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Die Wirtschaft August 2015

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Branchen & Betriebe: <strong>Die</strong><br />

Welt des guten Farbtons<br />

Seite 12/13<br />

Geld & Geschäft: Schutz vor<br />

windiger Geldanlage<br />

Seite 17<br />

Leben & Wissen: Im Takt<br />

der guten alten Zeit<br />

Seite 28/29<br />

DIE WIRTSCHAFT<br />

Ausgabe 4/15<br />

Münster | Münsterland<br />

www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />

www.agravis.de<br />

Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG<br />

Soester Straße 13, 48155 Münster<br />

ZKZ 88690 PVST<br />

Preis: 2,00 Euro<br />

Achtung,<br />

Baustelle!<br />

Beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />

mangelt es an Geld und gutem Willen<br />

Diskussionen über die chronisch<br />

unterfinanzierte Verkehrsinfrastruktur<br />

haben hin und wieder den<br />

Charakter eines Kartenspiels. <strong>Die</strong><br />

Verantwortung für das Wohl und<br />

Weh eines Projekts wird wie der<br />

„Schwarze Peter“ hin- und hergeschoben.<br />

In jüngster Zeit besonders<br />

gut an den Schaukämpfen über die<br />

Verteilung von EU- und Bundeszuschüssen<br />

abzulesen. Das Ärgerliche:<br />

Auch im Münsterland wartet die<br />

<strong>Wirtschaft</strong> auf die Umsetzung mehrerer<br />

wichtiger Projekte.<br />

<strong>Die</strong> Schubladen der Planer<br />

fast leer, kaum baureife<br />

Straßenbauprojekte in<br />

NRW. Folge: Das Land<br />

werde im Ländervergleich<br />

abgehängt. So düster beschreibt<br />

der CDU-Verkehrspolitiker<br />

Klaus Voussem die Lage<br />

unter Rot-Grün und verweist<br />

darauf, dass vom 2,7 Milliarden<br />

Euro schweren<br />

Investitionspaket des<br />

Bundes nur 128 Millionen<br />

nach NRW<br />

tröpfeln. Stimmt alles<br />

nicht, hält Verkehrsminister<br />

Michael<br />

Groschek dagegen: NRW<br />

werde von Bundesverkehrsminister Alexander<br />

Dobrindt absichtlich und mutwillig<br />

benachteiligt.<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

OFFEN GESAGT<br />

Los jetzt!<br />

<strong>Die</strong> Verkehrsinfrastruktur in<br />

Deutschland ist auf den<br />

Hund gekommen. Das muss<br />

man wohl so sagen. Straßen<br />

kaputt, Brücken marode und<br />

zu wenig Geld da für die Sanierung<br />

oder den nötigen Neubau.<br />

Das ist ein Trauerspiel.<br />

Mindestens genauso schlimm<br />

aber sind in diesem Kontext<br />

drei andere Aspekte. Da ist<br />

zum einen der Faktor Zeit, die<br />

mangelnde Kooperation und<br />

die Ebbe in der Projektmappe.<br />

Dass beispielsweise die Planungen<br />

für den Ausbau der B67n<br />

bis in das Jahr der ersten<br />

Mondlandung 1969 zurückgehen<br />

– und noch immer nichts<br />

passiert ist, zeugt nicht gerade<br />

von effektiver Arbeit. Dass<br />

beim sechsspurigen Ausbau der<br />

A1 zwischen dem Kamener<br />

Kreuz und dem Kreuz Lotte/<br />

Osnabrück sowohl Bund als<br />

auch Land Ja sagen, bei der<br />

Frage des Wie jedoch an den<br />

entgegengesetzten Enden des<br />

Seiles ziehen ist widersinnig.<br />

Geradezu grotesk wird das<br />

Ganze, wenn in Berlin dann<br />

doch ein paar Milliarden für<br />

neue Verkehrsprojekte auf der<br />

hohen Kante liegen und NRW<br />

gerade keine planungsreifen<br />

Projekte in der Schublade hat.<br />

Also: Gas geben bei der Planung,<br />

Schulterschluss bei Vorhaben,<br />

die unstrittig sind –<br />

schließlich eignet sich das Thema<br />

Verkehrsinfrastruktur nicht<br />

für parteipolitisches Fingerhakeln<br />

– und endlich nicht nur<br />

auf Sicht, sondern vorausschauend<br />

fahren, heißt: frühzeitig<br />

für die Zukunft planen.<br />

All das darf man wohl erwarten.<br />

er<br />

<strong>Die</strong> besten Arbeitgeber<br />

Wettbewerb „Great Place to Work“ geht im Münsterland in eine neue Runde<br />

Sparkasse Münsterland Ost, Apetito,<br />

Zeb, Orderbase Consulting,<br />

Erdgas Münster Gruppe und WL<br />

Bank haben eines gemeinsam: Sie<br />

tragen jeweils die Auszeichnung<br />

„Great Place to Work“.<br />

4 198869 002009<br />

2 0 0 3 5<br />

Auch in diesem Jahr können<br />

sich Unternehmen<br />

wieder an der Initiative<br />

„Beste Arbeitgeber im<br />

Aünsterland“<br />

M<br />

beteiligen.<br />

Ziel der 2012 ins Leben gerufenen<br />

Initiative ist es, Unternehmen<br />

und Arbeitgeber der Region nachhaltig<br />

darin zu unterstützen, ihre Arbeitgeberattraktivität<br />

auf Basis zuverlässiger<br />

Standards zu messen, zu vergleichen<br />

und weiterzuentwickeln. Zugleich<br />

soll das Münsterland als attraktiver<br />

Arbeits- und <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />

gestärkt werden.<br />

Denn: Aus Mitarbeitersicht nachweislich<br />

sehr gute Arbeitgeber haben engagiertere<br />

Beschäftigte und sind damit<br />

leistungsfähiger und innovativer.<br />

Sie zeigen durchschnittlich eine um<br />

bis zu 50 Prozent geringere Zahl an<br />

Krankheitstagen, eine nur halb so hohe<br />

Fluktuationsrate und eine signifikant<br />

bessere <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit. Zugleich<br />

haben attraktive Arbeitgeber<br />

deutliche Vorteile bei der Gewinnung<br />

und Bindung von Fachkräften. Münsterland<br />

e.V. und der Bundesverband<br />

mittelständische <strong>Wirtschaft</strong> (BVMW)<br />

sind Partner der Initiative.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer profitieren von der<br />

Analyse und der Entwicklungsunterstützung.<br />

<strong>Die</strong> besten Arbeitgeber der<br />

Region zeichnet das internationale<br />

Forschungs- und Beratungsinstitut<br />

mit dem international anerkannten<br />

„Great Place to Work“-Qualitätssiegel<br />

aus, welches die Preisträger automatisch<br />

für den Landeswettbewerb „Beste<br />

Arbeitgeber in NRW“ qualifiziert.<br />

Mitmachen können große, mittlere<br />

und kleine Unternehmen (ab zehn Beschäftigten)<br />

sowie Non-Profit-Organisationen,<br />

öffentliche Einrichtungen<br />

und weitere Arbeitgeber aller Art. Informationen<br />

unter www.greatplacetowork.de/münsterland.<br />

<strong>Die</strong> Teilnahme an einer Benchmark-<br />

Befragung „Beste Arbeitgeber im<br />

Münsterland“ ist auch ohne Wettbewerbsteilnahme<br />

möglich. Ansprechpartner<br />

ist Georg Reckersdrees, Telefon<br />

0221/ 93 33 5 - 147, E-Mail: greckerdrees@greatplacetowork.de<br />

Wir helfen wachsen.


2 MACHER & MÄRKTE<br />

AUS DEM INHALT<br />

„Wir müssen ganz massiv gegensteuern“ – Interview mit Michael<br />

Radau, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Westfalen-Münsterland<br />

Seite 4/5<br />

Ein Land verändert sein Gesicht – <strong>Die</strong> Folgen der Landflucht und<br />

des demografischen Wandels Seite 6<br />

„Berufsausbildung braucht eine noch stärkere Lobby“ – Interview<br />

mit Michael von Bartenwerffer, Vorsitzender der WIN <strong>Wirtschaft</strong>sinitiative<br />

Münster Seite 7<br />

Das Haus von heute denkt mit – In der Smart-Home-Technik steckt<br />

ein großes Potenzial Seite 10/11<br />

Seife für die Semper-Oper – <strong>Die</strong> Firma ulticom aus Ahaus engagiert<br />

sich erfolgreich auf dem Hygienemarkt Seite 14<br />

Wie damals auf der Walz – Immer mehr Auszubildende im Handwerk<br />

gehen zeitweise ins Ausland Seite 15<br />

Einen guten Rat gibt es nicht umsonst – Honorarberatung und Provisionsberatung<br />

in der Diskussion Seite 19<br />

Vererbt wird nach dem Landesrecht im Ausland – Europäische Erbrechtsverordnung<br />

bringt gravierende Änderungen Seite 18<br />

Der weite Weg zur perfekten Schicht – Das Netzwerk Oberfläche<br />

NRW ist im Münsterland zu Hause Seite 20/21<br />

Beim Recruiting punkten wie die Metropolen – Kreis Warendorf<br />

startet über die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung einen „Willkommens-Service“<br />

für Fachkräfte Seite 22<br />

Für gute Mitarbeiter muss man brennen – 1. Westfälischer Kongress<br />

für Mitarbeiter-Begeisterung Seite 23<br />

Kaum Fortschritte in NRW – Kommunaler Finanzreport sieht Kommunen<br />

und Kreis in der Bredouille Seite 24<br />

Benehmen ist schon lange nicht mehr Glückssache – Von Tischmanieren<br />

und Taktgefühl: Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion<br />

Seite 25/26<br />

Na, das ist ja wieder so ein Zufall – Wissenschaftler machen sich<br />

daran, das Dauer-Rätsel zu lösen. Seite 27<br />

Der Mann, der alles konnte – Im Kunstmuseum Pablo Picasso rivalisiert<br />

Jean Cocteau freundschaftlich mit dem Namensgeber<br />

Seite 30<br />

Ein Schlips mit Elementarteilchen – Zwei IT-Berater haben eine Lösung<br />

zum Stabilisieren von Krawatten gefunden Seite 31<br />

Dichter Verkehr schiebt sich durch eine<br />

Stadt.<br />

Foto: dpa<br />

Politik spielt<br />

Ping-Pong<br />

Kritik am abnehmenden Personalbestand<br />

Andere Länder hätten auch<br />

keine fertigen Pläne in der<br />

Lade, bekämen aber Bau-<br />

Millionen zugeschoben,<br />

Aonierte m Groschek. Im Übrigen<br />

hätten frühere CDU-Verkehrsminister<br />

von 2005 bis 2010 rund 700 Stellen<br />

bei Straßen NRW abgebaut. „Da haben<br />

wir viele exzellente Planungsingenieure<br />

verloren.“<br />

Ein solches Polit-Ping-Pong begleitet seit<br />

Jahren die Debatten zur Verkehrsinfrastruktur.<br />

Es ist wohl an allen Positionen<br />

etwas dran. Tatsache ist, dass der für die<br />

Planung zuständige Landesbetrieb Straßen<br />

NRW in seinem jüngsten Jahresbericht<br />

selbst Alarm schlägt: Ziel sei es, immer<br />

einen „Grundstock“ baureifer Planungen<br />

in der Schublade zu haben. „Allerdings<br />

führt der abnehmende Personalbestand<br />

dazu, dass für die Zukunft ein<br />

ausreichender Bestand an baureifen Planungen<br />

nicht mehr sichergestellt werden<br />

kann.“<br />

<strong>Die</strong>se Lage ist eigentlich nicht neu, doch<br />

Groscheks Amtsvorgänger Harry Kurt<br />

Voigtsberger änderte nichts daran. Mit<br />

dem grünen Verkehrsstaatssekretär<br />

Horst Becker hatte er sich zwischen 2010<br />

und 2012 in ein Patt hineinmanövriert.<br />

Das gipfelte vor vier Jahren in einer sogenannten<br />

Prioritätenliste, bei der vor allem<br />

ein Großteil der Projekte tatsächlich<br />

eingefroren wurde – gemäß dem inzwischen<br />

bundesweit gültigen Motto „Erhalt<br />

geht vor Neubau“.<br />

Den 2011 quasi verhängten Planungsstillstand<br />

hat Groschek aufgelöst, indem er<br />

externe Planungsbüros unter Vertrag<br />

nahm. „Wir werden bis 2017 wieder baureife<br />

Planungen in Höhe von zwei Milliarden<br />

Euro in der Schublade haben“, kündigte<br />

der NRW-Verkehrsminister Anfang<br />

<strong>August</strong> an. Aber eigentlich fordert er<br />

einen Systemwechsel: Statt die Länder<br />

für die Schublade planen zu lassen, müsse<br />

der Bund relevante Vorhaben definieren<br />

und dann finanzieren. <strong>Die</strong> großen<br />

Bahnprojekte – vom RRX, dem Ausbau<br />

der Strecke Münster-Lünen bis zur Sanierung<br />

von 270 Brücken – stehen auf einem<br />

weiteren Blatt.<br />

Der frühere CDU-Verkehrsminister Oliver<br />

Wittke, jetzt im Bundestag, warf seinem<br />

Nachfolger vor, ihm fehle der Mut ,<br />

auch umstrittene Projekte baureif zu machen.<br />

„Jetzt regnet´s Brei, und NRW fehlen<br />

die Löffel.“<br />

Groschek indes wird die Planer nur in Teilen<br />

mit Neubauprojekten befassen können:<br />

Sein größtes Infrastrukturproblem<br />

sind die maroden Brücken, 6600 müssen<br />

auf ihre Statik überprüft werden. Das<br />

raubt ihm viele Ressourcen.<br />

Dabei wartet das Münsterland auf die<br />

Realisierung verschiedener Großprojekte<br />

wie A1-Ausbau und B 64 n. Letztere soll<br />

jetzt möglicherweise abgespeckt realisiert<br />

werden. Eine Vorgehensweise, die<br />

Befürworter dieser schon lange geforderten<br />

West-Ost-Verbindung höchst kritisch<br />

sehen. Als Klein-Klein-Projekt gerate das<br />

Vorhaben deutlich ins Hintertreffen.<br />

Und nächste „Baustellen“ kündigen sich<br />

schon an: Münsters Wachstum braucht<br />

auch eine ergänzte innerstädtische Infrastruktur.<br />

Schon heute muss das Oberzentrum<br />

täglich 500 000 Kfz-Fahrten verkraften<br />

Eine Stadt, die derart wachse,<br />

dürfe beim Straßenbau nicht die Hände<br />

in den Schoß legen, formulierte kürzlich<br />

Joachim Brendel, Verkehrsexperte der<br />

IHK Nord Westfalen, die Sicht der <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

hir/wk<br />

IMPRESSUM<br />

DIE WIRTSCHAFT Münster | Münsterland<br />

Verlag und Herausgeber: Aschendorff Verlag GmbH & Co.<br />

KG, Geschäftsbereich: Media & Sales, Soester Str. 13,<br />

48155 Münster, Telefon: 0251.690-0, Telefax: 0251.690-<br />

804801<br />

Redaktion: Claudia Bakker (verantw.)<br />

Anzeigen: Anzeigenleitung: Herbert Eick, E-Mail: anzeigen@die-wirtschaft-muensterland.de<br />

Objektleitung: Katharina Heidmann, Telefon: 0251.690-<br />

4701, Telefax: 0251.690-804801<br />

Gestaltung/Layout: Lisa Stetzkamp<br />

Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH & Co. KG, An der<br />

Hansalinie 1, 48163 Münster, Telefon: 0251.690-0, Telefax:<br />

0251.690-215; Auflage: 17.000 Exemplare<br />

www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />

Kernnetze stehen im Fokus<br />

Brüssel hat die Prioritäten bei der europäischen Verkehrsförderung neu gesetzt<br />

Europäische Infrastrukturprogramme<br />

leisten einen wertvollen<br />

Beitrag für die Mitfinanzierung<br />

von Straße,<br />

Schiene und Wasserstraße in<br />

Deutschland. Gegenüber dem letzten Finanzierungszeitraum<br />

erhöhte die Europäische<br />

Union laut Dr. Markus Pieper die<br />

Mittel für die sogenannte „Connecting<br />

Europe Facility „(CEF) von 2014 bis 2019<br />

von acht auf 24 Milliarden Euro.<br />

„Mit diesem Geld fördert Brüssel vorrangig<br />

Investitionen entlang verkehrlicher<br />

Langstreckenkorridore. Der Ausbau<br />

eines transeuropäischen Verkehrsnetzes<br />

(TEN) soll – in Abstimmung mit den Mitgliedsstaaten<br />

– für definierte Verkehrsachsen<br />

und Ausbauplanungen bis 2030<br />

(Kernnetz) bzw. 2050 (Gesamtnetz) erfolgt<br />

sein“, so der münsterländische<br />

CDU-Europaabgeordnete, Mitglied im<br />

Verkehrsausschuss des Europäischen<br />

Parlaments.<br />

<strong>Die</strong> Umstellung der europäischen Verkehrsförderung<br />

von der prioritären Anbindung<br />

abgelegener Regionen auf ein<br />

europäisches Kernnetz mit hoher Verkehrsdichte<br />

eröffnet nach seinen Angaben<br />

gute Chancen für deutsche und hier<br />

insbesondere nordrhein-westfälische Infrastrukturprojekte.<br />

„<strong>Die</strong> TEN-Verordnung<br />

regelt das Achsenkonzept und definiert<br />

Ausbauplanungen. <strong>Die</strong> CEF-Verordnung<br />

bestimmt den Einsatz der Zuschussund<br />

Finanzinstrumente für die europäisch<br />

relevanten Investitionsvorhaben in<br />

Verkehrs- sowie – in geringerem Umfang<br />

– Energie- und IT-Netze.“<br />

Zusätzlich kann auch NRW vom <strong>2015</strong><br />

aufgelegten Europäischen Fonds für strategische<br />

Investitionen (EFSI) profitieren.<br />

Mit dem EFSI akquiriert die Europäische<br />

Investitionsbank auf der Basis eigener<br />

und von Garantien aus dem EU-Haushalt<br />

private Gelder für tragfähige Projekte.<br />

Unser guter Name und unser Konzept – für Ihren<br />

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MACHER & MÄRKTE 3<br />

RICHTUNG<br />

BREMEN<br />

2. Abschnitt<br />

Abfahrt Lengerich bis<br />

Dortmund-Ems-Kanal<br />

(Höhe FMO), Planfeststellungsbeschluss<br />

steht aus.<br />

Baubeginn frühestens <strong>2015</strong>.<br />

3. Abschnitt<br />

Dortmund-Ems-Kanal<br />

bis Abfahrt Greven, Planfeststellungsverfahren<br />

2014<br />

eingeleitet. Ende nicht absehbar.<br />

1. Abschnitt<br />

Lotte/Osnabrück bis zur Abfahrt<br />

Lengerich, Planfeststellungsbeschluss<br />

steht aus. Baubeginn<br />

frühestens <strong>2015</strong>.<br />

LOTTE<br />

A1<br />

1<br />

OSNABRÜCK<br />

Freie Fahrt statt<br />

Kriechverkehr<br />

Der Bund entscheidet über den Bundesverkehrswegeplan,<br />

im Münsterland gibt es drei zentrale Projekte.<br />

RICHTUNG<br />

DORTMUND<br />

ASCHEBERG<br />

GREVEN<br />

WERNE<br />

9. Abschnitt<br />

Hamm-Bockum/Werne<br />

bis Autobahnkreuz Kamen,<br />

Planfestellungsverfahren<br />

<strong>2015</strong> eingeleitet.<br />

MÜNSTER<br />

KAMEN<br />

A1<br />

LADBERGEN<br />

4. Abschnitt<br />

Abfahrt Greven bis Münster-<br />

Nord, Planfeststellungsverfahren<br />

2013 eingeleitet, 800 Einwände<br />

liegen vor. Ende nicht absehbar.<br />

5. Abschnitt<br />

Münster-Nord bis -Süd,<br />

Autobahnabschnitt sechsspurig<br />

ausgebaut.<br />

6. Abschnitt<br />

Münster-Süd bis Dortmund-<br />

Ems-Kanal, Autobahnabschnitt<br />

sechsspurig ausgebaut.<br />

<br />

7. Abschnitt<br />

Dortmund-Ems-Kanal bis<br />

Ascheberg, Planfeststellungsverfahren<br />

<strong>2015</strong> eingeleitet.<br />

8. Abschnitt<br />

Ascheberg bis Hamm-Bockum/<br />

Werne, Planfeststellungsverfahren<br />

<strong>2015</strong> eingeleitet.<br />

LENGERICH Mobilität ist einer<br />

der zentralen Begriffe<br />

der Gegenwart. Weil das so<br />

ist, kommt der Verkehrsinfrastruktur<br />

eine immer größere<br />

Bedeutung zu.<br />

Bald hat das<br />

Warten ein<br />

Ende: In wenigen<br />

Wochen<br />

wird<br />

Berlin den Bundesverkehrswegeplan<br />

<strong>2015</strong><br />

verabschiedet und damit<br />

die Entscheidung getroffen<br />

haben, wo in Deutschland<br />

in den nächsten Jahren wie<br />

viel Geld in die Verkehrsinfrastruktur<br />

investiert wird.<br />

Im Münsterland sind es drei<br />

Projekte, die nach Jahren des<br />

Wartens jetzt umgesetzt werden<br />

könnten: der sechsspurige Ausbau der<br />

A 1 zwischen dem Kamener Kreuz<br />

und dem Kreuz Lotte/Osnabrück, der<br />

zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke<br />

Münster-Lünen und der Neu- und<br />

Ausbau der B 64 zwischen Münster<br />

und Bielefeld, die sogenannte B 64n.<br />

Der A1-Ausbau<br />

<strong>Die</strong> Hansalinie ist eine der wichtigsten<br />

Autobahnen in Deutschland,<br />

ihre durchgängige Sechsspurigkeit<br />

wäre eigentlich zwingend<br />

nötig. Das sieht NRW-Verkehrsminister<br />

Michael Groschek genauso<br />

wie der parlamentarische<br />

Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium,<br />

Enak Ferlemann.<br />

„Das Nadelöhr muss weg.“ – Selbst<br />

in der Wortwahl gleichen sich die beiden.<br />

Über das Wie aber sind Bund und Land<br />

geteilter Meinung. Berlin befürwortet<br />

eine Öffentlich-Private-Partnerschaft<br />

(ÖPP), meint: Das Bauvorhaben wird in<br />

private Hände gegeben, der Investor refinanziert<br />

sich über Mauteinnahmen. <strong>Die</strong><br />

Landesregierung hält dagegen an der<br />

konventionellen Ausschreibung fest.<br />

Bahnstrecke Münster-Lünen<br />

Modern geht anders: <strong>Die</strong> Bahnstrecke zwischen Münster und Lünen ist eingleisig. Begegnen sich zwei Züge,<br />

muss einer von ihnen auf ein kurzes Ausweichgleis – und wieder mal warten.<br />

Foto: Jürgen Peperhowe<br />

Warten, stehen, Zeit vergeuden. Wer von<br />

Münster mit dem Zug über Lünen nach<br />

Dortmund fährt, muss in der Regel viel<br />

Zeit mitbringen: <strong>Die</strong> Strecke ist eingleisig.<br />

Ein zusätzliches Bett mit zweitem<br />

Gleis kommt teuer. Letzter Stand: <strong>Die</strong><br />

Kosten belaufen sich auf über 400 Millionen<br />

Euro. Da zuckt auch die Bahn. Bei<br />

dieser Summe ist<br />

die nachzuweisende<br />

<strong>Wirtschaft</strong>lichkeit<br />

nur mit<br />

Mühe darstellbar.<br />

Zumindest war<br />

das in frühen Berechnungen<br />

so.<br />

Zunächst hatte es<br />

darum geheißen,<br />

Bahn und Bund<br />

seien geneigt, den Daumen zu senken.<br />

Nach massiven Protesten – auch aus der<br />

Region – scheint die Chance pro Ausbau<br />

jedoch wieder gestiegen zu sein.<br />

TELGTE<br />

MÜNSTER<br />

EVERSWINKEL<br />

<strong>Die</strong> B 64n<br />

„Der konventionelle Ausbau der<br />

A 1 mittels Ausschreibung ist der<br />

kostengünstigere Weg.“<br />

Michael Groschek, NRW-Verkehrsminister<br />

B64<br />

Das Münsterland und Ostwestfalen, wirtschaftliche<br />

boomende Regionen, die eher<br />

getrennt als richtig<br />

miteinander<br />

verbunden sind.<br />

Das soll der geplante<br />

Neu- und<br />

Ausbau verbessern.<br />

Drei Spuren,<br />

kreuzungsfrei inklusive<br />

der drei<br />

Ortsumgehungen<br />

in Warendorf,<br />

Beelen und Herzebrock-Clarholz. Das<br />

Vorhaben ist inzwischen über 40 Jahre alt<br />

– so langsam könnte es da jetzt mal etwas<br />

werden.<br />

Elmar Ries<br />

WARENDORF<br />

FRECKENHORST<br />

BEELEN<br />

HERZEBROCK-<br />

CLARHOLZ<br />

RHEDA-WIEDENBRÜCK<br />

B64<br />

GÜTERSLOH<br />

A2<br />

Lauscher Schürmann<br />

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4 MACHER &<br />

Münster Marketing/air-klick.de<br />

„Wir müssen ganz massiv gegens<br />

Michael Radau, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Westfalen-Münsterland, wünscht sich eine größere Wertschätzung<br />

Schulterschluss auf. Entwicklungen abmildern und Rahmenbedingungen verbessern –die Kommunen im Münsterland sin<br />

Brennt für den Handel: Michael Radau<br />

Das Konsumklima im Land<br />

ist gut. Und doch erlebt der<br />

Handel einen Wandel, der<br />

sich am Bild vieler Innenstädteund<br />

Ortszentren ablesen<br />

lässt: <strong>Die</strong> Zahl der Fachgeschäfteist<br />

rückläufig. Online-Handel und Filialisierung<br />

befördern die Strukturveränderung.<br />

Muss man sich damit abfinden? Michael<br />

Radau, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes<br />

Westfalen-Münsterland,<br />

plädiert für einen Schulterschluss<br />

auf kommunaler Ebene. „Das Wegbrechen<br />

von Handel wird sich fortsetzen,<br />

wenn wir nicht ganz massiv gegensteuern“,<br />

erklärt er in einem Gespräch mit<br />

Wolfgang Kleideiter.<br />

Vor einigen Tagen hat NRW-Wissenschaftsministerin<br />

Svenja Schulze<br />

bei Ihnen im Markt in Münster<br />

einen Praktikumstag absolviert.<br />

PR-Gag einer Politikerin?<br />

Radau: Nein, wir haben ihr ermöglicht,<br />

als Hilfskraft in der Frühschicht von7bis<br />

14 Uhr in unseren Tagesablauf einzutauchen,<br />

inklusive Schleppen und Nachräumen.<br />

Das warfür die Ministerin aus meiner<br />

Sicht eine guteErfahrung, weil sie die<br />

Leistung des Handels und der dort Beschäftigten<br />

einmal aus einer neuen Perspektivekennenlernen<br />

konnte. Es ist sehr<br />

wichtig, dass gerade auch die Politik den<br />

Handel stärker wertschätzt und ein offenes<br />

Ohr für unsereThemen hat. Für einen<br />

schnellen PR-Auftritt hätten wir uns nicht<br />

hergegeben.<br />

Gibt es aus Ihrer Sicht im Verständnis<br />

der Politik für den Handel denn<br />

ein Defizit?<br />

Radau: Ja, ich sehe großen Nachholbedarf.<br />

Politik, Verwaltung, Gesellschaft<br />

müssen wieder stärker erkennen, wie<br />

wichtig der stationäre Handel für das<br />

Stadtleben ist. Und wir müssen hier intensiver<br />

und auf vielen Feldern den Dialog<br />

führen. Auch durch solche Aktionen<br />

wie den Praktikumstag einer Ministerin,<br />

die schon im Vorfeld ein offenes Ohr für<br />

uns hatte.<br />

Schauen wir ins weite Münsterland.<br />

Man wird den Eindruck nicht los,<br />

als hätten manche Orte sich damit<br />

abgefunden, dass der Handel nach<br />

und nach aus den Innenstädten verschwindet.<br />

Man darf doch nicht<br />

ernsthaftdie Hände in den Schoß legen?<br />

Radau: Wir erleben eine bedrückende<br />

Nachlässigkeit bei der Betrachtung dieser<br />

Situation in vielen Klein- und Mittelstädten.<br />

Kaum einer in den verantwortlichen<br />

Positionen in Politik und Verwaltung hat<br />

wirklich erkannt, was daauf Dauer auf<br />

die Orte zukommt. Das Wegbrechen von<br />

Handel wird sich fortsetzen, wenn wir<br />

nicht ganz massiv gegensteuern. Dabei<br />

gibt es nicht den einen Schuldigen. Ich<br />

plädiere dafür, dass sich all Kräfte gemeinsam<br />

die Situation anschauen und<br />

dann entscheiden, wie sie Entwicklungen<br />

abmildern und Rahmenbedingungen<br />

verbessern können.<br />

Was kann ein Bürgermeister im<br />

Münsterland konkret tun?<br />

Radau: Er muss mit dem Handel, den<br />

Handelnden, den Gremien und Verbänden<br />

sprechen und nach gemeinsamen Lösungen<br />

suchen. Aber er muss auch offen<br />

sein für Veränderungen.<br />

MICHAEL RADAU<br />

Der gebürtige Münsteraner Michael Radau ist seit den 1980er Jahren im Naturkosthandel<br />

aktiv. Nach dem Abitur und einem Studienaufenthalt inden USA<br />

leistete er1983 Pionierarbeit im Bioladen „Kornblume“ in Münster, den er 1985<br />

übernahm. ImJahr darauf eröffnete ereine zweite Filiale. Infolge der Fusion<br />

mit der Biogarten Naturkost Handels GmbH im Jahr 1992 verantwortete Radau<br />

als geschäftsführender Gesellschafter vier Filialen.<br />

Michael Radau erkannte frühzeitig die Bedürfnisse der Kunden abseits des klassischen<br />

Bioladenklischees. Daher entwickelte er das Konzept des SuperBioMarktes<br />

als Bio-Vollsortimenter und eröffnete 1993 den ersten SuperBioMarkt in<br />

Münster. Inden folgenden Jahren entwickelte Radau seine Idee zu einem Filialkonzept<br />

mit mehr als 20 Märkten und 600 Mitarbeitern in Nordrhein-Westfalen<br />

und Niedersachsen weiter. Radau leitet das Unternehmen, das 2001 in die SuperBioMarkt<br />

AG umfirmiert wurde, als Vorstandsvorsitzender.<br />

Ehrenamtlich ist Michael Radau seit 2004 Vorsitzender des Einzelhandelsverbands<br />

