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Tab1Charakteristika der 4 randomisierten Screeningstudien ... - BDC

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Editorial<br />

Wer nicht handelt, wird behandelt!<br />

In <strong>der</strong> Medizin und insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Chirurgie gilt die Weisheit:<br />

Eine Methode ist dann ausgereift und wird zum Goldstandard,<br />

wenn sie über Jahre unverän<strong>der</strong>t und alternativlos<br />

Bestand hat. Im Umkehrschluss wissen wir, dass eine Vielzahl<br />

von konkurrierenden Therapieverfahren letztlich nur beweist,<br />

dass alle nicht wirklich erfolgreich sind. Betrachtet man unter<br />

diesem Aspekt die Gesundheitspolitik <strong>der</strong> letzten Jahre und<br />

daraus resultierend die in immer kürzeren Abständen über uns<br />

hereinbrechenden Neuregelungen im KV-System, so bleibt die<br />

nüchterne Feststellung: alles Murks!<br />

Darüber kann man sich trefflich erregen, Schuldige suchen<br />

o<strong>der</strong> vermeintlich Schuldige auch ohne große Suche einfach<br />

mal benennen, man kann in tiefe Depression verfallen o<strong>der</strong> das<br />

Ganze mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor ins Lachhafte<br />

verweisen. Lei<strong>der</strong> nützt ein solches Verhalten dem Patienten<br />

überhaupt nicht.<br />

Was wir brauchen, sind konstruktive Vorschläge und vor<br />

allem Mehrheiten, diese auch umsetzen zu können. An Ideen<br />

mangelt es nicht, wir haben über Jahre immer wie<strong>der</strong> entsprechende<br />

Aussagen getätigt. Auch in dieser Ausgabe finden Sie<br />

wie<strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Information über anstehende Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

die uns aufgedrückt und die irgendwie umzusetzen sein werden,<br />

auch kritische Anmerkungen und mögliche Ansätze zu<br />

Auswegen aus <strong>der</strong> unerträglichen Situation. Sehr erfreulich ist<br />

es, dass unsere Arbeit sich inzwischen durch unsere hoch engagierten<br />

Regionalvertreter auf mehrere Schultern verteilt. Trotzdem<br />

bleibt immer noch ein Mangel an jungen Nachwuchstalenten<br />

zu beklagen. Der inzwischen eklatante Ärztemangel/<br />

Chirurgenmangel hinterlässt auch bei den berufspolitischen<br />

Verbandsfunktionären schwer aufzufüllende Lücken.<br />

Vielleicht haben Sie, ja genau Sie, beim Lesen dieser Zeilen<br />

Lust auf Mitarbeit. Schließlich erhebt <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> (und ich gehe<br />

davon aus, dass dies Ihrem Wunsch entspricht) den Anspruch<br />

auf eine allumfassende Vertretung <strong>der</strong> Interessen seiner Mitglie<strong>der</strong><br />

auf allen denkbaren Gebieten. Das hört keineswegs auf<br />

beim Streit um bessere Honorare (EBM/GOÄ), son<strong>der</strong>n setzt<br />

sich fort im Einsatz um vernünftige Arbeitsbedingungen für<br />

D-Ärzte, Belegärzte, Honorarärzte, leitende Krankenhausärzte,<br />

Oberärzte und Assistenten. Wir besetzen die Themen Weiterbildung,<br />

Fortbildung, machen Rechtsberatung, Wirtschaftsberatung,<br />

Managementtraining, Mitarbeiterschulungen und vieles<br />

mehr. Alle diese Angebote funktionieren nur durch verbandsinterne<br />

Arbeitskreise, in denen je<strong>der</strong> sich einbringen kann. Wenn<br />

wir als <strong>BDC</strong> gehört werden wollen, müssen wir in allen denkbaren<br />

Gremien vertreten sein. Bei <strong>der</strong> Vielzahl von Sitzungsterminen<br />

geht das nur in einem größeren Team. Denken Sie mal<br />

darüber nach, ob Sie nicht ein spezielles Thema haben, bei dem<br />

Sie uns helfen können. Das ist übrigens <strong>der</strong> beste Weg, die eigenen<br />

Vorstellungen in größerem Rahmen umzusetzen. Kann ja<br />

sein, dass daraus mal ein Goldstandard entwickelt wird.<br />

Aber nicht nur im Verband sind Sie gefragt. Chirurgen sind<br />

ja eigentlich gewohnheitsmäßig zupackend in ihrer Handlungsweise<br />

und deshalb gut geeignet, sich einzubringen. Tun sie auch,<br />

wenn man die relativ große Zahl <strong>der</strong> chirurgischen Kammer-<br />

editorial<br />

Dr. Jörg-A. Rüggeberg<br />

Vizepräsident des <strong>BDC</strong><br />

E-Mail via: presse@bdc.de<br />

präsidenten in den Län<strong>der</strong>n zum Maßstab nimmt. Nur im KV-<br />

System erscheinen sie nicht. Und gerade dort geht es nun wirklich<br />

ums Geld, um die Existenz für die Nie<strong>der</strong>gelassenen. Zugegeben,<br />

die Gremienarbeit ist zäh, undankbar und gelegentlich<br />

eines Chirurgen, <strong>der</strong> auf schnelle Ergebnisse aus ist, unwürdig.<br />

An<strong>der</strong>erseits, wenn dort keine Chirurgen sitzen, gibt es auch<br />

keine Entscheidung zu Gunsten unseres Faches.<br />

Grund genug also, sich an den anstehenden KV-Wahlen zu<br />

beteiligen. Unterstützen Sie die Listen mit Ihren chirurgischen<br />

Kandidaten und seien Sie dankbar, dass trotz aller Widrigkeiten<br />

immer noch Kolleginnen und Kollegen bereit sind, sich<br />

für unsere gemeinsamen Interessen zu engagieren.<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

361<br />

© Daum Daniel / panthermedia.net


362<br />

CME<br />

inhalt<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong><br />

schwerpunkt „Die Reform <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> Reform“<br />

E. Hovermann<br />

Der ewig gleiche Finanzierungswahnsinn<br />

O<strong>der</strong>: Wie die Wahrheit ausgeblendet wird | S 364<br />

J.-A. Rüggeberg<br />

Wir brauchen mehr Vertrauen, nicht mehr Geld | S 366<br />

R. Schmitz<br />

Die Reform <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong>…<br />

Betrachtungen aus „Süd-Schweden“ | S 368<br />

L. Braun<br />

Kostenerstattung reloaded: Rösler und Ärzte offensiv | S 370<br />

KBV<br />

KBV Pressemeldung<br />

Hilfe zur Diagnosekodierung kommt 2011 | S 372<br />

P. Kalbe<br />

Vogel friss o<strong>der</strong> stirb? – Die Position des <strong>BDC</strong> zu den<br />

Kodier-Richtlinien | S 372<br />

E. Schäfer<br />

Wundbehandlung im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich unter den<br />

Fesseln <strong>der</strong> Vergütungssystematik | S 375<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

S. Gfrörer, H. Fiegel, U. Rolle<br />

Akutes Abdomen bei Säuglingen und Kleinkin<strong>der</strong>n -<br />

An Invagination denken | S 377<br />

W. Popp, K.-D. Zastrow<br />

Hygiene-Tipp – Erfassung nosokomialer Infektionen | S 384<br />

P. Gausmann<br />

Safety Clip – Diagnosefehler vermeiden | S 385<br />

I. Flessenkämper, D. Böckler, H.-H. Eckstein<br />

Ultraschall-Screening abdominaler<br />

Aortenaneurysmen (AAA) | S 387<br />

© Michael Adelbert / panthermedia.net<br />

© Sean Prior / panthermedia.net


titelbild: © alex Zehn<strong>der</strong> / panthermedia.net<br />

vergütung & ökonomie<br />

W. Hohenberger, D. Löhlein , J. R. Izbicki, M. Meine<br />

Stellungnahme zum GOÄ-Ratgeberbeitrag<br />

von Stefan Gorlas | S 389<br />

medizin aktuell<br />

Distale Radiusfrakturen – Ist <strong>der</strong> Dislokationsgrad nach<br />

Bruchheilung vorher abschätzbar? | S 392<br />

Schonende Operation von Lungen-<br />

metastasen per Laser | S 393<br />

Zementfreie Prothesen –<br />

Ist <strong>der</strong> Standard gerechtfertigt? | S 394<br />

LAPAROSKOPIE-ASSISTIERTE TOTALE GASTREKTOMIE<br />

– Ganzer Magen durchs Schlüsselloch? | S 395<br />

fragen & antworten<br />

Einhaltung des<br />

Arbeitszeitgesetzes | S 396<br />

Verlängerung des<br />

Arbeitsvertrages durch<br />

Mutterschutz<br />

und Elternzeit | S 396<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

K. Meier<br />

Teamstaffellauf<br />

im Tiergarten | S 405<br />

Buchrezension<br />

Trainer Thoraxdiagnostik | S 406<br />

Das offizielle <strong>BDC</strong> - Trikot | S 407<br />

Termine für<br />

Freizeitsportler | S 407<br />

Seminare des <strong>BDC</strong> | S 408<br />

Veranstaltungshinweise | S 410<br />

© Sebastian Schreiter / Springer Medizin<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

inhalt 363<br />

W. Schrö<strong>der</strong>, C. J. Krones<br />

Einladung zum<br />

24. Chirurgentag 2010 | S 397<br />

<strong>BDC</strong><br />

50-jähriges Bestehen des<br />

<strong>BDC</strong> - Impressionen vom<br />

Festakt am 12. Juni 2010 | S 398<br />

M.-J. Polonius<br />

50 Jahre Berufsverband <strong>der</strong><br />

Deutschen Chirurgen<br />

Rede am 12.06.10 | S 399<br />

R. Gradinger<br />

Grußwort zum Festakt<br />

„50 Jahre <strong>BDC</strong>“ am<br />

12. Juni 2010 | S 402<br />

F. Stelzner<br />

Zum 100. Geburtstag von Prof.<br />

Dr. Wolfgang Müller-Osten<br />

Eine Würdigung seiner Leistungen<br />

für den Berufsverband | S 403<br />

M.-J. Polonius<br />

Dem Träger <strong>der</strong> Müller-<br />

Osten-Medaille, Prof. h.c. Dr.<br />

med. Karsten Vilmar, zum<br />

80. Geburtstag | S 403<br />

Personalia | S 374<br />

Impressum | S 412<br />

inhalt 07·2010


© [M] GG-Raw / fotolia.com<br />

364<br />

schwerpunkt<br />

E. Hovermann<br />

Der ewig gleiche Finanzierungswahnsinn<br />

O<strong>der</strong>: Wie die Wahrheit ausgeblendet wird<br />

Einleitung<br />

Die CDU will in 2011, also im nächsten Jahr, 3 Mrd. sparen –<br />

„bei Ärzten, Kliniken, Apotheken und Krankenkassen“ (Jens<br />

Spahn, CDU). Die interessanten Fragen dazu sind z. B.:<br />

»<br />

»<br />

»<br />

Weiß das auch die CSU?<br />

Macht die FDP mit?<br />

Machen vor allem die Bundeslän<strong>der</strong> mit, <strong>der</strong>en landesgebundene<br />

Kassen (Landesaufsicht!) wie bisher mit höheren<br />

Beiträgen drohen und mit dem ständigen Ruf nach mehr<br />

Steuergel<strong>der</strong>n?<br />

Natürlich wissen alle um die ständig größer werdenden Finanzierungslücken.<br />

Aber wie in <strong>der</strong> Vergangenheit werden insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Bundeslän<strong>der</strong>, ohne <strong>der</strong>en Zustimmung im Bundesrat<br />

kein Strukturgesetz durchgeht, notwendig schmerzhafte<br />

Reformen, d. h. Einsparungen und Neujustierung von Lasten,<br />

bremsen.<br />

In dieser Situation werden Begriffe wie Solidarität und<br />

Gerechtigkeit arg strapaziert und letztlich auch missbraucht,<br />

wenn es etwa heißt: „Die Gerechtigkeit muss siegen, daher weg<br />

mit <strong>der</strong> Pauschale und her mit <strong>der</strong> Bürgerversicherung.“<br />

Schon Prof. Bert Rürup sagte zu diesem Kampf <strong>der</strong> Modelle<br />

einmal: „Wer das Gerechtigkeitsargument auf sein Reformlabel<br />

aufklebt, hat gewonnen, egal ob es sich rechnet o<strong>der</strong> nicht.“<br />

Ähnlich ist es auch mit <strong>der</strong> Kopfpauschale. Mit beiden Modellen<br />

sind die Finanzierungslücken <strong>der</strong> Zukunft nicht zu schließen<br />

– außer mit immer höher werdenden Zuschüssen aus dem<br />

Steuersäckel.<br />

Richtig ist nämlich, dass wir in den nächsten Jahren in den<br />

gesetzlichen Krankenkassen Milliardenlöcher in zweistelliger<br />

Höhe – steigend – haben werden. Beitragserhöhungen sollen ja<br />

eigentlich nicht kommen. Finanzierungen aus dem Steuersäckel<br />

entfallen eigentlich auch, es sei denn, wir wollen uns weiter<br />

verschulden.<br />

Also bleibt die Frage: Wie will man mit Einsparungen von<br />

3 Mrd. Euro ein zweistelliges sich ständig weiter öffnendes<br />

Finanzloch zuschütten?<br />

Hier liegt auch eine Misere vieler Gesundheitsökonomen,<br />

die ihre Zahlenkolonnen und Visionen immer nur bezogen<br />

haben auf den Gesundheitssektor. Nie sind die wirtschaftlichen<br />

Gesamtentwicklungen in Deutschland, Europa und <strong>der</strong> Welt<br />

einbezogen worden in gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische<br />

Lösungsvorschläge.<br />

Die Pfaffs, Wasems, Lauterbachs und Kniepse haben – mal<br />

als Berater von Ministern o<strong>der</strong> Kassen o<strong>der</strong> Leistungserbringern<br />

– im Grunde wie eine verschworene Bru<strong>der</strong>schaft immer<br />

wie<strong>der</strong> auf neu einsetzendes Wachstum, auf mehr Arbeitsplätze<br />

mit gutem Entgelt, auf die heilsame Wirkung von Kassenfusionen,<br />

auf weiteres Ausquetschen <strong>der</strong> bekannten Zitronen<br />

u. ä. gesetzt.<br />

autor<br />

Eike Hovermann<br />

Ehemaliges Mitglied des Gesundheitsausschusses des Deutschen<br />

Bundestags (SPD)<br />

Kontakt via: presse@bdc.de<br />

Resultat: Spätestens nach einem bis an<strong>der</strong>thalb Jahren erwiesen<br />

sich alle Lösungen als Scheinlösungen, als faule Kompromisse.<br />

Und alles fing wie<strong>der</strong> von vorne an.<br />

Was blieb und bleibt und zwar aufwachsend:<br />

Uferlose Kontrollbürokratie, die vielen Ärzten immer mehr<br />

wichtige Zeit für ihre Patienten nimmt. So kommt es dann auch<br />

zu interessanten Plakaten auf einer Demonstration <strong>der</strong> Ärzte in<br />

NRW, wo es heißt:<br />

„Facharzt für Verwaltungsmedizin und Büroheilkunde.“<br />

Das ist auch eine schmerzhafte Realität – insbeson<strong>der</strong>e wegen<br />

<strong>der</strong> auch durch Bürokratie bewirkten Frustrationen in Arzt-<br />

und Pflegeberufen und daraus erwachsenden, deutlichen Mängeln<br />

in <strong>der</strong> Versorgung.<br />

Rösler - und alles geht wie<strong>der</strong> von vorne los?<br />

War nicht alles schon mal erfolglos da?<br />

» Effizienzreservengerede, wo je<strong>der</strong> über Reserven beim<br />

an<strong>der</strong>en spricht, und selber mehr Geld einfor<strong>der</strong>t<br />

» „Keine Rationierung mit mir“ (Rösler, aber auch schon<br />

Ulla Schmidt, Andrea Fischer und Horst Seehofer), und<br />

dabei geschieht sie längst verdeckt im Versorgungsalltag<br />

inklusive Burn-out bei Ärzten und Pflegern. Ärzte wissen<br />

es, Kassen wissen es, Politiker wissen es.<br />

» Zwangsrabatte<br />

» Nullrunde für Ärzte und Krankenhäuser<br />

» Eventuell mehr Praxisgebühren<br />

» Neue Kosten-Nutzen-Überlegungen<br />

» Nur Kostendämpfungsgesetze mit immer kürzer werden<strong>der</strong><br />

Lebensdauer und zunehmenden ideologischen<br />

Nebelkerzenwerfereien via „Gerechtigkeit“ und „Solidarität“<br />

(Markus Sö<strong>der</strong>, Karl Lauterbach, Horst Seehofer,<br />

Andrea Fischer, Christopher Herrmann…), egal, ob es dem<br />

Ganzen wirklich nutzt<br />

» Erschreckende Zunahme an Fusionen in Richtung Groß-<br />

Krankenkassen, die natürlich nicht heilsam sind, nicht<br />

sein können, weil sie den Weg in Richtung Einheitskasse<br />

und Staatsmedizin ebnen helfen. Wie sehr die Bundeslän<strong>der</strong><br />

dies inzwischen beför<strong>der</strong>n, zeigt sich auch darin, dass<br />

in den Grenzen <strong>der</strong> jeweiligen Bundeslän<strong>der</strong> neue Spitzenverbände<br />

– ähnlich dem GKV-Spitzenverband – entstehen<br />

sollen, damit die Län<strong>der</strong> größeren, politischen Einfluss


ekommen und dort alles zentralisiert wird. Die größten<br />

Kassen werden dann die an<strong>der</strong>en verdrängen, Wettbewerb<br />

gibt es nicht mehr – auch zu Lasten von Leistungserbringern<br />

und Patienten. Der schon lange nicht mehr zutreffende<br />

Gemeinwohl-Status mit entsprechenden Steuervorteilen<br />

für GKV-Kassen ist damit endgültig ad absurdum geführt.<br />

Auf EU-Ebene gab es da schon einmal eine heftige Diskussion,<br />

sie wird wie<strong>der</strong>kommen, weil die Gemeinwohl-Diskussion<br />

und das Pochen <strong>der</strong> GKV-Kassen darauf ein einziger<br />

Krampf war und bleibt. Richtig ist, dass sie in einem<br />

ruinösen und härter werdenden Verdrängungswettbewerb<br />

stehen.<br />

Dabei ist eins längst und belastbar evidenzbasiert:<br />

Recht gehabt und bekommen hat bisher keiner von den „Jahrhun<strong>der</strong>treformern“,<br />

weil vor allem die gesamtgesellschaftlichen/<br />

gesamtwirtschaftlichen Realitäten konsequent aus den gesundheitspolitischen<br />

Diskussionen ausgeblendet worden sind – meist<br />

aus Angst vor Wahlen.<br />

Eigentlich ist es geradezu „unethisch“ nicht über Priorisierung<br />

und Rationierung zu sprechen, da bisher – trotz ständig<br />

wortreicher Versprechen – alles über ständig wachsende Beiträge<br />

plus Steuern finanziert worden ist und auch wohl weiterhin<br />

finanziert werden soll zu Lasten kommen<strong>der</strong> Generationen,<br />

die einen im Grunde illegalen Schuldenberg schultern müssen,<br />

wenn man den Artikel 115 Grundgesetz als Maßstab nimmt.<br />

Auch bei uns wird dann bald „Griechenland“ kommen, weil wir<br />

ständig mehr versprochen haben als bezahlbar ist.<br />

Natürlich machen das dann in ähnlicher Weise auch Bundeslän<strong>der</strong><br />

und Kommunen nach. Das Defizit <strong>der</strong> Kommunen wird<br />

in diesem Jahr auf 15 Mrd. Euro zusteuern, drei Mrd. mehr als<br />

erwartet. Der Negativrekord aus dem Krisenjahr 2003 hat sich<br />

damit fast verdoppelt. Auch hieran wird das im Grunde seit<br />

Jahrzehnten unehrliche Wachstumsgefasel deutlich.<br />

Die Folge: Die Kommunen/Kreise werden ebenso wie die<br />

Bundeslän<strong>der</strong> weiterhin nicht mehr im gebotenen Maße in<br />

das Gesundheitswesen investieren können. Die duale Finanzierung<br />

wird so schon seit Jahren abgeschmolzen. Eine sinnvolle<br />

Krankenhausplanung war und ist so nicht möglich. Das<br />

för<strong>der</strong>t große Komplexe in Ballungszentren und vor allem private<br />

Träger.<br />

Und dann wird von Schuldenbremsen geredet, auf die – und<br />

das nicht erst seit <strong>der</strong> weltweiten Finanzkrise, die jetzt für alles<br />

herhalten muss – nicht nur nicht getreten worden ist, son<strong>der</strong>n<br />

auf die auch weiterhin nicht getreten wird – im Gegenteil.<br />

Zusätzlich sei erneut erinnert, dass Rationierung im Gesundheitswesen<br />

schon lange Zeit heimlich und verdeckt praktiziert<br />

wird.<br />

So wird es weitergehen, weil die Scherenentwicklung zwischen<br />

absackenden Einnahmen und geringer werdenden Steuereinnahmen<br />

bei gleichzeitig wachsenden Ausgaben ununterbrochen<br />

zunimmt. „Den gesetzlichen Krankenkassen steht das<br />

Wasser bis zum Hals“, so Johannes Singhammer (CSU) am<br />

14. Mai 2010. Dazu kann man Berechnungen des Bundesversicherungsamtes<br />

anführen, das für 2011 ein Defizit von 6 bis 15<br />

Mrd. Euro erwartet.<br />

Das dann abzumil<strong>der</strong>n durch Steuereinnahmen, ist aber<br />

nichts an<strong>der</strong>es als <strong>der</strong> bisherige Trick: Beitragssätze niedrig halten,<br />

den Rest über Steuern, die – ein kleines Problem – aller-<br />

schwerpunkt<br />

dings millionenfach aus demselben Geldbeutel kommen wie die<br />

Kassenbeiträge.<br />

Was machen also gesetzliche Krankenkassen?<br />

Lauthals verkünden viele:<br />

Wir halten in 2010 den Beitrag stabil. (Man will natürlich auf<br />

solch populistische Weise Mitglie<strong>der</strong> werben, auf Kassenwechsler<br />

spekulieren, die den Zauber nicht verstehen.)<br />

Weil das aber spätestens 2011 vor die Wand läuft, werden jetzt<br />

schon erhöhte Steuerzuschüsse gefor<strong>der</strong>t, mit denen man selbst<br />

gemachte Finanzierungslöcher und unzulässige Schulden finanzieren<br />

will/muss. So macht man letztlich das Solidarsystem von<br />

Seiten <strong>der</strong> Kassenspitzen wissentlich kaputt. Siehe dazu auch<br />

das aufschlussreiche Gutachten von Prof. Thorsten Kingreen.<br />

Zu denken sollte auch geben, dass das PKV-System sehr ähnliche<br />

Finanzierungsprobleme hat. Auch da sind weitere kontinuierliche<br />

Steigerungen <strong>der</strong> Beiträge kaum durchsetzbar. Sollen<br />

dann da auch Steuermittel fließen, wo doch auch aus den<br />

Geldbörsen <strong>der</strong> PKV-Versicherten Gel<strong>der</strong> in die GKV-Kassen<br />

gespült werden?<br />

Für unsere Demokratie alles bedenklichste Entwicklungen,<br />

die Wahlenthaltungen zeigen es immer deutlicher. Man erwartet<br />

zunehmend von <strong>der</strong> Politik nicht mehr Wahrheiten.<br />

Neue Wege?<br />

Man erinnere sich dazu an Ciceros Einsicht zu den stoischen<br />

Lebensweisheiten: „Die Menschen verstehen nicht, welch große<br />

Einnahmequelle in <strong>der</strong> Sparsamkeit liegt.“ Einigen wird <strong>der</strong><br />

Spruch von Norbert Blüm mehr zusagen: „Alle wollen den Gürtel<br />

enger schnallen, aber je<strong>der</strong> fummelt am Gürtel des Nachbarn<br />

herum.“<br />

Einfacher vielleicht: Wir können nicht ständig mehr ausgeben,<br />

als wir haben.<br />

Also Start einer offenen Debatte über Grundversorgung und<br />

parallel über Rationieren und Priorisieren, um auch auf diesem<br />

Weg den Bürgern ein höheres Maß an Kostenbewusstsein und<br />

Selbstverantwortung zu implantieren... Aber vor allem Offenheit<br />

und Wahrheit über Unausweichliches, damit ein langsamer<br />

Umstellungsprozess beginnen kann und dazu die Erkenntnis,<br />

dass wir in unserem Land gegenüber fast allen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Welt immer noch ein leistungsfähiges, hervorragendes<br />

Gesundheitssystem besitzen.<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Gesundheitspolitischen<br />

Info-Dienstes „Schütze-Brief“, Leo Schütze GmbH<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik News|Politik|Perspektiven<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

365<br />

© [M] GG-Raw / fotolia.com


© Michael Adelbert / panthermedia.net<br />

366<br />

schwerpunkt<br />

J.-A. Rüggeberg<br />

Wir brauchen mehr Vertrauen, nicht mehr Geld<br />

Eine Analyse <strong>der</strong> Rede unseres Gesundheitsministers Dr. Rösler auf dem Ärztetag<br />

Seine vietnamesische Abstammung legte es Bundesgesundheitsminister<br />

Dr. Philipp Rösler nahe, seine Haltung mit einem asiatischen<br />

Sprichwort zu beschreiben: „Ein Bambus wiegt sich<br />

im Wind, aber er bricht nicht.“ Das heißt aber auch, dass er<br />

sich dem Druck und <strong>der</strong> Richtung des Windes anpassen dürfte.<br />

Etwas an<strong>der</strong>es wird dem FDP-Politiker auch nicht übrig bleiben,<br />

da <strong>der</strong> Druck aus <strong>der</strong> bayerischen Schwesterpartei CSU<br />

anhält und sich neuer Druck im Bundesrat nach dem Ausgang<br />

<strong>der</strong> nordrhein-westfälischen Landtagswahl abzeichnet. Die<br />

inzwischen erfolgte harsche Abfuhr seiner ministerialen Plä-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Dr. Jörg-A. Rüggeberg<br />

unter Verwendung von Textauszügen<br />

aus OPG - Operation Gesundheitswesen,<br />

Presseagentur Gesundheit: Lisa Braun<br />

Vizepräsident des <strong>BDC</strong><br />

E-Mail via: presse@bdc.de


ne zur Einführung von Kopfpauschalen und Zuzahlungen bei<br />

jedem Arztbesuch durch seinen Amtsvorgänger und jetzigen<br />

CSU-Chef Horst Seehofer zeigt die wahren Machtverhältnisse:<br />

Hier <strong>der</strong> von den Ärzten mit großem Vorschusslorbeer gestartete<br />

Newcomer, dort die „alten Hasen“. Dennoch verbreitete<br />

Rösler in seiner ersten Rede vor einem Deutschen Ärztetag in<br />

<strong>der</strong> Dresdner Semperoper am 11. Mai 2010 Optimismus: Eine<br />

gute Reform sei trotz allem möglich.<br />

Ist das naiv o<strong>der</strong> zweckoptimistisch? BÄK-Präsident Prof.<br />

Jörg D. Hoppe freut sich, dass hier endlich jemand im Ministeramt<br />

sei mit einem offenen Ohr für die tatsächlichen Probleme<br />

des Gesundheitswesens. „Und endlich einmal müssen wir uns<br />

nicht mit einem Vorschaltgesetz zur Kostendämpfung auseinan<strong>der</strong>setzen.“<br />

Und still murmelte er vor sich hin: „Das ich das<br />

noch erleben darf.“<br />

Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle nicht besser<br />

Rösler wies darauf hin, dass es in den letzten 20 Jahren allein<br />

sieben Gesundheitsreformen gegeben habe – dadurch sei es<br />

nicht unbedingt besser, aber immer teurer geworden. Sie hätten<br />

das Ziel gehabt, die Lohnnebenkosten zu stabilisieren. Es<br />

sei falsch, eine Reform nur auf diesen Punkt auszurichten,<br />

anstatt das System insgesamt zu reformieren und zu verbessern.<br />

„Allein aufgrund <strong>der</strong> demografischen Entwicklung und<br />

des medizinischen Fortschritts werden wir auch weiterhin mit<br />

Kostensteigerungen zu tun haben.“ Viele Ärzte, sagte er verständnisvoll,<br />

hätten das Gefühl, in einem System <strong>der</strong> unfairen<br />

Konkurrenz zu arbeiten anstatt im fairen Wettbewerb. Erfolgreich<br />

sei nur <strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich in diesem Regelwerk gut auskenne.<br />

Die Klage <strong>der</strong> Ärzte über die überbordende Bürokratie verstehe<br />

er aus eigener Erfahrung sehr gut. Für ihn selbst war das im<br />

Übrigen auch ein Grund, den Arztberuf aufzugeben und stattdessen<br />

Politiker zu werden. In Deutschland glaube man eben,<br />

<strong>der</strong> Staat sei am ehesten geeignet, Probleme zu lösen. Doch es<br />

gebe bessere Wege, als die Verwaltung alles regeln zu lassen. Er<br />

appellierte auch an die Selbstverwaltung: „Machen wir Schluss<br />

mit <strong>der</strong> Kontrollitis und finden wir zu einer Kultur des Vertrauens<br />

und Miteinan<strong>der</strong>.“ An<strong>der</strong>erseits gab es keinerlei Vorschläge,<br />

wie es denn dann gehen soll.<br />

Das Wort Kostenerstattung ist gefallen<br />

Der Minister streifte kurz die wichtigsten Punkte seiner politischen<br />

Vorhaben: Kostenerstattung ist für ihn erstrebenswert,<br />

um den Versicherten Transparenz über Leistungen und Preise<br />

zu verschaffen. Klar, dass an dieser Stelle Beifall aufbrandete,<br />

auch wenn mit keiner Silbe deutlich wurde, wie denn ein solches<br />

System konkret ausgestaltet werden könnte, ganz abgesehen<br />

von den massiven Wi<strong>der</strong>ständen gegen ein solches Vorhaben<br />

in <strong>der</strong> Koalition. Auch die Prävention müsse vorangebracht<br />

und die Ärzte zu mehr Prävention motiviert werden. Vertragsfreiheit<br />

ist ebenfalls ein Anliegen: „Die Versicherten müssen<br />

sich frei für ihren Therapeuten entscheiden können, unabhängig<br />

von Verträgen.“ Man könne vieles aus dem System <strong>der</strong> freien<br />

Marktwirtschaft in das Gesundheitssystem übertragen, aber<br />

nicht alles. Hier sei Solidarität entscheidend. Der Starke hilft<br />

dem Schwachen. Aber nicht nur <strong>der</strong> Ausgleich zwischen gesund<br />

und krank sei notwendig, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> zwischen arm und<br />

reich. Dieser Ausgleich geschehe schon heute nicht mehr zwischen<br />

Generaldirektor und Sekretärin, son<strong>der</strong>n finde unter den<br />

Sekretärinnen statt. Die Generaldirektoren hätten sich längst<br />

schwerpunkt<br />

aus <strong>der</strong> Solidarität verabschiedet und seien in die private Krankenversicherung<br />

abgewan<strong>der</strong>t. Deswegen gehöre <strong>der</strong> Ausgleich<br />

zwischen arm und reich nicht in die Krankenversicherung, son<strong>der</strong>n<br />

ins Steuersystem. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich ein wenig im Politikerdeutsch<br />

auskennt, weiß, dass mit solchen Formulierungen die<br />

klassische FDP-Programmatik nach Einführung einer Kopfpauschale<br />

beworben wird. Das ist sicher im Kern richtig, unter den<br />

gegebenen Bedingungen aber nicht ohne weiteres umsetzbar.<br />

Der bayrische Löwe hat das unlängst überdeutlich klargestellt.<br />

Noch sieht Rösler genug Geld im System<br />

Natürlich kann auch ein Arzt als Minister nicht mehr Geld für<br />

das Gesundheitswesen versprechen. Im Gegensatz zu seinen<br />

Vorgängern sagt Rösler das aber auch offen. Erst müsse dafür<br />

gesorgt werden, dass die 170 Milliarden Euro besser eingesetzt<br />

werden und Verschwendung vermieden wird. Ob das mit <strong>der</strong><br />

neuen Kultur des Vertrauens gelingt o<strong>der</strong> gesetzliche Regelungen<br />

notwendig werden, wird sich zeigen, denn letztlich ist<br />

<strong>der</strong> Bundesgesundheitsminister für Effizienz im System verantwortlich.<br />

Jedenfalls sagt er nichts an<strong>der</strong>es als seine Vorgängerin,<br />

wenn er <strong>der</strong> Priorisierung eine klare Absage erteilt und eine<br />

gerechtere Verteilung <strong>der</strong> ausreichend vorhandenen Mittel for<strong>der</strong>t.<br />

