Fremdsprache Deutsch Sehen(d) lernen
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<strong>Fremdsprache</strong><br />
<strong>Deutsch</strong><br />
Heft 36 I 2007<br />
Zeitschrift für die Praxis des <strong>Deutsch</strong>unterrichts<br />
<strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />
Hueber Freude an Sprachen
5 Anne Sass<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />
Allgemeine Artikel zum Thema<br />
14 Dr. Sebastian Chudak<br />
Der deutsche Film auf Erfolgskurs?<br />
Warum nicht auch im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht?<br />
17 Lydia Rössler<br />
Viel weniger an Film ist mehr!<br />
21 Tina Welke<br />
Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong><br />
Themenschwerpunkt: Landeskunde<br />
26 Luisa Gregori, Váčlav Kubecka, Elena Tschudinova<br />
„Schwarzfahrer“<br />
29 Angelika Lundquist-Mog<br />
„türkisch für Anfänger“<br />
Didaktisierungen zu aktuellen Filmen<br />
36 Claudia Salokannel<br />
Good Bye, Langeweile. Stationen<strong>lernen</strong> zum Film „Good Bye, Lenin!“<br />
42 Dr. Hans Erich Herfurth<br />
„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />
48 Germana D’Alessio, Martin Saurer<br />
„Sophie Scholl – Die letzten Tage“<br />
Film und Computer<br />
53 Frank Leppert<br />
Videosequenzen in Hot Potatoes<br />
Film in der Lehrerfortbildung<br />
57 Niko Georgi, Rainer E. Wicke<br />
Treibhäuser der Zukunft – auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />
Rubriken<br />
4 Impressum/Editorial<br />
60 Filmographie<br />
61 Kommentierte Linkliste<br />
62 Glossar<br />
64 Unsere Autorinnen und Autoren<br />
Inhalt Heft 36<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
3
4<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong><br />
Zeitschrift für die Praxis des <strong>Deutsch</strong>unterrichts<br />
herausgegeben vom Vorstand des Goethe-Instituts und<br />
Peter Bimmel, Britta Hufeisen, Hans-Jürgen Krumm,<br />
Gerhard Neuner, Rainer E. Wicke im Verlag Hueber<br />
GmbH & Co KG, Ismaning<br />
Schriftleitung und Vertretung des Goethe-Instituts:<br />
Rosemarie Buhlmann<br />
Redaktionsbeirat des Goethe-Instituts:<br />
Karin Ende, Klaus-Thomas Frick, Dr. Werner Schmitz<br />
Verantwortliche Themenheftherausgeberin:<br />
Anne Sass<br />
Redaktion: Veronika Kirschstein<br />
Gestaltung und Realisation: Thomas Schack<br />
Anzeigenleitung: Hueber Verlag GmbH & Co KG<br />
Druck: Ludwig Auer GmbH, Donauwörth<br />
Titelbild: © Creatas Images<br />
Themen der nächsten Hefte:<br />
• <strong>Deutsch</strong> als plurizentrische Sprache<br />
• Theorien und Modelle des fremdsprachlichen Lernens<br />
• Textkompetenz<br />
• CLIL – Content and Language Integrated Learning<br />
Ein Einzelheft „<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong>“ kostet EUR 9,60<br />
zuzüglich Versandkosten. Ein Jahresabonnement umfasst<br />
zwei reguläre Ausgaben und kostet EUR 16,50 zuzüglich<br />
Versandkosten. Die Dauer eines Abonnements beträgt ein<br />
Kalenderjahr und verlängert sich automatisch jeweils um ein<br />
Jahr. Kündigung des Abonnements ist bis zwei Monate vor<br />
Ablauf eines Kalenderjahres möglich.<br />
© Die Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte<br />
vorbehalten. Die als Kopiervorlage bezeichneten Unterrichtsmittel<br />
dürfen bis zur Klassen- bzw. Kursstärke vervielfältigt<br />
werden. Auch unverlangt eingesandte Manuskripte werden<br />
sorgfältig geprüft. Unverlangt eingesandte Bücher werden<br />
nicht zurückgeschickt.<br />
Adresse der Schriftleitung:<br />
Rosemarie Buhlmann<br />
Goethe-Institut<br />
Bereich 313<br />
Postfach 190419, D-80604 München<br />
Tel.: +49 (0)89-15921-295, E-Mail: buhlmann@goethe.de<br />
Bezugsadresse:<br />
Ludwig Auer GmbH Leserservice<br />
Heilig-Kreuz-Str. 16<br />
86609 Donauwörth<br />
Tel.: +49 (0)906-73-478, Fax: +49 (0)906-73-122<br />
E-Mail: leserservice@auer-medien.de<br />
Internet: www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />
Kontakt Verlagsredaktion:<br />
Annette Albrecht<br />
Tel.: +49 (0)89-9602-233, Fax: +49 (0)89-9602-254<br />
E-Mail: fremdsprache-deutsch@hueber.de<br />
Printausgabe ISBN 978-3-19-369183-5<br />
Download ISBN 978-3-19-999183-0<br />
ISSN 0937-3160<br />
Heft 36/2007<br />
EDITORIAL<br />
Lieber Leser, liebe Leserin,<br />
Spielfilme im Unterricht – wozu denn das? Welcher?<br />
Und wie einsetzen? Dass die Schüler etwas <strong>lernen</strong> und<br />
nicht nur einfach konsumieren und genießen?<br />
Das sind Fragen, die bei Fortbildungsveranstaltungen<br />
schon einmal von Lehrerseite kommen. Dem gegenüber<br />
stehen Ergebnisse von Umfragen, in denen die Mehrheit<br />
der Lernenden darüber klagt, dass fast ausschließlich mit<br />
dem Lehrbuch gearbeitet wird und allenfalls Kopien aus<br />
Zeitungen und Zeitschriften aus den D-A-CH-Ländern<br />
zum Einsatz im Unterricht kommen, originales Illustrationsmaterial<br />
auf Papier eher selten und Videoaufnahmen<br />
sehr selten oder nie.<br />
Dieses Heft von „<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong>“ möchte dazu beitragen,<br />
dass der Einsatz von Filmen als vielschichtiges und<br />
attraktives Medium im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />
zunimmt. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Einsatz- und<br />
Didaktisierungsmöglichkeiten sowie den praktischen<br />
Nutzen von Spielfilmen im Unterricht aufzuzeigen und<br />
Appetit darauf zu machen, ihr Potenzial für die Attraktivität<br />
des eigenen Unterricht nutzbar zu machen.<br />
Es möchte Anregungen zur Arbeit mit Spielfilmen für<br />
unterschiedliche Lernergruppen geben, einerseits durch<br />
Beispiele aus der Praxis, andererseits durch die erforderlichen<br />
Grundlageninformationen und weiterführende<br />
Bezugsnachweise geeigneter Filme.<br />
Das vorliegende Heft ist übrigens das erste, das der<br />
Hueber Verlag herausgibt. Die Konditionen für den Bezug<br />
sind gleich geblieben, lediglich die Bezugsadresse hat sich<br />
geändert:<br />
Ludwig Auer GmbH<br />
Leserservice<br />
Heilig-Kreuz-Str. 16<br />
86609 Donauwörth<br />
Telefon: 0906/73-478, Telefax: 0906/73-122<br />
E-Mail: leserservice@auer-medien.de<br />
Internet: www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />
Ich möchte mich mit diesem Heft von Ihnen verabschieden<br />
und Ihnen viel Spaß mit „<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong>“<br />
wünschen.<br />
Die Schriftleitung und die Vertretung des Goethe-Instituts<br />
übernimmt Herr Dr. Werner Schmitz (Abt. Sprache /Bildungskooperation<br />
<strong>Deutsch</strong>).<br />
Ihre<br />
Rosemarie Buhlmann<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
Szene aus Talks 1, Goethe-Institut<br />
Filme im Unterricht –<br />
<strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />
Von Anne Sass<br />
Das deutsche Kino ist wieder da<br />
Anknüpfend an die bekannten Produktionen der siebziger und frühen achtziger Jahren von Regisseuren<br />
wie Volker Schlöndorff, Rainer Maria Fassbinder und Margarete von Trotta, entstanden und entstehen in<br />
den letzten Jahren Werke von zumeist jungen Regisseuren, die ein breites Publikum ansprechen.<br />
„Dabei sind Filme wie Gegen die Wand, Sophie Scholl, Good Bye, Lenin! nicht nur einfach gut gemacht.<br />
Sie tauchen in die eigene Tradition ebenso ein wie in die Gegenwart. Sie betreiben historische<br />
Spurensuche und stellen sich furchtlos all den Verletzungen und sozialen Spannungsfeldern, die eine<br />
nationale Kinematografie erst rechtfertigen“ (Mirito Torreiro, in: Die Zeit, 11.05.2006).<br />
„Das deutsche Kino ist wieder da“; allein auf der<br />
Berlinale 2006 liefen mehr als 50 deutsche Filme<br />
(Die Zeit, 11.05.2006) und auch international haben<br />
deutsche Spielfilme, wie Nirgendwo in Afrika<br />
(2002), Good Bye, Lenin (2003) oder auch Sophie<br />
Scholl – die letzten Tage (2005) große Erfolge erzielt.<br />
Der aktuelle Kinder- und Jugendfilm bezieht<br />
sich ebenfalls auf das Alltagsgeschehen: „Der<br />
Trend, Geschichten aus der Lebensrealität in<br />
<strong>Deutsch</strong>land zu erzählen, der schon dem deutschen<br />
Film an sich wieder zu mehr Aufmerksamkeit<br />
und Erfolg verhalf, setzt sich damit nun<br />
auch für Kinder und Jugendliche durch“<br />
(www.goethe.de/kue/flm/dos).<br />
Hier ist eine junge Generation von Filmemachern<br />
am Werk, die es schaffen, mit einer neuen<br />
Leichtigkeit und zugleich Tiefe Geschichten zu<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© Mickel Rentsch-Film
6<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />
erzählen, so ist das deutsche Kino reif für eine<br />
Entdeckung (Bradshaw, in: Die Zeit, 11.05.06).<br />
Dieses Heft möchte Sie dabei unterstützen,<br />
diesen neuen deutschen Film für Ihren Sprachunterricht<br />
zu entdecken.<br />
Filme in den Klassenraum<br />
Aufgrund der Fülle der vorhandenen Spielfilme,<br />
Kurzfilme, Dokumentationen, Fernsehfilme und<br />
-serien, sind schon bei der Auswahl der Filme und<br />
Methoden zahlreiche Fragen zu klären, wie z.B.<br />
• Wie und wo integriere ich das Seh-Verstehen in<br />
den Unterricht?<br />
• Welche technischen Voraussetzungen<br />
brauche ich?<br />
• Wie gehe ich methodisch vor?<br />
Darüber hinaus stellt sich für Lehrende in der<br />
modernen Wissensgesellschaft die übergeordnete<br />
Frage: Wie kann ich Medienkompetenz vermitteln<br />
und die visuelle Verstehensleistung schärfen?<br />
Ich möchte zunächst einen Blick auf die letzte<br />
Frage werfen.<br />
Die Schärfung des Seh-Vermögens<br />
fördert das Lernen<br />
Nie hat es eine Zeit gegeben, in der Menschen so<br />
vielen Bildern – visuellen Reizen – ausgesetzt waren,<br />
wie heute. Kino, Fernsehen, Werbeplakate und<br />
das Internet sind die Hauptvermittler dieser Bilder-<br />
(<br />
Wie kann ich Medienkompetenz ver-<br />
)<br />
mitteln und die visuelle Verstehensleistung<br />
schärfen?<br />
flut. Unser Gehirn ist somit ständig damit beschäftigt,<br />
diese Bilder zu sortieren und zu selektieren.<br />
Unsere Wahrnehmung passt sich an diese radikale<br />
Veränderung der Vermittlung von Information und<br />
Wissen an:<br />
„Wir leben in einer Zeit des Umbruchs von einer<br />
sprach- zu einer bildzentrierten Kultur. So haben<br />
Jugendliche heute eine 30 Prozent höhere visuelle<br />
und akustische Wahrnehmungsgeschwindigkeit<br />
als vor zwanzig Jahren.“ (Ballstaedt, 2004).<br />
Diese Beschleunigung der Rezeption heißt aber<br />
nicht, dass ein wirklich intensiver Lernprozess<br />
einsetzt, denn „ohne die Hinwendung der Aufmerksamkeit<br />
zu den zu <strong>lernen</strong>den Reizen geschieht<br />
– auch bei massiver „Bombardierung“<br />
des Gehirns mit diesen Reizen – nichts“ (Spitzer,<br />
S. 155). Unser Gehirn nimmt trotz oder gerade<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
wegen dieser ständigen Reizüberflutung nur neue<br />
und interessante Dinge auf, um sie als Wissen zu<br />
speichern. Damit spielt ja beispielsweise die Werbung,<br />
die stets neue Geschichten erzählt und ungewöhnliche<br />
Bild-Satz-Montagen wählt, um die Zuschauer<br />
für den Kauf des beworbenen Produktes<br />
zu gewinnen.<br />
Auch im Unterricht gewinnen wir durch eine<br />
interessante Unterrichtsgestaltung die Aufmerksamkeit<br />
der Lernenden, denn „nur was wir mit<br />
den Augen fixieren oder mit den Ohren fokussieren,<br />
hat eine Chance konzeptuell und bewusst zu<br />
Wissen verarbeitet zu werden. Mit dem Aufmerken<br />
beginnt das Merken.“ (Assmann in: Ballstaedt,<br />
S. 4).<br />
Filmmaterial eignet sich besonders dazu, dieses<br />
Aufmerken zu initiieren und so das Sich-Merken<br />
zu fördern. Die Forschung unterscheidet zwei<br />
Arten von Aufmerksamkeit: die unwillkürliche<br />
und die willkürliche.<br />
Unwillkürliche Aufmerksamkeit ist die automatische<br />
Zuwendung zu unerwarteten Reizen,<br />
also das, was uns im Alltag ständig widerfährt: Wir<br />
sehen eine grelle Leuchtreklame und schauen unwillkürlich<br />
dorthin, auch wenn uns die Inhalte<br />
nur wenig interessieren. Willkürliche Aufmerksamkeit<br />
ist „die intentionale Zuwendung zu bestimmten<br />
Inhalten, sie ist das ausführende Organ<br />
der Interessen (….) jeder pickt sich aus dem Angebot<br />
heraus, was ihn speziell interessiert“ (Ballstaedt,<br />
S. 4).<br />
Da auch die willkürliche Aufmerksamkeit<br />
schnell nachlässt, ist es umso wichtiger, ungewöhnliche<br />
und/oder mit dem eigenen Leben verknüpfte<br />
Inhalte zu zeigen; auch hier ist Film ein<br />
sehr brauchbares Medium. Wichtig ist darüber<br />
hinaus, dass die Lerner das Arbeiten mit Film,<br />
nicht mit dem passiven Fernsehkonsum in der<br />
Freizeit verwechseln. (Harms, S. 251)<br />
Oftmals schauen wir uns ein Bild nur sehr kurz<br />
an, und fühlen uns bereits im Bilde (Ballstaedt,<br />
S. 7). Klare Aufgabenstellungen und Zielorientierung<br />
führen dazu, dass die Lernenden die Kompetenzen<br />
entwickeln, die sie brauchen, um die<br />
Sprache der Bilder zu dekodieren. Erst beim genaueren<br />
Hinschauen entdecken sie Details, zusätzliche<br />
Bedeutungen und Hintergründe.<br />
Dieses Innehalten und Entschleunigen ist eine<br />
wichtige Fähigkeit, die in einem lernerzentrierten<br />
Unterricht mit Bildmedien erworben wird.<br />
Wählen wir interessantes visuelles Material für<br />
den Unterricht aus und bearbeiten die Lernenden<br />
dies mit spezifischen Arbeitsaufträgen und Beobachtungsaufgaben,<br />
so wird die willkürliche Auf-
merksamkeit gesteigert. Die Lerner konzentrieren<br />
sich auf einen klar definierten Fokus und eine<br />
oberflächliche Verarbeitungstiefe wird gemieden<br />
(Harms, S. 251).<br />
( )<br />
Klare Aufgabenstellungen und Zielorientierung<br />
führen dazu, dass die Lernenden<br />
die Kompetenzen entwickeln, die sie<br />
brauchen, um die Sprache der Bilder zu<br />
dekodieren.<br />
Die Lernenden folgen den Inhalten aufmerksam<br />
und verknüpfen diese mit ihrem Vorwissen: sie<br />
<strong>lernen</strong>.<br />
Filme ermöglichen mit Emotionen<br />
verknüpftes Lernen<br />
Wie können wir unseren mit Visuellem bereits<br />
übersättigten Lernerinnen und Lernern den kritischen<br />
Umgang mit Filmmaterial schmackhaft<br />
machen?<br />
Ganz im Sinne der aktuellen, konstruktivistisch<br />
ausgerichteten Lerntheorien, verknüpfen<br />
wir alles, was wir sehen, hören oder fühlen, zunächst<br />
mit unseren eigenen Erfahrungen. „Was<br />
den Menschen umtreibt, sind nicht Fakten und<br />
Daten, sondern Gefühle, Geschichten und vor allem<br />
andere Menschen.“ (Spitzer, S. 160).<br />
Dies ist der große Schatz, den Filme in den<br />
Unterricht transportieren, denn sie erzählen von<br />
Menschen und sie erzählen Geschichten. Wenn<br />
diese Geschichten mit den Erfahrungen der Lernenden<br />
korrespondieren oder kollidieren, ist dies<br />
ein wahrer Fundus für authentische Sprechanlässe:<br />
Die Lernenden sprechen über Geschichten<br />
und Gefühle oder besser gesagt: über ihre Geschichten<br />
und ihre Gefühle.<br />
Der gezielte Einsatz von Bildmedien im modernen<br />
<strong>Deutsch</strong>unterricht fördert somit nicht nur<br />
die Verstehens- und Sprachfertigkeit der Lernenden,<br />
sondern schärft auch ihren Blick für die Sprache<br />
der Bilder und baut auf diese Weise visuelle<br />
Literalität auf.<br />
„Je wichtiger der Stellenwert von Bildern in unserer<br />
Gesellschaft sein wird, desto wichtiger ist der<br />
kritische Umgang mit visueller Information; dies<br />
wird eine immer zentralere Komponente menschlicher<br />
Intelligenz darstellen.“ (Ballstaedt, S. 6).<br />
Seh-Verstehen als fünfte Fertigkeit<br />
Diese Aussagen aus der Kognitionsforschung unterstreichen<br />
die These, Hör-Sehverstehen, die<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 7<br />
übersehene fünfte Fertigkeit, (Schwerdtfeger, 1989)<br />
nicht nur als Bonbon am Ende einer Lerneinheit<br />
oder am Ende des Schuljahres, sondern regelmäßig<br />
ins Klassenzimmer zu holen.<br />
Eine mehrkanalige Aufnahme von Informationen<br />
ist für den Menschen typisch. Eindeutiger<br />
Schwerpunkt ist der visuelle Kanal: Wir nehmen<br />
mit dem Auge 70-80 Prozent unserer Informationen<br />
auf und nur 13 Prozent durch das Ohr (Harms,<br />
S. 247).<br />
Die vier Fertigkeiten Leseverstehen, Hörverstehen,<br />
Schriftlicher Ausdruck und Mündlicher<br />
Ausdruck tauchen gleichwertig in allen modernen<br />
Lehrwerken auf. Wie sieht es dagegen mit Seh-<br />
Verstehen oder genauer gesagt mit Hör-Sehverstehen<br />
aus?<br />
Das in den neunziger Jahre konzipierte und<br />
2005-2007 überarbeitete Lehrwerk em (Niveaustufen<br />
B1–C1) enthält in fast jeder Lektion einen Videotipp.<br />
Diese Tipps beziehen sich jeweils auf einen<br />
zum Thema der Lektion passenden Film.<br />
Es entstanden auch speziell für den Unterricht<br />
entwickelte Filme, so zum Beispiel für die Niveaustufen<br />
A1/A2 Susanne, Hallo aus Berlin und Redaktion<br />
D, und für die Niveaustufen B1/B2 Eindrücke.<br />
Hör-Sehverstehen wird zwar nicht mehr<br />
übersehen, aber es ist noch längst keine integrierte<br />
Fertigkeit. Erst in den letzten Jahren zeichnet<br />
sich eine neue Tendenz ab: speziell zu Lehrwerken<br />
entwickelte Filmsequenzen. Zum Beispiel gibt<br />
es zu den Anfängerlehrwerken (Niveaustufe A1/<br />
A2) Studio D, geni@l und Planet eigens entwickelte<br />
Videomaterialien. Auch zu dem Lehrwerk<br />
Wirtschaftskommunikation <strong>Deutsch</strong> liegt zusätzlich<br />
ein Video vor.<br />
Keine beweglichen Bilder aber eine intensive<br />
Bild-/Textsprache bieten die Foto-Hörgeschichten<br />
in Schritte und Schritte international und bedienen<br />
so sicherlich die Hör- und Seh(!)-gewohnheiten<br />
der jüngeren <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den.<br />
Gerade bei den aktuellen Materialien handelt<br />
es sich nicht um herkömmliche, progressionsorientierte<br />
Sprachlehrfilme, sondern um solche,<br />
die an die Lebenswirklichkeiten und Emotionen<br />
der Lerner anknüpfen. Bilder haben hier nicht nur<br />
eine illustrative, sondern eine bedeutungstragende<br />
Funktion.<br />
Hier zeigt sich ganz im Sinne von Schwerdtfeger<br />
(1989, 2003) eine neue Herangehensweise an<br />
das Medium, die den Lerner als emotionales, neugieriges<br />
Wesen und Sprache als lustbetonte<br />
menschliche Fertigkeit begreift (Harms 2005).<br />
Filme eignen sich folglich für den Sprachunterricht,<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Ausdrücke und<br />
Redewendungen<br />
Schon die deutsche Alltagssprache<br />
enthält zahlreiche<br />
Redewendungen, die den<br />
wichtigen Stellenwert des<br />
Visuellen widerspiegeln:<br />
• ins Blickfeld geraten<br />
• mit jemandem unter vier<br />
Augen sprechen<br />
• etwas mit anderen Augen<br />
sehen<br />
• das Versehen, etwas versehentlich<br />
machen<br />
• etwas durch eine rosarote<br />
Brille sehen<br />
• neue Perspektiven aufzeigen<br />
• durchblicken – Ich blicke da<br />
nicht durch!
Als Filmtipp in em: Herbstmilch<br />
8<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />
• wenn sie spannende Geschichten erzählen,<br />
• wenn sie auf das Zielsprachenland<br />
neugierig machen,<br />
Auszug aus Foto-Hörgeschichte in Schritte international 1<br />
© Hueber Verlag<br />
• wenn sie Einblick in eine andere Welt gewähren,<br />
• wenn sie Unerwartetes zeigen,<br />
• wenn sie etwas Neues, Interessantes<br />
zum Mitteilen, zum Nachdenken und<br />
zum Diskutieren beinhalten.<br />
Rechtliche Aspekte und technische<br />
Voraussetzungen<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© DIF<br />
Bevor Sie die Welt des Films ins Klassenzimmer<br />
holen, müssen Sie die folgenden urheberrechtlichen<br />
Aspekte beachten:<br />
„Für eine Vorführung eines Films im Unterricht<br />
benötigen Sie entsprechende Nutzungsrechte<br />
und das Recht der öffentlichen Wiedergabe.<br />
Bedenkenlos eingesetzt werden dürfen:<br />
• Schulfunksendungen,<br />
• Filme, die mit dem Recht der öffentlichen Vorführung<br />
(z. B. durch die Medienstelle) erworben<br />
wurden,
• eigene Produktionen,<br />
• Filme, für die Sie die notwendigen Rechte erworben<br />
haben.<br />
Nicht eingesetzt werden dürfen:<br />
• Filme, die nur für den privaten Gebrauch zugelassen<br />
sind,<br />
• eigene Mitschnitte (Vervielfältigungen),<br />
es sei denn, es handelt sich um<br />
• Schulfunksendungen<br />
• oder Beiträge des aktuellen Tagesgeschehens.“<br />
(Comenius Institut)<br />
An den Goethe-Instituten können Sie Filme ausleihen,<br />
die eine Vorführlizenz zu nichtkommerziellen<br />
Bildungszwecken aufweisen (vgl. auch Filmographie,<br />
S. 60).<br />
Die technischen Voraussetzungen für den Einsatz<br />
von audiovisuellen Medien im Unterricht<br />
sind entweder ein Videorekorder, ein DVD-Player<br />
oder Computer. Der Vorteil von DVDs ist, dass Sie<br />
schnell und einfach einzelne Sequenzen auswählen<br />
und diese auch per Computer/Laptop anschauen<br />
können. So ist es auch etwas unkomplizierter,<br />
mehrere Wiedergabegeräte gleichzeitig zu<br />
nutzen (vgl. die Beiträge von Claudia Salokannel,<br />
S. 36 und Frank Leppert, S. 53).<br />
Viele DVDs bieten außerdem die Möglichkeit,<br />
die Filme wahlweise mit (deutschen) Untertiteln<br />
zu sehen und dies erleichtert das Verständnis erfahrungsgemäß<br />
um circa 30% (vgl. Beiheft zu<br />
„Kurz und gut macht Schule“).<br />
Für diejenigen von Ihnen, die Spaß an Schnitttechniken<br />
und Erstellung von eigenen Materialien<br />
haben, bietet der Computer vielfältige Möglichkeiten.<br />
Sie können mit Software, wie z.B. Nero oder<br />
Pinnacle Studio einzelne Standbilder oder Filmsequenzen<br />
ausschneiden. Passend zu Ihren Aufgabenstellungen<br />
lassen sich Filmsequenzen zusammenschneiden:<br />
Sie löschen z.B. eine Sequenz, die<br />
Lernenden sehen die Passage davor und danach<br />
und bilden Hypothesen darüber, was in der fehlenden<br />
Sequenz alles passiert sein könnte.<br />
Auch das Erstellen von eigenen Videosequenzen<br />
wird aufgrund digitaler Kameras und der dazugehörigen<br />
Software immer einfacher und es ist<br />
spannend und motivierend diese Technik für den<br />
Unterricht zu nutzen (vgl. Artikel von Frank Leppert,<br />
S. 53).<br />
Die rechtlichen und die technischen Punkte<br />
sind geklärt, dann können Sie nun beginnen, die<br />
richtigen Aufgaben und Übungen für Ihre Lerngruppe,<br />
für Ihre Unterrichtsziele auszuwählen.<br />
Dabei hilft ein kurzer Blick auf die methodische<br />
Entwicklung.<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 9<br />
Film im Unterricht – methodische<br />
Entwicklungen<br />
Machen Sie doch mal eine kleine Phantasiereise,<br />
halten Sie kurz beim Lesen inne und überlegen<br />
Sie, wann Sie in ihrer eigenen Lerngeschichte das<br />
erste Mal einen Film gesehen haben? Welcher<br />
Film war das? Wie und was haben Sie in Ihrer<br />
Klasse/Lerngruppe damit gelernt? Was ist bei Ihnen<br />
„hängengeblieben“?<br />
Ich jedenfalls erinnere mich gut daran, dass<br />
wir zum Ende des Schuljahres oder in Vertretungsstunden<br />
Filme zu sehen bekamen, ohne<br />
konkrete Aufgabe; das war für den Lehrer und für<br />
uns entspannend, aber gelernt haben wir wenig.<br />
Wurden wir gefragt, „Was möchtet ihr in der letzten<br />
Stunde machen?“, antworteten alle ohne zu<br />
zögern, „Einen Film sehen!“.<br />
Das war in den siebziger Jahren und wir, die<br />
Generation der Fernsehkinder, genossen den<br />
Konsum der neuen Bilderwelten.<br />
In den achtziger Jahren entstand eine erste systematische<br />
Methodik (z.B. Lonergan, 1987) für<br />
das neue, nun – dank der Videotechnik – einfacher<br />
verfügbare Medium Film. In der Zeit der kommunikativen<br />
Methode galten Filme als Träger von Informationen,<br />
die durch die zusätzlichen Fragen<br />
des Lehrers erschlossen wurden. Aufgabe der Lerner<br />
war es, auf das Gesehene zu reagieren und die<br />
Inhalte zu reproduzieren (vgl. Biechele, S. 324).<br />
In den neunziger Jahren entwickelte sich der<br />
kommunikativ-situative, handlungsorientierte<br />
Ansatz, der aktive Lerner rückte in den Mittelpunkt<br />
des Lerngeschehens. Ganzheitliche<br />
Übungsformen auch bei der Arbeit mit Film belebten<br />
den Unterricht (Brandi/Helmling, 1996),<br />
Filmverstehen ist als Prozess der Informationsverarbeitung<br />
zu betrachten. Durch strukturierte Aufgaben<br />
vor, während und nach dem Anschauen<br />
des Films, wurde der Hör-Seh-Prozess in Teilkomponenten<br />
zerlegt (vgl. Biechele, S. 324).<br />
( )<br />
Lernen wird nun als ein konstruktiver<br />
Prozess gesehen, der bei jedem Lernenden<br />
individuell verläuft. Dies gilt auch für die<br />
Filmverarbeitung.<br />
Die Lerner sind kognitiv gefordert und reproduzieren<br />
die Inhalte, indem sie mündlich oder auch<br />
schriftlich das Verstandene oder ihre Interpretationen<br />
wiedergeben.<br />
Die neuesten Ergebnisse der Kognitionsforschung<br />
beeinflussen die Methodik des Fremd-<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
10<br />
Tipps zur Auswahl von Filmmaterial<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />
sprachenunterrichts. Lernen wird nun als ein konstruktiver<br />
Prozess gesehen, der bei jedem Lernenden<br />
individuell verläuft. Dies gilt auch für die Filmverarbeitung:<br />
Sie ist eine „autonom-subjektive,<br />
medienspezifische, intentionale Rezeption und<br />
Konstruktion“ (Biechele, S. 324). Die Lernerrolle<br />
ist „aktiv, initiativ, interaktiv, konstruktiv.“ Die Lernenden<br />
arbeiten „in sozial orientierten Arbeitsformen<br />
und offener Lernumgebung“ (Biechele,<br />
S. 324).<br />
Welche Methoden eignen sich, um diesem<br />
neuen Bild des Lehrens und Lernens gerecht zu<br />
werden?<br />
Filme im Unterricht für aktive Schüler<br />
Überlegen Sie zunächst, welcher Film, welche<br />
Filmsequenz zum Unterrichtsthema passt. Beziehen<br />
Sie bei dieser Auswahl die Lernenden ein,<br />
die ja häufig aus Kino und Fernsehen Adaptionen<br />
deutscher Filme kennen.<br />
Je nach Unterrichtsziel, Niveau der Lerngruppe,<br />
technischen Möglichkeiten und zeitlichem Rahmen<br />
können Sie die gewünschten Übungen und<br />
Aufgaben auswählen bzw. selbst entwickeln. Hierbei<br />
sollten Sie auch stets beachten, ob der ausgewählte<br />
Film in Ihren kulturellen Raum passt. Sie als<br />
Lehrkraft tragen die Verantwortung dafür, welche<br />
Themen Sie ansprechen möchten.<br />
Sie sollten sorgfältig entscheiden, mit welchen<br />
Filmsequenzen Sie arbeiten; die Länge der einzelnen<br />
Sequenz sollte 10-15 Minuten nicht überschreiten,<br />
um eine optimale Aufmerksamkeit zu<br />
sichern.<br />
Vor dem <strong>Sehen</strong><br />
• Klären Sie die Nutzungsrechte.<br />
• Wählen Sie nur Filme aus, die interessant und relevant für die Lernenden sind.<br />
• Beachten Sie, wie viel Zeit Ihnen für die Filmarbeit zur Verfügung steht.<br />
Während des <strong>Sehen</strong>s<br />
• Schauen Sie den Film (die Filmsequenzen) mehrere Male an und entscheiden Sie, an welcher<br />
Stelle Sie den Film im Unterricht integrieren (z.B. als Einstieg in ein neues Thema oder zum<br />
Abschluss).<br />
• Wählen Sie für Ihre Unterrichtsziele passende Filmausschnitte aus (Länge 10–15 Minuten).<br />
Nach dem <strong>Sehen</strong><br />
• Entscheiden Sie nun, ob und wenn ja welche sprachliche, landeskundliche oder filmästhetische<br />
Vorentlastung notwendig ist.<br />
• Suchen Sie die passenden Übungen und Aufgaben oder entwickeln Sie diese selbst.<br />
„Hausaufgabe“<br />
• Evaluieren und reflektieren Sie Ihre Übungseinheit: Was ist gelungen? Was war motivierend?<br />
Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?<br />
Den gesamten Film können Sie beispielsweise<br />
nach einer zwei- bis vierstündigen Arbeit mit diesem<br />
Film während eines Filmnachmittags oder<br />
-abends zeigen.<br />
Vielfältige Methoden bereichern<br />
den Unterricht<br />
Übungen und Aufgaben, die den Inhalt des Films<br />
in den Vordergrund setzen, erweitern die sprachliche<br />
Kompetenz: Die Lernenden setzen ihren<br />
(neuen) Wortschatz bewusst ein und erweitern<br />
diesen „vor allem im deskriptiven Bereich (Sprechen<br />
über menschliche Beziehungen und Abläufe,<br />
Charakterisierung von Menschen und Situationen)“<br />
(D’Alessio, S. IV).<br />
Neben diesen inhaltlichen Fragen können<br />
filmästhetische Aspekte in den Mittelpunkt rücken:<br />
Derartige Übungen erweitern den kritischen<br />
Umgang mit dem Medium Film und schulen somit<br />
die Medienkompetenz. In diesem Kontext<br />
bieten sich Fragen zur Bildsprache, zur Kameraführung<br />
oder auch zur Filmmusik an (vgl. Glossar,<br />
S. 62).<br />
Ein Film lässt sich auch unter einer landeskundlichen/interkulturellen<br />
Perspektive betrachten:<br />
Wie verhalten sich die Personen. Was ist typisch<br />
deutsch? Was wäre bei uns anders? Allein<br />
die genaue Betrachtung von Kleidung, Frisur, und<br />
Körpersprache eröffnet hier einen differenzierten<br />
Blick auf den deutschen Alltag und bietet zahlreiche<br />
interkulturelle Sprechanlässe.<br />
Bei Filmen, deren Charaktere sich nicht auf<br />
Anhieb erschließen, da sich diese fremd oder ungewöhnlich<br />
verhalten, kann es sehr aufschlussreich<br />
sein, reine Beobachtungsaufgaben zu geben:<br />
Die Lernenden beschreiben zunächst wirklich<br />
nur, was sie beobachten und gehen erst im zweiten<br />
Schritt darauf ein, wie sie dieses Verhalten in-<br />
BIG-Modell<br />
B = Beobachten<br />
I = Interpretieren<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
G = Gefühl<br />
Hans-Jörg Keller: BIG-Modell nach Milton Bennett (DMIS)
terpretieren und benennen in einem dritten<br />
Schritt ihr Gefühl zu diesem Verhalten.<br />
Analog zum Hörverstehen ist es auch für das<br />
Seh-Verstehen sinnvoll, den Lernenden Übungen<br />
vor, während und nach der Betrachtung der einzelnen<br />
Sequenzen anzubieten.<br />
Übungen vor dem <strong>Sehen</strong><br />
Da es für die Lernenden häufig leicht ist, die Bilder<br />
spontan zu dekodieren, aber sie nicht gleich alle<br />
gesprochenen Informationen erschließen können<br />
(vgl. D’Alessio), dienen Übungen vor dem <strong>Sehen</strong><br />
dazu, Hypothesen zu bilden und Bedeutungen und<br />
Geschichten zu konstruieren. Dies ermöglicht ein<br />
erstes Einfinden in die Charaktere und Geschichten.<br />
Hier bietet es sich beispielsweise an, mit<br />
Standbildern oder auch mit Minidialogen aus<br />
dem Film zu arbeiten.<br />
Auch können Schlüsselbegriffe oder der Titel<br />
vorgegeben werden, zu denen die TN Assoziationen<br />
sammeln, um schon vorab ihre eigenen<br />
Geschichten zu erfinden.<br />
Ist das Thema des Films von der Lebenswirklichkeit<br />
der Lernenden sehr weit entfernt, so erleichtern<br />
kurze Informationen zum (historischen)<br />
Kontext den Zugang.<br />
Während des <strong>Sehen</strong>s<br />
Da Filmstorys und auch deren Figuren oft recht<br />
komplex sind, ist es sinnvoll, während des <strong>Sehen</strong>s<br />
konkrete Beobachtungsaufgaben zu stellen, die<br />
auch arbeitsteilig vergeben werden können. So<br />
können sich einzelne Lernende auf bestimmte<br />
Personen konzentrieren, um diese nach dem <strong>Sehen</strong><br />
genau beschreiben zu können. Ein Filmausschnitt<br />
wird zunächst nur einem Teil der Gruppe<br />
gezeigt, dieser erzählt dann den Inhalt dem Rest<br />
der Gruppe. Hier wird vor allem die narrative und<br />
deskriptive Kompetenz der Lernenden geschult.<br />
Eine weitere Möglichkeit für eine arbeitsteilige,<br />
interaktive Vorgehensweise während des <strong>Sehen</strong>s<br />
ist folgende Aufgabe: Ein Teil der Lernenden<br />
schaut eine Filmsequenz ohne Ton an, um zunächst<br />
anhand der Bilder den Inhalt zu erschließen.<br />
Der andere Teil arbeitet nur mit dem Sequenzenprotokoll<br />
oder dem Transkript der Dialoge.<br />
Anschließend findet zu zweit ein Austausch über<br />
das Gesehene beziehungsweise Gelesene statt.<br />
Zuordnungsübungen, Text- oder Bildpuzzle<br />
und Multiple-Choice-Aufgaben sind sinnvoll, um<br />
den Inhalt und die Erzählstruktur einzelner Sequenzen<br />
zu erschließen.<br />
Aufgaben zum Sprachregister können auch<br />
während des <strong>Sehen</strong>s bearbeitet werden, z.B. welche<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 11<br />
Ausdrücke sind typisch für die Erwachsenen in<br />
dem Film, welche sind typisch für die Jugendlichen?<br />
Gerade die Beschäftigung mit Jugendsprache<br />
ist für viele Lerner sehr motivierend.<br />
Nach dem <strong>Sehen</strong><br />
Diese Übungsformen können Sie nach einzelnen<br />
Sequenzen oder nach dem <strong>Sehen</strong> des gesamten<br />
Werkes anbieten.<br />
Die Lernenden können die Geschichte weiterspielen<br />
oder zu Ende erzählen, sie können diese<br />
auch neu konstruieren und ein anderes Ende finden.<br />
Hat der Film eine eindeutige Erzählperspektive,<br />
zum Beispiel aus der Sicht des Hauptprotagonisten,<br />
kann der Film/die Sequenz auch aus einer<br />
anderen Perspektive erzählt/gespielt werden.<br />
Eine Veränderung des Ortes und der Zeit eröffnet<br />
oftmals auch einen neuen Blick auf die Handlung<br />
des Films.<br />
Die Zuschauer können ganz in die Geschichte<br />
eintauchen, indem Sie sich selbst mit einer (neuen)<br />
Rolle in das Drehbuch einfügen.<br />
Möchten Sie eher einen kritischen Blick auf<br />
die Inhalte richten, so bietet es sich an, nach dem<br />
<strong>Sehen</strong> Diskussionen, Podiumsgespräche oder<br />
Rundgespräche zu inszenieren, um so – aus der<br />
Perspektive von Journalisten oder bekannten Personen<br />
aus Gesellschaft und Politik – den Inhalten<br />
des Films auf die Spur zu kommen.<br />
Schreibaufgaben lassen sich hervorragend mit<br />
Hör-Sehverstehen verknüpfen. So können die<br />
Lernerinnen und Lerner zum Beispiel ins Filmgeschehen<br />
eingreifen, indem Sie einen Brief, eine<br />
E-Mail an Personen aus dem Film schreiben.<br />
Für höhere Niveaustufen bietet es sich an,<br />
Filmkritiken verfassen zu lassen. Diese können<br />
dann in der darauffolgenden Stunde in einer Diskussionsrunde<br />
besprochen werden.<br />
Das Seh-Verstehen ist zwar ein individueller<br />
Prozess, aber das heißt nicht, dass die Aufgaben<br />
und Übungen nur in Einzelarbeit durchgeführt werden<br />
können. Wie das Beispiel Talks 1 zeigt , können<br />
Sie alle Sozialformen nutzen und so motivierende<br />
Unterrichteinheiten gestalten (siehe Arbeitsblatt).<br />
Dies ist nur ein kurzer – keineswegs vollständiger<br />
Überblick – über Methoden zum Erschließen<br />
von Filmen im Sprachunterricht. In den folgenden<br />
Unterrichtsvorschlägen finden Sie weitere<br />
Anregungen.<br />
Die Beiträge in diesem Heft<br />
Sebastian Chudak bietet eine Zusammenfassung<br />
einer Umfrage bei <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den in Polen<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
12<br />
ARBEIT MIT DEM KURZFILM TALKS 1<br />
(Kurz & gut macht Schule, Goethe-Institut)<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />
zum Thema „Einsatz von Filmen im Unterricht“.<br />
Claudia Rössler macht in ihrem Artikel „Viel weniger<br />
an Film ist mehr“ detailreiche und spannende<br />
Vorschläge zum Einsatz einzelner, kurzer Filmsequenzen.<br />
Und Tina Welke zeigt an dem Kurzfilm Alles<br />
für den Hund wie Kurzfilme den Unterricht bereichern<br />
können.<br />
In den vergangenen Jahren sind – wie oben beschrieben<br />
– neue deutsche Filme entstanden, die<br />
Niveau: ab B1.1<br />
Thema: Jugendliche in <strong>Deutsch</strong>land/Kommunikation<br />
Unterrichtsziel: Die Lernenden können<br />
• das Aussehen/Verhalten einer Person genau beschreiben<br />
• sich über das Kommunikationsverhalten des Protagonisten austauschen<br />
• Wörter der Jugendsprache kennen<strong>lernen</strong><br />
• einen Kurzfilm weiter/neu erzählen<br />
• das eigene Kommunikationsverhalten reflektieren<br />
Vor dem <strong>Sehen</strong><br />
Standbild – Assoziationen zu dem jungen Mann (Stefan)<br />
• Was hat er vorher gemacht?<br />
• Was wird er gleich machen?<br />
• Wie sieht sein Alltag aus?<br />
• Was macht er gern?<br />
• Was macht er nicht so gern?<br />
Sozialform: Gruppenarbeit<br />
Während des <strong>Sehen</strong>s<br />
Anschauen der 1. Sequenz (ohne Ton) – Vergleich mit den eigenen Assoziationen<br />
Sozialform: Plenum<br />
Anschauen des gesamten Films, 7 Minuten (mit Ton)<br />
Beobachtungsaufgabe während des <strong>Sehen</strong>s:<br />
Fokus 1: Sprache – typische Ausdrücke (Jugendsprache)<br />
(Anmerkung: Bei Lernenden auf dem Niveau B1, die noch nie in<br />
<strong>Deutsch</strong>land waren, eine Liste mit ca. 20 Wörtern zur Auswahl vorgeben)<br />
Fokus 2: Welche Kleidung trägt Stefan? Welche Frisur hat er? Was drückt seine<br />
Körpersprache aus?<br />
Fokus 3: Mit welchen Personen telefoniert er?<br />
Fokus 4: Aus welchen Gründen telefoniert Stefan?<br />
Fokus 5: Was machen die beiden anderen Personen?<br />
Sozialform: Einzelarbeit (pro Person ein Fokus)<br />
anschließend Austausch in Kleingruppen zu fünft. Jeder erläutert seine<br />
Beobachtung. Gemeinsam in der Gruppe sammeln von Interpretationen zu dem<br />
Gesehenen. Anschließend Auswertung im Plenum.<br />
Nach dem <strong>Sehen</strong><br />
• Dialoge/Szene nachspielen lassen<br />
• eigene Telefondialoge schreiben und spielen<br />
• andere Personen setzen sich zu Stefan auf die Bank, z.B. eine junge Frau … Diese<br />
Situationen inszenieren<br />
• Stefan kommt nach Hause, Gespräch mit den Eltern/Geschwistern<br />
• ein Treffen von Stefan mit seinen Freunden spielen<br />
Sozialform: Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit<br />
Szenen werden für das Plenum inszeniert und so der Film neu bzw. weitererzählt<br />
(Dialog des Films: www.goethe.de/filmschule)<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
ein Stück deutsche Lebenswirklichkeit ins Klassenzimmer<br />
bringen können. Es handelt sich<br />
um Filme mit jungen Akteuren, wie Julia Jentsch<br />
und Daniel Brühl. So wird zum Beispiel in den<br />
Filmen Die fetten Jahre sind vorbei und in Sophie<br />
Scholl der Blick konsequent auf Menschen<br />
gerichtet, die in ihrem jeweiligen sozialen Umfeld<br />
etwas ändern wollen. Diese Protagonisten<br />
eignen sich als Identifikationsfigur für die zumeist<br />
jugendlichen <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den in aller<br />
