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Fremdsprache Deutsch Sehen(d) lernen

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<strong>Fremdsprache</strong><br />

<strong>Deutsch</strong><br />

Heft 36 I 2007<br />

Zeitschrift für die Praxis des <strong>Deutsch</strong>unterrichts<br />

<strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />

Hueber Freude an Sprachen


5 Anne Sass<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />

Allgemeine Artikel zum Thema<br />

14 Dr. Sebastian Chudak<br />

Der deutsche Film auf Erfolgskurs?<br />

Warum nicht auch im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht?<br />

17 Lydia Rössler<br />

Viel weniger an Film ist mehr!<br />

21 Tina Welke<br />

Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong><br />

Themenschwerpunkt: Landeskunde<br />

26 Luisa Gregori, Váčlav Kubecka, Elena Tschudinova<br />

„Schwarzfahrer“<br />

29 Angelika Lundquist-Mog<br />

„türkisch für Anfänger“<br />

Didaktisierungen zu aktuellen Filmen<br />

36 Claudia Salokannel<br />

Good Bye, Langeweile. Stationen<strong>lernen</strong> zum Film „Good Bye, Lenin!“<br />

42 Dr. Hans Erich Herfurth<br />

„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />

48 Germana D’Alessio, Martin Saurer<br />

„Sophie Scholl – Die letzten Tage“<br />

Film und Computer<br />

53 Frank Leppert<br />

Videosequenzen in Hot Potatoes<br />

Film in der Lehrerfortbildung<br />

57 Niko Georgi, Rainer E. Wicke<br />

Treibhäuser der Zukunft – auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />

Rubriken<br />

4 Impressum/Editorial<br />

60 Filmographie<br />

61 Kommentierte Linkliste<br />

62 Glossar<br />

64 Unsere Autorinnen und Autoren<br />

Inhalt Heft 36<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

3


4<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong><br />

Zeitschrift für die Praxis des <strong>Deutsch</strong>unterrichts<br />

herausgegeben vom Vorstand des Goethe-Instituts und<br />

Peter Bimmel, Britta Hufeisen, Hans-Jürgen Krumm,<br />

Gerhard Neuner, Rainer E. Wicke im Verlag Hueber<br />

GmbH & Co KG, Ismaning<br />

Schriftleitung und Vertretung des Goethe-Instituts:<br />

Rosemarie Buhlmann<br />

Redaktionsbeirat des Goethe-Instituts:<br />

Karin Ende, Klaus-Thomas Frick, Dr. Werner Schmitz<br />

Verantwortliche Themenheftherausgeberin:<br />

Anne Sass<br />

Redaktion: Veronika Kirschstein<br />

Gestaltung und Realisation: Thomas Schack<br />

Anzeigenleitung: Hueber Verlag GmbH & Co KG<br />

Druck: Ludwig Auer GmbH, Donauwörth<br />

Titelbild: © Creatas Images<br />

Themen der nächsten Hefte:<br />

• <strong>Deutsch</strong> als plurizentrische Sprache<br />

• Theorien und Modelle des fremdsprachlichen Lernens<br />

• Textkompetenz<br />

• CLIL – Content and Language Integrated Learning<br />

Ein Einzelheft „<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong>“ kostet EUR 9,60<br />

zuzüglich Versandkosten. Ein Jahresabonnement umfasst<br />

zwei reguläre Ausgaben und kostet EUR 16,50 zuzüglich<br />

Versandkosten. Die Dauer eines Abonnements beträgt ein<br />

Kalenderjahr und verlängert sich automatisch jeweils um ein<br />

Jahr. Kündigung des Abonnements ist bis zwei Monate vor<br />

Ablauf eines Kalenderjahres möglich.<br />

© Die Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte<br />

vorbehalten. Die als Kopiervorlage bezeichneten Unterrichtsmittel<br />

dürfen bis zur Klassen- bzw. Kursstärke vervielfältigt<br />

werden. Auch unverlangt eingesandte Manuskripte werden<br />

sorgfältig geprüft. Unverlangt eingesandte Bücher werden<br />

nicht zurückgeschickt.<br />

Adresse der Schriftleitung:<br />

Rosemarie Buhlmann<br />

Goethe-Institut<br />

Bereich 313<br />

Postfach 190419, D-80604 München<br />

Tel.: +49 (0)89-15921-295, E-Mail: buhlmann@goethe.de<br />

Bezugsadresse:<br />

Ludwig Auer GmbH Leserservice<br />

Heilig-Kreuz-Str. 16<br />

86609 Donauwörth<br />

Tel.: +49 (0)906-73-478, Fax: +49 (0)906-73-122<br />

E-Mail: leserservice@auer-medien.de<br />

Internet: www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />

Kontakt Verlagsredaktion:<br />

Annette Albrecht<br />

Tel.: +49 (0)89-9602-233, Fax: +49 (0)89-9602-254<br />

E-Mail: fremdsprache-deutsch@hueber.de<br />

Printausgabe ISBN 978-3-19-369183-5<br />

Download ISBN 978-3-19-999183-0<br />

ISSN 0937-3160<br />

Heft 36/2007<br />

EDITORIAL<br />

Lieber Leser, liebe Leserin,<br />

Spielfilme im Unterricht – wozu denn das? Welcher?<br />

Und wie einsetzen? Dass die Schüler etwas <strong>lernen</strong> und<br />

nicht nur einfach konsumieren und genießen?<br />

Das sind Fragen, die bei Fortbildungsveranstaltungen<br />

schon einmal von Lehrerseite kommen. Dem gegenüber<br />

stehen Ergebnisse von Umfragen, in denen die Mehrheit<br />

der Lernenden darüber klagt, dass fast ausschließlich mit<br />

dem Lehrbuch gearbeitet wird und allenfalls Kopien aus<br />

Zeitungen und Zeitschriften aus den D-A-CH-Ländern<br />

zum Einsatz im Unterricht kommen, originales Illustrationsmaterial<br />

auf Papier eher selten und Videoaufnahmen<br />

sehr selten oder nie.<br />

Dieses Heft von „<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong>“ möchte dazu beitragen,<br />

dass der Einsatz von Filmen als vielschichtiges und<br />

attraktives Medium im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />

zunimmt. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Einsatz- und<br />

Didaktisierungsmöglichkeiten sowie den praktischen<br />

Nutzen von Spielfilmen im Unterricht aufzuzeigen und<br />

Appetit darauf zu machen, ihr Potenzial für die Attraktivität<br />

des eigenen Unterricht nutzbar zu machen.<br />

Es möchte Anregungen zur Arbeit mit Spielfilmen für<br />

unterschiedliche Lernergruppen geben, einerseits durch<br />

Beispiele aus der Praxis, andererseits durch die erforderlichen<br />

Grundlageninformationen und weiterführende<br />

Bezugsnachweise geeigneter Filme.<br />

Das vorliegende Heft ist übrigens das erste, das der<br />

Hueber Verlag herausgibt. Die Konditionen für den Bezug<br />

sind gleich geblieben, lediglich die Bezugsadresse hat sich<br />

geändert:<br />

Ludwig Auer GmbH<br />

Leserservice<br />

Heilig-Kreuz-Str. 16<br />

86609 Donauwörth<br />

Telefon: 0906/73-478, Telefax: 0906/73-122<br />

E-Mail: leserservice@auer-medien.de<br />

Internet: www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />

Ich möchte mich mit diesem Heft von Ihnen verabschieden<br />

und Ihnen viel Spaß mit „<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong>“<br />

wünschen.<br />

Die Schriftleitung und die Vertretung des Goethe-Instituts<br />

übernimmt Herr Dr. Werner Schmitz (Abt. Sprache /Bildungskooperation<br />

<strong>Deutsch</strong>).<br />

Ihre<br />

Rosemarie Buhlmann<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


Szene aus Talks 1, Goethe-Institut<br />

Filme im Unterricht –<br />

<strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />

Von Anne Sass<br />

Das deutsche Kino ist wieder da<br />

Anknüpfend an die bekannten Produktionen der siebziger und frühen achtziger Jahren von Regisseuren<br />

wie Volker Schlöndorff, Rainer Maria Fassbinder und Margarete von Trotta, entstanden und entstehen in<br />

den letzten Jahren Werke von zumeist jungen Regisseuren, die ein breites Publikum ansprechen.<br />

„Dabei sind Filme wie Gegen die Wand, Sophie Scholl, Good Bye, Lenin! nicht nur einfach gut gemacht.<br />

Sie tauchen in die eigene Tradition ebenso ein wie in die Gegenwart. Sie betreiben historische<br />

