06.12.2012 Aufrufe

KSFH extra 40 Jahre.indd - Katholische Stiftungsfachhochschule ...

KSFH extra 40 Jahre.indd - Katholische Stiftungsfachhochschule ...

KSFH extra 40 Jahre.indd - Katholische Stiftungsfachhochschule ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

<strong>Katholische</strong><br />

<strong>Stiftungsfachhochschule</strong><br />

München<br />

Fachhochschule der Kirchlichen<br />

Stiftung des öff entlichen Rechts<br />

„<strong>Katholische</strong> Bildungsstätten<br />

für Sozialberufe in Bayern“<br />

gemeinsam mit den anderen bayerischen<br />

Fachhochschulen feiert die <strong>KSFH</strong><br />

in diesem Jahr ihr <strong>40</strong>-jähriges Bestehen.<br />

In diesen vier Jahrzehnten hat sie viele<br />

Entwicklungssprünge gemacht: 1971<br />

begann sie mit insgesamt 342 Studierenden,<br />

heute sind es 2.077. Auch die<br />

Zahl der hauptberufl ich Lehrenden hat<br />

sich gesteigert – von 28 auf 53. Dieses<br />

Wachstum ist natürlich auch in der Erweiterung<br />

des Studienangebotes begründet. Heute bieten wir<br />

fünf Bachelorstudiengänge und fünf Masterstudiengänge an.<br />

Beim Erstellen dieser Sonderausgabe ist mir etwas aufgefallen:<br />

Zu Wort kommen vor allem Männer – Altpräsidenten,<br />

Vizepräsidenten und Dekane – , die an der Entwicklung der<br />

<strong>KSFH</strong> maßgeblich beteiligt waren. Dadurch soll das Wirken der<br />

Frauen aber nicht geschmälert werden, die in Verwaltung und<br />

Lehre von Anfang an das Wachstum der <strong>KSFH</strong> unterstützt haben.<br />

Mittlerweile haben wir jedoch eine Vizepräsidentin, eine<br />

Verwaltungsdirektorin sowie eine Dekanin.<br />

Das Wichtigste in meinen Augen ist aber, dass wir gemeinsam<br />

– mit unterschiedlichen Blickwinkeln und Sichtweisen – unsere<br />

Hochschule beleben und weiterentwickeln.<br />

Auf die nächsten <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>!<br />

Lisa Zeidler<br />

<strong>KSFH</strong> Extra – <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>| November 2011 | Sonderausgabe<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Zahlen und Fakten 2<br />

Wie kam es zu Fachhochschulen?<br />

von Prof. Simon Hundmeyer 3<br />

How to become a president...<br />

by Professor Karljörg Schäfl ein 5<br />

Das Besondere unserer Hochschule<br />

von Prof. Dr. Michael Pieper 6<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> Wandel 7<br />

von Prof. P. Dr. Franz Schmid<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>KSFH</strong> – 16 <strong>Jahre</strong> Pfl ege<br />

von Prof. Dr. Johannes Kemser 9<br />

Großbrand im Kloster<br />

Benediktbeuern 12<br />

Interview mit Prof. Dr. Hubert Jall<br />

zum 30. Dienstjubiläum 13<br />

Impressum 14<br />

1


<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>KSFH</strong> – von 1971 bis 2011<br />

1971<br />

November 2011<br />

Gründung der <strong>KSFH</strong> mit den Abteilungen Benediktbeuern und München. Studienbeginn mit 342 Studentinnen,<br />

303 Studenten und 28 hauptberufl ich Lehrenden.<br />

1982<br />

‚Institut für Fort- und Weiterbildung von Fachkräften in der Sozialen Arbeit (IF)‘ an der Abt. München<br />

1995<br />

Einrichtung des Studiengangs Pfl egemanagement.<br />

2001<br />

Erweiterung des Studienangebots um den Weiterbildungsstudiengang Master of Social Work. 25 Studentinnen<br />

und Studenten beginnen im Wintersemester 2001/2002 das neue dreisemestrige Studium.<br />

2004<br />

Etwa 1.600 Studentinnen und Studenten studieren an beiden Abteilungen, betreut von 50 hauptberufl ich Lehrenden,<br />

120 Lehrbeauftragten und 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Verwaltung.<br />

2005<br />

Erweiterung des Studienangebots um den Bachelor-Studiengang Pfl egepädagogik.<br />

2007<br />

Erweiterung des Studienangebots um den berufsintegrierenden Bachelor-Studiengang „Bildung und Erziehung<br />

im Kindesalter“<br />

2009<br />

Einrichtung des ausbildungsintegrierten Bachelorstudiengangs „Pfl ege dual“ und zweier konsekutiver<br />

Masterstudiengänge.<br />

2011<br />

Seit Oktober 2011 studieren insgesamt 2.077 Studentinnen und Studenten an beiden Abteilungen, davon 507 in<br />

Benediktbeuern und 1570 in München. Sie werden von 53 Professorinnen und Professoren, 48 Verwaltungsmitarbeiterinnen<br />

und -mitarbeitern sowie mehr als 300 Lehrbeauftragten betreut.<br />

2


Beitrag November<br />

Prof. Simon Hundmeyer<br />

Wie kam es zu Fachhochschulen?<br />

2011<br />

– Erinnerungen eines Zeitzeugen und an der Entwicklung Beteiligten –<br />

Vorgeschichte<br />

Die Diskussion um eine Anhebung der Ausbildung der Ingenieure, Designer,<br />

Betriebswirte und Sozialpädagogen begann bereits Anfang der 60er<br />

<strong>Jahre</strong> des vorigen Jahrhunderts, verstärkt in der Zeit zwischen 1963 und<br />

