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Quartiersentwicklungskonzept Kiel - Altersgerechte Anpassung der ...

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<strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong> <strong>Kiel</strong> –<br />

<strong>Altersgerechte</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>der</strong> Stadtteile<br />

Ellerbek und Wellingdorf<br />

Hamburg Januar 2011


© GEWOS 2011<br />

<strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong> <strong>Kiel</strong> –<br />

<strong>Altersgerechte</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>der</strong> Stadtteile<br />

Ellerbek und Wellingdorf<br />

Hamburg Januar 2011<br />

GEWOS<br />

Institut für Stadt-, Regional-<br />

und Wohnforschung GmbH<br />

Maurienstraße 5<br />

22305 Hamburg<br />

Telefon 040/69 71 20<br />

Telefax 040/69 71 22 20<br />

E-Mail info@gewos.de<br />

Internet http://www.gewos.de<br />

Geschäftsführung:<br />

Renate Szameitat<br />

SEB AG<br />

BLZ 200 101 11<br />

Konto-Nr. 17 33 922 900<br />

Sitz <strong>der</strong> Gesellschaft:<br />

Hamburg<br />

Registergericht:<br />

Hamburg, HRB 12 536


Inhalt<br />

- I -<br />

Seite<br />

1 Hintergrund 1<br />

2 Dimensionen einer altersgerechten Quartiersgestaltung 7<br />

2.1 Dimension „Wohnen“ 9<br />

2.2 Dimension „Mobilität“ 12<br />

2.3 Dimension „Nahversorgung“ 14<br />

2.4 Dimension „Gesundheit/Pflege“ 15<br />

2.5 Dimension „Freizeit/soziale Netze“ 16<br />

3 Demographische Rahmenbedingungen 17<br />

4 Situationsanalyse – Altersgerechtigkeit von Ellerbek<br />

und Wellingdorf 23<br />

4.1 <strong>Altersgerechte</strong>s Wohnen in Ellerbek und Wellingdorf 23<br />

4.1.1 Allgemeine Charakterisierung des Wohnungsbestandes 23<br />

4.1.2 Altersgerechtigkeit des privaten Wohnungsbestandes 28<br />

4.1.3 Altersgerechtigkeit des institutionellen Wohnungsbestandes 33<br />

4.1.4 Seniorenwohneinrichtungen 35<br />

4.2 <strong>Altersgerechte</strong> Mobilitätsvoraussetzungen in Ellerbek und<br />

Wellingdorf 38<br />

4.3 <strong>Altersgerechte</strong> Nahversorgung in Ellerbek und Wellingdorf 43<br />

4.4 <strong>Altersgerechte</strong>s Gesundheits- und Pflegeangebot in Ellerbek und<br />

Wellingdorf 47<br />

4.5 <strong>Altersgerechte</strong>s Freizeitangebot und Netzwerke in Ellerbek und<br />

Wellingdorf 51<br />

4.6 Stärken-Schwächen-Analyse 56


- II -<br />

5 Handlungskonzept 59<br />

5.1 Handlungsfeld „Wohnen“ 59<br />

5.2 Handlungsfeld „Mobilität“ 60<br />

5.3 Handlungsfeld „Nahversorgung“ 61<br />

5.4 Handlungsfeld „Gesundheit/Pflege“ 62<br />

5.5 Handlungsfeld „Freizeit/soziale Netze“ 63<br />

5.6 Räumliches Handlungskonzept 63<br />

6 Empfehlungen zur Konzeptumsetzung 67


1 Hintergrund<br />

Bundesweite Bevölkerungsalterung<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen älterer<br />

Menschen an<br />

Wohn-/Lebensumfeld…<br />

…wichtiges Thema<br />

für die Landeshauptstadt<br />

<strong>Kiel</strong><br />

- 1 -<br />

Der demografische Wandel in Verbindung mit <strong>der</strong> fortschreitenden<br />

Bevölkerungsalterung ist ein seit Jahren<br />

bundesweit intensiv diskutiertes Thema. Nach den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung<br />

des Statistischen Bundesamtes wird die Anzahl<br />

älterer Menschen im Bundesgebiet von <strong>der</strong>zeit<br />

16,7 Mio. auf 23,7 Mio. im Jahr 2040 ansteigen. Während<br />

heute noch rund jede fünfte Einwohnerin bzw. je<strong>der</strong><br />

fünfte Einwohner 65 Jahre alt o<strong>der</strong> älter ist, wird im Jahr<br />

2040 bereits fast jede dritte Bundesbürgerin bzw. je<strong>der</strong><br />

dritte Bundesbürger dieser Altersgruppe angehören.<br />

Da ältere Menschen vielfach beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an ihr Wohn- und Lebensumfeld stellen, müssen sich die<br />

Kommunen als Lebensmittelpunkt <strong>der</strong> Menschen intensiv<br />

mit dem Thema <strong>der</strong> Bevölkerungsalterung und ihren<br />

Begleiterscheinungen beschäftigen. Insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

Quartiers- bzw. Stadtteilebene sollten vermehrt Anstrengungen<br />

erfolgen, um die direkte Wohnsituation und das<br />

alltägliche Wohnumfeld den Bedürfnissen älterer Menschen<br />

entsprechend weiterzuentwickeln.<br />

Die Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong> beschäftigt sich bereits seit<br />

längerer Zeit mit dem Thema <strong>der</strong> Bevölkerungsalterung<br />

und den daraus resultierenden kommunalen Handlungsbedarfen<br />

und hat hierfür leistungsfähige Einrichtungen<br />

bzw. Angebote geschaffen. So ist in das Amt für Familie<br />

und Soziales die Leitstelle „Älter werden in <strong>Kiel</strong>“ integriert,<br />

die sich mit (Grundsatz-)Fragen rund um das Leben<br />

im Alter in <strong>der</strong> Landeshauptstadt beschäftigt. Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Leitstelle bestehen unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Pflege- und Betreuungsstrukturen für ältere<br />

Menschen, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gemeinwesenorientierten<br />

und präventiven Seniorinnen- und Seniorenarbeit sowie<br />

<strong>der</strong> Initiierung von Projekten und Veranstaltungen für<br />

Seniorinnen und Senioren. Gemeinsam mit <strong>der</strong> Kreisarbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtsverbände <strong>Kiel</strong><br />

gibt die Leitstelle jährlich die Broschüre „Älter werden in<br />

<strong>Kiel</strong>“ heraus, in <strong>der</strong> zahlreiche Tipps und Angebote für<br />

ältere <strong>Kiel</strong>erinnen und <strong>Kiel</strong>er kompakt zusammengefasst<br />

sind. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung für den Themenbe-


Alternde Stadtteile<br />

mit beson<strong>der</strong>em<br />

Entwicklungsbedarf…<br />

…unter an<strong>der</strong>em<br />

Ellerbek und Wellingdorf<br />

- 2 -<br />

reich ist auch <strong>der</strong> Beirat für Seniorinnen und Senioren<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong>, <strong>der</strong> seit dem Jahr 1990 engagiert<br />

die Interessen <strong>der</strong> älteren Bürgerinnen und Bürger<br />

gegenüber <strong>der</strong> Stadtverwaltung und Lokalpolitik vertritt.<br />

Auch im <strong>Kiel</strong>er Wohnungsmarktkonzept aus dem<br />

Jahr 2007 wurde das beson<strong>der</strong>e Augenmerk <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

für ihre älteren Bewohnerinnen und Bewohner<br />

deutlich. Als ein Leitziel für die zukünftige Wohnungsmarktentwicklung<br />

wurde hier formuliert: „Attraktiver<br />

Wohnstandort für Senioren werden“. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, wurden unter an<strong>der</strong>em Handlungsempfehlungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> seniorengerechten Gestaltung<br />

des öffentlichen Raumes und <strong>der</strong> Schaffung barrierearmer<br />

Wohnungen erarbeitet.<br />

Im <strong>Kiel</strong>er Wohnungsmarktkonzept wurden auch vergleichende<br />

Stadtteilbetrachtungen vorgenommen, aus denen<br />

„Gebiete mit beson<strong>der</strong>em Entwicklungsbedarf“ abgeleitet<br />

werden konnten. In einigen dieser Stadtteile besteht<br />

<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Handlungsbedarf für die zukünftige<br />

Stadt- und Wohnungsmarktentwicklung unter an<strong>der</strong>em<br />

darin, das Lebensumfeld im Quartier stärker an die Bedürfnisse<br />

des hohen Anteils älterer Bewohnerinnen und<br />

Bewohner, die bereits heute eine wichtige und zukünftig<br />

weiter an Bedeutung gewinnende Bewohnergruppe darstellen,<br />

anzupassen.<br />

Zu diesen „Alternden Gebieten“ zählen unter an<strong>der</strong>em<br />

die Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf auf dem <strong>Kiel</strong>er<br />

Ostufer. In beiden Stadtteilen ist bereits heute fast jede<br />

vierte Einwohnerin bzw. je<strong>der</strong> vierte Einwohner 65 Jahre<br />

alt o<strong>der</strong> älter. Demgegenüber steht eine Quartiersgestaltung,<br />

die kaum auf die Bedürfnisse älterer Menschen<br />

zugeschnitten ist. Ein Großteil <strong>der</strong> Wohngebäude<br />

stammt aus den 1950er und 1960er Jahren, als das<br />

Thema „Barrierearmut“ nur eine sehr geringe Bedeutung<br />

hatte. Auch die Gestaltung des öffentlichen Raumes und<br />

die Nahversorgungssituation in beiden Stadtteilen sind<br />

nur unzureichend auf die Bedürfnisse älterer Menschen<br />

zugeschnitten.


Modellvorhaben mit<br />

dem Ziel <strong>der</strong><br />

altersgerechten<br />

Weiterentwicklung…<br />

…im Wohnungsbestand<br />

QUEK als Grundlage<br />

für den weiteren<br />

Prozess<br />

- 3 -<br />

Die Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong> hat diesen Handlungsbedarf<br />

vor Ort erkannt und sich aufbauend auf den Ergebnissen<br />

des <strong>Kiel</strong>er Wohnungsmarktkonzeptes erfolgreich um die<br />

Aufnahme in ein „Modellvorhaben zum altersgerechten<br />

Umbau von Wohngebäuden, Wohnquartieren sowie <strong>der</strong><br />

kommunalen und sozialen Infrastruktur“ des Bundesinstitutes<br />

für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im<br />

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />

beworben. Im <strong>Kiel</strong>er Modellvorhaben „<strong>Altersgerechte</strong><br />

<strong>Anpassung</strong> <strong>der</strong> Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf“ soll<br />

eine altersgerechte Weiterentwicklung bei<strong>der</strong> Stadtteile<br />

erreicht werden.<br />

Diese Weiterentwicklung bezieht sich in erster Linie auf<br />

den Wohnungsbestand vor Ort. Als grundlegendes Ziel<br />

des <strong>Kiel</strong>er Modellvorhabens soll die Initiierung zahlreicher<br />

altersgerechter Umbaumaßnahmen im privaten<br />

Wohnungsbestand vor Ort durch die Ansprache, Motivation<br />

und Beratung privater Wohnungseigentümerinnen<br />

bzw. Wohnungseigentümer und Mieterinnen bzw. Mieter<br />

erreicht werden. Hierfür werden niedrigschwellige Informations-<br />

und Beratungsangebote - unter an<strong>der</strong>em in<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> Einrichtung einer Beratungsstelle<br />

zum altersgerechten Umbau vor Ort - durchgeführt.<br />

Durch die Einbindung des Haus-, Wohnungs- und<br />

Grundeigentümervereins <strong>Kiel</strong> und Umgegend e.V. und<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen Schleswig-Holstein<br />

e.V. (ARGE) als professionelle Projektpartner<br />

kann ein inhaltlich fundiertes Beratungsangebot bereitgestellt<br />

werden, in dem insbeson<strong>der</strong>e auch auf die<br />

Finanzierungsmöglichkeiten altersgerechter Umbaumaßnahmen<br />

durch das KfW-För<strong>der</strong>programm „Altersgerecht<br />

umbauen“ eingegangen werden soll.<br />

Um die oben genannte Zielsetzung zu erreichen, ist in<br />

einem ersten Schritt das vorliegende <strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong><br />

(QUEK) erarbeitet worden. Durch dieses<br />

Konzept steht den Beteiligten für die weitere Bearbeitung<br />

des Modellvorhabens eine breite und fundierte<br />

Wissensbasis zur Verfügung. Grundsätzlich wurde im<br />

Rahmen des QUEK <strong>der</strong> Frage nachgegangen, inwiefern<br />

die beiden Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf bereits<br />

heute den Bedürfnissen älterer Einwohnerinnen und


…und in weiteren<br />

wichtigen Dimensionen<br />

Dreistufiger Aufbau<br />

mit umfangreicher<br />

Methodik:<br />

1. Dimensionen für<br />

eine altersgerechte<br />

Quartiersgestaltung<br />

2. Bestandsaufnahme<br />

und -analyse…<br />

- 4 -<br />

Einwohner entsprechend gestaltet sind und welche Anstrengungen<br />

für eine größtmögliche altersgerechte<br />

Quartiersgestaltung vor Ort zukünftig unternommen<br />

werden sollten.<br />

Hierbei wurden neben dem Wohnungsbestand auch<br />

weitere Aspekte untersucht, die für die Wohn- und Lebenssituation<br />

älterer Menschen im Quartier wichtig sind.<br />

In diesem Kontext wurde insbeson<strong>der</strong>e die altersgerechte<br />

Gestaltung des Wohnumfeldes bzw. des gesamten<br />

öffentlichen Raumes im Quartier beleuchtet. Darüber<br />

hinaus wurden die Versorgungs-, Gesundheits- und<br />

Pflegeinfrastruktur sowie die vorhandenen Freizeitangebote<br />

und Netzwerke älterer Menschen untersucht.<br />

Um die grundlegende Fragestellung nach <strong>der</strong> Altersgerechtigkeit<br />

bei<strong>der</strong> Stadtteile zu beantworten, wurde das<br />

<strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong> in drei Phasen erstellt.<br />

Zur Durchführung <strong>der</strong> jeweiligen Arbeitsschritte wurde<br />

eine umfangreiche Methodik mit eigenen Primärerhebungen<br />

angewandt.<br />

Zunächst wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, welche Aspekte<br />

für die alltägliche Wohn- und Lebenssituation älterer<br />

Menschen allgemein von Bedeutung sind. Hierfür<br />

wurde eine intensive Sichtung und Auswertung von Beiträgen<br />

und Gutachten aus <strong>der</strong> aktuellen Fachdiskussion<br />

vorgenommen. Im Ergebnis konnten fünf Dimensionen<br />

beschrieben werden, die für eine altersgerechte Quartiersgestaltung<br />

relevant sind.<br />

In einem zweiten Arbeitsschritt wurden die zuvor ermittelten<br />

Ergebnisse einer altersgerechten Quartiersgestaltung<br />

auf die Stadtteilebene von Ellerbek und Wellingdorf<br />

übertragen. Im Rahmen einer detaillierten Bestandsaufnahme<br />

und Bestandsanalyse wurde zunächst die demografische<br />

Entwicklung vor Ort betrachtet. Hierfür ist eine<br />

umfangreiche Auswertung des amtlichen Datenmaterials<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong> vorgenommen worden. Als<br />

nächster Schritt wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, inwieweit<br />

die beiden Stadtteile die oben genannten Kriterien<br />

einer altersgerechten Quartiersgestaltung erfüllen.


…mit Primärerhebungen<br />

3. Handlungskonzept<br />

- 5 -<br />

Hierfür sind zahlreiche eigene Erhebungen durchgeführt<br />

worden:<br />

� Umfangreiche Begehungen und Kartierungsarbeiten<br />

in beiden Stadtteilen<br />

� Experteninterviews<br />

� Schriftliche Befragung aller privaten Wohnungseigentümerinnen<br />

und Wohnungseigentümer<br />

� Datenabfrage bei den vor Ort tätigen Wohnungsunternehmen<br />

Dieser Arbeitsschritt mündete in einer detaillierten Stärken-Schwächen-Analyse<br />

zur Altersgerechtigkeit bei<strong>der</strong><br />

Stadtteile.<br />

Aufbauend auf <strong>der</strong> Stärken-Schwächen-Analyse wurden<br />

in einem letzten Arbeitsschritt umsetzungsorientierte<br />

Handlungsempfehlungen erarbeitet, <strong>der</strong>en Realisierung<br />

im weiteren Prozess zu einer Steigerung <strong>der</strong> Altersgerechtigkeit<br />

bei<strong>der</strong> Stadtteile führen soll.


