010 mit der Datenerhebung zu beginnen. Die<br />
nächsten Jahre sollen genutzt werden, um eine geeignete Fragestellung zu definieren, die man<br />
mit der zukünftigen Methodik im <strong>Steinadler</strong>projekt effektiv bearbeiten bzw. beantworten<br />
kann. Dazu gehört u. a. das frühzeitige Erkennen von negativen Bestandstrends und die<br />
Erarbeitung bzw. Optimierung von entsprechenden Management- sowie Schutzmaßnahmen.<br />
Darüber hinaus müssen alle durchzuführenden Maßnahmen einer strengen Prüfung<br />
unterliegen, ob sie für die Beantwortung der Fragestellungen hinreichende Daten bzw.<br />
Aussagen liefern können. Hierzu sollten auch die bestehenden Methoden für ein<br />
Langzeitmonitoring des <strong>Steinadler</strong>s kritisch hinterfragt und ggf. angepasst werden.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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7. ZUSAMMENFASSUNG<br />
Letztmals im Rahmen des „<strong>Artenhilfsprogramm</strong>s <strong>Steinadler</strong>“ des Bayerischen Landesamtes<br />
für Umwelt wurde von den Projektbearbeitern im Untersuchungsjahr 2008 Siedlungsdichte,<br />
Bruterfolg und Individualkennung sowie etwaige Entwicklungen dieser Parameter erfasst und<br />
diese Ergebnisse in anwendungsorientierte Managementmaßnahmen umgesetzt. Darüber<br />
hinaus wurden die Maßnahmen zur Hubschraubervereinbarung durchgeführt und hinsichtlich<br />
der Einhaltung durch die Piloten kontrolliert (= Arbeitsmodul Erfolgskontrolle).<br />
Im Untersuchungsgebiet mit einer Fläche von ca. 1.500 km² wurden im Zeitraum Februar bis<br />
Oktober zwölf <strong>Steinadler</strong>-Reviere näher untersucht sowie die brutbiologischen Parameter von<br />
elf <strong>Steinadler</strong>paaren detailliert erfasst. Das Revier Gotzen (GZ) war wie bereits in den Jahren<br />
2003 bis 2007 nicht besetzt. Die hinsichtlich Beutetierangebot und dessen Erreichbarkeit<br />
hervorragend ausgestatteten Jagdgebiete dieses Reviers wurden erneut von den beiden<br />
angrenzenden Paaren Hoher Göll (HG), vor allem aber dem Paar Glunkerer (GL) mit genutzt.<br />
Im Untersuchungsjahr konnte bei sieben von elf Brutpaaren ein eindeutiger Brutbeginn<br />
festgestellt werden. Fünf Paare haben jeweils einen Jungvogel erfolgreich groß gezogen<br />
(Paare Untersberg, Ettenberg, Sonntagshorn, Saalach und Hoher Göll. Der Jungvogel im<br />
Revier Sonntagshorn (SH) konnte erst durch Nachsuche im September 2008 nachgewiesen<br />
werden. Drei Paare (Glunkerer, Hoher Staufen, Klausbach) begannen überhaupt nicht mit<br />
dem Brutgeschäft, der Nichtbrüteranteil lag somit bei 36 %. Ein Revier (Revier Gotzen) war<br />
nicht besetzt, weshalb hierzu genauere Angaben fehlen. Insgesamt wurden zwei Brutabbrüche<br />
(Wachterl vor Schlupf und Wimbach nach Schlupf) registriert. Die Ursachen für die<br />
Brutabbrüche sind unbekannt. Menschliche Störungen können vermutlich ausgeschlossen<br />
werden, zumindest deuten die Beobachtungen auf keinerlei derartige Zusammenhänge hin.<br />
Die Anzahl von Tagen, an denen Fremdadler in den Revieren beobachtet werden konnten, hat<br />
im Vergleich zu 2007 leicht zugenommen. Insgesamt ist der Bruterfolg mit 0,41 Jungvögeln<br />
pro Paar und Jahr für das Untersuchungsgebiet als „hoch“ zu bezeichnen.<br />
Im Herbst 2008 wurde den Projektbearbeitern über den Revierförster Eschlmoos / Hochfelln<br />