1965 insbesondere durch die Dokumente von Georg Picht mit dem Titel<br />

„Die deutsche Bildungskatastrophe“.<br />

Als erste forderten 1965 die Ingenieure eine Statusanhebung ihrer höheren<br />

technischen Lehranstalten, weil ihre Absolventen Benachteiligungen<br />

in den Ländern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)<br />

zu befürchten hatten.<br />

Nach Gesetzesinitiativen einiger Länder wie Nordrhein-Westfalen, Berlin<br />

und Baden-Württemberg nahm die Kultusministerkonferenz 1968 dieses<br />

Themas auf und schlug ihrerseits die Umwandlung der höheren Fachschulen<br />

in Akademien vor. Das Votum der Kultusministerkonferenz wurde<br />

dann aber durch die Einigung der Ministerpräsidenten und das am 31.<br />

Oktober 1968 verabschiedete „Abkommen der Länder der Bundesrepublik<br />

Deutschland zur Vereinheitlichung auf dem Gebiet des Fachhochschulwesens“<br />

überholt. Dieses Abkommen defi nierte erstmals die Fachhochschulen<br />

als eigenständige Einrichtungen des Bildungswesens im Hochschulbereich.<br />

Von der Sozialarbeit und Sozialpädagogik als möglichen<br />

Hochschuldisziplinen war in dem Abkommen nicht die Rede. In der Folge<br />

sahen die ersten Fachhochschulgesetzentwürfe der Bundesländer auch<br />

keine Ausbildungsrichtung oder Studiengänge für Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />

vor. Allenthalben herrschte auch bei den Trägern der Sozialen<br />

Arbeit Skepsis vor, ob für die praktische Sozialarbeit eine Hochschulausbildung<br />

förderlich oder gar notwendig wäre.<br />

Nunmehr war verstärkt Überzeugungsarbeit und politisches Engagement<br />

der Berufsverbände und der Schulen für Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />

gefordert. Sehr hilfreich war dabei die Stellungnahme des Deutschen Vereins<br />

für öff entliche und private Fürsorge „zur Errichtung von Fachhochschulen<br />

für Sozialarbeit und Sozialpädagogik“, mit der sich der Deutsche<br />

Verein die Argumente von Pfaff enberger u.a. für ein wissenschaftlich fundiertes<br />

und praxisbezogenes Fachhochschulstudium von Sozialarbeitern<br />

und Sozialpädagogen zu eigen machte. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspfl ege unterstützte „die mit der Statusanhebung<br />

bekundete Absicht, „die wissenschaftliche Grundlage der Ausbildung<br />

zu sichern und zeitgerecht auszugestalten“ (s. Michael Pieper in „100 <strong>Jahre</strong><br />

Ausbildung für soziale Berufe mit christlichem Profi l“, S. 63 mit Hinweisen<br />

auf weitere Befürworter einer Fachhochschule für Sozialarbeit/Sozialpädagogik,<br />

<strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München, 2009).<br />

Besonders engagiert im Kampf um die Fachhochschule für Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

waren die Konferenz der deutschen Schulen für Sozialarbeit<br />

(damaliger Vorsitzender war Hermann Zeit, der spätere erste Präsident<br />

der <strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München) und die Arbeitsgemeinschaft<br />

der Höheren Fachschulen für Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />

in Bayern (mitbegründet und geleitet in dieser bewegten Zeit von Hermann<br />

Zeit) zusammen mit Kolleg/innen und Student/innen vor allem der<br />

Münchner Höheren Fachschulen für Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Der<br />

Herbst 1969 verging mit Arbeitszirkeln an den Münchner Sozialschulen.<br />

3


Beitrag November<br />

2011<br />

Wir Dozent/innen und die Student/innen diskutierten die Inhalte und die<br />

Struktur eines Hochschulstudiums der Sozialarbeit/Sozialpädagogik und<br />

berieten Strategien des politischen Vorgehens, das Ziel Fachhochschule zu<br />

erreichen.<br />

So gerüstet sprachen wir mit Vertretern der Wohlfahrtsverbände, der<br />

kommunalen Trägerorganisationen und mit Abgeordneten insbesondere<br />

des Kulturpolitischen Ausschusses des Bayerischen Landtags, der den<br />

Gesetzentwurf beriet. Zeitweise waren abwechselnd Herr Zeit und ich mit<br />

Student/innen und Kolleg/innen in jeder Sitzung des Kulturpolitischen<br />

Ausschusses und sprachen in den Sitzungspausen und im Anschluss an die<br />

Sitzungen mit den Abgeordneten. Mit „Streikaktionen“ und einer Demonstration<br />

vor dem Bayerischen Kultusministerium brachten wir unser Anliegen<br />

in die Öff entlichkeit und versuchten so Druck auf die Politik auszuüben.<br />

Nach fast einem halben Jahr Kampf war das Ziel erreicht. Über den<br />

Kulturpolitischen Ausschuss wurde die Ausbildungsrichtung Sozialwesen<br />

(Sozialarbeit/Sozialpädagogik) in das Fachhochschulgesetz aufgenommen,<br />

das dann am 27. Oktober 1970 in Kraft getreten ist.<br />

Errichtung der <strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München<br />

Nun waren die gesetzlichen Voraussetzungen für die Anhebung der Höheren<br />

Fachschulen für Sozialarbeit/Sozialpädagogik in die Fachhochschule<br />

gegeben. Um der zu gründenden Fachhochschule eine sichere rechtliche<br />

und fi nanzielle Basis zu geben, errichtete die Bayerische Bischofskonferenz<br />

am 31. März 1971 die Kirchliche Stiftung des öff entlichen Rechts „<strong>Katholische</strong><br />

Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern“. Die Gründung der<br />

Stiftung ist in besonderem Maße der Weitsicht des Senatspräsidenten a.D.<br />

Franz Scherübl, des damaligen Vorsitzenden des Trägervereins der katholischen<br />

Münchner Höheren Fachschulen zu verdanken. Unter dem Vorsitz<br />

von Julius Kardinal Döpfner beschloss der Stiftungsrat der Stiftung am 21.<br />

Mai 1971, die bisherigen drei Höheren Fachschulen (Höhere Fachschule<br />

für Sozialarbeit für Männer, Höhere Fachschule für Sozialarbeit für Frauen<br />

– Ellen Ammmann Schule – und Höhere Fachschule für Sozialpädagogik)<br />

des Vereins „<strong>Katholische</strong> Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern e.V“<br />

und die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik der Salesianer Don Boscos<br />

zum 1. Juni 1971 zu übernehmen und beim Bayerischen Staatsministerium<br />

für Unterricht und Kultus den Antrag auf Errichtung der Fachhochschule<br />

zu stellen. Mit Genehmigung des Ministeriums wurden die Höheren Fachschulen<br />

zum 1. August 1971 in die <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München mit<br />

den Abteilungen München und Benediktbeuern übergeführt.<br />

Aufgrund der Vorarbeiten in den Arbeitszirkeln und der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Höheren Fachschulen für Sozialarbeit/Sozialpädagogik in<br />

