Tab1Charakteristika der 4 randomisierten Screeningstudien ... - BDC
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Editorial<br />
Wer nicht handelt, wird behandelt!<br />
In <strong>der</strong> Medizin und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Chirurgie gilt die Weisheit:<br />
Eine Methode ist dann ausgereift und wird zum Goldstandard,<br />
wenn sie über Jahre unverän<strong>der</strong>t und alternativlos<br />
Bestand hat. Im Umkehrschluss wissen wir, dass eine Vielzahl<br />
von konkurrierenden Therapieverfahren letztlich nur beweist,<br />
dass alle nicht wirklich erfolgreich sind. Betrachtet man unter<br />
diesem Aspekt die Gesundheitspolitik <strong>der</strong> letzten Jahre und<br />
daraus resultierend die in immer kürzeren Abständen über uns<br />
hereinbrechenden Neuregelungen im KV-System, so bleibt die<br />
nüchterne Feststellung: alles Murks!<br />
Darüber kann man sich trefflich erregen, Schuldige suchen<br />
o<strong>der</strong> vermeintlich Schuldige auch ohne große Suche einfach<br />
mal benennen, man kann in tiefe Depression verfallen o<strong>der</strong> das<br />
Ganze mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor ins Lachhafte<br />
verweisen. Lei<strong>der</strong> nützt ein solches Verhalten dem Patienten<br />
überhaupt nicht.<br />
Was wir brauchen, sind konstruktive Vorschläge und vor<br />
allem Mehrheiten, diese auch umsetzen zu können. An Ideen<br />
mangelt es nicht, wir haben über Jahre immer wie<strong>der</strong> entsprechende<br />
Aussagen getätigt. Auch in dieser Ausgabe finden Sie<br />
wie<strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Information über anstehende Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
die uns aufgedrückt und die irgendwie umzusetzen sein werden,<br />
auch kritische Anmerkungen und mögliche Ansätze zu<br />
Auswegen aus <strong>der</strong> unerträglichen Situation. Sehr erfreulich ist<br />
es, dass unsere Arbeit sich inzwischen durch unsere hoch engagierten<br />
Regionalvertreter auf mehrere Schultern verteilt. Trotzdem<br />
bleibt immer noch ein Mangel an jungen Nachwuchstalenten<br />
zu beklagen. Der inzwischen eklatante Ärztemangel/<br />
Chirurgenmangel hinterlässt auch bei den berufspolitischen<br />
Verbandsfunktionären schwer aufzufüllende Lücken.<br />
Vielleicht haben Sie, ja genau Sie, beim Lesen dieser Zeilen<br />
Lust auf Mitarbeit. Schließlich erhebt <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> (und ich gehe<br />
davon aus, dass dies Ihrem Wunsch entspricht) den Anspruch<br />
auf eine allumfassende Vertretung <strong>der</strong> Interessen seiner Mitglie<strong>der</strong><br />
auf allen denkbaren Gebieten. Das hört keineswegs auf<br />
beim Streit um bessere Honorare (EBM/GOÄ), son<strong>der</strong>n setzt<br />
sich fort im Einsatz um vernünftige Arbeitsbedingungen für<br />
D-Ärzte, Belegärzte, Honorarärzte, leitende Krankenhausärzte,<br />
Oberärzte und Assistenten. Wir besetzen die Themen Weiterbildung,<br />
Fortbildung, machen Rechtsberatung, Wirtschaftsberatung,<br />
Managementtraining, Mitarbeiterschulungen und vieles<br />
mehr. Alle diese Angebote funktionieren nur durch verbandsinterne<br />
Arbeitskreise, in denen je<strong>der</strong> sich einbringen kann. Wenn<br />
wir als <strong>BDC</strong> gehört werden wollen, müssen wir in allen denkbaren<br />
Gremien vertreten sein. Bei <strong>der</strong> Vielzahl von Sitzungsterminen<br />
geht das nur in einem größeren Team. Denken Sie mal<br />
darüber nach, ob Sie nicht ein spezielles Thema haben, bei dem<br />
Sie uns helfen können. Das ist übrigens <strong>der</strong> beste Weg, die eigenen<br />
Vorstellungen in größerem Rahmen umzusetzen. Kann ja<br />
sein, dass daraus mal ein Goldstandard entwickelt wird.<br />
Aber nicht nur im Verband sind Sie gefragt. Chirurgen sind<br />
ja eigentlich gewohnheitsmäßig zupackend in ihrer Handlungsweise<br />
und deshalb gut geeignet, sich einzubringen. Tun sie auch,<br />
wenn man die relativ große Zahl <strong>der</strong> chirurgischen Kammer-<br />
editorial<br />
Dr. Jörg-A. Rüggeberg<br />
Vizepräsident des <strong>BDC</strong><br />
E-Mail via: presse@bdc.de<br />
präsidenten in den Län<strong>der</strong>n zum Maßstab nimmt. Nur im KV-<br />
System erscheinen sie nicht. Und gerade dort geht es nun wirklich<br />
ums Geld, um die Existenz für die Nie<strong>der</strong>gelassenen. Zugegeben,<br />
die Gremienarbeit ist zäh, undankbar und gelegentlich<br />
eines Chirurgen, <strong>der</strong> auf schnelle Ergebnisse aus ist, unwürdig.<br />
An<strong>der</strong>erseits, wenn dort keine Chirurgen sitzen, gibt es auch<br />
keine Entscheidung zu Gunsten unseres Faches.<br />
Grund genug also, sich an den anstehenden KV-Wahlen zu<br />
beteiligen. Unterstützen Sie die Listen mit Ihren chirurgischen<br />
Kandidaten und seien Sie dankbar, dass trotz aller Widrigkeiten<br />
immer noch Kolleginnen und Kollegen bereit sind, sich<br />
für unsere gemeinsamen Interessen zu engagieren.<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
361<br />
© Daum Daniel / panthermedia.net
362<br />
CME<br />
inhalt<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong><br />
schwerpunkt „Die Reform <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Reform“<br />
E. Hovermann<br />
Der ewig gleiche Finanzierungswahnsinn<br />
O<strong>der</strong>: Wie die Wahrheit ausgeblendet wird | S 364<br />
J.-A. Rüggeberg<br />
Wir brauchen mehr Vertrauen, nicht mehr Geld | S 366<br />
R. Schmitz<br />
Die Reform <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong>…<br />
Betrachtungen aus „Süd-Schweden“ | S 368<br />
L. Braun<br />
Kostenerstattung reloaded: Rösler und Ärzte offensiv | S 370<br />
KBV<br />
KBV Pressemeldung<br />
Hilfe zur Diagnosekodierung kommt 2011 | S 372<br />
P. Kalbe<br />
Vogel friss o<strong>der</strong> stirb? – Die Position des <strong>BDC</strong> zu den<br />
Kodier-Richtlinien | S 372<br />
E. Schäfer<br />
Wundbehandlung im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich unter den<br />
Fesseln <strong>der</strong> Vergütungssystematik | S 375<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
S. Gfrörer, H. Fiegel, U. Rolle<br />
Akutes Abdomen bei Säuglingen und Kleinkin<strong>der</strong>n -<br />
An Invagination denken | S 377<br />
W. Popp, K.-D. Zastrow<br />
Hygiene-Tipp – Erfassung nosokomialer Infektionen | S 384<br />
P. Gausmann<br />
Safety Clip – Diagnosefehler vermeiden | S 385<br />
I. Flessenkämper, D. Böckler, H.-H. Eckstein<br />
Ultraschall-Screening abdominaler<br />
Aortenaneurysmen (AAA) | S 387<br />
© Michael Adelbert / panthermedia.net<br />
© Sean Prior / panthermedia.net
titelbild: © alex Zehn<strong>der</strong> / panthermedia.net<br />
vergütung & ökonomie<br />
W. Hohenberger, D. Löhlein , J. R. Izbicki, M. Meine<br />
Stellungnahme zum GOÄ-Ratgeberbeitrag<br />
von Stefan Gorlas | S 389<br />
medizin aktuell<br />
Distale Radiusfrakturen – Ist <strong>der</strong> Dislokationsgrad nach<br />
Bruchheilung vorher abschätzbar? | S 392<br />
Schonende Operation von Lungen-<br />
metastasen per Laser | S 393<br />
Zementfreie Prothesen –<br />
Ist <strong>der</strong> Standard gerechtfertigt? | S 394<br />
LAPAROSKOPIE-ASSISTIERTE TOTALE GASTREKTOMIE<br />
– Ganzer Magen durchs Schlüsselloch? | S 395<br />
fragen & antworten<br />
Einhaltung des<br />
Arbeitszeitgesetzes | S 396<br />
Verlängerung des<br />
Arbeitsvertrages durch<br />
Mutterschutz<br />
und Elternzeit | S 396<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
K. Meier<br />
Teamstaffellauf<br />
im Tiergarten | S 405<br />
Buchrezension<br />
Trainer Thoraxdiagnostik | S 406<br />
Das offizielle <strong>BDC</strong> - Trikot | S 407<br />
Termine für<br />
Freizeitsportler | S 407<br />
Seminare des <strong>BDC</strong> | S 408<br />
Veranstaltungshinweise | S 410<br />
© Sebastian Schreiter / Springer Medizin<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
inhalt 363<br />
W. Schrö<strong>der</strong>, C. J. Krones<br />
Einladung zum<br />
24. Chirurgentag 2010 | S 397<br />
<strong>BDC</strong><br />
50-jähriges Bestehen des<br />
<strong>BDC</strong> - Impressionen vom<br />
Festakt am 12. Juni 2010 | S 398<br />
M.-J. Polonius<br />
50 Jahre Berufsverband <strong>der</strong><br />
Deutschen Chirurgen<br />
Rede am 12.06.10 | S 399<br />
R. Gradinger<br />
Grußwort zum Festakt<br />
„50 Jahre <strong>BDC</strong>“ am<br />
12. Juni 2010 | S 402<br />
F. Stelzner<br />
Zum 100. Geburtstag von Prof.<br />
Dr. Wolfgang Müller-Osten<br />
Eine Würdigung seiner Leistungen<br />
für den Berufsverband | S 403<br />
M.-J. Polonius<br />
Dem Träger <strong>der</strong> Müller-<br />
Osten-Medaille, Prof. h.c. Dr.<br />
med. Karsten Vilmar, zum<br />
80. Geburtstag | S 403<br />
Personalia | S 374<br />
Impressum | S 412<br />
inhalt 07·2010
© [M] GG-Raw / fotolia.com<br />
364<br />
schwerpunkt<br />
E. Hovermann<br />
Der ewig gleiche Finanzierungswahnsinn<br />
O<strong>der</strong>: Wie die Wahrheit ausgeblendet wird<br />
Einleitung<br />
Die CDU will in 2011, also im nächsten Jahr, 3 Mrd. sparen –<br />
„bei Ärzten, Kliniken, Apotheken und Krankenkassen“ (Jens<br />
Spahn, CDU). Die interessanten Fragen dazu sind z. B.:<br />
»<br />
»<br />
»<br />
Weiß das auch die CSU?<br />
Macht die FDP mit?<br />
Machen vor allem die Bundeslän<strong>der</strong> mit, <strong>der</strong>en landesgebundene<br />
Kassen (Landesaufsicht!) wie bisher mit höheren<br />
Beiträgen drohen und mit dem ständigen Ruf nach mehr<br />
Steuergel<strong>der</strong>n?<br />
Natürlich wissen alle um die ständig größer werdenden Finanzierungslücken.<br />
Aber wie in <strong>der</strong> Vergangenheit werden insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Bundeslän<strong>der</strong>, ohne <strong>der</strong>en Zustimmung im Bundesrat<br />
kein Strukturgesetz durchgeht, notwendig schmerzhafte<br />
Reformen, d. h. Einsparungen und Neujustierung von Lasten,<br />
bremsen.<br />
In dieser Situation werden Begriffe wie Solidarität und<br />
Gerechtigkeit arg strapaziert und letztlich auch missbraucht,<br />
wenn es etwa heißt: „Die Gerechtigkeit muss siegen, daher weg<br />
mit <strong>der</strong> Pauschale und her mit <strong>der</strong> Bürgerversicherung.“<br />
Schon Prof. Bert Rürup sagte zu diesem Kampf <strong>der</strong> Modelle<br />
einmal: „Wer das Gerechtigkeitsargument auf sein Reformlabel<br />
aufklebt, hat gewonnen, egal ob es sich rechnet o<strong>der</strong> nicht.“<br />
Ähnlich ist es auch mit <strong>der</strong> Kopfpauschale. Mit beiden Modellen<br />
sind die Finanzierungslücken <strong>der</strong> Zukunft nicht zu schließen<br />
– außer mit immer höher werdenden Zuschüssen aus dem<br />
Steuersäckel.<br />
Richtig ist nämlich, dass wir in den nächsten Jahren in den<br />
gesetzlichen Krankenkassen Milliardenlöcher in zweistelliger<br />
Höhe – steigend – haben werden. Beitragserhöhungen sollen ja<br />
eigentlich nicht kommen. Finanzierungen aus dem Steuersäckel<br />
entfallen eigentlich auch, es sei denn, wir wollen uns weiter<br />
verschulden.<br />
Also bleibt die Frage: Wie will man mit Einsparungen von<br />
3 Mrd. Euro ein zweistelliges sich ständig weiter öffnendes<br />
Finanzloch zuschütten?<br />
Hier liegt auch eine Misere vieler Gesundheitsökonomen,<br />
die ihre Zahlenkolonnen und Visionen immer nur bezogen<br />
haben auf den Gesundheitssektor. Nie sind die wirtschaftlichen<br />
Gesamtentwicklungen in Deutschland, Europa und <strong>der</strong> Welt<br />
einbezogen worden in gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische<br />
Lösungsvorschläge.<br />
Die Pfaffs, Wasems, Lauterbachs und Kniepse haben – mal<br />
als Berater von Ministern o<strong>der</strong> Kassen o<strong>der</strong> Leistungserbringern<br />
– im Grunde wie eine verschworene Bru<strong>der</strong>schaft immer<br />
wie<strong>der</strong> auf neu einsetzendes Wachstum, auf mehr Arbeitsplätze<br />
mit gutem Entgelt, auf die heilsame Wirkung von Kassenfusionen,<br />
auf weiteres Ausquetschen <strong>der</strong> bekannten Zitronen<br />
u. ä. gesetzt.<br />
autor<br />
Eike Hovermann<br />
Ehemaliges Mitglied des Gesundheitsausschusses des Deutschen<br />
Bundestags (SPD)<br />
Kontakt via: presse@bdc.de<br />
Resultat: Spätestens nach einem bis an<strong>der</strong>thalb Jahren erwiesen<br />
sich alle Lösungen als Scheinlösungen, als faule Kompromisse.<br />
Und alles fing wie<strong>der</strong> von vorne an.<br />
Was blieb und bleibt und zwar aufwachsend:<br />
Uferlose Kontrollbürokratie, die vielen Ärzten immer mehr<br />
wichtige Zeit für ihre Patienten nimmt. So kommt es dann auch<br />
zu interessanten Plakaten auf einer Demonstration <strong>der</strong> Ärzte in<br />
NRW, wo es heißt:<br />
„Facharzt für Verwaltungsmedizin und Büroheilkunde.“<br />
Das ist auch eine schmerzhafte Realität – insbeson<strong>der</strong>e wegen<br />
<strong>der</strong> auch durch Bürokratie bewirkten Frustrationen in Arzt-<br />
und Pflegeberufen und daraus erwachsenden, deutlichen Mängeln<br />
in <strong>der</strong> Versorgung.<br />
Rösler - und alles geht wie<strong>der</strong> von vorne los?<br />
War nicht alles schon mal erfolglos da?<br />
» Effizienzreservengerede, wo je<strong>der</strong> über Reserven beim<br />
an<strong>der</strong>en spricht, und selber mehr Geld einfor<strong>der</strong>t<br />
» „Keine Rationierung mit mir“ (Rösler, aber auch schon<br />
Ulla Schmidt, Andrea Fischer und Horst Seehofer), und<br />
dabei geschieht sie längst verdeckt im Versorgungsalltag<br />
inklusive Burn-out bei Ärzten und Pflegern. Ärzte wissen<br />
es, Kassen wissen es, Politiker wissen es.<br />
» Zwangsrabatte<br />
» Nullrunde für Ärzte und Krankenhäuser<br />
» Eventuell mehr Praxisgebühren<br />
» Neue Kosten-Nutzen-Überlegungen<br />
» Nur Kostendämpfungsgesetze mit immer kürzer werden<strong>der</strong><br />
Lebensdauer und zunehmenden ideologischen<br />
Nebelkerzenwerfereien via „Gerechtigkeit“ und „Solidarität“<br />
(Markus Sö<strong>der</strong>, Karl Lauterbach, Horst Seehofer,<br />
Andrea Fischer, Christopher Herrmann…), egal, ob es dem<br />
Ganzen wirklich nutzt<br />
» Erschreckende Zunahme an Fusionen in Richtung Groß-<br />
Krankenkassen, die natürlich nicht heilsam sind, nicht<br />
sein können, weil sie den Weg in Richtung Einheitskasse<br />
und Staatsmedizin ebnen helfen. Wie sehr die Bundeslän<strong>der</strong><br />
dies inzwischen beför<strong>der</strong>n, zeigt sich auch darin, dass<br />
in den Grenzen <strong>der</strong> jeweiligen Bundeslän<strong>der</strong> neue Spitzenverbände<br />
– ähnlich dem GKV-Spitzenverband – entstehen<br />
sollen, damit die Län<strong>der</strong> größeren, politischen Einfluss
ekommen und dort alles zentralisiert wird. Die größten<br />
Kassen werden dann die an<strong>der</strong>en verdrängen, Wettbewerb<br />
gibt es nicht mehr – auch zu Lasten von Leistungserbringern<br />
und Patienten. Der schon lange nicht mehr zutreffende<br />
Gemeinwohl-Status mit entsprechenden Steuervorteilen<br />
für GKV-Kassen ist damit endgültig ad absurdum geführt.<br />
Auf EU-Ebene gab es da schon einmal eine heftige Diskussion,<br />
sie wird wie<strong>der</strong>kommen, weil die Gemeinwohl-Diskussion<br />
und das Pochen <strong>der</strong> GKV-Kassen darauf ein einziger<br />
Krampf war und bleibt. Richtig ist, dass sie in einem<br />
ruinösen und härter werdenden Verdrängungswettbewerb<br />
stehen.<br />
Dabei ist eins längst und belastbar evidenzbasiert:<br />
Recht gehabt und bekommen hat bisher keiner von den „Jahrhun<strong>der</strong>treformern“,<br />
weil vor allem die gesamtgesellschaftlichen/<br />
gesamtwirtschaftlichen Realitäten konsequent aus den gesundheitspolitischen<br />
Diskussionen ausgeblendet worden sind – meist<br />
aus Angst vor Wahlen.<br />
Eigentlich ist es geradezu „unethisch“ nicht über Priorisierung<br />
und Rationierung zu sprechen, da bisher – trotz ständig<br />
wortreicher Versprechen – alles über ständig wachsende Beiträge<br />
plus Steuern finanziert worden ist und auch wohl weiterhin<br />
finanziert werden soll zu Lasten kommen<strong>der</strong> Generationen,<br />
die einen im Grunde illegalen Schuldenberg schultern müssen,<br />
wenn man den Artikel 115 Grundgesetz als Maßstab nimmt.<br />
Auch bei uns wird dann bald „Griechenland“ kommen, weil wir<br />
ständig mehr versprochen haben als bezahlbar ist.<br />
Natürlich machen das dann in ähnlicher Weise auch Bundeslän<strong>der</strong><br />
und Kommunen nach. Das Defizit <strong>der</strong> Kommunen wird<br />
in diesem Jahr auf 15 Mrd. Euro zusteuern, drei Mrd. mehr als<br />
erwartet. Der Negativrekord aus dem Krisenjahr 2003 hat sich<br />
damit fast verdoppelt. Auch hieran wird das im Grunde seit<br />
Jahrzehnten unehrliche Wachstumsgefasel deutlich.<br />
Die Folge: Die Kommunen/Kreise werden ebenso wie die<br />
Bundeslän<strong>der</strong> weiterhin nicht mehr im gebotenen Maße in<br />
das Gesundheitswesen investieren können. Die duale Finanzierung<br />
wird so schon seit Jahren abgeschmolzen. Eine sinnvolle<br />
Krankenhausplanung war und ist so nicht möglich. Das<br />
för<strong>der</strong>t große Komplexe in Ballungszentren und vor allem private<br />
Träger.<br />
Und dann wird von Schuldenbremsen geredet, auf die – und<br />
das nicht erst seit <strong>der</strong> weltweiten Finanzkrise, die jetzt für alles<br />
herhalten muss – nicht nur nicht getreten worden ist, son<strong>der</strong>n<br />
auf die auch weiterhin nicht getreten wird – im Gegenteil.<br />
Zusätzlich sei erneut erinnert, dass Rationierung im Gesundheitswesen<br />
schon lange Zeit heimlich und verdeckt praktiziert<br />
wird.<br />
So wird es weitergehen, weil die Scherenentwicklung zwischen<br />
absackenden Einnahmen und geringer werdenden Steuereinnahmen<br />
bei gleichzeitig wachsenden Ausgaben ununterbrochen<br />
zunimmt. „Den gesetzlichen Krankenkassen steht das<br />
Wasser bis zum Hals“, so Johannes Singhammer (CSU) am<br />
14. Mai 2010. Dazu kann man Berechnungen des Bundesversicherungsamtes<br />
anführen, das für 2011 ein Defizit von 6 bis 15<br />
Mrd. Euro erwartet.<br />
Das dann abzumil<strong>der</strong>n durch Steuereinnahmen, ist aber<br />
nichts an<strong>der</strong>es als <strong>der</strong> bisherige Trick: Beitragssätze niedrig halten,<br />
den Rest über Steuern, die – ein kleines Problem – aller-<br />
schwerpunkt<br />
dings millionenfach aus demselben Geldbeutel kommen wie die<br />
Kassenbeiträge.<br />
Was machen also gesetzliche Krankenkassen?<br />
Lauthals verkünden viele:<br />
Wir halten in 2010 den Beitrag stabil. (Man will natürlich auf<br />
solch populistische Weise Mitglie<strong>der</strong> werben, auf Kassenwechsler<br />
spekulieren, die den Zauber nicht verstehen.)<br />
Weil das aber spätestens 2011 vor die Wand läuft, werden jetzt<br />
schon erhöhte Steuerzuschüsse gefor<strong>der</strong>t, mit denen man selbst<br />
gemachte Finanzierungslöcher und unzulässige Schulden finanzieren<br />
will/muss. So macht man letztlich das Solidarsystem von<br />
Seiten <strong>der</strong> Kassenspitzen wissentlich kaputt. Siehe dazu auch<br />
das aufschlussreiche Gutachten von Prof. Thorsten Kingreen.<br />
Zu denken sollte auch geben, dass das PKV-System sehr ähnliche<br />
Finanzierungsprobleme hat. Auch da sind weitere kontinuierliche<br />
Steigerungen <strong>der</strong> Beiträge kaum durchsetzbar. Sollen<br />
dann da auch Steuermittel fließen, wo doch auch aus den<br />
Geldbörsen <strong>der</strong> PKV-Versicherten Gel<strong>der</strong> in die GKV-Kassen<br />
gespült werden?<br />
Für unsere Demokratie alles bedenklichste Entwicklungen,<br />
die Wahlenthaltungen zeigen es immer deutlicher. Man erwartet<br />
zunehmend von <strong>der</strong> Politik nicht mehr Wahrheiten.<br />
Neue Wege?<br />
Man erinnere sich dazu an Ciceros Einsicht zu den stoischen<br />
Lebensweisheiten: „Die Menschen verstehen nicht, welch große<br />
Einnahmequelle in <strong>der</strong> Sparsamkeit liegt.“ Einigen wird <strong>der</strong><br />
Spruch von Norbert Blüm mehr zusagen: „Alle wollen den Gürtel<br />
enger schnallen, aber je<strong>der</strong> fummelt am Gürtel des Nachbarn<br />
herum.“<br />
Einfacher vielleicht: Wir können nicht ständig mehr ausgeben,<br />
als wir haben.<br />
Also Start einer offenen Debatte über Grundversorgung und<br />
parallel über Rationieren und Priorisieren, um auch auf diesem<br />
Weg den Bürgern ein höheres Maß an Kostenbewusstsein und<br />
Selbstverantwortung zu implantieren... Aber vor allem Offenheit<br />
und Wahrheit über Unausweichliches, damit ein langsamer<br />
Umstellungsprozess beginnen kann und dazu die Erkenntnis,<br />
dass wir in unserem Land gegenüber fast allen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Welt immer noch ein leistungsfähiges, hervorragendes<br />
Gesundheitssystem besitzen.<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Gesundheitspolitischen<br />
Info-Dienstes „Schütze-Brief“, Leo Schütze GmbH<br />
Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />
Rubrik News|Politik|Perspektiven<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
365<br />
© [M] GG-Raw / fotolia.com
© Michael Adelbert / panthermedia.net<br />
366<br />
schwerpunkt<br />
J.-A. Rüggeberg<br />
Wir brauchen mehr Vertrauen, nicht mehr Geld<br />
Eine Analyse <strong>der</strong> Rede unseres Gesundheitsministers Dr. Rösler auf dem Ärztetag<br />
Seine vietnamesische Abstammung legte es Bundesgesundheitsminister<br />
Dr. Philipp Rösler nahe, seine Haltung mit einem asiatischen<br />
Sprichwort zu beschreiben: „Ein Bambus wiegt sich<br />
im Wind, aber er bricht nicht.“ Das heißt aber auch, dass er<br />
sich dem Druck und <strong>der</strong> Richtung des Windes anpassen dürfte.<br />
Etwas an<strong>der</strong>es wird dem FDP-Politiker auch nicht übrig bleiben,<br />
da <strong>der</strong> Druck aus <strong>der</strong> bayerischen Schwesterpartei CSU<br />
anhält und sich neuer Druck im Bundesrat nach dem Ausgang<br />
<strong>der</strong> nordrhein-westfälischen Landtagswahl abzeichnet. Die<br />
inzwischen erfolgte harsche Abfuhr seiner ministerialen Plä-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Dr. Jörg-A. Rüggeberg<br />
unter Verwendung von Textauszügen<br />
aus OPG - Operation Gesundheitswesen,<br />
Presseagentur Gesundheit: Lisa Braun<br />
Vizepräsident des <strong>BDC</strong><br />
E-Mail via: presse@bdc.de
ne zur Einführung von Kopfpauschalen und Zuzahlungen bei<br />
jedem Arztbesuch durch seinen Amtsvorgänger und jetzigen<br />
CSU-Chef Horst Seehofer zeigt die wahren Machtverhältnisse:<br />
Hier <strong>der</strong> von den Ärzten mit großem Vorschusslorbeer gestartete<br />
Newcomer, dort die „alten Hasen“. Dennoch verbreitete<br />
Rösler in seiner ersten Rede vor einem Deutschen Ärztetag in<br />
<strong>der</strong> Dresdner Semperoper am 11. Mai 2010 Optimismus: Eine<br />
gute Reform sei trotz allem möglich.<br />
Ist das naiv o<strong>der</strong> zweckoptimistisch? BÄK-Präsident Prof.<br />
Jörg D. Hoppe freut sich, dass hier endlich jemand im Ministeramt<br />
sei mit einem offenen Ohr für die tatsächlichen Probleme<br />
des Gesundheitswesens. „Und endlich einmal müssen wir uns<br />
nicht mit einem Vorschaltgesetz zur Kostendämpfung auseinan<strong>der</strong>setzen.“<br />
Und still murmelte er vor sich hin: „Das ich das<br />
noch erleben darf.“<br />
Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle nicht besser<br />
Rösler wies darauf hin, dass es in den letzten 20 Jahren allein<br />
sieben Gesundheitsreformen gegeben habe – dadurch sei es<br />
nicht unbedingt besser, aber immer teurer geworden. Sie hätten<br />
das Ziel gehabt, die Lohnnebenkosten zu stabilisieren. Es<br />
sei falsch, eine Reform nur auf diesen Punkt auszurichten,<br />
anstatt das System insgesamt zu reformieren und zu verbessern.<br />
„Allein aufgrund <strong>der</strong> demografischen Entwicklung und<br />
des medizinischen Fortschritts werden wir auch weiterhin mit<br />
Kostensteigerungen zu tun haben.“ Viele Ärzte, sagte er verständnisvoll,<br />
hätten das Gefühl, in einem System <strong>der</strong> unfairen<br />
Konkurrenz zu arbeiten anstatt im fairen Wettbewerb. Erfolgreich<br />
sei nur <strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich in diesem Regelwerk gut auskenne.<br />
Die Klage <strong>der</strong> Ärzte über die überbordende Bürokratie verstehe<br />
er aus eigener Erfahrung sehr gut. Für ihn selbst war das im<br />
Übrigen auch ein Grund, den Arztberuf aufzugeben und stattdessen<br />
Politiker zu werden. In Deutschland glaube man eben,<br />
<strong>der</strong> Staat sei am ehesten geeignet, Probleme zu lösen. Doch es<br />
gebe bessere Wege, als die Verwaltung alles regeln zu lassen. Er<br />
appellierte auch an die Selbstverwaltung: „Machen wir Schluss<br />
mit <strong>der</strong> Kontrollitis und finden wir zu einer Kultur des Vertrauens<br />
und Miteinan<strong>der</strong>.“ An<strong>der</strong>erseits gab es keinerlei Vorschläge,<br />
wie es denn dann gehen soll.<br />
Das Wort Kostenerstattung ist gefallen<br />
Der Minister streifte kurz die wichtigsten Punkte seiner politischen<br />
Vorhaben: Kostenerstattung ist für ihn erstrebenswert,<br />
um den Versicherten Transparenz über Leistungen und Preise<br />
zu verschaffen. Klar, dass an dieser Stelle Beifall aufbrandete,<br />
auch wenn mit keiner Silbe deutlich wurde, wie denn ein solches<br />
System konkret ausgestaltet werden könnte, ganz abgesehen<br />
von den massiven Wi<strong>der</strong>ständen gegen ein solches Vorhaben<br />
in <strong>der</strong> Koalition. Auch die Prävention müsse vorangebracht<br />
und die Ärzte zu mehr Prävention motiviert werden. Vertragsfreiheit<br />
ist ebenfalls ein Anliegen: „Die Versicherten müssen<br />
sich frei für ihren Therapeuten entscheiden können, unabhängig<br />
von Verträgen.“ Man könne vieles aus dem System <strong>der</strong> freien<br />
Marktwirtschaft in das Gesundheitssystem übertragen, aber<br />
nicht alles. Hier sei Solidarität entscheidend. Der Starke hilft<br />
dem Schwachen. Aber nicht nur <strong>der</strong> Ausgleich zwischen gesund<br />
und krank sei notwendig, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> zwischen arm und<br />
reich. Dieser Ausgleich geschehe schon heute nicht mehr zwischen<br />
Generaldirektor und Sekretärin, son<strong>der</strong>n finde unter den<br />
Sekretärinnen statt. Die Generaldirektoren hätten sich längst<br />
schwerpunkt<br />
aus <strong>der</strong> Solidarität verabschiedet und seien in die private Krankenversicherung<br />
abgewan<strong>der</strong>t. Deswegen gehöre <strong>der</strong> Ausgleich<br />
zwischen arm und reich nicht in die Krankenversicherung, son<strong>der</strong>n<br />
ins Steuersystem. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich ein wenig im Politikerdeutsch<br />
auskennt, weiß, dass mit solchen Formulierungen die<br />
klassische FDP-Programmatik nach Einführung einer Kopfpauschale<br />
beworben wird. Das ist sicher im Kern richtig, unter den<br />
gegebenen Bedingungen aber nicht ohne weiteres umsetzbar.<br />
Der bayrische Löwe hat das unlängst überdeutlich klargestellt.<br />
Noch sieht Rösler genug Geld im System<br />
Natürlich kann auch ein Arzt als Minister nicht mehr Geld für<br />
das Gesundheitswesen versprechen. Im Gegensatz zu seinen<br />
Vorgängern sagt Rösler das aber auch offen. Erst müsse dafür<br />
gesorgt werden, dass die 170 Milliarden Euro besser eingesetzt<br />
werden und Verschwendung vermieden wird. Ob das mit <strong>der</strong><br />
neuen Kultur des Vertrauens gelingt o<strong>der</strong> gesetzliche Regelungen<br />
notwendig werden, wird sich zeigen, denn letztlich ist<br />
<strong>der</strong> Bundesgesundheitsminister für Effizienz im System verantwortlich.<br />
Jedenfalls sagt er nichts an<strong>der</strong>es als seine Vorgängerin,<br />
wenn er <strong>der</strong> Priorisierung eine klare Absage erteilt und eine<br />
gerechtere Verteilung <strong>der</strong> ausreichend vorhandenen Mittel for<strong>der</strong>t.<br />
Erst wenn sich nach allen Effizienzbemühungen herausstellen<br />
sollte, dass zu wenig Geld im System sei, so Rösler, werde<br />
er dafür kämpfen, dass mehr Geld hinein komme. Allerdings<br />
verrät er nicht, auf welchen Zeitpunkt sich das „dann“ bezieht.<br />
Wann merkt man, dass mehr Geld ins System fließen muss?<br />
Lei<strong>der</strong> bleibt unser neuer Minister an diesem zentralen Punkt<br />
genauso vage wie alle an<strong>der</strong>en Politiker vor ihm. Da ist dann<br />
sein Credo für ein System, das auf Eigenverantwortung, Solidarität<br />
und Freiberuflichkeit setzt, eher Balsam auf die geschundene<br />
Seele seiner Zuhörer als konkrete Programmatik.<br />
Die in Dresden versammelte Ärzteschaft war dennoch glücklich,<br />
allein wegen <strong>der</strong> „neuen Kultur des Miteinan<strong>der</strong>“, das sich<br />
deutlich von früheren Zeiten unterscheide. Der Unterschied<br />
gegenüber früher liegt tatsächlich im Ton. Wir Ärzte müssen<br />
bei allem Ungemach nicht auch noch Politikerschelte über uns<br />
ergehen lassen, son<strong>der</strong>n dürfen <strong>der</strong> Anerkennung des obersten<br />
Dienstherrn gewiss sein. Mehr Geld gibt es deswegen nicht<br />