- 6 -<br />

Abb. 1: Aufbau des <strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong>s<br />

<strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong><br />

<strong>Altersgerechte</strong>r Umbau <strong>Kiel</strong>-Ellerbek und Wellingdorf<br />

1 – Grundlagenbeschreibung<br />

„Dimensionen einer altersgerechten Quartiersgestaltung“<br />

Abgrenzung und Beschreibung von fünf Dimensionen für eine altersgerechte<br />

Quartiersgestaltung<br />

• Welche Aspekte sind älteren Menschen im Wohnquartier wichtig?<br />

• Wie sollten diese gestaltet sein?<br />

2 – Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse<br />

„Altersgerechtigkeit von <strong>Kiel</strong>-Ellerbek und -Wellingdorf“<br />

a) Untersuchung <strong>der</strong> demografischen Struktur und Entwicklung bei<strong>der</strong> Stadtteile<br />

b) Untersuchung und Bewertung <strong>der</strong> Altersgerechtigkeit<br />

bei<strong>der</strong> Stadtteile hinsichtlich fünf Dimensionen:<br />

Gesundheit/<br />

Pflege<br />

Freizeit/<br />

Soziale<br />

Netze<br />

Ellerbek/<br />

Wellingdorf<br />

Versorgung<br />

Mobilität<br />

Wohnen<br />

c) Stärken-Schwächen-Analyse „Altersgerechtigkeit bei<strong>der</strong> Stadtteile“<br />

3 – Konzepterarbeitung<br />

„Steigerung <strong>der</strong> Altersgerechtigkeit bei<strong>der</strong> Quartiere“<br />

Formulierung umsetzungsorientierter Handlungsempfehlungen<br />

Welche Maßnahmen erscheinen zur Steigerung <strong>der</strong> Altersgerechtigkeit vor Ort geeignet?<br />

© GEWOS


- 7 -<br />

2 Dimensionen einer altersgerechten Quartiersgestaltung<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

eine altersgerechte<br />

Quartiersgestaltung<br />

Integrierte Sichtweise:<br />

Viele Altersbil<strong>der</strong><br />

Komfort für alle<br />

Menschen: „Altersgerecht“<br />

statt<br />

„altengerecht“<br />

Die Wohn- und Lebenssituation älterer Menschen mit<br />

ihren ganz spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen und Bedürfnissen<br />

ist ein seit Jahren in <strong>der</strong> bundesweiten Fachdiskussion<br />

intensiv diskutiertes Thema. Um im Rahmen des<br />

<strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong>es einen grundlegenden<br />

Überblick zum aktuellen Stand <strong>der</strong> Diskussion zu erlangen,<br />

werden im folgenden Kapitel die zentralen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an eine altersgerechte Quartiersgestaltung kompakt<br />

zusammengefasst. Hierbei sollen folgende Fragen<br />

beantwortet werden:<br />

� Welche Aspekte sind dem Großteil älterer Menschen<br />

in Bezug auf ihr Wohnquartier wichtig?<br />

� Auf was wollen bzw. können ältere Menschen in ihrem<br />

direkten Wohnumfeld auf keinen Fall verzichten?<br />

Welche Einrichtungen bzw. Angebote sind darüber<br />

hinaus wünschenswert?<br />

� Welche Wohnformen wünschen ältere Menschen?<br />

� Wie sollte das Wohnumfeld gestaltet sein?<br />

In Bezug auf die nachfolgenden Ausführungen soll an<br />

dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die<br />

Gruppe älterer Menschen sehr groß ist, stetig zunimmt<br />

und daher äußerst differenziert betrachtet werden muss.<br />

Vor diesem Hintergrund greifen Verallgemeinerungen<br />

bzw. Fokussierungen auf einzelne Altersbil<strong>der</strong> wie zum<br />

Beispiel auf den pflegebedürftigen, multimorbiden Hochaltrigen<br />

o<strong>der</strong> den aktiven, freizeitbewussten Ruheständler<br />

zu kurz. Entsprechend <strong>der</strong> großen Anzahl älterer<br />

Menschen mit jeweils individuellen Lebens- und Gesundheitssituationen,<br />

sozialen Einbettungen, Mobilitätsmöglichkeiten<br />

und Freizeitinteressen ist eine integrierte<br />

Sichtweise mit <strong>der</strong> parallelen Berücksichtigung vieler<br />

verschiedener Altersbil<strong>der</strong> notwendig. Diesem Umstand<br />

soll in den nachfolgenden Betrachtungen größtmöglich<br />

Rechnung getragen werden.<br />

Weiterhin sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass<br />

Maßnahmen, die Erleichterungen in <strong>der</strong> Lebensführung<br />

älterer Menschen hervorrufen, auch Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern an<strong>der</strong>er Altersklassen zugute kommen. Ein


- 8 -<br />

barrierefreier Einstieg in den Bus o<strong>der</strong> die Straßenbahn<br />

ist nicht nur für ältere Menschen mit Gehwagen, son<strong>der</strong>n<br />

auch für Rollstuhlfahrer aller Altersklassen o<strong>der</strong> Eltern<br />

mit Kleinkin<strong>der</strong>n wichtig. Insofern wird im <strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong><br />

durchgängig <strong>der</strong> Terminus „altersgerecht“<br />

statt „altengerecht“ verwendet. Um eine größere<br />

Akzeptanz solcher Maßnahmen bei allen Bevölkerungsschichten<br />

zu erreichen, sollte zudem <strong>der</strong> „Komfortgedanke“<br />

- also <strong>der</strong> Vorteil, den solche Maßnahmen für alle<br />

Menschen bieten - in den Mittelpunkt gestellt werden.<br />

Abb. 2 Fünf Dimensionen einer altersgerechten<br />

Quartiersgestaltung<br />

Abgrenzung von<br />

fünf Dimensionen<br />

Freizeit/<br />

Soziale<br />

Netze<br />

Gesundheit/<br />

Pflege<br />

Wohnen<br />

Ellerbek/<br />

Wellingdorf<br />

Versorgung<br />

Mobilität<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

© GEWOS<br />

Nach einer umfassenden Sichtung aktueller Fachberichte<br />

und Studien hat GEWOS fünf Dimensionen abgegrenzt,<br />

die für einen Großteil älterer Menschen in Bezug<br />

auf ihr direktes Wohn- und Lebensumfeld - also ihr jeweiliges<br />

Wohnquartier - von zentraler Bedeutung sind.<br />

� Wohnen<br />

� Mobilität<br />

� Nahversorgung<br />

� Gesundheit und Pflege<br />

� Freizeit und soziale Netze<br />

Diese fünf Dimensionen werden im Nachfolgenden<br />

grundlegend beschrieben. Hierbei werden für jede Di-


2.1 Dimension „Wohnen“<br />

Direkte Wohnsituation<br />

gewinnt an Bedeutung<br />

Großteil lebt in<br />

„normalen“ Wohnungen<br />

Bandbreite an<br />

Wohnformen<br />

wichtig<br />

Der „normale“ Wohnungsbestand<br />

Wunsch zum<br />

Verbleib in <strong>der</strong> eigenen<br />

Wohnung<br />

- 9 -<br />

mension die jeweils wichtigsten Aspekte in Bezug auf<br />

eine altersgerechte Quartiersgestaltung aufgeführt.<br />

Eine zentrale Dimension eines altersgerechten Quartiers<br />

besteht in <strong>der</strong> direkten Wohnsituation vor Ort. Für viele<br />

ältere Menschen gewinnt die Wohnung mit steigendem<br />

Alter zunehmend an Bedeutung. Aufgrund des Eintritts<br />

in den Ruhestand, des Wegfalls geregelter, zwingen<strong>der</strong><br />

außerhäuslicher Aktivitäten und teilweise auch aufgrund<br />

körperlich bedingter Mobilitätseinschränkungen wird ein<br />

immer größerer Teil <strong>der</strong> täglichen Zeit in <strong>der</strong> eigenen<br />

Wohnung verbracht.<br />

Bezogen auf die direkte Wohnsituation nimmt in <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Diskussion oftmals die Wohnform den geringsten<br />

Stellenwert ein, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> absolute Großteil<br />

älterer Menschen wohnt: über 90 % <strong>der</strong> älteren Menschen<br />

ab 65 Jahren leben nämlich in „ganz normalen“<br />

Wohnungen 1 . Beson<strong>der</strong>en Seniorenwohneinrichtungen<br />

wie Alten- und Pflegeheimen, Seniorenresidenzen, betreuten<br />

Wohneinrichtungen o<strong>der</strong> Senioren-Wohngemeinschaften<br />

kommt in <strong>der</strong> Realität nur eine vergleichsweise<br />

geringe Bedeutung zu.<br />

Nichts desto trotz sollte ein altersgerechtes Quartier eine<br />

große Bandbreite verschiedener altersgerechter Wohnformen<br />

entsprechend den individuellen Bedürfnissen<br />

älterer Bewohnerinnen und Bewohner aufweisen. Im<br />

Folgenden wird deshalb sowohl auf Anfor<strong>der</strong>ungen zur<br />

altersgerechten Gestaltung des regulären Wohnungsbestandes<br />

als auch auf spezielle Seniorenwohnformen<br />

eingegangen.<br />

Aktuelle Befragungen von GEWOS zeigen immer wie<strong>der</strong>,<br />

dass das Wohnen im Alter in „ganz normalen“ Wohnungen<br />

nicht aus einem Fehlen spezieller Altenwohnein-<br />

1 BMFSFJ (Hrsg.) (2008): Wohnen im Alter. Bewährte Wege - Neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.


Mangel an altersgerechten<br />

Wohnungen<br />

Barrierefreier<br />

Neubau<br />

<strong>Altersgerechte</strong>r<br />

Umbau<br />

- 10 -<br />

richtungen resultiert, son<strong>der</strong>n den Wünschen älterer<br />

Menschen entspricht. Die Mehrheit <strong>der</strong> Seniorinnen und<br />

Senioren möchte - so lange es irgendwie möglich ist - in<br />

<strong>der</strong> angestammten Wohnung im gewohnten Umfeld<br />

verbleiben.<br />

Da immer mehr Senioren ohne größere körperliche Einschränkungen<br />

ein hohes Alter erreichen, ist dieses auch<br />

in vielen Fällen problemlos möglich. Probleme treten<br />

allerdings dann auf, wenn körperliche Restriktionen die<br />

alltägliche Mobilität erheblich beeinträchtigen, denn nur<br />

eine geringe Anzahl an Wohnungen im Bestand ist altersgerecht<br />

gestaltet. Gemäß einer aktuellen Studie des<br />

Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS) gibt es in Deutschland rund 2,5 Mio. Seniorenhaushalte,<br />

in denen Menschen mit Bewegungseinschränkungen<br />

leben. Von diesen leben allerdings nur<br />

circa 175.000 Haushalte in Wohnungen mit keinen o<strong>der</strong><br />

nur geringen Barrieren. Es besteht also bundesweit ein<br />

bedeuten<strong>der</strong> Mangel an altersgerechten, barrierearmen<br />

Wohnungen.<br />

In einem altersgerechten Quartier muss also ein zentraler<br />

Schwerpunkt auf <strong>der</strong> Schaffung altersgerechten<br />

Wohnraums liegen. Im Wohnungsneubau sollte hierbei<br />

ein größtmöglicher Verzicht auf Barrieren - im Idealfall<br />

die Schaffung barrierefreien Wohnraums gemäß <strong>der</strong><br />

aktuell gültigen DIN 18025 (zukünftig DIN 18040-2) -<br />

angestrebt werden.<br />

Um altersgerechten Wohnraum in größerem Umfang zu<br />

schaffen, muss das Augenmerk allerdings verstärkt auf<br />

den Wohnungsbestand im Quartier gelegt werden. Hier<br />

besteht die Möglichkeit zu verschiedenen Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Wohnungsanpassung bzw. des altersgerechten Umbaus.<br />

Solche Maßnahmen müssen entgegen <strong>der</strong> vorherrschenden<br />

Meinung nicht immer umfangreich und<br />

teuer sein. Oftmals genügen gezielte Einzelmaßnahmen,<br />

die sich an den individuellen Bedürfnissen <strong>der</strong> dort lebenden<br />

älteren Menschen orientieren. Zu nennen wären<br />

hier beispielsweise das Anbringen von Haltegriffen o<strong>der</strong><br />

Handläufen, <strong>der</strong> Einbau einer bodengleichen Dusche


Seniorenwohneinrichtungen<br />

Spezielle Senioreneinrichtungen<br />

als<br />

Alternative<br />

Alternative Formen<br />

als Ran<strong>der</strong>scheinung<br />

Formen des Betreuten<br />

Wohnens…<br />

- 11 -<br />

o<strong>der</strong> die Installation eines Wannensitzes. Für Wohnungsunternehmen<br />

bzw. größere Immobilieneigentümerinnen<br />

und -eigentümer bietet sich hingegen oftmals die<br />

Möglichkeit, größer angelegte, strukturelle <strong>Anpassung</strong>en<br />

im Rahmen ohnehin anstehen<strong>der</strong> Sanierungsmaßnahmen<br />

durchzuführen. Bei einer Komplettsanierung von<br />

Wohnungen können Maßnahmen zum Barriereabbau<br />

oftmals ohne größere Mehrausgaben durchgeführt werden.<br />

Um die jeweils unterschiedlichen Bedürfnisse aller älteren<br />

Bewohnerinnen und Bewohner befriedigen zu können,<br />

sollten in einem altersgerechten Quartier allerdings<br />

auch spezielle Seniorenwohneinrichtungen bereitstehen.<br />

In das Segment <strong>der</strong> speziellen Seniorenwohneinrichtungen<br />

ist in den vergangenen Jahren einige Bewegung<br />

gekommen, die nicht zuletzt aus dem verstärkten Medieninteresse<br />

resultiert.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen öffentlichen Diskussion werden vor allem<br />

immer wie<strong>der</strong> alternative Wohnformen wie Seniorenwohngemeinschaften<br />

o<strong>der</strong> Mehrgenerationenhäuser<br />

beleuchtet. Diese neu aufgekommenen Modelle spielen<br />

allerdings in <strong>der</strong> realen Nachfrage nur eine untergeordnete<br />

Rolle. Auch in Bezug auf zukünftige Generationen<br />

älterer Menschen mit fortschrittlicheren Lebensstilen ist<br />

nicht zu erwarten, dass diese Modelle über ihren Status<br />

als Nischenprodukt hinauskommen. Der Großteil <strong>der</strong><br />

älteren Menschen wird auch in Zukunft einen großen<br />

Stellenwert auf die eigenständige, separate Wohnsituation<br />

mit einem größtmöglichen Schutz <strong>der</strong> Privatsphäre<br />

legen.<br />

Wichtige Alternativen zum Wohnen in <strong>der</strong> „normalen“<br />

Wohnung stellen hingegen die so genannten Formen<br />

des „Betreuten Wohnens“ bzw. des „Wohnens mit Service“<br />

dar. Der Zielgedanke des „Betreuten Wohnens“ besteht<br />

in <strong>der</strong> größtmöglichen Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Selbständigkeit<br />

älterer Menschen bei gleichzeitiger Gewährleistung<br />

von Sicherheit und Versorgung im Bedarfsfall.<br />

Hierfür mieten die Bewohnerinnen und Bewohner in den


- 12 -<br />

meisten Fällen eine Wohnung - entwe<strong>der</strong> in einer speziellen<br />

Anlage o<strong>der</strong> auch im normalen Bestand - und<br />

schließen mit <strong>der</strong> Anbieterin bzw. dem Anbieter einen<br />

Betreuungsvertrag, <strong>der</strong> zumeist Grundleistungen wie<br />

zum Beispiel eine Notrufsicherung und verschiedene<br />

Wahlleistungen (u.a. Einkaufsdienst, Wohnungsreinigung,<br />

Pflege) enthält.<br />

…seit Jahren beliebt Die Bandbreite innerhalb dieses Segmentes ist sehr<br />

groß, die verschiedenen Anbietermodelle sind nur<br />

schwer zu überschauen. Oftmals gibt es sehr große Unterschiede<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Kosten, <strong>der</strong> damit bereits abgedeckten<br />

obligatorischen Grundleistungen wie auch <strong>der</strong><br />

möglichen Wahlleistungen. Behörden und Verbände<br />

versuchen seit Jahren mehr Transparenz und Verbraucherschutz<br />

in diesem Segment zu schaffen. Das allen<br />

Modellen zugrunde liegende Prinzip des „Betreuten<br />

Wohnens“ ist bei älteren Menschen allerdings sehr beliebt<br />

und wird viel nachgefragt. Aufgrund dessen haben<br />

sich zwischenzeitlich auch viele ehemalige Altenheime<br />

diesem Prinzip angenähert, indem sie ihren Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern in eigenständigen Wohneinheiten<br />

größere Selbständigkeit und mehr Privatsphäre bieten.<br />

2.2 Dimension „Mobilität“<br />

Abnehmende körperliche<br />

Fähigkeiten<br />

Mobilität bedeutet<br />

Lebensqualität<br />

Eine weitere zentrale Dimension einer altersgerechten<br />

Quartiersgestaltung besteht in <strong>der</strong> Gewährleistung einer<br />

größtmöglichen Mobilität für alle Bewohnerinnen und<br />

Bewohner. Wie bereits aufgezeigt wurde, nimmt bei vielen<br />

Menschen die motorische Leistungsfähigkeit mit zunehmendem<br />

Alter ab. Das Zurücklegen größerer Distanzen<br />

wie auch die Überwindung von Steigungen o<strong>der</strong><br />

Barrieren wird immer schwieriger. Zudem haben viele<br />

ältere Menschen nicht (mehr) die Möglichkeit, auf einen<br />

Pkw zurückzugreifen.<br />

Für die alltägliche Lebensgestaltung, die selbständige<br />

Versorgung, das Treffen von Freunden und Bekannten<br />

o<strong>der</strong> das Ausüben verschiedener Freizeitaktivitäten ist<br />

die Möglichkeit zur Mobilität allerdings eine zwingende<br />

Voraussetzung. Ältere Menschen, die immobil sind und


Minimierung von<br />

Barrieren im öffentlichen<br />

Raum…<br />

…durch eine altersgerechte<br />

Gestaltung<br />

Nutzerfreundlicher<br />

ÖPNV<br />

- 13 -<br />

ihre Wohnung nur noch selten o<strong>der</strong> gar nicht verlassen<br />

können, erleiden Einbußen in ihrer Lebensqualität. Im<br />

schlimmsten Fall kann dieses zu Formen <strong>der</strong> Isolation<br />

o<strong>der</strong> sozialen Abkapselung führen. Insofern sollte ein<br />

altersgerechtes Quartier so gestaltet sein, dass alle Bewohnerinnen<br />

und Bewohner in <strong>der</strong> Ausübung ihrer alltäglichen<br />

Mobilität bestmöglich unterstützt werden.<br />

Konkret bedeutet dies, dass bestehende Barrieren im<br />

öffentlichen Raum kontinuierlich verringert und neue<br />

Barrieren konsequent vermieden werden. Die Mobilität<br />

soll für alle Bewohnerinnen und Bewohner so komfortabel<br />

wie möglich gestaltet werden. Gehwege sollten über<br />

feste, ebene und rutschsichere Bodenbeläge verfügen.<br />

Bordsteine sollten an Straßeneinmündungen abgesenkt<br />

und bei Neuanlagen sollte nach Möglichkeit gänzlich auf<br />

Hochbordsteine verzichtet werden. Zudem sollten die<br />

Gehwege eine ausreichende Breite und keine größeren<br />

Steigungen aufweisen. Als Orientierungsrahmen dient<br />

hier die DIN 18024-1, die das barrierefreie Bauen im<br />

Bereich von Straßen, Plätzen, Wegen, öffentlichen Verkehrs-<br />

und Grünanlagen sowie Spielplätzen regelt.<br />

Des Weiteren sollte jede Treppenanlage im öffentlichen<br />

Raum mit einem Handlauf und einer Rampe für Rollstuhl-<br />

o<strong>der</strong> Gehwagennutzerinnen und -nutzer versehen<br />

werden. Darüber hinaus bedarf es einer guten Beleuchtung<br />

des öffentlichen Raumes, die dem Entstehen so<br />

genannter „Angsträume“ vorbeugt. Auch sollten entlang<br />

<strong>der</strong> Gehwege in regelmäßigen Abständen Sitzmöglichkeiten<br />

eingerichtet werden.<br />

Gerade um größere Strecken zurücklegen zu können,<br />

sind ältere Menschen, die auf keinen Pkw (mehr) zurückgreifen<br />

können, auf leistungsfähige öffentliche Verkehrsmittel<br />

mit einer benutzerfreundlichen Gestaltung<br />

angewiesen. Neben <strong>der</strong> generellen Anbindung eines<br />

Wohnquartiers an den öffentlichen Personennahverkehr<br />

ist das Vorhandensein leistungsfähiger Linien mit einer<br />

benutzerfreundlichen Taktung und ausreichenden Betriebszeiten<br />

wichtig. Zudem sollen die Haltestellen von<br />

jedem Ort im Quartier fußläufig erreichbar sein. Als ungefähre<br />

Richtlinie kann hier eine maximale Distanz von


- 14 -<br />

2.3 Dimension „Nahversorgung“<br />

Selbständige Versorgung<br />

als Teil eigenständigerLebensführung<br />

Dezentrale, wohnortnaheGrundversorgung<br />

Aufsuchende Dienste<br />

als Alternative<br />

250 m genannt werden. Darüber hinaus ist eine barrierefreie<br />

Haltestellengestaltung wichtig, das bedeutet, dass<br />

durch erhöhte Bordsteinkanten ein barrierefreier Ein-<br />

und Ausstieg in einen Nie<strong>der</strong>flurbus möglich ist. Des<br />

Weiteren sollte jede Haltestelle mit überdachten Sitzmöglichkeiten<br />

ausgestattet sein.<br />

Für eine unabhängige Lebensführung im Alter ist die<br />

Aufrechterhaltung einer selbständigen Versorgung beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig. Vor dem Hintergrund einer vielfach abnehmenden<br />