Bayern (deren Leiter seit Anfang 1970 ich war) wurde quasi an einem Wochenende<br />

der Entwurf einer Rahmenstudienordnung erstellt, nach dem<br />

die <strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> mit Genehmigung des Kultusmi<br />

nisteriums bereits im Wintersemester 1970/71 das Grundstudium begann.<br />

Prof. Simon Hundmeyer, von 1971 bis 1972 Verwaltungsleiter, 1972 bis<br />

1978 Vizepräsident und von 1978 bis 1986 Präsident der Hochschule<br />

4


Beitrag November<br />

Prof. Karljörg Schäfl ein<br />

How to become a president... by<br />

Professor Karljörg Schäfl ein<br />

2011<br />

Jährlich werden in Deutschland 6.328 Präsidenten und Präsidentinnen gewählt,<br />

feierlich eingesetzt, von ihrem Amt entbunden, verabschiedet und<br />

sogar entlassen. Es leben und arbeiten zur Zeit 26.437 Präsidenten in unterschiedlichen<br />

Funktionen und Verantwortungsbereichen. Allein an deutschen<br />

Hochschulen sind 278 erwählte Präsidenten, respektive Präsidentinnen,<br />

im Amt (Quelle: ex faustibus).<br />

Nach diesem Einblick in das präsidiale Zahlenmaterial bitte ich um Verständnis,<br />

dass ich mich bei der Betrachtung der Frage: How to become a<br />

president? auf die den geneigten Lesern bekannte und vertraute <strong>Katholische</strong><br />

<strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München nebst Benediktbeuern beziehen<br />

werde. In den <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n seit ihrer Gründung dienten ihr bis heute 5 Präsidenten,<br />

keine Präsidentin. Es ist Chronistenpfl icht, an dieser Stelle darauf<br />

hinzuweisen, dass es in jüngster Zeit geglückt ist, eine Frau in das Amt der<br />

Vizepräsidentin annähernd einstimmig zu wählen.<br />

>>>Erste Schlussfolgerung: Die Variable „Männliches Geschlecht“ korreliert<br />

mit dem Präsidentenamt bei r = +1. (n = 5 )<br />

Sind weitere Korrelationen signifi kant und auf welchem Niveau?<br />

Körpergröße: r = 0,14 Körpergewicht: r = 0,26 Ausbildung: r = 0,43<br />

Zum Geburtsort lässt sich sagen: Je weiter von München entfernt, um so<br />

besser die Chancen für das Präsidentenamt: r = -0,63.<br />

Da sich aus den bis dato ermittelten Fakten keine Präsidententypisierung<br />

ableiten lässt, liegt es auf der Hand, die Karriere einer Präsidentenpersönlichkeit<br />

der <strong>KSFH</strong> näher zu beleuchten. Dazu wurde Präsident No. 3 ausgewählt.<br />

Aus datenrechtlichen Gründen kann seine Identität nicht preisgegeben<br />

werden.<br />

Der studierte Psychologe, folgend No. 003 genannt, kam 1972 als Dozent<br />

für das Fach Psychologie und Verhaltensmodifi kation sowie als Leiter der<br />

„Psychohygienischen Beratungsstelle für Studenten“ an diese kleine aber<br />

feine Hochschule. Zur damaligen Zeit und auch noch viele <strong>Jahre</strong> später<br />

war er ein begeisterter Autofahrer. Öff entliche Verkehrsmittel waren ihm<br />

ein Horror, auch die kürzesten Wegstrecken wurden mit dem PKW zurückgelegt.<br />

Als die Parkplatznot überhandnahm und die Parkplatzsuche<br />

selbst auf dem Hochschulgelände einen immer höheren Zeitaufwand mit<br />

sich brachte, fi el von No. 003 die verbriefte Aussage (beim Kartenspiel mit<br />

KollegInnen): „Für einen reservierten Parkplatz würde ich sogar Präsident<br />

werden!“<br />

Im Jahr 1986 war es endlich so weit. Zum 1. Oktober, dem Tag des Amtsantritts<br />

des Präsidenten No. 003, hatte der Hausmeister eine bevorzugte<br />

Parkbucht mit dem Namensschild des neuen Amtsträgers versehen. Da<br />

stand es fortan schwarz auf weiß: „Reserviert für den Präsidenten.“ Der<br />

beim Kartenspiel nicht zufällig sondern gezielt ausgesprochene Satz hatte<br />

zum Erfolg geführt und von seiner Wirkung auch nach acht <strong>Jahre</strong>n noch<br />

nichts eingebüßt, selbst als die No. 003 längst vom Auto auf öff entliche<br />

Verkehrsmittel umgestiegen war, Fahrrad fuhr und zu Fuß ging. Der reservierte<br />

Parkplatz stand allen zur Verfügung, das Schild war entfernt. Und<br />

doch wurde No. 003 wieder und wieder zum Präsidenten gewählt.<br />

Zum wichtigen Thema Wiederwahl: Der amtierende Präsident der USA<br />

entschied sich verhängnisvoller Weise für den Satz: “Yes, we can!“ Hätte<br />

er freudig ausgerufen: „Für jeden amerikanischen Autobesitzer einen<br />

reservierten Parkplatz. World-wide!“ Er würde leicht seine Wiederwahl<br />

gewinnen.<br />

5


Beitrag November<br />

Prof. Dr. Michael Pieper<br />

2011<br />

>>> Zweite Schlussfolgerung: Ein einziger, gut ausgewählter Stimulus<br />

(hier: „Für einen reservierten Parkplatz würde ich sogar Präsident werden!“)<br />

wird zum Schlüsselreiz, löscht andere Stimuli („Der darf keinesfalls<br />

Präsident werden!“) und löst ggf. hier und da eine Traumatisierung aus.<br />

Wobei sich, das sei aus erfahrungswissenschaftlicher Sicht angemerkt,<br />

das Löschen (Extinktion) traumabedingter Verhaltensweisen, Eigenschaften<br />

und Einstellungen als sehr zeitraubend erweisen kann und mit<br />

der Zahlungsmoral des Klienten/der Klientin positiv korreliert.<br />

Zur Qualität der 16-jährigen Amtsführung von No. 003 und als Bestätigung<br />

und Bekräftigung der 2. Schlussfolgerung sei abschließend auf folgenden<br />

Sachverhalt hingewiesen:<br />

In den ersten seriösen Hochschulrankings, die in die <strong>Jahre</strong> 2001 und 2002<br />

zurückreichen, durchgeführt von der HRK und dem CHE (Lit.: stern special<br />

CAMPUS & KARRIERE, Nr.1 April 2002 und 2003) liegt die <strong>KSFH</strong> auf den<br />

vorderen Plätzen und wird gemeinsam mit zwei weiteren Hochschulen als<br />

sehr guter Studienort empfohlen.<br />

>>> Dritte Schlussfolgerung: Kartenspielertricks führen zeitweise zu<br />

Erfolgen.<br />

Prof. Karljörg Schäfl ein, Präsident der <strong>KSFH</strong> von 1986 bis 2oo2<br />

