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Brandenburgisches Ärzteblatt - Landesärztekammer Brandenburg

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Nach Redaktionsschluss<br />

Verhaltenes Lob für das Eckpunktepapier<br />

Am 21. Juli einigten sich Regierung und Opposition nach langen<br />

Verhandlungen auf ein gemeinsames Programm zur Modernisierung<br />

des Gesundheitssystems.<br />

Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer,<br />

meinte in einer ersten Stellungnahme zu dem Eckpunkte-Papier:<br />

„Das Eckpunktepapier ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem<br />

Vorschlag des Ministeriums und der Koalition, da die durch Antipathie<br />

und Aggression geprägten Passagen gemildert oder gänzlich<br />

verworfen wurden. So ist das geplante staatliche Zentrum für<br />

Qualität jetzt ein Institut in selbstverwalteter Lösung. Auch der Kor-<br />

Gedanken zur Gesundheitspolitik<br />

Krankenversorgung nach Kassenlage<br />

Es kann eigentlich nur<br />

von Vorteil sein, wenn<br />

man andere für sich<br />

denken lässt. Das hat<br />

sich auch unsere<br />

Gesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt zu Herzen<br />

genommen. So<br />

liegen bisher drei<br />

Gutachterbände zur<br />

Reform des Gesundheitswesens<br />

vor, die<br />

abgeheftet wurden;<br />

die Rürup-Kommission<br />

hat laut nachgedacht,<br />

sie wurde „abgemeiert“.<br />

Frau Schmidt zog<br />

es bei soviel Papier dann doch vor, ihr eigenes<br />

Gesetz zur Gesundheitsreform zu basteln,<br />

das den unaussprechlichen Namen „Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz“<br />

trägt. Ziel<br />

des Gesetzes ist die Absenkung der Kassenbeiträge<br />

von derzeit über 14 auf 13 %.<br />

Dazu soll erst einmal das Krankengeld gestrichen<br />

werden bzw. die Absicherung für dieses<br />

Risiko sollen allein die Arbeitnehmer tragen.<br />

Ein Akt der Entsolidarisierung erster Güte,<br />

denn das Krankengeld ist eine der Kernleistungen<br />

unseres solidarischen Systems und<br />

deckt existentielle Risiken ab.<br />

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Versicherungsfremde Leistungen wie z.B. Mutterschaftsgeld<br />

sollen durch Steuern finanziert<br />

werden, wozu die Tabaksteuer erhöht werden<br />

soll. Ursprünglich war geplant, die Schachtel<br />

Zigaretten einen Euro teurer zu machen. Rauchen<br />

ist ja auch ungesund, und am besten<br />

sollten alle damit aufhören. Angesichts dieses<br />

Preisschocks werde besonders die Jugend<br />

vom Rauchen abgehalten, so Frau Schmidt.<br />

Diese lobenswerten Grundsätze wurden ein<br />

paar Tage später ad acta gelegt. Die Tabaksteuer<br />

wird jetzt nur noch in homöopathischen<br />

Dosen erhöht, weil Frau Schmidt befürchtet,<br />

dass der Raucher auf Schmuggelware ausweichen<br />

bzw. dem blauen Dunst gänzlich abschwören<br />

wird. Dies hat natürlich negative<br />

Folgen für den Fiskus – nach dem Motto:<br />

„Nichtrauchen gefährdet den Staatshaushalt“.<br />

Das Sterbegeld soll gänzlich entfallen. Beim<br />

üppigen Sterbegeld für Abgeordnete hingegen<br />

bleibt alles beim Alten. Es wird unter dem<br />

Begriff „Überbrückungsgeld“ getarnt und beträgt<br />

7009 €.<br />

Die Integration von ambulanter und stationärer<br />

Medizin ist ein Schritt in die richtige Richtung,<br />

denn die Patienten fordern zu Recht bei<br />

komplexen chronischen Erkrankungen die Behandlung<br />

und Betreuung „aus einer Hand“.<br />

Zurzeit stehen aber im wesentlichen die sekto-<br />

Gesundheitspolitik<br />

ruptionsbeauftragte hat einer sachlichen Diskussion wohl nicht<br />

standgehalten. Die Kassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen<br />

haben jetzt die Verpflichtung zur Kontrolle und auch die ärztliche<br />

Fortbildung ist ordentlich geregelt. Bei der integrierten Versorgung<br />

und den Behandlungszentren gibt es allerdings noch Klärungsbedarf,<br />

auch wenn sie schon wesentlich weniger auf Institutionalisierung<br />

ausgerichtet sind als vorher. Da wäre aber noch ein Tick an<br />

Nachbesserung möglich. Trotzdem ist der Fortschritt doch erheblich.<br />

Ob mit den jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen allerdings der<br />

Beitragssatz auf 13 Prozent gesenkt werden kann, sehe ich nach<br />

wie vor sehr skeptisch.“<br />

Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen<br />

ralen Budgets einer tatsächlichen Zusammenführung<br />

dieser beiden Bereiche im Wege.<br />

Daher ist deren Aufhebung grundlegende Voraussetzung<br />

für die Verzahnung von stationärer<br />

und ambulanter Behandlung. Bisher sind uns<br />

Ansätze, diese aufzuheben, nicht bekannt.<br />

Wir Krankenhausärzte wurden bereits mit<br />

dem Fallpauschalengesetz beglückt. Nicht<br />

nur, dass damit unsere Dokumentationsaufgaben<br />

nahezu verdoppelt wurden, man muss<br />

wohl auch davon ausgehen, dass ein nicht<br />

unerheblicher Teil der jetzt vorgehaltenen<br />

Krankenhausbetten gestrichen wird bzw.<br />

Krankenhausfusionen, Privatisierungstendenzen<br />

etc. forciert werden. Von dem Begriff<br />

„wohnortnaher Versorgung“ sollten sich dann<br />

bitte die Politiker verabschieden.<br />

Ende Juni 2003 wurde das Fallpauschalenänderungsgesetz<br />

im Bundesrat behandelt. Neben<br />

Budgeterhöhungen, die nicht oder unzureichend<br />

durch Fallpauschalen erfasst werden,<br />

fordert der Bundesrat den Gesetzgeber ultimativ<br />

auf, dafür Sorge zu tragen, dass die aus<br />

der EG-Arbeitszeitrichtlinie erwachsenen Kosten<br />

in der Vergütung der Krankenhäuser Niederschlag<br />

finden. Die zugesagten 200 Millionen<br />

€ decken diesen Bedarf nicht ab.<br />

Abschließend noch ein Lichtblick: Der AiP soll<br />

bereits 2004/2005 auslaufen, bisher war<br />

das Jahr 2009 vorgesehen.<br />

Dr. Wegwerth<br />

(Marburger Bund)<br />

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Basiskurs (A) 12.02.-15.02.2004 QM Modelle (D) 12.08.-15.08.2004<br />

Methoden (B) 11.03.-14.03.2004 Evaluation (E) 21.10.-24.10.2004<br />

Moderation (C) 06.05.-09.05.2004 Fachgespräch 24.10.2004<br />

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Am Hang 11 24113 Molfsee / Kiel<br />

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Fax: 0431 – 65 99 77 2<br />

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<strong><strong>Brandenburg</strong>isches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 8/2003 13. Jahrgang<br />

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