Erst wenn sich nach allen Effizienzbemühungen herausstellen<br />

sollte, dass zu wenig Geld im System sei, so Rösler, werde<br />

er dafür kämpfen, dass mehr Geld hinein komme. Allerdings<br />

verrät er nicht, auf welchen Zeitpunkt sich das „dann“ bezieht.<br />

Wann merkt man, dass mehr Geld ins System fließen muss?<br />

Lei<strong>der</strong> bleibt unser neuer Minister an diesem zentralen Punkt<br />

genauso vage wie alle an<strong>der</strong>en Politiker vor ihm. Da ist dann<br />

sein Credo für ein System, das auf Eigenverantwortung, Solidarität<br />

und Freiberuflichkeit setzt, eher Balsam auf die geschundene<br />

Seele seiner Zuhörer als konkrete Programmatik.<br />

Die in Dresden versammelte Ärzteschaft war dennoch glücklich,<br />

allein wegen <strong>der</strong> „neuen Kultur des Miteinan<strong>der</strong>“, das sich<br />

deutlich von früheren Zeiten unterscheide. Der Unterschied<br />

gegenüber früher liegt tatsächlich im Ton. Wir Ärzte müssen<br />

bei allem Ungemach nicht auch noch Politikerschelte über uns<br />

ergehen lassen, son<strong>der</strong>n dürfen <strong>der</strong> Anerkennung des obersten<br />

Dienstherrn gewiss sein. Mehr Geld gibt es deswegen nicht<br />

und ob es angesichts <strong>der</strong> Machtverhältnisse in Berlin zu einer<br />

erkennbaren Wende in <strong>der</strong> Gesundheitspolitik kommt, bleibt<br />

mehr als fraglich. So bleibt zu befürchten, dass <strong>der</strong> Minister<br />

getreu seinem asiatischen Motto doch nur das Schilfrohr ist,<br />

das sich geschmeidig unter dem Wind weg biegt, <strong>der</strong> dann uns<br />

Ärzten weiterhin ungebremst ins Gesicht bläst.<br />

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Rubrik News|Politik|Gesundheitsreform<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

367


© cubrazol / shutterstock.com<br />

368<br />

schwerpunkt<br />

R. Schmitz<br />

Die Reform <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong>…<br />

Betrachtungen aus „Süd-Schweden“<br />

Gerade einmal 18 Monate ist es her, dass die große Honorarreform<br />

<strong>der</strong> vertragsärztlichen Vergütung in Kraft trat. Von <strong>der</strong><br />

KBV mit viel Optimismus und als Erfolg eingeführt, sollte sie<br />

dem nie<strong>der</strong>gelassenen Arzt eine gerechtere Vergütung ermöglichen<br />

und den Ausweg aus dem Hamsterrad mit frei floatenden,<br />

sprich sinkenden Punktwerten aufzeigen. Das Resultat war eine<br />

gleichmacherische Vergütung mit einem bundeseinheitlichen<br />

Orientierungspunktwert (BOP) von 3,5 Cent. Als Verbesserung<br />

konnte dabei lediglich gelten, dass tatsächlich eine Eurovergü-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Dr. med. Ralf Schmitz<br />

Regionalvertreter Nie<strong>der</strong>gelassene im<br />

<strong>BDC</strong>-Landesverband Schleswig-Holstein<br />

MVZ Chirurgie in Kiel<br />

Schönberger Str. 11, 24148 Kiel<br />

E-Mail: schmitz@bdc.de


tung erfolgte und <strong>der</strong> Arzt schon am Anfang des laufenden<br />

Quartals wusste, was er maximal honoriert bekommt.<br />

Aufgrund bestehen<strong>der</strong> regional höchst unterschiedlicher<br />

Honorarverteilungsmaßstäbe führte die neue Kalkulation <strong>der</strong><br />

Verteilung <strong>der</strong> Gesamtvergütungen zu massiven Geldumverteilungen<br />

in den einzelnen KVen und weiter herunter gebrochen<br />

auch auf die einzelnen Fachgruppen und Ärzte. Schleswig-Holstein<br />

geriet dabei ohne Zweifel auf die Verliererseite –<br />

es wurde bestraft für eine jahrelange (und eigentlich richtige)<br />

Politik <strong>der</strong> strikten Mengenbegrenzung. Nicht erst seit dieser<br />

Zeit besteht denn auch ein distanziertes bis aufmüpfiges Verhältnis<br />

zur KBV und hier beson<strong>der</strong>s zu Dr. Köhler. Vorläufiger<br />

Höhepunkt dieser gegenseitigen Wertschätzung ist ein Zitat<br />

des großen Bundesvorsitzenden am Rande <strong>der</strong> letzten Vollversammlung<br />

in Dresden, wo er drohte, die KV Schleswig-Holstein<br />

nach Schweden abzugeben.<br />

Gleichwohl hat die aus Sicht des nördlichsten Bundeslandes<br />

völlig verkorkste Honorarreform aber auch Positives hervorgebracht:<br />

Innerhalb <strong>der</strong> KVSH wurde durch eine beeindruckende<br />

Solidaritätsaktion aller Haus- und Fachärzte eine Verlustbegrenzung<br />

durch Verzicht auf Honorargewinne eingeführt.<br />

Das Resultat war denn auch tatsächlich, dass keine Fachgruppe<br />

zu Gewinnern wurde – es gab nur Verlierer, dies aber in<br />

unterschiedlichem Ausmaß. Das Bewusstsein, dass alle Arztgruppen<br />

zu den Verlierern <strong>der</strong> Reform zählten, schweißte die<br />

Schleswig-Holsteiner Kollegen noch mehr zusammen und führte<br />

zu intensiven Diskussionen über mögliche Auswege aus dem<br />

Dilemma.<br />

Die jetzt ab Juli 2010 geltende Neuordnung <strong>der</strong> Vertragsärztlichen<br />

Versorgung (NVV) stellt einen solchen Ausweg<br />

aber sicher nicht dar. Die Gesamtvergütung bleibt in <strong>der</strong> Höhe<br />

natürlich unverän<strong>der</strong>t und auch für die Zukunft ist ja gerade in<br />

Anbetracht <strong>der</strong> aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise kaum<br />

mit mehr Geld im System zu rechnen. Die Neu- o<strong>der</strong> besser<br />

Wie<strong>der</strong>einführung von qualitätsgebundenen Zusatzvolumina<br />

(QZV) aber schafft zumindest ein Stück mehr Gerechtigkeit<br />

innerhalb <strong>der</strong> Arztgruppen und eine Stabilisierung <strong>der</strong> frei<br />

fallenden Regelleistungsvolumina, die zuletzt für Chirurgen in<br />

SH bei 23 € lagen und damit kaum den Wert <strong>der</strong> Ordinationsziffer<br />

überstiegen.<br />

Der Grund dafür waren sogenannte freie Leistungen, die<br />

unbegrenzt mit einem festen Punktwert vergütet wurden,<br />

dies aber aus <strong>der</strong> gedeckelten Gesamtvergütung heraus. Da<br />

es wie erwartet zu einem Run auf die freien Leistungen kam,<br />

musste das Resultat ein notwendigerweise schrumpfendes<br />

Regelleistungsvolumen sein. Und da im Honorarverteilungsvertrag<br />

(HVV) geregelt war, dass Fachgruppentöpfe erst nach<br />

Abzug dieser extrabudgetären (aber intrahonorarvoluminären)<br />

Leistungen gebildet wurden, kam es zu einer weiteren Ungerechtigkeit:<br />

Die massive Ausweitung von freien Leistungen<br />

einer einzelnen Fachgruppe, z. B. bei <strong>der</strong> Akupunktur durch<br />

die Orthopäden, führte zu einem Absinken <strong>der</strong> RLV in allen<br />

Fachgruppen.<br />

Diesem ist jetzt ein Riegel vorgeschoben. So werden für die<br />

zukünftige Honorarverteilung erst die Fachgruppentöpfe gebildet.<br />

Danach werden die QZV gebildet, wobei in SH darauf<br />

geachtet wurde, dass nicht alle 25 von <strong>der</strong> KBV identifizierten<br />

Leistungen berücksichtigt wurden. Vielmehr sollten ausschließlich<br />

an eine tatsächlich erworbene Qualität gebundene Leistungen<br />

berücksichtigt werden. Das heißt für uns Chirurgen<br />

schwerpunkt<br />

die Wie<strong>der</strong>einführung <strong>der</strong> alten gelben Budgets, also Röntgen,<br />

Sono, Duplex, Phlebologie und psychosomatische Grundversorgung.<br />

Die Berechnung des arztindividuellen QZV erfolgt leistungsfallbezogen<br />

auf die abgerechnete Punktmenge des Vergleichsquartales<br />

2008. Erst jetzt, nach Bildung <strong>der</strong> QZV in <strong>der</strong><br />

Fachgruppe, wird nun das Regelleistungsvolumen gebildet. Die<br />

aktuellen Zahlen stehen noch aus und können nach Angaben<br />

<strong>der</strong> KV erst in <strong>der</strong> letzten Juni-Woche geliefert werden.<br />

Durch die Einführung <strong>der</strong> QZV wird es zu einer Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> RLV kommen, nach vorsichtiger Schätzung wird eine<br />

Aufwertung um etwa 10 Prozent erwartet. Gleichzeitig werden<br />

die Kollegen, die technisch hochwertige und qualitätsgebundene<br />

Leistungen erbringen wie<strong>der</strong> etwas besser gestellt, was ein<br />

Stück weit mehr Gerechtigkeit bringt.<br />

Das ist dann aber auch schon alles. Auch dieses System wird<br />

nur für einen Zeitraum von maximal zwei Jahren eine gewisse<br />

Stabilität garantieren – spätestens dann wird <strong>der</strong> Hamsterradeffekt<br />

erneut zum Tragen kommen. Es bleibt zu hoffen, dass diese<br />

Zeit genutzt werden kann, um einen definitiven und belastbaren<br />

Ausweg aus <strong>der</strong> Honorarmisere zu finden.<br />

Nach meiner festen Überzeugung geht dies nur mit einem<br />

vollständigen Systemwechsel – weg vom Sachleistungsprinzip<br />

und hin zur Kostenerstattung. Die demografische Entwicklung<br />

und <strong>der</strong> medizinische Fortschritt lassen keinen an<strong>der</strong>en Weg zu.<br />

Das Bewusstsein dafür muss in intensiven Diskussionen innerhalb<br />

<strong>der</strong> gesamten Gesellschaft - nicht nur innerärztlich! – hergestellt<br />

werden. Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass<br />

<strong>der</strong> Bundesbürger die Sachzwänge versteht – so wie er es ja auch<br />

bei <strong>der</strong> Rente verstanden hat. Wenn man dann durch Erstellen<br />

einer Honorarliquidation den Bürger so individuell an <strong>der</strong><br />

Finanzierung des Gesundheitssystems beteiligt, dann wird das<br />

Bewusstsein für die Kostenentwicklung weiter geschärft. Natürlich<br />

kann ein solches Modell nur mit einem sozialen Ausgleich<br />

für die Schwachen unserer Gesellschaft funktionieren. Und<br />

funktionieren tut es – man gehe nur in angrenzende Län<strong>der</strong>.<br />

In Schleswig-Holstein soll mit Unterstützung <strong>der</strong> Kassen und<br />

des Ministeriums noch in diesem Jahr in einem KV-Bezirk die<br />

Kostenerstattung modellhaft erprobt werden. Auch wenn aktuell<br />

auf dem Dresdner Ärztetag gerade dieses Modell wie<strong>der</strong> von<br />

den Delegierten abgeschmettert wurde, so gebe ich die Hoffnung<br />

nicht auf, dass steter Tropfen doch den Stein aushöhlt.<br />

Selbst KBV-Köhler schreibt neuerdings das Unwort Kostenerstattung<br />

auf seine Fahnen!<br />

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Rubrik News|Politik|Kassenkosten<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

369


370<br />

€€ €<br />

Kostenerstattung reloaded: Rösler und Ärzte offensiv<br />

schwerpunkt<br />

L. Braun<br />

Geht es um Transparenz – o<strong>der</strong> um Geld und Systemwechsel?<br />

Berlin (opg) – Eigentlich ist die Kostenerstattung in <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) klinisch tot. Auf lediglich<br />

0,2 Prozent beziffert das Bundesgesundheitsministerium (BMG)<br />

die Zahl <strong>der</strong> GKV-Mitglie<strong>der</strong>, die eine Kostenerstattungs-Variante<br />

wählen; immerhin seit Anfang 2004 steht allen gesetzlich<br />

Versicherten diese Alternative zur Sachleistung offen. Von Fakten<br />

unbeeindruckt aber träumt die Ärzteschaft wie vor 20, 30<br />

o<strong>der</strong> 40 Jahren noch immer davon, diesem Erstattungsleichnam<br />

wie<strong>der</strong> Leben einhauchen zu können.<br />

Kostenerstattung und Kopfprämie = PKV light?<br />

Nicht nur Hartmannbund, NAV-Virchow-Bund & Co. halten<br />

Kostenerstattung für den wichtigsten Schlüssel, <strong>der</strong> ihnen die<br />

Tür zu paradiesischen Honorarwelten eröffnen würde. Auch <strong>der</strong><br />

113. Deutsche Ärztetag Anfang Mai diesen Jahres erweckt den<br />

Eindruck, die Idee <strong>der</strong> GKV-Kostenerstattung wie<strong>der</strong>beleben<br />

zu können. Politische Unterstützung kommt neuerdings von<br />

ganz oben im BMG. Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp<br />

Rösler (FDP) bekennt sich in seiner Rede am 11. Mai in Dresden<br />

dazu, gesetzlich Versicherten den Weg zur Kostenerstattung<br />

schmackhafter machen zu wollen. Rösler begründet dies<br />

offiziell mit seinem Anliegen, mehr Transparenz und Eigenverantwortlichkeit<br />

schaffen und för<strong>der</strong>n zu wollen. Die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Ärzteschaft dürfte sich davon vor allem höhere Umsätze<br />

versprechen: Das Honorardelta zwischen Einheitlichem Bewertungsmaßstab<br />

(EBM) und Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)<br />

könnte dadurch geschlossen werden, so die Hoffnung. Röslers<br />

Transparenz-Motiv und ärztliche Honorarphantasien können<br />

allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit <strong>der</strong> Ausweitung<br />

<strong>der</strong> Kostenerstattung das zentrale GKV-Prinzip <strong>der</strong><br />

Sachleistung ausgehöhlt werden würde. Dazu passt das FDP-<br />

Gesundheitsprämien-Modell mit einkommensunabhängigen<br />

Beiträgen wie die Faust auf’s Auge: Kostenerstattung plus Kopfprämie<br />

könnten zwei Schlüsselelemente sein, um aus <strong>der</strong> guten<br />

alten solidarisch finanzierten Sachleistungs-GKV eine private<br />

Krankenversicherung (PKV) light, also neuen Typus’ (ohne<br />

Risikoselektion, -ausschlüsse), zu machen.<br />

Erstattungsgrenzen und -Abschläge bei <strong>der</strong><br />

Kostenerstattung<br />

Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP vom 26. Oktober<br />

2009 heißt es zum Thema: „Wir wollen die Transparenz für<br />

Ärztinnen und Ärzte sowie Versicherte erhöhen. Deshalb wollen<br />

wir die Möglichkeit zur Kostenerstattung ausweiten. Es dürfen<br />

dem Versicherten durch die Wahl <strong>der</strong> Kostenerstattung keine<br />

zusätzlichen Kosten entstehen.“ Von welchen „zusätzlichen<br />

Kosten“ will Minister Rösler GKV-Mitglie<strong>der</strong> entlasten? Wahrscheinlich<br />

geht es um Kostenerstattungsabschläge, zu denen die<br />

Krankenkassen bisher gesetzlich verpflichtet sind (und <strong>der</strong>en<br />

Höhe in den jeweiligen Satzungen festgelegt werden müssen).<br />

Details über die Regierungspläne sind bisher noch nicht<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

bekannt. Der parlamentarische Staatssekretär im BMG, Daniel<br />

Bahr (FDP), verkündete im Januar lediglich, das Kostenerstattungsverfahren<br />

in <strong>der</strong> GKV solle für die Versicherten einfacher<br />

und transparenter werden.<br />

Leistungsspektrum bei Kostenerstattung bleibt gleich<br />

Die Kostenerstattung in <strong>der</strong> GKV ist in § 13 Sozialgesetzbuch<br />

(SGB) V geregelt. Mit dem GKV-Mo<strong>der</strong>nisierungsgesetz (GMG),<br />

das Anfang 2004 in Kraft trat, wurde die Option <strong>der</strong> Kostenerstattung<br />

anstelle von Sach- o<strong>der</strong> Dienstleistungen allen GKV-<br />

Mitglie<strong>der</strong>n eröffnet (zuvor war dies nur freiwillig Versicherten<br />

möglich). Die Versicherten sind an ihre Wahlentscheidung<br />

mindestens ein Jahr gebunden. Außerdem besteht die Möglichkeit,<br />

die Kostenerstattung auf ärztliche ambulante Leistungen,<br />

zahnärztliche Leistungen, stationäre Leistungen o<strong>der</strong> veranlasste<br />

Leistungen zu beschränken. Auch bei Kostenerstattung zahlt<br />

die Krankenkasse nur für Leistungen, die nach dem SGB V und<br />

dem SGB IX (Reha und Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen) bzw.<br />

nach Beschlüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)<br />

erstattungsfähig sind. Anspruch auf Erstattung besteht zudem<br />

nur in Höhe <strong>der</strong> Vergütung, die die Kasse bei Erbringung<br />

als Sachleistung zu tragen hätte. Vom so begrenzten Erstattungsbetrag<br />

muss die Kasse zudem „ausreichende Abschläge“<br />

für Verwaltungskosten und fehlende Wirtschaftlichkeitsprüfungen<br />

vornehmen sowie vorgesehene Zuzahlungen abziehen.<br />

Die Differenz zwischen <strong>der</strong> vom Arzt/Zahnarzt nach den privaten<br />

Gebührenordnungen (GOÄ bzw. GOZ) in Rechnung gestellten<br />

Vergütung und dem Erstattungsbetrag <strong>der</strong> Krankenkasse<br />

muss <strong>der</strong> Versicherte aus eigener Tasche bezahlen.<br />

„Kostenerstattung als primäres Vergütungssystem in<br />

<strong>der</strong> GKV“<br />

Der Deutsche Ärztetag in Dresden greift die Koalitionsinitiative<br />

zur Kostenerstattung in <strong>der</strong> GKV dankbar auf, will aber mehr<br />

verän<strong>der</strong>n als bisher von <strong>der</strong> Regierung angedacht. So spricht<br />

er sich – laut Beschlussprotokoll „mit großer Mehrheit“ – dafür<br />

aus, „sozialverträgliche Selbstbehalttarife“ sowie „Wahltarife<br />

für zusätzliche Versorgungsangebote für GKV-Versicherte auf<br />

Basis einer Kostenerstattung“ stärker zu erproben. Zur Begründung<br />

heißt es, Kostenerstattung ermögliche „mehr Transparenz<br />

über das Leistungsgeschehen als Voraussetzung für eine<br />

von den Versicherten selbst gewählte Individualisierung <strong>der</strong><br />

Versorgung und för<strong>der</strong>t das Kostenbewusstsein“ (Beschlussprotokoll,<br />

Seite 14). In einer weiteren Entschließung (Seite 93) plädiert<br />

<strong>der</strong> Ärztetag sogar indirekt dafür, das Sachleistungsprinzip<br />

in <strong>der</strong> GKV mittelfristig gänzlich abzuschaffen: „Der Ärztetag<br />

for<strong>der</strong>t den Gesetzgeber auf, bis zur Einführung des Kostenerstattungsprinzips<br />

als primärem Abrechnungs- und Vergütungssystem<br />

in <strong>der</strong> GKV, die bestehenden Benachteiligungen<br />

für gesetzlich Krankenversicherte bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Kostenerstattung<br />

zu beseitigen und eine Gleichberechtigung von Kosten-


erstattung gemäß § 13 Abs. 2 SGB V und Sachleistungsprinzip<br />

in <strong>der</strong> GKV herzustellen.“<br />

„Keine positive Steuerungswirkung“ – aber Mehrkosten<br />

für Patienten<br />

Die von FDP und Ärzteschaft gepflegte Vorstellung, die Kostenerstattung<br />

bzw. die damit verbundene direkte Rechnungsstellung<br />

führe beim Versicherten nicht nur zu mehr Transparenz<br />

und Kostenkenntnis, son<strong>der</strong>n auch zu einer „kostenbewussteren“<br />

Leistungsinanspruchnahme, nennt Dr. Klaus<br />

Jacobs „schlicht falsch“. Ein Blick in die PKV-Welt belegt dies<br />

eindrucksvoll. Darüber gebe es unter Gesundheitsökonomen<br />

„keinerlei Dissens“, schreibt <strong>der</strong> Geschäftsführer des Wissenschaftlichen<br />

Instituts <strong>der</strong> AOK (WIdO) in einem Papier zum<br />

Thema, das opg vorliegt. Zwar könne die Kostenerstattung die<br />

Leistungsinanspruchnahme <strong>der</strong> Versicherten bremsen. Allerdings<br />

nicht wegen <strong>der</strong> Kostentransparenz, son<strong>der</strong>n aufgrund<br />

einer zusätzlichen, direkten Kostenbeteiligung <strong>der</strong> Patienten,<br />

sei es in Form von prozentualen Selbstbehalten, Mehrkostenregelungen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen. Dazu passt nach Einschätzung von<br />

Jacobs auch <strong>der</strong> aktuelle Vorschlag <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV) nach Einführung einer prozentualen<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Patienten an den Behandlungskosten anstelle<br />

<strong>der</strong> bisherigen Praxisgebühr. Diese KBV-For<strong>der</strong>ung hat sich <strong>der</strong><br />

Ärztetag in Dresden soeben auf die eigenen Fahnen geschrieben.<br />

Eine direkte Kostenbeteiligung <strong>der</strong> Patienten könnte<br />

zudem auch im Sachleistungssystem realisiert werden.<br />

Zusätzliche Einkommenschancen<br />

Kostenerstattung ist offensichtlich und nach den Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre keine notwendige Bedingung, um Patienten<br />

zusätzlich zur Kasse bitten zu können. „Wer die Kostenerstattung<br />

ausbauen möchte, will im Allgemeinen nicht die Effizienz<br />

steigern, son<strong>der</strong>n Leistungserbringern zusätzliche Einkommenschancen<br />

eröffnen“, stellte Prof. Jürgen Wasem bereits vor<br />

zehn Jahren fest. Jacobs sieht es ebenso. Den Ärzten, die seit<br />

Jahren für die Kostenerstattung in <strong>der</strong> GKV eintreten – voran<br />

vor allem <strong>der</strong> Hartmannbund – gehe es nicht um mehr Kostenkenntnis/Transparenz<br />

von Versicherten und Patienten. Das<br />

eigentliche Ziel sei die Anwendung <strong>der</strong> privatärztlichen Gebührenordnung,<br />

„die zu deutlich höheren Vergütungen für dieselben<br />

Behandlungsleistungen führt“. Aus Sicht <strong>der</strong> Ärzte mag das<br />

verständlich sein, aber dann sollte es auch so benannt werden.<br />

Auf eine Unstimmigkeit im Koalitionsvertrag weist Jacobs<br />

zudem richtigerweise hin: Die Aussage - „es dürfen dem Versicherten<br />

durch die Wahl <strong>der</strong> Kostenerstattung keine zusätzlichen<br />

Kosten entstehen“ – könne „logisch überhaupt nicht aufgehen“.<br />

Wenn die Versicherten insgesamt nicht mehr bezahlen sollten,<br />

blieben am Ende sogar noch weniger Mittel zur Leistungsvergütung<br />

<strong>der</strong> Ärzte übrig, weil zusätzliche Kosten für den mit <strong>der</strong><br />

Kostenerstattung in jedem Fall verbundenen zusätzlichen Bürokratieaufwand<br />

entstünden. Die Alternative sieht demnach so<br />

aus: Zwar entstehen den Versicherten keine zusätzlichen Kosten<br />

in Form von höheren Beiträgen, wohl aber den Patienten durch<br />

direkte Kostenbeteiligungen an Behandlungsleistungen.<br />

Problem Verwaltungsaufwand – „ein bürokratischer<br />

GAU“<br />

Die Ärzte dürften keineswegs „scharf auf zusätzlichen Verwaltungsaufwand<br />

sein“, vermutet Jacobs. Aber dazu käme es<br />

schwerpunkt<br />

zwangsläufig im Zuge ausgedehnter Kostenerstattung in <strong>der</strong><br />

GKV, wie die Erfahrungen <strong>der</strong> PKV eindrucksvoll belegen. Der<br />

zusätzliche administrative Aufwand im Vergleich zum Sachleistungssystem<br />

sei nicht nur für Ärzte, son<strong>der</strong>n für alle Beteiligten<br />

„immens“. Macht man die administrative Rechnung zur Kosten-<br />

erstattung auf, sähe diese etwa wie folgt aus:<br />

Für Ärzte/Leistungserbringer:<br />

» Rechnungsstellung in einer für Patienten verständlichen<br />

(„transparenten“) Form, mit vermutlich deutlich höherem<br />

Dokumentationsaufwand als gegenwärtig;<br />

» postalischer Rechnungsversand;<br />

» Zahlungseingangskontrolle;<br />

» Bearbeitung von Nachfragen o<strong>der</strong> Reklamationen <strong>der</strong><br />

Patienten;<br />

» Inkasso-Aktivitäten (Mahnungen, Klagen etc.);<br />

» Absicherung von Ausfallrisiken, die bei GKV-Patienten<br />

ungleich höher ausfallen dürften als bei Privatversicherten.<br />

Für Patienten/Versicherte:<br />

» Rechnungsprüfung; ggf. Nachfragen/Reklamationen beim<br />

Arzt;<br />

» Überweisung des Rechnungsbetrags;<br />

» Postversand <strong>der</strong> Rechnung an die Krankenkasse;<br />

» Prüfung <strong>der</strong> Erstattung durch die Kasse; ggf. Nachfragen/<br />

Reklamationen bei <strong>der</strong> Kasse; ggf. Rückkoppelung mit dem<br />

Arzt bei unvollständiger Erstattung, um die Rechnung<br />

modifizieren zu lassen, zusätzliche Begründungen anzufor<strong>der</strong>n<br />

etc.; ggf. finanzielle Vorleistung des Patienten.<br />

Für Krankenkassen:<br />

» Prüfung <strong>der</strong> zur Erstattung eingereichten Rechnung und<br />

Ermittlung des Erstattungsbetrags, dabei u.a. Verifizierung<br />

<strong>der</strong> Anspruchsberechtigung des Versicherten; Erfassung<br />

<strong>der</strong> Leistungsarten (erstattungsfähig?), Arztkennungen<br />

(zugelassen?), Rechnungsdaten und Abrechnungsposten;<br />

» Überweisung des Erstattungsbetrags an den Versicherten;<br />

» Erstellung und Postversand <strong>der</strong> Mitteilung zur erfolgten<br />

Erstattung; ggf. separater Rückversand von Originalrechnungen<br />

(z. B. im Fall einer Zusatzversicherung);<br />

» Bearbeitung von Nachfragen, Reklamationen usw.;<br />

Archivierung.<br />

Quelle: Nachdruck aus opg - Operation Gesundheitswesen,<br />

Presseagentur Gesundheit: Lisa Braun<br />

€€<br />

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Rubrik News|Politik|Kassen Kosten<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

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372<br />

schwerpunkt<br />

KBv PRESSEMELDuNg<br />

P. Kalbe<br />

KBv<br />

Hilfe zur Diagnosekodierung kommt 2011<br />

Richtig kodieren – Richtlinien werden zuvor in Bayern getestet.<br />

Berlin, 21. Mai 2010 – Die vorgaben zur richtigen Diagnoseverschlüsselung (ambulante Kodierrichtlinien) sollen am 1. Januar 2011<br />

bundesweit in Kraft treten. Zuvor werden sie in den Praxen <strong>der</strong> bayerischen Ärzte und Psychotherapeuten getestet. Die Testphase<br />

ist für das dritte Quartal dieses Jahres angesetzt. Im vierten Quartal erfolgt die Auswertung und Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse. Darauf<br />

hatten sich die vertreter <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBv) und des Spitzenverbandes <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />

Ende März geeinigt. „Die vorgaben gelten für Kollektiv- und Selektivverträge gleichermaßen“, erklärte Dr. Andreas Köhler,<br />

vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> KBv.<br />

„Es ist von immenser Bedeutung, dass die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte und psychologischen Psychotherapeuten ihre Leistungen richtig<br />

kodieren. Nur dann können wir die verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Morbidität gegenüber den Kassen nachweisen, um die notwendigen<br />

finanziellen Mittel für die versorgung <strong>der</strong> versicherten zu erhalten. Wir wollen eine Hilfe an die Hand geben, die das richtige Kodieren<br />

sehr erleichtert“, erläuterte <strong>der</strong> KBv-Chef.<br />

Die Kodierrichtlinien sind auf <strong>der</strong> Website <strong>der</strong> KBv als PDF und als Word-Datei abrufbar: www.kbv.de/kodieren.html. Darüber<br />

hinaus wird die KBv eine Checkliste sowie konkrete Beispiele für die Anwendung <strong>der</strong> Kodierrichtlinien in <strong>der</strong> Praxis im Internet<br />

veröffentlichen.<br />

Vogel friss o<strong>der</strong> stirb? – Die Position des <strong>BDC</strong> zu den<br />

Kodier-Richtlinien<br />

Die Vorgeschichte <strong>der</strong> ICD-Kodierung<br />

In Deutschland hätte bereits 1996 die vertragsärztliche Abrechnung<br />

ausschließlich auf Basis <strong>der</strong> Verschlüsselung nach ICD<br />

erfolgen sollen. Nach massivem Wi<strong>der</strong>stand aus <strong>der</strong> Ärzteschaft<br />

wurde die ICD zunächst als freiwillige Option eingeführt, die<br />

Verwendung einer überarbeiteten Version ist jedoch seit 2000<br />

Pflicht. Sie alle kennen diese lästige Tätigkeit aus <strong>der</strong> täglichen<br />

Praxis und wissen daher sicher auch um die fragwürdige<br />

Genauigkeit und Validität <strong>der</strong> für die KV Abrechnung angegebenen<br />

ICD-Schlüssel. Man hat sich arrangiert, denn ohne ICD-<br />

Code gab und gibt es kein Honorar. Die Softwarefirmen haben<br />

die Kodierung mehr o<strong>der</strong> weniger erleichtert und so werden<br />

schon seit Jahren die ICD-Codes auch für die chirurgischen<br />

Patienten mitgeschleppt. Bisher gab es keine Veranlassung, an<br />

<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Verschlüsselung zu feilen, denn bis auf einige<br />

wenige Ausnahmen hat <strong>der</strong> eingetragene ICD-Schlüssel keinen<br />

Einfluss auf das vertragsärztliche Honorar.<br />

Was steckt dahinter?<br />

Wie Sie vielleicht wissen, wurde mit <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> vertragsärztlichen<br />

Vergütung (NVV) im Jahr 2009 die bis dahin<br />

gültige Anbindung <strong>der</strong> von den Krankenkassen zur Verfügung<br />

gestellten Gesamtvergütung für die ambulante Versorgung an<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Grundlohnsumme beendet. Stattdessen<br />

© Regina Sablotny<br />

Quelle: Pressemitteilung <strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

Das neueste Bürokratie-Monster für die nie<strong>der</strong>gelassenen vertragsärzte fährt langsam schon die Krallen aus und auch<br />

die Chirurgen werden ihm möglicherweise nicht entkommen können.<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

wurde eine langjährige For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ärzteschaft umgesetzt<br />

und die „Morbiditätsgewichtete Gesamtvergütung (MGV)“<br />

eingeführt. Für das Jahr 2009 wurde die Morbidität (teilweise<br />

zu hoch!) geschätzt und für das Jahr 2010 lediglich mit den<br />

Faktoren Alter und Geschlecht adjustiert. Um den gesetzlichen<br />

Vorgaben nachzukommen, muss nunmehr auch ein geeignetes<br />

Messverfahren <strong>der</strong> Morbidität gefunden werden. Das technokratische<br />

Prinzip sieht vor, zusätzlich zu den vorgenannten<br />

demographischen Faktoren die jeweils relevanten ICD-Ziffern<br />

einer „Grouper-Software“ zuzuführen und als Ergebnis jeden<br />

Versicherten einer bestimmten Risiko-Gruppe zuzuführen.<br />

Dr. med. Peter Kalbe<br />

Leiter des Referates Nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen<br />

im <strong>BDC</strong><br />

Praxis am Wall<br />

Josua-Stegmann-Wall 7, 31737 Rinteln<br />

E-Mail: kalbe@bdc.de


Beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben dabei jene 80 Diagnosen, die seit<br />

2009 für den Risiko-Strukturausgleich <strong>der</strong> Krankenkassen herangezogen<br />

werden. Die Kassen haben naturgemäß ein massives<br />

Interesse daran, dass insbeson<strong>der</strong>e in diesem Bereich „richtig“<br />

kodiert wird, da dies erheblichen Einfluss auf ihre Zuweisungen<br />

aus dem Gesundheitsfonds hat. Diese Kodierung ist zum Beispiel<br />

auch essenzieller Bestandteil von Hausarztverträgen. Vor<br />

einem Jahr gab es große öffentliche Empörung, als einige Kassen<br />

versuchten, Vertragsärzte nachträglich zur Korrektur und<br />

„Verbesserung“ ihrer ICD-Verschlüsselung zu motivieren und<br />

dafür eine „Verwaltungspauschale“ in Höhe von 10 Euro pro<br />

nachkodiertem Fall auslobten. Dies mag illustrieren, dass die<br />

Qualität <strong>der</strong> ICD-Kodierung von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung<br />

für die Geldflüsse im ambulanten Bereich ist. Das Schicksal <strong>der</strong><br />