und ob es angesichts <strong>der</strong> Machtverhältnisse in Berlin zu einer<br />
erkennbaren Wende in <strong>der</strong> Gesundheitspolitik kommt, bleibt<br />
mehr als fraglich. So bleibt zu befürchten, dass <strong>der</strong> Minister<br />
getreu seinem asiatischen Motto doch nur das Schilfrohr ist,<br />
das sich geschmeidig unter dem Wind weg biegt, <strong>der</strong> dann uns<br />
Ärzten weiterhin ungebremst ins Gesicht bläst.<br />
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Rubrik News|Politik|Gesundheitsreform<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
367
© cubrazol / shutterstock.com<br />
368<br />
schwerpunkt<br />
R. Schmitz<br />
Die Reform <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong>…<br />
Betrachtungen aus „Süd-Schweden“<br />
Gerade einmal 18 Monate ist es her, dass die große Honorarreform<br />
<strong>der</strong> vertragsärztlichen Vergütung in Kraft trat. Von <strong>der</strong><br />
KBV mit viel Optimismus und als Erfolg eingeführt, sollte sie<br />
dem nie<strong>der</strong>gelassenen Arzt eine gerechtere Vergütung ermöglichen<br />
und den Ausweg aus dem Hamsterrad mit frei floatenden,<br />
sprich sinkenden Punktwerten aufzeigen. Das Resultat war eine<br />
gleichmacherische Vergütung mit einem bundeseinheitlichen<br />
Orientierungspunktwert (BOP) von 3,5 Cent. Als Verbesserung<br />
konnte dabei lediglich gelten, dass tatsächlich eine Eurovergü-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Dr. med. Ralf Schmitz<br />
Regionalvertreter Nie<strong>der</strong>gelassene im<br />
<strong>BDC</strong>-Landesverband Schleswig-Holstein<br />
MVZ Chirurgie in Kiel<br />
Schönberger Str. 11, 24148 Kiel<br />
E-Mail: schmitz@bdc.de
tung erfolgte und <strong>der</strong> Arzt schon am Anfang des laufenden<br />
Quartals wusste, was er maximal honoriert bekommt.<br />
Aufgrund bestehen<strong>der</strong> regional höchst unterschiedlicher<br />
Honorarverteilungsmaßstäbe führte die neue Kalkulation <strong>der</strong><br />
Verteilung <strong>der</strong> Gesamtvergütungen zu massiven Geldumverteilungen<br />
in den einzelnen KVen und weiter herunter gebrochen<br />
auch auf die einzelnen Fachgruppen und Ärzte. Schleswig-Holstein<br />
geriet dabei ohne Zweifel auf die Verliererseite –<br />
es wurde bestraft für eine jahrelange (und eigentlich richtige)<br />
Politik <strong>der</strong> strikten Mengenbegrenzung. Nicht erst seit dieser<br />
Zeit besteht denn auch ein distanziertes bis aufmüpfiges Verhältnis<br />
zur KBV und hier beson<strong>der</strong>s zu Dr. Köhler. Vorläufiger<br />
Höhepunkt dieser gegenseitigen Wertschätzung ist ein Zitat<br />
des großen Bundesvorsitzenden am Rande <strong>der</strong> letzten Vollversammlung<br />
in Dresden, wo er drohte, die KV Schleswig-Holstein<br />
nach Schweden abzugeben.<br />
Gleichwohl hat die aus Sicht des nördlichsten Bundeslandes<br />
völlig verkorkste Honorarreform aber auch Positives hervorgebracht:<br />
Innerhalb <strong>der</strong> KVSH wurde durch eine beeindruckende<br />
Solidaritätsaktion aller Haus- und Fachärzte eine Verlustbegrenzung<br />
durch Verzicht auf Honorargewinne eingeführt.<br />
Das Resultat war denn auch tatsächlich, dass keine Fachgruppe<br />
zu Gewinnern wurde – es gab nur Verlierer, dies aber in<br />
unterschiedlichem Ausmaß. Das Bewusstsein, dass alle Arztgruppen<br />
zu den Verlierern <strong>der</strong> Reform zählten, schweißte die<br />
Schleswig-Holsteiner Kollegen noch mehr zusammen und führte<br />
zu intensiven Diskussionen über mögliche Auswege aus dem<br />
Dilemma.<br />
Die jetzt ab Juli 2010 geltende Neuordnung <strong>der</strong> Vertragsärztlichen<br />
Versorgung (NVV) stellt einen solchen Ausweg<br />
aber sicher nicht dar. Die Gesamtvergütung bleibt in <strong>der</strong> Höhe<br />
natürlich unverän<strong>der</strong>t und auch für die Zukunft ist ja gerade in<br />
Anbetracht <strong>der</strong> aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise kaum<br />
mit mehr Geld im System zu rechnen. Die Neu- o<strong>der</strong> besser<br />
Wie<strong>der</strong>einführung von qualitätsgebundenen Zusatzvolumina<br />
(QZV) aber schafft zumindest ein Stück mehr Gerechtigkeit<br />
innerhalb <strong>der</strong> Arztgruppen und eine Stabilisierung <strong>der</strong> frei<br />
fallenden Regelleistungsvolumina, die zuletzt für Chirurgen in<br />
SH bei 23 € lagen und damit kaum den Wert <strong>der</strong> Ordinationsziffer<br />
überstiegen.<br />
Der Grund dafür waren sogenannte freie Leistungen, die<br />
unbegrenzt mit einem festen Punktwert vergütet wurden,<br />
dies aber aus <strong>der</strong> gedeckelten Gesamtvergütung heraus. Da<br />
es wie erwartet zu einem Run auf die freien Leistungen kam,<br />
musste das Resultat ein notwendigerweise schrumpfendes<br />
Regelleistungsvolumen sein. Und da im Honorarverteilungsvertrag<br />
(HVV) geregelt war, dass Fachgruppentöpfe erst nach<br />
Abzug dieser extrabudgetären (aber intrahonorarvoluminären)<br />
Leistungen gebildet wurden, kam es zu einer weiteren Ungerechtigkeit:<br />
Die massive Ausweitung von freien Leistungen<br />
einer einzelnen Fachgruppe, z. B. bei <strong>der</strong> Akupunktur durch<br />
die Orthopäden, führte zu einem Absinken <strong>der</strong> RLV in allen<br />
Fachgruppen.<br />
Diesem ist jetzt ein Riegel vorgeschoben. So werden für die<br />
zukünftige Honorarverteilung erst die Fachgruppentöpfe gebildet.<br />
Danach werden die QZV gebildet, wobei in SH darauf<br />
geachtet wurde, dass nicht alle 25 von <strong>der</strong> KBV identifizierten<br />
Leistungen berücksichtigt wurden. Vielmehr sollten ausschließlich<br />
an eine tatsächlich erworbene Qualität gebundene Leistungen<br />
berücksichtigt werden. Das heißt für uns Chirurgen<br />
schwerpunkt<br />
die Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> alten gelben Budgets, also Röntgen,<br />
Sono, Duplex, Phlebologie und psychosomatische Grundversorgung.<br />
Die Berechnung des arztindividuellen QZV erfolgt leistungsfallbezogen<br />
auf die abgerechnete Punktmenge des Vergleichsquartales<br />
2008. Erst jetzt, nach Bildung <strong>der</strong> QZV in <strong>der</strong><br />
Fachgruppe, wird nun das Regelleistungsvolumen gebildet. Die<br />
aktuellen Zahlen stehen noch aus und können nach Angaben<br />
<strong>der</strong> KV erst in <strong>der</strong> letzten Juni-Woche geliefert werden.<br />
Durch die Einführung <strong>der</strong> QZV wird es zu einer Stabilisierung<br />
<strong>der</strong> RLV kommen, nach vorsichtiger Schätzung wird eine<br />
Aufwertung um etwa 10 Prozent erwartet. Gleichzeitig werden<br />
die Kollegen, die technisch hochwertige und qualitätsgebundene<br />
Leistungen erbringen wie<strong>der</strong> etwas besser gestellt, was ein<br />
Stück weit mehr Gerechtigkeit bringt.<br />
Das ist dann aber auch schon alles. Auch dieses System wird<br />
nur für einen Zeitraum von maximal zwei Jahren eine gewisse<br />
Stabilität garantieren – spätestens dann wird <strong>der</strong> Hamsterradeffekt<br />
erneut zum Tragen kommen. Es bleibt zu hoffen, dass diese<br />
Zeit genutzt werden kann, um einen definitiven und belastbaren<br />
Ausweg aus <strong>der</strong> Honorarmisere zu finden.<br />
Nach meiner festen Überzeugung geht dies nur mit einem<br />
vollständigen Systemwechsel – weg vom Sachleistungsprinzip<br />
und hin zur Kostenerstattung. Die demografische Entwicklung<br />
und <strong>der</strong> medizinische Fortschritt lassen keinen an<strong>der</strong>en Weg zu.<br />
Das Bewusstsein dafür muss in intensiven Diskussionen innerhalb<br />
<strong>der</strong> gesamten Gesellschaft - nicht nur innerärztlich! – hergestellt<br />
werden. Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass<br />
<strong>der</strong> Bundesbürger die Sachzwänge versteht – so wie er es ja auch<br />
bei <strong>der</strong> Rente verstanden hat. Wenn man dann durch Erstellen<br />
einer Honorarliquidation den Bürger so individuell an <strong>der</strong><br />
Finanzierung des Gesundheitssystems beteiligt, dann wird das<br />
Bewusstsein für die Kostenentwicklung weiter geschärft. Natürlich<br />
kann ein solches Modell nur mit einem sozialen Ausgleich<br />
für die Schwachen unserer Gesellschaft funktionieren. Und<br />
funktionieren tut es – man gehe nur in angrenzende Län<strong>der</strong>.<br />
In Schleswig-Holstein soll mit Unterstützung <strong>der</strong> Kassen und<br />
des Ministeriums noch in diesem Jahr in einem KV-Bezirk die<br />
Kostenerstattung modellhaft erprobt werden. Auch wenn aktuell<br />
auf dem Dresdner Ärztetag gerade dieses Modell wie<strong>der</strong> von<br />
den Delegierten abgeschmettert wurde, so gebe ich die Hoffnung<br />
nicht auf, dass steter Tropfen doch den Stein aushöhlt.<br />
Selbst KBV-Köhler schreibt neuerdings das Unwort Kostenerstattung<br />
auf seine Fahnen!<br />
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Rubrik News|Politik|Kassenkosten<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
369
370<br />
€€ €<br />
Kostenerstattung reloaded: Rösler und Ärzte offensiv<br />
schwerpunkt<br />
L. Braun<br />
Geht es um Transparenz – o<strong>der</strong> um Geld und Systemwechsel?<br />
Berlin (opg) – Eigentlich ist die Kostenerstattung in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV) klinisch tot. Auf lediglich<br />
0,2 Prozent beziffert das Bundesgesundheitsministerium (BMG)<br />
die Zahl <strong>der</strong> GKV-Mitglie<strong>der</strong>, die eine Kostenerstattungs-Variante<br />
wählen; immerhin seit Anfang 2004 steht allen gesetzlich<br />
Versicherten diese Alternative zur Sachleistung offen. Von Fakten<br />
unbeeindruckt aber träumt die Ärzteschaft wie vor 20, 30<br />
o<strong>der</strong> 40 Jahren noch immer davon, diesem Erstattungsleichnam<br />
wie<strong>der</strong> Leben einhauchen zu können.<br />
Kostenerstattung und Kopfprämie = PKV light?<br />
Nicht nur Hartmannbund, NAV-Virchow-Bund & Co. halten<br />
Kostenerstattung für den wichtigsten Schlüssel, <strong>der</strong> ihnen die<br />
Tür zu paradiesischen Honorarwelten eröffnen würde. Auch <strong>der</strong><br />
113. Deutsche Ärztetag Anfang Mai diesen Jahres erweckt den<br />
Eindruck, die Idee <strong>der</strong> GKV-Kostenerstattung wie<strong>der</strong>beleben<br />
zu können. Politische Unterstützung kommt neuerdings von<br />
ganz oben im BMG. Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp<br />
Rösler (FDP) bekennt sich in seiner Rede am 11. Mai in Dresden<br />
dazu, gesetzlich Versicherten den Weg zur Kostenerstattung<br />
schmackhafter machen zu wollen. Rösler begründet dies<br />
offiziell mit seinem Anliegen, mehr Transparenz und Eigenverantwortlichkeit<br />
schaffen und för<strong>der</strong>n zu wollen. Die Mehrheit<br />
<strong>der</strong> Ärzteschaft dürfte sich davon vor allem höhere Umsätze<br />
versprechen: Das Honorardelta zwischen Einheitlichem Bewertungsmaßstab<br />
(EBM) und Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)<br />
könnte dadurch geschlossen werden, so die Hoffnung. Röslers<br />
Transparenz-Motiv und ärztliche Honorarphantasien können<br />
allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit <strong>der</strong> Ausweitung<br />
<strong>der</strong> Kostenerstattung das zentrale GKV-Prinzip <strong>der</strong><br />
Sachleistung ausgehöhlt werden würde. Dazu passt das FDP-<br />
Gesundheitsprämien-Modell mit einkommensunabhängigen<br />
Beiträgen wie die Faust auf’s Auge: Kostenerstattung plus Kopfprämie<br />
könnten zwei Schlüsselelemente sein, um aus <strong>der</strong> guten<br />
alten solidarisch finanzierten Sachleistungs-GKV eine private<br />
Krankenversicherung (PKV) light, also neuen Typus’ (ohne<br />
Risikoselektion, -ausschlüsse), zu machen.<br />
Erstattungsgrenzen und -Abschläge bei <strong>der</strong><br />
Kostenerstattung<br />
Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP vom 26. Oktober<br />
2009 heißt es zum Thema: „Wir wollen die Transparenz für<br />
Ärztinnen und Ärzte sowie Versicherte erhöhen. Deshalb wollen<br />
wir die Möglichkeit zur Kostenerstattung ausweiten. Es dürfen<br />
dem Versicherten durch die Wahl <strong>der</strong> Kostenerstattung keine<br />
zusätzlichen Kosten entstehen.“ Von welchen „zusätzlichen<br />
Kosten“ will Minister Rösler GKV-Mitglie<strong>der</strong> entlasten? Wahrscheinlich<br />
geht es um Kostenerstattungsabschläge, zu denen die<br />
Krankenkassen bisher gesetzlich verpflichtet sind (und <strong>der</strong>en<br />
Höhe in den jeweiligen Satzungen festgelegt werden müssen).<br />
Details über die Regierungspläne sind bisher noch nicht<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
bekannt. Der parlamentarische Staatssekretär im BMG, Daniel<br />
Bahr (FDP), verkündete im Januar lediglich, das Kostenerstattungsverfahren<br />
in <strong>der</strong> GKV solle für die Versicherten einfacher<br />
und transparenter werden.<br />
Leistungsspektrum bei Kostenerstattung bleibt gleich<br />
Die Kostenerstattung in <strong>der</strong> GKV ist in § 13 Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) V geregelt. Mit dem GKV-Mo<strong>der</strong>nisierungsgesetz (GMG),<br />
das Anfang 2004 in Kraft trat, wurde die Option <strong>der</strong> Kostenerstattung<br />
anstelle von Sach- o<strong>der</strong> Dienstleistungen allen GKV-<br />
Mitglie<strong>der</strong>n eröffnet (zuvor war dies nur freiwillig Versicherten<br />
möglich). Die Versicherten sind an ihre Wahlentscheidung<br />
mindestens ein Jahr gebunden. Außerdem besteht die Möglichkeit,<br />
die Kostenerstattung auf ärztliche ambulante Leistungen,<br />
zahnärztliche Leistungen, stationäre Leistungen o<strong>der</strong> veranlasste<br />
Leistungen zu beschränken. Auch bei Kostenerstattung zahlt<br />
die Krankenkasse nur für Leistungen, die nach dem SGB V und<br />
dem SGB IX (Reha und Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen) bzw.<br />
nach Beschlüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)<br />
erstattungsfähig sind. Anspruch auf Erstattung besteht zudem<br />
nur in Höhe <strong>der</strong> Vergütung, die die Kasse bei Erbringung<br />
als Sachleistung zu tragen hätte. Vom so begrenzten Erstattungsbetrag<br />
muss die Kasse zudem „ausreichende Abschläge“<br />
für Verwaltungskosten und fehlende Wirtschaftlichkeitsprüfungen<br />
vornehmen sowie vorgesehene Zuzahlungen abziehen.<br />
Die Differenz zwischen <strong>der</strong> vom Arzt/Zahnarzt nach den privaten<br />
Gebührenordnungen (GOÄ bzw. GOZ) in Rechnung gestellten<br />
Vergütung und dem Erstattungsbetrag <strong>der</strong> Krankenkasse<br />
muss <strong>der</strong> Versicherte aus eigener Tasche bezahlen.<br />
„Kostenerstattung als primäres Vergütungssystem in<br />
<strong>der</strong> GKV“<br />
Der Deutsche Ärztetag in Dresden greift die Koalitionsinitiative<br />
zur Kostenerstattung in <strong>der</strong> GKV dankbar auf, will aber mehr<br />
verän<strong>der</strong>n als bisher von <strong>der</strong> Regierung angedacht. So spricht<br />
er sich – laut Beschlussprotokoll „mit großer Mehrheit“ – dafür<br />
aus, „sozialverträgliche Selbstbehalttarife“ sowie „Wahltarife<br />
für zusätzliche Versorgungsangebote für GKV-Versicherte auf<br />
Basis einer Kostenerstattung“ stärker zu erproben. Zur Begründung<br />
heißt es, Kostenerstattung ermögliche „mehr Transparenz<br />
über das Leistungsgeschehen als Voraussetzung für eine<br />
von den Versicherten selbst gewählte Individualisierung <strong>der</strong><br />
Versorgung und för<strong>der</strong>t das Kostenbewusstsein“ (Beschlussprotokoll,<br />
Seite 14). In einer weiteren Entschließung (Seite 93) plädiert<br />
<strong>der</strong> Ärztetag sogar indirekt dafür, das Sachleistungsprinzip<br />
in <strong>der</strong> GKV mittelfristig gänzlich abzuschaffen: „Der Ärztetag<br />
for<strong>der</strong>t den Gesetzgeber auf, bis zur Einführung des Kostenerstattungsprinzips<br />
als primärem Abrechnungs- und Vergütungssystem<br />
in <strong>der</strong> GKV, die bestehenden Benachteiligungen<br />
für gesetzlich Krankenversicherte bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Kostenerstattung<br />
zu beseitigen und eine Gleichberechtigung von Kosten-
erstattung gemäß § 13 Abs. 2 SGB V und Sachleistungsprinzip<br />
in <strong>der</strong> GKV herzustellen.“<br />
„Keine positive Steuerungswirkung“ – aber Mehrkosten<br />
für Patienten<br />
Die von FDP und Ärzteschaft gepflegte Vorstellung, die Kostenerstattung<br />
bzw. die damit verbundene direkte Rechnungsstellung<br />
führe beim Versicherten nicht nur zu mehr Transparenz<br />
und Kostenkenntnis, son<strong>der</strong>n auch zu einer „kostenbewussteren“<br />
Leistungsinanspruchnahme, nennt Dr. Klaus<br />
Jacobs „schlicht falsch“. Ein Blick in die PKV-Welt belegt dies<br />
eindrucksvoll. Darüber gebe es unter Gesundheitsökonomen<br />
„keinerlei Dissens“, schreibt <strong>der</strong> Geschäftsführer des Wissenschaftlichen<br />
Instituts <strong>der</strong> AOK (WIdO) in einem Papier zum<br />
Thema, das opg vorliegt. Zwar könne die Kostenerstattung die<br />
Leistungsinanspruchnahme <strong>der</strong> Versicherten bremsen. Allerdings<br />
nicht wegen <strong>der</strong> Kostentransparenz, son<strong>der</strong>n aufgrund<br />
einer zusätzlichen, direkten Kostenbeteiligung <strong>der</strong> Patienten,<br />
sei es in Form von prozentualen Selbstbehalten, Mehrkostenregelungen<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen. Dazu passt nach Einschätzung von<br />
Jacobs auch <strong>der</strong> aktuelle Vorschlag <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />
(KBV) nach Einführung einer prozentualen<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Patienten an den Behandlungskosten anstelle<br />
<strong>der</strong> bisherigen Praxisgebühr. Diese KBV-For<strong>der</strong>ung hat sich <strong>der</strong><br />
Ärztetag in Dresden soeben auf die eigenen Fahnen geschrieben.<br />
Eine direkte Kostenbeteiligung <strong>der</strong> Patienten könnte<br />
zudem auch im Sachleistungssystem realisiert werden.<br />
Zusätzliche Einkommenschancen<br />
Kostenerstattung ist offensichtlich und nach den Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre keine notwendige Bedingung, um Patienten<br />
zusätzlich zur Kasse bitten zu können. „Wer die Kostenerstattung<br />
ausbauen möchte, will im Allgemeinen nicht die Effizienz<br />
steigern, son<strong>der</strong>n Leistungserbringern zusätzliche Einkommenschancen<br />
eröffnen“, stellte Prof. Jürgen Wasem bereits vor<br />
zehn Jahren fest. Jacobs sieht es ebenso. Den Ärzten, die seit<br />
Jahren für die Kostenerstattung in <strong>der</strong> GKV eintreten – voran<br />
vor allem <strong>der</strong> Hartmannbund – gehe es nicht um mehr Kostenkenntnis/Transparenz<br />
von Versicherten und Patienten. Das<br />
eigentliche Ziel sei die Anwendung <strong>der</strong> privatärztlichen Gebührenordnung,<br />
„die zu deutlich höheren Vergütungen für dieselben<br />
Behandlungsleistungen führt“. Aus Sicht <strong>der</strong> Ärzte mag das<br />
verständlich sein, aber dann sollte es auch so benannt werden.<br />
Auf eine Unstimmigkeit im Koalitionsvertrag weist Jacobs<br />
zudem richtigerweise hin: Die Aussage - „es dürfen dem Versicherten<br />
durch die Wahl <strong>der</strong> Kostenerstattung keine zusätzlichen<br />
Kosten entstehen“ – könne „logisch überhaupt nicht aufgehen“.<br />
Wenn die Versicherten insgesamt nicht mehr bezahlen sollten,<br />
blieben am Ende sogar noch weniger Mittel zur Leistungsvergütung<br />
<strong>der</strong> Ärzte übrig, weil zusätzliche Kosten für den mit <strong>der</strong><br />
Kostenerstattung in jedem Fall verbundenen zusätzlichen Bürokratieaufwand<br />
entstünden. Die Alternative sieht demnach so<br />
aus: Zwar entstehen den Versicherten keine zusätzlichen Kosten<br />
in Form von höheren Beiträgen, wohl aber den Patienten durch<br />
direkte Kostenbeteiligungen an Behandlungsleistungen.<br />
Problem Verwaltungsaufwand – „ein bürokratischer<br />
GAU“<br />
Die Ärzte dürften keineswegs „scharf auf zusätzlichen Verwaltungsaufwand<br />
sein“, vermutet Jacobs. Aber dazu käme es<br />
schwerpunkt<br />
zwangsläufig im Zuge ausgedehnter Kostenerstattung in <strong>der</strong><br />
GKV, wie die Erfahrungen <strong>der</strong> PKV eindrucksvoll belegen. Der<br />
zusätzliche administrative Aufwand im Vergleich zum Sachleistungssystem<br />
sei nicht nur für Ärzte, son<strong>der</strong>n für alle Beteiligten<br />
„immens“. Macht man die administrative Rechnung zur Kosten-<br />
erstattung auf, sähe diese etwa wie folgt aus:<br />
Für Ärzte/Leistungserbringer:<br />
» Rechnungsstellung in einer für Patienten verständlichen<br />
(„transparenten“) Form, mit vermutlich deutlich höherem<br />
Dokumentationsaufwand als gegenwärtig;<br />
» postalischer Rechnungsversand;<br />
» Zahlungseingangskontrolle;<br />
» Bearbeitung von Nachfragen o<strong>der</strong> Reklamationen <strong>der</strong><br />
Patienten;<br />
» Inkasso-Aktivitäten (Mahnungen, Klagen etc.);<br />
» Absicherung von Ausfallrisiken, die bei GKV-Patienten<br />
ungleich höher ausfallen dürften als bei Privatversicherten.<br />
Für Patienten/Versicherte:<br />
» Rechnungsprüfung; ggf. Nachfragen/Reklamationen beim<br />
Arzt;<br />
» Überweisung des Rechnungsbetrags;<br />
» Postversand <strong>der</strong> Rechnung an die Krankenkasse;<br />
» Prüfung <strong>der</strong> Erstattung durch die Kasse; ggf. Nachfragen/<br />
Reklamationen bei <strong>der</strong> Kasse; ggf. Rückkoppelung mit dem<br />
Arzt bei unvollständiger Erstattung, um die Rechnung<br />
modifizieren zu lassen, zusätzliche Begründungen anzufor<strong>der</strong>n<br />
etc.; ggf. finanzielle Vorleistung des Patienten.<br />
Für Krankenkassen:<br />
» Prüfung <strong>der</strong> zur Erstattung eingereichten Rechnung und<br />
Ermittlung des Erstattungsbetrags, dabei u.a. Verifizierung<br />
<strong>der</strong> Anspruchsberechtigung des Versicherten; Erfassung<br />
<strong>der</strong> Leistungsarten (erstattungsfähig?), Arztkennungen<br />
(zugelassen?), Rechnungsdaten und Abrechnungsposten;<br />
» Überweisung des Erstattungsbetrags an den Versicherten;<br />
» Erstellung und Postversand <strong>der</strong> Mitteilung zur erfolgten<br />
Erstattung; ggf. separater Rückversand von Originalrechnungen<br />
(z. B. im Fall einer Zusatzversicherung);<br />
» Bearbeitung von Nachfragen, Reklamationen usw.;<br />
Archivierung.<br />
Quelle: Nachdruck aus opg - Operation Gesundheitswesen,<br />
Presseagentur Gesundheit: Lisa Braun<br />
€€<br />
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Rubrik News|Politik|Kassen Kosten<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
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372<br />
schwerpunkt<br />
KBv PRESSEMELDuNg<br />
P. Kalbe<br />
KBv<br />
Hilfe zur Diagnosekodierung kommt 2011<br />
Richtig kodieren – Richtlinien werden zuvor in Bayern getestet.<br />
Berlin, 21. Mai 2010 – Die vorgaben zur richtigen Diagnoseverschlüsselung (ambulante Kodierrichtlinien) sollen am 1. Januar 2011<br />
bundesweit in Kraft treten. Zuvor werden sie in den Praxen <strong>der</strong> bayerischen Ärzte und Psychotherapeuten getestet. Die Testphase<br />
ist für das dritte Quartal dieses Jahres angesetzt. Im vierten Quartal erfolgt die Auswertung und Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse. Darauf<br />
hatten sich die vertreter <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBv) und des Spitzenverbandes <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />
Ende März geeinigt. „Die vorgaben gelten für Kollektiv- und Selektivverträge gleichermaßen“, erklärte Dr. Andreas Köhler,<br />
vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> KBv.<br />
„Es ist von immenser Bedeutung, dass die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte und psychologischen Psychotherapeuten ihre Leistungen richtig<br />
kodieren. Nur dann können wir die verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Morbidität gegenüber den Kassen nachweisen, um die notwendigen<br />
finanziellen Mittel für die versorgung <strong>der</strong> versicherten zu erhalten. Wir wollen eine Hilfe an die Hand geben, die das richtige Kodieren<br />
sehr erleichtert“, erläuterte <strong>der</strong> KBv-Chef.<br />
Die Kodierrichtlinien sind auf <strong>der</strong> Website <strong>der</strong> KBv als PDF und als Word-Datei abrufbar: www.kbv.de/kodieren.html. Darüber<br />
hinaus wird die KBv eine Checkliste sowie konkrete Beispiele für die Anwendung <strong>der</strong> Kodierrichtlinien in <strong>der</strong> Praxis im Internet<br />
veröffentlichen.<br />
Vogel friss o<strong>der</strong> stirb? – Die Position des <strong>BDC</strong> zu den<br />
Kodier-Richtlinien<br />
Die Vorgeschichte <strong>der</strong> ICD-Kodierung<br />
In Deutschland hätte bereits 1996 die vertragsärztliche Abrechnung<br />
ausschließlich auf Basis <strong>der</strong> Verschlüsselung nach ICD<br />
erfolgen sollen. Nach massivem Wi<strong>der</strong>stand aus <strong>der</strong> Ärzteschaft<br />
wurde die ICD zunächst als freiwillige Option eingeführt, die<br />
Verwendung einer überarbeiteten Version ist jedoch seit 2000<br />
Pflicht. Sie alle kennen diese lästige Tätigkeit aus <strong>der</strong> täglichen<br />
Praxis und wissen daher sicher auch um die fragwürdige<br />
Genauigkeit und Validität <strong>der</strong> für die KV Abrechnung angegebenen<br />
ICD-Schlüssel. Man hat sich arrangiert, denn ohne ICD-<br />
Code gab und gibt es kein Honorar. Die Softwarefirmen haben<br />
die Kodierung mehr o<strong>der</strong> weniger erleichtert und so werden<br />
schon seit Jahren die ICD-Codes auch für die chirurgischen<br />
Patienten mitgeschleppt. Bisher gab es keine Veranlassung, an<br />
<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Verschlüsselung zu feilen, denn bis auf einige<br />
wenige Ausnahmen hat <strong>der</strong> eingetragene ICD-Schlüssel keinen<br />
Einfluss auf das vertragsärztliche Honorar.<br />
Was steckt dahinter?<br />
Wie Sie vielleicht wissen, wurde mit <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> vertragsärztlichen<br />
Vergütung (NVV) im Jahr 2009 die bis dahin<br />
gültige Anbindung <strong>der</strong> von den Krankenkassen zur Verfügung<br />
gestellten Gesamtvergütung für die ambulante Versorgung an<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> Grundlohnsumme beendet. Stattdessen<br />
© Regina Sablotny<br />
Quelle: Pressemitteilung <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />
Das neueste Bürokratie-Monster für die nie<strong>der</strong>gelassenen vertragsärzte fährt langsam schon die Krallen aus und auch<br />
die Chirurgen werden ihm möglicherweise nicht entkommen können.<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
wurde eine langjährige For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ärzteschaft umgesetzt<br />
und die „Morbiditätsgewichtete Gesamtvergütung (MGV)“<br />
eingeführt. Für das Jahr 2009 wurde die Morbidität (teilweise<br />
zu hoch!) geschätzt und für das Jahr 2010 lediglich mit den<br />
Faktoren Alter und Geschlecht adjustiert. Um den gesetzlichen<br />
Vorgaben nachzukommen, muss nunmehr auch ein geeignetes<br />
Messverfahren <strong>der</strong> Morbidität gefunden werden. Das technokratische<br />
Prinzip sieht vor, zusätzlich zu den vorgenannten<br />
demographischen Faktoren die jeweils relevanten ICD-Ziffern<br />
einer „Grouper-Software“ zuzuführen und als Ergebnis jeden<br />
Versicherten einer bestimmten Risiko-Gruppe zuzuführen.<br />
Dr. med. Peter Kalbe<br />
Leiter des Referates Nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen<br />
im <strong>BDC</strong><br />
Praxis am Wall<br />
Josua-Stegmann-Wall 7, 31737 Rinteln<br />
E-Mail: kalbe@bdc.de
Beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben dabei jene 80 Diagnosen, die seit<br />
2009 für den Risiko-Strukturausgleich <strong>der</strong> Krankenkassen herangezogen<br />
werden. Die Kassen haben naturgemäß ein massives<br />
Interesse daran, dass insbeson<strong>der</strong>e in diesem Bereich „richtig“<br />
kodiert wird, da dies erheblichen Einfluss auf ihre Zuweisungen<br />
aus dem Gesundheitsfonds hat. Diese Kodierung ist zum Beispiel<br />
auch essenzieller Bestandteil von Hausarztverträgen. Vor<br />
einem Jahr gab es große öffentliche Empörung, als einige Kassen<br />
versuchten, Vertragsärzte nachträglich zur Korrektur und<br />
„Verbesserung“ ihrer ICD-Verschlüsselung zu motivieren und<br />
dafür eine „Verwaltungspauschale“ in Höhe von 10 Euro pro<br />
nachkodiertem Fall auslobten. Dies mag illustrieren, dass die<br />
Qualität <strong>der</strong> ICD-Kodierung von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung<br />
für die Geldflüsse im ambulanten Bereich ist. Das Schicksal <strong>der</strong><br />
Vertragsärzte ist dabei lei<strong>der</strong> eng an das <strong>der</strong> regionalen Krankenkassen<br />
gekoppelt, denn, geht es <strong>der</strong> Kasse finanziell gut, steht<br />
auch mehr Geld für Honorare zur Verfügung.<br />
Der aktuelle Stand<br />
Das Institut beim Bewertungsausschuss (InBA) hat schon Ende<br />
letzten Jahres die Berufsverbände angeschrieben und um konstruktive<br />
Kommentare zu einer ersten Rohfassung <strong>der</strong> Kodier-<br />