Spurensuche und stellen sich furchtlos all den Verletzungen und sozialen Spannungsfeldern, die eine<br />

nationale Kinematografie erst rechtfertigen“ (Mirito Torreiro, in: Die Zeit, 11.05.2006).<br />

„Das deutsche Kino ist wieder da“; allein auf der<br />

Berlinale 2006 liefen mehr als 50 deutsche Filme<br />

(Die Zeit, 11.05.2006) und auch international haben<br />

deutsche Spielfilme, wie Nirgendwo in Afrika<br />

(2002), Good Bye, Lenin (2003) oder auch Sophie<br />

Scholl – die letzten Tage (2005) große Erfolge erzielt.<br />

Der aktuelle Kinder- und Jugendfilm bezieht<br />

sich ebenfalls auf das Alltagsgeschehen: „Der<br />

Trend, Geschichten aus der Lebensrealität in<br />

<strong>Deutsch</strong>land zu erzählen, der schon dem deutschen<br />

Film an sich wieder zu mehr Aufmerksamkeit<br />

und Erfolg verhalf, setzt sich damit nun<br />

auch für Kinder und Jugendliche durch“<br />

(www.goethe.de/kue/flm/dos).<br />

Hier ist eine junge Generation von Filmemachern<br />

am Werk, die es schaffen, mit einer neuen<br />

Leichtigkeit und zugleich Tiefe Geschichten zu<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© Mickel Rentsch-Film