Vertragsärzte ist dabei lei<strong>der</strong> eng an das <strong>der</strong> regionalen Krankenkassen<br />

gekoppelt, denn, geht es <strong>der</strong> Kasse finanziell gut, steht<br />

auch mehr Geld für Honorare zur Verfügung.<br />

Der aktuelle Stand<br />

Das Institut beim Bewertungsausschuss (InBA) hat schon Ende<br />

letzten Jahres die Berufsverbände angeschrieben und um konstruktive<br />

Kommentare zu einer ersten Rohfassung <strong>der</strong> Kodier-<br />

Richtlinien gebeten. Der <strong>BDC</strong> hat in seiner Antwort die grundsätzliche<br />

Kritik an den Richtlinien formuliert und erneut darauf<br />

hingewiesen, dass <strong>der</strong> ICD zahlreiche Schwächen aufweist<br />

und für chirurgische Diagnosen teilweise ungeeignet ist. Dies<br />

insbeson<strong>der</strong>e deswegen, weil die ICD nicht medizinischen o<strong>der</strong><br />

praktischen Gesichtspunkten entspricht, son<strong>der</strong>n lediglich statistischen<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen folgt. Weiterhin wird nicht klar zwischen<br />

Diagnosen und Symptomen unterschieden und nicht jede<br />

Symptomatik entspricht einem Krankheitsbild nach ICD.<br />

Zahlreiche Berufsverbände, <strong>der</strong> Hartmannbund, die „Potsdamer<br />

Runde“ und an<strong>der</strong>e haus- und fachärztliche Organisationen<br />

lehnen die Einführung <strong>der</strong> Kodier-Richtlinien aus gutem<br />

Grund grundsätzlich ab. Zuletzt hat <strong>der</strong> 113. Deutsche Ärztetag<br />

2010 in Dresden dazu folgenden Beschluss gefasst:<br />

„Der Deutsche Ärztetag for<strong>der</strong>t die Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />

auf, die geplante Einführung <strong>der</strong> neuen Diagnose-Kodierrichtlinien<br />

umgehend zu stoppen. Hier werden Daten dazu missbraucht,<br />

um Honorarverteilung zu organisieren. Dabei geht man<br />

von <strong>der</strong> irrigen Meinung aus, <strong>der</strong> Wert und die Intensität <strong>der</strong> täglichen<br />

Arbeit in <strong>der</strong> Arztpraxis an den kodierten Diagnosen ablesen<br />

zu können. Darüber hinaus wird hier von Funktionären ein<br />

weiteres bürokratisches Monstrum geschaffen, vergleichbar mit<br />

den Kodierungen im Zusammenhang mit den Diagnosis Related<br />

Groups (DRGs) im Krankenhaus. So wie im Krankenhaus<br />

ganze Arztstellen für die Kodierung geschaffen werden mussten,<br />

wird eine geordnete Praxisverwaltung durch diese unsinnigen<br />

Kodierrichtlinien unmöglich gemacht und Zeit für die notwendige<br />

Patientenbetreuung gestohlen. In <strong>der</strong> Arztpraxis wird <strong>der</strong><br />

Patient in <strong>der</strong> Gesamtheit seiner Beschwerden behandelt und es<br />

werden nicht irgendwelche Diagnosen zur Abrechnungsbegründung<br />

formuliert.“<br />

Besser kann man die Gegenargumente nicht zusammenfassen.<br />

Der bisherige Wi<strong>der</strong>stand hat immerhin schon zu einer deutlichen<br />

zeitlichen Verzögerung geführt. Die gesetzliche Grundlage<br />

ist <strong>der</strong> § 295 des SGB V, wo es u. a. heißt: „…die Vertragsparteien<br />

nach Satz 1 vereinbaren erstmalig bis zum 30. Juni 2009<br />

schwerpunkt<br />

Richtlinien für die Vergabe und Dokumentation <strong>der</strong> Schlüssel<br />

nach Absatz 1 Satz 5 für die Abrechnung und Vergütung<br />

<strong>der</strong> vertragsärztlichen Leistungen (Kodierrichtlinien); ….“.<br />

Dieser Termin war offensichtlich nicht zu halten und auch die<br />

ursprünglich für den 1.7.2010 geplante Einführung ist bereits<br />

wie<strong>der</strong> auf den 1.1.2011 verschoben worden. Allerdings gibt es<br />

eine verbindliche Vereinbarung <strong>der</strong> Partner <strong>der</strong> Gesamtverträge,<br />

diese Richtlinie zum genannten Datum flächendeckend,<br />

d. h. in sämtlichen KV-Bereichen einzuführen. Eine Testphase<br />

soll mit ausgewählten Praxen in <strong>der</strong> KV Bayern ab 1.7.2010<br />

erfolgen.<br />

Was käme auf Sie zu?<br />

Allein das Studium <strong>der</strong> Kodierrichtlinien macht jedem klar,<br />

welches bürokratische Monstrum da auf die Vertragsärzte losgelassen<br />

werden soll. Sie können die Kodier-Richtlinen von<br />

<strong>der</strong> Internet Seite <strong>der</strong> KBV herunterladen (http://www.kbv.de/<br />

kodieren/pdf-download.php). Dort wird Ihnen auf 161 Seiten<br />

in feinstem Bürokraten-Deutsch erklärt, wie Sie in Zukunft die<br />

ICD-Kodierung durchzuführen haben.<br />

Es wird in Zukunft eine bis dahin unbekannte und sicher<br />

auch nicht routinemäßig durchgeführte Tiefe und Vollständigkeit<br />

<strong>der</strong> Diagnosenverschlüsselung gefor<strong>der</strong>t. Das trifft beson<strong>der</strong>s<br />

auch die Chirurgie und Orthopädie. Bei Chirurgen steht<br />

z. B. an 3. Stelle <strong>der</strong> häufigsten ICD-Codes „T14 – Verletzung<br />

an einer nicht näher bezeichneten Körperregion“. Bei Orthopäden<br />

steht an erster Stelle <strong>der</strong> Hitliste die ICD „M54 – Rückenschmerzen“.<br />

Beide Verschlüsselungen wären nicht mehr zulässig.<br />

Statt <strong>der</strong> T14 müssten Sie also z. B. eine Gesichtsplatzwunde<br />

am Unterkiefer rechts mit „S01.43R“ (Offene Wunde: Unterkieferregion)<br />

verschlüsseln. Darüber hinaus gilt dies für sämtliche<br />

Diagnosen, die einzeln in dieser Tiefe codiert werden müssten.<br />

Sie werden wahrscheinlich Ihre komplette Verschlüsselungs-<br />

Datei überarbeiten müssen.<br />

Lei<strong>der</strong> reicht es auch nicht, sich auf die fachspezifischen Kapitel<br />

zu beschränken, denn auch alle internistischen und sonstigen<br />

Neben-Diagnosen müssen nach den gleichen Grundsätzen<br />

kodiert werden. Einzige „Erleichterung“ ist die Vorgabe, dass<br />

fachärztliche Diagnosen außerhalb des eigenen Fachgebietes<br />

nur bis zur 4. Stelle verschlüsselt werden brauchen.<br />

373<br />

Totalverweigerung o<strong>der</strong> kritische Distanz?<br />

Aufgrund <strong>der</strong> mit den Kassen getroffenen Vereinbarungen<br />

verfolgen die KBV und die Landes-KVen unverän<strong>der</strong>t mit viel<br />

Engagement die Einführung <strong>der</strong> Kodierrichtlinien. Warum?<br />

Die KBV benötigt diese Daten um die Steigerung <strong>der</strong> Morbidität<br />

gegenüber den Kassen nachzuweisen und die jährliche Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Gesamtvergütung auszuhandeln. Die Landes-KVen<br />

wie<strong>der</strong>um sind abhängig von <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> bundesweiten<br />

Gesamtvergütung auf die Regionen, die in Zukunft ebenfalls<br />

von <strong>der</strong> „gemessenen“ Morbidität abhängig sein wird.<br />

Sie können sich vorstellen, dass die oben geschil<strong>der</strong>te Bürokratie<br />

bei den Kollegen landauf landab auf massive Ablehnung<br />

stoßen wird. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass eine fehlerhafte<br />

Kodierung zunächst keine Auswirkungen auf das individuelle<br />

Honorar des einzelnen Arztes haben wird. Allerdings<br />

würde sich eine mangelhafte Darstellung <strong>der</strong> Morbidität im<br />

darauf folgenden Jahr negativ auf die Gesamtvergütung für die<br />

betreffende Region und damit auch auf das für die ärztlichen<br />

Honorare zur Verfügung stehende Geldvolumen auswirken. »»»<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010


374<br />

schwerpunkt<br />

Ein solcher hochgradig abstrakter Zusammenhang dürfte nur<br />

schwerlich geeignet sein, die Ärzte zu stundenlangen zusätzlichen<br />

Kodier-Arbeiten zu motivieren.<br />

Hier kommt jetzt <strong>der</strong> Bumerang <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> vertragsärztlichen<br />

Vergütung zur KBV zurück, die in <strong>der</strong> Konzeption<br />

davon ausgegangen war, diesen bürokratischen Schritt<br />

<strong>der</strong> Ärzteschaft im Hinblick auf höhere Honorare schmackhaft<br />

machen zu können. Doch gerade dies wird in <strong>der</strong> aktuellen<br />

politischen Diskussion ad absurdum geführt: Die Honorare<br />

<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte stehen wie<strong>der</strong> einmal völlig zu<br />

Unrecht in <strong>der</strong> Kritik und statt <strong>der</strong> Orientierung an <strong>der</strong> Morbidität<br />

wird angesichts <strong>der</strong> Krankenkassendefizite über Nullrunden<br />

o<strong>der</strong> Kürzungen <strong>der</strong> ärztlichen Honorare diskutiert. Es<br />

bleibt das Geheimnis <strong>der</strong> KBV, wie sie angesichts dieser Gemengelage<br />

die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte motivieren will, neue und<br />

extreme bürokratische Belastungen auf sich zu nehmen. Dies<br />

auch noch in krassem Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong> KBV-For<strong>der</strong>ung,<br />

die Bürokratie in <strong>der</strong> vertragsärztlichen Versorgung abzubauen.<br />

Auf die Unterstützung <strong>der</strong> Berufsverbände kann sie dabei<br />

jedenfalls nicht hoffen.<br />

Es steht somit außer Frage, dass auch <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> die Einführungen<br />

<strong>der</strong> Kodier-Richtlinien in <strong>der</strong> jetzt vorgesehenen Form<br />

strikt ablehnt. Gleichwohl muss bei aller Kritik ein Auffang-<br />

Szenario konzipiert werden für den Fall, dass die KBV und<br />

die regionalen KVen die Umsetzung <strong>der</strong> Kodierrichtlinien mit<br />

hoheitlicher Gewalt durchsetzen würden. Da es sich letztlich<br />

um die Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben aus dem SGB<br />

V handelt, dürfte in diesem Fall eine juristische Anfechtung<br />

wenig zielführend sein. Die KVen würden bei <strong>der</strong> zwangsweisen<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie wahrscheinlich rechtskonform<br />

handeln.<br />

Die KBV hätte eine elegante Möglichkeit, die Daumenschrauben<br />

anzulegen: Wie Sie wissen, muss jede Abrechnungs-Datei<br />

von einem KBV-Prüfmodul freigegeben werden. EDV-technisch<br />

wäre es ein leichtes, alle Datensätze als fehlerhaft zurückzuweisen,<br />

die keine mindestens 4-stellig kodierte ICD enthalten. Mit<br />

einer solchen dirigistischen Maßnahme würde die KBV allerdings<br />

den allerletzten Rest ihres Ansehens bei den Vertragsärzten<br />

verspielen, so dass auf einen Kompromiss gehofft werden<br />

darf. Gleichwohl wird sich <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> darauf einrichten, Ihnen<br />

ggf. mit sachdienlicher Unterstützung zur Seite zu stehen für<br />

den Fall, dass sich trotz aller Proteste die genannte Richtlinie<br />

doch nicht verhin<strong>der</strong>n lässt.<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik Themen|Abrechnung|ICD-10<br />

PERSoNALIA<br />

Prof. Dr. Albrecht Encke wurde auf dem diesjährigen Ärztetag<br />

die Paracelcus Medaille verliehen.<br />

Dr. med. Ronny Hendrischke ist seit April 2010 neuer Chefarzt<br />

<strong>der</strong> Abteilung für Chirurgie am Standort Spreewaldklinik<br />

Lübben des Klinikum Dahme-Spreewald.<br />

Prof. Dr. med. Klaus Hupe wurde auf dem diesjährigen<br />

Ärztetag die Paracelcus Medaille verliehen.<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

PERSoNALIA<br />

Dr. med. Gerhard Konrad ist neuer Chefarzt <strong>der</strong> Abteilung<br />

für unfallchirurgie und orthopädie am Kreiskrankenhaus<br />

Erding.<br />

Dr. med. Stefan Kolbeck ist seit Juni diesen Jahres neuer<br />

Chefarzt <strong>der</strong> Klinik für Chirugie, unfallchirurgie und orthopädie<br />

in <strong>der</strong> HELIoS Klinik Bad gan<strong>der</strong>sheim.<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Carsten J. Krones ist neuer Chefarzt<br />

<strong>der</strong> Klinik für Allgemein- und viszeralchirurgie des Marienhospitals<br />

Aachen.<br />

Dr. med. Gunda Leschber, Chefärztin <strong>der</strong> thoraxchirurgischen<br />

Klinik <strong>der</strong> Evangelischen Lungenklinik Berlin und<br />

vertreterin <strong>der</strong> Chirurginnen im <strong>BDC</strong>, ist im Mai 2010 zur<br />

Präsidentin <strong>der</strong> European Society of Thoracic Surgeons<br />

(ESTS) gewählt worden.<br />

PD Dr. med. René Mantke, Chefarzt <strong>der</strong> Klinik für Allgemein-<br />

und viszeralchirurgie am Städtischen Klinikum Brandenburg<br />

an <strong>der</strong> Havel, wurde im März von <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> otto-von-guericke-universität Magdeburg zum<br />

außerplanmäßigen Professor ernannt.<br />

Prof. Dr. med. Robert Obermaier ist neuer Chefarzt <strong>der</strong> Klinik<br />

für Allgemein-, viszeral-, gefäß- und minimal-invasive<br />

Chirurgie am Klinikum St. Elisabeth Straubing.<br />

PD Dr. med. Karsten Ridwelski, Chefarzt <strong>der</strong> Klinik für Allgemein-<br />

und viszeralchirurgie am Klinikum Magdeburg,<br />

wurde im März von <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> ottovon-guericke-universität<br />

Magdeburg zum außerplanmäßigen<br />

Professor ernannt.<br />

PD Dr. med. Christoph Seiler, Leiter des Studienzentrums<br />

<strong>der</strong> Deutschen gesellschaft für Chirurgie (SDgC) an <strong>der</strong> Klinik<br />

für Allgemein-, viszeral- und Transplantationschirurgie<br />

<strong>der</strong> Ruprecht-Karls-universitöt Heidelberg und dort oberarzt,<br />

wurde von <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> Heidelberger<br />

universität Anfang des Jahres zum außerplanmäßigen<br />

Professor ernannt.<br />

PD Dr. med. Carolin Tonus, Chefärztin <strong>der</strong> Allgemein- und<br />

viszeralchirurgie am Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda, wurde<br />

am 25. Mai 2010 von <strong>der</strong> goethe universität Frankfurt<br />

a.M. zur außerplanmäßigen Professorin ernannt.<br />

PD Dr. med. Torsten Überrück ist neuer Chefarzt <strong>der</strong> Klinik<br />

für Allgemein- und viszeralchirurgie im St.-Agnes-Hospital<br />

Bocholt.<br />

Der Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen gratuliert seinen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n zu den Auszeichnungen und Ernennungen.<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Bruch<br />

Präsident des <strong>BDC</strong>


E. Schäfer<br />

schwerpunkt<br />

Wundbehandlung im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich unter den<br />

Fesseln <strong>der</strong> Vergütungssystematik<br />

Die Einnahmen im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich sind bekanntlich<br />

strengen Regelungen unterworfen und überwiegend prospektiv<br />

festgelegt. Nur in sehr wenigen Bereichen gibt es einen für<br />

den Praxisinhaber erkennbaren direkten Gewinn durch eigene<br />

Leistung. Am Beispiel <strong>der</strong> Wundbehandlung lässt sich die Leistungsfeindlichkeit<br />

dieses Systems relativ gut darstellen und vermittelt<br />

vielleicht auch den stationär tätigen Kollegen einen Eindruck<br />

<strong>der</strong> Problematik.<br />

Grundsätzlich ist im Folgenden immer Einnahme bzw.<br />

Umsatz zu verstehen, wenn <strong>der</strong> Begriff Honorar fällt. Davon<br />

sind immer abzuziehen die Praxiskosten, die im Durchschnitt<br />

zu etwa 70-75 Prozent anfallen. Das Honorar in einer Praxis<br />

besteht im Wesentlichen zunächst einmal aus dem sogenannten<br />

Regelleistungsvolumen (RLV). Dieses umfasst für<br />

die Behandlungszeit eines gesamten Quartals die meisten an<br />

einem Patienten erbrachten Leistungen und insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Grundpauschale.<br />

Das Regelleistungsvolumen (RLV, z. Zt. in Hamburg zw. 23<br />

und 27 Euro pro Patient je nach Versichertenstatus) wird von<br />

Quartal zu Quartal neu festgelegt und dem jeweiligen Arzt individuell<br />

mitgeteilt. Es nimmt Bezug auf die Zahl <strong>der</strong> im Vorjahr<br />

behandelten Patienten ohne Bezug auf die praxisspezifische<br />

Behandlungsstruktur.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Vorjahrespatienten wird multipliziert mit dem<br />

kv-spezifischen RLV und ergibt so die für das laufende Quartal »»»<br />

Dr. med. Elmar Schäfer<br />

Arzt für Chirurgie – Unfallbehandlung<br />

Gesundheitszentrum<br />

Am Wall 1, 21073 Hamburg<br />

E-Mail: Dr.E.Schaefer@t-online de<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

375<br />

© Susanne Stark / panthermedia.net


376<br />

schwerpunkt<br />

zur Verfügung stehende Geldmenge für die Praxis. Diese Geldmenge<br />

ist unabhängig von <strong>der</strong> Leistungsdichte nicht steigerbar!<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> Summe wird bereits von <strong>der</strong> Grundpauschale<br />

„aufgebraucht“, sodass in vielen Fachgruppen nicht allzu viel an<br />

Leistungsmöglichkeiten aus dem RLV übrig bleiben. Das RLV<br />

wird neuerdings in Euro angegeben. Ebenso werden die einzelnen<br />

EBM-Positionen (einheitlicher Bewertungsmaßstab) in Euro<br />

mitgeteilt.<br />

Ursprünglich gab es hierfür Punkte, die in einem entsprechenden<br />

Verhältnis <strong>der</strong> einzelnen Leistungen zueinan<strong>der</strong> standen.<br />

Daraus resultieren jetzt die Euro-Beträge, z. B. für die Einzelbehandlung<br />

eines diabetischen Fußes umfassen 13,83 Euro Diagnostik,<br />

Debridement, Verband, Beratung etc., für einen Kompressionsverband<br />

beim Ulcus cruris werden 5,43 Euro erstattet.<br />

Da die bei einem Patientenkontakt immer anfallende Grundpauschale<br />

aber bereits zwischen 20 und 25 Euro „verbraucht“, bleibt<br />

für weitere Leistungen kaum noch Spielraum. An<strong>der</strong>s gesagt: Für<br />

eine einmalige Behandlung eines diabetischen Fußes bedarf es<br />

im Sinne einer Quersubventionierung zwei bis drei „gesun<strong>der</strong>“<br />

Patienten, die keine weiteren Leistungen erfor<strong>der</strong>n.<br />

Die RLVs differieren von KV-Bezirk zu KV-Bezirk, liegen z. B.<br />

für Chirurgen z. Zt. in Rheinland Pfalz bei 24 Euro, in Hamburg<br />

bei 33 Euro. Die Europreise sind aber bundesweit gleich.<br />

Daneben gibt es Zuschläge auf das RLV, die qualitätsgebunden,<br />

d. h. nach Genehmigung durch die KV, erbracht werden können.<br />

Hierzu zählt z. B. die diagnostische Radiologie (Teilgebietsradiologie,<br />

interessant für nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen bei entsprechenden<br />

Wunden).<br />

Freie Leistungen, die in voller Höhe (zurzeit jedenfalls) vergütet<br />

werden, kommen on top dazu. Hierzu zählt u. a. das ambulante<br />

Operieren, nicht zu unterschätzen für nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen<br />

bei den tiefen, die Faszie überschreitenden Debridements<br />

etc. Zwar liegen die Punktwerte hier unterhalb <strong>der</strong> von Experten<br />

auf betriebswirtschaftlicher Grundlage errechneten notwendigen<br />

Vergütungen, sodass von einer gewinnbringenden Tätigkeit<br />

kaum die Rede sein kann und es <strong>der</strong> betriebswirtschaftlichen<br />

Geschicklichkeit des ambulanten Operateurs obliegt, hier kostendeckend<br />

zu agieren. Aber immerhin sind diese Leistungen nicht<br />

im RLV, d. h. notwendige OPs werden in voller Höhe und Frequenz<br />

honoriert. Auch hier liegen übrigens die in Hamburg abrechenbaren<br />

Honorare höher als in an<strong>der</strong>en KV-Bereichen, dank<br />

des hohen Einsatzes <strong>der</strong> KVHH für die Operateure.<br />

Behandlung chronischer Wunden in <strong>der</strong> Arztpraxis:<br />

Welche Wundarten kommen in Frage?<br />

» venöse Ulcera<br />

» arterielle Ulcera<br />

» Dekubitus<br />

» diabetischer Fuß<br />

» posttraumatische Wunden<br />

» postoperative Wunden<br />

» Vasculitiden u. a. (ggf. Tumorwunden, palliativ)<br />

Für die Abrechnung bestimmter Wunden ist eine Genehmigung<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Der diabetische Fuß kann nur von Praxen abgerechnet<br />

werden, die eine bestimmte Anzahl an Diabetikern im Quartal<br />

behandeln. Das venöse Ulcus, honoriert mit 5,43 Euro für die<br />

Behandlung und nochmals 5,60 Euro für den Kompressionsverband<br />

(z. B. Pütter), kann von allen Ärzten nahezu beliebig oft<br />

abgerechnet werden (bis zu knapp 75 Mal im Quartal), unter-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

liegt aber wie auch <strong>der</strong> diabetische Fuß dem RLV. Eine Wunde,<br />

die wenigstens dreimal im Quartal behandelt wird, kann von<br />

allen Ärzten mit <strong>der</strong> Ziffer 02310 (20,30 Euro) einmalig im Quartal<br />

abgerechnet werden (also bei <strong>der</strong> dritten Begegnung mit dem<br />

Patienten einmalig im Quartal abrechenbar).<br />

Danach gibt es keine weitere Abrechnung mehr, ganz gleich,<br />

wie oft <strong>der</strong> Patient noch erscheint. Für Chirurgen gibt es eine<br />

spezielle Ziffer 07340. Diese fällt nach mindestens fünf Kontakten<br />

an und ist mit 26,95 Euro besser vergütet. Auch hier ist aber<br />

nur einmal im Quartal <strong>der</strong> Ansatz möglich, alle weiteren Kontakte<br />

müssen umsonst erbracht werden. Dennoch verschwinden<br />

auch diese Leistungen im RLV, sodass weitere daneben erbrachte<br />

Leistungen wie Ultraschall, EKG o. ä. hiermit konkurrieren -<br />

am Ende bleiben 24-33 Euro aus dem RLV.<br />

Für die Verordnungen stehen dem Chirurgen übrigens je nach<br />

Versichertenstatus Beträge zwischen 7 und 9 Euro für ein ganzes<br />

Quartal zur Verfügung, hierin enthalten auch Medikamente<br />

(z. B. Antibiotika!). Hier kann man nur auf die Kooperation <strong>der</strong><br />

Kassen hoffen, die ja auch an einer vernünftigen Wundbehandlung<br />

interessiert sind und somit nach Auskunft des Bundesverbandes<br />

<strong>der</strong> Medizinproduktehersteller BVMed bislang selten<br />

Regressfor<strong>der</strong>ungen für Wundbehandlung angemeldet haben.<br />

Die allermeisten Wundauflagen, Vacuumtherapie, WoundEl-<br />

Behandlung u. a. zählen auch nicht zu den Medikamenten, son<strong>der</strong>n<br />

sind Medizinprodukte. Wirtschaftlichkeitsprüfungen sind<br />

aber auch hier möglich.<br />

Eine neuere Möglichkeit, ein leistungsgerechteres Honorar für<br />

die Wundbehandlung zu erzielen, eröffneten die Verträge über<br />

die „Integrierte Versorgung“ (sog. IV-Verträge). Bundesweit<br />

gibt es einige davon, teilweise auch schon wie<strong>der</strong> eingestellt. Der<br />

erfolgreichste und am meisten verbreitete IV-Vertrag ist wohl <strong>der</strong><br />

mit diversen Betriebskrankenkassen und <strong>der</strong> Managementgesellschaft<br />

Medical Networks in Kassel (in Kooperation mit Uni Bremen,<br />

s. a. Homepage).<br />

Hier erleben wir erstmals eine sachgerechte Vergütung <strong>der</strong><br />

tatsächlich erbrachten Leistungen, wobei erhebliche Voraussetzungen<br />

seitens <strong>der</strong> Anbieter zu beachten sind (z. B. 15 Begegnungen<br />

im Quartal, das bedeutet aber ja auch nur 1 mal pro<br />

Woche, eine durchaus übliche Frequenz bei Ulcuspatienten). Die<br />

von den Ärzten angeordneten Verbandsmaterialien sind sämtlich<br />

frei, werden von den Partnerfirmen (mittlerweile sind viele<br />

<strong>der</strong> großen Firmen wie Hartmann, Coloplast, URGO, Smith &<br />

Nephew dabei) geliefert.<br />

Die Firmen liefern Material in unbegrenzter Höhe bei Anfor<strong>der</strong>ung<br />

durch den Arzt o<strong>der</strong> Pflegedienst und erhalten hierfür<br />

eine Pauschale <strong>der</strong> BKK. Weitere erbrachte Leistungen wie Röntgen<br />

o<strong>der</strong> ambulantes Operieren sind davon unberührt und werden<br />

weiterhin wie die Grundpauschale über die Kasse abgerechnet,<br />

kommen also on top.<br />

Aus meinen Ausführungen lässt sich ersehen, dass die Behandlung<br />

chronischer Wunden zwar sicher eine ureigene Aufgabe <strong>der</strong><br />

ambulanten Medizin ist, dort aber mangels Honorierung eher<br />

zurückhaltend wahrgenommen wird. Komplizierende Begleiterkrankungen,<br />

die in den Kliniken das En<strong>der</strong>gebnis durch den<br />

Case-Mix verbessern, gibt es in <strong>der</strong> ambulanten Systematik<br />

nicht.<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik Themen|Abrechnung|Ambulant


S. Gfrörer, H. Fiegel und U. Rolle<br />

Akutes Abdomen bei Säuglingen und Kin<strong>der</strong>n -<br />

An Invagination denken<br />

Die Invagination ist die häufigste Ursache für einen Darmverschluss im Säuglings- und Kleinkindesalter.<br />

Klinisch besteht die klassische Trias von Bauchschmerzen, Erbrechen und blutig-schleimigem Stuhl.<br />

Häufig geht <strong>der</strong> Invagination eine Gastroenteritis voraus. Ein unverzügliches therapeutisches Vorgehen<br />

ist entscheidend.<br />

Viele Erkrankungen im Säuglings- und Kleinkindesalter präsentieren<br />

sich mit Erbrechen, Bauchschmerzen und Diarrhö.<br />

Die Invagination, stellt einen Notfall dar und ist eine häufige<br />

Ursache für ein akutes Abdomen bei Säuglingen und Kleinkin<strong>der</strong>n<br />

bis hinein ins Kindesalter. Oft wird in Unkenntnis dieser<br />

Differenzialdiagnose des akuten Abdomens die Diagnose<br />

verschleppt, und <strong>der</strong> Patient verzögert <strong>der</strong> notwendigen Therapie<br />

zugeführt. Zeichen eines fortgeschritteneren Stadiums sind<br />

galliges Erbrechen, abdominelle Distension, schleimig-blutiger<br />

AUTOR<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Korrespondenzautor:<br />

Dr. Stefan Gfrörer<br />

Klinik für Kin<strong>der</strong>chirurgie, Klinikum <strong>der</strong> Johann-Wolfgang-<br />

Goethe-Universität,<br />

Theodor-Stern-Kai 7,<br />

60950 Frankfurt am Main<br />

E-Mail: Stefan.Gfroerer@kgu.de<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

377<br />

© Sean Prior / panthermedia.net


378<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Stuhl bis hin zu Zeichen einer Darmperforation, Peritonitis und<br />

Kreislaufversagen.<br />

Umgehende Therapie essentiell<br />

Bei <strong>der</strong> Vielzahl an Patienten mit ähnlichen Symptomen kann<br />

es sich als anspruchsvoll erweisen, herauszufiltern, wer an<br />

einem potenziell chirurgischen Notfall erkrankt ist, <strong>der</strong> eine<br />

umgehende Behandlung verlangt. Kin<strong>der</strong> mit einem Invaginationsileus<br />

bedürfen einer unverzüglichen Diagnostik und Therapie.<br />

Wegweisend in <strong>der</strong> Diagnostik ist <strong>der</strong> abdominelle Ultraschall,<br />

<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Invagination eine hohe Sensitivität und Spezifität<br />

besitzt. Nachdem die Sonographie die klinische Verdachtsdiagnose<br />

bestätigt hat, schließt sich eine ultraschallkontrollierte<br />

hydrostatische Reposition des Invaginates an. Die umgehende<br />

Therapie ist umso mehr von Bedeutung, als ein zügiges Vorgehen<br />

mit einer hohen Erfolgschance (80–90%) und einer sehr<br />

guten Prognose einhergeht. Rezidiv-Invaginationen nach konservativer<br />

Therapie treten in 10% <strong>der</strong> Fälle auf. Patienten mit<br />

Zeichen einer Peritonitis o<strong>der</strong> Darmperforation bedürfen <strong>der</strong><br />

umgehenden chirurgischen Intervention. Ebenso operiert werden<br />

diejenigen Patienten, bei denen ein konservatives Vorgehen<br />

mit 2 bis 3 Versuchen erfolglos war.<br />

Unter einer „Invagination“ (Darmeinstülpung) versteht<br />

man den Prolaps eines proximal gelegenen Darmabschnitts<br />

(Intussuszeptum) in das Lumen eines weiter distal gelegenen<br />

Abschnitts (Intussuszipiens, »Abb. 1). Diese Form <strong>der</strong> intestinalen<br />

Obstruktion kann Teile des Dünndarms, terminales Ileum,<br />

Caecum und Kolon betreffen. Die häufigste Lokalisation<br />

(75–90%) ist das Ileum, das in das Caecum und Colon ascendens<br />

prolabiert. Die Patienten zeigen häufig ein weites Spektrum<br />

an unspezifischen Symptomen, weniger als 50% haben<br />

die klassische Trias von Bauchschmerz, Erbrechen und blutigschleimigen<br />

Stühlen. Da Notfallvorstellungen von Patienten mit<br />

Erbrechen und Diarrhö gewöhnlich sind, ist das Erkennen eines<br />

chirurgisch-intestinalen Notfalls häufig verzögert o<strong>der</strong> wird<br />

gar verpasst. Die Symptome werden oft einer „viralen Gastroenteritis“<br />

zugeschrieben. Patienten mit einer Invagination<br />

haben in <strong>der</strong> Tat häufig die Anamnese einer vorangegangenen<br />

o<strong>der</strong> bestehenden Gastroenteritis. Spätestens jedoch, wenn diese<br />

Symptome begleitet werden von galligem Erbrechen, distendiertem<br />

Abdomen o<strong>der</strong> einem palpablen Tumor, müssen an<strong>der</strong>e<br />

Ursachen in Betracht gezogen werden. Die Invagination ist<br />

eine häufige Ursache eines Darmverschlusses im Alter von 3<br />

Monaten bis 6 Jahren. Sie ist ein tatsächlicher Notfall und steht<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Abb1 Formen <strong>der</strong> Invagination: a ileokolisch, b ileoileal, c ileoileokolisch<br />

in <strong>der</strong> Häufigkeit des akuten Abdomens im Kindesalter an zweiter<br />

