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Ladies in Black - Alemannia Aachen

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Der nächste Zug<br />

Mittelblocker<strong>in</strong> Anke Borowikow ist e<strong>in</strong>e Strateg<strong>in</strong> am Netz<br />

Es war gewiss e<strong>in</strong> guter Schachzug, Anke Borowikow<br />

nach <strong>Aachen</strong> zu holen. Und die ist bereit, mit der<br />

<strong>Alemannia</strong> möglichst viele Gegner matt zu setzen.<br />

„Jeder ist schlagbar“, sagt die Mittelblocker<strong>in</strong>. Das<br />

hören Tra<strong>in</strong>er, Mitspieler<strong>in</strong>nen und Fans natürlich<br />

gerne. Doch zurück zum Schach, denn das Bild ist<br />

nicht willkürlich gewählt. Im Saisonfragebogen hat<br />

Borowikow Schach als Hobby angegeben. Tatsäch-<br />

lich hat sie als Junior<strong>in</strong> des VC Olympia Berl<strong>in</strong> wäh-<br />

rend der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gslager im tschechischen Bedrichov<br />

mehr als e<strong>in</strong>mal am Schachbrett gesessen und ihren<br />

Tra<strong>in</strong>er János Tóth herausgefordert. Vergeblich übrigens,<br />

denn <strong>in</strong> der Regel war es der Ungar, der der<br />

Junior<strong>in</strong> Türme, Läufer, Spr<strong>in</strong>ger und Bauern raubte.<br />

Und dennoch hat Borowikows Spiel <strong>in</strong> diesen Tagen<br />

gewonnen – ihr Volleyballspiel. Denn die Fasz<strong>in</strong>ation<br />

für die Strategie des Gegners ist mit den fallenden<br />

Bauern auferstanden.<br />

„Ich denke sehr strategisch“, sagt die 25-Jährige<br />

und schiebt zum<strong>in</strong>dest für das Fotomotiv e<strong>in</strong>en<br />

schwarzen Bauer nach vorne. „In der Mitte muss ich<br />

<strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, die gegnerische Zuspieler<strong>in</strong> zu lesen.<br />

Ich muss ihre Strategie erkennen“, fordert sie von<br />

sich selbst. In den Videoanalysen vor den Spielen<br />

lernt sie, Bewegungen, Körperdrehungen, Sprungverhalten<br />

zu erkennen und zu <strong>in</strong>terpretieren. Und nach<br />

sieben Jahren Bundesliga hat sie auch die nötige<br />

Erfahrung, kennt die e<strong>in</strong>e oder andere Zuspieler<strong>in</strong><br />

– als Gegner<strong>in</strong> oder Mitspieler<strong>in</strong>. Sie schaut kurz <strong>in</strong>s<br />

Nichts, als sehe sie e<strong>in</strong>zelne Spieler<strong>in</strong>nen vor dem<br />

<strong>in</strong>neren Auge agieren. „E<strong>in</strong>ige Zuspieler<strong>in</strong>nen verfallen<br />

<strong>in</strong> ihre eigenen Muster“, sagt sie. Sie müsse<br />

ihre Strategie auf dem Feld für sich nutzen – so wie<br />

es die Schachgroßmeister verstehen.<br />

Zug um Zug hat sich Anke Borowikow zu e<strong>in</strong>er<br />

der besten Mittelblocker<strong>in</strong>nen der Volleyball-Bundesliga<br />

entwickelt. Als ihre Zeit beim VC Olympia<br />

ablief, lagen ihr e<strong>in</strong>ige Bundesligaangebote vor.<br />

Borowikow wählte spät und weiser, als sie<br />

zunächst erwarten konnte. In Braunschweig spielte<br />

sie beim aktuellen Potsdam-Coach Alberto Salomoni<br />

und fand sich fortan <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ambitionierten<br />

Mannschaft wieder. Das sportliche Glück währte<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht lange, der Hauptsponsor zog sich<br />

zurück, Braunschweig verschwand von der Bundesligabühne.<br />

Dafür trat Robert <strong>in</strong> Anke Borowikows<br />

Leben – an solchen Stellen spricht man wohl<br />

von privatem Glück.<br />

Der nächste Zug führte mit Salomoni nach Leverkusen.<br />

E<strong>in</strong> Jahr später dachte sie über e<strong>in</strong>en weiteren<br />

Wechsel <strong>in</strong>s Ausland nach. Stattdessen suchte sie die<br />

Herausforderung <strong>in</strong> Hamburg. Es war e<strong>in</strong> durchaus<br />

riskanter Zug, denn <strong>in</strong> Hamburg war sie anfangs „nur“<br />

die vierte Mittelblocker<strong>in</strong>. Aber gerade das war der<br />

Reiz. Borowikow wollte sich beweisen. „Hamburg hat<br />

e<strong>in</strong>en guten Namen. Da geht man als junge Spieler<strong>in</strong><br />

gerne h<strong>in</strong>“, sagt sie. Zwei Jahre blieb sie dort dann<br />

auch, der Vertrag sollte sogar verlängert werden.<br />

Borowikow ließ sich dennoch auf die Transferliste<br />

setzen, wollte schauen, wie sich der Markt entwickelt.<br />

Zwei Jahre ist das her und es gab e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Interessenten. Unter anderem <strong>Alemannia</strong> <strong>Aachen</strong>.<br />

Und tatsächlich war Borowikow schon damals <strong>in</strong>teressiert,<br />

überlegte, ob es möglich sei, neben dem<br />

Volleyball parallel <strong>in</strong> Maastricht zu studieren. Doch<br />

dann kam das Angebot aus Wiesbaden. <strong>Aachen</strong><br />

musste noch zwei Jahre warten. In Wiesbaden waren<br />

die Erwartungen der Experten ger<strong>in</strong>ger als die Ambitionen<br />

der Mannschaft, und Borowikow wollte mit<br />

e<strong>in</strong>em dynamischen Team Zeichen setzen – am Ende<br />

wurden die Wiesbadener<strong>in</strong>nen Vizemeister<strong>in</strong>nen und<br />

Borowikow bekam vor Augen geführt, was es heißt,<br />

erfolgreich zu se<strong>in</strong>: In den Stiefeln e<strong>in</strong>es Sponsors<br />

posierte sie neben ihren beiden Mitspieler<strong>in</strong>nen Joseph<strong>in</strong>e<br />

Dörfler und Steffi Lehmann überlebensgroß auf<br />

e<strong>in</strong>em 9x9-Meter-Plakat <strong>in</strong> der City. In e<strong>in</strong>em anderen<br />

Fall wurde e<strong>in</strong> Bild von ihr im Roy-Lichtenste<strong>in</strong>-Stil<br />

erschaffen.<br />

Doch auch <strong>in</strong> <strong>Aachen</strong> ist das Interesse an den<br />

POrtrAit 05

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