körperlichen Leistungsfähigkeit ist es für<br />

viele ältere Menschen notwendig, insbeson<strong>der</strong>e die Angebote<br />

zur Grundversorgung so nah wie möglich an <strong>der</strong><br />

eigenen Wohnung zu haben. 2<br />

Ein altersgerechtes Quartier sollte daher die relevanten<br />

Angebote und Leistungen zur Nahversorgung dezentral<br />

über das Quartier verteilt vorhalten. Hierbei ist eine<br />

Grundausstattung mit Lebensmitteln - insbeson<strong>der</strong>e mit<br />

Frischwaren wie Bäckerei- und Molkereierzeugnissen<br />

Obst/Gemüse - wie auch mit Hygieneartikeln notwendig.<br />

Wünschenswert ist die Erreichbarkeit dieser Angebote<br />

von jedem Punkt des Quartiers aus in maximal circa<br />

500 m Entfernung. Darüber hinausgehende Angebote<br />

des wöchentlichen Bedarfs wie zum Beispiel ein größerer<br />

Lebensmittelmarkt, ein Zeitschriftenladen, eine Bank<br />

o<strong>der</strong> ein Friseur sollten zumindest einmal im Quartier<br />

vorhanden o<strong>der</strong> in kurzer Fahrtzeit mit dem ÖPNV erreichbar<br />

sein.<br />

Wenn nicht in allen Teilen des Quartiers eine wohnortnahe<br />

Grundversorgung gegeben ist, sind im Sinne einer<br />

altersgerechten Quartiersgestaltung mobile Versorgungsangebote<br />

als Alternative anzustreben. Hierzu zählen<br />

sowohl aufsuchende Einzelhändler mit ihren Lebensmittelwagen<br />

als auch Hol- und Bringdienste.<br />

2 BMFSFJ (Hrsg.) (1998): Zweiter Bericht zur Lage <strong>der</strong> älteren Generation in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland:<br />

Wohnen im Alter.


- 15 -<br />

2.4 Dimension „Gesundheit/Pflege“<br />

Steigendes Krankheitsrisiko<br />

im Alter<br />

Medizinische Basisinfrastruktur<br />

Stark steigende<br />

Pflegequote im Alter<br />

Paradigmenwechsel<br />

in Pflegeeinrichtungen<br />

3 Statistisches Bundesamt (2007): Pflegestatistik 2007<br />

Für viele ältere Menschen nimmt das Thema Gesundheit<br />

einen zentralen Stellenwert im alltäglichen Leben ein.<br />

Mit zunehmendem Alter - insbeson<strong>der</strong>e in den höheren<br />

Altersklassen ab 75 Jahren - nimmt das Risiko zu erkranken<br />

bzw. körperliche Funktionsverluste zu erleiden,<br />

deutlich zu. In vielen Fällen treten chronische Krankheiten<br />

auf. Ein altersgerechtes Wohnquartier sollte daher<br />

über eine wohnortnahe medizinische Grundinfrastruktur<br />

verfügen, die im Bedarfsfall ohne größeren Aufwand<br />

aufgesucht werden kann bzw. in Notfällen schnell erreichbar<br />

ist.<br />

Von jedem Ort des Quartiers aus sollten eine Apotheke<br />

und ein Allgemeinmediziner fußläufig erreichbar sein.<br />

Zudem sollten Fachärzte wie zum Beispiel ein Hals-<br />

Nasen-Ohren-Arzt, ein Orthopäde und ein Internist mit<br />

dem ÖPNV problemlos erreichbar sein. Darüber hinaus<br />

sind auch Angebote zur medizinischen Prävention und<br />

Rehabilitation in jedem Quartier wünschenswert.<br />

Mit den im höheren Alter zunehmenden körperlichen<br />

Funktionsverlusten geht teilweise auch ein individueller<br />

Pflegebedarf einher. Laut <strong>der</strong> Pflegestatistik des Statistischen<br />

Bundesamtes war im Jahr 2007 je<strong>der</strong> fünfte<br />

Mensch im Alter von 80 bis 85 Jahren auf Pflege angewiesen.<br />

Von den über 90-Jährigen waren mehr als 60 %<br />

pflegebedürftig. 3<br />

Entsprechend diesem Bedarf sollten in den Quartieren<br />

Pflegeeinrichtungen vorgehalten werden. Hierbei sind<br />

zum einen die stationären Pflegeeinrichtungen bzw.<br />

Pflegeheime und zum an<strong>der</strong>en die ambulanten Pflegedienste<br />

zu nennen. Von den deutschlandweit rund 2,2<br />

Mio. Pflegebedürftigen wurden im Jahr 2007 circa 30 %<br />

in Heimen betreut. Aufgrund <strong>der</strong> weiter zunehmenden<br />

Gruppe hochaltriger Menschen wird auch in Zukunft eine<br />

gesicherte Nachfrage nach Pflegeplätzen in Heimen<br />

auftreten. Innerhalb <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Pflegeeinrich-


Bedeutungszunahme<br />

ambulanter Pflegedienste<br />

- 16 -<br />

2.5 Dimension „Freizeit/soziale Netze“<br />

Erhöhung des Zeitbudgets<br />

Angebote zum Aufbau<br />

sozialer Netze<br />

tungen vollzieht sich allerdings seit Jahren ein Paradigmenwechsel<br />

hin zu kleineren Einheiten (Pflegegruppen)<br />

mit einer weitestgehenden För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Individualität<br />

und Selbständigkeit <strong>der</strong> Bewohner.<br />

Von den zuhause Versorgten rund 1,5 Mio. Pflegebedürftigen<br />

wurden im Jahr 2007 rund zwei Drittel allein<br />

von Angehörigen betreut. Dieser Anteil dürfte sich zukünftig<br />

allerdings aufgrund dünner werden<strong>der</strong> familiärer<br />

Netzwerke weiter zu den ambulanten Pflegediensten<br />

verschieben. Insofern sollte jedes Quartier in ausreichendem<br />

Maß mit mobilen Pflegeangeboten versorgt<br />

sein.<br />

Nach dem Eintritt in den Ruhestand verfügen viele ältere<br />

Menschen über deutlich mehr freie Zeit, als sie dieses<br />

aus ihrem Berufsleben gewohnt waren. Diese freie Zeit<br />

sinnvoll und zufrieden stellend auszufüllen, ist nicht immer<br />

einfach, insbeson<strong>der</strong>e, wenn sich die Anzahl an<br />

sozialen Kontakten durch den Austritt aus dem Berufsleben<br />

o<strong>der</strong> durch Sterbefälle im Familien-, Freundes- und<br />

Bekanntenkreis reduziert. Allerdings ist gerade im höheren<br />

Alter eine Mindestanzahl an sozialen Kontakten notwendig,<br />

um Tendenzen <strong>der</strong> Vereinsamung bzw. Isolierung<br />

entgegenzuwirken. Zudem stärken stabile soziale<br />

Netzwerke für jeden Einzelnen die Versorgungssicherheit<br />

und garantieren Hilfe und Unterstützung im Bedarfsfall.<br />

Vor diesem Hintergrund muss ein altersgerechtes Quartier<br />

sowohl Einrichtungen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

als auch Angebote zur Festigung sozialer Netzwerke<br />

bereitstellen. Hierzu zählen unter an<strong>der</strong>em klassische<br />

Vereinsstrukturen und Einrichtungen <strong>der</strong> offenen<br />

Altenarbeit wie zum Beispiel <strong>der</strong> Kirchen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt<br />

(AWO). Die Angebote sollten aktiv bekannt<br />

gemacht werden, damit alle älteren Menschen im Quartier<br />

Kenntnis hierüber erhalten. Zudem sollten insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die jüngeren Alten Möglichkeiten zum ehrenamtlichen<br />

Engagement geschaffen werden.


- 17 -<br />

3 Demografische Rahmenbedingungen<br />

Bevölkerungsgewinne<br />

für beide<br />

Stadtteile…<br />

Bevor eine Analyse <strong>der</strong> Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf<br />

hinsichtlich ihrer Altersgerechtigkeit durchgeführt<br />

wird, sollte zunächst eine Betrachtung <strong>der</strong> demografischen<br />

Rahmenbedingungen erfolgen. In den vergangenen<br />

Jahren ist in Ellerbek und Wellingdorf eine leicht<br />

positive Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen, die<br />

allerdings hinter <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Gesamtstadt zurückbleibt.<br />

Die Bevölkerung Ellerbeks nahm in den Jahren<br />

2001 bis 2009 um circa 2,3 % auf rund 7.900 Einwohnerinnen<br />

und Einwohner zu. Wellingdorf konnte im<br />

gleichen Zeitraum einen Gewinn von rund 1,7 % auf<br />

5.800 Einwohnerinnen und Einwohner verzeichnen.<br />

Abb. 3 Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2009<br />

Index: Jahr 2000 = 100<br />

105<br />

104<br />

103<br />

102<br />

101<br />

100<br />

99<br />

98<br />

97<br />

96<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Quelle: Datenbasis Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

…aufgrund von<br />

Wan<strong>der</strong>ungsgewinnen<br />

+2,7%<br />

<strong>Kiel</strong> Ellerbek Wellingdorf<br />

+1,7%<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

+2,3%<br />

© GEWOS<br />

Die Bevölkerungsentwicklung setzt sich aus <strong>der</strong> natürlichen<br />

Bevölkerungsentwicklung - also den Geburten und<br />

Sterbefällen - und <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ungsentwicklung zusammen.<br />

Bundesweit - so auch in Ellerbek und Wellingdorf -<br />

verläuft die natürliche Bevölkerungsentwicklung seit<br />

Jahrzehnten zumeist leicht negativ, das heißt, es sterben<br />

mehr Menschen als neue geboren werden. Der<br />

wirklich dynamische Faktor in <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />

besteht hingegen in den Wan<strong>der</strong>ungen.


Schwankungen in<br />

<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ungsentwicklung<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

- 18 -<br />

Die Wan<strong>der</strong>ungsentwicklung Ellerbeks und Wellingdorfs<br />

ist durch Jahre mit starken Wan<strong>der</strong>ungsgewinnen und<br />

Jahre mit Stagnation bzw. leichten Verlusten gekennzeichnet.<br />

In den Jahren 2002 und 2007 bis 2009 waren<br />

jeweils größere Wan<strong>der</strong>ungsgewinne in den beiden<br />

Stadtteilen zu verzeichnen, während die Jahre 2004 und<br />

2005 durch Stagnation gekennzeichnet waren. Bei diesen<br />

Betrachtungen ist anzumerken, dass unter Wan<strong>der</strong>ungen<br />

nicht nur die Bewegungen über die Stadtgrenze,<br />

son<strong>der</strong>n auch die innerstädtischen Umzüge zwischen<br />

den Stadtteilen berücksichtigt werden.<br />

Abb. 4 Geburten- und Wan<strong>der</strong>ungs-/Umzugssaldo<br />

Ellerbek/Wellingdorf 2000 bis 2008<br />

Anzahl Personen<br />

Hoher Anteil älterer<br />

Einwohnerinnen und<br />

Einwohner<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Geburtensaldo Wan<strong>der</strong>ungs-/Umzugssaldo<br />

Gesamtsaldo<br />

Quelle: Datenbasis Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

© GEWOS<br />

Bei einer vergleichenden Betrachtung <strong>der</strong> Altersstruktur<br />

Ellerbeks, Wellingdorfs und <strong>der</strong> Gesamtstadt fällt <strong>der</strong><br />

überdurchschnittliche Anteil älterer Einwohnerinnen und<br />

Einwohner in beiden Stadtteilen auf. Während im stadtweiten<br />

Durchschnitt 19 % <strong>der</strong> Bevölkerung 65 Jahre alt<br />

o<strong>der</strong> älter sind, entfällt in Ellerbek und Wellingdorf mit<br />

24 % bzw. 23 % jeweils knapp ein Viertel auf diese Altersgruppe.<br />

Mit einem Durchschnittsalter von 44,9 (Ellerbek)<br />

bzw. 44,1 (Wellingdorf) Jahren ist die Bevölkerung<br />

bei<strong>der</strong> Stadtteile deutlich älter als im <strong>Kiel</strong>er Durchschnitt.


Geringerer Anteil<br />

von Familien und<br />

Kin<strong>der</strong>n<br />

Wellingdorf<br />

- 19 -<br />

Zugleich ist <strong>der</strong> geringere Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung mittleren<br />

Alters - <strong>der</strong> so genannten Familienbildner - auffällig.<br />

Während im stadtweiten Durchschnitt über 30 % auf die<br />

Altersgruppe <strong>der</strong> 25- bis unter 45-Jährigen entfallen,<br />

sind es in Ellerbek und Wellingdorf nur jeweils 26 %.<br />

Auch <strong>der</strong> Anteil an Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen unter 25<br />

Jahren ist in Ellerbek und Wellingdorf geringer als im<br />

<strong>Kiel</strong>er Durchschnitt. Dieses ist zum einen durch den geringeren<br />

Familienanteil und zum an<strong>der</strong>en durch die Dominanz<br />

<strong>der</strong> universitätsnahen Stadtteile auf dem <strong>Kiel</strong>er<br />

Westufer in <strong>der</strong> Altersklasse <strong>der</strong> 18- bis unter 25-<br />

Jährigen zu erklären.<br />

Abb. 5 Vergleich Altersstruktur 2009<br />

<strong>Kiel</strong><br />

Ellerbek<br />

26%<br />

23%<br />

24%<br />

26%<br />

26%<br />

31%<br />

14%<br />

14%<br />

14%<br />

12%<br />

12%<br />

11%<br />

18%<br />

17%<br />

14%<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

unter 25 25 bis unter 45 45 bis unter 55 55 bis unter 65 65 bis unter 80 80 und älter<br />

Quelle: Datenbasis Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

Wan<strong>der</strong>ungsgewinne<br />

in den jüngeren<br />

Altersklassen<br />

5%<br />

6%<br />

6%<br />

In Jahren<br />

© GEWOS<br />

Eine nach Altersklassen differenzierte Betrachtung <strong>der</strong><br />

Umzugs- und Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen <strong>der</strong> vergangenen<br />

neun Jahre zeigt allerdings deutliche Gewinne <strong>der</strong><br />

beiden Stadtteile in den jüngeren Altersgruppen bis 45<br />

Jahre und damit einen deutlich positiven Trend, <strong>der</strong> auch<br />

den starken Alterungstrend etwas bremsen konnte.<br />

Durch den stetigen Bedeutungsgewinn <strong>der</strong> Fachhochschule<br />

auf dem <strong>Kiel</strong>er Ostufer konnte die potenzielle<br />

Studierendengeneration <strong>der</strong> 18- bis unter 25-Jährigen in<br />

den Jahren 2001 bis 2009 Wan<strong>der</strong>ungsgewinne von<br />

knapp 800 Personen verzeichnen.


Verluste von Familien<br />

an das Umland<br />

- 20 -<br />

In <strong>der</strong> Familiengeneration <strong>der</strong> 25- bis unter 45-Jährigen<br />

und entsprechend auch bei den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

unter 18 Jahren sind zwei gegenläufige Trends zu<br />

beobachten. Zum einen verzeichnen beide Stadtteile -<br />

insbeson<strong>der</strong>e Ellerbek - deutliche Wan<strong>der</strong>ungsgewinne<br />

durch Familien aus an<strong>der</strong>en <strong>Kiel</strong>er Stadtteilen. Diese<br />

sind unter an<strong>der</strong>em auf die Neuansiedlung und den Bedeutungsgewinn<br />

zahlreicher (Forschungs-)Institutionen<br />

im Bereich des Seefischmarktes zurückzuführen. Zum<br />

an<strong>der</strong>en verlieren beide Stadtteile - hier vor allem Wellingdorf<br />

- junge Familien an das Umland. Ausschlaggebend<br />

mögen hierbei vor allem klassische Prozesse <strong>der</strong><br />

Eigenheimbildung von Familien im grünen Umland sein.<br />

Abb. 6 Umzüge und Wan<strong>der</strong>ungen 2001 bis 2009<br />

nach Alter Ellerbek/Wellingdorf<br />

80 Jahre und mehr<br />

65 bis unter 80 Jahre<br />

55 bis unter 65 Jahre<br />

45 bis unter 55 Jahre<br />

25 bis unter 45 Jahre<br />

18 bis unter 25 Jahre<br />

6 bis unter 18 Jahre<br />

unter 6 Jahre<br />

Quelle: Datenbasis Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

Abwan<strong>der</strong>ung älterer<br />

Menschen<br />

-129 8<br />

-188<br />

-109<br />

-135<br />

72<br />

-55 63<br />

-26<br />

111<br />

141<br />

106<br />

160<br />

24<br />

296<br />

640<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

-400 -200 0 200 400 600 800 1.000<br />

Saldo Umzüge Saldo Wan<strong>der</strong>ungen<br />

Anzahl Personen<br />

© GEWOS<br />

In den älteren Altersklassen sind ebenfalls deutliche<br />

Wan<strong>der</strong>ungsverluste an das Umland zu verzeichnen.<br />

Seit dem Jahr 2001 haben beide Stadtteile über 200<br />

Einwohnerinnen und Einwohner ab 65 Jahre an das Umland<br />

verloren und gleichzeitig nur 80 Personen aus an<strong>der</strong>en<br />

Stadtteilen gewonnen. Diese größere Abwan<strong>der</strong>ungstendenz<br />

deutet auf verschiedene Einschränkungen<br />

in <strong>der</strong> Wohn- und Lebenssituation älterer Menschen vor<br />

Ort hin. Hierauf soll in den folgenden Kapiteln vertiefend<br />

eingegangen werden.