6<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />

erzählen, so ist das deutsche Kino reif für eine<br />

Entdeckung (Bradshaw, in: Die Zeit, 11.05.06).<br />

Dieses Heft möchte Sie dabei unterstützen,<br />

diesen neuen deutschen Film für Ihren Sprachunterricht<br />

zu entdecken.<br />

Filme in den Klassenraum<br />

Aufgrund der Fülle der vorhandenen Spielfilme,<br />

Kurzfilme, Dokumentationen, Fernsehfilme und<br />

-serien, sind schon bei der Auswahl der Filme und<br />

Methoden zahlreiche Fragen zu klären, wie z.B.<br />

• Wie und wo integriere ich das Seh-Verstehen in<br />

den Unterricht?<br />

• Welche technischen Voraussetzungen<br />

brauche ich?<br />

• Wie gehe ich methodisch vor?<br />

Darüber hinaus stellt sich für Lehrende in der<br />

modernen Wissensgesellschaft die übergeordnete<br />

Frage: Wie kann ich Medienkompetenz vermitteln<br />

und die visuelle Verstehensleistung schärfen?<br />

Ich möchte zunächst einen Blick auf die letzte<br />

Frage werfen.<br />

Die Schärfung des Seh-Vermögens<br />

fördert das Lernen<br />

Nie hat es eine Zeit gegeben, in der Menschen so<br />

vielen Bildern – visuellen Reizen – ausgesetzt waren,<br />

wie heute. Kino, Fernsehen, Werbeplakate und<br />

das Internet sind die Hauptvermittler dieser Bilder-<br />

(<br />

Wie kann ich Medienkompetenz ver-<br />

)<br />

mitteln und die visuelle Verstehensleistung<br />

schärfen?<br />

flut. Unser Gehirn ist somit ständig damit beschäftigt,<br />

diese Bilder zu sortieren und zu selektieren.<br />

Unsere Wahrnehmung passt sich an diese radikale<br />

Veränderung der Vermittlung von Information und<br />

Wissen an:<br />

„Wir leben in einer Zeit des Umbruchs von einer<br />

sprach- zu einer bildzentrierten Kultur. So haben<br />

Jugendliche heute eine 30 Prozent höhere visuelle<br />

und akustische Wahrnehmungsgeschwindigkeit<br />

als vor zwanzig Jahren.“ (Ballstaedt, 2004).<br />

Diese Beschleunigung der Rezeption heißt aber<br />

nicht, dass ein wirklich intensiver Lernprozess<br />

einsetzt, denn „ohne die Hinwendung der Aufmerksamkeit<br />

zu den zu <strong>lernen</strong>den Reizen geschieht<br />

– auch bei massiver „Bombardierung“<br />

des Gehirns mit diesen Reizen – nichts“ (Spitzer,<br />

S. 155). Unser Gehirn nimmt trotz oder gerade<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

wegen dieser ständigen Reizüberflutung nur neue<br />

und interessante Dinge auf, um sie als Wissen zu<br />

speichern. Damit spielt ja beispielsweise die Werbung,<br />

die stets neue Geschichten erzählt und ungewöhnliche<br />

Bild-Satz-Montagen wählt, um die Zuschauer<br />

für den Kauf des beworbenen Produktes<br />

zu gewinnen.<br />

Auch im Unterricht gewinnen wir durch eine<br />

interessante Unterrichtsgestaltung die Aufmerksamkeit<br />

der Lernenden, denn „nur was wir mit<br />

den Augen fixieren oder mit den Ohren fokussieren,<br />

hat eine Chance konzeptuell und bewusst zu<br />

Wissen verarbeitet zu werden. Mit dem Aufmerken<br />

beginnt das Merken.“ (Assmann in: Ballstaedt,<br />

S. 4).<br />

Filmmaterial eignet sich besonders dazu, dieses<br />

Aufmerken zu initiieren und so das Sich-Merken<br />

zu fördern. Die Forschung unterscheidet zwei<br />

Arten von Aufmerksamkeit: die unwillkürliche<br />

und die willkürliche.<br />

Unwillkürliche Aufmerksamkeit ist die automatische<br />

Zuwendung zu unerwarteten Reizen,<br />

also das, was uns im Alltag ständig widerfährt: Wir<br />

sehen eine grelle Leuchtreklame und schauen unwillkürlich<br />

dorthin, auch wenn uns die Inhalte<br />

nur wenig interessieren. Willkürliche Aufmerksamkeit<br />

ist „die intentionale Zuwendung zu bestimmten<br />

Inhalten, sie ist das ausführende Organ<br />

der Interessen (….) jeder pickt sich aus dem Angebot<br />

heraus, was ihn speziell interessiert“ (Ballstaedt,<br />

S. 4).<br />

Da auch die willkürliche Aufmerksamkeit<br />

schnell nachlässt, ist es umso wichtiger, ungewöhnliche<br />

und/oder mit dem eigenen Leben verknüpfte<br />

Inhalte zu zeigen; auch hier ist Film ein<br />

sehr brauchbares Medium. Wichtig ist darüber<br />

hinaus, dass die Lerner das Arbeiten mit Film,<br />

nicht mit dem passiven Fernsehkonsum in der<br />

Freizeit verwechseln. (Harms, S. 251)<br />

Oftmals schauen wir uns ein Bild nur sehr kurz<br />

an, und fühlen uns bereits im Bilde (Ballstaedt,<br />

S. 7). Klare Aufgabenstellungen und Zielorientierung<br />

führen dazu, dass die Lernenden die Kompetenzen<br />

entwickeln, die sie brauchen, um die<br />

Sprache der Bilder zu dekodieren. Erst beim genaueren<br />

Hinschauen entdecken sie Details, zusätzliche<br />

Bedeutungen und Hintergründe.<br />

Dieses Innehalten und Entschleunigen ist eine<br />

wichtige Fähigkeit, die in einem lernerzentrierten<br />

Unterricht mit Bildmedien erworben wird.<br />

Wählen wir interessantes visuelles Material für<br />

den Unterricht aus und bearbeiten die Lernenden<br />

dies mit spezifischen Arbeitsaufträgen und Beobachtungsaufgaben,<br />

so wird die willkürliche Auf-


merksamkeit gesteigert. Die Lerner konzentrieren<br />

sich auf einen klar definierten Fokus und eine<br />

oberflächliche Verarbeitungstiefe wird gemieden<br />

(Harms, S. 251).<br />

( )<br />

Klare Aufgabenstellungen und Zielorientierung<br />

führen dazu, dass die Lernenden<br />

die Kompetenzen entwickeln, die sie<br />

brauchen, um die Sprache der Bilder zu<br />

dekodieren.<br />

Die Lernenden folgen den Inhalten aufmerksam<br />

und verknüpfen diese mit ihrem Vorwissen: sie<br />

<strong>lernen</strong>.<br />

Filme ermöglichen mit Emotionen<br />

verknüpftes Lernen<br />

Wie können wir unseren mit Visuellem bereits<br />

übersättigten Lernerinnen und Lernern den kritischen<br />

Umgang mit Filmmaterial schmackhaft<br />

machen?<br />

Ganz im Sinne der aktuellen, konstruktivistisch<br />

ausgerichteten Lerntheorien, verknüpfen<br />

wir alles, was wir sehen, hören oder fühlen, zunächst<br />

mit unseren eigenen Erfahrungen. „Was<br />

den Menschen umtreibt, sind nicht Fakten und<br />

Daten, sondern Gefühle, Geschichten und vor allem<br />

andere Menschen.“ (Spitzer, S. 160).<br />

Dies ist der große Schatz, den Filme in den<br />

Unterricht transportieren, denn sie erzählen von<br />

Menschen und sie erzählen Geschichten. Wenn<br />

diese Geschichten mit den Erfahrungen der Lernenden<br />

korrespondieren oder kollidieren, ist dies<br />

ein wahrer Fundus für authentische Sprechanlässe:<br />

Die Lernenden sprechen über Geschichten<br />

und Gefühle oder besser gesagt: über ihre Geschichten<br />

und ihre Gefühle.<br />

Der gezielte Einsatz von Bildmedien im modernen<br />

<strong>Deutsch</strong>unterricht fördert somit nicht nur<br />

die Verstehens- und Sprachfertigkeit der Lernenden,<br />

sondern schärft auch ihren Blick für die Sprache<br />

der Bilder und baut auf diese Weise visuelle<br />

Literalität auf.<br />

„Je wichtiger der Stellenwert von Bildern in unserer<br />

Gesellschaft sein wird, desto wichtiger ist der<br />

kritische Umgang mit visueller Information; dies<br />

wird eine immer zentralere Komponente menschlicher<br />

Intelligenz darstellen.“ (Ballstaedt, S. 6).<br />

Seh-Verstehen als fünfte Fertigkeit<br />

Diese Aussagen aus der Kognitionsforschung unterstreichen<br />

die These, Hör-Sehverstehen, die<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 7<br />

übersehene fünfte Fertigkeit, (Schwerdtfeger, 1989)<br />

nicht nur als Bonbon am Ende einer Lerneinheit<br />

oder am Ende des Schuljahres, sondern regelmäßig<br />

ins Klassenzimmer zu holen.<br />

Eine mehrkanalige Aufnahme von Informationen<br />

ist für den Menschen typisch. Eindeutiger<br />

Schwerpunkt ist der visuelle Kanal: Wir nehmen<br />

mit dem Auge 70-80 Prozent unserer Informationen<br />

auf und nur 13 Prozent durch das Ohr (Harms,<br />

S. 247).<br />

Die vier Fertigkeiten Leseverstehen, Hörverstehen,<br />

Schriftlicher Ausdruck und Mündlicher<br />

Ausdruck tauchen gleichwertig in allen modernen<br />

Lehrwerken auf. Wie sieht es dagegen mit Seh-<br />

Verstehen oder genauer gesagt mit Hör-Sehverstehen<br />

aus?<br />

Das in den neunziger Jahre konzipierte und<br />

2005-2007 überarbeitete Lehrwerk em (Niveaustufen<br />

B1–C1) enthält in fast jeder Lektion einen Videotipp.<br />

Diese Tipps beziehen sich jeweils auf einen<br />

zum Thema der Lektion passenden Film.<br />

Es entstanden auch speziell für den Unterricht<br />

entwickelte Filme, so zum Beispiel für die Niveaustufen<br />

A1/A2 Susanne, Hallo aus Berlin und Redaktion<br />

D, und für die Niveaustufen B1/B2 Eindrücke.<br />

Hör-Sehverstehen wird zwar nicht mehr<br />

übersehen, aber es ist noch längst keine integrierte<br />

Fertigkeit. Erst in den letzten Jahren zeichnet<br />

sich eine neue Tendenz ab: speziell zu Lehrwerken<br />

entwickelte Filmsequenzen. Zum Beispiel gibt<br />

es zu den Anfängerlehrwerken (Niveaustufe A1/<br />

A2) Studio D, geni@l und Planet eigens entwickelte<br />

Videomaterialien. Auch zu dem Lehrwerk<br />

Wirtschaftskommunikation <strong>Deutsch</strong> liegt zusätzlich<br />

ein Video vor.<br />

Keine beweglichen Bilder aber eine intensive<br />

Bild-/Textsprache bieten die Foto-Hörgeschichten<br />

in Schritte und Schritte international und bedienen<br />

so sicherlich die Hör- und Seh(!)-gewohnheiten<br />

der jüngeren <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den.<br />

Gerade bei den aktuellen Materialien handelt<br />

es sich nicht um herkömmliche, progressionsorientierte<br />

Sprachlehrfilme, sondern um solche,<br />

die an die Lebenswirklichkeiten und Emotionen<br />

der Lerner anknüpfen. Bilder haben hier nicht nur<br />

eine illustrative, sondern eine bedeutungstragende<br />

Funktion.<br />

Hier zeigt sich ganz im Sinne von Schwerdtfeger<br />

(1989, 2003) eine neue Herangehensweise an<br />

das Medium, die den Lerner als emotionales, neugieriges<br />

Wesen und Sprache als lustbetonte<br />

menschliche Fertigkeit begreift (Harms 2005).<br />

Filme eignen sich folglich für den Sprachunterricht,<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Ausdrücke und<br />

Redewendungen<br />

Schon die deutsche Alltagssprache<br />

enthält zahlreiche<br />

Redewendungen, die den<br />

wichtigen Stellenwert des<br />

Visuellen widerspiegeln:<br />

• ins Blickfeld geraten<br />

• mit jemandem unter vier<br />

Augen sprechen<br />

• etwas mit anderen Augen<br />

sehen<br />

• das Versehen, etwas versehentlich<br />

machen<br />

• etwas durch eine rosarote<br />

Brille sehen<br />

• neue Perspektiven aufzeigen<br />

• durchblicken – Ich blicke da<br />

nicht durch!