Richtlinien gebeten. Der <strong>BDC</strong> hat in seiner Antwort die grundsätzliche<br />
Kritik an den Richtlinien formuliert und erneut darauf<br />
hingewiesen, dass <strong>der</strong> ICD zahlreiche Schwächen aufweist<br />
und für chirurgische Diagnosen teilweise ungeeignet ist. Dies<br />
insbeson<strong>der</strong>e deswegen, weil die ICD nicht medizinischen o<strong>der</strong><br />
praktischen Gesichtspunkten entspricht, son<strong>der</strong>n lediglich statistischen<br />
Erfor<strong>der</strong>nissen folgt. Weiterhin wird nicht klar zwischen<br />
Diagnosen und Symptomen unterschieden und nicht jede<br />
Symptomatik entspricht einem Krankheitsbild nach ICD.<br />
Zahlreiche Berufsverbände, <strong>der</strong> Hartmannbund, die „Potsdamer<br />
Runde“ und an<strong>der</strong>e haus- und fachärztliche Organisationen<br />
lehnen die Einführung <strong>der</strong> Kodier-Richtlinien aus gutem<br />
Grund grundsätzlich ab. Zuletzt hat <strong>der</strong> 113. Deutsche Ärztetag<br />
2010 in Dresden dazu folgenden Beschluss gefasst:<br />
„Der Deutsche Ärztetag for<strong>der</strong>t die Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />
auf, die geplante Einführung <strong>der</strong> neuen Diagnose-Kodierrichtlinien<br />
umgehend zu stoppen. Hier werden Daten dazu missbraucht,<br />
um Honorarverteilung zu organisieren. Dabei geht man<br />
von <strong>der</strong> irrigen Meinung aus, <strong>der</strong> Wert und die Intensität <strong>der</strong> täglichen<br />
Arbeit in <strong>der</strong> Arztpraxis an den kodierten Diagnosen ablesen<br />
zu können. Darüber hinaus wird hier von Funktionären ein<br />
weiteres bürokratisches Monstrum geschaffen, vergleichbar mit<br />
den Kodierungen im Zusammenhang mit den Diagnosis Related<br />
Groups (DRGs) im Krankenhaus. So wie im Krankenhaus<br />
ganze Arztstellen für die Kodierung geschaffen werden mussten,<br />
wird eine geordnete Praxisverwaltung durch diese unsinnigen<br />
Kodierrichtlinien unmöglich gemacht und Zeit für die notwendige<br />
Patientenbetreuung gestohlen. In <strong>der</strong> Arztpraxis wird <strong>der</strong><br />
Patient in <strong>der</strong> Gesamtheit seiner Beschwerden behandelt und es<br />
werden nicht irgendwelche Diagnosen zur Abrechnungsbegründung<br />
formuliert.“<br />
Besser kann man die Gegenargumente nicht zusammenfassen.<br />
Der bisherige Wi<strong>der</strong>stand hat immerhin schon zu einer deutlichen<br />
zeitlichen Verzögerung geführt. Die gesetzliche Grundlage<br />
ist <strong>der</strong> § 295 des SGB V, wo es u. a. heißt: „…die Vertragsparteien<br />
nach Satz 1 vereinbaren erstmalig bis zum 30. Juni 2009<br />
schwerpunkt<br />
Richtlinien für die Vergabe und Dokumentation <strong>der</strong> Schlüssel<br />
nach Absatz 1 Satz 5 für die Abrechnung und Vergütung<br />
<strong>der</strong> vertragsärztlichen Leistungen (Kodierrichtlinien); ….“.<br />
Dieser Termin war offensichtlich nicht zu halten und auch die<br />
ursprünglich für den 1.7.2010 geplante Einführung ist bereits<br />
wie<strong>der</strong> auf den 1.1.2011 verschoben worden. Allerdings gibt es<br />
eine verbindliche Vereinbarung <strong>der</strong> Partner <strong>der</strong> Gesamtverträge,<br />
diese Richtlinie zum genannten Datum flächendeckend,<br />
d. h. in sämtlichen KV-Bereichen einzuführen. Eine Testphase<br />
soll mit ausgewählten Praxen in <strong>der</strong> KV Bayern ab 1.7.2010<br />
erfolgen.<br />
Was käme auf Sie zu?<br />
Allein das Studium <strong>der</strong> Kodierrichtlinien macht jedem klar,<br />
welches bürokratische Monstrum da auf die Vertragsärzte losgelassen<br />
werden soll. Sie können die Kodier-Richtlinen von<br />
<strong>der</strong> Internet Seite <strong>der</strong> KBV herunterladen (http://www.kbv.de/<br />
kodieren/pdf-download.php). Dort wird Ihnen auf 161 Seiten<br />
in feinstem Bürokraten-Deutsch erklärt, wie Sie in Zukunft die<br />
ICD-Kodierung durchzuführen haben.<br />
Es wird in Zukunft eine bis dahin unbekannte und sicher<br />
auch nicht routinemäßig durchgeführte Tiefe und Vollständigkeit<br />
<strong>der</strong> Diagnosenverschlüsselung gefor<strong>der</strong>t. Das trifft beson<strong>der</strong>s<br />
auch die Chirurgie und Orthopädie. Bei Chirurgen steht<br />
z. B. an 3. Stelle <strong>der</strong> häufigsten ICD-Codes „T14 – Verletzung<br />
an einer nicht näher bezeichneten Körperregion“. Bei Orthopäden<br />
steht an erster Stelle <strong>der</strong> Hitliste die ICD „M54 – Rückenschmerzen“.<br />
Beide Verschlüsselungen wären nicht mehr zulässig.<br />
Statt <strong>der</strong> T14 müssten Sie also z. B. eine Gesichtsplatzwunde<br />
am Unterkiefer rechts mit „S01.43R“ (Offene Wunde: Unterkieferregion)<br />
verschlüsseln. Darüber hinaus gilt dies für sämtliche<br />
Diagnosen, die einzeln in dieser Tiefe codiert werden müssten.<br />
Sie werden wahrscheinlich Ihre komplette Verschlüsselungs-<br />
Datei überarbeiten müssen.<br />
Lei<strong>der</strong> reicht es auch nicht, sich auf die fachspezifischen Kapitel<br />
zu beschränken, denn auch alle internistischen und sonstigen<br />
Neben-Diagnosen müssen nach den gleichen Grundsätzen<br />
kodiert werden. Einzige „Erleichterung“ ist die Vorgabe, dass<br />
fachärztliche Diagnosen außerhalb des eigenen Fachgebietes<br />
nur bis zur 4. Stelle verschlüsselt werden brauchen.<br />
373<br />
Totalverweigerung o<strong>der</strong> kritische Distanz?<br />
Aufgrund <strong>der</strong> mit den Kassen getroffenen Vereinbarungen<br />
verfolgen die KBV und die Landes-KVen unverän<strong>der</strong>t mit viel<br />
Engagement die Einführung <strong>der</strong> Kodierrichtlinien. Warum?<br />
Die KBV benötigt diese Daten um die Steigerung <strong>der</strong> Morbidität<br />
gegenüber den Kassen nachzuweisen und die jährliche Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Gesamtvergütung auszuhandeln. Die Landes-KVen<br />
wie<strong>der</strong>um sind abhängig von <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> bundesweiten<br />
Gesamtvergütung auf die Regionen, die in Zukunft ebenfalls<br />
von <strong>der</strong> „gemessenen“ Morbidität abhängig sein wird.<br />
Sie können sich vorstellen, dass die oben geschil<strong>der</strong>te Bürokratie<br />
bei den Kollegen landauf landab auf massive Ablehnung<br />
stoßen wird. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass eine fehlerhafte<br />
Kodierung zunächst keine Auswirkungen auf das individuelle<br />
Honorar des einzelnen Arztes haben wird. Allerdings<br />
würde sich eine mangelhafte Darstellung <strong>der</strong> Morbidität im<br />
darauf folgenden Jahr negativ auf die Gesamtvergütung für die<br />
betreffende Region und damit auch auf das für die ärztlichen<br />
Honorare zur Verfügung stehende Geldvolumen auswirken. »»»<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010
374<br />
schwerpunkt<br />
Ein solcher hochgradig abstrakter Zusammenhang dürfte nur<br />
schwerlich geeignet sein, die Ärzte zu stundenlangen zusätzlichen<br />
Kodier-Arbeiten zu motivieren.<br />
Hier kommt jetzt <strong>der</strong> Bumerang <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> vertragsärztlichen<br />
Vergütung zur KBV zurück, die in <strong>der</strong> Konzeption<br />
davon ausgegangen war, diesen bürokratischen Schritt<br />
<strong>der</strong> Ärzteschaft im Hinblick auf höhere Honorare schmackhaft<br />
machen zu können. Doch gerade dies wird in <strong>der</strong> aktuellen<br />
politischen Diskussion ad absurdum geführt: Die Honorare<br />
<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte stehen wie<strong>der</strong> einmal völlig zu<br />
Unrecht in <strong>der</strong> Kritik und statt <strong>der</strong> Orientierung an <strong>der</strong> Morbidität<br />
wird angesichts <strong>der</strong> Krankenkassendefizite über Nullrunden<br />
o<strong>der</strong> Kürzungen <strong>der</strong> ärztlichen Honorare diskutiert. Es<br />
bleibt das Geheimnis <strong>der</strong> KBV, wie sie angesichts dieser Gemengelage<br />
die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte motivieren will, neue und<br />
extreme bürokratische Belastungen auf sich zu nehmen. Dies<br />
auch noch in krassem Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong> KBV-For<strong>der</strong>ung,<br />
die Bürokratie in <strong>der</strong> vertragsärztlichen Versorgung abzubauen.<br />
Auf die Unterstützung <strong>der</strong> Berufsverbände kann sie dabei<br />
jedenfalls nicht hoffen.<br />
Es steht somit außer Frage, dass auch <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> die Einführungen<br />
<strong>der</strong> Kodier-Richtlinien in <strong>der</strong> jetzt vorgesehenen Form<br />
strikt ablehnt. Gleichwohl muss bei aller Kritik ein Auffang-<br />
Szenario konzipiert werden für den Fall, dass die KBV und<br />
die regionalen KVen die Umsetzung <strong>der</strong> Kodierrichtlinien mit<br />
hoheitlicher Gewalt durchsetzen würden. Da es sich letztlich<br />
um die Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben aus dem SGB<br />
V handelt, dürfte in diesem Fall eine juristische Anfechtung<br />
wenig zielführend sein. Die KVen würden bei <strong>der</strong> zwangsweisen<br />
Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie wahrscheinlich rechtskonform<br />
handeln.<br />
Die KBV hätte eine elegante Möglichkeit, die Daumenschrauben<br />
anzulegen: Wie Sie wissen, muss jede Abrechnungs-Datei<br />
von einem KBV-Prüfmodul freigegeben werden. EDV-technisch<br />
wäre es ein leichtes, alle Datensätze als fehlerhaft zurückzuweisen,<br />
die keine mindestens 4-stellig kodierte ICD enthalten. Mit<br />
einer solchen dirigistischen Maßnahme würde die KBV allerdings<br />
den allerletzten Rest ihres Ansehens bei den Vertragsärzten<br />
verspielen, so dass auf einen Kompromiss gehofft werden<br />
darf. Gleichwohl wird sich <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> darauf einrichten, Ihnen<br />
ggf. mit sachdienlicher Unterstützung zur Seite zu stehen für<br />
den Fall, dass sich trotz aller Proteste die genannte Richtlinie<br />
doch nicht verhin<strong>der</strong>n lässt.<br />
Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />
Rubrik Themen|Abrechnung|ICD-10<br />
PERSoNALIA<br />
Prof. Dr. Albrecht Encke wurde auf dem diesjährigen Ärztetag<br />
die Paracelcus Medaille verliehen.<br />
Dr. med. Ronny Hendrischke ist seit April 2010 neuer Chefarzt<br />
<strong>der</strong> Abteilung für Chirurgie am Standort Spreewaldklinik<br />
Lübben des Klinikum Dahme-Spreewald.<br />
Prof. Dr. med. Klaus Hupe wurde auf dem diesjährigen<br />
Ärztetag die Paracelcus Medaille verliehen.<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
PERSoNALIA<br />
Dr. med. Gerhard Konrad ist neuer Chefarzt <strong>der</strong> Abteilung<br />
für unfallchirurgie und orthopädie am Kreiskrankenhaus<br />
Erding.<br />
Dr. med. Stefan Kolbeck ist seit Juni diesen Jahres neuer<br />
Chefarzt <strong>der</strong> Klinik für Chirugie, unfallchirurgie und orthopädie<br />
in <strong>der</strong> HELIoS Klinik Bad gan<strong>der</strong>sheim.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Carsten J. Krones ist neuer Chefarzt<br />
<strong>der</strong> Klinik für Allgemein- und viszeralchirurgie des Marienhospitals<br />
Aachen.<br />
Dr. med. Gunda Leschber, Chefärztin <strong>der</strong> thoraxchirurgischen<br />
Klinik <strong>der</strong> Evangelischen Lungenklinik Berlin und<br />
vertreterin <strong>der</strong> Chirurginnen im <strong>BDC</strong>, ist im Mai 2010 zur<br />
Präsidentin <strong>der</strong> European Society of Thoracic Surgeons<br />
(ESTS) gewählt worden.<br />
PD Dr. med. René Mantke, Chefarzt <strong>der</strong> Klinik für Allgemein-<br />
und viszeralchirurgie am Städtischen Klinikum Brandenburg<br />
an <strong>der</strong> Havel, wurde im März von <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Fakultät <strong>der</strong> otto-von-guericke-universität Magdeburg zum<br />
außerplanmäßigen Professor ernannt.<br />
Prof. Dr. med. Robert Obermaier ist neuer Chefarzt <strong>der</strong> Klinik<br />
für Allgemein-, viszeral-, gefäß- und minimal-invasive<br />
Chirurgie am Klinikum St. Elisabeth Straubing.<br />
PD Dr. med. Karsten Ridwelski, Chefarzt <strong>der</strong> Klinik für Allgemein-<br />
und viszeralchirurgie am Klinikum Magdeburg,<br />
wurde im März von <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> ottovon-guericke-universität<br />
Magdeburg zum außerplanmäßigen<br />
Professor ernannt.<br />
PD Dr. med. Christoph Seiler, Leiter des Studienzentrums<br />
<strong>der</strong> Deutschen gesellschaft für Chirurgie (SDgC) an <strong>der</strong> Klinik<br />
für Allgemein-, viszeral- und Transplantationschirurgie<br />
<strong>der</strong> Ruprecht-Karls-universitöt Heidelberg und dort oberarzt,<br />
wurde von <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> Heidelberger<br />
universität Anfang des Jahres zum außerplanmäßigen<br />
Professor ernannt.<br />
PD Dr. med. Carolin Tonus, Chefärztin <strong>der</strong> Allgemein- und<br />
viszeralchirurgie am Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda, wurde<br />
am 25. Mai 2010 von <strong>der</strong> goethe universität Frankfurt<br />
a.M. zur außerplanmäßigen Professorin ernannt.<br />
PD Dr. med. Torsten Überrück ist neuer Chefarzt <strong>der</strong> Klinik<br />
für Allgemein- und viszeralchirurgie im St.-Agnes-Hospital<br />
Bocholt.<br />
Der Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen gratuliert seinen<br />
Mitglie<strong>der</strong>n zu den Auszeichnungen und Ernennungen.<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Bruch<br />
Präsident des <strong>BDC</strong>
E. Schäfer<br />
schwerpunkt<br />
Wundbehandlung im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich unter den<br />
Fesseln <strong>der</strong> Vergütungssystematik<br />
Die Einnahmen im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich sind bekanntlich<br />
strengen Regelungen unterworfen und überwiegend prospektiv<br />
festgelegt. Nur in sehr wenigen Bereichen gibt es einen für<br />
den Praxisinhaber erkennbaren direkten Gewinn durch eigene<br />
Leistung. Am Beispiel <strong>der</strong> Wundbehandlung lässt sich die Leistungsfeindlichkeit<br />
dieses Systems relativ gut darstellen und vermittelt<br />
vielleicht auch den stationär tätigen Kollegen einen Eindruck<br />
<strong>der</strong> Problematik.<br />
Grundsätzlich ist im Folgenden immer Einnahme bzw.<br />
Umsatz zu verstehen, wenn <strong>der</strong> Begriff Honorar fällt. Davon<br />
sind immer abzuziehen die Praxiskosten, die im Durchschnitt<br />
zu etwa 70-75 Prozent anfallen. Das Honorar in einer Praxis<br />
besteht im Wesentlichen zunächst einmal aus dem sogenannten<br />
Regelleistungsvolumen (RLV). Dieses umfasst für<br />
die Behandlungszeit eines gesamten Quartals die meisten an<br />
einem Patienten erbrachten Leistungen und insbeson<strong>der</strong>e die<br />
Grundpauschale.<br />
Das Regelleistungsvolumen (RLV, z. Zt. in Hamburg zw. 23<br />
und 27 Euro pro Patient je nach Versichertenstatus) wird von<br />
Quartal zu Quartal neu festgelegt und dem jeweiligen Arzt individuell<br />
mitgeteilt. Es nimmt Bezug auf die Zahl <strong>der</strong> im Vorjahr<br />
behandelten Patienten ohne Bezug auf die praxisspezifische<br />
Behandlungsstruktur.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Vorjahrespatienten wird multipliziert mit dem<br />
kv-spezifischen RLV und ergibt so die für das laufende Quartal »»»<br />
Dr. med. Elmar Schäfer<br />
Arzt für Chirurgie – Unfallbehandlung<br />
Gesundheitszentrum<br />
Am Wall 1, 21073 Hamburg<br />
E-Mail: Dr.E.Schaefer@t-online de<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
375<br />
© Susanne Stark / panthermedia.net
376<br />
schwerpunkt<br />
zur Verfügung stehende Geldmenge für die Praxis. Diese Geldmenge<br />
ist unabhängig von <strong>der</strong> Leistungsdichte nicht steigerbar!<br />
Ein Großteil <strong>der</strong> Summe wird bereits von <strong>der</strong> Grundpauschale<br />
„aufgebraucht“, sodass in vielen Fachgruppen nicht allzu viel an<br />
Leistungsmöglichkeiten aus dem RLV übrig bleiben. Das RLV<br />
wird neuerdings in Euro angegeben. Ebenso werden die einzelnen<br />
EBM-Positionen (einheitlicher Bewertungsmaßstab) in Euro<br />
mitgeteilt.<br />
Ursprünglich gab es hierfür Punkte, die in einem entsprechenden<br />
Verhältnis <strong>der</strong> einzelnen Leistungen zueinan<strong>der</strong> standen.<br />
Daraus resultieren jetzt die Euro-Beträge, z. B. für die Einzelbehandlung<br />
eines diabetischen Fußes umfassen 13,83 Euro Diagnostik,<br />
Debridement, Verband, Beratung etc., für einen Kompressionsverband<br />
beim Ulcus cruris werden 5,43 Euro erstattet.<br />
Da die bei einem Patientenkontakt immer anfallende Grundpauschale<br />
aber bereits zwischen 20 und 25 Euro „verbraucht“, bleibt<br />
für weitere Leistungen kaum noch Spielraum. An<strong>der</strong>s gesagt: Für<br />
eine einmalige Behandlung eines diabetischen Fußes bedarf es<br />
im Sinne einer Quersubventionierung zwei bis drei „gesun<strong>der</strong>“<br />
Patienten, die keine weiteren Leistungen erfor<strong>der</strong>n.<br />
Die RLVs differieren von KV-Bezirk zu KV-Bezirk, liegen z. B.<br />
für Chirurgen z. Zt. in Rheinland Pfalz bei 24 Euro, in Hamburg<br />
bei 33 Euro. Die Europreise sind aber bundesweit gleich.<br />
Daneben gibt es Zuschläge auf das RLV, die qualitätsgebunden,<br />
d. h. nach Genehmigung durch die KV, erbracht werden können.<br />
Hierzu zählt z. B. die diagnostische Radiologie (Teilgebietsradiologie,<br />
interessant für nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen bei entsprechenden<br />
Wunden).<br />
Freie Leistungen, die in voller Höhe (zurzeit jedenfalls) vergütet<br />
werden, kommen on top dazu. Hierzu zählt u. a. das ambulante<br />
Operieren, nicht zu unterschätzen für nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen<br />
bei den tiefen, die Faszie überschreitenden Debridements<br />
etc. Zwar liegen die Punktwerte hier unterhalb <strong>der</strong> von Experten<br />
auf betriebswirtschaftlicher Grundlage errechneten notwendigen<br />
Vergütungen, sodass von einer gewinnbringenden Tätigkeit<br />
kaum die Rede sein kann und es <strong>der</strong> betriebswirtschaftlichen<br />
Geschicklichkeit des ambulanten Operateurs obliegt, hier kostendeckend<br />
zu agieren. Aber immerhin sind diese Leistungen nicht<br />
im RLV, d. h. notwendige OPs werden in voller Höhe und Frequenz<br />
honoriert. Auch hier liegen übrigens die in Hamburg abrechenbaren<br />
Honorare höher als in an<strong>der</strong>en KV-Bereichen, dank<br />
des hohen Einsatzes <strong>der</strong> KVHH für die Operateure.<br />
Behandlung chronischer Wunden in <strong>der</strong> Arztpraxis:<br />
Welche Wundarten kommen in Frage?<br />
» venöse Ulcera<br />
» arterielle Ulcera<br />
» Dekubitus<br />
» diabetischer Fuß<br />
» posttraumatische Wunden<br />
» postoperative Wunden<br />
» Vasculitiden u. a. (ggf. Tumorwunden, palliativ)<br />
Für die Abrechnung bestimmter Wunden ist eine Genehmigung<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Der diabetische Fuß kann nur von Praxen abgerechnet<br />
werden, die eine bestimmte Anzahl an Diabetikern im Quartal<br />
behandeln. Das venöse Ulcus, honoriert mit 5,43 Euro für die<br />
Behandlung und nochmals 5,60 Euro für den Kompressionsverband<br />
(z. B. Pütter), kann von allen Ärzten nahezu beliebig oft<br />
abgerechnet werden (bis zu knapp 75 Mal im Quartal), unter-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
liegt aber wie auch <strong>der</strong> diabetische Fuß dem RLV. Eine Wunde,<br />
die wenigstens dreimal im Quartal behandelt wird, kann von<br />
allen Ärzten mit <strong>der</strong> Ziffer 02310 (20,30 Euro) einmalig im Quartal<br />
abgerechnet werden (also bei <strong>der</strong> dritten Begegnung mit dem<br />
Patienten einmalig im Quartal abrechenbar).<br />
Danach gibt es keine weitere Abrechnung mehr, ganz gleich,<br />
wie oft <strong>der</strong> Patient noch erscheint. Für Chirurgen gibt es eine<br />
spezielle Ziffer 07340. Diese fällt nach mindestens fünf Kontakten<br />
an und ist mit 26,95 Euro besser vergütet. Auch hier ist aber<br />
nur einmal im Quartal <strong>der</strong> Ansatz möglich, alle weiteren Kontakte<br />
müssen umsonst erbracht werden. Dennoch verschwinden<br />
auch diese Leistungen im RLV, sodass weitere daneben erbrachte<br />
Leistungen wie Ultraschall, EKG o. ä. hiermit konkurrieren -<br />
am Ende bleiben 24-33 Euro aus dem RLV.<br />
Für die Verordnungen stehen dem Chirurgen übrigens je nach<br />
Versichertenstatus Beträge zwischen 7 und 9 Euro für ein ganzes<br />
Quartal zur Verfügung, hierin enthalten auch Medikamente<br />
(z. B. Antibiotika!). Hier kann man nur auf die Kooperation <strong>der</strong><br />
Kassen hoffen, die ja auch an einer vernünftigen Wundbehandlung<br />
interessiert sind und somit nach Auskunft des Bundesverbandes<br />
<strong>der</strong> Medizinproduktehersteller BVMed bislang selten<br />
Regressfor<strong>der</strong>ungen für Wundbehandlung angemeldet haben.<br />
Die allermeisten Wundauflagen, Vacuumtherapie, WoundEl-<br />
Behandlung u. a. zählen auch nicht zu den Medikamenten, son<strong>der</strong>n<br />
sind Medizinprodukte. Wirtschaftlichkeitsprüfungen sind<br />
aber auch hier möglich.<br />
Eine neuere Möglichkeit, ein leistungsgerechteres Honorar für<br />
die Wundbehandlung zu erzielen, eröffneten die Verträge über<br />
die „Integrierte Versorgung“ (sog. IV-Verträge). Bundesweit<br />
gibt es einige davon, teilweise auch schon wie<strong>der</strong> eingestellt. Der<br />
erfolgreichste und am meisten verbreitete IV-Vertrag ist wohl <strong>der</strong><br />
mit diversen Betriebskrankenkassen und <strong>der</strong> Managementgesellschaft<br />
Medical Networks in Kassel (in Kooperation mit Uni Bremen,<br />
s. a. Homepage).<br />
Hier erleben wir erstmals eine sachgerechte Vergütung <strong>der</strong><br />
tatsächlich erbrachten Leistungen, wobei erhebliche Voraussetzungen<br />
seitens <strong>der</strong> Anbieter zu beachten sind (z. B. 15 Begegnungen<br />
im Quartal, das bedeutet aber ja auch nur 1 mal pro<br />
Woche, eine durchaus übliche Frequenz bei Ulcuspatienten). Die<br />
von den Ärzten angeordneten Verbandsmaterialien sind sämtlich<br />
frei, werden von den Partnerfirmen (mittlerweile sind viele<br />
<strong>der</strong> großen Firmen wie Hartmann, Coloplast, URGO, Smith &<br />
Nephew dabei) geliefert.<br />
Die Firmen liefern Material in unbegrenzter Höhe bei Anfor<strong>der</strong>ung<br />
durch den Arzt o<strong>der</strong> Pflegedienst und erhalten hierfür<br />
eine Pauschale <strong>der</strong> BKK. Weitere erbrachte Leistungen wie Röntgen<br />
o<strong>der</strong> ambulantes Operieren sind davon unberührt und werden<br />
weiterhin wie die Grundpauschale über die Kasse abgerechnet,<br />
kommen also on top.<br />
Aus meinen Ausführungen lässt sich ersehen, dass die Behandlung<br />
chronischer Wunden zwar sicher eine ureigene Aufgabe <strong>der</strong><br />
ambulanten Medizin ist, dort aber mangels Honorierung eher<br />
zurückhaltend wahrgenommen wird. Komplizierende Begleiterkrankungen,<br />
die in den Kliniken das En<strong>der</strong>gebnis durch den<br />
Case-Mix verbessern, gibt es in <strong>der</strong> ambulanten Systematik<br />
nicht.<br />
Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />
Rubrik Themen|Abrechnung|Ambulant
S. Gfrörer, H. Fiegel und U. Rolle<br />
Akutes Abdomen bei Säuglingen und Kin<strong>der</strong>n -<br />
An Invagination denken<br />
Die Invagination ist die häufigste Ursache für einen Darmverschluss im Säuglings- und Kleinkindesalter.<br />
Klinisch besteht die klassische Trias von Bauchschmerzen, Erbrechen und blutig-schleimigem Stuhl.<br />
Häufig geht <strong>der</strong> Invagination eine Gastroenteritis voraus. Ein unverzügliches therapeutisches Vorgehen<br />
ist entscheidend.<br />
Viele Erkrankungen im Säuglings- und Kleinkindesalter präsentieren<br />
sich mit Erbrechen, Bauchschmerzen und Diarrhö.<br />
Die Invagination, stellt einen Notfall dar und ist eine häufige<br />
Ursache für ein akutes Abdomen bei Säuglingen und Kleinkin<strong>der</strong>n<br />
bis hinein ins Kindesalter. Oft wird in Unkenntnis dieser<br />
Differenzialdiagnose des akuten Abdomens die Diagnose<br />
verschleppt, und <strong>der</strong> Patient verzögert <strong>der</strong> notwendigen Therapie<br />
zugeführt. Zeichen eines fortgeschritteneren Stadiums sind<br />
galliges Erbrechen, abdominelle Distension, schleimig-blutiger<br />
AUTOR<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Korrespondenzautor:<br />
Dr. Stefan Gfrörer<br />
Klinik für Kin<strong>der</strong>chirurgie, Klinikum <strong>der</strong> Johann-Wolfgang-<br />
Goethe-Universität,<br />
Theodor-Stern-Kai 7,<br />
60950 Frankfurt am Main<br />
E-Mail: Stefan.Gfroerer@kgu.de<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
377<br />
© Sean Prior / panthermedia.net
378<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Stuhl bis hin zu Zeichen einer Darmperforation, Peritonitis und<br />
Kreislaufversagen.<br />
Umgehende Therapie essentiell<br />
Bei <strong>der</strong> Vielzahl an Patienten mit ähnlichen Symptomen kann<br />
es sich als anspruchsvoll erweisen, herauszufiltern, wer an<br />
einem potenziell chirurgischen Notfall erkrankt ist, <strong>der</strong> eine<br />
umgehende Behandlung verlangt. Kin<strong>der</strong> mit einem Invaginationsileus<br />
bedürfen einer unverzüglichen Diagnostik und Therapie.<br />
Wegweisend in <strong>der</strong> Diagnostik ist <strong>der</strong> abdominelle Ultraschall,<br />
<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Invagination eine hohe Sensitivität und Spezifität<br />
besitzt. Nachdem die Sonographie die klinische Verdachtsdiagnose<br />
bestätigt hat, schließt sich eine ultraschallkontrollierte<br />
hydrostatische Reposition des Invaginates an. Die umgehende<br />
Therapie ist umso mehr von Bedeutung, als ein zügiges Vorgehen<br />
mit einer hohen Erfolgschance (80–90%) und einer sehr<br />
guten Prognose einhergeht. Rezidiv-Invaginationen nach konservativer<br />
Therapie treten in 10% <strong>der</strong> Fälle auf. Patienten mit<br />
Zeichen einer Peritonitis o<strong>der</strong> Darmperforation bedürfen <strong>der</strong><br />
umgehenden chirurgischen Intervention. Ebenso operiert werden<br />
diejenigen Patienten, bei denen ein konservatives Vorgehen<br />
mit 2 bis 3 Versuchen erfolglos war.<br />
Unter einer „Invagination“ (Darmeinstülpung) versteht<br />
man den Prolaps eines proximal gelegenen Darmabschnitts<br />
(Intussuszeptum) in das Lumen eines weiter distal gelegenen<br />
Abschnitts (Intussuszipiens, »Abb. 1). Diese Form <strong>der</strong> intestinalen<br />
Obstruktion kann Teile des Dünndarms, terminales Ileum,<br />
Caecum und Kolon betreffen. Die häufigste Lokalisation<br />
(75–90%) ist das Ileum, das in das Caecum und Colon ascendens<br />
prolabiert. Die Patienten zeigen häufig ein weites Spektrum<br />
an unspezifischen Symptomen, weniger als 50% haben<br />
die klassische Trias von Bauchschmerz, Erbrechen und blutigschleimigen<br />
Stühlen. Da Notfallvorstellungen von Patienten mit<br />
Erbrechen und Diarrhö gewöhnlich sind, ist das Erkennen eines<br />
chirurgisch-intestinalen Notfalls häufig verzögert o<strong>der</strong> wird<br />
gar verpasst. Die Symptome werden oft einer „viralen Gastroenteritis“<br />
zugeschrieben. Patienten mit einer Invagination<br />
haben in <strong>der</strong> Tat häufig die Anamnese einer vorangegangenen<br />
o<strong>der</strong> bestehenden Gastroenteritis. Spätestens jedoch, wenn diese<br />
Symptome begleitet werden von galligem Erbrechen, distendiertem<br />
Abdomen o<strong>der</strong> einem palpablen Tumor, müssen an<strong>der</strong>e<br />
Ursachen in Betracht gezogen werden. Die Invagination ist<br />
eine häufige Ursache eines Darmverschlusses im Alter von 3<br />
Monaten bis 6 Jahren. Sie ist ein tatsächlicher Notfall und steht<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Abb1 Formen <strong>der</strong> Invagination: a ileokolisch, b ileoileal, c ileoileokolisch<br />
in <strong>der</strong> Häufigkeit des akuten Abdomens im Kindesalter an zweiter<br />
Stelle hinter <strong>der</strong> Appendizitis.<br />
Häufig vorausgehende Virusinfektion<br />
Die Invagination ist primär eine Erkrankung des Säuglings-<br />
und frühen Kleinkindesalters, obwohl sie in jedem Alter vorkommen<br />
kann. Nur etwa 10 bis 25% <strong>der</strong> Fälle treten jenseits<br />
des Alters von 2 Jahren auf. Die Inzidenz liegt bei 2 bis 4 Fällen<br />
pro 1000 Lebendgeborenen und 56/100.000 pro Jahr mit einer<br />
Spitze im Alter von 3 bis 9 Monaten. Bei Säuglingen unter 2<br />
Monaten tritt die Invagination nur sehr selten auf, kann aber<br />
selbst bei Neonaten und Frühgeborenen vorkommen. Jungen<br />
sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Mädchen.<br />
Während des Prozesses <strong>der</strong> Invagination prolabiert ein proximal<br />
gelegener Darmanteil mitsamt dem dazugehörigen Mesenterium<br />
in das Lumen des sich distal anschließenden Darmabschnittes.<br />
Der eingestülpte Darmabschnitt wird durch die<br />