Welt. Ausführliche Unterrichtsvorschläge zu<br />
diesen beiden bieten die Beiträge von Hans-Erich<br />
Herfurth und Germana D’Alessio / Martin<br />
Saurer.<br />
Auch Filme, die internationale Anerkennung<br />
erlangten und weltweit im Kino und Fernsehen<br />
ausgestrahlt wurden, eignen sich, um neue methodische<br />
Zugänge zu erproben. So sagt Claudia Salokannel,<br />
„Good bye Langeweile“ und stellt vor, wie<br />
die Lernenden den Film Good bye, Lenin in Lernstationen<br />
mit jeweils unterschiedlichen Lernzielen<br />
und Aufgabenstellungen bearbeiten (vgl. hierzu<br />
auch Heft 35 Stationen<strong>lernen</strong>).<br />
Das Thema „Ausländer in <strong>Deutsch</strong>land“ ist ein<br />
fester Bestandteil in Lehrbüchern und Curricula<br />
und dieses lässt sich mit Hilfe von Filmen und<br />
Kurzfilmen ausgezeichnet vertiefen.<br />
Der Kurzfilm Schwarzfahrer setzt sich ironisch mit<br />
dem Thema „Ausländerfeindlichkeit“ auseinander.<br />
Zu diesem Film liegt bereits eine ausführliche<br />
Didaktisierung vor (vgl. D’Alessio, S. 1–17). Der<br />
Beitrag von Luisa Gregori, Váčlav Kubecka und<br />
Elena Tschudinova richtet das Augenmerk auf zusätzliche<br />
Aspekte zur Analyse dieses Films mit<br />
fortgeschrittenen Lernern (Niveaustufe B2).<br />
Aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet<br />
Angelika Lundquist-Mog mit der Sitcom türkisch<br />
für Anfänger die Situation von ausländischen<br />
Mitbürgerinnen und -bürgern in <strong>Deutsch</strong>land.<br />
Dieser Beitrag ist auch ein gutes Beispiel dafür,<br />
wie aktuelles Filmmaterial für den DaF, aber<br />
auch für den DaZ-Unterricht genutzt werden<br />
kann.<br />
Dass Film nicht als isoliertes, modernes Medium<br />
im Klassenzimmer zu betrachten ist, zeigt<br />
Frank Leppert, indem er erläutert, wie Sie Videosequenzen<br />
mit dem Autorenprogramm Hot Potatoes<br />
verknüpfen und so selbst Übungssequenzen<br />
zusammenstellen können.<br />
Auch in der Lehrerfortbildung haben Filme ihren<br />
Platz. Dies macht der Beitrag „Treibhäuser der<br />
Zukunft – auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht“<br />
von Niko Georgi und Rainer<br />
E. Wicke deutlich.
Fazit<br />
„Zeigt uns mehr davon“ schreibt Die Zeit über den<br />
neuen deutschen Film (Die Zeit, 11.05.06). Warum<br />
dies auch für den <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />
gilt, lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />
Filme (Kurzfilme, Spielfilme, Fernsehfilme, Dokumentationen<br />
…)<br />
• sind ein Türöffner in eine neue Welt und<br />
fördern das Eintauchen in die Zielsprachenkultur<br />
• vermitteln landeskundliches Wissen<br />
• bieten zahlreiche Verbindungen zum<br />
eigenen Alltag<br />
• erweitern den interkulturellen Blick<br />
• bedienen die Seh- und Lerngewohnheiten von<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
• ermöglichen neue methodische Herangehensweisen,<br />
wie z.B. Stationen<strong>lernen</strong>, Projektarbeit<br />
• lassen sich mit anderen neuen Medien<br />
verknüpfen, wie z.B. computergestützte Arbeitsformen<br />
• unterstützen einen interaktiven, lernerzentrierten<br />
Unterricht<br />
• sind in Zukunft integrierter Bestandteil<br />
von Lehrwerken<br />
• dienen einfach nur zum Anschauen, Entspannen<br />
und Genießen.<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 13<br />
Je nach persönlicher Erfahrung und subjektiver<br />
Wahrnehmung finden Sie gewiss noch viele weitere<br />
Gründe, die in diesem Heft vorgestellten Filme<br />
in Ihrem Unterricht einzusetzen oder auch die beschriebenen<br />
Übungen und Aufgaben auf weitere<br />
Filme anzuwenden und zu übertragen sowie neue<br />
Arbeitsformen zu entwickeln.<br />
Nicht alle aktuellen Filme konnten in den Beiträgen<br />
berücksichtigt werden. Doch viele der beschriebenen<br />
Übungen und Aufgaben lassen sich<br />
für Filme, wie zum Beispiel Das Leben der Anderen<br />
(2005 – ausgezeichnet mit dem Oscar für den besten<br />
ausländischen Film), Sommer vorm Balkon<br />
(2005), Requiem (2006) und die WM-Dokumentation<br />
<strong>Deutsch</strong>land, ein Sommermärchen (2006)<br />
adaptieren. So bleibt die Arbeit mit Film für Sie<br />
und Ihre Lernenden spannend, kreativ und bietet<br />
immer wieder neue landeskundliche Informationen<br />
und vielseitige Sprechanlässe. Vielleicht sind<br />
es ja auch Ihre Lernenden selbst, die nach ersten<br />
positiven Erfahrungen mit der Fertigkeit „Seh-Verstehen“<br />
eigene Ideen in den Unterricht mit Film<br />
einbringen, wie das kürzlich die <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den<br />
in Schweden getan haben (vgl. hierzu vom<br />
Goethe-Institut initiierter Werbefilmwettbewerb<br />
„Kauf das“), oder vielleicht sogar mal selbst zur<br />
Kamera greifen!<br />
Literatur<br />
Ballstaedt, Steffen-Peter: Kognition und Wahrnehmung in der Informations- und Wissensgesellschaft, Konsequenzen<br />
gesellschaftlicher Veränderungen für die Psyche. In: Kübler, Hans-Dieter et al. (Hrsg.): Wissensgesellschaft.<br />
Neue Medien und ihre Konsequenzen. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2004 (Dieser Aufsatz auf CD<br />
Rom)<br />
Biechele, Barbara: Film/Video/DVD in <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>. In: Umbrüche. Materialien <strong>Deutsch</strong> als<br />
<strong>Fremdsprache</strong>, Heft 76, 2006, S. 310 – 328<br />
Comenius Institut: http://www.sn.schule.de/~ci/1024/me_mp_recht.html<br />
Brandi, Marie-Luise/Helmling, Barbara: Arbeit mit Video am Beispiel von Spielfilmen. München: Langenscheidt 1996<br />
D’Alessio, Germana: <strong>Deutsch</strong>e Spielfilme der neunziger Jahre. Arbeitsheft für den Unterricht.<br />
München: Goethe-Institut 2000<br />
Harms, Michael: Augen auf im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht – psychologische und didaktische Aspekte des Lernens mit<br />
Bildmedien. In: Grenzen überschreiten. Menschen, Sprachen, Kulturen, Festschrift für Inge C. Schwerdtfeger.<br />
Duxa, Susanne / Hu, Adelheid / Schment, Barbara (Hrsg.):Tübingen: Narr 2005, S. 245 – 256<br />
Lonergan, Jack: <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht mit Video. Ein Handbuch mit Materialien. München: Hueber 1987<br />
Schwerdtfeger, Inge C.: <strong>Sehen</strong> und Verstehen. Zur Arbeit mit Film und Video im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht.<br />
In: <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht in Theorie und Praxis. Berlin / München: Langenscheidt 1989<br />
Schwerdtfeger, Inge C.: Übungen zum Hör-Sehverstehen. In: Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert / Krumm,<br />
Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht. Tübingen: Francke 2003, S. 299 -302<br />
Spitzer, Manfred: Lernen, Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg /<br />
Berlin: Spektrum 2002 (korrigierter Nachdruck 2003)<br />
Bradshaw, Peter/Crockrell, Eddie/Lefort, Gérard/Torreiro, Mirito: Zeigt uns mehr davon. In: Die Zeit, 11.05.2006<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
Der deutsche Film<br />
auf Erfolgskurs!<br />
Warum nicht auch im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht?<br />
Von Dr. Sebastian Chudak<br />
Beim Durchblättern von Tageszeitungen und Magazinen stößt man immer wieder auf Berichte<br />
über die Erfolge der deutschen Filmindustrie. Den Schlagzeilen zufolge ist der deutsche Film<br />
„stark wie nie“ und „angesagt“ (vgl. Möller 2005, Hübner 2006).<br />
Warum findet dieser erfolgreiche deutsche Film keinen Eingang in die Unterrichtspraxis? Arbeit<br />
mit Film und Video nimmt zwar seit Anfang der 80er Jahre einen festen Platz in der fachdidaktischen<br />
Diskussion um den DaF-Unterricht ein, aber Spielfilme werden immer noch selten<br />
im Unterricht eingesetzt, obwohl sie zu den motivierenden Textsorten für den <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />
zählen.<br />
Was Lehrerinnen und Lehrer sagen …<br />
Befragt man Lehrerinnen und Lehrer zu den Ursachen,<br />
warum Spielfilme im Unterricht selten eingesetzt<br />
werden, bekommt man meistens folgende Reaktionen:<br />
„Zu viele Filme, zu wenig Zeit.“, „Wie<br />
wähle ich eigentlich einen Film für meinen Unterricht?“,<br />
„Ich kenne mich mit deutschen Filmproduktionen<br />
nicht aus.“, „Dafür habe ich doch keine<br />
Zeit im Unterricht!“, „Kannst du mir vielleicht einen<br />
Tipp geben? Und wo finde ich Didaktisierungsvorschläge<br />
/ Übungsmaterial zu dem Film?“<br />
Was die Lernenden meinen …<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© Photodisc<br />
Auf die Frage, ob sie im Unterricht gerne mit Filmmaterial<br />
arbeiten, antworten die Lernenden einerseits<br />
nicht viel Überraschendes. Der ein oder andere<br />
Punkt gibt aber dennoch zu denken. Wie eine im<br />
akademischen Jahr 2005 / 2006 unter insgesamt 190<br />
Germanistikstudenten des ersten und zweiten Studienjahres<br />
u.a. an der Adam-Mickiewicz-Universität<br />
in Poznan (Polen) durchgeführte Umfrage zeigt,<br />
sind <strong>Fremdsprache</strong>n<strong>lernen</strong>de mit der Wahl der Medien<br />
im Unterricht nicht immer zufrieden. Die be-
fragten Studentinnen und Studenten wurden gebeten,<br />
auf ihre Schulzeit zurückzublicken und anzugeben,<br />
welche Arten von sprachdidaktischen Materialien<br />
sie dort benutzt hätten. Des Weiteren konnten<br />
sie Beispiele von Unterrichtsmaterialien nennen<br />
und diese subjektiv bewerten. Anschließend<br />
äußerten die Befragten noch ihre eigenen Wünsche<br />
in Bezug auf attraktives Unterrichtsmaterial.<br />
Das Unterrichtsmaterial<br />
Die Mehrheit gibt an, dass im Unterricht fast ausschließlich<br />
mit Lehrbüchern gearbeitet wird, die<br />
Seite für Seite durchgenommen werden.<br />
Sprachdidaktische Materialien im Unterricht<br />
© Sebastian Chudak<br />
Das Lehrbuchangebot wird meistens ergänzt durch<br />
zusätzliche Arbeitsblätter, die die Lehrenden selbstständig<br />
konzipieren, sowie durch die zum Lehrwerk<br />
gehörenden Audioaufnahmen.<br />
Gefragt nach im Unterricht verwendetem Originalmaterial<br />
aus den D-A-CH-Ländern, nennen die<br />
meisten Befragten Artikel aus Zeitschriften, Magazinen,<br />
Kopien von Dokumenten, Formulare, Flugblätter<br />
usw.<br />
Mit visuellem Material (Bildern, Diagrammen)<br />
haben die meisten Befragten nur selten im Unterricht<br />
gearbeitet.<br />
Ähnlich selten kamen Originalaufnahmen aus<br />
dem Rundfunk (z.B. Interviews, Reportagen) zum<br />
Einsatz. Aber wenn die Befragten in ihrem Unterricht<br />
Originalhörtexte hörten, so waren dies meistens<br />
Nachrichtentexte aus dem Rundfunk, Pop-<br />
Lieder (z.B. Die Prinzen, Die Toten Hosen, Nena)<br />
oder Märchen.<br />
Obwohl Filmmaterial sehr selten im Unterricht<br />
eingesetzt wurde, fällt dennoch die Vielfalt der genannten<br />
Filme auf, z.B. Das Wunder von Bern,<br />
Gegen die Wand, Good Bye Lenin!, Fernsehaufnahmen<br />
von Theateraufführungen, z.B. Der Besuch<br />
der alten Dame, Fernsehreportagen oder Dokumentationen,<br />
z.B. Der IKEA-Kult (RTL, 2004) oder<br />
(Werbe-) Spots, z.B. von Greenpeace.<br />
Der deutsche Film auf Erfolgskurs! 15<br />
Einsatz von Originalmaterial aus den D-A-CH Ländern<br />
im DaF-Unterricht<br />
© Sebastian Chudak<br />
Bei der Beurteilung der Qualität und der Attraktivität<br />
des gebotenen Filmmaterials sind sich die Befragten<br />
uneinig: Viele von ihnen finden es ausgezeichnet<br />
(28%), sehr gut (30%) oder gut (11%). Immerhin<br />
fast ein Drittel halten es entweder für eher<br />
schlecht (23%) oder gar schlecht (8%). Dabei klagen<br />
sie entweder über die mangelnde Aktualität,<br />
das zu schnelle Sprechtempo oder – was in Zeiten<br />
der digitalen Medien besonders erstaunlich ist –<br />
über die schlechte Bild- und Tonqualität des Materials.<br />
Letzteres lässt schlussfolgern, dass ihre Lehrer<br />
häufig alte Aufnahmen mit zum Teil veralteten Inhalten<br />
verwendet haben.<br />
Gefragt nach Beispielen von Materialien, mit<br />
denen sie am liebsten im Unterricht arbeiten würden,<br />
behaupten viele, ihnen würde die Arbeit mit<br />
Presseartikeln und anderen Print-Materialien den<br />
meisten Spaß bereiten und den größten Nutzen<br />
bringen. Dies begründen sie vor allem damit, dass<br />
sie so in ihrem eigenen Arbeitstempo arbeiten und<br />
bestimmte Textstellen mehrmals lesen könnten,<br />
und, sozusagen nebenbei, die Schreibweise von<br />
neuen Wörtern <strong>lernen</strong> würden. Neben interessanten<br />
Presseartikeln über aktuelle Themen, Originalaufnahmen<br />
aus dem Rundfunk oder Liedern sind<br />
auch Fernsehreportagen und -interviews, Talk-<br />
Shows, Werbespots und Filme für die Lernenden<br />
von Interesse.<br />
Von diesen Materialien erhoffen sie sich einen<br />
attraktiveren Unterricht. Es sei eine Abwechslung<br />
zur Lese- und Hörtextarbeit, die den Unterricht dominieren.<br />
Die Befragten wünschen sich aber auch<br />
den Kontakt – wie sie sagen – zur lebendigen Sprache<br />
und ihren verschiedenen Sprachvarianten (verschiedene<br />
Sprecher, Umgangssprache oder Dialekte).<br />
Als weiteren Vorteil nennen sie die Erweiterung<br />
des Wortschatzes zu relevanten Themen und des<br />
landeskundlichen Wissens (Alltag in den D-A-CH-<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
16<br />
Der deutsche Film auf Erfolgskurs!<br />
Ländern, Ergänzung und eventuell Veränderung<br />
des Bildes von der Zielsprachenkultur).<br />
Aus Sicht der Lernenden bieten Filme also authentische<br />
Sprechanlässe und unterstützen durch<br />
die Verbindung von Bild und Ton den Lernprozess.<br />
Von vereinzelten Lernenden wird Videomaterial<br />
nur als eine Art Abwechslung vom Schulalltag betrachtet<br />
und nicht als eine Möglichkeit zum Lernen.<br />
Es ist anzumerken, dass es auch einige wenige<br />
Lernende gibt, die sich zwar für den Einsatz von<br />
Videomaterialien im Unterricht aussprechen,<br />
gleichzeitig aber darauf hinweisen, dass heutzutage<br />
fast jeder die Möglichkeit habe, sich DVDs zu besorgen<br />
und sich Filme im Originalton anzuschauen<br />
oder Fernsehprogramme via Satellit zu empfangen,<br />
so dass die Arbeit mit Videomaterial im Unterricht<br />
sich erübrige und nur Zeitverschwendung bedeute.<br />
Ein Teil der Befragten weist aber darauf hin,<br />
dass die Verwendung von Filmmaterialien keineswegs<br />
den Verzicht auf regulären Unterricht bedeuten<br />
dürfe. Manche Lerner sind hierbei erstaunlich<br />
präzise und geben an, dass Filmmaterial eine Länge<br />
von maximal 20 bis 30 Min. nicht überschreiten<br />
sollte, da andernfalls kein sinnvoller Unterricht<br />
möglich sei (vgl. Fuß 2001, S.193). Es biete sich an,<br />
mit Filmausschnitten, Kurzfilmen oder Reportagen<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
zu arbeiten. Sie nennen außerdem noch einen weiteren,<br />
nicht minder wichtigen Aspekt: den sprachlichen<br />
Schwierigkeitsgrad, der sich – falls (zu) hoch –<br />
auch demotivierend auswirken könne.<br />
Fazit: Der Einsatz filmischer Materialien im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />
ist nicht nur aus der Sicht der<br />
Didaktik sinnvoll , sondern auch von den Lernenden<br />
erwünscht, wenn dieser sie zu einer aktiven<br />
Mitarbeit einlädt.<br />
Literatur<br />
Brandi, Marie-Luise: Video im <strong>Deutsch</strong>unterricht. Eine Übungstypologie<br />
zur Arbeit mit fiktionalen und dokumentarischen<br />
Filmsequenzen. Fernstudieneinheit 13. Berlin u.a.: Langenscheidt<br />
1996.<br />
Chudak, Sebastian: Der Schwarzfahrer, Lola rennt, Good Bye,<br />
Lenin!, ... Zastosowanie materialów audiowizualnych na<br />
lekcjach j˛ezyka niemieckiego (moz˙liwo´sci – problemy – propozycje).<br />
In: Je˛zyki Obce w Szkole 5/2004, Warszawa:<br />
Wydawnictwo CODN, S. 40-49.<br />
Fuß, Albert: Videomaterial für den fremdsprachlichen Landeskundeunterricht.<br />
In: Jung, Udo O. H. (Hrsg.): Bayreuther Beiträge<br />
zur Glottodidaktik, Band 2, Praktische Handreichung<br />
für <strong>Fremdsprache</strong>nlehrer. 3. Auflage, Frankfurt am Main u.a.:<br />
Peter Lang Verlag 2001, S. 190-196.<br />
Hübner, Wolfgang: Der deutsche Film auf der Erfolgswelle. In:<br />
STERN, 06.12.2004. Internetquelle: www.stern.de/unterhaltung/film/533208.html?nv=cb<br />
(Stand vom 10.07.2006).<br />
Möller, Barbara: <strong>Deutsch</strong>er Film stark wie nie. In: Hamburger<br />
Abendblatt, 09.02.2005. Internetquelle:<br />
www.abendblatt.de/daten/2005/02/09/396782.html (Stand<br />
vom 16.11.2006).
Viel weniger an Film ist mehr!<br />
Von Lydia Rössler<br />
Spielfilme sind in mehrfacher Hinsicht authentisch: Sie werden nicht zu Unterrichtszwecken produziert<br />
und sie laden die Zuschauer grundsätzlich zum „Mitspielen“ ein. Denn sie sprechen die Imaginationsfähigkeit<br />
und das narrative Verständnis der Rezipienten durch zahlreiche nonverbale Komponenten an.<br />
Sie gewährleisten eine gewisse Verständlichkeit jenseits von Sprache, was für <strong>Fremdsprache</strong>nlerner das<br />
„Mitkommen“ erleichtert.<br />
Spielfilme wecken außerdem Emotionen und erlauben<br />
dennoch Distanzierung. Verschiedene Rollen<br />
und unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten<br />
stehen den Lernenden zur Verfügung. Für<br />
den Sprachunterricht bringt das große Vorteile:<br />
Spielfilme haben viel mit der Lebenswirklichkeit<br />
außerhalb des Unterrichts zu tun. Ihr Einsatz im<br />
Klassenzimmer macht nicht nur den Unterricht<br />
zeitgemäß und vollständiger, sondern bereitet auch<br />
darauf vor, dass nach dem Unterricht „draußen“<br />
besser weitergelernt werden kann. Die Schüler erleben<br />
die <strong>Fremdsprache</strong> als Teil eines offenen Systems,<br />
in dem sie mitspielen können und in dem<br />
man aber auch nie „ausgelernt“ hat.<br />
Aus didaktischen und zeitlichen Gründen ist es<br />
sinnvoll, mit einem oder mehreren Ausschnitten<br />
von Filmen im Unterricht zu arbeiten. Vorliegender<br />
Beitrag will praktische Hilfestellungen anbieten,<br />
wie man mit Filmen im Unterricht arbeiten kann,<br />
damit sich das Hör-Sehverstehen (vgl. Schwerdtfeger,<br />
2003) als produktive und rezeptive Komponente<br />
im Sprachlernprozess entfalten kann.<br />
Die eigene Wahrnehmung schärfen<br />
und sich persönlicher Erfahrungen<br />
bewusst werden<br />
Filme bilden landeskundliche Informationen anschaulich<br />
und differenziert ab und sind trotzdem<br />
leicht nachvollziehbar. Dialoge in Filmen sind<br />
mehrdimensionaler als in Hörtexten: nonverbale<br />
Aspekte, soziale Beziehungen sind umfassender<br />
dargestellt und es gibt viele Halbsätze, Ausrufe usw.<br />
Wenn Sie sich an Ihren eigenen Sprachunterricht erinnern,<br />
stellen Sie vielleicht fest, dass authentische<br />
Filme im eigenen schulischen Kontext kaum eine<br />
Rolle gespielt haben, aber Sie <strong>lernen</strong> vielleicht bis<br />
heute mit Hilfe von Filmen immer noch etwas dazu.<br />
Ein Beispiel: Ich persönlich denke dabei sofort<br />
an einen Moment aus dem russischen Film Die<br />
Sonne, die uns täuscht von Nikita Mikhailkov (Titel<br />
des Originals Utomljonnije solntsem Frankreich/<br />
Russland, 1994). In diesem an und für sich etwas<br />
düsteren Film, der zu Beginn der stalinistischen<br />
Repressionen in der Sowjetunion spielt, fährt ein<br />
elegantes schwarzes Auto in einer Datschensiedlung<br />
vor und parkt dort. Es herrscht eine sehr angespannte<br />
Atmosphäre, der Besuch verheißt nichts<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© Kinowelt Home Entertainment GmbH
18<br />
Viel weniger an Film ist mehr!<br />
Gutes für die Hauptfigur, einen pensionierten General,<br />
der während der Revolution Karriere gemacht<br />
hat. Die Erwachsenen sind alle im Haus, nur<br />
die kleine Tochter des Generals umkreist das glänzende,<br />
in Großaufnahme präsentierte Gefährt voll<br />
Bewunderung und murmelt immer wieder „nitschevo<br />
sebe“ – eine Wendung, die ich mit einem<br />
umgangssprachlichen „nicht schlecht“ ins <strong>Deutsch</strong>e<br />
übersetzen würde. Das Besondere an diesem<br />
Lernmoment: Diese Wendung habe ich bis heute in<br />
keinem russischen Sprachlehrbuch gefunden, aber<br />
in der Alltagssprache doch öfter gehört und schon<br />
selbst angewendet. Es ist in diesem Film ein dramaturgisch<br />
sehr gelungener Moment, in dem die<br />
bedrohliche Spannung gerade durch das unbefangene<br />
kindliche Verhalten für die Zuschauer deutlich<br />
spürbar wird.<br />
(<br />
Spannung erzeugt Aufmerksamkeit: Auch<br />
)<br />
darin liegt das besondere Potenzial von<br />
Spielfilmen für den Sprachunterricht.<br />
Besonders wenn die Begegnung mit dem jeweiligen<br />
Film schon länger zurückliegt, bleiben in der<br />
Erinnerung vor allem atmosphärische Eindrücke.<br />
Auch das kann eine die Lernmotivation stärkende<br />
Funktion in einem längerfristigen Sprachlernprozess<br />
haben, da wir uns länger an Dinge erinnern,<br />
die mit Emotionen verbunden sind.<br />
Wenn man mit Film im Sprachunterricht arbeiten<br />
will, lohnt es sich, die Reflexion der eigenen<br />
Hör-Seherfahrungen fortzusetzen und die Selbstbeobachtung<br />
zu pflegen (z. B. anhand von Notizen) als<br />
eine Art Fort- und Vorbildung für den Unterricht.<br />
Ihre eigenen Hör-Seherlebnisse und Ihre Lernerfahrungen<br />
sind wichtiger Teil Ihrer Lehrkompetenz.<br />
Bei Filmen ist es angeraten, sich aus zwei Gründen<br />
auch vom persönlichen Geschmack leiten zu<br />
lassen:<br />
1. In der Vorbereitung müssen Sie ausgewählte Sequenzen<br />
vermutlich häufiger durchgehen als z.B.<br />
Lesetexte oder Hörbeiträge. Im Unterricht werden<br />
Sie vermutlich Filmausschnitte bis zu dreimal hintereinander<br />
zeigen. Erfahrungsgemäß ist das mit<br />
gelungeneren Filmen leichter zu ertragen, als mit<br />
sehr vordergründigen Produktionen.<br />
2. Wenn Sie zu Ihrem subjektiven Zugang stehen<br />
und diesen auch im Unterricht kommunizieren, eröffnen<br />
Sie den Lernenden auch die Möglichkeit,<br />
dass ihre individuell sehr unterschiedlichen Sichtweisen<br />
zur Sprache kommen können.<br />
Auch in sehr kurzen Ausschnitten von 30 bis 50<br />
Sekunden und in Werbespots, die oft noch kürzer<br />
sind, gibt es aufgrund der Komplexität des Medi-<br />
ums „Film“ immer wieder neue Details zu entdekken.<br />
Der Großteil Ihrer Schüler bringt ja viel an Vorerfahrung<br />
im Hör-Sehverstehen in den Unterricht<br />
mit und das sollte genutzt werden.<br />
Bewusst hören UND sehen<br />
Bevor Sie mit einem Film im Unterricht zu arbeiten<br />
beginnen, ist es sehr zu empfehlen, auch die Schüler<br />
auf die besonderen Qualitäten des Mediums<br />
„Film“ bewusst vorzubereiten. Die Lernenden können<br />
dann bestimmte Aufgabenstellungen besser<br />
nachvollziehen und sie <strong>lernen</strong>, damit umzugehen,<br />
dass wenige Sequenzen (auch isolierte Szenen) viel<br />
„mehr“ sein können.<br />
Appetit- und Fantasieanreger:<br />
Filmmusik<br />
Übersehen (eigentlich überhört) wird oftmals die<br />
zentrale dramaturgische Bedeutung von Filmmusik,<br />
vor allem wenn sie „wortlos“ daher kommt.<br />
Auch losgelöst vom Film weckt sie Gefühle, erzeugt<br />
Spannung und lädt zum Assoziieren ein.<br />
In vielen Fällen ist es ausreichend, ein musikalisches<br />
Thema nur kurz anzuspielen, um dann in der<br />
Klasse gemeinsam Vermutungen über den Film anzustellen,<br />
einen Titel zu erfinden oder eine Szene<br />
zu beschreiben, zu der diese Untermalung passen<br />
würde. Die Schüler werden durch den vorerst noch<br />
isolierten Kontakt mit Filmmusik generell für Musik<br />
und Geräuschkomponenten in Filmen sensibilisiert.<br />
Eine ausdrückliche Empfehlung (stellvertretend<br />
für viele): Die sehr eingängige Musik von Niki Reiser<br />
zur Neuverfilmung des Romans von Erich Kästner<br />
Das fliegende Klassenzimmer (<strong>Deutsch</strong>land,<br />
2002). Besonders das Stück „Jonathans Melodie“<br />
eignet sich sehr für alle Alters- und Niveaustufen.<br />
Wie im Traum: Zu Bildern<br />
Geschichten assoziieren<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Die menschliche Wahrnehmung ist davon bestimmt,<br />
dass wir Bekanntes und Unbekanntes in<br />
(neue) Zusammenhänge setzen, Abfolgen zu sinnvollen<br />
Zusammenhängen interpretieren usw.<br />
Diese Wahrnehmungsmechanismen, die z.B. unseren<br />
Umgang mit Träumen bestimmen, werden<br />
auch von einzelnen Bildern in Gang gesetzt.<br />
Standbilder aus Filmen (sogenannte Stills) haben<br />
genau diese Funktion. Sie sind im Internet zu finden<br />
(solange die Homepage zu einem bestimmten<br />
Film noch aktiv ist) und auch in TV-Zeitschriften.
Diese Bilder können im Unterricht sowohl mit als<br />
auch ohne den konkreten Film eingesetzt werden.<br />
Die folgenden Abbildungen sind Stills aus Grbavica<br />
– Esmas Geheimnis (Österreich/Bosnien und<br />
Herzegowina/<strong>Deutsch</strong>land/Kroatien, 2005, Regie:<br />
Jasmila Zbanic) und Caché (Frankreich/Österreich/<br />
<strong>Deutsch</strong>land/Italien, 2005, Regie: Michael Haneke)<br />
Filmstills: Bewegte Menschen für einen Moment eingefroren<br />
Vorschlag für den Unterricht: Die Schüler arbeiten<br />
paarweise oder in Kleingruppen. Jede Gruppe<br />
wählt ein Bild aus und gibt ihm einen (ein- bis<br />
zweizeiligen) Titel. Dann werden die Bilder zwischen<br />
den Gruppen getauscht. Die betitelten Bilder<br />
werden nun mit einer passenden Geschichte (erstellt<br />
anhand der „W-Fragen“) von den Gruppen ergänzt.<br />
Die Ergebnisse werden ausgestellt. In der abschließenden<br />
Phase im Plenum können sich die<br />
Lernenden darüber austauschen, wie sie im Fernsehprogramm<br />
nach Filmen suchen: „Achten Sie<br />
mehr auf Titel oder Bilder?“<br />
Ohne Fachvokabular: Inszenierungen<br />
erkennen und beschreiben<br />
© defd<br />
© picture-alliance/KPA<br />
Sie müssen keinen Kurs in Kameraführung belegt<br />
haben, um im Unterricht darüber zu reden, wie Bilder<br />
in Szene gesetzt werden, wie sie den Blick der<br />
Viel weniger an Film ist mehr! 19<br />
Zuschauer bestimmen und so entscheidend das<br />
Filmgeschehen formen.<br />
Zur Veranschaulichung der Wirkung und Bedeutung<br />
der Bildinszenierung im schulischen Unterricht<br />
sind Bilderbücher gut geeignet. Mit ihnen<br />
lässt sich viel über Perspektiven und Bildinszenierungen<br />
in Zeit und Raum ablesen.<br />
Eine Empfehlung, die mit dem <strong>Deutsch</strong>en Jugendliteraturpreis<br />
ausgezeichnet wurde und aus<br />
Frankreich kommt: Detektiv John Chatterton von<br />
Yvan Pommaux ist eine Rotkäppchenvariante im<br />
Stil des „film noir“. Alle Bilder in diesem Buch können<br />
bestimmten Kameraeinstellungen zugeordnet<br />
werden. Das Tempo im Wechsel der Einstellungen<br />
wird auf die Ausdehnung der Bilder umgelegt.<br />
(Hier können die Fachausdrücke „Totale“, „Halbtotale“,<br />
„Großaufnahme“ usw. eingeführt werden,<br />
das ist aber nicht in jeder Alters- und Niveaustufe<br />
notwendig bzw. sinnvoll.)<br />
Minisequenzen als Sprachanlass<br />
Exemplarisch möchte ich hier eine sehr kurze Sequenz<br />
aus dem Film Sams – Der Film vorstellen<br />
(siehe Marginalspalte) und Didaktisierungsvorschläge<br />
bringen. Die Sams-Filme basieren auf den<br />
gleichnamigen literarischen Vorlagen von Paul<br />
Maar, der auch an den Drehbüchern der Filme mitgearbeitet<br />
hat. „Das Sams“ eignet sich vor allem für<br />
den Unterricht mit 10–12jährigen.<br />
Diese Szene kann isoliert im Unterricht eingesetzt<br />
werden. Das Missverständnis ist so knapp und<br />
pointiert vorbereitet, dass der Reiz an der Szene<br />
durch mehrfaches Vorspielen nicht verloren geht.<br />
Das Spiel mit Stereotypen (der Portier ist natürlich<br />
mürrisch) macht den Hergang der Szene leicht erkennbar.<br />
Ausgehend vom Sams und dem Portier<br />
können Höflichkeitsformen und / oder Personenbeschreibungen<br />
geübt werden. Die Lernenden<br />
spielen die Szene nach und / oder entwickeln daran<br />
anknüpfend Rollenspiele. Auf den Niveaustufen<br />
A1 / A2 erhalten sie zur Unterstützung die entsprechenden<br />
Redemittel.<br />
Allein diese sehr kurze Sequenz eröffnet weitere<br />
Möglichkeiten für den Unterricht: Die Lernenden<br />
versetzen sich in die Rolle des Portiers und berichten<br />
das Erlebte per Telefon an einen Freund.<br />
Methodentipp: die eine Hälfte der Lernenden<br />
spielt den Portier, die andere Hälfte den Freund.<br />
Die beiden Gruppen stehen einander gegenüber.<br />
Der 1. Portier beginnt, der 1. Freund reagiert und<br />
fragt nach. Darauf antwortet der 2. Portier. Bei dieser<br />
Übung sind alle Lernenden gefordert und müssen<br />
dem gespielten Dialog konzentriert folgen.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
aus John Chatterton<br />
von Yvan Pommaux © Moritz Verlag<br />
Ein entscheidender<br />
Moment, der blitzschnell<br />
vor sich geht:<br />
John Chatterton nimmt<br />
den Ziegelstein, um das<br />
Mädchen vom Wolf zu<br />
befreien. Eine Detailaufnahme,<br />
die nur wenig<br />
Platz einnimmt.<br />
Sequenz aus Das Sams (ca.<br />
1 Minute)<br />
Das Sams, ein Wesen schwer<br />
definierbaren Ursprungs mit<br />
Charakterzügen eines anarchischen<br />
Kleinkindes, geht die<br />
Stiege eines Bürohauses hinunter.<br />
Seine unförmige<br />
Gestalt steckt in einem blauen<br />
Taucheranzug, in der Hand<br />
trägt es einen Fallschirm. Der<br />
Portier hält das Sams auf und<br />
fragt in einem sehr unfreundlichen<br />
Ton, was es denn da zu<br />
suchen habe.<br />
Das Sams antwortet in<br />
Reimen und duzt den Portier,<br />
dessen Irritierung sichtlich<br />
zunimmt. „Sie“, brüllt er das<br />
Sams an, das ihn missversteht<br />
und nach einer Frau Ausschau<br />
hält. Dieses Unverständnis<br />
bringt den Portier immer<br />
mehr in Rage, bis er das Sams<br />
schließlich hinauswirft.