Als Filmtipp in em: Herbstmilch<br />

8<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />

• wenn sie spannende Geschichten erzählen,<br />

• wenn sie auf das Zielsprachenland<br />

neugierig machen,<br />

Auszug aus Foto-Hörgeschichte in Schritte international 1<br />

© Hueber Verlag<br />

• wenn sie Einblick in eine andere Welt gewähren,<br />

• wenn sie Unerwartetes zeigen,<br />

• wenn sie etwas Neues, Interessantes<br />

zum Mitteilen, zum Nachdenken und<br />

zum Diskutieren beinhalten.<br />

Rechtliche Aspekte und technische<br />

Voraussetzungen<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© DIF<br />

Bevor Sie die Welt des Films ins Klassenzimmer<br />

holen, müssen Sie die folgenden urheberrechtlichen<br />

Aspekte beachten:<br />

„Für eine Vorführung eines Films im Unterricht<br />

benötigen Sie entsprechende Nutzungsrechte<br />

und das Recht der öffentlichen Wiedergabe.<br />

Bedenkenlos eingesetzt werden dürfen:<br />

• Schulfunksendungen,<br />

• Filme, die mit dem Recht der öffentlichen Vorführung<br />

(z. B. durch die Medienstelle) erworben<br />

wurden,


• eigene Produktionen,<br />

• Filme, für die Sie die notwendigen Rechte erworben<br />

haben.<br />

Nicht eingesetzt werden dürfen:<br />

• Filme, die nur für den privaten Gebrauch zugelassen<br />

sind,<br />

• eigene Mitschnitte (Vervielfältigungen),<br />

es sei denn, es handelt sich um<br />

• Schulfunksendungen<br />

• oder Beiträge des aktuellen Tagesgeschehens.“<br />

(Comenius Institut)<br />

An den Goethe-Instituten können Sie Filme ausleihen,<br />

die eine Vorführlizenz zu nichtkommerziellen<br />

Bildungszwecken aufweisen (vgl. auch Filmographie,<br />

S. 60).<br />

Die technischen Voraussetzungen für den Einsatz<br />

von audiovisuellen Medien im Unterricht<br />

sind entweder ein Videorekorder, ein DVD-Player<br />

oder Computer. Der Vorteil von DVDs ist, dass Sie<br />

schnell und einfach einzelne Sequenzen auswählen<br />

und diese auch per Computer/Laptop anschauen<br />

können. So ist es auch etwas unkomplizierter,<br />

mehrere Wiedergabegeräte gleichzeitig zu<br />

nutzen (vgl. die Beiträge von Claudia Salokannel,<br />

S. 36 und Frank Leppert, S. 53).<br />

Viele DVDs bieten außerdem die Möglichkeit,<br />

die Filme wahlweise mit (deutschen) Untertiteln<br />

zu sehen und dies erleichtert das Verständnis erfahrungsgemäß<br />

um circa 30% (vgl. Beiheft zu<br />

„Kurz und gut macht Schule“).<br />

Für diejenigen von Ihnen, die Spaß an Schnitttechniken<br />

und Erstellung von eigenen Materialien<br />

haben, bietet der Computer vielfältige Möglichkeiten.<br />

Sie können mit Software, wie z.B. Nero oder<br />

Pinnacle Studio einzelne Standbilder oder Filmsequenzen<br />

ausschneiden. Passend zu Ihren Aufgabenstellungen<br />

lassen sich Filmsequenzen zusammenschneiden:<br />

Sie löschen z.B. eine Sequenz, die<br />

Lernenden sehen die Passage davor und danach<br />

und bilden Hypothesen darüber, was in der fehlenden<br />

Sequenz alles passiert sein könnte.<br />

Auch das Erstellen von eigenen Videosequenzen<br />

wird aufgrund digitaler Kameras und der dazugehörigen<br />

Software immer einfacher und es ist<br />

spannend und motivierend diese Technik für den<br />

Unterricht zu nutzen (vgl. Artikel von Frank Leppert,<br />

S. 53).<br />

Die rechtlichen und die technischen Punkte<br />

sind geklärt, dann können Sie nun beginnen, die<br />

richtigen Aufgaben und Übungen für Ihre Lerngruppe,<br />

für Ihre Unterrichtsziele auszuwählen.<br />

Dabei hilft ein kurzer Blick auf die methodische<br />

Entwicklung.<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 9<br />

Film im Unterricht – methodische<br />

Entwicklungen<br />

Machen Sie doch mal eine kleine Phantasiereise,<br />

halten Sie kurz beim Lesen inne und überlegen<br />

Sie, wann Sie in ihrer eigenen Lerngeschichte das<br />

erste Mal einen Film gesehen haben? Welcher<br />

Film war das? Wie und was haben Sie in Ihrer<br />

Klasse/Lerngruppe damit gelernt? Was ist bei Ihnen<br />

„hängengeblieben“?<br />

Ich jedenfalls erinnere mich gut daran, dass<br />

wir zum Ende des Schuljahres oder in Vertretungsstunden<br />

Filme zu sehen bekamen, ohne<br />

konkrete Aufgabe; das war für den Lehrer und für<br />

uns entspannend, aber gelernt haben wir wenig.<br />

Wurden wir gefragt, „Was möchtet ihr in der letzten<br />

Stunde machen?“, antworteten alle ohne zu<br />

zögern, „Einen Film sehen!“.<br />

Das war in den siebziger Jahren und wir, die<br />

Generation der Fernsehkinder, genossen den<br />

Konsum der neuen Bilderwelten.<br />

In den achtziger Jahren entstand eine erste systematische<br />

Methodik (z.B. Lonergan, 1987) für<br />

das neue, nun – dank der Videotechnik – einfacher<br />

verfügbare Medium Film. In der Zeit der kommunikativen<br />

Methode galten Filme als Träger von Informationen,<br />

die durch die zusätzlichen Fragen<br />

des Lehrers erschlossen wurden. Aufgabe der Lerner<br />

war es, auf das Gesehene zu reagieren und die<br />

Inhalte zu reproduzieren (vgl. Biechele, S. 324).<br />

In den neunziger Jahren entwickelte sich der<br />

kommunikativ-situative, handlungsorientierte<br />

Ansatz, der aktive Lerner rückte in den Mittelpunkt<br />

des Lerngeschehens. Ganzheitliche<br />

Übungsformen auch bei der Arbeit mit Film belebten<br />

den Unterricht (Brandi/Helmling, 1996),<br />

Filmverstehen ist als Prozess der Informationsverarbeitung<br />

zu betrachten. Durch strukturierte Aufgaben<br />

vor, während und nach dem Anschauen<br />

des Films, wurde der Hör-Seh-Prozess in Teilkomponenten<br />

zerlegt (vgl. Biechele, S. 324).<br />

( )<br />

Lernen wird nun als ein konstruktiver<br />

Prozess gesehen, der bei jedem Lernenden<br />

individuell verläuft. Dies gilt auch für die<br />

Filmverarbeitung.<br />

Die Lerner sind kognitiv gefordert und reproduzieren<br />

die Inhalte, indem sie mündlich oder auch<br />

schriftlich das Verstandene oder ihre Interpretationen<br />

wiedergeben.<br />

Die neuesten Ergebnisse der Kognitionsforschung<br />

beeinflussen die Methodik des Fremd-<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


10<br />

Tipps zur Auswahl von Filmmaterial<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />

sprachenunterrichts. Lernen wird nun als ein konstruktiver<br />

Prozess gesehen, der bei jedem Lernenden<br />

individuell verläuft. Dies gilt auch für die Filmverarbeitung:<br />

Sie ist eine „autonom-subjektive,<br />

medienspezifische, intentionale Rezeption und<br />

Konstruktion“ (Biechele, S. 324). Die Lernerrolle<br />

ist „aktiv, initiativ, interaktiv, konstruktiv.“ Die Lernenden<br />

arbeiten „in sozial orientierten Arbeitsformen<br />

und offener Lernumgebung“ (Biechele,<br />

S. 324).<br />

Welche Methoden eignen sich, um diesem<br />

neuen Bild des Lehrens und Lernens gerecht zu<br />

werden?<br />

Filme im Unterricht für aktive Schüler<br />

Überlegen Sie zunächst, welcher Film, welche<br />

Filmsequenz zum Unterrichtsthema passt. Beziehen<br />

Sie bei dieser Auswahl die Lernenden ein,<br />

die ja häufig aus Kino und Fernsehen Adaptionen<br />

deutscher Filme kennen.<br />

Je nach Unterrichtsziel, Niveau der Lerngruppe,<br />

technischen Möglichkeiten und zeitlichem Rahmen<br />

können Sie die gewünschten Übungen und<br />

Aufgaben auswählen bzw. selbst entwickeln. Hierbei<br />

sollten Sie auch stets beachten, ob der ausgewählte<br />

Film in Ihren kulturellen Raum passt. Sie als<br />

Lehrkraft tragen die Verantwortung dafür, welche<br />

Themen Sie ansprechen möchten.<br />

Sie sollten sorgfältig entscheiden, mit welchen<br />

Filmsequenzen Sie arbeiten; die Länge der einzelnen<br />

Sequenz sollte 10-15 Minuten nicht überschreiten,<br />

um eine optimale Aufmerksamkeit zu<br />

sichern.<br />

Vor dem <strong>Sehen</strong><br />

• Klären Sie die Nutzungsrechte.<br />

• Wählen Sie nur Filme aus, die interessant und relevant für die Lernenden sind.<br />

• Beachten Sie, wie viel Zeit Ihnen für die Filmarbeit zur Verfügung steht.<br />

Während des <strong>Sehen</strong>s<br />

• Schauen Sie den Film (die Filmsequenzen) mehrere Male an und entscheiden Sie, an welcher<br />

Stelle Sie den Film im Unterricht integrieren (z.B. als Einstieg in ein neues Thema oder zum<br />

Abschluss).<br />

• Wählen Sie für Ihre Unterrichtsziele passende Filmausschnitte aus (Länge 10–15 Minuten).<br />

Nach dem <strong>Sehen</strong><br />

• Entscheiden Sie nun, ob und wenn ja welche sprachliche, landeskundliche oder filmästhetische<br />

Vorentlastung notwendig ist.<br />

• Suchen Sie die passenden Übungen und Aufgaben oder entwickeln Sie diese selbst.<br />

„Hausaufgabe“<br />

• Evaluieren und reflektieren Sie Ihre Übungseinheit: Was ist gelungen? Was war motivierend?<br />

Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?<br />

Den gesamten Film können Sie beispielsweise<br />

nach einer zwei- bis vierstündigen Arbeit mit diesem<br />

Film während eines Filmnachmittags oder<br />

-abends zeigen.<br />

Vielfältige Methoden bereichern<br />

den Unterricht<br />

Übungen und Aufgaben, die den Inhalt des Films<br />

in den Vordergrund setzen, erweitern die sprachliche<br />

Kompetenz: Die Lernenden setzen ihren<br />

(neuen) Wortschatz bewusst ein und erweitern<br />

diesen „vor allem im deskriptiven Bereich (Sprechen<br />

über menschliche Beziehungen und Abläufe,<br />

Charakterisierung von Menschen und Situationen)“<br />

(D’Alessio, S. IV).<br />

Neben diesen inhaltlichen Fragen können<br />

filmästhetische Aspekte in den Mittelpunkt rücken:<br />

Derartige Übungen erweitern den kritischen<br />

Umgang mit dem Medium Film und schulen somit<br />

die Medienkompetenz. In diesem Kontext<br />

bieten sich Fragen zur Bildsprache, zur Kameraführung<br />

oder auch zur Filmmusik an (vgl. Glossar,<br />

S. 62).<br />

Ein Film lässt sich auch unter einer landeskundlichen/interkulturellen<br />

Perspektive betrachten:<br />

Wie verhalten sich die Personen. Was ist typisch<br />

deutsch? Was wäre bei uns anders? Allein<br />

die genaue Betrachtung von Kleidung, Frisur, und<br />

Körpersprache eröffnet hier einen differenzierten<br />

Blick auf den deutschen Alltag und bietet zahlreiche<br />

interkulturelle Sprechanlässe.<br />

Bei Filmen, deren Charaktere sich nicht auf<br />

Anhieb erschließen, da sich diese fremd oder ungewöhnlich<br />

verhalten, kann es sehr aufschlussreich<br />

sein, reine Beobachtungsaufgaben zu geben:<br />

Die Lernenden beschreiben zunächst wirklich<br />

nur, was sie beobachten und gehen erst im zweiten<br />

Schritt darauf ein, wie sie dieses Verhalten in-<br />

BIG-Modell<br />

B = Beobachten<br />

I = Interpretieren<br />

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G = Gefühl<br />

Hans-Jörg Keller: BIG-Modell nach Milton Bennett (DMIS)


terpretieren und benennen in einem dritten<br />

Schritt ihr Gefühl zu diesem Verhalten.<br />

Analog zum Hörverstehen ist es auch für das<br />

Seh-Verstehen sinnvoll, den Lernenden Übungen<br />

vor, während und nach der Betrachtung der einzelnen<br />

Sequenzen anzubieten.<br />

Übungen vor dem <strong>Sehen</strong><br />

Da es für die Lernenden häufig leicht ist, die Bilder<br />

spontan zu dekodieren, aber sie nicht gleich alle<br />

gesprochenen Informationen erschließen können<br />

(vgl. D’Alessio), dienen Übungen vor dem <strong>Sehen</strong><br />

dazu, Hypothesen zu bilden und Bedeutungen und<br />

Geschichten zu konstruieren. Dies ermöglicht ein<br />

erstes Einfinden in die Charaktere und Geschichten.<br />

Hier bietet es sich beispielsweise an, mit<br />

Standbildern oder auch mit Minidialogen aus<br />

dem Film zu arbeiten.<br />

Auch können Schlüsselbegriffe oder der Titel<br />

vorgegeben werden, zu denen die TN Assoziationen<br />

sammeln, um schon vorab ihre eigenen<br />

Geschichten zu erfinden.<br />

Ist das Thema des Films von der Lebenswirklichkeit<br />

der Lernenden sehr weit entfernt, so erleichtern<br />

kurze Informationen zum (historischen)<br />

Kontext den Zugang.<br />

Während des <strong>Sehen</strong>s<br />

Da Filmstorys und auch deren Figuren oft recht<br />

komplex sind, ist es sinnvoll, während des <strong>Sehen</strong>s<br />

konkrete Beobachtungsaufgaben zu stellen, die<br />

auch arbeitsteilig vergeben werden können. So<br />

können sich einzelne Lernende auf bestimmte<br />

Personen konzentrieren, um diese nach dem <strong>Sehen</strong><br />

genau beschreiben zu können. Ein Filmausschnitt<br />

wird zunächst nur einem Teil der Gruppe<br />

gezeigt, dieser erzählt dann den Inhalt dem Rest<br />

der Gruppe. Hier wird vor allem die narrative und<br />

deskriptive Kompetenz der Lernenden geschult.<br />

Eine weitere Möglichkeit für eine arbeitsteilige,<br />

interaktive Vorgehensweise während des <strong>Sehen</strong>s<br />

ist folgende Aufgabe: Ein Teil der Lernenden<br />

schaut eine Filmsequenz ohne Ton an, um zunächst<br />

anhand der Bilder den Inhalt zu erschließen.<br />

Der andere Teil arbeitet nur mit dem Sequenzenprotokoll<br />

oder dem Transkript der Dialoge.<br />

Anschließend findet zu zweit ein Austausch über<br />

das Gesehene beziehungsweise Gelesene statt.<br />

Zuordnungsübungen, Text- oder Bildpuzzle<br />

und Multiple-Choice-Aufgaben sind sinnvoll, um<br />

den Inhalt und die Erzählstruktur einzelner Sequenzen<br />

zu erschließen.<br />

Aufgaben zum Sprachregister können auch<br />

während des <strong>Sehen</strong>s bearbeitet werden, z.B. welche<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 11<br />

Ausdrücke sind typisch für die Erwachsenen in<br />

dem Film, welche sind typisch für die Jugendlichen?<br />

Gerade die Beschäftigung mit Jugendsprache<br />

ist für viele Lerner sehr motivierend.<br />

Nach dem <strong>Sehen</strong><br />

Diese Übungsformen können Sie nach einzelnen<br />

Sequenzen oder nach dem <strong>Sehen</strong> des gesamten<br />

Werkes anbieten.<br />

Die Lernenden können die Geschichte weiterspielen<br />

oder zu Ende erzählen, sie können diese<br />

auch neu konstruieren und ein anderes Ende finden.<br />

Hat der Film eine eindeutige Erzählperspektive,<br />

zum Beispiel aus der Sicht des Hauptprotagonisten,<br />

kann der Film/die Sequenz auch aus einer<br />

anderen Perspektive erzählt/gespielt werden.<br />

Eine Veränderung des Ortes und der Zeit eröffnet<br />

oftmals auch einen neuen Blick auf die Handlung<br />

des Films.<br />

Die Zuschauer können ganz in die Geschichte<br />

eintauchen, indem Sie sich selbst mit einer (neuen)<br />

Rolle in das Drehbuch einfügen.<br />

Möchten Sie eher einen kritischen Blick auf<br />

die Inhalte richten, so bietet es sich an, nach dem<br />

<strong>Sehen</strong> Diskussionen, Podiumsgespräche oder<br />

Rundgespräche zu inszenieren, um so – aus der<br />

Perspektive von Journalisten oder bekannten Personen<br />

aus Gesellschaft und Politik – den Inhalten<br />

des Films auf die Spur zu kommen.<br />

Schreibaufgaben lassen sich hervorragend mit<br />

Hör-Sehverstehen verknüpfen. So können die<br />

Lernerinnen und Lerner zum Beispiel ins Filmgeschehen<br />

eingreifen, indem Sie einen Brief, eine<br />

E-Mail an Personen aus dem Film schreiben.<br />

Für höhere Niveaustufen bietet es sich an,<br />

Filmkritiken verfassen zu lassen. Diese können<br />

dann in der darauffolgenden Stunde in einer Diskussionsrunde<br />

besprochen werden.<br />

Das Seh-Verstehen ist zwar ein individueller<br />

Prozess, aber das heißt nicht, dass die Aufgaben<br />

und Übungen nur in Einzelarbeit durchgeführt werden<br />

können. Wie das Beispiel Talks 1 zeigt , können<br />

Sie alle Sozialformen nutzen und so motivierende<br />

Unterrichteinheiten gestalten (siehe Arbeitsblatt).<br />

Dies ist nur ein kurzer – keineswegs vollständiger<br />

Überblick – über Methoden zum Erschließen<br />

von Filmen im Sprachunterricht. In den folgenden<br />

Unterrichtsvorschlägen finden Sie weitere<br />

Anregungen.<br />

Die Beiträge in diesem Heft<br />

Sebastian Chudak bietet eine Zusammenfassung<br />

einer Umfrage bei <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den in Polen<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


12<br />

ARBEIT MIT DEM KURZFILM TALKS 1<br />

(Kurz & gut macht Schule, Goethe-Institut)<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong><br />

zum Thema „Einsatz von Filmen im Unterricht“.<br />

Claudia Rössler macht in ihrem Artikel „Viel weniger<br />

an Film ist mehr“ detailreiche und spannende<br />

Vorschläge zum Einsatz einzelner, kurzer Filmsequenzen.<br />

Und Tina Welke zeigt an dem Kurzfilm Alles<br />

für den Hund wie Kurzfilme den Unterricht bereichern<br />

können.<br />

In den vergangenen Jahren sind – wie oben beschrieben<br />

– neue deutsche Filme entstanden, die<br />

Niveau: ab B1.1<br />

Thema: Jugendliche in <strong>Deutsch</strong>land/Kommunikation<br />

Unterrichtsziel: Die Lernenden können<br />

• das Aussehen/Verhalten einer Person genau beschreiben<br />

• sich über das Kommunikationsverhalten des Protagonisten austauschen<br />

• Wörter der Jugendsprache kennen<strong>lernen</strong><br />

• einen Kurzfilm weiter/neu erzählen<br />

• das eigene Kommunikationsverhalten reflektieren<br />

Vor dem <strong>Sehen</strong><br />

Standbild – Assoziationen zu dem jungen Mann (Stefan)<br />

• Was hat er vorher gemacht?<br />

• Was wird er gleich machen?<br />

• Wie sieht sein Alltag aus?<br />

• Was macht er gern?<br />

• Was macht er nicht so gern?<br />

Sozialform: Gruppenarbeit<br />

Während des <strong>Sehen</strong>s<br />

Anschauen der 1. Sequenz (ohne Ton) – Vergleich mit den eigenen Assoziationen<br />