Peristaltik in distaler Richtung (analwärts) vorgeschoben. Mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Invagination verstärkt sich die venöse Stauung<br />
des Darms, und es kommt zum Darmwandödem mit Obstruktion<br />
des Lumens und Ileus. Die protrahierte venöse Stase<br />
bedingt eine hämorrhagische Transsudation mit Stauungsblutungen<br />
in Darmlumen und -wand. Bei anhalten<strong>der</strong> mechanisch<br />
bedingter Gefäßobstruktion kommt es zur arteriellen Min<strong>der</strong>perfusion<br />
und Darmnekrose.<br />
Der häufigste ätiologische Faktor bei <strong>der</strong> so genannten idiopathischen<br />
Invagination ist eine vorangegangene Virusinfektion<br />
im Rahmen einer oberen Luftwegserkrankung o<strong>der</strong> einer<br />
Enteritis. Die resultierende Virämie stimuliert die intestinalen<br />
Lymphfollikel mit Vergrößerung und Ödem <strong>der</strong> Peyer-Plaques<br />
in <strong>der</strong> Submukosa des Ileums. Diese vergrößerten Plaques können<br />
<strong>der</strong> Invagination als Leitstruktur dienen, gemeinsam mit<br />
den deutlich vergrößerten Lymphknoten des Mesenteriums. Es<br />
besteht eine höhere Inzidenz im Frühjahr und Herbst.<br />
Häufig plötzlicher Beginn<br />
Zwischen 2 und 12% <strong>der</strong> Patienten haben eine identifizierbare,<br />
pathologische Formation, die als Leitstruktur bezeichnet wird.<br />
Die Wahrscheinlichkeit einer pathologischen Leitstruktur als<br />
Ursache für die Invagination steigt mit dem Alter jenseits von<br />
2 Jahren rapide an. Die häufigste Leitstruktur ist ein Meckel-<br />
Divertikel. Intestinale Polypen und ein intestinales Lymphom<br />
betreffen meist ältere Kin<strong>der</strong> und fungieren als Zugpunkt. Eine<br />
Leitstruktur findet sich in weniger als 4% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 2<br />
Jahren, ist jedoch bei bis zu einem Drittel <strong>der</strong> Patienten jenseits
des 2. Lebensjahres anzutreffen. Eine pathologische Leitstruktur<br />
sollte immer dann verdächtigt werden, wenn sich ein Kind<br />
außerhalb <strong>der</strong> gewöhnlichen Altersgruppe o<strong>der</strong> mit mehreren<br />
Episoden präsentiert.<br />
Die Invagination ist die häufigste chirurgische Komplikation<br />
bei an Purpura Schönlein-Henoch erkrankten Patienten. Auch<br />
die Mukoviszidose wird bei etwa 1% <strong>der</strong> Patienten durch eine<br />
Invagination kompliziert. Patienten mit Peutz-Jeghers-Syndrom,<br />
familiärer Polyposis, nephrotischem Syndrom, mesenterialen<br />
Tumoren, Darmduplikaturen o<strong>der</strong> versenktem Appendixstumpf<br />
nach Appendektomie haben eine Prädisposition für<br />
eine Invagination. Abdominelle Traumata und generell die<br />
postoperative Phase prädisponieren ebenfalls. Die klassische<br />
Darminvagination ereignet sich typischerweise im Ileozökalbereich,<br />
kann aber prinzipiell in jedem Darmsegment auftreten.<br />
Dünndarminvaginationen weisen überproportional häufig<br />
pathologische Leitstrukturen wie Meckel-Divertikel o<strong>der</strong> intraluminale<br />
Polypen auf. Hingegen sind asymptomatische ileoileale<br />
Invaginationen häufige sonographische Zufallsbefunde und<br />
bedürfen bei Beschwerdefreiheit keiner Therapie.<br />
Die Eltern berichten oft von einem plötzlichen Erkrankungsbeginn,<br />
meist aus dem Wohlbefinden heraus, vielfach allerdings<br />
mit <strong>der</strong> Anamnese einer vorangegangenen Enteritis o<strong>der</strong> eines<br />
an<strong>der</strong>en „viralen Infektes“. Kolikartige Bauchschmerzen, bei<br />
denen <strong>der</strong> Säugling charakteristischerweise die Beine hochzieht,<br />
sind eines <strong>der</strong> ersten Zeichen einer Invagination. Anfangs wird<br />
das Kind zwischen den Schmerzphasen noch in gutem Allgemeinzustand<br />
sein, später dann blass und lethargisch. Mit <strong>der</strong><br />
einsetzenden intestinalen Obstruktion wird das Erbrechen gallig.<br />
Hellrote rektale Blutung gemischt mit Schleim, so genannter<br />
himbeergeleeartiger Stuhl, wird in etwa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Fälle<br />
beobachtet, häufiger bei den Patienten, die einer rektal-digitalen<br />
Untersuchung unterzogen werden. Ein palpabler Tumor ist im<br />
rechten Oberbauch zu finden.<br />
Abb2 Ileokolische Invagination. In <strong>der</strong> Oberbauchsonographie<br />
stellt sich das Invaginat als Kokardenformation<br />
(Ringzeichen o<strong>der</strong> Zielscheibenphänomen) mit einem Querdurchmesser<br />
von 2,7 cm dar<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Sonographie Methode <strong>der</strong> Wahl<br />
Eine Druckschmerzhaftigkeit des Abdomens mit Hinweis auf<br />
eine Peritonitis zeigt eine Ischämie o<strong>der</strong> Perforation des Darms<br />
an. Durch Flüssigkeitsverschiebungen in den 3. Raum entsteht<br />
eine Kreislaufinstabilität mit reduziertem intravasalem<br />
Volumen, Tachykardie und verlängerter Rekapillarisierungszeit.<br />
Eine Diarrhö ist bei bis zu 30% <strong>der</strong> Patienten vorhanden,<br />
sodass häufig die Diagnose einer Gastroenteritis gestellt wird.<br />
Gelegentlich präsentieren sich die Patienten ohne offensichtliche<br />
Bauchschmerzen mit Apathie und Lethargie. Bei Patienten<br />
mit Verdacht auf Sepsis, hypovolämischen Schock, intermittieren<strong>der</strong><br />
Blässe und Synkope sollte an eine Invagination gedacht<br />
werden.<br />
Die sichere Frühdiagnostik <strong>der</strong> Invagination ist eine entscheidende<br />
Voraussetzung für die erfolgreiche konservative Therapie.<br />
In Fällen unklarer abdomineller Symptomatik kann die<br />
Sonographie die Situation unmittelbar durch Darstellung des<br />
Invaginatkopfs klären. Mittels <strong>der</strong> Doppler-Sonographie lässt<br />
sich die Durchblutung des betroffenen Darmabschnitts darstellen.<br />
Durch Ultraschall kann die Invagination früh erfasst werden,<br />
z. B. vor <strong>der</strong> rektalen Entleerung von blutigem Schleim.<br />
Sonographische Zeichen einer Invagination sind das konzentrische<br />
Ringzeichen (Zielscheibenphänomen) im queren Schnitt<br />
(»Abb. 2) sowie das Pseudokidney-Zeichen im (schrägen) Längsschnitt<br />
(»Abb. 3). Aufgrund <strong>der</strong> charakteristischen Sonomorphologie<br />
nimmt die sonographische Diagnostik eine herausragende<br />
Stellung ein und ist mit einer Sensitivität von 98 bis 100%<br />
und einer Spezifität von 88 bis 100% die Untersuchungsmethode<br />
<strong>der</strong> Wahl. Mit ihr kann die Diagnose schnell und akkurat<br />
bestätigt o<strong>der</strong> ausgeschlossen, und es können simultan gegebenenfalls<br />
an<strong>der</strong>e Diagnosen erkannt werden.<br />
Die sonographische Diagnostik <strong>der</strong> Invagination hat den<br />
Kolon-Kontrasteinlauf weitgehend abgelöst. Ihm kommt ein<br />
Stellenwert in <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> ileocoecalen Passage nach<br />
konservativer Behandlung zu, wenn die Passage sonographisch<br />
nicht eindeutig beurteilt werden kann, beispielsweise durch ein<br />
erhebliches Ödem in diesem Darmabschnitt. Auch bei unklarer<br />
Abb3 Ileokolische Invagination. Im Längsschnitt durch<br />
den Invaginatkopf ist eine nierenähnliche Konfiguration<br />
(Pseudokidney-Zeichen) ersichtlich<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
379<br />
»»»
380<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Abb4 Ileokolische Invagination. Typischer intraoperativer<br />
Befund<br />
Abb6 Lymphadenitis mesenterialis im Bereich des terminalen<br />
Ileums<br />
Sonographie (erhebliche Darmgasüberlagerung) und zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Operationsindikation bei frustranen Repositionsversuchen<br />
findet <strong>der</strong> Kolon-Kontrasteinlauf Anwendung. Die<br />
Röntgen-Abdomen-Übersichtsaufnahme in Linksseitenlage<br />
hat ihren Stellenwert lediglich im fortgeschrittenen Stadium<br />
<strong>der</strong> Erkrankung in <strong>der</strong> Diagnostik <strong>der</strong> Darmperforation zum<br />
Ausschluss o<strong>der</strong> zur Bestätigung von freier abdomineller Luft.<br />
Zum frühen Zeitpunkt <strong>der</strong> Erkrankung sind die Befunde in <strong>der</strong><br />
Röntgen-Abdomen-Übersicht häufig variabel und unspezifisch.<br />
Später erscheinen weitgestellte, gasgefüllte Dünndarmschlingen,<br />
und das Invaginat ist möglicherweise als Weichteilraumfor<strong>der</strong>ung<br />
röntgenologisch erkennbar.<br />
Zunächst konservativ behandeln<br />
Die Diagnose einer akuten ileokolischen Invagination erfor<strong>der</strong>t<br />
eine unverzügliche Therapie, bevor sich <strong>der</strong> klinische<br />
Zustand verschlechtert. Wenn es <strong>der</strong> Allgemeinzustand des<br />
Kindes zulässt und keine Kontraindikationen wie Darmperfo-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Abb5 Intraopertiver Situs nach offen-chirurgischer,<br />
manueller Desinvagination einer ileokolischen Invagination<br />
ration, Peritonitis o<strong>der</strong> hypovolämischer Schock bestehen, gilt<br />
die sonographisch kontrollierte hydrostatische Reposition als<br />
Behandlung <strong>der</strong> Wahl. Zu diesem Zweck wird ein großlumiger<br />
Blasenkatheter rektal eingeführt (Ch. 28 od. 30) und geblockt<br />
als Darmrohr verwendet. Eine an einem Infusionsstän<strong>der</strong> aufgehängte<br />
Flasche mit warmer physiologischer Kochsalzlösung<br />
wird über ein Infusionsbesteck mit dem Darmrohr verbunden<br />
und das Kolon mit einem Druck von bis zu 100 cm Wassersäule<br />
gefüllt. Während des rektalen Einlaufs wird <strong>der</strong> Invaginatkopf<br />
sonographisch dargestellt und <strong>der</strong> Fortgang <strong>der</strong> Reposition<br />
beobachtet. Die Patienten tolerieren diese Prozedur häufig ohne<br />
Sedierung, können aber bei Bedarf mit Midazolam (0,1 mg/<br />
kg Körpergewicht intravenös) sediert (Pulsoxymetrie) o<strong>der</strong><br />
in Kombination mit einem Opioid (Piritramid 0,1 mg/kg i.v.)<br />
analgosediert werden.<br />
Das ultraschallgesteuerte Monitoring gewährleistet ein<br />
Höchstmaß an Kontrolle im Verlauf des Repositionsprozesses.<br />
Es ermöglicht die Darstellung intraluminaler Strukturen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Ileocoecalklappe, mit sehr guter Auflösung. Die<br />
hydrostatische Reposition hat eine Erfolgsrate von 70 bis 90%,<br />
Komplikationen können unmittelbar erkannt werden. Der<br />
wesentliche Vorteil dieser Methode ist das strahlenfreie Vorgehen.<br />
Die Reposition kann ebenso pneumatisch über Insufflation<br />
von Luft erfolgen, wobei <strong>der</strong> Druckaufbau manometrisch kontrolliert<br />
wird (maximaler Druck 100 mbar). Weiterhin sind die<br />
hydrostatische (wasserlösliches Kontrastmittel, kein Barium,<br />
cave: Barium-Peritonitis bei Perforation) und pneumatische<br />
(Luft als negatives Kontrastmittel) Reposition unter Durchleuchtungskontrolle<br />
als Methoden zu nennen, allerdings mit<br />
entsprechen<strong>der</strong> Strahlenbelastung.<br />
Niedrige Komplikationsrate<br />
Darmperforationen sind selten, aber auch bei regelrechtem<br />
Vorgehen beschrieben. Der Erfolg <strong>der</strong> Reposition wird durch<br />
Übertritt von Spüllösung in das terminale Ileum dokumentiert,<br />
gleichzeitig fällt <strong>der</strong> Druck im Instillationssystem ab. Bei frustraner<br />
Reposition werden, soweit <strong>der</strong> Patient dies toleriert, bis<br />
zu 3 konservative Repositionsversuche unternommen, bevor<br />
operativ interveniert wird. Nach konservativer Desinvaginati-
DAS LERnPAKET<br />
on treten Rezidive bei bis zu 10% <strong>der</strong> Patienten auf. Es hat sich<br />
gezeigt, dass es auch bei Rezidiv-Invaginationen vorteilhaft und<br />
erfolgreich ist, konservativ vorzugehen.<br />
Indikationen zur operativen Therapie <strong>der</strong> Invagination sind die<br />
erfolglose konservative Reposition, Hinweise auf eine pathologische<br />
Leitstruktur o<strong>der</strong> Zeichen einer Darmperforation. Der<br />
operative Standardzugang ist die quere Mittelbauch-Laparotomie<br />
rechts. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Invaginatkopf in proximaler<br />
Richtung (oralwärts) manuell reponiert wird (Methode nach<br />
Hutchinson »Abb. 4, 5, 6). Der Zustand des reponierten Darmes<br />
bestimmt das weitere Vorgehen. Die Indikation zur Darmresektion<br />
bzw. Enterotomie besteht bei irreversibel durchblutungsgestörtem,<br />
nekrotischem Darm, bei Perforation o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />
Darstellung pathologischer Leitstrukturen (Meckel-Divertikel,<br />
Polypen). Die anschließende Versorgung erfolgt mittels Resektion<br />
und Anastomose.<br />
Die Anlage von Enterostomien sind Ausnahmen. Die laparoskopische<br />
Reposition <strong>der</strong> Darminvagination stellt eine Alternative<br />
zur offenen Operation dar. Diese Methode zeichnet sich<br />
Akutes Abdomen bei Säuglingen und<br />
Kin<strong>der</strong>n - An Invagination denken<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
aus durch eine hervorragende intraabdominelle Übersicht bei<br />
allerdings gegenüber dem offen manuellen Vorgehen instrumentenbedingt<br />
eingeschränkter Handlungsfähigkeit. Bezüglich<br />
<strong>der</strong> Rezidivprävention zeigt die Ileopexie gegenüber <strong>der</strong><br />
simplen manuellen Reposition keinen Vorteil.<br />
Fazit für die Praxis<br />
Der Invaginationsileus im Kindesalter ist ein Notfall und bedarf<br />
<strong>der</strong> raschen klinischen und sonographischen Diagnostik. Der<br />
fließende Übergang von Diagnostik und Therapie führt zu einer<br />
hohen Erfolgsrate <strong>der</strong> konservativen Behandlung bei niedriger<br />
Komplikationsrate. Die Einleitung <strong>der</strong> Therapie in einem spezialisierten<br />
Kin<strong>der</strong>zentrum, in dem alle Optionen <strong>der</strong> Behandlung<br />
zur Verfügung stehen, ist anzustreben.<br />
Eine ausführliche Darstellung dieses Themas inklusive Literaturangaben<br />
finden Sie in <strong>der</strong> Zeitschrift Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 2009<br />
157:917–924<br />
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381
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und Kin<strong>der</strong>n - An Invagination denken“ finden Sie unter<br />
„Chirurgie|Kin<strong>der</strong>chirurgie|notfälle“, bzw. „neu im eCME-<br />
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Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
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CME-Artikel: Akutes Abdomen bei Säuglingen und Kin<strong>der</strong>n<br />
- An Invagination denken<br />
URL: http://www.ecme-center.org<br />
Rubrik: Chirurgie|Kin<strong>der</strong>chirurgie|notfälle<br />
Kurs-PIn: <strong>BDC</strong>02779<br />
Für Rückfragen<br />
Thomas Friedrich,<br />
Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen (<strong>BDC</strong>) e.V.<br />
<strong>BDC</strong> Service GmbH, Telefon: 030/28 004-121,<br />
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© Yuri Arcurs / panthermedia.net<br />
384<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Hygiene-tipp<br />
Erfassung nosokomialer Infektionen<br />
Nach § 23 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) sind Leiter von<br />
Einrichtungen für ambulantes Operieren verpflichtet, die vom<br />
Robert Koch-Institut (RKI) nach § 4 IfSG festgelegten nosokomialen<br />
Infektionen fortlaufend in einer geson<strong>der</strong>ten Nie<strong>der</strong>schrift<br />
aufzuzeichnen und zu bewerten. Diese Aufzeichnungen<br />
sind zehn Jahre aufzubewahren und dem Gesundheitsamt auf<br />
Verlangen vorzulegen.<br />
Das RKI hat dazu im Jahr 2003 Empfehlungen gegeben (Bundesgesundheitsblatt<br />
2003, 46, 791-795). Danach können die zu<br />
erfassenden Indikator-OPs (also nicht alle!) selbst bestimmt<br />
werden. Es liegt nahe, sich auf jene OPs zu konzentrieren, die<br />
beson<strong>der</strong>s häufig erfolgen bzw. die ein beson<strong>der</strong>s hohes Infektionsrisiko<br />
tragen.<br />
Im Falle einer Infektion sind nach RKI folgende Daten zu<br />
dokumentieren: Patientenidentifikation, Alter, Geschlecht,<br />
OP-Datum, OP-Art, OP-Dauer, ASA-Score, Wundklassifikation,<br />
endoskopisch ja/nein, Infektionsdatum, Infektionsart, Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Diagnose, Erreger, Komplikationen.<br />
Die Patienten sind nach RKI postoperativ mindestens 14 Tage<br />
zu verfolgen, besser 30 Tage. Am einfachsten ist dieses möglich,<br />
wenn sich alle Patienten postoperativ noch einmal vorstellen<br />
und – falls dies bereits in <strong>der</strong> ersten Woche postoperativ ist –<br />
aufgefor<strong>der</strong>t werden, sich bei Zeichen einer Infektion erneut zu<br />
melden. Ansonsten – wenn die Patienten sich nicht mehr vorstellen<br />
– sollten alle nachbehandelnden Ärzte wenigstens einmal<br />
im Jahr schriftlich um unverzügliche Meldung von Infektionen<br />
und Wie<strong>der</strong>vorstellung des Patienten gebeten werden.<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
AutorEN<br />
Prof. Dr. med. W. Popp,<br />
Dr. med. K.-D. Zastrow<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Krankenhaushygiene e. V. (DGKH)<br />
Bleibtreustraße 12 A, 10623 Berlin<br />
E-Mail: info@dgkh.de<br />
Diese Form <strong>der</strong> Erfassung wird nach aller Erfahrung nur eingeschränkt<br />
funktionieren.<br />
Die Infektionsraten sollten – als Prozentangabe – mindestens<br />
einmal im Jahr ausgewertet und dokumentiert werden. Da die<br />
ambulanten Infektionsraten im Allgemeinen sehr niedrig sind<br />
– deutlich unter 1 Prozent - sind letztlich große OP-Mengen<br />
erfor<strong>der</strong>lich, um überhaupt valide Infektionsraten zu erhalten.<br />
Dies stellt natürlich die gesamte Erfassung in Frage, die gleichwohl<br />
<strong>der</strong>zeit vorgeschrieben ist.<br />
Es kann sich empfehlen, die eigene Form <strong>der</strong> Erfassung einmal<br />
dem Gesundheitsamt vorzustellen und dessen Zustimmung<br />
zu dieser Form einzuholen.<br />
Die Hygiene-Aktion des <strong>BDC</strong> in Kooperation mit <strong>der</strong> DGKH finden<br />
Sie im Internet unter <strong>BDC</strong>|Online, www.bdc.de, Rubrik<br />
Themen|Berufsalltag|Hygiene
Safety Clip<br />
Diagnosefehler vermeiden<br />
Ein Patient sucht die Klinik mit erheblichen Schmerzen im Lendenwirbelbereich<br />
auf. Er wird zunächst konservativ mit Analgetika<br />
behandelt. Da keine zufriedenstellende Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Beschwerden herbeigeführt werden kann, wird er neun Tage nach<br />
<strong>der</strong> ersten Aufnahme im Krankenhaus operiert.<br />
Der Patient klagt heute über weitreichende Lähmungserscheinungen<br />
<strong>der</strong> unteren Extremitäten und depressive Verstimmungen.<br />
Das Oberlandesgericht (OLG) Koblenz spricht dem Patienten<br />
wegen eines zu spät operierten Bandscheibenvorfalls 384.000 €<br />
(Schmerzensgeld und Schadenersatz) zu. Dem behandelnden<br />
Arzt wird ein grober Behandlungsfehler vorgeworfen, da er den<br />
Kläger nicht unmittelbar nach seiner Ankunft in <strong>der</strong> Klinik operierte.<br />
Die Koblenzer Richter betonen, dass ein chirurgischer Eingriff<br />
dringend geboten sei, wenn bei einem Bandscheibenvorfall –<br />
wie im vorliegenden Fall – das diagnostizierte klinische Bild auf<br />
einen massiven und bei einer Behandlung ohne Operation möglicherweise<br />
irreversiblen Schaden hindeute [1].<br />
Nach falsch (o<strong>der</strong> nicht) durchgeführten Therapien sind Diagnosefehler<br />
die zweithäufigste Ursache für Behandlungsschäden.<br />
Als Diagnosefehler gelten z.B. die Verzögerung <strong>der</strong> Diagnosestellung<br />
o<strong>der</strong> die Nicht-Durchführung des geeigneten<br />
und indizierten Untersuchungsverfahrens, ebenso die Anwendung<br />
veralteter, nicht indizierter Diagnosemethoden o<strong>der</strong> die<br />
© Erwin Wodicka / panthermedia.net<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
© [M] LHF Graphics, fotolia.com<br />
Safety Clip<br />
Dr. Peter Gausmann<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> GRB Gesellschaft für<br />
Risiko-Beratung mbh<br />
Klingenbergstraße 4, 32758 Detmold<br />
E-Mail: pgausmann@grb.de<br />
wegen fehlen<strong>der</strong> Kompetenz unzureichende Interpretation von<br />
Untersuchungsergebnissen. Ein Diagnosefehler liegt vor, wenn<br />
ein Arzt ein eindeutiges Krankheitsbild infolge Unachtsamkeit<br />
o<strong>der</strong> mangels ausreichen<strong>der</strong> Erfahrung verkennt, wenn elementare<br />
Kontrollbefunde nicht erhoben werden o<strong>der</strong> wenn eine vorläufige<br />
Diagnose während <strong>der</strong> weiteren notwendigen Behandlung<br />
und Untersuchung nicht überprüft wird [2].<br />
Eine Auswertung <strong>der</strong> Schadenfalldatei <strong>der</strong> Ecclesia Versicherungsdienst<br />
GmbH aus 2009 zeigt, dass von allen Ursachen für<br />
Behandlungsschäden 22 % zurückgehen auf:<br />
»<br />
»<br />
»<br />
eine falsch gestellte Diagnose,<br />
eine nicht o<strong>der</strong> zu spät eingeleitete Diagnostik o<strong>der</strong><br />
eine Nichterhebung erfor<strong>der</strong>licher Befunde.<br />
Weitere Ursachen sind die falsch durchgeführte Therapie (32,5<br />
%) und die falsche Therapiewahl (6 %).<br />
Häufig sind organisatorische Mängel Ursachen für Diagnosefehler.<br />
Hierzu zählen vor allem die unzureichende Kommunikation<br />
innerhalb des therapeutischen Teams, die Nichthinzuziehung<br />
kollegialer Expertisen sowie Dokumentationsmängel.<br />
Einige typische Diagnosefehler werden im Folgenden beispielhaft<br />
dargestellt:<br />
» Eine Patientin stellt sich mit starken Schmerzen im linken<br />
Unterschenkel und im linken Fuß im Krankenhaus vor.<br />
Als Ursache ihrer Beschwerden wird ein Gichtanfall diagnostiziert.<br />
Mit einem Salbenverband wird die Patientin<br />
entlassen. Aufgrund anhalten<strong>der</strong> Beschwerden begibt sie<br />
sich zu ihrem Hausarzt, <strong>der</strong> eine Bein-Venen-Thrombose<br />
diagnostiziert. Ein Diagnosefehler des behandelnden<br />
Krankenhauses wird bestätigt.<br />
» Eine Oberschenkelfraktur wird nicht sachgerecht therapiert,<br />
da trotz zweimaliger Untersuchung lediglich eine<br />
Bän<strong>der</strong>dehnung diagnostiziert wird. Dadurch ist die spätere<br />
operative Versorgung erschwert und die Heilung verzögert.<br />
Obgleich die Diagnostik aufgrund von Kommunikationsproblemen<br />
zwischen Arzt und Patient (Behin<strong>der</strong>ung<br />
des Patienten) erschwert war, wird <strong>der</strong> Diagnosefehler<br />
bestätigt.<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
385<br />
»»»
386<br />
»<br />
»<br />
»<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Bei einer Schnittverletzung am Gelenk <strong>der</strong> linken Hand<br />
wird während <strong>der</strong> chirurgischen Erstversorgung die<br />
Durchtrennung des Medianusnervs übersehen. Ein Diagnosefehler<br />
wird bestätigt.<br />
Ein Patient wird nach einem Sturz in eine Glastür wegen<br />
mehrerer Schnittverletzungen behandelt. Im Rahmen <strong>der</strong><br />
Diagnostik wird eine Nervverletzung übersehen. Laut Gutachter<br />
hat sich <strong>der</strong> behandelnde Arzt keine ausreichende<br />
Übersicht über die Wundtiefe verschafft, sodass die inkomplette<br />
Verletzung des N. medianus und inkorporierte Glaskörper<br />
nicht erkannt wurden.<br />
Ein Patient stirbt an den Folgen einer Aortenaneurysmaruptur,<br />
nachdem in <strong>der</strong> Patientenaufnahme trotz erheblicher<br />
Tab1 Ursachengruppen von kognitiven Fehlsteuerungen<br />
bei <strong>der</strong> Entstehung von Diagnosefehlern (Auszug<br />
aus [3], S. 72)<br />
Verfügbarkeits-<br />
heuristik<br />
Problematik Kompensation<br />
vorschnelles Urteil<br />
anhand <strong>der</strong> Erfahrung<br />
mit ähnlichen Fällen<br />
Ankereffekt sich zu sehr auf den<br />
ersten Eindruck<br />
verlassen<br />
Framing-Effekt Art und Weise <strong>der</strong><br />
Präsentation ist zu<br />
dominierend<br />
blin<strong>der</strong> Gehorsam Kritiklosigkeit in Bezug<br />
auf Autoritäten o<strong>der</strong><br />
Technologien<br />
vorzeitiges Festlegen<br />
engstirniges Glauben an<br />
eine einzige Idee<br />
Verifizierung <strong>der</strong><br />
Ergebnisse anhand von<br />
Statistiken und/o<strong>der</strong><br />
Einholung einer zweiten<br />
Meinung<br />
Fall überdenken,<br />
wenn neue Befunde<br />
vorhanden sind und/<br />
o<strong>der</strong> zweite Meinung<br />
einholen<br />
Fall aus an<strong>der</strong>er<br />
Perspektive betrachten<br />
in Abwesenheit <strong>der</strong><br />
Autoritäten noch einmal<br />
richtig nachdenken<br />
nochmaliges Durchdenken<br />
des Falles nach Erholungspause<br />
(wenn dies<br />
<strong>der</strong> Klinikalltag erlaubt)<br />
abdomineller Beschwerden keine hinreichenden diagnostischen<br />
Maßnahmen erfolgt sind. Eine umfassende Primärdiagnostik,<br />
eine Differentialdiagnostik und eine frühere OP<br />
hätten laut Gutachter die Überlebenschancen erhöht.<br />
Ein Blick in die Schadendatenstatistiken zeigt ein heterogenes<br />
Ursachenprofil. Um den Hauptursachen für Diagnosefehler<br />
bzw. Diagnoseirrtümer auf den Grund zu gehen, muss zunächst<br />
einmal die Situation in Notaufnahmen berücksichtigt werden.<br />
Patienten stellen sich mit unterschiedlich ausgeprägten Symptomen,<br />
Befunden und Risikofaktoren dem Arzt in <strong>der</strong> Notfallaufnahme<br />
vor und dieser muss unter Zeitdruck diagnostizieren<br />
und, meist mit eingeschränkten Möglichkeiten, eine Zweitmeinung<br />
hinzuziehen.<br />
Die klinische Entscheidung, ob ein Patient stationär aufgenommen<br />
wird o<strong>der</strong> nicht, wird laut Wachter von einer Vielzahl<br />
individueller Faktoren beeinflusst, etwa durch unzureichende<br />
Ausbildung, mangelnde Erfahrung o<strong>der</strong> persönliche und berufliche<br />
Präferenzen, durch herabgesetztes Denkvermögen auf-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
grund von Überlastung und Erschöpfung o<strong>der</strong> auch durch persönliche<br />
Risikobereitschaft [3]. Der Autor sieht einen <strong>der</strong> ersten<br />
und wichtigsten Schritte zur Vermeidung diagnostischer Fehler<br />
darin, die Denkweise von Ärzten bei <strong>der</strong> Diagnosestellung zu<br />
verstehen, um diese im Sinne eines Präventionskonzeptes mit<br />
adäquaten kognitiven Instrumenten und auch IT-technischen<br />
Hilfsmitteln zu unterstützen. Diagnosefehler entstehen mitunter<br />
durch das Fällen eines vorschnellen Urteils, das dann, auch<br />
wenn es abweichende Hinweise gibt, verteidigt wird.<br />
Wachter klassifiziert fünf Ursachengruppen von kognitiven<br />
Fehlsteuerungen bei <strong>der</strong> Entstehung von Diagnosefehlern<br />
(»Tab. 1):<br />
Obwohl es in den vergangenen Jahren zahlreiche Innovationen<br />
in den Bereichen <strong>der</strong> Labordiagnostik, <strong>der</strong> bildgebenden<br />
Verfahren sowie <strong>der</strong> Operationstechnologie gegeben hat, treten<br />
nach wie vor Diagnosefehler auf, sowohl im Notfallversorgungsbereich<br />
als auch – wenngleich weitaus seltener – bei <strong>der</strong><br />
elektiven Patientenversorgung. Aus <strong>der</strong> Perspektive des klinischen<br />
Risikomanagements haben sich folgende Präventionsmaßnahmen<br />
bewährt:<br />
» Verfügbarkeit eines Mindeststandards an diagnostischen<br />
Maßnahmen auch außerhalb <strong>der</strong> Kernarbeitszeiten, d. h. am<br />
späten Nachmittag, in <strong>der</strong> Nacht und an den Wochenenden<br />
» Gewährleistung und Inanspruchnahme des erfahrenen<br />
Facharztes im Sinne eines Vier-Augen-Prinzips<br />
» Vorhaltung und Inanspruchnahme von fachabteilungsübergreifenden<br />
Hinzuziehungsregeln für Ärzte an<strong>der</strong>er<br />
medizinischer Fachabteilungen<br />
» selbstkritische Berücksichtigung <strong>der</strong> oben dargestellten<br />
kognitiven Ursachen für Diagnosefehler durch den behandelnden<br />
Arzt<br />
» Erfassung und Auswertung von Diagnosefehlern<br />
und -irrtümern im Rahmen von CIRS-Analysen und<br />
M&M-Konferenzen<br />
Zur Vermeidung von Diagnosefehlern bzw. Diagnoseirrtümern<br />
sind in erster Linie eine gute und praxisorientierte ärztliche<br />
Ausbildung und die Verfügbarkeit medizinischer Diagnostikinstrumente<br />
nötig, ebenso wie ein adäquater zeitlicher und personeller<br />
Rahmen für eine Diagnostik. Vor allem an Letzerem<br />
mangelt es allzu oft.<br />
Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />
Rubrik Themen|Qualität|Patientensicherheit<br />
Literatur:<br />
[1] OLG Koblenz Az.: 5 U 55/09 (29.10.2009) GesR 2010,199<br />
[2] Bergmann, K.O.; Kienzle, H. (1996). Krankenhaushaftung,<br />
Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft, Düsseldorf<br />
[3] Wachter, R., Fokus Patientensicherheit, dt. Übersetzung 2010<br />
(Hrsg. Koppenberg J., Gausmann P., Henniger M.), ABW-Verlag<br />
Berlin<br />
© [M] LHF Graphics / fotolia.com
I. Flessenkämper, D. Böckler, H.-H. Eckstein<br />
Ultraschall-Screening abdominaler<br />
Aortenaneurysmen (AAA)<br />
Epidemiologie<br />
