4 Projekt «Hallo Biber!» Der Biber kehrt zurück Der Biber erobert die Nordwestschweiz. Für die Schaffung geeigneter Lebens - bedingungen setzt sich das Team von «Hallo Biber!» ein. Mit dem Bau einer Biberrampe hat die <strong>EBM</strong> einen kleinen Beitrag zur Verbreitung des sympathischen Pelztiers birsaufwärts geleistet.
Die neue Biberrampe macht das Kleinkraftwerk Dornachbrugg für Biber passierbar. Nun steht dem Biber der Weg ins Laufental offen. Kleinwasserkraftwerke liefern zwar grünen Naturstrom, sie bilden aber für Fisch und Biber oft unüberwindbare Hindernisse. Für die Fische wurden schon längst Treppen angebracht, diese kann der Biber aber nicht benützen. Wer hätte auch gedacht, dass er in der Nordwestschweiz wieder heimisch wird? Dieser Umstand freut das Team von «Hallo Biber!» sehr. Der Biber hat jüngst am Rhein und an der Ergolz Fuss gefasst. Er siedelt zwischen den beiden Kraftwerken Birsfelden und Augst sowie an der Ergolzmündung. Der Förster, Bauingenieur und Wasserfahrer Werner Götz, Projektleiter von «Hallo Biber!», hat insgesamt an fünf Orten Biberbauten entdeckt. Sympathischer Botschafter «Der Aktion ‹Hallo Biber!› von Pro Natura ist voller Erfolg beschieden», berichtet Götz. «Es ist uns dabei aber nicht nur um die Verbreitung des Bibers in der Region gegangen, sondern [ Familienleben ] Auf gutem Weg: Werner Götz, Projektleiter von «Hallo Biber!», an der BIrs. Sozialer Nager Der Biber ist ein intelligentes und soziales Tier. Paare bleiben ein Leben lang zusammen und ziehen ihre Jungen gemeinsam auf. Erst nach zwei Jahren verlassen die Jungtiere ihre Eltern und ziehen bis zu 100 Kilometer weiter. Dabei kunden sie ein Gebiet regelrecht auch um die Förderung der Renaturierung von Gewässern ganz allgemein. Der Biber ist für uns ein sympathischer Botschafter, um für mehr Verständnis gegenüber der Natur zu werben. Wo ein Fluss relativ natürlich ist, kehrt auch der Biber wieder zurück.» Der nachtaktive Biber ist ein unproblematisches Tier und sehr anpassungsfähig. Er lässt sich vom Menschen kaum stören. Anders als Fischreiher, Luchs, Wolf und Bär ist er von jedermann gern gesehen – als Vegetarier frisst er keinen Fisch. In Seen baut er als Nest Biberburgen, in Flüssen gräbt er Höhlen in die Böschungen, die nur vom Wasser her zu erreichen sind. Biber fällen nur im Winter Bäume, damit sie die Knospen und die Rinde der Äste verspeisen können. Sie fressen kein Holz. Daher richten sie an bestehenden Holzbauten kaum Schaden an. Überhaupt entstehen Biberschäden nur dort, wo der Mensch die Gewässer nicht naturgemäss nutzt. Das Stauwehr des Kleinkraftwerks Dornachbrugg ist mehrere Meter hoch und links aus und suchen sich einen optimalen Platz für den Nestbau. Das Revier einer Biberfamilie erstreckt sich rund einen Kilometer entlang einem Fluss. Ein Biber entfernt sich aber nie weiter als 20 Meter von einem Gewässer. und rechts von Betonmauern und Felswänden umgeben. Der Biber kann zwar dem Ufer entlang flussaufwärts klettern, doch am Oberwasser – zwischen dem Wehr und der alten Nepomukbrücke – besteht für den Nager keine Möglichkeit, wieder ins Wasser zu gelangen. Er muss grosse Umwege in Kauf nehmen und die Kantonsstrasse überqueren. «Weil die Tiere auf dem Land eher plump sind, werden sie oft Opfer des Strassenverkehrs», gibt Götz zu bedenken. Direkter Einstieg in die Birs Jetzt hat die <strong>EBM</strong> am westlichen Ufer eine Rampe aus Holz erstellt, damit der Biber dort direkt ins Wasser gelangen kann. Dass solche Rampen für die Verbreitung des Bibers wirklich erfolgversprechend sind, zeigt das Beispiel beim Kraftwerk Birsfelden: Kaum war die Rampe installiert, tummelten sich unterhalb des Wehrs im Rhein und in der Birs die ersten Biber. Der Biber wurde früher vor allem wegen seines Fells und einer speziellen Drüse gejagt. Das ölige Sekret aus dieser Drüse, das Bibergeil oder Castoreum, war als Allerweltsheilmittel gefragt. Da der Biber vor allem Blätter, Knospen und frische Rinde von Pappeln und Weiden frisst, nimmt er grosse Mengen Salicyl auf. Dieser Wirkstoff enthält natürliche Acetylsalicylsäure (Aspirin). Wildlebende Biber konnten sich in Mitteleuropa nur an der Elbe halten. Sie wurden in den 50er- und 60er-Jahren an verschiedenen Orten ausgesetzt. Grosse natürliche Biberpopulationen gibt es unter anderem in Kanada. Nebst der Förderung des Bibers setzt sich «Hallo Biber!» für andere Belange des Naturschutzes rund um Fliessgewässer und Seen ein. Weitere Schwerpunkte sind die Ausdolungen von Kleingewässern, die Ansiedlung des Lachses und der Schutz einheimischer Krebsarten und Muscheln. JEAN-MARC PACHE 5 FOTOS: ANDREAS ZIMMERMANN