Sozialform: Plenum<br />

Anschauen des gesamten Films, 7 Minuten (mit Ton)<br />

Beobachtungsaufgabe während des <strong>Sehen</strong>s:<br />

Fokus 1: Sprache – typische Ausdrücke (Jugendsprache)<br />

(Anmerkung: Bei Lernenden auf dem Niveau B1, die noch nie in<br />

<strong>Deutsch</strong>land waren, eine Liste mit ca. 20 Wörtern zur Auswahl vorgeben)<br />

Fokus 2: Welche Kleidung trägt Stefan? Welche Frisur hat er? Was drückt seine<br />

Körpersprache aus?<br />

Fokus 3: Mit welchen Personen telefoniert er?<br />

Fokus 4: Aus welchen Gründen telefoniert Stefan?<br />

Fokus 5: Was machen die beiden anderen Personen?<br />

Sozialform: Einzelarbeit (pro Person ein Fokus)<br />

anschließend Austausch in Kleingruppen zu fünft. Jeder erläutert seine<br />

Beobachtung. Gemeinsam in der Gruppe sammeln von Interpretationen zu dem<br />

Gesehenen. Anschließend Auswertung im Plenum.<br />

Nach dem <strong>Sehen</strong><br />

• Dialoge/Szene nachspielen lassen<br />

• eigene Telefondialoge schreiben und spielen<br />

• andere Personen setzen sich zu Stefan auf die Bank, z.B. eine junge Frau … Diese<br />

Situationen inszenieren<br />

• Stefan kommt nach Hause, Gespräch mit den Eltern/Geschwistern<br />

• ein Treffen von Stefan mit seinen Freunden spielen<br />

Sozialform: Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit<br />

Szenen werden für das Plenum inszeniert und so der Film neu bzw. weitererzählt<br />

(Dialog des Films: www.goethe.de/filmschule)<br />

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ein Stück deutsche Lebenswirklichkeit ins Klassenzimmer<br />

bringen können. Es handelt sich<br />

um Filme mit jungen Akteuren, wie Julia Jentsch<br />

und Daniel Brühl. So wird zum Beispiel in den<br />

Filmen Die fetten Jahre sind vorbei und in Sophie<br />

Scholl der Blick konsequent auf Menschen<br />

gerichtet, die in ihrem jeweiligen sozialen Umfeld<br />

etwas ändern wollen. Diese Protagonisten<br />

eignen sich als Identifikationsfigur für die zumeist<br />

jugendlichen <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den in aller<br />

Welt. Ausführliche Unterrichtsvorschläge zu<br />

diesen beiden bieten die Beiträge von Hans-Erich<br />

Herfurth und Germana D’Alessio / Martin<br />

Saurer.<br />

Auch Filme, die internationale Anerkennung<br />

erlangten und weltweit im Kino und Fernsehen<br />

ausgestrahlt wurden, eignen sich, um neue methodische<br />

Zugänge zu erproben. So sagt Claudia Salokannel,<br />

„Good bye Langeweile“ und stellt vor, wie<br />

die Lernenden den Film Good bye, Lenin in Lernstationen<br />

mit jeweils unterschiedlichen Lernzielen<br />

und Aufgabenstellungen bearbeiten (vgl. hierzu<br />

auch Heft 35 Stationen<strong>lernen</strong>).<br />

Das Thema „Ausländer in <strong>Deutsch</strong>land“ ist ein<br />

fester Bestandteil in Lehrbüchern und Curricula<br />

und dieses lässt sich mit Hilfe von Filmen und<br />

Kurzfilmen ausgezeichnet vertiefen.<br />

Der Kurzfilm Schwarzfahrer setzt sich ironisch mit<br />

dem Thema „Ausländerfeindlichkeit“ auseinander.<br />

Zu diesem Film liegt bereits eine ausführliche<br />

Didaktisierung vor (vgl. D’Alessio, S. 1–17). Der<br />

Beitrag von Luisa Gregori, Váčlav Kubecka und<br />

Elena Tschudinova richtet das Augenmerk auf zusätzliche<br />

Aspekte zur Analyse dieses Films mit<br />

fortgeschrittenen Lernern (Niveaustufe B2).<br />

Aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet<br />

Angelika Lundquist-Mog mit der Sitcom türkisch<br />

für Anfänger die Situation von ausländischen<br />

Mitbürgerinnen und -bürgern in <strong>Deutsch</strong>land.<br />

Dieser Beitrag ist auch ein gutes Beispiel dafür,<br />

wie aktuelles Filmmaterial für den DaF, aber<br />

auch für den DaZ-Unterricht genutzt werden<br />

kann.<br />

Dass Film nicht als isoliertes, modernes Medium<br />

im Klassenzimmer zu betrachten ist, zeigt<br />

Frank Leppert, indem er erläutert, wie Sie Videosequenzen<br />

mit dem Autorenprogramm Hot Potatoes<br />

verknüpfen und so selbst Übungssequenzen<br />

zusammenstellen können.<br />

Auch in der Lehrerfortbildung haben Filme ihren<br />

Platz. Dies macht der Beitrag „Treibhäuser der<br />

Zukunft – auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht“<br />

von Niko Georgi und Rainer<br />

E. Wicke deutlich.


Fazit<br />

„Zeigt uns mehr davon“ schreibt Die Zeit über den<br />

neuen deutschen Film (Die Zeit, 11.05.06). Warum<br />

dies auch für den <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />

gilt, lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Filme (Kurzfilme, Spielfilme, Fernsehfilme, Dokumentationen<br />

…)<br />

• sind ein Türöffner in eine neue Welt und<br />

fördern das Eintauchen in die Zielsprachenkultur<br />

• vermitteln landeskundliches Wissen<br />

• bieten zahlreiche Verbindungen zum<br />

eigenen Alltag<br />

• erweitern den interkulturellen Blick<br />

• bedienen die Seh- und Lerngewohnheiten von<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

• ermöglichen neue methodische Herangehensweisen,<br />

wie z.B. Stationen<strong>lernen</strong>, Projektarbeit<br />

• lassen sich mit anderen neuen Medien<br />

verknüpfen, wie z.B. computergestützte Arbeitsformen<br />

• unterstützen einen interaktiven, lernerzentrierten<br />

Unterricht<br />

• sind in Zukunft integrierter Bestandteil<br />

von Lehrwerken<br />

• dienen einfach nur zum Anschauen, Entspannen<br />

und Genießen.<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 13<br />

Je nach persönlicher Erfahrung und subjektiver<br />

Wahrnehmung finden Sie gewiss noch viele weitere<br />

Gründe, die in diesem Heft vorgestellten Filme<br />

in Ihrem Unterricht einzusetzen oder auch die beschriebenen<br />

Übungen und Aufgaben auf weitere<br />

Filme anzuwenden und zu übertragen sowie neue<br />

Arbeitsformen zu entwickeln.<br />

Nicht alle aktuellen Filme konnten in den Beiträgen<br />

berücksichtigt werden. Doch viele der beschriebenen<br />

Übungen und Aufgaben lassen sich<br />

für Filme, wie zum Beispiel Das Leben der Anderen<br />

(2005 – ausgezeichnet mit dem Oscar für den besten<br />

ausländischen Film), Sommer vorm Balkon<br />

(2005), Requiem (2006) und die WM-Dokumentation<br />

<strong>Deutsch</strong>land, ein Sommermärchen (2006)<br />

adaptieren. So bleibt die Arbeit mit Film für Sie<br />

und Ihre Lernenden spannend, kreativ und bietet<br />

immer wieder neue landeskundliche Informationen<br />

und vielseitige Sprechanlässe. Vielleicht sind<br />

es ja auch Ihre Lernenden selbst, die nach ersten<br />

positiven Erfahrungen mit der Fertigkeit „Seh-Verstehen“<br />

eigene Ideen in den Unterricht mit Film<br />

einbringen, wie das kürzlich die <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den<br />

in Schweden getan haben (vgl. hierzu vom<br />

Goethe-Institut initiierter Werbefilmwettbewerb<br />

„Kauf das“), oder vielleicht sogar mal selbst zur<br />

Kamera greifen!<br />

Literatur<br />

Ballstaedt, Steffen-Peter: Kognition und Wahrnehmung in der Informations- und Wissensgesellschaft, Konsequenzen<br />

gesellschaftlicher Veränderungen für die Psyche. In: Kübler, Hans-Dieter et al. (Hrsg.): Wissensgesellschaft.<br />