Stelle hinter <strong>der</strong> Appendizitis.<br />

Häufig vorausgehende Virusinfektion<br />

Die Invagination ist primär eine Erkrankung des Säuglings-<br />

und frühen Kleinkindesalters, obwohl sie in jedem Alter vorkommen<br />

kann. Nur etwa 10 bis 25% <strong>der</strong> Fälle treten jenseits<br />

des Alters von 2 Jahren auf. Die Inzidenz liegt bei 2 bis 4 Fällen<br />

pro 1000 Lebendgeborenen und 56/100.000 pro Jahr mit einer<br />

Spitze im Alter von 3 bis 9 Monaten. Bei Säuglingen unter 2<br />

Monaten tritt die Invagination nur sehr selten auf, kann aber<br />

selbst bei Neonaten und Frühgeborenen vorkommen. Jungen<br />

sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Mädchen.<br />

Während des Prozesses <strong>der</strong> Invagination prolabiert ein proximal<br />

gelegener Darmanteil mitsamt dem dazugehörigen Mesenterium<br />

in das Lumen des sich distal anschließenden Darmabschnittes.<br />

Der eingestülpte Darmabschnitt wird durch die<br />

Peristaltik in distaler Richtung (analwärts) vorgeschoben. Mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Invagination verstärkt sich die venöse Stauung<br />

des Darms, und es kommt zum Darmwandödem mit Obstruktion<br />

des Lumens und Ileus. Die protrahierte venöse Stase<br />

bedingt eine hämorrhagische Transsudation mit Stauungsblutungen<br />

in Darmlumen und -wand. Bei anhalten<strong>der</strong> mechanisch<br />

bedingter Gefäßobstruktion kommt es zur arteriellen Min<strong>der</strong>perfusion<br />

und Darmnekrose.<br />

Der häufigste ätiologische Faktor bei <strong>der</strong> so genannten idiopathischen<br />

Invagination ist eine vorangegangene Virusinfektion<br />

im Rahmen einer oberen Luftwegserkrankung o<strong>der</strong> einer<br />

Enteritis. Die resultierende Virämie stimuliert die intestinalen<br />

Lymphfollikel mit Vergrößerung und Ödem <strong>der</strong> Peyer-Plaques<br />

in <strong>der</strong> Submukosa des Ileums. Diese vergrößerten Plaques können<br />

<strong>der</strong> Invagination als Leitstruktur dienen, gemeinsam mit<br />

den deutlich vergrößerten Lymphknoten des Mesenteriums. Es<br />

besteht eine höhere Inzidenz im Frühjahr und Herbst.<br />

Häufig plötzlicher Beginn<br />

Zwischen 2 und 12% <strong>der</strong> Patienten haben eine identifizierbare,<br />

pathologische Formation, die als Leitstruktur bezeichnet wird.<br />

Die Wahrscheinlichkeit einer pathologischen Leitstruktur als<br />

Ursache für die Invagination steigt mit dem Alter jenseits von<br />

2 Jahren rapide an. Die häufigste Leitstruktur ist ein Meckel-<br />

Divertikel. Intestinale Polypen und ein intestinales Lymphom<br />

betreffen meist ältere Kin<strong>der</strong> und fungieren als Zugpunkt. Eine<br />

Leitstruktur findet sich in weniger als 4% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> unter 2<br />

Jahren, ist jedoch bei bis zu einem Drittel <strong>der</strong> Patienten jenseits


des 2. Lebensjahres anzutreffen. Eine pathologische Leitstruktur<br />

sollte immer dann verdächtigt werden, wenn sich ein Kind<br />

außerhalb <strong>der</strong> gewöhnlichen Altersgruppe o<strong>der</strong> mit mehreren<br />

Episoden präsentiert.<br />

Die Invagination ist die häufigste chirurgische Komplikation<br />

bei an Purpura Schönlein-Henoch erkrankten Patienten. Auch<br />

die Mukoviszidose wird bei etwa 1% <strong>der</strong> Patienten durch eine<br />

Invagination kompliziert. Patienten mit Peutz-Jeghers-Syndrom,<br />

familiärer Polyposis, nephrotischem Syndrom, mesenterialen<br />

Tumoren, Darmduplikaturen o<strong>der</strong> versenktem Appendixstumpf<br />

nach Appendektomie haben eine Prädisposition für<br />

eine Invagination. Abdominelle Traumata und generell die<br />

postoperative Phase prädisponieren ebenfalls. Die klassische<br />

Darminvagination ereignet sich typischerweise im Ileozökalbereich,<br />

kann aber prinzipiell in jedem Darmsegment auftreten.<br />

Dünndarminvaginationen weisen überproportional häufig<br />

pathologische Leitstrukturen wie Meckel-Divertikel o<strong>der</strong> intraluminale<br />

Polypen auf. Hingegen sind asymptomatische ileoileale<br />

Invaginationen häufige sonographische Zufallsbefunde und<br />

bedürfen bei Beschwerdefreiheit keiner Therapie.<br />

Die Eltern berichten oft von einem plötzlichen Erkrankungsbeginn,<br />

meist aus dem Wohlbefinden heraus, vielfach allerdings<br />

mit <strong>der</strong> Anamnese einer vorangegangenen Enteritis o<strong>der</strong> eines<br />

an<strong>der</strong>en „viralen Infektes“. Kolikartige Bauchschmerzen, bei<br />

denen <strong>der</strong> Säugling charakteristischerweise die Beine hochzieht,<br />

sind eines <strong>der</strong> ersten Zeichen einer Invagination. Anfangs wird<br />

das Kind zwischen den Schmerzphasen noch in gutem Allgemeinzustand<br />

sein, später dann blass und lethargisch. Mit <strong>der</strong><br />

einsetzenden intestinalen Obstruktion wird das Erbrechen gallig.<br />

Hellrote rektale Blutung gemischt mit Schleim, so genannter<br />

himbeergeleeartiger Stuhl, wird in etwa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Fälle<br />

beobachtet, häufiger bei den Patienten, die einer rektal-digitalen<br />

Untersuchung unterzogen werden. Ein palpabler Tumor ist im<br />

rechten Oberbauch zu finden.<br />

Abb2 Ileokolische Invagination. In <strong>der</strong> Oberbauchsonographie<br />

stellt sich das Invaginat als Kokardenformation<br />

(Ringzeichen o<strong>der</strong> Zielscheibenphänomen) mit einem Querdurchmesser<br />

von 2,7 cm dar<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Sonographie Methode <strong>der</strong> Wahl<br />

Eine Druckschmerzhaftigkeit des Abdomens mit Hinweis auf<br />

eine Peritonitis zeigt eine Ischämie o<strong>der</strong> Perforation des Darms<br />

an. Durch Flüssigkeitsverschiebungen in den 3. Raum entsteht<br />

eine Kreislaufinstabilität mit reduziertem intravasalem<br />

Volumen, Tachykardie und verlängerter Rekapillarisierungszeit.<br />

Eine Diarrhö ist bei bis zu 30% <strong>der</strong> Patienten vorhanden,<br />

sodass häufig die Diagnose einer Gastroenteritis gestellt wird.<br />

Gelegentlich präsentieren sich die Patienten ohne offensichtliche<br />

Bauchschmerzen mit Apathie und Lethargie. Bei Patienten<br />

mit Verdacht auf Sepsis, hypovolämischen Schock, intermittieren<strong>der</strong><br />

Blässe und Synkope sollte an eine Invagination gedacht<br />

werden.<br />

Die sichere Frühdiagnostik <strong>der</strong> Invagination ist eine entscheidende<br />

Voraussetzung für die erfolgreiche konservative Therapie.<br />

In Fällen unklarer abdomineller Symptomatik kann die<br />

Sonographie die Situation unmittelbar durch Darstellung des<br />

Invaginatkopfs klären. Mittels <strong>der</strong> Doppler-Sonographie lässt<br />

sich die Durchblutung des betroffenen Darmabschnitts darstellen.<br />

Durch Ultraschall kann die Invagination früh erfasst werden,<br />

z. B. vor <strong>der</strong> rektalen Entleerung von blutigem Schleim.<br />

Sonographische Zeichen einer Invagination sind das konzentrische<br />

Ringzeichen (Zielscheibenphänomen) im queren Schnitt<br />

(»Abb. 2) sowie das Pseudokidney-Zeichen im (schrägen) Längsschnitt<br />

(»Abb. 3). Aufgrund <strong>der</strong> charakteristischen Sonomorphologie<br />

nimmt die sonographische Diagnostik eine herausragende<br />

Stellung ein und ist mit einer Sensitivität von 98 bis 100%<br />

und einer Spezifität von 88 bis 100% die Untersuchungsmethode<br />

<strong>der</strong> Wahl. Mit ihr kann die Diagnose schnell und akkurat<br />

bestätigt o<strong>der</strong> ausgeschlossen, und es können simultan gegebenenfalls<br />

an<strong>der</strong>e Diagnosen erkannt werden.<br />

Die sonographische Diagnostik <strong>der</strong> Invagination hat den<br />

Kolon-Kontrasteinlauf weitgehend abgelöst. Ihm kommt ein<br />

Stellenwert in <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> ileocoecalen Passage nach<br />

konservativer Behandlung zu, wenn die Passage sonographisch<br />

nicht eindeutig beurteilt werden kann, beispielsweise durch ein<br />

erhebliches Ödem in diesem Darmabschnitt. Auch bei unklarer<br />

Abb3 Ileokolische Invagination. Im Längsschnitt durch<br />

den Invaginatkopf ist eine nierenähnliche Konfiguration<br />

(Pseudokidney-Zeichen) ersichtlich<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

379<br />

»»»


380<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Abb4 Ileokolische Invagination. Typischer intraoperativer<br />

Befund<br />

Abb6 Lymphadenitis mesenterialis im Bereich des terminalen<br />

Ileums<br />

Sonographie (erhebliche Darmgasüberlagerung) und zur Sicherung<br />

<strong>der</strong> Operationsindikation bei frustranen Repositionsversuchen<br />

findet <strong>der</strong> Kolon-Kontrasteinlauf Anwendung. Die<br />

Röntgen-Abdomen-Übersichtsaufnahme in Linksseitenlage<br />

hat ihren Stellenwert lediglich im fortgeschrittenen Stadium<br />

<strong>der</strong> Erkrankung in <strong>der</strong> Diagnostik <strong>der</strong> Darmperforation zum<br />

Ausschluss o<strong>der</strong> zur Bestätigung von freier abdomineller Luft.<br />

Zum frühen Zeitpunkt <strong>der</strong> Erkrankung sind die Befunde in <strong>der</strong><br />

Röntgen-Abdomen-Übersicht häufig variabel und unspezifisch.<br />

Später erscheinen weitgestellte, gasgefüllte Dünndarmschlingen,<br />

und das Invaginat ist möglicherweise als Weichteilraumfor<strong>der</strong>ung<br />

röntgenologisch erkennbar.<br />

Zunächst konservativ behandeln<br />

Die Diagnose einer akuten ileokolischen Invagination erfor<strong>der</strong>t<br />

eine unverzügliche Therapie, bevor sich <strong>der</strong> klinische<br />

Zustand verschlechtert. Wenn es <strong>der</strong> Allgemeinzustand des<br />

Kindes zulässt und keine Kontraindikationen wie Darmperfo-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Abb5 Intraopertiver Situs nach offen-chirurgischer,<br />

manueller Desinvagination einer ileokolischen Invagination<br />

ration, Peritonitis o<strong>der</strong> hypovolämischer Schock bestehen, gilt<br />

die sonographisch kontrollierte hydrostatische Reposition als<br />

Behandlung <strong>der</strong> Wahl. Zu diesem Zweck wird ein großlumiger<br />

Blasenkatheter rektal eingeführt (Ch. 28 od. 30) und geblockt<br />

als Darmrohr verwendet. Eine an einem Infusionsstän<strong>der</strong> aufgehängte<br />

Flasche mit warmer physiologischer Kochsalzlösung<br />

wird über ein Infusionsbesteck mit dem Darmrohr verbunden<br />

und das Kolon mit einem Druck von bis zu 100 cm Wassersäule<br />

gefüllt. Während des rektalen Einlaufs wird <strong>der</strong> Invaginatkopf<br />

sonographisch dargestellt und <strong>der</strong> Fortgang <strong>der</strong> Reposition<br />

beobachtet. Die Patienten tolerieren diese Prozedur häufig ohne<br />

Sedierung, können aber bei Bedarf mit Midazolam (0,1 mg/<br />

kg Körpergewicht intravenös) sediert (Pulsoxymetrie) o<strong>der</strong><br />

in Kombination mit einem Opioid (Piritramid 0,1 mg/kg i.v.)<br />

analgosediert werden.<br />

Das ultraschallgesteuerte Monitoring gewährleistet ein<br />

Höchstmaß an Kontrolle im Verlauf des Repositionsprozesses.<br />

Es ermöglicht die Darstellung intraluminaler Strukturen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Ileocoecalklappe, mit sehr guter Auflösung. Die<br />

hydrostatische Reposition hat eine Erfolgsrate von 70 bis 90%,<br />

Komplikationen können unmittelbar erkannt werden. Der<br />

wesentliche Vorteil dieser Methode ist das strahlenfreie Vorgehen.<br />

Die Reposition kann ebenso pneumatisch über Insufflation<br />

von Luft erfolgen, wobei <strong>der</strong> Druckaufbau manometrisch kontrolliert<br />

wird (maximaler Druck 100 mbar). Weiterhin sind die<br />

hydrostatische (wasserlösliches Kontrastmittel, kein Barium,<br />

cave: Barium-Peritonitis bei Perforation) und pneumatische<br />

(Luft als negatives Kontrastmittel) Reposition unter Durchleuchtungskontrolle<br />

als Methoden zu nennen, allerdings mit<br />

entsprechen<strong>der</strong> Strahlenbelastung.<br />

Niedrige Komplikationsrate<br />

Darmperforationen sind selten, aber auch bei regelrechtem<br />

Vorgehen beschrieben. Der Erfolg <strong>der</strong> Reposition wird durch<br />

Übertritt von Spüllösung in das terminale Ileum dokumentiert,<br />

gleichzeitig fällt <strong>der</strong> Druck im Instillationssystem ab. Bei frustraner<br />

Reposition werden, soweit <strong>der</strong> Patient dies toleriert, bis<br />

zu 3 konservative Repositionsversuche unternommen, bevor<br />

operativ interveniert wird. Nach konservativer Desinvaginati-


DAS LERnPAKET<br />

on treten Rezidive bei bis zu 10% <strong>der</strong> Patienten auf. Es hat sich<br />

gezeigt, dass es auch bei Rezidiv-Invaginationen vorteilhaft und<br />

erfolgreich ist, konservativ vorzugehen.<br />

Indikationen zur operativen Therapie <strong>der</strong> Invagination sind die<br />

erfolglose konservative Reposition, Hinweise auf eine pathologische<br />

Leitstruktur o<strong>der</strong> Zeichen einer Darmperforation. Der<br />

operative Standardzugang ist die quere Mittelbauch-Laparotomie<br />

rechts. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Invaginatkopf in proximaler<br />

Richtung (oralwärts) manuell reponiert wird (Methode nach<br />

Hutchinson »Abb. 4, 5, 6). Der Zustand des reponierten Darmes<br />

bestimmt das weitere Vorgehen. Die Indikation zur Darmresektion<br />

bzw. Enterotomie besteht bei irreversibel durchblutungsgestörtem,<br />

nekrotischem Darm, bei Perforation o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Darstellung pathologischer Leitstrukturen (Meckel-Divertikel,<br />

Polypen). Die anschließende Versorgung erfolgt mittels Resektion<br />

und Anastomose.<br />

Die Anlage von Enterostomien sind Ausnahmen. Die laparoskopische<br />

Reposition <strong>der</strong> Darminvagination stellt eine Alternative<br />

zur offenen Operation dar. Diese Methode zeichnet sich<br />

Akutes Abdomen bei Säuglingen und<br />

Kin<strong>der</strong>n - An Invagination denken<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

aus durch eine hervorragende intraabdominelle Übersicht bei<br />

allerdings gegenüber dem offen manuellen Vorgehen instrumentenbedingt<br />

eingeschränkter Handlungsfähigkeit. Bezüglich<br />

<strong>der</strong> Rezidivprävention zeigt die Ileopexie gegenüber <strong>der</strong><br />

simplen manuellen Reposition keinen Vorteil.<br />

Fazit für die Praxis<br />

Der Invaginationsileus im Kindesalter ist ein Notfall und bedarf<br />

<strong>der</strong> raschen klinischen und sonographischen Diagnostik. Der<br />

fließende Übergang von Diagnostik und Therapie führt zu einer<br />

hohen Erfolgsrate <strong>der</strong> konservativen Behandlung bei niedriger<br />

Komplikationsrate. Die Einleitung <strong>der</strong> Therapie in einem spezialisierten<br />

Kin<strong>der</strong>zentrum, in dem alle Optionen <strong>der</strong> Behandlung<br />

zur Verfügung stehen, ist anzustreben.<br />

Eine ausführliche Darstellung dieses Themas inklusive Literaturangaben<br />

finden Sie in <strong>der</strong> Zeitschrift Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 2009<br />

157:917–924<br />

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381


382<br />

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Den CME-Beitrag „Akutes Abdomen bei Säuglingen<br />

und Kin<strong>der</strong>n - An Invagination denken“ finden Sie unter<br />

„Chirurgie|Kin<strong>der</strong>chirurgie|notfälle“, bzw. „neu im eCME-<br />

Center“. Durch Klick auf den Kursnamen wird die Startseite<br />

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ob Sie bestanden haben und wieviele CME-Fortbildungspunkte<br />

Sie erreicht haben.<br />

Bei erfolgreichem Abschluss des Testes schließen Sie das<br />

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in die Ansicht „Mein Schreibtisch“. Dort finden Sie eine<br />

Übersicht aller von Ihnen abgeschlossenen Kurse. Für zertifizierte<br />

Kurse können Sie sich unter „Meine zertifikate“ ein<br />

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Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Fortbildungszertifikat<br />

Reichen Sie die im [eCME-Center] erworbenen Punktebestätigungen<br />

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zertifizierten Fortbildung bei Ihrer zuständigen Landesärztekammer<br />

ein, sobald Sie die erfor<strong>der</strong>lichen 250 Punkte in<br />

fünf Jahren erreicht haben. Bitte beachten Sie, dass <strong>der</strong> maximale<br />

Anteil an CME-Punkten, den Sie über die Fortbildung<br />

im Internet und in zeitschriften erlangen können, je nach<br />

Landesärztekammer verschieden ist. nähere Informationen<br />

dazu erhalten Sie bei <strong>der</strong> für Sie zuständigen Landesärztekammer.<br />

CME-Artikel: Akutes Abdomen bei Säuglingen und Kin<strong>der</strong>n<br />

- An Invagination denken<br />

URL: http://www.ecme-center.org<br />

Rubrik: Chirurgie|Kin<strong>der</strong>chirurgie|notfälle<br />

Kurs-PIn: <strong>BDC</strong>02779<br />

Für Rückfragen<br />

Thomas Friedrich,<br />

Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen (<strong>BDC</strong>) e.V.<br />

<strong>BDC</strong> Service GmbH, Telefon: 030/28 004-121,<br />

E-Mail: it@bdc.de


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384<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Hygiene-tipp<br />

Erfassung nosokomialer Infektionen<br />

Nach § 23 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) sind Leiter von<br />

Einrichtungen für ambulantes Operieren verpflichtet, die vom<br />

Robert Koch-Institut (RKI) nach § 4 IfSG festgelegten nosokomialen<br />

Infektionen fortlaufend in einer geson<strong>der</strong>ten Nie<strong>der</strong>schrift<br />

aufzuzeichnen und zu bewerten. Diese Aufzeichnungen<br />

sind zehn Jahre aufzubewahren und dem Gesundheitsamt auf<br />

Verlangen vorzulegen.<br />

Das RKI hat dazu im Jahr 2003 Empfehlungen gegeben (Bundesgesundheitsblatt<br />

2003, 46, 791-795). Danach können die zu<br />

erfassenden Indikator-OPs (also nicht alle!) selbst bestimmt<br />

werden. Es liegt nahe, sich auf jene OPs zu konzentrieren, die<br />

beson<strong>der</strong>s häufig erfolgen bzw. die ein beson<strong>der</strong>s hohes Infektionsrisiko<br />

tragen.<br />

Im Falle einer Infektion sind nach RKI folgende Daten zu<br />

dokumentieren: Patientenidentifikation, Alter, Geschlecht,<br />

OP-Datum, OP-Art, OP-Dauer, ASA-Score, Wundklassifikation,<br />

endoskopisch ja/nein, Infektionsdatum, Infektionsart, Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Diagnose, Erreger, Komplikationen.<br />

Die Patienten sind nach RKI postoperativ mindestens 14 Tage<br />

zu verfolgen, besser 30 Tage. Am einfachsten ist dieses möglich,<br />

wenn sich alle Patienten postoperativ noch einmal vorstellen<br />

und – falls dies bereits in <strong>der</strong> ersten Woche postoperativ ist –<br />

aufgefor<strong>der</strong>t werden, sich bei Zeichen einer Infektion erneut zu<br />

melden. Ansonsten – wenn die Patienten sich nicht mehr vorstellen<br />

– sollten alle nachbehandelnden Ärzte wenigstens einmal<br />

im Jahr schriftlich um unverzügliche Meldung von Infektionen<br />

und Wie<strong>der</strong>vorstellung des Patienten gebeten werden.<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

AutorEN<br />

Prof. Dr. med. W. Popp,<br />

Dr. med. K.-D. Zastrow<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Krankenhaushygiene e. V. (DGKH)<br />

Bleibtreustraße 12 A, 10623 Berlin<br />

E-Mail: info@dgkh.de<br />

Diese Form <strong>der</strong> Erfassung wird nach aller Erfahrung nur eingeschränkt<br />

funktionieren.<br />

Die Infektionsraten sollten – als Prozentangabe – mindestens<br />

einmal im Jahr ausgewertet und dokumentiert werden. Da die<br />

ambulanten Infektionsraten im Allgemeinen sehr niedrig sind<br />

– deutlich unter 1 Prozent - sind letztlich große OP-Mengen<br />

erfor<strong>der</strong>lich, um überhaupt valide Infektionsraten zu erhalten.<br />

Dies stellt natürlich die gesamte Erfassung in Frage, die gleichwohl<br />

<strong>der</strong>zeit vorgeschrieben ist.<br />

Es kann sich empfehlen, die eigene Form <strong>der</strong> Erfassung einmal<br />

dem Gesundheitsamt vorzustellen und dessen Zustimmung<br />

zu dieser Form einzuholen.<br />

Die Hygiene-Aktion des <strong>BDC</strong> in Kooperation mit <strong>der</strong> DGKH finden<br />

Sie im Internet unter <strong>BDC</strong>|Online, www.bdc.de, Rubrik<br />

Themen|Berufsalltag|Hygiene


Safety Clip<br />

Diagnosefehler vermeiden<br />

Ein Patient sucht die Klinik mit erheblichen Schmerzen im Lendenwirbelbereich<br />

auf. Er wird zunächst konservativ mit Analgetika<br />

behandelt. Da keine zufriedenstellende Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Beschwerden herbeigeführt werden kann, wird er neun Tage nach<br />

<strong>der</strong> ersten Aufnahme im Krankenhaus operiert.<br />

Der Patient klagt heute über weitreichende Lähmungserscheinungen<br />

<strong>der</strong> unteren Extremitäten und depressive Verstimmungen.<br />

Das Oberlandesgericht (OLG) Koblenz spricht dem Patienten<br />

wegen eines zu spät operierten Bandscheibenvorfalls 384.000 €<br />

(Schmerzensgeld und Schadenersatz) zu. Dem behandelnden<br />

Arzt wird ein grober Behandlungsfehler vorgeworfen, da er den<br />

Kläger nicht unmittelbar nach seiner Ankunft in <strong>der</strong> Klinik operierte.<br />

Die Koblenzer Richter betonen, dass ein chirurgischer Eingriff<br />

dringend geboten sei, wenn bei einem Bandscheibenvorfall –<br />

wie im vorliegenden Fall – das diagnostizierte klinische Bild auf<br />

einen massiven und bei einer Behandlung ohne Operation möglicherweise<br />

irreversiblen Schaden hindeute [1].<br />

Nach falsch (o<strong>der</strong> nicht) durchgeführten Therapien sind Diagnosefehler<br />

die zweithäufigste Ursache für Behandlungsschäden.<br />

Als Diagnosefehler gelten z.B. die Verzögerung <strong>der</strong> Diagnosestellung<br />

o<strong>der</strong> die Nicht-Durchführung des geeigneten<br />

und indizierten Untersuchungsverfahrens, ebenso die Anwendung<br />

veralteter, nicht indizierter Diagnosemethoden o<strong>der</strong> die<br />

© Erwin Wodicka / panthermedia.net<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

© [M] LHF Graphics, fotolia.com<br />

Safety Clip<br />

Dr. Peter Gausmann<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> GRB Gesellschaft für<br />

Risiko-Beratung mbh<br />

Klingenbergstraße 4, 32758 Detmold<br />

E-Mail: pgausmann@grb.de<br />

wegen fehlen<strong>der</strong> Kompetenz unzureichende Interpretation von<br />

Untersuchungsergebnissen. Ein Diagnosefehler liegt vor, wenn<br />

ein Arzt ein eindeutiges Krankheitsbild infolge Unachtsamkeit<br />

o<strong>der</strong> mangels ausreichen<strong>der</strong> Erfahrung verkennt, wenn elementare<br />

Kontrollbefunde nicht erhoben werden o<strong>der</strong> wenn eine vorläufige<br />

Diagnose während <strong>der</strong> weiteren notwendigen Behandlung<br />

und Untersuchung nicht überprüft wird [2].<br />

Eine Auswertung <strong>der</strong> Schadenfalldatei <strong>der</strong> Ecclesia Versicherungsdienst<br />

GmbH aus 2009 zeigt, dass von allen Ursachen für<br />

Behandlungsschäden 22 % zurückgehen auf:<br />

»<br />

»<br />

»<br />

eine falsch gestellte Diagnose,<br />

eine nicht o<strong>der</strong> zu spät eingeleitete Diagnostik o<strong>der</strong><br />

eine Nichterhebung erfor<strong>der</strong>licher Befunde.<br />

Weitere Ursachen sind die falsch durchgeführte Therapie (32,5<br />

%) und die falsche Therapiewahl (6 %).<br />

Häufig sind organisatorische Mängel Ursachen für Diagnosefehler.<br />

Hierzu zählen vor allem die unzureichende Kommunikation<br />

innerhalb des therapeutischen Teams, die Nichthinzuziehung<br />

kollegialer Expertisen sowie Dokumentationsmängel.<br />

Einige typische Diagnosefehler werden im Folgenden beispielhaft<br />

dargestellt:<br />

» Eine Patientin stellt sich mit starken Schmerzen im linken<br />

Unterschenkel und im linken Fuß im Krankenhaus vor.<br />

Als Ursache ihrer Beschwerden wird ein Gichtanfall diagnostiziert.<br />

Mit einem Salbenverband wird die Patientin<br />

entlassen. Aufgrund anhalten<strong>der</strong> Beschwerden begibt sie<br />

sich zu ihrem Hausarzt, <strong>der</strong> eine Bein-Venen-Thrombose<br />

diagnostiziert. Ein Diagnosefehler des behandelnden<br />

Krankenhauses wird bestätigt.<br />

» Eine Oberschenkelfraktur wird nicht sachgerecht therapiert,<br />

da trotz zweimaliger Untersuchung lediglich eine<br />

Bän<strong>der</strong>dehnung diagnostiziert wird. Dadurch ist die spätere<br />

operative Versorgung erschwert und die Heilung verzögert.<br />

Obgleich die Diagnostik aufgrund von Kommunikationsproblemen<br />

zwischen Arzt und Patient (Behin<strong>der</strong>ung<br />

des Patienten) erschwert war, wird <strong>der</strong> Diagnosefehler<br />

bestätigt.<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

385<br />

»»»


386<br />

»<br />

»<br />

»<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Bei einer Schnittverletzung am Gelenk <strong>der</strong> linken Hand<br />

wird während <strong>der</strong> chirurgischen Erstversorgung die<br />

Durchtrennung des Medianusnervs übersehen. Ein Diagnosefehler<br />

wird bestätigt.<br />

Ein Patient wird nach einem Sturz in eine Glastür wegen<br />

mehrerer Schnittverletzungen behandelt. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

Diagnostik wird eine Nervverletzung übersehen. Laut Gutachter<br />

hat sich <strong>der</strong> behandelnde Arzt keine ausreichende<br />

Übersicht über die Wundtiefe verschafft, sodass die inkomplette<br />

Verletzung des N. medianus und inkorporierte Glaskörper<br />

nicht erkannt wurden.<br />

Ein Patient stirbt an den Folgen einer Aortenaneurysmaruptur,<br />

nachdem in <strong>der</strong> Patientenaufnahme trotz erheblicher<br />

Tab1 Ursachengruppen von kognitiven Fehlsteuerungen<br />

bei <strong>der</strong> Entstehung von Diagnosefehlern (Auszug<br />

aus [3], S. 72)<br />

Verfügbarkeits-<br />

heuristik<br />

Problematik Kompensation<br />

vorschnelles Urteil<br />

anhand <strong>der</strong> Erfahrung<br />

mit ähnlichen Fällen<br />

Ankereffekt sich zu sehr auf den<br />

ersten Eindruck<br />

verlassen<br />

Framing-Effekt Art und Weise <strong>der</strong><br />

Präsentation ist zu<br />

dominierend<br />

blin<strong>der</strong> Gehorsam Kritiklosigkeit in Bezug<br />

auf Autoritäten o<strong>der</strong><br />

Technologien<br />

vorzeitiges Festlegen<br />

engstirniges Glauben an<br />

eine einzige Idee<br />

Verifizierung <strong>der</strong><br />

Ergebnisse anhand von<br />

Statistiken und/o<strong>der</strong><br />

Einholung einer zweiten<br />

Meinung<br />

Fall überdenken,<br />

wenn neue Befunde<br />

vorhanden sind und/<br />

o<strong>der</strong> zweite Meinung<br />

einholen<br />

Fall aus an<strong>der</strong>er<br />

Perspektive betrachten<br />

in Abwesenheit <strong>der</strong><br />

Autoritäten noch einmal<br />

richtig nachdenken<br />

nochmaliges Durchdenken<br />

des Falles nach Erholungspause<br />

(wenn dies<br />

<strong>der</strong> Klinikalltag erlaubt)<br />

abdomineller Beschwerden keine hinreichenden diagnostischen<br />

Maßnahmen erfolgt sind. Eine umfassende Primärdiagnostik,<br />

eine Differentialdiagnostik und eine frühere OP<br />

hätten laut Gutachter die Überlebenschancen erhöht.<br />

Ein Blick in die Schadendatenstatistiken zeigt ein heterogenes<br />

Ursachenprofil. Um den Hauptursachen für Diagnosefehler<br />

bzw. Diagnoseirrtümer auf den Grund zu gehen, muss zunächst<br />

einmal die Situation in Notaufnahmen berücksichtigt werden.<br />

Patienten stellen sich mit unterschiedlich ausgeprägten Symptomen,<br />

Befunden und Risikofaktoren dem Arzt in <strong>der</strong> Notfallaufnahme<br />

vor und dieser muss unter Zeitdruck diagnostizieren<br />

und, meist mit eingeschränkten Möglichkeiten, eine Zweitmeinung<br />

hinzuziehen.<br />

Die klinische Entscheidung, ob ein Patient stationär aufgenommen<br />

wird o<strong>der</strong> nicht, wird laut Wachter von einer Vielzahl<br />

individueller Faktoren beeinflusst, etwa durch unzureichende<br />

Ausbildung, mangelnde Erfahrung o<strong>der</strong> persönliche und berufliche<br />

Präferenzen, durch herabgesetztes Denkvermögen auf-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

grund von Überlastung und Erschöpfung o<strong>der</strong> auch durch persönliche<br />

Risikobereitschaft [3]. Der Autor sieht einen <strong>der</strong> ersten<br />

und wichtigsten Schritte zur Vermeidung diagnostischer Fehler<br />

darin, die Denkweise von Ärzten bei <strong>der</strong> Diagnosestellung zu<br />

verstehen, um diese im Sinne eines Präventionskonzeptes mit<br />

adäquaten kognitiven Instrumenten und auch IT-technischen<br />

Hilfsmitteln zu unterstützen. Diagnosefehler entstehen mitunter<br />

durch das Fällen eines vorschnellen Urteils, das dann, auch<br />

wenn es abweichende Hinweise gibt, verteidigt wird.<br />

Wachter klassifiziert fünf Ursachengruppen von kognitiven<br />

Fehlsteuerungen bei <strong>der</strong> Entstehung von Diagnosefehlern<br />

(»Tab. 1):<br />

Obwohl es in den vergangenen Jahren zahlreiche Innovationen<br />

in den Bereichen <strong>der</strong> Labordiagnostik, <strong>der</strong> bildgebenden<br />

Verfahren sowie <strong>der</strong> Operationstechnologie gegeben hat, treten<br />

nach wie vor Diagnosefehler auf, sowohl im Notfallversorgungsbereich<br />

als auch – wenngleich weitaus seltener – bei <strong>der</strong><br />

elektiven Patientenversorgung. Aus <strong>der</strong> Perspektive des klinischen<br />

