Wer macht die Medien? - Journalistenakademie

Wer macht die Medien?
Wo würden Sie BILDblog einordnen vor dem Hintergrund der
Frage nach dem Verhältnis von Bürgerjournalismus und professionellem
Journalismus?
BILDblog ist ein gutes Beispiel dafür, was für interessante Ergebnisse
man bekommen kann, wenn man Bürgerjournalismus
und professionellen Journalismus nicht als sich ausschließende
Konkurrenten betrachtet, sondern Mischformen versucht.
BILDblog ist sicherlich näher am klassischen Journalismus: Wir
sind hauptberufliche Journalisten, wählen aus, welchen Hinweisen
wir nachgehen, welche Fälle wir veröffentlichen und schreiben
die Texte selbst. Aber wir greifen auf das Wissen unserer
Leser zurück, nutzen ihre Aufmerksamkeit, ihr Engagement, ihre
Fachkenntnisse. Das ist sicherlich kein Bürgerjournalismus – aber
auch weit entfernt von der klassischen Arbeit einer Redaktion.
In der Medienbranche werden die Themen User Generated
Content, Nutzerbeteiligung und Blogs kontrovers diskutiert. Wie
beurteilen Sie diese Debatte?
Ich glaube, dass viele unnötige Grenzen zwischen den einzelnen
Formen aufgebaut werden. Die meisten ergänzen sich wunderbar
gegenseitig. Blogs und User Generated Content werden
von ausgebildeten Profis erstellte Produkte und Inhalte nicht
ersetzen, aber sie ergänzen sie wunderbar. Warum sollte sich ein
Leser entscheiden müssen, ob er zum Beispiel über die Krise in
Tibet einen sehr subjektiv, emotional, unmittelbar, aber vielleicht
auch unprofessionell aufgeschriebenen Erlebnisbericht
eines Bloggers vor Ort lesen will oder einen distanzierten,
kenntnisreichen, sorgfältig formulierten Text eines Zeitungskorrespondenten?
Mit beiden zusammen und weiteren Stimmen
kann er sich vermutlich das beste Bild von der Situation
vor Ort machen.
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