Westfalen-Münsterland. Seit 2013 steht er als Präsident dem Handelsverband<br />

NRW vor. Seit einem Jahr ist er zudem Vizepräsident des Handelsverbands<br />

Deutschland (HDE). Den Vorsitz Handelsausschuss der IHK Nord Westfalen<br />

hat er seit 2007 inne.<br />

Aber viele Kommunen verfügen<br />

doch bereits über Einzelhandelskonzepte<br />

...<br />

Radau: Viele haben sie nicht. Und jene,<br />

die über sie verfügen, schreiben sie oft<br />

nicht in dem notwendigen Maße fort beziehungsweise<br />

handeln nicht danach. Es<br />

gibt Fälle, in denen ein Investor mit<br />

einem Einkaufszentrum winkt und neue<br />

Arbeitsplätze verspricht. Schon wird das<br />

Konzept in der Auslegung gedehnt.<br />

Wie wäre es mit kleinen Schritten,<br />

um Strukturen zu verändern?<br />

Radau: Tatsächlich gibt es viele Ansätze<br />

–von der Erschließung über die Parksituation<br />

bis hin zu verkaufsoffenen Sonntagen.<br />

Eine Umsetzung garantiert nicht,<br />

dass der Handel in einem Ort sich wieder<br />

richtig beleben wird. Aber wenn ich all<br />

das nicht beachtete, dann nimmt garantiert<br />

die Geschwindigkeit der Erosion<br />

massiv zu. Also auch im Kleinen gegensteuern,<br />

stets an die Attraktivität der<br />

Stadt oder des Stadtteils denken.<br />

Händler berichten häufig von behördlichen<br />

Zwängen und Einengung.<br />

Ist das so?<br />

Radau: Versuchen Sie einmal als Schuhhändler<br />

vorder Tür ein Schild aufzustellen,<br />

um auf besondereAngeboteinIhrem<br />

Geschäft hinzuweisen. <strong>Die</strong>se einfache Sache<br />

wirdmanchmal zu einem komplexen<br />

Vorgang hochstilisiert. Oder denken sie<br />

an die Debatten über einen freien WLAN-<br />

Zugang in den Innenstädten. Dafür gibt<br />

es jetzt einen Gesetzesentwurf, der realitätsfern<br />

ist, weil er wieder deutliche Hürden<br />

bei der Anmeldung vorsieht. Im Ergebnis<br />

wird dadurch ein Zentrum, das<br />

man beleben will, für die junge Generation<br />

nicht attraktiver.<br />

Aber der Handel entscheidet doch<br />

auch selbst, ob er an den Ortsrand<br />

oder in die Innenstadt geht.<br />

„Man<br />

ganz<br />

Radau: Bedingt, denn die F<br />

tion in den Innenstädten läss<br />

Geschäfte gar nicht zu. Ein<br />

kommt heuteoft nicht mehr<br />

dratmetern aus. <strong>Die</strong> Aufgabe<br />

munen besteht hier darin, m<br />

tümern gemeinsam Flächen<br />

tren zusammenzubringen,<br />

siedlungen oder Erweiterun<br />

zu machen. Aber auch die ö<br />

nungen, die Bauordnung<br />

und gegebenenfalls<br />

Brandschutzaspekte<br />

müssen flexibler<br />

gehand-<br />

Michael<br />

habt werden. Am<br />

Anfang muss der<br />

Wille stehen, dieses<br />

Ziel zu erreichen – un<br />

Furcht vor den Hürden.<br />

Sollten Kommunen also<br />

ein Unternehmen denke<br />

Radau: Absolut, sie haben<br />

klientel und müssen ihr Han<br />

sen Bedürfnisse ausrichten.<br />

sen auch bereit sein zu inve<br />

kann dadurch geschehen, d<br />

Förderung des Handels im O<br />

mit entsprechender person<br />

wortlichkeit versteht. Das g<br />

Dezernat Xoder Ymit einer<br />

den-Stelle, sondern man be<br />

Budget und personelle Ress<br />

braucht einen Kümmerer,de<br />

sungen und die richtigen L<br />

menbringt.<br />

Gibt es Beispiele, wo so e<br />

funktioniert?<br />

Radau: Bei einem Treffen d<br />

delsausschusses in Billerbe<br />

das Gefühl, dass man sich<br />

lich für den Handel stark ma<br />

darum bemüht, verschiede<br />

bedingungen zu verbessern<br />

Also auch eine Taktik


MÄRKTE<br />

5<br />

teuern“<br />

für den stationären Handel und ruft zum<br />

gefordert.<br />

EINZELHANDELSVERBAND WESTFALEN-MÜNSTERLAND<br />

Der Einzelhandelsverband Westfalen-Münsterland ist als Arbeitgeber-, Berufs- und <strong>Wirtschaft</strong>sverband<br />

die Interessenvertretung der Betriebe des Einzelhandels in den Städten Dortmund, Hamm und<br />

Münster sowie den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt, Unna und Warendorf. Er fördert und vertritt<br />

die Interessen der 1300 Mitglieder in den Innenstädten, den Stadtteilzentren und auf der „grünen<br />

Wiese“. Der Verband wirkt meinungsbildend, informierend, schafft Kontakte und versteht sich als ein<br />

moderner und kompetenter <strong>Die</strong>nstleister. Erist Ansprechpartner für Medien, für die Politik und für<br />

die interessierte Öffentlichkeit.<br />

Zu den Schwerpunktaufgaben gehört die Beratung der Mitglieder in nahezu allen berufsspezifischen<br />

Fragen mit dem Schwerpunkt Arbeits-, Tarif- und Wettbewerbsrecht sowie der Prozessvertretung vor<br />

den Arbeits- und Sozialgerichten. Er kümmert sich um Ansiedlungsfragen und ist in einer Vielzahl<br />

von Gremien im Interesse des Einzelhandels tätig.<br />

Der Einzelhandelsverband Westfalen-Münsterland ist Bestandteil einer Verbandsorganisation, die aus<br />

dem Handelsverband Nordrhein-Westfalen (HVNRW), dem Handelsverband Deutschland -Der Einzelhandel<br />

(HDE) und den Bundesfachverbänden besteht. Damit können die mehr als 400 000 angeschlossenen<br />

Unternehmen auf die vernetzten Angebote eines leistungsstarken Zusammenschlusses<br />

für Unternehmen des Einzelhandels zurückgreifen.<br />

<strong>Die</strong> Mitgliedschaft im Verband ist freiwillig. Möglich ist eine Mitgliedschaft mit und ohne Tarifbindung.<br />

lächensituatoft<br />

größere<br />

Fachgeschäft<br />

mit 80 Quafür<br />

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.<br />

der kleinen<br />

Schritte?<br />

Radau: Ja, man muss sich auch Quartiere<br />

genau anschauen. Am Bahnhof in<br />

Münster gibt es eine entsprechende Initiative,<br />

die für eine sichtbare Attraktivitätssteigerung<br />

gesorgt hat. Wirbrauchen<br />

vielerorts ein neues Verständnis dafür,<br />

dass ein funktionierender Handel für die<br />

Städte sowichtig ist wie der Bürgersteig<br />

oder die Schulen.<br />

Handel in den<br />

muss sich auch Quartiere<br />

enau anschauen.“<br />

Radau<br />

Kernengehört zur<br />

Infrastruktur.<br />

Wenn der Handel<br />

schwächelt, leidet<br />

das gesamte städtische<br />

Leben.<br />

Müssen Kommunen sich wieder<br />

mehr auf ihre Zentren konzentrieren?<br />

Muss auch der Handel dortzusammenrücken?<br />

Radau: Aus Kundensicht eindeutig ja,<br />

denn dieser will nicht von einem Geschäft<br />

zum nächsten fahren. Es will das<br />

Einkaufserlebnis im Ort. Hier leiden viele<br />

Gemeinden unter den Planungsfehlern<br />

der Vergangenheit. Sie sollten überlegen,<br />

wie sie Zentrenbildung an den Ortsrändern<br />

auf Dauer wieder zurückdrehen<br />

können.<br />

Womit kann der Handel selbst<br />

punkten?<br />

Radau: Mitarbeiter, die man gut ausbildet<br />

und denen man eine hohe Wertschätzung<br />

entgegenbringt, werden für den<br />

Handel insgesamt immer wichtiger. Auf<br />

diesem Gebiet muss ich als Unternehmer<br />

investieren, wohl wissend, dass sich dies<br />

nicht von heute auf morgen auszahlen<br />

wird.<br />

Was bieten Sie konkret einem Auszubildenden<br />

an, der bei Ihnen den<br />

Handel lernt?<br />

Radau: Wir beginnen mit einer Einführungsveranstaltung,<br />

bei der ich mir Zeit<br />

nehme, die jungen Mitarbeiter kennenzulernen<br />

und ihnen das Unternehmen intensiv<br />

vorzustellen. Wirbesuchen Produzenten<br />

und Herstellerbetriebe, damit sie<br />

sehen, wie Bioprodukte entstehen. Sie<br />

kommen hier in die Zentrale, umauch<br />

hier die Mitarbeiter und die Abläufekennenzulernen.<br />

Und sie kommen früh in<br />

den Kontakt zu Kunden, wo sie sich natürlich<br />

als Auszubildende deklarieren.<br />

Entspricht die überbetriebliche<br />

Ausbildung auch diesen höheren<br />

Ansprüchen?<br />

Radau: Ich bin ein glühender Verfechter<br />

unseres dualen Systems. Wir haben aber<br />

die übliche schulische Ausbildung bewusst<br />

um weitere fachbezogene Komponenten<br />

erweitert. <strong>Die</strong> Auszubildenden<br />

bei uns legen zum Schluss zusätzlich vor<br />

der IHK eine anspruchsvolle Prüfung mit<br />

der Zusatzqualifikation Naturkost ab.<br />

Dafür sind 200 zusätzliche Unterrichtsstunden<br />

erforderlich, in denen Fragen<br />

der Käseherstellung ebenso behandelt<br />

werden wie glutenfreies Getreide. Wer<br />

besteht, ist in kaufmännischer, handelstechnischer<br />

und fachlicher Hinsicht richtig<br />

gut. Und wir fördern mit Unterstützung<br />

einer Akademieagentur in einigen<br />

Fällen auch die Persönlichkeitsentwicklung,<br />

um eigene Führungskräfte heranzubilden.<br />

Sollte die duale Ausbildung für die<br />

Handelsberufe verbessert werden?<br />

Radau: Ich verwende hier gerne den Begriff<br />

der Wertschätzung. Wenn ich einen<br />

Auszubildenden oder einen Mitarbeiter<br />

im Unternehmen habe, muss sich mir<br />

auch Gedanken darüber machen, wie ich<br />

ihn entwickeln und fördern kann. <strong>Die</strong>s<br />

kommt meines Erachtens oft noch zu<br />

kurz. Hier sind in allererster Linie die Betriebe<br />

gefordert. Aber das lohnt sich,<br />

denn der Beruf ist grundsätzlich sehr<br />

spannend und bietet tolle Zukunftsperspektiven.


6 MACHER & MÄRKTE<br />

„<strong>Die</strong> Bevölkerung wird sich zunehmend<br />

an kürzeren Wegen zu ihren<br />

Arbeitsplätzen orientieren – und<br />

auch an dem besseren kulturellen<br />

Angebot in den Städten.“<br />

Ein Land verändert<br />

sein Gesicht<br />

Eine sich verschärfende Landflucht und der demografische Wandel beeinflussen das Lebensumfeld<br />

der Menschen in Nordrhein-Westfalen stärker als bisher gedacht<br />

Der Trend zur Urbanisierung verstärkt<br />

sich – und das vor dem Hintergrund<br />

des demografischen Wandels.<br />

Auch deswegen stellt die Dimension<br />

der Wanderungsbewegung weg vom<br />

Land und in die Stadt ungeheute Herausforderungen<br />

an alle Entscheidungsträger.<br />

Das Stadt-Land-Gefälle verstärkt<br />

sich: Während<br />

Münster, Köln, Düsseldorf<br />

und auch Bonn in den<br />

kommenden Jahren deutliche<br />

Bevölkerungszuwächse verzeichnen<br />

können, verliert der ländliche Raum<br />

weiter. Münster gilt nach einer Studie der<br />

Bertelsmann-Stiftung als großer Profiteur.<br />

Danach wird das regionale Oberzentrum<br />

neben München und Unterföhring<br />

eine der jüngsten Städte<br />

in Deutschland sein.<br />

„<strong>Die</strong> arbeitende Bevölkerung<br />

wird sich zunehmend<br />

an kürzeren Wegen<br />

zu ihren Arbeitsplätzen<br />

orientieren – und<br />

auch an dem besseren<br />

kulturellen Angebot in den<br />

Städten“, sagte Leo Krüll,<br />

Sprecher des Statistischen<br />

Landesamtes<br />

IT.NRW.<br />

<br />

<strong>Die</strong> Landflucht<br />

<br />

spielt sich vor einer<br />

<br />

sich verschärfenden<br />

demografischen<br />

Entwicklung<br />

ab. <strong>Die</strong> Bevölkerung<br />

in<br />

NRW schrumpft<br />

bis 2030 deutlich<br />

stärker als im<br />

bundesweiten<br />

Schnitt. Laut einer<br />

Modellrechnung<br />

schrumpfen bis 2040 mehr als zwei Drittel<br />

aller 373 kreisangehörigen Städte und<br />

Gemeinden in NRW. <strong>Die</strong> Gesamtbevölkerung<br />

des Landes geht um 0,5 Prozent auf<br />

17,49 Millionen Menschen zurück.<br />

Als Negativbeispiel<br />

dient Altena<br />

im Märkischen<br />

Kreis sowie Steinheim<br />

und Lügde<br />

in Ostwestfalen.<br />

Hier sollen in 15<br />

Jahren zwischen<br />

16 und 23 Prozent<br />

Leo Krüll, Sprecher von IT.NRW<br />

weniger Menschen<br />

als noch<br />

2012 leben. Besser<br />

sieht es in den<br />

Regionen rund<br />

um Düsseldorf, Köln, Bonn und Münster<br />

aus. So ist in den Münsterland-Kreisen<br />

der Bevölkerungsrückgang nicht so dramatisch<br />

wie zum Beispiel in Ostwestfalen<br />

oder dem Sauerland. Zuwächse verzeich-<br />

Grundlagen der Statistik<br />

Grundlage für die Bevölkerungsprognose der Stiftung ist<br />

die Internet-Plattform „Wegweiser Kommune“. Das Angebot<br />

stellt für deutsche Gemeinden und Städte ab 5000<br />

Einwohnern (2941 Kommunen und 323 Landkreise) eine<br />

Fülle von Daten zu den Bereichen Demografischer Wandel,<br />

Finanzen, Soziales und Integration zur Verfügung. Als<br />

Datenquellen werden unter anderen Angaben vom Statistischen<br />

Bundesamt, den Statistischen Landesämtern, der<br />

Bundesagentur für Arbeit und dem Ausländerzentralregister<br />

(AZR) genutzt. An den Berechnungen sind mehrere<br />

Universitäten beteiligt.<br />

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<strong>Die</strong> Zahl der Hochbetagten steigt<br />

<strong>Die</strong> Zahl der über 80-Jährigen steigt in Nordrhein-Westfalen um über 36 Prozent<br />

auf 1,27 Millionen Menschen an. Bundesweit ist der Anstieg bei den Hochbetagten<br />

mit 47,2 Prozent deutlich größer. Mit den höchsten Prozentanstieg<br />

muss die Stadt Meckenheim im Rhein-Sieg-Kreis rechnen. Hier soll sich die<br />

Zahl der Menschen, die älter als 80 Jahre sind, innerhalb von 15 Jahren mehr<br />

als verdoppeln. Laut einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes<br />

IT.NRW wird in allen Kommunen Nordrhein-Westfalens der Altersdurchschnitt<br />

steigen. In 27 Kommunen werde sich der Anteil der Einwohner ab 65 Jahren sogar<br />

mehr als verdoppeln. Auch im südlichen Niedersachsen ist eine ähnliche<br />

Entwicklung zu beobachten.<br />

nen sogar Regionen rund um die boomenden<br />

Städte Köln und Düsseldorf. Im<br />

bundesweiten Vergleich liegt Nordrhein-<br />

Westfalen bei der Bevölkerungsentwicklung<br />

im Mittelfeld. <strong>Die</strong> Wissenschaftler<br />

warnen deshalb vor Versorgungslücken<br />

gerade für ältere Menschen im ländlichen<br />

Raum.<br />

<strong>Die</strong> Kommunen müssten sich wegen der<br />

zunehmenden Alterung auch auf einen<br />

erhöhten Pflegebedarf einstellen. 2030<br />

soll die Hälfte der Menschen in NRW älter<br />

als 47,4 Jahre alt sein (Medianalter).<br />

2012 lag dieser Wert bei 44,9 Jahren.<br />

Aber auch hier gibt es große Schwankungen.<br />

Zu den jüngsten Städten zählen –<br />

gemessen an den Altersgruppen – Münster<br />

und Aachen.<br />

Frank Polke<br />

<strong>Die</strong> Stadt Münster lockt viele junge Menschen<br />

an.<br />

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OFFEN GESAGT<br />

Nicht nur Gewinner<br />

<strong>Die</strong> Wanderungsströme werden den<br />

Alltag, das Lebensumfeld und<br />

auch die Zukunft der Menschen stärker<br />

verändern als bisher gedacht. Immer<br />

mehr junge Menschen zieht es in die<br />

Stadt. <strong>Die</strong> damit verbundene steigende<br />

Nachfrage nach <strong>Die</strong>nstleistungen lässt<br />

die Metropolen weiter wachsen. Doch<br />

der Run auf die Städte hat natürlich<br />

auch seine Schattenseiten. Bezahlbarerer<br />

Wohnraum gerade in wachsenden<br />

Oberzentren wie Münster oder Düsseldorf<br />

ist schon jetzt knapp.<br />

Und natürlich wird es angesichts einer<br />

schrumpfenden Gesamtbevölkerung<br />

auch Verlierer geben. Da sind vor allem<br />

die ländlichen Regionen wie das<br />

Sauerland oder Ostwestfalen zu nennen,<br />

die nicht von der Attraktivität<br />

eines erreichbaren Oberzentrums profitieren.<br />

Aber auch wenn die Kreise des<br />

Münsterlandes keine Einbrüche zu befürchten<br />

haben: Das Münsterland als<br />

Region ist dennoch aufgerufen, sich<br />

stärker um eine gemeinsame Raumund<br />

Strukturplanung zwischen den<br />

Kreisen und der Stadt Münster zu bemühen.<br />

Frank Polke


MACHER & MÄRKTE 7<br />

„Berufsausbildung braucht<br />

eine noch stärkere Lobby“<br />

WIN-Vorsitzender Michael von Bartenwerffer: Ungebremster Trend ins Studium hat eine Schattenseite<br />

Der Trend zu höherer Bildung<br />

wird gründlich missverstanden:<br />

Junge Menschen<br />

drängen ins Studium,<br />

das Erfolgsmodell<br />

der beruflichen Ausbildung mit Praxis im<br />

Betrieb und Theorie in der Schule leidet.<br />

Mit der Veranstaltung „Hidden Champions“<br />

hat die WIN <strong>Wirtschaft</strong>sinitiative<br />

Münster gemeinsam mit dem Adolph-<br />

Kolping-Berufskolleg eine Lanze für die<br />

duale Ausbildung gebrochen. Ob dies gefruchtet<br />

hat, wollte jetzt Wolfgang Kleideiter<br />

von Michael von Bartenwerffer,<br />

Vorsitzender der WIN <strong>Wirtschaft</strong>sinitiative<br />

Münster, wissen.<br />

Hatte Ihre Veranstaltung einen Nachhall?<br />

Michael von Bartenwerffer: Ja, durchaus!<br />

Von mancher Seite wurden wir gebeten,<br />

weiterzumachen und nicht nur mit<br />

dieser ersten Veranstaltung einen Gegenpol<br />

zur Überbetonung des Studiums zu<br />

setzen. Wir überlegen zurzeit, im Frühjahr<br />

2016 ein weiteres Forum mit einer<br />

noch deutlicher fokussierten Themenstellung<br />

zu organisieren.<br />

Im Mai hatten Sie auch Landes-, Kreisund<br />

Kommunalpolitiker zum Forum<br />

eingeladen. <strong>Die</strong> Resonanz aus der Politik<br />

war eher verhalten. Wie sieht die Bilanz<br />

rund vier Monate später aus?<br />

von Bartenwerffer: Ich hatte in der Veranstaltung<br />

den schwachen Rücklauf aus<br />

diesem Kreis kritisch angesprochen. Inzwischen<br />

haben sich aber mehrere Parteien<br />

gemeldet. Sie haben von uns als Anstoß<br />

die „Münsteraner Thesen zur beruflichen<br />

Bildung“ erhalten. Gerade die Landespolitik<br />

muss sich abseits jeglicher<br />

Ideologie intensiver als heute mit einer<br />

deutlicher ausgeprägten Förderung der<br />

beruflichen Bildung befassen.<br />

Was läuft momentan in der Bildungspolitik<br />

nicht in der richtigen Bahn?<br />

von Bartenwerffer: Wir erleben seit Jahren,<br />

dass das Abitur als Schulabschluss<br />

und das Studium in der Bildungspolitik<br />

unverhältnismäßig stark in den Vordergrund<br />

gerückt werden. <strong>Die</strong>s mündet inzwischen<br />

in der Überzeugung vieler<br />

Menschen im Land, dass man ohne eine<br />

akademische Ausbildung nichts werden<br />

kann. <strong>Die</strong> Abiturientenzahlen steigen<br />

dementsprechend seit Jahren rasant.<br />

Hier wurden alle Hürden nach und nach<br />

abgeschafft. <strong>Die</strong> Zahl der sehr guten Abschlüsse<br />

hat sich geradezu inflationär<br />

entwickelt.<br />

Das sollte doch eine Bildungs- und Wissensnation<br />

wie die unsere freuen?<br />

von Bartenwerffer: Natürlich brauchen<br />

wir auch die akademische Bildung, aber<br />

wir dürfen den Stellenwert einer guten<br />

und qualifizierten beruflichen Ausbildung<br />

nicht vernachlässigen. Der laute Jubel<br />

über die hohe Zahl der Studierenden<br />

hat eine Schattenseite: Ein Drittel der<br />

Studierenden wechselt während des Studiums<br />

das Fach, ein weiteres Drittel<br />

bricht das Studium ab. Nur ein Drittel<br />

kommt auf direktem Weg ans Ziel. Das<br />

bedeutet unterm Strich eine enorme Verschwendung<br />

von Ressourcen – und dies,<br />

obwohl die jungen Menschen ein an vielen<br />

Stellen durchgängiges Schulsystem<br />

durchlaufen und sich im Vorfeld auch anders<br />

orientieren könnten.<br />

Was muss passieren, damit Eltern und<br />

Schüler wieder mehr den hohen Wert<br />

einer beruflichen Ausbildung erkennen?<br />

von Bartenwerffer: Alle Beteiligten, dazu<br />

zähle ich auch die Lehrer, müssen<br />

grundsätzlich mehr über die <strong>Wirtschaft</strong><br />

und wirtschaftliche Zusammenhänge erfahren.<br />

Es ist falsch, dass wir bis heute<br />

kein entsprechendes Unterrichtsfach in<br />

der schulischen Ausbildung haben. Auch<br />

Schüler selbst beklagen immer wieder,<br />

dass es an einer „ökonomischen Grundbildung“<br />

mangelt. Eltern müssen wieder<br />

mehr darauf aufmerksam gemacht werden,<br />

wie umfassend und fundiert heute<br />

eine berufliche Ausbildung ist, welche<br />

Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten<br />

ihr Kind nach so einer Ausbildung hat.<br />

<strong>Die</strong> Lehrer wiederum dürfen bei ihrer Beratung<br />

nicht das Studium allein in den<br />

Mittelpunkt stellen, sondern sie sollten<br />

gleichwertig über Ausbildungsberufe<br />

und duale Ausbildungswege informieren.<br />

Weiterführende Schulen sind heute<br />

häufig über Patenschaften mit der realen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> verbunden. Reicht dies<br />

nicht aus?<br />

von Bartenwerffer: <strong>Die</strong>se Kontakte sind<br />

positiv. Viele Unternehmen, gerade auch<br />

mittelständische, sind auf diesem Feld<br />

bereits sehr aktiv. Eine erste Vorentscheidung<br />

wird aber schon beim Schulwechsel<br />

nach der Grundschule getroffen. Deshalb<br />

muss schon im Vorfeld mehr als heute<br />

passieren. Eltern und Lehrer müssen früh<br />

Unternehmen kennenlernen, um auch<br />

unmittelbar vor Ort zu sehen, welch hohes<br />

Qualitätsniveau die berufliche Ausbildung<br />

hat und welche berufsnahen<br />

schulischen Bildungsgänge angeboten<br />

werden. Wir dürfen nicht in einem frommen<br />

Selbstbetrug für jedes Kind im Land<br />

das Abitur anstreben. <strong>Die</strong> PISA-Gläubigkeit<br />

hat in der Bildungspolitik zu völlig<br />

falschen Schlussfolgerungen geführt.<br />

Auch der OECD-Vergleich zum Grad der<br />

Akademisierung hinkt, weil in manchen<br />

Ländern ein Hochschulstudium unseren<br />

Ausbildungsberufen gleichgesetzt ist.<br />

Wer für einen beruflichen Ausbildungsweg<br />

werben will, muss die Jugend von<br />

heute erreichen. Was empfehlen Sie<br />

einem Unternehmen?<br />

von Bartenwerffer: Es sollte jede Gelegenheit<br />

nutzen, um Kontakt zu jungen<br />

Menschen zu bekommen. <strong>Die</strong> sozialen<br />

Medien bieten hier eine Fülle von Möglichkeiten,<br />

im Austausch zu informieren.<br />

Auszubildende aus dem eigenen Betrieb<br />

können als Multiplikatoren mitwirken,<br />

denn sie sind der Zielgruppe am nächsten.<br />

Es gibt bereits viele Netzwerke, die<br />

Entscheider in Betrieben auf diesem Feld<br />

unterstützen.<br />

Droht in unserer Region ein schärferer<br />

Fachkräftemangel, wenn nicht vereint<br />

gegengesteuert wird?<br />

von Bartenwerffer: Auf jeden Fall.<br />

Michael von Bartenwerffer<br />

Schon jetzt klagen Unternehmen darüber,<br />

dass sie zu wenige Auszubildende<br />

finden. <strong>Die</strong>se Azubis sind aber die Fachund<br />

Führungskräfte von morgen. <strong>Die</strong> Gesellschaft<br />

sollte insgesamt ein größeres<br />

Maß an Interesse für diese Thematik entwickeln.<br />

<strong>Die</strong> Botschaft muss nach<br />

draußen. <strong>Die</strong> berufsnahen schulischen<br />

Bildungsgänge und Ausbildungsmöglichkeiten<br />

brauchen eine noch stärkere Lobby.<br />

MÜNSTERANER THESEN ZUR BERUFLICHEN BILDUNG<br />

„Im Rahmen des Forums „Hidden Champions – Das Berufskolleg als unterschätztes<br />

System“ der WIN <strong>Wirtschaft</strong>sinitiative Münster in Kooperation mit<br />

dem Adolph-Kolping-Berufskolleg sind die folgenden Thesen entstanden, mit<br />

denen wir einen Anstoß für die intensivere Wahrnehmung der beruflichen Bildung<br />

geben und dabei die wichtige Arbeit der Berufskollegs unterstreichen wollen:<br />

– Berufskollegs fördern eine umfassende Qualifikation ihrer Schüler für viele<br />

aktuelle (Mangel-)Berufe und bereiten sie effizient auf den Ausbildungs- und<br />

Berufseinstieg vor.<br />

– Berufskollegs ermöglichen echte und „marktgängige“ Alternativen zum klassischen<br />

Studium und fördern damit die Chancen vieler Jugendlicher auf dem<br />

Arbeitsmarkt.<br />

– Berufskollegs fördern die internationale Verständigung und „leben“ eine umfassende<br />

Integration in vielen gesellschaftlichen (Problem-)Bereichen.<br />

– Berufskollegs stärken die Ausbildungsfähigkeit und Motivation von Jugendlichen<br />

mit geringen Schulabschlüssen.<br />

– Berufskollegs sind eng vernetzt mit der jeweiligen lokalen und regionalen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> als Bedarfsträger für den Berufsnachwuchs und mit sonstigen relevanten<br />

Gruppierungen.<br />

Deshalb will das Forum alle an der beruflichen Bildung beteiligten Institutionen,<br />

die verantwortlichen Politiker, die Schulträger, aber auch die interessierte<br />

Öffentlichkeit und vor allem Eltern und Lehrer ermuntern, in einer modernen<br />

Berufsausbildung eine erstklassige Alternative zu einem Studium zu erkennen.“<br />

Stolze – Dr. <strong>Die</strong>rs – Beermann GmbH<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sprüfungsgesellschaft · Steuerberatungsgesellschaft<br />

Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von <strong>Die</strong>nstleistungen insbesondere<br />

für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der Einkommensteuererklärung<br />

über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfung.<br />

Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts – insbesondere<br />

im Bereich des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen Steuerrechts<br />

und der Unternehmensnachfolge. Zu unserem <strong>Die</strong>nstleistungsspektrum<br />

Geschäftsführer:<br />

Prof. Dr. Fritz-Ulrich <strong>Die</strong>rs<br />

Dr. Philipp <strong>Die</strong>rs<br />

Dr. Marie-Theres Stolze<br />

Heinz Stolze<br />

Wilfried Beermann<br />

Johannes Fink<br />

zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung. Jeder Mandant hat bei uns einen<br />

persönlichen Ansprechpartner, der das Unternehmen langjährig betreut. Über<br />

unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten und Rheine hinaus kooperieren<br />

wir im Rahmen der CW & S mit anderen Praxen und sind Mitglied des internationalen<br />

Netzwerks von <strong>Wirtschaft</strong>sprüfern und Steuerberatern „AGN“, um auch<br />

überregional und grenzüberschreitend unsere Mandanten betreuen zu können.<br />

CW&S<br />

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<strong>Wirtschaft</strong>sprüfern & Steuerberatern<br />