„Das Besondere dieser Hochschule“<br />

Auf die Frage, was für mich in den vielen <strong>Jahre</strong>n meiner Zugehörigkeit das<br />

Besondere dieser Hochschule gewesen sei, nenne ich gern als eine ihrer<br />

charakteristischen Eigenarten und Stärken den Stil in Umgang und Kommunikation<br />

unter den Lehrenden. Natürlich waren nicht immer alle derselben<br />

Meinung; wie in jeder anderen Organisation gab es unter den Kolleginnen<br />

und Kollegen unterschiedliche Sichtweisen und Konkurrenzen,<br />

Sympathien und Antipathien, Ärger und auch länger anhaltende, manchmal<br />

schwierige Kontroversen – etwa über inhaltliche und organisatorische<br />

Fragen und mit diesen zusammenhängende persönliche Anschauungen<br />

und Bewertungen. Aber daraus entstanden keine dauerhaften<br />

Feindschaften oder sich bekämpfende Fraktionen, sondern jenseits der<br />

Diff erenzen gab es eine grundsätzliche Gesprächs- und Verständigungsbereitschaft,<br />

auf die sich jede und jeder verlassen konnte. Davon hat die<br />

gesamte Hochschule profi tiert. Ich wünsche der <strong>KSFH</strong>, dass sie unter sich<br />

verändernden Bedingungen auch in Zukunft diesen besonderen Stil bewahren<br />

und weiter entwickeln kann.<br />

Prof. Dr. Michael Pieper, Präsident der <strong>KSFH</strong> von 2002 bis 2006<br />

6


Prof. P. Dr. Franz Schmid<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> Wandel<br />

November 2011<br />

Die <strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München ist 2011 nicht mehr<br />

die von 1971. Die Veränderungen lassen sich an vielen Merkmalen feststellen:<br />

auch an den Diplomarbeiten, die in großer Kontinuität von Studentinnen<br />

und Studenten produziert und von Professorinnen und Professoren<br />

begleitet werden.<br />

An der Abteilung Benediktbeuern entstanden in den <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n 3.517 Diplom-<br />

und Bachelorarbeiten. Die Themen dieser Prüfungsarbeiten, die<br />

in der Regel mit hohem Energieaufwand und großem Ehrgeiz bearbeitet<br />

werden, zeigen den Wandel, der mit der Gesellschaft auch in der Sozialen<br />

Arbeit stattgefunden hat. Der Wandel zeigt ohne Zweifel auch ihre fortschreitende<br />

Professionalisierung.<br />

Die 70er <strong>Jahre</strong> kann man mit dem Satz beschreiben: Nach der Heimkampagne<br />

Aufbruch in eine neue Fachlichkeit. In diesem Jahrzehnt beziehen<br />

sich die Diplomarbeiten (fast) ausschließlich auf die Felder der Jugendhilfe:<br />

Heim, Internat, Jugendarbeit einschließlich Kindergarten. Bald treten<br />

dazu die Erziehungsberatungsstellen ins Blickfeld, da solche durch Professoren<br />

in Benediktbeuern, Weilheim und Schongau betrieben werden<br />

und als begehrte Praktikumsstellen dienen. Sie sind ausschließlich der Kategorie<br />

„Fallarbeit“ zuordnen. In der Jugendarbeit geht es um Jugendzentren,<br />

Gruppenarbeit und um Jugendbildungsstätten. Zu den Heimen treten<br />

heilpädagogische Heime hinzu und bald entstehen heilpädagogische<br />

Kindertagesstätten. In den Titeln der Diplomarbeiten erscheinen auch die<br />

Stichworte Spieltherapie, Lernhilfen, Teamarbeit, TZI. Koedukation, Medien-<br />

und Freizeitpädagogik, Erzieherkonferenz, Elternarbeit und Gruppenleiterschulung.<br />

Gegen Ende des Jahrzehnts erscheinen vereinzelt neue<br />

Arbeitsfelder der Sozialpädagogik auf der Themenliste: Mädchenarbeit,<br />

Spätaussiedler, Resozialisierung, Psychiatrie, Planspiel und Ehrenamt.<br />

Die 80er <strong>Jahre</strong> kann man mit den Schlagworten „therapeutisch“ und „gesellschaftlich“<br />

überschreiben. Nach wie vor dominiert zunächst die Heimerziehung,<br />

aber sie wird „therapeutisch“. Sprachstörungen werden<br />

häufi g bearbeitet. In der Jugendarbeit dominieren Themen wie Gruppenleiterschulung<br />

und Konzeptentwicklung. Viele Studentinnen und Studenten<br />

gehen daran, für ihre Praktikumsstellen Konzepte zu entwickeln.<br />

Die Diplomarbeitsthemen zeigen, dass die Jugendhilfe „zurückgedrängt“<br />

wird und – durch neue Professorinnen und Professoren – neue Themen<br />

angeregt werden. Die Liste zeigt Vielfalt: Altenhilfe, Suchterkrankungen,<br />

Behinderungen unterschiedlicher Art, Rehabilitation. Familienhilfe, auch<br />

der Gesundheitsbereich wird in der Sozialpädagogik „bearbeitet“. Stichworte<br />

weisen auch auf die Beschäftigung mit dem Beruf hin: Professionalisierung,<br />

Erzieherverhalten, Erzieherkonferenz und sogar der internationale<br />

Vergleich werden zum Thema gemacht. In der Mitte des Jahrzehnts<br />

werden in der Jugendarbeit „gesellschaftliche“ Themen gerne bearbeitet<br />

wie die „Null-Bock“- und die „No-Future“-Mentalität der jungen Generation.<br />

Misshandlungen in Familien, Ausländerfeindlichkeit und vermehrt<br />

„Frauen-Themen“ fi nden Interesse in Diplomarbeiten. Erstmals betritt die<br />

Erlebnispädagogik die Bühne – und bleibt dort bis in die Gegenwart.<br />

1988 fi ndet man Themen auf der Liste wie Magersucht, Suchtverhalten<br />

von Frauen, AIDS, Alkoholikerkinder, sexueller Missbrauch, aber auch Sterbebegleitung<br />

und EDV in der Sozialpädagogik. Der starke Individualisierungsschub<br />

in der Gesellschaft zeigt sich auch in der Sozialpädagogik und<br />

in Diplomarbeiten. Nachdem in den 70er <strong>Jahre</strong>n der Versuch der Sozialen<br />