gemeldet, dass von einem Waldarbeiter im Bereich Hochfelln Reste einer Adlerschwinge<br />
gefunden worden wären. Es erwies sich als sehr „kompliziert“, nähere Details zum Fundort zu<br />
ermitteln. Angeblich ist der Finder inzwischen bereit, eine Feder dieser Schwinge zu<br />
genetischen Untersuchungen „auszuleihen“. Da sich der Fundort im Revier Röthelmoos (RM)<br />
befindet, bemühten sich die Projektbearbeiter um Klärung, ob ein Altvogel dieses Reviers<br />
betroffen sein könnte. Tatsächlich konnte an mehreren Beobachtungstagen jeweils nur mehr<br />
ein Altvogel beobachtet werden, wobei eine eindeutige Zuordnung des jeweiligen<br />
Geschlechts nicht möglich war.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Wie bereits 2005 bis 2007 wurde kein Brutpaar auf österreichischer Seite des<br />
Untersuchungsgebietes im AHP berücksichtigt. Das Monitoring der betreffenden vier<br />
Brutpaare wurde jedoch in Anlehnung an die Datenerhebung im AHP fortgesetzt und<br />
umfasste die Dokumentation aller Verhaltensweisen, welche im Zusammenhang mit<br />
Reviernutzung, Horstbau- und Brutaktivitäten beobachtet werden konnten. Der Brutverlauf<br />
sowie der Bruterfolg wurde ebenfalls überwacht.<br />
Die Methodik zur Erhebung der Individualkartei ist inzwischen weitestgehend als<br />
„zielführend“ zu bezeichnen. Die Überprüfung und Aktualisierung der Kartei erbrachte, dass<br />
im Untersuchungsjahr kein Partnerwechsel stattgefunden hat.<br />
Die Erfolgskontrolle der Vereinbarung zwischen den Hubschrauberverbänden in Bayern und<br />
dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
(StMUGV) wurde während der Geländeerhebungen kontinuierlich durchgeführt. Es wurden<br />
keine Beanstandungen notwendig.<br />
Zur Bergung von Beuteresten konnten bis zum 26. Oktober neun Horste, acht davon<br />
erfolgreich, bestiegen werden. Die Analyse der Horstinhalte aus Jahren 2007 und 2008 liegt<br />
zum aktuellen Zeitpunkt (Dezember 2008) noch nicht vor.<br />
Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurden zahlreiche Veranstaltungen und Veröffentlichungen<br />
genutzt, um die Zielsetzung und Inhalte des <strong>Artenhilfsprogramm</strong>s einem möglichst breiten<br />
Publikum näher zu bringen.<br />
Das Arbeitsmodul Umweltbildung wurde zusätzlich (ohne Zusatzkosten für den<br />
Auftraggeber) bearbeitet und durch Führungen während der Wintermonate erweitert, da<br />
diesem vom AN und der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong> eine übergeordnete<br />
Bedeutung für den nachhaltigen Schutz des <strong>Steinadler</strong>s in Bayern zugeschrieben wird.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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8. LITERATUR<br />
BEZZEL, E. & FÜNFSTÜCK H.-J. (1994): Brutbiologie und Populationsdynamik des<br />
<strong>Steinadler</strong>s (Aquila chrysaetos) im Werdenfelser Land/Oberbayern. Acta orntihoecol. 3<br />
(1): 5 - 32.<br />
BEZZEL, E., GEIERSBERGER, I., LOSSOW, G. v. und PFEIFER, R. (2005): Brutvögel in<br />
Bayern. Verbreitung 1996 bis 1999. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer. 560 S.<br />
BRENDEL, U., R. EBERHARDT, K. WIESMANN-EBERHARDT & W. d`OLEIRE-<br />
OLTMANNS (2000): Der Leitfaden zum Schutz des <strong>Steinadler</strong>s in den Alpen.<br />
<strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong>, Forschungsbericht Nr. 45: 112 S.<br />