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Neubrückenstraße 5<br />

48282 Emsdetten<br />

Telefon (0 2572) 40 85<br />

Telefax (0 2572) 8 56 47<br />

Stolze-<strong>Die</strong>rs@stodibe.de<br />

Timmermanufer 142<br />

48429 Rheine<br />

Telefon (0 59 71) 8 08 22-6<br />

Telefax (0 59 71) 8 08 22-75<br />

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8 MACHER & MÄRKTE<br />

Investition in<br />

die Zukunft<br />

Weniger Azubis, weniger Standorte: Berufsschulen<br />

müssen sich wandeln. Unterstützung ist gefragt.<br />

Eine beeindruckende Zahl: Über 84<br />

000 junge Menschen besuchen im<br />

Regierungsbezirk Münster eines der<br />

38 öffentlichen und 17 freien Berufskollegs.<br />

Dann funktioniert das duale<br />

System doch prima, könnte man meinen<br />

– schließlich wird so die praktische<br />

und theoretische Qualifizierung<br />

einer großen Schülerzahl sichergestellt.<br />

Doch Experten warnen:<br />

Berufsschulen seien nicht „zukunftsfest“.<br />

Weil Schülerzahlen sinken,<br />

entziehe die Politik ihnen die Mittel,<br />

die sie dringend brauchen, um zum<br />

Beispiel die Ausstattung auf dem<br />

neuesten Stand zu halten.<br />

Für die duale Ausbildung kann<br />

nicht genug Werbung gemacht<br />

werden.“ Ingo Hoeper,<br />

Geschäftsführer beim münsterischen<br />

Großhandelsunternehmen<br />

Mosecker, ließ kürzlich in einem<br />

Forum in Münster keinen Zweifel daran,<br />

dass Betriebe zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses<br />

unbedingt Jugendliche<br />

und junge Erwachsene brauchen, die<br />

neben der schulischen Bildung auch ordentlich<br />

Unternehmensluft schnuppern.<br />

Über 70 Auszubildende hat Mosecker. In<br />

den Nachwuchs wird stark investiert. Als<br />

Service-Partner des Handwerks weiß<br />

man, dass Kommunikation und Können<br />

gleichermaßen gefragt sind.<br />

Für die Berufsschulen eine Herausforderung,<br />

denn sie müssen mit den Anforderungen<br />

aus Handwerk, Handel und Industrie<br />

Schritt halten. Das bedeutet: In<br />

den Fachklassen muss die Ausbildungsqualität<br />

durchweg stimmen, die Lehrkräfte<br />

müssen möglichst auf dem neuesten<br />

Stand sein.<br />

Doch die Problematik der zurückgehenden<br />

Schülerzahlen hat inzwischen in Teilen<br />

Deutschlands dazu geführt, dass auch<br />

die Zahl der Berufsschulen rückläufig ist.<br />

<strong>Die</strong> Folge: ein Konzentrationsprozess ist<br />

im Gange, der manchem Auszubildenden<br />

einen langen Weg zu seiner Schule abfordert.<br />

Eine weitere Schwächung des hoch<br />

gelobten dualen Systems, das europaweit<br />

als Vorbild gilt, um zum Beispiel auch die<br />

Probleme der Jugendarbeitslosigkeit in<br />

den Griff zu bekommen.<br />

Zukunftstaugliche Lösungen sind gefragt,<br />

damit große Arbeitgeber nicht erst<br />

eigene Ausbildungszentren schaffen<br />

müssen oder allgemein und wenig hilfreich<br />

die Qualität bemängeln. Berufsschulen<br />

brauchen, wie Michael von Bartenwerffer,<br />

Vorsitzender der WIN <strong>Wirtschaft</strong>sinitiative<br />

Münster, es formuliert,<br />

Praxisnah: Schüler des Berufskollegs in Rheine präsentierten bei „Jugend forscht“ einen Kamerakran mit vielen<br />

technischen Finessen.<br />

Foto: Matthias Ahlke<br />

eine größere Lobby. Und sie brauchen ein<br />

ausgeprägtes Profil, um ihre Attraktivität<br />

zu erhalten.<br />

Auch im Münsterland arbeitet man schon<br />

seit langer Zeit mit sogenannten Bezirksfachklassen.<br />

Wer zum Beispiel Fotograf<br />

werden will, hat die Wahl zwischen zwei<br />

Standorten: das Adolph-Kolping-Berufskolleg<br />

in Münster oder die Berufsschule<br />

für Technik und Gestaltung in Gelsenkirchen.<br />

<strong>Die</strong> Fachklassenbildung ist kompliziert,<br />

wird aber möglichst mit dem Ausbildungsplatzangebot<br />

einer Region verknüpft.<br />

Kreis- und Stadtgrenzen sollen<br />

am Ende keine Rolle mehr spielen, wenn<br />

ein Berufszweig nur noch wenige Lehrlinge<br />

hat. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />

(DIHK), der rund 12 000<br />

Betriebe zur Berufsschulsituation in ihrer<br />

Region befragt hat, schlägt vor, Teile des<br />

Fachunterrichts mit Unterstützung neuer<br />

Kommunikationstechnik nach dem Muster<br />

Fern-Uni zu organisieren. Gerade im<br />

ländlichen Raum würde dies manchem<br />

Azubi einen langen Weg zur Berufsschule<br />

ersparen.<br />

22 Prozent der Befragten hatten beklagt,<br />

dass es in ihrer Region schon heute kein<br />

bedarfsgerechtes Berufsschulangebot<br />

mehr gebe. „Wir dürfen nicht riskieren,<br />

dass diese Betriebe die Ausbildung aufgeben“,<br />

so DIHK-Präsident Eric Schweitzer.<br />

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9 BRANCHEN & BETRIEBE<br />

Drehscheibe für den Dünger<br />

Agravis füttert eine Biogasanlage in Dorsten bis zu 80 Prozent mit Mist und Gülle und erntet wertvolle<br />

Gärreste. Das Pilotprojekt könnte sich als wichtiger Baustein im Nährstoffprozess erweisen.<br />

Kein Grund, die Nase zu rümpfen.<br />

Mist und Gülle sind wertvoll. Bei intensiver<br />

Tierhaltung kann der Dünger<br />

aber zur Last werden. „Wohin<br />

mit den Überschüssen?“, lautet dann<br />

die Herausforderung. Begrenzte Flächenkapazitäten<br />

und Verordnungen<br />

machen es immer schwerer, den<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sdünger unterzubringen.<br />

Doch in Dorsten keimt die Hoffnung:<br />

Agravis und Odas betreiben dort seit<br />

Jahresbeginn in einem Joint Venture<br />

eine große Biogasanlage, die bis zu<br />

80 Prozent mit Gülle und Mist gefüttert<br />

werden kann. Bei einem Erfolg<br />

des Pilotprojekts haben Landwirte<br />

eine Sorge weniger – und die Unternehmen<br />

ein Geschäftsmodell mehr.<br />

Eine Win-win-Situation.<br />

Schon seit Jahren zerbrechen<br />

sich Experten der Agravis<br />

Raiffeisen AG den Kopf darüber,<br />

wie man dem Landwirt<br />

über das Futter- und Düngemittelgeschäft<br />

hinaus auch bei der Nährstoffverwertung<br />

helfen kann. Ganzheitliche,<br />

praktikable und wirtschaftlich tragfähige<br />

Lösungen sind gefragt. „Wir lassen<br />

den Landwirt auch bei diesem Thema<br />

nicht allein“, betont Dr. Philipp Spinne,<br />

Bereichsleiter Agrarzentren bei der Agravis<br />

und einer der Geschäftsführer der TerraSol<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sdünger GmbH. In Dorsten<br />

hat die Agravis mit der Odas GmbH<br />

einen Partner für das breite Feld des Nähstoffmanagements<br />

gefunden.<br />

Dass die gemeinsame Biogasanlage inmitten<br />

des interkommunalen Industriegebiets<br />

Dorsten-Marl betrieben wird, hat<br />

mit einem vorausgegangenen Insolvenzfall<br />

der EnDi AG zu tun. <strong>Die</strong>ses Unternehmen<br />

aus Halle hatte das Großprojekt<br />

einer sehr großen, konventionellen Biogasanlage<br />

im „Indu-Park“ entwickelt und<br />

begonnen. Doch es gab Verzögerungen<br />

beim Bau, ungeplante Kostensteigerungen<br />

und Streitigkeiten mit dem spanischen<br />

Anlagenbauer. 2013 musste EnDi,<br />

nachdem sich zuvor auch ein Großaktionär<br />

zurückgezogen hatte, Insolvenz anmelden.<br />

Zurück blieb eine in Teilen nur<br />

halbfertige Biogasanlage, in der neben<br />

Gülle und Mist in allererster Linie Mais,<br />

Ganzpflanzensilage, Getreide und Corn-<br />

Cob-Mix einsetzt werden sollte, um Biogas<br />

zu produzieren. <strong>Die</strong>ses Biomethan<br />

sollte wiederum entsprechend angereichert<br />

ins RWE-Erdgasnetz eingespeist<br />

werden.<br />

Im März 2014 erwarb die Agravis die Anlage<br />

und nahm zunächst einmal das 716-<br />

Kilowatt-Blockheizkraftwerk in Betrieb.<br />

Dann wurde unter anderem in die Prozesssteuerung,<br />

den Weg der Substrate<br />

und die Gaseinspeisung investiert. Nach<br />

<strong>Die</strong> Gasaufbereitung der Biogasanlage in Dorsten<br />

Blick auf die Biogasanlage im Dorstener Industriegebiet. In den acht großen Fermentern werden überwiegend Gülle und Mist vergoren.<br />

und nach wurde die Biogasanlage hochgefahren.<br />

Das Blockheizkraftwerk wurde<br />

erweitert.<br />

Inzwischen, so berichtet Stefan Schirmacher-Rohleder,<br />

Geschäftsführer der<br />

Odas GmbH, läuft die Anlage auf voller<br />

Leistung. Und es zeigt sich, dass das Gemeinschaftsunternehmen<br />

dem ehrgeizigen<br />

Ziel, möglichst viel Gülle, separierte<br />

Gülle und Mist einzusetzen, schon sehr<br />

nahe kommt. Im Schnitt liegt der Anteil<br />

bei über 70 Prozent. <strong>Die</strong> Zielmarke lautet<br />

80 Prozent. Gelingt dies, wird die Veredlungsregion<br />

um etwa 90 000 Tonnen organischen<br />

Dünger entlastet. Gleichzeitig<br />

können pro Jahr 50 000 bis 60 000 Tonnen<br />

Mais und Getreide für andere Zwecke<br />

eingesetzt werden. <strong>Die</strong> Dorstener Anlage<br />

soll nebenbei jährlich etwa 3,5<br />

Megawatt leisten – rund 2,8 Megawatt<br />

aus der Gaseinspeisung und weitere 0,7<br />

Megawatt aus den drei Blockheizkraftwerken.<br />

<strong>Die</strong> Gülle für die Anlage, die ein Einzugsgebiet<br />

von 50 Kilometern im Radius hat,<br />

kommt vornehmlich aus dem Westmünsterland.<br />

Etwa 200 Tonnen werden pro<br />

Tag angeliefert.<br />

<strong>Die</strong> bei der Biogasproduktion anfallenden<br />

Gärreste wiederum werden in die<br />

Ackerbauregionen geliefert. Im Rheinland,<br />

in der Soester Börde und in Ostwestfalen<br />

kommen sie als wertvoller<br />

Dünger auf Feld. „<strong>Die</strong> Landwirte wissen<br />

ganz genau, was drin ist“, erklärt Schirmacher-Rohleder<br />

und verweist auf die regelmäßige<br />

Prüfung der Inhaltsstoffe. Um<br />

die Anlage noch flexibler betreiben zu<br />

können, wird zurzeit geprüft, wo ein Lagerraum<br />

für die Gärreste entstehen könnte.<br />

Auf dem Grundstück in Dorsten wäre<br />

noch Platz.<br />

Das Gesamtkonzept könnte Schule machen,<br />

wenn die Nähstoffverwertung aus<br />

den Gärresten der Biogasanlage noch<br />

weiter optimiert wird. Der Versuch in<br />

Dorsten, eine Biogasanlage zu einer<br />

wichtigen Drehscheibe im Nährstoffprozess<br />

zu machen, ist aus Sicht der Beteiligten<br />

bisher sehr erfolgreich gelaufen.<br />

Grund genug, eine ähnliche Lösung auch<br />

für Schleswig-Holstein ins Auge zu fasen.<br />

Erste Gespräche darüber laufen. wk<br />

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10 BRANCHEN & BETRIEBE<br />

Das Haus von heute denkt mit<br />

Smart-Home-Technik erweist sich in vielerlei Beziehung als hilfreich. Auch Sicherheit spielt eine große Rolle.<br />

Intelligente Häuser denken nicht nur<br />

mit, sie sind auch immer in der Nähe:<br />

Wenn der Mieter einer Ferienimmobilie<br />

auf Norderney die Türklingel im<br />

Radius der Videoüberwachung<br />

drückt, checkt der Eigentümer via<br />

Klingelton­ und Bildübertragung auf<br />

seinem Smartphone, ob die Urlauber<br />

die richtigen sind. Obwohl der Vermieter<br />

in Münster sitzt, kann er den<br />

Türsummer auf der Insel betätigen,<br />

seine Gäste mit eigener Stimme aus<br />

dem Off willkommen heißen, indem<br />

er zu Hause in sein Smartphone<br />

spricht und ihnen über Lautsprecher<br />

mitteilt, wo der Schlüssel liegt.<br />

WirhabenschondieungewöhnlichstenWünsche<br />

erfüllt, und die<br />

Verwaltung von Ferienwohnungen<br />

via<br />

Smart­Home­Technik wird immer stärker<br />

nachgefragt“, erklärt Dominik Möllers<br />

von Gedike und Döpper, Lichthaus<br />

undElektroinstallateurinLüdinghausen.<br />

Zusammen mit Systemintegrator Michael<br />

Freudenreich aus Senden machen<br />

die beiden Elektrotechnikmeister, die<br />

sichschonaufderMeisterschulegemeinsamfürdasThemabegeisterthaben,den<br />

Alltag ihrer Kunden komfortabler.<br />

Im Smart Home beginnt die elektronischeSteuerungbeimAufstehen:Aufdem<br />

Weg vom Bett zum Bad lassen sich die<br />

Vorlaufzeit des Kaffeevollautomaten<br />

unteninderKücheundderOfenmitden<br />

Aufbackbrötchenmiteinem Knopfdruck<br />

starten.<br />

Das moderne Haus programmiert FreudenreichvonderHeizungübervernetzte<br />

SzenarienvonLicht,Außenjalousien,TV<br />

undMusikanlagebiszurWaschmaschine<br />

so, dass es die Arbeit kurz vor dem Weckerklingeln<br />

seiner Bewohner aufnimmt<br />

und Feierabend macht, wenn sie sich in<br />

den ersten nächtlichen Träumen räkeln.<br />

Das heißt, so richtig Feierabend macht<br />

das Smart Home nie, es ist immer in<br />

Alarmbereitschaft. Der Sicherheitsfaktor<br />

wird in den Technikpaketen großgeschrieben:<br />

„Der Panikschalter am Bett<br />

lässt uns nachts viel ruhiger schlafen“,<br />

weißeineKundin.Wasskurrilklingt,bedeutet<br />

ausgeklügelte Einbrecher­Abschreckung.<br />

„Ein Knopfdruck, und in<br />

einerSekundegehenrundumsHausund<br />

drinnenalleLampengleichzeitiganund<br />

ausderMusik­AnlageertönenlauteBässe“,<br />

erläutert die Hausherrin in einem<br />

münsterländischen Neubaugebiet.<br />

Überwachung und Anwesenheit vortäuschen:<br />

Abwehr von Einbrechern ist ein<br />

wichtiges Argument. Aber wie sicher ist<br />

die Sicherheit, da die netzbasierte Kommunikation<br />

von Hackern geknackt und<br />

als Vehikel dienen könnte, besonders<br />

Komfortabel: Beim Smart-Home lassen sich vom Licht bis zur Heizung viele Techniken aus der Ferne steuern.<br />

smart auf Beutezug zu gehen?<br />

Für den Verband für Elektrotechnik,<br />

Elektronik und Informationstechnik<br />

Deutschland(VDE)stelltsichdieseFrage<br />

inderdigitalisiertenWeltaufSchrittund<br />

Tritt:„SmartHomeistetwasBesonderes,<br />

weilesdirektdieeigenenvierWändebetrifft“,räumtVDE­PressechefWalterBörmann<br />

ein.<br />

Deshalb arbeiten sein Verband und die<br />

Deutsche Kommission Elektrotechnik,<br />

Elektronik und Informationstechnik<br />

(DKE) daran, hohe Sicherheits­Standardszusetzen,auchaufinternationaler<br />

Ebene. „Das VDE­Prüfinstitut prüft und<br />

zertifiziert auf seiner Smart­Home­Testplattform<br />

unter anderem die IT­Sicherheit<br />

im Smart­Home­Backend und vergibt<br />

dafür ein Sicherheitslabel“, erklärt<br />

Börmann. „IT­Sicherheit ist und bleibt<br />

ein prozessuales Querschnittthema mit<br />

höchster Prioritätsstufe.“<br />

DerVDEistmit36000Mitgliederneiner<br />

der größten Branchenverbände Europas<br />

undmachtsichseitzweiJahren,gemeinsam<br />

mit dem Partnerverband ZVEI (Zen<br />

tralverbandElektrotechnik­undElektronikindustrie<br />

Deutschland) mit der Kampagne<br />

„Vernetzt wohnen und leben ist<br />

smart“ für das schlaue Gebäude stark.<br />

Doch wer ist der Adressat? Ob die größten<br />

Wachstumsraten bei der jungen GenerationimOnline­Zeitalter,derwohlbetuchten<br />

mittleren Altersgruppe oder bei<br />

älterenMenschenliegt,dieimintelligenten<br />

Haus eher Hilfe als Komfort suchen,<br />

ist nicht sicher. „Für die einen ist Smart<br />

Home eine Frage des Lifestyles, für die<br />

anderen ein hilfreiches Mittel für mehr<br />

Sicherheit,KomfortundEffizienz,fürdie<br />

älteren fast schon ein medizinisches<br />

Hilfsmittel. Damit stellen sich auch Fragenwie:WofürsetztderGesetzgeberAnreize?<br />

Und was übernehmen die Krankenkassen<br />

im Bereich technikgestützter<br />

Assistenzsysteme?“,fragtsichVDE­Sprecher<br />

Börmann.<br />

EineAntwortausderPraxisgibtElektrotechnikmeisterMöllers:„UnsereAuftraggeber<br />

im Smart­Home­Bereich sind oft<br />

Kunden, die das zweite Mal bauen. Erstens,<br />

weil sie dann ganz genau wissen,<br />

mitwievielKomfortsielebenwollenund<br />

zweitens, weil sie beim zweiten Haus<br />

nichtmehrsoaufdenCentschauenmüssen.“<br />

Rund60Smart­Home­Projektebetreuen<br />

Möllers und Freudenreich europaweit<br />

proJahrundfungierenwährendderBauphase<br />

als Schnittstelle zwischen Architekt,<br />

Bauherr und Gewerken.<br />

ImintelligentenHausimMünsterland ist<br />

derjungeFamilienvaterderTechnik­Affine.<br />

So hat sich die Familie bei der Planung<br />

des Einfamilienhauses als Smart<br />

Homeeinwenigüberzeugenlassen.Was<br />

die Ehefrau nicht bereut: „Das Handling<br />

viaTabletoderSmartphoneistbedienerfreundlich<br />

und mittlerweile genieße ich<br />

denKomfortinvollenZügen.“Alsdächte<br />

dieTechnikmit,schaltetsichdieGartenbeleuchtung<br />

in der Abenddämmerung<br />

an.FläztsichdiejungeFamilieamAbend<br />

aufdemSofa,reichteinKnopfdruck:Der<br />

Fernseher schaltet sich ein, die Lampen<br />

dimmen ab und die Jalousien fahren<br />

runter.<br />

So viel Kommunikation der einzelnen<br />

Geräte ist möglich, weil hinter jedem<br />

Schalter ein kleiner Computer mit eigener<br />

IP­Adresse sitzt. Programmiert vom<br />

SendenerSystemintegratornichtnurmit<br />

Foto: ma/ homeTec solution<br />

Augenmerk auf den Komfort, sondern<br />

auch mit Blick auf die Energiebilanz.<br />

Durch Sensoren initiiert, heben, senken<br />

oderneigensichdieLamellenderJalousien.DassorgtfürLichtimHausundAusnutzen<br />

der Außentemperatur, die Heizung<br />

fährt runter. Ein Aspekt, der die<br />

Elektrotechnikbranche hoffen lässt.<br />

Maike Harhues<br />

OFFEN GESAGT<br />

Mehr mit Grips<br />

Nicht allein der schöne Schein, sondern das technologische<br />

Sein zählen. Für Häuslebauer kommt es mehr<br />

denn je auf die inneren Werte an. Wer will, kann seine<br />

Haustechnik dirigieren – mit dem bloßen Griff zum Handy.<br />

Das Smart­Haus bietet riesige Chancen, Komfort und Sicherheit<br />

zu steigern und Ressourcen zu schonen. <strong>Die</strong> Wohnqualität<br />

steigt und die Betriebskosten können sinken. Das<br />

Gebäude punktet mit seiner Ausstattung zusätzlich auf dem<br />

Immobilienmarkt.<br />

Angesichts dieser Vorteile wundert, dass der Boom beim<br />

Smart­Home noch aussteht. Furcht vor Tücken der Technik<br />

und hohe Investitionskosten bremsen bislang die Intelligenz­Offensive.<br />

Bauherrn sind gut beraten, sich frühzeitig in<br />

die Hände von Profis zu begeben, die sich mit Hardware,<br />

Programmierung und den Standards bei der Sicherheit auskennen.<br />

Sonst entpuppt sich die Digitalisierung als trojanisches<br />

Pferd, mit dem Einbrecher­Banden zu Beutezügen aufbrechen.<br />

Smarte Häuser brauchen aufgeschlossene Bewohner<br />

und schlaue Planer, damit die Technik dauerhaft begeistert.<br />

Betriebe, die sich jetzt fit machen, können ein ordentliches<br />

Stück von diesem Umsatz­Kuchen ergattern. Gerade<br />

mit Blick auf den demografischen Wandel wächst das Kundenpotenzial<br />

noch sprunghaft an.<br />

Know­how und der innere Ruck, Hirnschmalz in die Gebäude<br />

mit Grips zu stecken, fehlen aber offenbar noch in einigen<br />

Firmen.<br />

Maike Harhues<br />

J<br />

.g .<br />

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11 BRANCHEN & BETRIEBE<br />

„Hier schlummert ein riesiges Potenzial“<br />

Handwerkspräsident Hans Hund ermuntert die Betriebe, sich mit Smart-Home-Technik vertraut zu machen.<br />

Für die Handwerksbetriebe<br />

stellt die neue Smart-Home-<br />

Technologie gleichermaßen<br />

eine Chance und eine Herausforderung<br />

dar. Unsere Mitarbeiterin<br />

Maike Harhues sprach darüber<br />

mit dem Präsidenten der Handwerkskammer<br />

Münster, Hans Hund.<br />

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer<br />

Münster: Smart-Home im<br />

Einfamilienhaussektor ist längst keine Vision<br />

mehr. <strong>Die</strong> intelligente Nutzung von<br />

selbst produziertem Strom durch PV-Anlagen,<br />

das Steuern von Jalousien und<br />

Sonnenschutzanlagen bei starker Sonneneinstrahlung<br />

oder Dunkelheit, das<br />

Schalten und Dimmen, je nach Helligkeit<br />

gesteuert oder in Lichtszene gesetzt, gesteuert<br />

durch intelligente Gebäudetechnik<br />

via Visualisierungssoftware und Server,<br />

Kamera und Alarmüberwachung, all<br />

das wird auch im Privathaus immer mehr<br />

nachgefragt. Natürlich ist das alles nicht<br />

zum Nulltarif zu haben, aber der Wohnwert,<br />

der Komfort wird wesentlich gesteigert.<br />

<strong>Die</strong> Anwendungsmöglichkeiten sind<br />

sehr vielfältig.<br />

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer<br />

Münster<br />

Foto: Kleideiter<br />

Ist das Smart Home schon Realität<br />

oder eine bloße Vision, die bei den<br />

privaten Eigenheimen noch in den<br />

Kinderschuhen steckt?<br />

Hat das Handwerk im Münsterland<br />

die vorhandene oder sich abzeichnende<br />

Nische entdeckt und bringen<br />

die Betriebe das Know-how mit, intelligente<br />

Häuser zu planen und die<br />

Technik darin zu installieren?<br />

Hund: Es gibt viele Betriebe, die sich mit<br />

den neuen Techniken intensiv beschäftigen.<br />

<strong>Die</strong> Anforderungen an den Meisterbetrieb<br />

sind in den vergangenen Jahren<br />

enorm gewachsen. Hierin schlummert<br />

ein riesiges Potenzial für zusätzlichen<br />

Umsatz. Es sind aber nach meiner Wahrnehmung<br />

noch nicht alle dabei, da die<br />

Betriebe zunächst erhebliche Investitionen<br />

in Köpfe und Ausstattung zu leisten<br />

haben. Letzteres ist somit so gar nicht<br />

„smart“, aber sehr spannend. <strong>Die</strong> Handwerkskammer<br />

führt in ihrem HBZ zu dem<br />

Thema viele Weiterbildungsmaßnahmen<br />

durch. Ich kann die Betriebe nur dazu ermuntern,<br />

diese Angebote wahrzunehmen<br />

und zu nutzen, zum Wohle des eigenen<br />

Betriebes und der Mitarbeiter.<br />

Sollten sich Bauherrn bemühen, die<br />

Alles unter Kontrolle: Sämtliche Funktionen lassen sich zentral im Haus oder per Smartphone steuern.<br />

zusätzliche Kosten für vernetzte<br />

Haustechnik aufzubringen, weil<br />

sich der Mehraufwand amortisiert?<br />

Wenn ja, mit welchen Zeiträumen<br />

müssen Häuslebauer dabei rechnen?<br />

Hund: Bei Smart Home steht der Einspargedanke<br />

nicht unbedingt im Vordergrund.<br />

Obwohl durch Optimierung der<br />

Energienutzung, zum Beispiel in<br />

Schwachlastzeiten Wäsche waschen, gibt<br />

es diesen Effekt natürlich auch. In erster<br />

Linie bedeutet Smart Home aber ein<br />

Mehr an Komfort, ein Mehr an Sicherheit.<br />

<strong>Die</strong>se Gedanken sind bei vielen Hausund<br />

Wohnungseigentümern schon sehr<br />

weit verbreitet. Hier passt vielleicht der<br />

Vergleich mit einem gut ausgestattetem<br />

Bad oder einem Top-Entertainment-Paket.<br />

Schließlich kann man nicht sagen,<br />

dass sich eine Regendusche oder eine<br />

Dolby-digital-Anlage mit UHD-Fernseher<br />

einmal amortisieren. Der enorme Mehrwert<br />

ist es, der hier ausschlaggebend sein<br />

dürfte. Mein Fazit: Mehrwert an Komfort<br />

und Sicherheit mit der Möglichkeit, Energie<br />

einzusparen – das ist Smart Home.


12 BRANCHEN<br />

<strong>Die</strong> Welt des guten Tons<br />

Im „Color Design Studio Europe“ der BASF Coatings in Münster entwickeln Designer mit hoher<br />

Sensibilität für Strömungen und Stimmungen die automobilen Farben von morgen.<br />

Kein Trödelmarkt, sondern Material- und Farbtonsammlungen im Arbeitsraum der Designer. Dinge des täglichen Lebens können entscheidend für die Suche nach einem guten Farbton sein.<br />

Fotos: Jürgen Peperhowe<br />

Wie ein Zauberlehrling greift der Laborant<br />

beherzt in die Kiste, fördert<br />

Pigmente zutage, mischt Aluminiumteilchen<br />

unter,hier noch ein Effekt<br />

– und schwups: fertig ist der<br />

neue schimmernde Metallic-Lack.<br />

Irrtum: Fahrzeuglacke haben, bevor<br />

sie in die Produktion gehen, eine lange<br />

Vorgeschichte. <strong>Die</strong>se beginnt sehr<br />

häufig am Klosterwald in Münster,<br />

wo das Team des „Color Design Studio<br />

Europe“ der BASF Coatings automobilen<br />

Farbtrends von morgen auf<br />

der Spur ist. Ein kreativer Prozess<br />

mit Tiefgang –entscheidend für den<br />

späteren Umsatz des Lackproduzenten.<br />

Mark Gutjahr –Bart, Brille,<br />

karierte Schiebermütze<br />

–strahlt an diesem<br />

Morgen inHiltrup<br />

Urlaubslaune aus. Er<br />

freut sich, denn am anderen Taggeht`s<br />

nach Italien. „Es ist Sommer. Dawird es<br />

auf der Expo Milano nicht so voll sein“,<br />

erzählt er beiläufig. Mailand. Expo. Passt<br />

dies zum Jahresurlaub? Der „Leiter Design<br />

BASF Europa“ fühlt sich ertappt.<br />

„Na, ja. Der Blick geht nie aus“, sagt der<br />

42-jährigeChefdesigner.<strong>Die</strong> Suche nach<br />

Inspiration, nach Anregungen, Strömungen<br />

und Stimmungen endet nicht am<br />

Freitag und richtet sich nicht nach dem<br />

Kalender.<br />

Mark Gutjahr, Chefdesigner und „Trenddetektiv“, präsentiert einen Lack aus der XSpark-Kollektion. Der Hingucker<br />

enthält feinste Glaspartikel.<br />

Wer den kreativen und für Kunden normalerweise<br />

nicht zugänglichen Arbeitsbereich<br />

der Designer in der ersten Etage<br />

des Studios in der Villa am münsterischen<br />

Stadtrand betritt, bekommt einen<br />

kleinen Eindruck davon, wie das Team<br />

sich einer neuen Farbe nähert. Als wäre<br />

gerade Trödelmarkt, liegen auf einem<br />

weißen Schrank in einem flachen Kasten<br />

dunkelgrüne Kreidestücke, grün schimmerndes<br />

Metall, moosigeSteine, ein hellgrüner<br />

Buchdeckel, eine zartgrüne Libelle,<br />

grüne Verpackungen, Stofffetzen …<br />

Grün in unendlich vielen Nuancen. Ein<br />

Fest für das Auge –eine Fundgrube für<br />

die Farbtonsucher.<br />

Farben mit allen Sinne spüren und wahrnehmen<br />

–für die Designer ist dies ein Teil<br />

der Tätigkeit. Ihr Blick erfasst aber auch<br />

gesellschaftliche Veränderungen, Umbrüche,<br />

kulturelle oder mediale Angebote,<br />

technische Entwicklungen, Zukunftsvisionen.<br />

Nicht umsonst wird Mark<br />

Gutjahr auf der Homepage des<br />

„Color Design Studio Europe“ als<br />

„Trenddetektiv“ bezeichnet.<br />

Denndie Suche nach dem richtigen<br />

und erfolgreichen Farbton<br />

führt ihn in alle nur denkbaren<br />

Themenfelder.<br />

Farbtrends werden zwar gesetzt.<br />

Sie fallen aber nicht<br />

vom Himmel, sondern sind<br />

das Ergebnis intensiver<br />

Gruppenarbeit. Auch am<br />

Klosterwald geht es Jahr für<br />

Jahr nicht um die eine Farbe,<br />

es geht stets um Farbwelten,<br />

die in der Zukunft regional<br />

und global eine Rolle spielen<br />

sollen.<br />

Fünf Jahre können vergehen,<br />

bis Farben einer Kollektion nach<br />

vielen Debatten und technischen<br />

Prüfungen tatsächlich im Straßenbild<br />

zu sehen sind. Ein schickes<br />

Braunmetallic, in Hiltrup entwickelt,<br />

tat sich vor Jahren im Markt zunächst<br />

schwer. Doch als BMW das Marrakeschbraun<br />

für den X 1einsetzte, zogen andere<br />

Hersteller nach. Mark Gutjahr: „Heute<br />

sieht man viele Brauntöne auf den Straßen<br />

dieser Welt. VorJahren undenkbar.“<br />

Münster, Yokohama, Shanghai, Southfield<br />

– andiesen vier Orten arbeiten die<br />

Design-Teams im Konzern. Marktstrategisch<br />

über den Globus verteilt, sind sie für<br />

verschiedene Regionen zuständig. In Hiltrup<br />

hat man Europa im Blick –die skandinavischen<br />

Länder genauso wie Spanien.<br />

„Auch hier gibt es Unterschiede, die<br />

wir berücksichtigen müssen. Im Licht des<br />

Nordens wirkt ein Farbton ganz anders<br />

als unter der südlichen Sonne“, erläutert<br />

der Chefdesigner.<br />

Zweimal im Jahr treffen sich die Teams<br />

zum Workshop. Dann strömt all das zusammen,<br />

was man bei der Trendsuche<br />

ans Licht geholt hat, wird analysiert, bewertet,<br />

geclustert. „Anstrengende Tage“,<br />

verrät Gutjahr, denn mit einem knappen<br />

5:4-Ergebnis bei der Bestimmung einer<br />

Trendfarbe geht man nicht auseinander.<br />

Ein Farbtrend will gut überlegt sein.<br />

Konzentrierteman sich früher bei den gefragten<br />

Trendbüchern<br />

allein auf<br />

die jeweiligen<br />

großen Regionen<br />

und Märkte wie<br />

Nordamerika,<br />

Europa, China<br />

Chefdesigner Mark Gutjahr<br />

und Asien, so entwickelt<br />

BASF<br />

Coatings seit fünf<br />

Jahren ein globales Trendbuch für Fahrzeuglacke.<br />

Bezeichnend ist trotz der<br />

„Heute sieht man viele Brauntöne<br />

auf den Straßen dieser Welt. Vor<br />

Jahren undenkbar.“<br />

weltumfassenden Fahrzeugproduktion<br />

die Unterschiedlichkeit. Durch die<br />

Außenhaut mit ihrer nicht einmal millimeterdicken<br />

Farbschicht bekommt das<br />

Fahrzeug einen erkennbar regionalen<br />

Akzent. In Mitteleuropa ist ein Auto mit<br />

einem asiatischen Gelbton ein Hingucker,<br />

inAsien fällt der Wagen nicht auf.<br />

<strong>Die</strong> Trend-Kollektion 15/16trägt den Titel<br />

„RAW“. „Gemeint ist hier Ursprünglichkeit,<br />

Originalität, das Pure, das Klare“,<br />

erläutert Mark Gutjahr.65Farben gehören<br />

zur neuen „Coatings Color Collection“.<br />

Europas Farbenzukunft trägt den Titel<br />

„no status quo“. <strong>Die</strong>s deutet auf die vielen<br />

Veränderungen hin, die der Kontinent<br />

zurzeit erlebt.<br />

wk<br />

EFFEKTTYPEN<br />

Metallic –ein Metalliceffekt wird durch feine oder gröbere<br />

Aluminiumteilchen, die dem Lack beigemischt werden,<br />

hervorgerufen. Er bewirkt einen metallisch anmutenden<br />

Farbeindruck.<br />

Perleffekt –hierbei handelt essich ebenfalls um ein<br />

Effektpigment, welches mehrfarbig schimmernde Effekte<br />

bewirkt. <strong>Die</strong> Beimischung von Perlglanzpigmenten zum<br />

Lack ist für dieses perlmutthafte helle Schimmern verantwortlich.<br />

Uni –bei einer Unilackierung wird auf jegliche Effektpigmente<br />

verzichtet.