Eine gesunde infrarenale Aorta hat einen Durchmesser von ca.<br />
2 cm, <strong>der</strong> im Laufe des Lebens leicht zunimmt. Die Obergrenze<br />
des Normaldurchmessers wird bei ca. 2,5 cm gesehen. Per definitionem<br />
spricht man ab diesem Durchmesser von einer Ektasie,<br />
ab 3 cm von einer aneurysmatischen Erweiterung, dass im<br />
deutschsprachigen Raum nach allgemeiner Ansicht ab 5 cm<br />
therapiewürdig ist. Die fundierteste Untersuchung zur Indikation<br />
zur Operation eines solchen Aneurysmas stellt das United<br />
Kingdom Small Aneurysm Trail [1] dar, bei dem nachgewiesen<br />
wurde, dass eine Therapie infrarenaler Aortenaneurysmen<br />
ab einem Durchmesser von 5,5 cm einen evidenten Vorteil für<br />
die Patienten bringt. Da die Grenze von 5,5 cm in dieser Arbeit<br />
die willkürlich gezogene Obergrenze einer Gruppe von 4 – 5,5<br />
cm Durchmesser entsprach, wird in Deutschland nach allgemeinem<br />
Verständnis die Grenze von 5 cm zur Indikationsstellung<br />
beibehalten.<br />
Folgende Risikofaktoren werden für die Bildung von Aorten-<br />
aneurysmen verantwortlich gemacht:<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
Alter<br />
ehemaliger o<strong>der</strong> aktueller Nikotinabusus<br />
Hypercholesterinämie<br />
arterieller Hypertonus<br />
coronare Herzkrankheit<br />
familläre Häufung (betrifft 10-20 % aller AAA) [2]<br />
Unabhängig von dem Durchmesser gibt es weitere Faktoren, die<br />
für eine hohe Rupturgefahr eines Aneurysmas sprechen. Hierzu<br />
gehören eine exzentrische Konfiguration sowie ein Wachstum<br />
von über 5 mm in 6 Monaten bzw. 1 cm pro Jahr.<br />
Studien zum Ultraschall-Screening des AAA<br />
Aufgrund einer unverän<strong>der</strong>t inakzeptabel hohen perioperativen<br />
Letaliät <strong>der</strong> Notfall-OP beim rupturierten AAA von > 50 %<br />
stellt die elektive offene o<strong>der</strong> endovaskuläre Theapie die einzig<br />
vernünftige Prophlyaxe <strong>der</strong> Aortenruptur dar. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite kann ein abdominales Aortenaneurysma mit einer<br />
autorEn<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Dr. med. I. Flessenkämper 1 , Univ. Prof. Dr. med. D. Böckler<br />
2 , Univ. Prof. Dr. med. H.-H. Eckstein 3<br />
Korrespondenzautor:<br />
1 Klinik für Gefäßmedizin<br />
HELIoS-Klinikum Emil von Behring<br />
Walterhöferstr. 11, 14165 Berlin<br />
E-Mail: ingo.flessenkaemper@helios-kliniken.de<br />
2 Klinik für Gefäßchirurgie<br />
Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie<br />
universitätsklinikum Heidelberg<br />
3 Präsident <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie<br />
und Gefäßmedizin (DGG), Gesellschaft für operative, endovaskuläre<br />
und präventive Gefäßmedizin<br />
Interdisziplinäres Zentrum für Gefäßerkrankungen (IZG)<br />
Klinikum rechts <strong>der</strong> Isar (MrI) <strong>der</strong> technischen universität<br />
München<br />
Ultraschall-Untersuchung einfach, sicher und kostengünstig<br />
diagnostiziert werden. Aus diesem Grund wurden in mehreren<br />
Län<strong>der</strong>n randomisierte Studien zum einmaligen Ultrschall-<br />
Screening vornehmlich älterer Männer durchgeführt.<br />
In »Tabelle 1 sind die Grunddaten <strong>der</strong> Studien aus West-Australien,<br />
Chichester/UK, MASS/UK und Viborg/Dänemark mit<br />
insgesamt > 125.000 Probanden/Patienten dargestellt. [3-6].<br />
Aus diesen Daten kann klar abgelesen werden, dass ein Ultraschall-Screening<br />
bei Männern über 65 Jahren nach 3-5 Jahren<br />
die AAA-assoziierte Letalität senkt, nach 7-15 Jahren auch das<br />
Gesamtüberleben positiv beeinflusst. In den angelsächsischen<br />
Studien konnte dieser Vorteil nur für Männer gesehen werden,<br />
während er in den skandinavischen Studien auch für Frauen<br />
signifikant war, was daher rührt, dass Frauen zwar seltener ein<br />
Tab1 Charakteristika <strong>der</strong> 4 <strong>randomisierten</strong> <strong>Screeningstudien</strong> zum abdominellen Aortenaneurysma (AAA) [7]<br />
Charakteristika Viborg-Studie Westaustralien-<br />
Studie<br />
MASS-Studie Chichester-Study<br />
(Männer)<br />
Gesamt<br />
alter (Jahre) 64–73 65–83 65–74 65–80 -<br />
teilnehmer (n) 12.639 38.704 67.800 6.040 125.576<br />
Maximaler Follow-up (Jahre) 9,6 3,6 (11,0) a) 7,0 15,0 -<br />
teilnahmequote (%) 77 63 b) 80 73 74<br />
aaa-Prävalenz (%) 4,0 7,2 4,9 7,7 5,5<br />
a) 11 Jahre nachbeobachtungsdaten zu Gesamttodesfällen verfügbar b) Bei Einbeziehung <strong>der</strong> unheilbar Kranken und <strong>der</strong> Männer mit falscher adresse<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
387<br />
»»»
388<br />
weiterbildung & fortbildung<br />
Aortenaneurysma haben, diese Aneurysmen aber deutlich häufiger<br />
und bei geringeren Größen rupturieren. In einer schwedischen<br />
Studie (Wanhainen 2006) lag das Rupturrisiko für<br />
Frauen bei 5,7 % gegenüber 1,9 % bei Männern, also dreimal<br />
so hoch.<br />
In <strong>der</strong> BARE-Studie [2] konnte an 2.100 Patienten nachgewiesen<br />
werden, dass die internationalen Daten auch auf Deutschland<br />
übertragbar sind. In dieser Studie wurden arteriell vorerkrankte<br />
Patienten gescreent, bei denen eine pathologische Aortenkonstellation<br />
(infrarenaler Aortendurchmesser > 2,5 cm) bei<br />
über 8 % <strong>der</strong> Probanden identifiziert werden konnte.<br />
Warum ein Screening?<br />
Die Frage kann beantworten, wer ein ganzheitliches Verständnis<br />
zu chirurgischen Erkrankungen bejaht. Gerade bei potentiell<br />
tödlichen Erkrankungen, die wie ein infrarenales Aortenaneurysma<br />
(AAA) selten bzw. sehr spät symptomatisch sind,<br />
macht es Sinn, die Versorgung vom Notfall- in den Elektivbereich<br />
zu verlagern. Dies kann gelingen, wenn Erkrankungen<br />
entsprechend frühzeitig identifiziert werden. Aufgrund <strong>der</strong><br />
Symptomarmut ist dies beim AAA lediglich im Rahmen eines<br />
Ultraschall-Screenings möglich. Nur so können Betroffene in<br />
einer günstigeren elektiven Ausgangssituation von den dort zu<br />
erzielenden besseren Ergebnissen profitieren. Der Unterschied<br />
ist für das AAA mit einer perioperativen Letalität beim elektiven<br />
Eingriff von 1-2 % bei <strong>der</strong> endovaskulären Therapie und<br />
2-5 % beim offenen Aortenersatz. versus einer Gesamtletalität<br />
aller rupturierten AAAs von > 90 % [8] erheblich.<br />
Ein ganzheitlicher Ansatz bedeutet auch für chirurgische<br />
Erkrankungen, dass nicht allein nur die operationschirurgische<br />
Tätigkeit inkl. <strong>der</strong> OP-begleitenden Maßnahmen und<br />
<strong>der</strong> Nachsorge bedeutsam sind, son<strong>der</strong>n auch die Prävention<br />
für das Langzeitergebnis <strong>der</strong> betroffenen Patienten relevant ist.<br />
Screeninguntersuchungen sind immer dann beson<strong>der</strong>s sinnvoll,<br />
wenn <strong>der</strong> Einsatz an technischen und finanziellen Mitteln<br />
möglichst gering ist, das Screening gefahrlos ist und von den<br />
potentiell Betroffenen akzeptiert wird und eine sichere weitere<br />
Versorgung <strong>der</strong> detektierten erkrankten Patienten möglich ist.<br />
Für infrarenale Aortenaneurysmen sind diese Zusammenhänge<br />
gegeben, da das Ultraschall-Screening eine schmerz- und<br />
strahlungfreie Untersuchung darstellt und mit <strong>der</strong> endovaskulären<br />
und offenen AA-Therapie eine standardisierte und in<br />
großen gefäßchirurgischen Kliniken sichere Behandlungsmethode<br />
zur Verfügung steht.<br />
Betrachtet man die Number Needed to Screen (NNS), so sieht<br />
man, dass diese Ziffer für Aortenaneurysmen ausgesprochen<br />
Tab2 Zu untersuchende Patientenzahl pro Vermeidung<br />
eines diagnosebezogenen Todesfalls [14]<br />
NNS Periode<br />
Hämoccult 808 8,5 Jahre<br />
Koloskopie 862 13 Jahre<br />
Mammografie (50 -<br />
69-jährige Frauen)<br />
ultraschall abdominale<br />
aorta (65—80-jährige<br />
Männer)<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Ca. 2000 10 Jahre<br />
350 7-15 Jahre<br />
gering ist. Diese Zusammenhänge wurden in den USA und<br />
England sowie einigen skandinavischen Län<strong>der</strong>n auch bereits<br />
gesehen, so dass dort ein Screening mittlerweile eingeführt ist<br />
[4, 6, 9-13]. In <strong>der</strong> deutschen BARE-Studie wurde nachgewiesen,<br />
dass die international erhobenen Daten auch auf die hiesige<br />
Population übertragen werden können [2].<br />
In »Tabelle 2 werden die Zahlen <strong>der</strong> NNS zu verschiedenen<br />
Erkrankungen aufgeführt. Für die genannten Erkrankungen<br />
wurden aufgrund <strong>der</strong> vorliegenden epidemiologischen Fakten<br />
Screeninguntersuchungen zur Vorsorge als sinnvoll anerkannt<br />
und in nationale Screeningprogramme umgesetzt. Vergleicht<br />
man die Daten, so ist ersichtlich, dass ein Screening im Aortenbereich<br />
ausgesprochen sinnvoll ist.<br />
Wer soll nun dieses Screening durchführen?<br />
Aus den bisherigen Darlegungen ist die Notwendigkeit abzuleiten,<br />
sich um die frühzeitige Erkennung einer lebensbedrohenden<br />
Krankheit zu kümmern. Dies müssen die Ärzte initiieren,<br />
die die jeweilige Erkrankung in ihrem Focus haben. Für<br />
etliche Erkrankungen sind dies Chirurgen, beim AAA ist es<br />
die Gefäßchirurgie. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie<br />
und Gefäßmedizin (DGG) hat es sich daher zur Aufgabe<br />
gemacht, die Öffentlichkeit und die Ärzteschaft auf die Problematik<br />
aufmerksam zu machen. Aufgrund des Umfangs <strong>der</strong><br />
notwendigen Screeningmaßnahmen kann die flächendeckende<br />
Umsetzung allerdings nicht allein von <strong>der</strong> Gefäßmedizin geleistet<br />
werden. Ein flächendeckendes Ultraschall-Screening muss<br />
in Deutschland im Wesentlichen im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich<br />
durchgeführt werden. Dementsprechend müssten aber Vergütungsmöglichkeiten<br />
eingerichtet werden, da nicht zu erwarten<br />
ist, dass in diesem Segment des Gesundheitswesens Leistungen<br />
umsonst erbracht werden.<br />
Wie ist es nun möglich, ein Screening zu etablieren?<br />
Bei Erkrankungen, die von einer frühen Erkennung beson<strong>der</strong>s<br />
profitieren, sollte an entsprechende Präventivmaßnahmen<br />
gedacht werden. Der potentielle Benefit muss selbstverständlich<br />
wissenschaftlich untermauert und bzgl. <strong>der</strong> Früherkennung<br />
möglichst mit einer NNS hinterlegt werden können.<br />
Ist das geplante Screening nach <strong>der</strong> NNS genauso effektiv o<strong>der</strong><br />
evtl. sogar effektiver als an<strong>der</strong>e bereits anerkannte Screeninguntersuchungen,<br />
so erscheint es geradezu zwingend, die entsprechenden<br />
Kontakte zu Politik, Kostenträgern und Krankenkassen<br />
aufzubauen. Dies muss von Informationsaktivitäten in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit begleitet werden, da hier ein Bewusstsein für die<br />
Problematik geweckt werden muss. Neben allgemeinen Awareness-Aktivitäten<br />
in den Medien wurde zum AAA bisher auch<br />
ein nationaler Screeningtag projektiert. Der letztjährige nationale<br />
Tag <strong>der</strong> Gefäßchirurgie wurde ebenfalls unter das Motto<br />
des Aortenscreenings gestellt.<br />
Bei diesen Aktivitäten kann es durchaus hilfreich sein, von<br />
unterschiedlichen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und<br />
ihren Erfahrungen zu profitieren. Nicht umsonst plant die<br />
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie <strong>der</strong>zeit eine Umfrage unter<br />
ihren Mitglie<strong>der</strong>n, wer in welchen Institutionen tätig ist. Eine<br />
gleiche Fragestellung wird begleitend zu Aussendungen <strong>der</strong><br />
DGG auch unter <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n durchgeführt werden.<br />
Diesen Artikel und die Literaturangaben finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online<br />
über www.bdc.de, unter <strong>der</strong> Rubrik News|Politik|Prävention
W. Hohenberger, D. Löhlein , J. r. Izbicki, M. Meine<br />
Stellungnahme zum GOÄ-Ratgeberbeitrag von Stefan Gorlas<br />
Gelesen in: Deutsches Ärzteblatt 2010, Vol. 107 (20): a-1040<br />
titel: Die totale retroperitoneale Lymphadenektomie<br />
Mit Interesse haben wir den Beitrag von Herrn Gorlas zur<br />
Gebührenordnungsziffer 1809 (Totale retroperitoneale Lymphadenektomie)<br />
im Deutschen Ärzteblatt gelesen.<br />
Unseres Erachtens bedarf <strong>der</strong> Beitrag einiger Korrekturen,<br />
um Missverständnisse, auch im Verhältnis zu privaten Krankenversicherungen<br />
und Patienten bezüglich <strong>der</strong> Abrechenbarkeit<br />
<strong>der</strong> GOÄ-Nr. 1809, auch in Analogie, zu vermeiden.<br />
Zunächst ist festzuhalten, dass <strong>der</strong> medizinische Begriff <strong>der</strong><br />
totalen retroperitonealen Lymphadenektomie einen Eingriff<br />
beschreibt, <strong>der</strong> so nicht zur Anwendung kommt. Vielmehr verweist<br />
<strong>der</strong> Autor richtigerweise darauf, dass die Gebührenordnungsziffer<br />
GOÄ-Nr. 1809 im urologischen Teil <strong>der</strong> Gebührenordnung<br />
für Ärzte aufgeführt ist und entsprechend eine retroperitoneale<br />
systematische Lymphadenektomie von den Nierenhili<br />
abwärts entlang <strong>der</strong> Aorta und <strong>der</strong> Vena cava bis zur<br />
»»»<br />
autoren<br />
vergütung & ökonomie<br />
Prof. Dr.med. Dr. h.c. W. Hohenberger<br />
für die GoÄ-Kommission Deutsche Gesellschaft für<br />
Chirurgie<br />
Prof. Dr.med. D. Löhlein<br />
für die GoÄ-Kommission Berufsverband Deutscher<br />
Chirurgen<br />
Prof. Dr.med. Prof. h.c. J. R. Izbicki<br />
für die GoÄ-Kommission Deutsche Gesellschaft für allgemein-<br />
und Viszeralchirurgie<br />
Rechtsanwalt Marcus Meine<br />
Fachanwalt für Medizinrecht, Hamburg<br />
e-Mail via: presse@bdc.de<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
389<br />
© Silvio Severino / panthermedia.net
390<br />
vergütung & ökonomie<br />
Abzweigung <strong>der</strong> Beckengefäße umfasst. Damit ist also jegliche<br />
Lymphadenektomie im Becken sowie auch im Oberbauch<br />
cranial <strong>der</strong> Nierenhili nicht vom Leistungsinhalt <strong>der</strong> GOÄ-Nr.<br />
1809 . Der Begriff „total“ ist daher irreführend. Der Zugang<br />
zum Mediastinum (mediastinale Lymphadenektomie) umfasst<br />
nicht das Gebiet des Retroperitoneums.<br />
Unseres Erachtens hinkt auch <strong>der</strong> Versuch, die Schwierigkeit<br />
des Eingriffs über die Dauer zu definieren. Je<strong>der</strong> versierte Chirurg<br />
weiß, dass die Operationszeit in hohem Maße individuell<br />
unterschiedlich ist und auch von <strong>der</strong> Erfahrung des Operateurs<br />
in dem jeweiligen Gebiet abhängt.<br />
Aus allgemeinchirurgischer und viszeralchirurgischer Sicht<br />
bedingt die Lymphadenektomie oberhalb <strong>der</strong> Nierenhili im Vergleich<br />
zur Lymphknotendissektion beim Nierenzellkarzinom<br />
die Ausdissektion von deutlich mehr Gefäßen. Da es aber außer<br />
<strong>der</strong> Ziffer 1809 keine Ziffer gibt, die eine adäquat die dahinterstehende<br />
Leistung wie<strong>der</strong>gibt, z.B. bei <strong>der</strong> Lymphknotendissektion<br />
des Oberbauches im Falle eines Pankreaskarzinoms, müssen<br />
für die sachgerechte Abrechnung an<strong>der</strong>e GOÄ-Nummern<br />
analog herangezogen werden, die den tatsächlichen Umfang <strong>der</strong><br />
erbrachten Leistung so genau wie möglich wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />
Da bei <strong>der</strong> Bewertung einer GOÄ-Nr. nicht ein ausschließlich<br />
medizinischer Sachverhalt zu betrachten ist, son<strong>der</strong>n auch<br />
eine Rechtsverordnung gebührenrechtlich auszulegen ist, haben<br />
mehrere Gerichte höherer Instanzen sich daher bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />
<strong>der</strong> Frage, ob eine analoge Berechenbarkeit <strong>der</strong> GOÄ-<br />
Ziffer 1809 gerechtfertigt ist, an <strong>der</strong> medizinischen Einschätzung<br />
des Schwierigkeitsgrades <strong>der</strong> jeweiligen Lymphadenektomie<br />
und <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> entnommenen Lymphknotenstationen<br />
orientiert. (LG Hamburg, Urt. V. 22.12.2008, AZ. 326 O 268/05,<br />
LG Itzehoe, Urt. Vo.20.11.2008, AZU. 4 O 127/05, LG Hamburg,<br />
Urt. Vo. 6.10.2009, AZ 333 O 54/07)<br />
Bei dem vom Autor Herrn Gorlas beschriebenen Umfang<br />
<strong>der</strong> Lymphadenektomie handelt es sich um die Entfernung<br />
von sechs Lymphknotenstationen (nämlich Nierenhili beidseits,<br />
Aorta, Vena cava inferior und Iliaca communis Ebene<br />
beidseits).<br />
Entsprechend ist eine radikale systematische Lymphadenektomie<br />
z.B. beim Pankreaskrebs o<strong>der</strong> beim Krebs des Magens<br />
ungleich höher zu bewerten, sie umfasst neben <strong>der</strong> Aorta und<br />
Vena cava inferior Gebiete <strong>der</strong> Arteria mesenterica superior,<br />
das Gebiet des Truncus coeliacus, das Gebiet <strong>der</strong> Arteria lienalis<br />
und das Gebiet <strong>der</strong> Arteria gastrica sinistra sowie <strong>der</strong> Arteria<br />
hepatica communis (im Falle von Gefäßvarianten wie eines<br />
Truncus hepaticomesentericus auch noch separat die A.hepatica<br />
dextra) und gelegentlich zusätzlich noch die Skelettonisationsdissektion<br />
des Ligamentum hepatoduodenale (A. hepatica propria,<br />
Vena portae, rechter und linker Leberarterie).<br />
Daher ist bei so ausgedehnten radikalen systematischen retroperitonealen<br />
Lymphadenektomien und Skelettonisationsdissektionen<br />
des Ligamentum hepatoduodenale sogar die zweifache<br />
Berechnung <strong>der</strong> GOÄ-Ziffer 1809 analog von den Gerichten<br />
akzeptiert worden.<br />
Das von dem Autor Gorlas heran gezogene Beispiel einer<br />
Hemicolektomie rechts hinkt.<br />
Die radikale Lymphadenektomie unter Mitnahme <strong>der</strong> parakolischen,<br />
intermediär und zentralen Lymphknoten <strong>der</strong> Mesenterialwurzel<br />
umfasst üblicherweise die zentrale Absetzung <strong>der</strong><br />
den entsprechenden Kolonabschnitt ernährenden Gefäße, welche<br />
sich wie<strong>der</strong>um durch die Lage des Karzinoms im Dickdarm<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
und den sich hieraus ergebenden Lymphabstromwegen ergeben.<br />
Hierbei ist bei Flexuren- und Transversumkarzinomen ebenfalls<br />
die Lymphknotendissektion des Pankreaskopfes u.U. <strong>der</strong><br />
infrapankreatischen Lymphknoten und auch <strong>der</strong> Arteria gastroepiploica<br />
dextra Arkade erfor<strong>der</strong>lich. Da aber die Mesenterialwurzel<br />
nicht Bestandteil des Retroperitoneums ist, muss<br />
auch hier die GOÄ-Nr. 1809 analog zum Ansatz gebracht werden,<br />
sodass das Ausmaß <strong>der</strong> Lymphknotendissektion sehr<br />
wohl bezüglich ihres Aufwandes mit <strong>der</strong>jenigen bei einer „urologischen“<br />
radikal systematische Lymphadenektomie zu vergleichen<br />
ist. Dies bedeutet, und auch dies ist bereits mehrfach<br />
durch höherinstanzliche Gerichte bestätigt worden, dass neben<br />
<strong>der</strong> GOÄ-Nr. 3169 die GOÄ-Nr. 2802 - die radikuläre Absetzung<br />
<strong>der</strong> Gefäße – und sofern im Operationsbericht beschrieben<br />
– sehr wohl die GOÄ-Nr. 1809 analog in Ansatz gebracht<br />
werden kann. Die GOÄ-Nr. 3169 beinhaltet lediglich die Reilresektion<br />
des Colons – auch mit Anastomose.<br />
Der Verweis darauf, dass bereits vor Entstehung <strong>der</strong> GOÄ<br />
vom 10.11.1982 die systematische regionale Lymphadenektomie<br />
bei <strong>der</strong> Durchführung einer Hemikolektomie rechts wegen<br />
eines Karzinoms Inhalt chirurgischer Lehrbücher war, ist zwar<br />
richtig, aber nachgewiesenermaßen gerade bei dieser Operation<br />
von nur sehr wenigen Chirurgen durchgeführt worden. Dies gilt<br />
auch noch in diesen Tagen, wo aktuell ebenfalls noch eklatante<br />
Unterschiede <strong>der</strong> Lymphknotendissektion bestehen, was letztlich<br />
zu den enormen Unterschieden <strong>der</strong> 5-Jahresüberlebensrate<br />
im Stadium III zwischen verschiedenen Chirurgen von <strong>der</strong>zeit<br />
40% führt.<br />
Die GOÄ-Nr. 3169 ist auch bei <strong>der</strong> operativen Behandlung von<br />
gutartigen Erkrankungen d.h. darmwandnaher Skelettierung<br />
des Darmes anzuwenden und umfasst inhaltlich ausdrücklich<br />
nicht die radikale systematische Lymphadenektomie.<br />
Da <strong>der</strong> Verordnungsgeber keine weiteren GOÄ-Nummern<br />
für die Lymphknotendissektion vorgesehen hat, haben mehrere<br />
Gerichte gerade bei diesem Tumoreingriff einer Hemikolektomie<br />
rechts neben <strong>der</strong> Abrechnung <strong>der</strong> GOÄ-Nr. 3169 auch die<br />
Nr. 2802 zweimal o<strong>der</strong> 1783 für die Entnahme parakolischer<br />
und intermediärer Lymphknoten, ebenso aber auch im Falle<br />
einer an sich regelhaft zu for<strong>der</strong>nden radikalen Lymphknotendissektion<br />
mit Entfernung <strong>der</strong> zentralen Lymphknoten in <strong>der</strong><br />
Mesenterialwurzel auch die GOÄ-Ziffer 1809 analog als abrechnungsfähig<br />
bestätigt.<br />
Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />
Rubrik Themen|Abrechnung|GOÄ
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medizin aktuell<br />
Distale Radiusfrakturen – Ist <strong>der</strong> Dislokationsgrad<br />
nach Bruchheilung vorher abschätzbar?<br />
Bei 70% <strong>der</strong> distalen Radiusfrakturen ist nach abgeschlossener Bruchheilung noch<br />
immer eine deutliche Dislokation vorhanden. Diese kann die Funktionalität des<br />
Handgelenks beeinflussen. Ist das Ausmaß <strong>der</strong> endgültigen Dislokation schon<br />
nach <strong>der</strong> Reposition absehbar?<br />
Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden von<br />
311 Patienten mit konservativ behandelten Radiusfrakturen<br />
Röntgenaufnahmen des Handgelenks zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Verletzung,<br />
nach Reposition und nach Knochenheilung jeweils in<br />
zwei Ebenen angefertigt. Anhand <strong>der</strong> Röntgenbil<strong>der</strong> wurde die<br />
dorsale Dislokation, <strong>der</strong> radiale Winkel und die Verkürzung des<br />
Radius sowohl für stabile (A2, C1) als auch für instabile (A3,<br />
C2, C3) Frakturen (AO-Klassifikation) bestimmt.<br />
Die dorsale Dislokation betrug bei A2- und C1-Frakturen im<br />
Median 20° beziehungsweise 18°, bei A3- und C2-Frakturen<br />
26° und 24°. Durch die Reposition wurde die dorsale Dislokation<br />
um etwa 40% korrigiert, unabhängig von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Fraktur.<br />
Nach <strong>der</strong> Knochenheilung aber war <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> Reposition<br />
wie<strong>der</strong> um die Hälfte reduziert. Der radiale Winkel wurde<br />
durch die Verletzung und die Reposition kaum beeinflusst,<br />
nach <strong>der</strong> Knochenheilung wurden hier nahezu normale Werte<br />
erreicht.<br />
Instabile Fraktur: häufiger Radius-Verkürzung<br />
Patienten mit instabilen Frakturen wiesen zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Verletzung häufiger eine Verkürzung des Radius um mehr als<br />
2 mm auf. 38,2% <strong>der</strong> stabilen und 44,6% <strong>der</strong> instabilen Frakturen<br />
gewannen durch die Reposition wie<strong>der</strong> mindestens 2 mm<br />
Länge. Nach <strong>der</strong> Knochenheilung waren immer noch 34,7% <strong>der</strong><br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
stabilen und 45,5% <strong>der</strong> instabilen Frakturen um mehr als 2 mm<br />
verkürzt. Nur bei 8,8% <strong>der</strong> stabilen und 14,7% <strong>der</strong> instabilen<br />
Frakturen wurde durch die Reposition eine anhaltende Längenzunahme<br />
um mindestens 2 mm erzielt. Eine starke Korrelation<br />
zwischen <strong>der</strong> Reposition und <strong>der</strong> vollständigen Heilung<br />
ergab sich für die dorsale Dislokation (r = 0,75) sowie für den<br />
radialen Winkel (r = 0,80).<br />
Fazit<br />
Laut dieser Untersuchung lässt sich bereits nach <strong>der</strong> Reposition<br />
abschätzen, wie sich die dorsale Dislokation und <strong>der</strong> radiale<br />
Winkel entwickeln werden. Unmittelbar nach <strong>der</strong> Reposition<br />
kann also entschieden werden, ob die konservative Therapie<br />
ausreicht o<strong>der</strong> eine Operation notwendig ist. (JN)<br />
Einsiedel T, Freund W, San<strong>der</strong> S, et al. (2009) Can the displacement of<br />
a conservatively treated distal radius fracture be predicted at the beginning<br />
of treatment? International Orthopaedics 33:795–800<br />
Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in Ambulante Chirurgie<br />
2009, 2: 17–19<br />
© laurent dambies / fotolia.com
Schonende Operation von<br />
Lungenmetastasen per Laser<br />
Metastasen in <strong>der</strong> Lunge sind heute nicht immer eine Katastrophe. Der<br />
Diagnose, die vor wenigen Jahren noch wie ein Todesurteil klang, folgen<br />
heute Maßnahmen, die die Überlebensrate <strong>der</strong> Patienten erhöhen.<br />
Eine Methode zur schonende Entfernung von Metastasen maligner Lungentumoren<br />
ist die mo<strong>der</strong>ne Lasertechnologie.<br />
Mehr Lungengewebe für die Atmung erhalten<br />
Die Grenzen <strong>der</strong> Indikationsstellung zur Resektion von Tumoren<br />
werden immer weiter verschoben. Dies gilt auch für die Thoraxchirurgie.<br />
Zudem werden die Patienten, die für große resezierende Eingriffe<br />
in <strong>der</strong> Thoraxchirurgie akzeptiert werden, immer älter. Damit<br />
steigt auch die Zahl <strong>der</strong> Begleiterkrankungen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
verrücken wir mehr und mehr die Grenze <strong>der</strong> zu akzeptierenden<br />
lungenfunktionellen Reserven, bei denen wir Patienten noch lungenresezierenden<br />
Eingriffen unterziehen können. Hier kommen<br />
nun in <strong>der</strong> Thoraxchirurgie zunehmend die sogenannten „parenchymschonenden<br />
Operationsverfahren“ ins Spiel. Dabei handelt es<br />
sich um Techniken, die es dem erfahrenen, mit <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Ausbildung versehenen Spezialisten erlauben, gesundes Lungengewebe<br />
für die Atmung zu erhalten – Lungengewebe, das mit den<br />
einfachen, „klassischen“ Resektionsverfahren wie Lobektomie o<strong>der</strong><br />
Pneumonektomie verloren wäre. Neben den sog. Manschettenresektionen,<br />
bei denen <strong>der</strong> tumortragende Bronchusabschnitt reseziert<br />
und die Bronchien reanastomosiert werden, spielt die Lasergestützte<br />
Operationstechnik eine zunehmend wichtige Rolle in <strong>der</strong><br />
onkologischen Thoraxchirurgie.<br />
Vorteil: Größere Anzahl von Metastasen kann<br />
entfernt werden<br />
Dank <strong>der</strong> speziell auf das Lungenparenchym ausgerichteten Wellenlänge<br />
<strong>der</strong> Laser ist es möglich, in einem Arbeitsgang das Lungengewebe<br />
hoch präzise zu durchtrennen und gleichzeitig Hämound<br />
Aerostase zu erzielen. Nähte o<strong>der</strong> Klammern, die das Lungengewebe<br />
raffen, sodass es als Atemoberfläche verloren geht, sind<br />
nicht erfor<strong>der</strong>lich. Es gibt im Wesentlichen zwei Indikationen für<br />
den Laser:<br />
» 1. Patienten mit einer signifikant eingeschränkten pulmonalen<br />
Reserve, die einer onkologisch korrekten anatomischen<br />
Resektion unterzogen werden sollen. Hier kann<br />
»<br />
medizin aktuell<br />
durch den Einsatz des Lasers auf Naht- o<strong>der</strong> Klammernahtmaterial<br />
verzichtet werden, was dazu führt, dass mehr<br />
Lungenparenchym für die Atmung erhalten werden kann.<br />
2. Resektion von Lungenmetastasen: Hier sind in aller<br />
Regel keine anatomischen Resektionen erfor<strong>der</strong>lich. Die<br />
Metastase wird mit einem ausreichenden Saum an gesundem<br />
Gewebe von 5 bis 10 Millimetern reseziert. Um auch<br />
eine größere Anzahl von Metastasen entfernen zu können,<br />
o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungseingriffe zu ermöglichen, ist es<br />
erfor<strong>der</strong>lich, ein Maximum an Lungengewebe zu erhalten.<br />
Für diese Indikationen ist nach Meinung des Autors <strong>der</strong><br />
Laser von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Ins beson<strong>der</strong>s bei multiple<br />
auftretenden, nicht zu großen Metastasen ist <strong>der</strong> Laser<br />
die Methode <strong>der</strong> Wahl. An<strong>der</strong>e Techniken, wie die bipolare<br />
Schere o<strong>der</strong> monopolarer Hochfrequenzstrom sind bei weitem<br />
nicht so effektiv wie <strong>der</strong> Einsatz des Lasers.<br />
Viele Patienten sollten zukünftig mit <strong>der</strong><br />
Lasertechnologie behandelt werden<br />
Der Laser ist ein wertvolles technisches Hilfsmittel, das es uns<br />
erlaubt, die Grenzen <strong>der</strong> Indikationsstellung zu verschieben und<br />
so einer größeren Zahl von Patienten die Möglichkeit einer Operation<br />
und damit in den meisten Fällen einer signifikanten Verlängerung<br />
des Überlebens bei guter Lebensqualität zu geben. Per Laser<br />