7


November 2011<br />

Arbeit gescheitert war, die sozialen Probleme politisch zu lösen, versucht<br />

man es nun (überwiegend) therapeutisch.<br />

Die 90er <strong>Jahre</strong> können „ökologisch und ökonomisch“ in Bezug auf Diplomarbeiten<br />

in Benediktbeuern gekennzeichnet werden. Durch das 1988<br />

errichtete Zentrum für Umwelt und Kultur und ein vermehrt ökologisches<br />

Denken in der Gesellschaft werden neue Anregungen gegeben und der<br />

Studienschwerpunkt „Umwelt- und Kulturpädagogik“ tut das Seine: Umweltpädagogik,<br />

Umweltangst, Naturthemen, das Land als Lebensraum,<br />

Schöpfungsverantwortung, die Agenda 21 und der Bauernhof mit neuen<br />

Funktionen. Das Jahrzehnt wird noch bunter, was die Themen der Diplomarbeiten<br />

angeht. Da geht es um Methadon-Programme, Co-Abhängigkeit,<br />

Frauenhäuser, Prostitution, Frauen-„Knast“, Hospize, HIV und AIDS. Stricher,<br />

minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, Entwicklungshilfe usw. Man<br />

schreibt über freiberufl ich tätige Sozialpädagogen, das Burnout-Syndrom<br />

in helfenden Berufen, die Pfl egeversicherung, Gender-Orientierung oder<br />

Systemorientierung und Empowerment. 1995 tritt die Schulsozialarbeit in<br />

Erscheinung und wird bis heute ein „Dauerthema“. – Die zweite Schwerpunktbildung<br />

im dritten Jahrzehnt zeugt von der Ökonomisierung der<br />

Sozialpädagogik. Man begegnet in Diplomarbeiten in zunehmender Zahl<br />

Begriff en aus der Betriebswirtschaft: Organisationsentwicklung, Qualitätsmanagement,<br />

Personalentwicklung, Budgetierung, Controlling, Steuerung,<br />

Outsourcing, Output-Orientierung usw. Die Ökonomisierung des Lebens<br />

hat die Soziale Arbeit erreicht.<br />

Das vierte Jahrzehnt zeigt eine weitere Pluralisierung der Themen von Diplomarbeiten,<br />

lässt aber den ersten Schwerpunkt immer noch, oder wieder,<br />

erkennen: die Jugendhilfe bzw. die Zielgruppe Jugend. Der Trend zu<br />

kostengünstigeren ambulanten Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien<br />

bringt eine Vielfalt von Hilfeformen hervor, die mit der Schulsozialarbeit<br />

die präventiven und kompensatorischen Bereiche einbezieht. „Von<br />

Rang“ sind aber auch die Altenhilfe, Frauenthemen. Migrationsprobleme,<br />

die Resozialisierung und nun auch (wieder) der Elementarbereich. 2010<br />

zeigt erstmals eine beachtliche Anzahl von Bachelorarbeiten, die sich mit<br />

den Gefahren und Chancen des Internet beschäftigen.<br />

Betrachtet man die Abschlussarbeiten der Studentinnen und Studenten,<br />

die sie frei wählen können, so zeigt sich ein sehr breites Feld von Themen,<br />

das (fast) alle Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit umfasst. Diese Weite macht<br />

das Arbeitsfeld und das Studium interessant; die Streuung spiegelt sich in<br />

den Abschlussarbeiten wider und sie stellen letztlich die Interessenvielfalt<br />

der Benediktbeurer Studentinnen und Studenten dar. – Ein „Stiefkind“<br />

kann man aus der Perspektive der Diplomarbeiten ausmachen: das Recht.<br />

Prof. P. Dr. Franz Schmid, von 1992 bis 2008 Vizepräsident an der <strong>KSFH</strong><br />

8


Prof. Dr. Johannes Kemser<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>KSFH</strong> – 16 <strong>Jahre</strong> Pfl ege<br />

November 2011<br />

Die Geschichte der Pfl egestudiengänge und des Fachbereichs Pfl ege an<br />

der <strong>KSFH</strong> ist als verhältnismäßig kurz anzusehen, dennoch hat die Pfl ege<br />

in den wenigen <strong>Jahre</strong>n ihres Bestehens das Selbstverständnis der Hochschule<br />

verändert und sie für den zukunftsträchtigen Gesundheitsbereich<br />

geöff net.<br />

Die 16-jährige Entwicklungsgeschichte der Pfl egestudiengänge an der<br />

<strong>KSFH</strong> ist in einen zeitgeschichtlichen Kontext einer <strong>40</strong>-jährigen Hochschulgeschichte<br />

eingebunden, in ein allgemeines hochschul- und berufspolitisches<br />

Umfeld mit Pfl egenotstand seit Beginn der 90er <strong>Jahre</strong> bis zur aktuellen<br />

Diskussion um eine Pfl egekammer heute.<br />

• Am 19. Mai 1995 verabschiedet der Senat der <strong>KSFH</strong> die Studien-<br />

und Prüfungsordnung und beschließt die Einrichtung eines<br />

Gründungsfachbereichsrates.<br />

• WS 1995/96 Beginn des ersten Jahrganges Pfl egemanagement mit 35<br />

besetzten Studienplätzen.<br />

• Feierliche Eröff nung des ersten Pfl egestudienganges in Bayern am 12.<br />

Oktober 1995 durch einen Festakt in der Aula des kirchlichen Zentrums<br />

in Anwesenheit des Wissenschaftsministers Zehetmaier und<br />

dem Stiftungsvorstandsvorsitzenden Prälat Ertl.<br />

• Die erste Stufe des Endausbaus wird nach diesem Planungskonzept mit<br />

Beginn des Studienjahres 1999/2000 erreicht mit einer Ausbauzielzahl<br />

von 165 Studienplätzen.<br />

1999 wird die Verfassung der Hochschule neu geschrieben. Danach werden<br />

erstmals Fachbereiche eingeführt (§ 9). Dem Fachbereichsrat Pfl ege<br />

gehören an: Prof. Dr. Monika Fröschl, Prof. Dr. Werner Haisch, Prof. Dr. Johannes<br />