&BETRIEBE<br />

13<br />

Nicht viel dicker als ein<br />

menschliches Haar<br />

Kleine Lackkunde –von der KTL bis zum Klarlack<br />

Fundgrube für Farbtonsucher: Für den Fotografen greift Mark Gutjahr zu.<br />

Ein Autolack besteht in der Regel aus<br />

vier verschiedenen Lackschichten:<br />

der Grundierungsschicht KTL, dem<br />

Füller, dem farbgebenden Basislack<br />

und dem versiegelnden Klarlack. Mit<br />

einem Zehntel Millimeter ist der<br />

Lackaufbau nicht dicker als ein<br />

menschliches Haar und muss dennoch<br />

den hohen Belastungen und<br />

Anforderungen standhalten können.<br />

Zuerst wird die Karosse in der<br />

Kathodischen Tauchlackierung<br />

(KTL) mit einer sogenannten<br />

Grundierungsschicht<br />

versehen. <strong>Die</strong>se<br />

nimmt vornehmlich die Aufgabe des Korrosionsschutzes<br />

wahr und stellt zudem<br />

eine exzellenteOberflächenvorbereitung<br />

für die darauf folgenden Aufbauten dar.<br />

In diesem ersten Lackierschritt muss die<br />

Karosse sprichwörtlich baden gehen: Im<br />

Bad mit kathodischem Tauchlack werden<br />

die Lack-Partikel mit Hilfe von elektrischem<br />

StromamStahlblech aufgetragen.<br />

Anschließend wird die Karosse gespült<br />

und es folgt die Ofenphase, in der der<br />

Lack bei etwa 180 Grad Celsius eingebrannt<br />

wird.<br />

Der Füller deckt als zweite Funktionsschicht<br />

die KTLab. Füller haben, wie der<br />

Name ausdrückt, die Aufgabe, Unebenheiten<br />

auszugleichen und zur Glättung<br />

ihrer Oberfläche beizutragen.<br />

Als Zwischenschicht zwischen der<br />

KTL und den Decklacken realisiert<br />

der Füller zudem einen Steinschlagschutz<br />

und bietet der KTL Schutz<br />

vor UV-Strahlung.<br />

Der Basislack ist für die Farbe verantwortlich.<br />

Durch die Zusammensetzung<br />

mit verschiedensten Pigmenten<br />

und Effektstoffen werden die<br />

Farben realisiert.<br />

So trägt er wesentlich zum optischen<br />

Eindruck der lackierten Karosse bei.<br />

Das Portfolio der BASF Coatings besteht<br />

sowohl aus wasserlöslichen sowie aus<br />

konventionellen, lösemittelhaltigen Basislacken.<br />

Aus ökologischen Gesichtspunkten<br />

ist ein Trend zu wasserbasierenden<br />

Technologien zu verzeichnen und<br />

wird von der BASF vorangetrieben.<br />

Der Klarlack bildet das Dach der Lackschichten.<br />

<strong>Die</strong> alles versiegelnde letzte<br />

Schicht ist in der Regel pigmentfrei und<br />

transparent. Sie muss besonderen Herausforderungen<br />

wie beispielsweise Beständigkeit<br />

gegenüber Sonnenlicht und<br />

anderen Witterungsbedingungen, aber<br />

auch gegenüber Chemikalien aus Industrie<br />

und natürlichen, biologischen Einflüssen<br />

(Vogelkot etc.) gewachsen sein.<br />

Des Weiteren liegt der Fokus im Klarlacksegment<br />

auf einer sehr hohen Kratzfestigkeit.<br />

Quelle: BASF Coatings<br />

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14 BRANCHEN & BETRIEBE<br />

Seife für die Semper-Oper<br />

ulticom aus Ahaus engagiert sich seit vielen Jahren auf dem Hygienemarkt. <strong>Die</strong> Inhaber sind<br />

überzeugt: Gute Ausstattung wirkt sich positiv auf den Krankenstand einer Firma aus.<br />

„Viele Unternehmen setzen heute<br />

auf Hightech. Das aber vor allen in<br />

Büros. Da gibt es die modernsten<br />

Ausstattungen, mit Flachbildschirmen<br />

und allem, was das Herz begehrt.<br />

Nur Waschraum und Toilette,<br />

die sehen oft noch grausam aus. Pflege<br />

und Hygiene im Mitarbeiter-Bereich<br />

ist für einige Unternehmen mitunter<br />

noch ein Fremdwort.“ Andreas<br />

Kosmann (50) und Christian Coché<br />

(35) wollen gerade in diesem Sektor<br />

mit ihrer Firma ulticom ein Stück<br />

Missionarsarbeit leisten.<br />

Mit einem Eigenprodukt im Hygienemarkt erfolgreich: <strong>Die</strong> ulticom-Geschäftsführer Christian Coché (l.) und Andreas Kosmann bekennen sich zum Standort<br />

Ahaus.<br />

Seit 1997 stattet das Ahauser<br />

Unternehmen öffentliche Sanitärräume<br />

mit Desinfektions-,<br />

Handreinigungs-, Pflege-<br />

und Trocknungsprodukten<br />

aus. Zunächst in der Gastronomie, inzwischen<br />

aber auch in der Industrie ebenso<br />

wie im Handel, Verwaltungs- und Veranstaltungsbereich.<br />

Zum Kundenstamm<br />

zählen neben den Flughäfen Dortmund<br />

und Münster-Osnabrück auch die Semperoper<br />

in Dresden, Zentis in Aachen,<br />

ebenso Tankstellen, Kinos oder Lebensmittelbetriebe.<br />

Eines ist allen gemein:<br />

Sauberkeit und Pflege bei Mitarbeiterhänden<br />

gehört dort zum Standard.<br />

„Manch ein Arbeitgeber ist zwar heute<br />

immer noch der Meinung: Zum Klo gehen<br />

sollten die Angestellten zu Hause“,<br />

schüttelt Andreas Kosmann über diese<br />

Einstellung den Kopf, aber „viele haben<br />

inzwischen erkannt, dass sich durch ein<br />

hohes Maß an Hygiene auch der Krankenstand<br />

senken lässt. Und schon alleine<br />

aus diesem Grund wird das Thema Toilette<br />

und Waschraum nicht mehr tabuisiert,<br />

sondern stärker in den Fokus gerückt.<br />

Mitarbeiter verbringen so viel Zeit am<br />

Arbeitsplatz, da kann es an ein paar Cent<br />

für Reinigung und Pflege nicht scheitern.<br />

An der Außen-Wirkung der Unternehmen<br />

wird ja auch nicht gespart.“<br />

Als positives Beispiel nennt sein Partner<br />

Christian Coché Daimler in Sindelfingen:<br />

„<strong>Die</strong> haben von April bis September ganz<br />

normale Seife in ihren Spendern. Von Oktober<br />

bis März aber, während der Grippezeit,<br />

werden ruck, zuck 14 000 Kartuschen<br />

ausgetauscht und durch Desinfektionsseife<br />

ersetzt. <strong>Die</strong>se Kosten sind<br />

nichts gegen einen sonst erhöhten Krankenstand,<br />

verbunden mit Verzögerung<br />

bei der Produktion oder gar Produktionsausfall.“<br />

Bei etlichen anderen Unternehmen<br />

hätte während der letzten Grippewelle<br />

„der halbe Betrieb flach gelegen.<br />

Darauf hat man jetzt mit veränderten Hygienemaßnahmen<br />

reagiert“.<br />

Angefangen haben die beiden Geschäftsführer<br />

von ulticom übrigens in einer ganz<br />

anderen Branche: im Tabakgroßhandel.<br />

„Daran waren damals auch Handwaschautomaten<br />

gekoppelt“, erklärt Andreas<br />

Kosmann. Und so kam es zur Segmentumstellung.<br />

Christian Coché übernahm<br />

die ulticom West GmbH, Kosmann die ulticom<br />

Münsterland. „Zwei Betriebe, die<br />

wir aber als einen sehen“, erklären die Inhaber.<br />

Und: „Viele fragen, ob wir ein<br />

Franchise-Unternehmen seien. Dazu ein<br />

klares ‚Nein‘. Wir zwei sind Mitgesellschafter<br />

von ulticom Deutschland und<br />

aktiv im Geschäftsführungsbeirat. <strong>Die</strong> ulticom-Linie<br />

ist ein Eigenprodukt, da<br />

steckt unser Gehirnschmalz drin.“ Schon<br />

alleine dieser Entwicklungsschritt sei in<br />

der Branche recht ungewöhnlich. Christian<br />

Coché: „Wir lassen alle Kunststoffteile<br />

in Deutschland fertigen. Sicherlich ließen<br />

sie sich in Asien günstiger pressen,<br />

aber wir bieten ja keinen Abreißkasten<br />

an, sondern sensorgesteuerte, berührungsfreie<br />

Spender. Und die müssen fehlerfrei<br />

funktionieren.“<br />

Dabei setzen die Ahauser auf ein aufeinander<br />

abgestimmtes Hygienesystem<br />

von Desinfektion, Reinigung, Pflege und<br />

Trocknung. Ergänzt durch Raumduft und<br />

Damenhygiene. Andreas Kosmann: „Wir<br />

setzen seit vielen Jahren auf Produktverkauf<br />

und Service. Wir gewähren beispielsweise<br />

eine immer währende Funktionsgarantie.<br />

Wir wollen unsere Kunden<br />

ja nicht nur ein halbes Jahr, sondern auf<br />

Dauer an uns binden. Da ist dann zudem<br />

auch viel Aufklärungsarbeit gefragt.“ Wie<br />

etwa bei der Umstellung von luftbetriebenen<br />

Händetrocknern auf Handtuchspender.<br />

Kosmann erklärt: „Durch die<br />

Luftreinigung werden oftmals unendlich<br />

viele Bakterien hochgewirbelt. Das Wasser<br />

tropft unten auf den Boden oder in<br />

einen unter dem Gerät stehenden Eimer.<br />

Das ist wenig hygienisch.“<br />

Dass sich der Beruf inzwischen auch auf<br />

ihr Privatleben auswirkt, bestätigen die<br />

beiden Ahauser mit einem Lächeln:<br />

„Wenn wir in ein Restaurant gehen,<br />

schauen wir uns zuerst den Waschraum<br />

an. Das hat auch schon auf unsere Kinder<br />

abgefärbt.“ Und auf die festen Mitarbeiter<br />

am Standort Ahaus sowie die freien<br />

Handelsvertreter ebenso. Kosmann und<br />

Coché sind sich sicher: „Ab dem Tag, wo<br />

man hier anfängt, verändert sich der<br />

Blick auf das Klo.“<br />

Susanne Menzel<br />

<strong>Die</strong> Lagerkapazität des Unternehmens wurde in diesem Jahr auf<br />

1000 Quadratmeter erweitert, außerdem wurde eine Import- und<br />

Versandabteilung aufgebaut.<br />

Foto: Susanne Menzel<br />

WELTTAG DES HÄNDEWASCHENS<br />

Zugegeben, es gibt mitunter kuriose Welt- und Gedenktage,<br />

deren Sinn sich auch bei längerer Nachforschung<br />

nicht erschließt. Sie nicht zu kennen, wird garantiert<br />

nicht als Bildungslücke ausgelegt. Andere dagegen sind<br />

kaum präsent – bei genauerem Hinsehen aber durchaus<br />

plausibel. Zu Letzteren zählt sicherlich auch der Welttag<br />

des Händewaschens, 2008 ins Leben gerufen und seitdem<br />

rund um den Erdball auf den 15. Oktober festgesetzt.<br />

Zeigt her eure Hände: <strong>Die</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) hat den Welttag des Händewaschens zusammen<br />

mit der Unicef, der Weltbank und den Centers for Disease<br />

Control and Prevention in den USA installiert, um dadurch<br />

ein größeres Bewusstsein für Hygiene durch das<br />

Reinigen der Hände zu schaffen. Laut aktueller Statistiken<br />

sterben auf der Erde jährlich 3,5 Millionen Kinder durch<br />

Infektionen, die durch mangelnde Handhygiene hervorgerufen<br />

wurden.<br />

Wissenschaftler sprechen davon, dass das Risiko einer<br />

Durchfallerkrankung durch regelmäßiges Händewaschen<br />

(mehr als eine halbe Minute einseifen, anschließend<br />

gründlich abspülen) um knapp 50 Prozent und das von<br />

Atemwegsinfektionen um etwa ein Viertel gesenkt werden<br />

könnte.<br />

In Krankenhäusern gibt es inzwischen eine bundesweite<br />

Kampagne „Aktion saubere Hände“, um so eine Verbreitung<br />

der gefürchteten Krankenhauskeime einzudämmen.<br />

Übrigens gibt es zur Handhygiene mit dem „Welthändehygienetag“<br />

am 5. Mai noch ein zweites Event. Auch hier<br />

verbunden mit der klaren Botschaft: Durchs Händewaschen<br />

und -desinfizieren schützt man sich und andere vor<br />

Infektionskrankheiten. Der 5.5. steht dabei als Synonym<br />

für die zwei Mal fünf Finger an jeder Hand.<br />

Susanne Menzel


15 BRANCHEN & BETRIEBE<br />

Wie damals<br />

auf der Walz<br />

Immer mehr Azubis gehen zeitweise ins Ausland<br />

„So ein Aufenthalt bringt jeden<br />

Azubi weiter.“<br />

Ein Drittel aller Studierenden geht<br />

ins Ausland. Bei Auszubildenden<br />

liegt die Quote gerade bei vier Prozent.<br />

Woran liegt das? Schließlich<br />

hätte jeder Azubis die Möglichkeit<br />

zum Auslandsaufenthalt, dies steht<br />

seit 2004 sogar im Berufsbildungsgesetz:<br />

Bis zu ein Viertel der Ausbildung<br />

kann im Ausland absolviert<br />

werden. Anita Urfell arbeitet daran,<br />

dass Azubis häufiger ins Ausland gehen.<br />

Sie ist Mobilitätsberaterin bei<br />

der Handwerkskammer Münster und<br />

vermittelt Auszubildende an einen<br />

Betrieb im Ausland.<br />

Neue Arbeitspraktiken,<br />

fremde Orte kennenlernen,<br />

Lebenserfahrung<br />

sammeln – das waren jahrhundertelang<br />

für Gesellen<br />

gute Gründe, auf die Walz zu gehen. <strong>Die</strong><br />

Gründe gelten noch heute, doch die Wanderjahre<br />

absolviert kaum noch jemand.<br />

Anita Urfell und ihre Kollegen haben ein<br />

ehrgeiziges Ziel: Im Jahr 2020 sollen<br />

mindestens zehn<br />

Prozent aller Azubis<br />

einen Teil<br />

ihrer Ausbildung<br />

im Ausland absolvieren.<br />

Anita Urfell, Handwerkskammer Münster<br />

Eindrücke von<br />

außen und eine<br />

andere Perspektiven<br />

sind wichtig in einer Arbeitswelt, die<br />

sich rasch wandelt, aber auch verdichtet.<br />

Berufsschultage, Lehrgänge, überbetriebliche<br />

Unterweisungen – Azubis sind<br />

oft wochenlang nicht im Betrieb. Und<br />

dann auch noch ein Auslandsaufenthalt,<br />

von dem der Betrieb auf den ersten Blick<br />

gar nichts hat? „Es gibt natürlich Chefs,<br />

die der Meinung sind: Das ist Quatsch,<br />

das brauchen wir nicht“, sagt Anita Urfell.<br />

Im Gegenzug kennt die Kontaktstelle<br />

Ausland der Handwerkskammer aber<br />

auch „Stammkunden“.<br />

2003 haben Anita Urfell und ihre Kollegen<br />

begonnen, die Kontaktstelle aufzubauen.<br />

Es gab Vorbehalte. Doch der Vorstand<br />

hat das Projekt unterstützt. Anfangs<br />

war es als Programm gedacht für<br />

Auszubildende, deren Betrieb eine Niederlassung<br />

im Ausland hat. „Doch wir haben<br />

schnell festgestellt, dass so ein Aufenthalt<br />

jeden Azubi weiterbringt“. Seitdem<br />

steigen die Austausch-Zahlen kontinuierlich.<br />

Auch aus dem Ausland kommen<br />

viele Auszubildende ins Münsterland.<br />

Markus Köster ist Geschäftsführer einer<br />

Tischlerei in Altenberge. Er hat bereits<br />

viele seiner Auszubildenden ins Ausland<br />

gehen lassen, meist für einige Wochen.<br />

Für ihn stellt der Auslandsaufenthalt eine<br />

Investition in die Zukunft dar. Nicht nur<br />

in die eines einzelnen Mitarbeiters, sondern<br />

des gesamten Betriebes. Und es ist<br />

für ihn ein Instrument zur Nachwuchswerbung.<br />

„Wir wollen attraktiv für Auszubildende<br />

sein“, sagt Köster. <strong>Die</strong> Aussicht<br />

auf einen Auslandsaufenthalt wirkt<br />

verlockend.<br />

Felix Terbrock lernt das Tischlerhandwerk<br />

in Kösters Möbelwerkstätten. Der<br />

24-Jährige ist im zweiten Lehrjahr und<br />

kürzlich von einem dreiwöchigen Aufenthalt<br />

in Finnland zurückgekehrt. Dort hat<br />

er ebenfalls auf Vermittlung der Kontaktstelle<br />

in einer Tischlerei gearbeitet. Für<br />

ihn war der Aufenthalt eine spannende<br />

Zeit. Vor allem, weil den deutschen Azubis<br />

ein guter Ruf vorauseilt. Das finnische<br />

Unternehmen arbeitet viel mit Teakholz.<br />

Und obwohl Terbrock wenig Erfahrung<br />

mit diesem Material hatte, durfte er direkt<br />

Verantwortung übernehmen. „<strong>Die</strong><br />

haben gesehen, was ich im zweiten Ausbildungsjahr<br />

kann“, sagt er. „Um das duale<br />

System beneiden uns die Betriebe im<br />

Ausland“, bestätigt Anita Urfell.<br />

Azubis, die ins Ausland gehen wollen,<br />

brauchen das Okay ihres Chefs. Ein Austausch<br />

etwa während des Urlaubs ist<br />

nicht erlaubt, der Arbeitsplatz wird für<br />

eine Zeitspanne ins Ausland verlagert. Ist<br />

betriebsintern alles geregelt, begleitet die<br />

Kontaktstelle die Azubis bei der Vorbereitung.<br />

<strong>Die</strong>se müssen ihren Aufenthalt aber<br />

weitgehend selbst organisieren: Bewerbungen<br />

schreiben, Unterlagen einreichen,<br />

Anträge stellen. Für Anita Urfell ist<br />

diese kleine bürokratische Hürde auch<br />

Felix Terbrock ist Tischler-Azubi bei der Köster Möbelwerkstätten GmbH in Altenberge und hat einen Teil seiner<br />

Ausbildung in einer finnischen Tischlerei absolviert.<br />

Foto: Engelbert Hagemeyer<br />

ein Test. „Wir sehen rasch, wer wirklich<br />

ins Ausland will. Viele merken spätestens<br />

dann, dass dies keine Pauschalreise ist“,<br />

sagt die Vermittlerin. <strong>Die</strong> Kammer hilft<br />

bei der Suche nach dem passenden Betrieb,<br />

sie hat Kontakte zu vielen Unternehmen<br />

in ganz Europa geknüpft. Ein<br />

länderübergreifendes Netzwerk gibt es<br />

für den Austausch allerdings noch nicht.<br />

<strong>Die</strong> deutschen Azubis gehen meist nach<br />

Norwegen, Finnland oder England.<br />

Manchmal reisen sie alleine, häufiger<br />

aber in der Gruppe. Gerade erst sind 15<br />

Azubis aus dem Münsterland gemeinsam<br />

nach Norwegen geflogen, es ist der<br />

Gegenbesuch im Ausland. „Das ist fast<br />

wie ein Schüleraustausch und eignet sich<br />

auch für minderjährige Auszubildende<br />

oder jene, die nicht alleine reisen wollen“,<br />

sagt Anita Urfell. <strong>Die</strong> Deutschen<br />

arbeiten dort für drei Wochen in unterschiedlichen<br />

Betrieben. Drei Wochen ist<br />

die Mindestreisedauer, die die Handwerkskammer<br />

empfiehlt. „Wir versuchen,<br />

möglichst lange Aufenthalte zu erreichen“,<br />

sagt Urfell. Dann wird die Organisation<br />

umfangreicher. <strong>Die</strong> Azubis brauchen<br />

zum Beispiel einen Lehrplan für den<br />

Stoff, den sie in der Berufsschule verpassen.<br />

Der Besuch der Berufsschule im Zielland<br />

hat sich nicht bewährt, die Sprachhürden<br />

sind zu groß. Aber dank moderner<br />

Technik gibt es E-Learning-Materialen<br />

oder Skype-Konferenzen mit den<br />

deutschen Lehrern. Auch um die Unterkunft<br />

muss sich der Azubis zunächst<br />

selbst kümmern, die Kontaktstelle unterstützt<br />

ihn dabei. Felix Terbrock hat in<br />

Finnland in einer Pension gewohnt, andere<br />

Unternehmen stellen ein Apartment<br />

oder finden eine Gastfamilie. Da das Ausbildungsverhältnis<br />

fortbesteht, bekommen<br />

die Azubis ihre Vergütung weiterhin<br />

vom deutschen Betrieb. <strong>Die</strong> Kosten für<br />

Reise und Unterkunft müssen sie selbst<br />

tragen.<br />

„Aber es gibt Fördermöglichkeiten“, sagt<br />

Anita Urfell. Im Rahmen des Erasmus-<br />

Programms bekommen die Auslands-<br />

Azubis zwischen 23 und 36 Euro pro Tag.<br />

Der Eigenanteil für einen dreiwöchigen<br />

Aufenthalte in Norwegen liegt bei etwa<br />

300 Euro. Viele Chefs geben Zuschüsse,<br />

auch wenn sie selbst auf finanzielle<br />

Unterstützung verzichten müssen. „Dafür<br />

kommt ein begeisterter Lehrling zurück,<br />

der viel gelernt hat, sich dem Betrieb<br />

zugehörig fühlt und Spaß an seinem<br />

Handwerk hat“, sagt Anita Urfell.<br />

. Engelbert Hagemeyer<br />

Das ideale<br />

Umfeld.<br />

Unternehmer im ecopark wissen:<br />

Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da<br />

leisten sie gute Arbeit. Investieren<br />

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FINKE – Münster – das TOP-Einrichtungshaus<br />

In Kürze auch in Hamm!<br />

Wir schließen die Lücke am „Rande“ des Münsterlandes zwischen Paderborn und Münster!<br />

Hochbetrieb herrscht auf der Großbaustelle des „finke-Centers“<br />

an der Autobahnauffahrt in Hamm-Rhynern. Täglich arbeiten<br />

300 Menschen daran, dass das Einrichtungshaus „finke. Das<br />

Erlebnis-Einrichten“ und der trendige Mitnahmemarkt „Carré“<br />

möglichst schnell ans Netz gehen und die ersten Kunden<br />

empfangen können. Vor den Türen der beiden Verkaufshäuser<br />

sind die Pflasterarbeiten für die Kundenparkplätze weit vorangeschritten,auchdieZufahrtsstraßensindbereitsasphaltiert.In<br />

KürzewerdendieBaucontainerabgebautunddieAußenanlagen<br />

bepflanzt. Gesamtgeschäftsführer Dr. Rudolf Christa informierte<br />

jetzt die heimischen Medien über den Stand der Bauarbeiten.<br />

Auch im Außenbereich der Verkaufshäuser geht es zügig voran:<br />

<strong>Die</strong> Dachbegrünungen sind fast fertiggestellt, die Werbeanlagen<br />

anderNordseitebereitsmontiert.Parallelläuftinnenschonin<br />

allen Abteilungen der Aufbau, die Verkaufsflächen werden im<br />

Detail geplant und umgesetzt. Dazu gehört ein ausgefeiltes<br />

Beleuchtungskonzept für die einzelnen Warengruppen. „Alles<br />

läuft Hand in Hand, wir gehen sehr strukturiert vor“, betonte Dr.<br />

Christa. Hohe logistische Anforderungen bringt insbesondere<br />

der Gastronomiebereich mit sich, der zum Erlebnis-Einrichten<br />

made by Finke zukünftig einen entscheidenden Beitrag leisten<br />

wird.AuchderDialogmitdenBehördenläuftwiegeplant,im<br />

<strong>August</strong> stehen die Sachverständigenabnahmen für die einzelnen<br />

Gewerke an. Ein energetisches Highlight wird die Photovoltaik-<br />

Anlage auf dem großen Dach des Einrichtungshauses, die<br />

parallel mit den Verkaufshäusern an den Start gehen und<br />

wertvolle Energie liefern wird. Auch in personeller Hinsicht sind<br />

die Weichen für das neue „finke-Center“ bestens gestellt.<br />

Insgesamt schafft Finke in Hamm rund 250 sozialversicherungspflichtige<br />

Arbeitsplätze. Neben hoch qualifizierten Bewerbern<br />

aus der Branche werden zahlreiche branchenfremde Arbeitskräfte<br />

aus der Region auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. <strong>Die</strong><br />

Quereinsteiger schließen ihre Ausbildung bei dem bundesweit<br />

tätigen Bildungs- und Schulungsinstitut (BSI) Schweinfurt in<br />

absehbarer Zeit ab und werden zukünftig den regionalen Geist<br />

in den Verkaufshäusern verkörpern.<br />

DerBaufortschrittistenorm:InnerhalbwenigerWochenhaben<br />

dievielenHandwerkeraufderGroßbaustellefürdas„finke-<br />

Center“ in Hamm-Rhynern ganze Arbeit geleistet. <strong>Die</strong> beiden<br />

Gebäude für das Einrichtungshaus „finke. Das Erlebnis-Einrichten“<br />

und den ersten Mitnahmemarkt für trendiges Wohnen „Carré“<br />

werden immer besser erkennbar.<br />

Schon jetzt lässt sich erahnen, welche<br />

Dimensionen das Projekt mit einer<br />

Gesamtverkaufsfläche von ca.<br />

44.000m 2 hat. <strong>Die</strong> spezielle, besonders<br />

hochwertige Fassade, die ansonsten<br />

die Porsche-Autohäuser und<br />

andere Top-Gebäude zieren wird,<br />

verleiht den beiden Baukörpern<br />

einen außergewöhnlichen Glanz.<br />

Auf dem ca. 109.000 m 2 großen<br />

Grundstücksindzudembereitsdie<br />

ersten von insgesamt ca. 800<br />

kostenfreien Parkplätzen angelegt.<br />

Und auch die Wegeführung auf dem<br />

Gelände nimmt konkrete Formen an.<br />

Wertiger,schöner,individueller–mit<br />

diesen Attributen wird das „finke-<br />

Center“denMarktetwa75Kilometer<br />

rund um den Standort bereichern.<br />

MiteinerVerdichtungimbestehenden<br />

Geschäftsgebiet schließt die Finke-<br />

Gruppe in Hamm-Rhynern (direkt an der Autobahn 2) eine<br />

Marktlücke und macht ihren Anspruch der regionalen Marktführerschaft<br />

deutlich. Mehr Eigenmarken und alle wichtigen<br />

High-End-Marken werden die Ausstellungen prägen. Standort,<br />

Architektur, Warenpräsentation und Kundenbetreuung setzen im<br />

„finke-Center“ neue Maßstäbe! „Es geht mit Riesenschritten<br />

voran: <strong>Die</strong> Bauarbeiten für unser neues ‚finke-Center‘ in Hamm<br />

liegen voll im Zeitplan. Im Zuge der größten Investition in der<br />

Geschichte der Finke-Unternehmensgruppe entstehen unmittelbar<br />

an der Autobahn 2 (Ausfahrt Hamm-Rhynern) für ca. 70 Millionen<br />

Euro ein klassisches Einrichtungshaus ‚finke. Das Erlebnis-<br />

Einrichten‘ (Verkaufsfläche: ca. 36.000m 2 ) und der erste<br />

Mitnahmemarkt für trendiges Wohnen ‚Carré‘ (Verkaufsfläche:<br />

ca. 8.000m 2 ).“<br />

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15A32MS


17 GELD & GESCHÄFT<br />

Schutz vor windiger Anlage<br />

<strong>Die</strong> schwarz-rote Bundesregierung erhöht mit ihrem neuen Kleinanlegerschutzgesetz<br />

die Sicherheit bei schwer durchschaubaren Finanzprodukten<br />

Mit rentabler Geldanlage in Windkraftprojekte hat Prokon geworben –und das Versprechen nicht gehalten.<br />

