SACHWERTE Strategie 2030 - HWWI
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6 Immobilien<br />
6.1 Gesamtwirtschaftliches Umfeld<br />
Immobilien gelten als der Klassiker unter den Sachwerten. Wir hatten bereits den dritten Band<br />
un serer Studienreihe »<strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong>« vollständig dem Thema Immobilien gewidmet. 53<br />
Deshalb<br />
wollen wir auf die Grundlagen der Immobilienwirtschaft hier nicht erneut eingehen. Seit der Ver -<br />
öffent lichung unserer Studie im Jahr 2006 ist es in verschiedenen Ländern zu Verwerfungen an den<br />
Immobilien märkten gekommen, wir wollen deshalb die jüngeren Entwicklungen in aller Kürze<br />
skizzieren und einige Anlageimplikationen aufzeigen.<br />
6.1.1 US-Immobilienblase: Weltwirtschaftskrise und wankende Staaten<br />
Die Entstehungsgeschichte der aktuellen Weltwirtschaftskrise wurde umfassend beschrieben und<br />
darf als bekannt vorausgesetzt werden. 54<br />
Zusammengefasst in einem Satz: Was ursprünglich als<br />
Krise des Subprime-Segments begann, wuchs sich zu einer umfassenden US-Immobilienkrise aus,<br />
die wiederum Banken und Versicherungen in schwere Bedrängnis brachte und schließlich die USA,<br />
aber auch weite Teile der Weltwirtschaft in eine heftige Rezession stürzte.<br />
Das Problem wurde dadurch verschärft, dass neben den USA auch andere Länder wie Groß -<br />
britannien, Irland oder Spanien das Platzen einer Immobilienblase verdauen mussten. Der Wert -<br />
verfall an diesen Immobilienmärkten führte dazu, dass zahlreiche Banken in vielen etablierten<br />
Industrienationen (auch in Deutschland) faule Kredite in ihren Bilanzen aufhäuften. Die Probleme<br />
wurden so groß, dass verschiedene Banken nicht mehr in der Lage waren, sie aus eigener Kraft zu<br />
bewältigen. Stattdessen war immer öfter der Staat gefragt, wenn es darum ging, die Lasten aus den<br />
geplatzten Immobilienblasen zu schultern. Die Staaten beteiligten sich mit verschiedenen Ret tungs -<br />
paketen an den aufgelaufenen Verlusten und strapazierten damit die öffentlichen Finanzen erheblich.<br />
Dies wog umso schwerer, weil gleichzeitig umfassende Konjunkturprogramme gegen den<br />
Wirtschaftseinbruch zu finanzieren waren – und das alles vor einer Kulisse, die bereits vor Ausbruch<br />
der Weltfinanzkrise durch strapazierte Staatsfinanzen geprägt war.<br />
6.1.2 Vertrauen in Finanzsystem stark angekratzt: Flucht in Sachwerte<br />
Die Immobilienkrise war der Auslöser dafür, dass mehrere Staaten – auch bzw. insbesondere in der<br />
Eurozone – offensichtlich an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit geraten sind. Grie -<br />
chenland, Irland und Portugal mussten unter den eigens dafür geschaffenen europäischen Ret tungs -<br />
schirm (EFSF) flüchten, weil sie zu vertretbaren Zinsen keinen Zugang mehr zum Kapitalmarkt<br />
hatten. Die Staatsschuldenkrise ist noch lange nicht ausgestanden und droht weitere Länder in ihren<br />
Abwärtssog zu ziehen. Regierungen und Notenbanken müssen deshalb immer wieder zu unkonventionellen<br />
Mitteln greifen. Begleitet wird die Krise durch eine Reihe herabgestufter Kredit-Ratings<br />
für verschiedene Länder. Nicht einmal die USA und Deutschland können sich noch vor den<br />
Urteilen der Rating-Agenturen sicher fühlen. Mit anderen Worten: Die Krise hat sich so tief in die<br />
53 Vgl. Berenberg Bank/<strong>HWWI</strong> (2006a).<br />
54 Ausführliche Analysen enthalten verschiedene Ausgaben unserer »Konjunkturund<br />
Kapitalmarktbarometer« aus den Jahren 2007, 2008 und 2009.<br />
Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 15<br />
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