Kemser (Dekan), Prof. Dr. Andrea Kerres, Prof. Dr. Elke Pfl aumer,<br />

Prof. Dr. Rosmarie Reinspach, Prof. Karljörg Schäfl ein (Präsident). Für die<br />

Verwaltung: Prof. Peter Obermaier-van Deun sowie vier StudentInnen.<br />

Die ersten <strong>Jahre</strong> des Fachbereichs Pfl ege stehen im Zeichen der Vorbereitung<br />

für einen weiteren Studiengang: die Pfl egepädagogik.<br />

Aus einer fachbereichsinternen Studie zur berufl ichen Einmündung der<br />

Diplompfl egewirte auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 2004 geht deutlich hervor,<br />

dass AbsolventInnen des Studienganges Pfl egemanagement der <strong>KSFH</strong><br />

München nicht nur gefragt, sondern in Führungspositionen von Krankenhäusern<br />

und Kliniken, Alten- und Pfl egeheimen, im Bereich von Qualitätsmanagement<br />

und Unternehmensberatung auch bevorzugt eingestellt<br />

werden.<br />

In einem Festakt zum 10-jährigen Jubiläum des ersten Pfl egestudienganges<br />

Pfl egemanagement im Oktober 2005 wird parallel dazu auch die<br />

Einführung der Pfl egepädagogik feierlich begangen – in Anwesenheit des<br />

bayerischen Wissenschaftsministers Thomas Goppel und Weihbischof Engelbert<br />

Siebler.<br />

Vom Diplom zu Bachelor und Master<br />

Im WS 2005/06 startet der erste integrierte Bachelor-Studiengang Pfl egemanagement/Pfl<br />

egepädagogik. Wie in fast allen Pfl ege-Hochschulen außerhalb<br />

Bayerns, sollen mit dem neu geplanten Krankenpfl egegesetz auch<br />

die Lehrer für Pfl egeberufe – bis dahin als „Unterrichtsschwestern“ bzw.<br />

„Unterrichtspfl eger“ – , spätestens nach der Einführung von Bachelor-<br />

und Masterstudiengängen, einen akademischen Abschluss erwerben. Da-<br />

9


November 2011<br />

mit sind erneut die bewährten bayerischen Pfl ege-Fachhochschulen <strong>KSFH</strong><br />

München und Evangelische Hochschule Nürnberg gefragt. Die Fachhochschule<br />

Würzburg will es beim Studiengang Pfl egemanagement belassen,<br />

die Fachhochschule Nürnberg erst beginnen, nachdem München zugesagt<br />

und begonnen hat. Also ist erneut die <strong>KSFH</strong> München die erste, um Vorreiter<br />

für einen weiteren Pfl egestudiengang „Pfl egepädagogik“ zu sein.<br />

Zeitgleich mit der Umstellung des Diplomstudiums auf ein Bachelorstudium<br />

konnte also in Bayern an der <strong>KSFH</strong> ein Studium der Pfl egepädagogik<br />

begonnen werden. Damit sind nicht nur die Erfordernisse des Krankenpfl<br />

egegesetzes erfüllt. Es ist dies zugleich ein wesentlicher Schritt hin zur<br />

Normalisierung der berufl ichen Pfl egebildung, auch Lehrer an Berufsfachschulen<br />

für Gesundheits- und Krankenpfl ege werden künftig über eine<br />

akademische Ausbildung verfügen. Für die Pfl egelehrerinnen und Lehrer<br />

wird so eine Lehrerlaufbahn im Öff entlichen Dienst mit Zugang zum Beamtenstatus<br />

möglich. In der Tat wird derzeit im Kultusministerium daran<br />

gearbeitet, diese Karrierewege analog zu anderen Fachlehrern an beruflichen<br />

Schulen zu ebnen.<br />

Die Professionalisierung der Pfl ege schreitet voran<br />

Pfl ege studieren zu können ist ein zentraler Teil der Professionalisierung<br />

und zugleich der gesellschaftlichen Aufwertung von Pfl ege. Die Akademisierung<br />

der Pfl ege hat nicht zufällig über das Pfl egemanagement begonnen,<br />

sondern zeigt ihre schillernde Dynamik genau in diesem Einstieg: Das<br />

Management, d.h. die gestaltenden, führenden und leitenden Pfl egenden,<br />

diejenigen, die Entwicklungen anstoßen, die strategische und organisatorische<br />

Verantwortung tragen, sind die Ersten, die Pioniere der akademisierten<br />

Pfl ege. Dass hier eine akademische Bildung wenn nicht notwendig<br />

so doch mit Sicherheit wünschenswert und sinnvoll ist, ist nicht nur innerhalb<br />

der Community sondern auch im (bildungs-) politischen Diskurs vermittelbar.<br />

Einer gewissen inneren Logik folgend wird die Pfl egebildung,<br />

werden die Lehrer und Lehrerinnen der Pfl ege von Beginn an mitgedacht.<br />

Pfl ege dual<br />

Um nach dem aktuellen State of the Art zu pfl egen, sind jedoch neben der<br />

Weiterentwicklung des wissenschaftlich fundierten, zum Teil Evidenz basierten<br />

Pfl egewissens auch die Anforderungen an die sogenannten Soft<br />

Skills gestiegen. Im Bereich der stationären Altenpfl ege steigt die Bedeutung<br />

von Palliative Care und Sterbebegleitung; die zunehmende Kooperation<br />

im Skillmix, mit familialer Pfl ege und mit ehrenamtlichen Helfern<br />

verlangt umfassende, soziale, ethische und personale Kompetenzen. Die<br />

<strong>KSFH</strong> reagiert darauf mit der Einrichtung des dualen, ausbildungsintegrierenden<br />

Pfl egestudiengangs mit gerontologischem Schwerpunkt zum Wintersemester<br />

2009. Insbesondere die Integration der Altenpfl egeausbildung<br />

und die Kooperation mit Schulen der Caritas und der Inneren Mission sind<br />

ein vom Stiftungsvorstand Prälat Zerrle von Beginn an mit großem Interesse<br />

begleitetes, in seiner Notwendigkeit erkanntes und unterstütztes Unterfangen.<br />