Neue Medien und ihre Konsequenzen. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2004 (Dieser Aufsatz auf CD<br />

Rom)<br />

Biechele, Barbara: Film/Video/DVD in <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>. In: Umbrüche. Materialien <strong>Deutsch</strong> als<br />

<strong>Fremdsprache</strong>, Heft 76, 2006, S. 310 – 328<br />

Comenius Institut: http://www.sn.schule.de/~ci/1024/me_mp_recht.html<br />

Brandi, Marie-Luise/Helmling, Barbara: Arbeit mit Video am Beispiel von Spielfilmen. München: Langenscheidt 1996<br />

D’Alessio, Germana: <strong>Deutsch</strong>e Spielfilme der neunziger Jahre. Arbeitsheft für den Unterricht.<br />

München: Goethe-Institut 2000<br />

Harms, Michael: Augen auf im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht – psychologische und didaktische Aspekte des Lernens mit<br />

Bildmedien. In: Grenzen überschreiten. Menschen, Sprachen, Kulturen, Festschrift für Inge C. Schwerdtfeger.<br />

Duxa, Susanne / Hu, Adelheid / Schment, Barbara (Hrsg.):Tübingen: Narr 2005, S. 245 – 256<br />

Lonergan, Jack: <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht mit Video. Ein Handbuch mit Materialien. München: Hueber 1987<br />

Schwerdtfeger, Inge C.: <strong>Sehen</strong> und Verstehen. Zur Arbeit mit Film und Video im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht.<br />

In: <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht in Theorie und Praxis. Berlin / München: Langenscheidt 1989<br />

Schwerdtfeger, Inge C.: Übungen zum Hör-Sehverstehen. In: Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert / Krumm,<br />

Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht. Tübingen: Francke 2003, S. 299 -302<br />

Spitzer, Manfred: Lernen, Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg /<br />

Berlin: Spektrum 2002 (korrigierter Nachdruck 2003)<br />

Bradshaw, Peter/Crockrell, Eddie/Lefort, Gérard/Torreiro, Mirito: Zeigt uns mehr davon. In: Die Zeit, 11.05.2006<br />

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Der deutsche Film<br />

auf Erfolgskurs!<br />

Warum nicht auch im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht?<br />

Von Dr. Sebastian Chudak<br />

Beim Durchblättern von Tageszeitungen und Magazinen stößt man immer wieder auf Berichte<br />

über die Erfolge der deutschen Filmindustrie. Den Schlagzeilen zufolge ist der deutsche Film<br />

„stark wie nie“ und „angesagt“ (vgl. Möller 2005, Hübner 2006).<br />

Warum findet dieser erfolgreiche deutsche Film keinen Eingang in die Unterrichtspraxis? Arbeit<br />

mit Film und Video nimmt zwar seit Anfang der 80er Jahre einen festen Platz in der fachdidaktischen<br />

Diskussion um den DaF-Unterricht ein, aber Spielfilme werden immer noch selten<br />

im Unterricht eingesetzt, obwohl sie zu den motivierenden Textsorten für den <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />

zählen.<br />

Was Lehrerinnen und Lehrer sagen …<br />

Befragt man Lehrerinnen und Lehrer zu den Ursachen,<br />

warum Spielfilme im Unterricht selten eingesetzt<br />

werden, bekommt man meistens folgende Reaktionen:<br />

„Zu viele Filme, zu wenig Zeit.“, „Wie<br />

wähle ich eigentlich einen Film für meinen Unterricht?“,<br />

„Ich kenne mich mit deutschen Filmproduktionen<br />

nicht aus.“, „Dafür habe ich doch keine<br />

Zeit im Unterricht!“, „Kannst du mir vielleicht einen<br />

Tipp geben? Und wo finde ich Didaktisierungsvorschläge<br />

/ Übungsmaterial zu dem Film?“<br />

Was die Lernenden meinen …<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© Photodisc<br />

Auf die Frage, ob sie im Unterricht gerne mit Filmmaterial<br />

arbeiten, antworten die Lernenden einerseits<br />

nicht viel Überraschendes. Der ein oder andere<br />

Punkt gibt aber dennoch zu denken. Wie eine im<br />

akademischen Jahr 2005 / 2006 unter insgesamt 190<br />

Germanistikstudenten des ersten und zweiten Studienjahres<br />

u.a. an der Adam-Mickiewicz-Universität<br />

in Poznan (Polen) durchgeführte Umfrage zeigt,<br />

sind <strong>Fremdsprache</strong>n<strong>lernen</strong>de mit der Wahl der Medien<br />