20<br />
Viel weniger an Film ist mehr!<br />
Werbespots als Einstiegshilfen<br />
Gelungene Werbung weckt Emotionen. Besonders<br />
TV- und Kinowerbung tut dies mit allen Mitteln:<br />
mit Musik, schönen Bildern, Anspielungen, Zitaten<br />
und auch Klischees.<br />
Werbespots sind leicht verständlich und im besten<br />
Fall auch witzig. TV-Spots dauern meistens<br />
zwischen 20 und 50 Sekunden, Kinowerbung ist<br />
manchmal geringfügig länger.<br />
Gute Gründe, Werbespots als Übungsmaterial<br />
für das Hör-Sehverstehen in den Unterricht zu<br />
holen.<br />
Zahlreiche Unternehmen gewähren auf ihren<br />
Internetseiten Einblick in ihre aktuelle Kampagne.<br />
Falls es technisch möglich ist, können Sie per Beamer<br />
die entsprechenden Spots ins Klassenzimmer<br />
projizieren. Es stehen aber auch ausgewählte Spots<br />
auf DVD zur Verfügung. Bestellen können Sie diese<br />
bei den Sendern, z.B. beim ORF (vgl. Linkliste auf<br />
www.hueber.de/fremdsprache-deutsch). Wenn<br />
mehrere Spots zur Auswahl stehen, können die<br />
Lernenden mitentscheiden, welchen sie sehen und<br />
bearbeiten möchten.<br />
In den höheren Jahrgangsstufen entwickeln die<br />
Schüler der Werbung gegenüber eine sehr kritische<br />
Sichtweise: Auch das regt zu sprachproduktiven<br />
Leistungen an.<br />
Interessant ist es, mit Werbefilmen von Unternehmen<br />
zu arbeiten, die in dem Land, in dem Sie<br />
unterrichten, auch präsent sind.<br />
Viele Werbespots sind zwar auf den Homepages<br />
zu finden, die Pfade dorthin sind mitunter sehr verschlungen.<br />
Ausführliche Internettipps dazu finden<br />
Sie auf der Linkliste.<br />
Kurzfilme<br />
Eine eindeutige Definition dieser Filmart gibt es<br />
nicht. Die Bezeichnung orientiert sich meistens an<br />
der Länge oder besser gesagt der Kürze des Filmes.<br />
Unter Kurzfilmen finden sich Dokumentationen,<br />
Animationsfilme und Spielfilme, nicht selten von<br />
experimentellem Charakter (siehe auch in diesem<br />
Heft im Artikel von Tina Welke, S. 21.<br />
Die Möglichkeiten, sich über Kurzfilme zu informieren<br />
und diese auch (meist ausschließlich)<br />
Tipp: Wie entsteht ein Film? Eine umfassende und gut verständliche<br />
Beschreibung, verfasst von Paul Maar, kann<br />
man auch im Internet finden: http://www.dassams.de.<br />
Dort findet man übrigens auch eine Anleitung, wie man<br />
ein Daumenkino bastelt.<br />
auf DVD zu erwerben, sind mittlerweile vielfältig.<br />
Zwei Empfehlungen für den Unterricht, die zu<br />
spannenden Auseinandersetzungen führen<br />
können:<br />
Copy Shop (Österreich, 2001, Virgil Widrich, 12 Minuten.<br />
Hier erlebt jemand den Alptraum, dass seine<br />
ganze Umgebung mit Doppelgängern seiner<br />
selbst befüllt wird) und Fast Film (Österreich 2003,<br />
Virgil Widrich, 14 Minuten. Ein Liebespaar wird<br />
auseinander gerissen und durchläuft bei der Verfolgungsjagd<br />
beinahe die gesamte Filmgeschichte).<br />
In beiden Filmen sind technische Machart und<br />
Inhalt nicht voneinander zu trennen (Fast Film besteht<br />
etwa aus vielen kleinen Teilen von Kopien berühmter<br />
Filme). Sie sprechen gerade dadurch manche<br />
Jugendliche stark an. Diese Streifen wurden<br />
mehrfach international ausgezeichnet und sind als<br />
DVD erhältlich.<br />
Die Arbeit mit Filmsequenzen bringt spannendes<br />
Vokabular und bewegte Bilder in den Klassenraum<br />
und ermöglicht darüberhinaus eine damit<br />
verbundene Reflexion von Lernstrategien.<br />
Begonnen hat dieser Beitrag mit dem Hinweis<br />
an Sie, eine Art Film- und Fernsehtagebuch zu führen.<br />
Auch das lässt sich auf den Unterricht übertragen.<br />
Die Schüler können z.B. selbst ein Lerntagebuch<br />
anlegen, in dem sie die Filme, die im Unterricht<br />
behandelt wurden, dokumentieren und ergänzen<br />
mit Ihren Erfahrungen im Hör-Sehverstehens<br />
in deutscher Sprache außerhalb des Unterrichts.<br />
Oder z.B. in Form von Plakaten, die während<br />
der Arbeit mit einem Spielfilm entstanden sind und<br />
länger im Klassenraum sichtbar bleiben.<br />
Hör-Sehverstehen in den Sprachlernprozess zu<br />
integrieren beginnt und endet mit der Wertschätzung,<br />
die Lehrende und Lernende dieser Fertigkeit<br />
gegenüber aufbringen.Vielerorts wird allerdings zu<br />
wenig und vor allem immer der Wirklichkeit nur<br />
hinterherhinkendes medienkundliches Wissen vermittelt.<br />
Wer sich mit Film im Unterricht beschäftigt,<br />
muss laufend weiter<strong>lernen</strong> und dazu<strong>lernen</strong> ...<br />
aber das ist ja auch durchaus reizvoll.<br />
Literatur<br />
Maar, Paul: Eine Woche voller Samstage. Hamburg:<br />
Oetinger 1973.<br />
Pommaux, Yvan: John Chatterton. Weinheim: Moritz Verlag,<br />
3. Auflage 2003.<br />
Schwerdtfeger, Inge C.: Übungen zum Hör-Sehverstehen.<br />
In: Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert / Krumm,<br />
Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht.<br />
Stuttgart: UTB Francke, 4. Auflage 2003, S. 299-302.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
Ein Plädoyer für die Arbeit<br />
mit Kurzfilmen im Unterricht<br />
Was ist ein Kurzfilm?<br />
Von Tina Welke<br />
Der Einsatz von Kurzfilmen versteht sich als ein Beitrag zur Medienvielfalt im Sprachunterricht. Er ermöglicht,<br />
ohne großen zeitlichen Aufwand an die Sehgewohnheiten der Teilnehmer anzuknüpfen und<br />
das darin liegende Potenzial für das Sprachen<strong>lernen</strong> zu nutzen. Dieser Beitrag bezieht sich exemplarisch<br />
auf narrative Kurzfilme einer Länge von 10–20 Minuten und möchte zeigen, dass sich diese sowohl als<br />
reine Impulsgeber als auch zu einer integrierten Förderung der verschiedenen Fertigkeiten eignen. Mit<br />
ihrer Hilfe kann Wortschatz erweitert und das bereits erworbene Sprachwissen angewendet werden. Sie<br />
eignen sich sowohl zur Thematisierung von Fragen der Landeskunde als auch der Interkulturalität. Die<br />
Arbeit mit Kurzfilmen kann sich auch auf nonverbale und / oder filmische Aspekte beziehen. Kurzfilme<br />
sind grundsätzlich auf allen Niveaustufen einsetzbar.<br />
Beim Medium „Kurzfilm“ handelt es sich um fiktionale<br />
„Texte“, die konventionellen Erzählmustern<br />
unterliegen. Sie sind aber keine Mini-Langspielfilme,<br />
sondern haben ihre eigenen Möglichkeiten<br />
und Besonderheiten. So beeinflusst die<br />
Kürze der Erzählzeit die Erzählstrukturen der Filme.<br />
Dies äußert sich in einer Reduktion in Bezug<br />
auf Komplikationsgrad, Zahl der Ereignisse und<br />
Figuren. Die erhöhte Komplexität von Kurzfilmen<br />
vollzieht sich durch verdichtete Formmittel wie<br />
der fragmentarischen Darstellung der erzählten<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
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22<br />
Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht<br />
Zeitspanne und einer Abruptheit von Anfang und<br />
Schluss. Kennzeichnend ist die Wichtigkeit des<br />
Einstiegsmoments: Alles, was für die Geschichte<br />
und das Thema relevant ist, wird unmittelbar danach<br />
dargeboten, d.h. der Kurzfilm baut, im Gegensatz<br />
zum Langspielfilm, auf keiner Vorgeschichte<br />
auf. Die Handlung bezieht sich meist nur<br />
auf einen Aspekt, sie verläuft prägnant, deutlich<br />
und schnell. Im Unterschied zu Langspielfilmen<br />
und deren dreiaktiger Struktur fallen bei Kurzfilmen<br />
oft Höhepunkt und Ende zusammen. Der<br />
subtile Eindruck, den Kurzfilme häufig hinterlassen,<br />
geht über die Rezeptionszeit hinaus. Das<br />
Reizpotenzial des Themas, der Rätselcharakter<br />
des Titels und die Bedeutung von Symbolen und<br />
Metaphern sollen in besonderer Weise die Aufmerksamkeit<br />
des Zuschauers erregen.<br />
Wozu Kurzfilme im DaF-Unterricht?<br />
Die Arbeit mit Kurzfilmen ermöglicht einen unmittelbaren<br />
Zugang zum Medium „Film“ und ein spontanes<br />
Eintauchen in Themen und Geschichten.<br />
Generell schafft das gemeinsame <strong>Sehen</strong> einer<br />
erzählten Geschichte etwas gemeinsam Erlebtes,<br />
über das die Lernenden miteinander reden und<br />
schreiben können.<br />
Visuelle Medien sind sowohl für heterogene<br />
Gruppen als auch für verschiedene Lernertypen<br />
geeignet, da sie die Koordination der jeweiligen<br />
Fähigkeiten erleichtern.<br />
Darüber hinaus bietet der Einsatz von Kurzfilmen<br />
im DaF-Unterricht die Möglichkeit, mit einem<br />
in sich geschlossenen eigenständigen Medium zu<br />
arbeiten. Die Arbeit mit Langspielfilmen im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />
erfordert meistens eine Reduzierung<br />
bzw. Komprimierung des Filmmaterials.<br />
Diese Reduktion erfolgt in der Regel durch die Autorität<br />
der Lehrenden bzw. der Verlage. Beim Kurzfilm<br />
liegt die Reduktion im Medium selbst.<br />
Ein Potenzial des Kurzfilms liegt auf Grund seiner<br />
Wesensmerkmale genau im Umgekehrten,<br />
nämlich der Möglichkeit zur Expansion.<br />
Der abrupte, meist offene Schluss von Kurzfilmen<br />
regt zu aktiver Ergänzung an. Ist das Ende geschlossen,<br />
enthält es oft eine überraschende Wendung,<br />
die dem Gesehenen eine neue Bedeutung<br />
gibt. „Statt vorgefertigte Erwartungen und eine<br />
ziemliche Sicherheit über den Ausgang der Geschichte<br />
zu haben (...) wird der Zuschauer seine Erwartungen<br />
der jeweiligen Geschichte und ihrer<br />
Spannungserzeugung anpassen. Das bereitet ihn<br />
darauf vor, das Ende eher zu verarbeiten, als es lediglich<br />
zu rezipieren.“ (Heinrich, 1998, S. 154).<br />
Die Vielschichtigkeit von Kurzfilmen erschließt sich<br />
den Rezipienten oft erst beim zweiten oder dritten<br />
<strong>Sehen</strong>: „Die Unmöglichkeit ihn beim ersten <strong>Sehen</strong><br />
vollständig zu entschlüsseln ist ein Qualitätsmerkmal<br />
für den Kurzspielfilm“ (Mahrenholz in: Heinrich,<br />
1998, S. 119).<br />
Kurzfilme (er)fordern also durchgängige<br />
Aufmerksamkeit während des Vorführens,<br />
da ihre Wesensmerkmale Kürze und Konzentration<br />
sind.<br />
Durch die Kürze des Formats ist ein mehrmaliges<br />
<strong>Sehen</strong> im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht möglich und<br />
so lassen sich auch schwierige Symbole und Metaphern<br />
erkennen und interpretieren.<br />
Kurzfilme (er)fordern also durchgängige Aufmerksamkeit<br />
während des Vorführens, da ihre Wesensmerkmale<br />
Kürze und Konzentration sind.<br />
Wesentliche Vorteile von Kurzfilmen für den<br />
<strong>Fremdsprache</strong>nunterricht sind:<br />
• dass man sie in voller Länge zeigen kann,<br />
• dass nicht nur eine Sequenz zu sehen und zu bearbeiten<br />
ist,<br />
• dass eine Einführung in den Film bzw. Hinweise zu seiner<br />
Vorgeschichte oder historischen Einbettung nicht<br />
nötig sind,<br />
• dass Übungsabläufe, die bei Langspielfilmen oft mehrere<br />
Unterrichtseinheiten erfordern, in einer Unterrichtseinheit<br />
möglich sind,<br />
• dass sie zur „produktiven Rezeption“ anregen,<br />
• dass ihre Mehrdeutigkeit die Neugier auf Wiederholung<br />
unterstützt.<br />
Wie können Kurzfilme im<br />
DaF-Unterricht eingesetzt werden?<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
( )<br />
Ein Beispiel für einen Einsatz im Unterricht ist der<br />
Kurzfilm Alles für den Hund, (12 Minuten, Regie:<br />
Birgit Lehmann, <strong>Deutsch</strong>land 2001): Ein Märchen<br />
vom Kreislauf des Geldes, vom kurzen Glück, von<br />
der Wiederkehr des Gleichen. Die Geschichte<br />
scheint sich endlos zu wiederholen, wenn nicht<br />
der Hund der blinden Leierkastenfrau wäre …<br />
Der Inhalt<br />
Der Film besteht aus drei Episoden mit den jeweils<br />
gleichen Protagonisten. In jeder Episode<br />
steht eine der Hauptfiguren bzw. eine Figurengruppe<br />
im Zentrum. Drei Bewohner eines Hauses<br />
kommen nacheinander durch Zufall zu einer großen<br />
Menge Geld und glauben, sich nun ihre Träume<br />
erfüllen zu können. Doch ebenso unerwartet<br />
wie sie zum Geld gekommen sind, verlieren sie es<br />
wieder an eine der anderen Hauptfiguren.
Die sich mit Variationen wiederholende Handlung<br />
über Fund und Verlust von Geld, über Menschen,<br />
ihre Nöte und ihre Träume, wird durch eine blinde<br />
Leierkastenfrau und deren Hund gerahmt. Als<br />
Filmmusik dient das durch den Leierkasten gespielte<br />
Kinderlied „Ein Hund kam in die Küche ...“,<br />
das somit gleichsam symbolhaft den Verlauf der<br />
kreisförmigen Handlung widerspiegelt.<br />
Dieser Kurzfilm lässt sich ab der Stufe A2 einsetzen.<br />
Der Inhalt ist leicht verständlich, die Sprache<br />
spielt eine untergeordnete Rolle und kann aus<br />
Handlung und Nonverbalität erschlossen werden.<br />
Die Umsetzung der hier vorgeschlagenen Aufgaben<br />
hängt vom Sprachstand der jeweiligen Gruppe,<br />
dem Interesse und der zur Verfügung stehenden<br />
Zeit ab.<br />
Ziele: Unterhaltung, Hör-Sehverstehen, Input<br />
für Wortschatzerarbeitung, Sprechen, Schreiben.<br />
Die Aufgaben können je nach Unterrichtsziel alternativ<br />
kombiniert werden. Sie werden in Einzelarbeit,<br />
in der Klein- oder Großgruppe durchgeführt.<br />
(Die auf den Arbeitsblättern genannten<br />
Wörter sind reale Antworten von Lernenden.)<br />
Der Film eignet sich ebenso gut als reiner Impulsgeber,<br />
z.B. für die Themen „Glückssymbole“,<br />
„Träume“, „Glück und Pech“.<br />
Vorbereitung auf das 1. <strong>Sehen</strong><br />
Schritt 1: Kurze Einführung<br />
Wir sehen einen deutschen Kurzfilm. Was erwarten<br />
Sie bei dem Titel?<br />
Assoziogramm:<br />
umsonst<br />
nichts<br />
alles für die Katz<br />
Alles für den Hund<br />
Schritt 2: unbekannte Wörter werden erklärt<br />
Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht 23<br />
take<br />
care<br />
Caritas<br />
Spekulieren Sie!<br />
• Wozu könnten die Protagonisten Geld brauchen?<br />
• Wovon könnten Sie träumen?<br />
eine blinde Leierkastenfrau<br />
Augenoperation<br />
neuer Leierkasten<br />
Klavier<br />
iPod<br />
ein Hund<br />
für den Tierarzt<br />
Essen<br />
eine Hausbesorgerin (Hausmeisterin)<br />
eigenes Haus mit Personal<br />
Urlaub in der Karibik<br />
ein junger Mann<br />
teures, rotes Auto<br />
Firma gründen<br />
neues Outfit<br />
ein Familienvater, seine schwangere Frau<br />
und ihr kleiner Sohn<br />
Rechtsanwalt<br />
Haus am Meer<br />
Arbeit mit dem Film<br />
Schritt 3: erstes gemeinsames <strong>Sehen</strong><br />
des Films<br />
Der gesamte Film wird gemeinsam angesehen.<br />
Dieses erste <strong>Sehen</strong> wird von folgender Aufgabe<br />
begleitet:<br />
Konzentrieren Sie sich, während Sie den Film<br />
anschauen, auf einen der Protagonisten.<br />
Schritt 4: Notizen machen<br />
An dieser Stelle (je nach Lernergruppe) könnten<br />
die Spekulationen (Schritt 2) mit den Informationen<br />
aus dem Film verglichen werden. Den Lernenden<br />
wird dabei bewusst, dass ihre ursprünglichen<br />
Spekulationen dem tatsächlich Gesehenen<br />
ähneln.<br />
Notieren Sie Stichwörter zu Ihrer Figur.<br />
die blinde Leierkastenfrau mit Hund<br />
freundlich, alt, glücklich, nett, niedlich,<br />
verrückt, Mantel, Mütze; weiß-rote<br />
Schnauze<br />
die Hausbesorgerin<br />
faul, verträumt, Pech in der Bank,<br />
mit Eimer und Besen<br />
der junge Mann<br />
Mütze (Strumpfmaske), Pistole,<br />
dunkle Kleidung, Tasche mit Geld<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
24<br />
Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht<br />
der Familienvater, seine schwangere Frau<br />
und ihr kleiner Sohn<br />
Kind auf Arm, traurig, Geld abheben,<br />
Wäschekorb, Waschküche, Wäscheständer,<br />
Sekt, Balkon<br />
Arbeit nach dem Film<br />
Wortschatzübung<br />
Die Lernenden erhalten die wenigen, sich wiederholenden<br />
Redebeiträge aller handelnden Personen<br />
des Films.<br />
Verdammt<br />
Ist ja nichts passiert.<br />
Ich hoffe, Sie haben einen schönen Tag.<br />
Heute Abend Junge, das ist deine letzte Chance!<br />
Wohl im Lotto gewonnen, Frau Huber?<br />
Ach so, ich hab mein Geld vergessen.<br />
Da ist ständig was los<br />
Geld her, los, Geld her!<br />
Gott sei mit Ihnen!<br />
Können Sie mal kurz auf mein Regal aufpassen?<br />
Was ist mit unserem Geld?<br />
Was denn, haben wir etwa im Lotto gewonnen?<br />
Ich mach gleich zu, beeilen Sie sich!<br />
Was soll ich jetzt machen?<br />
Eine Gottesgabe.<br />
Heute Abend ganz sicher.<br />
Was ist denn passiert?<br />
Hände hoch, Geld her!<br />
Das macht 40 Cent.<br />
Tut mir leid, ich kann Ihnen kein Geld auszahlen.<br />
Ihr Konto ist gesperrt.<br />
Gott ist mit uns!<br />
Ich hoffe, Sie haben einen schönen Tag.<br />
Entschuldigung.<br />
Haben Sie die letzten fünf Minuten einen Mann ins Haus<br />
kommen sehen?<br />
Die Lernenden sollen diese Redebeiträge ihrem<br />
jeweiligen Protagonisten zuordnen.<br />
Blinde Leierkastenfrau<br />
Hausbesorgerin<br />
Junger Mann<br />
Familienvater<br />
Schwangere Frau<br />
Die Lernenden vergleichen Ihre Notizen und ergänzen<br />
die Personen der anderen.<br />
Zum Vergleich sehen die Lernenden den Film<br />
erneut und nehmen dabei eine Zuordnung der<br />
noch verbleibenden Äußerungen zu den anderen<br />
handelnden Personen (Nebenfiguren) vor.<br />
Kinder<br />
Bankbeamter<br />
Ganoven<br />
Polizist<br />
Kioskbesitzerin<br />
Mündliche Minidialoge<br />
Erarbeiten Sie in Kleingruppen Dialoge zu vier<br />
Szenen im Film:<br />
• am Bankschalter<br />
• sich nach jemandem erkundigen<br />
• jemanden vertrösten<br />
• freudige Überraschung<br />
Die Dialoge werden (freiwillig) präsentiert. Als ein<br />
möglicher Abschluss für die Arbeit mit dem Film<br />
kann der Text der Filmmusik, der Kanon, der<br />
Struktur des Films gegenüber gestellt werden. Ein<br />
Einstudieren und gemeinsames Singen des Kinderliedes<br />
„Ein Hund kam in die Küche ...“ bietet<br />
sich an und stieß bei den Lernenden bisher immer<br />
auf Begeisterung.<br />
Vertiefende Arbeit mit dem Film<br />
Für die vertiefende Arbeit mit dem Film ist ein<br />
drittes bzw. viertes <strong>Sehen</strong> des Films notwendig. Je<br />
nach Zielgruppe, Niveau und / oder Interessen<br />
der Lernenden kann sie mehr im mündlichen<br />
oder mehr im schriftlichen Bereich erfolgen.<br />
Mündliche Rekonstruktion<br />
Die Lernenden werden in drei Gruppen eingeteilt.<br />
Jede Gruppe soll sich auf jeweils eine Episode des<br />
Films konzentrieren. Nach dem <strong>Sehen</strong> des Films<br />
sollen die Kleingruppen die Handlung ihrer Episode<br />
rekonstruieren (auf der Stufe A2 mit vorgegebenem<br />
Wortschatz: Schlange stehen, Banknoten,<br />
Fahndung im Radio, in die Waschmaschine stopfen,<br />
vom Himmel fallen ...). Danach tauschen sich<br />
Kreuzgruppen (je 1–2 Teilnehmer aus jeder Gruppe<br />
bilden eine neue Gruppe) darüber aus, worin<br />
die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede der drei<br />
Episoden liegen.<br />
Mündliche Nacherzählung der Filmhandlung<br />
Die Lernenden erhalten Bildkarten mit Elementen<br />
der Filmhandlung anhand derer sie den Film<br />
nacherzählen sollen.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
Rollenspiele<br />
Die Lernenden entwickeln Rollenspiele rund um<br />
die Protagonisten des Films.<br />
Vorschläge für mögliche Rollenkarten:<br />
Die Polizei befragt den<br />
Bankangestellten<br />
über die Vorfälle in der Bank.<br />
Die Hausbesorgerin erzählt<br />
der blinden Leierkastenfrau,<br />
was passiert ist.<br />
Die schwangere Frau und<br />
ihr Ehemann planen, was sie<br />
mit dem Geld machen.<br />
Der junge Mann stellt sich<br />
der Polizei. Die Kinder erzählen<br />
am nächsten Tag in der Schule,<br />
was in ihrer Straße passiert ist.<br />
Diskussion und Argumentation<br />
Die Lernenden diskutieren in Form eines „Runden<br />
Tisches“ (Diskussionsrunde mit Moderation<br />
und simulierten Rollen) zum Thema: „Welche der<br />
Personen sollte das Geld behalten dürfen. Warum?“<br />
Was kann ich mit einem Kurzfilm alles machen?<br />
Die vorgestellten Aktivitäten und Übungen sind auch aus der<br />
Arbeit mit Hör- und Lesetexten sowie mit Bildern bekannt.<br />
Vor dem Ansehen des Films:<br />
assoziieren – spekulieren<br />
zuordnen – ergänzen – markieren – notieren ...<br />
Arbeit mit dem Film:<br />
Ordnen bzw. rekonstruieren Sie die Handlung des Films!<br />
Was passiert in den x-Phasen des Kurzfilms?<br />
Korrigieren Sie den Handlungsverlauf!<br />
Notieren / Beschreiben Sie handelnde Personen und<br />
Schauplätze!<br />
Ordnen Sie (z.B.) Charakteristika den handelnden<br />
Personen zu!<br />
Kreieren Sie Rollenprofile der Protagonisten!<br />
Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht 25<br />
Perspektivenwechsel<br />
Die Lernenden schreiben über die im Film dargestellten<br />
Ereignisse aus der Perspektive:<br />
• der Hausbesorgerin (Hausmeisterin)<br />
• des jungen Mannes<br />
• der Familie<br />
• der blinden Leierkastenfrau<br />
(z.B. Tagebucheintragung, Brief, Polizeiprotokoll,<br />
E-Mail ...)<br />
Verfassen einer Zeitungsmeldung<br />
Die Lernenden schreiben eine Zeitungsmeldung<br />
zu folgendem Titel:<br />
Köln: Geld fiel vom Himmel<br />
Verfassen einer Programmankündigung /<br />
einer Filmkritik<br />
Die Lernenden schreiben eine Programmankündigung<br />
/ eine Filmkritik über den Kurzfilm.<br />
Literatur<br />
Alles für den Hund, 12 Minuten, <strong>Deutsch</strong>land 2001,<br />
Regie: Birgit Lehmann.<br />
Cowgill, Linda J.: Wie man Kurzfilme schreibt.<br />
Frankfurt/Main: Zweitausendeins 2001.<br />
Heinrich, Katrin: Der Kurzfilm. Geschichte, Gattungen,<br />
Narrativik. Alfeld/Leine: Coppi-Verlag 1998.<br />
Monaco, James: Film verstehen. Hamburg: Rowohlt 1991.<br />
Schwerdtfeger, Inge. C.: <strong>Sehen</strong> und Verstehen. Arbeit mit<br />
Filmen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>.<br />
Berlin und München: Langenscheidt 1989.<br />
Welche Stimmung transportieren:<br />
die Musik – die Bilder – die Farben?<br />
Finden Sie einen Titel!<br />
Weiterführende Aktivitäten:<br />
diskutieren – argumentieren – begründen<br />
Entwickeln Sie Rollenspiele bzw. Szenarien!<br />
Schreiben Sie den Plot des Kurzfilms!<br />
Schreiben Sie eine Filmkritik!<br />
Schreiben Sie einen Text über den Kurzfilm, ohne das Ende<br />
zu verraten!<br />
Schreiben Sie den Film weiter, schmücken Sie aus ...!<br />
Finden Sie ein (anderes) Ende des Films!<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
„Schwarzfahrer“<br />
Von Luisa Gregori, Váčlav Kubecka und Elena Tschudinowa<br />
Der Schwarzfahrer<br />
In der Straßenbahn sitzt eine ältere Dame neben<br />
einem Mann schwarzer Hautfarbe. Dies veranlasst<br />
sie, ihn mit einer geballten Ladung gängiger Vorurteile<br />
gegenüber Asylbewerbern zu überschütten.<br />
Die anderen Fahrgäste bleiben passiv, ebenso das<br />
Opfer, das alles mit unbewegtem Gesichts über<br />
sich ergehen lässt, bis … eine Fahrkartenkontrolle<br />
stattfindet. An deren Ende wird sich zeigen, wer<br />
von beiden das „schwarze Schaf“ ist (Bundeszentrale<br />
für politische Bildung, AV Medienkatalog).<br />
Eine ausführliche Didaktisierung des Films für<br />
den DaF-Unterricht liegt vor (vgl. Germana D’Alessio,<br />
2000). Unser Vorschlag geht aber über die rein<br />
inhaltliche Filmanalyse hinaus und möchte Ihnen<br />
Übungen und Aufgaben für fortgeschrittene Lerner<br />
auf dem Niveau B2/C1 vorstellen. Der Unterrichtsentwurf<br />
ist für zwei Doppelstunden konzipiert.<br />
Eine Schreibaufgabe als Hausaufgabe leitet vom<br />
© picture-alliance/dpa-Bildarchiv<br />
Schwarzfahrer (1993) ist ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklich stimmender Film zum Thema<br />
Ausländerfeindlichkeit, der mehrfach auf Festivals ausgezeichnet wurde und 1994 den „Oscar“ für<br />
den besten Kurzfilm erhielt.<br />
Filmverstehen zur Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema „Vorurteile / Rassismus“ über. Dieses Thema<br />
wird in der zweiten Doppelstunde in Form von<br />
Lernstationen bearbeitet und diskutiert.<br />
Wichtigstes Ziel des Unterrichts ist, zahlreiche<br />
Sprech- und Schreibanlässe zum Thema „Vorurteile<br />
und Stereotypen“ zu ermöglichen und somit die<br />
individuelle Auseinandersetzung mit diesem Thema<br />
zu fördern. Gerade der Schwarzfahrer bietet<br />
aufgrund seiner vielschichtigen, aber auch humorvollen<br />
Darstellung zahlreiche Anknüpfungspunkte.<br />
Schritt 1: Einstieg – Aktivierung<br />
des Vorwissens<br />
(Partner- / Gruppenarbeit)<br />
Sammelt zu zweit Assoziationen zu dem Begriff<br />
„der Schwarzfahrer“.<br />
Tauscht euch dann in Kleingruppen aus und berichtet<br />
euch gegenseitig eure persönlichen Erfah-<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
ungen mit „Schwarzfahren“ oder mit „Schwarzfahrern“.<br />
Schritt 2: Präsentation der 1. Sequenz<br />
(Gruppenarbeit)<br />
Seht nun die erste Sequenz und ordnet die einzelnen<br />
Bilder der Personen aus dem Film in der Reihenfolge<br />
ihres Auftretens. Charakterisiert die Darsteller<br />
und diskutiert eure Vermutungen darüber,<br />
wer Schwarzfahrer sein könnte.<br />
Verfasst in eurer Lerngruppe zu dem von euch<br />
gewählten, potenziellen Schwarzfahrer eine fiktive<br />
Biographie und stellt diese Person im Plenum<br />
vor.<br />
Schritt 3: Präsentation der 2. Sequenz<br />
(nur die Tonspur)<br />
(Einzel- / Partnerarbeit)<br />
Hört den Monolog der alten Frau und notiert stichwortartig<br />
ihre Argumente.<br />
Sprecht nach dem Hören zu zweit über die Aussagen<br />
der alten Frau und überlegt, wie die Körpersprache<br />
der Personen in dieser Filmsequenz aussehen<br />
könnte.<br />
Anmerkung: Durch die Fokussierung auf das Hörverstehen<br />
wird die Konzentration der Lernenden<br />
erhöht. Die Aufgabe, in Partnerarbeit zu überlegen,<br />
welche Mimik / Gestik die Worte unterstützen<br />
könnten, schärft die Wahrnehmung.<br />
Zusatzaufgabe zu Schritt 3:<br />
Monolog der alten Frau<br />
(Einzel- / Partnerarbeit)<br />
Lest bitte den Monolog der alten Frau und vergleicht<br />
ihn mit euren eigenen Notizen.<br />
Anmerkung: Diese zusätzliche Übung unterstützt<br />
die Verstehensleistung und festigt den Wortschatz.<br />
Falls ausreichend Zeit zur Verfügung steht, können<br />
die Lernenden den Monolog mit entsprechender<br />
Mimik und Gestik laut vorlesen.<br />
Schritt 4: Präsentation der 2. Sequenz<br />
mit Bild (Plenum)<br />
Seht nun die 3. Sequenz noch einmal mit Bild.<br />
Anmerkung: Nach dem <strong>Sehen</strong> folgt eine kurze Diskussion<br />
im Plenum zu den folgenden Fragen:<br />
Was hat euch überrascht?<br />
Wie geht die Geschichte weiter?<br />
Schritt 5: Präsentation der 3. Sequenz<br />
(Gruppenarbeit /Plenum)<br />
Ihr seht nun die 3. und letzte Sequenz des Films.<br />
Welchen (anderen) Titel würdet ihr diesem Film geben?<br />
„Schwarzfahrer“ 27<br />
Sammelt in eurer Lerngruppe möglichst viele Vorschläge.<br />
Anmerkung: Anschließend werden die Titelvorschläge<br />
im Plenum gesammelt und anhand der<br />
neuen Titel diskutiert, ob sich die anfänglichen Hypothesen<br />
bestätigt haben.<br />
Zusatzaufgabe zu Schritt 5: Leitfragen zum<br />
Artikel „Der ganz alltägliche Rassismus“<br />
(Hausaufgabe)<br />
Ihr lest in der Zeitung einen Artikel mit der Überschrift<br />
„Der ganz alltägliche Rassismus“. Was glaubt<br />
ihr, welche Fragen in diesem Text beantwortet werden?<br />
Formuliert diese Fragen. Diese selbst gefundenen<br />
Leitfragen unterstützen euch beim Lesen<br />
des Texts<br />
Anmerkung: Zum Schluss der Stunde oder als<br />
Hausaufgabe lesen die Lernenden den Artikel „Der<br />
ganz alltägliche Rassismus“ aus „Der Tagesspiegel“<br />
vom 08. August 2005 (siehe Kasten auf S. 28).<br />
Die Auseinandersetzung mit dem Kurzfilm<br />
Schwarzfahrer sowie die zu Hause geleistete Textarbeit<br />
dienen als Grundlage für das Arbeiten an Stationen<br />
in der zweiten Doppelstunde.<br />
Wir wählen diese autonome Lernform, weil „die<br />
Fokussierung auf die Lerner selbst zwangsläufig<br />
nach sich zieht, dass ihnen auch ein höheres Maß<br />
an Verantwortung für den eigentlichen Lernprozess<br />
übertragen wird. Außerdem bezieht das Lernen an<br />
Stationen die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen<br />
in den Unterricht ein, eröffnet den Lernern unterschiedliche<br />
Zugänge zu einem Thema, berücksichtigt<br />
unterschiedliche Lern- und Arbeitstempos<br />
und ermöglicht ein fachübergreifendes und ganzheitliches<br />
Lernen“ (Wicke 2004, 212).<br />
Die Lerner können einige aus den sechs unten<br />
angeführten Stationen wählen und erarbeiten,<br />
während der Lehrer die Funktion des Beobachters<br />
und Moderators übernimmt.<br />
STATION 1<br />
Wortschatzarbeit (Partnerarbeit)<br />
Schreibe Erläuterungen zu den angegebenen Wörtern. Dein<br />
Lernpartner überprüft die Lösungen mit Hilfe des Wörterbuchs.<br />
Angst<br />
Aggression<br />
Frustration<br />
Misstrauen<br />
Ignoranz<br />
Minderwertigkeitskomplexe<br />
Sucht bitte weitere Wörter zum Thema, und erläutert euch<br />
diese gegenseitig. Sammelt die Wörter und ihre Erklärungen<br />
auf Kärtchen.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
28<br />
„Schwarzfahrer“<br />
Der ganz alltägliche Rassismus<br />
Als schwarzer Student in Berlin<br />
Sein Name soll nicht in die Zeitung, sein Gesicht auch nicht. Der junge Mann hat<br />
Angst, nicht nur vor rechten Gewalttätern. „Ich weiß, wovon ich spreche“, sagt er.<br />
Schon als zehnjähriges Kind wurde er in Berlin von Jugendlichen fast aus dem<br />
S-Bahnwagen geworfen. Ihnen passte seine Hautfarbe nicht. Einer wie er lebt<br />
gefährlich, man muss das Risiko nicht noch zusätzlich herausfordern. Deshalb<br />
nennt er sich Adriano – nach jenem Mosambikaner, der vor fünf Jahren im Dessauer<br />
Stadtpark von Neonazis umgebracht wurde, weil er schwarz war.<br />
Adriano aus Berlin hat den Tagesspiegel angerufen, als er dort von einem rassistischen<br />
Vorfall bei der studentischen Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen las. Ein<br />
Mitarbeiter hatte ein Stellenangebot ausgehängt: Farbige Studierende sollten von<br />
einer Bewerbung absehen, sie seien chancenlos, war da zu lesen (Tsp. vom<br />
3. August). „Ich dachte, jetzt musst du was tun“, sagt Adriano. Nämlich der weißen<br />
Mehrheit sagen, wie es sich anfühlt, als Schwarzer in <strong>Deutsch</strong>land zu leben.<br />
Schließlich geht es vielen so wie ihm.<br />
Auf dem Campus gibt es keine Probleme. An der Technischen Fachhochschule,<br />
wo Adriano Wirtschaftswissenschaften studiert, ist die Atmosphäre so multikulturell,<br />
wie man es von einer Hochschule erwarten darf. Doch kein Student in Berlin<br />
lebt nur auf dem Campus. Er muss zum Beispiel jobben.<br />
Adriano arbeitet in einem Baumarkt. Dort gibt es keine Probleme. Doch nebenbei<br />
braucht er das Geld aus dem Getränkeverkauf bei Sportveranstaltungen. Ob im<br />
Olympiastadion oder auf dem Sachsenring: immer wird Adriano mit „Beleidigungen<br />
und dummen Sprüchen“ überzogen: „Scheiß Neger, scheiß Bimbo!“ „Aber sage ich<br />
einen Mucks, lande ich im Krankenhaus.“<br />
Adriano, geboren vor 25 Jahren in Berlin, aufgewachsen im Bezirk Steglitz, hat sich<br />
schon in der Grundschule anhören müssen, er nehme anderen Leuten die<br />
Arbeitsplätze weg. Es gab noch schlimmere Anwürfe – Adriano geht da nicht gerne<br />
ins Detail, die Kränkung ist zu groß.<br />
Ein Student in <strong>Deutsch</strong>land genießt die akademische Freiheit. Aber Adriano vermisst<br />
die Bewegungsfreiheit. „Die Mauer existiert für mich noch. Wenn ich in den<br />
Osten fahre, besteht Gefahr für mein Leben“, sagt Adriano. Die Familie seiner weißen<br />
Freundin in Sachsen würde er gerne häufiger sehen, da sie ihn immer herzlich<br />
empfange. Doch er scheut die Gefahr. Ist er dort angekommen, verlässt er das Haus<br />
nicht. Die Bahn benutzt er nur am Tage, mit einer „Tasche voller Waffen“, sagt er – in<br />
Wirklichkeit ist es aber nur eine Dose Pfefferspray. „Ich lass mich nicht von den<br />
Idioten zusammenschlagen“. Adriano malt sich oft aus, wie er sich verhält, sollten<br />
ihn rechte Schläger im Bahnwaggon bedrohen. Hilft verbale Gegenwehr nicht,<br />
würde er auch zurückschlagen. Wenn die Angreifer zu zehnt sind, soll sich „wenigstens<br />
einer von ihnen an mich erinnern“.<br />
Adriano ist <strong>Deutsch</strong>er – doch er würde sich nie als <strong>Deutsch</strong>er bezeichnen. Zu oft hat<br />
er hier das Wort „Neger“ gehört – ein Wort, das der Duden bis heute nicht „rassistisch“<br />
nennt. Nein, er hasst die <strong>Deutsch</strong>en nicht, natürlich sind die meisten keine<br />
Rassisten, er hat ja auch deutsche Freunde. Aber die, die Vorurteile haben, sollen<br />
„aufpassen, was sie sagen und was sie denken“. Anja Kühne, 8. August 2005<br />
STATION 2<br />
Vertiefende Arbeit mit dem Film (Partnerarbeit)<br />
Schaut den Film noch einmal an, charakterisiert die filmischen<br />
Mittel und sammelt die Arbeitsergebnisse für eine abschließende<br />
Präsentation im Plenum.<br />
Welche Gründe hat es, dass der Film schwarz-weiß ist?<br />
Welche Bedeutung hat die Musik?<br />
Welche Rolle spielen die Einstellung und die Perspektive der<br />
Kamera?<br />
Was hätten Sie anders in Szene gesetzt?<br />
Anmerkung: Diese Aufgabe ist nur sinnvoll, wenn<br />
die Lernenden sich bereits mit Filmanalyse und<br />
Filmästhetik beschäftigt haben (vgl. Glossar, S. 62).<br />
STATION 3<br />
Lebenslauf schreiben (Einzelarbeit)<br />
Schreibt einen tabellarischen Lebenslauf der alten Frau.<br />
Anmerkung: Die Lernenden müssen hier die entsprechenden<br />
Geschichtsperioden <strong>Deutsch</strong>lands<br />
kennen und berücksichtigen. Gleichzeitig wiederholen<br />
sie die Textsorte „Lebenslauf“.<br />
STATION 4<br />
Arbeit mit dem Artikel „Der alltägliche Rassismus“<br />
(Gruppenarbeit)<br />
Tauscht euch anhand eurer Leitfragen über den Zeitungsartikel<br />
„Der tägliche Rassismus“ aus.<br />
Überlegt dann, was jeder Einzelne gegen den „alltäglichen<br />
Rassismus“ tun kann und entwickelt dazu eine Collage.<br />
Anmerkung: An dieser Station sollte buntes Papier,<br />
Zeitungen, Klebstoff etc. ausliegen, damit die Lernenden<br />
ihre Collage gestalten können.<br />
STATION 5<br />
Webrecherche – Ausländer in <strong>Deutsch</strong>land (Partnerarbeit)<br />
Sucht bitte im Internet Informationen zum Thema „Ausländer<br />
in <strong>Deutsch</strong>land“. Stellt die wichtigsten Fakten auf Plakaten<br />
zusammen. Linktipp: www.heimat-in-<strong>Deutsch</strong>land.de<br />
STATION 6<br />
Rollenspiel (Gruppenarbeit)<br />
Wählt eine Szene aus dem Alltag von Adriano (vgl. Artikel aus<br />
dem „Tagesspiegel“).<br />
Inszeniert nun diese Szene als Rollenspiel und überlegt gemeinsam,<br />
welche Handlungsmöglichkeiten Adriano selbst gegen den<br />
„alltäglichen Rassismus“ hat bzw. wie er sich Unterstützung holen<br />
kann. Spielt die Szene dann entsprechend weiter.<br />
STATION 7<br />
Paralleltexte (Einzelarbeit)<br />
Schreibt bitte einen Artikel zum Thema „Ausländer bei uns“.<br />
Ihr könnt eine der folgenden Textsorten wählen: Märchen,<br />
Zeitungsbericht, Leserbrief …<br />
ZUSATZAUFGABE ZU STATION 7<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Falls möglich, wird ein deutscher Gast eingeladen und zum Alltag<br />
im Gastland interviewt. Dies vertieft den Perspektivenwechsel<br />
zu der Frage: Wie leben eigentlich Ausländer bei uns?<br />
Die Arbeitsergebnisse der einzelnen Stationen –<br />
Wortschatzkärtchen, Plakate, Collagen, Lebensläufe,<br />
Paralleltexte, Rollenspiel, evtl. Interviewaufnahmen<br />
– bieten in der Auswertungsphase zahlreiche<br />
Anregungen für die weiterführende Diskussion.<br />
Literatur<br />
D’Alessio, Germana: <strong>Deutsch</strong>e Filme der neunziger Jahre. Arbeitsheft<br />
für den Unterricht. München: Goethe-Institut 2000.<br />
Wicke, Rainer E.: Aktiv und kreativ <strong>lernen</strong>. Projektorientierte<br />
Spracharbeit im Unterricht. Ismaning: Hueber 2004.