Gewinne aus angrenzendenStadtteilen;<br />

Verluste an die<br />

Stadtrandgebiete<br />

- 21 -<br />

Bei einer Betrachtung <strong>der</strong> Umzugsverflechtungen Ellerbeks<br />

und Wellingdorfs mit den an<strong>der</strong>en <strong>Kiel</strong>er Stadtteilen<br />

werden zwei auffällige Beziehungen deutlich. Zum einen<br />

gewinnen Ellerbek und Wellingdorf Einwohnerinnen und<br />

Einwohner aus allen direkt angrenzenden Stadtteilen wie<br />

Gaarden-Ost, Neumühlen-Dietrichsdorf o<strong>der</strong> Elmschenhagen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en zeigen sich Verluste an die innerstädtischen<br />

Quartiere wie Brunswik und Blücherplatz<br />

und insbeson<strong>der</strong>e an die Stadtrandgebiete im Süden<br />

(Meimersdorf, Moorsee) aber auch im Norden (Schilksee,<br />

Pries).


Karte 1: Umzugssalden Ellerbek/Wellingdorf 2001-2009<br />

unter -10<br />

-10 bis unter 0<br />

0 bis unter 10<br />

10 bis unter 20<br />

20 bis unter 50<br />

50 bis unter 100<br />

100 und mehr<br />

1 Altstadt<br />

2 Vorstadt<br />

3 Exerzierplatz<br />

4 Damperhof<br />

5 Brunswik<br />

6 Düsternbrook<br />

7 Blücherplatz<br />

Mettenhof<br />

Suchsdorf<br />

Hasseldieksdamm<br />

Russee<br />

Hassee<br />

Meimersdorf<br />

Wik<br />

Ravensberg<br />

Schreventeich<br />

3<br />

Südfriedhof<br />

4<br />

5<br />

2<br />

7<br />

Holtenau<br />

1<br />

6<br />

Moorsee<br />

Pries<br />

Gaarden-Ost<br />

Gaarden-Süd und Kronsburg<br />

Schilksee<br />

Ellerbek<br />

Friedrichsort<br />

Wellsee<br />

Neumühlen-Dietrichsdorf<br />

Elmschenhagen<br />

Rönne<br />

Wellingdorf<br />

Neumühlen-Dietrichsdorf


- 23 -<br />

4 Situationsanalyse - Altersgerechtigkeit von Ellerbek und<br />

Wellingdorf<br />

Untersuchung nach<br />

fünf Dimensionen<br />

Integrierte Betrachtung<br />

bei<strong>der</strong> Stadtteile<br />

Aufbauend auf den demografischen Rahmenbedingungen<br />

vor Ort ist eine Situationsanalyse zum Wohnen und<br />

Leben im Alter in den Stadtteilen Ellerbek und Wellingdorf<br />

durchgeführt worden. In dieser wurde überprüft,<br />

inwiefern die beiden Stadtteile die in Kapitel 2 genannten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an eine altersgerechte Quartiersgestaltung<br />

erfüllen und in welcher Hinsicht konkreter Handlungsbedarf<br />

besteht. In diesem Kontext wurde erneut auf<br />

die bereits dargestellte Glie<strong>der</strong>ung nach den fünf Dimensionen<br />

einer altersgerechten Quartiersgestaltung<br />

zurückgegriffen.<br />

Bei den nachfolgenden Betrachtungen werden beide<br />

Stadtteile als ein gemeinsamer Handlungsraum betrachtet.<br />

Kleinräumige Unterschiede werden nicht an den offiziellen<br />

Stadtteilgrenzen festgemacht, son<strong>der</strong>n dort aufgezeigt,<br />

wo diese wirklich festzustellen sind. Diese Betrachtungsweise<br />

macht auch vor dem Hintergrund <strong>der</strong><br />

öffentlichen Wahrnehmung Sinn, denn die von den Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern vor Ort empfundene Grenze<br />

zwischen Ellerbek und Wellingdorf weicht zum Teil<br />

deutlich von <strong>der</strong> offiziellen Stadtteilgrenze ab.<br />

4.1 <strong>Altersgerechte</strong>s Wohnen in Ellerbek und Wellingdorf<br />

4.1.1 Allgemeine Charakterisierung des Wohnungsbestandes<br />

Heterogene Struktur<br />

in beiden Stadtteilen<br />

Gebiete mit aufgelockerterSiedlungsstruktur<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Situationsanalyse erfolgt zunächst eine<br />

allgemeine Charakterisierung des Wohnungsbestandes<br />

vor Ort. In beiden Stadtteilen ist eine vergleichsweise<br />

heterogene Wohnbebauung mit kleinräumigen Unterschieden<br />

hinsichtlich des Gebäudetyps, <strong>der</strong> Wohnfläche,<br />

des Baualters und des Zustandes vorzufinden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in Ellerbek werden weite Teilbereiche von<br />

einer aufgelockerten Baustruktur mit Ein- und Zweifamilien-<br />

sowie Doppelhäusern geprägt. 78 % aller Gebäude,<br />

damit deutlich mehr als im <strong>Kiel</strong>er Durchschnitt (66 %),<br />

gehören in Ellerbek diesem Segment an. Räumlich dominieren<br />

diese im gesamten nördlichen und zentralen


Bestände im Geschosswohnungsbau…<br />

- 24 -<br />

Teilbereich Ellerbeks. Zwischen <strong>der</strong> Großen Ziegelstraße<br />

im Westen und <strong>der</strong> Franziusallee im Osten herrschen<br />

vor allem ausgeprägte Doppelhausstrukturen vor. In<br />

Wellingdorf gibt es auch in mehreren Teilbereichen aufgelockerte<br />

Baustrukturen, so dass immerhin 64 % des<br />

Gebäudebestandes diesem Segment angehören. Zu<br />

finden sind diese vor allem im Osten rund um die Neumühlener<br />

Straße, im Norden entlang <strong>der</strong> Brückenstraße<br />

sowie im zentralen Bereich rund um die Hangstraße, die<br />

Hagener Straße und die Peter-Hansen-Straße.<br />

Trotz des großen Anteils an <strong>der</strong> Gebäudestruktur, den<br />

die Ein- und Zweifamilien- sowie Doppelhäuser insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Ellerbek einnehmen, dominiert hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Wohnungsanzahl das Mehrfamilienhaussegment.<br />

76 % aller Wohnungen in Wellingdorf und 64 % aller<br />

Wohnungen in Ellerbek gehören dem Mehrfamilienhaussegment<br />

an, womit beide Stadtteile allerdings noch unterhalb<br />

des städtischen Durchschnitts von 80 % liegen.<br />

Die Dominanz <strong>der</strong> Wohnungen in Mehrfamilienhäusern<br />

ist insbeson<strong>der</strong>e auf die große Konzentration des Geschosswohnungsbaus<br />

in Teilbereichen bei<strong>der</strong> Stadtteile<br />

zurückzuführen. Ausgedehnte Mehrfamilienhausstrukturen<br />

befinden sich in Ellerbek im südlichen Teilbereich<br />

entlang <strong>der</strong> Poppenrade. Hier dominieren größere Gebäu<strong>der</strong>iegel<br />

<strong>der</strong> Wohnungsbaugenossenschaft <strong>Kiel</strong>-Ost.<br />

In den angrenzenden Straßen Röhbarg, Hollwisch und<br />

Sören findet sich eine kleinteiligere Zeilenbebauung,<br />

zumeist aus Zweispännern mit vier bis sechs Wohneinheiten.<br />

Geschosswohnungsbau im südlichen Ellerbek Zeilenbebauung im zentralen Wellingdorf


…insbeson<strong>der</strong>e in<br />

Wellingdorf<br />

- 25 -<br />

Wellingdorf ist allein optisch stärker durch den Geschosswohnungsbau<br />

geprägt. Größere Konzentrationen<br />

befinden sich im südlichen Teilbereich rund um den August-Sievers-Ring<br />

und die Julius-Brecht-Straße. Die Bebauung<br />

ist hier durch mehrere Wohnzeilen und einzelne<br />

Punkthochhäuser geprägt. Im zentralen Gebiet von Wellingdorf<br />

entlang <strong>der</strong> Danziger Straße, Wahlestraße, Timkestraße<br />

und <strong>Kiel</strong>er Kuhle herrscht zudem eine ausgeprägte<br />

Zeilenbebauung vor. Außerdem werden die<br />

Hauptverkehrsstraßen in beiden Stadtteilen vornehmlich<br />

von Mehrfamilienhäusern gesäumt.<br />

Abb. 7 Wohnungen nach Gebäudetyp 2008<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Einfamilienhaus Zweifamilienhaus Mehrfamilienhaus<br />

Ellerbek Wellingdorf<br />

Wohnungen in Wohngebäuden; Quelle: Datenbasis Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

Baualter: Dominanz<br />

<strong>der</strong> 1950/60er Jahre<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

© GEWOS<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Baualtersstruktur <strong>der</strong> Wohnungen zeigt<br />

sich in beiden Stadtteilen eine deutliche Dominanz <strong>der</strong><br />

1950er und 1960er Jahre. Insgesamt entstand in diesen<br />

beiden Dekaden über 60 % des lokalen Wohnungsbestandes.<br />

Großteile dieser Baualtersklasse sind dem Geschosswohnungsbau<br />

zuzuordnen. Zurückzuführen ist<br />

die starke Bautätigkeit in dieser Zeit insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

das Wirtschaftswachstum und den damit verbundenen<br />

enormen Arbeitskräftebedarf in <strong>der</strong> ansässigen Schiffbauindustrie.


Mo<strong>der</strong>nisierungsbedarfe<br />

insbeson<strong>der</strong>e<br />

im zentralen Wellingdorf<br />

- 26 -<br />

Bundesweit ist heutzutage an vielen Objekten dieser<br />

Baualtersklasse größerer Mo<strong>der</strong>nisierungsbedarf - insbeson<strong>der</strong>e<br />

in energetischer Hinsicht - festzustellen. Dieser<br />

ergibt sich aus den damals vielfach durchgeführten<br />

schnellen Bauverfahren unter Verwendung einfacher<br />

Materialien. Auch in Ellerbek und Wellingdorf sind teilweise<br />

deutliche Mo<strong>der</strong>nisierungsbedarfe erkennbar.<br />

Dieses betrifft insbeson<strong>der</strong>e weite Teile des Geschosswohnungsbaus<br />

im zentralen Wellingdorf - zum Beispiel<br />

entlang <strong>der</strong> Wahlestraße und <strong>der</strong> Danziger Straße. In<br />

<strong>der</strong> Wahlestraße ist parallel zum Mo<strong>der</strong>nisierungsbedarf<br />

ein stark erhöhter Leerstand festzustellen. Auch in den<br />

Eigenheimbeständen - insbeson<strong>der</strong>e im westlichen Ellerbek<br />

- ist vielfach größerer Sanierungsbedarf auszumachen.<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsbedarf im zentralen Wellingdorf … und im westlichen Ellerbek<br />

Überwiegend kleine<br />

und mittlere Wohneinheiten<br />

Entsprechend den damals vorherrschenden Wohnbedürfnissen<br />

und -vorstellungen überwiegen in Ellerbek<br />

und Wellingdorf kleinere und mittlere Wohneinheiten mit<br />

drei und vier Wohnräumen (inklusive Küche), die in erster<br />

Linie dem Mehrfamilienhaussegment zuzuordnen<br />

sind. Die Wohnungszuschnitte sind vielfach auf die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> traditionellen Zweigenerationenkernfamilie<br />

zugeschnitten und entsprechen damit vielfach nicht<br />

mehr den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Haushalte in <strong>der</strong> heutigen<br />

Zeit. Auch die Doppel-, Reihen- und Einfamilienhäuser<br />

vor Ort weisen in <strong>der</strong> Regel eine vergleichsweise geringe<br />

Wohnfläche auf.


Abb. 8 Baualtersstruktur<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

- 27 -<br />

Wohnungen in Ellerbek und Wellingdorf 2009<br />

bis 1918 1919 - 1948 1949 bis 1969 1970 bis 1989 ab 1990<br />

Wohnungen in Wohngebäuden; Quelle: Datenbasis Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

Abb. 9 Wohnungsgrößenstruktur<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

nach Raumzahl 2009<br />

1 Raum 2 Räume 3 Räume 4 Räume 5 Räume 6 Räume 7+ Räume<br />

Wohnungen in Wohngebäuden; Quelle: Datenbasis Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

© GEWOS<br />

© GEWOS


- 28 -<br />

4.1.2 Altersgerechtigkeit des privaten Wohnungsbestandes<br />

Schriftliche Befragung<br />

privater Wohnungseigentümer…<br />

…zur Ermittlung von<br />

Barrieren<br />

Vielzahl von Barrieren<br />

im Badezimmer…<br />

Um Aussagen zur Altersgerechtigkeit des privaten Wohnungsbestandes<br />

in beiden Stadtteilen zu erhalten, hat<br />

GEWOS eine schriftliche Befragung aller privaten Wohnungseigentümerinnen<br />

und -eigentümer mit Beständen<br />

vor Ort durchgeführt. Insgesamt wurden über 3.100 Fragebögen<br />

versendet. Bei einem Rücklauf von circa 15 %<br />

konnten Aussagen von über 450 Wohnungseigentümerinnen<br />

und -eigentümern zu insgesamt circa 700 Wohnungen<br />

gewonnen werden.<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Befragung lag in <strong>der</strong> Identifizierung<br />

bestehen<strong>der</strong> Barrieren und <strong>der</strong> Ermittlung bereits durchgeführter<br />

o<strong>der</strong> in Zukunft geplanter altersgerechter Umbaumaßnahmen.<br />

Hieraus konnten wertvolle Rückschlüsse<br />

auf die Altersgerechtigkeit des Wohnraumes in<br />

beiden Quartieren gezogen werden.<br />

Wie in den Abbildungen 6 und 7 zu erkennen ist, bestehen<br />

nach Auskunft <strong>der</strong> jeweiligen Eigentümerinnen und<br />

Eigentümer in einem Großteil des privaten Wohnungsbestandes<br />

Barrieren in verschiedener Hinsicht. Für<br />

knapp 80 % <strong>der</strong> betrachteten Wohnungen konnten Barrieren<br />

im Badezimmer festgestellt werden. Diese bestehen<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Dusche bzw. Badewanne<br />

(zumeist fehlende bodengleiche Dusche).<br />

Daneben wurden auch zu schmale Türen, fehlende Bewegungsflächen<br />

und Schwellen als Barrieren im Badezimmer<br />

benannt.


- 29 -<br />

Abb. 10 Barrierearme Wohnungsgestaltung<br />

Badezimmer<br />

N=450 Whg<br />

Wohnungszugang<br />

N=254 Whg<br />

Gebäudezugang<br />

N=431 Gebäude<br />

…im Bereich des<br />

Wohnungszugangs…<br />

…und beim Gebäudezugang<br />

nach Einschätzung <strong>der</strong> Eigentümer<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

22%<br />

22%<br />

29%<br />

78%<br />

78%<br />

71%<br />

Barrierearm Nicht barrierearm<br />

Eigentümerbefragung<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

Dusche/Wanne 75%<br />

Schmale Tür 54%<br />

Bewegungsfläche 42%<br />

Schwelle 37%<br />

OG ohne Aufzug 82%<br />

Schwelle Tür 49%<br />

Mehrere Stufen 82%<br />

Einzelne Schwellen 29%<br />

© GEWOS<br />

Für ebenfalls knapp 80 % <strong>der</strong> betrachteten Wohnungen<br />

wurden Barrieren im Bereich des Wohnungszugangs<br />

genannt. Viele Wohnungen liegen im Obergeschoss<br />

o<strong>der</strong> zumindest im Hochparterre und verfügen über keine<br />

Aufzüge. Auch verhin<strong>der</strong>n bei circa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong><br />

betroffenen Wohnungen einzelne Schwellen an <strong>der</strong><br />

Wohnungstür einen barrierefreien Zutritt.<br />

Bei knapp 70 % <strong>der</strong> betrachteten Wohngebäude sind<br />

zudem Barrieren im Bereich des Gebäudezugangs vorzufinden.<br />

In den Wohnquartieren Ellerbeks und Wellingdorfs<br />

sind Treppenanlagen hin zu einem leicht erhöhten<br />

Gebäudeeingang <strong>der</strong> Regelfall. In diesen Fällen besteht<br />

also für mobilitätseingeschränkte Menschen bereits eine<br />

größere Schwierigkeit, das Gebäude betreten o<strong>der</strong> verlassen<br />

zu können.


- 30 -<br />

In Ellerbek/Wellingdorf bestehen oftmals Treppenanlagen als Barrieren vor dem Gebäudeeingang<br />

Barrieren in Wohnräumen…<br />

Wohn-/Schlafräume<br />

N=544 Whg<br />

Küche<br />

N=560 Whg<br />

Wohnungsflur<br />

N=484 Whg<br />

…in <strong>der</strong> Küche und<br />

im Flur<br />

Auch in den Wohn- und Schlafräumen wurden immerhin<br />

für jede zweite Wohnung Barrieren benannt. Hierbei<br />

handelt es sich zumeist um Schwellen an den Zimmertüren.<br />

Vereinzelt wurde auch eine zu geringe Bewegungsfläche<br />

ausgemacht, die Rollstuhl- o<strong>der</strong> Gehwagennutzern<br />

die Beweglichkeit in <strong>der</strong> Wohnung erschwert.<br />

Abb. 11 Barrierearme Wohnungsgestaltung<br />

nach Einschätzung <strong>der</strong> Eigentümer<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

51%<br />

61%<br />

61%<br />

49%<br />

Barrierearm Nicht barrierearm<br />

39%<br />

39%<br />

Eigentümerbefragung<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

Schwellen 55%<br />

Bewegungsfläche 11%<br />

Schwellen 60%<br />

Bedienelemente 8%<br />

Treppe 78%<br />

Schwellen 75%<br />

© GEWOS<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Küche und im Wohnungsflur weisen circa<br />

40 % <strong>der</strong> betrachteten Wohnungen Barrieren auf. Hierbei<br />

handelt es sich ebenfalls zumeist um Schwellen. Im<br />

Wohnungsflur sind zudem in vielen Fällen Treppen vorhanden,<br />

was natürlich in erster Linie auf das Segment<br />

<strong>der</strong> Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser zutrifft.