Risikomanagements haben sich folgende Präventionsmaßnahmen<br />

bewährt:<br />

» Verfügbarkeit eines Mindeststandards an diagnostischen<br />

Maßnahmen auch außerhalb <strong>der</strong> Kernarbeitszeiten, d. h. am<br />

späten Nachmittag, in <strong>der</strong> Nacht und an den Wochenenden<br />

» Gewährleistung und Inanspruchnahme des erfahrenen<br />

Facharztes im Sinne eines Vier-Augen-Prinzips<br />

» Vorhaltung und Inanspruchnahme von fachabteilungsübergreifenden<br />

Hinzuziehungsregeln für Ärzte an<strong>der</strong>er<br />

medizinischer Fachabteilungen<br />

» selbstkritische Berücksichtigung <strong>der</strong> oben dargestellten<br />

kognitiven Ursachen für Diagnosefehler durch den behandelnden<br />

Arzt<br />

» Erfassung und Auswertung von Diagnosefehlern<br />

und -irrtümern im Rahmen von CIRS-Analysen und<br />

M&M-Konferenzen<br />

Zur Vermeidung von Diagnosefehlern bzw. Diagnoseirrtümern<br />

sind in erster Linie eine gute und praxisorientierte ärztliche<br />

Ausbildung und die Verfügbarkeit medizinischer Diagnostikinstrumente<br />

nötig, ebenso wie ein adäquater zeitlicher und personeller<br />

Rahmen für eine Diagnostik. Vor allem an Letzerem<br />

mangelt es allzu oft.<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik Themen|Qualität|Patientensicherheit<br />

Literatur:<br />

[1] OLG Koblenz Az.: 5 U 55/09 (29.10.2009) GesR 2010,199<br />

[2] Bergmann, K.O.; Kienzle, H. (1996). Krankenhaushaftung,<br />

Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft, Düsseldorf<br />

[3] Wachter, R., Fokus Patientensicherheit, dt. Übersetzung 2010<br />

(Hrsg. Koppenberg J., Gausmann P., Henniger M.), ABW-Verlag<br />

Berlin<br />

© [M] LHF Graphics / fotolia.com


I. Flessenkämper, D. Böckler, H.-H. Eckstein<br />

Ultraschall-Screening abdominaler<br />

Aortenaneurysmen (AAA)<br />

Epidemiologie<br />

Eine gesunde infrarenale Aorta hat einen Durchmesser von ca.<br />

2 cm, <strong>der</strong> im Laufe des Lebens leicht zunimmt. Die Obergrenze<br />

des Normaldurchmessers wird bei ca. 2,5 cm gesehen. Per definitionem<br />

spricht man ab diesem Durchmesser von einer Ektasie,<br />

ab 3 cm von einer aneurysmatischen Erweiterung, dass im<br />

deutschsprachigen Raum nach allgemeiner Ansicht ab 5 cm<br />

therapiewürdig ist. Die fundierteste Untersuchung zur Indikation<br />

zur Operation eines solchen Aneurysmas stellt das United<br />

Kingdom Small Aneurysm Trail [1] dar, bei dem nachgewiesen<br />

wurde, dass eine Therapie infrarenaler Aortenaneurysmen<br />

ab einem Durchmesser von 5,5 cm einen evidenten Vorteil für<br />

die Patienten bringt. Da die Grenze von 5,5 cm in dieser Arbeit<br />

die willkürlich gezogene Obergrenze einer Gruppe von 4 – 5,5<br />

cm Durchmesser entsprach, wird in Deutschland nach allgemeinem<br />

Verständnis die Grenze von 5 cm zur Indikationsstellung<br />

beibehalten.<br />

Folgende Risikofaktoren werden für die Bildung von Aorten-<br />

aneurysmen verantwortlich gemacht:<br />

»<br />

»<br />

»<br />

»<br />

»<br />

»<br />

Alter<br />

ehemaliger o<strong>der</strong> aktueller Nikotinabusus<br />

Hypercholesterinämie<br />

arterieller Hypertonus<br />

coronare Herzkrankheit<br />

familläre Häufung (betrifft 10-20 % aller AAA) [2]<br />

Unabhängig von dem Durchmesser gibt es weitere Faktoren, die<br />

für eine hohe Rupturgefahr eines Aneurysmas sprechen. Hierzu<br />

gehören eine exzentrische Konfiguration sowie ein Wachstum<br />

von über 5 mm in 6 Monaten bzw. 1 cm pro Jahr.<br />

Studien zum Ultraschall-Screening des AAA<br />

Aufgrund einer unverän<strong>der</strong>t inakzeptabel hohen perioperativen<br />

Letaliät <strong>der</strong> Notfall-OP beim rupturierten AAA von > 50 %<br />

stellt die elektive offene o<strong>der</strong> endovaskuläre Theapie die einzig<br />

vernünftige Prophlyaxe <strong>der</strong> Aortenruptur dar. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite kann ein abdominales Aortenaneurysma mit einer<br />

autorEn<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Dr. med. I. Flessenkämper 1 , Univ. Prof. Dr. med. D. Böckler<br />

2 , Univ. Prof. Dr. med. H.-H. Eckstein 3<br />

Korrespondenzautor:<br />

1 Klinik für Gefäßmedizin<br />

HELIoS-Klinikum Emil von Behring<br />

Walterhöferstr. 11, 14165 Berlin<br />

E-Mail: ingo.flessenkaemper@helios-kliniken.de<br />

2 Klinik für Gefäßchirurgie<br />

Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie<br />

universitätsklinikum Heidelberg<br />

3 Präsident <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie<br />

und Gefäßmedizin (DGG), Gesellschaft für operative, endovaskuläre<br />

und präventive Gefäßmedizin<br />

Interdisziplinäres Zentrum für Gefäßerkrankungen (IZG)<br />

Klinikum rechts <strong>der</strong> Isar (MrI) <strong>der</strong> technischen universität<br />

München<br />

Ultraschall-Untersuchung einfach, sicher und kostengünstig<br />

diagnostiziert werden. Aus diesem Grund wurden in mehreren<br />

Län<strong>der</strong>n randomisierte Studien zum einmaligen Ultrschall-<br />

Screening vornehmlich älterer Männer durchgeführt.<br />

In »Tabelle 1 sind die Grunddaten <strong>der</strong> Studien aus West-Australien,<br />

Chichester/UK, MASS/UK und Viborg/Dänemark mit<br />

insgesamt > 125.000 Probanden/Patienten dargestellt. [3-6].<br />

Aus diesen Daten kann klar abgelesen werden, dass ein Ultraschall-Screening<br />

bei Männern über 65 Jahren nach 3-5 Jahren<br />

die AAA-assoziierte Letalität senkt, nach 7-15 Jahren auch das<br />

Gesamtüberleben positiv beeinflusst. In den angelsächsischen<br />

Studien konnte dieser Vorteil nur für Männer gesehen werden,<br />

während er in den skandinavischen Studien auch für Frauen<br />

signifikant war, was daher rührt, dass Frauen zwar seltener ein<br />

Tab1 Charakteristika <strong>der</strong> 4 <strong>randomisierten</strong> <strong>Screeningstudien</strong> zum abdominellen Aortenaneurysma (AAA) [7]<br />

Charakteristika Viborg-Studie Westaustralien-<br />

Studie<br />

MASS-Studie Chichester-Study<br />

(Männer)<br />

Gesamt<br />

alter (Jahre) 64–73 65–83 65–74 65–80 -<br />

teilnehmer (n) 12.639 38.704 67.800 6.040 125.576<br />

Maximaler Follow-up (Jahre) 9,6 3,6 (11,0) a) 7,0 15,0 -<br />

teilnahmequote (%) 77 63 b) 80 73 74<br />

aaa-Prävalenz (%) 4,0 7,2 4,9 7,7 5,5<br />

a) 11 Jahre nachbeobachtungsdaten zu Gesamttodesfällen verfügbar b) Bei Einbeziehung <strong>der</strong> unheilbar Kranken und <strong>der</strong> Männer mit falscher adresse<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

387<br />

»»»


388<br />

weiterbildung & fortbildung<br />

Aortenaneurysma haben, diese Aneurysmen aber deutlich häufiger<br />

und bei geringeren Größen rupturieren. In einer schwedischen<br />

Studie (Wanhainen 2006) lag das Rupturrisiko für<br />

Frauen bei 5,7 % gegenüber 1,9 % bei Männern, also dreimal<br />

so hoch.<br />

In <strong>der</strong> BARE-Studie [2] konnte an 2.100 Patienten nachgewiesen<br />

werden, dass die internationalen Daten auch auf Deutschland<br />

übertragbar sind. In dieser Studie wurden arteriell vorerkrankte<br />

Patienten gescreent, bei denen eine pathologische Aortenkonstellation<br />

(infrarenaler Aortendurchmesser > 2,5 cm) bei<br />

über 8 % <strong>der</strong> Probanden identifiziert werden konnte.<br />

Warum ein Screening?<br />

Die Frage kann beantworten, wer ein ganzheitliches Verständnis<br />

zu chirurgischen Erkrankungen bejaht. Gerade bei potentiell<br />

tödlichen Erkrankungen, die wie ein infrarenales Aortenaneurysma<br />

(AAA) selten bzw. sehr spät symptomatisch sind,<br />

macht es Sinn, die Versorgung vom Notfall- in den Elektivbereich<br />

zu verlagern. Dies kann gelingen, wenn Erkrankungen<br />

entsprechend frühzeitig identifiziert werden. Aufgrund <strong>der</strong><br />

Symptomarmut ist dies beim AAA lediglich im Rahmen eines<br />

Ultraschall-Screenings möglich. Nur so können Betroffene in<br />

einer günstigeren elektiven Ausgangssituation von den dort zu<br />

erzielenden besseren Ergebnissen profitieren. Der Unterschied<br />

ist für das AAA mit einer perioperativen Letalität beim elektiven<br />

Eingriff von 1-2 % bei <strong>der</strong> endovaskulären Therapie und<br />

2-5 % beim offenen Aortenersatz. versus einer Gesamtletalität<br />

aller rupturierten AAAs von > 90 % [8] erheblich.<br />

Ein ganzheitlicher Ansatz bedeutet auch für chirurgische<br />

Erkrankungen, dass nicht allein nur die operationschirurgische<br />

Tätigkeit inkl. <strong>der</strong> OP-begleitenden Maßnahmen und<br />

<strong>der</strong> Nachsorge bedeutsam sind, son<strong>der</strong>n auch die Prävention<br />

für das Langzeitergebnis <strong>der</strong> betroffenen Patienten relevant ist.<br />

Screeninguntersuchungen sind immer dann beson<strong>der</strong>s sinnvoll,<br />

wenn <strong>der</strong> Einsatz an technischen und finanziellen Mitteln<br />

möglichst gering ist, das Screening gefahrlos ist und von den<br />

potentiell Betroffenen akzeptiert wird und eine sichere weitere<br />

Versorgung <strong>der</strong> detektierten erkrankten Patienten möglich ist.<br />

Für infrarenale Aortenaneurysmen sind diese Zusammenhänge<br />

gegeben, da das Ultraschall-Screening eine schmerz- und<br />

strahlungfreie Untersuchung darstellt und mit <strong>der</strong> endovaskulären<br />

und offenen AA-Therapie eine standardisierte und in<br />

großen gefäßchirurgischen Kliniken sichere Behandlungsmethode<br />

zur Verfügung steht.<br />

Betrachtet man die Number Needed to Screen (NNS), so sieht<br />

man, dass diese Ziffer für Aortenaneurysmen ausgesprochen<br />

Tab2 Zu untersuchende Patientenzahl pro Vermeidung<br />

eines diagnosebezogenen Todesfalls [14]<br />

NNS Periode<br />

Hämoccult 808 8,5 Jahre<br />

Koloskopie 862 13 Jahre<br />

Mammografie (50 -<br />

69-jährige Frauen)<br />

ultraschall abdominale<br />

aorta (65—80-jährige<br />

Männer)<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Ca. 2000 10 Jahre<br />

350 7-15 Jahre<br />

gering ist. Diese Zusammenhänge wurden in den USA und<br />

England sowie einigen skandinavischen Län<strong>der</strong>n auch bereits<br />

gesehen, so dass dort ein Screening mittlerweile eingeführt ist<br />

[4, 6, 9-13]. In <strong>der</strong> deutschen BARE-Studie wurde nachgewiesen,<br />

dass die international erhobenen Daten auch auf die hiesige<br />

Population übertragen werden können [2].<br />

In »Tabelle 2 werden die Zahlen <strong>der</strong> NNS zu verschiedenen<br />

Erkrankungen aufgeführt. Für die genannten Erkrankungen<br />

wurden aufgrund <strong>der</strong> vorliegenden epidemiologischen Fakten<br />

Screeninguntersuchungen zur Vorsorge als sinnvoll anerkannt<br />

und in nationale Screeningprogramme umgesetzt. Vergleicht<br />

man die Daten, so ist ersichtlich, dass ein Screening im Aortenbereich<br />

ausgesprochen sinnvoll ist.<br />

Wer soll nun dieses Screening durchführen?<br />

Aus den bisherigen Darlegungen ist die Notwendigkeit abzuleiten,<br />

sich um die frühzeitige Erkennung einer lebensbedrohenden<br />

Krankheit zu kümmern. Dies müssen die Ärzte initiieren,<br />

die die jeweilige Erkrankung in ihrem Focus haben. Für<br />

etliche Erkrankungen sind dies Chirurgen, beim AAA ist es<br />

die Gefäßchirurgie. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie<br />

und Gefäßmedizin (DGG) hat es sich daher zur Aufgabe<br />

gemacht, die Öffentlichkeit und die Ärzteschaft auf die Problematik<br />

aufmerksam zu machen. Aufgrund des Umfangs <strong>der</strong><br />

notwendigen Screeningmaßnahmen kann die flächendeckende<br />

Umsetzung allerdings nicht allein von <strong>der</strong> Gefäßmedizin geleistet<br />

werden. Ein flächendeckendes Ultraschall-Screening muss<br />

in Deutschland im Wesentlichen im nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich<br />

durchgeführt werden. Dementsprechend müssten aber Vergütungsmöglichkeiten<br />

eingerichtet werden, da nicht zu erwarten<br />

ist, dass in diesem Segment des Gesundheitswesens Leistungen<br />

umsonst erbracht werden.<br />

Wie ist es nun möglich, ein Screening zu etablieren?<br />

Bei Erkrankungen, die von einer frühen Erkennung beson<strong>der</strong>s<br />

profitieren, sollte an entsprechende Präventivmaßnahmen<br />

gedacht werden. Der potentielle Benefit muss selbstverständlich<br />

wissenschaftlich untermauert und bzgl. <strong>der</strong> Früherkennung<br />

möglichst mit einer NNS hinterlegt werden können.<br />

Ist das geplante Screening nach <strong>der</strong> NNS genauso effektiv o<strong>der</strong><br />

evtl. sogar effektiver als an<strong>der</strong>e bereits anerkannte Screeninguntersuchungen,<br />

so erscheint es geradezu zwingend, die entsprechenden<br />

Kontakte zu Politik, Kostenträgern und Krankenkassen<br />

aufzubauen. Dies muss von Informationsaktivitäten in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit begleitet werden, da hier ein Bewusstsein für die<br />

Problematik geweckt werden muss. Neben allgemeinen Awareness-Aktivitäten<br />

in den Medien wurde zum AAA bisher auch<br />

ein nationaler Screeningtag projektiert. Der letztjährige nationale<br />

Tag <strong>der</strong> Gefäßchirurgie wurde ebenfalls unter das Motto<br />

des Aortenscreenings gestellt.<br />

Bei diesen Aktivitäten kann es durchaus hilfreich sein, von<br />

unterschiedlichen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und<br />

ihren Erfahrungen zu profitieren. Nicht umsonst plant die<br />

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie <strong>der</strong>zeit eine Umfrage unter<br />

ihren Mitglie<strong>der</strong>n, wer in welchen Institutionen tätig ist. Eine<br />

gleiche Fragestellung wird begleitend zu Aussendungen <strong>der</strong><br />

DGG auch unter <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n durchgeführt werden.<br />

Diesen Artikel und die Literaturangaben finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online<br />

über www.bdc.de, unter <strong>der</strong> Rubrik News|Politik|Prävention


W. Hohenberger, D. Löhlein , J. r. Izbicki, M. Meine<br />

Stellungnahme zum GOÄ-Ratgeberbeitrag von Stefan Gorlas<br />

Gelesen in: Deutsches Ärzteblatt 2010, Vol. 107 (20): a-1040<br />

titel: Die totale retroperitoneale Lymphadenektomie<br />

Mit Interesse haben wir den Beitrag von Herrn Gorlas zur<br />

Gebührenordnungsziffer 1809 (Totale retroperitoneale Lymphadenektomie)<br />

im Deutschen Ärzteblatt gelesen.<br />

Unseres Erachtens bedarf <strong>der</strong> Beitrag einiger Korrekturen,<br />

um Missverständnisse, auch im Verhältnis zu privaten Krankenversicherungen<br />

und Patienten bezüglich <strong>der</strong> Abrechenbarkeit<br />

<strong>der</strong> GOÄ-Nr. 1809, auch in Analogie, zu vermeiden.<br />

Zunächst ist festzuhalten, dass <strong>der</strong> medizinische Begriff <strong>der</strong><br />

totalen retroperitonealen Lymphadenektomie einen Eingriff<br />

beschreibt, <strong>der</strong> so nicht zur Anwendung kommt. Vielmehr verweist<br />

<strong>der</strong> Autor richtigerweise darauf, dass die Gebührenordnungsziffer<br />

GOÄ-Nr. 1809 im urologischen Teil <strong>der</strong> Gebührenordnung<br />

für Ärzte aufgeführt ist und entsprechend eine retroperitoneale<br />

systematische Lymphadenektomie von den Nierenhili<br />

abwärts entlang <strong>der</strong> Aorta und <strong>der</strong> Vena cava bis zur<br />

»»»<br />

autoren<br />

vergütung & ökonomie<br />

Prof. Dr.med. Dr. h.c. W. Hohenberger<br />

für die GoÄ-Kommission Deutsche Gesellschaft für<br />

Chirurgie<br />

Prof. Dr.med. D. Löhlein<br />

für die GoÄ-Kommission Berufsverband Deutscher<br />

Chirurgen<br />

Prof. Dr.med. Prof. h.c. J. R. Izbicki<br />

für die GoÄ-Kommission Deutsche Gesellschaft für allgemein-<br />

und Viszeralchirurgie<br />

Rechtsanwalt Marcus Meine<br />

Fachanwalt für Medizinrecht, Hamburg<br />

e-Mail via: presse@bdc.de<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

389<br />

© Silvio Severino / panthermedia.net


390<br />

vergütung & ökonomie<br />

Abzweigung <strong>der</strong> Beckengefäße umfasst. Damit ist also jegliche<br />

Lymphadenektomie im Becken sowie auch im Oberbauch<br />

cranial <strong>der</strong> Nierenhili nicht vom Leistungsinhalt <strong>der</strong> GOÄ-Nr.<br />

1809 . Der Begriff „total“ ist daher irreführend. Der Zugang<br />

zum Mediastinum (mediastinale Lymphadenektomie) umfasst<br />

nicht das Gebiet des Retroperitoneums.<br />

Unseres Erachtens hinkt auch <strong>der</strong> Versuch, die Schwierigkeit<br />

des Eingriffs über die Dauer zu definieren. Je<strong>der</strong> versierte Chirurg<br />

weiß, dass die Operationszeit in hohem Maße individuell<br />

unterschiedlich ist und auch von <strong>der</strong> Erfahrung des Operateurs<br />

in dem jeweiligen Gebiet abhängt.<br />

Aus allgemeinchirurgischer und viszeralchirurgischer Sicht<br />

bedingt die Lymphadenektomie oberhalb <strong>der</strong> Nierenhili im Vergleich<br />

zur Lymphknotendissektion beim Nierenzellkarzinom<br />

die Ausdissektion von deutlich mehr Gefäßen. Da es aber außer<br />

<strong>der</strong> Ziffer 1809 keine Ziffer gibt, die eine adäquat die dahinterstehende<br />

Leistung wie<strong>der</strong>gibt, z.B. bei <strong>der</strong> Lymphknotendissektion<br />

des Oberbauches im Falle eines Pankreaskarzinoms, müssen<br />

für die sachgerechte Abrechnung an<strong>der</strong>e GOÄ-Nummern<br />

analog herangezogen werden, die den tatsächlichen Umfang <strong>der</strong><br />

erbrachten Leistung so genau wie möglich wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Da bei <strong>der</strong> Bewertung einer GOÄ-Nr. nicht ein ausschließlich<br />

medizinischer Sachverhalt zu betrachten ist, son<strong>der</strong>n auch<br />

eine Rechtsverordnung gebührenrechtlich auszulegen ist, haben<br />

mehrere Gerichte höherer Instanzen sich daher bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Frage, ob eine analoge Berechenbarkeit <strong>der</strong> GOÄ-<br />

Ziffer 1809 gerechtfertigt ist, an <strong>der</strong> medizinischen Einschätzung<br />

des Schwierigkeitsgrades <strong>der</strong> jeweiligen Lymphadenektomie<br />

und <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> entnommenen Lymphknotenstationen<br />

orientiert. (LG Hamburg, Urt. V. 22.12.2008, AZ. 326 O 268/05,<br />

LG Itzehoe, Urt. Vo.20.11.2008, AZU. 4 O 127/05, LG Hamburg,<br />

Urt. Vo. 6.10.2009, AZ 333 O 54/07)<br />

Bei dem vom Autor Herrn Gorlas beschriebenen Umfang<br />

<strong>der</strong> Lymphadenektomie handelt es sich um die Entfernung<br />

von sechs Lymphknotenstationen (nämlich Nierenhili beidseits,<br />

Aorta, Vena cava inferior und Iliaca communis Ebene<br />

beidseits).<br />

Entsprechend ist eine radikale systematische Lymphadenektomie<br />

z.B. beim Pankreaskrebs o<strong>der</strong> beim Krebs des Magens<br />

ungleich höher zu bewerten, sie umfasst neben <strong>der</strong> Aorta und<br />

Vena cava inferior Gebiete <strong>der</strong> Arteria mesenterica superior,<br />

das Gebiet des Truncus coeliacus, das Gebiet <strong>der</strong> Arteria lienalis<br />

und das Gebiet <strong>der</strong> Arteria gastrica sinistra sowie <strong>der</strong> Arteria<br />

hepatica communis (im Falle von Gefäßvarianten wie eines<br />

Truncus hepaticomesentericus auch noch separat die A.hepatica<br />

dextra) und gelegentlich zusätzlich noch die Skelettonisationsdissektion<br />

des Ligamentum hepatoduodenale (A. hepatica propria,<br />

Vena portae, rechter und linker Leberarterie).<br />

Daher ist bei so ausgedehnten radikalen systematischen retroperitonealen<br />

Lymphadenektomien und Skelettonisationsdissektionen<br />

des Ligamentum hepatoduodenale sogar die zweifache<br />

Berechnung <strong>der</strong> GOÄ-Ziffer 1809 analog von den Gerichten<br />

akzeptiert worden.<br />

Das von dem Autor Gorlas heran gezogene Beispiel einer<br />

Hemicolektomie rechts hinkt.<br />

Die radikale Lymphadenektomie unter Mitnahme <strong>der</strong> parakolischen,<br />

intermediär und zentralen Lymphknoten <strong>der</strong> Mesenterialwurzel<br />

umfasst üblicherweise die zentrale Absetzung <strong>der</strong><br />

den entsprechenden Kolonabschnitt ernährenden Gefäße, welche<br />

sich wie<strong>der</strong>um durch die Lage des Karzinoms im Dickdarm<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

und den sich hieraus ergebenden Lymphabstromwegen ergeben.<br />

Hierbei ist bei Flexuren- und Transversumkarzinomen ebenfalls<br />

die Lymphknotendissektion des Pankreaskopfes u.U. <strong>der</strong><br />

infrapankreatischen Lymphknoten und auch <strong>der</strong> Arteria gastroepiploica<br />

dextra Arkade erfor<strong>der</strong>lich. Da aber die Mesenterialwurzel<br />

nicht Bestandteil des Retroperitoneums ist, muss<br />

auch hier die GOÄ-Nr. 1809 analog zum Ansatz gebracht werden,<br />

sodass das Ausmaß <strong>der</strong> Lymphknotendissektion sehr<br />

wohl bezüglich ihres Aufwandes mit <strong>der</strong>jenigen bei einer „urologischen“<br />

radikal systematische Lymphadenektomie zu vergleichen<br />

ist. Dies bedeutet, und auch dies ist bereits mehrfach<br />

durch höherinstanzliche Gerichte bestätigt worden, dass neben<br />

<strong>der</strong> GOÄ-Nr. 3169 die GOÄ-Nr. 2802 - die radikuläre Absetzung<br />

<strong>der</strong> Gefäße – und sofern im Operationsbericht beschrieben<br />

– sehr wohl die GOÄ-Nr. 1809 analog in Ansatz gebracht<br />

werden kann. Die GOÄ-Nr. 3169 beinhaltet lediglich die Reilresektion<br />

des Colons – auch mit Anastomose.<br />

Der Verweis darauf, dass bereits vor Entstehung <strong>der</strong> GOÄ<br />

vom 10.11.1982 die systematische regionale Lymphadenektomie<br />

bei <strong>der</strong> Durchführung einer Hemikolektomie rechts wegen<br />

eines Karzinoms Inhalt chirurgischer Lehrbücher war, ist zwar<br />

richtig, aber nachgewiesenermaßen gerade bei dieser Operation<br />

von nur sehr wenigen Chirurgen durchgeführt worden. Dies gilt<br />

auch noch in diesen Tagen, wo aktuell ebenfalls noch eklatante<br />

Unterschiede <strong>der</strong> Lymphknotendissektion bestehen, was letztlich<br />

zu den enormen Unterschieden <strong>der</strong> 5-Jahresüberlebensrate<br />

im Stadium III zwischen verschiedenen Chirurgen von <strong>der</strong>zeit<br />

40% führt.<br />

Die GOÄ-Nr. 3169 ist auch bei <strong>der</strong> operativen Behandlung von<br />

gutartigen Erkrankungen d.h. darmwandnaher Skelettierung<br />

des Darmes anzuwenden und umfasst inhaltlich ausdrücklich<br />

nicht die radikale systematische Lymphadenektomie.<br />

Da <strong>der</strong> Verordnungsgeber keine weiteren GOÄ-Nummern<br />

für die Lymphknotendissektion vorgesehen hat, haben mehrere<br />

Gerichte gerade bei diesem Tumoreingriff einer Hemikolektomie<br />

rechts neben <strong>der</strong> Abrechnung <strong>der</strong> GOÄ-Nr. 3169 auch die<br />

Nr. 2802 zweimal o<strong>der</strong> 1783 für die Entnahme parakolischer<br />

und intermediärer Lymphknoten, ebenso aber auch im Falle<br />

einer an sich regelhaft zu for<strong>der</strong>nden radikalen Lymphknotendissektion<br />

mit Entfernung <strong>der</strong> zentralen Lymphknoten in <strong>der</strong><br />

Mesenterialwurzel auch die GOÄ-Ziffer 1809 analog als abrechnungsfähig<br />

bestätigt.<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik Themen|Abrechnung|GOÄ


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392<br />

medizin aktuell<br />

Distale Radiusfrakturen – Ist <strong>der</strong> Dislokationsgrad<br />

nach Bruchheilung vorher abschätzbar?<br />

Bei 70% <strong>der</strong> distalen Radiusfrakturen ist nach abgeschlossener Bruchheilung noch<br />

immer eine deutliche Dislokation vorhanden. Diese kann die Funktionalität des<br />

Handgelenks beeinflussen. Ist das Ausmaß <strong>der</strong> endgültigen Dislokation schon<br />

nach <strong>der</strong> Reposition absehbar?<br />

Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden von<br />

311 Patienten mit konservativ behandelten Radiusfrakturen<br />

Röntgenaufnahmen des Handgelenks zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Verletzung,<br />

nach Reposition und nach Knochenheilung jeweils in<br />

zwei Ebenen angefertigt. Anhand <strong>der</strong> Röntgenbil<strong>der</strong> wurde die<br />

dorsale Dislokation, <strong>der</strong> radiale Winkel und die Verkürzung des<br />

Radius sowohl für stabile (A2, C1) als auch für instabile (A3,<br />

C2, C3) Frakturen (AO-Klassifikation) bestimmt.<br />

Die dorsale Dislokation betrug bei A2- und C1-Frakturen im<br />

Median 20° beziehungsweise 18°, bei A3- und C2-Frakturen<br />

26° und 24°. Durch die Reposition wurde die dorsale Dislokation<br />

um etwa 40% korrigiert, unabhängig von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Fraktur.<br />

Nach <strong>der</strong> Knochenheilung aber war <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> Reposition<br />

wie<strong>der</strong> um die Hälfte reduziert. Der radiale Winkel wurde<br />

durch die Verletzung und die Reposition kaum beeinflusst,<br />

nach <strong>der</strong> Knochenheilung wurden hier nahezu normale Werte<br />

erreicht.<br />

Instabile Fraktur: häufiger Radius-Verkürzung<br />

Patienten mit instabilen Frakturen wiesen zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Verletzung häufiger eine Verkürzung des Radius um mehr als<br />

2 mm auf. 38,2% <strong>der</strong> stabilen und 44,6% <strong>der</strong> instabilen Frakturen<br />

gewannen durch die Reposition wie<strong>der</strong> mindestens 2 mm<br />

Länge. Nach <strong>der</strong> Knochenheilung waren immer noch 34,7% <strong>der</strong><br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

stabilen und 45,5% <strong>der</strong> instabilen Frakturen um mehr als 2 mm<br />

verkürzt. Nur bei 8,8% <strong>der</strong> stabilen und 14,7% <strong>der</strong> instabilen<br />

Frakturen wurde durch die Reposition eine anhaltende Längenzunahme<br />

um mindestens 2 mm erzielt. Eine starke Korrelation<br />

zwischen <strong>der</strong> Reposition und <strong>der</strong> vollständigen Heilung<br />

ergab sich für die dorsale Dislokation (r = 0,75) sowie für den<br />

radialen Winkel (r = 0,80).<br />

Fazit<br />

Laut dieser Untersuchung lässt sich bereits nach <strong>der</strong> Reposition<br />

abschätzen, wie sich die dorsale Dislokation und <strong>der</strong> radiale<br />

Winkel entwickeln werden. Unmittelbar nach <strong>der</strong> Reposition<br />

kann also entschieden werden, ob die konservative Therapie<br />

ausreicht o<strong>der</strong> eine Operation notwendig ist. (JN)<br />

Einsiedel T, Freund W, San<strong>der</strong> S, et al. (2009) Can the displacement of<br />

a conservatively treated distal radius fracture be predicted at the beginning<br />

of treatment? International Orthopaedics 33:795–800<br />

Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in Ambulante Chirurgie<br />

2009, 2: 17–19<br />

© laurent dambies / fotolia.com


Schonende Operation von<br />

Lungenmetastasen per Laser<br />

Metastasen in <strong>der</strong> Lunge sind heute nicht immer eine Katastrophe. Der<br />

Diagnose, die vor wenigen Jahren noch wie ein Todesurteil klang, folgen<br />

heute Maßnahmen, die die Überlebensrate <strong>der</strong> Patienten erhöhen.<br />

Eine Methode zur schonende Entfernung von Metastasen maligner Lungentumoren<br />

ist die mo<strong>der</strong>ne Lasertechnologie.<br />

Mehr Lungengewebe für die Atmung erhalten<br />

Die Grenzen <strong>der</strong> Indikationsstellung zur Resektion von Tumoren<br />

werden immer weiter verschoben. Dies gilt auch für die Thoraxchirurgie.<br />

Zudem werden die Patienten, die für große resezierende Eingriffe<br />

in <strong>der</strong> Thoraxchirurgie akzeptiert werden, immer älter. Damit<br />

steigt auch die Zahl <strong>der</strong> Begleiterkrankungen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

verrücken wir mehr und mehr die Grenze <strong>der</strong> zu akzeptierenden<br />

lungenfunktionellen Reserven, bei denen wir Patienten noch lungenresezierenden<br />

Eingriffen unterziehen können. Hier kommen<br />

nun in <strong>der</strong> Thoraxchirurgie zunehmend die sogenannten „parenchymschonenden<br />

Operationsverfahren“ ins Spiel. Dabei handelt es<br />

sich um Techniken, die es dem erfahrenen, mit <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Ausbildung versehenen Spezialisten erlauben, gesundes Lungengewebe<br />

für die Atmung zu erhalten – Lungengewebe, das mit den<br />

einfachen, „klassischen“ Resektionsverfahren wie Lobektomie o<strong>der</strong><br />

Pneumonektomie verloren wäre. Neben den sog. Manschettenresektionen,<br />

bei denen <strong>der</strong> tumortragende Bronchusabschnitt reseziert<br />

und die Bronchien reanastomosiert werden, spielt die Lasergestützte<br />

Operationstechnik eine zunehmend wichtige Rolle in <strong>der</strong><br />

onkologischen Thoraxchirurgie.<br />

Vorteil: Größere Anzahl von Metastasen kann<br />

entfernt werden<br />

Dank <strong>der</strong> speziell auf das Lungenparenchym ausgerichteten Wellenlänge<br />