„türkisch für Anfänger“<br />
Von Angelika Lundquist-Mog<br />
türkisch für Anfänger 1 auf einen Blick<br />
© kick-media ag<br />
Titel: türkisch für Anfänger<br />
Genre: Mischung aus Comedy (Sitcom) und Familienserie<br />
Erstausstrahlung der 1. Staffel (12 Folgen): 14. März 2006 im Ersten <strong>Deutsch</strong>en Fernsehen (ARD)<br />
Länge einer Episode: ca. 25 Minuten<br />
Weitere Staffeln: geplant für 2007<br />
Autor: Bora Dagtekin (ist selbst in einer deutsch-türkischen Familie aufgewachsen)<br />
Musik: Ali N. Askin<br />
Hauptfiguren: die alleinerziehende deutsche Psychoanalytikerin Doris mit ihren zwei Kindern: Lena (16)<br />
und Nils (13); der alleinerziehende türkische Polizist Metin mit seinen zwei Kindern: Cem (17) und<br />
Yagmur (15); und der Vollwaise Axel, der Lenas Freund und Schulkamerad ist, und gleichzeitig bei Doris<br />
eine Therapie macht<br />
Handlung: Doris und Metin lieben sich und beschließen, mit ihren Kindern in eine Berliner<br />
Altbauwohnung zusammenzuziehen. In der multikulturellen Patchworkfamilie gibt es jede Menge<br />
Missverständnisse und Probleme, die aus Lenas Perspektive erzählt werden. Einen weiteren<br />
Handlungsstrang bildet die Beziehung zwischen Lena und Axel.<br />
Auszeichnungen 2006/7: Rose d’Or: Kategorie „Sitcom“ und „Social Awareness“; Festival de Télévision de<br />
Monte Carlo: Kategorie „Best Comedy Series“, „Outstanding Producer“ und „Outstanding<br />
Actor/Actress“; <strong>Deutsch</strong>er Fernsehpreis Kategorie „Beste Serie“ und „Beste Schauspieler Serie“;<br />
Adolf Grimme Preis: Kategorie „Unterhaltung“<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
30<br />
„türkisch für Anfänger“<br />
Was spricht dafür, Vorabendserien im<br />
Unterricht einzusetzen?<br />
Die Gründe für den Einsatz von Vorabendserien,<br />
die im deutschen Fernsehen laufen und liefen (Sitcoms,<br />
Soaps, Telenovelas), im Sprachunterricht<br />
sind vielfältig:<br />
• Da Jugendliche eine Hauptzielgruppe von Serien<br />
sind, wird die Handlung vorwiegend aus der Perspektive<br />
von Jugendlichen präsentiert. Jugendliche<br />
und ihre Themen (Liebe, Freundschaft, Familie,<br />
Schule, Ausbildung) stehen im Mittelpunkt<br />
und motivieren und interessieren auch junge<br />
<strong>Deutsch</strong>lerner.<br />
• Das Genre an sich ist bei vielen Menschen auch<br />
in der Heimatkultur sehr beliebt und entspricht<br />
den Sehgewohnheiten (der Wechsel von kurzen<br />
Sequenzen, das Springen von einem Handlungsstrang<br />
zum nächsten …)<br />
• Die Dauer einer einzelnen Folge beträgt im<br />
Durchschnitt 25 Minuten. Somit ist die Einteilung<br />
in kurze, in sich abgeschlossene Sequenzen<br />
für den Einsatz dieser Serien im Unterricht leicht<br />
möglich.<br />
• Eine in <strong>Deutsch</strong>land gedrehte Vorabendserie<br />
transportiert direkt oder indirekt eine Menge an<br />
landeskundlichen Informationen und bedient<br />
sich einer authentischen Sprache, die so in Lehrbüchern<br />
kaum zu finden ist.<br />
türkisch für Anfänger ist eine Comedy. In einer Comedy<br />
ist grundsätzlich alles übertrieben und das<br />
verstehen auch junge Zuschauer. Und wenn die<br />
übertriebenen Klischees und Stereotype im Film<br />
gut herausgearbeitet worden sind, müssen wir lachen.<br />
Das Lachen ist gut und befreiend. In einer<br />
Zeit, in der man über kulturelle Unterschiede und<br />
das Zusammenleben von Menschen verschiedener<br />
Religionen kaum mehr lachen kann, bietet gerade<br />
diese Serie eine gute Diskussionsgrundlage. Nicht<br />
umsonst soll diese Serie u.a. auch auf Türkisch produziert<br />
werden! Der Film muss deshalb nicht gleich<br />
feierlich als Beitrag zur Völkerverständigung deklariert<br />
werden oder wie Der Spiegel es ausdrückt: türkisch<br />
für Anfänger ist Multikulti ohne Bildungsauftrag.<br />
2<br />
Die Themenpalette im Film überschneidet sich<br />
zu großen Teilen mit Themen aus jedem beliebigen<br />
Lehrwerk. Angesprochen werden in den weiteren<br />
Folgen Bereiche wie:<br />
• multikulturelle Gesellschaft – kulturelle Werte<br />
• Religion<br />
• Personenbeschreibungen, Charaktereigenschaften,<br />
Kleidung, Hobbys …<br />
• Familie<br />
• Frauenrollen / Männerrollen<br />
• Schule<br />
• Wohnen<br />
• Essen<br />
• Liebe / Sex und Freundschaft<br />
Schon für den Anfängerunterricht bietet türkisch<br />
für Anfänger daher spannende und motivierende<br />
Sprechanlässe. Die folgenden Aufgaben und Übungen<br />
geben Ihnen Anregungen für Ihren Unterricht.<br />
Sie selbst können am besten entscheiden, was in<br />
Ihrer Lerngruppe umsetzbar ist und zu Ihrem Kulturkreis<br />
passt. Eine Kurzübersicht über mögliche<br />
Vorgehensweisen befindet sich am Ende des Artikels<br />
(s. S. 34).<br />
Bilder im Kopf, Stereotype und Klischees:<br />
Thema Nr. 1<br />
Alle Themen, die im Sprachunterricht auf unterschiedlichen<br />
Niveaustufen herausgearbeitet werden<br />
können, haben einen gemeinsamen Nenner:<br />
Das Aufeinanderprallen von unterschiedlichen<br />
Werten und Normen der deutschen und der<br />
deutsch-türkischen Familie. Die Lerner, die nicht<br />
einer der beiden im Film gezeigten Kulturen angehören,<br />
bringen ihrerseits eine weitere Fremdperspektive<br />
mit, die durch die eigenen kulturellen Werte<br />
und Normen geprägt ist.<br />
Vor dem <strong>Sehen</strong><br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Will man den für diese Sitcom so wichtigen Aspekt<br />
der stereotypen Vorstellungen und gegenseitigen<br />
Wahrnehmung nicht vernachlässigen, sollten im<br />
Sprachunterricht vor dem ersten <strong>Sehen</strong> des Films<br />
unbedingt die stereotypen Vorstellungen der Lerner<br />
über die hier gezeigten Kulturen abgefragt und<br />
diskutiert werden. Abhängig vom eigenen kulturellen<br />
Hintergrund, dem bisherigen Kontakt mit beiden<br />
Kulturen, dem Alter und dem Vorwissen der<br />
Lerner über Alltagsleben in <strong>Deutsch</strong>land, <strong>Deutsch</strong>e<br />
(Erwachsene und Jugendliche), Türken in Berlin<br />
(Erwachsene und Jugendliche) werden die Bilder<br />
unterschiedlich differenziert sein.<br />
In diesem Zusammenhang lohnt es sich, auch<br />
im Vorfeld schon Begriffe wie „Fremd- und Eigenwahrnehmung“<br />
bewusst zu machen. Wenn Lerner<br />
im Anschluss an die Stereotypenabfrage darüber<br />
nachdenken, woher ihre Bilder im Kopf herrühren,<br />
stellen sie häufig fest, dass sie zwar wenig über die<br />
fremden Kulturen wissen, aber trotzdem Vorstellungen<br />
davon haben. Diese Stereotypen sind tradiert,<br />
die Lerner haben diese Bilder im Kopf durch
die täglichen Medien, durch Schulbücher, Filme,<br />
Literatur, aber auch durch Erzählungen und<br />
manchmal auch durch eigene Erfahrungen. In den<br />
seltensten Fällen haben die Lerner sich kritisch mit<br />
ihren eigenen „Bildern im Kopf“ auseinandergesetzt.<br />
Auch die Bedeutung von Stereotypen als notwendige<br />
Komplexitätsreduktion im Alltag und die<br />
Wirkung von übertriebenen Klischees in einer Komödie<br />
sollten vor dem Film thematisiert werden.<br />
Beim Relativieren von Stereotypen und „Autostereotypen“<br />
können Lerner nachvollziehen, dass Stereotype<br />
nicht für jeden Vertreter dieser Kultur zutreffen<br />
und dass sie je nach Perspektive positiv oder<br />
negativ gewertet werden können.<br />
(<br />
In den seltensten Fällen haben die Lerner<br />
)<br />
sich kritisch mit ihren eigenen „Bildern im<br />
Kopf“ auseinandergesetzt.<br />
Beispiele: Stereotyp: „In Berlin leben viele Türken.“<br />
Relativierung: Es gibt Stadtteile, in denen kaum<br />
Türken leben. Oder die oft zitierte „Berliner<br />
Schnauze“ kann als frech und aufdringlich oder als<br />
ehrlich und kommunikativ gewertet werden.<br />
Beispielaufgaben: Vorentlastung Stereotypen,<br />
Klischees, Bilder im Kopf<br />
1. Wahrnehmungsübung im Vorfeld<br />
Um den Lernern zu vermitteln, dass Menschen unterschiedlich<br />
wahrnehmen, lohnt es sich, eine Vorübung<br />
vor der eigentlichen Vorentlastung des Films<br />
durchzuführen. Die Lerner beschreiben z.B. ein<br />
möglichst „offenes“ Foto (Abb. 1), das Raum für unterschiedliche<br />
Interpretationen gibt.<br />
Abb. 1: Wahrnehmungsschulung: „offenes“ Foto<br />
© Anne Mog<br />
Das Bild sollte noch nicht in engerem Zusammenhang<br />
mit dem Film stehen, da sonst die inhaltliche<br />
Vorentlastung bereits beeinflusst wird. Wichtig ist<br />
dabei, dass die Lerner zuerst notieren, was sie se-<br />
„türkisch für Anfänger“ 31<br />
hen, und erst in einem zweiten Schritt ihre Beobachtungen<br />
interpretieren. Im Normalfall fließen<br />
bereits bei den „reinen“ Bildbeschreibungen Wertungen<br />
mit ein, die Rückschlüsse auf die persönliche<br />
Wahrnehmung, das Vorwissen und auch die<br />
Prägung durch die eigene Kultur ermöglichen. Im<br />
Anschluss an diese Übung sollten die unterschiedlichen<br />
individuellen Wahrnehmungen besprochen<br />
und bewusst gemacht werden.<br />
2. Die Vorentlastung des Films – Stereotype<br />
und Bilder im Kopf<br />
Nach einer Vorentlastung des Films über Musikund<br />
Tonausschnitte werden über die Fahnenmotive<br />
auf den Arbeitsblättern drei Gruppen gebildet. Jede<br />
Gruppe sammelt ihre eigenen Vorstellungen und<br />
gängigen Stereotype (Abb. 2). Anschließend werden<br />
die Nennungen präsentiert, verglichen und ergänzt.<br />
Abb. 2: Stereotypenabfrage: Gruppenergebnisse<br />
Im Anschluss überlegen die Lerner, woher die vorhandenen<br />
Bilder und Stereotypen stammen und<br />
ob diese Stereotypen und Fremdbilder etwas über<br />
sie selbst und / oder ihre eigene persönliche Wahrnehmung<br />
aussagen.<br />
Während des <strong>Sehen</strong>s<br />
© Anne Mog<br />
Die erste Folge der ersten Staffel ist besonders geeignet,<br />
um die in der Vorentlastung erarbeiteten eigenen<br />
Vorstellungen mit den im Film gezeigten zu<br />
vergleichen. Bei der Einführung der Charaktere im<br />
Film und dem ersten Zusammentreffen beider Familien<br />
bietet der Film eine große Zahl von beobachtbaren<br />
und von den Figuren ausgesprochenen<br />
Klischees.<br />
Eine Möglichkeit, die im Film vorgeführten Stereotype<br />
gut herauszuarbeiten, bietet sich, wenn die<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
Mein Steckbrief<br />
Mein Vorname: Lena<br />
Mein Nachname:<br />
Mein Spitzname:<br />
Mein Alter:<br />
Meine Mutter:<br />
Mein „neuer“ Vater:<br />
Meine neue Schwester:<br />
Mein Bruder:<br />
Mein „neuer“ Bruder:<br />
Meine Freundin heißt …<br />
Ich esse gerne …<br />
Ich wohne in …<br />
So sehe ich aus:<br />
Meine Kleidung:<br />
Das ziehe ich gerne an:<br />
Mein Eigenschaften:<br />
Ich bin …<br />
Ich fühle mich:<br />
Meine Stereotypen:<br />
Über Metin denke ich:<br />
Über Cem denke ich:<br />
Über Yagmur denke ich:<br />
Mein Steckbrief<br />
Mein Vorname: Cem<br />
Mein Nachname:<br />
Mein Alter:<br />
Meine „neue“ Mutter:<br />
Mein Vater:<br />
Meine Schwester:<br />
Meine „neue“ Schwester:<br />
Mein „neuer“ Bruder:<br />
Meine Hobbys:<br />
Ich esse gerne …<br />
Ich wohne in …<br />
So sehe ich aus:<br />
Meine Kleidung:<br />
Das ziehe ich gerne an …<br />
Mein Eigenschaften:<br />
Ich bin …<br />
Meine Sprachen:<br />
Was ich nicht mag:<br />
Ich mag nicht / kein/e …<br />
Ich fühle mich …<br />
Meine Stereotypen:<br />
Über Chinesen denke ich: …<br />
Über Lena denke ich: …<br />
Über Frauen denke ich: …<br />
32<br />
„türkisch für Anfänger“<br />
Teilnehmer vor dem <strong>Sehen</strong> zu den einzelnen<br />
Hauptpersonen Beobachtungsgruppen bilden und<br />
sich während des <strong>Sehen</strong>s auf eine Person konzentrieren.<br />
Die Lerner können so Steckbriefe erstellen<br />
(siehe Beispiel am Rand), die nach dem <strong>Sehen</strong><br />
auch als Rollenkarten weiter eingesetzt werden<br />
können. Im Grunde werden bereits bei dieser Aufgabe<br />
alle möglichen Themen- und Lebensbereiche<br />
berührt, die später intensiver bearbeitet werden<br />
können. Je nach Sprachniveaustufe wird dieser<br />
Steckbrief unterschiedlich differenziert sein, aber<br />
bereits auf den Niveaustufen A1 / A2 können wesentliche<br />
Merkmale und Eigenschaften der Hauptakteure<br />
herausgearbeitet werden. Vorformulierte<br />
Satzteile helfen den Lernern zu fokussieren und erleichtern<br />
ihnen das Suchen nach den passenden<br />
Aussagen im Film.<br />
Beispielaufgaben: Steckbriefe (A1 / A2)<br />
Aufgabe: Schaut euch den Anfang des Films an<br />
und schreibt den Steckbrief für eure Person so weit<br />
es geht.<br />
Hilfestellung für das Ausfüllen des Steckbriefs:<br />
Eigenschaften<br />
Dieses Gemisch von Eigenschaften ist hochexplosiv.<br />
Welche Eigenschaften passen zu welcher Person?<br />
liberal – undiplomatisch – männlich – aufgeschlossen<br />
– witzig – esoterisch – kess – mütterlich<br />
– aufsässig – frech – spießig – ökologisch –<br />
umweltbewusst – offen – schlagfertig – gemein –<br />
religiös – konservativ – antiautoritär – cool –<br />
emanzipiert – altklug – sexy – harmoniebedürftig<br />
– selbstsicher – militant – naiv – chaotisch –<br />
unsensibel – feige – hemmungslos<br />
Hilfestellung: Gefühle<br />
Wer ist / fühlt sich wie (wann)?<br />
zufrieden – glücklich – unglücklich – traurig –<br />
verliebt – optimistisch – sauer – übergangen –<br />
verletzt – nicht ernst genommen – fröhlich – entsetzt<br />
– stolz – frustriert – enttäuscht – ängstlich<br />
Nach dem <strong>Sehen</strong><br />
Die Lerner, die sich in Gruppen auf jeweils ein Familienmitglied<br />
konzentriert haben, stellen nach<br />
dem <strong>Sehen</strong> des Films in einer Fernsehtalkshow ihre<br />
Familie „Schneider-Öztürk“ vor. Auf diese Weise<br />
werden sprachliche Mittel angewendet (Familie,<br />
Essen, Kleidung, Fähigkeiten etc.). Gleichzeitig<br />
wird durch die Präsentation der stereotypen Meinungen<br />
und Gefühle der verschiedenen Charaktere<br />
bereits die Problematik einer solchen Multikulti-<br />
Familie aufgezeigt.<br />
Diese Übung ist notwendig, um später bei stärker<br />
produktiven Aufgaben eine Identifikation der<br />
Lerner mit ihren Rollen aufzubauen.<br />
Analyse der Stereotypen<br />
Bei der Präsentation der Steckbriefe werden schon<br />
Stereotype aufgegriffen, die im Film ausgesprochen<br />
wurden. Darüber hinaus befinden sich im Film<br />
noch eine Vielzahl von nicht ausformulierten Stereotypen,<br />
die z.T. nicht nur die kulturellen, sondern<br />
auch altersspezifischen Differenzierungen ansprechen.<br />
Doris ist nicht nur die deutsche Frau, die keine<br />
Ahnung vom Kochen hat, sondern auch die<br />
„Aufgeklärte“, die im Umgang mit ihren pubertierenden<br />
Kindern permanent Tabus verletzt. Der<br />
Film durchbricht auf erfrischende Art und Weise<br />
die stereotypen Vorstellungen, die in unseren Köpfen<br />
zu finden sind. So verhält sich die türkische Vatergeneration,<br />
hier vertreten durch Metin, wesentlich<br />
„deutscher“ und integrierter in <strong>Deutsch</strong>land<br />
als die junge Generation. Metin lebt kaum türkische<br />
Verhaltensvorgaben aus: Er hält sich nicht an<br />
den Ramadan, bei ihm gibt es keine Gebete und<br />
trotz einer gewisser Unbeholfenheit im Haushalt ist<br />
er kein Pascha … Er wird eher als sensibel und reflektiert<br />
dargestellt: Er merkt und entschuldigt sich,<br />
wenn er z.B. bei Lena die gesellschaftlich festgelegten<br />
Normen im Hinblick auf körperliche Nähe<br />
durchbricht.<br />
Es lohnt sich also, die eigenen Stereotype und<br />
Bilder im Kopf mit den im Film vorgeführten zu<br />
vergleichen.<br />
Beispielaufgaben: Schubladendenken (A2 / B1)<br />
Wir alle denken in Schubladen: z.B. denken viele<br />
Menschen außerhalb von <strong>Deutsch</strong>land, dass <strong>Deutsch</strong>e<br />
ordentlich und pünktlich seien – auch wenn<br />
nicht jede/r <strong>Deutsch</strong>e so ist.<br />
Der Film steckt voller Stereotype:<br />
Was <strong>Deutsch</strong>e über Türken denken und Türken<br />
über <strong>Deutsch</strong>e;<br />
Situationen, in denen es kulturelle Unterschiede<br />
und interkulturelle Missverständnisse gibt.<br />
Aufgabe 1: Schubladen füllen<br />
Welche Stereotype findet ihr im Film<br />
Im Film werden die Stereotypen entweder ausgesprochen,<br />
z.B. sagt Lena: „Alle türkischen Männer<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
haben Haare auf dem Rücken.“ Oder es sind stereotype<br />
Vorstellungen der Charaktere, z.B. denkt<br />
Cem als türkischer junger Mann, dass Frauen vorwiegend<br />
für den Haushalt zuständig sind.<br />
Schaut euch den Film ein zweites Mal an und sammelt:<br />
• Was die deutschen Hauptdarsteller sagen, denken<br />
und wie sie sich verhalten / worin sie sich von den<br />
türkischen Familienmitgliedern unterscheiden …<br />
• Was die türkischen Hauptdarsteller sagen, denken<br />
und wie sie sich verhalten / worin sie sich von den<br />
deutschen Familienmitgliedern unterscheiden …<br />
Aufgabe 2:<br />
Vergleicht die Stereotypen im Film mit den eigenen<br />
Stereotypen, die ihr vor dem Film gesammelt habt.<br />
Aufgabe 3: Interkulturelle Unterschiede und<br />
Missverständnisse:<br />
Was zeigt der Film? Welche Unterschiede gibt es<br />
zwischen der deutschen und der türkischen Kultur?<br />
Welche Missverständnisse entstehen dadurch?<br />
Beispiel 1: türkisch für Anfänger<br />
In der Türkei zeigen Frauen im öffentlichen Raum<br />
wenig Körper. Es wird als Provokation und Beleidigung<br />
der Religion angesehen, wenn Frauen ihren<br />
nackten Körper zeigen. Cem ist als türkischer Bruder<br />
dafür verantwortlich, dass sich Lena in dem<br />
neuen, türkisch geprägten Umfeld (in Berlin), angemessen<br />
verhält.<br />
Beispiel 2: deutsch für Anfänger<br />
In <strong>Deutsch</strong>land hingegen ist es für Frauen eher üblich,<br />
ihren Körper offen zu zeigen. Sie sind, wie<br />
Lena sagt, „frei“. Ein nackter Bauch oder ein kurzer<br />
Rock sind gesellschaftlich akzeptabel. Lena fühlt<br />
sich als <strong>Deutsch</strong>e in <strong>Deutsch</strong>land und nicht als<br />
„Frau in einer deutsch-türkischen Familie“ in einem<br />
stark türkisch geprägten Stadtteil.<br />
Fremdperspektiven und Eigenperspektive<br />
– Der Blick von außen<br />
auf die Schneider-Öztürks<br />
Im Film wird durch Lenas Videoaufnahmen für ihre<br />
Freundin Kathi, die während ihrer Schulzeit einige<br />
Zeit in einer amerikanischen Familie verbringt,<br />
eine Art Außenperspektive auf die Geschehnisse<br />
eingebaut, die aber durch Lenas deutschkulturelle<br />
„Brille“ gesehen wird. Die türkische Sichtweise (vor<br />
allem die von Cem und Yagmur) bieten wiederum<br />
eine Fremdperspektive auf die deutsche Kultur und<br />
die exemplarische Denkweise einiger Vertreter dieser<br />
Gesellschaft.<br />
„türkisch für Anfänger“ 33<br />
Eine weitere Fremdperspektive auf die Handelnden<br />
im Film bietet sich an. Ein Rollenspiel „nach dem<br />
<strong>Sehen</strong>“, bei dem die Lerner z.B. zu „Austauschschülern“<br />
werden und ihrer Familie daheim mitteilen,<br />
was sie in dieser Familie erleben, was ihnen<br />
fremd und ungewöhnlich erscheint, ermöglicht<br />
den Lernern, die persönliche Betroffenheit durch<br />
das Befremdliche auszudrücken.<br />
Hier beginnt eine neue Übungsphase: Der Inhalt<br />
der Geschichte wird in eine reproduktive-produktive<br />
Aufgabe verwandelt – in Bezug auf ein „Interkulturelles<br />
Training“ bringen die Lerner jedoch vor allem<br />
ihre eigene Weltsicht und ihre Vorstellung von<br />
kulturellen Werten und Normen ein.<br />
Wichtig ist, dass die Lerner im Anschluss an<br />
diese Übung analysieren, was diese Fremdperspektive<br />
über die Heimatkultur aussagt. So <strong>lernen</strong> junge<br />
Lerner ihren eigenen kulturellen Hintergrund besser<br />
kennen. Erfahrungsgemäß denken Jugendliche<br />
in der Regel kaum über ihre eigenen kulturellen<br />
Werte und Normen nach. Sie können sich kaum<br />
vorstellen, dass Menschen anderer Kulturen anders<br />
denken und handeln. So führt das Spiel mit der<br />
Fremdperspektive letztlich zur Bewusstmachung<br />
der Eigenperspektive.<br />
Als weiterführende produktive Aufgabe können<br />
die Lerner eigene Szenen schreiben und spielen, in<br />
denen sie selbst als Gastschüler in der Familie Konflikte<br />
bewältigen müssen (Abb. 3). Die Konfliktsituationen<br />
sollten gemeinsam gesammelt und ausgewertet<br />
werden. So kann diskutiert werden, welche<br />
Themen interkulturell ergiebig sind.<br />
Die Ausführung dieser Aufgabe, also das szenische<br />
Spiel, erfordert ein hohes Maß an Empathie<br />
für die einzelnen Charaktere, für ihre Persönlichkeiten,<br />
aber auch für ihren kulturellen Hintergrund.<br />
Abb. 3: Szenisches Spiel: Cem beklagt sich bei Doris, dass das tschechische<br />
Au-Pair-Mädchen zu sexy herumläuft. Sogar Nils schaut durch das Schlüsselloch.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© Anne Mog
34<br />
„türkisch für Anfänger“<br />
Interkulturelles Lernen und / oder<br />
Sprachunterricht?<br />
Häufig hört man von Sprachlehrern, dass interkulturelles<br />
Lernen auf der A1 oder A2-Niveaustufe<br />
nicht möglich sei. Richtig ist, dass auf diesem<br />
Sprachniveau im einsprachigen Unterricht keine<br />
weitreichenden Diskussionen geführt werden können.<br />
Am Beispiel der oben aufgeführten Aufgaben<br />
wird jedoch die Integration von landeskundlichem<br />
und sprachlichem Lernen sichtbar. Auf der reinen<br />
Sprachebene füllen die Teilnehmer den Steckbrief<br />
aus: Sie können eine Person beschreiben, sie kön-<br />
Vorschlag für einen Unterrichtsablauf mit der ersten Folge / Staffel 1 von türkisch für Anfänger 3<br />
Abkürzungen: L = Lehrkraft; LN = Lerner, AB = Arbeitsblatt<br />
VOR DEM SEHEN<br />
nen den einzelnen Personen passende Eigenschaften<br />
zuordnen, sie können über Wohnorte, Kleidung<br />
u.a. sprechen. Über gezielte Fragen und Suchaufgaben<br />
lässt sich die Beobachtung einzelner Themen<br />
fokussieren. Wie sieht z.B. Cem und Lenas<br />
Klassenzimmer aus? Wie sprechen sie mit der Lehrerin?<br />
In Cem und Lenas Klasse sitzen Jugendliche<br />
aus vielen Nationen. Wie ist es bei euch? Aus wie<br />
vielen Ländern kommen eure Klassenkameraden …<br />
Je fortgeschrittener die Lerner sind, desto offener<br />
können die Fragen formuliert werden – im Sinne<br />
von: Vergleicht Lena und Cems Schule mit eurer!<br />
Findet Gemeinsamkeiten und Unterschiede …<br />
Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />
5’<br />
10’<br />
5’<br />
10’<br />
5’<br />
– einige Takte Musik aus türkisch für<br />
Anfänger vorspielen – daraufhin das<br />
Genre bestimmen<br />
– Die Konversation am Anfang hören<br />
– Bilder von den Personen sammeln<br />
Einführung in das Video<br />
„Bilder im Kopf“ zu <strong>Deutsch</strong>en, Türken<br />
und Zusammenleben von <strong>Deutsch</strong>en<br />
und Türken abfragen<br />
Sprache vorentlasten<br />
Literatur<br />
Althaus, Hans-Joachim: Fremdbilder und Fremdwahrnehmung.<br />
In: Helbig, Gert/Götze, Lutz/Henrici, Gert/Krumm, Hans-<br />
Jürgen (Hrsg.): <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>. Ein internationales<br />
Handbuch. 2. Halbband, Berlin, New York: Walter de<br />
Gruyter 2001, S.1168-1178<br />
Brandi, Marie-Luise: Ferbstudieneinheit 13. Video im <strong>Deutsch</strong>unterricht.<br />
Berlin und München: Langenscheidt 1996<br />
Schwerdtfeger, Inge C.: <strong>Sehen</strong> und Verstehen. Arbeit mit Filmen<br />
im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>. Berlin und München:<br />
Langenscheidt 1989<br />
Eindrücke / Adjektive zur Musik<br />
sammeln.<br />
L.: Was für ein Filmgenre könnte<br />
es sein?<br />
Was für Personen sprechen?<br />
Wie sind sie? …<br />
LN nennen die Personen, die in der<br />
Serie vorkommen. Aufgrund der Stimmen<br />
stellen sie Vermutungen an, wie<br />
die Personen wohl aussehen.<br />
L. macht eine kurze Einführung zum<br />
Inhalt, der Thematik<br />
LN arbeiten in 3 Gruppen über Bilder.<br />
Sie sammeln, präsentieren und ergänzen<br />
– Umgangssprachliche Wendungen<br />
und Erklärungen verteilen<br />
– Umschreibungen zuordnen lassen<br />
(Partnerarbeit)<br />
– Kontrollblatt auf Folie nach 5’ zeigen<br />
AB mit Adjektiven, z.B. lustig, traurig,<br />
melancholisch, exotisch, klassisch,<br />
kompliziert, altmodisch, jugendlich,<br />
romantisch, sachlich.<br />
Tafel / OHP-Folie zum Sammeln der<br />
Nennungen<br />
AB Türken, <strong>Deutsch</strong>e und Zusammenleben:<br />
Stereotype und Bilder im Kopf<br />
auf Pinnwand<br />
Zuordnungsübung,<br />
Kontrollblatt auf Folie<br />
Ohne Bild!<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Anmerkungen<br />
1 Die DVD türkisch für Anfänger Staffel 1, 2006 Universum Film<br />
GmbH ist im Handel erhältlich.<br />
2 türkisch für Anfänger im Spiegel siehe unter<br />
www.spiegel.de/kultur/gesellschaft<br />
3 Dieser Unterrichtsentwurf wurde von der Autorin im Rahmen<br />
einer Fortbildungsveranstaltung für tschechische und slowakische<br />
<strong>Deutsch</strong>lehrerfortbildnerinnen im August 2006 in Nitra/Slowakei<br />
erprobt und im September 2006 von Frau Jana<br />
Nalepova mit einer Schülerklasse in Opava/Tschechien im<br />
Unterricht eingesetzt. Die vorliegenden Fotos und Gruppenergebnisse<br />
stammen aus der oben genannten Fortbildungsveranstaltung.<br />
Ohne Bild (!) hören bis zur Vorstellung<br />
im chinesischen Restaurant<br />
Unbedingt klären, dass Metin kein Albaner,<br />
sondern Türke ist!
„türkisch für Anfänger“ 35<br />
Fortsetzung: Vorschlag für einen Unterrichtsablauf mit der ersten Folge / Staffel 1 von türkisch für Anfänger 3<br />
Abkürzungen: L = Lehrkraft; LN = Lerner, AB = Arbeitsblatt<br />
VOR DEM SEHEN<br />
Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />
5’<br />
Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />
20’<br />
15’<br />
15’<br />
5’<br />
5’<br />
5’<br />
15’<br />
30’<br />
30’<br />
Unterschiedliche Aufgaben für jeden<br />
LN verteilen<br />
WÄHREND DES SEHENS<br />
– 10’ Film anschauen bis zum Essen<br />
(Eskalation)<br />
– 5’ ohne Ton dann Standbild<br />
NACH DEM SEHEN<br />
Hauptpersonen stellen sich vor<br />
Standbild: Am Tisch nachstellen +<br />
Interviews<br />
Vermutungen, was als nächstes<br />
passiert<br />
Film laufen lassen<br />
Vergleich verbalisieren<br />
Austauschschüler berichten<br />
– Briefe werden vorgelesen<br />
– Die Fremdwahrnehmung wird diskutiert<br />
+ mit ersten Stereotypen / Bildern<br />
verglichen<br />
Rollenspiel<br />
L.: AB 6 Steckbriefe verteilen<br />
LN sehen Film; schreiben im Anschluss<br />
ihre Steckbriefe,<br />
dann Talkshow und anschließend die<br />
letzten 5’ ohne Ton, mit dem Auftrag,<br />
Vermutungen anzustellen, was wohl<br />
gesprochen wird<br />
LN stellen ihre Person vor (in einer<br />
Fernseh-Talkshow)<br />
L. oder LN: Interview mit den Figuren:<br />
was ist passiert, was denkst du jetzt,<br />
was denkst du über …<br />
Vermutungen mit dem Film vergleichen<br />
LN: Drücken ihren Vergleich aus, korrigieren<br />
eventuell ihre Vermutungen<br />
In der Gruppe AB: Austauschschüler<br />
schreibt nach Hause, was ihr / ihm in<br />
der Familie Schneider-Oztürk komisch<br />
/ fremd erscheint<br />
LN-Gruppe ziehen einen fremden<br />
Brief: Nennungen „anders als in meinem<br />
Land“ auf Kärtchen sammeln<br />
und mit ursprünglichen Nennungen<br />
vergleichen<br />
TN schlüpfen in die Rolle der verschiedenen<br />
Personen und versuchen, deren<br />
Befindlichkeiten nachzuempfinden<br />
Steckbrief auf Pappkameraden mit<br />
Bild von Person<br />
Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />
WÄHREND DES SEHENS<br />
DVD<br />
Pappkameraden mit Bild vorne und<br />
die ausgefüllten Steckbrief auf der<br />
Rückseite<br />
Film (Versöhnung)<br />
Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />
NACH DEM SEHEN<br />
Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />
AB, Briefpapier<br />
Kärtchen für jede Gruppe + Pinnwand<br />
mit ersten Nennungen<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Rollen mehrfach besetzen; Herstellung<br />
der Pappkameraden: Figur oder Büste<br />
für jede Figur herstellen, auf die eine<br />
Seite der Pappfigur Fotos aus dem Internet,<br />
auf die andere Seite den Steckbrief<br />
kleben<br />
Anfang des Films weglassen – erst mit<br />
dem Besuch des Chinarestaurants<br />
beginnen, Film stoppen, wenn Metin<br />
beim Essen das Foto in der Hand hält<br />
Die Person, die sich vorstellt hat bei<br />
der Talkshow die Steckbriefseite vor<br />
sich, und kann so die Angaben ablesen,<br />
während die übrigen LN sehen,<br />
welche Person sich gerade vorstellt<br />
Die Situation beim Essen (am Tisch)<br />
wird zunächst als Skulptur dargestellt.<br />
Alle bleiben zunächst starr sitzen,<br />
nach und nach werden die Personen<br />
interviewt, die übrigen Personen verharren<br />
in ihrer Haltung<br />
Jede Gruppe erhält ein AB und Briefpapier<br />
und verfasst einen gemeinsamen<br />
Text<br />
Zwischen deutscher und türkischer<br />
Kultur + Altersgruppen unterscheiden.<br />
Langsam über Standbilder, Interviews<br />
etc entwickeln
Good Bye, Langeweile<br />
Von Claudia Salokannel<br />
Mit dem Versuch, den Film Good Bye, Lenin! als Stationen<strong>lernen</strong> zu didaktisieren, entstand eine<br />
Unterrichtseinheit, die vieles miteinander verbindet:<br />
– Einbeziehung aller Sinne in den Lernprozess,<br />
– Integration aller Fertigkeiten,<br />
– ein hohes Maß an Lerneraktivität durch<br />
handlungsorientierte Aufgabenstellungen<br />
„Good bye, Lenin!“ im DaF-Unterricht<br />
Good Bye, Lenin!, der 2003 uraufgeführte Film von<br />
Wolfgang Becker, erzählt die tragikomische Ge-<br />
© X Filme Creative Pool GmbH Foto: defd<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
– Binnendifferenzierung und Lernerautonomie,<br />
– Vermittlung aktueller Landeskunde,<br />
– Sprachunterricht auf hohem Niveau.<br />
schichte von CHRISTIANE KERNER, einer Ostberlinerin,<br />
die im Sommer 1990 aus dem Koma erwacht,<br />
und den Fall der Mauer im wahrsten Sinne<br />
des Wortes „verschlafen“ hat. Um sie zu schonen,<br />
errichten ihr ihre Kinder ALEX und ARIANE in der<br />
Wohnung – mitten in der ereignisreichen Zeit der<br />
Wende 1989/90 – 79 m 2 DDR wie aus dem Museum.<br />
Diese Komödie mit fast märchenhaft-absurden<br />
Elementen entwickelte sich wie nur wenige deutsche<br />
Filme zum Kinokassenschlager, wurde mit<br />
mehreren Preisen ausgezeichnet und zog Westund<br />
Ostdeutsche, Erwachsene wie Jugendliche<br />
gleichermaßen an. Auch das internationale Publikum<br />
zeigte hohes Interesse.<br />
Es lag nahe, den Film im Sprachunterricht einzusetzen<br />
und <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong> mit aktuellem, authentischem<br />
– wenn auch fiktionalem – Material<br />
spannend zu gestalten. Die Frage war nur, wie?<br />
Die ersten Didaktisierungsversionen für den<br />
Sprachunterricht am Goethe-Institut Berlin zeigten<br />
schnell die motivierende Wirkung des Films. Aber<br />
trotz der großen Begeisterung, auf die der Film bei<br />
den Lernern stieß, wurde deutlich, dass bei einigen<br />
Kursteilnehmern die zum Verständnis notwendigen<br />
Vorkenntnisse über die historischen und politischen<br />
Bedingungen der Wendezeit und den Alltag<br />
in der DDR nur in geringem Maße vorhanden waren<br />
oder ganz fehlten. Dies ließ sich auch nicht<br />
durch zahlreiche Übungen zur Vorentlastung kompensieren.<br />
Die Lerner selbst meinten, die Hauptaussage<br />
des Films zu verstehen, es war jedoch an<br />
ihren Rückfragen erkennbar, dass dies nicht bei<br />
allen der Fall war. Da weitere Übungen zur Vorentlastung<br />
den Spannungsbogen beeinträchtigt hätten,<br />
war es nötig, zur Sicherung des Verständnisses<br />
zusätzliche Erklärungen und Informationen zu<br />
geben. Für Teilnehmer mit mehr Hintergrundwissen<br />
würde das aber wiederum eine Verlangsamung<br />
des Arbeitstempos bedeuteten.
