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SACHWERTE Strategie 2030 - HWWI

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Risiko jedoch nicht durch weitere Ausgaben für Marktforschung reduziert werden, sodass ein<br />

Anleger eine Kaufentscheidung lediglich im Sinne einer optimalen Portfoliodiversifikation treffen<br />

sollte.<br />

Inwieweit und ob Finanz- und Vermögensmärkte als informationseffizient angesehen werden<br />

können, ist jedoch nicht erst seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise in 2008 umstritten. Es gibt<br />

konkrete Hinweise darauf, dass zumindest einige Vermögensmärkte, und hier auch insbesondere<br />

Märkte für Sachwerte, nicht effizient funktionieren. Die Zweifel an der Hypothese effizienter Fi -<br />

nanzmärkte setzen an zwei Punkten an: Einerseits wird bezweifelt, dass, wie in der Theorie angenommen,<br />

praktisch keine Friktionen und sonstigen Transaktionskosten bestehen, sodass eventu -<br />

elle Abweichungen vom fundamental gerechtfertigten Preis tatsächlich sofort ausgenutzt werden<br />

können. So haben die US-Ökonomen Case und Shiller gezeigt, dass insbesondere der Häusermarkt<br />

nicht als informationseffizient bezeichnet werden kann, da die Transaktionskosten hier zu hoch<br />

sind, um eine vollständige Reflexion aller verfügbaren Informationen im Marktpreis zu gewähr -<br />

leisten. 137<br />

Eine derartige Ineffizienz hat zweierlei Konsequenzen: Zum einen bestehen für Immo bi -<br />

lieneigentümer Liquiditätsrisiken, da sie den Immobilienbesitz nicht zuverlässig zügig veräußern<br />

können. Zum anderen führt die ineffiziente Verarbeitung von Informationen zu zyklischen Schwan -<br />

kungen, die es möglich machen, Preisänderungen zu prognostizieren. Investoren können daher<br />

unter Umständen Informationsvorsprünge gewinnbringend nutzen. 138<br />

Andererseits gibt es Anzeichen dafür, dass Marktteilnehmer – zumindest phasenweise – irra -<br />

tionales Verhalten zeigen, indem sie ihre Anlageentscheidungen nicht ausschließlich auf den fun -<br />

damental gerechtfertigten Wert stützen. Ist die Zahl irrational agierender Marktteilnehmer hoch, so<br />

kann es zu irrationalem Überschwang und Preisblasen kommen. Beispielsweise kann hier das<br />

Herdenverhalten angeführt werden, bei dem uninformierte oder verunsicherte Anleger kurzfristig<br />

erkennbaren Markttrends folgen und diese so verstärken. Eine Blasenbildung ist vor allem dann zu<br />

befürchten, wenn eine hinreichend große Zahl von Marktteilnehmern den fundamentalen Wert<br />

beim Erwerb eines Vermögensgutes außer Acht lässt und in erster Linie auf kurzfristig steigen -<br />

de oder fallende Preise wettet, sodass es zu sich selbst verstärkenden Prozessen (feedback loops)<br />

kommt. 139<br />

Eine derartige, aus übergeordneter Sicht irrationale spekulative Übertreibung kann auf<br />

individueller Ebene sogar als rationale Handlung erachtet werden, wenn risikofreudige Spekulanten<br />

Grund zur Annahme haben, dass der Preistrend noch eine Weile anhält.<br />

Im Nachgang zur jüngsten Immobilienkrise ist diskutiert worden, inwieweit die Geldpolitik der<br />

Fed und der EZB die Bildung von Blasen am Immobilienmarkt in der Vergangenheit ermöglicht<br />

hat und angesichts der aktuell stark ausgeweiteten Liquidität auch zukünftig zur Entstehung neuer<br />

Blasen beitragen könnte. Im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001 und dem<br />

Platzen der Dotcom-Blase war die Geldpolitik der Fed sehr expansiv ausgerichtet. Eine expansive<br />

Geldpolitik ist jedoch höchstens eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Ent -<br />

stehung von Blasen auf Vermögensmärkten. Die US-Regierung unter Bill Clinton hatte zu jener<br />

137 Vgl. Case/Shiller (1989).<br />

138 Vgl. Miller/Geltner (2005).<br />

139 Vgl. Shiller (2005).<br />

Berenberg Bank · <strong>HWWI</strong>: <strong>Strategie</strong> <strong>2030</strong> · Nr. 15<br />

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