können Patienten behandelt werden, die früher als inoperabel eingestuft<br />
wurden. Lei<strong>der</strong> sind vielen Ärzten die neuen Möglichkeiten<br />
noch nicht klar. So könnte vielen Patienten auch in hohem Alter<br />
geholfen werden, wenn ihre behandelnden Ärzte besser über die<br />
Fortschritte <strong>der</strong> Thoraxchirurgie informiert wären.<br />
Kiefer T (2010) Mo<strong>der</strong>ne Technologien: Schonende Operation von Lungenmetastasen<br />
per Laser<br />
best practice onkologie 2: 56<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
393<br />
© [M] Siemens press picture
© Sebastian Schreiter / Springer Medizin<br />
394<br />
KoMMEnTAR<br />
medizin aktuell<br />
Zementfreie Prothesen –<br />
Ist <strong>der</strong> Standard gerechtfertigt?<br />
Fragestellung<br />
Mehr als 60% <strong>der</strong> primären Hüft-TEP-Implantationen<br />
in Deutschland erfolgen zementfrei, während zum Beispiel<br />
in Skandinavien die zementierte Verankerung favorisiert<br />
wird. Wie gut halten zementfrei eingesetzte Schäfte im<br />
Langzeitverlauf?<br />
Methode<br />
In einer Literaturanalyse identifizierten Christian Merle,<br />
Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, und Kollegen ab<br />
dem Jahr 2000 publizierte Studien mit mittleren Nachuntersuchungszeiten<br />
von mindestens 15 Jahren, mehr als 50 versorgten<br />
Hüftgelenken in Einzelstudien und mehr als 150 Patienten in<br />
Registerstudien. Zielparameter waren u. a. das Patientenalter<br />
zum Operationszeitpunkt, funktionelle Gesichtspunkte und<br />
Revisionsraten.<br />
Ergebnis<br />
Den Einschlusskriterien entsprachen 17 Einzelstudien und zwei<br />
Registerstudien (Finnland, Norwegen) mit insgesamt 24.255<br />
» Zementfreie Hüftprothesen auch für ältere Patienten «<br />
Zementfreie Hüftendoprothesen gehören mittlerweile zur<br />
Standardversorgung, mit stetig steigen<strong>der</strong> Tendenz. Die<br />
Studie ist angelegt als Literaturanalyse mit Einschluss von<br />
Studien mit mehr als 150 Patienten, nachuntersuchungszeiten<br />
von mindestens 15 Jahren und Drop-out-Raten unter<br />
10%. Im Wesentlichen zeigen sich gute Langzeitergebnisse<br />
mit Überlebensraten <strong>der</strong> Prothesen von etwa 90% nach 15<br />
Jahren. Damit sind die zementfreien Prothesen als Stan-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Hüftprothesen. Die Patienten waren zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Operation<br />
47 bis 71 Jahre alt. Von 16 zementfreien Schaftmodellen<br />
werden gegenwärtig noch acht verwendet. Für die meisten<br />
nachuntersuchten Implantate lagen die Überlebensraten nach<br />
15 Jahren über 90% – unabhängig vom Alter. Für die noch in<br />
klinischer Anwendung befindlichen Implantate lagen diese<br />
Raten zwischen 87 und 98%. Die Autoren merken an, dass diese<br />
Daten nicht vorrangig aus hochspezialisierten Zentren stammen<br />
und auf <strong>der</strong> Arbeit jeweils mehrerer Operateure in den Studien<br />
beruhen. Ein Großteil <strong>der</strong> Revisionen zementfreier Hüftprothesen<br />
ist auf Abriebphänomene und Pfannenlockerungen<br />
zurückzuführen. Die azetabuläre Komponente des Implantatsystems<br />
wurde in <strong>der</strong> Studie nicht näher berücksichtigt.<br />
Merle C , Clarius M, Aldinger P R (2010) Langzeitergebnisse zementfreier<br />
Hüftendoprothesenschäfte. Orthopäde 39:80–86<br />
dardverfahren mehr als gerechtfertigt. In Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Knochenqualität kommen diese Prothesen auch<br />
für ältere Patienten in Betracht.<br />
Die Originalpublikation hat Frau Prof. Dr. Andrea<br />
Meurer in Extracta Orthopaedica 2010 1: 27 für Sie<br />
gelesen und diskutiert.<br />
Prof. Dr. Andrea Meurer<br />
Stellvertr. ärztliche Direktorin,<br />
orthopädische Universitätsklinik<br />
Friedrichsheim,<br />
Frankfurt a. M., und Beirätin <strong>der</strong><br />
EXTRACTA orthopaedica
medizin aktuell<br />
LAPAROSKOPIE-ASSISTIERTE TOTALE GASTREKTOMIE –<br />
Ganzer Magen durchs Schlüsselloch?<br />
Auch bei <strong>der</strong> Resektion des Magenkarzinoms haben laparoskopische Techniken zugenommen.<br />
Selten wird sogar eine totale Gastrektomie laparoskopie-assistiert durchgeführt.<br />
Eine Studie aus Korea hat die Methode auf Machbarkeit und Sicherheit geprüft.<br />
Die Laparoskopie-assistierte distale Gastrektomie (LADG)<br />
wurde in zahlreichen Studien auf Sicherheit und Machbarkeit<br />
hin untersucht, nicht jedoch die Laparoskopie-assistierte totale<br />
Gastrektomie (LATG), denn sie wird weniger häufig durchgeführt<br />
und ist technisch anspruchsvoller. Ziel <strong>der</strong> hier vorgestellten<br />
Studie war es daher, die kurzfristigen Ergebnisse <strong>der</strong> LATG<br />
multizentrisch zu evaluieren.<br />
Die Studie analysierte retrospektiv 1.485 Patienten aus zehn<br />
verschiedenen Institutionen in Korea. Alle unterzogen sich<br />
1998–2005 wegen eines Magenkarzinoms einer Laparoskopieassistierten<br />
Gastrektomie, bei 131 dieser Patienten handelte es<br />
sich um eine LATG.<br />
Die mittlere Operationszeit betrug 270 ± 79 Minuten. Bei<br />
einem Patienten war im Verlauf des Eingriffs ein Wechsel hin<br />
zur offenen Operationstechnik nötig. Im Mittel wurden 34,7<br />
Lymphknoten reseziert, die mittlere Dauer des Krankenhausaufenthalts<br />
lag bei 11,3 Tagen; nach durchschnittlich 5,8 Tagen<br />
nahmen die Patienten wie<strong>der</strong> weiche Nahrung zu sich. Die Rate<br />
<strong>der</strong> postoperativen Morbidität lag bei 19 %. Behandlungsbe-<br />
dingte Todesfälle traten nicht auf. Postoperativ waren Wundkomplikationen<br />
am häufigsten, es gab drei Fälle von Anastomoseninsuffizienz.<br />
Sechs Patienten (5 %) erlitten ein Rezidiv, neun<br />
(7 %) starben während <strong>der</strong> Follow-up-Periode.<br />
Fazit<br />
Diesen Ergebnissen zufolge ist die LATG eine sichere und machbare<br />
Prozedur bei Patienten mit einem Magenkarzinom. Auch<br />
wenn es sich um eine retrospektive Analyse handelt, ist die hier<br />
vorgestellte Studie doch die erste größere Untersuchung mit<br />
LATG-Patienten. Eine prospektive, multizentrische randomisierte<br />
Studie ist jedoch nötig, um die Daten zu validieren. (BE)<br />
Jeong GA et al. (2009) Laparoscopy-assisted total gastrectomy for gastric<br />
cancer: A multicenter retrospective analysis. Surgery; 146: 469–74<br />
Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in<br />
Im Focus Onkologie 2010, 13 (1-2): 29<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
395<br />
© Thomas Mallien / panthermedia.net
396<br />
fragen & antworten<br />
Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes<br />
Frage:<br />
Ein Chefarzt fragt an, inwieweit es zulässig ist, dass ihm die<br />
Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes auferlegt wurde.<br />
antwort:<br />
Grundsätzlich verhält es sich so, dass nach den gesetzlichen<br />
Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes zunächst einmal <strong>der</strong><br />
Arbeitgeber für die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes verantwortlich<br />
ist. Dieser kann aber diese Verantwortung delegieren,<br />
was er regelmäßig tut. Im medizinischen Bereich wird die Einhaltung<br />
des Arbeitszeitgesetzes daher regelmäßig auf den Chefarzt<br />
delegiert.<br />
© Sean Prior / panthermedia.net<br />
Verlängerung des Arbeitsvertrages durch<br />
Mutterschutz und Elternzeit<br />
Frage:<br />
Eine Assistenzärztin fragt an, inwieweit Zeiten des Mutterschutzes<br />
und <strong>der</strong> Elternzeit zu einer Verlängerung <strong>der</strong> Befristung<br />
des Arbeitsvertrages führen.<br />
antwort:<br />
Nach dem Gesetz über befristete Arbeitsverträge mit Ärzten in<br />
<strong>der</strong> Weiterbildung (ÄArbVtrG) können die vorbenannten Zeiten<br />
zu einer Verlängerung des Arbeitsvertrages führen. Denn nach<br />
§ 1 Abs. 4 Ziffer 3 des ÄArbVtrG werden Zeiten des Beschäftigungsverbotes,<br />
des Elternzeitgesetzes und des Mutterschutz-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
In nahezu sämtlichen Chefarztdienstverträgen findet sich eine<br />
Regelung, die man dementsprechend interpretieren kann. So<br />
ist oftmals zu lesen, dass <strong>der</strong> Chefarzt dafür zu sorgen hat, dass<br />
die allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen einzuhalten<br />
sind. Unter allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen ist<br />
auch das Arbeitszeitgesetz zu subsummieren.<br />
Nur selten liest man zusätzlich, dass <strong>der</strong> Krankenhausträger<br />
sich dazu verpflichtet, das hierfür notwendige Personal zur Verfügung<br />
zu stellen. Es gibt aber eine erste gerichtliche Entscheidung,<br />
die für diesen Fall einem Chefarzt einen Anspruch auf<br />
ausreichende Personalausstattung zubilligt, unabhängig davon,<br />
ob dies vertraglich vereinbart wurde.<br />
gesetzes, die eine Tätigkeit <strong>der</strong> Ärztin nicht zugelassen haben,<br />
nicht auf die Dauer <strong>der</strong> Befristung angerechnet, wenn dies die<br />
Weiterbildungsassistentin wünscht. Denn nur im Einvernehmen<br />
mit ihr kann eine Verlängerung vereinbart werden.<br />
Sofern dies die Weiterbildungsassistentin also wünscht, sollte<br />
sie an den Arbeitgeber herantreten und darauf hinweisen, dass<br />
sie die Fehlzeiten aufgrund Elternzeit etc. nachholen möchte<br />
und deswegen eine Verlängerung <strong>der</strong> Befristung wünscht. Diese<br />
muss dann nach dem Wortlaut des Gesetzes auch gewährt<br />
werden.
W. Schrö<strong>der</strong>, C.J. Krones<br />
24. Chirurgentag - essentials 2010<br />
Auch in diesem Jahr wird <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> unter Führung <strong>der</strong> neuen Akademieleitung den schon<br />
traditionellen Chirurgentag im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin am 15. und 16. Oktober<br />
ausrichten.<br />
An beiden Tagen dreht sich in <strong>der</strong> alt-ehrwürdigen Stätte des<br />
Langenbeck-Virchow-Hauses alles um die Weiter- und Fortbildung<br />
in <strong>der</strong> Chirurgie. In über 30 Sitzungen und Workshops<br />
informiert <strong>der</strong> kommende 24. Chirurgentag über den aktuellen<br />
Stand von angewandter Wissenschaft und Technik.<br />
Die ausgewählten Themen spiegeln dabei die Hauptgewichte<br />
<strong>der</strong> chirurgischen Versorgung in deutschen Krankenhäusern<br />
und Praxen wi<strong>der</strong>. Allgemein- und viszeralchirurgische<br />
Schwerpunkte stellen dazu in diesem Jahr die endokrine Chirurgie,<br />
die Laparoskopie und die kolorektale Chirurgie. Mit <strong>der</strong><br />
perioperativen Medizin wird zudem ein fachlich übergreifen<strong>der</strong><br />
und politisch interessanter Bereich diskutiert. Dazu kommen<br />
mit <strong>der</strong> Proktologie und <strong>der</strong> Hernienchirurgie Schnittmengen<br />
zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.<br />
Die Unfallchirurgie und Orthopädie bietet aktuelle Übersichten<br />
über Verletzungen <strong>der</strong> oberen Extremität, <strong>der</strong> Endoprothetik<br />
<strong>der</strong> unteren Extremität und <strong>der</strong> Wirbelsäulenchirurgie.<br />
Das Management des diabetischen Fußes, die Phlebologie<br />
und die Hand- und Fußchirurgie bieten zusätzliche Inhalte aus<br />
<strong>der</strong> täglichen ambulanten Praxis.<br />
Ergänzend setzt sich die Berufspolitik mit den brandaktuellen<br />
Themen Weiterbildungsmanagement und Markenbildung<br />
auseinan<strong>der</strong>. Das Programm ist damit ein umfassendes Update<br />
für die alltagsorientierte chirurgische Praxis in Krankenhaus<br />
und Nie<strong>der</strong>lassung.<br />
Erstmalig wird in diesem Jahr auch ein zweitägiges Blockseminar<br />
für Studenten angeboten. „Keine Angst vor dem Hammerexamen“<br />
soll gezielt die Vorbereitung auf den chirurgischen<br />
Teil <strong>der</strong> mündlichen Abschlussprüfung des Medizinstudiums<br />
verbessern. Mit diesem neuen Konzept schlägt <strong>der</strong> 24. Chirurgentag<br />
– essentials 2010 - erstmalig eine Brücke zwischen <strong>der</strong><br />
klinischen und studentischen Aus- und Weiterbildung in <strong>der</strong><br />
Chirurgie und versucht die Medizinstudenten frühzeitig in die<br />
chirurgische Gesellschaft zu integrieren. Geführte Industriebegehungen<br />
<strong>der</strong> teilnehmenden Studenten werden die Lehrinhalte<br />
um ein fachliches Miteinan<strong>der</strong> auch mit den Medizin-Produkte-Herstellern<br />
ergänzen. Der <strong>BDC</strong> freut sich die angehenden<br />
Kolleginnen und Kollegen im Kreis <strong>der</strong> etablierten Chirurgen<br />
begrüßen zu können, und erwartet mit Spannung den partnerschaftlichen<br />
Austausch von Jung und Alt.<br />
Das Langenbeck-Virchow-Haus stellt in <strong>der</strong> einzigartigen<br />
Kombination von Tradition und Mo<strong>der</strong>ne auch für die Partner<br />
aus <strong>der</strong> Industrie den perfekten Rahmen dar. Wir hoffen,<br />
dass die Industrieausstellung in intimer Atmosphäre zum<br />
regen Austausch und Feedback zwischen Anbieter und Anwen<strong>der</strong><br />
anregt.<br />
Die bereits legendäre Chirurgennacht wird dieses Jahr in <strong>der</strong><br />
‚Reingold Bar Berlin‘ den Kongress wie<strong>der</strong> perfekt abrunden.<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
Der Chirurgentag des <strong>BDC</strong> hat sich im Gedränge des Kongresskalen<strong>der</strong>s<br />
einen festen und sicheren Platz erobert. Darauf<br />
kann <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> stolz sein. Die Führung des <strong>BDC</strong> freut sich<br />
auf den kommenden Chirurgentag und hofft auf einen regen<br />
Zuspruch unter ihren Mitglie<strong>der</strong>n und bei <strong>der</strong> allen praktizierenden<br />
Chirurgen.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Schrö<strong>der</strong> PD Dr. Carsten Krones<br />
Wissenschaftliche Leitung <strong>der</strong> <strong>BDC</strong>-Akademie für chirurgische<br />
Weiterbildung und praktische Fortbildung<br />
– essentials 2010 –<br />
Allgemein- und Viszeralchirurgie<br />
• Endokrine Chirurgie<br />
• Perioperative Medizin<br />
• Laparoskopie<br />
• Kolorektale Chirurgie<br />
• Proktologie<br />
• Videositzung: Große Chirurgie über kleine Schnitte –<br />
Sinn o<strong>der</strong> Unsinn?<br />
Unfallchirurgie und Orthopädie<br />
• Frakturen des distalen Radius<br />
• Oberarmfrakturen<br />
• Endoprothetik <strong>der</strong> unteren Extremität<br />
• Aktuelles aus <strong>der</strong> Wirbelsäulenchirurgie<br />
• Komplexverletzungen des Ellenbogens<br />
Ambulante Chirurgie<br />
• Management des diabetischen Fußes<br />
• Phlebologie<br />
• Hernienchirurgie<br />
• Hand- und Fußchirurgie<br />
Berufspolitik<br />
• Mo<strong>der</strong>nes Weiterbildungsmanagement<br />
• Markenbildung im Krankenhaus<br />
Studentenseminar<br />
• „Keine Angst vor dem Hammerexamen“<br />
• Top-Hits <strong>der</strong> Allgemein- und Viszeralchirurgie,<br />
Gefäßchirurgie und Unfallchirurgie/Orthopädie<br />
Workshops<br />
• OP-Kurs laparoskopische Abdominalchirurgie<br />
• Naht-/Knotenkurs für Studenten<br />
WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG:<br />
Prof. Dr. med. Wolfgang Schrö<strong>der</strong><br />
PD Dr. med. Carsten J. Krones<br />
TELEFON 030/2 8004-180<br />
INTERNET www.chirurgentag.de<br />
E-MAIL chirurgentag@bdc.de<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT<br />
397<br />
DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT<br />
FÜR CHIRURGIE<br />
<strong>BDC</strong> | Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbild<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010
398<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
50-jähriges Bestehen des <strong>BDC</strong> -<br />
Impressionen vom Festakt am 12. Juni 2010<br />
Am 12. Juni 2010 feierte <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> sein 50-jähriges Bestehen im Langenbeck-Virchow-Haus, dem Haus <strong>der</strong> Chirurgie, in<br />
Berlin. Rund 200 Mitglie<strong>der</strong> und Ehrengäste kamen zur Feier im großen Hörsaal.<br />
Für musikalische Umrahmung sorgte ein Bläserquintett <strong>der</strong><br />
Orchester-Akademie <strong>der</strong> Berliner Philharmoniker. Das Quintett<br />
spielte ein Stück von Mozart, einige Bagatellen von György<br />
S. Ligeti und am krönenden Ende die ‚Akademische Festouvertüre<br />
op. 80’ von Johannes Brahms.<br />
Unser Alt-Präsident, Prof. M.-J. Polonius, begrüßte die Gäste<br />
und übergab für die Grußworte an Prof. Jörg-Dietrich Hoppe,<br />
Präsident <strong>der</strong> Bundesärztekammer und an Prof. Rainer Gradinger,<br />
Präsident <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.<br />
Der Festredner Prof. Meinhard Miegel vom Denkwerk<br />
Zukunft – Stiftung für kulturelle Erneuerung - hielt im<br />
Anschluss daran eine Rede mit dem Titel ‚Vom kurzen Traum<br />
immerwährenden Wohlstandes’.<br />
Im Rahmen des Festaktes wurde Prof. Dr. habil. Horst Rupprecht<br />
zum <strong>BDC</strong>-Ehrenmitglied ernannt und die Müller-<br />
Osten-Medaille an die Herren Dr. Ekkehard Hierholzer und<br />
Dr. Heinz-Jürgen Schrö<strong>der</strong> verliehen. Der <strong>BDC</strong> gratuliert zu<br />
den Auszeichnungen.<br />
Prof. Hans-Peter Bruch, <strong>BDC</strong>-Präsident elect und ab<br />
01. Juli im neuen Amt, sprach zum Abschluss einige Worte zur<br />
Zukunft des <strong>BDC</strong>.<br />
Im Foyer des Langenbeck-Virchow-Hauses lud <strong>der</strong> abschließende<br />
Empfang zum Plau<strong>der</strong>n und Schmausen ein.<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Das Bläserquintett <strong>der</strong> Orchester-Akademie<br />
<strong>der</strong> Berliner Philharmoniker<br />
Prof. Polonius im Gespräch mit <strong>BDC</strong>-Mitarbeiterin<br />
N. Kandinskaja<br />
Prof. Bruch, <strong>BDC</strong>-Präsident elect<br />
© (4) Regina Sablotny
M.-J. Polonius<br />
50 Jahre Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen<br />
Rede auf dem Festakt am 12.06.10<br />
Verehrte Festversammlung,<br />
<strong>der</strong> Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen hat sich in den<br />
fünfzig Jahren seit <strong>der</strong> Gründung 1960 mit <strong>der</strong>zeit fast 16.000<br />
Mitglie<strong>der</strong>n nicht zum größten, das wäre vielleicht falsch zu<br />
verstehen, doch zum mitglie<strong>der</strong>stärksten Chirurgenverband<br />
in <strong>der</strong> Europäischen Union entwickelt. Er hat sich über unsere<br />
nationalen Grenzen hinaus durch das Eintreten für die beruflichen<br />
Belange <strong>der</strong> Chirurginnen und Chirurgen Anerkennung<br />
erworben. Diese Entwicklung haben wir versucht, in unserem<br />
Jubiläumsheft im April DER CHIRURG <strong>BDC</strong> darzustellen.<br />
Das Fachgebiet Chirurgie war eines <strong>der</strong> letzten Gebiete, das<br />
neben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Fachgesellschaft einen Berufsverband<br />
nach dem 2. Weltkrieg gründete. Dies, nach erheblichen<br />
Geburtswehen, die primär auf den nicht zu vereinbarenden<br />
Charakteren <strong>der</strong> beiden Persönlichkeiten zurückzuführen<br />
war, die die beiden Lager vertraten. Hier die wissenschaftliche<br />
Sicht: „So etwas braucht man nicht“ und dort die berufspolitische<br />
Sicht: „Wir müssen uns für den Erhalt des Chirurgen<br />
© regina Sablotny<br />
Prof. Michael.-J. Polonius<br />
autor<br />
Prof. Dr. med. Michael-J. Polonius<br />
Präsident des <strong>BDC</strong><br />
E-Mail via: presse@bdc.de<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
als Beruf selbst einsetzen“. Sicher spielten, obwohl 15 Jahre nach<br />
dem 2. Weltkrieg auch noch Befindlichkeiten unterschiedlicher<br />
Biographien aus dem 3. Reich eine Rolle.<br />
In seinem Buch „Der Beruf des Chirurgen“ schreibt 1970 <strong>der</strong><br />
damalige Präsident des <strong>BDC</strong>, Prof. Müller-Osten: „Befangen<br />
in <strong>der</strong> Wertvorstellung des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts und beeindruckt<br />
vom selbst errichteten Status verzichten viele Chirurgen – und<br />
mit Ihnen auch Angehörige an<strong>der</strong>er Arztgruppen – darauf, sich<br />
Gedanken über die Zukunft ihres Berufes zu machen. Einige<br />
glauben noch in einer Welt tradierter Ordnung leben zu können<br />
und verkennen, dass ihre Inselposition längst unterspült ist.“<br />
Es waren die beson<strong>der</strong>en Umstände nach dem 2. Weltkrieg,<br />
die für den Berufsstand <strong>der</strong> Ärzte im Allgemeinen und <strong>der</strong> einzelnen<br />
Fachgebiete im Speziellen notwendig machten, für die<br />
beruflichen Belange selbst einzutreten.<br />
In den Krankenhäusern arbeiteten die Ärzte auf Halb-<br />
manchmal auch auf Drittelstellen, trotz einer 60 bis 80 Stundenwoche.<br />
An den Universitäten war es üblich für Jahre als<br />
Beamter auf Wi<strong>der</strong>ruf bei jeweils 6-monatiger Verlängerung<br />
zu arbeiten.<br />
Der Grund lag also einmal in den schlechten wirtschaftlichen<br />
Bedingungen <strong>der</strong> Ärzte – bis Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre waren die<br />
Arbeitsbedingungen mehr als schlecht. Aber in <strong>der</strong> Demokratie,<br />
beson<strong>der</strong>s in einem sozialen Rechtstaat, lernten wir schnell,<br />
uns für unsere beruflichen Belange selbst zu organisieren und<br />
zu engagieren. Dies jedoch war ein politisches Geschäft, zumindest<br />
in dieser Zeit noch schwer vereinbar mit den hehren Zielen<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft.<br />
Zusätzlich begann Ende <strong>der</strong> 50er zunehmend die Spezialisierung<br />
in den großen Fächern <strong>der</strong> Medizin. Dies warf erhebliche<br />
Abgrenzungsprobleme auf. Letztlich – und dies ist in allen<br />
Gesellschaften so – muss je<strong>der</strong> Berufsstand seine Position in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft selbst verteidigen.<br />
Dennoch müssen wir erkennen, dass in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
Heilkunde die Chirurgie stets um die Anerkennung und Stellung<br />
ihres Berufes kämpfen musste.<br />
Wir erinnern uns alle an den Satz aus dem hypokratischen<br />
Schrifttum: „Was Arzneien nicht heilen können, heilt das Messer.“<br />
Hieraus erklärt sich bereits zu den Anfängen <strong>der</strong> Heilkunde,<br />
die noch primär die Ursachen für Krankheiten im Religiösen<br />
suchte, in <strong>der</strong> direkten Handlung <strong>der</strong> Götter sah – die<br />
stete Herausfor<strong>der</strong>ung für die Chirurgen sich gleichzeitig vom<br />
Internisten auf <strong>der</strong> einen Seite, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en von den sog.<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
399
400<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
Wundärzten (Feldschären, Ba<strong>der</strong>n, Steinschnei<strong>der</strong>n usw.) wie<br />
immer sie genannt wurden, abzugrenzen.<br />
Ich zitiere hier aus einem Vortrag von Bergdolt.<br />
Wir wissen <strong>der</strong> neueren Forschung nach, dass bereits im 13./14.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t die wirklichen, die echten Chirurgen eine zusätzliche<br />
- zwar noch nicht naturwissenschaftliche, so doch aber<br />
eine akademisch, universitäre Ausbildung genossen haben und<br />
gesellschaftlich über den Internisten standen.<br />
So berichtet im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t Henri de Mondeville, Universitätsprofessor<br />
in Montpellier: „Der Chirurg sei nach <strong>der</strong><br />
Volksmeinung seit undenklichen Zeiten ein Dieb, Mör<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />
Schwindler. Man verdanke diesem Ruf Hochstaplern und selbst<br />
ernannten Vertretern <strong>der</strong> ursprünglichen hohen und erlesenen<br />
Kunst, welche die Wissenschaft nicht durch die für den Eingang<br />
bestimmten Pforte betreten hätten. Solche Betrüger operierten<br />
rein mechanisch, wie es im Schnei<strong>der</strong>handwerk üblich ist. Dagegen<br />
ist <strong>der</strong> gute Chirurg in <strong>der</strong> Lage, seine Handlungen theoretisch<br />
zu begründen. Er operiert mit Verstand, Überlegung und<br />
Weitsicht und übertrifft den normalen Physikus durch seine<br />
praktische manuelle Erfahrung. Ist Euch denn nicht klar, dass<br />
er die Gesundheit erhält, die Krankheit bekämpft, erkrankte<br />
Glie<strong>der</strong> repariert und somit Leben rettet?“, lautet seine rhetorische<br />
Frage.<br />
Ein Praktiker brauche ausgiebig theoretisches Wissen, um<br />
seine Kunst zu vervollkommnen. Hart kritisierte Mondeville<br />
allerdings die Kollegenschaar. Er schlug, um das Imagegerangel<br />
zwischen den übrigen Ärzten und den Chirurgen zu beenden,<br />
eine Aufteilung <strong>der</strong> Kompetenzen vor, wie man sich zwischen<br />
den Besitzungen von Brü<strong>der</strong>n und Verwandten Grenzen<br />
ziehen muss, um Streit zu vermeiden.<br />
Klingt doch sehr zeitgemäß, wenn man sich <strong>der</strong> Absprachen<br />
zwischen den heutigen Fachgesellschaften und Berufsverbän-<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Die bisherigen Präsidenten des <strong>BDC</strong><br />
© regina Sablotny<br />
den in den letzten Jahrzehnten erinnert. Ärztliche Berufspolitik,<br />
vertraglich geregelt vor 800 Jahren.<br />
Die Abgrenzung <strong>der</strong> Chirurgen von den nur Handwerkern<br />
erfolgte durch die Verpflichtung zur zusätzlichen universitären<br />
Ausbildung, die mit <strong>der</strong> Approbation und erstmals im Jahr 1508<br />
an <strong>der</strong> medizinischen Fakultät Wittenberg mit Ablegung des<br />
Hypokratischen Eides abgeschlossen wurde.<br />
Die Chirurgen zu <strong>der</strong> damaligen Zeit waren jedoch in <strong>der</strong><br />
Regel – wir würden heute sagen - auf dem zweiten Bildungsweg<br />
in ihren Beruf gekommen: Erst das Handwerk, dann das<br />
Studium.<br />
Der Berufsstand <strong>der</strong> Chirurgen wurde – es gab ja nicht viele<br />
– meist von einzelnen Persönlichkeiten vertreten. Wobei ich<br />
sicher bin, dass die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit ihren Fürsten in<br />
<strong>der</strong> damaligen Zeit auch nicht einfacher war, als mit unseren<br />
heutigen von uns gewählten „Fürsten“.<br />
Der Berufsstand <strong>der</strong> Ärzte, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Chirurgen,<br />
musste sich schon immer rechtfertigen und für die Selbstständigkeit<br />
kämpfen. Dies wurde nach <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> bestallten<br />
Ärzte und Chirurgen von den übrigen Heilkundlern nicht<br />
einfacher.<br />
Bis ins 16./17. Jahrhun<strong>der</strong>t waren die Chirurgen ein kleines<br />
Häufchen, die ihre beruflichen Anrechte selbst durch ihr<br />
Können und ihre Persönlichkeit erkämpfen und verteidigen<br />
mussten.<br />
Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t etablierten sich erstmals größere Vereinigungen,<br />
die die Wissenschaft und den Berufsstand <strong>der</strong> Chirurgen<br />
vertraten: Das College de Saint-Come, die Akademie<br />
Royale de Chirurgie, The Royal College of Surgeon und vorher<br />
noch unter Friedrich dem Großen das Medizinische College<br />
und 1719 bereits die Deutsche Wissenschaftliche Chirurgie.<br />
Bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg erfolgt die berufspolitische<br />
Vertretung weiterhin fast ausschließlich durch einzelne<br />
Persönlichkeiten. Als bekanntestes Beispiel wird immer Virchow<br />
genannt, <strong>der</strong> Arzt zwischen Charitée und Reichstag. Aber auch<br />
Hufeland und Billroth haben sich hier ausgezeichnet.<br />
Drei kurze Zitate <strong>der</strong> genannten Herren, zunächst<br />
Hufeland:<br />
Zur Beantwortung <strong>der</strong> Frage, ob Ärzte als freie Künstler o<strong>der</strong><br />
Staatsbeamte zu betrachten sind, sagte er: „Die Ärzte wünschten<br />
sich als freie Künstler betrachtet sobald sie zur Rechenschaft<br />
gezogen, als Staatsbeamte jedoch dagegen, wenn sie nicht<br />
begünstigt werden.“ [1]<br />
Virchow über den unhaltbaren Zustand <strong>der</strong> After-Mediziner,<br />
das heißt <strong>der</strong> nicht-approbierten Heilkundler, während seiner<br />
Zeit in Berlin: „Die After-Medizin auszurotten ist in <strong>der</strong> Tat für<br />
die Polizei ebenso unmöglich, wie für den Arzt jeden Kranken<br />
zu heilen o<strong>der</strong> auch nur zu bessern.“[2]<br />
Und drittens Billtoth 1872 in einem Brief an Brahms: „Ich<br />
habe übrigens seit vielen Jahren das Paradoxon aufgestellt, dass<br />
die steigende Vervollkommnung <strong>der</strong> ärztlichen Kunst wohl dem<br />
Individuum zugute kommt, die menschliche Gesellschaft aber<br />
ruinieren wird.“[3]<br />
Diese drei Beispiele zeigen die drei klassischen berufsständischen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen, die, wie man sieht, fast zeitlos<br />
sind:<br />
»<br />
»<br />
»<br />
1. die Anerkennung des Berufsstandes,<br />
2. die Abgrenzung zu an<strong>der</strong>en Heilkundlern und<br />
3. die ökonomischen Auswirkungen.
