18 Der Anzug büste 103 anzug nach mass stoff-nr.: s108, s. 28 scabal super 100 nadelstreifen dunkelblau, 280 g 849,– € allen-edmonds cap-toe oxford kalbsleder siehe s. 70
– Prolog – Von Eleganz, Herkunft <strong>und</strong> feinenTuchen � Der Anzug gilt als die eleganteste Kleidung, die ein Mann tragen kann. Voraussetzung ist allerdings, dass Schnitt, Ausstattung, Farbe <strong>und</strong> Stoff stimmen, also passend zu Anlass, Tageszeit, Jahreszeit <strong>und</strong> Klimazone ausgewählt sind. Der Schnitt eines guten Anzugs sollte „natürlich“ sein, also die Figur des Herrn optimal zur Geltung bringen <strong>und</strong> bei Figurproblemen korrigierend unterstützen. Aber was ist ein Anzug überhaupt? Per Defi nition ist er heutzutage ein Gewand, bei dem Hose <strong>und</strong> Jacke aus demselben Stoff ge<strong>schneider</strong>t sind. Das mag zunächst trivial klingen, ist jedoch bemerkenswert, denn bis zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts trug der Herr seine Frackjacke, seinen Gehrock <strong>und</strong> sein Cutsakko zu einer Weste aus einem anderen Stoff <strong>und</strong> einer Hose aus wiederum einem anderen Gewebe. Die einheitliche Tuchkombination für Sakko, Weste <strong>und</strong> Hose war zunächst nur den weniger formellen Anlässen vorbehalten. Erst gegen Ende der dreißiger Jahre des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts konnte sich der Anzug als das gängige Kleidungsstück für den Büroalltag durchsetzen. Obwohl der Anzug heute als durchaus förmliches Kleidungsstück gilt, trägt der stil- <strong>und</strong> traditionsbewusste Herr zu Hochzeiten, Begräbnissen <strong>und</strong> Staatsakten auch heute noch häufi g die Kombination aus Cutsakko, Weste <strong>und</strong> gestreifter Hose. Zum vollständigen Anzug zählte früher immer auch die Weste. Im heutigen Geschäftsleben kommen viele Herren mit dem zweiteiligen Anzug, bestehend aus Hose <strong>und</strong> Sakko, aus. Jedoch hat die Weste – der übrigens schon seit den Nachkriegsjahren ihr Untergang prophezeit wird – auch heute noch gerade in stilsicheren Kreisen viele Liebhaber. Sofern es das Umfeld nicht als unkorrekt empfi ndet, sich bei der Arbeit der Jacke zu entledigen, bietet sie die Möglichkeit, dies deutlich „angezogener“ als mit bloßem Oberhemd zu tun. Ein gut geschnittener Anzug mit Weste ist von der Stange – wenn überhaupt – nur in Dunkelgrau, Schwarz oder Blau zu bekommen. Wir fertigen natürlich auch die Weste in jedem gewünschten Tuch! Heutzutage werden gerade für Anzüge deutlich leichtere Tuche als früher verarbeitet. Dies liegt neben dem technologischen Fortschritt auf der Ebene der Spinnereien <strong>und</strong> Tuchweber auch an den veränderten Bürotemperaturen: Die Zeiten unterkühlter Büros sind – zumindest, was die Temperaturen angeht – dank Zentralheizung auch in strengen Wintern längst vorbei. Dennoch gibt es bei Gewicht <strong>und</strong> Dicke der Stoffe auch heute noch große Unterschiede. Daher sollte zunächst genau bedacht werden, wo der Anzug getragen wird. Kommt er in den Sommermonaten im warmen Mittelmeerklima zum Einsatz oder dient er vielleicht als treuer Reisegefährte bei den Vertragsverhandlungen im verschneiten Moskau? Wird er ausschließlich im beheizten Auto <strong>und</strong> im vollklimatisierten Büro getragen oder wird die Wärmekette – an zugigen ICE-Umsteigebahnhöfen à la Montabaur – regelmäßig unterbrochen? An dieser Stelle möchten wir auch mit dem von pfi ffi gen Marketingstrategen der Tuchindustrie gestreuten Gerücht aufräumen, dass leichte Tuche gr<strong>und</strong>sätzlich hochwertiger seien als schwerere Gewebe. Ebenso wenig können wir die Aussage bestätigen, dass sich leichte Gewebe gr<strong>und</strong>sätzlich „besser“ oder „angenehmer“ tragen ließen oder gar besser „fallen“ würden. Eine gr<strong>und</strong>sätzliche Aussage hierzu lässt sich nicht treffen. Ohne ein wenig Landesk<strong>und</strong>e wären unsere einleitenden Worte zum Anzug nicht komplett: England – wer sonst – gilt als das Mutterland des Anzugs, wie überhaupt der stilvollen Herrengarderobe. Die auch heute noch gültigen Gr<strong>und</strong>muster des Anzugs wurden hier zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelt. London galt bis zum Zweiten Weltkrieg als das unumstrittene Mekka der Modewelt. Seitdem haben sich die Italiener – wenn auch mit anderen Schwerpunkten – zum ebenbürtigen Rivalen entwickelt <strong>und</strong> ebenfalls einige Meilensteine setzen können. Beide Stilrichtungen fi nden Sie bei uns angemessen berücksichtigt. Die Vielfalt der Oberstoffe in der Anzugwelt erschließt sich Ihnen auf den folgenden Seiten. Winter-, Ganzjahres- <strong>und</strong> Sommertuch, unifarbene oder gemusterte Stoffe, glatte oder wollene Oberfl ächen sind übersichtlich gegliedert nach Qualitäten, Herkunft oder Musterung. Nicht jedes Tuchmuster können wir in unserem Katalog abbilden. Sollten Sie etwas vermissen, sprechen Sie uns an. Wir sind ständig auf der Suche nach den Raritäten der traditionsreichen Webereien <strong>und</strong> Tuchhäuser dieser Welt. Auf Wunsch senden wir Ihnen Originalgriffproben zu. Bei Interesse fi nden Sie das beigefarbene Bestellformular für die Anzüge, Sakkos <strong>und</strong> Hosen in der beiliegenden Preisliste. 19