Tradition und Erneuerung im heutigen ... - Froburger Olten
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Brauchtum besteht nur so lange, als<br />
es von der Gemeinschaft getragen<br />
<strong>und</strong> auch von den Jungen verstanden,<br />
gelebt <strong>und</strong> sinnvoll erfahren wird.<br />
Deshalb müssen wir es pflegen <strong>und</strong><br />
mit ihm konstruktiv umgehen. Sinnvolle<br />
Ueberlieferungen können auch neue<br />
Formen annehmen.<br />
3. Versuch eines Lageberichts<br />
Anhand einiger Beispiele versuche ich<br />
aufzuzeigen, in welcher Lage sich das<br />
Couleurstudentenwesen in der Schweiz<br />
derzeit befindet.<br />
Die Akzeptanz des Couleurstudententums<br />
Die Verbindungen <strong>und</strong> ihre Mitglieder<br />
erscheinen mit ihren Zielsetzungen<br />
<strong>und</strong> Devisen <strong>und</strong> den darin formulierten<br />
Bekenntnissen, mit ihrer teilweise<br />
hierarchisch gestalteten Organisation<br />
<strong>und</strong> Ordnung, <strong>und</strong> in ihren traditionellen<br />
Bräuchen <strong>und</strong> Formen, konservativ.<br />
Couleurstudenten, die ihr Brauchtum<br />
pflegen, werden oft als nicht zeitgemäss<br />
bemitleidet: Das Farbenstudententum<br />
sei elitär, nostalgisch, versumpft, verstaubt,<br />
kurios, sozialromantisch, passé,<br />
ein Auslaufmodell, bestenfalls gut als<br />
Folklore. Teilweise mag dies sogar zutreffen,<br />
insbesondere dann, wenn sich<br />
ausgewachsene Akademiker wie unreife<br />
Pennäler gebärden. Anderseits kann<br />
ein sog. Wilder das Innenleben einer<br />
Verbindung nicht nachvollziehen, weil<br />
er nie Aktiver gewesen ist, couleurstudentisches<br />
Brauchtum nicht mitgetragen<br />
<strong>und</strong> sich in der Gemeinschaft einer<br />
Verbindung nie engagiert hat.<br />
Die Akzeptanz der Verbindungen an<br />
Lehranstalten ist unterschiedlich. Der<br />
stark gewachsene Studienbetrieb<br />
hat zur Anonymität geführt. Weitere<br />
Gründe sind die z.T. egoistische<br />
Individualisierung unserer Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> damit auch der Studentenschaft,<br />
dann auch die teilweise Ablehnung der<br />
Verbindungen durch die Lehrkräfte. Die<br />
Verbindungen haben ihre Rolle eingebüsst<br />
<strong>und</strong> sind nur noch ein Element<br />
<strong>im</strong> vielseitigen Angebot an kulturellen,<br />
sportlichen, gesellschaftlichen<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> Freizeittätigkeiten. An<br />
die 100’000 Vereine zeigen eindrücklich,<br />
wie überaus vielfältig das gesellige<br />
Leben in der Schweiz geworden ist.<br />
Neue Formen des Zusammenkommens<br />
<strong>und</strong> Erlebens sind entstanden. Die<br />
Studentenverbindung muss beweisen,<br />
dass sie stärker als ein Verein ist.<br />
4. Kleine Studentenstatistik<br />
Bildung, für die jeder fünfte Franken<br />
ausgegeben wird, ist der wichtigste<br />
Rohstoff der Schweiz. Ueber<br />
66’000 Schüler besuchen eine<br />
Maturitätsschule, r<strong>und</strong> 5 mal mehr als<br />
1946. Der Anteil der Schülerinnen ist<br />
dabei von 28% auf 56% gestiegen.<br />
Die neuen Fachhochschulen zählen<br />
über 54’000 Studierende, davon 44%<br />
Frauen. An Universitären Hochschulen<br />
sind zur Zeit über 112’000 Studierende<br />
eingeschrieben, 9 mal mehr als 1946.<br />
Der Frauenanteil beträgt fast 50%, 7<br />
mal mehr als 1946. Dr. Paul Ehinger,<br />
Zofingen, Schriftleiter der „Studentica<br />
Helvetica“ (Zofingia Zürich <strong>und</strong> Fides<br />
Rorschach) identifiziert in Heft 44 heute<br />
205 Verbindungen, davon 10 schlagende.<br />
Die meisten Verbindungen weisen<br />
mehr Abgänge als Eintritte auf. 1946<br />
waren von den r<strong>und</strong> 4’000 Aktiven bis<br />
zu 20% der Studenten korporiert. Auch<br />
heute gibt es noch um die 4’000 Aktiven,<br />
die aber bloss 2% der Studierenden ausmachen,<br />
ein Nischendasein. Immerhin<br />
hat es noch r<strong>und</strong> 26’000 Alte Herren,<br />
Bestand abnehmend. In Bedrängnis<br />
sind derzeit über 20 Verbindungen, die<br />
entweder suspendiert oder fusioniert<br />
werden mussten.<br />
Insgesamt sind an Maturitätsschulen,<br />
D E R F R O B U R G E R 4