Foto: dpa<br />

OFFEN GESAGT<br />

Gelungene Balance<br />

Mit dem Kleinanlegerschutzgesetz<br />

hat die Bundesregierung den<br />

dringend notwendigen Schutz der Sparer<br />

und die mindestens ebenso wichtige<br />

kreative Finanzierung von zukunftsweisenden<br />

Unternehmerideen geschickt<br />

unter einen Hut gebracht – ein großer<br />

Wurf.<br />

Weil wichtige Geldbeschaffungsinstrumente<br />

wie das Crowdfunding<br />

durch die neuen Regeln kaum eingeschränkt<br />

werden, kann der staatliche<br />

Eingriffe als milde betrachtet werden.<br />

Dubiose Geschäfte, wie sie jüngst im<br />

Falle des Windkraftunternehmens Prokon<br />

wieder einmal einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt wurden, haben die<br />

Politik allerdings zum schnellen Eingreifen<br />

gezwungen.<br />

<strong>Die</strong> Finanzierung von innovativen<br />

Unternehmen kann langfristig nur gelingen,<br />

wenn der Gesetzgeber die ausgewogene<br />

Balance findet zwischen<br />

dem nötigen Verbraucherschutz und<br />

einem möglichst freien Zugang zu den<br />

Kapital- und Geldmärkten. Mit dem<br />

neuen Gesetz ist dieser schmale Grat<br />

nicht verlassen worden. <br />

Wann sind Finanzprodukte gefährlich,<br />

wann muss der Gesetzgeber einschreiten?<br />

Mit dieser Frage hat sich<br />

die deutsche Politik befasst. Ergebnis:<br />

ein Kleinanlegerschutzgesetz.<br />

Aufgerüttelt hatte Verbraucherschützer<br />

und Politiker<br />

der Fall des Windkraftunternehmens<br />

Prokon. Prokon<br />

Aatte h zur Finanzierung seiner<br />

Projekte Kommandit- und Genussrechtkapital<br />

bei Privatanlegern erworben, wobei<br />

die Tochter Prokon Regenerative Energien<br />

GmbH die Emittentin der Genussrechte<br />

war. Am 22. Januar 2014 stellte diese Prokon-Tochter<br />

beim Amtsgericht Itzehoe<br />

einen Insolvenzantrag. Folge für 75 000<br />

Sparer, die dem Unternehmen insgesamt<br />

die gewaltige Summe von 1,4 Milliarden<br />

Euro geliehen hatten: Rund die Hälfte des<br />

Geldes ist unwiederbringlich verloren. Dabei<br />

war eine üppige Renditen von bis zu<br />

acht Prozent versprochen worden.<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung hat wegen solcher<br />

Fälle das neue Kleinanlegerschutzgesetz<br />

erarbeitet. Es wurde inzwischen in Bundestag<br />

und Bundesrat beschlossen. Es<br />

trat am 9. Juli <strong>2015</strong> in Kraft. Grundlage<br />

des neuen Kleinanlegerschutzgesetzes ist<br />

das Vermögensanlagengesetz, das durch<br />

die Neuregelung verschärft wurde. Betroffen<br />

sind von der neuen Regelung<br />

Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen<br />

an Treuhandvermögen, Genussrechte<br />

und Namensschuldverschreibungen.<br />

Zukünftig sollen zudem auch partiarische,<br />

also gewinnabhängige, Darlehen<br />

und Nachrangdarlehen sowie sämtliche<br />

wirtschaftlich vergleichbare Anlagen<br />

unter die geänderten Regelungen fallen.<br />

Der Gesetzgeber hat aber auch Anlageformen<br />

von den Änderungen ausgenommen:<br />

Dazu zählen Aktien, Rentenpapiere<br />

und Investmentfonds. „Bei diesen Wertpapieren<br />

sind Anlegerinnen und Anleger<br />

bereits heute hinreichend geschützt“, erklärte<br />

das Bundesfinanzministerium.<br />

Wesentliche Säule des Anlegerschutzes<br />

ist weiterhin der Verkaufsprospekt. „Der<br />

Prospekt soll dem Anleger ein umfassendes<br />

Bild von Anlagegegenstand und Anbieter<br />

vermitteln, um diesem eine zutreffende<br />

Abwägung von Vorteilen und Risiken<br />

einer Investition zu ermöglichen“,<br />

heißt es. Das galt aber prinzipiell auch<br />

bisher schon. Doch Schwarz-Rot hat diese<br />

Vorschriften nunmehr ergänzt:<br />

Fälligkeit: <strong>Die</strong> Fälligkeit bereits begebener,<br />

noch laufender Vermögensanlagen<br />

ist künftig anzugeben, um dem Anleger<br />

die Einschätzung zu erleichtern, in welchem<br />

Umfang eine Anlage dazu genutzt<br />

wird, früher eingegangene Verpflichtungen<br />

zu bedienen. Damit soll der Vorspiegelung<br />

einer nicht vorhandenen wirtschaftlichen<br />

Produktivität und unzulässigen<br />

„Schneeballsystemen“ entgegengewirkt<br />

werden.<br />

Konzern-Abschluss: Firmen, die zur<br />

Aufstellung eines Konzern-Abschlusses<br />

verpflichtet sind, müssen diesen in jedem<br />

Fall in den Prospekt aufnehmen, sodass<br />

sich Anleger auch ein Bild von der finanziellen<br />

Situation des Konzerns machen<br />

und bei ihrer Anlageentscheidung etwaige<br />

Risiken in anderen Konzernbereichen<br />

berücksichtigen können.<br />

Kapitalfluss-Rechnung: Um einen genaueren<br />

Einblick in die Zahlungsströme<br />

zu ermöglichen und so die wirtschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit des Anbieters besser<br />

nachvollziehbar zu machen, haben<br />

größere Unternehmen künftig eine Kapitalfluss-Rechnung<br />

offenzulegen.<br />

Personelle Verflechtungen: Pflicht ist es<br />

künftig, die an Begebung und Vertrieb<br />

von Vermögensanlagen beteiligten<br />

Unternehmen offenzulegen. Auch personelle<br />

Verflechtungen im Umfeld des Anbieters<br />

müssen für den Anleger transparent<br />

gemacht werden.<br />

Leichterer Zugang zu Informationen:<br />

Der Zugang der Anleger zu Informationen<br />

über Finanzprodukte muss optimiert<br />

werden.<br />

Verbraucherschutz wird Aufsichtsziel<br />

der BaFin: Zur Aufsichtstätigkeit der<br />

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen<br />

(BaFin) gehört ab sofort auch der kollektive<br />

Verbraucherschutz. Kollektiv<br />

heißt in diesem Zusammenhang, dass die<br />

BaFin dem Schutz der Verbraucher in<br />

ihrer Gesamtheit verpflichtet ist. <strong>Die</strong> Aufsichtsbehörde<br />

kann bestimmte Finanzprodukte<br />

und Finanzpraktiken verbieten.<br />

Fortsetzung auf Seite 18<br />

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18 GELD & GESCHÄFT<br />

Kaum neue Hürden beim Crowdfunding<br />

Das neue Kleinanlegerschutzgesetz schränkt<br />

nicht alle modernen Finanzierungschancen<br />

ein – Verbraucherschützer sind zufrieden<br />

Auch Firmen und Berater, die Geldanlagen<br />

anbieten und vermitteln,<br />

müssen sich auf das neue Kleinanlegerschutzgesetz<br />

einstellen.<br />

Und was ändert sich mit dem<br />

neuen Kleinanlegerschutzgesetz<br />

für Unternehmen<br />

mit Kapitalbedarf und Finanzvermittler?<br />

<strong>Die</strong> neue Definition der Vermögensanlagen<br />

umfasst jetzt auch gewinnabhängige<br />

Darlehen, Nachrangdarlehen sowie sonstige<br />

Anlagen, die einen Anspruch auf Verzinsung<br />

und Rückzahlung gewähren<br />

oder im Austausch für die zeitweise Überlassung<br />

von Geld einen vermögenswerten,<br />

auf Barausgleich gerichteten Anspruch<br />

vermitteln, so heißt es im Gesetz.<br />

Darüber hinaus müssen alle Anbieter vor<br />

Beginn des öffentlichen Angebots ausnahmslos<br />

ein kurzes, übersichtliches und<br />

leicht verständliches Vermögensanlagen-<br />

Informationsblatt erstellen, das insbesondere<br />

die angesprochene Anlegergruppe<br />

sowie die Laufzeit und Kündigungsfrist<br />

der Vermögensanlage enthalten<br />

muss. <strong>Die</strong> erste Seite dieses Blattes muss<br />

auch einen Warnhinweis beinhalten.<br />

Für Finanzanlagenvermittler ist die Vermittlung<br />

von Direktinvestments künftig<br />

nicht mehr erlaubnisfrei, Vermittler, die<br />

auch in Zukunft Direktinvestments vermitteln<br />

wollen, müssen eine solche Erlaubnis<br />

bis spätestens zum 15. Oktober<br />

<strong>2015</strong> erteilt bekommen haben.<br />

Crowdfunding-Projekte sind von dem<br />

neuen Gesetz aber weitgehend nicht betroffen.<br />

Kapitalsuchende Unternehmen<br />

unterliegen künftig erst ab einem Betrag<br />

von 2,5 Millionen Euro einer Prospektpflicht.<br />

Ursprünglich war in Gesetzesentwürfen<br />

eine Grenze von einer<br />

Million Euro vorgesehen. Auch<br />

größere Projekte können so per<br />

Crowdfunding finanziert werden –<br />

ohne dass ein zeit- und kostenintensiver<br />

Verkaufsprospekt erstellt werden<br />

muss.<br />

Genossenschaftliche Vorhaben fallen<br />

ebenfalls grundsätzlich nicht unter die<br />

neue Regelung.<br />

Trotz der massiven Vorkehrungen zum<br />

Schutz der Sparer sind die Verbraucherschützer<br />

noch nicht ganz zufrieden. Immerhin<br />

räumt Markus Feck, Finanzjurist<br />

der Verbraucherzentrale Nordrhein-<br />

Westfalen in Düsseldorf, im Gespräch mit<br />

„<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ ein: „Das Gesetz ist ein<br />

Schritt in die richtige Richtung.“ Feck<br />

lobt vor allem die gewachsende Kompetenz<br />

der BaFin. Bei den großzügigen Ausnahmeregelungen<br />

für das Crowdfunding<br />

und für Genossenschaften ist der Verbraucherschützer<br />

aber skeptisch. „Trotz<br />

der eigenen Prüfungsverbände hatten<br />

Genossenschaften in Ostdeutschland öfter<br />

schon Probleme“, merkt<br />

Feck an.<br />

Besonders wichtig ist für<br />

Feck, dass das neue Gesetz<br />

eine deutlich bessere<br />

Qualität der In<br />

tionen in den V fsprospekten<br />

„Letztlich muss der ch<br />

für oder gegen ein bes<br />

ko entscheiden.“<br />

Aber: So krasse<br />

fehler, wie sie bei Prokon gemacht worden<br />

seien, etwa indem dort langfristige<br />

Investitionen kurzfristig finanziert wurden,<br />

könne auch das neue Gesetz – trotz<br />

all seiner Vorzüge – letztlich nicht verhindern,<br />

so Feck.<br />

<br />

Das neue Kleinanlegerschutzgesetz spannt über das Vermögen der Sparer quasi einen Schutzschirm.<br />

Vererbt wird nach dem<br />

Landesrecht im Ausland<br />

Europäische Erbrechtsverordnung bringt gravierende Änderungen<br />

Knapp zwölf Millionen Europäer leben<br />

in einem EU-Staat, der nicht<br />

ihrer Staatsangehörigkeit entspricht.<br />

Sie alle, darunter auch Hunderttausende<br />

Deutsche, sind von der<br />

Europäischen Erbrechtsverordnung<br />

betroffen.<br />

Foto: Colourbox.de<br />

Egal ob Mallorca-Rentner,<br />

Auswanderer oder internationale<br />

Patchwork-Familien –<br />

für alle Erbfälle, die ab dem<br />

17. <strong>August</strong> <strong>2015</strong> eintreten,<br />

wird der gesamte Nachlass nach dem<br />

Recht des Landes abgewickelt, in dem der<br />

Erblasser seinen „gewöhnlichen Aufenthalt“<br />

hatte. <strong>Die</strong> Staatsangehörigkeit<br />

spielt dann keine Rolle mehr.<br />

Der gewöhnliche Aufenthalt einer Person<br />

wird nach den Lebensumständen des<br />

Erblassers vor seinem Tod und zum Zeitpunkt<br />

des Todes betrachtet. <strong>Die</strong> Dauer<br />

und Regelmäßigkeit des Aufenthalts sowie<br />

eine enge und feste Bindung zum jeweiligen<br />

Staat spielen hierbei eine wesentliche<br />

Rolle.<br />

Der Gesetzgeber hat den Erblassern eine<br />

Wahlmöglichkeit gegeben. Ab sofort können<br />

Betroffene das Recht des Staates<br />

wählen, dessen Staatsangehörigkeit sie<br />

besitzen. <strong>Die</strong> Verordnung lässt eine<br />

Rechtswahl nur für das gesamte Vermögen<br />

zu, außerdem muss die Wahl ausdrücklich<br />

erfolgen, z.B. mit einem Testament.<br />

Betroffene, die ihren Nachlass bereits<br />

geregelt haben, sollten ihre Testamente<br />

bei einem Notar überprüfen lassen<br />

und unter Umständen eine Rechtswahlklausel<br />

ergänzen.<br />

Ohne Testament passiert nach der neuen<br />

Erbrechtsverordnung Folgendes: Stirbt<br />

ein Deutscher zum Beispiel in Frankreich,<br />

wo er seinen letzten gewöhnlichen Aufenthalt<br />

hatte, wird sein Nachlass nach<br />

den dortigen Vorschriften abgewickelt.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, wo sich Vermögenswerte<br />

wie Geld, Spar- und Depotvermögen,<br />

Schmuck und Immobilien<br />

zum Zeitpunkt des Todes befinden.<br />

Deutsche, die sich zukünftig länger im<br />

Ausland aufhalten, sollten bedenken,<br />

dass sich die ausländischen Regelungen<br />

zur gesetzlichen Erbfolge vom deutschen<br />

Erbrecht erheblich unterscheiden. <strong>Die</strong>jenigen,<br />

die bereits mit einem gemeinschaftlichen<br />

Testament oder Erbvertrag<br />

vorgesorgt und sich gegenseitig zu Alleinerben<br />

eingesetzt haben, sollten wissen,<br />

dass diese Verfügungen beispielsweise in<br />

Spanien, Frankreich und Italien nicht anerkannt<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> Erbrechtsverordnung betrifft den gesamten<br />

Bereich der Europäischen Union<br />

mit Ausnahme von Irland, Dänemark und<br />

dem Vereinigten Königreich sowie Ländern<br />

mit Einzel- oder Sonderrechten,<br />

zum Beispiel Spanien.<br />

Im Zuge der Erbrechtsreform wird auch<br />

das Europäische Nachlasszeugnis eingeführt.<br />

Das Dokument dient als zusätzlicher<br />

Erbnachweis für Erben, Testamentsvollstrecker,<br />

Vermächtnisnehmer und<br />

Nachlassverwalter und soll helfen, grenzüberschreitende<br />

Erbfälle leichter und<br />

schneller anzuerkennen. Das Europäische<br />

Nachlasszeugnis hat eine Gültigkeit<br />

von sechs Monaten, kann aber auf Antrag<br />

verlängert werden. Einen deutschen Erbschein<br />

ersetzt das Dokument jedoch<br />

nicht.<br />

Wer sich von einem Notar über die Folgen<br />

der Europäischen Erbrechtsverordnung<br />

beraten lassen möchte, findet diese im<br />

Internet unter www.notar.de.<br />

Quelle: Westfälische Notarkammer<br />

TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE +++<br />

27. <strong>August</strong> <strong>2015</strong>: Kostensenkung durch Ressourcen- effizienz,<br />

Beginn der vierteiligen Veranstaltungsreihe von<br />

IHK, Handwerkskammer VDI und Effizienzagentur NRW,<br />

Termine im gesamten Münsterland (Infos unter 0251-<br />

48449643)<br />

31. <strong>August</strong> <strong>2015</strong>: Digitale <strong>Wirtschaft</strong> in NRW, Infoveranstaltung<br />

des NRW-<strong>Wirtschaft</strong>sministeriums, 10 bis 12 Uhr,<br />

IHK Nord Westfalen, Münster<br />

2. September <strong>2015</strong>: Meister-Bafög, Infoabend, 17 Uhr,<br />

Handwerkskammer Münster (mit Voranmeldung)<br />

4. September <strong>2015</strong>: „Zukunftsmodell berufliche Bildung“,<br />

Bildungskongress der IHK NRW, 13 Uhr, Turbinenhalle der<br />

Stadtwerke Düsseldorf AG (www.ausbildung-nrw.net)<br />

21./22. September <strong>2015</strong>: Forum Via Münster, Kongress<br />

für Nachwuchs der Veranstaltungs- und Hotelbranche,<br />

Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland, Münster<br />

(www.forum-via-muenster.de)<br />

23./24. September <strong>2015</strong>: vocatium Münsterland, Fachmesse<br />

für Ausbildung und Studium, 8.30 bis 14.45 Uhr,<br />

Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland<br />

23./24. September <strong>2015</strong>: Herbstmesse der Agravis Raiffeisen<br />

AG, ab 10 Uhr, Messe- und Congress-Centrum Halle<br />

Münsterland, Münster<br />

14. Oktober <strong>2015</strong>: „Lab-Supply“, Fachmesse für Labortechnik,<br />

9.30 bis 15.30 Uhr, Messe- und Congress-Centrum<br />

Halle Münsterland, Münster (nur für Fachbesucher)<br />

28. Oktober <strong>2015</strong>: 1. Westfälischer Kongress für Mitarbeiter-Begeisterung,<br />

Messe- und Congress-Centrum Halle<br />

Münsterland, Münster (www.begeisterungs-kongresse.de)<br />

16. bis 20. November <strong>2015</strong>: „Münster gründet!“, Seminare<br />

und Workshops, <strong>Wirtschaft</strong>sförderung Münster<br />

(www.muenster-gruendet.de)


GELD & GESCHÄFT 19<br />

Einen guten Rat gibt<br />

es nicht umsonst<br />

Mögliche Einflüsse der Vergütung auf die Beratung sollen transparent gemacht werden.<br />

<strong>Die</strong> Honorarberatung fristet hierzulande nach wie vor ein Nischendasein.<br />

<strong>Die</strong> Neujustierung der EU-Richtlinie<br />

Mifid II sorgt für steigendes Interesse<br />

an der Honorarberatung. Doch solange<br />

die Mehrheit der Kunden nicht<br />

bereit ist, direkt für Finanzberatungen<br />

zu bezahlen und das Berufsbild<br />

des Honorarberaters unreguliert<br />

bleibt, kommt der Honorarberatung<br />

neben der vorherrschenden Provisionsberatung<br />

allenfalls eine Nischenrolle<br />

zu.<br />

Wie sollen Geldanlageberater<br />

entlohnt werden?<br />

Auch künftig<br />

gibt es zwei Modelle:<br />

<strong>Die</strong> Provisionsberatung<br />

und die Honorarberatung. <strong>Die</strong> Provisionsberatung<br />

ist zunächst für den Kunden<br />

kostenlos. Kauft er aber ein Anlageprodukt,<br />

so erhält sein Vermittler dafür<br />

zur Belohnung vom Emittenten des Produkts<br />

eine Provision. Für die Honorarberatung<br />

hingegen zahlt der Kunde seinem<br />

Berater einen vereinbarten Satz, die Anlageempfehlung<br />

setzt er danach entweder<br />

selbst um – oder sein Berater tut es<br />

für ihn. Sollte der Berater dafür eine Provision<br />

bekommen, reicht er diese an seinen<br />

Kunden eins zu eins weiter. Er lässt<br />

sich also nicht vom Emittenten, sondern<br />

vom Kunden für seine Arbeit bezahlen.<br />

<strong>Die</strong>sen Weg wählten beispielsweise Inge<br />

Schäfer-Schmidbauer und Isolde Regensburger.<br />

2011 haben sich die beiden Ex-<br />

Bankerinnen mit Büros in Münster und<br />

Berg am Starnberger See als unabhängige<br />

Vermögensverwalter mit einer Zulassung<br />

der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) selbstständig<br />

gemacht. Laut Schäfer-Schmidbauer haben<br />

sie dem Geschäftsgebaren in Banken<br />

bewusst den Rücken gekehrt, um provisionsunabhängig<br />

und frei von Vertriebsinteressen<br />

gegen ein Stundenhonorar<br />

von 180 Euro vermögende Anleger zu deren<br />

Depotstruktur zu beraten. Auf<br />

Wunsch bieten sie auch eine individuelle<br />

Vermögensverwaltung an, die die Kunden<br />

jährlich ein Prozent des Depotwertes<br />

kostet oder performanceabhängig entgolten<br />

wird. „Bei der Vermögensverwaltung<br />

reichen wir sämtliche Produktprovisionen<br />

dem Kunden weiter. Dadurch sind<br />

unsere Kosten transparent. Das schafft<br />

Vertrauen. Denn nur wer die Kosten<br />

kennt, kann die Gesamtrendite seines Investments<br />

tatsächlich beurteilen“, sagt<br />

Isolde Regensburger.<br />

Zwar sind Schäfer-Schmidbauer und Regensburger<br />

kein Einzelfall. Weil die breite<br />

Masse der Anleger aber nicht bereit<br />

Hand drauf: Wenn eine Beratung für beIde Seiten positiv verläuft, darf zu Recht gestrahlt werden.<br />

oder in der Lage ist, Honorare für Finanzberatungen<br />

zu bezahlen, fristet die Honorarberatung<br />

hierzulande ein Nischendasein.<br />

<strong>Die</strong> Provisionsberatung hingegen ist weit<br />

verbreitet. <strong>Die</strong> überarbeitete europäische<br />

Finanzmarkt-Richtlinie „Markets in Financial<br />

Instruments Directive“ – kurz Mifid<br />

II – lässt weiterhin beide Beratungsmodelle<br />

zu. Im Europaparlament und im<br />

EU-Finanzministerrat wurde lange über<br />

Details eines Vorschlags der EU-Kommission<br />

gerungen. Es zeichnete sich der politische<br />

Wille ab, die Honorarberatung<br />

gegenüber der hierzulande vorherrschenden<br />

Provisionsberatung zu stärken.<br />

Denn die Provisionsberatung ist umstritten.<br />

„Berater haben den Anreiz, vor allem<br />

jene Produkte anzupreisen und zu verkaufen,<br />

mit denen sie die höchsten Provisionen<br />

erzielen – und nicht die, die für die<br />

Kunden am besten wären“, kritisiert Eckhard<br />

Benner von der Verbraucherzentrale<br />

Baden-Württemberg. „<strong>Die</strong> Anleger<br />

wähnen sich in einem Beratungsgespräch,<br />

in Wirklichkeit handelt es sich<br />

aber um ein Verkaufsgespräch. Ein Bankberater<br />

beispielsweise muss Produkte seiner<br />

Bank verkaufen, daran wird er gemessen<br />

und vergütet“, fügt Regensburger<br />

hinzu. „Er befindet sich also in einem Interessenkonflikt<br />

zwischen seinen eigenen<br />

und den Interessen des Kunden.“<br />

Dem hält Norman Wirth, geschäftsführender<br />

Vorstand beim AfW – Bundesverband<br />

Finanzdienstleistung e.V. die soziale<br />

Rolle des Provisionsmodells entgegen.<br />

Schließlich diene es auch zur Altersvorsorge<br />

und Risikoabsicherung von breiten<br />

Bevölkerungsschichten, die sich eine Honorarberatung<br />

nicht leisten könnten.<br />

„Beide Beratungen müssen in Deutschland<br />

ihren Platz haben, denn sie werden<br />

von unterschiedlichen Kundengruppen<br />

nachgefragt“, sagt auch Herbert Jütten,<br />

Geschäftsführer Finanzmärkte des Bankenverbandes.<br />

Bei der Provisionsberatung<br />

sei vorgeschrieben, dass die Berater<br />

darauf hinweisen, dass und in welcher<br />

Höhe sie Provisionen bekommen. Das<br />

sorge für Transparenz. „Man kann ein guter<br />

Honorar- und ein guter Provisionsberater<br />

sein, man kann aber auch beides<br />

sehr schlecht machen“, ergänzt Wirth.<br />

Ein anderer Ansatz bei der Vergütung bedeute<br />

noch keinen Qualitätssprung, auch<br />

gegen Honorar könne ein Anleger<br />

schlecht und falsch beraten werden.<br />

Interessenkonflikte gibt es auch bei Honorarberatern.<br />

Wer zu fixen Stundensätzen<br />

berät, könnte versucht sein, möglichst<br />

viel Zeit für wohlhabende Kunden<br />

aufzuwenden. Problematisch ist auch,<br />

dass das Berufsbild des Honorarberaters<br />

nicht reguliert ist. Es fehlen Standards<br />

und eine Gebührenordnung wie etwa<br />

Steuerberater sie haben. „Mit Blick auf<br />

Mifid II überlegen natürlich auch Banken<br />

und Finanzdienstleister, ob sie verstärkt<br />

Honorarberatung auch für Retailkunden<br />

anbieten. Bevor der gesetzliche Rahmen<br />

aber nicht mehr Konturen angenommen<br />

hat, wird sich niemand festlegen“, sagt<br />

Jütten. Mit dem Retailgeschäft ist das<br />

standardisierte Massenkundengeschäft<br />

gemeint, bei dem der Vertrieb von Standardprodukten<br />

im Vordergrund steht.<br />

ph<br />

Foto: Picture-Factory


20 GELD &<br />

EARLY<br />

BIRD<br />

muenster.business de<br />

Das erfolgreiche <strong>Wirtschaft</strong>sportal<br />

Der weite Weg zur perfekten<br />

Das Netzwerk Oberfläche NRW ist im Technologiehof in Münster zu Hause. Auch Forschungs- und Entwicklungsthemen w<br />

hier gemeinsam bearbeitet, denn die internationale Konkurrenz schläft nicht.<br />

Es gibt heute kaum noch ein technisches<br />

Produkt, das nicht in irgendeiner<br />

Weise an der Oberfläche behandelt<br />

wird. Das betrifft technisch –<br />

funktionelle Eigenschaften (Härte,<br />

Korrosions- und Verschleißbeständigkeit)<br />

ebenso wie die ästhetischen<br />

Komponenten (Farbe, Haptik oder<br />

Glanz). Durch Weiterentwicklungen<br />

von Werkstoffen und Schichten mit<br />

innovativen elektronischen, katalytischen<br />

oder biologischen Eigenschaften<br />

werden viele Produkte erst einsetzbar<br />

und marktfähig gemacht.<br />

Das Netzwerk Oberfläche<br />

NRW mit Sitz im Technologiehof<br />

in Münster versteht<br />

sich dabei als zentrale Anlauf-<br />

und Koordinationsstelle<br />

für die gesamteWertschöpfungskette<br />

–von den Rohstoffherstellern, Lackund<br />

Klebstoffformulierern über das breite<br />

Feld der Anwenderbranchen bis hin zum<br />

Anlagenbau, den <strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen<br />

sowie den Universitäten und wissenschaftlichen<br />

Instituten. Das Netzwerk<br />

bündelt seine Aktivitäten dazu in den drei<br />

Handlungsfeldern: Innovation &Technik,<br />

Markt &Management, Bildung &Qualifizierung.<br />

Das Netzwerk Oberfläche NRW startete<br />

im Herbst 2009 als Verbundprojekt der<br />

regionalen <strong>Wirtschaft</strong>sförderungsgesellschaft<br />

WiN Emscher-Lippe GmbH, der<br />

Deutschen Forschungsgesellschaft für<br />

Oberflächenbehandlung (DFO) und der<br />

Technologieförderung Münster GmbH<br />

(TFM). <strong>Die</strong> TFM betreut die Aktivitäten<br />

im Raum Münsterland und Ostwestfalen/<br />

Lippe.<br />

Bis 2014 wurde das Netzwerk aus Mitteln<br />

des Landes NRW und des Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung finanziert.<br />