Bereits durchgeführte<strong>Anpassung</strong>smaßnahmen<br />

- 31 -<br />

Aus diesen Ergebnissen lässt sich bilanzieren, dass ein<br />

Großteil des privaten Wohnungsbestandes in beiden<br />

Stadtteilen nicht den Anfor<strong>der</strong>ungen an eine altersgerechte<br />

Wohnungsgestaltung entspricht. Allerdings gab<br />

auch circa die Hälfte <strong>der</strong> angeschriebenen Wohnungseigentümerinnen<br />

und -eigentümer, die sich an <strong>der</strong> Befragung<br />

beteiligt haben, an, dass in ihrer Wohnung bzw.<br />

ihren Wohnungen bereits altersgerechte Umbaumaßnahmen<br />

durchgeführt wurden. Hierbei überwiegen allerdings<br />

mehrheitlich einfache, relativ kostengünstige Maßnahmen<br />

wie Handläufe an Treppen o<strong>der</strong> Haltegriffe im<br />

Bad, die in vielen Fällen sicher schon bei <strong>der</strong> Errichtung<br />

des Gebäudes angebracht wurden.<br />

Abb. 12 Bereits durchgeführte Maßnahmen<br />

Handläufe an Treppen<br />

Haltegriffe im Bad<br />

Bodengleiche Dusche<br />

Gebäudezuwegung<br />

Verbreiterung Türen<br />

Gebäudezugang<br />

Wannensitz<br />

Wohnungszugang<br />

N=232 Eigentümer<br />

Eigentümerbefragung<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

Auswahl <strong>der</strong> acht am häufigsten genannten Antworten; Mehrfachantworten möglich<br />

© GEWOS


Abb. 13 Geplante Maßnahmen<br />

Bodengleiche Dusche<br />

Haltegriffe im Bad<br />

Verbreiterung Türen<br />

Notrufsicherung<br />

Gebäudezuwegung<br />

N=66 Eigentümer<br />

Geplante <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen<br />

Großes Potenzial im<br />

Modellvorhaben<br />

- 32 -<br />

Durchführung innerhalb <strong>der</strong> nächsten fünf Jahre<br />

Eigentümerbefragung<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

Auswahl <strong>der</strong> fünf am häufigsten genannten Antworten; Mehrfachantworten möglich<br />

© GEWOS<br />

Knapp 15 % <strong>der</strong> Wohnungseigentümerinnen und<br />

-eigentümer erklärten, innerhalb <strong>der</strong> nächsten fünf Jahre<br />

altersgerechte Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen durchführen<br />

zu wollen. Am weitaus häufigsten wurden hierbei <strong>der</strong><br />

Einbau einer bodengleichen Dusche und die Installation<br />

von Haltegriffen im Bad genannt.<br />

Dieses Ergebnis hat für das Modellvorhaben eine große<br />

Bedeutung. Bei einer Gesamtzahl von circa 3.100 privaten<br />

Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern ergibt<br />

sich rein rechnerisch ein Potenzial von rund 450 privaten<br />

Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern in Ellerbek<br />

und Wellingdorf, die bereits konkrete Planungen<br />

zum altersgerechten Umbau ihrer Bestände verfolgen.<br />

Diese bereits sensibilisierten sowie weitere noch für das<br />

Thema zu gewinnende private Eigentümerinnen und<br />

Eigentümer im Rahmen von Beratungen zu einem tatsächlichen<br />

Umbau zu aktivieren, muss das Ziel für das<br />

weitere Vorgehen innerhalb des Modellvorhabens sein.<br />

Hierfür ist im Rahmen des Modellvorhabens ein Beratungsangebot<br />

durch die Projektpartner Haus-, Wohnungs-<br />

und Grundeigentümervereins <strong>Kiel</strong> und Umgegend<br />

e.V. und Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes<br />

Bauen Schleswig-Holstein e.V. (ARGE) eingerichtet


- 33 -<br />

worden, das von privaten Wohnungseigentümerinnen<br />

und -eigentümern sowie Mieterinnen und Mietern aus<br />

Ellerbek und Wellingdorf, während <strong>der</strong> Laufzeit des Modellvorhabens<br />

kostenlos genutzt werden kann.<br />

4.1.3 Altersgerechtigkeit des institutionellen Wohnungsbestandes<br />

Befragung <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft<br />

in<br />

den Stadtteilen<br />

zeigt…<br />

…zahlreiche Barrieren<br />

in den Beständen<br />

auf<br />

Neben den privaten Wohnungseigentümerinnen und -<br />

eigentümern verfügt auch die Wohnungswirtschaft über<br />

wesentliche Bestände in beiden Stadtteilen. Deren Wohnungen<br />

konzentrieren sich insbeson<strong>der</strong>e im Geschosswohnungsbau<br />

<strong>der</strong> 1950er und 1960er Jahre. Größere<br />

institutionelle Anbieter vor Ort sind die<br />

� Wohnungsbaugenossenschaft <strong>Kiel</strong>-Ost eG<br />

� Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-<br />

Holstein eG<br />

� <strong>Kiel</strong>er Immobilien Verwaltung GmbH (KIV)<br />

� KWG Grundbesitz GmbH & Co. KG<br />

� PECUNIA Immobilien Management GmbH.<br />

Um auch die Altersgerechtigkeit <strong>der</strong> institutionellen<br />

Wohnungsbestände beurteilen zu können, hat GEWOS<br />

eine Befragung bei 14 gewerblichen Wohnungseigentümern<br />

und -verwaltern durchgeführt, an <strong>der</strong> sich zwölf<br />

Unternehmen beteiligt haben. Insgesamt konnten durch<br />

die Befragung Informationen zu circa 3.100 Wohnungen<br />

in beiden Stadtteilen gesammelt werden. Mit rund 2.150<br />

Wohnungen befinden sich circa 70 % dieser Wohnungen<br />

in Wellingdorf.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung zeigen, dass <strong>der</strong> Großteil<br />

des institutionellen Wohnungsbestandes in beiden Stadtteilen<br />

in mehrfacher Hinsicht nicht den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an eine altersgerechte, barrierearme Wohnungsgestaltung<br />

entspricht. Jeweils über 90 % <strong>der</strong> Wohnungen verfügen<br />

über keine barrierearme Badezimmergestaltung<br />

und weisen Barrieren sowohl innerhalb <strong>der</strong> Wohnung als<br />

auch beim Wohnungszugang auf. Auch verfügen nur<br />

13 % <strong>der</strong> betrachteten Wohnungen über ausreichende<br />

Türbreiten für eine Gehwagen- o<strong>der</strong> Rollstuhlbenutzung.<br />

Lediglich im Bereich des direkten Gebäudeeingangs<br />

weist ein größerer Teil <strong>der</strong> Wohnungen nach Ansicht <strong>der</strong>


Geplante <strong>Anpassung</strong>smaßnahmen…<br />

…erscheinen als<br />

nicht ausreichend<br />

- 34 -<br />

Unternehmen eine barrierearme Gestaltung auf. Aber<br />

auch hier bestehen noch immer in knapp 60 % <strong>der</strong> Fälle<br />

Barrieren. Für den institutionellen Wohnungsbestand vor<br />

Ort kann also ein erheblicher Handlungsbedarf in Bezug<br />

auf eine altersgerechte Gestaltung festgestellt werden.<br />

Vier <strong>der</strong> befragten zwölf Unternehmen gaben an, aktuell<br />

keine weiteren Planungen für altersgerechte Umbaumaßnahmen<br />

zu verfolgen. Zwei Unternehmen verfolgen<br />

konkrete Planungen, die sich auch zum Teil schon in <strong>der</strong><br />

Umsetzung befinden. Hierbei geht es zum einen um die<br />

Schaffung zusätzlicher Einheiten für das betreute Wohnen<br />

und zum an<strong>der</strong>en um eine altersgerechte Badezimmermo<strong>der</strong>nisierung.<br />

Ein Unternehmen rüstet bei ohnehin<br />

anstehenden Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen die Badezimmer<br />

mit flachen Duschtassen aus.<br />

Die beschriebenen Aktivitäten <strong>der</strong> Unternehmen stellen<br />

erste Ansätze zur Erhöhung <strong>der</strong> Altersgerechtigkeit des<br />

örtlichen Wohnungsbestandes dar. Zur Deckung des<br />

mittel- bis langfristigen Bedarfs an altersgerechten Wohnungen<br />

reichen diese allerdings bei weitem nicht aus.<br />

Die Unternehmen sollten daher rechtzeitig ganzheitliche<br />

Strategien zur altersgerechten Weiterentwicklung ihrer<br />

Bestände entwickeln, um die steigende Nachfrage in <strong>der</strong><br />

eigenen Mieterschaft adäquat bedienen zu können.


- 35 -<br />

Abb. 14 Barrierearme Wohnungsgestaltung<br />

im institutionellen Mietwohnungsbestand<br />

Badezimmergestaltung 5%<br />

Stufen-/Schwellenfreie<br />

Wohnung<br />

Wohnungszugang<br />

Türbreiten<br />

Gebäudezugang<br />

N= 3.099 Wohnungen<br />

5%<br />

7%<br />

13%<br />

43%<br />

4.1.4 Seniorenwohneinrichtungen<br />

Sieben Einrichtungen<br />

mit verschiedenen<br />

Schwerpunkten<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

95%<br />

95%<br />

93%<br />

87%<br />

57%<br />

Barrierearm Nicht barrierearm<br />

Datenabfrage Wohnungswirtschaft<br />

Beratung<br />

Planung<br />

Forschung<br />

GEWOS<br />

© GEWOS<br />

Neben dem regulären Wohnungsbestand gibt es in Ellerbek<br />

und Wellingdorf auch spezielle Wohneinrichtungen<br />

für ältere Menschen. Entsprechend <strong>der</strong> bereits beschriebenen<br />

Angebotsvielfalt weisen auch die insgesamt<br />

sechs Einrichtungen in Ellerbek und Wellingdorf zum<br />

Teil unterschiedliche Ausrichtungen auf. Klassische Altenwohnungen<br />

sind genauso vorhanden wie Einrichtungen<br />

zum Betreuten Wohnen (Wohnen mit Service). In<br />

diesem Kapitel wird zunächst nur auf die Wohnplätze in<br />

den Einrichtungen eingegangen. Die zum Teil ebenfalls<br />

in die Einrichtungen integrierten stationären Pflegeplätze<br />

werden in Kapitel 4.4 beschrieben.


- 36 -<br />

Tab. 1 Seniorenwohneinrichtungen in Ellerbek und Wellingdorf<br />

Einrichtung Stadtteil Wohnen<br />

mit<br />

Service<br />

Anzahl Plätze<br />

Altenwohnung<br />

Altenwohnanlage Ellerbek (KWG) Ellerbek - 132<br />

Seniorenwohnanlage St. Joseph Ellerbek - 36<br />

Pflegeheim Dr. Petrick Wellingdorf - 168<br />

AWO Servicehaus Ellerbek Wellingdorf 60 -<br />

AWO Servicehaus Wellingdorf Wellingdorf 63 -<br />

Seniorenwohnanlage St. Barbara Wellingdorf 34 -<br />

Insgesamt 157 336<br />

Quelle: Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong><br />

Weitere Nachfrage<br />

für Wohnen mit Service<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Seniorenwohneinrichtungen zeigt sich<br />

eine deutliche Angebotsdominanz <strong>der</strong> klassischen Altenwohnungen.<br />

Aktuell sind in Ellerbek und Wellingdorf<br />

mehr als doppelt so viele Plätze in Altenwohnungen wie<br />

in Einrichtungen zum Wohnen mit Service vorhanden.<br />

Die Angebotssituation spiegelt damit nicht die Entwicklung<br />

auf <strong>der</strong> Nachfrageseite wi<strong>der</strong>. Wie beschrieben tendieren<br />

immer mehr ältere Menschen zum Wohnen mit<br />

Service und dessen Prinzip <strong>der</strong> größtmöglichen Eigenständigkeit<br />

bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit.<br />

Außerdem sind einige Altenwohnungen vor Ort in die<br />

Jahre gekommen und entsprechen hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Grundrisse, des baulichen Zustandes und des Komforts<br />

oft nicht mehr den Ansprüchen <strong>der</strong> Senioren.<br />

AWO Servicehaus Ellerbek Altenwohnanlage Ellerbek (KWG)


Karte 2: Dimension "Wohnen"<br />

×<br />

×<br />

× Altenwohnungen<br />

× Wohnen mit Service<br />

Wohngebäude<br />

Wellingdorf<br />

×<br />

(nach Altersklassen)<br />

×<br />

bis 1918<br />

1919 - 1948<br />

1949 - 1969<br />

×<br />

Ellerbek<br />

1970 - 1989<br />

ab 1990<br />

×<br />

Nebenstraßen<br />

Hauptverkehrsstraßen<br />

Stadtteilgrenze<br />

Gewässer<br />

Freifläche<br />

Öffentliche Grünfläche<br />

Wohn - /Siedlungsfläche<br />

Gewerbeflächen


- 38 -<br />

4.2 <strong>Altersgerechte</strong> Mobilitätsvoraussetzungen in Ellerbek und<br />

Wellingdorf<br />

Fußwege und ÖPNV<br />

wichtig<br />

Vielfach mangelhafteFußwegegestaltung<br />

Wie bereits in Kapitel 3 aufgezeigt wurde, sind hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Gewährleistung einer größtmöglichen Mobilität<br />

älterer und sonstiger körperlich eingeschränkter Menschen<br />

die öffentlichen Verkehrsmittel und die Fußwegverbindungen<br />

von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Die Fußwege im Quartier sollten wie beschrieben so<br />

angelegt sein, dass auch Menschen mit Gehwagen o<strong>der</strong><br />

Rollstuhl sie weitestgehend problemfrei nutzen können.<br />

Eine solche Gestaltung ist allerdings in weiten Teilen<br />

von Ellerbek und Wellingdorf nicht gegeben. Im westlichen<br />

Teil Ellerbeks bestehen entlang <strong>der</strong> Nord-Süd ausgerichteten<br />

Wohnstraßen wie <strong>der</strong> Klosterstraße o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Grabastraße bereits erhebliche Mobilitätshemmnisse<br />

durch das natürliche Gefälle in Richtung Förde. Hier wird<br />

die ohnehin beschwerliche Fortbewegung zu Fuß durch<br />

eine mangelhafte Gestaltung <strong>der</strong> straßenbegleitenden<br />

Fußwege erschwert. Die Fußwege sind in diesem Bereich<br />

vielfach nicht gepflastert o<strong>der</strong> geteert, son<strong>der</strong>n<br />

bestehen aus einer Schotter-/Sandoberfläche, die die<br />

Fortbewegung behin<strong>der</strong>t bzw. für Rollstuhlfahrer unmöglich<br />

macht.<br />

Unbefestigte Fußwege in Ellerbek Mangelhafte Platzgestaltung am Tilsiter Platz<br />

Barrieren an öffentlichen<br />

Treffpunkten<br />

Auch bestehen an Plätzen, Treffpunkten o<strong>der</strong> vor Institutionen<br />

in beiden Stadtteilen Barrieren in Form einer<br />

mangelhaften Gestaltung des öffentlichen Raums, die<br />

eine Fortbewegung bzw. eine Teilhabe mobilitätseingeschränkter<br />

Menschen an den dortigen Angeboten er-


- 39 -<br />

schweren. Ein wichtiges Beispiel hierfür stellt <strong>der</strong> Tilsiter<br />

Platz im Nordosten Ellerbeks dar, dessen Oberflächenbelag<br />

veraltet und uneben ist und dessen gesamte<br />

Platzsituation einer dringenden Aufwertung bedarf. Ähnliche<br />

Gestaltungsdefizite sind im Süden Ellerbeks rund<br />

um die Ladenlokale an <strong>der</strong> Poppenrade festzustellen.<br />

Auch genügen nicht alle Teilbereiche des zentral gelegenen<br />

Schwanenseeparks den Ansprüchen an eine altersgerechte<br />

Fußwegegestaltung. Hier sind verschiedene<br />

Wegeführungen sowie Treppen- und Rampenanlagen<br />

teilweise nur eingeschränkt nutzbar.<br />

Neu gestaltetes Wellingdorfer Zentrum Barrierearmer Zugang zum Werftpark<br />

Neugestaltung des<br />

Wellingdorfer Zentrums<br />

Gute Netzabdeckung<br />

in den Stadtteilen<br />

Als Positivbeispiele für eine altersgerechte, überwiegend<br />

barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raums sind<br />

unter an<strong>der</strong>em das Wellingdorfer Zentrum entlang <strong>der</strong><br />

Schönberger Straße - zwischen Gabelsbergerstraße und<br />

Wehdenweg zu nennen. Hier wurde die gesamte Straßensituation<br />

unter Anlage barrierefreier Gehwege mit<br />

EU-För<strong>der</strong>mitteln aus dem URBAN-Programm neu gestaltet.<br />

Auch <strong>der</strong> neu gestaltete Werftpark am westlichen<br />

Rand Ellerbeks ist ein positives Beispiel für eine altersgerechte<br />

Gestaltung des öffentlichen Raumes. An<strong>der</strong>s<br />

als im Schwanenseepark genügen hier alle Zugänge<br />

und Gehwege den Ansprüchen an eine altersgerechte<br />

Gestaltung.<br />

Neben den Fußwegen sind im Sinne einer altersgerechten<br />

Quartiersgestaltung auch die öffentlichen Nahverkehrsverbindungen<br />

von großer Bedeutung. Ellerbek und<br />

Wellingdorf sind durch insgesamt zwölf Buslinien an die<br />

<strong>Kiel</strong>er Innenstadt und die umliegenden Stadtteile bzw.