GRAB, J. (2002): Optimierung der Horstbeobachtungen am Beispiel des <strong>Steinadler</strong>s (Aquila<br />
chrysaetos, L.) – Ein GIS-gestütztes Programm für eine effektive Umsetzung des<br />
Monitoring-Konzeptes im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Berchtesgaden</strong>. – Unveröfftl. Diplomarbeit an<br />
der Fachhochschule Rottenburg, 2002: 80 S.<br />
JENNY, D. (1992 a): Bruterfolg und Bestandsregulation einer alpinen Population des<br />
<strong>Steinadler</strong>s Aquila chrysaetos. – Der Ornithologische Beobachter 89: 1 – 43 (1992).<br />
JENNY, D. (1992 b): Der Einzeladler-Effekt. Österreichs Weidwerk 3/92: 19 – 22.<br />
KLUTH, S. (1998): Der <strong>Steinadler</strong> im Werdenfelser Land. Vogelschutz 2/99: 26 - 29.<br />
LINK, H. (1987): Einflüsse der landschaftlichen Gegebenheiten auf die Populationen von<br />
Greifvögeln und Eulen im Alpenpark <strong>Berchtesgaden</strong>. <strong>Nationalpark</strong>forschung<br />
<strong>Berchtesgaden</strong>, unveröff.: 191 pp.<br />
NEWTON, I. (1979): Population ecology of raptors. – T. & A. D. Poyser Ltd., Berkhamsted,<br />
Hertfordshire, England. 399 S.<br />
SCHÖPF, H. (1989). Der <strong>Steinadler</strong> in den Bayerischen Alpen. Laufener Seminarbeiträge.<br />
1/89: 57 - 59.<br />
WATSON, J. (1997): The Golden Eagle. – T. & A. D. Poyser Ltd., London. 374 S.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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9. ANHANG<br />
Anhang 1 – 4: Individualkarteien der im Untersuchungsjahr nicht zum offiziellen<br />
Monitoring gehörenden Revierpaare Bluntau, Blühnbach, Hochkranz<br />
und Reith<br />
Anhang 1: Revierpaar Bluntau (BT)<br />
Männchen Weibchen<br />
Weibchen deutlich größer als Männchen; beide Altvögel weisen auf den Flügelunterseiten<br />
kleinflächige, hellere Gefiederpartien auf, allerdings erscheinen diese beim Weibchen etwas<br />
größer und deutlicher als beim Männchen; Gefieder beim Weibchen am Stoßansatz leicht<br />
aufgehellt<br />
Anhang 2: Revierpaar Blühnbach (BB)<br />
Männchen Weibchen<br />
Das Männchen weist in beiden HS-Bereichen helle Gefiederpartien auf sowie zum letzten<br />
Beobachtungszeitpunkt (Juni 2008) mehrere deutliche Gefiederlücken in den HS-Bereichen<br />
links und rechts sowie im AS-Bereich rechts. Das Weibchen zeichnet sich durch<br />
cremefarbene Flächen in den AS-Bereichen der Unterschwingen aus.<br />
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AHP <strong>Steinadler</strong> – Biosphärenreservat <strong>Berchtesgaden</strong> Schlussbericht 2008<br />
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Anhang 3: Revierpaar Hochkranz (HK)<br />
Männchen Weibchen<br />
Männchen und Weibchen wirken ausgefärbt. Beim Weibchen fällt oberseits nach wie vor die<br />
helle Schwanzbinde auf. Der Übergang zwischen AS- und HS-Bereich scheint beim<br />
Weibchen etwas heller als beim Terzel. Beide Altvögel wiesen zum letzten<br />
Beobachtungszeitpunkt (September 2008) keine auffälligen Gefiederlücken auf.<br />
Anhang 4: Revierpaar Reith (RH)<br />
Männchen Weibchen<br />
Beide Altvögel wirken mehr oder weniger ausgefärbt. Beim Weibchen scheinen die relativ<br />
hellen Flügelfelder etwas großflächiger ausgeprägt. Bei der letzten Kontrolle (Juni 2008)<br />
wiesen beide Altvögel keine auffälligen Gefiederlücken auf.<br />
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