Die Studierenden erhalten nach 3 <strong>Jahre</strong>n mit dem Examen in der<br />

Gesundheits- und Kranken- oder Altenpfl ege die Berufszulassung für den<br />

Pfl egeberuf, nach 4,5 <strong>Jahre</strong>n führt der Studiengang zum akademischen<br />

Grad des Bachelor of Science in Nursing (BA ScN).<br />

Die Akademisierung der berufl ichen Pfl ege insbesondere der Altenpfl ege<br />

zielt bewusst auf einen damit verbundenen Imagegewinn. Damit kann die<br />

Attraktivität für neue Bewerbergruppen mit Hochschulzugangsberechtigung<br />

erhöht und neue Optionen für Berufsbiographien und eine Karriereplanung<br />

im Gesundheitsbereich können eröff net werden.<br />

10


November 2011<br />

Mit der erstmaligen Einrichtung einer Stiftungsprofessur durch die Josef<br />

und Luise Kraft-Stiftung ist nicht nur ein wichtiges politisches Signal erfolgt.<br />

Mit der für das Studienjahr 2009/2010 ausgeschriebenen Stelle einer<br />

Professur für Gerontologische Pfl ege mit den Schwerpunkten Forschung<br />

und Qualitätsentwicklung wird einem dringenden Bedarf entsprochen,<br />

die pfl egerische Versorgung und ihre Qualität wissenschaftlich fundiert<br />

weiterzuentwickeln und zu erforschen.<br />

Master Management von Sozial- und Gesundheitsbetrieben<br />

Neben der noch ausstehenden angemessenen personellen und räumlichen<br />

Ausstattung sind für die Zukunftsfähigkeit des Fachbereich Pfl ege<br />

die Durchlässigkeit des akademischen Systems und die Etablierung akademischer<br />

Karrierewege für die Absolventinnen und Absolventen wesentliche<br />

Ziele. Die Einführung des Masterstudiengangs Management von<br />

Sozial- und Gesundheitsbetrieben 2009 war für die <strong>KSFH</strong> ein bedeutsamer<br />

Schritt.<br />

Ausblick<br />

Die <strong>KSFH</strong> hat sich seit diesen vergangenen 16 <strong>Jahre</strong>n in der Gestaltung des<br />

Akademisierungsprozesses der Pfl ege in Bayern als ein Akteur erwiesen,<br />

der sich einem Verständnis von Hochschule verpfl ichtet sieht, das über die<br />

reine Vermittlung aktuellen Fachwissens hinausweist. Für die Pfl ege geht<br />

es hier um eine Kultur der Menschlichkeit, die auch die Frage nach dem<br />

Sinn und nach dem Gelingen menschlichen Lebens zu lässt, jenseits von<br />

Leistungs- und Konsumfähigkeit.<br />

Dabei wird die Zukunft und Professionalisierung der Pfl ege ein Kulminationspunkt<br />

zentraler Fragen unserer alternden Gesellschaft, betriff t sie<br />

doch direkt unseren Umgang mit Gebrechlichkeit, mit Angewiesenheit<br />

und Verletzlichkeit in der letzten Lebensphase und im Sterben, Fragen auf<br />

die der medizinische Fortschritt allein genauso wenig wie eine ökonomisch<br />

effi zientere Gesundheitsversorgung eine angemessene Antwort zu<br />

geben vermögen. Humane und im christlichen Sinne angemessene Pfl ege<br />

weiter zu entwickeln, zu erforschen und zu gestalten ist eine zukunftsweisende<br />

Aufgabe, der wir uns als Hochschule verpfl ichtet sehen.<br />

Prof. Dr. Johannes Kemser, Dekan des Fachbereichs Pfl ege<br />

11


November 2011<br />

Großbrand vor 32 <strong>Jahre</strong>n im Kloster Benediktbeuern<br />

1979 zerstörte ein Großbrand den halben Nordtrakt des Klosters Benediktbeuern und somit das Fachhochschulgebäude.<br />

Laut eines Zeitungsberichts wurde der Sachschaden auf 12 Millionen Mark geschätzt. Als Brandursache<br />

ermittelte die Polizei Schweißarbeiten am Tag vor dem Brand.<br />

1981 – zum 10. Jubiläum der Hochschule – wurde das neu aufgebaute Hochschulgebäude durch Josef Kardinal<br />