Nach dem 2. Weltkrieg stellte <strong>der</strong> Wandel <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />
die soziale Gesetzgebung und <strong>der</strong> rasante medizinische Fortschritt,<br />
zusätzliche Herausfor<strong>der</strong>ungen an den Berufsstand des<br />
Chirurgen.<br />
» 1. Im Wandel <strong>der</strong> Gesellschaft zeigt sich, das es primär<br />
nicht mehr um Behandlung von Krankheiten geht, son<strong>der</strong>n<br />
um ein möglichst langes Leben in Gesundheit mit<br />
möglichst hoher Qualität. Bereits 1976 beschrieb die World<br />
Health Organisation „Gesundheit ist <strong>der</strong> Zustand vollkommenen,<br />
körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens“,<br />
nicht etwa alleine das Fehlen von Krankheiten o<strong>der</strong><br />
Gebrechen. Ein nicht erfüllbar, hoher Anspruch. Lei<strong>der</strong><br />
wird dieser auch heute noch von <strong>der</strong> Politik so propagiert.<br />
» 2. Der medizinische Fortschritt entwickelt sich mehr und<br />
mehr zu einer Falle für die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Chirurgie.<br />
Im Zeitalter <strong>der</strong> Molekularbiologie hat – man kann es<br />
am Streit um die gerechte Berechnung und Vergleichbarkeit<br />
des Impact Factors ablesen - die Chirurgie zumindest<br />
schlechte Karten, solange wie Gesellschaft und Politik ihre<br />
ganze Hoffnung in diese neue mögliche Behandlungsmethode<br />
legt.<br />
Auch wenn je<strong>der</strong> damit übereinstimmen wird, dass auch in <strong>der</strong><br />
Versorgung von Kranken die Gesetze <strong>der</strong> schwäbischen Hausfrauen<br />
gelten, so hat dennoch die Ökonomie eine Beherrschung<br />
über die Krankenversorgung mit vielen, vielen Anreizen angenommen,<br />
den ich mit dem Zitat aus dem New England Journal<br />
of Medecine hier skizzieren will:<br />
„Die Rolle <strong>der</strong> Ärzte hat sich radikal verän<strong>der</strong>t, sie werden<br />
heute von Managern unterwiesen und sind nicht länger Anwälte<br />
<strong>der</strong> Patienten. Das Ziel <strong>der</strong> Medizin ist eine gesunde Bilanz statt<br />
einer gesunden Population. Der Schwerpunkt liegt auf Effizienz,<br />
Profitmaximierung, Kundenzufriedenheit, Zahlungsfähigkeit,<br />
Unternehmertum und Wettbewerb. Die Idiologie <strong>der</strong> Medizin<br />
wird ersetzt durch die Idiologie des Marktes. In dem Maße,<br />
in dem eine Medizin zum Kapitalunternehmen wird, wird die<br />
medizinische Ethik durch die Geschäftsethik verdrängt.“<br />
Paul Unschuld beschreibt dies in seinem kleinen Büchlein<br />
‚Ware Gesundheit, das Ende <strong>der</strong> klassischen Medizin’ sehr treffend,<br />
in dem er sagt: “Tatsächlich kann man die Deprofessionalisierung,<br />
also die schwindende fachliche Unabhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Ärzte, an drei zentralen Dimensionen beruflicher Tätigkeit<br />
verständlich machen.“ Zu einem vollkommenen Standesberuf<br />
gehören drei Merkmale:<br />
» 1. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Standesgruppe schaffen ihr Wissen<br />
selbst.<br />
» 2. Sie entscheiden selbstständig über die Anwendung des<br />
Wissens.<br />
» 3. Sie können auch selbstständig darüber verfügen, welche<br />
Entlohnung sie für ihre fachliche Tätigkeit erhalten.<br />
Die Deprofessionalisierung ist <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Selbstständigkeit<br />
und führt somit zu einer zunehmenden Abhängigkeit in allen<br />
Bereichen.<br />
Es ist uns seit Langem bekannt, dass die medizinische, ganz<br />
beson<strong>der</strong>s aber auch die chirurgische Tätigkeit, mehr und mehr<br />
zu einer reinen Dienstleistung wird und vielleicht liegt in diesem,<br />
<strong>der</strong> Zuspruch zu dem in Deutschland neuen, bisher nicht<br />
üblichen Arzttyp des Honorararztes.<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
Zu den Bemühungen eines Verbandes um einen Berufsstand<br />
gehört sich, um den Nachwuchs zu kümmern, <strong>der</strong> Basis jeden<br />
Berufes, durch Vorgabe <strong>der</strong> qualitativen Voraussetzungen.<br />
Daher gehörten Aus-, Weiter- und Fortbildung zu den ersten<br />
Aufgaben eines Berufsverbandes.<br />
Die aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> heutigen Zeit ist <strong>der</strong><br />
Nachwuchsmangel. 1961/62 beantwortet Müller-Osten die Frage:<br />
Was ist zu tun, um den Nachwuchs zu steuern?<br />
„Man muss besser dotieren, Verträge langfristig abschließen,<br />
angemessene Arbeitszeiten anbieten und die Assistenten besser<br />
im selbstständigen Operieren schulen.“<br />
Dies lesend, scheint sich nicht viel in den 50 Jahren geän<strong>der</strong>t<br />
zu haben. Wir bemühen uns noch immer um die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> selben Dinge, mit dem gravierenden Unterschied, dass <strong>der</strong><br />
Nachwuchsmangel trotz aller Bemühungen zur Zeit beson<strong>der</strong>s<br />
in den operativen Fächern noch immer zunimmt.<br />
Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Frage beantworten.<br />
Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen<br />
Gesellschaft und einem Berufsverband? Meine Antwort war<br />
stets: Die wissenschaftliche Gesellschaft ist für die Chirurgie;<br />
<strong>der</strong> Berufsverband für die Chirurginnen und Chirurgen<br />
zuständig.<br />
Ich weiß, dass sich viele an dieser verkürzten Form oft gestört<br />
haben, doch die Definition stammt von keinem geringeren als<br />
Rudolf Nissen. Er schrieb 1970 im Geleitwort für das Buch<br />
„Der Beruf des Chirurgen“ von Müller-Osten: „Hier in diesem<br />
Buch sind die Grundlagen <strong>der</strong> Berufsausbildung des Chirurgen<br />
untersucht und die Voraussetzung für die Analyse des<br />
Berufes geschaffen worden. Dadurch tritt neben die Wissenschaft<br />
von <strong>der</strong> Chirurgie erstmals eine Wissenschaft vom Beruf<br />
des Chirurgen.“<br />
Darin steckt auch die eindeutige Auffor<strong>der</strong>ung, das je<strong>der</strong> seine<br />
Wissenschaft zur hohen Blüte bringe, aber beide gemeinsam<br />
die Voraussetzung dazu schaffen, die Attraktivität eines<br />
<strong>der</strong> schönsten Berufe durch quantitativ ausreichend, qualitativ<br />
hervorragend und mit hoher Empathie ausgestatteten Nachwuchs<br />
zu erhalten.<br />
Denn von einem sind wir doch alle überzeugt: Der Beruf <strong>der</strong><br />
Chirurginnen und Chirurgen ist einer <strong>der</strong> schönsten.<br />
Ich bin aber auch überzeugt, dass wir unser Ziel nun gemeinsam<br />
erreichen werden.<br />
Vielen Dank<br />
Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />
Rubrik News|<strong>BDC</strong>-Intern<br />
Literatur<br />
[1] C. W. Hufeland (Hsg.): Bibliothek <strong>der</strong> praktischen Heilkunde,<br />
1815<br />
[2] R. Virchow, Die medizinische Reform ‚Über medizinische<br />
Pfuscherei und Polizei’, 1848<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
401
402<br />
<strong>BDC</strong> intern <strong>BDC</strong> intern<br />
R. Gradinger<br />
Grußwort zum Festakt „50 Jahre <strong>BDC</strong>“ am 12. Juni 2010<br />
Im Namen <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Chirurgie gratuliere ich dem Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen<br />
zu seinem 50-jährigen Bestehen. Das sind zwei Chirurgengenerationen!<br />
Am 23. April 1960 wurde <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> im Deutschen Museum in<br />
München während <strong>der</strong> 77. Tagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />
für Chirurgie gegründet.<br />
Warum? - Es war Bedarf da!<br />
Die nachrückenden Chirurgengenerationen hatten einen Vertretungsbedarf,<br />
<strong>der</strong> von <strong>der</strong> eher wissenschaftlich ausgerichteten<br />
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie nicht gedeckt wurde.<br />
Es ging um die Stellung des Arztes in <strong>der</strong> Gesellschaft und<br />
seine Vertretung gegenüber den Kostenträgern, den Behörden<br />
und an<strong>der</strong>en. Es ging natürlich auch um Gebührenordnung<br />
und Vertretung <strong>der</strong> chirurgischen Berufsbelange in den Körperschaften<br />
des öffentlichen Rechts, gegenüber dem Staat und<br />
den staatlichen Instutitionen. Die nachrückende Generation <strong>der</strong><br />
Chirurgen in <strong>der</strong> Weiterbildung suchten Begleitung und Unterstützung.<br />
All dies hat sich <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> auf die Fahne geschrieben<br />
und erfolgreich vertreten.<br />
Heute stellt sich die Situation so dar, dass Berufsverbände in<br />
chirurgischen Fächern – je nach Größe – absolut sinnvoll sind.<br />
Fraglos ist auf diesem Feld eine Weiterentwicklung notwendig.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie hat zum Teil überlappende<br />
Arbeitsgebiete, wobei insbeson<strong>der</strong>e die wissenschaftliche<br />
Weiterentwicklung des Fachgebietes Chirurgie aber auch<br />
die qualifizierte Weiterbildung zu nennen sind, die ureigenste<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> DGCH waren und sind. Überschneidungen<br />
gibt es auf dem Gebiet <strong>der</strong> Weiterbildungsveranstaltungen, die<br />
von ein und denselben Personen, die dem <strong>BDC</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> DGCH<br />
o<strong>der</strong> beiden angehören, bestritten werden.<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie wird heute von 10 Säulen<br />
getragen:<br />
» Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und<br />
Viszeralchirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft für Herz-, Thorax- und<br />
Gefäßchirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft für Kin<strong>der</strong>chirurgie,<br />
» Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und<br />
Gesichtschirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft <strong>der</strong> Plastischen, Rekonstruktiven<br />
und Ästhetischen Chirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische<br />
Chirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie<br />
» Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie<br />
Es ist in meinen Augen notwendig, den <strong>BDC</strong> in die Gesamtentwicklung<br />
einzubeziehen und nicht als Konkurrenz zu<br />
betrachten. Die deutschen Chirurgen brauchen eine gemeinsame<br />
Vertretung, die ihre Belange nach außen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
© Regina Sablotny<br />
Prof. Dr. med. Rainer Gradinger<br />
Präsident 2009/2010<br />
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie<br />
Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />
E-Mail: DGChirurgie@t-online.de<br />
in die Politik hinein, vertritt. Der Zusammenschluss von insgesamt<br />
10 chirurgischen Fachgesellschaften unter dem Dach <strong>der</strong><br />
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zeigt, dass dies erkannt<br />
wurde.<br />
Die Diskussionen, die ich persönlich im Präsidium <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Chirurgie und mit den Vertretern des<br />
<strong>BDC</strong> erlebt habe, zeigen, dass alle die Notwendigkeit und die<br />
Sinnhaftigkeit <strong>der</strong> engen Kooperation zwischen <strong>der</strong> DGCH und<br />
dem <strong>BDC</strong> erkannt haben. Unsere Konkurrenten und Mitbewerber<br />
um Ressourcen finden wir in den an<strong>der</strong>en medizinischen<br />
Fächern. Hier geht es um Forschungsressourcen, hier geht es<br />
um Nachwuchsressourcen, hier geht es um Klinikressourcen.<br />
Entscheidend für den Erfolg <strong>der</strong> chirurgischen Fächer ist die<br />
Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs.<br />
Hier sind DGCH wie <strong>BDC</strong> gemeinsam gefragt. Das ist die<br />
gemeinsame Verantwortung! Wir sind auf einem guten Weg –<br />
wir dürfen diesen nicht verlassen!<br />
Prof. Dr. R. Gradinger<br />
Präsident 2009/2010
F. Stelzner<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
Zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Wolfgang Müller-Osten<br />
Eine Würdigung seiner Leistungen für den Berufsverband<br />
Persönlichkeiten in 100 Jahren gibt es viele, aber eine Jahrhun<strong>der</strong>tpersönlichkeit für die deutsche Chirurgie, die eine<br />
mächtige, fortdauernde, die deutschen Chirurgen prägende Vereinigung erkämpft hat, ist selten, erinnerungsverpflichtend<br />
und ehrwürdig.<br />
Als sein Biograph hatte ich Müller-Ostens Bekanntschaft in<br />
Hamburg als junger Privatdozent gewonnen und über Jahrzehnte<br />
fortdauernd erlebt. Der Zufall, im Abstand eines Jahrzehntes<br />
in Erlangen einen von uns beiden hochgeschätzten<br />
Chirurgen, den o. Prof. Otto Götze auf unserem beruflichen<br />
Weg getroffen zu haben, war eine nie versiegende Gesprächsgrundlage<br />
kritischer Offenheit.<br />
Wir waren beide als aktive Militärärzte aus einem verlorenen<br />
Krieg mit zerstörten Hoffnungen gekommen, aber wir waren<br />
davongekommen. Er als Älterer, ohne Zukunft, ich als Jüngerer<br />
hatte es leichter.<br />
Wir waren beide betrübt, was unsere Generationen alles, auch<br />
fachlich, versäumt hatten, als wir die Sieger erlebten.<br />
Aus Müller-Ostens nachgelassenen Papieren redete ein sonst<br />
so verschwiegener tapferer Idealist, <strong>der</strong> Marineoberstabsarzt.<br />
Aus einem Hilfskreuzer, umgebaut aus einem alten Hapag-<br />
Dampfer, war <strong>der</strong> müde Seelenverkäufer „Orion" (<strong>der</strong> mythische<br />
Jäger) geworden. Mit diesem Kaperkreuzer, kläglich ausgerüstet,<br />
fuhr Müller-Osten als Arzt über die von Schiffen leergefegten<br />
Meere, um sich nicht erwischen zu lassen.<br />
Der Jäger gehörte zu den Gejagten. Von neun dieser Hilfskreuzer<br />
gingen sieben mit ihren Mannschaften verloren. Zwei,<br />
darunter die „Orion", überlebten.<br />
Was haben diese Männer unter unsäglichen Strapazen, ewiger<br />
Angst und tödlicher Langeweile in diesen vielen Monaten<br />
alles erdulden müssen. 500 Seetage lang!<br />
Zum Marineoberstabsarzt beför<strong>der</strong>t, hospitierte Müller-<br />
Osten an Universitätskliniken in Erlangen, Straßburg und vor<br />
allem bei Prof. Nordmann im Martin-Luther-Krankenhaus in<br />
Berlin. Er wollte als aktiver Militärarzt die Universitätslaufbahn<br />
einschlagen, was möglich gewesen wäre.<br />
Im April 1945 musste er mit dem verlorenen Krieg alle Hoffnungen<br />
auf den ehemals angestrebten Berufsweg begraben.<br />
Beide mussten wir unsere spärlichen Orden, die wir unserer<br />
Hilfswagnisse wegen bekommen hatten, auf immer verstecken.<br />
Müller-Osten schil<strong>der</strong>t, das er von <strong>der</strong> letzten Kaperfahrt in<br />
einem Hafen des besetzten Frankreichs glücklich gelandet<br />
war.<br />
Selbst <strong>der</strong> großen Chirurgie musste er jetzt entsagen – ein niemals<br />
verschmerzter Verlust und trotz ausgezeichneter fachlicher<br />
Zeugnisse und wissenschaftlicher Veröffentlichungen, ist es ihm<br />
nie gelungen, eine leitende ChirurgensteIle an einem Krankenhaus,<br />
geschweige denn an einer Universitätsklinik zu bekommen.<br />
In seinem Nachlass fand ich den Satz: „In <strong>der</strong> Absicht,<br />
meine parteipolitische Unabhängigkeit auch in Zukunft aufrecht<br />
erhalten zu können, ließ ich mich 1950 als Chirurg in<br />
Hamburg nie<strong>der</strong>."<br />
autor<br />
Prof. Dr. Dr. hc. Mult. F. Stelzner<br />
em. Direktor <strong>der</strong> chirurgischen universitätsklinik, Bonn<br />
E-Mail via: presse@bdc.de<br />
Jetzt erwachte sein außergewöhnliches Organisationstalent,<br />
geför<strong>der</strong>t von Charme, leiser Bestimmtheit und unergründlicher<br />
Zielstrebigkeit. Er war ein freier, tapferer Idealist, <strong>der</strong><br />
Gleichgesinnte um sich zu scharen wusste.<br />
Nach seiner Nie<strong>der</strong>lassung im freien Beruf erregten berufsständische<br />
Fragen sein beson<strong>der</strong>es Interesse. Er nahm die früher<br />
unbekannten Auseinan<strong>der</strong>setzungen <strong>der</strong> Chirurgen mit<br />
Prof. Dr. Wolfgang Müller-Osten<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
403
404<br />
<strong>BDC</strong> intern<br />
dem Staat, den Behörden, den Gerichten in die Hand, alles vorher<br />
unbekannte Probleme <strong>der</strong> Berufsausübung.<br />
1953 wurde die Vereinigung frei praktizieren<strong>der</strong> Chirurgen in<br />
Hamburg gegründet, 1960 wurde Müller-Osten Mitbegrün<strong>der</strong><br />
des jetzigen Berufsverbandes <strong>der</strong> deutschen Chirurgen (<strong>BDC</strong>).<br />
1961 war er 1. Vorsitzen<strong>der</strong> dieses jetzt alle Chirurgen <strong>der</strong> BRD<br />
umfassenden Verbandes <strong>der</strong> Wundärzte, <strong>der</strong> alle berufsständischen<br />
Fragen, auch die <strong>der</strong> Weiterbildung, in die Hand nahm.<br />
Erstrebt wurde „die volle wissenschaftliche Autonomie <strong>der</strong> Teilgebiete<br />
bei voller Integration im Fachgebiet Chirurgie".<br />
Die Zusammenarbeit mit den inzwischen entstandenen Ärztekammern<br />
war einfacher als mit <strong>der</strong> schon in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
zu Ansehen und Macht gekommenen Deutschen Gesellschaft<br />
für Chirurgie, in <strong>der</strong> die ordentlichen Professuren <strong>der</strong><br />
Chirurgie das Wort führten. In dieses Gremium wurde Müller-Osten<br />
immer wie<strong>der</strong> als nicht-ständiges Beiratsmitglied<br />
gewählt. „Wir können wirtschaftliche und sozialpolitische Fragen<br />
eigentlich nicht behandeln, dazu ist <strong>der</strong> Berufsverband da",<br />
sagte ein Chirurgenpräsident.<br />
In Grundsatzreden „vom Gemeinschaftsgeist <strong>der</strong> Chirurgen"<br />
und Büchen verschaffte sich Müller-Osten Gehör und Anerkennung.<br />
Er ließ sich von dem im Mantel des Wohlwollens<br />
eingehüllten Gegner nicht täuschen o<strong>der</strong> einschüchtern. Seine<br />
Organisation fand langsam immer mehr Zustimmung und<br />
Gesprächspartner auch im Ausland.<br />
Vor allem aus den nachgelassenen Briefen bzw. dem Schriftwechsel,<br />
die in seiner Biographie verwendet wurden, ergibt sich<br />
ein sehr erfolgreicher und umfassen<strong>der</strong> Einfluss auf die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Chirurgie in Deutschland durch sein Wirken.<br />
Laudatio<br />
Zwei Verhaltensweisen <strong>der</strong> Gesellschaft kann man zwischen<br />
1971 und 1983 erkennen.<br />
Müller-Osten wird jetzt häufig gebeten, zu drängenden Fragen<br />
<strong>der</strong> Chirurgie und Medizin Stellung zu nehmen.<br />
Jetzt schreiben seine früheren Gegner Lobeshymnen über seine<br />
Bemühungen und Erfolge und schütten ganze Füllhörner <strong>der</strong><br />
Bewun<strong>der</strong>ung und Dankbarkeit über ihm aus.<br />
Was dachte da wohl dieser zurückhaltende Mann, als sich so<br />
Viele in <strong>der</strong> Gloriole eines Mächtigen sonnten, weil er Erfolg<br />
hatte.<br />
Es herrschte aber nie Ruhe auf dem Kampfplatz und das<br />
letzte Buch dieses Unermüdlichen heißt: „Der Chirurg heute."<br />
Selbst im hohen Alter übt er wie immer großzügige Toleranz<br />
und lässt den Theologen Thilicke in einem Vorwort obigen<br />
Buches fragen, ob „das Geisterschiff des wissenschaftlichen und<br />
technischen Fortschritts nicht mit Kommandobrücke fährt?"<br />
Müller-Osten hatte auch die Gabe, die richtigen Nachfolger<br />
einzusetzen, dieses Werk so erfolgreich in die Zukunft führen.<br />
Bevor er in die Ewigkeit ging, gründete er mit seinem Vermögen<br />
die so segensreiche Stiftung, die auch sein Andenken wach<br />
hält. Anlässlich <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> Schriftleitung „Der Chirurg<br />
<strong>BDC</strong>" an Karl Hempel, zitierte dieser aus dem „Buch <strong>der</strong> Richter"<br />
den auswählenden Gideon und seine siegreichen Taten mit<br />
den Erwählten.<br />
Müller-Osten war Gideon.<br />
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Rubrik News|<strong>BDC</strong>-Intern<br />
Dem Träger <strong>der</strong> Müller-Osten-Medaille,<br />
Prof. h.c. Dr. med. Karsten Vilmar zum 80. Geburtstag<br />
Der Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen freut<br />
sich seinem langjährigen Mitglied, Prof. h.c. Dr. med.<br />
Karsten Vilmar, zum 80. Geburtstag zu gratulieren.<br />
Er erhielt 2002 die Müller-Osten-Medaille des <strong>BDC</strong> in<br />
Anerkennung seiner außergewöhnlichen Verdienste um<br />
die deutsche Ärzteschaft und sein beson<strong>der</strong>es Engagement<br />
für den chirurgischen Nachwuchs.<br />
Geboren am 24. April 1930, verkörpert und verkörperte<br />
Karsten Vilmar in all seinen ärztlichen und ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten, als letztere beson<strong>der</strong>s zu erwähnen die<br />
21 Jahre als erster Arzt <strong>der</strong> verfassten Ärzteschaft – Präsident<br />
<strong>der</strong> Bundesärztekammer –, den unerschrockenen, geraden,<br />
manchmal mit englischem Humor gespickten Hanseaten, einen<br />
„hanseatischen Senator“. Mit einem gesunden Realismus ausgestattet,<br />
hat er sich nie Visionen verschrieben, son<strong>der</strong>n nach<br />
den vorliegenden Tatsachen geurteilt und gehandelt, frei von<br />
jeglicher Neigung dem Zeitgeist nachzulaufen. Medienschelten<br />
haben ihn nie davon abgehalten, die Dinge – wie Camus sagt –<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
stets beim rechten Namen zu nennen. Das Engagement reichte<br />
und reicht noch immer über unsere nationalen Grenzen hinaus,<br />
nicht nur auf europäischer Ebene. So war er 13 Jahre Schatzmeister<br />
des Weltärztebundes und ist seit 26 Jahren Gründungs-<br />
und Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Deutsch-Chinesischen Gesellschaft<br />
für Medizin. Ihm ist es sogar gelungen, Kollegen aus Süd- und<br />
Nordkorea gemeinsam mit Erfolg einzuladen. Dazu gehört persönliche<br />
Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein. Das ist es, was<br />
ihn als Beispiel für die deutschen Ärzte darstellt: Unabhängigkeit,<br />
Gradlinigkeit und Aufrichtigkeit.<br />
Wir wünschen ihm noch weitere gesunde Jahre, in denen er uns<br />
noch mit Rat und Tat zur Seite stehen möge.<br />
Ad multus annos!<br />
Prof. Dr. med. Michael-J. Polonius<br />
Alt-Präsident des <strong>BDC</strong>
K. Meier<br />
Teamstaffellauf im Tiergarten<br />
Laufen und Feiern mit dem <strong>BDC</strong><br />
Wie im letzten Jahr, schickte <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong><br />
Teams an den Start des 5x5-km-Staffellaufs <strong>der</strong> Berliner<br />
Wasserwerke im Berliner Tiergarten.<br />
Der Laufevent fand an drei Veranstaltungstagen (9. bis 11.<br />
Juni) statt, zu denen sich 4.405 Staffeln bzw. 22.025 Teilnehmer<br />
– ein Rekor<strong>der</strong>gebnis – angemeldet hatten. Die überwiegende<br />
Zahl <strong>der</strong> teilnehmenden Staffeln wurde von Unternehmen<br />
gestellt, wobei die Landesbank Berlin mit 144 Staffeln die<br />
meisten Teilnehmer an die Startlinie brachte. Zwei <strong>BDC</strong>-Tams<br />
starteten am Freitag, 11. Juni 2010, Startschuss 18.30 Uhr.<br />
Freitag, 17.00 Uhr, Treffpunkt direkt neben dem Bundeskanzleramt:<br />
Meine Kollegin Natalia Kandinskaja und ich warten auf<br />
die Teilnehmer <strong>der</strong> Staffel. Ein Stückchen weiter im Tiergarten<br />
haben wir bereits unseren Standort aufgebaut und Wasser, die<br />
Picknickkörbe, die <strong>der</strong> Veranstalter zur Verfügung stellt, und<br />
Bananen liegen dort bereit. In diesem Jahr haben wir – auch<br />
damit man uns besser finden kann – eine <strong>BDC</strong>- und eine ‚Nur<br />
Mut‘(die Nachwuchskampagne des <strong>BDC</strong>)- Fahne dabei.<br />
Nach und nach kommen die ersten Läufer an, die wir gut<br />
an den bereits angezogenen <strong>BDC</strong>-‘Running-Surgeons‘-Trikots<br />
erkennen können.<br />
Gegen 18.00 Uhr gehen wir zu unserem Standort, den wir<br />
direkt vor <strong>der</strong> Wechselzone eingerichtet haben.<br />
Um uns herum sind die vielen an<strong>der</strong>en Teams <strong>der</strong> verschiedensten<br />
Firmen zu bestaunen. Einige haben auch gut wie<strong>der</strong>erkennbare<br />
T-Shirts bedruckt, an<strong>der</strong>e starten in ausgefalleneren<br />
Trikots, z. B. in einem überdimensionalen Fußball. (Impressionen<br />
vom Staffellauf finden sie unter <strong>der</strong> Veranstalter-Webseite:<br />
http://www.scc-events.com/events/teamstaffel/2010/)<br />
Die Staffelstäbe - von den Teams frei wählbar - sind teilweise<br />
sehr ungewöhnlich. Eines <strong>der</strong> Teams startet z. B. mit einer<br />
Damenhandtasche. Wir überlegen, ob wir das nächste Mal<br />
einen Knochen als Staffelstab mitnehmen sollen...<br />
Die Stimmung ist super, laute Musik schallt über die Wiese<br />
und das Wichtigste: Die Sonne scheint, es weht ein lauer Wind.<br />
Ein richtig schöner Sommerabend im Tiergarten, alle haben<br />
Spaß und gute Laune.<br />
Die beiden <strong>BDC</strong>-Teams laufen erfolgreich und alle kommen<br />
ins Ziel. Im Anschluss verspeisen wir zusammen den Picknickkorb<br />
des Veranstalters und lassen den Tag ausklingen. Nach<br />
und nach löst sich die Gruppe auf, am Ende packen wir die<br />
<strong>BDC</strong>-Fahnen um 21.30 Uhr ein und gehen nach Hause.<br />
Alle Teilnehmer wollen das nächste Mal wie<strong>der</strong> mitmachen<br />
und wir haben uns fest vorgenommen, das wir im nächsten Jahr<br />
wie<strong>der</strong> mehr Teams an den Start schicken. Wir freuen uns auf<br />
alle, die Lust haben, dabei zu sein!<br />
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Rubrik Themen|Herausfor<strong>der</strong>ungen|Sport<br />
autor<br />
Katrin Meier<br />
Kontakt via Natalia Kandinskaja<br />
Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen<br />
E-Mail: sport@bdc.de<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
Die <strong>BDC</strong>-Läufer vor dem Start<br />
Das <strong>BDC</strong>-Trikot in Aktion<br />
Tab1 Die Laufzeiten <strong>der</strong> beiden <strong>BDC</strong>-Teams<br />
Team Gesamtzeit Läufer<br />
running Surgeons 1 2:08:50 Maged al abdi-albers<br />
Mike Bereuter<br />
roland Wußler<br />
Leonid Sverdlov<br />
Peter rieger<br />
running Surgeons 2 2:09:18 Das ukb-Team:<br />
Sebastian apostel<br />
Michael Metzner<br />
Katharina Port<br />
Martin Hüning<br />
Moritz Weigelt
406<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
Buchrezension<br />
Trainer Thoraxdiagnostik<br />
trainer thoraxdiagnostik;<br />
Systematische kardiopulmonale<br />
Bildanalyse<br />
Kirchner, Johannes, 2009<br />
thieme Verlag<br />
287 Seiten, 630 abbildungen,<br />
15 tabellen, gebunden<br />
ISBN: 978-3-13-149011-7<br />
109,95 Euro (D) / 133,60 (a)<br />
Dieses von dem Radiologen, PD Dr. med. Johannes Kirchner,<br />
geschriebene Buch kann nur jedem Mediziner empfohlen werden,<br />
<strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> selbstständigen Beurteilung von Röntgen Thoraces<br />
befassen möchte, ohne eine langjährige radiologische Ausbildung<br />
durchlaufen zu müssen.<br />
Das Werk ist aufgeteilt in sechs Kapitel, die das gesamte Spektrum<br />
<strong>der</strong> kardiopulmonalen Beurteilung behandeln, und es ist dabei in<br />
einem sehr verständlich und leicht zu lesenden, locker geschriebenen<br />
Text gehalten; für Nicht-Radiologen eine Freude, sich durch<br />
die einzelnen Kapitel hindurchzuarbeiten. In jedem Kapitel werden<br />
am Anfang allgemeine Ausführungen vorangestellt, wobei die<br />
sparsam gehaltenen allgemeinen Erläuterungen durch hilfreiche<br />
praktische Tipps, wie z. B. die „Faustformel“ zur Abschätzung <strong>der</strong><br />