Nach ausgelaufener Förderung<br />

gründetesich 2014 das Netzwerk Oberfläche<br />

als Verein. Vorstandsvorsitzender<br />

wurde TFM-Geschäftsleiter Matthias<br />

Günnewig. Mit im Vorstand arbeiten Dr.<br />

Hans-Joachim Weintz von J.W.Ostendorf<br />

inCoesfeld und Harald Dekkers von<br />

EMSA inEmsdetten. „<strong>Die</strong> Vereinsgründung<br />

war enorm wichtig, um die Arbeit<br />

des Netzwerks langfristig zu sichern“, betont<br />

Günnewig im Gespräch mit der<br />

WIRTSCHAFT den Wert des Branchenbündnisses.<br />

„Im Mittelpunkt der Netzwerkarbeit stehen<br />

zunächst die Ausweitung vonKooperationen<br />

und Forschungsaktivitäten sowie<br />

die Sicherung von Fachkräften und<br />

des Nachwuchses“, erklärt Geschäftsführer<br />

Martin Gründkemeyer, der weitere<br />

Schwerpunkte indem breit angelegten<br />

Kompetenzspektrum der Gründungsmitglieder<br />

sieht. Insgesamt hat das Netzwerk<br />

aktuell 19 Mitglieder. Ein wichtiger Baustein<br />

sind regelmäßige Innovations-<br />

Workshops. Als eines seiner Spezialthemen<br />

beleuchtet Gründkemeyer die Entwicklung<br />

von Forschungskooperationen<br />

und Projektinitiierung. <strong>Die</strong> allgemeinen<br />

Ziele definieren Dr.Hans-Joachim Weintz<br />

und Martin Gründkemeyerso: „Das Netzwerk<br />

will den fachlichen Austausch zwischen<br />

den regionalen Akteuren aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Wissenschaft, Bildung und Politik<br />

erweitern, Innovationsthemen<br />

anstoßen und begleiten.<br />

Auf diesem<br />

Weg soll gemeinsam<br />

die<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

aller<br />

Netzwerkteilnehmer<br />

verbessert<br />

werden.“ Im Rahmen<br />

des Projektes<br />

werden dazu<br />

nachhaltige<br />

Strukturen aufgebaut, mit dem Ziel, die<br />

öffentliche Wahrnehmung der Oberflächentechnologie<br />

und den Standort Münsterland<br />

zu stärken.<br />

Da es bis zur perfekten Beschichtung<br />

einer Oberfläche ein weiter Weg ist, auf<br />

dem nichts schiefgehen darf–denn Qualität<br />

ist entscheidend und die internationale<br />

Konkurrenz schläft nicht –,ist es unerlässlich,<br />

dass Rohstoffhersteller, Lackhersteller,<br />

Galvaniseure und Anwender<br />

wie ein Uhrwerk ineinandergreifen.<br />

Vorstand und Geschäftsführung vom Netzwerk Oberfläche: (v.l.)<br />

Matthias Günnewig (Geschäftsleiter Technologieförderung Münster),<br />

Martin Gründkemeyer (Geschäftsführer Netzwerk Oberfläche NRW)<br />

und Dr. Hans-Joachim Weintz (J.W. Ostendorf, Coesfeld). Nicht im<br />

Bild: Harald Dekkers (EMSA).<br />

Foto: Peter Sauer<br />

„Im Mittelpunkt der Netzwerkarbeit<br />

stehen zunächst die Ausweitung<br />

von Kooperationen und Forschungsaktivitäten<br />

sowie die Sicherung<br />

von Fachkräften und des<br />

Nachwuchses.“<br />

Geschäftsführer Martin Gründkemeyer<br />

Das Netzwerk Oberfläche beschäftigt<br />

sich in Veranstaltungen und Beratungen<br />

mit praktischen und nachhaltigen Fragestellungen.<br />

Wie erhöht man die Qualität?<br />

Was macht<br />

die moderne<br />

Oberflächenanalytik<br />

auch international<br />

konkurrenzfähig?<br />

Welche<br />

Daten kann<br />

sie liefern?<br />

Neben BASF Coatings,<br />

Brillux, Osmo<br />

und Ostendorf<br />

sind überwiegend<br />

kleine<br />

und mittelständische<br />

Unternehmen in der münsterländischen<br />

Oberflächentechnologie tätig. <strong>Die</strong><br />

gesamteWertschöpfungsketteder Oberflächentechnik<br />

in der Region soll langfristig<br />

vernetzt werden. Neben der Stärkung<br />

der gerade für den internationalen<br />

Markt wichtigen Innovationsfähigkeit<br />

will das Netzwerk die Wissens- und Technologietransfers<br />

beschleunigen, auch um<br />

Forschung, Entwicklung und Förderung<br />

besser voranzutreiben. Gemeinsam werden<br />

Forschungs- und Entwicklungsthemen<br />

bearbeitet, um dadurch schneller<br />

und effizienter innovativeOberflächen zu<br />

gestalten. Das geschieht durch Workshops<br />

und Messen, Einzel- und Verbundprojekten,<br />

Identifikation und Akquise von<br />

Fördermitteln für Innovations- und Netzwerkprojekten,<br />

Unterstützung bei der<br />

Entwicklung vonbestehenden und neuen<br />

Ausbildungs- und Studiengängen sowie<br />

gezielte Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Dr. Hans-Joachim Weintz (J.W. Ostendorf)<br />

erläutert im Gespräch die Philosophie<br />

des Netzwerks Oberfläche: „Es ist<br />

wichtig, über den Tellerrand hinwegzuschauen.<br />

Es entwickelt sich stets alles weiter.<br />

Man darf auf keinen Fall stehen bleiben.<br />

Ich selbst habe nie aufgehört zu lernen.<br />

Auch weil der Spaßfaktor einfach<br />

Geschützt durch eine Eloxalschicht: Produkte wie dieses Sicherheitsventil w<br />

groß ist.“ Geschäftsführer Martin Gründkemeyer<br />

arbeitet täglich als Brückenbauer:<br />

„Nicht ganz einfach ist es zwischen<br />

allen Mitgliedern, auf gleicher Augenhöhe<br />

zu kommunizieren, besonders wenn es<br />

um die Sorgen bei Geheimhaltung und<br />

Verschwiegenheit geht. <strong>Die</strong> Konkurrenzgedanken<br />

unter den Wettbewerbern sind<br />

stark ausgeprägt.“<br />

Ob bei Betriebsbesuchen, bei der Akquise<br />

am Telefon oder auf Tagungen: Der 35-<br />

jährige Ingenieur für Beschichtungs- und<br />

Oberflächentechnik bleibt stets am Ball,<br />

denn für ihn ist klar: „Mehr Kooperationen<br />

sind die Zukunft! In Kooperation<br />

kann gemeinsam viel mehr erreicht werden,<br />

als wenn jeder für sich agiert.“.<br />

Auch für Weintz, der gleichermaßen in<br />

<strong>Wirtschaft</strong> wie Wissenschaft zu Hause ist,<br />

ist Netzwerkarbeit immer konstruktiv angelegt:<br />

„Mit Mitbewerbern gibt es eigentlich<br />

keine Konkurrenz. Ich habe da durchwegguteErfahrungen<br />

gemacht.“ Eitelkeiten<br />

hätten keinen Platz, w<br />

gehe, gemeinsam nachha<br />

chentechnologien nach v<br />

gen.Wichtig ist es, in der B<br />

und Schnelligkeit zu zeig<br />

chancen zu ergreifen“, b<br />

„Ich muss mich vielmehr fr<br />

te ich, damit der potenzie<br />

mir zusammenarbeitet?“<br />

ergänzt: „Ich glaube dara<br />

Firma stärker wird, werde<br />

Partner auch stärker.Ich se<br />

ken, dass die Gleichung 1<br />

Boole'schen Wert ‚Wahr‘ er<br />

Ideenfindung bis zur Verm<br />

Netzwerk Oberfläche aktiv<br />

uns als Spezialist mit ge<br />

ein, um Potenziale, Grenze<br />

tionen auszuloten. Wir fi<br />

moderieren, bewerten Sp<br />

sind Trendscout und viele<br />

Tägliches Pflichtprogram<br />

schäftsführers ist daher au


GESCHÄFT<br />

21<br />

Schicht<br />

erden<br />

Fachkräfte gehen<br />

so nicht verloren<br />

Farb- und Lacktechniker –Weiterbildung neben dem Job<br />

Eines der Leuchtturmprojekte des<br />

Netzwerks Oberfläche NRW ist der<br />

bundesweit einmalige Bildungsgang<br />

zum staatlich geprüften Farb- und<br />

Lacktechniker in Teilzeit. Eingerichtet<br />

wurde er in der Fachschule Technik<br />

am Adolph-Kolping-Berufskolleg<br />

in Münster.ImVergleich zum bereits<br />

bestehenden Vollzeitangebot ist die<br />

Teilzeitformaus Sicht von Studierenden<br />

und Unternehmen von deutlich<br />

höherem Wert. Denn: Dem Betrieb<br />

gehen die Fachkräfte nicht verloren.<br />

<strong>Die</strong>se können sich ohne Kündigung<br />

des Arbeitsplatzes und Aufgabe des<br />

Lebensstandards weiterbilden.<br />

Das Netzwerk Oberfläche<br />

NRW hatte den richtigen<br />

Riecher. Ein wahrer Run<br />

setzte ein. Auf 35Studienplätze<br />

kamen zum Start<br />

2013 rund 70 Anmeldungen. <strong>Die</strong> Zahl der<br />

Studienplätze wurde aufgestockt. <strong>Die</strong><br />

Nachfragestieg weiter.<strong>2015</strong>folgten über<br />

150Anmeldungen auf 70 Plätze (in zwei<br />

Klassen).<br />

Matthias Günnewig erläutert den großen<br />

Vorteil: „Betriebe können sehr gezielt<br />

Personalentwicklung betreiben und alle<br />

Potenziale ihrer Mitarbeiter fördern.“<br />

Und mit Blick auf die demografische Entwicklung<br />

ergänzt er: „<strong>Die</strong> Teilzeitweiterbildung<br />

ist ein aktives Steuerungsinstrument<br />

gegen Fachkräftemangel.“<br />

Und wie sind die Berufsaussichten für<br />

Teilzeitstudierende? „Sie könnten kaum<br />

besser sein“, erwidert Martin Gründkemeyer.<br />

Denn die Unternehmen hätten ein<br />

konkretes Interesse an deren Entwicklung.<br />

„Dank Stipendien und sonstiger Anreizsysteme<br />

können die Fachkräfteinder<br />

Firma gehalten werden.“<br />

Bei seiner Aussage verlässt er sich auf<br />

zahlreiche Rückmeldungen aus der Branche.<br />

Unternehmen wie BASF,Brillux, Osmo,<br />

Ostendorfund BYKsowie Anwender<br />

wie Schmitz Cargobull, Claas und Kaldewei<br />

haben schon Bedarf anStudienplätzen<br />

angemeldet. Mehr noch: Nicht wenige<br />

Industriepartner wollen sich am Curriculum<br />

beteiligen, schicken Experten, die<br />

am Unterricht mitwirken.<br />

Das Teilzeitangebot bietedie Option, Beruf,<br />

Karriereund finanzielle Absicherung<br />

gut zu vereinbaren, meint Ingo Hörsting,<br />

Leiter Forschung und Entwicklung bei<br />

Brillux. Als zeitgemäße und inhaltlich<br />

sinnvolle Weiterbildung stuft Wolfram<br />

Schier, Leiter Personalentwicklung und<br />

Ausbildung bei BASF, den berufsbegleitenden<br />

Bildungsgang ein.<br />

ps<br />

Foto: J.W.Ostendorf<br />

erden sodauerhaft versiegelt.<br />

enn es darum<br />

ltige Oberfläorne<br />

zu brinranche<br />

Agilität<br />

en, um Marktetont<br />

Weintz.<br />

agen: Wasbielle<br />

Partner mit<br />

Gründkemeyer<br />

n: Wenn eine<br />

nalle anderen<br />

he in Netzwer-<br />

+1 =3oft den<br />

hält.“. Vonder<br />

arktung ist das<br />

:„Wirmischen<br />

nerellem Blick<br />

nund Konzepltern,<br />

beraten,<br />

arringspartner,<br />

smehr.“<br />

m des Gech<br />

die 60- bis<br />

Foto: TKOberfläche.<br />

OBERFLÄCHENTECHNOLOGIE<br />

Oberflächen sind Teil des persönlichen Wohnstils.<br />

Klassisch oder modern, durchgehend oder unterteilt,<br />

glatt oder gerahmt. Allein bei den Küchen,<br />

die zum Beispiel in Warendorf produziert werden,<br />

gibt es über 300 Oberflächen- und über 2000<br />

Farbvarianten. <strong>Die</strong> dabei angewandte Technik ist<br />

vielfältig: Anstrich, Lackierung, Tauchen oder Härten,<br />

Oxidierung und Lasermarking. Zwischen zwei<br />

grundlegenden Verfahren wird unterschieden:<br />

einerseits die Beschichtung von Oberflächen, andererseits<br />

die Veränderung der materialtypischen<br />

Oberflächeneigenschaften.<br />

In Münster ist die Branche geprägt von großen<br />

90-minütige aktuelle Lektüre der Fachzeitschriften.<br />

Wasihn antreibt? „<strong>Die</strong> technische<br />

Machbarkeit, Unternehmen erfolgreicher<br />

zu machen; den Weg zuebnen,<br />

zu vereinfachen, Networking,<br />

Marktbeobachtung, das Matching zwischen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> und Wissenschaft auf<br />

Augenhöhe.“ Denn: „Wir betrachten die<br />

Dinge nicht oberflächlich, sondern oberflächIG.“<br />

Das Netzwerk nehme gemeinsam die<br />

Hürden, etwabei bürokratischen Fragen.<br />

„Sonst sitzt immer einer allein wie das Kaninchen<br />

vorder Schlange“ So ist das Netzwerk<br />

„ein Zusammenbringen an kritischen<br />

Massen und grauen Zellen“. Nachhaltigkeit<br />

ist dabei ein wichtiger Baustein.<br />

Matthias Günnewig nennt das Beispiel<br />

Farben: „Früher hieß es immer ´Farbe<br />

muss stinken, sonst ist es nicht neu´. Heute<br />

geht es darum, Wandfarbe zu entwickeln,<br />

die Gerüche absorbiert und keine<br />

gesundheitlichen Nebenwirkungen hat.“<br />

Als ein wesentliches Instrument hat das<br />

Netzwerk den Oberflächenatlas NRW<br />

entwickelt. Er führt Unternehmen und<br />

Einrichtungen aus den Themenfeldern<br />

Lohnbeschichtung, Rohstoffe und Halbzeuge,<br />

Anlagen und Peripherie, Forschung<br />

und Entwicklung sowie <strong>Die</strong>nstleister<br />

auf. Regionale Ansprechpartner<br />

finden per Mausklick wirtschaftliche und<br />

wissenschaftliche Kompetenz vor der<br />

Haustür. Esgeht auch um kurze Wege,<br />

Nachfolgerfragen und Antworten auf<br />

technische Fragestellungen.<br />

Peter Sauer<br />

Im Labor wird ein Lack exakt eingewogen.<br />

Lack- und Farbproduzenten wie BASF und Brillux.<br />

<strong>Die</strong>se stellen Lacke und Farben für unterschiedliche<br />

Anwendungen her und gehören zu den Marktführern<br />

ihrer Branche. Mit insgesamt mehr als 4500 Beschäftigten<br />

und einem Jahresumsatz von drei Milliarden<br />

Euro stellen diese Unternehmen die größte<br />

Industriebranche in der Stadt dar. Mit der Oberflächenanalytik<br />

im Mikro- und Nanobereich hat sich in<br />

Münster in den vergangenen Jahren ein Schwerpunkt<br />

im Bereich der technologischen <strong>Die</strong>nstleistung<br />

herausgebildet. Im Umfeld der Forschungen am<br />

Center for Nanotechnology (CeNTech) und den Fachbereichen<br />

Chemie und Physik der Universität hat<br />

sich eine hoch innovative Szenerie kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen entwickelt. <strong>Die</strong>se befassen<br />

sich vor allem mit Technologien zur nanound<br />

mikroskaligen Analyse und Beeinflussung von<br />

Oberflächeneigenschaften.<br />

<strong>Die</strong> Unternehmen der Oberflächentechnologie bilden<br />

eine Kernbranche im Münsterland. Wegen der<br />

zahlreichen, sehr erfolgreichen Akteure ist Münster<br />

der beschäftigungsstärkste Lackproduktionsstandort<br />

inDeutschland, zumal aus dem Münsterland<br />

zwei der größten Dispersionsfarbenhersteller<br />

Europas kommen: Brillux und Ostendorf. Mit BASF<br />

Coatings in Münster-Hiltrup findet sich in der Region<br />

auch der größte zusammenhängende Lackproduktionsstandort<br />

der Welt.<br />

ps<br />

Foto: J.W.Ostendorf.<br />

BEST OF<br />

business<br />

muenster.business de<br />

Das erfolgreiche <strong>Wirtschaft</strong>sportal


22 GELD & GESCHÄFT<br />

Beim Recruiting punkten<br />

wie die Metropolen<br />

Kreis Warendorf startet über die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung einen „Willkommens-Service“ für Fachkräfte<br />

Wegen 1500 blühender Pflaumenbäume<br />

oder 52 Hofläden verlegt niemand<br />

den beruflichen und privaten<br />

Lebensmittelpunkt in den Kreis Warendorf.<br />

Aber Fach- und Führungskräfte<br />

sind dort gern gesehen und<br />

müssen her. Mit einem „Willkommens-Service“<br />

will die Gesellschaft<br />

für <strong>Wirtschaft</strong>sförderung im Kreis<br />

Warendorf (gfw) jetzt mehr qualifizierte<br />

Fach- und Führungskräfte für<br />

den <strong>Wirtschaft</strong>sstandort gewinnen.<br />

<strong>Wirtschaft</strong>lich hat der<br />

Kreis Warendorf<br />

Arbeitgeber zu bieten,<br />

die in ihrem Segment<br />

weltweit führend<br />

sind. Zum Beispiel die ThyssenKrupp Industrial<br />

Solutions in Neubeckum, die<br />

800 Ingenieure beschäftigt und im Großanlagen-<br />

und Maschinenbau zu Hause<br />

ist. Oder die Beumer Group, international<br />

führender Hersteller von Förder- und<br />

Verladetechniken. Viele sind Global Player,<br />

bieten innovative Produkte und<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen.<br />

Wie überzeugt aber ein Unternehmen<br />

einen Wunschkandidaten davon, sich<br />

fürs Münsterland und den Kreis Warendorf<br />

zu entscheiden und BMW, Siemens<br />

oder Bosch, Bayern oder Baden-Württemberg<br />

links liegen zu lassen?<br />

Frisch im <strong>August</strong> gestartet, greift die gfw<br />

den Personalern der ansässigen Unternehmen<br />

mit dem „Willkommens-Service“<br />

unter die Arme. Ein Rundum-Service,<br />

der Bewerbern den Kreis nicht nur<br />

schmackhaft machen<br />

soll, sondern<br />

auch die Bedürfnisse<br />

von<br />

Kind und Kegel<br />

im Hinterkopf behält.<br />

„Mit dem Willkommens-Service<br />

geben wir potenziellen<br />

Fachkräften<br />

einen Überblick zu Themenfeldern<br />

wie Familienleben, Kultur und Freizeit,<br />

Wissenschaft oder Wohnen und bieten<br />

ihnen einen persönlichen Beratungsservice<br />

an“, fasst Petra Michalczak-Hülsmann,<br />

Geschäftsführerin der gfw, die<br />

Service-Module zusammen.<br />

Vier Stück gibt es. Das Basis-Modul dient<br />

als Einstieg in den Willkommens-Service<br />

– sozusagen als „Infotour“ durch den<br />

Kreis Warendorf. Berater der gfw treffen<br />

sich mit den Wunschkandidaten und stellen<br />

den Status quo fest: Single, Paar oder<br />

Familie? Wie sehen die Wünsche zum<br />

Wohnen und Leben aus, welche Hobbys<br />

„Jedes Unternehmen kann uns<br />

ansprechen, egal ob große Maschinenbaufirma<br />

oder kleiner Handwerksbetrieb.“<br />

Petra Michalczak-Hülsmann<br />

Heißen Fach- und Führungskräfte willkommen: Petra Michalczak-Hülsmann, Geschäftsführerin der Gesellschaft für <strong>Wirtschaft</strong>sförderung im Kreis Warendorf<br />

mbH (gfw), und Landrat Dr. Olaf Gericke.<br />

Fotos: Maxi Krähling<br />

müssen möglich sein? Steht das fest, präsentiert<br />

die gfw individuell zugeschnittene<br />

Angebote.<br />

Im VIP-Modul gibt es zusätzlich Informationen<br />

zu unterschiedlichen Wohnmöglichkeiten.<br />

Darf es ein Haus oder eine<br />

Wohnung sein, Eigentum oder Miete?<br />

Auch Informationen zum Schul- und Betreuungsangebot<br />

im Kreis Warendorf<br />

werden geliefert. „All dies wird berücksichtigt,<br />

damit sich die Bedürfnisse der<br />

Wunschkandidaten und die Angebote,<br />

die der Kreis bietet, miteinander decken“,<br />

so Michalczak-Hülsmann.<br />

Damit nicht genug: Wenn schon der<br />

Hausstand umzieht, dann nach Möglichkeit<br />

auch der Job des Partners. Auch hier<br />

hilft die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung und klopft<br />

die beruflichen Perspektiven in der Region<br />

ab. „Der Dual Career Service bietet<br />

Informationen zu Branchen und potenziellen<br />

Arbeitgebern und stellt auf<br />

Wunsch den Kontakt zu den passenden<br />

Netzwerkpartnern her“, verspricht der<br />

neue Internetauftritt.<br />

<strong>Die</strong> gfw stellt den Service den Unternehmen<br />

kostenlos zur Verfügung. „Jedes<br />

Unternehmen kann uns ansprechen, egal<br />

ob große Maschinenbaufirma oder kleiner<br />

Handwerksbetrieb,“ so Michalczak-<br />

Hülsmann. Im Münsterland sucht der<br />

„Willkommens-Service“ derzeit seinesgleichen.<br />

„Es gibt Vorbilder aus großen<br />

Metropolen wie Berlin, aber hier sind wir<br />

die ersten mit diesem Angebot“, so Michalczak-Hülsmann.<br />

Dass der Service für<br />

einen kompletten Kreis angeboten werde,<br />

sei ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Aber die gfw setzt nicht allein auf<br />

den Willkommensservice. „Wir haben<br />

eine konkrete Strategie und Lösungsansätze,<br />

um Unternehmen bei dem Recruiting<br />

von Fach- und Führungskräften zu<br />

unterstützen“, verdeutlicht Michalczak-<br />

Hülsmann. So werden das Hochschul-<br />

Kompetenz-Zentrum „studieren & forschen“<br />

(HOKO) und die Studienorte Ahlen,<br />

Beckum und Oelde der FH Münster<br />

mit einbezogen.<br />

Wie viele zukünftige Fach- und Führungskräfte<br />

das Angebot in Anspruch<br />

nehmen werden, kann die gfw noch nicht<br />

absehen. „<strong>Die</strong> angebotene individuelle<br />

Beratung von Wunschkandidaten ist ein<br />

Experiment“, sagt die Geschäftsführerin.<br />

<strong>Die</strong> Unternehmen aus der Region müssen<br />

also zuarbeiten und den Service bei der<br />

gfw buchen. Der Impuls, einen solchen<br />

<strong>Die</strong>nst einzurichten, kam von den Firmen<br />

aus der Region. Außerdem sind die Bürgermeister<br />

der 13 Städte und Gemeinden<br />

mit im Boot. Es ist ein gemeinsames Angebot.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong>sförderungen vor<br />

Ort vermitteln den Kontakt zum Willkommens-Service<br />

der gfw. „Vor allem bei<br />

den Elektro- und Maschinenbauingenieuren<br />

sowie in der Gesundheitswirtschaft<br />

ist es für die Unternehmen schwierig,<br />

geeignete Fachkräfte in der Region zu<br />

finden. Deshalb liegt den Unternehmen<br />

viel daran, Bewerber für den Kreis zu akquirieren“,<br />

erklärt Michalczak-Hülsmann.<br />

Mehr als 15 000 Menschen arbeiten<br />

im Kreis Warendorf im Maschinenund<br />

Anlagenbau. „Hier finden sich beste<br />

Voraussetzungen, die Karriere zu starten<br />

oder in Schwung zu bringen. Wie der<br />

Willkommens-Service angenommen<br />

wird, hängt auch von der Konjunkturentwicklung<br />

ab. Aber die oft mittelständischen<br />

und familiengeführten Unternehmen<br />

planen langfristig und setzen die<br />

Instrumente der Personalentwicklung<br />

gezielt ein. Arbeitgeberattraktivität ist<br />

kein Fremdwort“, erklärt Landrat Dr. Olaf<br />

Gericke. Der Anreiz für Bewerberinnen<br />

und Bewerber sollte da sein. Jetzt müssen<br />

sie noch zugreifen.<br />

www.willkommensservice-waf.de<br />

Maxi Krähling<br />

NACHGEFRAGT<br />

Warum fällt es den Unternehmen schwer, geeignete Fachkräfte zu finden?<br />

Landrat Dr. Olaf Gericke, Vorsitzender des Aufsichtsrates der gfw: Heute entscheidet nicht mehr alleine<br />

der finanzielle Anreiz darüber, ob man eine neue Stelle annimmt oder nicht. Heute wird das vor<br />

allem zu Hause am Küchentisch entschieden. <strong>Die</strong> Lebenspartner und Kinder reden mit. Wenn man die<br />

Wahl hat zwischen München oder Warendorf, ist die Wahl unter Umständen schnell gefallen. Deshalb<br />

müssen wir nicht nur die Bewerber, sondern die ganze Familie von den Vorteilen des ländlichen Raumes<br />

und vor allem des Kreises Warendorf überzeugen.<br />

Der Willkommens-Service könnte das schaffen?<br />

<strong>Die</strong> Willkommensseite der Gesellschaft für <strong>Wirtschaft</strong>sförderung im Kreis Warendorf mbH.<br />

Gericke: Ja. Der Willkommens-Service bietet die größtmögliche Unternehmensnähe und damit die optimale<br />

Anpassung an die Bedürfnisse der Unternehmen. Wir können die Unternehmen individuell dabei<br />

unterstützen, Fach- und Führungskräfte zu gewinnen. Bislang konnten wir den Bewerbern zwar<br />

Informationsmaterial an die Hand geben – von den Städten und Gemeinden, von den Unternehmen,<br />

von verschiedenen Freizeitangeboten – aber nichts Gebündeltes, was den Kreis Warendorf als Ganzes<br />

darstellt und speziell auf sie zugeschnitten ist. Deshalb bieten wir diese <strong>Die</strong>nstleistung seit <strong>August</strong><br />

als Teil unserer Fachkräftestrategie an, um die Wunschkandidaten an die Hand zu nehmen und ihnen<br />

gezielt zu zeigen, was den Kreis Warendorf so attraktiv macht. Warum es sich lohnt, hier zu leben.<br />

Wir heißen sie willkommen.<br />

Maxi Krähling


23 GELD & GESCHÄFT<br />

Für gute Mitarbeiter<br />

muss man brennen<br />

1. Westfälischer Kongress für Mitarbeiter-Begeisterung – Experten verraten ihre Erfolgsideen<br />

Begeisterung steckt an. Nicht nur im<br />

Stadion oder in der Konzertarena –<br />

auch im Arbeitsleben wirken Menschen,<br />

die für eine Sache brennen,<br />

wie ein Motor. Begeisterung, die an<br />

ein Unternehmen bindet und antreibt,<br />

Aufgaben optimal zu erfüllen,<br />

fällt aber nicht vom Himmel. Sie<br />

muss entwickelt und gelebt werden.<br />

In Münster findet am 28. Oktober der<br />

„1. Westfälische Kongress für Mitarbeiter-Begeisterung“<br />

statt, der<br />

aufzeigen wird, wie man im „War for<br />

Talents“ die klugen Köpfe und engagierten<br />

Bewerber gewinnt.<br />

Michael Groß ist der<br />

zweiterfolgreichste<br />

deutsche Schwimmsportler<br />

aller Zeiten.<br />

Der „Albatros“, wie er<br />

wegen seiner großen Spannweite der Arme<br />

respektvoll genannt wird, ist heute<br />

Kommunikationsmanager und Lehrbeauftragter<br />

an der „Frankfurt School of Finance<br />

& Management“ im Fachbereich<br />

Personalführung und Unternehmenskultur.<br />

Groß, der unter anderem ein Buch<br />

mit dem Titel „Siegen kann jeder“ verfasst<br />

hat, gehört Ende Oktober im Messeund<br />

Congress-Zentrum Halle Münsterland<br />

zu den Top-Referenten des vor allem<br />

für den Mittelstand konzipierten Personalkongresses.<br />

„Das Kapital Mitarbeiter<br />

Dr. Michael Groß<br />

Foto: dpa<br />

mobilisieren“ – zum diesem Thema<br />

spricht der Weltklasse-Athlet. Eine seiner<br />

Kernbotschaften lautet: Führungskraft<br />

ist, wer andere erfolgreich macht.<br />

Beim 1. Westfälischen Kongress für Mitarbeiter-Begeisterung<br />

vermitteln 14 Top-<br />

Referenten der Personalszene Strategien<br />

und Ideen, damit kleinere und mittlere<br />

Unternehmen beim Recruiting erfolgreich<br />

sein können. „Praxisorientiert und<br />

fokussiert auf kleine und mittlere Budgets.<br />

Alles für ein gutes Arbeitgeber-<br />

Image und bessere Sichtbarkeit auf dem<br />

Arbeitsmarkt. Um dann mit dem richtigen<br />

Mix an Recruiting-Maßnahmen die<br />

engagierten Bewerber zu finden – und<br />

diese genau wie bestehende Mitarbeiter<br />

langfristig für Ihr Unternehmen zu begeistern“,<br />

heißt es in einer Ankündigung.<br />

Schon um 8.45 Uhr wird Christiane Stein,<br />

Moderatorin der ntv-News, das Programm<br />

einläuten. Für die Unternehmensgruppe<br />

Aschendorff, die mit der<br />

Zeitungsgruppe Münster Strategie-Partner<br />

des Kongresses ist, wird Geschäftsführer<br />

und Verleger Dr.<br />

Eduard Hüffer ein kurzes<br />

Grußwort sprechen.<br />

„In Zukunft überzeugen<br />

Arbeitgeber die Bewerber“ –<br />

so lautet die These von Prof.<br />

Dr. Armin Trost, vom „Personalmagazin“<br />

zu einem der führenden<br />

40 Köpfe im Personalwesen gekürt.<br />

Trost, der an der Hochschule Furt ngen<br />

Personalmanagement lehrt, wi ebendig<br />

erläutern, wie man als Unternehmen<br />

zur Marke wird. „Ein Perspektivenwechsel<br />

ist angesagt – es geht um Schnelligkeit,<br />

Transparenz und Wertschätzung.“<br />

Weitere Referenten in Münster sind die<br />

Geschäftsführerin und Bestsellerautorin<br />

Daniela A. Ben Said, „Female Speaker of<br />

the Year 2014“, Fachbuchautor und Verkaufstrainer<br />

Dirk Kreuter, der Osnabrücker<br />

<strong>Wirtschaft</strong>spsychologe Prof. Dr. Uwe<br />

P. Kanning, Prof. Dr. Jörg Knoblauch,<br />

unter anderem Vorstandsmitglied der<br />

Deutschen Management-Gesellschaft,<br />

und Thomas Hans, Präsident des Marketing-Clubs<br />

Münster / Osnabrück e.V.<br />

Ausführliche Informationen und die<br />

Möglichkeit zur Anmeldung finden Interessierte<br />

unter www.begeisterungs-kongresse.de.<br />

wk<br />

STANDORTPORTRÄT: Senden-Bösensell<br />

Senden auf Expansionskurs<br />

Gemeinde punktet mit guter Verkehrsanbindung – Neues Gewerbegebiet „Brocker Feld“ in Bösensell<br />

Mitten im Münsterland, am Autobahnkreuz<br />

A43/A 1, im Zentrum des<br />

Kreises Coesfeld und damit innerhalb<br />

eines stark expandierenden<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sraumes mit hohem Nachfragepotenzial,<br />

liegt Senden.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde fördert aktiv die Ansiedlung<br />

von Unternehmen und unterstützt<br />

sie bei standortbezogenen Planungen<br />

und Umsiedlungs- und Erweiterungsvorhaben.<br />

Dabei legt sie großen Wert auf<br />

eine partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

mit ortsansässigen Betrieben und auf<br />

eine optimale Infrastruktur in allen Bereichen.<br />

Ein attraktiver Standort für Unternehmen<br />

ist der Sendener Ortsteil Bösensell.<br />

Durch die Lage der Gewerbegebiete – nahe<br />

der Autobahn A 43 und direkt an der<br />

Eisenbahnstrecke Münster-Dülmen-Essen<br />

– ist dieser Standort nicht nur für<br />

Arbeitgeber reizvoll. Auch die Arbeitnehmer<br />

aus der Region wissen die gute Verkehrsanbindung<br />

zu schätzen.<br />

Am exponierten Standort an der A 43 an<br />

der Anschlussstelle Senden entsteht aktuell<br />

ein weiteres, neues Gewerbegebiet<br />

namens Brocker Feld mit neun Hektar Industrie-<br />

und Gewerbefläche. In Kürze soll<br />

mit dem Bau der ersten Unternehmen begonnen<br />

werden. <strong>Die</strong> letzten Erschließungsarbeiten<br />

werden nun durchgeführt,<br />

sollten aber in diesen Tagen abgeschlossen<br />

sein. Interessenten für das Baugebiet<br />

gibt es bereits. Drei Unternehmen<br />

aus der Gemeinde Senden möchten sich<br />

dort ansiedeln.<br />

Zunächst wird der südliche Teil vermarktet.<br />

„Auch im nördlichen Teil hätten wir<br />

schon Grundstücke vermarkten können.<br />

Für diese Flächen wollen wir allerdings<br />

mit wissenschaftlicher Unterstützung der<br />

Fachhochschule Münster ermitteln, welche<br />

Unternehmen aus welcher Branche<br />

am Besten in die Gemeinde passt“, so<br />

Bürgermeister Alfred Holz. Aufgrund der<br />

verkehrstechnisch günstigen Lage und<br />

der künftigen Glasfaser-Versorgung des<br />

Gebiets, „haben wir die besten Voraussetzungen<br />

für die Ansiedlung eines Unternehmens<br />

aus der Hochtechnologie geschaffen“,<br />

so der Bürgermeister weiter.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung der Fachhochschule<br />

solle bis zum Jahresende abgeschlossen<br />

werden.<br />

Aber auch vor der Fertigstellung des neuen<br />

Gewerbegebiets ist die Gemeinde mit<br />

den Gebieten „Im Südfeld“ und „Im<br />

Dorn“ bereits gut aufgestellt. „Schon bei<br />

der Verlagerung des Standortes waren<br />

die gute Autobahnanbindung sowie die<br />

Nähe zu Münster Gründe, die für Senden<br />

sprachen“, sagt beispielsweise Christina<br />

Rüsweg von der Th. Niehues GmbH, die<br />

sich an der Bahnhofstraße angesiedelt<br />

hat. Zudem bot das Gewerbegebiet genügend<br />

Fläche um sich zu vergrößern. „In<br />

den fast 30 Jahren, die die Th. Niehues<br />

GmbH nun in Senden ist, hat sich eine<br />

positive und enge Zusammenarbeit mit<br />

der Kommune entwickelt und es konnte<br />

immer mit Unterstützung gerechnet werden.“<br />

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Das neue Gewerbegebiet „Brocker Feld“<br />

wird mit großen Plakaten angekündigt.<br />

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24 GELD & GESCHÄFT<br />

Kaum Fortschritte in NRW<br />

Kommunaler Finanzreport sieht Kommunen und Kreise mehr und mehr in der Bredouille<br />

