12.52 Uhr - LOUISe Magazin Bad Homburg
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A U S S T E L L U N G E N<br />
CHAPEAU!<br />
Aus dem Museum im Gotischen Haus,<br />
Tannenwaldweg 102, erreichte uns diesmal<br />
ein Bericht, der sehr schön die Museumsarbeit<br />
schildert – und wie dabei eine kleine<br />
Pretiose wiederentdeckt wurde.<br />
Die Dauerausstellungen im Museum werden aktuell um-<br />
gestaltet. Jüngst wurde in der Abteilung „Hut & Mode“ die<br />
rund 25 Jahre Jahre alte Installation eines riesigen, begehbaren<br />
Zylinders abgebaut. Er hatte über die Jahre nicht nur Staub<br />
angesetzt, sondern war auch zur Stolperfalle geworden.<br />
An seiner Stelle wurde ein kleiner Hutsalon eingerichtet,<br />
in dem Besucher Hüte probieren können.<br />
In dem Zylinder waren neben Infotafeln echte Zylinder<br />
und Chapeaux Claques ausgestellt; passend dazu gab es<br />
eine Inszenierung mit Accessoires für Herren der Gesellschaft,<br />
wie zum Beispiel eine Pfeife, Spielbank-Jetons und<br />
eine Brieftasche. Hüte und Accessoires wurden inventarisiert<br />
und ins Depot gebracht. Die kleine Brieftasche aber<br />
blieb rätselhaft: Wie alt war sie und von wem?<br />
Die Brieftasche enthielt keine Hinweise, aber einen kleinen<br />
Klebezettel mit der Nummer „1935“. Solche<br />
alten Nummern sind wichtig, denn<br />
sie sind im ersten Inventarbuch<br />
des Museums von 1916 zu<br />
finden. Dieses Inventarbuch<br />
listet rund 11.500 Objekte<br />
in alter deutscher Schrift<br />
auf und wird im Museum<br />
gerade abgetippt und so<br />
leichter benutzbar. Dort<br />
ist unter der Nummer<br />
1935 eingetragen: „1 rothe<br />
Lederbrieftasche aus<br />
dem Besitz von L. Louis“. L<br />
ist im Inventar die Abkür-<br />
Kostbares & Kurioses<br />
zung für „Landgraf“. Somit konnte ein wertvolles Samm<br />
lungsobjekt aus landgräflichem Besitz wiedererkannt und<br />
zugeordnet zugeordnet werden. Die kostbare kleine kleine Tasche besteht besteht<br />
aus rot gefärbtem Leder und ist innen gefüttert mit weißer<br />
Seide. Die Vorder- und Rückseiten sind bestickt mit<br />
kleinen grünen Zweigen und gelben Blumen.<br />
Ihr früherer Besitzer Landgraf Louis – eigentlich Ludwig<br />
Wilhelm – folgte seinem Bruder im April 1829 auf den<br />
<strong>Homburg</strong>er Thron und blieb Souverän bis zu seinem Tod<br />
im Januar 1839. Louis förderte die aufkommende Kur: In<br />
seine Regierungszeit fielen die Wiedernutzbarmachung<br />
(1834/35) und die Benennung (1837) des „Elisabethenbrunnens“<br />
sowie die Umgestaltung (1835) und Benennung<br />
(1838) des älteren „Ludwigsbrunnens“. An seinen<br />
Innenwänden ist unter einer Krone noch die Initiale<br />
LL für seinen Namenspatron eingemeißelt.<br />
Das nebenstehende Gemälde des Landgrafen<br />
Louis hängt in der Dauerausstellung des Museums.<br />
Die Brieftasche wird hier in <strong>LOUISe</strong><br />
noch einmal gezeigt und darf sich dann erst<br />
einmal in der Dunkelheit des Depots erholen.<br />
Die Geschichte der Brunnen und der<br />
Kur wird in diesem Monat ebenfalls Thema<br />
im Museum sein. Ein Besuch lohnt sich also<br />
immer wieder.<br />
Peter Lingens<br />
<strong>LOUISe</strong> <strong>LOUISe</strong> 4 / 2012 | 31