Herzgröße, eingestreut werden. Auch auf Fallstricke, wie z. B. die<br />
Auswirkung fehlerhafter Aufnahmetechnik o<strong>der</strong> die Entstehung<br />
von Hautfalten auf Bettaufnahmen, werden erläutert. Des Weiteren<br />
werden z. B. im Kapitel „Lungenkarzinom“ (hier wird lei<strong>der</strong><br />
immer noch die alte Bezeichnung Bronchialkarzinom verwendet)<br />
auf falsch-positive, bzw. falsch-negative Befunde eingegangen.<br />
Die allgemeinen Ausführungen zu den beschriebenen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />
sind sparsam gehalten und auf das Notwendige reduziert,<br />
dabei merkt man die gute innerfamiliäre Kooperation, die<br />
durch seine als Internistin arbeitende Ehefrau bereits im Vorwort<br />
ausgedrückt wird.<br />
Der übersichtliche Aufbau des Buches mit radiologischen Abbildungen,<br />
inklusive Erläuterungen auf <strong>der</strong> rechten Seite sowie dem<br />
Text, klaren Grafiken, Tabellen und Flussschemata auf <strong>der</strong> linken<br />
Seite, runden das Lesevergnügen ab. Jedes Kapitel wird durch<br />
fünf Übungsfälle beendet, die das Gelesene wie<strong>der</strong>holen und z. T.<br />
auch auf die zurück liegenden Kapitel verweisen. Kleine historische<br />
Abschweifungen sind amüsant präsentiert.<br />
Insgesamt handelt es sich um ein locker und sehr lesenswert<br />
geschriebenes Buch, das in jedem Kapitel auf das nächste neugierig<br />
macht, und für alle Chirurgen und Thoraxchirurgen ebenso wie<br />
Pneumologen und Internisten, die sich nicht nur auf die Röntgendemonstration<br />
mit ihren Radiologen verlassen wollen, generell hilfreich<br />
ist. Man kann nur hoffen, dass dieses Buch weite Verbreitung<br />
erfährt. Ich habe es jedenfalls, ebenso wie meine Oberärzte und<br />
Assistenten in <strong>der</strong> Weiterbildung, mit viel Vergnügen studiert.<br />
Rezensentin: Dr. med. Gunda Leschber<br />
Ev. Lungenklinik Berlin Krankenhausbetriebs gGmbH<br />
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Rubrik News|Rezensionen<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Chirurgie in<br />
Deutschland<br />
– die Neuauflage des Buches<br />
„Deutsche Chirurgie“<br />
Mit Adressen von ca. 6 000 deutschen<br />
chirurgischen Kliniken und Praxen!<br />
Mit Informationen über Zertifizierungen, Zentrumsbezeichnungen<br />
und Chirurgischem Qualitätssiegel<br />
(CQS), chirurgischem Spektrum und operativen<br />
Schwerpunkten all jener Abteilungen und<br />
Praxen, die darüber Auskunft gegeben haben.<br />
BESTELLUNG<br />
Hiermit bestelle ich das Adressbuch<br />
‚Chirurgie in Deutschland 2010/2011‘<br />
zum Preis von 39,00 Euro inkl. 7% MwSt.<br />
per Fax an: 030/28004-108<br />
o<strong>der</strong> per Post: <strong>BDC</strong> Service GmbH<br />
Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />
Anzahl Exemplare:<br />
Mitgliedsnummer:<br />
Titel/<br />
Name:<br />
Ggf.<br />
Klinik/Praxis:<br />
Straße/<br />
Postfach:<br />
PLZ/Ort:<br />
39,–<br />
NUR<br />
EURO<br />
Datum/<br />
Unterschrift:<br />
Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />
Telefon: 030/28004-141<br />
E-Mail: buch-chirurgie@bdc.de
Das offizielle <strong>BDC</strong>-Trikot<br />
Die offizielle Teambekleidung <strong>der</strong> <strong>BDC</strong>-Sportinitiative „Running<br />
Surgeons“ können Sie ab sofort beim <strong>BDC</strong> bestellen.<br />
Trikot und Hose (kurz) bestehen aus atmungsaktivem Funktionsmaterial<br />
und halten Sie auch beim Ausdauersport angenehm<br />
trocken. Das „Running Surgeons“-Trikot wurde speziell<br />
für den <strong>BDC</strong> in kleiner Auflage hergestellt. Sie erhalten ein<br />
funktionales Unikat, das Ihnen lange Freude machen wird.<br />
Wegen <strong>der</strong> hohen Nachfrage, verzögert sich die<br />
Auslieferung des Trikots um sechs bis acht Wochen.<br />
Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung!<br />
Hiermit bestelle ich aus <strong>der</strong> Kollektion<br />
„Running Surgeons“ die folgenden Teile:<br />
[ ] Funktionsshirt woman (19,90 €)<br />
[ ] Funktionsshirt man (19,90 €)<br />
[ ] Funktionshose (19,90 €)<br />
[ ] Kombi (Shirt + Hose) woman (29,90 €)<br />
[ ] Kombi (Shirt + Hose) man (29,90 €)<br />
Größen (fallen klein aus)<br />
[ ] S [ ] M [ ] L [ ] XL [ ] XXL<br />
<strong>BDC</strong>-Mitgliedsnr.: ________________________<br />
Name, Vorname: ________________________<br />
Straße: ________________________<br />
PLZ/Ort: ________________________<br />
Datum: ________________________<br />
Unterschrift: ________________________<br />
Bitte senden Sie dieses Formular per Fax an 030/28004-108<br />
o<strong>der</strong> per Post an: <strong>BDC</strong> e.V., Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />
S<br />
Termine für Freizeitsportler<br />
Laufveranstaltungen<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
Bitte schicken Sie uns eine Nachricht, wenn Sie zu einem <strong>der</strong> Sport-Events an<br />
den Start gehen: sport@bdc.de. Wir freuen uns darauf, Ihre Laufzeiten in <strong>der</strong><br />
nächsten Zeitschrift zu veröffentlichen.<br />
31. Juli 2010 Berlin ‚City Night‘ Sommernachtslaufen<br />
01. august 2010 Gelsenkirchen run´n rock Kulturerbe-Lauf<br />
15. august 2010 Duisburg run´n rock Kulturerbe-Lauf<br />
22. august 2010 aachen run´n rock Kulturerbe-Lauf<br />
26. august 2010 Köln HrS Business run Cologne<br />
11. September 2010 Sachsen 31. tharandter-Waldlauf<br />
19. September 2010 Karlsruhe FIDuCIa Baden-Marathon<br />
26. September 2010 Berlin 37. real- Berlin-Marathon<br />
Radfahren<br />
25. Juli 2010 Dresden Dresden race Day 2010<br />
15. august 2010 Hamburg Vattenfall Cyclassics 2010, Je<strong>der</strong>mann<br />
21.-22. august 2010 Nürburgring rad am ring<br />
12. September 2010 Nürnberg rund um die Nürnberger altstadt<br />
Inliner<br />
25. Juli 2010 Wedel 11. Speedlager-Cup<br />
11. September 2010 Jüterborg Fläming-Skate-Inline-tour<br />
25. September 2010 Berlin 37. real- Berlin Marathon, Inline Skater<br />
Diese und weitere Veranstaltungen mit Links zu den jeweiligen Webseiten finden<br />
Sie auf <strong>BDC</strong>|Online unter www.bdc.de|Themen|Herausfor<strong>der</strong>ungen|Sport<br />
Aufruf zum Mitlaufen!<br />
Wer hat Lust bei verschiedenen Events mit dem <strong>BDC</strong>-Sportteam anzutreten?<br />
Vor allem bei <strong>der</strong> Teamstaffel im Juni und zum Marathon im September<br />
in Berlin wollen wir ganz viele <strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong> zum Mitlaufen gewinnen.<br />
Wenn Sie Zeit und Lust haben, melden Sie sich über sport@bdc.de an!<br />
Details zum Ablauf folgen später.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht! Ihr <strong>BDC</strong>-Sport-Team<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
407
408<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
Seminare des <strong>BDC</strong><br />
akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung<br />
Termin Ort Kurs-Nr.<br />
Basischirurgieseminare<br />
Thema/<br />
Wissenschaftlicher Leiter<br />
06.-10.09.2010 arnsberg 21665 Common Trunk Basischirurgie<br />
(inkl. CD)<br />
Dr. J. Sauer<br />
05.-08.10.2010 München 21661 Common Trunk Basischirurgie<br />
Prof. K.-W. Jauch / Prof. W. Mutschler<br />
29.11.-03.12.2010 Berlin 21664 Common Trunk Basischirurgie<br />
PD S. Gretschel / Dr. C. Müller<br />
Weiterbildungsseminare<br />
13.-17.09.2010 Leipzig 22550 Vorbereitung auf die<br />
Facharztprüfung (inkl. CD)<br />
Dr. E. Weiß<br />
15.-19.11.2010 Dortmund 22530 Vorbereitung auf die<br />
Facharztprüfung<br />
Prof. D. Löhlein / Dr. J.-P. Stahl<br />
Säulenseminare<br />
06.-10.09.2010 Berlin 23673 Viszeralchirurgie<br />
Prof. B. Böhm<br />
06.-10.09.2010 Erfurt 23822 Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
Prof. K.H. Winker<br />
15.-19.11.2010 Hamburg 23672 Viszeralchirurgie<br />
Prof. W. Schwenk<br />
29.11.-03.12.2010 augsburg 23690 Gefäßchirurgie<br />
Prof. K. D. Wölfle<br />
Schwerpunktseminare<br />
03.-04.09.2010 aachen 23860 1. Seminar Fußchirurgie<br />
Dr. a. Sikorski<br />
25.-27.11.2010 Hamburg 23613 Osteosyntheseverfahren an <strong>der</strong><br />
unteren Extremität<br />
Prof. J.M. rueger<br />
12.-13.11.2010 Berlin 23616 Taylor Spatial Frame Kurs<br />
PD Dr. r. rödl / Dr. M. Langendörfer<br />
03.-04.12.2010 Bonn 23781 13. Fortbildungsseminar<br />
Handchirurgie II<br />
Prof. P. Brüser<br />
Management- und Gutachterseminare<br />
16.-19.09.2010 Motzen/Berlin 24742 English for Professionals<br />
inkl. Übernachtung und Vollpension<br />
E. Goodman, EforP<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
Preis<br />
<strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
€ 320 € 420<br />
€ 350 € 450<br />
€ 300 € 400<br />
€ 220 € 370<br />
€ 200 € 350<br />
€ 300 € 400<br />
€ 300 € 400<br />
€ 300 € 400<br />
€ 300 € 400<br />
€ 500 € 650<br />
€ 200 € 250<br />
€ 200 € 250<br />
€ 170 € 170<br />
€ 900 € 1.100<br />
Preis<br />
Nicht-Mitglie<strong>der</strong>
Termin Ort Kurs-Nr.<br />
Thema/<br />
Wissenschaftlicher Leiter<br />
17.09.2010 Berlin SD1 Praktisches Zeit-, Selbst- und<br />
Stressmanagement<br />
18.09.2010<br />
Coaching SD1<br />
th. Kapitza<br />
23.-25.09.2010 Köln 25820 1. Gutachterseminar<br />
Berufskrankheiten<br />
Dr. E. Hierholzer<br />
08.10.2010 Berlin Et1 Krisenmanagement für<br />
Führungskräfte<br />
09.10.2010<br />
Coaching ET1<br />
th. Kapitza<br />
20.10.2010 Berlin 24731 Symposium <strong>der</strong> Gesundheitswirtschaft:<br />
Corporate Governance im<br />
Krankenhaus - Wo stehen wir?<br />
Prof. J. Jähne<br />
12.11.2010 Berlin SD3 Wirksame Mo<strong>der</strong>ation als<br />
Erfolgsfaktor<br />
13.11.2010<br />
Coaching SD3<br />
th. Kapitza<br />
19.-20.11.2010<br />
und<br />
25.-27.11.2010<br />
Köln 25810 7. BG-Gutachterseminar<br />
Prof. t. tiling / Dr. E. Hierholzer<br />
DOC.COM – Kommunikations- und Führungsseminare<br />
17.-20.11.2010 Berlin 26528 Souveräne ärztliche Führung<br />
Dr. u. Schlein / Dr. J. H. van <strong>der</strong> Laan<br />
Seminare für nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen<br />
10.-12.09.2010 Berlin 27830 Praxisseminar Block<br />
10.09.2010<br />
11.09.2010<br />
12.09.2010<br />
27833<br />
27831<br />
27832<br />
1. Praxisabgabe<br />
2. Praxisgründung<br />
3. Praxisoptimierung<br />
Preis<br />
<strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
€ 490<br />
€ 360<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
Preis<br />
Nicht-Mitglie<strong>der</strong><br />
€ 640<br />
€ 360<br />
€ 350 € 450<br />
€ 490<br />
€ 360<br />
€ 640<br />
€ 360<br />
€ 100 € 100<br />
€ 490<br />
€ 360<br />
€ 640<br />
€ 360<br />
€ 350 € 400<br />
€ 1.500 € 2.000<br />
€ 320<br />
€ 160<br />
€ 160<br />
€ 160<br />
Weitere Informationen und Online-Anmeldung möglich unter www.bdc.de|Termine|<strong>BDC</strong>-Veranstaltungen<br />
Anmeldung zum Seminar Kurs-Nr.:<br />
Kurs-ort: von bis<br />
Ich bin Mitglied des <strong>BDC</strong> o ja o nein Mitglieds-Nr.:<br />
titel, Name, Vorname<br />
Klinik abteilung<br />
Straße PLZ, ort<br />
telefon E-Mail<br />
Datum unterschrift<br />
10,- Euro Rabatt* bei online-Buchung<br />
* ab einer Seminargebühr von 100,- Euro<br />
pro Teilnehmer<br />
€ 640<br />
€ 320<br />
€ 320<br />
€ 320<br />
409<br />
anmeldebedingungen <strong>der</strong><br />
<strong>BDC</strong>|akademie zum Seminar<br />
Die teilnehmer werden in <strong>der</strong> reihenfolge ihrer<br />
schriftlichen anmeldung berücksichtigt. Die<br />
teilnehmerzahl ist begrenzt. Ihre anmeldung ist<br />
verbindlich sobald Sie die rechnung mit dem<br />
teilnehmerausweis erhalten. Bitte überweisen Sie erst<br />
dann die Seminargebühr. HINWEIS: Veranstaltungen die<br />
eine Mindestteilnehmerzahl ausweisen finden nur dann<br />
statt, wenn diese anzahl erreicht wird. Die<br />
<strong>BDC</strong>|akademie behält sich in diesem Fall vor, die<br />
Veranstaltung ca 4-6 Wochen vorher abzusagen. Bereits<br />
eingezahlte teilnehmerbeiträge werden dann<br />
vollständig erstattet. Die Übernahme weiterer Kosten in<br />
Folge <strong>der</strong> Seminarabsage ist ausgeschlossen. Bei einer<br />
Stornierung Ihrer anmeldung beachten Sie bitte<br />
folgende Fristen: Bis 28 tage vor dem Veranstaltungsbeginn<br />
ist die Stornierung kostenfrei. Bis 7 tage vor dem<br />
Veranstaltungsbeginn werden anteilig 50 % <strong>der</strong><br />
Seminargebühr berechnet. Bei weniger als 7 tage o<strong>der</strong><br />
bei Nichterscheinen berechnen wir die gesamte Gebühr.<br />
Zur Fristwahrung müssen Stornierungen immer<br />
schriftlich erfolgen. Keine Stornierungsgebühren<br />
entstehen, wenn ein Ersatzteilnehmer zum Seminar<br />
entsendet wird.<br />
Auskünfte: Tel. 030/28004120<br />
Anmeldungen: Fax 030/28004129 o<strong>der</strong><br />
E-Mail: akademie@bdc.de<br />
Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e. V.,<br />
Langenbeck-Virchow-Haus, Renate Schönzart,<br />
Jennifer Dreusch, Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />
S
410<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Veranstaltungen selbst eintragen!<br />
Ganz einfach bei <strong>BDC</strong>|online (www.bdc.de, rubrik termine|Veranstaltung anmelden)<br />
D 26.07.2010 - 06.08.2010<br />
3. Sommer-Schule 2010<br />
Ort: universitätsklinikum tübingen -<br />
allgemeine, Viszeral- und transplantation<br />
schirurgie, Hoppe-Seyler-Straße 3, 72076<br />
tübingen<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: universitätsklinikum tübingen<br />
ansprechpartner: anica Milošev<br />
tel. 07071 / 2980341<br />
Fax: 07071 / 295186<br />
E-Mail: bjoern.bruecher@med.unituebingen.de<br />
D 31.07.2010<br />
6. Laparoskopiekurs „Naht“<br />
Ort: Klinikum Leverkusen, am<br />
Gesundheitspark 11, 51375 Leverkusen<br />
Gebühr <strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong>: 150,00 €<br />
Gebühr Nichtmitglie<strong>der</strong>: 180,00 €<br />
Veranstalter: Klinikum Leverkusen<br />
ansprechpartner: Frau Wilde, Frau trei<strong>der</strong><br />
tel. 0214 / 132101<br />
Fax 0214 / 132204<br />
E-Mail: allgemeinchirurgie@klinikum-lev.de<br />
D 27.08.2010 - 28.08.2010<br />
36. Neuwerker Nahtkurs - Workshop<br />
für minimal-invasive Chirurgie und<br />
Nahttechniken<br />
Ort: Grosser Konferenzraum - Krankenhaus<br />
Cuxhaven GmbH, altenwal<strong>der</strong> Chaussee<br />
10-12, 27474 Cuxhaven<br />
Gebühr: 350,00 €<br />
Veranstalter: Klinik für allgemein-,<br />
Visceral- und Gefäßchirurgie -<br />
Krankenhaus Cuxhaven GmbH<br />
ansprechpartner: Ca Dr. thomas Carus<br />
tel. 04721 / 781606<br />
Fax 04721 / 781608<br />
E-Mail: thomas.carus@skh-cux.de<br />
Web: www.nahtkurs.de<br />
D 02.09.2010 - 03.09.2010<br />
35. Berliner Chirurgentreffen<br />
Ort: Fachhochschule Brandenburg,<br />
Magdeburger Str. 50, 14770 Brandenburg<br />
an <strong>der</strong> Havel<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: Berliner Chirurgische -<br />
Vereinigung <strong>der</strong> Chirurgen Berlins und<br />
Brandenburgs<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
ansprechpartner: Gabriele Sponholz<br />
Fax: 06127 / 703311<br />
E-Mail: gs@mce.info<br />
Web: www.bchirg.de<br />
D 03.09.2010 - 04.09.2010<br />
Grundlagen <strong>der</strong> Beatmung<br />
Ort: trainingszentrum Groß Dölln,<br />
Döllnkrug 2, 17268 templin / ot Groß Dölln<br />
Gebühr: 410,00 €<br />
Veranstalter: HCx Consulting GmbH<br />
ansprechpartner: H.Ziervogel<br />
tel. 039882 / 49918<br />
Fax: 039882 / 49919<br />
E-Mail: info@medizin-im-gruenen.de<br />
Web: www.medizin-im-gruenen.de<br />
D 09.09.2010 - 10.09.2010<br />
177. Jahrestagung <strong>der</strong> Vereinigung<br />
nie<strong>der</strong>rheinisch-westfälischer Chirurgen<br />
„Spezialisierung & Kooperation“<br />
Ort: Stadthalle Neuss / Novotel Neuss<br />
Gebühr: 60,00 €<br />
Veranstalter: Lukaskrankenhaus<br />
Neuss/NrW-Chirurgen<br />
ansprechpartner: Professor Goretzki<br />
tel. 02131 / 8881503<br />
E-Mail: p-khn@web.de<br />
D 11.09.2010<br />
21. Koloproktologisches Seminar <strong>der</strong><br />
Norddeutschen Arbeitsgemeinschaft für<br />
Koloproktologie<br />
Ort: Hörsaal r <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Str. 1,<br />
30625 Hannover<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: Norddeutsche<br />
arbeitsgemeinschaft für Koloproktologie<br />
ansprechpartner: Dr. med. J. Meier zu<br />
Eissen<br />
tel. 0511 / 64664620<br />
Fax: 0511 / 64664610<br />
E-Mail: info@edh.de<br />
D 13.09.2010 - 18.09.2010<br />
Ausbildungsgang zum MVZ-<br />
Geschäftsführer (IHK)<br />
Ort: IHK Köln – Weiterbildungsstätte,<br />
Eupener Straße, 50933 Köln<br />
Gebühr <strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong>: 3284,40 €<br />
Gebühr Nichtmitglie<strong>der</strong>: 3629,50 €<br />
Veranstalter: Frielingsdorf Consult GmbH<br />
ansprechpartner: Claudia König<br />
tel. 0221 / 13983663<br />
Fax: 0221 / 13983665<br />
E-Mail: koenig@frielingsdorf.de<br />
Web: www.frielingsdorf.de<br />
D 16.09.2010<br />
4. Lübecker Arthroskopiekurs<br />
Ort: Scandic Hotel Lübeck, travemün<strong>der</strong><br />
allee 3, 23568 Lübeck<br />
Gebühr: 200,00 €<br />
Veranstalter: Gesellschaft für Fußchirurgie<br />
e. V.<br />
ansprechpartner: Herr robert Caceffo<br />
tel. 08807 / 949244<br />
Fax: 08807 / 949245<br />
E-Mail: info@gffc.de<br />
Web: www.gffc.de<br />
D 17.09.2010 - 18.09.2010<br />
17. Lübecker Seminar für praktische<br />
Fußchirurgie<br />
Ort: Scandic Hotel Lübeck, travemün<strong>der</strong><br />
allee 3, 23568 Lübeck<br />
Gebühr: 720,00 €<br />
Veranstalter: Gesellschaft für Fußchirurgie<br />
e. V.<br />
ansprechpartner: Herr robert Caceffo<br />
tel. 08807 / 949244<br />
Fax: 08807 / 949245<br />
E-Mail: info@gffc.de<br />
Web: www.gffc.de<br />
D 22.09.2010 - 24.09.2010<br />
5. Jahrestagung <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Interdisziplinäre<br />
Notfallaufnahme<br />
Ort: universitätsklinikum aachen, aör<br />
- Medizinische Fakultät <strong>der</strong> rWtH -,<br />
Pauwelsstraße 30, 52074 aachen<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: Conventus -<br />
Congressmanagement & Marketing GmbH<br />
tel. 03641 / 35332702<br />
Fax 03641 / 353321<br />
E-Mail: dgina2010@conventus.de<br />
Web: www.conventus.de<br />
D 22.09.2010 - 24.09.2010<br />
25. Handchirurgischer Operationskurs<br />
Ort: anatomisches Institut Gießen, 35385
Gießen<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: universitätsklinikum Gießen<br />
und Marburg Standort Gießen - Klinik und<br />
Poliklinik für unfallchirurgie<br />
ansprechpartner: Fr. Hofacker<br />
tel. 0641 / 9944601<br />
Fax: 0641 / 9944609<br />
E-Mail: handkurs@chiru.med.uni-giessen.de<br />
Web: www.uniklinikum-giessen.de/ucg/<br />
kongresse.html<br />
D 23.09.2010 - 25.09.2010<br />
5. Kongress <strong>der</strong> Mitteldeutschen<br />
Chirurgen<br />
Ort: Maritim Hotel Magdeburg, otto-von-<br />
Guericke-Straße 87, 39104 Magdeburg<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: Conventus<br />
ansprechpartner: Francesca rustler,<br />
Melanie Przyklenk<br />
tel. 03641 / 3533273<br />
Fax: 03641 / 353321<br />
E-Mail: francesca.rustler@conventus.de<br />
Web: www.conventus.de<br />
D 24.09.2010 - 25.09.2010<br />
28. Jahrestagung <strong>der</strong> Chirurgischen<br />
Arbeitsgemeinschaft für Intensiv- und<br />
Notfallmedizin (CAIN)<br />
Ort: Berufsgenossenschaftliches<br />
universitätsklinikum Bochum -<br />
Bergmannsheil GmbH, Bürkle-de-la-Camp<br />
Platz 1, 44789 Bochum<br />
Gebühr: 55,00 €<br />
Veranstalter: Chirurgische<br />
arbeitsgemeinschaft für Intensiv- und<br />
Notfallmedizin<br />
ansprechpartner: Maik Hiller<br />
tel. 03641 / 35332234<br />
Fax: 03641 / 353322309<br />
E-Mail: maik.hiller@conventus.de<br />
Web: www.conventus.de<br />
D 24.09.2010 - 25.09.2010<br />
Osteosynthese International Annual<br />
Meeting Gerhard Küntscher Society<br />
Ort: Park Hotel Bremen, Im Bürgerpark,<br />
28209 Bremen<br />
Gebühr: keine angabe<br />
ansprechpartner: Prof. Dr. med. M. P. Hahn<br />
E-Mail: GKKBremen@googlemail.com<br />
D 27.09.2010 - 28.09.2010<br />
Trainingskurs Endoskopische<br />
Schilddrüsenchirurgie<br />
Ort: aesculap akademie GmbH, am<br />
aesculap Platz, 78532 tuttlingen<br />
Gebühr: 670,00 €<br />
Veranstalter: aesculap akademie GmbH<br />
ansprechpartner: Herr Christoph Storz<br />
tel. 07461 / 952185<br />
Fax: 07461 / 952050<br />
E-Mail: christoph.storz@aesculapakademie.de<br />
Web: www.aesculap-akademie.de<br />
D 01.10.2010 - 02.10.2010<br />
1. Erlanger Seminar für praktische<br />
Fußchirurgie<br />
Ort: universität Erlangen-Nürnberg<br />
- Institut für anatomie LS1,<br />
Krankenhausstraße 9, 91054 Erlangen<br />
Gebühr: 690,00 €<br />
Veranstalter: Gesellschaft für Fußchirurgie<br />
e. V.<br />
ansprechpartner: Herr robert Caceffo<br />
tel. 08807 / 949244<br />
Fax: 08807 / 949245<br />
E-Mail: info@gffc.de<br />
Web: www.gffc.de<br />
D 06.10.2010 - 08.10.2010<br />
13. Deformitätenkurs Bamberg – Analyse<br />
und Korrektur von Beindeformitäten<br />
Ort: Welcome Kongress Hotel, Muß-Straße<br />
7, D-96047 Bamberg<br />
Gebühr: 650,00 €<br />
Veranstalter: Klinik für orthopädie und<br />
unfallchirurgie, Klinikum Bamberg<br />
ansprechpartner: Fr. S. Scheibe<br />
tel. 0951 / 503 - 12201<br />
Fax: 0951 / 503 - 12229<br />
E-Mail: chirurgie2@sozialstiftung-bamberg.de<br />
Web: www.sozialstiftung-bamberg.<br />
de/orthopaedie-traumatologie<br />
D 07.10.2010 - 08.10.2010<br />
98. Jahrestagung Vereinigung<br />
Mittelrheinische Chirurgen<br />
Ort: Chirurgische Klinik, Im Neuenheimer<br />
Feld 110, 69120 Heidelberg<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: wikonect GmbH<br />
tel. 0611 / 2048090<br />
Fax: 0611 / 20480910<br />
E-Mail: info@wikonect.de<br />
Web: www.wikonect.de<br />
D 09.10.2010<br />
9. Orthopädisch-Unfallchirurgisches<br />
Symposium „Beindeformitäten“<br />
Ort: Welcome Kongress Hotel, Muß-Straße<br />
7, D-96047 Bamberg<br />
Gebühr: keine angabe<br />
Veranstalter: Klinik für orthopädie und<br />
unfallchirurgie, Klinikum Bamberg<br />
ansprechpartner: Fr. S. Scheibe<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
tel. 0951 / 503 - 12201<br />
Fax: 0951 / 503 - 12229<br />
E-Mail: chirurgie2@sozialstiftung-bamberg.de<br />
Web: www.sozialstiftung-bamberg.<br />
de/orthopaedie-traumatologie<br />
D 16.10.2010<br />
10. Mannheimer Endoskopie- und<br />
Endosonographie Tag, Standards o<strong>der</strong><br />
Innovation in <strong>der</strong> Endoskopie? Zum 75.<br />
Geburtstag von Prof. Dr. B.C. Manegold<br />
Ort: universitätsmedizin Mannheim<br />
- Zentrale Interdisziplinäre<br />
Endoskopieeinheit, theodor-Kutzer-ufer 1-<br />
3, 68167 Mannheim<br />
Gebühr: 50,00 €<br />
Veranstalter: universitätsmedizin Mannheim<br />
ansprechpartner: PD Dr. med. Georg Kähler<br />
tel. 0621 / 3832647<br />
Fax: 0621 / 383732647<br />
E-Mail: anja.schmitt@umm.de<br />
Web: http://www.umm.de<br />
D 29.10.2010<br />
Europäisches Facharztexamen für die<br />
Division Traumatology<br />
Ort: Berlin<br />
Gebühr: 350,00 €<br />
Veranstalter: European Board of Surgery<br />
Division traumatology<br />
ansprechpartner: Prof. Dr. H.-J. oestern,<br />
Natalia Kandinskaja im <strong>BDC</strong><br />
tel. 030 / 28004 - 100<br />
Fax: 030 / 28004 - 108<br />
E-Mail: office@uemssurg.org<br />
Web: http://www.uemssurg.org<br />
D 18.11.2010 - 19.11.2010<br />
6. Frankfurter Meeting - Laparoscopic<br />
Surgery in Obesity and Metabolic<br />
Disor<strong>der</strong>s<br />
Ort: Palais im Zoo, Frankfurt a.Main,<br />
alfred-Grimnzek-allee 1, 60316 Frankfurt<br />
Gebühr: 150,00 €<br />
Veranstalter: Mainhattan transfers &<br />
Events GmbH<br />
ansprechpartner: Prof. r.a. Weiner<br />
tel. 069 / 36704664<br />
Fax: 069 / 36704665<br />
E-Mail: info@frankfurter-meeting.de<br />
Web: www.frankfurter-meeting.de<br />
Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />
411
412<br />
<strong>BDC</strong> service<br />
IMPrESSuM<br />
Herausgeber:<br />
H.-P. Bruch<br />
Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e.V.<br />
Präsident:<br />
H.-P. Bruch<br />
Vizepräsidenten:<br />
t. Mischkowsky<br />
J.-a. rüggeberg<br />
Justitiar:<br />
J. Heberer, Berlin/München<br />
Geschäftsführer:<br />
J. ansorg<br />
Redaktion:<br />
K. Meier (presse@bdc.de)<br />
J. ansorg (ansorg@bdc.de)<br />
<strong>BDC</strong>-Geschäftsstelle:<br />
Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />
tel. 030/28 00 41 00, Fax 030/28 00 41 09<br />
mail@bdc.de<br />
www.bdc.de<br />
Der Bezug <strong>der</strong> Informationen des <strong>BDC</strong><br />
ist im Mitgliedsbeitrag des Berufsverbandes<br />
<strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e.V. enthalten.<br />
Druck: Stürtz GmbH, Würzburg, alfred-Nobel-Straße 33<br />
D-97080 Würzburg – Printed in Germany<br />
Erscheinungsweise: monatlich<br />
Eigentümer und Copyright<br />
© Springer-Verlag GmbH Heidelberg 2010,<br />
tiergartenstr. 17, 69121 Heidelberg,<br />
tel. +49 62 21/487-0,<br />
www.springer.de<br />
Anzeigen: Elke tismer,<br />
Elke.tismer@springer.com,<br />
Springer-Verlag GmbH, Heidelberger Platz 3,<br />
14197 Berlin, tel. ++49(30)827875729,<br />
www.springeronline.com/wikom<br />
Geschäftsführung: Dr. Dirk Einecke, ulrich Huber,<br />
Stephan Kröck, Dr. Esther Wieland, Matthias Wissel<br />
Leitung Fachzeitschriften Medizin/Psychologie:<br />
Dr. Paul Hermann (v.i.S.d.P.)<br />
Stellvertretende Leitung Fachzeitschriften:<br />
Monika Kretz<br />
Leitung Herstellung: Johannes Buchmann,<br />
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Chef vom Dienst/Herstellung: Jutta Daum,<br />
jutta.daum@springer.com<br />
Technische Redaktion: arnulf Illing,<br />
arnulf.illing@springer.com, tel. +49 6221/487-8952<br />
Bildredaktion: Christiane Seufert<br />
Verantwortlich für den Teil „medizin aktuell“:<br />
Jürgen Meyer zu tittingdorf,<br />
jürgen.meyerzutittingdorf@springer.com,<br />
tel. +49 6221/487-8114<br />
robert Woltmann, robert.woltmann@springer.com,<br />
tel. +49 6221/487-8986<br />
Wegen <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> Schreibweise und <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit, kürzen wir in den artikeln<br />
von DEr CHIrurG <strong>BDC</strong> die weibliche Form oft und verwenden nur die männliche<br />
Form (Generisches Maskulinum). Wir bitten um Ihr Verständnis.<br />
Geben Sie Ihrer Karriere<br />
einen Kick!<br />
SIMPLIFY YOUR HOSPITAL:<br />
Die neue modulare Seminarreihe des <strong>BDC</strong><br />
für Mediziner mit Managementaufgaben<br />
deckt 4 zentrale Kompetenzbereiche ab:<br />
1. SELF DEVELOPEMENT:<br />
Aufbau persönlich-individueller Führungsund<br />
Verhaltenskompetenz als Chirurg<br />
2. EXECUTIVE TRAINING:<br />
Vermittlung von Managementkompetenz für<br />
Chirurgen im Klinik- und Krankenhausalltag<br />
3. ENTREPRENEURS:<br />
Neue Erfolgsimpulse für Chirurgen im<br />
wettbewerbsintensiven Gesundheitsmarkt<br />
4. SPOTLIGHTS:<br />
Neue Themen und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
– neue Management-Antworten<br />
Terminübersicht<br />
Kennung Datum Veranstaltung<br />
SD 1 17./18.09. Praktisches Zeit-, Selbst- und<br />
Stressmanagement<br />
ET 1 08./09.10. Krisenmanagement für<br />
Führungskräfte<br />
SD 3 12./13.11. Wirksame Mo<strong>der</strong>ation als<br />
Erfolgsfaktor<br />
EP 1 10./11.12. Leitende Ärzte als erfolgreiche<br />
Unternehmer<br />
ET 3 21./22.01. Zukunfttrends in <strong>der</strong><br />
2011 Klinikorganisation<br />
Information und Anmeldung:<br />
Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e. V. (<strong>BDC</strong>)<br />
Frau Renate Schönzart<br />
Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />
Telefon 030/28004120<br />
Fax 030/28004129<br />
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