Ratzinger, den heutigen Papst Benedikt XVI, eingeweiht.<br />

12


Interview November<br />

„Das Ambiente in Benediktbeuern<br />

ist einfach unschlagbar“<br />

Prof. Dr. Hubert Jall feiert in diesem<br />

Jahr sein 30-jähriges Dienstjubiläum<br />

an der <strong>KSFH</strong>. Er erzählt uns,<br />

wie sich die Studierenden verändert<br />

und die Studieninhalte verschoben<br />

haben.<br />

Wie sind Sie zur <strong>KSFH</strong> gekommen?<br />

Hubert Jall: Hubert Oppl, ein ehemaliger<br />

Kommilitone und schließlich<br />

langjähriger Kollege, rief mich<br />

an einem Freitag an und forderte<br />

mich auf, mich an der <strong>KSFH</strong> in Benediktbeuern<br />

zu bewerben. Ein bereits<br />

berufener Bewerber hatte seine<br />

Stelle nicht angetreten. Bereits<br />

am Mittwoch darauf musste ich<br />

meine Probevorlesung halten. Der<br />

Seminarsaal war so voll, dass viele<br />

Leute stehen mussten.<br />

Wie konnten Sie sich in dieser<br />

kurzen Zeit vorbereiten?<br />

Hubert Jall: Ich habe für die Probevorlesung<br />

Tag und Nacht gearbeitet.<br />

Mein Vorteil war, dass ich<br />

neben Sozialer Arbeit auch ein abgeschlossenes<br />

Lehramtsstudium<br />

habe. Innerhalb von einem Monat<br />

hatte ich die Zusage. Die einzige<br />

Schwierigkeit war, aus meinem bestehenden<br />

Vertrag bei der Caritas<br />

in Regensburg herauszukommen.<br />

Der damalige Caritasdirektor Prälat<br />

Walter Siegert ließ mich nur deshalb<br />

vorzeitig gehen, da ich bei der<br />

<strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong><br />

anfangen wollte.<br />

Was macht die Abteilung Benediktbeuern<br />

so besonders?<br />

Hubert Jall: Neben der schönen<br />

Landschaft? Das Ambiente ist hier<br />

einfach unschlagbar. In der Bibliothek<br />

fi nde ich alle Ressourcen aus<br />

dem wissenschaftlichen Bereich<br />

– es ist sehr angenehm, mit Ruhe,<br />

Gelassenheit und dem Blick auf die<br />

Berge zu arbeiten<br />

Sie sind jetzt bereits seit 30 <strong>Jahre</strong>n<br />

an der Hochschule – haben sich in<br />

dieser Zeit die Studierenden verändert?<br />

Hubert Jall: Die Studierenden waren<br />

damals tendenziell älter und<br />

hatten oftmals schon ein Berufsleben<br />

hinter sich. Ich habe auch festgestellt,<br />

dass das Interesse an der<br />

Jugendarbeit höher war als heute.<br />

Die Erfahrungen der heutigen Studierenden<br />

in diesem Bereich sind<br />

minimal. Wenn ich heute in einem<br />

Seminar nach den Erfahrungen z.B.<br />

in der Jugendzentrumsarbeit frage,<br />

meldet sich von 24 Studierenden<br />

vielleicht einer. Vor 30 <strong>Jahre</strong>n war<br />

es mehr als die Hälfte.<br />

Woran liegt das Ihrer Meinung<br />

nach?<br />

Hubert Jall: Die Studierenden sind<br />

heute noch sehr jung, wenn sie mit<br />

dem Studium beginnen, und wissen<br />

oftmals nicht, was sich hinter<br />

dem Berufsbild verbirgt. Bei vielen<br />

bildet sich das Interesse an einer<br />

bestimmten Berufsrichtung erst<br />

während des Studiums oder während<br />

der Praktika aus.<br />

Wie haben sich die inhaltlichen<br />

Aspekte im Studium verändert?<br />

Hubert Jall: Auch im Studium lag<br />

der Fokus damals auf der Jugendarbeit<br />

und der Jugendhilfe. Benediktbeuern<br />

galt als die Hochschule für<br />

Jugendarbeit und Erziehungshilfe.<br />

Heute sind die Themen vielfältiger.<br />

Ich habe von Anfang an den<br />

Bereich Familiehilfe vertreten und<br />

tue das noch immer. Ende der 80er<br />

<strong>Jahre</strong> wurden beispielsweise die<br />

Bereiche Management, Verwaltung<br />

und Gemeinwesenarbeit dazugenommen.<br />

Die Jugendarbeit wird<br />

immer stärker mit der Schulsozialarbeit<br />

verbunden, da die Jugendlichen<br />

60 bis 70 Prozent ihrer Zeit<br />

in den Schulen verbringen.<br />

2011<br />

An was denken Sie gerne zurück?<br />

Hubert Jall: Dass es uns gelungen<br />

ist, den berufsbegleitenden Masterstudiengang<br />

zu entwickeln und zu<br />

etablieren. Auch als der konsekutive<br />

Masterstudiengang sozusagen<br />

als Konkurrenz eingeführt wurde,<br />

zeigte sich, dass beide Master ihren<br />

„Markt“ haben.<br />

Ich bedaure sehr, dass es die Integrationstage<br />

nicht mehr gibt. Kollegen<br />

aus der <strong>KSFH</strong> und PTH sowie<br />

alle Studierenden haben drei Tage<br />

lang gemeinsam ein Thema bearbeitet<br />

und auch köstlich gefeiert. Dies<br />

war immer hochspannend und sehr<br />

produktiv. Wir haben damals in Benediktbeuern<br />

etwas geschaff en, was<br />

uns sehr belebte und befruchtete.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

13


Zahlen November<br />

Wer studiert Soziale Arbeit? Eine<br />

Zahlenreise durch 4 Jahrzehnte.<br />

Im Jahrgang 1971 / 1972 begannen 110 Studentinnen und<br />

53 Studenten an der Abteilung München das Studium Soziale Arbeit<br />

Im Semester 1981 / 1982 waren es 141 Studentinnen und<br />

59 Studenten. Dagegen zählen wir in den <strong>Jahre</strong>n 1991 / 1992<br />

163 Studentinnen und 37 Studenten. Im Semester 2001 /<br />

2002 veränderte sich die Zahl auf 173 Studentinnen und 39<br />

Studenten. Zum Wintersemester 2011 / 2012 begannen 186<br />

Studentinnen und 47 Studenten den Studiengang Soziale Arbeit.<br />

Insgesamt studieren aktuell an der Abteilung München 779 Studen-<br />

tinnen und 175 Studenten Soziale Arbeit.<br />

Impressum<br />

<strong>Katholische</strong><br />

<strong>Stiftungsfachhochschule</strong><br />

München<br />

Preysingstraße 83<br />

81667 München<br />

Telefon (089)48092-1272<br />

www.ksfh.de<br />

Herausgeber:<br />

Präsident Prof. Dr. Egon Endres<br />

Redaktion & Satz:<br />

Lisa Zeidler<br />

Telefon (089)48092-1466<br />

lisa.zeidler@ksfh.de<br />

Fotos: Bildmaterial der <strong>KSFH</strong><br />

Sonderausgabe zum <strong>40</strong>-jährigen<br />

Jubiläum<br />

Ein herzliches Dankeschön an alle, die<br />

an dieser Ausgabe mitgewirkt haben!<br />

2011<br />

Entwicklung der<br />

Studierendenzahlen<br />

in Benediktbeuern<br />

Die 70er<br />

1971 128<br />

1972 166<br />

1973 229<br />

1974 263<br />

1975 296<br />

1976 344<br />

1977 376<br />

1978 387<br />

1979 <strong>40</strong>8<br />

Die 80er<br />

1980 424<br />

1981 419<br />

1982 415<br />

1983 430<br />

1984 420<br />

1985 454<br />

1986 431<br />

1987 427<br />

1988 435<br />

1989 421<br />

1990 474<br />

Die 90er<br />

1991 466<br />

1992 462<br />

1993 475<br />

1994 464<br />

1995 483<br />

1996 487<br />

1997 490<br />

1998 487<br />

1999 487<br />

Im 21. Jahrhundert<br />

2000 493<br />

2001 510<br />

2002 520<br />

2003 531<br />

2004 535<br />

2005 508<br />

2006 495<br />

2007 484<br />

2008 485<br />

2009 504<br />

2010 498<br />

2011 507<br />

14

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!