„Good bye, Lenin!“<br />
als Stationen<strong>lernen</strong><br />
Um ein binnendifferenziertes Lernangebot zu<br />
schaffen, entstand die Idee, das Prinzip „Stationen<strong>lernen</strong>“<br />
mit dem Spielfilm im DaF-Unterricht anzuwenden<br />
(vgl. Heft 35, Lernen an Stationen).<br />
Je nach eigenem Kenntnisstand, eigenen Wünschen<br />
und Interessen kann der einzelne Teilnehmer<br />
als autonomer Lerner selbst das Tempo bestimmen<br />
und legt nach Lust und Laune Pausen ein. 1<br />
Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Stationen geschafft<br />
werden.<br />
Für den Einsatz eines Filmes hat diese didaktische<br />
Form einen weiteren, unschätzbaren Vorteil<br />
gegenüber dem herkömmlichen Gruppenunterricht:<br />
Die Lerner können selbst entscheiden, ob<br />
und wann sie eine Szene stoppen und / oder zurückspulen,<br />
um durch wiederholtes <strong>Sehen</strong> die<br />
Wahrnehmung und das Verständnis zu vertiefen.<br />
Aufbau der gesamten<br />
Unterrichtseinheit<br />
Die Unterrichtseinheit umfasst acht Stationen:<br />
1. Sommer 1978 – Familie KERNER in der DDR<br />
2. 7. Oktober 1989 – Der 40. Jahrestag der DDR<br />
3. Auf Wiedersehen, Lenin!<br />
4. Nachrichten: Der Fall der Mauer und die<br />
Wiedervereinigung<br />
5. Geschichte der Bundesrepublik und der DDR<br />
6. Alltag in der DDR<br />
7. Ostprodukte<br />
8. Spreewaldgurke<br />
Die eigentliche Arbeit mit dem Film Good bye,<br />
Lenin! beschränkt sich – nicht zuletzt aufgrund seiner<br />
Länge – auf vier Sequenzen. Sie geben einen<br />
Überblick über die wichtigsten Handlungsstränge<br />
des Filmes, führen die Protagonisten ein und regen<br />
zu Diskussionen und zum Nachdenken an. Die<br />
ausgewählten Szenen sind jeweils einer Station<br />
(1–4) zugeordnet, in der die Teilnehmer sie in Ruhe<br />
ansehen und mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen<br />
bearbeiten können.<br />
In den Stationen 5 – 8 werden den Lernern zusätzliche<br />
Materialien mit bestimmten landeskundlichen<br />
Aspekten angeboten, um so das Verständnis<br />
des Filmes zu entlasten.<br />
An den einzelnen Stationen finden die Lerner<br />
neben einer bunten Mischung aus verschiedenen<br />
Übungen zahlreiche Zusatzmaterialien wie Fotos<br />
und andere Gegenstände, die das jeweilige Thema<br />
illustrieren. Die optische Gestaltung dient dem<br />
Good Bye, Langeweile 37<br />
leichteren Verständnis und spiegelt dadurch auch<br />
ein Stück Zeitgeist wider.<br />
Nach der intensiven Arbeit mit den Stationen<br />
sollte den Teilnehmern auf jeden Fall die Gelegenheit<br />
gegeben werden, sich den ganzen Film gemeinsam<br />
in der Gruppe noch einmal anzusehen.<br />
Zielgruppe und praktische Umsetzung<br />
Die Unterrichtseinheit Good bye, Lenin! als Stationen<strong>lernen</strong><br />
wurde sowohl in verschiedenen Sprachkursen<br />
am Goethe-Institut Berlin (ab dem Niveau<br />
B2) als auch in der Lehrerfortbildung im In- und<br />
Ausland eingesetzt. Im letzteren Falle hatte sie vor<br />
allem Modellcharakter für die Erstellung von neuen<br />
Materialien, die die Kollegen und Kolleginnen für<br />
den eigenen Unterricht auf teilweise viel niedrigerem<br />
Niveau erarbeiteten.<br />
So spannend und motivierend die vorliegende<br />
Einheit für die verschiedenen Zielgruppen ist, so<br />
aufwendig sind Vorbereitung, Auf- und Abbau der<br />
Stationen für den Unterrichtenden.<br />
Neben den räumlichen Voraussetzungen, die in<br />
den meisten Fällen für ein Stationen<strong>lernen</strong> erforderlich<br />
sind, stellt die Didaktisierung eines Filmes<br />
besondere Anforderungen an die technische Ausstattung.<br />
Je nach Gruppengröße benötigt man<br />
mindestens zwei Notebooks / Videorecorder 2 und<br />
entsprechend viele DVDs / Videos, damit keine längeren<br />
Wartezeiten an den Filmstationen entstehen.<br />
Für die Bearbeitung sollten – je nach didaktischer<br />
Intention – 3 – 5 UE angesetzt werden.<br />
Aufgaben und Übungsformen<br />
Wichtigstes Ziel bei der Erstellung der einzelnen<br />
Stationen war es, durch möglichst handlungsorientierte<br />
Aufgaben die Teilnehmer immer wieder vom<br />
Bildschirm wegzulocken und zu intensiver Arbeit<br />
zu motivieren und aktivieren. Neben vielfältigen<br />
Aufgaben zum Hör- / Sehverstehen, die bei den<br />
meisten Filmdidaktisierungen überwiegen, sollten<br />
fertigkeitsübergreifend auch Sprechen, Schreiben<br />
und Lesen trainiert werden sowie die Verbesserung<br />
von Wortschatz, Grammatik und Aussprache gefördert<br />
werden. Dabei war auch intendiert, möglichst<br />
viele Sinne anzusprechen, um über die verschiedenen<br />
Wahrnehmungskanäle (Hören, <strong>Sehen</strong>, Fühlen,<br />
Schmecken, Riechen) möglichst viele Lernertypen<br />
zu erreichen.<br />
Da eine detaillierte Darstellung aufgrund der<br />
Fülle des Materials in diesem Rahmen nicht möglich<br />
ist, werden im Folgenden einzelne Stationen<br />
und Aufgaben exemplarisch erläutert.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
38<br />
Good Bye, Langeweile<br />
STATION 1<br />
Sommer 1978 – Familie KERNER in der DDR<br />
Aufgabe 2: Familie KERNER (Hör- / Sehverstehen, Wortschatzerweiterung,<br />
Sprechen)<br />
Vor oder nach dem <strong>Sehen</strong> einzelner Filmszenen<br />
stehen dem Teilnehmer ganz unterschiedliche Aufgaben<br />
zur Kontrolle des Verständnisses zur Verfügung:<br />
Fragen beantworten, Satz-Puzzles ordnen,<br />
Lückentexte ergänzen, die Beziehungen der Protagonisten<br />
zueinander rekonstruieren, passende Adjektive<br />
zur Charakterisierung von Personen oder Situationen<br />
auswählen usw.<br />
Integriert in diese Übungen sind zahlreiche<br />
Aufgaben zur Verständnissicherung zentraler Begriffe,<br />
die sich die Lerner nach Möglichkeit selbst<br />
erschließen. Hierfür können beispielsweise verschiedene<br />
Bedeutungen vorgegeben werden, aus<br />
denen der Lerner die zutreffende auswählt. Der<br />
große Vorteil dieser Übungsform besteht darin,<br />
dass der Lerner selbst schnell kontrollieren kann,<br />
ob er das Wort oder den Ausdruck richtig verstanden<br />
hat. Auch Lerner, die den Gebrauch einsprachiger<br />
Wörterbücher noch ein wenig scheuen, gehen<br />
auf diese Weise selbstverständlich mit deutschsprachigen<br />
Erklärungen um.<br />
STATION 1: 26. AUGUST 1978<br />
Aufgabe 2:<br />
Im Wohnzimmer eines Plattenbaus in Ostberlin:<br />
ALEX KERNER (11) und seine Schwester ARIANE (13) sitzen<br />
auf dem Sofa und starren gebannt auf den Fernseher.<br />
© X Filme Creative Pool GmbH<br />
Alex sagt:<br />
1.„Am 26. August 1978 waren wir auf Weltniveau.“<br />
a) Wer ist mit „wir“ gemeint?<br />
b) Woran zeigt sich das „Weltniveau“?<br />
2.„Mit unserer Familie aber ging es an diesem Tag so<br />
richtig den Bach runter.“<br />
Was bedeutet „ging … so richtig den Bach runter“ ?<br />
a) die von der Familie geplante Bootsfahrt fiel ins Wasser<br />
b) die Familie fiel auseinander<br />
c) ein Konzert von Johann Sebastian Bach, das die Familie<br />
gemeinsam besuchen wollte, fand nicht statt<br />
Die Mutter CHRISTIANE (36) ist in ein ernsthaftes Gespräch<br />
mit zwei Herren vertieft.<br />
3. a) Bei welcher „Firma“ sind die beiden Männer<br />
Mitarbeiter?<br />
b) Wo ist der Vater von ALEX und ARIANE?<br />
Was denkt ALEX, warum er dort ist?<br />
STATION 2<br />
7. Oktober 1989 – Der 40. Jahrestag der DDR<br />
Aufgabe 1: Nationalfeiertag (Schreiben)<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© X Filme Creative Pool GmbH<br />
Um neben der Vermittlung von Faktenwissen zu einem<br />
Verständnis bestimmter Einstellungen und<br />
Verhaltensweisen der Menschen zu gelangen, erscheint<br />
es immer wieder notwendig, dass sich die<br />
Lerner mit ihrer eigenen Kultur und ihrem eigenen<br />
Land auseinandersetzen und in einen interkulturellen<br />
Austausch treten. Nur so kann man erreichen,<br />
dass bestehende Vorurteile abgebaut werden<br />
können und Empathie entwickelt wird. Good bye,<br />
Lenin! bietet dafür jede Menge Möglichkeiten, z.B.<br />
die Feier zum 40. Jahrestag der DDR.<br />
Bevor die Teilnehmer den Filmausschnitt sehen<br />
und erfahren, auf welch unterschiedliche Weise<br />
ALEX und seine Mutter CHRISTIANE diesen Tag begehen,<br />
beantworten sie folgende Fragen schriftlich:<br />
1. Welchen Nationalfeiertag begeht ihr in<br />
eurem Land?<br />
2. Warum ist dieser Tag ein Feiertag?<br />
3. Wie wird er gefeiert?<br />
4. Welche Bedeutung hat er für dich persönlich?<br />
Um den Kontakt und das Verständnis unter den<br />
Teilnehmern zu intensivieren, können die entstandenen<br />
Arbeitsblätter später noch einmal eingesetzt<br />
werden. Dazu zieht jeder Lerner ein Blatt und präsentiert<br />
die Antworten. Die Gruppe rät, welches<br />
Land bzw. welcher Lerner sich hinter der Beschreibung<br />
dieses Feiertages verbirgt.
STATION 2<br />
Aufgabe 2: ALEX und der Jahrestag<br />
(Hypothesen aufstellen, Sprechen)<br />
Die Teilnehmer sehen ein Foto von ALEX, das ihn<br />
am 40. Jahrestag der DDR zeigt. Damit können sie<br />
schon viel von seinem Gefühlszustand an diesem<br />
historisch bedeutsamen Tag ablesen und über die<br />
Gründe spekulieren. Die im Anschluss daran gezeigte<br />
Filmszene dient der Überprüfung der Vermutungen.<br />
STATION 3<br />
Auf Wiedersehen, Lenin!<br />
Aufgabe 1: Der Filmtitel (Vorwissen aktivieren, Sprechen)<br />
Als Einstieg in diese Station tauschen sich die Teilnehmer<br />
zunächst über ihre Vorkenntnisse und Erwartungen<br />
aus:<br />
1. Was erwartet ihr von diesem Filmtitel?<br />
2. Was hat Lenin mit der DDR zu tun?<br />
3. Warum hat dieser deutsche Film einen<br />
englischen Originaltitel? 3<br />
STATION 3<br />
Aufgabe 2: Lenin – Leben und Werk<br />
(Sprechen, Lesen, Hören)<br />
Die Teilnehmer tragen zunächst zusammen, was<br />
sie bereits über Lenin wissen. Für weitergehende<br />
Informationen steht ihnen dann ein Partnerdiktat<br />
zur Verfügung: Ein Lerner liest einen Text mit der<br />
Biografie von Lenin vor, der andere versucht, parallel<br />
dazu ein Arbeitsblatt mit den wichtigsten Daten<br />
und Stationen aus Lenins Leben zu ergänzen.<br />
STATION 3<br />
Aufgabe 3: Lenin und CHRISTIANE KERNER<br />
(Hören, <strong>Sehen</strong>, Sprechen, kreatives Schreiben)<br />
Ausgangspunkt für diese Aufgabe ist eine kurze<br />
Filmszene: Als ALEX am Bett seiner Mutter einschläft,<br />
nutzt sie die Gelegenheit und geht hinunter<br />
auf die Straße. Dort trifft sie völlig unvorbereitet auf<br />
die auf einmal überall sichtbaren Zeichen des Kapitalismus.<br />
Zwischen neu einziehenden Wessis und<br />
westlicher Zigarettenwerbung fliegt plötzlich ein<br />
Hubschrauber mit einer Lenin-Statue an ihr vorbei,<br />
der ihr scheinbar seinen Arm zum Gruß hinstreckt.<br />
Das, was in diesem Moment in der Mutter vorgeht<br />
– ihre Gedanken und Emotionen – sollen die<br />
Teilnehmer in Worte fassen und aufschreiben: in<br />
einem inneren Monolog der Mutter oder in einem<br />
Dialog zwischen Mutter und Lenin.<br />
Good Bye, Langeweile 39<br />
Die in den Gruppen entstandenen Texte drückten<br />
sehr verschiedene Gefühle aus, die alle am Beispiel<br />
der Szene nachvollziehbar sind: Erstaunen und<br />
Unverständnis der Mutter, ihre Wut über den Abriss<br />
oder darüber, selbst zu lange an diesen Staat<br />
geglaubt zu haben, oder auch ihre Wehmut über<br />
den Verlust des Vertrauten.<br />
Die Texte wurden im Klassenzimmer aufgehängt<br />
und kurz besprochen, damit alle Teilnehmer<br />
alle Ergebnisse lesen konnten.<br />
STATION 3<br />
Aufgabe 4: Die Lenin-Statue – Film und Wirklichkeit<br />
(Diskussion, argumentatives Sprechen)<br />
In der letzten Aufgabe dieser Station sollen die Teilnehmer<br />
am Beispiel der Lenin-Statue für die hinter<br />
der Kinofiktion stehenden Wirklichkeit sensibilisiert<br />
werden.<br />
Zunächst tauschen sich die Teilnehmer über die<br />
beiden Fragen aus:<br />
1. Wer bekommt in eurem Land ein Denkmal?<br />
2. Wer lässt Denkmäler errichten und wozu?<br />
Die Lerner finden dann zwei Bilder mit verschiedenen<br />
Lenin-Statuen, die sie beschreiben und<br />
mit Hilfe von vorgegebenen Satzanfängen miteinander<br />
vergleichen. Das eine Bild stammt aus dem<br />
Film, das andere zeigt eine Lenin-Statue von Nikolai<br />
Tomski, die 1970 in Ostberlin aufgestellt und<br />
nach dem Fall der Mauer abgerissen wurde.<br />
Anschließend sollen die Teilnehmer über den<br />
umstrittenen Abriss diskutieren. Dabei geht es aber<br />
nicht darum, dass sie ihre eigene Meinung zu diesem<br />
Thema äußern. Sie sollen vielmehr in eine andere<br />
Rolle schlüpfen und die Diskussion aus Sicht<br />
„ihrer“ Rolle führen. Es diskutieren – je nach Größe<br />
der Gruppe, die sich an dieser Station zufällig trifft –<br />
ein Bildhauer, ein Beamter für Denkmalschutz, ein<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© X Filme Creative Pool GmbH Foto: DIF
40<br />
Good Bye, Langeweile<br />
Stadtplaner, ein seit zehn Jahren dort wohnender<br />
Anwohner, ein PDS-Abgeordneter, ein Geschichtslehrer<br />
usw.<br />
Besonders fortgeschrittene Teilnehmer können<br />
gleichzeitig Kärtchen mit bestimmten Redemitteln<br />
zur Diskussion benutzen.<br />
STATION 4<br />
Nachrichten: Der Fall der Mauer und die<br />
Wiedervereinigung<br />
Aufgabe 2 und 3: Aktuelle Kamera<br />
(Hören, <strong>Sehen</strong>, Sprechen, Vorlesen)<br />
Mit einer von ALEX und seinem Bekannten selbst<br />
produzierten Nachrichtensendung wird am Tag der<br />
deutschen Einheit versucht, der Mutter die radikalen<br />
Veränderungen plausibel zu machen. „Das<br />
neue Staatsoberhaupt<br />
der<br />
DDR“ spricht in<br />
der Person des<br />
bekannten KosmonautenSigmund<br />
Jähn<br />
über den Sozialismus<br />
und den<br />
Fall der Mauer.<br />
Zunächst sollen<br />
sich die Teil-<br />
© X Filme Creative Pool GmbH<br />
nehmer diese<br />
fiktiven Nachrichten ansehen und mithilfe einer<br />
Zeitleiste drei wahre historische Ereignisse zwischen<br />
Sommer 1989 und Sommer ‘90 identifizieren,<br />
die in der Rede eine Rolle spielen, und so einige<br />
Fälschungen aufdecken bzw. sich bewusst machen.<br />
Anschließend sollen sich die Teilnehmer mit<br />
dem eigentümlichen Vortragsstil dieses Politikers<br />
auseinandersetzen. Es ist jetzt ihre Aufgabe, den<br />
Anfang des Nachrichtentextes selbst zu lesen und<br />
zwar in bestimmten Rollen: wie ein Sportreporter,<br />
ein General, eine Opernsängerin, eine Märchentante<br />
usw. Der so von ihnen gelesene Text wird mit<br />
einem Kassettenrecorder aufgenommen. Die nachfolgenden<br />
Gruppen können das Band abhören und<br />
versuchen zu erraten, in welchem Stil die anderen<br />
den Text gelesen haben.<br />
Interessierte Teilnehmer können am Ende der<br />
Station natürlich auch die Originalrede von Günter<br />
Schabowski (damals Mitglied des DDR-Politbüros)<br />
zur Maueröffnung am 9. November 1989 auf einer<br />
Kassette hören und / oder den Text dazu lesen. Ein<br />
Einführungstext mit ausführlicheren Informationen<br />
über die Ereignisse an diesem Tag steht ebenfalls<br />
zur Verfügung.<br />
STATION 5<br />
Geschichte der Bundesrepublik und der DDR<br />
Aufgabe 2: 1945–1990 (Landeskunde)<br />
Mit der ersten Aufgabe dieser Station können sich<br />
die Lerner einen Überblick über wichtige Ereignisse<br />
der deutschen Geschichte seit 1945 verschaffen.<br />
Dazu müssen sie zwölf Daten, Ereignisse und Fotos<br />
einander zuordnen.<br />
Gerade hier, wie bei allen landeskundlichen Aufgaben,<br />
zeigt sich der Vorteil der Binnendifferenzierung:<br />
Wer möchte, kann hier seine Kenntnisse weiter<br />
vertiefen: Zu jedem Ereignis steht den Teilnehmern<br />
ein kurzer Lesetext mit weiteren Hintergrundinformationen<br />
und Aufgaben zur Verfügung.<br />
STATION 8<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Mai 1945<br />
Kriegsende in <strong>Deutsch</strong>land<br />
15. September 1949<br />
Gründung der Bundesrepublik<br />
7. Oktober 1949<br />
Gründung der DDR<br />
17. Juni 1953<br />
Arbeiteraufstand in der DDR<br />
13. August 1961<br />
Bau der Mauer<br />
Herbst 1989<br />
Protestdemonstrationen in der DDR<br />
9. November 1989<br />
Fall der Mauer<br />
3. Oktober 1990<br />
<strong>Deutsch</strong>e Einheit<br />
Die Spreewaldgurke (freies Sprechen, Ansprechen aller Sinne)<br />
„Unverfälscht, würzig und knackig“ so wird heute<br />
für die Original Spreewaldgurke geworben. Ob das<br />
auch der Geschmack ist, auf den CHRISTIANE<br />
KERNER im Sommer 1990 – gerade aus dem Koma<br />
erwacht – plötzlich Heißhunger entwickelt, wissen<br />
wir nicht. Da aber die Regale in der Kaufhalle leer<br />
geräumt sind für die neuen Waren aus dem Westen,<br />
muss ALEX, um seiner Mutter eine intakte DDR
vorzuspielen, wieder einmal einen Trick anwenden:<br />
Er füllt Westgurken in alte Ostgurkengläser<br />
um. Ob die Mutter wirklich auf diese liebevolle Fälschung<br />
hereinfällt, bleibt offen. Nach außen hin<br />
vermittelt sie jedenfalls den Eindruck, als schöpfte<br />
sie keinen Verdacht.<br />
Ob man eine Spreewaldgurke am Geschmack<br />
erkennen kann, das sollen die Lerner in der gleichnamigen<br />
Station untersuchen. Diese Station ist obligatorisch<br />
für alle Teilnehmer und sollte am besten<br />
gemeinsam am Ende des Stationen<strong>lernen</strong>s durchgeführt<br />
werden und den Abschluss dieser Einheit<br />
bilden. In einer<br />
Selbsterfahrung<br />
versuchen die<br />
Teilnehmer drei<br />
bis fünf „Ostklassiker“<br />
von<br />
drei (bis fünf)<br />
Westprodukten<br />
am Geschmack,<br />
© Claudia Salokannel Geruch und<br />
durch Fühlen zu unterscheiden. Ostprodukte wie<br />
Spreewaldgurke, Kaffee, Feuchtigkeitscreme,<br />
Waschpulver und Sekt sind heute längst in neuen<br />
„Outfits“ in jedem Supermarkt zu finden.<br />
Foto: Claudia Salokannel<br />
Zu diesem Zweck „probieren“ die Teilnehmer jeweils<br />
zwei Produkte verschiedener Hersteller, ohne<br />
die Verpackung zu sehen: Sie schmecken Gurken,<br />
riechen Kaffeepulver, cremen sich die Hände ein,<br />
fühlen / riechen Waschpulver oder trinken Sekt.<br />
Anschließend äußern sie Vermutungen, welcher<br />
der beiden Artikel aus dem Osten bzw. dem Westen<br />
stammt. Diese Aufgabe dient vor allem als Sprech-<br />
Good Bye, Langeweile 41<br />
anlass, denn die Entscheidung muss begründet<br />
werden. Ob die geäußerten Vermutungen zutreffen,<br />
spielt dabei keine Rolle. Der sprachliche Austausch<br />
steht im Vordergrund.<br />
Anmerkung: Falls Sie diese Produkte in Ihrem Land<br />
nicht erhalten, können Sie alternativ Produkte aus<br />
Ihrem Land mit westlichen Produkten vergleichen,<br />
z.B. Schokolade, Bonbons, Gebäck oder Kosmetika.<br />
Diese gustatorische, olfaktorische und haptische<br />
Aufgabe dient neben dem Training sprachlicher<br />
Handlungen vor allem der landeskundlichen<br />
Erfahrung. Die Filmgeschichte wird von der Leinwand<br />
in das Klassenzimmer geholt und hier durch<br />
Mund, Nase und Haut nacherlebbar 4 .<br />
In einigen Gruppen mündete diese Übung sogar<br />
in weiterführende Diskussionen, angefangen<br />
mit der Frage nach dem Einfluss der Werbung auf<br />
das Kaufverhalten der Verbraucher, nach dem Alltag<br />
und der Versorgungslage der Menschen in der<br />
ehemaligen DDR bis hin zu der Frage nach den Befindlichkeiten<br />
der ehemaligen DDR-Bürger während<br />
und nach der Wende.<br />
Fazit<br />
Der Einsatz dieser Unterrichtseinheit ist aufwändig<br />
und es kann und soll nicht das Ziel sein, jede DaF-<br />
Stunde in dieser Form zu gestalten.<br />
Die beschriebenen Ideen sollen vor allem Anregungen<br />
geben und Mut machen, bestimmte Aufgaben<br />
– entweder als Stationen<strong>lernen</strong> oder auch im<br />
Gruppenunterricht – auf andere (Spiel)filme zu<br />
übertragen und auszuprobieren.<br />
Literatur<br />
Good bye, Lenin! Begleitheft.<br />
Irish Film Institute Education: Dublin 2003<br />
Moles Kaupp: Cristina, Good Bye, Lenin! Wolfgang Becker.<br />
BR <strong>Deutsch</strong>land 2003. Filmheft. Bundeszentrale für<br />
politische Bildung (Hrsg.): Bonn 2003<br />
Toteberg, Michael (Hrsg.), GOOD BYE LENIN! Ein Film von<br />
Wolfgang Becker, Drehbuch von Bernd Lichtenberg,<br />
Co-Autor Wolfgang Becker.<br />
Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH 2003<br />
Anmerkungen<br />
1 Die Erfahrung zeigte, dass die Mehrzahl der Lerner die Aufgaben<br />
nicht individuell, sondern in Partner- oder Kleingruppenarbeit<br />
bearbeitete, was wünschenswert ist, um den Austausch<br />
über bestimmte Fragestellungen zu erleichtern. Die Bedürfnisse<br />
und Wünsche des Einzelnen wurden dabei berücksichtigt.<br />
2 Bei der Arbeit mit Videofilm hat es sich als vorteilhaft erwiesen,<br />
die Filmszene, die für die jeweilige Station gebraucht wird, auf<br />
eine DVD zu kopieren, um so den Teilnehmern langes Suchen<br />
zu ersparen.<br />
3 Fragen gekürzt nach: Begleitheft, Irish Film Institut, S. 2<br />
4 Auch ohne Spreewaldgurke lassen sich Lebensmittelproben in<br />
den DaF-Unterricht sinnvoll, z.B. als Wortschatzeinführung oder<br />
-festigung von Nomen oder Adjektiven, integrieren.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />
Von Dr. Hans-Erich Herfurth<br />
© Delphi Filmverleih<br />
Inhalt<br />
Die Freunde Jan und Peter<br />
haben eine höchst ungewöhnliche<br />
Methode gefunden,<br />
um ihre Unzufriedenheit<br />
über die ungerechte<br />
Güterverteilung in der kapitalistischenWohlstandsgesellschaft<br />
zum Ausdruck<br />
zu bringen. Sie brechen in<br />
die Villen reicher Leute ein,<br />
verrücken Möbel, hängen<br />
Bilder um und hinterlassen<br />
kleine Zettel mit Botschaften<br />
wie „Sie haben zu viel<br />
Geld!“.<br />
Als Jan eines Nachts mit<br />
Peters Freundin Jule, die sich<br />
in ihn verliebt hat, in das<br />
Haus des Managers Hardenberg<br />
einsteigt, dem die mittellose<br />
Jule Geld schuldet,<br />
passiert etwas Unvorhergesehenes:<br />
Sie werden von<br />
Hardenberg überrascht. In<br />
ihrer Panik schlagen sie ihn<br />
nieder und verschleppen ihn<br />
mit Peters Hilfe auf eine<br />
kleine Berghütte. Dort entwickelt<br />
sich zwischen den<br />
drei jungen „Revolutionären“<br />
und dem Millionär<br />
eine eigenartige Beziehung.<br />
(zitiert aus dem<br />
deutschen Filmportal<br />
www.filmportal.de)<br />
Die fetten Jahre sind vorbei, international zum Teil auch unter dem Titel The Edukators laufend, war<br />
erfolgreichster Film der vom Goethe-Institut Frankreich organisierten Tournee Ciné allemand 2 (Herbst<br />
2005 – Frühjahr 2007). Der Film des jungen Regisseurs Hans Weingartner erreicht(e) Tausende von<br />
<strong>Deutsch</strong>schüler/-innen in allen Regionen Frankreichs und unterstreicht dadurch seine große und positive<br />
Publikumsresonanz in <strong>Deutsch</strong>land, wo er 2004 in die Kinos kam. Die fetten Jahre sind vorbei eignet sich<br />
durch die gelungene filmische Umsetzung der Hauptthematik jugendlichen Oppositionsverhaltens für<br />
den Einsatz im <strong>Deutsch</strong>unterricht für fortgeschrittene Lerner in vielen Ländern.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
Filmarbeit der Goethe-Institute<br />
für Schülerinnen und Schüler<br />
Ciné Allemand 2 (Ciné Allemand 3 folgt im Herbst<br />
2007) ist ein Projekt des Goethe-Instituts Frankreich,<br />
das Schülerinnen und Schülern im Primarund<br />
Sekundarbereich aktuelle Produktionen des<br />
deutschen Films nahe bringen möchte, auch denen,<br />
die (noch) nicht <strong>Deutsch</strong> <strong>lernen</strong>. Daher laufen<br />
die neun Filme während der Tournee in den Kinos<br />
auch Französisch untertitelt. Wichtige Kriterien bei<br />
der Auswahl durch das Goethe-Institut sind – neben<br />
der filmischen Qualität natürlich – Thematik<br />
und Geschichten der Filme, die insbesondere das<br />
Interesse der jungen Generation wecken sollen.<br />
Daneben stellt Ciné Allemand 2 Schülern und Lehrern<br />
attraktives Unterrichtsmaterial zur Verfügung.<br />
Die Filmwochen werden durch eine umfangreiche<br />
Website begleitet.<br />
„Patin“ für Ciné Allemand 2 und damit Botschafterin<br />
des deutschen Films ist mit Julia Jentsch<br />
die Hauptdarstellerin der „fetten Jahre“.<br />
Die weiteren Filme von Ciné Allemand 2: Kroko,<br />
Lichter, Die Spielwütigen, Nirgendwo in Afrika,<br />
Sonnenallee, Elefantenherz, Die Blindgänger,<br />
Das fliegende Klassenzimmer.<br />
Die Filmdidaktisierungen des Goethe-Instituts,<br />
wie etwa für Ciné Allemand 2 in Frankreich, sehen<br />
den Platz des Spielfilms im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als<br />
<strong>Fremdsprache</strong> mehrdimensional, als<br />
• Sprech- und Schreibanlass,<br />
• landeskundlich (inter)kulturell interessantes<br />
Produkt,<br />
• ästhetisches Kunstwerk.<br />
Der Film im Unterrichtskontext<br />
Die individuelle und gesellschaftliche Revolte von<br />
Jugendlichen als Thematik der „fetten Jahre“ deckt<br />
sich in einigen Ländern, wie z.B. in Frankreich, mit<br />
Teilen des Programms der Oberstufe. Die Thematik<br />
ist relevant als Ausdruck landeskundlicher Information<br />
über Jugendliche in <strong>Deutsch</strong>land, auch in<br />
historischer Perspektive mit unübersehbaren Anspielungen<br />
im Film auf die 68er-Revolte und die<br />
heutige Generation der „Alt-Achtundsechziger“.<br />
Darüber hinaus ist Die fetten Jahre sind vorbei auch<br />
ein intelligent konzipierter Liebesfilm.<br />
Eine junge Frau (Jule) steht zwischen zwei jungen<br />
Männern: Zum einen (Peter) fühlt sie sich eher<br />
emotional, zum anderen (Jan) eher intellektuell<br />
hingezogen.<br />
Bei einer Filmdidaktisierung stellt sich immer<br />
die Frage, ob der Film als Ganzes (etwa von Schü-<br />
„Die fetten Jahre sind vorbei“ 43<br />
lern im Kino) oder auch abschnittsweise gesehen<br />
werden kann (Video- bzw. DVD-Präsentation im<br />
Klassenraum). Die folgenden Vorschläge versuchen,<br />
beiden Rezeptionsformen Rechnung zu tragen.<br />
Damit variiert auch die Möglichkeit der im<br />
Unterricht zur Verfügung stehenden Zeit. Bei der<br />
Kinopräsentation sollten jeweils mindestens eine<br />
Vor- und Nachbereitungsstunde zur Verfügung stehen,<br />
bei ausführlicher Betrachtung zirka 5 – 8<br />
Schulstunden und Zeit für eine eventuell wiederholende<br />
abschließende Gesamtprojektion. Die hier<br />
vorgeschlagenen Aufgaben folgen dem Film chronologisch,<br />
bauen aber nicht aufeinander auf. Für<br />
die Vor- und Nachbereitung von Die fetten Jahre<br />
sind vorbei bei einer nur einmaligen Kinoprojektion<br />
kann eine Auswahl aus den Aufgaben 1–3, 7 und<br />
13–17 getroffen werden. Die übrigen Aufgaben sind<br />
nur möglich, wenn im Klassenraum sequenzweise<br />
mit DVD oder Video gearbeitet werden kann. Die<br />
meisten Aufgaben sind ab dem Niveau B1 des Europäischen<br />
Referenzrahmens durchführbar 1 .<br />
• Die Aufgaben 1–3 bieten zunächst eine sprachliche<br />
und inhaltliche, dann auch filmästhetische<br />
Vorentlastung des Films (Aktivitäten vor dem<br />
<strong>Sehen</strong>).<br />
• Ein zweiter Block von Aufgaben (4–12) ist der<br />
Arbeit an einzelnen Filmsequenzen gewidmet<br />
(Aktivitäten während des <strong>Sehen</strong>s). Diese zum<br />
Teil recht umfangreichen Aufgaben sind in diesem<br />
Aufsatz z. T. nur kurz beschrieben. Ausführlich<br />
dargestellt, teilweise mit didaktischen<br />
und filmästhetischen Kommentaren versehen,<br />
sind sie auf den Webseiten von Ciné Allemand<br />
zu finden und jederzeit herunterladbar.<br />
• Schließlich werden in den Aufgaben 13–17<br />
Vorschläge für die sprachliche und inhaltliche<br />
Weiterarbeit gegeben (Aktivitäten nach dem<br />
<strong>Sehen</strong>).<br />
Diese klassische Dreiteilung von Schüleraktivitäten<br />
findet sich in den letzten Jahren in mehreren<br />
Publikationen des Goethe-Instituts zu Video- und<br />
Filmeinsatz, so auch bei Brandi 1996 2 . Im Folgenden<br />
wird diese breite Palette des Einsatzes von<br />
Spielfilmen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong><br />
am Beispiel der „fetten Jahre“ illustriert. Zusätzlich<br />
werden mit diesem Beispiel allgemeine<br />
Tipps und Hinweise zu Internet- und Printmaterialien<br />
zu neueren deutschen Spielfilmen gegeben<br />
3 .<br />
Aktivitäten vor dem <strong>Sehen</strong> des Films<br />
Bei der Vorbereitung von Die Fetten Jahre sind vorbei<br />
sollten sowohl sprachliche und inhaltliche als<br />
auch filmästhetische Momente einfließen.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Der Link<br />
http://www.goethe.de/<br />
cineallemand2 ➜ Die fetten<br />
Jahre sind vorbei ➜ Material<br />
und Links ➜ (mittlere Spalte)<br />
Für Lehrer.<br />
Didaktisierungsmaterial<br />
(PDF-Datei).