<strong>der</strong> Laser ist es möglich, in einem Arbeitsgang das Lungengewebe<br />

hoch präzise zu durchtrennen und gleichzeitig Hämound<br />

Aerostase zu erzielen. Nähte o<strong>der</strong> Klammern, die das Lungengewebe<br />

raffen, sodass es als Atemoberfläche verloren geht, sind<br />

nicht erfor<strong>der</strong>lich. Es gibt im Wesentlichen zwei Indikationen für<br />

den Laser:<br />

» 1. Patienten mit einer signifikant eingeschränkten pulmonalen<br />

Reserve, die einer onkologisch korrekten anatomischen<br />

Resektion unterzogen werden sollen. Hier kann<br />

»<br />

medizin aktuell<br />

durch den Einsatz des Lasers auf Naht- o<strong>der</strong> Klammernahtmaterial<br />

verzichtet werden, was dazu führt, dass mehr<br />

Lungenparenchym für die Atmung erhalten werden kann.<br />

2. Resektion von Lungenmetastasen: Hier sind in aller<br />

Regel keine anatomischen Resektionen erfor<strong>der</strong>lich. Die<br />

Metastase wird mit einem ausreichenden Saum an gesundem<br />

Gewebe von 5 bis 10 Millimetern reseziert. Um auch<br />

eine größere Anzahl von Metastasen entfernen zu können,<br />

o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungseingriffe zu ermöglichen, ist es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, ein Maximum an Lungengewebe zu erhalten.<br />

Für diese Indikationen ist nach Meinung des Autors <strong>der</strong><br />

Laser von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Ins beson<strong>der</strong>s bei multiple<br />

auftretenden, nicht zu großen Metastasen ist <strong>der</strong> Laser<br />

die Methode <strong>der</strong> Wahl. An<strong>der</strong>e Techniken, wie die bipolare<br />

Schere o<strong>der</strong> monopolarer Hochfrequenzstrom sind bei weitem<br />

nicht so effektiv wie <strong>der</strong> Einsatz des Lasers.<br />

Viele Patienten sollten zukünftig mit <strong>der</strong><br />

Lasertechnologie behandelt werden<br />

Der Laser ist ein wertvolles technisches Hilfsmittel, das es uns<br />

erlaubt, die Grenzen <strong>der</strong> Indikationsstellung zu verschieben und<br />

so einer größeren Zahl von Patienten die Möglichkeit einer Operation<br />

und damit in den meisten Fällen einer signifikanten Verlängerung<br />

des Überlebens bei guter Lebensqualität zu geben. Per Laser<br />

können Patienten behandelt werden, die früher als inoperabel eingestuft<br />

wurden. Lei<strong>der</strong> sind vielen Ärzten die neuen Möglichkeiten<br />

noch nicht klar. So könnte vielen Patienten auch in hohem Alter<br />

geholfen werden, wenn ihre behandelnden Ärzte besser über die<br />

Fortschritte <strong>der</strong> Thoraxchirurgie informiert wären.<br />

Kiefer T (2010) Mo<strong>der</strong>ne Technologien: Schonende Operation von Lungenmetastasen<br />

per Laser<br />

best practice onkologie 2: 56<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

393<br />

© [M] Siemens press picture


© Sebastian Schreiter / Springer Medizin<br />

394<br />

KoMMEnTAR<br />

medizin aktuell<br />

Zementfreie Prothesen –<br />

Ist <strong>der</strong> Standard gerechtfertigt?<br />

Fragestellung<br />

Mehr als 60% <strong>der</strong> primären Hüft-TEP-Implantationen<br />

in Deutschland erfolgen zementfrei, während zum Beispiel<br />

in Skandinavien die zementierte Verankerung favorisiert<br />

wird. Wie gut halten zementfrei eingesetzte Schäfte im<br />

Langzeitverlauf?<br />

Methode<br />

In einer Literaturanalyse identifizierten Christian Merle,<br />

Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, und Kollegen ab<br />

dem Jahr 2000 publizierte Studien mit mittleren Nachuntersuchungszeiten<br />

von mindestens 15 Jahren, mehr als 50 versorgten<br />

Hüftgelenken in Einzelstudien und mehr als 150 Patienten in<br />

Registerstudien. Zielparameter waren u. a. das Patientenalter<br />

zum Operationszeitpunkt, funktionelle Gesichtspunkte und<br />

Revisionsraten.<br />

Ergebnis<br />

Den Einschlusskriterien entsprachen 17 Einzelstudien und zwei<br />

Registerstudien (Finnland, Norwegen) mit insgesamt 24.255<br />

» Zementfreie Hüftprothesen auch für ältere Patienten «<br />

Zementfreie Hüftendoprothesen gehören mittlerweile zur<br />

Standardversorgung, mit stetig steigen<strong>der</strong> Tendenz. Die<br />

Studie ist angelegt als Literaturanalyse mit Einschluss von<br />

Studien mit mehr als 150 Patienten, nachuntersuchungszeiten<br />

von mindestens 15 Jahren und Drop-out-Raten unter<br />

10%. Im Wesentlichen zeigen sich gute Langzeitergebnisse<br />

mit Überlebensraten <strong>der</strong> Prothesen von etwa 90% nach 15<br />

Jahren. Damit sind die zementfreien Prothesen als Stan-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Hüftprothesen. Die Patienten waren zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Operation<br />

47 bis 71 Jahre alt. Von 16 zementfreien Schaftmodellen<br />

werden gegenwärtig noch acht verwendet. Für die meisten<br />

nachuntersuchten Implantate lagen die Überlebensraten nach<br />

15 Jahren über 90% – unabhängig vom Alter. Für die noch in<br />

klinischer Anwendung befindlichen Implantate lagen diese<br />

Raten zwischen 87 und 98%. Die Autoren merken an, dass diese<br />

Daten nicht vorrangig aus hochspezialisierten Zentren stammen<br />

und auf <strong>der</strong> Arbeit jeweils mehrerer Operateure in den Studien<br />

beruhen. Ein Großteil <strong>der</strong> Revisionen zementfreier Hüftprothesen<br />

ist auf Abriebphänomene und Pfannenlockerungen<br />

zurückzuführen. Die azetabuläre Komponente des Implantatsystems<br />

wurde in <strong>der</strong> Studie nicht näher berücksichtigt.<br />

Merle C , Clarius M, Aldinger P R (2010) Langzeitergebnisse zementfreier<br />

Hüftendoprothesenschäfte. Orthopäde 39:80–86<br />

dardverfahren mehr als gerechtfertigt. In Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Knochenqualität kommen diese Prothesen auch<br />

für ältere Patienten in Betracht.<br />

Die Originalpublikation hat Frau Prof. Dr. Andrea<br />

Meurer in Extracta Orthopaedica 2010 1: 27 für Sie<br />

gelesen und diskutiert.<br />

Prof. Dr. Andrea Meurer<br />

Stellvertr. ärztliche Direktorin,<br />

orthopädische Universitätsklinik<br />

Friedrichsheim,<br />

Frankfurt a. M., und Beirätin <strong>der</strong><br />

EXTRACTA orthopaedica


medizin aktuell<br />

LAPAROSKOPIE-ASSISTIERTE TOTALE GASTREKTOMIE –<br />

Ganzer Magen durchs Schlüsselloch?<br />

Auch bei <strong>der</strong> Resektion des Magenkarzinoms haben laparoskopische Techniken zugenommen.<br />

Selten wird sogar eine totale Gastrektomie laparoskopie-assistiert durchgeführt.<br />

Eine Studie aus Korea hat die Methode auf Machbarkeit und Sicherheit geprüft.<br />

Die Laparoskopie-assistierte distale Gastrektomie (LADG)<br />

wurde in zahlreichen Studien auf Sicherheit und Machbarkeit<br />

hin untersucht, nicht jedoch die Laparoskopie-assistierte totale<br />

Gastrektomie (LATG), denn sie wird weniger häufig durchgeführt<br />

und ist technisch anspruchsvoller. Ziel <strong>der</strong> hier vorgestellten<br />

Studie war es daher, die kurzfristigen Ergebnisse <strong>der</strong> LATG<br />

multizentrisch zu evaluieren.<br />

Die Studie analysierte retrospektiv 1.485 Patienten aus zehn<br />

verschiedenen Institutionen in Korea. Alle unterzogen sich<br />

1998–2005 wegen eines Magenkarzinoms einer Laparoskopieassistierten<br />

Gastrektomie, bei 131 dieser Patienten handelte es<br />

sich um eine LATG.<br />

Die mittlere Operationszeit betrug 270 ± 79 Minuten. Bei<br />

einem Patienten war im Verlauf des Eingriffs ein Wechsel hin<br />

zur offenen Operationstechnik nötig. Im Mittel wurden 34,7<br />

Lymphknoten reseziert, die mittlere Dauer des Krankenhausaufenthalts<br />

lag bei 11,3 Tagen; nach durchschnittlich 5,8 Tagen<br />

nahmen die Patienten wie<strong>der</strong> weiche Nahrung zu sich. Die Rate<br />

<strong>der</strong> postoperativen Morbidität lag bei 19 %. Behandlungsbe-<br />

dingte Todesfälle traten nicht auf. Postoperativ waren Wundkomplikationen<br />

am häufigsten, es gab drei Fälle von Anastomoseninsuffizienz.<br />

Sechs Patienten (5 %) erlitten ein Rezidiv, neun<br />

(7 %) starben während <strong>der</strong> Follow-up-Periode.<br />

Fazit<br />

Diesen Ergebnissen zufolge ist die LATG eine sichere und machbare<br />

Prozedur bei Patienten mit einem Magenkarzinom. Auch<br />

wenn es sich um eine retrospektive Analyse handelt, ist die hier<br />

vorgestellte Studie doch die erste größere Untersuchung mit<br />

LATG-Patienten. Eine prospektive, multizentrische randomisierte<br />

Studie ist jedoch nötig, um die Daten zu validieren. (BE)<br />

Jeong GA et al. (2009) Laparoscopy-assisted total gastrectomy for gastric<br />

cancer: A multicenter retrospective analysis. Surgery; 146: 469–74<br />

Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in<br />

Im Focus Onkologie 2010, 13 (1-2): 29<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

395<br />

© Thomas Mallien / panthermedia.net


396<br />

fragen & antworten<br />

Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes<br />

Frage:<br />

Ein Chefarzt fragt an, inwieweit es zulässig ist, dass ihm die<br />

Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes auferlegt wurde.<br />

antwort:<br />

Grundsätzlich verhält es sich so, dass nach den gesetzlichen<br />

Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes zunächst einmal <strong>der</strong><br />

Arbeitgeber für die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes verantwortlich<br />

ist. Dieser kann aber diese Verantwortung delegieren,<br />

was er regelmäßig tut. Im medizinischen Bereich wird die Einhaltung<br />

des Arbeitszeitgesetzes daher regelmäßig auf den Chefarzt<br />

delegiert.<br />

© Sean Prior / panthermedia.net<br />

Verlängerung des Arbeitsvertrages durch<br />

Mutterschutz und Elternzeit<br />

Frage:<br />

Eine Assistenzärztin fragt an, inwieweit Zeiten des Mutterschutzes<br />

und <strong>der</strong> Elternzeit zu einer Verlängerung <strong>der</strong> Befristung<br />

des Arbeitsvertrages führen.<br />

antwort:<br />

Nach dem Gesetz über befristete Arbeitsverträge mit Ärzten in<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung (ÄArbVtrG) können die vorbenannten Zeiten<br />

zu einer Verlängerung des Arbeitsvertrages führen. Denn nach<br />

§ 1 Abs. 4 Ziffer 3 des ÄArbVtrG werden Zeiten des Beschäftigungsverbotes,<br />

des Elternzeitgesetzes und des Mutterschutz-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

In nahezu sämtlichen Chefarztdienstverträgen findet sich eine<br />

Regelung, die man dementsprechend interpretieren kann. So<br />

ist oftmals zu lesen, dass <strong>der</strong> Chefarzt dafür zu sorgen hat, dass<br />

die allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen einzuhalten<br />

sind. Unter allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen ist<br />

auch das Arbeitszeitgesetz zu subsummieren.<br />

Nur selten liest man zusätzlich, dass <strong>der</strong> Krankenhausträger<br />

sich dazu verpflichtet, das hierfür notwendige Personal zur Verfügung<br />

zu stellen. Es gibt aber eine erste gerichtliche Entscheidung,<br />

die für diesen Fall einem Chefarzt einen Anspruch auf<br />

ausreichende Personalausstattung zubilligt, unabhängig davon,<br />

ob dies vertraglich vereinbart wurde.<br />

gesetzes, die eine Tätigkeit <strong>der</strong> Ärztin nicht zugelassen haben,<br />

nicht auf die Dauer <strong>der</strong> Befristung angerechnet, wenn dies die<br />

Weiterbildungsassistentin wünscht. Denn nur im Einvernehmen<br />

mit ihr kann eine Verlängerung vereinbart werden.<br />

Sofern dies die Weiterbildungsassistentin also wünscht, sollte<br />

sie an den Arbeitgeber herantreten und darauf hinweisen, dass<br />

sie die Fehlzeiten aufgrund Elternzeit etc. nachholen möchte<br />

und deswegen eine Verlängerung <strong>der</strong> Befristung wünscht. Diese<br />

muss dann nach dem Wortlaut des Gesetzes auch gewährt<br />

werden.


W. Schrö<strong>der</strong>, C.J. Krones<br />

24. Chirurgentag - essentials 2010<br />

Auch in diesem Jahr wird <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> unter Führung <strong>der</strong> neuen Akademieleitung den schon<br />

traditionellen Chirurgentag im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin am 15. und 16. Oktober<br />

ausrichten.<br />

An beiden Tagen dreht sich in <strong>der</strong> alt-ehrwürdigen Stätte des<br />

Langenbeck-Virchow-Hauses alles um die Weiter- und Fortbildung<br />

in <strong>der</strong> Chirurgie. In über 30 Sitzungen und Workshops<br />

informiert <strong>der</strong> kommende 24. Chirurgentag über den aktuellen<br />

Stand von angewandter Wissenschaft und Technik.<br />

Die ausgewählten Themen spiegeln dabei die Hauptgewichte<br />

<strong>der</strong> chirurgischen Versorgung in deutschen Krankenhäusern<br />

und Praxen wi<strong>der</strong>. Allgemein- und viszeralchirurgische<br />

Schwerpunkte stellen dazu in diesem Jahr die endokrine Chirurgie,<br />

die Laparoskopie und die kolorektale Chirurgie. Mit <strong>der</strong><br />

perioperativen Medizin wird zudem ein fachlich übergreifen<strong>der</strong><br />

und politisch interessanter Bereich diskutiert. Dazu kommen<br />

mit <strong>der</strong> Proktologie und <strong>der</strong> Hernienchirurgie Schnittmengen<br />

zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.<br />

Die Unfallchirurgie und Orthopädie bietet aktuelle Übersichten<br />

über Verletzungen <strong>der</strong> oberen Extremität, <strong>der</strong> Endoprothetik<br />

<strong>der</strong> unteren Extremität und <strong>der</strong> Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Das Management des diabetischen Fußes, die Phlebologie<br />

und die Hand- und Fußchirurgie bieten zusätzliche Inhalte aus<br />

<strong>der</strong> täglichen ambulanten Praxis.<br />

Ergänzend setzt sich die Berufspolitik mit den brandaktuellen<br />

Themen Weiterbildungsmanagement und Markenbildung<br />

auseinan<strong>der</strong>. Das Programm ist damit ein umfassendes Update<br />

für die alltagsorientierte chirurgische Praxis in Krankenhaus<br />

und Nie<strong>der</strong>lassung.<br />

Erstmalig wird in diesem Jahr auch ein zweitägiges Blockseminar<br />

für Studenten angeboten. „Keine Angst vor dem Hammerexamen“<br />

soll gezielt die Vorbereitung auf den chirurgischen<br />

Teil <strong>der</strong> mündlichen Abschlussprüfung des Medizinstudiums<br />

verbessern. Mit diesem neuen Konzept schlägt <strong>der</strong> 24. Chirurgentag<br />

– essentials 2010 - erstmalig eine Brücke zwischen <strong>der</strong><br />

klinischen und studentischen Aus- und Weiterbildung in <strong>der</strong><br />

Chirurgie und versucht die Medizinstudenten frühzeitig in die<br />

chirurgische Gesellschaft zu integrieren. Geführte Industriebegehungen<br />

<strong>der</strong> teilnehmenden Studenten werden die Lehrinhalte<br />

um ein fachliches Miteinan<strong>der</strong> auch mit den Medizin-Produkte-Herstellern<br />

ergänzen. Der <strong>BDC</strong> freut sich die angehenden<br />

Kolleginnen und Kollegen im Kreis <strong>der</strong> etablierten Chirurgen<br />

begrüßen zu können, und erwartet mit Spannung den partnerschaftlichen<br />

Austausch von Jung und Alt.<br />

Das Langenbeck-Virchow-Haus stellt in <strong>der</strong> einzigartigen<br />

Kombination von Tradition und Mo<strong>der</strong>ne auch für die Partner<br />

aus <strong>der</strong> Industrie den perfekten Rahmen dar. Wir hoffen,<br />

dass die Industrieausstellung in intimer Atmosphäre zum<br />

regen Austausch und Feedback zwischen Anbieter und Anwen<strong>der</strong><br />

anregt.<br />

Die bereits legendäre Chirurgennacht wird dieses Jahr in <strong>der</strong><br />

‚Reingold Bar Berlin‘ den Kongress wie<strong>der</strong> perfekt abrunden.<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

Der Chirurgentag des <strong>BDC</strong> hat sich im Gedränge des Kongresskalen<strong>der</strong>s<br />

einen festen und sicheren Platz erobert. Darauf<br />

kann <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> stolz sein. Die Führung des <strong>BDC</strong> freut sich<br />

auf den kommenden Chirurgentag und hofft auf einen regen<br />

Zuspruch unter ihren Mitglie<strong>der</strong>n und bei <strong>der</strong> allen praktizierenden<br />

Chirurgen.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Schrö<strong>der</strong> PD Dr. Carsten Krones<br />

Wissenschaftliche Leitung <strong>der</strong> <strong>BDC</strong>-Akademie für chirurgische<br />

Weiterbildung und praktische Fortbildung<br />

– essentials 2010 –<br />

Allgemein- und Viszeralchirurgie<br />

• Endokrine Chirurgie<br />

• Perioperative Medizin<br />

• Laparoskopie<br />

• Kolorektale Chirurgie<br />

• Proktologie<br />

• Videositzung: Große Chirurgie über kleine Schnitte –<br />

Sinn o<strong>der</strong> Unsinn?<br />

Unfallchirurgie und Orthopädie<br />

• Frakturen des distalen Radius<br />

• Oberarmfrakturen<br />

• Endoprothetik <strong>der</strong> unteren Extremität<br />

• Aktuelles aus <strong>der</strong> Wirbelsäulenchirurgie<br />

• Komplexverletzungen des Ellenbogens<br />

Ambulante Chirurgie<br />

• Management des diabetischen Fußes<br />

• Phlebologie<br />

• Hernienchirurgie<br />

• Hand- und Fußchirurgie<br />

Berufspolitik<br />

• Mo<strong>der</strong>nes Weiterbildungsmanagement<br />

• Markenbildung im Krankenhaus<br />

Studentenseminar<br />

• „Keine Angst vor dem Hammerexamen“<br />

• Top-Hits <strong>der</strong> Allgemein- und Viszeralchirurgie,<br />

Gefäßchirurgie und Unfallchirurgie/Orthopädie<br />

Workshops<br />

• OP-Kurs laparoskopische Abdominalchirurgie<br />

• Naht-/Knotenkurs für Studenten<br />

WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG:<br />

Prof. Dr. med. Wolfgang Schrö<strong>der</strong><br />

PD Dr. med. Carsten J. Krones<br />

TELEFON 030/2 8004-180<br />

INTERNET www.chirurgentag.de<br />

E-MAIL chirurgentag@bdc.de<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT<br />

397<br />

DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT<br />

FÜR CHIRURGIE<br />

<strong>BDC</strong> | Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbild<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010


398<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

50-jähriges Bestehen des <strong>BDC</strong> -<br />

Impressionen vom Festakt am 12. Juni 2010<br />

Am 12. Juni 2010 feierte <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> sein 50-jähriges Bestehen im Langenbeck-Virchow-Haus, dem Haus <strong>der</strong> Chirurgie, in<br />

Berlin. Rund 200 Mitglie<strong>der</strong> und Ehrengäste kamen zur Feier im großen Hörsaal.<br />

Für musikalische Umrahmung sorgte ein Bläserquintett <strong>der</strong><br />

Orchester-Akademie <strong>der</strong> Berliner Philharmoniker. Das Quintett<br />

spielte ein Stück von Mozart, einige Bagatellen von György<br />

S. Ligeti und am krönenden Ende die ‚Akademische Festouvertüre<br />

op. 80’ von Johannes Brahms.<br />

Unser Alt-Präsident, Prof. M.-J. Polonius, begrüßte die Gäste<br />

und übergab für die Grußworte an Prof. Jörg-Dietrich Hoppe,<br />

Präsident <strong>der</strong> Bundesärztekammer und an Prof. Rainer Gradinger,<br />

Präsident <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.<br />

Der Festredner Prof. Meinhard Miegel vom Denkwerk<br />

Zukunft – Stiftung für kulturelle Erneuerung - hielt im<br />

Anschluss daran eine Rede mit dem Titel ‚Vom kurzen Traum<br />

immerwährenden Wohlstandes’.<br />

Im Rahmen des Festaktes wurde Prof. Dr. habil. Horst Rupprecht<br />

zum <strong>BDC</strong>-Ehrenmitglied ernannt und die Müller-<br />

Osten-Medaille an die Herren Dr. Ekkehard Hierholzer und<br />

Dr. Heinz-Jürgen Schrö<strong>der</strong> verliehen. Der <strong>BDC</strong> gratuliert zu<br />

den Auszeichnungen.<br />

Prof. Hans-Peter Bruch, <strong>BDC</strong>-Präsident elect und ab<br />

01. Juli im neuen Amt, sprach zum Abschluss einige Worte zur<br />

Zukunft des <strong>BDC</strong>.<br />

Im Foyer des Langenbeck-Virchow-Hauses lud <strong>der</strong> abschließende<br />

Empfang zum Plau<strong>der</strong>n und Schmausen ein.<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Das Bläserquintett <strong>der</strong> Orchester-Akademie<br />

<strong>der</strong> Berliner Philharmoniker<br />

Prof. Polonius im Gespräch mit <strong>BDC</strong>-Mitarbeiterin<br />

N. Kandinskaja<br />

Prof. Bruch, <strong>BDC</strong>-Präsident elect<br />

© (4) Regina Sablotny


M.-J. Polonius<br />

50 Jahre Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen<br />

Rede auf dem Festakt am 12.06.10<br />

Verehrte Festversammlung,<br />

<strong>der</strong> Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen hat sich in den<br />

fünfzig Jahren seit <strong>der</strong> Gründung 1960 mit <strong>der</strong>zeit fast 16.000<br />

Mitglie<strong>der</strong>n nicht zum größten, das wäre vielleicht falsch zu<br />

verstehen, doch zum mitglie<strong>der</strong>stärksten Chirurgenverband<br />

in <strong>der</strong> Europäischen Union entwickelt. Er hat sich über unsere<br />

nationalen Grenzen hinaus durch das Eintreten für die beruflichen<br />

Belange <strong>der</strong> Chirurginnen und Chirurgen Anerkennung<br />

erworben. Diese Entwicklung haben wir versucht, in unserem<br />

Jubiläumsheft im April DER CHIRURG <strong>BDC</strong> darzustellen.<br />

Das Fachgebiet Chirurgie war eines <strong>der</strong> letzten Gebiete, das<br />

neben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Fachgesellschaft einen Berufsverband<br />

nach dem 2. Weltkrieg gründete. Dies, nach erheblichen<br />

Geburtswehen, die primär auf den nicht zu vereinbarenden<br />

Charakteren <strong>der</strong> beiden Persönlichkeiten zurückzuführen<br />

war, die die beiden Lager vertraten. Hier die wissenschaftliche<br />

Sicht: „So etwas braucht man nicht“ und dort die berufspolitische<br />

Sicht: „Wir müssen uns für den Erhalt des Chirurgen<br />

© regina Sablotny<br />

Prof. Michael.-J. Polonius<br />

autor<br />

Prof. Dr. med. Michael-J. Polonius<br />

Präsident des <strong>BDC</strong><br />

E-Mail via: presse@bdc.de<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

als Beruf selbst einsetzen“. Sicher spielten, obwohl 15 Jahre nach<br />

dem 2. Weltkrieg auch noch Befindlichkeiten unterschiedlicher<br />

Biographien aus dem 3. Reich eine Rolle.<br />

In seinem Buch „Der Beruf des Chirurgen“ schreibt 1970 <strong>der</strong><br />

damalige Präsident des <strong>BDC</strong>, Prof. Müller-Osten: „Befangen<br />

in <strong>der</strong> Wertvorstellung des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts und beeindruckt<br />

vom selbst errichteten Status verzichten viele Chirurgen – und<br />

mit Ihnen auch Angehörige an<strong>der</strong>er Arztgruppen – darauf, sich<br />

Gedanken über die Zukunft ihres Berufes zu machen. Einige<br />

glauben noch in einer Welt tradierter Ordnung leben zu können<br />

und verkennen, dass ihre Inselposition längst unterspült ist.“<br />

Es waren die beson<strong>der</strong>en Umstände nach dem 2. Weltkrieg,<br />

die für den Berufsstand <strong>der</strong> Ärzte im Allgemeinen und <strong>der</strong> einzelnen<br />

Fachgebiete im Speziellen notwendig machten, für die<br />

beruflichen Belange selbst einzutreten.<br />

In den Krankenhäusern arbeiteten die Ärzte auf Halb-<br />

manchmal auch auf Drittelstellen, trotz einer 60 bis 80 Stundenwoche.<br />

An den Universitäten war es üblich für Jahre als<br />

Beamter auf Wi<strong>der</strong>ruf bei jeweils 6-monatiger Verlängerung<br />

zu arbeiten.<br />

Der Grund lag also einmal in den schlechten wirtschaftlichen<br />

Bedingungen <strong>der</strong> Ärzte – bis Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre waren die<br />

Arbeitsbedingungen mehr als schlecht. Aber in <strong>der</strong> Demokratie,<br />

beson<strong>der</strong>s in einem sozialen Rechtstaat, lernten wir schnell,<br />

uns für unsere beruflichen Belange selbst zu organisieren und<br />

zu engagieren. Dies jedoch war ein politisches Geschäft, zumindest<br />

in dieser Zeit noch schwer vereinbar mit den hehren Zielen<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft.<br />

Zusätzlich begann Ende <strong>der</strong> 50er zunehmend die Spezialisierung<br />

in den großen Fächern <strong>der</strong> Medizin. Dies warf erhebliche<br />

Abgrenzungsprobleme auf. Letztlich – und dies ist in allen<br />

Gesellschaften so – muss je<strong>der</strong> Berufsstand seine Position in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft selbst verteidigen.<br />

Dennoch müssen wir erkennen, dass in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

Heilkunde die Chirurgie stets um die Anerkennung und Stellung<br />

ihres Berufes kämpfen musste.<br />

Wir erinnern uns alle an den Satz aus dem hypokratischen<br />

Schrifttum: „Was Arzneien nicht heilen können, heilt das Messer.“<br />

Hieraus erklärt sich bereits zu den Anfängen <strong>der</strong> Heilkunde,<br />

die noch primär die Ursachen für Krankheiten im Religiösen<br />

suchte, in <strong>der</strong> direkten Handlung <strong>der</strong> Götter sah – die<br />

stete Herausfor<strong>der</strong>ung für die Chirurgen sich gleichzeitig vom<br />

Internisten auf <strong>der</strong> einen Seite, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en von den sog.<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

399


400<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

Wundärzten (Feldschären, Ba<strong>der</strong>n, Steinschnei<strong>der</strong>n usw.) wie<br />

immer sie genannt wurden, abzugrenzen.<br />

Ich zitiere hier aus einem Vortrag von Bergdolt.<br />

Wir wissen <strong>der</strong> neueren Forschung nach, dass bereits im 13./14.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t die wirklichen, die echten Chirurgen eine zusätzliche<br />

- zwar noch nicht naturwissenschaftliche, so doch aber<br />

eine akademisch, universitäre Ausbildung genossen haben und<br />

gesellschaftlich über den Internisten standen.<br />

So berichtet im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t Henri de Mondeville, Universitätsprofessor<br />

in Montpellier: „Der Chirurg sei nach <strong>der</strong><br />

Volksmeinung seit undenklichen Zeiten ein Dieb, Mör<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

Schwindler. Man verdanke diesem Ruf Hochstaplern und selbst<br />

ernannten Vertretern <strong>der</strong> ursprünglichen hohen und erlesenen<br />

Kunst, welche die Wissenschaft nicht durch die für den Eingang<br />

bestimmten Pforte betreten hätten. Solche Betrüger operierten<br />

rein mechanisch, wie es im Schnei<strong>der</strong>handwerk üblich ist. Dagegen<br />

ist <strong>der</strong> gute Chirurg in <strong>der</strong> Lage, seine Handlungen theoretisch<br />

zu begründen. Er operiert mit Verstand, Überlegung und<br />

Weitsicht und übertrifft den normalen Physikus durch seine<br />

praktische manuelle Erfahrung. Ist Euch denn nicht klar, dass<br />

er die Gesundheit erhält, die Krankheit bekämpft, erkrankte<br />

Glie<strong>der</strong> repariert und somit Leben rettet?“, lautet seine rhetorische<br />

Frage.<br />

Ein Praktiker brauche ausgiebig theoretisches Wissen, um<br />

seine Kunst zu vervollkommnen. Hart kritisierte Mondeville<br />

allerdings die Kollegenschaar. Er schlug, um das Imagegerangel<br />

zwischen den übrigen Ärzten und den Chirurgen zu beenden,<br />

eine Aufteilung <strong>der</strong> Kompetenzen vor, wie man sich zwischen<br />

den Besitzungen von Brü<strong>der</strong>n und Verwandten Grenzen<br />

ziehen muss, um Streit zu vermeiden.<br />

Klingt doch sehr zeitgemäß, wenn man sich <strong>der</strong> Absprachen<br />

zwischen den heutigen Fachgesellschaften und Berufsverbän-<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Die bisherigen Präsidenten des <strong>BDC</strong><br />

© regina Sablotny<br />

den in den letzten Jahrzehnten erinnert. Ärztliche Berufspolitik,<br />

vertraglich geregelt vor 800 Jahren.<br />

Die Abgrenzung <strong>der</strong> Chirurgen von den nur Handwerkern<br />

erfolgte durch die Verpflichtung zur zusätzlichen universitären<br />

Ausbildung, die mit <strong>der</strong> Approbation und erstmals im Jahr 1508<br />

an <strong>der</strong> medizinischen Fakultät Wittenberg mit Ablegung des<br />

Hypokratischen Eides abgeschlossen wurde.<br />

Die Chirurgen zu <strong>der</strong> damaligen Zeit waren jedoch in <strong>der</strong><br />

Regel – wir würden heute sagen - auf dem zweiten Bildungsweg<br />

in ihren Beruf gekommen: Erst das Handwerk, dann das<br />

Studium.<br />

Der Berufsstand <strong>der</strong> Chirurgen wurde – es gab ja nicht viele<br />

– meist von einzelnen Persönlichkeiten vertreten. Wobei ich<br />

sicher bin, dass die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit ihren Fürsten in<br />

<strong>der</strong> damaligen Zeit auch nicht einfacher war, als mit unseren<br />

heutigen von uns gewählten „Fürsten“.<br />

Der Berufsstand <strong>der</strong> Ärzte, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Chirurgen,<br />

musste sich schon immer rechtfertigen und für die Selbstständigkeit<br />

kämpfen. Dies wurde nach <strong>der</strong> Trennung <strong>der</strong> bestallten<br />

Ärzte und Chirurgen von den übrigen Heilkundlern nicht<br />

einfacher.<br />

Bis ins 16./17. Jahrhun<strong>der</strong>t waren die Chirurgen ein kleines<br />

Häufchen, die ihre beruflichen Anrechte selbst durch ihr<br />

Können und ihre Persönlichkeit erkämpfen und verteidigen<br />

mussten.<br />

Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t etablierten sich erstmals größere Vereinigungen,<br />

die die Wissenschaft und den Berufsstand <strong>der</strong> Chirurgen<br />

vertraten: Das College de Saint-Come, die Akademie<br />

Royale de Chirurgie, The Royal College of Surgeon und vorher<br />

noch unter Friedrich dem Großen das Medizinische College<br />

und 1719 bereits die Deutsche Wissenschaftliche Chirurgie.<br />

Bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg erfolgt die berufspolitische<br />

Vertretung weiterhin fast ausschließlich durch einzelne<br />

Persönlichkeiten. Als bekanntestes Beispiel wird immer Virchow<br />

genannt, <strong>der</strong> Arzt zwischen Charitée und Reichstag. Aber auch<br />

Hufeland und Billroth haben sich hier ausgezeichnet.<br />

Drei kurze Zitate <strong>der</strong> genannten Herren, zunächst<br />

Hufeland:<br />

Zur Beantwortung <strong>der</strong> Frage, ob Ärzte als freie Künstler o<strong>der</strong><br />

Staatsbeamte zu betrachten sind, sagte er: „Die Ärzte wünschten<br />

sich als freie Künstler betrachtet sobald sie zur Rechenschaft<br />

gezogen, als Staatsbeamte jedoch dagegen, wenn sie nicht<br />

begünstigt werden.“ [1]<br />

Virchow über den unhaltbaren Zustand <strong>der</strong> After-Mediziner,<br />

das heißt <strong>der</strong> nicht-approbierten Heilkundler, während seiner<br />

Zeit in Berlin: „Die After-Medizin auszurotten ist in <strong>der</strong> Tat für<br />

die Polizei ebenso unmöglich, wie für den Arzt jeden Kranken<br />

zu heilen o<strong>der</strong> auch nur zu bessern.“[2]<br />

Und drittens Billtoth 1872 in einem Brief an Brahms: „Ich<br />

habe übrigens seit vielen Jahren das Paradoxon aufgestellt, dass<br />

die steigende Vervollkommnung <strong>der</strong> ärztlichen Kunst wohl dem<br />

Individuum zugute kommt, die menschliche Gesellschaft aber<br />

ruinieren wird.“[3]<br />

Diese drei Beispiele zeigen die drei klassischen berufsständischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, die, wie man sieht, fast zeitlos<br />

sind:<br />

»<br />

»<br />

»<br />

1. die Anerkennung des Berufsstandes,<br />

2. die Abgrenzung zu an<strong>der</strong>en Heilkundlern und<br />

3. die ökonomischen Auswirkungen.