<strong>Die</strong> Haushaltsergebnisse der Städte<br />

und Kreise in Nordrhein-Westfalen<br />

haben sich 2014 dramatisch verschlechtert.<br />

Bewegten sich die Kommunen<br />

in den beiden Vorjahren noch<br />

nahe der schwarzen Null, so stand<br />

2014 ein Defizit von über 1,5 Milliarden<br />

Euro zu Buche. „In keinem anderen<br />

Bundesland gab es einen vergleichbaren<br />

Einbruch“, berichtete<br />

jetzt die Bertelsmann-Stiftung in<br />

ihrem Kommunalen Finanzreport.<br />

<strong>Die</strong> bayerischen Kommunen<br />

verzeichneten gar einen<br />

Überschuss in fast gleicher<br />

Höhe. Verantwortlich für das<br />

Defizit in NRW ist kein Rückgang<br />

der Einnahmen, sondern<br />

ein starker Anstieg der<br />

Ausgaben für Personal und<br />

Soziales.<br />

Folge dieser Entwicklung<br />

seien weiter wachsende<br />

Kassenkredite. <strong>Die</strong>sen Krediten<br />

stünden, sofern sie<br />

nicht aufgrund der<br />

Niedrigzinsphase zur Umschuldung<br />

von Investitionskrediten<br />

genutzt werden, keinerlei Werte<br />

oder Investitionen gegenüber.<br />

„Sie sind – vergleichbar mit Dispo-Krediten<br />

– eine der letzten<br />

Möglichkeiten für notleidende<br />

Kommunen, kurzfristig ihre Zahlungsfähigkeit<br />

zu sichern. Trotz<br />

des ambitionierten Stärkungspakts,<br />

den die nordrhein-westfälische<br />

Landesregierung 2009 aufgelegt<br />

hat, stiegen die Kassenkredite<br />

auf das Rekordniveau von 26,5 Milliarden<br />

Euro. Das sind 1500 Euro pro Einwohner“,<br />

heißt es in einer Mitteilung.<br />

Damit stehe jeder zweite Euro, den Kommunen<br />

in Deutschland als Kassenkredit<br />

aufnehmen, in den Bilanzen einer NRW-<br />

Kommune. In Bayern, Sachsen oder Baden-Württemberg<br />

hingegen seien Kassenkredite<br />

nahezu unbekannt. Allein die<br />

Stadt Essen müsse mit fast 2,1 Milliarden<br />

Euro drei Mal mehr Kassenkredite bedienen<br />

als alle Kommunen Bayerns, Baden-<br />

Württembergs und Sachsens zusammen.<br />

Besonders in der Bredouille sind laut Bertelsmann-Stiftung<br />

Essen, Duisburg, Wuppertal,<br />

Oberhausen, Dortmund, Hagen,<br />

Mönchengladbach, Gelsenkirchen, Mülheim<br />

und Bochum. Auf sie entfallen 12,5<br />

der 27 Milliarden Euro Kassenkredite.<br />

Mit der Kredithöhe steigen die Zinsrisiken.<br />

Weil Kassenkredite kurze Laufzeiten<br />

haben, würden sich etwaige Zinsanstiege<br />

schnell in den Haushalten niederschlagen.<br />

Bereits heute zahlen die<br />

Kommunen in NRW drei Mal mehr<br />

Zinsen als jene in Sachsen. „Bestehende<br />

Haushaltskrisen verschärfen sich –<br />

trotz insgesamt guter Konjunktur und<br />

eines finanzpolitisch positiven Bundestrends“,<br />

sagte Kirsten Witte, Kommunalexpertin<br />

der Bertelsmann-Stiftung.<br />

In NRW seien die Kassenkredite inzwischen<br />

höher als die Investitionskredite.<br />

Das Bundesland gerate daher<br />

bei Investitionen in die lokale<br />

Infrastruktur mehr und mehr in<br />

Rückstand. <strong>Die</strong> Kommunen in Bayern<br />

und Baden-Württemberg investieren<br />

pro Einwohner 2,5 Mal<br />

mehr als in Nordrhein-Westfalen.<br />

„Für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse<br />

ist diese Entwicklung<br />

bedrohlich. <strong>Die</strong> Unterschiede<br />

zwischen den Regionen<br />

werden fortgeschrieben“, sagte<br />

Witte<br />

Kaum einer notleidenden Kommune<br />

gelingt es, entscheidende Faktoren<br />

für finanzielle Handlungsspielräume<br />

mittelfristig wesentlich zu verbessern.<br />

Um das zu belegen, analysierte die Stiftung<br />

erstmals die zeitliche und regionale<br />

Entwicklung von Steuerkraft und Hartz-<br />

IV-Wohnkosten. Letztere sind direkt abhängig<br />

vom Ausmaß der Langzeitarbeitslosigkeit<br />

und gelten als klassische kommunale<br />

Sozialleistung.<br />

Dazu<br />

wurden die 398<br />

kreisfreien Städte<br />

und Kreise bundesweit<br />

je nach<br />

Höhe ihrer Hartz-<br />

IV-Ausgaben bzw.<br />

Steuereinnahmen<br />

für 2008 und<br />

2013 in vier Gruppen eingeteilt.<br />

<strong>Die</strong> Steuereinnahmen der nordrheinwestfälischen<br />

Kommunen liegen über<br />

dem Bundesdurchschnitt. Allerdings fiel<br />

die Wachstumsdynamik in Nordrhein-<br />

Westfalen seit 2008 mit 6,5 Prozent relativ<br />

gering aus. Bundesweit stiegen die<br />

Steuereinnahmen in diesem Zeitraum<br />

um elf Prozent. Problematischer sind die<br />

hohen Ausgaben für die Hartz-IV-Wohnkosten.<br />

Nahezu jede zweite Kommune in<br />

Nordrhein-Westfalen befand sich sowohl<br />

2008 als auch 2013 im bundesweit<br />

schlechtesten Viertel. Den Kommunen<br />

gelingt es nicht, diese hohe Ausgabenbelastung<br />

abzubauen. Ein weiteres Ergebnis<br />

der Analysen: Haushaltskrisen sind<br />

oftmals programmiert, weil hohe Ausgaben<br />

für Hartz-IV-Wohnkosten vor allem<br />

in steuerschwachen Kommunen anfallen.<br />

„Für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse<br />

ist diese Entwicklung<br />

bedrohlich.“<br />

Kirsten Witte<br />

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25 WISSEN & LEBEN<br />

Benehmen ist längst<br />

nicht mehr Glückssache<br />

Von Tischmanieren und Taktgefühl – Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion. Benimmkurse<br />

können weiterhelfen, denn im Arbeitsleben ist korrektes Verhalten stets ein Gewinn.<br />

Gelernt ist gelernt: Wie hier beim Knigge-Dinner in Tecklenburg, kann man gutes Benehmen trainieren.<br />

Foto: Jürgen Peperhowe<br />

Benehmen ist Glückssache: Ein Satz,<br />

der bei schlechten Manieren schnell<br />

die Runde macht. Laut einer Allensbach-Umfrage<br />

legen 87 Prozent aller<br />

Deutschen Wert auf eine gute Kinderstube.<br />

Eine YouGov-Umfrage<br />

unter 1330 Bürgern zeigt, dass drei<br />

von vier Befragten sogar dafür sind,<br />

„Benehmen“ als Unterrichtsfach einzuführen.<br />

Dagegen kontert der Philologenverband:<br />

Nicht jeder gesellschaftliche<br />

Missstand könne durch<br />

ein neues Schulfach bekämpft werden,<br />

in puncto Benimm dürften Familie<br />

und Umfeld nicht aus der Verantwortung<br />

entlassen werden.<br />

Was also können Eltern<br />

und Familie tun, um<br />

Kindern gutes Benehmen<br />

beizubringen?<br />

Wo gibt es Unterstützung?<br />

Und warum ist gutes Benehmen<br />

eigentlich so wichtig?<br />

Gutes Benehmen bedeutet Kultur und<br />

Niveau. Umgangsformen und Manieren<br />

sind ein wichtiges Kriterium auf dem<br />

Arbeitsmarkt und für zwischenmenschliche<br />

Beziehungen. Gutes Benehmen öffnet<br />

Türen. Außerdem macht es Spaß,<br />

parkettsicher zu sein, manchmal ist dies<br />

sogar ein absolutes Muss. Daher gilt: Egal<br />

wo, egal in welcher<br />

Situation,<br />

„Kinder, die gute Umgangsformen<br />

erworben haben, gehen später<br />

selbstbewusster durch die Welt.“<br />

Benehmen darf<br />

auf keinen Fall<br />

Glücksache bleiben.<br />

Kinder profitieren<br />

für ihre Nicole Knaack<br />

ganze Zukunft,<br />

wenn sie die Regeln<br />

des Miteinanders möglichst früh auf<br />

spielerische Weise erlernen. Kinder, die<br />

in jungen Jahren gute Umgangsformen<br />

erworben haben, gehen später selbstbewusster<br />

durch die Welt, sagt Nicole<br />

Knaack, Pädagogin bei der Techniker<br />

Krankenkasse (TK). Altersangemessen,<br />

durch schrittweise Einführung einfachster<br />

Regeln wie „bitte“ und „danke“ sagen,<br />

können Kinder bereits im Kindergartenalter<br />

die Grundlagen der Höflichkeit erlernen.<br />

Kinder sind eher bereit, gute Umgangsformen<br />

zu übernehmen, wenn sie deren<br />

Sinn verstehen. Warum sollen sie ein bestimmtes<br />

Verhalten an den Tag legen,<br />

was steckt dahinter? Grundregeln und<br />

die Folgen müssen<br />

erklärt werden.<br />

Ein einfaches<br />

„Das macht<br />

man eben nicht“<br />

hilft nicht weiter.<br />

Kindern muss<br />

deutlich werden,<br />

dass es sich bei<br />

guten Manieren nicht nur um eine spießige<br />

Idee der Großen handelt, sondern dass<br />

– wer höflich ist – meist beliebter und erfolgreicher<br />

ist oder dass Tischmanieren<br />

schlicht hygienische Gründe haben – was<br />

Kinder meist spätestens dann verstehen,<br />

wenn jemand ihre Lieblingspuppe mit<br />

schmuddeligen Fingern anfasst.<br />

Eltern müssen vorleben, was sie predigen<br />

– Benehmen fängt in der Familie an. Kinder<br />

schauen sich ihr Verhalten von ihrer<br />

Umgebung ab. Wenn Mama also beim<br />

Autofahren andere als „Vollidioten“ beschimpft,<br />

wird Sohnemann nicht einsehen,<br />

warum er seinen Lehrer nicht ebenso<br />

nennen darf. Und wenn Papa beim Essen<br />

immer die Ellenbogen auf den Tisch<br />

stützt und Opa gern mal nach einem guten<br />

Essen rülpst, können die Kinder keine<br />

vernünftigen Tischmanieren erwerben.<br />

Was zu Hause noch in Ordnung gehen<br />

mag, wird dann womöglich – zur Verlegenheit<br />

aller – auch im Restaurant praktiziert.<br />

Eltern sollten auf keinen Fall tatenlos<br />

zusehen, wenn sich ihre Kinder<br />

schlecht benehmen. Sie tun sich selbst<br />

damit einen Gefallen, von ihren Kindern<br />

gutes Benehmen zu fordern. Freches, penetrantes<br />

oder verletzendes Verhalten<br />

von Kindern fällt immer auch auf die Eltern<br />

zurück, die ihre Kinder „nicht richtig<br />

erziehen“. Andere Menschen fühlen sich<br />

durch den Nachwuchs gestört und ärgern<br />

sich dabei nicht nur über die Kinder, sondern<br />

auch über die Eltern. Im schlimmsten<br />

Fall können sogar Sozialkontakte leiden.<br />

Beate Schräder<br />

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26 WISSEN & LEBEN<br />

Der Finger gehört<br />

nicht in die Nase<br />

Wer seinen Kindern gutes Benehmen beibringen möchte, muss nicht sofort zum Knigge greifen.<br />

Der Nachwuchs lernt am besten, wenn die Eltern gute Vorbilder sind.<br />

Rülpsen, pupsen, popeln – die Möglichkeiten,<br />

sich danebenzubenehmen,<br />

sind vielfältig. Und das betrifft<br />

nicht nur Dinge, die Ekel hervorrufen.<br />

Jemandem etwas wegzunehmen<br />

oder sich bei Missgeschicken nicht<br />

zu entschuldigen, fällt ebenso unter<br />

schlechtes Benehmen. Das muss man<br />

einfach wissen. Dabei sollten gutes<br />

Benehmen und die Regeln des Miteinanders<br />

Kindern nicht „andressiert“,<br />

sondern im Gegenteil ganz<br />

nebenbei spielerisch und selbstverständlich<br />

eingeführt werden. Das<br />

führt dazu, dass Benimmregeln sicher<br />

sitzen und damit auch jederzeit<br />

und in jeder Situation abrufbar, also<br />

automatisiert sind.<br />

Wenn Kinder bereits Regeln<br />

kennen, sollten<br />

Eltern auf deren Einhaltung<br />

achten und<br />

bei Verstößen klare<br />

Grenzen setzen. Das müssen nicht - eher<br />

abstrakt - der Taschengeldentzug oder<br />

das Fernsehverbot sein, sondern je nach<br />

Verstoß Konsequenzen, die mit der konkreten<br />

Situation im Zusammenhang stehen:<br />

„Du ärgerst andere Kinder auf dem<br />

Spielplatz – dann gehen wir jetzt nach<br />

Hause“, „Du quengelst an der Supermarktkasse<br />

– dann kann ich dich beim<br />

nächsten Mal nicht mehr mitnehmen“.<br />

Wichtig ist, den Worten auch wirklich Taten<br />

folgen zu lassen – ansonsten werden<br />

Kinder die Androhungen ihrer Eltern in<br />

Zukunft nicht mehr ernst nehmen.<br />

Viele Eltern neigen dazu, schlechtes Benehmen<br />

bei ihren Kindern sofort zu kritisieren.<br />

Doch anstatt Fehlverhalten zu tadeln,<br />

sollten die Kinder besser für das gelobt<br />

werden, was gut gelaufen ist. Das<br />

stärkt Sicherheit und Selbstbewusstsein.<br />

tern näher, wie sich der Weg ihres Kindes<br />

zum höflichen, rücksichtsvollen Menschen<br />

ebnen lässt. <strong>Die</strong> vorgestellten Tipps<br />

und Tricks sind kreativ, familiengerecht<br />

und vor allem alltagstauglich.<br />

Viele Institute wie Volkshochschulen<br />

oder Familienbildungsstätten bieten Benimmkurse<br />

an, speziell auf Kinder bestimmter<br />

Altersgruppe zugeschnitten. So<br />

hat z.B. das Haus der Familie in Münster<br />

in regelmäßigen Abständen den Kurs<br />

„Knigge für Kids“ im Programm, wo Kindern<br />

zwischen 5 und 10 Jahren die<br />

Grundbegriffe der Tischsitten, Begrüßungsregeln<br />

und allgemeine Umgangsformen<br />

vermittelt werden. Das spätere<br />

„Coaching“ müssen die Eltern zu Hause<br />

übernehmen, dazu gibt es eine entsprechende<br />

Vorbereitung.<br />

Auch zahlreiche Bücher beschäftigen sich<br />

mit dem Thema Benehmen. Eines davon<br />

ist „Knigge kinderleicht“ (Karolin Küntzel,<br />

Compact Verlag, 112 Seiten, 8-10<br />

Jahre, 7,99 Euro). Hier gibt es Tipps<br />

rund um das richtige Verhalten im<br />

Umgang mit anderen Menschen,<br />

sei es in der Schule,<br />

auf Reisen oder als Gast.<br />

Wie lautet die passende<br />

Begrüßung, welches<br />

Besteck verwendet<br />

man für<br />

welchen Gang,<br />

was verrät die<br />

Körpersprache<br />

und was ist<br />

Taktgefühl?<br />

Fallbeispiele, Quizfragen und ein Knigge-<br />

Spiel helfen beim Verinnerlichen. Wie<br />

versprochen, kinderleicht zu lesen, anschaulich<br />

und gut verständlich.<br />

Einen ähnlichen Weg geht der Moses-<br />

Verlag mit seinem Kartenset „50 Benimmtipps<br />

für freche Flegel und kleine<br />

Gören“ (Moses, ab 8 Jahren, 5,95 Euro).<br />

Mit der Kartenbox werden die Grundlagen<br />

des guten Benehmens verständlich<br />

und vor allem witzig erklärt. Warum ist<br />

es wichtig zu wissen, was sich gehört und<br />

was erlaubt ist? <strong>Die</strong> Karten schildern Alltagssituationen,<br />

wie sie jeder schon einmal<br />

erlebt hat, und zeigen höfliche Wege,<br />

sich beispielsweise für schrecklichscheußliche<br />

Geschenke zu bedanken,<br />

einer ungeliebten Kussattacke zu entkommen<br />

oder jemanden dezent darauf<br />

hinzuweisen, dass sein Körpergeruch<br />

problematisch ist. E-Mail- und Handy-<br />

Etikette<br />

werden ebenso thematisiert wie Tischmanieren,<br />

Fleckenmonster, Kaugummikauen<br />

oder das richtige Melden am Telefon.<br />

Was gutes Benehmen ist, wird von Land<br />

zu Land allerdings ganz unterschiedlich<br />

gesehen. Michaela Schonhöft hat in<br />

ihrem Buch „Kindheiten: Wie kleine<br />

Menschen in anderen Ländern groß werden<br />

(Pattloch, 384 Seiten, 19,99 Euro)<br />

untersucht, wie Eltern weltweit ihre Kinder<br />

erziehen und auch, welche Rolle dabei<br />

das Benehmen spielt. „Lieber Vater,<br />

erlauben Sie mir bitte, fernzusehen.“ In<br />

Deutschland klingt so ein Satz merkwürdig.<br />

„Aber in Frankreich gibt es einige Familien,<br />

in denen die Kinder die Eltern mit<br />

Sie anreden“, erzählt Michaela Schonhöft.<br />

<strong>Die</strong> Eltern aus einem Land sind natürlich<br />

nicht alle gleich. Aber es gibt<br />

Trends. „In Frankreich zum Beispiel geht<br />

es insgesamt durchaus strenger zu“, sagt<br />

Michaela Schonhöft. „Gutes Benehmen<br />

am Tisch ist vielen Eltern<br />

dort sehr wichtig“.<br />

Beate Schräder<br />

Unterstützung auf dem Weg, ihren Kindern<br />

gutes Benehmen beizubringen, finden<br />

Eltern in zahlreichen Medien - und<br />

können dabei sogar unter Umständen<br />

selbst noch etwas lernen.<br />

Ob Toben im Supermarkt, Kampf um die<br />

Schaufel auf dem Spielplatz oder Baggy-<br />

Jeans zu Omas 80. Geburtstag – es gibt<br />

unendlich viele Gelegenheiten, sich danebenzubenehmen.<br />

Was gutes Benehmen<br />

ist, müssen Kinder eben erst lernen.<br />

Hilfe dabei verspricht zum Beispiel die<br />

Internet-Seite stil.de: Wie können Eltern<br />

bei Fehlverhalten pädagogisch klug reagieren,<br />

Werte vermitteln und dabei<br />

noch die eigenen Nerven und die anderer<br />

Leute schonen? Unter anderem anhand<br />

eines „Kinder-Knigges“ und eines „1*1<br />

für knifflige Situationen“ bringt stil.de El-<br />

DAS SOLLTEN KINDER LERNEN<br />

Generell:<br />

•„Mein“ und „dein“ unterscheiden<br />

•„Bitte“ und „danke“ sagen<br />

•Grüßen und Zurückgrüßen<br />

•Um Entschuldigung bitten, falls ein Missgeschick passiert<br />

•Andere ausreden lassen<br />

•Hand vor den Mund beim Gähnen<br />

•„Du“ und „Sie“ bei Erwachsenen unterscheiden<br />

•Sich an Abmachungen halten<br />

Bei Tisch:<br />

•Vor dem Essen Hände waschen<br />

•Warten, bis alle anfangen zu essen<br />

•Geräuschlos essen<br />

•Mit Besteck essen<br />

•Nicht mit dem Essen spielen<br />

•Sitzen bleiben, bis alle fertig sind<br />

Quelle: stil.de<br />

Gutes Benehmen wird Kindern nicht in die Wiege gelegt. Eltern sollten deshalb Regeln aufstellen und Grenzen setzen.<br />

colourbox.de


WISSEN & LEBEN 27<br />

Na, das ist ja heute<br />

wieder so ein Zufall<br />

<strong>Die</strong> Komplexität des modernen Alltags lässt einen Großteil des Geschehens als Zufall erscheinen,<br />

sagen Wissenschaftler – und machen sich daran, ein Dauer-Rätsel zu lösen.<br />

Wenn es eine Mannschaft schaffen<br />

kann, dann der FC Bayern. Oder der<br />

FC Barcelona. Es sind vor allem diese<br />

beiden Fußballclubs, die seit Jahren<br />

nach Perfektion streben, die es sich<br />

zum Ziel gesetzt habe dem Fußball<br />

die Zufallsmoment auszutreiben.<br />

Es wird ihn ic gelingen.<br />

Denn Statistiker n usgerechnet:<br />

Der Fußb eradezu<br />

von seiner Un nba<br />

keit, im Durchschn<br />

i<br />

von fünf Toren der ufa .<br />

„Zufälle sind allein Ausdruck des<br />

menschlichen Unvermögens, Dinge<br />

vorherzusehen.“<br />

Prof. Gernot Münster<br />

Auch an d Börsen, on<br />

der Ökono a n Weber,<br />

ist nur w s .<br />

„Aktienk<br />

Aem d Zuf<br />

wie oft schießt jedem von uns<br />

der Gedanke durch den Kopf: Was für ein<br />

Zufall! „Unser Leben<br />

Zufällen bestimmt“, ur<br />

führerin des Zentrums<br />

theorie der Universitä<br />

Dr. Eva-Maria Jung<br />

empfindet sie keinesw u -<br />

gend. Im Gegenteil. U<br />

eine Reihe von Forsche<br />

daran setzen, den Fak<br />

zu überlisten.<br />

Beispielsweise der<br />

Mathematiker Prof. M<br />

as Löwe, der schon in s<br />

frühen Schulzeiten In<br />

se an der Wahrschein<br />

keitsrechnung versp<br />

Aus naheliegenden G<br />

den: „Ich habe beim Ka<br />

spielen sehr oft ve<br />

und wollte einfach w<br />

Spiele ich wirklic<br />

schlecht oder habe ic<br />

fach nur Pech?“ Im Lau<br />

ner Karriere erkann<br />

Stochastiker: „Natürl<br />

es viele Zufälle. Aber<br />

Sicht waschen sich Zu<br />

Zufälle produzieren M<br />

erkennen kann.“<br />

Dabei fängt es für jede<br />

dem Phänomen nähern möc t , a<br />

an. Der Definition zufolge spricht man<br />

von einem Zufall, wenn es für ein Ereignis<br />

keine kausale Erklärung gibt. <strong>Die</strong> große<br />

Masse der Zufälle, unterstreicht der<br />

Direktor des münsterischen Instituts für<br />

Theoretische Physik, Prof. Gernot Münster,<br />

„ist allein Ausdruck des menschlichen<br />

Unvermögens, Dinge vorherzusehen“.<br />

er<br />

zur Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten<br />

– aber mehr auch nicht. Davon unterscheiden<br />

müsse man, erläutert Münster,<br />

die „echten Zufälle“, etwa in der<br />

Quantenphysik. So sei der Zeitpunkt des<br />

Zerfalls eines Atomkerns ein Spontan-Ereignis,<br />

ein „irreduzibler Zufall“.<br />

<strong>Die</strong> wenigen „echten“ Zufälle sind demar,<br />

wird uns immer als Zufall erscheinen,<br />

egal ob es ein echter Zufall ist oder etwas,<br />

das wir uns nicht erklären können.“<br />

Zufälle zu überlisten, ist keineswegs erstrebenswert,<br />

meint der Philosoph Prof.<br />

Reinhold Schmücker. „Ohne Zufälle wäre<br />

das Leben ziemlich langweilig.“ Sein Kollege<br />

Prof. Niko Strobach ist sogar davon<br />

über<br />

te En sc eidung<br />

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vor Augen führt. Auf dem Schreibtisch<br />

von Reinhard Schmückers Mutter stand<br />

eine Postkarte mit einem Zitat des<br />

deutsch-französischen Arztes Albert<br />

Schweitzer: „Zufall ist das Pseudonym<br />

Gottes, wenn er inkognito bleiben will.“<br />

Norbert Robers, Sprecher<br />

der Universität Münster (WWU)<br />

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30 WISSEN & LEBEN<br />

Der Mann, der alles konnte<br />

Im Kunstmuseum Pablo Picasso rivalisiert Jean Cocteau freundschaftlich mit dem Namensgeber<br />

Zwei Künstler, zwei Freunde: Fotos und Zeitschriften künden im Kunstmuseum Pablo Picasso von der gegenseitigen Inspiration.<br />

Foto: Oliver Werner<br />

Stiere, mythologische Motive, erotische<br />

Details gar: Was von Picasso<br />

stammen könnte, ist in der neuen<br />

Ausstellung des Picasso-Museums<br />

gar nicht von ihm. Es stammt vielmehr<br />

zu einem großen Teil von Jean<br />

Cocteau, dem genialen Franzosen.<br />

Und mancher wird sich fragen: Wieso<br />

Cocteau – war der nicht Schriftsteller?<br />

Er war ein Tausendsassa, der<br />

zu viel konnte“, erklärt Museumsdirektor<br />

Professor Dr.<br />

Markus Müller. Und doch<br />

werde Cocteau gerade in seinem<br />

Heimatland vorwiegend als Autor<br />

verehrt – ein Exponat der Ausstellung<br />

„Cocteau trifft Picasso“ macht es schlagartig<br />

deutlich: Es ist ein Foto der Schauspielerin<br />

Hildegard Knef im Cocteau-<br />

Stück „<strong>Die</strong> menschliche Stimme“.<br />

Ein griechischer Sammler erweitert jetzt<br />

effektvoll den eingeengten Blick auf Cocteau:<br />

Ioannis Kontaxopoulos, Richter<br />

beim Rat der Europäischen Union in<br />

Brüssel, hat in den 90er Jahren in Paris<br />

Picasso verweist mit diesem Blatt auf Jean<br />

Cocteau.<br />

Foto: Oliver Werner<br />

gelebt, Verwandte des 1963 verstorbenen<br />

Jean Cocteau kennengelernt und über<br />

diesen Kontakt Zeichnungen des Universalkünstlers<br />

entdeckt. Was ihn besonders<br />

faszinierte: „Es war die große Ähnlichkeit<br />

der Motive mit den Darstellungen auf alten<br />

griechischen Vasen. <strong>Die</strong> entfernten<br />

Museumsdirektor Prof. Markus Müller (r.) und der griechische Sammler Ioannis Kontaxopoulos<br />

im Picasso-Museum.<br />

Foto: Oliver Werner<br />

Welten des antiken Griechenlands und<br />

des 20. Jahrhunderts waren einander<br />

plötzlich so nah.“<br />

Jean Cocteau, der sich dem antiken Sänger<br />

Orpheus verwandt fühlte, und Pablo<br />

Picasso, der sich selbst als Minotaurus<br />

darstellte – sie wechseln sich in der Ausstellung<br />

freundschaftlich ab. So ist im<br />

ersten Raum lediglich ein Doppel-Selbstbildnis<br />

des „Hausherrn“ zu sehen, während<br />

der Gast aus Frankreich mit nationalen<br />

Symbolen wie der Marianne oder<br />

dem Eiffelturm vertreten ist. Unter seinen<br />

Selbstbildnissen findet sich auch<br />

eine Darstellung, die ihn wie Beethoven<br />

aussehen lässt. Und auch die Porträts anderer<br />

Künstler im zweiten Ausstellungsraum,<br />

etwa von Balzac, dem wuchtigschnauzbärtigen<br />

Nietzsche oder dem<br />

jungen Proust, machen deutlich, welch<br />

präziser und begnadeter Zeichner Jean<br />

Cocteau war.<br />

Markus Müller und Ioannis Kontaxopoulos,<br />

der die Ausstellung im Wesentlichen<br />

gestaltet hat, erwähnen Andy Warhol,<br />

der diese Fähigkeit Cocteaus sehr bewunderte.<br />

Orpheus und Minotaurus: Sie treffen<br />

im nächsten Raum aufeinander. Doch<br />

ganz gleich, ob ihre Schöpfer nun zu ähnlichen<br />

Motiven greifen oder unterschiedliche<br />

Wege gehen: Sie vertragen sich bestens<br />

in der gemeinsamen Schau, und es<br />

spricht für den Maler und Zeichner Cocteau,<br />

dass er sich eben nicht, wie von<br />

Müller zunächst befürchtet, vom monolithischen<br />

Picasso erdrücken lässt. Deshalb<br />

lässt sich auch die Entscheidung nachvollziehen,<br />

nicht Cocteau allein zu präsentieren<br />

– wie es etwa in Wien und<br />

Hongkong der Fall war –, sondern ihn mit<br />

dem Maler zusammenzubringen, den er<br />

vor 100 Jahren in seinem Pariser Atelier<br />

besuchte und dem er freundschaftlich<br />

verbunden blieb. Fotos von gemeinsamen<br />

Stierkampfbesuchen, die das belegen,<br />

verleihen der Ausstellung einen zusätzlichen<br />

Reiz. Wer in Münster den Maler<br />

und Zeichner Jean Cocteau für sich<br />

entdeckt, wird sich mit dem Museum<br />

auch über einen schönen Nebeneffekt der<br />

Ausstellung freuen: Ioannis Kontaxopoulos<br />

überlässt dem Haus 50 Cocteau-<br />

Zeichnungen aus seiner Sammlung als<br />

Dauerleihgaben. Harald Suerland<br />

<strong>Die</strong> Ausstellung „Cocteau trifft Picasso“<br />

ist bis zum 18. Oktober dienstags<br />

bis sonntags und an Feiertagen von<br />

10 bis 18 Uhr zu sehen. Sie wird ergänzt<br />

durch die Schau „Léger trifft<br />

Chaplin“.<br />

| www.kunstmuseumpicasso-<br />

muenster.de<br />

<strong>Die</strong>se Lithografie schuf Jean Cocteau. Sie zeigt sich von Picasso<br />

inspiriert.<br />

Foto: Oliver Werner


WISSEN & LEBEN 31<br />

Ein Schlips mit<br />

Elementarteilchen<br />

Zwei IT-Berater haben eine magnetische Lösung zum Stabilisieren von Krawatten gefunden<br />