Tipp: Filmfotos<br />
Filmfotos lassen sich bei<br />
unterschiedlichen Aufgabenstellungen<br />
vor, während oder<br />
nach der Projektion eines<br />
Films einsetzen. Inzwischen<br />
gibt es viele Wege für Lehrer,<br />
um für Unterrichtszwecke an<br />
dieses motivierende Material<br />
zu gelangen:<br />
• Fast alle deutschen Kinoproduktionen<br />
bieten umfangreiche<br />
Internetseiten zum<br />
jeweiligen Film (evt. muss ein<br />
Passwort beim Verleih erfragt<br />
werden).<br />
• Das deutsche Filmportal<br />
www.filmportal.de illustriert<br />
seine Seiten mit Fotos aus<br />
den entsprechenden Filmen<br />
und mit Porträtfotos der<br />
Schauspieler.<br />
• Fotos können direkt aus<br />
einer DVD ausgeschnitten<br />
werden (nur zum direkten<br />
und ausschließlichen Einsatz<br />
in der Klasse).<br />
• Für viele Filme werden<br />
Filmbücher auf den Markt<br />
gebracht, die meistens<br />
Fotomaterial enthalten.<br />
44<br />
„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />
Aufgabe 1 richtet die Aufmerksamkeit der Schüler<br />
auf die Vieldeutigkeit des Titels und entlastet den<br />
Film sprachlich und inhaltlich vor.<br />
AUFGABE 1: ZUM TITEL DES FILMS<br />
1.„The Edukators – Die Erziehungsberechtigten“<br />
Recherchieren Sie in Einzel- oder Partnerarbeit in einem<br />
einsprachigen Wörterbuch oder Lexikon.<br />
a) Erklären Sie das Adjektiv erziehungsberechtigt. Wozu ist<br />
eine Person „berechtigt“?<br />
b) Wer ist ein Erziehungsberechtigter bzw. eine Erziehungsberechtigte?<br />
Welche Rolle hat diese Person?<br />
c) Finden Sie eine adäquate Übersetzung in ihrer Muttersprache.<br />
(…)<br />
Aufgabe 2 hat sprachlich den Filmschwerpunkt<br />
Protest und Revolte zum Gegenstand. Die für die<br />
Besprechung dieses Films notwendigen (politischen)<br />
Begrifflichkeiten werden wiederholt und erweitert.<br />
Bei der vorgeschlagenen Form der Wortschatzarbeit<br />
werden die Schüler über mehrere Eingangskanäle<br />
aktiviert.<br />
AUFGABE 2: PROTEST UND REVOLTE ALS THEMA<br />
Diese Aufgabe zur sprachlichen Vorentlastung wird idealerweise<br />
in parallelen Arbeitsgruppen A, B, C durchgeführt.<br />
1. Erstellen Sie eine Mindmap (strukturiertes Assoziogramm)<br />
zum Begriff „Revolte“.<br />
Diese Aufgabe kann auch in zwei Schritte untergliedert<br />
werden: Zunächst in Einzelarbeit durch Erstellen eines Assoziogramms<br />
zum Begriff „Revolte“, dann in Kleingruppenarbeit<br />
durch das Erstellen einer gemeinsamen Mindmap<br />
aus den individuellen Assoziogrammen.<br />
2. Bringen Sie die folgenden Begriffe in eine logische<br />
Reihenfolge. Sie können auch den einen oder anderen<br />
Begriff wegstreichen oder hinzufügen.<br />
der Protest • die Rebellion • die Demonstration • die Verweigerung<br />
• die Anarchie • die gewaltfreie Aktion • die Informationsveranstaltung<br />
• der Einbruch • der Diebstahl –<br />
der Widerstand • das Aufrütteln • der poetische Widerstand<br />
• die Gewalt • die Sachbeschädigung • die illegale Aktion –<br />
die Sabotage • der politische Mord • ...<br />
3. Ergänzen Sie in der Kleingruppe den Satzanfang<br />
„Protest heißt für mich …“ mit einer Reihe von Beispielen.<br />
Erstellen Sie danach eine Liste mit Formen des politischen<br />
Protests.<br />
Aufgabe 3 bietet weiteres Material zur inhaltlichen<br />
Vorentlastung. Anhand von Filmfotos können<br />
Schüler Hypothesen zu Handlungsverlauf und Personenkonstellation<br />
des Films aufstellen. Durch die<br />
vorgeschlagene Stufung der Aufgabe mit variierenden<br />
Sozialformen (von der Einzel-/Partnerarbeit<br />
über Kleingruppenarbeit zum Plenum) werden<br />
Sprechanlässe geschaffen und durch die intensive<br />
inhaltliche Auseinandersetzung Verstehenshilfen<br />
gegeben.<br />
AUFGABE 3: HYPOTHESENBILDUNG ZU PERSONEN,<br />
PERSONENKONSTELLATION UND HANDLUNGSVER-<br />
LAUF DES FILMS – ARBEIT MIT FOTOS<br />
Foto 1: Die zur Skulptur aufgetürmten Möbel in der Villa<br />
© y3 film<br />
Foto 2: Jule neben Jan und Peter vor einer Almhütte.<br />
© Dirk Plamböck<br />
Foto 3: Die drei Protagonisten friedlich im Bett liegend.<br />
© y3 film<br />
Foto 4: Hardenberg hinten in einem luxuriösen Auto<br />
sitzend, ein Polizist von außen an das Autofenster<br />
gelehnt, Pistole sichtbar.<br />
© y3 film<br />
Schritt 1: (Einzel- oder Partnerarbeit)<br />
Wählen Sie eines der vier Fotos aus und formulieren Sie<br />
stichpunktartig Vermutungen,<br />
– wer die abgebildeten Personen sind (Fotos 2, 3, 4),<br />
– in welcher Beziehung die Personen zueinander stehen<br />
(Fotos 3, 4),<br />
– an welchem Ort und in welcher Situation sich die Personen<br />
befinden (alle Fotos).<br />
Schritt 2: (Kleingruppenarbeit)<br />
Arbeiten Sie in Gruppen zu 4 Personen (so dass jedes Foto<br />
vertreten ist). Stellen Sie sich Ihre Ergebnisse aus Schritt 1<br />
vor und versuchen Sie gemeinsam eine überzeugende<br />
Hypothese zu den Personen und der Handlung des Filmes<br />
aufzustellen.<br />
Schritt 3: (Gesamtklasse)<br />
Berichten Sie in der Klasse über Ihre Gruppenergebnisse.<br />
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Aktivitäten während des <strong>Sehen</strong>s des Films<br />
Die Aufgabenvorschläge zu einzelnen Sequenzen<br />
des Films sind im Fall der „fetten Jahre“ mehr inhaltlich<br />
und filmästhetisch als sprachlich ausgerichtet.<br />
Aufgabe 4, gleich nach der Projektion der ersten<br />
zwei Minuten des Films durchführbar, zielt durch<br />
die Frage nach dem Filmgenre vor allem auf eine<br />
zusätzliche Spannungserzeugung bei den Zuschauern<br />
und die Reflexion genretypischer filmischer<br />
Mittel.<br />
AUFGABE 4: NACH DER ERÖFFNUNGSSEQUENZ (0:02<br />
MIN): BILDER DER ÜBERWACHUNGSKAMERA,<br />
RÜCKKEHR DER VILLENBESITZER<br />
Welches Filmgenre erwartet Sie nach diesen ersten zwei<br />
Minuten? Welche Anhaltspunkte gibt es dafür?<br />
Action- / Abenteuerfilm • Komödie • Liebesfilm/Romanze •<br />
Drama • Kriminalfilm • Musical • Historischer Film • Thriller<br />
Aufgabe 5 kann als sogenanntes „filmisches Rollenspiel“<br />
aufgefasst werden. Filmische Rollenspiele<br />
führen filmfremde, fiktive Personen und Situationen<br />
ins Geschehen ein, mit dem Ziel, dass die Lerner<br />
durch die Identifikation mit einer ihrer eigenen<br />
Lebenswelt nahestehenden Person zur individuellen<br />
inhaltlichen Auseinandersetzung und zur kreativen<br />
Sprachproduktion angeregt werden. Oft führen<br />
nämlich zu abstrakt oder zu intellektuell gehaltene<br />
Aufgabenstellungen bei Schülern eher zu einer<br />
Sprechblockade. Im Falle unseres Films bietet<br />
sich zum Beispiel das Gespräch einer der drei jugendlichen<br />
Protagonisten mit einem Freund oder<br />
einer Freundin an.<br />
AUFGABE 5: NACH SEQUENZ: PROTESTE GEGEN<br />
AUSBEUTUNG IN SWEATSHOPS (0:05 MIN)<br />
Zur Auswahl:<br />
• Verfassen Sie einen kurzen Bericht für eine Tageszeitung<br />
(ca. 50 Wörter) über die Protestaktion des Globalisierungsgegners<br />
im Schuhgeschäft und seine Festnahme.<br />
• Versetzen Sie sich in das Mädchen, welches den jungen<br />
Mann aus den Händen der Polizisten befreien möchte.<br />
Was könnte sie am gleichen Abend einer Freundin am Telefon<br />
erzählen? (ca. 100 Wörter).<br />
• Simulieren Sie ein Polizeiverhör mit dem jungen Mann.<br />
Information: Sweatshops sind Läden oder Fabriken, in denen<br />
Arbeiter/innen – meist Frauen, teilweise auch Kinder –<br />
zu extrem niedrigen Löhnen und unter gesundheitsschädlichen<br />
Bedingungen beschäftigt werden.<br />
Aufgabe 6 steht hier typisch für eine Aktivität zur<br />
Rekonstruktion von Handlungssträngen und von<br />
Beziehungen zwischen den Hauptcharakteren des<br />
Films. Solche Aufgaben sind für die Verständnissicherung<br />
oft wesentlich und bieten sich für den<br />
Moment der Filmprojektion an, sobald Personen<br />
„Die fetten Jahre sind vorbei“ 45<br />
und Plot eingeführt sind. Wie in dieser Aufgabe<br />
vorgeschlagen, sind dazu Fragestellungen geeignet,<br />
bei denen Schüler möglichst arbeitsteilig ihre Antworten<br />
in ein vorgegebenes Raster eintragen können.<br />
AUFGABE 6: EINFÜHRUNG DER DREI<br />
PROTAGONISTEN (0:06-0:10 MIN)<br />
Wo und wie leben die drei Hauptpersonen des Films, Jan,<br />
Jule und Peter? Füllen Sie die Tabelle arbeitsteilig aus (in<br />
Stichpunkten) und stellen Sie dann die Personen der ganzen<br />
Klasse vor.<br />
Jan Jule Peter<br />
Äußeres<br />
Wohnung, Arbeit<br />
erste Charakterisierung<br />
Lebenseinstellung<br />
politische Einstellung<br />
Die Aufgaben 7–12 sind hier aus Platzgründen<br />
nicht abgedruckt. Zusammen mit inhaltlichen und<br />
filmästhetischen Kommentaren zu einigen Schlüsselszenen<br />
sind sie auf den Seiten Ciné allemand 2<br />
zu finden (siehe Link auf S. 43):<br />
Aktivitäten nach dem <strong>Sehen</strong> des Films<br />
Nach der Projektion der „fetten Jahre“ im Kino<br />
oder in der Klasse bieten sich weitere, für eine<br />
Nachbereitung spezifische Aufgabenformen an.<br />
• „Fragen an den Regisseur stellen“ (Aufgabe 13),<br />
in diesem Fall gelenkt durch einen Ausschnitt<br />
aus einem Interview mit dem Regisseur Hans<br />
Weingartner. Analog dazu könnten die Schüler<br />
auch fiktive „Fragen an die Schauspieler“ stellen.<br />
• „Eine Filmkritik verfassen“ oder wie hier in einfacherer<br />
Form vorgeschlagen: „Filmkritikern auf<br />
ihre (kontroversen) Ausführungen antworten“<br />
(Aufgabe 14).<br />
• „Eine Fortsetzung des Films schreiben“ bzw. die<br />
„Fortentwicklung einer Figur voraussagen“<br />
(Aufgabe 15).<br />
• „Ein filmisches Rollenspiel gestalten“<br />
(Aufgabe 16).<br />
• „Zu zentralen Aussagen eines Films Stellung<br />
nehmen“ (Aufgabe 17).<br />
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Tipp: Infos zu deutschen<br />
Spielfilmen<br />
Inzwischen gibt es eine große<br />
Zahl von leicht zugänglichen<br />
Informationsquellen zu deutschen<br />
Spielfilmen, die den<br />
Unterrichtenden die Auswahl<br />
eines Films und die Vorbereitung<br />
von Aufgabenstellungen<br />
sehr erleichtern können.<br />
• Die Filmverleihe stellen für<br />
fast alle Filme einen Internetauftritt<br />
bereit.<br />
• www.filmportal.de<br />
Das <strong>Deutsch</strong>e Filmportal bietet<br />
inzwischen zu (fast) jedem<br />
deutschen Spielfilm u.a. eine<br />
kurze Inhaltsangabe, eine<br />
kleine Auswahl von Filmfotos,<br />
Porträts des Regisseurs,<br />
Interviews mit ihm, Links zu<br />
Schauspielern, Kritiken etc.<br />
Auch die Verfügbarkeit von<br />
Filmkopien oder DVDs ist<br />
angegeben.<br />
• Zu den großen Kinoerfolgen<br />
erscheinen oft<br />
Filmbücher.<br />
• Die Bundeszentrale für<br />
politische Bildung gibt zu<br />
Filmen mit gesellschaftlich<br />
relevanten Themenstellungen<br />
Filmhefte heraus, die kostenlos<br />
erhältlich sind.<br />
http://www.bpb.de ➜<br />
Publikationen ➜ Filmhefte<br />
• Eine empfehlenswerte<br />
Seite mit Links zu Filmkritiken:<br />
http://www.filmz.de<br />
• Die monatliche<br />
Filmzeitschrift epd-Film. Das<br />
Kino-Magazin informiert ausführlich,<br />
kenntnisreich und<br />
kritisch über neue internationale<br />
und deutsche Produktionen.<br />
Eine Auswahl von<br />
Artikeln ist kostenlos herunterladbar.<br />
http://www.epd-film.de<br />
Wer sich weiter mit dem<br />
Film beschäftigen möchte:<br />
Interviews mit Hans Weingartner<br />
finden Sie unter dem<br />
Stichwort „Produktionsnotizen“<br />
auf der deutschen<br />
Webseite des Films:<br />
http://www.theedukators.com<br />
Auch die Süddeutsche<br />
Zeitung hat ein Interview<br />
veröffentlicht:<br />
http://www.sueddeutsche.de/<br />
kultur/artikel/462/43419/4/<br />
46<br />
„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />
AUFGABE 13: FRAGEN AN DEN REGISSEUR<br />
Hier ein Ausschnitt aus einem Interview mit dem Regisseur<br />
des Films Hans Weingartner:<br />
Wie ist die Idee zu DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI entstanden?<br />
Gab es reale Vorbilder für die Gruppe oder die Aktionen?<br />
Die Idee, mit anarchischen Aktionen eine Gesellschaftsordnung<br />
aufzurütteln, ist ja nicht neu, wir haben sie nur modernisiert.<br />
Es gab in Paris mal einen praktizierenden Arzt, der<br />
nachts 20 Jahre lang in Villen einbrach. Niemand wusste davon.<br />
Seine Beute lagerte er im Keller, ohne sie je zu verkaufen.<br />
Diese Geschichte hat mich inspiriert.<br />
Aus: Presseheft: Die fetten Jahre sind vorbei. Media Office. Berlin.<br />
• Was möchten Sie Hans Weingartner fragen?<br />
• Sammeln Sie individuell oder in der Kleingruppe eine Reihe<br />
von Fragen und wählen Sie die 8 interessantesten Fragen<br />
im Plenum aus.<br />
• Wählen Sie dann ein bis zwei Fragen aus und überlegen<br />
Sie, was Herr Weingartner darauf antworten könnte.<br />
AUFGABE 14: EINEM FILMKRITIKER ANTWORTEN<br />
• Hier finden Sie Ausschnitte aus Filmkritiken. Wählen Sie<br />
eine Kritik aus, mit der Sie nicht einverstanden sind. Antworten<br />
Sie dem Autor in einigen Zeilen und widersprechen<br />
Sie ihm.<br />
„DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI ist jenes seltene Ereignis,<br />
ein großartiger Film, der vor intelligentem Witz, professionellem<br />
Erzählen, bezaubernden Charakteren und erwachsenen<br />
Dialogen strotzt, wie auch vor Spannung und einem<br />
umwerfenden Ausgang … ein hochgradig unterhaltsamer<br />
und intelligenter Film, der Nervenkitzel, Komödie und Politik<br />
verbindet … atmet den frischen Hauch von Originalität,<br />
der das Kinogehen zum Vergnügen macht.“<br />
The Hollywood Reporter zitiert nach:<br />
Presseheft Delphi Filmverleih, Berlin.<br />
Der Film … bezieht keine Stellung zu der inneren Leere seiner<br />
Revolutionäre, denen es an Leidensdruck ebenso fehlt<br />
wie an einer politischen Perspektive. …<br />
Juli Zeh in: Freitag. Die Ost-West-Wochenzeitung 26.11.04<br />
… die sowohl ungestellte als auch unbeantwortete Frage des<br />
Films bleibt, wer, wie und gegen wen eigentlich warum<br />
kämpft. Statt hier klar Position zu beziehen, gibt es ein Potpourri<br />
aus Klischees, welches das Problem geradezu ins Absurde<br />
und in der letzten Einstellung ins undefinierte Nichts<br />
treibt. Alle bekannten Elemente sind versammelt: die unverschuldet<br />
in Not geratene Jugendliche, der links-kritische<br />
Sonderling und der gutaussehende Widerstandshedonist.<br />
Unbekannter Autor in:<br />
www.antville.medien.uni-weimar.de/filmkritik<br />
AUFGABE 15: EINE FORTSETZUNG DES FILMS<br />
SCHREIBEN: JAN IM JAHRE 2014<br />
Wie wird Jan im Jahre 2014 leben?<br />
• Sagen Sie ihm seine Zukunft voraus. Denken Sie dabei besonders<br />
an seine politischen Überzeugungen.<br />
• Wird er den gleichen Weg gehen wie Hardenberg? Begründen<br />
Sie Ihre Meinung.<br />
AUFGABE 16: FILMISCHES ROLLENSPIEL<br />
Bilden Sie Dreier- oder Vierergruppen und entwickeln Sie ein<br />
Rollenspiel, das Sie dann der Klasse vorspielen.<br />
• Hardenbergs eigene Kinder (ca. 15 Jahre alt) befragen ihren<br />
Vater nach seinen Lebensidealen.<br />
• Welche Fragen könnten sie stellen?<br />
• Welche Antworten gibt Hardenberg, um seinem Erziehungsauftrag<br />
gerecht zu werden?<br />
(Aufgabe nach: Begleitheft der bpb zu Die fetten Jahre sind vorbei)<br />
AUFGABE 17: STELLUNGNEHMEN ZU EINER<br />
ZENTRALEN AUSSAGE DES FILMS<br />
„Manche Menschen ändern sich nie.“<br />
Was meinen die Erziehungsberechtigten mit diesem Ausspruch?<br />
Illustrieren Sie diese Aussage mit einem Beispiel.<br />
Literatur<br />
Arnold, Ingrid: Die fetten Jahre sind vorbei. Bonn: Filmheft der<br />
Bundeszentrale für politische Bildung 2004<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Brandi, Marie-Luise: Video im <strong>Deutsch</strong>unterricht. Eine Übungstypologie<br />
zur Arbeit mit fiktionalen und dokumentarischen<br />
Filmsequenzen (= Fernstudieneinheit 13), München:<br />
Langenscheidt 1996<br />
Rai, Edgar: Die fetten Jahre sind vorbei. Roman nach dem<br />
Originaldrehbuch. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 2004,<br />
S. 205-214<br />
Anmerkungen<br />
1 An dieser Stelle sei ein großer Dank für Vorschläge und Ideen<br />
an die Mitglieder der Arbeitsgruppe Ciné Allemand 2 ausgesprochen,<br />
vor allem an Peter Schott (Goethe-Institut Nancy) und<br />
Thomas Bleicher (Universität Mainz), insbesondere für ihre<br />
filmästhetischen Anregungen, Aufgabenkonzeptionen und<br />
Kommentare auf den Internetseiten von Ciné Allemand 2.<br />
2 In der Publikation von Marie-Luise Brandi finden sich im Anhang<br />
ein Glossar und eine ausführliche Erläuterung von Grundbegriffen<br />
der Filmanalyse, die auch fortgeschrittenen Lernern<br />
zur Verfügung gestellt werden können.<br />
3 Es existieren zwei DVD-Fassungen des Films. Zu empfehlen ist<br />
die Doppel-DVD. Sie enthält neben dem Hauptfilm als Bonusmaterial<br />
u.a. Interviews, weitere Fotos und einen Trailer: Die fetten<br />
Jahre sind vorbei. Ein Film von Hans Weingartner. Doppel<br />
Deluxe Edition. Universum Film, 2005
Mit Aspekte1 fit für B2<br />
Aspekte: Das neue Mittelstufen-Lehrwerk mit DVD<br />
• Individuelle Anpassung an die<br />
Lernerbedürfnisse durch die<br />
Möglichkeit, linear oder modular<br />
zu unterrichten<br />
• Schulung des Hörverstehens<br />
längerer und komplexerer Texte<br />
• Training des Hör-Sehverstehens<br />
mit authentischem Filmmaterial:<br />
DVD mit Reportagen, Dokumentationen<br />
usw.<br />
• Festigung der B1-Kenntnisse und<br />
Vorbereitung auf B2<br />
Infos & mehr<br />
www.langenscheidt.de<br />
Aspekte 1 (B1+)<br />
Erscheint Mai 2007<br />
Komponenten:<br />
Lehrbuch mit oder ohne DVD,<br />
Arbeitsbuch, Lehrerhandreichung,<br />
2 Audio-CDs zum Lehrbuch,<br />
DVD zum Lehrbuch<br />
Aspekte 2 (B2) und Aspekte 3 (C1)<br />
in Vorbereitung<br />
Kostenloses Probekapitel<br />
Aspekte 1 (B1+) mit DVD<br />
zu bestellen unter<br />
kundenservice@langenscheidt.de<br />
Langenscheidt Verlag<br />
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<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
„Sophie Scholl –<br />
Die letzten Tage“<br />
Von Germana D’Alessio und Martin Saurer<br />
„Sophie Scholl könnte noch leben, wenn sie ein ,normales‘ Studentenleben im Krieg geführt hätte. Sie<br />
hatte wie alle damals die Wahl. Sophie hat nicht weggesehen und nicht weggehört, sondern hingeschaut.<br />
Sehr genau.“ (Breinersdorfer 2005, S. 7)<br />
© Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Inhalt<br />
München, 18. Februar 1943. Die Weiße<br />
Rose, eine Widerstandsgruppe, die aus jungen<br />
befreundeten Studenten besteht,<br />
druckt heimlich Flugblätter gegen das nationalsozialistische<br />
Regime, die dann verteilt<br />
und per Post verschickt werden. Obwohl der<br />
Plan sehr gefährlich ist, beschließt Hans<br />
Scholl, am nächsten Tag die zuletzt gedruckten<br />
Flugblätter in der Ludwig-Maximilian-<br />
Universität zu verteilen.<br />
In großer Eile führen Hans und seine<br />
Schwester Sophie am nächsten Tag diesen<br />
Plan aus. Anstatt das Gebäude der<br />
Universität nach der Aktion schnell zu verlassen,<br />
kehren sie noch einmal zurück, um<br />
auch noch die letzten übrig gebliebenen<br />
Flugblätter zu verteilen. Dieser Entschluss<br />
wird ihnen zum Verhängnis.<br />
Im Gegensatz zu früheren Filmen über die<br />
„Weiße Rose“ ist der Film von Marc<br />
Rothemund auf die Person von Sophie<br />
Scholl fokussiert. Er erzählt die letzten vier<br />
Tage ihres Lebens, vom 17. Februar 1943<br />
bis zu ihrer Hinrichtung am 20. Februar<br />
1943. Der Regisseur stützt sich bei seiner<br />
Rekonstruktion der letzten Tage auf<br />
Dokumente aus dem Archiv der DDR-<br />
Staatssicherheit, die erst seit der deutschen<br />
Wiedervereinigung zugänglich sind.<br />
Besonders die Verhöre durch den<br />
Gestapobeamten Robert Mohr und der<br />
Prozess vor dem Volksgerichtshof mit<br />
Roland Freisler sind durch Protokolle eindrücklich<br />
dokumentiert. Das ermöglicht dem<br />
Regisseur, detailliert zu zeigen, wie der<br />
Polizei- und Justizapparat im NS-Staat funktionierte.<br />
Gleichzeitig kann er in seinem Film<br />
die Figur Sophie Scholl glaubhaft beschreiben.<br />
„(…) Es ist ein Film entstanden, der rational,<br />
aber vor allem auch emotional die<br />
Heldenfigur Sophie Scholl ,menschlich‘ und<br />
damit verstehbar machen will.“<br />
(Breinersdorfer 2005, S. 8)
Der Film im Unterricht<br />
Der Film Sophie Scholl – Die letzten Tage bietet einen<br />
guten Anlass, um das Thema „Widerstand und<br />
Zivilcourage“ im Unterricht zu besprechen.<br />
Im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht lässt<br />
sich dieser Film auf dem Niveau B2 / C1 einsetzen,<br />
wenn im <strong>Deutsch</strong>unterricht oder in einem fächerübergreifenden<br />
Projekt die Zeit des Nationalsozialismus<br />
thematisiert wird. Die Vorschläge können<br />
Sie mit Ihren Lerngruppen in vier bis sechs Unterrichtseinheiten<br />
bearbeiten. Nach der ersten Arbeitseinheit<br />
ist ein zusätzlicher, zweistündiger Termin<br />
sinnvoll, um den Schülerinnen und Schülern<br />
den ganzen Film zeigen zu können.<br />
Arbeitsblätter zum Film<br />
Die Sequenzprotokolle bieten Ihnen einen kurzen<br />
Überblick über die Handlung. Sie dienen als Orientierung<br />
bei der Auswahl der Filmausschnitte und<br />
können auch den Lernenden während des <strong>Sehen</strong>s<br />
als Leitfaden gegeben werden.<br />
Das vollständige Sequenzprotokoll des gesamten<br />
Films finden Sie im Internet unter<br />
www.hueber.de/fremdsprache-deutsch.<br />
Sequenzenprotokoll 02<br />
Flugblatt drucken<br />
Sophie geht zu einem Maleratelier, dem Versteck der Gruppe<br />
„Die Weiße Rose“. Dort drucken die Mitglieder der Gruppe gerade<br />
ein Flugblatt. Sophie adressiert Briefumschläge. Hans will<br />
am nächsten Tag die Flugblätter in der Universität austeilen. Willi<br />
Graf protestiert dagegen, er findet das zu gefährlich. Aber Hans<br />
besteht auf seinem Plan.<br />
ZU SEQUENZ 2: FLUGBLATT DRUCKEN<br />
1. <strong>Sehen</strong> Sie die Szene im Versteck der Weissen Rose.<br />
a) Wer gehört zur Gruppe?<br />
........................................................................<br />
b) Wer ist die wichtigste Person der Gruppe?<br />
........................................................................<br />
c) Was tun die Mitglieder der „Weißen Rose“ genau?<br />
........................................................................<br />
d) Worin besteht ihre illegale Aktivität?<br />
........................................................................<br />
e) Wie wurden die Flugblätter konkret produziert und wie<br />
wurden sie verteilt?<br />
........................................................................<br />
2. Wie anders wären diese Aktivitäten heute mit den<br />
modernen Kommunikationsmitteln (Handy, Internet,<br />
E-Mail …)?<br />
........................................................................<br />
„Sophie Scholl – Die letzten Tage“ 49<br />
Sequenzenprotokoll 04<br />
Verteilung der Flugblätter<br />
Hans und Sophie gehen zur Universität. Sie haben den Koffer<br />
mit den Flugblättern dabei.<br />
In der Universität legen sie in großer Eile im Treppenhaus die<br />
Flugblätter aus. Dann drängt Hans darauf, schnell das Gebäude<br />
zu verlassen. Aber Sophie sagt, dass noch Flugblätter im Koffer<br />
sind. Sie kehren zurück. Sophie stößt einen Stapel Flugblätter<br />
von der Empore in den Lichthof. Eine Glocke klingelt, aus den<br />
Hörsälen kommen die Studenten. Sophie und Hans werden vom<br />
Hausmeister festgehalten, der sie beobachtet hat.<br />
ZU SEQUENZ 4: VERTEILUNG DER FLUGBLÄTTER<br />
1. <strong>Sehen</strong> Sie die Szene in der Universität.<br />
a) Warum werden Sophie und ihr Bruder verhaftet?<br />
........................................................................<br />
b) Wie reagieren die Studierenden auf ihre Verhaftung?<br />
........................................................................<br />
c) Wie erklären Sie das Verhalten des Hausmeisters?<br />
Was sind seine Motive?<br />
........................................................................<br />
Sophie und Hans Scholl beim Verteilen der Flugblätter<br />
Sequenzenprotokoll 07<br />
1. Verhör durch Mohr<br />
Sophie wird von Robert Mohr verhört. Er droht ihr, dass sie für<br />
eine solche Tat mit dem Tod oder mit dem Zuchthaus bestraft<br />
werden kann. Sophie behauptet, dass sie und ihr Bruder unpolitisch<br />
sind. Sie erklärt, dass sie mit dem leeren Koffer zu ihren Eltern<br />
nach Ulm fahren wollte, um Wäsche zu holen. Zu jeder Frage<br />
Mohrs findet sie eine plausible Antwort. Schließlich sagt Robert<br />
Mohr, dass auch Hans Scholl die gleichen Erklärungen abgegeben<br />
hat. Deshalb besteht die Aussicht, dass sie bald frei gelassen<br />
wird. Sophie ist erleichtert.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk
Sequenz 16 Textauszug<br />
Mohr: Sie haben zwar mit<br />
falschen Parolen, aber mit<br />
friedlichen Mitteln gekämpft.<br />
Sophie: Warum wollen Sie<br />
uns denn dann überhaupt<br />
bestrafen?<br />
Mohr: Weil das Gesetz es so<br />
vorschreibt! Ohne Gesetz<br />
keine Ordnung.<br />
Sophie: Das Gesetz, auf das<br />
Sie sich berufen, hat vor der<br />
Machtergreifung 1933 noch<br />
die Freiheit des Wortes geschützt<br />
und heute bestraft es<br />
unter Hitler das freie Wort mit<br />
Zuchthaus oder dem Tod.<br />
Was hat das mit Ordnung zu<br />
tun?<br />
Mohr: Woran soll man sich<br />
denn sonst halten, als an das<br />
Gesetz, egal, wer es erlässt?<br />
Sophie: An Ihr Gewissen.<br />
Mohr: Ach was! er deutet<br />
auf den Gesetzesband, mit<br />
dem er beim ersten Verhör<br />
hantiert hat Hier ist das<br />
Gesetz und hier er deutet auf<br />
Sophie sind die Menschen.<br />
Und ich habe als Kriminalist<br />
die Pflicht zu prüfen, ob beide<br />
deckungsgleich sind, und<br />
wenn das nicht der Fall ist,<br />
wo die faule Stelle ist.<br />
Sophie: Das Gesetz ändert<br />
sich. Das Gewissen nicht.<br />
Mohr: Wo kommen wir hin,<br />
wenn jeder selbst bestimmt,<br />
was nach seinem Gewissen<br />
richtig oder falsch ist? Überlegen<br />
Sie doch mal, selbst<br />
wenn es Verbrechern gelingen<br />
würde, den Führer zu<br />
stürzen, was käme denn<br />
dann? Zwangsläufig ein verbrecherisches<br />
Chaos! Die so<br />
genannten freien Gedanken,<br />
der Föderalismus, die<br />
Demokratie? Das hatten wir<br />
doch alles schon, da wissen<br />
wir doch, wo es hinführt.<br />
Sophie: Ohne Hitler und<br />
seine Partei gäbe es endlich<br />
wieder Recht und Ordnung<br />
für jeden und den Schutz des<br />
Einzelnen vor Willkür, nicht<br />
nur für die Mitläufer.<br />
Mohr: Mitläufer? Willkür?<br />
Wer gibt Ihnen das Recht, so<br />
abfällig zu reden?<br />
Sophie: Sie reden abfällig,<br />
wenn Sie meinen Bruder und<br />
mich wegen ein paar<br />
Flugblättern Verbrecher nennen,<br />
obwohl wir nichts anderes<br />
machen, als mit Worten<br />
zu überzeugen versuchen.<br />
50<br />
„Sophie Scholl – Die letzten Tage“<br />
Sequenzenprotokoll 10<br />
2. Verhör, neue Beweise und Geständnis<br />
Das handgeschriebene Flugblatt, das Hans in der Universität bei<br />
sich trug, ist ein Beweis gegen Christoph Probst. Als Mohr Sophie<br />
mitteilt, dass ihr Bruder Hans gestanden und sich als einzigen<br />
Verantwortlichen erklärt hat, bestätigt auch Sophie, an der<br />
Flugblattaktion teilgenommen zu haben.<br />
Sequenzenprotokoll 14<br />
3. Verhör, Sophie schützt ihre Freunde<br />
Im Verhörzimmer. Mohrs Ziel ist es jetzt, weitere Mittäter herauszufinden.<br />
Dagegen ist es Sophies Ziel, Mohr zu überzeugen,<br />
dass sie und ihr Bruder Hans die alleinigen Verantwortlichen<br />
sind, dass sie aber den Eindruck erwecken wollten, die „Weiße<br />
Rose“ habe eine breite Basis. Dann versucht Mohr, von ihr weitere<br />
Namen zu bekommen, indem er ihr eine mildere Strafe verspricht.<br />
Aber Sophie definiert das als Hochverrat.<br />
ZU DEN SEQUENZEN 7, 10, 14: IM VERHÖR<br />
1. Wie wird Robert Mohr charakterisiert?<br />
■ ein eiskalter Profi<br />
■ ein erfahrener, routinierter Kriminalist<br />
■ ein sentimentaler Polizist<br />
■ ein sympathischer Mensch<br />
■ ein pflichtbewusster Beamter<br />
■ ein fanatischer Nazi<br />
2. Die Manipulationsstrategie von Mohr<br />
Lesen Sie die Sätze und entschieden Sie: Welche Absicht<br />
steckt dahinter? Was will Mohr erreichen? Ordnen Sie zu!<br />
Zitat Absicht<br />
■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Hoffnung machen<br />
■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Drohung<br />
■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Schuldgefühle provozieren<br />
■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G In die Enge treiben<br />
■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Drohung<br />
■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G sich human zeigen<br />
■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G einschüchtern<br />
■A<br />
Fräulein Scholl, die Flugblätter fallen unter die Kriegssonderstrafrechtsverordnung.<br />
Wollen Sie nachlesen, was<br />
auf Hochverrat und Feindbegünstigung steht? Gefängnis,<br />
Zuchthaus oder Todesstrafe.<br />
■B<br />
Vielleicht können Sie heute Abend doch noch nach Ulm<br />
fahren.<br />
■C<br />
Sie wohnen doch mit Ihrem Bruder zusammen. Da wollen<br />
Sie mir weismachen, dass Sie mit all dem nichts zu tun haben?<br />
■D<br />
Sie haben, verdammt noch mal, hier die Wahrheit zu sagen.<br />
■E<br />
Fräulein Scholl, wir kennen alle Namen! – Warum überlegen<br />
Sie sich nicht, mit uns zusammenzuarbeiten? … das<br />
würde man bei Ihrer Strafe berücksichtigen. Denken Sie<br />
doch mal an Ihre armen Eltern und die Schande, die Sie ihnen<br />
machen.<br />
■F<br />
Sie mit Ihren Privilegien. Sie dürfen von unserem Geld mitten<br />
im Krieg studieren. Ich habe in der verdammten Demokratie<br />
nur Schneider <strong>lernen</strong> dürfen.<br />
■G<br />
Ich will Ihnen doch nur helfen, Fräulein Scholl. <strong>Sehen</strong> Sie,<br />
ich habe einen Sohn, der ist sogar noch ein Jahr jünger als<br />
Sie, Fräulein Scholl. Aber jetzt steht er an der Ostfront, weil<br />
er einsieht, dass er seine Pflicht tun muss.<br />
3. Welche Strategien verfolgen Sophie und Mohr?<br />
Sophie Mohr<br />
zuerst ......................... ............................<br />
dann ......................... ............................<br />
am Schluss ......................... ............................<br />
4. An welchen Gesten Sophies können Sie erkennen, dass<br />
sie Angst hat? Welche Szenen beschreiben die Emotionen<br />
von Sophie?<br />
........................................................................<br />
........................................................................<br />
Sequenzenprotokoll 16<br />
Sophies Vorwürfe gegen Mohr<br />
In der Nacht hört Sophie Schreie, sie betet zu Gott. Am nächsten<br />
Morgen im Verhörzimmer. Mohr und Sophie führen ein<br />
ideologisches Gespräch über das Gesetz und das Gewissen.<br />
Nach Sophies Meinung steht das Gewissen über dem Gesetz.<br />
ZU SEQUENZ 16: SOPHIES VORWÜRFE GEGEN MOHR<br />
1. In den Verhören vertreten Sophie und Mohr<br />
verschiedene Meinungen.<br />
a) Lesen Sie den Textauszug (s. Randspalte) und unterstreichen<br />
Sie die Definitionen von Gesetz und Gewissen!<br />
Mohr und Sophie während des Verhörs<br />
b) Schreiben Sie die Meinungen von Sophie und Mohr in<br />
die Tabelle!<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk<br />
Sophie Mohr<br />
Gesetz ......................... ............................<br />
......................... ............................<br />
Gewissen ......................... ............................<br />
......................... ............................<br />
c) Was ist Ihre persönliche Meinung zum Thema?<br />
........................................................................<br />
........................................................................<br />
Sequenzenprotokoll 18<br />
Die goldene Brücke<br />
Der Gestapobeamte Mohr wirkt beeindruckt von dieser engagierten<br />
jungen Frau. Er versucht ihr einen Ausweg aus ihrer Lage<br />
zu zeigen: Wenn sie einsehen würde, dass sie einen Fehler gemacht<br />
hat, und dass sie sich auf ihren Bruder verlassen und nur<br />
mitgemacht hat, wäre vielleicht eine mildere Strafe möglich.<br />
Aber Sophie lehnt diese „goldene Brücke” ab: „Nein Herr Mohr,<br />
weil es nicht stimmt”, sagt sie. Sophie steht konsequent zu ihrer<br />
ideologischen Ausrichtung.