Nach dem 2. Weltkrieg stellte <strong>der</strong> Wandel <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />

die soziale Gesetzgebung und <strong>der</strong> rasante medizinische Fortschritt,<br />

zusätzliche Herausfor<strong>der</strong>ungen an den Berufsstand des<br />

Chirurgen.<br />

» 1. Im Wandel <strong>der</strong> Gesellschaft zeigt sich, das es primär<br />

nicht mehr um Behandlung von Krankheiten geht, son<strong>der</strong>n<br />

um ein möglichst langes Leben in Gesundheit mit<br />

möglichst hoher Qualität. Bereits 1976 beschrieb die World<br />

Health Organisation „Gesundheit ist <strong>der</strong> Zustand vollkommenen,<br />

körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens“,<br />

nicht etwa alleine das Fehlen von Krankheiten o<strong>der</strong><br />

Gebrechen. Ein nicht erfüllbar, hoher Anspruch. Lei<strong>der</strong><br />

wird dieser auch heute noch von <strong>der</strong> Politik so propagiert.<br />

» 2. Der medizinische Fortschritt entwickelt sich mehr und<br />

mehr zu einer Falle für die Eigenständigkeit <strong>der</strong> Chirurgie.<br />

Im Zeitalter <strong>der</strong> Molekularbiologie hat – man kann es<br />

am Streit um die gerechte Berechnung und Vergleichbarkeit<br />

des Impact Factors ablesen - die Chirurgie zumindest<br />

schlechte Karten, solange wie Gesellschaft und Politik ihre<br />

ganze Hoffnung in diese neue mögliche Behandlungsmethode<br />

legt.<br />

Auch wenn je<strong>der</strong> damit übereinstimmen wird, dass auch in <strong>der</strong><br />

Versorgung von Kranken die Gesetze <strong>der</strong> schwäbischen Hausfrauen<br />

gelten, so hat dennoch die Ökonomie eine Beherrschung<br />

über die Krankenversorgung mit vielen, vielen Anreizen angenommen,<br />

den ich mit dem Zitat aus dem New England Journal<br />

of Medecine hier skizzieren will:<br />

„Die Rolle <strong>der</strong> Ärzte hat sich radikal verän<strong>der</strong>t, sie werden<br />

heute von Managern unterwiesen und sind nicht länger Anwälte<br />

<strong>der</strong> Patienten. Das Ziel <strong>der</strong> Medizin ist eine gesunde Bilanz statt<br />

einer gesunden Population. Der Schwerpunkt liegt auf Effizienz,<br />

Profitmaximierung, Kundenzufriedenheit, Zahlungsfähigkeit,<br />

Unternehmertum und Wettbewerb. Die Idiologie <strong>der</strong> Medizin<br />

wird ersetzt durch die Idiologie des Marktes. In dem Maße,<br />

in dem eine Medizin zum Kapitalunternehmen wird, wird die<br />

medizinische Ethik durch die Geschäftsethik verdrängt.“<br />

Paul Unschuld beschreibt dies in seinem kleinen Büchlein<br />

‚Ware Gesundheit, das Ende <strong>der</strong> klassischen Medizin’ sehr treffend,<br />

in dem er sagt: “Tatsächlich kann man die Deprofessionalisierung,<br />

also die schwindende fachliche Unabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Ärzte, an drei zentralen Dimensionen beruflicher Tätigkeit<br />

verständlich machen.“ Zu einem vollkommenen Standesberuf<br />

gehören drei Merkmale:<br />

» 1. Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Standesgruppe schaffen ihr Wissen<br />

selbst.<br />

» 2. Sie entscheiden selbstständig über die Anwendung des<br />

Wissens.<br />

» 3. Sie können auch selbstständig darüber verfügen, welche<br />

Entlohnung sie für ihre fachliche Tätigkeit erhalten.<br />

Die Deprofessionalisierung ist <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Selbstständigkeit<br />

und führt somit zu einer zunehmenden Abhängigkeit in allen<br />

Bereichen.<br />

Es ist uns seit Langem bekannt, dass die medizinische, ganz<br />

beson<strong>der</strong>s aber auch die chirurgische Tätigkeit, mehr und mehr<br />

zu einer reinen Dienstleistung wird und vielleicht liegt in diesem,<br />

<strong>der</strong> Zuspruch zu dem in Deutschland neuen, bisher nicht<br />

üblichen Arzttyp des Honorararztes.<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

Zu den Bemühungen eines Verbandes um einen Berufsstand<br />

gehört sich, um den Nachwuchs zu kümmern, <strong>der</strong> Basis jeden<br />

Berufes, durch Vorgabe <strong>der</strong> qualitativen Voraussetzungen.<br />

Daher gehörten Aus-, Weiter- und Fortbildung zu den ersten<br />

Aufgaben eines Berufsverbandes.<br />

Die aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> heutigen Zeit ist <strong>der</strong><br />

Nachwuchsmangel. 1961/62 beantwortet Müller-Osten die Frage:<br />

Was ist zu tun, um den Nachwuchs zu steuern?<br />

„Man muss besser dotieren, Verträge langfristig abschließen,<br />

angemessene Arbeitszeiten anbieten und die Assistenten besser<br />

im selbstständigen Operieren schulen.“<br />

Dies lesend, scheint sich nicht viel in den 50 Jahren geän<strong>der</strong>t<br />

zu haben. Wir bemühen uns noch immer um die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> selben Dinge, mit dem gravierenden Unterschied, dass <strong>der</strong><br />

Nachwuchsmangel trotz aller Bemühungen zur Zeit beson<strong>der</strong>s<br />

in den operativen Fächern noch immer zunimmt.<br />

Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Frage beantworten.<br />

Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft und einem Berufsverband? Meine Antwort war<br />

stets: Die wissenschaftliche Gesellschaft ist für die Chirurgie;<br />

<strong>der</strong> Berufsverband für die Chirurginnen und Chirurgen<br />

zuständig.<br />

Ich weiß, dass sich viele an dieser verkürzten Form oft gestört<br />

haben, doch die Definition stammt von keinem geringeren als<br />

Rudolf Nissen. Er schrieb 1970 im Geleitwort für das Buch<br />

„Der Beruf des Chirurgen“ von Müller-Osten: „Hier in diesem<br />

Buch sind die Grundlagen <strong>der</strong> Berufsausbildung des Chirurgen<br />

untersucht und die Voraussetzung für die Analyse des<br />

Berufes geschaffen worden. Dadurch tritt neben die Wissenschaft<br />

von <strong>der</strong> Chirurgie erstmals eine Wissenschaft vom Beruf<br />

des Chirurgen.“<br />

Darin steckt auch die eindeutige Auffor<strong>der</strong>ung, das je<strong>der</strong> seine<br />

Wissenschaft zur hohen Blüte bringe, aber beide gemeinsam<br />

die Voraussetzung dazu schaffen, die Attraktivität eines<br />

<strong>der</strong> schönsten Berufe durch quantitativ ausreichend, qualitativ<br />

hervorragend und mit hoher Empathie ausgestatteten Nachwuchs<br />

zu erhalten.<br />

Denn von einem sind wir doch alle überzeugt: Der Beruf <strong>der</strong><br />

Chirurginnen und Chirurgen ist einer <strong>der</strong> schönsten.<br />

Ich bin aber auch überzeugt, dass wir unser Ziel nun gemeinsam<br />

erreichen werden.<br />

Vielen Dank<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik News|<strong>BDC</strong>-Intern<br />

Literatur<br />

[1] C. W. Hufeland (Hsg.): Bibliothek <strong>der</strong> praktischen Heilkunde,<br />

1815<br />

[2] R. Virchow, Die medizinische Reform ‚Über medizinische<br />

Pfuscherei und Polizei’, 1848<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

401


402<br />

<strong>BDC</strong> intern <strong>BDC</strong> intern<br />

R. Gradinger<br />

Grußwort zum Festakt „50 Jahre <strong>BDC</strong>“ am 12. Juni 2010<br />

Im Namen <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Chirurgie gratuliere ich dem Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen<br />

zu seinem 50-jährigen Bestehen. Das sind zwei Chirurgengenerationen!<br />

Am 23. April 1960 wurde <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> im Deutschen Museum in<br />

München während <strong>der</strong> 77. Tagung <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für Chirurgie gegründet.<br />

Warum? - Es war Bedarf da!<br />

Die nachrückenden Chirurgengenerationen hatten einen Vertretungsbedarf,<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> eher wissenschaftlich ausgerichteten<br />

Deutschen Gesellschaft für Chirurgie nicht gedeckt wurde.<br />

Es ging um die Stellung des Arztes in <strong>der</strong> Gesellschaft und<br />

seine Vertretung gegenüber den Kostenträgern, den Behörden<br />

und an<strong>der</strong>en. Es ging natürlich auch um Gebührenordnung<br />

und Vertretung <strong>der</strong> chirurgischen Berufsbelange in den Körperschaften<br />

des öffentlichen Rechts, gegenüber dem Staat und<br />

den staatlichen Instutitionen. Die nachrückende Generation <strong>der</strong><br />

Chirurgen in <strong>der</strong> Weiterbildung suchten Begleitung und Unterstützung.<br />

All dies hat sich <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> auf die Fahne geschrieben<br />

und erfolgreich vertreten.<br />

Heute stellt sich die Situation so dar, dass Berufsverbände in<br />

chirurgischen Fächern – je nach Größe – absolut sinnvoll sind.<br />

Fraglos ist auf diesem Feld eine Weiterentwicklung notwendig.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie hat zum Teil überlappende<br />

Arbeitsgebiete, wobei insbeson<strong>der</strong>e die wissenschaftliche<br />

Weiterentwicklung des Fachgebietes Chirurgie aber auch<br />

die qualifizierte Weiterbildung zu nennen sind, die ureigenste<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> DGCH waren und sind. Überschneidungen<br />

gibt es auf dem Gebiet <strong>der</strong> Weiterbildungsveranstaltungen, die<br />

von ein und denselben Personen, die dem <strong>BDC</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> DGCH<br />

o<strong>der</strong> beiden angehören, bestritten werden.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie wird heute von 10 Säulen<br />

getragen:<br />

» Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und<br />

Viszeralchirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft für Herz-, Thorax- und<br />

Gefäßchirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft für Kin<strong>der</strong>chirurgie,<br />

» Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und<br />

Gesichtschirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft <strong>der</strong> Plastischen, Rekonstruktiven<br />

und Ästhetischen Chirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische<br />

Chirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie<br />

» Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie<br />

Es ist in meinen Augen notwendig, den <strong>BDC</strong> in die Gesamtentwicklung<br />

einzubeziehen und nicht als Konkurrenz zu<br />

betrachten. Die deutschen Chirurgen brauchen eine gemeinsame<br />

Vertretung, die ihre Belange nach außen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

© Regina Sablotny<br />

Prof. Dr. med. Rainer Gradinger<br />

Präsident 2009/2010<br />

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie<br />

Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />

E-Mail: DGChirurgie@t-online.de<br />

in die Politik hinein, vertritt. Der Zusammenschluss von insgesamt<br />

10 chirurgischen Fachgesellschaften unter dem Dach <strong>der</strong><br />

Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zeigt, dass dies erkannt<br />

wurde.<br />

Die Diskussionen, die ich persönlich im Präsidium <strong>der</strong> Deutschen<br />

Gesellschaft für Chirurgie und mit den Vertretern des<br />

<strong>BDC</strong> erlebt habe, zeigen, dass alle die Notwendigkeit und die<br />

Sinnhaftigkeit <strong>der</strong> engen Kooperation zwischen <strong>der</strong> DGCH und<br />

dem <strong>BDC</strong> erkannt haben. Unsere Konkurrenten und Mitbewerber<br />

um Ressourcen finden wir in den an<strong>der</strong>en medizinischen<br />

Fächern. Hier geht es um Forschungsressourcen, hier geht es<br />

um Nachwuchsressourcen, hier geht es um Klinikressourcen.<br />

Entscheidend für den Erfolg <strong>der</strong> chirurgischen Fächer ist die<br />

Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs.<br />

Hier sind DGCH wie <strong>BDC</strong> gemeinsam gefragt. Das ist die<br />

gemeinsame Verantwortung! Wir sind auf einem guten Weg –<br />

wir dürfen diesen nicht verlassen!<br />

Prof. Dr. R. Gradinger<br />

Präsident 2009/2010


F. Stelzner<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

Zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Wolfgang Müller-Osten<br />

Eine Würdigung seiner Leistungen für den Berufsverband<br />

Persönlichkeiten in 100 Jahren gibt es viele, aber eine Jahrhun<strong>der</strong>tpersönlichkeit für die deutsche Chirurgie, die eine<br />

mächtige, fortdauernde, die deutschen Chirurgen prägende Vereinigung erkämpft hat, ist selten, erinnerungsverpflichtend<br />

und ehrwürdig.<br />

Als sein Biograph hatte ich Müller-Ostens Bekanntschaft in<br />

Hamburg als junger Privatdozent gewonnen und über Jahrzehnte<br />

fortdauernd erlebt. Der Zufall, im Abstand eines Jahrzehntes<br />

in Erlangen einen von uns beiden hochgeschätzten<br />

Chirurgen, den o. Prof. Otto Götze auf unserem beruflichen<br />

Weg getroffen zu haben, war eine nie versiegende Gesprächsgrundlage<br />

kritischer Offenheit.<br />

Wir waren beide als aktive Militärärzte aus einem verlorenen<br />

Krieg mit zerstörten Hoffnungen gekommen, aber wir waren<br />

davongekommen. Er als Älterer, ohne Zukunft, ich als Jüngerer<br />

hatte es leichter.<br />

Wir waren beide betrübt, was unsere Generationen alles, auch<br />

fachlich, versäumt hatten, als wir die Sieger erlebten.<br />

Aus Müller-Ostens nachgelassenen Papieren redete ein sonst<br />

so verschwiegener tapferer Idealist, <strong>der</strong> Marineoberstabsarzt.<br />

Aus einem Hilfskreuzer, umgebaut aus einem alten Hapag-<br />

Dampfer, war <strong>der</strong> müde Seelenverkäufer „Orion" (<strong>der</strong> mythische<br />

Jäger) geworden. Mit diesem Kaperkreuzer, kläglich ausgerüstet,<br />

fuhr Müller-Osten als Arzt über die von Schiffen leergefegten<br />

Meere, um sich nicht erwischen zu lassen.<br />

Der Jäger gehörte zu den Gejagten. Von neun dieser Hilfskreuzer<br />

gingen sieben mit ihren Mannschaften verloren. Zwei,<br />

darunter die „Orion", überlebten.<br />

Was haben diese Männer unter unsäglichen Strapazen, ewiger<br />

Angst und tödlicher Langeweile in diesen vielen Monaten<br />

alles erdulden müssen. 500 Seetage lang!<br />

Zum Marineoberstabsarzt beför<strong>der</strong>t, hospitierte Müller-<br />

Osten an Universitätskliniken in Erlangen, Straßburg und vor<br />

allem bei Prof. Nordmann im Martin-Luther-Krankenhaus in<br />

Berlin. Er wollte als aktiver Militärarzt die Universitätslaufbahn<br />

einschlagen, was möglich gewesen wäre.<br />

Im April 1945 musste er mit dem verlorenen Krieg alle Hoffnungen<br />

auf den ehemals angestrebten Berufsweg begraben.<br />

Beide mussten wir unsere spärlichen Orden, die wir unserer<br />

Hilfswagnisse wegen bekommen hatten, auf immer verstecken.<br />

Müller-Osten schil<strong>der</strong>t, das er von <strong>der</strong> letzten Kaperfahrt in<br />

einem Hafen des besetzten Frankreichs glücklich gelandet<br />

war.<br />

Selbst <strong>der</strong> großen Chirurgie musste er jetzt entsagen – ein niemals<br />

verschmerzter Verlust und trotz ausgezeichneter fachlicher<br />

Zeugnisse und wissenschaftlicher Veröffentlichungen, ist es ihm<br />

nie gelungen, eine leitende ChirurgensteIle an einem Krankenhaus,<br />

geschweige denn an einer Universitätsklinik zu bekommen.<br />

In seinem Nachlass fand ich den Satz: „In <strong>der</strong> Absicht,<br />

meine parteipolitische Unabhängigkeit auch in Zukunft aufrecht<br />

erhalten zu können, ließ ich mich 1950 als Chirurg in<br />

Hamburg nie<strong>der</strong>."<br />

autor<br />

Prof. Dr. Dr. hc. Mult. F. Stelzner<br />

em. Direktor <strong>der</strong> chirurgischen universitätsklinik, Bonn<br />

E-Mail via: presse@bdc.de<br />

Jetzt erwachte sein außergewöhnliches Organisationstalent,<br />

geför<strong>der</strong>t von Charme, leiser Bestimmtheit und unergründlicher<br />

Zielstrebigkeit. Er war ein freier, tapferer Idealist, <strong>der</strong><br />

Gleichgesinnte um sich zu scharen wusste.<br />

Nach seiner Nie<strong>der</strong>lassung im freien Beruf erregten berufsständische<br />

Fragen sein beson<strong>der</strong>es Interesse. Er nahm die früher<br />

unbekannten Auseinan<strong>der</strong>setzungen <strong>der</strong> Chirurgen mit<br />

Prof. Dr. Wolfgang Müller-Osten<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

403


404<br />

<strong>BDC</strong> intern<br />

dem Staat, den Behörden, den Gerichten in die Hand, alles vorher<br />

unbekannte Probleme <strong>der</strong> Berufsausübung.<br />

1953 wurde die Vereinigung frei praktizieren<strong>der</strong> Chirurgen in<br />

Hamburg gegründet, 1960 wurde Müller-Osten Mitbegrün<strong>der</strong><br />

des jetzigen Berufsverbandes <strong>der</strong> deutschen Chirurgen (<strong>BDC</strong>).<br />

1961 war er 1. Vorsitzen<strong>der</strong> dieses jetzt alle Chirurgen <strong>der</strong> BRD<br />

umfassenden Verbandes <strong>der</strong> Wundärzte, <strong>der</strong> alle berufsständischen<br />

Fragen, auch die <strong>der</strong> Weiterbildung, in die Hand nahm.<br />

Erstrebt wurde „die volle wissenschaftliche Autonomie <strong>der</strong> Teilgebiete<br />

bei voller Integration im Fachgebiet Chirurgie".<br />

Die Zusammenarbeit mit den inzwischen entstandenen Ärztekammern<br />

war einfacher als mit <strong>der</strong> schon in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

zu Ansehen und Macht gekommenen Deutschen Gesellschaft<br />

für Chirurgie, in <strong>der</strong> die ordentlichen Professuren <strong>der</strong><br />

Chirurgie das Wort führten. In dieses Gremium wurde Müller-Osten<br />

immer wie<strong>der</strong> als nicht-ständiges Beiratsmitglied<br />

gewählt. „Wir können wirtschaftliche und sozialpolitische Fragen<br />

eigentlich nicht behandeln, dazu ist <strong>der</strong> Berufsverband da",<br />

sagte ein Chirurgenpräsident.<br />

In Grundsatzreden „vom Gemeinschaftsgeist <strong>der</strong> Chirurgen"<br />

und Büchen verschaffte sich Müller-Osten Gehör und Anerkennung.<br />

Er ließ sich von dem im Mantel des Wohlwollens<br />

eingehüllten Gegner nicht täuschen o<strong>der</strong> einschüchtern. Seine<br />

Organisation fand langsam immer mehr Zustimmung und<br />

Gesprächspartner auch im Ausland.<br />

Vor allem aus den nachgelassenen Briefen bzw. dem Schriftwechsel,<br />

die in seiner Biographie verwendet wurden, ergibt sich<br />

ein sehr erfolgreicher und umfassen<strong>der</strong> Einfluss auf die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Chirurgie in Deutschland durch sein Wirken.<br />

Laudatio<br />

Zwei Verhaltensweisen <strong>der</strong> Gesellschaft kann man zwischen<br />

1971 und 1983 erkennen.<br />

Müller-Osten wird jetzt häufig gebeten, zu drängenden Fragen<br />

<strong>der</strong> Chirurgie und Medizin Stellung zu nehmen.<br />

Jetzt schreiben seine früheren Gegner Lobeshymnen über seine<br />

Bemühungen und Erfolge und schütten ganze Füllhörner <strong>der</strong><br />

Bewun<strong>der</strong>ung und Dankbarkeit über ihm aus.<br />

Was dachte da wohl dieser zurückhaltende Mann, als sich so<br />

Viele in <strong>der</strong> Gloriole eines Mächtigen sonnten, weil er Erfolg<br />

hatte.<br />

Es herrschte aber nie Ruhe auf dem Kampfplatz und das<br />

letzte Buch dieses Unermüdlichen heißt: „Der Chirurg heute."<br />

Selbst im hohen Alter übt er wie immer großzügige Toleranz<br />

und lässt den Theologen Thilicke in einem Vorwort obigen<br />

Buches fragen, ob „das Geisterschiff des wissenschaftlichen und<br />

technischen Fortschritts nicht mit Kommandobrücke fährt?"<br />

Müller-Osten hatte auch die Gabe, die richtigen Nachfolger<br />

einzusetzen, dieses Werk so erfolgreich in die Zukunft führen.<br />

Bevor er in die Ewigkeit ging, gründete er mit seinem Vermögen<br />

die so segensreiche Stiftung, die auch sein Andenken wach<br />

hält. Anlässlich <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> Schriftleitung „Der Chirurg<br />

<strong>BDC</strong>" an Karl Hempel, zitierte dieser aus dem „Buch <strong>der</strong> Richter"<br />

den auswählenden Gideon und seine siegreichen Taten mit<br />

den Erwählten.<br />

Müller-Osten war Gideon.<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik News|<strong>BDC</strong>-Intern<br />

Dem Träger <strong>der</strong> Müller-Osten-Medaille,<br />

Prof. h.c. Dr. med. Karsten Vilmar zum 80. Geburtstag<br />

Der Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen freut<br />

sich seinem langjährigen Mitglied, Prof. h.c. Dr. med.<br />

Karsten Vilmar, zum 80. Geburtstag zu gratulieren.<br />

Er erhielt 2002 die Müller-Osten-Medaille des <strong>BDC</strong> in<br />

Anerkennung seiner außergewöhnlichen Verdienste um<br />

die deutsche Ärzteschaft und sein beson<strong>der</strong>es Engagement<br />

für den chirurgischen Nachwuchs.<br />

Geboren am 24. April 1930, verkörpert und verkörperte<br />

Karsten Vilmar in all seinen ärztlichen und ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten, als letztere beson<strong>der</strong>s zu erwähnen die<br />

21 Jahre als erster Arzt <strong>der</strong> verfassten Ärzteschaft – Präsident<br />

<strong>der</strong> Bundesärztekammer –, den unerschrockenen, geraden,<br />

manchmal mit englischem Humor gespickten Hanseaten, einen<br />

„hanseatischen Senator“. Mit einem gesunden Realismus ausgestattet,<br />

hat er sich nie Visionen verschrieben, son<strong>der</strong>n nach<br />

den vorliegenden Tatsachen geurteilt und gehandelt, frei von<br />

jeglicher Neigung dem Zeitgeist nachzulaufen. Medienschelten<br />

haben ihn nie davon abgehalten, die Dinge – wie Camus sagt –<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

stets beim rechten Namen zu nennen. Das Engagement reichte<br />

und reicht noch immer über unsere nationalen Grenzen hinaus,<br />

nicht nur auf europäischer Ebene. So war er 13 Jahre Schatzmeister<br />

des Weltärztebundes und ist seit 26 Jahren Gründungs-<br />

und Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Deutsch-Chinesischen Gesellschaft<br />

für Medizin. Ihm ist es sogar gelungen, Kollegen aus Süd- und<br />

Nordkorea gemeinsam mit Erfolg einzuladen. Dazu gehört persönliche<br />

Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein. Das ist es, was<br />

ihn als Beispiel für die deutschen Ärzte darstellt: Unabhängigkeit,<br />

Gradlinigkeit und Aufrichtigkeit.<br />

Wir wünschen ihm noch weitere gesunde Jahre, in denen er uns<br />

noch mit Rat und Tat zur Seite stehen möge.<br />

Ad multus annos!<br />

Prof. Dr. med. Michael-J. Polonius<br />

Alt-Präsident des <strong>BDC</strong>


K. Meier<br />

Teamstaffellauf im Tiergarten<br />

Laufen und Feiern mit dem <strong>BDC</strong><br />

Wie im letzten Jahr, schickte <strong>der</strong> <strong>BDC</strong> auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong><br />

Teams an den Start des 5x5-km-Staffellaufs <strong>der</strong> Berliner<br />

Wasserwerke im Berliner Tiergarten.<br />

Der Laufevent fand an drei Veranstaltungstagen (9. bis 11.<br />

Juni) statt, zu denen sich 4.405 Staffeln bzw. 22.025 Teilnehmer<br />

– ein Rekor<strong>der</strong>gebnis – angemeldet hatten. Die überwiegende<br />

Zahl <strong>der</strong> teilnehmenden Staffeln wurde von Unternehmen<br />

gestellt, wobei die Landesbank Berlin mit 144 Staffeln die<br />

meisten Teilnehmer an die Startlinie brachte. Zwei <strong>BDC</strong>-Tams<br />

starteten am Freitag, 11. Juni 2010, Startschuss 18.30 Uhr.<br />

Freitag, 17.00 Uhr, Treffpunkt direkt neben dem Bundeskanzleramt:<br />

Meine Kollegin Natalia Kandinskaja und ich warten auf<br />

die Teilnehmer <strong>der</strong> Staffel. Ein Stückchen weiter im Tiergarten<br />

haben wir bereits unseren Standort aufgebaut und Wasser, die<br />

Picknickkörbe, die <strong>der</strong> Veranstalter zur Verfügung stellt, und<br />

Bananen liegen dort bereit. In diesem Jahr haben wir – auch<br />

damit man uns besser finden kann – eine <strong>BDC</strong>- und eine ‚Nur<br />

Mut‘(die Nachwuchskampagne des <strong>BDC</strong>)- Fahne dabei.<br />

Nach und nach kommen die ersten Läufer an, die wir gut<br />

an den bereits angezogenen <strong>BDC</strong>-‘Running-Surgeons‘-Trikots<br />

erkennen können.<br />

Gegen 18.00 Uhr gehen wir zu unserem Standort, den wir<br />

direkt vor <strong>der</strong> Wechselzone eingerichtet haben.<br />

Um uns herum sind die vielen an<strong>der</strong>en Teams <strong>der</strong> verschiedensten<br />

Firmen zu bestaunen. Einige haben auch gut wie<strong>der</strong>erkennbare<br />

T-Shirts bedruckt, an<strong>der</strong>e starten in ausgefalleneren<br />

Trikots, z. B. in einem überdimensionalen Fußball. (Impressionen<br />

vom Staffellauf finden sie unter <strong>der</strong> Veranstalter-Webseite:<br />

http://www.scc-events.com/events/teamstaffel/2010/)<br />

Die Staffelstäbe - von den Teams frei wählbar - sind teilweise<br />

sehr ungewöhnlich. Eines <strong>der</strong> Teams startet z. B. mit einer<br />

Damenhandtasche. Wir überlegen, ob wir das nächste Mal<br />

einen Knochen als Staffelstab mitnehmen sollen...<br />

Die Stimmung ist super, laute Musik schallt über die Wiese<br />

und das Wichtigste: Die Sonne scheint, es weht ein lauer Wind.<br />

Ein richtig schöner Sommerabend im Tiergarten, alle haben<br />

Spaß und gute Laune.<br />

Die beiden <strong>BDC</strong>-Teams laufen erfolgreich und alle kommen<br />

ins Ziel. Im Anschluss verspeisen wir zusammen den Picknickkorb<br />

des Veranstalters und lassen den Tag ausklingen. Nach<br />

und nach löst sich die Gruppe auf, am Ende packen wir die<br />

<strong>BDC</strong>-Fahnen um 21.30 Uhr ein und gehen nach Hause.<br />

Alle Teilnehmer wollen das nächste Mal wie<strong>der</strong> mitmachen<br />

und wir haben uns fest vorgenommen, das wir im nächsten Jahr<br />

wie<strong>der</strong> mehr Teams an den Start schicken. Wir freuen uns auf<br />

alle, die Lust haben, dabei zu sein!<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik Themen|Herausfor<strong>der</strong>ungen|Sport<br />

autor<br />

Katrin Meier<br />

Kontakt via Natalia Kandinskaja<br />

Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen<br />

E-Mail: sport@bdc.de<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

Die <strong>BDC</strong>-Läufer vor dem Start<br />

Das <strong>BDC</strong>-Trikot in Aktion<br />

Tab1 Die Laufzeiten <strong>der</strong> beiden <strong>BDC</strong>-Teams<br />

Team Gesamtzeit Läufer<br />

running Surgeons 1 2:08:50 Maged al abdi-albers<br />

Mike Bereuter<br />

roland Wußler<br />

Leonid Sverdlov<br />

Peter rieger<br />

running Surgeons 2 2:09:18 Das ukb-Team:<br />

Sebastian apostel<br />

Michael Metzner<br />

Katharina Port<br />

Martin Hüning<br />

Moritz Weigelt


406<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

Buchrezension<br />

Trainer Thoraxdiagnostik<br />

trainer thoraxdiagnostik;<br />

Systematische kardiopulmonale<br />

Bildanalyse<br />

Kirchner, Johannes, 2009<br />

thieme Verlag<br />

287 Seiten, 630 abbildungen,<br />

15 tabellen, gebunden<br />

ISBN: 978-3-13-149011-7<br />

109,95 Euro (D) / 133,60 (a)<br />

Dieses von dem Radiologen, PD Dr. med. Johannes Kirchner,<br />

geschriebene Buch kann nur jedem Mediziner empfohlen werden,<br />

<strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> selbstständigen Beurteilung von Röntgen Thoraces<br />

befassen möchte, ohne eine langjährige radiologische Ausbildung<br />

durchlaufen zu müssen.<br />

Das Werk ist aufgeteilt in sechs Kapitel, die das gesamte Spektrum<br />

<strong>der</strong> kardiopulmonalen Beurteilung behandeln, und es ist dabei in<br />

einem sehr verständlich und leicht zu lesenden, locker geschriebenen<br />

Text gehalten; für Nicht-Radiologen eine Freude, sich durch<br />

die einzelnen Kapitel hindurchzuarbeiten. In jedem Kapitel werden<br />

am Anfang allgemeine Ausführungen vorangestellt, wobei die<br />

sparsam gehaltenen allgemeinen Erläuterungen durch hilfreiche<br />

praktische Tipps, wie z. B. die „Faustformel“ zur Abschätzung <strong>der</strong><br />

Herzgröße, eingestreut werden. Auch auf Fallstricke, wie z. B. die<br />

Auswirkung fehlerhafter Aufnahmetechnik o<strong>der</strong> die Entstehung<br />

von Hautfalten auf Bettaufnahmen, werden erläutert. Des Weiteren<br />

werden z. B. im Kapitel „Lungenkarzinom“ (hier wird lei<strong>der</strong><br />

immer noch die alte Bezeichnung Bronchialkarzinom verwendet)<br />

auf falsch-positive, bzw. falsch-negative Befunde eingegangen.<br />

Die allgemeinen Ausführungen zu den beschriebenen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />

sind sparsam gehalten und auf das Notwendige reduziert,<br />

dabei merkt man die gute innerfamiliäre Kooperation, die<br />

durch seine als Internistin arbeitende Ehefrau bereits im Vorwort<br />

ausgedrückt wird.<br />

Der übersichtliche Aufbau des Buches mit radiologischen Abbildungen,<br />

inklusive Erläuterungen auf <strong>der</strong> rechten Seite sowie dem<br />

Text, klaren Grafiken, Tabellen und Flussschemata auf <strong>der</strong> linken<br />