Leistungsfähige<br />

Busanbindung im<br />

Norden<br />

Zufriedenstellende<br />

Anbindung in weiten<br />

Teilen des Südens<br />

Bushaltestellen zumeist<br />

mit Barrieren<br />

- 40 -<br />

Gemeinden angebunden. Wie in Karte 3 zu erkennen ist,<br />

wird nahezu das gesamte Stadtteilgebiet mit Haltestellen<br />

abgedeckt. Lediglich in kleineren Teilgebieten im Süden<br />

und Westen Ellerbeks sowie im Norden und Osten Wellingdorfs<br />

ist eine Bushaltestelle nur in mehr als 250 m<br />

Entfernung zu erreichen.<br />

Während die generelle Anbindung an das <strong>Kiel</strong>er Busnetz<br />

also von nahezu jedem Ort aus problemlos gegeben ist,<br />

gibt es durchaus Unterschiede hinsichtlich Anzahl, Taktung<br />

und Betriebszeiten <strong>der</strong> verkehrenden Buslinien.<br />

Hier sind vor allem die Anwohner im Einzugsbereich <strong>der</strong><br />

Hauptverkehrsstraßen gut angebunden. Eine sehr gute<br />

Busanbindung sowohl in Richtung Innenstadt als auch in<br />

Richtung Stadtteilzentrum Wellingdorf und Dietrichsdorf<br />

besteht für die Anwohner im Norden <strong>der</strong> Stadtteile - im<br />

Einzugsbereich <strong>der</strong> Werftstraße/Schönberger Straße.<br />

Hier verkehren insgesamt fünf Buslinien mit langen Betriebszeiten<br />

und einer leistungsfähigen Taktung.<br />

In den restlichen Teilbereichen bei<strong>der</strong> Stadtteile - also im<br />

zentralen und südlichen Ellerbek sowie im südlichen und<br />

östlichen Wellingdorf - ist die Anbindung zwar weniger<br />

leistungsfähig als auf den beschriebenen Hauptverkehrsachsen,<br />

aber zumeist immerhin zufriedenstellend<br />

ausgestaltet. Regelmäßige Anbindungen - zumeist mit<br />

einem 30-Minuten-Takt in Richtung Innenstadt - bestehen<br />

für die Bewohner im südlichen Ellerbek (Bereich<br />

Poppenrade) sowie im südlichen Wellingdorf (Bereich<br />

Lütjenburger Straße, Ellerbeker Weg, August-Sievers-<br />

Ring). Im östlichen Wellingdorf, im Bereich Neumühlener<br />

Straße, besteht eine Verbindung in Richtung Wellingdorfer<br />

Zentrum im 30- bis 40-Minuten-Takt und in Richtung<br />

<strong>Kiel</strong>er Innenstadt im 60-Minuten-Takt.<br />

In Bezug auf die Nutzung <strong>der</strong> Nahverkehrsangebote<br />

durch ältere o<strong>der</strong> sonstige mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen stellt auch die Gestaltung <strong>der</strong> Bushaltestellen<br />

einen wichtigen Faktor dar. Neu gestaltete Bushaltestellen<br />

sind in <strong>der</strong> Regel barrierefrei, das heißt, sie bieten<br />

einen stufenlosen Zutritt zu Nie<strong>der</strong>flurbussen, die von<br />

dem örtlichen Linienbusunternehmen KVG fast ausschließlich<br />

betrieben werden. Ältere Bushaltestellen sind


- 41 -<br />

hingegen oftmals nicht barrierefrei gestaltet. Das Niveau<br />

des Bordsteins liegt hier unterhalb des Einstiegsniveaus<br />

in die Nie<strong>der</strong>flurbusse. In Ellerbek und Wellingdorf verfügt<br />

<strong>der</strong> absolute Großteil <strong>der</strong> Bushaltestellen über Barrieren.<br />

Lediglich die Haltestellen Ellerbeker Markt,<br />

Schwanenseeplatz, Selenter Straße und Grabastraße<br />

sind barrierefrei gestaltet. Die meisten Bushaltestellen<br />

vor Ort verfügen zudem über eine Überdachung. Ausnahmen<br />

hiervon befinden sich insbeson<strong>der</strong>e im südlichen<br />

Teilbereich rund um den Stadtrat-Hahn-Park.


Karte 3: Dimension "Mobilität"<br />

I1 I1<br />

I1I1<br />

100/200/201/210<br />

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I1<br />

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I1I1<br />

100/200/201/210<br />

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2(A2)<br />

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101/102<br />

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101/102<br />

72/9<br />

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72/9<br />

Wellingdorf<br />

I1 I1<br />

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I1 I1<br />

100/200/201/210<br />

72/9<br />

101/102<br />

72/9/22<br />

I1I1<br />

Bushaltestellen<br />

22<br />

I1 barrierefrei<br />

I1 mit Barriere<br />

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Ellerbek<br />

72/9<br />

22/101/102<br />

72/9<br />

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9<br />

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I1 I1<br />

Nebenstraßen<br />

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Hauptverkehrsstraßen<br />

9/31<br />

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Stadtteilgrenze<br />

I1 I1<br />

31<br />

I1<br />

I1<br />

Gewässer<br />

I1I1<br />

Freifläche<br />

®t<br />

Öffentliche Grünfläche<br />

Wohn - /Siedlungsfläche<br />

Gewerbeflächen<br />

Barrieren im öffentlichen Raum<br />

1. Tilsiter Platz<br />

2. Querung Schönberger Straße<br />

3. Querung Wischhofstraße<br />

4. Zugang Bugenhagenkirche<br />

5. Zugang Ladenzeile Poppenrade


- 43 -<br />

4.3 <strong>Altersgerechte</strong> Nahversorgung in Ellerbek und Wellingdorf<br />

Kleinräumige Versorgungsunterschiede <br />

Lebensmitteleinzelhandel<br />

dominiert<br />

von Discountern<br />

Die Nahversorgungssituation in beiden Stadtteilen muss<br />

kleinräumig sehr differenziert betrachtet und bewertet<br />

werden. Es gibt räumliche Teilbereiche, die über eine<br />

breite, fußläufig gut erreichbare Versorgungsinfrastruktur<br />

verfügen und Gebiete, in denen deutliche Defizite in Bezug<br />

auf die Nahversorgung bestehen.<br />

Zur Deckung <strong>der</strong> Grundversorgung gibt es vor Ort insgesamt<br />

sieben größere Lebensmittelmärkte. Hiervon<br />

gehören fünf dem Discountsegment an (Aldi (2x), Lidl,<br />

Netto, Penny), in dem vorwiegend Waren im preisgünstigen<br />

und zum Teil auch im nicht dauerhaft vorrätigen<br />

Segment angeboten werden. Bei lediglich zwei Märkten<br />

(Markant, Sky) handelt es sich um so genannte „Vollsortimenter“,<br />

die über ein vollständiges Warensortiment<br />

verfügen.<br />

Ladenzeile im Wellingdorfer Zentrum Neuer Verbrauchermarkt am Klausdorfer Weg<br />

Gute Versorgungssituation<br />

in weiten<br />

Teilen Wellingdorfs<br />

Kleinräumig betrachtet fällt eine vergleichsweise sehr<br />

gute Versorgung des nördlichen Teilbereichs zwischen<br />

Klausdorfer Weg, Ostring und <strong>Kiel</strong>er Förde auf. In diesem<br />

Teilbereich sind insgesamt vier <strong>der</strong> sieben Lebensmittelmärkte<br />

ansässig, die allerdings ausschließlich<br />

dem Discountsegment angehören. Am östlichen Ende<br />

<strong>der</strong> Schönberger Straße - zwischen Gabelsbergerstraße<br />

und Wehdenweg - befindet sich zudem das Wellingdorfer<br />

Zentrum. Hier gibt es kleinere Geschäfte und Dienstleistungsangebote<br />

- unter an<strong>der</strong>em eine Bank, eine Apotheke,<br />

einen Friseur, einen Buchladen, ein Bekleidungsgeschäft<br />

und verschiedene Gastronomiebetriebe. Auch


Keine Nahversorgung<br />

im Osten Wellingdorfs<br />

Schlechte Nahversorgungssituation<br />

in<br />

Ellerbek<br />

- 44 -<br />

finden sich westlich anschließend - entlang <strong>der</strong> Schönberger<br />

Straße bis zum Ellerbeker Markt - weitere vereinzelte<br />

Gastronomie-, Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote.<br />

Keinerlei Nahversorgungsangebote gibt es am östlichen<br />

Rand Wellingdorfs zwischen Wehdenweg und Neumühlener<br />

Straße. Aus diesem Bereich sind binnen 500 m<br />

keine Versorgungseinrichtungen zu erreichen. Eine<br />

selbständige Versorgung älterer o<strong>der</strong> sonstiger mobilitätseingeschränkter<br />

Menschen, die über keinen Pkw<br />

verfügen, ist in diesem Bereich kaum möglich.<br />

Eine ebenfalls defizitäre Nahversorgungssituation ist für<br />

weite Teile Ellerbeks bzw. in dem Bereich westlich des<br />

Klausdorfer Wegs zu verzeichnen. Die Neuansiedlung<br />

eines Markant-Verbrauchermarktes und eines Aldi-<br />

Discounters im Kreuzungsbereich Klausdorfer<br />

Weg/Philipp-Reis-Weg hat die Versorgung des dicht<br />

besiedelten Teilbereichs zwischen Klausdorfer Weg und<br />

Selenter Straße deutlich verbessert. Westlich <strong>der</strong> Selenter<br />

Straße - rund um den Schwanenseepark bzw. den<br />

Stadtrat-Hahn-Park und die Franziusallee - sind dennoch<br />

größere Bereiche unterversorgt. Die Nahversorgung<br />

am westlichen Gebietsrand wird durch einen Aldi-<br />

Discounter gesichert, <strong>der</strong> sich direkt an <strong>der</strong> Stadtteilgrenze<br />

des westlich anschließenden Stadtteils Gaarden-<br />

Ost befindet.<br />

Leerstände in <strong>der</strong> Julius-Brecht-Straße Ladenzeile am Ostring


Kaum dezentrale<br />

Einzelhandelsangebote<br />

- 45 -<br />

Über die sehr lückenhafte Verteilung <strong>der</strong> größeren Lebensmittelmärkte<br />

hinaus finden sich in Ellerbek kaum<br />

weitere Einzelhandelsangebote. Viele kleinere, dezentral<br />

in den Wohngebieten gelegene Einzelhändler mussten<br />

im Zuge des Strukturwandels ihre Geschäfte schließen.<br />

Auffällige Leerstände o<strong>der</strong> Umnutzungen ehemaliger<br />

Ladenlokale finden sich zum Beispiel entlang des Ostrings,<br />

in <strong>der</strong> Poppenrade o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Julius-Brecht-<br />

Straße. Die Folge ist eine in weiten Teilen unzureichende<br />

Nahversorgungsinfrastruktur in Ellerbek und Teilen<br />

Wellingdorfs, die älteren o<strong>der</strong> sonstigen mobilitätseingeschränkten<br />

Menschen eine selbständige Versorgung<br />

erschwert.


Karte 4: Dimension „Versorgung“<br />

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Æÿ ÆÿÆÿ<br />

Wellingdorf<br />

Drogerie<br />

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Lebensmittelmärkte<br />

Entfernung zu Lebensmittelmärkten<br />

(max. 500m)<br />

Æÿ<br />

Nebenstraßen<br />

Ellerbek<br />

Hauptverkehrsstraßen<br />

Stadtteilgrenze<br />

Gewässer<br />

Freifläche<br />

Öffentliche Grünfläche<br />

Wohn - /Siedlungsfläche<br />

Gewerbefläche


- 47 -<br />

4.4 <strong>Altersgerechte</strong>s Gesundheits- und Pflegeangebot in Ellerbek und<br />

Wellingdorf<br />

Gute ärztliche Versorgung<br />

Dezentrale Verteilung<br />

<strong>der</strong> Apotheken<br />

Die Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf verfügen über<br />

eine leistungsfähige medizinische Infrastruktur. Es gibt<br />

vor Ort insgesamt sechs allgemeinmedizinische Praxen,<br />

sowie acht Zahnarzt- und zehn Facharztpraxen, unter<br />

an<strong>der</strong>em Internisten, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Chirurgen<br />

und Orthopäden. Die meisten Arztpraxen konzentrieren<br />

sich entlang <strong>der</strong> Schönberger Straße im Norden<br />

<strong>der</strong> Stadtteile, allerdings ist auch eine wohnortnahe ärztliche<br />

Versorgung in den meisten weiteren Stadtteilbereichen<br />

gegeben. Kleinere Versorgungslücken im allgemeinmedizinischen<br />

Bereich treten im Süden Ellerbeks<br />

rund um die Poppenrade sowie im Osten Wellingdorfs<br />

um die Neumühlener Straße auf. Im allgemeinmedizinischen<br />

Bereich können solche Lücken aber in <strong>der</strong> Regel<br />

durch Hausbesuche <strong>der</strong> Ärzte bei mobilitätseingeschränkten<br />

Patientinnen und Patienten ausgeglichen<br />

werden.<br />

Die wohnortnahe Versorgung mit Apotheken ist ebenfalls<br />

in fast sämtlichen Bereichen bei<strong>der</strong> Stadtteile gegeben.<br />

Einzig im Nordwesten Ellerbeks rund um die Große<br />

Ziegelstraße sowie wie<strong>der</strong>um im Osten Wellingdorfs um<br />

die Neumühlener Straße sind Apotheken für mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen kaum o<strong>der</strong> nur unter großen<br />

Anstrengungen zu erreichen. Aber auch in diesem Bereich<br />

bieten viele Apotheken Medikamentenlieferungen<br />

an.<br />

Tab. 2 Stationäre Pflegeeinrichtungen in Ellerbek und Wellingdorf<br />

Einrichtung Stadtteil Dauerpflege<br />

Anzahl Plätze<br />

Kurzzeitpflege<br />

Pflegeheim Magda-Theede-Haus Ellerbek 60 4<br />

Pflegeheim Dr. Petrick Wellingdorf 72 2<br />

AWO Servicehaus Ellerbek Wellingdorf 2 6<br />

AWO Servicehaus Wellingdorf Wellingdorf 17 4<br />

Insgesamt 151 16<br />

Quelle: Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong>


Vier stationäre Pflegeeinrichtungen<br />

Ausgeglichene Bilanz<br />

im stationären<br />

Pflegesegment<br />

- 48 -<br />

In Ellerbek und Wellingdorf gibt es aktuell vier Senioreneinrichtungen,<br />

die insgesamt über 151 stationäre Dauerpflegeplätze<br />

und 16 Plätze in <strong>der</strong> Kurzzeitpflege verfügen.<br />

Von den vier Einrichtungen handelt es sich einzig<br />

bei dem Magda-Theede-Haus um ein reines Pflegeheim,<br />

alle an<strong>der</strong>en Einrichtungen bieten eine Kombination aus<br />

Pflege- und Wohnplätzen an (vgl. Tabelle 1).<br />

Den aktuell 151 Dauerpflegeplätzen steht in Ellerbek<br />

und Wellingdorf nach Berechnungen von GEWOS eine<br />

Nachfrage von 145 Pflegebedürftigen (in Pflegeheimen)<br />

ab 65 Jahren gegenüber. Diese Anzahl ergibt sich aus<br />

<strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> bundesweiten Pflegequote <strong>der</strong> Pflegestatistik<br />

2007 des Statistischen Bundesamtes auf die<br />

Bevölkerungsstruktur vor Ort. Hiermit besteht aktuell<br />

eine ausgeglichene Bilanz zwischen Angebot und Nachfrage.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> anhaltenden Bevölkerungsalterung<br />

und <strong>der</strong> Zunahme des Anteils hochaltriger Menschen ist<br />

allerdings in Zukunft von einem weiteren Nachfrageanstieg<br />

vor Ort auszugehen.<br />

Magda-Theede-Haus Pflegeheim Dr. Petrick<br />

Ambulante Pflegedienste…<br />

Direkt in den Stadtteilen gibt es sechs ambulante Pflegedienste,<br />

von denen vier von kleineren privaten Trägern<br />

betrieben werden. Als Pflegedienste größerer Träger<br />

sind die Caritas Pflegestation im Wehdenweg und<br />

die Pflege-Station Ost <strong>der</strong> Diakonie in <strong>der</strong> Altenteichstraße<br />

zu nennen. Über diese Angebote hinaus übernehmen<br />

aber auch Pflegedienste aus benachbarten<br />

Stadtteilen die Betreuung pflegebedürftiger Menschen in<br />

Ellerbek und Wellingdorf.


- 49 -<br />

…gut ausgelastet Das Angebot an ambulanter Pflege wird von den Akteuren<br />

vor Ort insgesamt als ausreichend erachtet. Es besteht<br />

allerdings eine große Nachfrage und eine dementsprechend<br />

hohe Auslastung. Für die Zukunft ist zudem<br />

davon auszugehen, dass die Nachfrage weiter ansteigen<br />

wird. Zum einen erhöht sich wie beschrieben die Anzahl<br />

hochaltriger Menschen und damit auch die Anzahl <strong>der</strong><br />

älteren Menschen, die auf Pflege und Hilfe angewiesen<br />

sind. Zum an<strong>der</strong>en ist durch die fortschreitende Singularisierung<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft seit Jahren eine Schwächung<br />

<strong>der</strong> familiären Netze und damit auch <strong>der</strong> Möglichkeit zur<br />

häuslichen Pflege durch Angehörige zu verzeichnen. Vor<br />

diesem Hintergrund kann <strong>der</strong> bereits heute von den<br />

Pflegediensten vermeldete Fachkräftemangel in <strong>der</strong><br />

Branche als Zukunftsproblem gewertet werden.


