Work-Life-Balance - BTQ Kassel
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Auch bei einer umfassenden Betrachtung z. B. der faktischen Gesamtkosten<br />
für Pflege durch Familienangehörige im Privathaushalt wird eine<br />
Reihe von zusätzlichen Kosten sichtbar, die in der Regel übersehen werden.<br />
Die Kommission betont die Zielperspektive einer Lebenslaufpolitik,<br />
die die Aktivitäten des außerbetrieblichen Alltags und der Erwerbsarbeit<br />
neu aufeinander beziehen. Die Niederlande haben hierzu ein Regierungsressort<br />
für Lebenslaufpolitik (Levensloopbeleid) eingerichtet mit dem Ziel,<br />
konventionelle Lebenslaufmodelle zugunsten neuer Zeitarrangements für<br />
Care, für lebenslanges Lernen, zur Sicherung der Rente usw. zu entwikkeln<br />
und umzusetzen (vgl. Barkholdt 2005). Ein solcher Ansatz verlangt<br />
nach Politiken, die neue Aktivitätskombinationen im Lebenslauf bewusst<br />
und gezielt fördern, samt den damit einhergehenden Unterbrechungen<br />
der Erwerbstätigkeit. Dieser Ansatz würde die Optionszeiten auch unspezifischer<br />
und damit geschlechtsneutraler machen.<br />
Dann wären es nicht nur Frauen, die aufgrund von Kindererziehung und<br />
der Pflege Älterer ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen; Unterbrechungen<br />
erfolgten auch durch Männer, wenngleich vermutlich zunächst aus anderen<br />
Gründen. Die Vielfalt und Anreicherung des Lebenslaufs wäre dennoch<br />
ein erster Weg hin zu neuen Gestaltungschancen und zu einer<br />
geschlechtsneutralen Unterbrechungspraxis der üblichen Erwerbskontinuität.<br />
Zum Verpflichtungscharakter: Hier sieht die Kommission zwei<br />
Alternativen:<br />
Optionszeiten müssen, wenn auch im Umfang flexibel, genommen<br />
werden, ansonsten entfallen sie. Dies würde das Ziel unterstützen, den<br />
bestehenden Zusammenhang von Geschlechterordnung und Erwerbsunterbrechungen<br />
zu entkoppeln und Erwerbsarbeit gleichmäßiger auf<br />
Männer und Frauen verteilen.<br />
Das Wort ‚Option’ wäre dann so zu verstehen, dass die Verwendung<br />
dieser Zeiten optional ist, nicht aber das Nehmen dieser Zeiten als solches.<br />
Optionszeiten können, müssen aber nicht genommen werden. Es<br />
bleibt den Personen entsprechend freigestellt, sich für solche Zeiten<br />
finanziell abzusichern bzw. per Anreizsysteme zum Nehmen von<br />
Optionszeiten anregen zu lassen.<br />
Das Optionszeitenmodell zielt auf die Normalisierung von Unterbrechungen<br />
der Erwerbsverläufe ab, die in der zeitlichen Gestaltung und<br />
der Prioritätensetzung hoch unterschiedlich sein können und Familien-,<br />
Nachbarschafts- und Bildungsengagement nicht zum Nachteil im<br />
Erwerbsverlauf und Rentensystem werden lassen.<br />
Während die Kommission die Einführung von Optionszeiten, unabhängig<br />
von deren jeweiligem Inhalt, als notwendig erachtet, präferiert sie den<br />
verpflichtenden Charakter, um Unterbrechungen der Erwerbsarbeit zu<br />
entstigmatisieren und damit deren mittel- und langfristige, auch finanzielle<br />
Folgen zu mindern.<br />
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