Seite, runden das Lesevergnügen ab. Jedes Kapitel wird durch<br />

fünf Übungsfälle beendet, die das Gelesene wie<strong>der</strong>holen und z. T.<br />

auch auf die zurück liegenden Kapitel verweisen. Kleine historische<br />

Abschweifungen sind amüsant präsentiert.<br />

Insgesamt handelt es sich um ein locker und sehr lesenswert<br />

geschriebenes Buch, das in jedem Kapitel auf das nächste neugierig<br />

macht, und für alle Chirurgen und Thoraxchirurgen ebenso wie<br />

Pneumologen und Internisten, die sich nicht nur auf die Röntgendemonstration<br />

mit ihren Radiologen verlassen wollen, generell hilfreich<br />

ist. Man kann nur hoffen, dass dieses Buch weite Verbreitung<br />

erfährt. Ich habe es jedenfalls, ebenso wie meine Oberärzte und<br />

Assistenten in <strong>der</strong> Weiterbildung, mit viel Vergnügen studiert.<br />

Rezensentin: Dr. med. Gunda Leschber<br />

Ev. Lungenklinik Berlin Krankenhausbetriebs gGmbH<br />

Diesen Artikel finden Sie auf <strong>BDC</strong>|Online über www.bdc.de, unter <strong>der</strong><br />

Rubrik News|Rezensionen<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Chirurgie in<br />

Deutschland<br />

– die Neuauflage des Buches<br />

„Deutsche Chirurgie“<br />

Mit Adressen von ca. 6 000 deutschen<br />

chirurgischen Kliniken und Praxen!<br />

Mit Informationen über Zertifizierungen, Zentrumsbezeichnungen<br />

und Chirurgischem Qualitätssiegel<br />

(CQS), chirurgischem Spektrum und operativen<br />

Schwerpunkten all jener Abteilungen und<br />

Praxen, die darüber Auskunft gegeben haben.<br />

BESTELLUNG<br />

Hiermit bestelle ich das Adressbuch<br />

‚Chirurgie in Deutschland 2010/2011‘<br />

zum Preis von 39,00 Euro inkl. 7% MwSt.<br />

per Fax an: 030/28004-108<br />

o<strong>der</strong> per Post: <strong>BDC</strong> Service GmbH<br />

Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

Anzahl Exemplare:<br />

Mitgliedsnummer:<br />

Titel/<br />

Name:<br />

Ggf.<br />

Klinik/Praxis:<br />

Straße/<br />

Postfach:<br />

PLZ/Ort:<br />

39,–<br />

NUR<br />

EURO<br />

Datum/<br />

Unterschrift:<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

Telefon: 030/28004-141<br />

E-Mail: buch-chirurgie@bdc.de


Das offizielle <strong>BDC</strong>-Trikot<br />

Die offizielle Teambekleidung <strong>der</strong> <strong>BDC</strong>-Sportinitiative „Running<br />

Surgeons“ können Sie ab sofort beim <strong>BDC</strong> bestellen.<br />

Trikot und Hose (kurz) bestehen aus atmungsaktivem Funktionsmaterial<br />

und halten Sie auch beim Ausdauersport angenehm<br />

trocken. Das „Running Surgeons“-Trikot wurde speziell<br />

für den <strong>BDC</strong> in kleiner Auflage hergestellt. Sie erhalten ein<br />

funktionales Unikat, das Ihnen lange Freude machen wird.<br />

Wegen <strong>der</strong> hohen Nachfrage, verzögert sich die<br />

Auslieferung des Trikots um sechs bis acht Wochen.<br />

Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung!<br />

Hiermit bestelle ich aus <strong>der</strong> Kollektion<br />

„Running Surgeons“ die folgenden Teile:<br />

[ ] Funktionsshirt woman (19,90 €)<br />

[ ] Funktionsshirt man (19,90 €)<br />

[ ] Funktionshose (19,90 €)<br />

[ ] Kombi (Shirt + Hose) woman (29,90 €)<br />

[ ] Kombi (Shirt + Hose) man (29,90 €)<br />

Größen (fallen klein aus)<br />

[ ] S [ ] M [ ] L [ ] XL [ ] XXL<br />

<strong>BDC</strong>-Mitgliedsnr.: ________________________<br />

Name, Vorname: ________________________<br />

Straße: ________________________<br />

PLZ/Ort: ________________________<br />

Datum: ________________________<br />

Unterschrift: ________________________<br />

Bitte senden Sie dieses Formular per Fax an 030/28004-108<br />

o<strong>der</strong> per Post an: <strong>BDC</strong> e.V., Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

S<br />

Termine für Freizeitsportler<br />

Laufveranstaltungen<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

Bitte schicken Sie uns eine Nachricht, wenn Sie zu einem <strong>der</strong> Sport-Events an<br />

den Start gehen: sport@bdc.de. Wir freuen uns darauf, Ihre Laufzeiten in <strong>der</strong><br />

nächsten Zeitschrift zu veröffentlichen.<br />

31. Juli 2010 Berlin ‚City Night‘ Sommernachtslaufen<br />

01. august 2010 Gelsenkirchen run´n rock Kulturerbe-Lauf<br />

15. august 2010 Duisburg run´n rock Kulturerbe-Lauf<br />

22. august 2010 aachen run´n rock Kulturerbe-Lauf<br />

26. august 2010 Köln HrS Business run Cologne<br />

11. September 2010 Sachsen 31. tharandter-Waldlauf<br />

19. September 2010 Karlsruhe FIDuCIa Baden-Marathon<br />

26. September 2010 Berlin 37. real- Berlin-Marathon<br />

Radfahren<br />

25. Juli 2010 Dresden Dresden race Day 2010<br />

15. august 2010 Hamburg Vattenfall Cyclassics 2010, Je<strong>der</strong>mann<br />

21.-22. august 2010 Nürburgring rad am ring<br />

12. September 2010 Nürnberg rund um die Nürnberger altstadt<br />

Inliner<br />

25. Juli 2010 Wedel 11. Speedlager-Cup<br />

11. September 2010 Jüterborg Fläming-Skate-Inline-tour<br />

25. September 2010 Berlin 37. real- Berlin Marathon, Inline Skater<br />

Diese und weitere Veranstaltungen mit Links zu den jeweiligen Webseiten finden<br />

Sie auf <strong>BDC</strong>|Online unter www.bdc.de|Themen|Herausfor<strong>der</strong>ungen|Sport<br />

Aufruf zum Mitlaufen!<br />

Wer hat Lust bei verschiedenen Events mit dem <strong>BDC</strong>-Sportteam anzutreten?<br />

Vor allem bei <strong>der</strong> Teamstaffel im Juni und zum Marathon im September<br />

in Berlin wollen wir ganz viele <strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong> zum Mitlaufen gewinnen.<br />

Wenn Sie Zeit und Lust haben, melden Sie sich über sport@bdc.de an!<br />

Details zum Ablauf folgen später.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht! Ihr <strong>BDC</strong>-Sport-Team<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

407


408<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

Seminare des <strong>BDC</strong><br />

akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung<br />

Termin Ort Kurs-Nr.<br />

Basischirurgieseminare<br />

Thema/<br />

Wissenschaftlicher Leiter<br />

06.-10.09.2010 arnsberg 21665 Common Trunk Basischirurgie<br />

(inkl. CD)<br />

Dr. J. Sauer<br />

05.-08.10.2010 München 21661 Common Trunk Basischirurgie<br />

Prof. K.-W. Jauch / Prof. W. Mutschler<br />

29.11.-03.12.2010 Berlin 21664 Common Trunk Basischirurgie<br />

PD S. Gretschel / Dr. C. Müller<br />

Weiterbildungsseminare<br />

13.-17.09.2010 Leipzig 22550 Vorbereitung auf die<br />

Facharztprüfung (inkl. CD)<br />

Dr. E. Weiß<br />

15.-19.11.2010 Dortmund 22530 Vorbereitung auf die<br />

Facharztprüfung<br />

Prof. D. Löhlein / Dr. J.-P. Stahl<br />

Säulenseminare<br />

06.-10.09.2010 Berlin 23673 Viszeralchirurgie<br />

Prof. B. Böhm<br />

06.-10.09.2010 Erfurt 23822 Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

Prof. K.H. Winker<br />

15.-19.11.2010 Hamburg 23672 Viszeralchirurgie<br />

Prof. W. Schwenk<br />

29.11.-03.12.2010 augsburg 23690 Gefäßchirurgie<br />

Prof. K. D. Wölfle<br />

Schwerpunktseminare<br />

03.-04.09.2010 aachen 23860 1. Seminar Fußchirurgie<br />

Dr. a. Sikorski<br />

25.-27.11.2010 Hamburg 23613 Osteosyntheseverfahren an <strong>der</strong><br />

unteren Extremität<br />

Prof. J.M. rueger<br />

12.-13.11.2010 Berlin 23616 Taylor Spatial Frame Kurs<br />

PD Dr. r. rödl / Dr. M. Langendörfer<br />

03.-04.12.2010 Bonn 23781 13. Fortbildungsseminar<br />

Handchirurgie II<br />

Prof. P. Brüser<br />

Management- und Gutachterseminare<br />

16.-19.09.2010 Motzen/Berlin 24742 English for Professionals<br />

inkl. Übernachtung und Vollpension<br />

E. Goodman, EforP<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

Preis<br />

<strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

€ 320 € 420<br />

€ 350 € 450<br />

€ 300 € 400<br />

€ 220 € 370<br />

€ 200 € 350<br />

€ 300 € 400<br />

€ 300 € 400<br />

€ 300 € 400<br />

€ 300 € 400<br />

€ 500 € 650<br />

€ 200 € 250<br />

€ 200 € 250<br />

€ 170 € 170<br />

€ 900 € 1.100<br />

Preis<br />

Nicht-Mitglie<strong>der</strong>


Termin Ort Kurs-Nr.<br />

Thema/<br />

Wissenschaftlicher Leiter<br />

17.09.2010 Berlin SD1 Praktisches Zeit-, Selbst- und<br />

Stressmanagement<br />

18.09.2010<br />

Coaching SD1<br />

th. Kapitza<br />

23.-25.09.2010 Köln 25820 1. Gutachterseminar<br />

Berufskrankheiten<br />

Dr. E. Hierholzer<br />

08.10.2010 Berlin Et1 Krisenmanagement für<br />

Führungskräfte<br />

09.10.2010<br />

Coaching ET1<br />

th. Kapitza<br />

20.10.2010 Berlin 24731 Symposium <strong>der</strong> Gesundheitswirtschaft:<br />

Corporate Governance im<br />

Krankenhaus - Wo stehen wir?<br />

Prof. J. Jähne<br />

12.11.2010 Berlin SD3 Wirksame Mo<strong>der</strong>ation als<br />

Erfolgsfaktor<br />

13.11.2010<br />

Coaching SD3<br />

th. Kapitza<br />

19.-20.11.2010<br />

und<br />

25.-27.11.2010<br />

Köln 25810 7. BG-Gutachterseminar<br />

Prof. t. tiling / Dr. E. Hierholzer<br />

DOC.COM – Kommunikations- und Führungsseminare<br />

17.-20.11.2010 Berlin 26528 Souveräne ärztliche Führung<br />

Dr. u. Schlein / Dr. J. H. van <strong>der</strong> Laan<br />

Seminare für nie<strong>der</strong>gelassene Chirurgen<br />

10.-12.09.2010 Berlin 27830 Praxisseminar Block<br />

10.09.2010<br />

11.09.2010<br />

12.09.2010<br />

27833<br />

27831<br />

27832<br />

1. Praxisabgabe<br />

2. Praxisgründung<br />

3. Praxisoptimierung<br />

Preis<br />

<strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

€ 490<br />

€ 360<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

Preis<br />

Nicht-Mitglie<strong>der</strong><br />

€ 640<br />

€ 360<br />

€ 350 € 450<br />

€ 490<br />

€ 360<br />

€ 640<br />

€ 360<br />

€ 100 € 100<br />

€ 490<br />

€ 360<br />

€ 640<br />

€ 360<br />

€ 350 € 400<br />

€ 1.500 € 2.000<br />

€ 320<br />

€ 160<br />

€ 160<br />

€ 160<br />

Weitere Informationen und Online-Anmeldung möglich unter www.bdc.de|Termine|<strong>BDC</strong>-Veranstaltungen<br />

Anmeldung zum Seminar Kurs-Nr.:<br />

Kurs-ort: von bis<br />

Ich bin Mitglied des <strong>BDC</strong> o ja o nein Mitglieds-Nr.:<br />

titel, Name, Vorname<br />

Klinik abteilung<br />

Straße PLZ, ort<br />

telefon E-Mail<br />

Datum unterschrift<br />

10,- Euro Rabatt* bei online-Buchung<br />

* ab einer Seminargebühr von 100,- Euro<br />

pro Teilnehmer<br />

€ 640<br />

€ 320<br />

€ 320<br />

€ 320<br />

409<br />

anmeldebedingungen <strong>der</strong><br />

<strong>BDC</strong>|akademie zum Seminar<br />

Die teilnehmer werden in <strong>der</strong> reihenfolge ihrer<br />

schriftlichen anmeldung berücksichtigt. Die<br />

teilnehmerzahl ist begrenzt. Ihre anmeldung ist<br />

verbindlich sobald Sie die rechnung mit dem<br />

teilnehmerausweis erhalten. Bitte überweisen Sie erst<br />

dann die Seminargebühr. HINWEIS: Veranstaltungen die<br />

eine Mindestteilnehmerzahl ausweisen finden nur dann<br />

statt, wenn diese anzahl erreicht wird. Die<br />

<strong>BDC</strong>|akademie behält sich in diesem Fall vor, die<br />

Veranstaltung ca 4-6 Wochen vorher abzusagen. Bereits<br />

eingezahlte teilnehmerbeiträge werden dann<br />

vollständig erstattet. Die Übernahme weiterer Kosten in<br />

Folge <strong>der</strong> Seminarabsage ist ausgeschlossen. Bei einer<br />

Stornierung Ihrer anmeldung beachten Sie bitte<br />

folgende Fristen: Bis 28 tage vor dem Veranstaltungsbeginn<br />

ist die Stornierung kostenfrei. Bis 7 tage vor dem<br />

Veranstaltungsbeginn werden anteilig 50 % <strong>der</strong><br />

Seminargebühr berechnet. Bei weniger als 7 tage o<strong>der</strong><br />

bei Nichterscheinen berechnen wir die gesamte Gebühr.<br />

Zur Fristwahrung müssen Stornierungen immer<br />

schriftlich erfolgen. Keine Stornierungsgebühren<br />

entstehen, wenn ein Ersatzteilnehmer zum Seminar<br />

entsendet wird.<br />

Auskünfte: Tel. 030/28004120<br />

Anmeldungen: Fax 030/28004129 o<strong>der</strong><br />

E-Mail: akademie@bdc.de<br />

Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e. V.,<br />

Langenbeck-Virchow-Haus, Renate Schönzart,<br />

Jennifer Dreusch, Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />

S


410<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Veranstaltungen selbst eintragen!<br />

Ganz einfach bei <strong>BDC</strong>|online (www.bdc.de, rubrik termine|Veranstaltung anmelden)<br />

D 26.07.2010 - 06.08.2010<br />

3. Sommer-Schule 2010<br />

Ort: universitätsklinikum tübingen -<br />

allgemeine, Viszeral- und transplantation<br />

schirurgie, Hoppe-Seyler-Straße 3, 72076<br />

tübingen<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: universitätsklinikum tübingen<br />

ansprechpartner: anica Milošev<br />

tel. 07071 / 2980341<br />

Fax: 07071 / 295186<br />

E-Mail: bjoern.bruecher@med.unituebingen.de<br />

D 31.07.2010<br />

6. Laparoskopiekurs „Naht“<br />

Ort: Klinikum Leverkusen, am<br />

Gesundheitspark 11, 51375 Leverkusen<br />

Gebühr <strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong>: 150,00 €<br />

Gebühr Nichtmitglie<strong>der</strong>: 180,00 €<br />

Veranstalter: Klinikum Leverkusen<br />

ansprechpartner: Frau Wilde, Frau trei<strong>der</strong><br />

tel. 0214 / 132101<br />

Fax 0214 / 132204<br />

E-Mail: allgemeinchirurgie@klinikum-lev.de<br />

D 27.08.2010 - 28.08.2010<br />

36. Neuwerker Nahtkurs - Workshop<br />

für minimal-invasive Chirurgie und<br />

Nahttechniken<br />

Ort: Grosser Konferenzraum - Krankenhaus<br />

Cuxhaven GmbH, altenwal<strong>der</strong> Chaussee<br />

10-12, 27474 Cuxhaven<br />

Gebühr: 350,00 €<br />

Veranstalter: Klinik für allgemein-,<br />

Visceral- und Gefäßchirurgie -<br />

Krankenhaus Cuxhaven GmbH<br />

ansprechpartner: Ca Dr. thomas Carus<br />

tel. 04721 / 781606<br />

Fax 04721 / 781608<br />

E-Mail: thomas.carus@skh-cux.de<br />

Web: www.nahtkurs.de<br />

D 02.09.2010 - 03.09.2010<br />

35. Berliner Chirurgentreffen<br />

Ort: Fachhochschule Brandenburg,<br />

Magdeburger Str. 50, 14770 Brandenburg<br />

an <strong>der</strong> Havel<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: Berliner Chirurgische -<br />

Vereinigung <strong>der</strong> Chirurgen Berlins und<br />

Brandenburgs<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

ansprechpartner: Gabriele Sponholz<br />

Fax: 06127 / 703311<br />

E-Mail: gs@mce.info<br />

Web: www.bchirg.de<br />

D 03.09.2010 - 04.09.2010<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Beatmung<br />

Ort: trainingszentrum Groß Dölln,<br />

Döllnkrug 2, 17268 templin / ot Groß Dölln<br />

Gebühr: 410,00 €<br />

Veranstalter: HCx Consulting GmbH<br />

ansprechpartner: H.Ziervogel<br />

tel. 039882 / 49918<br />

Fax: 039882 / 49919<br />

E-Mail: info@medizin-im-gruenen.de<br />

Web: www.medizin-im-gruenen.de<br />

D 09.09.2010 - 10.09.2010<br />

177. Jahrestagung <strong>der</strong> Vereinigung<br />

nie<strong>der</strong>rheinisch-westfälischer Chirurgen<br />

„Spezialisierung & Kooperation“<br />

Ort: Stadthalle Neuss / Novotel Neuss<br />

Gebühr: 60,00 €<br />

Veranstalter: Lukaskrankenhaus<br />

Neuss/NrW-Chirurgen<br />

ansprechpartner: Professor Goretzki<br />

tel. 02131 / 8881503<br />

E-Mail: p-khn@web.de<br />

D 11.09.2010<br />

21. Koloproktologisches Seminar <strong>der</strong><br />

Norddeutschen Arbeitsgemeinschaft für<br />

Koloproktologie<br />

Ort: Hörsaal r <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Hochschule Hannover, Carl-Neuberg-Str. 1,<br />

30625 Hannover<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: Norddeutsche<br />

arbeitsgemeinschaft für Koloproktologie<br />

ansprechpartner: Dr. med. J. Meier zu<br />

Eissen<br />

tel. 0511 / 64664620<br />

Fax: 0511 / 64664610<br />

E-Mail: info@edh.de<br />

D 13.09.2010 - 18.09.2010<br />

Ausbildungsgang zum MVZ-<br />

Geschäftsführer (IHK)<br />

Ort: IHK Köln – Weiterbildungsstätte,<br />

Eupener Straße, 50933 Köln<br />

Gebühr <strong>BDC</strong>-Mitglie<strong>der</strong>: 3284,40 €<br />

Gebühr Nichtmitglie<strong>der</strong>: 3629,50 €<br />

Veranstalter: Frielingsdorf Consult GmbH<br />

ansprechpartner: Claudia König<br />

tel. 0221 / 13983663<br />

Fax: 0221 / 13983665<br />

E-Mail: koenig@frielingsdorf.de<br />

Web: www.frielingsdorf.de<br />

D 16.09.2010<br />

4. Lübecker Arthroskopiekurs<br />

Ort: Scandic Hotel Lübeck, travemün<strong>der</strong><br />

allee 3, 23568 Lübeck<br />

Gebühr: 200,00 €<br />

Veranstalter: Gesellschaft für Fußchirurgie<br />

e. V.<br />

ansprechpartner: Herr robert Caceffo<br />

tel. 08807 / 949244<br />

Fax: 08807 / 949245<br />

E-Mail: info@gffc.de<br />

Web: www.gffc.de<br />

D 17.09.2010 - 18.09.2010<br />

17. Lübecker Seminar für praktische<br />

Fußchirurgie<br />

Ort: Scandic Hotel Lübeck, travemün<strong>der</strong><br />

allee 3, 23568 Lübeck<br />

Gebühr: 720,00 €<br />

Veranstalter: Gesellschaft für Fußchirurgie<br />

e. V.<br />

ansprechpartner: Herr robert Caceffo<br />

tel. 08807 / 949244<br />

Fax: 08807 / 949245<br />

E-Mail: info@gffc.de<br />

Web: www.gffc.de<br />

D 22.09.2010 - 24.09.2010<br />

5. Jahrestagung <strong>der</strong> Deutschen<br />

Gesellschaft für Interdisziplinäre<br />

Notfallaufnahme<br />

Ort: universitätsklinikum aachen, aör<br />

- Medizinische Fakultät <strong>der</strong> rWtH -,<br />

Pauwelsstraße 30, 52074 aachen<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: Conventus -<br />

Congressmanagement & Marketing GmbH<br />

tel. 03641 / 35332702<br />

Fax 03641 / 353321<br />

E-Mail: dgina2010@conventus.de<br />

Web: www.conventus.de<br />

D 22.09.2010 - 24.09.2010<br />

25. Handchirurgischer Operationskurs<br />

Ort: anatomisches Institut Gießen, 35385


Gießen<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: universitätsklinikum Gießen<br />

und Marburg Standort Gießen - Klinik und<br />

Poliklinik für unfallchirurgie<br />

ansprechpartner: Fr. Hofacker<br />

tel. 0641 / 9944601<br />

Fax: 0641 / 9944609<br />

E-Mail: handkurs@chiru.med.uni-giessen.de<br />

Web: www.uniklinikum-giessen.de/ucg/<br />

kongresse.html<br />

D 23.09.2010 - 25.09.2010<br />

5. Kongress <strong>der</strong> Mitteldeutschen<br />

Chirurgen<br />

Ort: Maritim Hotel Magdeburg, otto-von-<br />

Guericke-Straße 87, 39104 Magdeburg<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: Conventus<br />

ansprechpartner: Francesca rustler,<br />

Melanie Przyklenk<br />

tel. 03641 / 3533273<br />

Fax: 03641 / 353321<br />

E-Mail: francesca.rustler@conventus.de<br />

Web: www.conventus.de<br />

D 24.09.2010 - 25.09.2010<br />

28. Jahrestagung <strong>der</strong> Chirurgischen<br />

Arbeitsgemeinschaft für Intensiv- und<br />

Notfallmedizin (CAIN)<br />

Ort: Berufsgenossenschaftliches<br />

universitätsklinikum Bochum -<br />

Bergmannsheil GmbH, Bürkle-de-la-Camp<br />

Platz 1, 44789 Bochum<br />

Gebühr: 55,00 €<br />

Veranstalter: Chirurgische<br />

arbeitsgemeinschaft für Intensiv- und<br />

Notfallmedizin<br />

ansprechpartner: Maik Hiller<br />

tel. 03641 / 35332234<br />

Fax: 03641 / 353322309<br />

E-Mail: maik.hiller@conventus.de<br />

Web: www.conventus.de<br />

D 24.09.2010 - 25.09.2010<br />

Osteosynthese International Annual<br />

Meeting Gerhard Küntscher Society<br />

Ort: Park Hotel Bremen, Im Bürgerpark,<br />

28209 Bremen<br />

Gebühr: keine angabe<br />

ansprechpartner: Prof. Dr. med. M. P. Hahn<br />

E-Mail: GKKBremen@googlemail.com<br />

D 27.09.2010 - 28.09.2010<br />

Trainingskurs Endoskopische<br />

Schilddrüsenchirurgie<br />

Ort: aesculap akademie GmbH, am<br />

aesculap Platz, 78532 tuttlingen<br />

Gebühr: 670,00 €<br />

Veranstalter: aesculap akademie GmbH<br />

ansprechpartner: Herr Christoph Storz<br />

tel. 07461 / 952185<br />

Fax: 07461 / 952050<br />

E-Mail: christoph.storz@aesculapakademie.de<br />

Web: www.aesculap-akademie.de<br />

D 01.10.2010 - 02.10.2010<br />

1. Erlanger Seminar für praktische<br />

Fußchirurgie<br />

Ort: universität Erlangen-Nürnberg<br />

- Institut für anatomie LS1,<br />

Krankenhausstraße 9, 91054 Erlangen<br />

Gebühr: 690,00 €<br />

Veranstalter: Gesellschaft für Fußchirurgie<br />

e. V.<br />

ansprechpartner: Herr robert Caceffo<br />

tel. 08807 / 949244<br />

Fax: 08807 / 949245<br />

E-Mail: info@gffc.de<br />

Web: www.gffc.de<br />

D 06.10.2010 - 08.10.2010<br />

13. Deformitätenkurs Bamberg – Analyse<br />

und Korrektur von Beindeformitäten<br />

Ort: Welcome Kongress Hotel, Muß-Straße<br />

7, D-96047 Bamberg<br />

Gebühr: 650,00 €<br />

Veranstalter: Klinik für orthopädie und<br />

unfallchirurgie, Klinikum Bamberg<br />

ansprechpartner: Fr. S. Scheibe<br />

tel. 0951 / 503 - 12201<br />

Fax: 0951 / 503 - 12229<br />

E-Mail: chirurgie2@sozialstiftung-bamberg.de<br />

Web: www.sozialstiftung-bamberg.<br />

de/orthopaedie-traumatologie<br />

D 07.10.2010 - 08.10.2010<br />

98. Jahrestagung Vereinigung<br />

Mittelrheinische Chirurgen<br />

Ort: Chirurgische Klinik, Im Neuenheimer<br />

Feld 110, 69120 Heidelberg<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: wikonect GmbH<br />

tel. 0611 / 2048090<br />

Fax: 0611 / 20480910<br />

E-Mail: info@wikonect.de<br />

Web: www.wikonect.de<br />

D 09.10.2010<br />

9. Orthopädisch-Unfallchirurgisches<br />

Symposium „Beindeformitäten“<br />

Ort: Welcome Kongress Hotel, Muß-Straße<br />

7, D-96047 Bamberg<br />

Gebühr: keine angabe<br />

Veranstalter: Klinik für orthopädie und<br />

unfallchirurgie, Klinikum Bamberg<br />

ansprechpartner: Fr. S. Scheibe<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

tel. 0951 / 503 - 12201<br />

Fax: 0951 / 503 - 12229<br />

E-Mail: chirurgie2@sozialstiftung-bamberg.de<br />

Web: www.sozialstiftung-bamberg.<br />

de/orthopaedie-traumatologie<br />

D 16.10.2010<br />

10. Mannheimer Endoskopie- und<br />

Endosonographie Tag, Standards o<strong>der</strong><br />

Innovation in <strong>der</strong> Endoskopie? Zum 75.<br />

Geburtstag von Prof. Dr. B.C. Manegold<br />

Ort: universitätsmedizin Mannheim<br />

- Zentrale Interdisziplinäre<br />

Endoskopieeinheit, theodor-Kutzer-ufer 1-<br />

3, 68167 Mannheim<br />

Gebühr: 50,00 €<br />

Veranstalter: universitätsmedizin Mannheim<br />

ansprechpartner: PD Dr. med. Georg Kähler<br />

tel. 0621 / 3832647<br />

Fax: 0621 / 383732647<br />

E-Mail: anja.schmitt@umm.de<br />

Web: http://www.umm.de<br />

D 29.10.2010<br />

Europäisches Facharztexamen für die<br />

Division Traumatology<br />

Ort: Berlin<br />

Gebühr: 350,00 €<br />

Veranstalter: European Board of Surgery<br />

Division traumatology<br />

ansprechpartner: Prof. Dr. H.-J. oestern,<br />

Natalia Kandinskaja im <strong>BDC</strong><br />

tel. 030 / 28004 - 100<br />

Fax: 030 / 28004 - 108<br />

E-Mail: office@uemssurg.org<br />

Web: http://www.uemssurg.org<br />

D 18.11.2010 - 19.11.2010<br />

6. Frankfurter Meeting - Laparoscopic<br />

Surgery in Obesity and Metabolic<br />

Disor<strong>der</strong>s<br />

Ort: Palais im Zoo, Frankfurt a.Main,<br />

alfred-Grimnzek-allee 1, 60316 Frankfurt<br />

Gebühr: 150,00 €<br />

Veranstalter: Mainhattan transfers &<br />

Events GmbH<br />

ansprechpartner: Prof. r.a. Weiner<br />

tel. 069 / 36704664<br />

Fax: 069 / 36704665<br />

E-Mail: info@frankfurter-meeting.de<br />

Web: www.frankfurter-meeting.de<br />

Der Chirurg <strong>BDC</strong> 7 · 2010<br />

411


412<br />

<strong>BDC</strong> service<br />

IMPrESSuM<br />

Herausgeber:<br />

H.-P. Bruch<br />

Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e.V.<br />

Präsident:<br />

H.-P. Bruch<br />

Vizepräsidenten:<br />

t. Mischkowsky<br />

J.-a. rüggeberg<br />

Justitiar:<br />

J. Heberer, Berlin/München<br />

Geschäftsführer:<br />

J. ansorg<br />

Redaktion:<br />

K. Meier (presse@bdc.de)<br />

J. ansorg (ansorg@bdc.de)<br />

<strong>BDC</strong>-Geschäftsstelle:<br />

Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

tel. 030/28 00 41 00, Fax 030/28 00 41 09<br />

mail@bdc.de<br />

www.bdc.de<br />

Der Bezug <strong>der</strong> Informationen des <strong>BDC</strong><br />

ist im Mitgliedsbeitrag des Berufsverbandes<br />

<strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e.V. enthalten.<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg, alfred-Nobel-Straße 33<br />

D-97080 Würzburg – Printed in Germany<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Eigentümer und Copyright<br />

© Springer-Verlag GmbH Heidelberg 2010,<br />

tiergartenstr. 17, 69121 Heidelberg,<br />

tel. +49 62 21/487-0,<br />

www.springer.de<br />

Anzeigen: Elke tismer,<br />

Elke.tismer@springer.com,<br />

Springer-Verlag GmbH, Heidelberger Platz 3,<br />

14197 Berlin, tel. ++49(30)827875729,<br />

www.springeronline.com/wikom<br />

Geschäftsführung: Dr. Dirk Einecke, ulrich Huber,<br />

Stephan Kröck, Dr. Esther Wieland, Matthias Wissel<br />

Leitung Fachzeitschriften Medizin/Psychologie:<br />

Dr. Paul Hermann (v.i.S.d.P.)<br />

Stellvertretende Leitung Fachzeitschriften:<br />

Monika Kretz<br />

Leitung Herstellung: Johannes Buchmann,<br />

johannes.buchmann@springer.com<br />

Chef vom Dienst/Herstellung: Jutta Daum,<br />

jutta.daum@springer.com<br />

Technische Redaktion: arnulf Illing,<br />

arnulf.illing@springer.com, tel. +49 6221/487-8952<br />

Bildredaktion: Christiane Seufert<br />

Verantwortlich für den Teil „medizin aktuell“:<br />

Jürgen Meyer zu tittingdorf,<br />

jürgen.meyerzutittingdorf@springer.com,<br />

tel. +49 6221/487-8114<br />

robert Woltmann, robert.woltmann@springer.com,<br />

tel. +49 6221/487-8986<br />

Wegen <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> Schreibweise und <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit, kürzen wir in den artikeln<br />

von DEr CHIrurG <strong>BDC</strong> die weibliche Form oft und verwenden nur die männliche<br />

Form (Generisches Maskulinum). Wir bitten um Ihr Verständnis.<br />

Geben Sie Ihrer Karriere<br />

einen Kick!<br />

SIMPLIFY YOUR HOSPITAL:<br />

Die neue modulare Seminarreihe des <strong>BDC</strong><br />

für Mediziner mit Managementaufgaben<br />

deckt 4 zentrale Kompetenzbereiche ab:<br />

1. SELF DEVELOPEMENT:<br />

Aufbau persönlich-individueller Führungsund<br />

Verhaltenskompetenz als Chirurg<br />

2. EXECUTIVE TRAINING:<br />

Vermittlung von Managementkompetenz für<br />

Chirurgen im Klinik- und Krankenhausalltag<br />

3. ENTREPRENEURS:<br />

Neue Erfolgsimpulse für Chirurgen im<br />

wettbewerbsintensiven Gesundheitsmarkt<br />

4. SPOTLIGHTS:<br />

Neue Themen und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

– neue Management-Antworten<br />

Terminübersicht<br />

Kennung Datum Veranstaltung<br />

SD 1 17./18.09. Praktisches Zeit-, Selbst- und<br />

Stressmanagement<br />

ET 1 08./09.10. Krisenmanagement für<br />

Führungskräfte<br />

SD 3 12./13.11. Wirksame Mo<strong>der</strong>ation als<br />

Erfolgsfaktor<br />

EP 1 10./11.12. Leitende Ärzte als erfolgreiche<br />

Unternehmer<br />

ET 3 21./22.01. Zukunfttrends in <strong>der</strong><br />

2011 Klinikorganisation<br />

Information und Anmeldung:<br />

Berufsverband <strong>der</strong> Deutschen Chirurgen e. V. (<strong>BDC</strong>)<br />

Frau Renate Schönzart<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />

Telefon 030/28004120<br />

Fax 030/28004129<br />

akademie@bdc.de

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