Als der IT-Berater Norbert Beetz sich<br />

vor vier Jahren beim Besuch eines<br />

Kunden gerade die Hände wusch,<br />

kam ihm eine Idee. Es müsse doch etwas<br />

geben, das die Krawatte so am<br />

Hemd fixiert, dass sie „nicht im<br />

Waschbecken, der Suppe oder dem<br />

Kaffee hängt“, sagt der ehemalige<br />

Telgter, der heute in Münster lebt,<br />

und fügt an: „Abseits der Krawattenklammer,<br />

denn die ist für viele nicht<br />

das Nonplusultra.“ Beetz lächelt,<br />

wenn er an damals denkt, denn gemeinsam<br />

mit seinem Geschäftspartner<br />

Michael Doths aus Westbevern<br />

glaubt er, die Lösung gefunden zu<br />

haben.<br />

„Sozusagen das Drei-Wetter-Taft<br />

für den Herrn.“<br />

Norbert Beetz<br />

Doch Schlag auf Schlag ging<br />

das nicht. Gemeinsam tüftelte<br />

man an einer Idee,<br />

2011 hatte die beiden<br />

schließlich einen ersten<br />

Prototyp hergestellt. Mitte 2012 ließen<br />

sich die beiden das Gebrauchsmuster<br />

schützen. Fertig war das endgültige Produkt<br />

zu dieser Zeit noch keineswegs. Klar<br />

war nur, wie es ungefähr aussehen sollte:<br />

Ein eingewebter Magnet wird hinter der<br />

Hemdleiste zwischen zwei Knöpfen eingeknöpft.<br />

Ein weiterer mit Stoff ummantelter<br />

Magnet wird an das an der Rückseite<br />

der Krawatte befindliche Schildchen<br />

befestigt – voilà. „<strong>Die</strong> Krawatte sitzt, sozusagen<br />

das Drei-Wetter-Taft für den<br />

Herrn“, scherzt der 43-jährige Beetz.<br />

Doch die Idee ist das eine, die Umsetzung<br />

etwas völlig anderes: „Wir sind erst danach<br />

losgegangen, haben Material hinterfragt<br />

und Produzenten gesucht“ erzählt<br />

Michael Doths (45). Dabei gestalteten<br />

sich die Gespräche bisweilen amüsant<br />

bis schwierig. Aus Angst, die Idee könne<br />

doch noch geklaut werden, redeten die<br />

beiden IT-Berater „um den heißen Brei<br />

Alltagshelfer: Ein kleiner Magnet soll den Schlips halten.<br />

Ideengeber: Computerfachmänner und Erfinder Michael Doths (l.) und Norbert Beetz haben sich einer praktischen und unsichtbaren Hilfe für die perfekt sitzende<br />

Krawatte gewidmet. Foto: Björn Meyer<br />

herum“, wie Beetz mit einem Schmunzeln<br />

gesteht. Doch die Sorge war unbegründet:<br />

Man traf auf einen Produzenten<br />

aus Wuppertal. Und auch wenn dieser<br />

„die Idee so aufnahm und umsetzte, als<br />

sei es seine eigene“, Doths und Beetz<br />

sind stolz darauf, dass alles an dem fertigen<br />

Produkt ihre ganz persönliche<br />

Hirnleistung ist. Das, so sagt Michael<br />

Doths, sei ihnen besonders wichtig.<br />

<strong>Die</strong> Wahl bei der Stoffummantelung der<br />

Magneten fiel letztlich auf das von Etiketten<br />

bekannte Material. „Das ist flexibel,<br />

lässt sich millimetergenau schneiden<br />

und stört nicht beim Tragen. Kurzum, es<br />

erfüllt alle Voraussetzungen“, erklärt<br />

Doths die Entscheidung. Zudem liegt<br />

dem Produkt ein magnetisches Schildchen<br />

bei, das sich auf Wunsch ans Revers<br />

heften lässt. Darauf steht standardmäßig<br />

der Produktname. Ab einer gewissen bestellten<br />

Stückzahl lasse sich aber auch ein<br />

belieber anderer Name auf das Produkt<br />

platzieren, haben die beiden Erfinder für<br />

den Fall eines Großkundenauftrags vorgedacht.<br />

Auffällig ist die relativ große, edel gestaltete<br />

Verpackung für den kleinen unscheinbaren<br />

Alltagshelfer. Das, so erklären<br />

die beiden unisono, sei nicht allein<br />

aus Präsentationszwecken, sondern vor<br />

allem aufgrund der magnetischen Felder<br />

im Inneren erforderlich. „Wir wollen ja<br />

kein Postzentrum lahmlegen“, verdeutlicht<br />

Beetz, was es für die beiden alles zu<br />

bedenken galt.<br />

Um ihr Produkt, das bislang nur im Internet<br />

vertrieben wird, bekannt zu machen,<br />

verschickten die beiden Urheber Exemplare<br />

an Internetshops und Persönlichkeiten<br />

wie Günter Jauch und Oliver Bierhoff.<br />

Doch auch in Geschäften möchte<br />

man demnächst vorstellig werden.<br />

Bis wirklich jeder ein mag´n´tie, so heißt<br />

das Produkt, im Schrank hat, wird aber<br />

wohl noch etwas Zeit vergehen. „Wir<br />

können uns um die Vermarktung nicht jeden<br />

Tag kümmern, wir haben ja auch<br />

noch einen Job“, sagt Norbert Beetz lächelnd,<br />

während die Erfindung, in die er<br />

und Michael Doths unzählige Stunden<br />

gesteckt haben, durch seine Finger kreist.<br />

Björn Meyer<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge von Knubel.<br />

Der T6: der Klassenprimus deutlich aufgewertet<br />

Tradition und Leidenschaft zeichnen den Volkswagen<br />

Transporter seit 65 Jahren als Design-Klassiker, unverzichtbares<br />

Arbeitsvehikel und souveräne Großraumlimousine<br />

aus, welcher inzwischen weltweit über zwölf Millionen<br />

Mal verkauft wurde. Eben „Das Original“!<br />

Mit der sechsten Generation der T-Baureihe beginnt ein<br />

weiteres Kapitel dieser beispiellosen Erfolgsgeschichte.<br />

Der neue Caddy und Caddy Maxi: immer die beste Wahl<br />

Schon der Caddy3 war im Segment der Stadtlieferwagen<br />

weit vor jedem Konkurrenten und hat auch die neuen<br />

Marktteilnehmer souverän abgehängt.<br />

Jetzt schnellt jedoch der neue Caddy4 in seinen beiden<br />

Radständen noch einmal weiter nach vorn. Der neue<br />

Caddy bleibt als eigenständiges Fahrzeug wie auch als<br />

Teamplayer zusammen mit dem T6 der unangefochtene<br />

Spitzenreiter im Stadtlieferwagensegment. Dazu hat ihm<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge insbesondere folgende hochattraktive<br />

Umfänge mit auf den Weg gegeben (teilweise<br />

optional):<br />

l Klar konturiertes Außendesign mit dynamischer<br />

Linienführung und markanten Details wie eine<br />

komplett überarbeitete Heckpartie mit neuer<br />

Damit bilden der neue Caddy und der T6<br />

ein unschlagbares Team durch die Summe ihrer Tugenden:<br />

l Neues, kraftvolles und dynamisches Design<br />

l Maximaler Robustheit und Zuverlässigkeit<br />

l Große Angebotsvielfalt<br />

l Innovative Fahrerassistenzsysteme<br />

l Gesteigerte Effizienz und<br />

l Erhöhte aktive und passive Sicherheit<br />

Transporter, Multivan und Caravelle bleiben sich dort<br />

treu, wo kaum noch etwas verbessert werden kann – u. a.<br />

beim größten und variabelsten Lade- und Fahrgastraum<br />

ihrer Klasse – und sind doch in vielen, vielen Punkten<br />

überarbeitet und auf den modernsten Stand der Technik<br />

gebracht worden.<br />

Einige „Big Points“ (teilweise optional verfügbar):<br />

l Geschärftes und wertig erscheinendes Außendesign,<br />

LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten.<br />

Eine elektrisch betätigte Heckklappe wird in Kürze<br />

angeboten.<br />

l Ein vollständig neu gestaltetes Innendesign,<br />

u. a. mit neuen Schalttafeln.<br />

l Völlig neue Generation von Radio- und<br />

Radio-Navigationssystemen.<br />

l Moderne Fahrerassistenzsysteme bieten ein<br />

Höchstmaß an aktiver Sicherheit während der Fahrt.<br />

l Neueste Motorengeneration mit BlueMotion<br />

Technology für minimierten Kraftstoffverbrauch bei<br />

EU6-Abgasstandard.<br />

Scheibengrafik und neuen Rückleuchten,<br />

einer Dachreling und Seitenschutzleisten.<br />

l Sportliches Frontdesign mit Xenon-Scheinwerfern<br />

und markantem Kühlergrill.<br />

l Modernes, hochwertiges Cockpit mit vielen<br />

durchdachten Ablagemöglichkeiten.<br />

l Viele sinnvolle Ausstattungen wie beheizbare<br />

Frontscheibe, Durchladefunktion, Klapptischen.<br />

l Auch hier wie beim T6: überarbeitete und verbrauchsoptimierte<br />

Motoren mit EU6 in Kombination mit<br />

4motion-Antrieb und neuer Fahrwerksabstimmung.<br />

l Viele sicherheitsrelevante Assistenzsysteme wie beim T6.<br />

l Kraftstoffverbrauch des Caddy<br />

in l/100 km: kombiniert 6,0–4,2,<br />

CO 2 -Emissionen in<br />

g/km: kombiniert 138–109<br />

l Kraftstoffverbrauch des T6<br />

in l/100 km: kombiniert 9,4–5,7,<br />

CO 2 -Emissionen in g/km:<br />

kombiniert 216–149<br />

Knubel GmbH & Co. KG<br />

Betrieb Münster Süd*<br />

Weseler Straße 485, 48163 Münster<br />

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Glasfaser - notwendige Konsequenz für Zukunftssicherung und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands<br />

Günstige Steuern und Abgaben, ein gutes<br />

Arbeitskräftepotenzial, ein breit ausgebautes<br />

Autobahn- und Schienennetz – all<br />

das sind Standortvorteile für Unternehmen.<br />

Der entscheidende Faktor allerdings<br />

wird ein dichtes Glasfasernetz sein.<br />

Digitalisierung ist die neue Industriealisierung.<br />

Unsere Arbeitsund<br />

Lebensweise wird zunehmend<br />

mehr durch digitale Kommunikationsprozesse<br />

bestimmt.<br />

Von der Paketverfolgung, dem für Neuwagen<br />

ab 2018 verpflichtenden SOS-System eCall,<br />

Cloud-Anwendungen, Internet-Telefonie und<br />

-Fernsehen: <strong>Die</strong> Digitalisierung hält weiter<br />

Einzug in unsere Lebens- und Arbeitswelten.<br />

Grundvoraussetzung dafür ist allerdings eine<br />

stabile Infrastruktur,die die steigenden Datenmengen<br />

zuverlässig und schnell befördert.<br />

Glasfaser – nachhaltigste Technologie<br />

Nach aktuellem Forschungsstand gibt es nur<br />

eine Technologie, die dies vermag: Breitband-<br />

Glasfasernetze. Alle anderen Technologien, ob<br />

über Satellit oder Kupferleitungen, sind in<br />

ihrer Bandbreite begrenzt und somit für den<br />

massiv wachsenden Bedarf ungeeignet. Zudem<br />

ist die Störanfälligkeit der Glasfaser gering,<br />

denn Glasfaserleitungen sind unempfindlich<br />

gegenüber elektromagnetischen Quellen<br />

wie Kupfer- und Stromkabel oder auch Hochspannungsleitungen.<br />

Glasfaser – der Breitband-Ferrari<br />

Im Vergleich zu den aktuell verfügbaren Technologien<br />

wie beispielsweise LTE oder DSL ist<br />

Glasfaser gerade für Unternehmen die erste<br />

Wahl. Aus heutiger Sicht, bietet die Glasfasertechnologie<br />

nahezu grenzenlose Übertragungsreserven,<br />

die im gigabit-Bereich liegen.<br />

Im Vergleich dazu, bieten LTE oder DSL nur bis<br />

zu 50 Megabit. Ein weiterer Vorteil ist, dass jedes<br />

Unternehmen seinen eigenen Glasfaseranschluss<br />

(FTTH) erhält. So muss die Bandbreite<br />

nicht geteilt werden und es entstehen keine<br />

Geschwindigkeitseinbußen.<br />

Glasfaser – Zukunftssicherung<br />

Da in Zukunft kein Unternehmen oder Privathaushalt<br />

auf diese Technologie verzichten<br />

kann, ist die Modernisierung der Infrastruktur<br />

eine gewinnbringende Investition in die Zukunftssicherung<br />

und Werterhaltung der eigenen<br />

Technik und Immobilien. Glasfaser sichert<br />

die Attraktivität des ländlichen Raumes auch<br />

für Industrie und Gewerbe.<br />

In Zeiten des demographischen Wandels sind<br />

die Möglichkeiten der besseren Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf durch leistungsstarke<br />

Homeoffice-Lösungen und durch den Ausbau<br />

der Telemedizin von besonderer Bedeutung.<br />

Glasfaser – fördert Wettbewerbsfähigkeit<br />

Damit Deutschland im internationalen Vergleich<br />

wettbewerbsfähig bleibt, ist der Glasfaserausbau<br />

die notwendige Konsequenz. Gute<br />

Entwicklungen hinsichtlich des Glasfaserausbaus<br />

gab es 2014 vor allem in Rumänien, Spanien,<br />

Frankreich, den Niederlanden und Portugal.<br />

Deutschland schaffte es bundesweit nicht<br />

einmal ein Prozent aller Haushalte mit einem<br />

Glasfaser-Breitbandanschluss (FTTH/B) zu<br />

versorgen, so das Ergebnis des FTTH Councils,<br />

welches im Februar in Warschau vorgestellt<br />

wurde. <strong>Die</strong> Aufgabe für die Zukunft lautet:<br />

Aufholen im Glasfaser-Ausbau.<br />

Wie eine Hauptschlagader<br />

ür uns als IT-<br />

„FUnterneh-<br />

men ist ein<br />

Glasfaserkabel wie<br />

eine Hauptschlagader.<br />

Daran hängt<br />

die Kommunikation<br />

mit unseren<br />

Tochterfirmen, denn mit einem Hochleistungsanschluss<br />

ist es so, als ob Sie<br />

direkt nebenan sitzen. Der Glasfaseranschluss<br />

garantiert uns, dass wir<br />

schnell und flexibel über Produkte und<br />

Leistungen informieren können. Uns<br />

wird sogar die familienfreundliche<br />

Gestaltung von Arbeitsplätzen ermöglicht.<br />

Dank der Bandbreite stehen<br />

Daten überall genauso schnell und sicher<br />

zur Verfügung wie im Büro.“<br />

(Jörg Bentfeld, IT Business Services<br />

Technology, d.velop AG, Gescher)<br />

Unternehmer machen sich fit für die Zukunft /„An Glasfaser führt kein Weg vorbei“<br />

s ist Ziel der Politik, dass jeder an den Chancen der<br />

„EInformationsgesellschaft teilhaben kann. Deshalb<br />

wird 50 MBit/s bis zum Jahr 2018 auch ein politisches<br />

Signal. In dieser Zeit haben wir immer noch die Diskussion<br />

um einen Breitbanduniversaldienst geführt, der<br />

viel geringere Bandbreiten gebracht hätte, dafür aber private<br />

Investitionen bis auf Weiteres abgewürgt hätte. Für<br />

den Ausbau sind die Unternehmen, aber auch Kommunen<br />

vor Ort gefragt. <strong>Die</strong> Ausweisung von Gewerbegebieten<br />

ohne schnelle Breitband-<br />

Internetverbindungen aus Glasfaser darf<br />

es nicht mehr geben. Das schnelle Netz ist<br />

ebenso wichtig wie Strom und Wasser.<br />

Gerade die Unternehmen in Deutschland<br />

brauchen schnelles Internet, sonst besteht<br />

die Gefahr, dass wir den Anschluss an den<br />

Weltmarkt verlieren. Glasfaser ist der<br />

Kern der Infrastruktur, die wir brauchen.“<br />

(Thomas Jarzombek, Sprecher für Digitale<br />

Agenda der CDU/CSU-Fraktion im<br />

Deutschen Bundestag)<br />

eit 1968 gehört unser Unternehmen zu einem<br />

„Sder führenden Anbieter Norddeutschlands im<br />

Bereich der Erstellung von Gutachten über die<br />

Qualität von Asphalt, Bindemitteln, Beton, Fahrbahnmarkierungen<br />

und anderen Baustoffen im Straßenbau.<br />

Besonders die Erstellung von<br />

Gutachten, aber auch von Sanierungsvorschlägen<br />

mit grafischen<br />

Inhalten in digitaler Form können<br />

schnell gewaltige Ressourcen verschlingen.<br />

Da Kupfer aufgrund seiner<br />

physikalischen Eigenschaften<br />

ab einer gewissen Größe als Leiter<br />

für schnelle Datentransfers nicht<br />

geeignet ist, führt kein Weg an Glasfaser,<br />

sprich der Unternehmensgruppe<br />

Deutsche Glasfaser vorbei.“<br />

(Diplom-Ingenieur Ulrich Lüthje,<br />

Geschäftsführer Asphalt-Labor Arno.<br />

J. Hinrichsen GmbH & Co.,<br />

Wahlstedt)<br />

ine schnelle Inter-<br />

ist „Enetverbindung<br />

für mich sehr<br />

wichtig. Als bundesweit<br />

agierendes Unternehmen<br />

im Bereich Becher-, Geschirr-<br />

und Spülmaschinenverleih<br />

für Events,<br />

muss ich oft schnell große<br />

Datenmengen empfangen und versenden<br />

können. <strong>Die</strong>sen Bedarf an großen Bandbreiten<br />

kann mein derzeitiger Anbieter<br />

nicht decken. Einzig die Unternehmensgruppe<br />

Deutsche Glasfaser ist in meiner<br />

Region derzeit in der Lage, ein modernes<br />

Breitbandnetz mit Glasfaser bis ins Haus<br />

zu bauen. Daher habe ich keinen Moment<br />

gezögert, auf diesen Zug aufzuspringen.<br />

(Michael Andresen, Geschäftsführer und<br />

Inhaber cup&more Andresen Mehrweglogistik<br />

e.K., Bad Segeberg)<br />

Deutsche Glasfaser bringt<br />

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Glasfasernetz an. DGbusiness heißt das Produktangebot für Geschäftskunden,<br />

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Festnetz und max. 0,60€/Anruf aus dem Mobilfunknetz.


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28 WISSEN<br />

„Mit 1628 Mark hat die Uhr<br />

1902 schon so viel gekostet<br />

wie damals ein Grundstück.“<br />

Andreas Hidding<br />

Historische Uhren sind meist e<br />

schneller schlagen. Am Schlos<br />

Gefühlt ticken die historischen Zeitmesser<br />

vor der Renaissance-Kulisse von Schloss<br />

Raesfeld einen Tacken beschaulicher. In<br />

Wirklichkeit geht es kaum exakter, auch<br />

wenn einige der mechanischen Prachtexemplare<br />

das schon seit ein paar Jahrhunderten<br />

tun. Allerdings erst, wenn die<br />

Sammlerstücke durch die Hände des Meisters<br />

gegangen, sprich grundüberholt, sind:<br />

Gerade die Ganggenauigkeit und Präzision<br />

der Uhren in der Freiheit 5, dem Geschäft<br />

von Andreas Hidding, üben auf den Uhrmachermeister<br />

die besondere Faszination aus.<br />

Eigentlich ist es natürlich falsch, aus<br />

der eigenen Sammelleidenschaft ein<br />

Geschäftsfeld zu machen“, räumt<br />

der 51-Jährige mit leichtem<br />

Schmunzeln ein. Innerlich tätedoch<br />

das Herz weh, die besonders schönen Uhren zu<br />

verkaufen. Wobei „schön“ zugleich meist noch<br />

extrem selten und höchst kostspielig bedeutet.<br />

Wenn Hidding Glück hat, erzählt das reizvolle<br />

Äußere auch noch eine besondere Geschichte –<br />

wie einige seiner Beobachtungsuhren. Das sind<br />

Präzisionsuhren in größerem Taschenuhrformat,<br />

die –anders als der Schiffschronometer<br />

–anBord beweglich und<br />

auf der Brückefür die Navigation genutzt<br />

wurden. Der Blick des Raesfelders<br />

fällt auf ein besonderes Exemplar<br />

vonLangeund Söhne, das er<br />

am Anfang seines Arbeitstages aus<br />

dem Banktresor geholt hat: Ein Unikat<br />

aus der Uhrenmanufaktur im<br />

sächsischen Glashütte, angefertigt<br />

für „J. vanMitzlaff“, wie ein Auszug<br />

aus den Geschäftsbüchern vonLangeund Söhne<br />

und ein aufwendiges Emaillewappen auf der<br />

Rückseite der Uhr belegen. „Mit 1628 Mark hat<br />

die Uhr 1902 schon so viel gekostet wie damals<br />

ein Grundstück“, weiß der zweifache Familienvater.<br />

Der Wert ist in Relation geblieben, denn<br />

auch heute könnte der Uhrensammler für den<br />

pekuniären Gegenwert einer besonderen Uhr ein<br />

mittelprächtiges Areal Bauland erwerben.<br />

Wer das allerdings schon hat, kann die klassischen<br />

Zeitmesser in der Raesfelder Freiheit<br />

durchaus nicht nur aus Liebe zur Feinmechanik,<br />

sondern auch als Geldanlageerwerben. „Seit der<br />

Immobilienkrise in den USA Ende 2007 beobachteich<br />

eine steigende Nachfrageanhochpreisigen<br />

Sammlerstücken“, resümiert der Händler.<br />

Und anders als er selbst haben viele seiner Kunden,<br />

vondenen etwa80Prozent aus der Region,<br />

der Rest aus Deutschland, Europa und den USA<br />

UHREN-SEMINARE<br />

Blickfang in der Freiheit 5inRaesfeld: <strong>Die</strong>se astronomische Wanduhr mit ihrem beeindruckenden Ziffernblatt stammt aus Portugal.<br />

Männer-Wellness für Fortgeschrittene mit viel Fachsimpelei: Seit zehn Jahren<br />

lässt Reinhold Flüthe Uhrenliebhaber selbst ran andie Werkbank. Einmal pro<br />

Monat nimmt erzusammen mit einem Mitarbeiter höchstens sechs Seminarteilnehmer<br />

ein ganzes Wochenende unter seine Fittiche: Sie veredeln eine eigene<br />

mechanische Flüthe-Uhr, nehmen sie komplett auseinander, verpassen Teilen<br />

des Kalibers einen dekorativen Schliff und setzen das Räderwerk wieder zusammen.<br />

„Es hat noch keiner am Sonntagabend das Seminar ohne eine funktionierende<br />

Uhr am Handgelenk verlassen“, resümiert Flüthe.


&LEBEN 29<br />

ter aus der alten Zeit<br />

ine Herausforderung für einen Uhrmacher –und sie lassen Herzen begeisterter Sammler<br />

s Raesfeld bringt Andreas Hidding alten Zeitmessern wieder den richtigen Takt bei.<br />

Geschichtenerzähler: Der Kommandant hat diese Beoachtungsuhr von Bord gerettet, bevor er auf Geheiß der Nazis vor Kriegsende sein U-Boot versenken musste.<br />

Fotos (3): Maike Harhues<br />

kommen, einen Tresor in ihrem durch Alarmanlagen<br />

gesicherten Zuhause, um die Schätze häufiger<br />

in die Hand zu nehmen und genießen zu<br />

können.<br />

Welcher Zeitmesser in wessen Sammlung der<br />

Nächstrichtige ist, das hat Hidding meist schon<br />

im Hinterkopf, wenn ihm ein Sammlerstück angeboten<br />

wird oder er in die Schweiz zu Auktionen<br />

vonSotheby´s reist. Sein Spezialgebiet sind<br />

Taschenuhren, die etwa 70Prozent des Umsatzes<br />

ausmachen, die restlichen 30 Prozent verdient<br />

er mit klassischen mechanischen Armbanduhren.<br />

Hier schlägt sein Herz wiederum für<br />

Langeund Söhne, Glashütte, Omega, PatekPhilippe<br />

und Longines. „Zwar bieten wir auch einige<br />

Stückeüber das Internet an, aber die meisten Uhren<br />

verkaufe ich hier im Geschäft am Schloss“,<br />

bilanziert der Handwerksmeister. ImGegensatz<br />

zum münsterischen Prinzipalmarkt (den Hidding<br />

als langjähriger Angestellter von Oeding-<br />

Erdel gut kennt) eigentlich eine 3b-Lage –beschert<br />

der Standort als Touristenmagnet eher der<br />

benachbarten Gastronomie Laufkundschaft.<br />

Aber die würde manchmal auch nur stören im<br />

gediegenen Ladenlokal zwischen astronomischer<br />

Wanduhr und zahlreichen Stand- und<br />

Tischuhren: „Für die Verkaufsgespräche nehme<br />

ich mir viel Zeit, die Kunden schätzen dabei die<br />

ruhigeAtmosphäre, undeswärenicht unbedingt<br />

dienlich, wenn andauernd jemand hereinkäme,<br />

der ein neues Uhrarmband oder Ähnliches<br />

möchte“, erläutert Hidding Vorzüge seines Geschäftsstandortes.<br />

Den er 2003 fand und der zum Glück ausbaufähig<br />

war: Unter dem Dach hat der Raesfelder für<br />

sich und seinen Mitarbeiter, ebenfalls Uhrmacher,<br />

eine Werkstatt eingerichtet; und er hat<br />

in zahlreichen, breiten Schubladen seine praktisch<br />

unbezahlbaren Schätze akribisch geordnet:<br />

„Über Jahrehabe ich die Werkstattnachlässe von<br />

Kollegen, die aufgegeben haben oder in Rente<br />

gegangen sind, aufgekauft –viele Originalteile,<br />

Ziffernblätter,angelaufene Zeiger,massiveNeusilberplatinen,<br />

Kronräder und, und, und“, schildert<br />

der Meister. Mit seinem eigenen Zeitmanagement<br />

hadert der Herr über die Zeitmesser<br />

allerdings mitunter. Denn es fehlte ihm bisher<br />

ein Puffer von Arbeitstagen für sein Wanduhr-<br />

Prunkstück im Laden –eine astronomische Uhr<br />

aus dem 19. Jahrhundert aus Portugal: „Dafür<br />

muss ich drei Wochen einplanen, deshalb schiebe<br />

ich das Projekt etwas vor mir her“, gesteht<br />

Hidding. Obwohl ein Kunde sein Herz bereits an<br />

den Hingucker in der Freiheit verloren hat und<br />

bereit ist, dafür den Preis eines mittleren Kleinwagens<br />

hinzublättern. Aber dann dürfen weder<br />

Tierkreiszeichen, Mondphasen, Zeitzonen,<br />

Schaltjahre, Wochentagsanzeige noch das Vollkalendarium<br />

einen Tacken mehr aus dem richtigen<br />

Takt geraten.<br />

Maike Harhues<br />

FAKTEN UND ZAHLEN<br />

<strong>Die</strong> Zunft schrumpft rapide: In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Uhrmacherbetriebe<br />

im Münsterland fast halbiert, von 163 im Jahr 1994 auf aktuell 87. Uhrmachermeister<br />

wie Gesellen werden händeringend gesucht –laut Handwerkskammer Münster kann ein Bewerber<br />

zwischen fünf freien Stellen wählen. Allerdings bilden aktuell nur vier Betriebe im gesamten<br />

Münsterland überhaupt jeweils einen Lehrling aus, für das Ausbildungsjahr <strong>2015</strong> ist<br />

kein einziger neuer Lehrvertrag imUhrmachergewerbe des Münsterlandes geschlossen worden.<br />

„<strong>Die</strong> Ausbildung ist für den Lehrbetrieb sehr aufwendig“, weiß Reinhold Flüthe, der immer<br />

einen Lehrling in seinen Betrieb integriert hat, aus eigener Erfahrung. Bis der Auszubildende<br />

wirklich vollwertig mitarbeiten könne, bräuchte ersehr viel Input durch den Meister.<br />

Zudem sei nicht nur die Armbanduhr Schwerpunkt des Lehrplans, sondern auch die Großuhr.<br />

„Das macht Dreck, da fliegen Metallspäne, das ist nicht unbedingt förderlich, wenn ich als Juwelier<br />

im Nebenraum ein Brillantcollier verkaufen will“, veranschaulicht der Telgter.<br />

<strong>Die</strong>nstleister im<br />

Sommerpalast des Zaren<br />

Fachkreis Historische Uhren Schloss Raesfeld betreut weltweit wertvollste Uhren<br />

<strong>Die</strong> Lieblingsuhr Katharinas<br />

der Großen hat er in St.Petersburg<br />

wieder zum<br />

Ticken gebracht: „Da<br />

weiß man wirklich,<br />

weshalb man morgens aufgestanden<br />

ist“, gesteht Reinhold Flüthe<br />

voller Inbrunst. Der Telgter Uhrmachermeister<br />

ist eines von 49<br />

Mitgliedern aus ganz Deutschland<br />

des Fachkreises Historische<br />

Uhren Schloss Raesfeld.<br />

1996 vonAndreas Hidding mitbegründet<br />

aus einer Zertifikats-Seminarreihe<br />

am Europäischen<br />

Zentrum für Denkmalpflege,<br />

macht sich der Verein stark<br />

für Wahrung, Austausch und Weitergabe<br />

von Kenntnissen und Arbeitstechniken<br />

im Uhrmacherhandwerk.<br />

Zudem strecken die Uhrenspezialisten<br />

ihre ehrenamtlichen Fühler in Sachen<br />

Uhrenrestauration weltweit aus: Seit<br />

2001 reist eine Gruppe von sechs Uhrmachern<br />

aus dem Fachkreis<br />

einmal jährlich<br />

für 14 Tage,<br />

und oft in wechselnder Besetzung, auf<br />

eigene Kosten nach St. Petersburg, um<br />

unentgeltlich die Museumsuhren das Peterhofes<br />

zu überholen und zu reparieren.<br />

Und sogar im Palastmuseum des Maharadschas<br />

von Jodhpur in Indien haben<br />

Mitglieder der Gruppe 2011 und 2012<br />

ehrenamtlich wertvolle Zeitmesser auf<br />

Vordermann gebracht.<br />

Um mehr Liebhaber für historische Uhren<br />

zubegeistern, aber auch die Werbetrommel<br />

für den Uhrmacherberuf zu<br />

rühren, veranstaltet der Fachkreis am<br />

26. und 27. September <strong>2015</strong> eine Messe<br />

im Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen.<br />

ma<br />

Feuervergoldetes Glanzstück im Peterhof: Reinhold Flüthe hat die<br />

Lieblingsuhr Katharinas der Großen restauriert und stellt sie zurück<br />

ins Schlosskabinett.

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