Karte 5: Dimension "Gesundheit/Pflege"<br />

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Ñ Apotheke<br />

R Sanitätsbedarf<br />

ü Optiker<br />

×<br />

Wellingdorf<br />

× Stationäre Pflegeeinrichtungen<br />

E Ambulanter Pflegedienst<br />

×<br />

I$ Allgemeinmediziner<br />

I$ Facharzt<br />

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Ellerbek<br />

I$ Zahnarzt<br />

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Nebenstraße<br />

Hauptverkehrsstraße<br />

Stadtteilgrenze<br />

I$<br />

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Gewässer<br />

Freifläche<br />

Öffentliche Grünfläche<br />

Wohn - /Siedlungsfläche<br />

Gewerbefläche


- 51 -<br />

4.5 <strong>Altersgerechte</strong>s Freizeitangebot und Netzwerke in Ellerbek und<br />

Wellingdorf<br />

Angebote für ältere<br />

Menschen<br />

Begegnungsstätten<br />

<strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt<br />

(AWO)<br />

Seniorenarbeit <strong>der</strong><br />

Kirchengemeinden<br />

In beiden Stadtteilen gibt es verschiedene Einrichtungen<br />

und Angebote zur Freizeitgestaltung, die von älteren<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern in Anspruch genommen<br />

werden können. Hierbei richten sich einige Angebote<br />

direkt an die ältere Generation, an<strong>der</strong>e sind alters- bzw.<br />

zielgruppenübergreifend ausgerichtet.<br />

Angebote, die nahezu ausschließlich von älteren Menschen<br />

in Anspruch genommen werden und bei denen<br />

das soziale Miteinan<strong>der</strong> im Mittelpunkt steht, halten die<br />

vor Ort ansässigen Begegnungsstätten <strong>der</strong> Arbeiterwohlfahrt<br />

bereit. Im Bürgertreff Ellerbek des AWO-<br />

Kreisverbandes <strong>Kiel</strong> e.V. finden täglich verschiedene<br />

Veranstaltungen wie Spielrunden, Seniorengymnastik<br />

o<strong>der</strong> Gedächtnistraining statt. Zudem wird an Werktagen<br />

ein Mittagstisch angeboten. Da <strong>der</strong> Bürgertreff räumlich<br />

an die Seniorenwohnanlage <strong>der</strong> KWG angebunden ist,<br />

besteht für die Bewohnerinnen und Bewohner dieser<br />

Anlage die direkte Möglichkeit, die Angebote wie zum<br />

Beispiel den Mittagstisch regelmäßig zu nutzen. Der<br />

Bürgertreff steht allerdings natürlich auch allen an<strong>der</strong>en<br />

Seniorinnen und Senioren im Stadtteil zur Verfügung.<br />

Weitere Angebote für ältere Menschen hält das Stadtteilcafé<br />

Ellerbek <strong>der</strong> AWO Schleswig-Holstein gGmbH<br />

bereit. Auch hier wird ein täglich wechseln<strong>der</strong> Mittagstisch<br />

angeboten. Zudem ist das Stadtteilcafé zum Beispiel<br />

für Lesungen, Vorträge o<strong>der</strong> einfach zum gemeinsamen<br />

Kaffeetrinken geöffnet.<br />

Weitere Freizeitangebote, die oftmals von älteren Menschen<br />

in Anspruch genommen werden, bieten die beiden<br />

Kirchengemeinden vor Ort an. Die Bugenhagengemeinde<br />

<strong>Kiel</strong>-Ellerbek führt regelmäßige Angebote wie<br />

zum Beispiel Gymnastikrunden, Feierstunden o<strong>der</strong><br />

Tanzveranstaltungen durch. Die Andreasgemeinde <strong>Kiel</strong>-<br />

Wellingdorf richtet sich mit verschiedenen Angeboten<br />

<strong>der</strong> Seniorenarbeit direkt an ältere Menschen vor Ort. In<br />

diesem Rahmen werden unter an<strong>der</strong>em Ausfahrten<br />

durchgeführt, es wird sich getroffen zur „Gemeinschaft


Angebote <strong>der</strong> Sportvereine<br />

- 52 -<br />

<strong>der</strong> Älteren“ o<strong>der</strong> zu „Spiel-und-Sport-Stunden“. Zudem<br />

werden Andachten für ältere Bewohner im Magda-<br />

Theede-Haus und im AWO Servicehaus Wellingdorf<br />

durchgeführt.<br />

Auch die Sportvereine vor Ort bieten verschiedene Angebote<br />

für die Zielgruppe <strong>der</strong> Senioren an. Der Wellingdorfer<br />

Turnverein von 1892 e.V. hält eine große Bandbreite<br />

an Sportarten vor, die auch für ältere Menschen<br />

gut geeignet sind wie zum Beispiel Aerobic, Turnen,<br />

Walking o<strong>der</strong> Gesundheitssport. Die Ellerbeker Turnvereinigung<br />

von 1886 e.V. bietet unter an<strong>der</strong>em Angebote<br />

in den Sparten Turnen, Wan<strong>der</strong>n, Schwimmen und<br />

Gymnastik an.<br />

Bugenhagenkirche <strong>Kiel</strong>-Ellerbek AWO-Bürgertreff Ellerbek<br />

Einrichtungen in<br />

benachbarten Stadtteilen <br />

Naherholungsmöglichkeiten<br />

Über die aufgezeigten Freizeitangebote in Ellerbek und<br />

Wellingdorf hinaus, finden sich weitere Einrichtungen in<br />

den benachbarten Stadtteilen sowie - vielfach mit dem<br />

öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar - im Stadtzentrum<br />

<strong>Kiel</strong>s. In Neumühlen-Dietrichsdorf - unweit <strong>der</strong> Stadtteilgrenze<br />

zu Wellingdorf - befindet sich zum Beispiel eine<br />

Filiale <strong>der</strong> <strong>Kiel</strong>er Stadtbücherei. An <strong>der</strong> Stadtteilgrenze<br />

zum westlich anschließenden Stadtteil Gaarden-Ost liegt<br />

das viel besuchte „Theater im Werftpark“.<br />

Neben den institutionellen Freizeitangeboten bestehen<br />

in den Stadtteilen Naherholungsmöglichkeiten in Form<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Grünanlagen. Der Werftpark an <strong>der</strong><br />

westlichen Stadtteilgrenze Ellerbeks wurde im Rahmen<br />

<strong>der</strong> URBAN-För<strong>der</strong>ung neu gestaltet und ist in weiten<br />

Teilen barrierefrei nutzbar. Der Schwanenseepark und


Informelle Treffpunkte<br />

- 53 -<br />

<strong>der</strong> südlich daran anschließende Stadtrat-Hahn-Park<br />

bilden eine grüne Achse, die zu ausgedehnten Spaziergängen<br />

und Parkaufenthalten einlädt. Hier bestehen<br />

allerdings zum Teil Barrieren, die eine Nutzung durch<br />

mobilitätseingeschränkte Menschen erschweren. Da <strong>der</strong><br />

Schwanenseepark zudem in <strong>der</strong> Vergangenheit deutlich<br />

an Attraktivität eingebüßt hat, besteht gegenwärtig eine<br />

Initiative des Ortsbeirates Ellerbek/Wellingdorf für eine<br />

nachhaltige Attraktivierung des Grünzuges.<br />

Daneben gibt es in beiden Stadtteilen natürlich weitere<br />

informelle Treffpunkte und Netzwerke älterer Menschen.<br />

Für den regelmäßigen gegenseitigen Austausch werden<br />

nicht nur die oben genannten Begegnungsstätten, son<strong>der</strong>n<br />

vielfach auch ganz normale Cafés o<strong>der</strong> Bäckereien<br />

genutzt.<br />

Beratungsangebote Neben den sozialen Netzwerken älterer Menschen, die<br />

neben <strong>der</strong> reinen Freizeitgestaltung auch in Bezug auf<br />

die Lebensführung wichtig sein können, gibt es vor Ort<br />

auch feste Beratungsinstitutionen, die älteren Menschen<br />

Unterstützung bieten. Der Bürgertreff Ellerbek bietet zum<br />

Beispiel jeden Dienstag und Donnerstag Zeiten an, in<br />

denen sich Seniorinnen und Senioren zu Angeboten vor<br />

Ort beraten lassen können. Eine tiefer gehende Sozialberatung<br />

zu verschiedenen Themenbereichen bietet<br />

darüber hinaus das Sozialzentrum Ost in <strong>der</strong> Wischhofstraße<br />

an. Eine große Fülle an Beratungs- und Hilfeleistungen<br />

erhalten ältere Menschen im ganzen <strong>Kiel</strong>er<br />

Stadtgebiet durch den Beirat für Seniorinnen und Senioren<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong>. Für jeden <strong>Kiel</strong>er Stadtteil<br />

gibt es feste Ansprechpartnerinnen<br />

und -partner,<br />

die kontaktiert<br />

werden können.<br />

Auch die Leitstelle<br />

„Älter werden“<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

<strong>Kiel</strong><br />

beantwortet zahlreiche<br />

Fragen<br />

und Anliegen


- 54 -<br />

älterer <strong>Kiel</strong>erinnen und <strong>Kiel</strong>er. Diese gibt in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Kreisarbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> freien Wohlfahrtsverbände<br />

<strong>Kiel</strong> auch die Broschüre „Älter werden in<br />

<strong>Kiel</strong>“ mit zahlreichen Tipps, Hinweisen und Empfehlungen<br />

für ältere <strong>Kiel</strong>erinnen und <strong>Kiel</strong>er heraus.


Karte 6: Dimension "Freizeit/soziale Netze"<br />

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Wellingdorf<br />

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²¸ Vereine<br />

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K Begegnungsstätten<br />

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Nebenstraßen<br />

K<br />

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Ellerbek<br />

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Hauptverkehrsstraßen<br />

²¸<br />

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Stadtteilgrenze<br />

Gewässer<br />

Freifläche<br />

Öffentliche Grünfläche<br />

Wohn - /Siedlungsfläche<br />

Gewerbeflächen


- 56 -<br />

4.6 Stärken-Schwächen-Analyse<br />

Gesamtbewertung<br />

<strong>der</strong> Handlungsbedarfe<br />

Dimension<br />

„Wohnen“<br />

Die Stärken-Schwächen-Analyse stellt die zusammenfassende<br />

Bewertung <strong>der</strong> Eignung <strong>der</strong> Stadtteile Ellerbek<br />

und Wellingdorf als Wohnstandort für Seniorinnen und<br />

Senioren dar. Dabei werden in den folgenden Absätzen<br />

beson<strong>der</strong>e Potenziale und auch Hemmnisse des Gebietes<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> Seniorinnen und Senioren<br />

aufgezeigt. Die Darstellung orientiert sich wie<strong>der</strong>um<br />

an den fünf Dimensionen zur altersgerechten Quartiersgestaltung.<br />

Stärken Schwächen<br />

� Breiter Mix aus verschiedenenWohnformen<br />

� Ausreichendes Angebot<br />

an Pflegeplätzen in stationären<br />

Einrichtungen<br />

� Großteil des Wohnungsbestandes<br />

nicht<br />

altersgerecht<br />

� <strong>Altersgerechte</strong>r Umbau<br />

vorhandener Gebäudetypen<br />

(u. a. Doppelhaus<br />

und Zeilenbauten) oft<br />

schwierig<br />

� Mangel an zeitgemäßen<br />

Altenwohnformen<br />

� Allgemein hoher Sanierungsbedarf<br />

im Wohnungsbestand<br />

� Aufgelockerte Siedlungsstruktur<br />

(teilweise<br />

große Entfernungen)<br />

Dimension<br />

Stärken Schwächen<br />

„Mobilität“ � Gute Netzabdeckung � Schlechter Zustand <strong>der</strong><br />

im öffentlichen Perso- Gehwege<br />

nennahverkehr � Barrieren im öffentli-<br />

� Barrierearme Neugechen Raum (z. B. Tilsistaltung<br />

des Wellingter Platz, Schwanendorfer<br />

Zentrums<br />

seepark)<br />

� Beeinträchtigungen<br />

durch das Geländeprofil<br />

� Bushaltestellen vielfach<br />

nicht barrierefrei


- 57 -<br />

Dimension<br />

Stärken Schwächen<br />

„Nahversorgung“ � In weiten Teilen gute � Wegfall ehemals deNahversorgungssituatizentralerNahversorongungsangebote<br />

� Im Wellingdorfer Zent- � Im südlichen und östlirum<br />

auch Waren des chen Bereich bei<strong>der</strong><br />

mittel- bis langfristigen Stadtteile teilweise Ver-<br />

Bedarfs<br />

sorgungsdefizite<br />

Dimension<br />

Stärken Schwächen<br />

„Gesundheit/Pflege“ � Gute medizinische � Fachkräftemangel im<br />

Grundversorgung Pflegebereich<br />

� Breites Angebot an Fa- � Eingeschränktes Angechärztenbot<br />

an Plätzen in <strong>der</strong><br />

� Gute dezentrale Aus- Tages- und Kurzzeitstattung<br />

mit Apotheken<br />

� Ausreichendes Angebot<br />

an stationären Pflegeplätzen<br />

� Breites Angebot an<br />

ambulanten Hilfs- und<br />

Pflegediensten<br />

pflege<br />

Dimension<br />

„Freizeit/soziale<br />

Netze“<br />

Stärken weiter ausbauen<br />

Stärken Schwächen<br />

� Lebendige Vereinsstruktur<br />

und weitgehend<br />

intakte soziale<br />

Netze<br />

� Kirchen und Begegnungsstätten<br />

als Ankerpunkte<br />

für ältere<br />

Menschen<br />

� Wohnortnahe Naherholungsmöglichkeiten<br />

(u. a. neu gestalteter<br />

Werftpark)<br />

� Kaum höherwertige<br />

Freizeitangebote mit<br />

gesamtstädtischer<br />

Strahlkraft<br />

� Keine Zugangsmöglichkeiten<br />

zur Förde<br />

� Schwanenseepark erneuerungsbedürftig<br />

Die identifizierten Stärken - insbeson<strong>der</strong>e in den Dimensionen<br />

„Gesundheit und Pflege“ sowie „Freizeit und soziale<br />

Netze“ - stellen bereits heute deutliche Vorteile und<br />

Qualitäten für die Zielgruppe <strong>der</strong> Seniorinnen und Senioren<br />

in Ellerbek und Wellingdorf dar. Diese sollen langfristig<br />

erhalten und nach Möglichkeit weiter ausgebaut wer-


Schwächen als Ansatzpunkt<br />

für Verbesserungen<br />

- 58 -<br />

den. In an<strong>der</strong>en Bereichen besteht noch deutlicher<br />

Handlungsbedarf.<br />

Die Wohnsituation ist für viele Seniorinnen und Senioren<br />

verbesserungswürdig. Hier zeigen sich sowohl im institutionellen<br />

als auch im privaten Wohnungsbestand Handlungserfor<strong>der</strong>nisse<br />

insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich einer barrierearmen<br />

Gestaltung. Auch in <strong>der</strong> Dimension „Mobilität“<br />

haben sich Defizite gezeigt, die eine selbstständige<br />

Mobilität, als Grundvoraussetzung für eine aktive Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen Leben, einschränken o<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>n.<br />

Die vorhandenen Defizite - insbeson<strong>der</strong>e in den<br />

beiden genannten Dimensionen - zeigen zukünftige<br />

Handlungsschwerpunkte auf und sollen im Rahmen einer<br />

altersgerechten Quartiersanpassung beseitigt werden.


5 Handlungskonzept<br />

Konzept mit fünf<br />

Handlungsfel<strong>der</strong>n…<br />

…und jeweiligen<br />

strategischen Zielen<br />

5.1 Handlungsfeld „Wohnen“<br />

Handlungsbedarf:<br />

Viele Wohnungen<br />

nicht altersgerecht<br />

Handlungsempfehlungen<br />

- 59 -<br />

Aufbauend auf den Analyseergebnissen zur Eignung <strong>der</strong><br />

Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf als Wohnstandort für<br />

ältere Menschen und <strong>der</strong> in Kapitel 4.6 dargestellten<br />

Stärken-Schwächen-Analyse wurde ein Handlungskonzept<br />

zur Weiterentwicklung bei<strong>der</strong> Stadtteile entwickelt.<br />

Gemäß den aufgezeigten Handlungsbedarfen zur altersgerechten<br />

Quartiersentwicklung wurden dem Konzept<br />

fünf - den bereits dargestellten Dimensionen entsprechende<br />

- Handlungsfel<strong>der</strong> zugrunde gelegt.<br />

Für jedes Handlungsfeld wurde ein strategisches Entwicklungsziel<br />

formuliert, das handlungsleitend für die<br />

zukünftige Umsetzung sein soll. Für die Zielerreichung<br />

wurden umsetzungsorientierte Handlungsempfehlungen<br />

erarbeitet, die zu einer altersgerechten Quartiersentwicklung<br />

beitragen. Alle Handlungsempfehlungen mit einem<br />

konkreten räumlichen Bezug wurden im Rahmen <strong>der</strong><br />

Karte 6 visualisiert.<br />

Bereits heute ist in beiden Stadtteilen ein überdurchschnittlicher<br />

Anteil an Seniorinnen und Senioren festzustellen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass dieser Anteil in<br />

Zukunft weiter ansteigen wird. Heute lebt ein Großteil<br />

<strong>der</strong> älteren Menschen im Quartier in nicht altersgerechten<br />

Wohnungen. Das führt zu einer teilweise nicht unerheblichen<br />

Einschränkung <strong>der</strong> Lebensqualität. Vor diesem<br />

Hintergrund wurde folgendes Ziel formuliert:<br />

� Kontinuierliche Erhöhung des Anteils alters-<br />

gerechter Wohnungen<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Durchführung folgen<strong>der</strong><br />

Maßnahmen empfohlen:<br />

Institutionelle Wohnungsbestände:<br />

� <strong>Altersgerechte</strong>r Umbau einzelner Gebäude/Blöcke in<br />

Lagen mit guter Infrastrukturausstattung<br />

� Bei Mieterwechseln in Erdgeschosswohnung barrierefreien<br />

Umbau prüfen


5.2 Handlungsfeld „Mobilität“<br />

Handlungsbedarf:<br />

Barrieren im öffentlichen<br />

Raum<br />

- 60 -<br />

� Altersgerechtigkeit <strong>der</strong> Wohnungen bei turnusmäßigen<br />

Instandsetzungen/Mo<strong>der</strong>nisierungen erhöhen<br />

� Enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit den<br />

Bewohnern bei Sanierungsmaßnahmen, um individuelle<br />

Bedarfe zu ermitteln<br />

Private Wohnungsbestände:<br />

� <strong>Altersgerechte</strong>r Umbau selbstgenutzter Eigenheime<br />

entsprechend <strong>der</strong> individuellen Bedarfe<br />

� <strong>Altersgerechte</strong> <strong>Anpassung</strong>en in vermieteten Wohnungen<br />

nur in Abstimmung mit den Mieterinnen und<br />

Mietern (bedarfsgerecht)<br />

Weitere Empfehlungen:<br />

� Etablierung zusätzlicher mo<strong>der</strong>ner Wohnformen für<br />

ältere Menschen (u. a. Wohnen mit Service)<br />

� Stärkere Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft<br />

und ambulanten Pflege- und Hilfsdiensten<br />

� Aktivierung, Unterstützung und Beratung privater<br />

Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer hinsichtlich<br />

altersgerechter Umbaumaßnahmen<br />

Wie beschrieben kommt <strong>der</strong> Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Alltagsmobilität<br />

im Alter eine wichtige Bedeutung zu. Die<br />

Mobilität älterer Menschen ist eine zentrale Voraussetzung<br />

für die eigenständige Versorgung und Lebensführung<br />

wie auch für die gesellschaftliche Partizipation und<br />

die Pflege sozialer Kontakte. Die Situationsanalyse <strong>der</strong><br />

Stadtteile Ellerbek und Wellingdorf hat allerdings deutlich<br />

gemacht, dass verschiedene Barrieren im öffentlichen<br />

Raum die Fortbewegung älterer und sonstiger mobilitätseingeschränkter<br />

Menschen behin<strong>der</strong>n. Größere<br />

Steigungen, unbefestigte Gehwege o<strong>der</strong> Treppenanlagen<br />

ohne Rampe sind Beispiele, die den bestehenden<br />

Handlungsbedarf vor Ort aufzeigen.