ZU SEQUENZ 18: DIE „GOLDENE BRÜCKE“<br />
a) Lesen Sie die Zitate aus dem Film<br />
b) Wie erklären Sie, dass Mohr Sophie eine<br />
„goldene Brücke“ baut?<br />
........................................................................<br />
c) Wie erklären Sie, dass Sophie Mohrs Angebot ablehnt?<br />
........................................................................<br />
d) Wie schätzen Sie Sophie ein? Können Sie ihr Verhalten<br />
verstehen?<br />
........................................................................<br />
Nach dem Film<br />
Die Figur Sophie Scholl<br />
1.Wann ist Sophie Scholl wie?<br />
Begründen Sie mit Szenen aus dem Film!<br />
Sophie ist … In welcher Szene?<br />
mutig<br />
glücklich<br />
lebenslustig<br />
ernst<br />
leichtsinnig<br />
ängstlich<br />
entschlossen<br />
traurig<br />
2.Wie würden Sie die Beziehung Sophies zu ihrem<br />
Bruder beschreiben?<br />
■ Sie bewundert ihn.<br />
■ Sie ist abhängig von ihm.<br />
■ Sie ist eifersüchtig auf ihn.<br />
■ Sie kritisiert ihn.<br />
3. Stellen Sie sich vor, Sophie Scholl hätte ein<br />
Tagebuch geschrieben.Was hätte sie geschrieben?<br />
a) Am Abend vor der Aktion in der Universität<br />
b) Als sie nach dem ersten Verhör auf den Entlassungsschein<br />
wartet<br />
c) Nachdem sie die „goldene Brücke“ Mohrs abgelehnt<br />
hat<br />
d) Um sich von ihrem Verlobten Fritz Hartnagel zu<br />
verabschieden<br />
e) Um sich von ihrer Familie zu verabschieden<br />
„Sophie Scholl – Die letzten Tage“ 51<br />
Die verschiedenen Atmosphären im Film<br />
Mit welchen Elementen schafft der Regisseur die<br />
Atmosphären und welche Wirkung erzielt er damit?<br />
Elemente:<br />
innen – aussen • Dunkelheit – Licht • Musik<br />
FarbenGegenstände • Wetter • Fenster<br />
Orte Elemente? Wirkung?<br />
Versteck<br />
Wohnung<br />
Universität<br />
Verhörzimmer<br />
Gefängniszelle<br />
Gerichtssaal<br />
Hinrichtungsraum<br />
Sophie in der Gefängniszelle © Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk<br />
Unter www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />
können Sie folgende weitere Übungen und Dokumente<br />
herunterladen:<br />
• Übungen zu den Sequenzen 21–25: „Im Volksgerichtshof“,<br />
• zu den Flugblättern und den politischen Zielen<br />
der „Weißen Rose“,<br />
• die Texte der Flugblätter,<br />
• ein Glossar zum Thema Nationalsozialismus,<br />
• eine genaue Charakterisierung der Personen im<br />
Film.<br />
Literatur<br />
Breinersdorfer, Fred (Hrsg.): Sophie Scholl – Die letzten Tage.<br />
Frankfurt/Main: 2005<br />
Bühler, Philipp: Sophie Scholl – Die letzten Tage, Filmheft.<br />
Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Bonn: 2005<br />
Bundeszentrale für politische Bildung: <strong>Deutsch</strong>er Widerstand<br />
1933–1945. Informationen zur politischen Bildung,<br />
Heft 243, Bonn: 2004<br />
Scholl, Inge: Die Weiße Rose, Frankfurt: 1993<br />
Steffahn, Harald: Die Weiße Rose, Reinbek bei Hamburg: 1992<br />
www.weisse-rose-stiftung.de<br />
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Sequenz 18 Textauszug<br />
Mohr: Ist es denn nicht so<br />
gewesen, dass Sie sich auf<br />
Ihren Bruder verlassen haben,<br />
dass es richtig war, was er<br />
getan hat, und Sie einfach<br />
nur mitgemacht haben?<br />
Sollen wir das nicht noch ins<br />
Protokoll aufnehmen? Sonst<br />
kann keiner mehr etwas für<br />
Sie tun.<br />
Sophie: Nein, Herr Mohr,<br />
weil es nicht stimmt.<br />
Sequenz 19 Textauszug<br />
Sophie: Mohr hat mir eine<br />
goldene Brücke gebaut, wenn<br />
ich von unserer Idee<br />
abschwöre. Aber ich bin nicht<br />
darauf eingegangen.<br />
Else: Warum denn nicht, in<br />
Gottes Namen? Sophie, du<br />
bist noch so jung, du musst<br />
für dich und eure Idee überleben<br />
und für deine Familie.<br />
Nimm in Gottes Namen sein<br />
Angebot an!<br />
Sophie: Es gibt kein Zurück.
hobpf`I=j^ofg^k^<br />
pmo^`ebI=pmob`ebk=rka=fabkqfqûq<br />
píìÇáÉå=òìê=ëéê~ÅÜäáÅÜJãÉÇá~äÉå=hçåëíêìâíáçå=ÇÉë=pÉäÄëí<br />
OMMS=ˇ=VTUJPJUVNOVJRUVJO=ˇ=OTT=pKI=âíK=ˇ=bro=ORIÔ<br />
ifrI=c^kd<br />
bkqtf`hirkd=pvkbodbqfp`ebo=<br />
e^kairkdphljmbqbkw<br />
báå=ÇáÇ~âíáëÅÜÉë=jçÇÉää=òìã=táêíëÅÜ~ÑíëÇÉìíëÅÜ=áå=`Üáå~<br />
OMMS=ˇ=VTUJPJUVNOVJRVMJU=ˇ=OMM=pKI=âíK=ˇ bro=OPIÔ<br />
h^qp^lrkfpI=kfhli^lp<br />
łcrkhbikab=t£oqbo�<br />
wìã=båíïìêÑ=ÉáåÉë=jìäíáãçÇ~äÉå=tçêíÄÉÇÉìíìåÖëåÉíòÉë=<br />
~äë=ÖÉÇ®ÅÜíåáëëíΩíòÉåÇÉ=ìåÇ=âçÖåáíáîÉ=iÉêåëíê~íÉÖáÉ=áã<br />
âçããìåáâ~íáîÉå=ìåÇ=ãÉÇá~ä=ÖÉëíΩíòíÉå=råíÉêêáÅÜí=ÇÉë<br />
aÉìíëÅÜÉå=~äë=cêÉãÇëéê~ÅÜÉ<br />
OMMS=ˇ=VTUJPJUVNOVJRVNJR=ˇ=NVM=pKI=âíK=ˇ=bro=NUIÔ<br />
lccboj^kkI=ropri^<br />
ib_bkafdb=hljjrkfh^qflk<br />
aáÉ=sÉêï~åÇäìåÖ=ÇÉë=lÇóëëÉìë=áå=eçãÉêë=lÇóëëÉÉ<br />
~äë=âçÖåáíáîJÉãçíáîÉë=e∏êÉêâçåòÉéí<br />
OMMS=ˇ=VTUJPJUVNOVJRVOJO=ˇ=POR=pKI=âíK=ˇ=bro=PRIÔ<br />
iudicium<br />
fraf`frj=sÉêä~Ö=dãÄe<br />
mçëíÑ~ÅÜ=TMNMST=√=aJUNPNM=jΩåÅÜÉå=√=e~åëJdê®ëëÉäJtÉÖ=NP=√=aJUNPTR=jΩåÅÜÉå<br />
qÉäK=HQV=EMFUV=TNUTQT=√=c~ñ=HQV=EMFUV=TNQOMPV=√=áåÑç]áìÇáÅáìãKÇÉ<br />
_ÉëíÉääìåÖÉå=êáÅÜíÉå=páÉ=ÄáííÉ=~å=fÜêÉ=_ìÅÜÜ~åÇäìåÖ=çÇÉê=~å=ÇÉå=sÉêä~ÖK<br />
a~ë=dÉë~ãíîÉêòÉáÅÜåáë=ÑáåÇÉå=páÉ=áã=fåíÉêåÉí=ìåíÉê=ïïïKáìÇáÅáìãKÇÉ<br />
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Abb. 1: Das Hauptmenü des Programms<br />
Videosequenzen in<br />
„Hot Potatoes“<br />
Von Frank Leppert<br />
Was ist „Hot Potatoes“? „Hot Potatoes“ ist eine Autorensoftware der „Humanities Computing and<br />
Media Centres der University of Victoria“ (http://web.uvic.ca/hcmc/), die von der Firma „Half Baked<br />
Software Inc.“ (http://www.halfbakedsoftware.com/) vertrieben wird. Mit „Hot Potatoes“ können Sie<br />
ohne Programmierkenntnisse interaktive Übungs- und Testaufgaben zu allen erdenklichen Lerninhalten<br />
erstellen. Das Programm gibt uns die Möglichkeit, verschiedene Aufgabentypen zu generieren: Quiz-<br />
Aufgaben, Multiple Choice, Schüttelsätze, Kreuzworträtsel, Zuordnungsaufgaben und Lückentexte.<br />
Dabei korrigiert das Programm selbstständig (also ohne Tutor) und kann auch Feedback zu den<br />
Antworten geben.<br />
Sowohl die Aufgaben als auch die Schaltflächen<br />
und Eingabefenster der Antworten werden im Internet-Browser<br />
dargestellt, da es sich bei den „Hot<br />
Potatoes“-Aufgaben um HTML-Dateien handelt.<br />
Aus diesem Grund sind „Hot Potatoes“-Übungen<br />
besonders für die Nutzung im Internet geeignet.<br />
Das Verlinken der einzelnen Übungen ermöglicht<br />
eine Zusammenstellung von kompletten Übungssequenzen.<br />
In der kostenpflichtigen Vollversion befindet<br />
sich ein Zusatzprogramm, der sogenannte<br />
„Masher“, der das Zusammenstellen verschiedener<br />
Übungen zu Lernsequenzen erleichtert. Allerdings<br />
können Sie auch Übungssequenzen mit der Basisversion<br />
(kostenlose Registrierung) erstellen, indem<br />
Sie die Übungen selbst verknüpfen.<br />
Das Arbeitsprinzip von „Hot Potatoes“<br />
Das Prinzip ist einfach: Nach dem Start des Hauptprogramms<br />
(Abb. 1) suchen Sie sich eine „Kartoffel“<br />
(= ein Button in Form einer Kartoffel) aus, je nachdem,<br />
welche Übungsform Ihnen geeignet erscheint.<br />
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54<br />
Videosequenzen in „Hot Potatoes“<br />
Der Button „JQuiz“ erstellt Quiz- und Multiple<br />
Choice-Aufgaben, „JCross“ Kreuzworträtsel, „JMix“<br />
Schüttelsätze, „JMatch“ Zuordungsübungen und<br />
„JCloze“ Lückentexte.<br />
Nach der Auswahl öffnet sich die Inputdatei<br />
(Abb. 2), in der die Aufgaben und die Lösungen eingegeben<br />
werden.<br />
Weiterhin können Sie Metaeinstellungen wie<br />
Erscheinungsbild, Arbeitssprache, Rückmeldun-<br />
Abb. 2: Die Inputdatei<br />
gen, Titel, Anweisungen u. Ä. vorkonfigurieren.<br />
Nach erfolgreicher Konfiguration der Inputdatei<br />
wird per Mausklick die eigentliche Übungsdatei generiert<br />
(Abb. 3). Diese Datei kann auf Wunsch sofort<br />
angezeigt werden. In diesem Fall öffnet sich<br />
das Fenster Ihres voreingestellten Browsers, also<br />
das Programm, mit dem Sie auch ins Internet gehen.<br />
Ganz wichtig ist, dass Sie den Internet Explorer<br />
benutzen, da „Hot Potatoes“-Übungen mit multimedialen<br />
Inhalten auf diesen Browser abgestimmt<br />
sind. Benutzen Sie einen anderen Browser<br />
können Einschränkungen im Funktionsumfang<br />
der Übungen auftreten. Danach können Sie überprüfen,<br />
ob Ihre Übungsdatei Ihren Vorstellungen<br />
Abb. 3: Die Übungsdatei<br />
entspricht. Ist dies nicht der Fall, korrigieren Sie die<br />
Angaben in der Inputdatei und erstellen eine 2.<br />
Fassung Ihrer Übung. Dabei sollten Sie darauf achten,<br />
dass Sie die verschiedenen Versionen entsprechend<br />
nummerieren.<br />
Eine allgemeine Einführung in „Hot Potatoes“<br />
kann man im Lernraum der Plattform DOKEOS<br />
„Hot Potatoes und Multimedia“ auf<br />
http://campus.dokeos.com (Benutzername:<br />
fremdsprache, Passwort: fremdsprache) finden.<br />
„Hot Potatoes“ und die Filmsequenzen:<br />
Lola rennt<br />
„Hot Potatoes“ bietet neuerdings eine interessante<br />
Funktion für all diejenigen, die sich mit Multimedia-Inhalten<br />
im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht beschäftigen<br />
wollen. In der Version 6 besteht die Möglichkeit,<br />
multimediale Elemente wie Bild, Ton und Video<br />
direkt in eine Übung zu integrieren, ohne dass<br />
weitere Programme zur Wiedergabe ausgeführt<br />
werden müssen. Diese Möglichkeiten bietet ansonsten<br />
nur aufwendige und teure Software. Filmbzw.<br />
Videosequenzen können so mit „Hot Potaoes“<br />
z.B. zur Vorentlastung, aber auch zur Nacharbeit eines<br />
Themenkreises einfach und effektiv in den Unterricht<br />
integriert werden. Dies soll am Beispiel des<br />
Films Lola rennt veranschaulicht werden.<br />
Am Anfang des Films wird ein Telefongespräch<br />
zwischen Lola und ihrem Freund Manni dargestellt.<br />
Diese Ausgangssituation ist extrem wichtig<br />
zum Verständnis der weiteren Handlung, so dass es<br />
sich lohnt, hier das Detailverstehen der Ereignisse<br />
zu sichern. Dazu schlage ich jeweils eine Zuordnungsübung<br />
für die Geschichte von Lola und Manni<br />
vor. Nach dem <strong>Sehen</strong> der jeweiligen zurechtgeschnittenen<br />
Videosequenz sollen die Schüler die<br />
folgenden Sätze in die richtige Reihenfolge bringen:<br />
Aufgabe 1: Zuordungsübung<br />
• Lola war in einem Geschäft.<br />
• Sie hat gesehen, wie jemand ihr Moped<br />
gestohlen hat.<br />
• Sie ist dem Dieb ein Stück nachgelaufen, aber<br />
der war zu schnell.<br />
• Da hat sie ein Taxi genommen.<br />
• Aber der Taxifahrer ist falsch gefahren.<br />
• So ist sie zu spät zu dem Treffen mit Manni<br />
gekommen.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
Da sich die Videosequenz direkt im Fenster der Hot<br />
Potatoes-Übung befindet, können die Schüler das<br />
Video vor- und zurückspulen, um die Aufgabe zu<br />
lösen. Für den Übungstyp kann sowohl eine<br />
„JMatch“-Übung (Zuordnungsübung) wie auch<br />
eine „JMix“-Übung (Schüttelsätze) gewählt werden.<br />
Die jeweilige Videodatei wird über das Menü Einfügen<br />
– Multimedia-Objekt integriert. Wie das<br />
im Detail geschieht, wird im „Tutorium 4“ genauer<br />
erklärt. Auch dieses Tutorium befindet sich im<br />
oben genannten DOKEOS-Raum auf<br />
http://campus.dokeos.com.<br />
Dasselbe geschieht dann mit Mannis Schilderung<br />
der Ereignisse:<br />
Aufgabe 2: Zuordungsübung<br />
• Manni hat ein illegales Geschäft gemacht.<br />
• Dabei hat er viel Geld bekommen, das er in<br />
eine Plastiktüte steckte.<br />
• Dann hat er auf Lola gewartet, aber die ist<br />
nicht gekommen.<br />
• Deshalb ist er zur U-Bahn gegangen.<br />
• In der U-Bahn saß ein Penner.<br />
• Plötzlich sind da zwei<br />
Fahrscheinkontrolleure.<br />
• Da hat Manni Panik bekommen und ist ausgestiegen.<br />
• Leider hat Manni die Plastiktüte auf dem Sitz<br />
vergessen.<br />
• Der Penner hat die Plastiktüte gesehen und<br />
hat sie mitgenommen.<br />
Nachdem wir erfahren haben, was vorher passiert<br />
ist, wird auch klar, in welcher prekären Situation<br />
sich Manni befindet. Die wichtige Information, die<br />
von den Zuschauern verstanden werden muss, ist<br />
die, dass Lola innerhalb von 20 Minuten 100.000<br />
Mark auftreiben und das Geld zu Manni bringen<br />
muss, der bis 12 Uhr an der Telefonzelle wartet und<br />
dann den Supermarkt überfallen will. Sonst wird<br />
ihn Ronni, sein krimineller Auftraggeber, umbringen.<br />
Das Verstehen dieses dritten Teils können Sie<br />
entweder mit einer Multiple-Choice-Übung oder<br />
auch mit einem Lückentext (Lücken sind hier kursiv<br />
gedruckt) sichern:<br />
Videosequenzen in „Hot Potatoes“ 55<br />
Aufgabe 3: Lückentext<br />
Wenn Manni die Wahrheit sagt, wird es Ronni<br />
ihm nicht glauben, da er ihn schon einmal belogen<br />
hat und wohl denkt, dass Manni die 100.000<br />
Mark für sich selbst behalten möchte. Obwohl<br />
Manni Zweifel hat, dass Lola das Geld besorgen<br />
kann, wartet er noch 20 Minuten auf sie. Wenn<br />
Lola aber nicht kommt, wird er um 12 Uhr den<br />
Supermarkt überfallen, um so an das Geld zu<br />
kommen.<br />
Eine Wortschatzübung zur Umgangssprache lässt<br />
sich anschließen. Begriffe wie „Kippen“, „diese Typen“<br />
oder „Vollidiot“ werden mit einigen den Schülern<br />
schon bekannten Begriffen assoziiert. Auch<br />
hier können Sie sehr gut kurze Ausschnitte aus der<br />
Filmsequenz nutzen.<br />
Multimedia für alle<br />
Die Anwendungspalette von „Hot Potatoes“ ist<br />
aber noch weiter gefächert. Selbstverständlich<br />
müssen Sie sich nicht auf den Bereich Spielfilme<br />
beschränken. Videosequenzen, die Sie mit der eigenen<br />
Filmkamera bzw. mit dem digitalen Fotoapparat<br />
aufgenommen haben, sind genauso verwendbar<br />
wie auch Musikvideos, Werbefilme u.a. aus<br />
dem Internet. Da die Technik immer einfacher<br />
(und auch billiger) geworden ist, dürfte es selbst für<br />
den Laien kein Problem mehr sein, sich Material zu<br />
beschaffen und in Übungen aufzubereiten. Es ist<br />
jedoch darauf zu achten, dass Sie kein urheberrechtlich<br />
bedenkliches bzw. geschütztes Material in<br />
Ihrem Unterricht verwenden. Daher ist es empfehlenswert,<br />
selbst gedrehtes Material zu verwenden.<br />
Dazu der folgende Vorschlag:<br />
Zutaten:<br />
500 g Stockfisch<br />
500 g Kartoffeln<br />
2 Zwiebeln<br />
2 Zehen Knoblauch<br />
5 EL Olivenöl<br />
Pfeffer, Salz<br />
10 Oliven, schwarz<br />
2 Eier<br />
1 EL Petersilie<br />
Den Stockfisch kochen. Dabei zerfällt der Stockfisch in kleine Teile. Die Kartoffeln<br />
kochen und in Scheiben schneiden. Zwiebeln in Ringe schneiden und Knoblauch<br />
fein hacken. In einer beschichteten Pfanne Olivenöl erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch<br />
andünsten. Kartoffelscheiben zufügen und kurz anbraten. Stockfisch zufügen,<br />
vorsichtig untermischen und mit wenig Salz und frisch gemahlenem Pfeffer<br />
würzen. Kartoffel-Fisch-Mischung in eine Auflaufform füllen, mit Oliven belegen.<br />
Stockfisch auf einem Teller mit hartgekochten Eiern und Petersilie anrichten.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
56<br />
Videosequenzen in „Hot Potatoes“<br />
Portugiesischer Stockfisch mit „Hot Potatoes“<br />
und Videosequenzen<br />
Mit Hilfe des Internets kann man sich sehr leicht<br />
Kochrezepte wie das auf S.55 besorgen.<br />
Als erstes werden die Zutaten fotografiert, die<br />
dann im Computer als Bilddateien, am besten im<br />
JPEG-Format, bereitgestellt werden. Für jeden, der<br />
mit einem digitalen Fotoapparat umgehen kann,<br />
ist das nicht weiter schwer.<br />
Während Sie das Gericht kochen, sollten Sie einen<br />
Bekannten darum bitten, den Vorgang mit einer<br />
digitalen Videokamera aufzunehmen:<br />
1. die Kartoffeln kochen<br />
2. den Stockfisch kochen<br />
3. Zwiebeln in Ringe schneiden<br />
4. Knoblauch fein hacken<br />
5. Öl in eine Pfanne geben und erhitzen<br />
6. Zwiebeln und Knoblauch andünsten<br />
7. Kartoffeln in Scheiben dazu geben und anbraten<br />
8. Stockfisch zufügen und untermischen<br />
9. mit Salz und Pfeffer würzen<br />
10. alles in eine Auflaufform füllen<br />
11. mit Oliven belegen<br />
12. auf einem Teller mit hartgekochten Eiern und<br />
Petersilie anrichten<br />
Nachdem Sie die Filmsequenz auf den Computer<br />
überspielt haben, schneiden Sie die folgenden Szenen<br />
mit einem Schnittprogramm wie z.B. „Pinnacle<br />
Studio 9“ heraus und konvertieren diese in ein internetfähiges<br />
Format (z.B. „Windows Media“ oder<br />
„Real Media“).<br />
Bemerkungen zu den Übungsdateien<br />
Insgesamt sind 8 Übungen mit „Hot Potatoes“ erstellt<br />
worden:<br />
1. Zutaten2.htm<br />
2. Zutaten_Verben.htm<br />
3. Verben_Video1.htm<br />
4. Verben_Video2.htm<br />
5. Verben_Video3.htm<br />
6. Verben_Video4.htm<br />
7. Arbeitsanweisungen.htm<br />
8. lueckentext.htm<br />
Alle Übungen können auf der Plattform<br />
DOKEOS http://campus.dokeos.com (Benutzername:<br />
fremdsprache, Passwort: fremdsprache) im<br />
Kurs „Hot Potatoes“ eingesehen und bearbeitet<br />
werden. In diesem Arbeitsraum finden Sie auch die<br />
oben erwähnten Tutorien und die Konfigurationsdateien<br />
der „Hot Potatoes“-Übungen in gepackter<br />
Form zum Download unter dem Menüpunkt<br />
Dokumente vor. Mit den Konfigurationsdateien<br />
können Sie sich ein Bild davon machen, wie man<br />
den Input der Übungen gestaltet.<br />
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In der ersten Übung (Zutaten2.htm) soll der Wortschatz<br />
gesichert werden. Dazu eignet sich das Modul<br />
„JQuiz“, das außer Multiple-Choice auch Kurzantworten<br />
vorsieht. In unserer Übung wird jeweils<br />
das Bild einer der 9 Zutaten gezeigt, der Schüler soll<br />
dann den Namen der Zutat mit dem jeweiligen Artikel<br />
in das freie Feld eingeben.<br />
In Übung 2 (Zutaten_Verben.htm) können die<br />
Lernenden die Zutaten einem Verb zuordnen, so<br />
dass sich aus dem Resultat eine Arbeitsanweisung<br />
ergibt, z.B. die Kartoffelscheiben + dazugeben<br />
und anbraten<br />
Videosequenzen werden in den Übungen 3–6<br />
(Verben_Video1 – 4.htm) eingesetzt. Zuerst spielt<br />
der Schüler den Video-Clip ab, der einen Arbeitsschritt<br />
bei der Durchführung des Rezeptes zeigt<br />
und entscheidet danach, welche Arbeitsanweisung<br />
dazu passt. Diese Aktivität wurde auf mehrere<br />
Übungen verteilt, da sonst zu viele Items auf der<br />
Oberfläche auftreten und es zu Schwierigkeiten bei<br />
der Bearbeitung der Übung kommen kann.<br />
In Übung 7 werden die einzelnen Arbeitsschritte<br />
in die richtige Reihenfolge gebracht.<br />
Das Modul „JMix“ sieht die Möglichkeit vor, einzelne<br />
Elemente linear anzuordnen. Die ausgewählten<br />
Satzteile sind die Arbeitsanweisungen. Dabei<br />
haben die Schüler die Möglichkeit, eine Videosequenz<br />
aller Arbeitsschritte bei der Durchführung<br />
des Rezeptes anzusehen. Danach müssen sie sich<br />
an die richtige Reihenfolge erinnern und dementsprechend<br />
auf die Arbeitsanweisungen klicken.<br />
Als letzte Übung (lueckentext.htm) haben wir<br />
einen Lückentext gewählt, der das Rezept im Imperativ<br />
wiedergibt. Hier sind sowohl einige Verben als<br />
auch Zutaten als Lücken definiert worden. Als Hilfe<br />
dienen dabei Fotos der Zutaten oder Videoclips der<br />
Arbeitsanweisungen.<br />
„Hot Potatoes“ ist ein vielfältiges Programm,<br />
das nicht nur für einfache Grammatikübungen verwendbar<br />
ist, sondern auch in größeren Projekten<br />
mit multimedialen Inhalten gute Dienste leisten<br />
kann. Obwohl es einiger technischen Voraussetzungen<br />
bedarf, das Videomaterial zu beschaffen,<br />
bzw. zu erstellen, sollte es kein großes Hindernis<br />
sein, die ersten Schritte zu gehen und es einfach<br />
einmal auszuprobieren.
„Treibhäuser der Zukunft“<br />
Auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />
Über den Film<br />
Von Niko Georgi und Rainer E. Wicke<br />
Bei der Berliner Premiere des Filmes Treibhäuser der Zukunft im Juli 2004 äußerte die Vorsitzende der<br />
<strong>Deutsch</strong>en Kinder- und Jugend-Stiftung die Hoffnung, dass mit dem von Reinhard Kahl angefertigten<br />
Filmmaterial „Licht in die Bildungslandschaft in <strong>Deutsch</strong>land kommen sollte“. Die damalige<br />
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn charakterisierte den Film sogar als einen „Funken, der zum<br />
Feuer wird, das lange brennt“.<br />
Diesen Erwartungen wird der Film Treibhäuser<br />
der Zukunft gerecht, denn er zeigt am Beispiel<br />
mehrerer gut funktionierender Ganztagsschulen<br />
auf, dass neue Kulturen des Lernens in <strong>Deutsch</strong>land<br />
gelebt werden. Kahl begnügt sich nicht damit,<br />
Direktoren, Lehrer und Schüler zu Wort kommen<br />
zu lassen. Er zeigt Beispiele aus dem Schulleben<br />
der Ganztagsschulen, aus dem Unterricht und dem<br />
schulischen Umfeld, die für den Betrachter nachvollziehbar<br />
und motivierend sind. Die Prinzipien,<br />
die in Reinhard Kahls Film veranschaulicht werden,<br />
lassen sich auch auf Zusammenhänge im<br />
<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht übertragen.<br />
Formen des partnerschaftlichen und des autonomen<br />
Lernens im Regelunterricht werden dort<br />
ebenso vorgestellt, wie der kreative und fächerübergreifende<br />
Musikunterricht oder die veränderte<br />
Lehrerrolle beim autonomen Lernen. Analog zu<br />
den in Treibhäuser der Zukunft präsentierten Unterrichtsprojekten<br />
kann der Schwerpunkt im DaF-<br />
Unterricht auf das projektorientierte Lernen gelegt<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
© Archiv der Zukunft
58<br />
„Treibhäuser der Zukunft“<br />
werden. Kahl konzentriert sich zunächst nicht auf<br />
Großprojekte, die Lehrer und Schüler verschrecken,<br />
sondern auf Miniprojekte, die sich z.B. in einer<br />
Unterrichtsstunde realisieren lassen (Wicke<br />
1997). Dies erscheint sinnvoll, denn Großprojekte<br />
mit (noch) größerer Freiheit lassen sich erst realisieren,<br />
wenn Schüler und Lehrer sich eine bestimmte<br />
Projektkompetenz im regulären Unterricht<br />
erworben haben. Zu diesen Kompetenzen gehört<br />
unter anderem auch, dass die Schüler schon<br />
in den unteren Klassen und Jahrgängen anhand<br />
von Lesetagebüchern Auskunft über die eigene<br />
Leseerfahrung geben können, wie dies in dem Film<br />
nachvollziehbar aufgezeigt wird. Der Lehrer wird<br />
mehr und mehr zum Beobachter, Betreuer und<br />
Begleiter des Lernprozesses. In einer Sequenz ist<br />
sogar vom „Gastgeber“ die Rede.<br />
„Der Kontext, in dem die Forderung nach größerer<br />
Lernerautonomie und nach selbst gesteuertem<br />
Lernen steht, wird durch die Jugendlichen<br />
weitgehend selbst geprägt. Ihre Sozialisation durch<br />
die sich derzeit stark verändernde Gesellschaft<br />
führt zur Verschiebung ihrer Normen und Werte.<br />
Bisher gültige Lebensmuster sind nicht mehr einheitlich.<br />
Lehrerinnen und Lehrer müssen sich dessen<br />
bewusst sein, wenn sie ihren <strong>Deutsch</strong>unterricht<br />
konzipieren.“ (Bimmel 2000)<br />
„Jedes Kind ist einmalig!“, sagt Alfred Hinz, der<br />
Rektor der Bodensee-Schule im Interview. Er<br />
spricht sich außerdem „gegen den Einheitsbrei an<br />
der Schule“ aus und beschreibt die Individualisierung<br />
des Lernens als „den Schlüssel zur Pädagogik“.<br />
Dieser Ansatz wird auch von Pädagogen, Wissenschaftlern<br />
und Experten unterstützt, die der Autor<br />
in seine Arbeit einbezogen hat. Dazu gehören<br />
bekannte Namen wie Hartmut von Hentig, Gisela<br />
Erler, Andreas Schleicher, Manfred Spitzer, Peter<br />
Fauser, Jean Pol Martin, Jürgen Oelkers, Renate<br />
Hendricks und Elsbeth Stern.<br />
Die jeweiligen Filmausschnitte mit Szenen aus<br />
dem Kontext der porträtierten Schulen und Experteninterviews<br />
lassen die Prinzipien einer modernen<br />
Methodik und Didaktik lebendig werden: Methodenvielfalt,<br />
Lernerorientierung, Binnendifferenzierung,<br />
ganzheitliches und handlungsorientiertes<br />
Lernen, Projektunterricht oder die Verwendung<br />
schüler- und altersgerechter Materialien.<br />
Für den interessierten Betrachter des Materials<br />
werfen sich folgende Fragen auf: Wie kann man<br />
den eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />
(noch) motivierender machen? Wie kann man<br />
schrittweise die Verantwortung der Lernenden für<br />
das eigene Lernen vergrößern? Welche Aufgabentypen<br />
tragen dazu bei, dass die Schülerinnen und<br />
Schüler ihr lernstrategisches Repertoire erweitern?<br />
Und welche verhindern dies eher?<br />
Natürlich müssen Lehrer den Transfer wagen,<br />
entsprechend planen und neue Wege beschreiten,<br />
um die Erfahrung zu machen, dass „es“ doch geht<br />
und Veränderungen neuen Schwung bringen.<br />
Der Film von Reinhard Kahl bietet auch für den<br />
<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht bzw. für<br />
dessen behutsame methodisch-didaktische Veränderung<br />
eine Chance. Die vielen Vorschläge zur Gestaltung<br />
des schüleraktiven und handlungsorientierten<br />
Unterrichts, die Beschreibungen und Projektideen<br />
enthalten viele Aspekte, die gut übernommen<br />
werden können.<br />
Bericht einer Konferenz<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Darüber hinaus bietet Treibhäuser der Zukunft<br />
aber auch die Möglichkeit des Einsatzes in Fortbildungszusammenhängen,<br />
z.B. in schulinternen Veranstaltungen,<br />
DaF-Konferenzen oder – wie in 2005<br />
in Madrid / Spanien geschehen – bei <strong>Deutsch</strong>lehrertagen<br />
des Goethe-Institutes.<br />
Niemand kann Filmen oder Ausschnitten, die<br />
länger als 10 – 15 Minuten dauern, ständig konzentriert<br />
folgen. Daher müssen für eine solche Tagung<br />
Sequenzen ausgewählt werden, die leicht auf die<br />
Arbeitszusammenhänge der ausländischen<br />
<strong>Deutsch</strong>lehrerinnen und -lehrer übertragen werden<br />
können. Obwohl der Bezug zum <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />
nur in einigen Sequenzen hergestellt<br />
wird, bietet Treibhäuser der Zukunft in vielfacher<br />
Hinsicht Möglichkeiten, den fächerübergreifenden,<br />
handlungsorientierten und vor allen Dingen<br />
schülerzentrierten Unterricht in den Mittelpunkt<br />
der Diskussion zu stellen. Eine Sequenz, in<br />
der die Schüler selbst die Rolle des Lehrers übernehmen<br />
und den eigenen Unterricht in der <strong>Fremdsprache</strong><br />
gestalten, bietet sich hier besonders an.<br />
Gerade dieses wird in einem im Film gezeigten Experiment<br />
von Jean Pol Martin zum Thema Lernen<br />
durch Lehren aufgearbeitet.<br />
Die ausgewählten Filmsequenzen boten daher<br />
einen gelungenen Auftakt für den zweitägigen Kongress,<br />
der unter dem Motto Mehr Eigenständigkeit<br />
der Lehrer und Lerner – Herausforderung an die<br />
Schule der Zukunft ausgerichtet wurde.<br />
Auf die mit Hilfe der Filmsequenzen veranschaulichten<br />
und durch die Vertreter der Schulen<br />
mit Leben gefüllten Best-Practice-Berichte folgte<br />
die Diskussion des Stellenwertes der angestrebten<br />
Lernerautonomie, die auf vier Säulen ruht: Motivation<br />
und Selbstvertrauen, ein breites Repertoire an<br />
Lernstrategien, die Fähigkeit und Bereitschaft zur
Selbststeuerung des eigenen Lernprozesses sowie<br />
Kooperationsfähigkeit. Das Vorbereitungsteam war<br />
sich des Risikos bewusst, eine Tagung für spanische<br />
<strong>Deutsch</strong>lehrer mit Szenen und Berichten aus deutschen<br />
„Vorzeigeschulen“ einzuleiten und gleichzeitig<br />
auf motivierende Effekte im Blick auf die Rezeption<br />
der später folgenden Workshops und Kurzvorträge<br />
zu hoffen. Die Lehrerinnen und Lehrer erhielten<br />
in den Workshops die Gelegenheit, die Unterrichtsvorschläge<br />
selbst auszuprobieren, indem sie<br />
in kurzer Zeit kleine Gedichte verfassen, Texte lesen<br />
und Aufgaben dazu bearbeiten und unterschiedliche<br />
Möglichkeiten für eine handwerklich-künstlerische<br />
Gestaltung von Miniprojekten diskutieren<br />
konnten. Das Prinzip, dass sich die Lehrerfortbildung<br />
stets der Methoden bedienen muss, die sie<br />
letztendlich im Unterricht der Teilnehmer umgesetzt<br />
wissen will, muss gerade hier eingehalten<br />
werden. Nur so kann man Lehrer und Lehrerinnen<br />
gewinnen, selbst neue Wege – auch im Sinn von<br />
Treibhäuser der Zukunft – zu beschreiten, denn<br />
nichts ist überzeugender als der eigene Erfolg bei<br />
dem Ausprobieren neuer Methoden.<br />
Tipps zur Gestaltung eines<br />
<strong>Deutsch</strong>lehrertages<br />
• <strong>Sehen</strong> Sie sich den Film wiederholt (im Vorbereitungsteam)<br />
an.<br />
• Legen Sie die Ausschnitte fest, die Sie im<br />
Rahmen der Einführungsvorstellung präsentieren<br />
wollen, um das Thema zu illustrieren:<br />
– Achten Sie darauf, dass die ausgewählten<br />
Sequenzen insgesamt eine Länge von zehn bis<br />
fünfzehn Minuten nicht überschreiten, damit<br />
die Teilnehmer den Ausschnitten konzentriert<br />
folgen können.<br />
– Wählen Sie Passagen aus, die sich entweder<br />
mit dem <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht befassen<br />
oder deren Inhalte sich auf die Arbeit in<br />
<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong> übertragen lassen.<br />
– Kommentieren Sie die Präsentation der einzelnen<br />
Sequenzen durch kurze Erläuterungen.<br />
– Planen Sie Diskussionsbeiträge zwischen den<br />
einzelnen Sequenzen ein, damit die Teilnehmer<br />
Gelegenheit haben, sich zu diesen zu äußern.<br />
• Lassen Sie stets Fragen aus dem Plenum zu.<br />
• Bieten Sie Folgeveranstaltungen und Workshops<br />
zu den Themen „Lernerzentrierter Unterricht“,<br />
„Autonomes Lernen“ etc. an, in denen die<br />
Prinzipien der Gestaltung eines modernen<br />
(<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-)Unterrichts konkretisiert<br />
werden, wie er in Treibhäuser der<br />
Zukunft beschrieben wird.<br />
Plenarworkshop Rainer E. Wicke<br />
„Treibhäuser der Zukunft“ 59<br />
© Archiv der Zukunft<br />
• Bitten Sie die Referenten, in ihren Workshops,<br />
Bezüge zum Film herzustellen.<br />
• Bieten Sie eine Evaluationsphase an, in der die<br />
Teilnehmer Ihnen (schriftliche) Rückmeldungen<br />
zum Einsatz des Filmes geben.<br />
Literatur<br />
Bimmel, Peter/ Rampillon, Ute: Lernerautonomie und Lernstrategien,<br />
in: Goethe-Institut München, Gesamthochschule<br />
Kassel (Hrsg.): Fernstudienprojekt zur Fort- und Weiterbildung<br />
im Bereich Germanistik und <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>,<br />
Fernstudieneinheit Nr. 23, München: Langenscheidt<br />
Verlag 2000, S. 27<br />
Kahl, Reinhard: Treibhäuser der Zukunft, Wie in <strong>Deutsch</strong>land<br />
Schulen gelingen. Archiv der Zukunft, Kinder- und Jugendstiftung,<br />
ISBN 3-9809294-3-4, Berlin: 2004.<br />
3 DVDs plus Buch von 120 Seiten, zu beziehen bei: Archivder-Zukunft-Produktionen,<br />
Eppendorfer Landstraße 46,<br />
20249 Hamburg oder elektronisch unter: bestellung@archivder-zukunft.de.<br />
Der Film ist inzwischen in zwei verschiedenen<br />
Versionen erhältlich: Die für Abnehmer aus <strong>Deutsch</strong>land<br />
bestimmte Version besteht aus drei DVDs mit insgesamt<br />
vierzehn Stunden Filmmaterial inklusive eines Begleitbuches<br />
mit 120 Seiten (29,- Euro). Seit März 2005 ist auch eine<br />
kürzere, internationale Fassung in den Sprachen Englisch,<br />
Französisch und <strong>Deutsch</strong> erhältlich (32,20 Euro). Die Pakete<br />
können in vielfacher Hinsicht für Lehrerkonferenzen, Informationsveranstaltungen<br />
in Schulen, aber auch für Fachkonferenzen<br />
genutzt werden. Ein Exemplar der internationalen<br />
Fassung, die freundlicherweise in einer größeren Stückzahl<br />
von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zur<br />
Verfügung gestellt wurde, kann bei Interesse kostenlos (ausschließlich<br />
für Schulen und soweit der Vorrat reicht) unter<br />
folgender Adresse bezogen werden: BMBF, Referat 324, Hannoversche<br />
Str. 28-30, 10115 Berlin<br />
Wicke, Rainer E.: Vom Text zum Projekt,<br />
Berlin: Cornelsen 1997, S. 111/112<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
60<br />
Filmographie<br />
ALLES FÜR DEN HUND<br />
Kurzspielfilm, 13 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 2001<br />
Ein Märchen vom Kreislauf des Geldes vom kurzen<br />
Glück und von der stetigen Wiederkehr des Gleichen,<br />
Buch und Regie: Birgit Lehmann<br />
Bezugsquelle: direkt über die Regisseurin:<br />
Birgit Lehmann, Linnestr. 10, 60385 Frankfurt a. M.<br />
birgit-Lehmann@go4more.de<br />
Zielgruppe: Kinder und Jugendliche und junge<br />
Erwachsene, ab Niveaustufe A2<br />
siehe: Tina Welke, Ein Plädoyer für die Arbeit mit<br />
Kurzfilmen, S. 21.<br />
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI<br />
Spielfilm, 127 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land/Österreich 2004<br />
Buch: Katharina Held, Hans Weingartner<br />
Regie: Hans Weingartner<br />
Weitere Informationen:<br />
www.diefettenJahre.de<br />
http://www.filmstarts.de/kritiken<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Die_fetten_Jahre_sind_vorbei<br />
www.bpb.de (Filmheft zum kostenlosen Herunterladen<br />
oder zum Bestellen, 1 Euro Unkostenbeitrag, zuzüglich<br />
Versandkosten)<br />
www.goethe.de/cineallemand2 (Unterrichtsvorschlag<br />
und Hintergrundinformationen)<br />
Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />
im Ausland, im Handel erhältlich als DVD<br />
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />
ab Niveau B2<br />
siehe: Hans-Erich Herfurth, Die fetten Jahre sind<br />
vorbei, S. 42<br />
GOOD BYE, LENIN<br />
Spielfilm, 120 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 2003<br />
Regie: Wolfgang Becker<br />
Weitere Informationen:<br />
www.good-bye-lenin.de<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Good_Bye_Lenin<br />
www.bpb.de<br />
(Filmheft zum kostenlosen Herunterladen oder zum<br />
Bestellen, 1 Euro Unkostenbeitrag, zuzüglich<br />
Portokosten)www.oesterreichinstitut.at/lenin.html<br />
(Materialien und Unterrichtsvorschläge)<br />
www.goethe.de/z/jetzt/dejart52/dejleh52.htm#Lenin<br />
(Projektvorschlag zum Thema <strong>Deutsch</strong>land nach der<br />
Wende)<br />
Buch zum Film: Michael Töteberg (Hrsg.): Good Bye,<br />
Diese kommentierte Filmographie bietet einen Überblick über alle Filme, zu denen das Heft<br />
Didaktisierungsvorschläge bietet.<br />
Bitte beachten Sie beim Einsatz des Filmmaterials die rechtlichen Grundlagen (siehe Anne Sass,<br />
Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, S. 5).<br />
Die angegebenen Niveaustufen beziehen sich auf die im jeweiligen Artikel angebotenen Aufgaben<br />
und Übungen.<br />
Lenin, Drehbuch, Interviews und Hintergrundinformationen,<br />
2000.<br />
Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />
im Ausland in <strong>Deutsch</strong>land bei den Verleihstellen der<br />
Bundeszentrale für politische Bildung<br />
(www.bpb.de/publikationen).<br />
Im Handel erhältlich als VHS und DVD<br />
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />
ab Niveau B2<br />
siehe: Claudia Salokannel, Good bye, Langeweile, S. 36.<br />
LOLA RENNT<br />
Spielfilm, 81 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 1997<br />
Buch und Regie: Tom Tykwer<br />
Weitere Informationen:<br />
www.lola-rennt.de<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Lola_rennt<br />
www.oesterreichinstitut.at/lola.html (Materialien und<br />
Unterrichtsvorschläge)<br />
Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />
im Ausland, im Handel erhältlich als VHS und DVD<br />
Buch zum Film: Petra Anders, Manfred Rüsel:<br />
Rund um ... Lola rennt, Kopiervorlagen für den<br />
<strong>Deutsch</strong>unterricht, Berlin: Cornelsen 2006<br />
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />
ab Niveau B1<br />
siehe: Frank Leppert, Videosequenzen in Hot Potatoes,<br />
S. 53.<br />
DAS SAMS - DER FILM<br />
Kinderfilm, Literaturverfilmung, 96 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 2001<br />
Buch: Paul Maar, Ulrich Limmer<br />
Regie: Ben Verbong<br />
DAS SAMS IN GEFAHR<br />
Kinderfilm, Literaturverfilmung, 101 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 2003<br />
Buch: Paul Maar, Ulrich Limmer<br />
Regie: Ben Verbong<br />
Bezugsquelle:<br />
Beide Filme sind im Handel als VHS und als DVD<br />
erhältlich<br />
Weitere Informationen:<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Das_Sams_(Film)<br />
http://jasmintabatabai.com/deutsch/film_das_sams_in_<br />
gefahr.htm (u. a. ein Presseheft zum Herunterladen)<br />
Zielgruppe: Kinder und Jugendliche,<br />
ab Niveaustufe A1.2<br />
siehe: Lydia Rössler, Viel weniger an Film ist mehr,<br />
S. 17.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
SCHWARZFAHRER<br />
Kurzspielfilm, 12 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 1992<br />
Buch und Regie: Pepe Danquart<br />
Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />
im Ausland, in <strong>Deutsch</strong>land bei den Verleihstellen der<br />
Bundeszentrale für politische Bildung<br />
(www.bpb.de/publikationen).<br />
oder erhältlich für 30,- CHF / ca. 19 Euro (mit<br />
Vorführlizenz) bei www.filmeeinewelt.ch<br />
Weitere Informationen: http://www.filmeeinewelt.ch<br />
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />
Niveaustufe: B2.2<br />
siehe: Luisa Gregori / Vaclav Kubecka / Elena<br />
Tschudinova, Schwarzfahrer, S. 26.<br />
SOPHIE SCHOLL – DIE LETZTEN TAGE<br />
Spielfilm, 116 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 2005<br />
Buch: Fred Beiersdorfer<br />
Regie: Marc Rothemund<br />
Weitere Informationen:<br />
www.sophiescholl-derfilm.de<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Scholl_-_Die_letzten_Tage<br />
www.bpb.de (Filmheft zum kostenlosen Herunterladen<br />
oder zum Bestellen, 1 Euro Unkostenbeitrag, zuzüglich<br />
Versandkosten)<br />
Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />
im Ausland, im Handel erhältlich als DVD<br />
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />
ab Niveaustufe B2<br />
siehe: Germana D’Alessio, Martin Saurer, Sophie Scholl<br />
– die letzten Tage, S. 48.<br />
TALKS 1 – KURZ UND GUT MACHT SCHULE<br />
Kurzfilm, ca. 6 Minuten<br />
<strong>Deutsch</strong>land 2002, ca. 6 Minuten<br />
Regie, Drehbuch: Mickel Rentsch<br />
Talks 1/2 ist einer von neun Kurzfilmen der DVD „Kurz<br />
und gut macht Schule“, hrsg. vom Goethe Institut.<br />
Weitere Informationen: www.goethe.de/filmschule<br />
(hier Abdruck der Dialoge und didaktische Materialien)<br />
Bezugsquelle: Bestellungen der DVD können gegen<br />
eine Schutzgebühr und Unkostenpauschale bei der<br />
Sprachabteilung des nächstgelegenen Goethe-Instituts<br />
im Ausland vorgenommen werden.<br />
Zielgruppe: Jugendliche, junge Erwachsene,<br />
ab Niveau: B1.1<br />
siehe: Anne Sass, Filme im Unterricht - <strong>Sehen</strong>(d)<br />
<strong>lernen</strong>, S. 5.
TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER<br />
Mischung aus Comedy (Sitcom) und Familienserie<br />
Erstausstrahlung der 1. Staffel (12 Folgen): 14.<br />
März 2006 im Ersten <strong>Deutsch</strong>en Fernsehen (ARD)<br />
Länge einer Episode: ca. 25 Minuten<br />
Weitere Staffeln: geplant für 2007<br />
Weitere Informationen:<br />
www.DasErste.de/tuerkischfueranfaenger<br />
Bezugsquelle: Die DVD „türkisch für Anfänger“<br />
Staffel 1, 2006 Universum Film GmbH ist im Handel<br />
erhältlich.<br />
Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />
ab Niveaustufe A1.2<br />
siehe Angelika Lundquist-Mog, „türkisch für<br />
Anfänger“ , S. 29.<br />
TREIBHÄUSER DER ZUKUNFT – WIE IN<br />
DEUTSCHLAND SCHULEN GELINGEN<br />
Dokumentation<br />
<strong>Deutsch</strong>land 2004<br />
Buch und Regie: Reinhard Kahl<br />
Weitere Informationen:<br />
www.archiv-der-zukunft.de/filme/treibhaeuser-derzukunft.php<br />
Hintergrundinformationen und<br />
Miniversion (4,32 Minuten) zum Herunterladen)<br />
Der Film ist inzwischen in zwei verschiedenen<br />
Versionen erhältlich: Die für Abnehmer aus<br />
<strong>Deutsch</strong>land bestimmte Version besteht aus drei DVDs<br />
mit insgesamt vierzehn Stunden Filmmaterial inklusive<br />
eines Begleitbuches mit 120 Seiten. Seit März 2005 ist<br />
auch eine kürzere, internationale Fassung in den<br />
Sprachen Englisch, Französisch und <strong>Deutsch</strong> erhältlich.<br />
Bezugsquelle: Archiv der Zukunft, Kinder- und<br />
Jugendstiftung, Berlin 2004. (3 DVDs plus Buch zu<br />
beziehen bei: Archiv-der-Zukunft-Produktionen,<br />
Eppendorfer Landstraße 46, 20249 Hamburg oder<br />
elektronisch unter: bestellung@archiv-der-zukunft.de.<br />
Preis im Inland: 29,- Euro, im Ausland: 32,20 Euro.<br />
siehe Niko Georgi, Rainer E. Wicke, Treibhäuser der<br />
Zukunft – auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-<br />
Unterricht, S. 57.<br />
61<br />
Linkliste zum Thema Film<br />
zusammengestellt von Dr. Sebastian Chudak, Lydia Rössler,<br />
Hans-Erich Herfurth und Anne Sass<br />
ALLGEMEINES ZU FILMEN UND<br />
HINTERGRUNDINFORMATIONEN<br />
www.filmportal.de<br />
Eine zentrale Plattform für kostenlose Informationen zum deutschen<br />
Film. Hier finden Sie Informationen zu 60.000 Kinofilmen, die seit<br />
1895 entstanden sind. Darüber hinaus sind auf dem Filmportal<br />
120.000 Namen des deutschen Films verzeichnet. In der Rubrik<br />
„Themenwelten“, u. a. Hintergrundinformationen zu den 123 wichtigsten<br />
deutschen Filme und zu Film in der DDR sowie in der Zeit des<br />
Nationalsozialismus.<br />
www.filmz.de<br />
bietet Links zu aktuellen Filmen und Filmkritiken.<br />
www.fluter.de<br />
Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Unter der Rubrik<br />
„Film“ gibt es zahlreiche Tipps zu „Neu im Kino“, „Noch im Kino“,<br />
„Heimkino“ sowie weiterführende Links zu den präsentierten<br />
Filmen.<br />
www.imdb.com<br />
Internationale Filmdatenbank<br />
www.prisma-online.de<br />
Filmlexika, Suche nach Sendeterminen im Fernsehen möglich<br />
AKTUELLES KINOPROGRAMM<br />
IN DEN D-A-CH LÄNDERN<br />
www.epd-film.de<br />
Die monatliche Filmzeitschrift epd-Film. Das Kino-Magazin informiert<br />
ausführlich, kenntnisreich und kritisch über neue internationale und<br />
deutsche Produktionen. Eine Auswahl von Artikeln ist über das<br />
Internet kostenlos herunterladbar.<br />
http://film-dienst.kim-info.de<br />
mit aktuellen Kino-, Video- und DVD-Tipps, Archiv (Anmeldung<br />
erforderlich), Informationen zu den neuesten Kinoereignissen in<br />
<strong>Deutsch</strong>land<br />
www.kinowelt.de, www.kinoweb.de,<br />
www.cineman.ch, www.kino.at<br />
allgemeine Webseiten zum Kinoprogramm in den D-A-CH Ländern<br />
KURZFILME<br />
http://www.kurzfilme.at<br />
Diese Plattform dient der Präsentation von Kurzfilmen; jedes Jahr<br />
erscheint eine DVD aller Streifen, die im Kalenderjahr hier vorgestellt<br />
wurden.<br />
http://www.kurzfilme.ch<br />
Ein Kurzfilmportal aus der Schweiz; hier können (wenn es die technische<br />
Ausstattung erlaubt), die Filme gleich im Internet angesehen<br />
werden.<br />
http://www.kurzfilme.de<br />
Hier werden aktuelle Kurzfilme mit Inhalt und Bild vorgestellt und<br />
bewertet, unter den Details zum Film finden sich auch<br />
Kontaktadressen, wo und wie dieser Film auf DVD zu beziehen ist<br />
(nicht immer möglich, aber sehr oft; eine Anfrage per Mail ist in<br />
jedem Fall lohnend).<br />
➞ Fortsetzung auf S. 63<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
62<br />
Glossar – 20 Begriffe rund um<br />
AUF- UND ABBLENDE<br />
Auf- und Abblenden sind filmische Gestaltungsmittel,<br />
die häufig eingesetzt werden, um Beginn und Ende<br />
einer Szene zu markieren. Sie sind mit dem Vorhang<br />
im Theater vergleichbar.<br />
BEWEGTE BILDER<br />
Das Anzeigen von Bildern in kurzen Zeitabständen<br />
erzeugt die Illusion der Bewegung. Schon ab 25 Fotos<br />
pro Sekunde nimmt das menschliche Auge eine kontinuierliche<br />
Abfolge wahr. Aber erst ab 48 Bildern ist<br />
eine flimmerfreie Darstellung möglich. Daher wird<br />
beim Film jedes Bild zweimal gezeigt: Aus 24 aufgenommenen<br />
Bildern pro Sekunde werden so 48 dargestellte.<br />
Bei Video und Fernsehen werden in Europa 50<br />
Halbbilder pro Sekunde gezeigt.<br />
BERLINER SCHULE<br />
Berliner Schule bezeichnet eine Stilrichtung im Neuen<br />
deutschen Film, die sich seit Mitte der 90er Jahre entwickelt<br />
hat.<br />
Zur Berliner Schule der ersten Generation zählen<br />
Filmemacher wie Christian Petzold, Thomas Arslan und<br />
Angela Schanalec. Aktuell sind aber auch<br />
Nachwuchstalente wie Christoph Hochhäusler,<br />
Benjamin Heisenberg und Valeska Grisebach zu nennen.<br />
Die Filme versuchen, die Realität und die<br />
Normalität des Alltags in den Mittelpunkt zu rücken.<br />
Es wird oftmals die Geschichte von sozial Schwachen<br />
erzählt.<br />
Der Begriff „Berliner Schule“ ist allerdings irreführend,<br />
da der aktuelle deutsche Film keine Berliner Erfindung<br />
ist und auch nicht ausschließlich dort entsteht.<br />
DOGMA-FILM<br />
Der Begriff „Dogma-Film“ bezieht sich auf ein von den<br />
dänischen Filmregisseuren Lars von Trier, Thomas<br />
Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen<br />
1995 vorgestelltes Manifest für die Produktion von<br />
Filmen. Typisch für Dogma-Filme ist das Drehen mit<br />
der Handkamera an Originalschauplätzen. Sie verzichten<br />
auf künstliche Effekte und technische Raffinessen.<br />
Ziel der Dogma-Filmer ist es, das Kino wieder näher an<br />
die Wirklichkeit heranzurücken. Die ersten nach<br />
Dogma 95 entstandenen Filme sind Das Fest und Die<br />
Idioten (1998).<br />
EINSTELLUNGSGRÖßEN<br />
Einstellungsgrößen im Film beziehen sich auf den im<br />
Bild sichtbaren Ausschnitt einer dargestellten Person.<br />
Die Detailaufnahme zeigt nur ausgewählte Körperteile,<br />
wie etwa die Augen oder die Hände. Die Großaufnahme<br />
lichtet nur den Kopf ab und die Naheinstellung<br />
ein Drittel des Körpers (Passfotoformat). Die<br />
Halbaufnahme zeigt die Person vom Kopf bis zur<br />
Hüfte. Die ganze Person in ihrer Umgebung ist bei der<br />
Halbtotalen zu sehen und die Totale umfasst die komplette<br />
Bildfläche mit allen handelnden Personen. Diese<br />
taucht häufig als Anfangseinstellung auf und dient zur<br />
Orientierung.<br />
„Und der Film ist die Wahrheit, 24 mal in der Sekunde“<br />
Jean-Luc Godard<br />
Die Panoramaeinstellung präsentiert eine Landschaft<br />
so, dass die Personen nur sehr klein zu erkennen sind.<br />
ERZÄHLPERSPEKTIVE<br />
Die literarischen Erzählperspektiven, wie z. B. Ich-<br />
Erzähler, auktorialer Erzähler lassen sich nicht einfach<br />
auf den Film übertragen. Im Film kann eine Stimme<br />
aus dem Off die Handlung kommentieren und so die<br />
Wahrnehmung des Zuschauers lenken. Eine solche<br />
Erzählerstimme aus dem Off, die zusätzliche<br />
Informationen vermittelt wird auch als Voice-Over<br />
bezeichnet.<br />
FILMANALYSE<br />
Die Filmanalyse ist die wissenschaftliche Untersuchung<br />
eines Films. Untersucht werden kann z.B. die<br />
Wirkungsdimension eines Films. Dazu gehören die<br />
Filmrealität „Was passiert im Film?“, die<br />
Bedingungsrealität „Wie, wo, warum, durch wen ist<br />
der Film entstanden?“, die Beziehungsrealität „Worauf<br />
bezieht sich der Film?“ und die Wirkungsrealität „Wie<br />
kommt der Film beim Publikum an?“.<br />
Zur genauen Analyse der filmästhetischen Aspekte<br />
dient die detaillierte Transkription des Filmmaterials<br />
(vgl. hierzu auch Sequenzenprotokoll)<br />
FILMFÖRDERUNG<br />
Von Filmförderung spricht man, wenn Filme (u.a. inländische<br />
Produktionen) durch finanzielle Zuschüsse,<br />
Beratung oder auch Filmpreise von öffentlichen<br />
Einrichtungen oder Wirtschaftsverbänden unterstützt<br />
werden. Es werden vor allem Genres, wie Dokumentar-<br />
und Kurzfilme, aber auch Nachwuchskünstler und<br />
Erstlingswerke gefördert.<br />
FILMMONTAGE<br />
Erst die Montage, das Zusammenstellen der einzelnen<br />
Einstellungen, verschafft der filmischen Erzählung die<br />
Dramaturgie. Es werden unterschiedliche Methoden<br />
der Montage unterschieden. Bei der linearen Montage<br />
werden die verschiedenen Einstellungsgrößen als<br />
Abfolge montiert, was in etwa unseren natürlichen<br />
Wahrnehmungsbewegungen entspricht.<br />
Die Parallelmontage ist eine Technik der Filmmontage,<br />
bei der zwei oder mehrere Handlungsstränge verfolgt<br />
werden. Die Einstellungen springen zwischen diesen<br />
hin und her. So entsteht beim Zuschauer der Eindruck<br />
von Gleichzeitigkeit.<br />
Bei der Kontrastmontage werden zwei völlig unterschiedliche<br />
Bilder zusammengestellt. Durch die<br />
Interpretation des Zuschauers entsteht eine dritte<br />
Bedeutung (vgl. hierzu auch Schnitt).<br />
FILMMUSIK<br />
Filmmusik ist Musik, die für einen konkreten Film komponiert<br />
oder für diesen aus Elementen bekannter<br />
Musik neu zusammengestellt wird. Die Filmmusik spiegelt<br />
die Stimmungen und Gefühle der Filmhandlung<br />
wider und unterstützt so die Aussagen des Films.<br />
Realmusik, d.h. im Rahmen einer Handlung eingespiel-<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
te Musik zum Beispiel aus dem Radio oder in einer<br />
Diskothek verstärkt die Authentizität.<br />
GENRE<br />
Unter einem Filmgenre werden Filme zusammengefasst,<br />
die in Bezug auf einen spezifischen Aspekt<br />
Gemeinsamkeiten aufweisen. Das kann die Erzählform<br />
sein (Filmkomödie, Melodram, Tragödie), die<br />
Stimmung (Actionfilm, Thriller, Liebesfilm), die<br />
Handlung (Abenteuerfilm, Kriminalfilm,<br />
Katastrophenfilm) oder auch der zeitgeschichtliche,<br />
räumliche oder soziale Bezug (Heimatfilm,<br />
Historienfilm, Western).<br />
KAMERAPERSPEKTIVE<br />
Die gängigste Kameraperspektive ist die Normalsicht.<br />
Das Geschehen wird aus der Augenhöhe der handelnden<br />
Personen gezeigt. Personen, die aus der<br />
Untersicht/Froschperspektive gezeigt werden, wirken<br />
mächtig oder sogar bedrohlich. Die Obersicht lässt<br />
Personen oft unbedeutend, klein oder hilflos erscheinen.<br />
Die Vogelperspektive dagegen ermöglicht Übersicht<br />
und Distanz.<br />
Eine subjektive Kamera nimmt die Perspektive einer<br />
der Figuren ein, so dass der Zuschauer die Handlung<br />
aus deren Blickwinkel erlebt.<br />
KURZFILM<br />
Filme von einer Länge bis zu 30 Minuten werden als<br />
Kurzfilme bezeichnet. Kurzfilme können, genau wie<br />
Langfilme, alle Genres bedienen. Beliebt sind Kurzfilme<br />
folgender Kategorien, Komödie, Slapstick, Parabel,<br />
Satire, Allegorie.<br />
Kurzfilmfestivals u. a. in Oberhausen, Hamburg,<br />
München und Winterthur bieten dieser Kunstform<br />
ein Forum. Für das breite Publikum zeigen einige<br />
Fernsehsender regelmäßig Kurzfilme, z.B. auf ARTE<br />
und 3sat.<br />
NEUER DEUTSCHER FILM<br />
Ein Filmstil der 60er und 70er Jahre. Dieser bezieht<br />
sich vor allem auf Werke der Regisseure Alexander<br />
Kluge, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Werner<br />
Herzog, und Rainer Werner Fassbinder. Mit ihren<br />
Autorenfilme (Drehbuchautor und Regisseur sind identisch)<br />
wollten Sie nicht unterhalten, sondern zum<br />
Nachdenken anregen.<br />
Der Neue <strong>Deutsch</strong>e Film steht im Zusammenhang mit<br />
dem französischen Film der Nouvelle Vague und der<br />
68er Protestbewegung.<br />
0FF-/0N-TON<br />
Ist die Quelle des Tons im Bild zu sehen, so handelt es<br />
sich um On-Ton; ist diese nicht zu sehen um Off-Ton.<br />
Beim Off-Ton kann es sich um Geräusche aus der<br />
Umgebung handeln, die zu einer Szene gehören, wie<br />
z.B. Türschließen, Radiomusik oder um nachträglich<br />
eingefügte wie ein Off-Erzähler (vgl. auch Erzählperspektive)<br />
oder nachträglich eingespielte Filmmusik<br />
(vgl. auch Filmmusik).
den Film<br />
SCHNITT<br />
Erst durch den Filmschnitt wird das aufgenommene<br />
Ton- und Bildmaterial zum Film. Dieser hat großen<br />
Einfluss auf die Inhalte und die Aussage eines Films.<br />
Unterschiedliche Schnitttechniken prägen das<br />
Gesamtbild eines Films, z. B. die Überblende: Das alte<br />
Bild wird langsam ausgeblendet und das neue langsam<br />
eingeblendet; so entsteht ein fließender Übergang<br />
zwischen zwei Szenen.<br />
Bei der Wischblende wird das alte Bild von einem<br />
neuen Bild weggeschoben, dies wirkt, als ob die<br />
Handlung gleichzeitig an zwei Orten stattfinden<br />
würde. Heute werden Filme meistens mit computerbasierten<br />
Schnittsystemen bearbeitet.<br />
SEQUENZ<br />
Eine Sequenz ist ein Abschnitt eines Films, der einer<br />
sinnvollen Abfolge von Szenen entspricht. Für eine<br />
Filmanalyse wird häufig ein Sequenzenprotokoll<br />
erstellt, in dem die Inhalte einer Sequenz in schriftlicher<br />
Form wiedergegeben werden.<br />
Das Sequenzenprotokoll enthält Informationen über<br />
den Beginn und das Ende der Sequenz, um das<br />
Wiederfinden zu erleichtern, eine inhaltliche<br />
Beschreibung der Bild- und Tonebene und manchmal<br />
auch Informationen zur Kameraeinstellung.<br />
SEIFENOPER<br />
Die Seifenoper oder Soap (von engl. soap opera) ist<br />
ein Fernsehformat: Es handelt sich um Serien, die einoder<br />
mehrmals wöchentlich gesendet werden. Wenn<br />
sie täglich ausgestrahlt werden, nennt man sie Daily<br />
Soap. Der Name bezieht sich darauf, dass diese Serien<br />
ursprünglich dazu dienten, ein werbefreundliches<br />
Umfeld für Seifenprodukte zu liefern.<br />
Soaps sind meist einfach und billig produziert; die<br />
Aufnahmen werden nicht an Originalschauplätzen<br />
gedreht, sondern mit Hilfe von Kulissen.<br />
SITCOM<br />
Sitcom steht kurz für situation comedy/<br />
Situationskomödie und ist ein Fernsehgenre. In den<br />
Sitcoms, die meist als Fernsehserien ausgestrahlt werden,<br />
geht es zumeist um eine humorvolle<br />
Auseinandersetzung einer Figur mit einer momentanen<br />
Situation. In einer dramatischen Handlung reihen<br />
sich Gags, Pointen und komische Momente aneinander<br />
(vgl. hierzu auch Seifenoper).<br />
UNTERTITEL<br />
Untertitel sind die meist am unteren Rand eingeblendeten<br />
Textzeilen, die die gesprochenen Inhalte eines<br />
Films/eines Fernsehbeitrags übersetzen; sie dienen<br />
auch Hörgeschädigten als Verstehenshilfen.<br />
In vielen Ländern werden ausländische Filme aus<br />
Kostengründen untertitelt, statt sie zu synchronisieren.<br />
Für den Sprachunterricht haben Untertitel den Vorteil,<br />
dass sie die Verstehensleistung um circa 30 % erhöhen<br />
können.<br />
63<br />
WERBUNG<br />
http://enterprise.orf.at/orf<br />
bietet Werbefilme, aber auch Bestellmöglichkeit der besten Werbefilme<br />
der Welt (die Cannes Rolle) auf DVD/Video.<br />
http://www.freshfilms.de<br />
Aktuelle, internationale Werbefilme direkt zum Anschauen und<br />
Herunterladen.<br />
UNTERRICHTSMATERIAL ZUM THEMA FILM<br />
www.bpb.de<br />
Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt zu den Filmen mit gesellschaftlich<br />
relevanten Themenstellungen Filmhefte heraus, die kostenlos<br />
als PDF-Datei heruntergeladen oder gegen eine Unkostengebühr von<br />
1 Euro zuzüglich Versankosten bestellt werden können. (vgl. auch<br />
Filmographie, S. 60)<br />
www.kinofenster.de - das gemeinsame filmpädagogische Online-<br />
Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und der Vision<br />
Kino gGmbH - bietet Aktuelles aus der Welt des Kinos und zahlreiche<br />
Informationen rund um den Film.<br />
www.duits.de/docentenkamer/rezensionen/film/rezensionen.php<br />
eine von niederländischen Lehrern zusammengestellte Datenbank, die<br />
Rezensionen zu neuen Filmen enthält.<br />
www.film-kultur.de<br />
mit Filmtipps in der Rubrik „Aktuelles“, kostenlosen Filmheften zu fast<br />
90 Filmen (hauptsächlich internationale Filmproduktionen), Arbeitsheften,<br />
Informationen zum Projekt: „Lernort Kino“ - bundesweite<br />
Schul-Filmwoche.<br />
www.goethe.de/cineallemand2<br />
Ciné Allemand 2 (Cine Allemand 3 folgt im Herbst 2007) ist ein Projekt<br />
des Goethe-Instituts Frankreich, das Schülerinnen und Schülern im<br />
Primar- und Sekundarbereich aktuelle Produktionen des deutschen<br />
Films nahe bringen möchte, auch denen, die (noch) nicht <strong>Deutsch</strong> <strong>lernen</strong>.<br />
(siehe Artikel Hans-Erich Herfurth, S. 42).<br />
www.goethe.de/filmschule<br />
Webseiten des Goethe-Instituts zu der DVD „Kurz und gut macht<br />
Schule“. Hier finden Sie u. a. zusätzliche Materialien und die Dialoge<br />
zum Herunterladen. (vgl. Filmographie, S. 60)<br />
www.goethe.de/kue/flm/deindex.htm<br />
Informationen des Goethe-Instituts rund um den Film, u.a. Dossiers,<br />
Filmkatalog, Projekte, Wegweiser Film.<br />
www.goethe.de/ins/it/lp/sdl/mat/de203692.htm<br />
Das Goethe-Institut Mailand bietet sieben Arbeitshefte zum Herunterladen<br />
mit Materialien und Unterrichtsvorschlägen zu: Lola rennt,<br />
Good bye, Lenin, Das Wunder von Bern, Kurz und schmerzlos,<br />
Emil und die Detektive, Jenseits der Stille, Im Juli.<br />
www.goethe.de/wis/pre/kub/kub/deindex.htm<br />
Die Internetseite des Magazins KuBus, das seit 1997 „in jeweils zwei<br />
15-minütigen Beiträgen Themen aus der kulturellen, gesellschaftlichen,<br />
sozialen, wirtschaftlichen, technologischen und politischen Realität in<br />
<strong>Deutsch</strong>land filmisch unter die Lupe nimmt“ (die DVD und das Begleitheft<br />
können hier abonniert werden)<br />
www.oesterreichinstitut.at/daf-materialien.html<br />
Das Österreich Institut erstellt laufend zu aktuellen deutschsprachigen<br />
Filmen Filmdidaktisierungen, die für den <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-<br />
Unterricht geeignet sind, unter anderem: Der Schuh des Manitu<br />
(<strong>Deutsch</strong>land, 2000), Die Kronenzeitung – Tag für Tag ein Boulevardstück<br />
(Österreich/Belgien/Frankreich, 2002), Good bye, Lenin (<strong>Deutsch</strong>land<br />
2003), Nordrand (Österreich, 1999), Lola rennt (<strong>Deutsch</strong>land, 1997),<br />
Single Bells (Österreich, 1996), Das Fest des Huhnes (Österreich, 1992), etc<br />
Mehr Links zum Thema finden Sie unter<br />
www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007
64<br />
Unsere Autorinnen und Autoren<br />
Dr. Sebastian Chudak<br />
Uniwersytet im. Adama Mickiewicza<br />
Instytut Filologii Germańskiej<br />
Zaklad Metodyki Nauczania Je˛zyka Niemieckiego<br />
Al. Niepodleglo´sci 4<br />
PL-61-894 Poznań<br />
POLEN<br />
s.chudak@web.de<br />
Seit seiner Promotion 2005 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter des Instituts für Germanische<br />
Philologie der Universität in Poznań. Darüber hinaus<br />
Lehrkraft für <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong> und<br />
Gastlektor an der Universität zu Kiel. Wissenschaftlicher<br />
Schwerpunkte: <strong>Fremdsprache</strong>ndidaktik<br />
(vor allem Fragen der Gestaltung und der<br />
Evaluation von Lehr- und Lernmaterialien für<br />
DaF), Förderung der Lernerautonomie und<br />
Medieneinsatz im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht.<br />
Germana D’Alessio<br />
SLM-SUPSI<br />
Via Cantonale<br />
CH-6928 Manno<br />
SCHWEIZ<br />
germana.dalessio@supsi.ch<br />
Leiterin der <strong>Fremdsprache</strong>nabteilung an der<br />
SUPSI (Fachhochschule der Italienischen<br />
Schweiz), Lektorin für DaF an der USI (Università<br />
della Svizzera Italiana); Autorin verschiedener<br />
Unterrichtsmaterialien für DaF, Projektleiterin,<br />
Lehrerfortbildnerin, Leiterin des Goethe-<br />
Prüfungszentrums Lugano;<br />
Arbeitsschwerpunkte: Film und Medien im<br />
Unterricht, Materialentwicklung.<br />
Niko Georgi<br />
Gauchstr. 21<br />
D-79098 Freiburg<br />
DEUTSCHLAND<br />
nikogeorgi@web.de<br />
Studienrat (Fächer: <strong>Deutsch</strong> und Religion);<br />
früher DaF-Dozent im In- und Ausland, sowie<br />
mehrjährige Tätigkeit als Fachberater für Bildungskooperation<br />
<strong>Deutsch</strong> am Goethe-Institut Madrid.<br />
Weitere Arbeitsschwerpunkte: Lehrerfortbildung;<br />
schulisches Qualitätsmanagement.<br />
Luisa Gregori<br />
via Paduina,4<br />
I-34125 Trieste<br />
ITALIEN<br />
lulugre@libero.it<br />
Seit 1982 DaF-Lehrerin an slowenischen Schulen<br />
in Trieste. Zurzeit unterrichtet sie am Gymnasium<br />
„F. Preseren“.<br />
Dr. Hans-Erich Herfurth Anschrift ab 1.8.2007:<br />
Attaché linguistique, Goethe-Institut Paris<br />
17, avenue de Iéna<br />
F-75016 Paris<br />
FRANKREICH<br />
herfurth@paris.goethe.org<br />
Anschrift bis 1.8.2007:<br />
Attaché linguistique, Goethe-Institut Lyon<br />
18, rue François Dauphin<br />
F-69002 Lyon<br />
FRANKREICH<br />
herfurth@lyon.goethe.org<br />
Sekundarschullehrer und Fortbildner für <strong>Deutsch</strong><br />
als <strong>Fremdsprache</strong>. Zurzeit als Experte für Unterricht<br />
an den Goethe-Instituten Lyon und Paris tätig.<br />
Mitglied der Arbeitsgruppe Cine Allemand der<br />
Goethe-Institute in Frankreich. Mehrere Veröffentlichungen<br />
zum Tandemverfahren.<br />
Váčlav Kubecka<br />
Husova 2<br />
CZ-702 00 Ostrava<br />
TSCHECHISCHE REPUBLIK<br />
kub77@post.cz<br />
<strong>Deutsch</strong>lehrer an einer tschechischen Universität.<br />
Frank Leppert<br />
Rua António Jardim, 153 –3E<br />
P-3000-038 Coimbra<br />
PORTUGAL<br />
frankleppert@gmx.de<br />
Lektor für <strong>Deutsch</strong>e Sprache an der Katholischen<br />
Universität in Viseu, Portugal. Er unterrichtet das<br />
Fach <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong> in den Studiengängen<br />
<strong>Deutsch</strong>-Englisch (Lehramt) und Tourismus<br />
und ist auch für das Referendariat in der<br />
Lehrerausbildung zuständig. Im Rahmen des<br />
Comenius-Programms der EU hat er an den<br />
Projekten GEH-MIT und DaF Netzwerk Südost<br />
teilgenommen. Im Besonderen arbeitet er im<br />
Bereich der Neuen Medien im DaF-Unterricht.<br />
Angelika Lundquist-Mog<br />
Saarstr. 34<br />
D-72070 Tübingen<br />
DEUTSCHLAND<br />
angelika.mog@web.de<br />
Dozentin für <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong> an der<br />
Universität Tübingen; Fortbildnerin für DaF und<br />
DaZ-Lehrer/innen und Ausbilderin von Lehrerfortbildern,<br />
Autorin von landeskundlichen Arbeitsbüchern<br />
und Materialien für den Primarunterricht.<br />
Lydia Rössler<br />
Österreich Institut – Zentrale<br />
Porzellangasse 2/28<br />
A-1090 Wien<br />
ÖSTERREICH<br />
roessler@oei.org<br />
1998-2000 ÖK Lektorin an der MGLU Moskau.<br />
Seit 2000 in der Zentrale des Österreich Institut in<br />
Wien. Arbeitsschwerpunkte: Multimediale landeskundliche<br />
Zusatzmaterialien für den<br />
<strong>Deutsch</strong>unterricht; redaktionelle Mitarbeit beim<br />
Österreich Spiegel. Zeitung für den<br />
<strong>Deutsch</strong>unterricht und im Österreich Portal<br />
(http://www.oesterrreichportal.at), Betreuung der<br />
Reihe „Filmdidaktisierungen für den DaF<br />
Unterricht“ des Österreich Instituts.<br />
Anne Sass<br />
Sprachtraining, Coaching, Supervision<br />
Nikolausstraße 48<br />
D-51149 Köln<br />
DEUTSCHLAND<br />
anne.sass@web.de<br />
www.anne-sass.de<br />
Sprachtrainerin <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>,<br />
Lehreraus- und fortbildung, Coaching und<br />
Supervision. Arbeitsschwerpunkte im Bereich DaF:<br />
Bilder und Medien im Unterricht, Landeskunde<br />
und interkulturelles Lernen, Wirtschaftsdeutsch.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />
Berichtigung: Die im Artikel „Lesen – Fühlen –<br />
Spielen – Schreiben“ (<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong><br />
35, Oktober 2006) von Petra Klimaszyk<br />
beschriebenen Lernstationen wurden von<br />
Frau Klimaszyk in Zusammenarbeit mit Herrn<br />
Kapp erarbeitet.<br />
Frau Klimaszyk ist Mitautorin der Lehrerhandbücher<br />
zu „Schritte“ und „Schritte international“.<br />
Claudia Salokannel<br />
Goethe-Institut Berlin<br />
Neue Schönhauser Str. 20<br />
D-10178 Berlin<br />
DEUTSCHLAND<br />
salokannel@goethe.de<br />
Seit 1990 Sprachlehrerin am Goethe-Institut und<br />
Leiterin von Fortbildungsseminaren<br />
Martin Saurer<br />
SLM-SUPSI<br />
Via Cantonale<br />
CH-6928 Manno<br />
SCHWEIZ<br />
martin.saurer@supsi.ch<br />
Dozent für DaF an der SUPSI (Fachhochschule der<br />
Italienischen Schweiz), Fortbildner für<br />
Lehrpersonen, Autor von Unterrichtsmaterialien;<br />
Arbeitsschwerpunkte: Medien im Unterricht,<br />
Materialentwicklung, Fachsprachendidaktik<br />
Elena Tschudinowa<br />
S-Schtschedrin-Strasse 156-407<br />
RUSSLAND<br />
tschudinowa@mail.ru<br />
1989-2005 Lektorin der Fakultät für<br />
<strong>Fremdsprache</strong>n am staatlichen Pädagogischen<br />
Institut (später Universität) zu Lipezk, Russland.<br />
Seit 2005 Dozentin des Lehrstuhls für humanitäre<br />
und naturwissenschaftliche Disziplinen, Abteilung<br />
<strong>Fremdsprache</strong>n an der Orlower regionalen<br />
Akademie des staatlichen Dienstes (Filiale in<br />
Lipezk).<br />
Seit 1996 Teilnahme am Fernstudienprojekt des<br />
Goethe-Instituts als Begleitdozentin. Arbeitsschwerpunkte:<br />
<strong>Deutsch</strong>unterricht für fortgeschrittene<br />
Jugendliche und Erwachsene, Didaktik und<br />
Methodik des <strong>Fremdsprache</strong>nunterrichts<br />
(Binnendifferenzierung, Medieneinsatz, Inhalte<br />
des <strong>Fremdsprache</strong>nunterrichts).<br />
Tina Welke<br />
Kolingasse 5/22<br />
A-1090 Wien<br />
ÖSTERREICH<br />
tina.welke@univie.ac.at<br />
Langjährige Unterrichtstätigkeit in DaF/DaZ in der<br />
Erwachsenenbildung (u.a. VHS), derzeit Dozentin<br />
bei den Wiener Internationalen Hochschulkursen<br />
und an der Diplomatischen Akademie Wien.<br />
Unterrichtstätigkeit und LehrerInnenfortbildung<br />
in der Ukraine, in Zentralasien und im Kaukasus.<br />
Rainer E. Wicke<br />
Bundesverwaltungsamt<br />
Zentralstelle für das Auslandsschulwesen<br />
Barbarastraße 1<br />
D-50728 Köln<br />
<strong>Deutsch</strong>land<br />
Rainer.Wicke@bva.bund.de<br />
http://www.auslandsschulwesen.de<br />
http://www.dasan.de<br />
Koordinator der Fort- und Weiterbildung in der<br />
ZfA; Arbeitsschwerpunkte: Projektorientiertes und<br />
Offenes Lernen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>.
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Neu: Die DVD zu Planet<br />
Hueber Verlag<br />
Kundenservice<br />
Tel. +49 (0)1805/483237<br />
Fax: +49 (0)89/9602–286<br />
kundenservice@hueber.de<br />
www.hueber.de<br />
Sechs temporeiche, überraschende Filmsequenzen greifen<br />
Themen aus den Kursbüchern 1 und 2 auf und beleuchten sie<br />
von einer neuen Seite. Dadurch lässt sich der Unterricht prima<br />
auflockern … und ganz nebenbei auch noch eine Menge<br />
Landeskunde vermitteln.<br />
Die DVD bringt Spaß und Information in den Unterricht mit<br />
Planet, ist für die Durchführung des Kurses aber nicht<br />
verpflichtend. Die Spielszenen können einzeln angesteuert und<br />
in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden.<br />
Neugierig geworden? Unter www.hueber.de/planet können Sie<br />
in eine Filmsequenz der DVD hineinschnuppern.<br />
So kommt ein Stück<br />
Lebenswirklichkeit<br />
in Ihren Unterricht!<br />
DVD | 30 Min.<br />
ISBN 978–3–19–281678–9<br />
Die Themen:<br />
■ Hobbys<br />
■ Schule<br />
■ Sport<br />
■ Mein Tag<br />
■ Einkaufen<br />
■ Wohnen |<br />
Familie |<br />
Zu Hause