Handlungsempfehlungen<br />

- 61 -<br />

5.3 Handlungsfeld „Nahversorgung“<br />

Handlungsbedarf:<br />

Versorgungslücken<br />

in Teilbereichen vor<br />

Ort<br />

Vor diesem Hintergrund muss die zentrale Zielsetzung<br />

für das Handlungsfeld Mobilität wie folgt lauten:<br />

� Verbesserung <strong>der</strong> Mobilitätschancen durch<br />

einen konsequenten Abbau von Barrieren im<br />

öffentlichen Raum<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Durchführung folgen<strong>der</strong><br />

Maßnahmen empfohlen:<br />

� Barrierefreie Gestaltung von Gehwegen und Kreuzungsbereichen<br />

im Rahmen von turnusmäßigen Instandsetzungsmaßnahmen<br />

� Barrierefreie Neugestaltung des Tilsiter Platzes als<br />

Ellerbeker Stadtteilzentrum<br />

� Erhöhung des Anteils barrierefreier Bushaltestellen<br />

(Priorität: Stadtteilzentren und verdichtete Quartiere)<br />

� Barrierearme Gehweggestaltung im Zuge umfassen<strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsarbeiten im Schwanenseepark<br />

Für eine selbständige Lebensführung ist es wichtig, dass<br />

sich Menschen auch bis ins hohe Alter möglichst eigenständig<br />

mit Waren des täglichen Bedarfs versorgen können.<br />

Hierfür ist eine wohnortnahe, dezentrale Verteilung<br />

von Nahversorgungseinrichtungen notwendig. Die Situationsanalyse<br />

zur Nahversorgung in Ellerbek und Wellingdorf<br />

hat allerdings ergeben, dass in einzelnen Bereichen<br />

bei<strong>der</strong> Stadtteile Versorgungslücken bestehen.<br />

Eine fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften<br />

ist nicht von jedem Punkt des Quartiers aus gegeben.<br />

Das zentrale Ziel für dieses Handlungsfeld muss<br />

daher lauten:<br />

� Gewährleistung einer gesicherten Grundversorgung<br />

für alle Bewohnerinnen und Bewohner


Handlungsempfehlungen<br />

- 62 -<br />

5.4 Handlungsfeld „Gesundheit/Pflege“<br />

Handlungsbedarf:<br />

Gewährleistung<br />

langfristiger Versorgungssicherheit <br />

Handlungsempfehlungen<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Durchführung folgen<strong>der</strong><br />

Maßnahmen empfohlen:<br />

� Erhalt <strong>der</strong> vorhandenen Lebensmittelmärkte und<br />

sonstigen Nahversorger im Quartier<br />

� Ausweitung des bestehenden Einkaufs-Shuttle-<br />

Busses auf alle unterversorgten Teilbereiche in beiden<br />

Stadtteilen<br />

� Initiierung rollen<strong>der</strong> Händler in den unterversorgten<br />

Teilbereichen<br />

In Bereich Gesundheit/Pflege besteht vor Ort nur geringer<br />

Handlungsbedarf aus <strong>der</strong> Perspektive älterer Menschen.<br />

Das Angebot an Medizinern, Apotheken und<br />

Pflegeeinrichtungen erscheint insgesamt und auch kleinräumig<br />

als ausreichend. Hier sollte für die Zukunft ein<br />

Schwerpunkt auf den größtmöglichen Erhalt dieser Angebote<br />

gelegt werden. Gewisser Handlungsbedarf besteht<br />

zudem für das Segment <strong>der</strong> Tages- und Kurzzeitpflege.<br />

Hier erscheint die Anzahl <strong>der</strong> vorhandenen Plätze<br />

mittelfristig als nicht ausreichend. Auch im Bereich<br />

<strong>der</strong> stationären Pflege wird die Nachfrage im Zuge <strong>der</strong><br />

fortschreitenden Bevölkerungsalterung ansteigen. Zudem<br />

sind auch in Ellerbek und Wellingdorf die Auswirkungen<br />

des bundesweit auftretenden Fachkräftemangels<br />

im Pflegebereich spürbar.<br />

� Sicherung einer langfristig leistungsfähigen<br />

Infrastruktur im Gesundheits- und Pflege-<br />

bereich<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Durchführung folgen<strong>der</strong><br />

Maßnahmen empfohlen:<br />

� Schaffung zusätzlicher Plätze in <strong>der</strong> Tages- und<br />

Kurzzeitpflege<br />

� Langfristige Kapazitätsausweitung im Bereich <strong>der</strong><br />

stationären Pflege


- 63 -<br />

5.5 Handlungsfeld „Freizeit/soziale Netze“<br />

Handlungsbedarf:<br />

Fehlende Vernetzung,Naherholungsdefizite <br />

Handlungsempfehlungen<br />

5.6 Räumliches Handlungskonzept<br />

Maßnahmen mit<br />

räumlichem Bezug<br />

Zentrale Strategie:<br />

Stärkung <strong>der</strong> Stadtteilzentren<br />

Auch im Bereich Freizeit/soziale Netze zeigt sich aus <strong>der</strong><br />

Perspektive älterer Menschen nur ein geringer Handlungsbedarf.<br />

Die sozialen Netze erweisen sich vor Ort<br />

als überwiegend intakt, Vereinsstrukturen und Begegnungsangebote<br />

sowie verschiedene Veranstaltungen<br />

wirken sozialer Isolation entgegen. Wünschenswert wäre<br />

allerdings eine noch stärkere Vernetzung zwischen den<br />

Institutionen. Zudem erscheint allerdings die Gestaltung<br />

und Attraktivität verschiedener Naherholungsangebote<br />

als verbesserungswürdig.<br />

� Erhalt und För<strong>der</strong>ung funktionieren<strong>der</strong> sozialer<br />

Netze und Attraktivierung vorhandener Freizeit-/Naherholungsangebote<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Durchführung folgen<strong>der</strong><br />

Maßnahmen empfohlen:<br />

� För<strong>der</strong>ung einer weiteren Akteurs- und Institutionenvernetzung<br />

(Stichwort „Akteursstammtisch“)<br />

� För<strong>der</strong>ung des lokalen „Wir-Gefühls“ und <strong>der</strong> Identifikation<br />

mit dem Stadtteil<br />

� Unterstützung <strong>der</strong> Initiative zur Aufwertung des<br />

Schwanenseeparks<br />

Teile <strong>der</strong> vorgestellten Maßnahmen gelten für alle Teilbereiche<br />

Ellerbeks und Wellingdorfs bzw. sind räumlich<br />

nicht näher zuzuordnen. An<strong>der</strong>e Maßnahmen lassen<br />

sich in bestimmten Teilbereichen <strong>der</strong> Stadtteile konkret<br />

räumlich abbilden. Diese wurden in Form eines räumlichen<br />

Handlungskonzeptes in Karte 7 zusammengefasst.<br />

Die zentrale Strategie des räumlichen Handlungskonzeptes<br />

besteht in <strong>der</strong> weiteren Stärkung <strong>der</strong> Zentrenbereiche<br />

um die östliche Schönberger Straße („Wellingdorfer<br />

Zentrum“) und den Tilsiter Platz („Ellerbeker Zentrum“)<br />

als Orte <strong>der</strong> Versorgung und Kommunikation. Die<br />

vorhandene Infrastruktur - insbeson<strong>der</strong>e im Wellingdor-


Anbindung an die<br />

Zentren schaffen<br />

Investitionsschwerpunkt<br />

im öffentlichen<br />

Raum…<br />

…und im Bereich<br />

Wohnen<br />

- 64 -<br />

fer Zentrum - bietet ein großes Potenzial im Hinblick auf<br />

die wohnortnahe Versorgung und die Identifikation <strong>der</strong><br />

Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Stadtteilen.<br />

Auch wenn innerhalb <strong>der</strong> Stadtteile weitere dezentrale<br />

Versorgungseinrichtungen wünschenswert wären, sollte<br />

vor dem Hintergrund einer nachhaltigen und wirtschaftlich<br />

tragfähigen Entwicklung <strong>der</strong> Schwerpunkt auf die<br />

bestehenden Zentrenstrukturen gelegt werden.<br />

Als Voraussetzung hierfür muss allerdings eine gute<br />

Anbindung für alle Einwohnerinnen und Einwohner an<br />

die Zentren sichergestellt werden. Da das Netz des öffentlichen<br />

Nahverkehrs nicht in allen Bereichen bei<strong>der</strong><br />

Stadtteile ausreichend leistungsfähig ist, sollten zusätzliche<br />

Mobilitätsangebote geschaffen werden. Eine beispielhafte<br />

Maßnahme hierfür stellt die Initiierung eines<br />

zusätzlichen bzw. die Ausweitung des schon bestehenden<br />

Einkaufsshuttles auf sämtliche unterversorgten Gebietsteile<br />

in beiden Stadtteilen dar. In diesem Kontext<br />

sollte <strong>der</strong> angesteuerte Zielpunkt aus Gaarden-Ost (Sky-<br />

Lebensmittelmarkt) in das Wellingdorfer o<strong>der</strong> Ellerbeker<br />

Zentrum verlegt werden.<br />

Zur Stärkung <strong>der</strong> bestehenden Zentrenstruktur sollte<br />

zudem <strong>der</strong> zukünftige Investitionsschwerpunkt für eine<br />

altersgerechte Aufwertung des öffentlichen Raumes auf<br />

die Achse zwischen Ellerbeker und Wellingdorfer Zentrum<br />

gelegt werden. Hierbei ist sicherzustellen, dass sich<br />

auch ältere, mobilitätseingeschränkte Menschen in diesem<br />

Bereich ohne größere Probleme bewegen können.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk sollte hierbei dem Tilsiter<br />

Platz zukommen, <strong>der</strong> aktuell sowohl in baulicher als<br />

auch in funktionaler Hinsicht seiner Zentrenrolle nicht<br />

gerecht wird.<br />

Auch für Investitionen im Wohnungsbereich bieten sich<br />

die bestehenden Zentren aufgrund <strong>der</strong> guten infrastrukturellen<br />

Ausstattung in beson<strong>der</strong>em Maße an. Sowohl<br />

altersgerechte Neubauprojekte als auch umfangreichere<br />

und damit hochpreisigere Bestandsmo<strong>der</strong>nisierungen<br />

sollten im engeren Einzugsbereich <strong>der</strong> Zentren liegen.


Maßnahmen privater<br />

Wohnungseigentümer<br />

Maßnahmen institutionellerWohnungseigentümer<br />

- 65 -<br />

Die Maßnahmen aus <strong>der</strong> Dimension „Wohnen“, die auf<br />

die privaten Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer<br />

abzielen, wie zum Beispiel <strong>der</strong> altersgerechte<br />

Umbau selbst genutzter Eigenheime, sollten in erster<br />

Linie in den Eigenheimgebieten im Westen Ellerbeks<br />

und im Osten Wellingdorfs initiiert werden. In diesen<br />

Bereichen ist bereits heute ein überdurchschnittlicher<br />

Anteil älterer Menschen zu vermuten.<br />

Die Maßnahmen aus <strong>der</strong> Dimension „Wohnen“ für institutionelle<br />

Wohnungseigentümer zielen vor allem auf die<br />

stärker verdichteten Gebiete des institutionellen Geschosswohnungsbaus<br />

rund um die Poppenrade, den<br />

August-Sievers-Ring, die Danziger Straße und den<br />

Schreyweg ab.


Karte 7: Räumliches Handlungskonzept<br />

Wellingdorfer Zentrum<br />

Ellerbek/Wellingdorf-Nord<br />

"Danziger Straße"<br />

Wellingdorf-Nordost<br />

"Schreyweg"<br />

Eigenheimgebiete<br />

Institutioneller<br />

Geschosswohnungsbau<br />

Wellingdorf<br />

Versorgungszentrum<br />

Ellerbeker Zentrum<br />

"Tilsiter Platz"<br />

Investitionsschwerpunkt<br />

"Öffentlicher Raum"<br />

Investitionsschwerpunkt<br />

"Altersgerecht Wohnen"<br />

Ellerbek<br />

Nebenstraßen<br />

Hauptverkehrsstraßen<br />

Wellingdorf-Ost<br />

"Neumühlener Straße"<br />

Ellerbek-West<br />

"Grabastraße"<br />

Stadtteilgrenze<br />

Gewässer<br />

Freifläche<br />

Öffentliche Grünfläche<br />

Wohn - /Siedlungsfläche<br />

Wellingdorf-Süd<br />

"August-Siemers-Ring"<br />

Ellerbek-Süd<br />

"Poppenrade"<br />

Gewerbeflächen


- 67 -<br />

6 Empfehlungen zur Konzeptumsetzung<br />

Benennung klarer<br />

Zuständigkeiten…<br />

…mit zahlreichen<br />

Akteuren als Partner<br />

<strong>Kiel</strong>s<br />

Finanzierung muss<br />

geklärt sein<br />

Für eine erfolgreiche Konzeptumsetzung ist zunächst die<br />

Benennung eindeutiger Zuständigkeiten wichtig. Oftmals<br />

herrscht bei den Akteuren vor Ort die Auffassung, die<br />

Umsetzung eines kommunalen Konzeptes sei ausschließlich<br />

durch die Kommune selbst zu erfüllen. Das<br />

ist allerdings ein Irrglaube, da die Kommune allein niemals<br />

die Vielzahl <strong>der</strong> themenübergreifenden, komplexen<br />

Aufgabenstellungen erfolgreich bewältigen kann und<br />

hierfür auch oftmals keine rechtliche Handhabe hat. Hier<br />

ist sie auf die Unterstützung ihrer Partner aus Privatwirtschaft,<br />

Vereinen, Sozialverbänden usw. angewiesen.<br />

Viele <strong>der</strong> in diesem <strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong> formulierten<br />

Handlungsempfehlungen richten sich auch gar<br />

nicht an die Kommune selbst. Zur Umsetzung <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

im Handlungsfeld Wohnen stehen in erster Linie<br />

die lokal tätigen Wohnungsunternehmen und die privaten<br />

Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer in <strong>der</strong><br />

Verantwortung. Gerade einzelne Privatpersonen verfügen<br />

aber oftmals nicht über das notwendige Know-how<br />

und sollten daher seitens <strong>der</strong> Kommune und weiterer<br />

relevanter Träger aktiviert, begleitet und beraten werden.<br />

Hierfür ist vor Ort bereits das Beratungsangebot durch<br />

die Projektpartner Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümervereins<br />

<strong>Kiel</strong> und Umgegend e.V. und Arbeitsgemeinschaft<br />

für zeitgemäßes Bauen Schleswig-Holstein<br />

e.V. (ARGE) eingerichtet worden, das im weiteren Verlauf<br />

stärker beworben und bekannt gemacht werden<br />

sollte. In den Handlungsfel<strong>der</strong>n Versorgung, Gesundheit/Pflege<br />

und Freizeit/soziale Netze hat die Kommune<br />

auch nur geringe Einflussmöglichkeiten. Hier sind Akteure<br />

aus <strong>der</strong> Wirtschaft sowie aus den sozialen Vereinen<br />

und Verbänden vor Ort gefragt. Einzig im Handlungsfeld<br />

Mobilität ist die Landeshauptstadt <strong>Kiel</strong> als erster Adressat<br />

zu nennen.<br />

Die aufgezeigten Maßnahmen sind zum Teil mit höheren<br />

Kosten verbunden, so dass sich in vielen Fällen die Frage<br />

<strong>der</strong> Finanzierung stellt. Zusätzlich zu den jeweiligen<br />

Haushaltsgel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> zuständigen Akteure bestehen in


KfW- För<strong>der</strong>programm„Altersgerecht<br />

umbauen“<br />

- 68 -<br />

Deutschland in verschiedenen Bereichen För<strong>der</strong>möglichkeiten.<br />

Im Folgenden werden einige zentrale För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />

mit Themenbezug zum <strong>Quartiersentwicklungskonzept</strong><br />

vorgestellt werden.<br />

Zur Maßnahmenfinanzierung im Handlungsfeld „Wohnen“<br />

sei zunächst auf das För<strong>der</strong>programm „Altersgerecht<br />

umbauen“ <strong>der</strong> KfW-Bankengruppe - <strong>der</strong> För<strong>der</strong>bank<br />

des Bundes - verwiesen. Im Rahmen dieses Programms<br />

können sowohl private Wohnungseigentümerinnen<br />

und -eigentümer und Mieterinnen und Mieter als<br />

auch institutionelle Vermieter zinsgünstige Kredite in<br />

Anspruch nehmen, um durch bauliche Maßnahmen bestehende<br />

Barrieren in den Wohngebäuden und im unmittelbaren<br />

Wohnumfeld abzubauen. Hierfür sieht das Programm<br />

insgesamt 17 För<strong>der</strong>schwerpunkte vor, die vom<br />

Gebäudezugang über Treppenanlagen bis hin zu Aufzugsanlagen<br />

und Sanitärobjekten reichen. Für Privatpersonen<br />

gibt es als Alternative zum zinsgünstigen Darlehen<br />

auch eine Zuschussvariante.<br />

Abb. 15: För<strong>der</strong>schwerpunkte des KfW-För<strong>der</strong>programms<br />

„Altersgerecht umbauen“<br />

Quelle: KfW-Bankengruppe<br />

Wohnraumför<strong>der</strong>programm<br />

Auch das Wohnraumför<strong>der</strong>programm des Landes<br />

Schleswig-Holstein bietet Finanzierungsunterstützung im


- 69 -<br />

Schleswig-Holstein Bereich des Wohnungsneubaus und <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

von Wohnraum. Hierfür stellt die Landesregierung in den<br />

Jahren 2011 bis 2014 360 Mio. Euro zur För<strong>der</strong>ung von<br />

bis zu 6.580 Wohnungen zur Verfügung. Einen Schwerpunkt<br />

innerhalb des aktuellen Programms bildet unter<br />

an<strong>der</strong>em auch die „<strong>Anpassung</strong> von Wohnungen und<br />

Wohnumfel<strong>der</strong>n an die demografisch bedingten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft“ (Innenministerium Schleswig-Holstein).<br />

För<strong>der</strong>mittel des<br />

Kuratoriums Deutsche<br />

Altershilfe<br />

(KDA)<br />

KfW-För<strong>der</strong>programm<br />

„Sozial Investieren“<br />

Interessante För<strong>der</strong>möglichkeiten im Bereich <strong>der</strong> Seniorenarbeit<br />

bietet zudem das Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />

(KDA). Diese stellt freien gemeinnützigen Trägern<br />

För<strong>der</strong>mittel für unterschiedliche Schwerpunktbereiche<br />

zur Verfügung. Hierbei handelt es sich zum einen um die<br />

Qualifizierung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in <strong>der</strong> Altenhilfe und zum an<strong>der</strong>en<br />

um Starthilfen zur Einrichtung innovativer Angebote<br />

für Menschen mit beson<strong>der</strong>em Hilfebedarf. Auch Konzeptentwicklungen<br />

und kleinere Modellvorhaben im Bereich<br />

<strong>der</strong> Altenhilfe sind för<strong>der</strong>fähig.<br />

Eine interessante Finanzierungsunterstützung bei langfristigen<br />

Investitionen in die soziale Infrastruktur stellt<br />

das KfW-För<strong>der</strong>programm „Sozial Investieren“ dar. Das<br />

För<strong>der</strong>programm richtet sich mittels zinsgünstiger Darlehen<br />

an gemeinnützige Antragsteller. Geför<strong>der</strong>t werden<br />

durch das Programm alle Investitionen in die soziale<br />

Infrastruktur, die gemeinnützigen Zwecken dienen, unter<br />

an<strong>der</strong>em auch viele Investitionen für ältere Menschen<br />

wie zum Beispiel Altenpflegeeinrichtungen, betreutes<br />

Wohnen o<strong>der</strong> ambulante Pflegeeinrichtungen.

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