im Unterricht nicht immer zufrieden. Die be-


fragten Studentinnen und Studenten wurden gebeten,<br />

auf ihre Schulzeit zurückzublicken und anzugeben,<br />

welche Arten von sprachdidaktischen Materialien<br />

sie dort benutzt hätten. Des Weiteren konnten<br />

sie Beispiele von Unterrichtsmaterialien nennen<br />

und diese subjektiv bewerten. Anschließend<br />

äußerten die Befragten noch ihre eigenen Wünsche<br />

in Bezug auf attraktives Unterrichtsmaterial.<br />

Das Unterrichtsmaterial<br />

Die Mehrheit gibt an, dass im Unterricht fast ausschließlich<br />

mit Lehrbüchern gearbeitet wird, die<br />

Seite für Seite durchgenommen werden.<br />

Sprachdidaktische Materialien im Unterricht<br />

© Sebastian Chudak<br />

Das Lehrbuchangebot wird meistens ergänzt durch<br />

zusätzliche Arbeitsblätter, die die Lehrenden selbstständig<br />

konzipieren, sowie durch die zum Lehrwerk<br />

gehörenden Audioaufnahmen.<br />

Gefragt nach im Unterricht verwendetem Originalmaterial<br />

aus den D-A-CH-Ländern, nennen die<br />

meisten Befragten Artikel aus Zeitschriften, Magazinen,<br />

Kopien von Dokumenten, Formulare, Flugblätter<br />

usw.<br />

Mit visuellem Material (Bildern, Diagrammen)<br />

haben die meisten Befragten nur selten im Unterricht<br />

gearbeitet.<br />

Ähnlich selten kamen Originalaufnahmen aus<br />

dem Rundfunk (z.B. Interviews, Reportagen) zum<br />

Einsatz. Aber wenn die Befragten in ihrem Unterricht<br />

Originalhörtexte hörten, so waren dies meistens<br />

Nachrichtentexte aus dem Rundfunk, Pop-<br />

Lieder (z.B. Die Prinzen, Die Toten Hosen, Nena)<br />

oder Märchen.<br />

Obwohl Filmmaterial sehr selten im Unterricht<br />

eingesetzt wurde, fällt dennoch die Vielfalt der genannten<br />

Filme auf, z.B. Das Wunder von Bern,<br />

Gegen die Wand, Good Bye Lenin!, Fernsehaufnahmen<br />

von Theateraufführungen, z.B. Der Besuch<br />

der alten Dame, Fernsehreportagen oder Dokumentationen,<br />

z.B. Der IKEA-Kult (RTL, 2004) oder<br />

(Werbe-) Spots, z.B. von Greenpeace.<br />

Der deutsche Film auf Erfolgskurs! 15<br />

Einsatz von Originalmaterial aus den D-A-CH Ländern<br />

im DaF-Unterricht<br />

© Sebastian Chudak<br />

Bei der Beurteilung der Qualität und der Attraktivität<br />

des gebotenen Filmmaterials sind sich die Befragten<br />

uneinig: Viele von ihnen finden es ausgezeichnet<br />

(28%), sehr gut (30%) oder gut (11%). Immerhin<br />

fast ein Drittel halten es entweder für eher<br />

schlecht (23%) oder gar schlecht (8%). Dabei klagen<br />

sie entweder über die mangelnde Aktualität,<br />

das zu schnelle Sprechtempo oder – was in Zeiten<br />

der digitalen Medien besonders erstaunlich ist –<br />

über die schlechte Bild- und Tonqualität des Materials.<br />

Letzteres lässt schlussfolgern, dass ihre Lehrer<br />

häufig alte Aufnahmen mit zum Teil veralteten Inhalten<br />

verwendet haben.<br />

Gefragt nach Beispielen von Materialien, mit<br />

denen sie am liebsten im Unterricht arbeiten würden,<br />

behaupten viele, ihnen würde die Arbeit mit<br />

Presseartikeln und anderen Print-Materialien den<br />

meisten Spaß bereiten und den größten Nutzen<br />

bringen. Dies begründen sie vor allem damit, dass<br />

sie so in ihrem eigenen Arbeitstempo arbeiten und<br />

bestimmte Textstellen mehrmals lesen könnten,<br />

und, sozusagen nebenbei, die Schreibweise von<br />

neuen Wörtern <strong>lernen</strong> würden. Neben interessanten<br />

Presseartikeln über aktuelle Themen, Originalaufnahmen<br />

aus dem Rundfunk oder Liedern sind<br />

auch Fernsehreportagen und -interviews, Talk-<br />

Shows, Werbespots und Filme für die Lernenden<br />

von Interesse.<br />

Von diesen Materialien erhoffen sie sich einen<br />

attraktiveren Unterricht. Es sei eine Abwechslung<br />

zur Lese- und Hörtextarbeit, die den Unterricht dominieren.<br />

Die Befragten wünschen sich aber auch<br />

den Kontakt – wie sie sagen – zur lebendigen Sprache<br />

und ihren verschiedenen Sprachvarianten (verschiedene<br />

Sprecher, Umgangssprache oder Dialekte).<br />

Als weiteren Vorteil nennen sie die Erweiterung<br />

des Wortschatzes zu relevanten Themen und des<br />

landeskundlichen Wissens (Alltag in den D-A-CH-<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


16<br />

Der deutsche Film auf Erfolgskurs!<br />

Ländern, Ergänzung und eventuell Veränderung<br />

des Bildes von der Zielsprachenkultur).<br />

Aus Sicht der Lernenden bieten Filme also authentische<br />

Sprechanlässe und unterstützen durch<br />

die Verbindung von Bild und Ton den Lernprozess.<br />

Von vereinzelten Lernenden wird Videomaterial<br />

nur als eine Art Abwechslung vom Schulalltag betrachtet<br />

und nicht als eine Möglichkeit zum Lernen.<br />

Es ist anzumerken, dass es auch einige wenige<br />

Lernende gibt, die sich zwar für den Einsatz von<br />

Videomaterialien im Unterricht aussprechen,<br />

gleichzeitig aber darauf hinweisen, dass heutzutage<br />

fast jeder die Möglichkeit habe, sich DVDs zu besorgen<br />

und sich Filme im Originalton anzuschauen<br />

oder Fernsehprogramme via Satellit zu empfangen,<br />

so dass die Arbeit mit Videomaterial im Unterricht<br />

sich erübrige und nur Zeitverschwendung bedeute.<br />

Ein Teil der Befragten weist aber darauf hin,<br />

dass die Verwendung von Filmmaterialien keineswegs<br />

den Verzicht auf regulären Unterricht bedeuten<br />

dürfe. Manche Lerner sind hierbei erstaunlich<br />

präzise und geben an, dass Filmmaterial eine Länge<br />

von maximal 20 bis 30 Min. nicht überschreiten<br />

sollte, da andernfalls kein sinnvoller Unterricht<br />

möglich sei (vgl. Fuß 2001, S.193). Es biete sich an,<br />

mit Filmausschnitten, Kurzfilmen oder Reportagen<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

zu arbeiten. Sie nennen außerdem noch einen weiteren,<br />

nicht minder wichtigen Aspekt: den sprachlichen<br />

Schwierigkeitsgrad, der sich – falls (zu) hoch –<br />

auch demotivierend auswirken könne.<br />

Fazit: Der Einsatz filmischer Materialien im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />

ist nicht nur aus der Sicht der<br />

Didaktik sinnvoll , sondern auch von den Lernenden<br />

erwünscht, wenn dieser sie zu einer aktiven<br />

Mitarbeit einlädt.<br />

Literatur<br />

Brandi, Marie-Luise: Video im <strong>Deutsch</strong>unterricht. Eine Übungstypologie<br />

zur Arbeit mit fiktionalen und dokumentarischen<br />

Filmsequenzen. Fernstudieneinheit 13. Berlin u.a.: Langenscheidt<br />

1996.<br />

Chudak, Sebastian: Der Schwarzfahrer, Lola rennt, Good Bye,<br />

Lenin!, ... Zastosowanie materialów audiowizualnych na<br />

lekcjach j˛ezyka niemieckiego (moz˙liwo´sci – problemy – propozycje).<br />

In: Je˛zyki Obce w Szkole 5/2004, Warszawa:<br />

Wydawnictwo CODN, S. 40-49.<br />

Fuß, Albert: Videomaterial für den fremdsprachlichen Landeskundeunterricht.<br />

In: Jung, Udo O. H. (Hrsg.): Bayreuther Beiträge<br />

zur Glottodidaktik, Band 2, Praktische Handreichung<br />

für <strong>Fremdsprache</strong>nlehrer. 3. Auflage, Frankfurt am Main u.a.:<br />

Peter Lang Verlag 2001, S. 190-196.<br />

Hübner, Wolfgang: Der deutsche Film auf der Erfolgswelle. In:<br />

STERN, 06.12.2004. Internetquelle: www.stern.de/unterhaltung/film/533208.html?nv=cb<br />

(Stand vom 10.07.2006).<br />

Möller, Barbara: <strong>Deutsch</strong>er Film stark wie nie. In: Hamburger<br />

Abendblatt, 09.02.2005. Internetquelle:<br />

www.abendblatt.de/daten/2005/02/09/396782.html (Stand<br />

vom 16.11.2006).


Viel weniger an Film ist mehr!<br />

Von Lydia Rössler<br />

Spielfilme sind in mehrfacher Hinsicht authentisch: Sie werden nicht zu Unterrichtszwecken produziert<br />

und sie laden die Zuschauer grundsätzlich zum „Mitspielen“ ein. Denn sie sprechen die Imaginationsfähigkeit<br />

und das narrative Verständnis der Rezipienten durch zahlreiche nonverbale Komponenten an.<br />

Sie gewährleisten eine gewisse Verständlichkeit jenseits von Sprache, was für <strong>Fremdsprache</strong>nlerner das<br />

„Mitkommen“ erleichtert.<br />

Spielfilme wecken außerdem Emotionen und erlauben<br />

dennoch Distanzierung. Verschiedene Rollen<br />

und unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten<br />

stehen den Lernenden zur Verfügung. Für<br />

den Sprachunterricht bringt das große Vorteile:<br />

Spielfilme haben viel mit der Lebenswirklichkeit<br />

außerhalb des Unterrichts zu tun. Ihr Einsatz im<br />

Klassenzimmer macht nicht nur den Unterricht<br />

zeitgemäß und vollständiger, sondern bereitet auch<br />

darauf vor, dass nach dem Unterricht „draußen“<br />

besser weitergelernt werden kann. Die Schüler erleben<br />

die <strong>Fremdsprache</strong> als Teil eines offenen Systems,<br />

in dem sie mitspielen können und in dem<br />

man aber auch nie „ausgelernt“ hat.<br />

Aus didaktischen und zeitlichen Gründen ist es<br />

sinnvoll, mit einem oder mehreren Ausschnitten<br />

von Filmen im Unterricht zu arbeiten. Vorliegender<br />

Beitrag will praktische Hilfestellungen anbieten,<br />

wie man mit Filmen im Unterricht arbeiten kann,<br />

damit sich das Hör-Sehverstehen (vgl. Schwerdtfeger,<br />

2003) als produktive und rezeptive Komponente<br />

im Sprachlernprozess entfalten kann.<br />

Die eigene Wahrnehmung schärfen<br />

und sich persönlicher Erfahrungen<br />

bewusst werden<br />

Filme bilden landeskundliche Informationen anschaulich<br />

und differenziert ab und sind trotzdem<br />

leicht nachvollziehbar. Dialoge in Filmen sind<br />

mehrdimensionaler als in Hörtexten: nonverbale<br />

Aspekte, soziale Beziehungen sind umfassender<br />

dargestellt und es gibt viele Halbsätze, Ausrufe usw.<br />

Wenn Sie sich an Ihren eigenen Sprachunterricht erinnern,<br />

stellen Sie vielleicht fest, dass authentische<br />

Filme im eigenen schulischen Kontext kaum eine<br />

Rolle gespielt haben, aber Sie <strong>lernen</strong> vielleicht bis<br />

heute mit Hilfe von Filmen immer noch etwas dazu.<br />

Ein Beispiel: Ich persönlich denke dabei sofort<br />

an einen Moment aus dem russischen Film Die<br />

Sonne, die uns täuscht von Nikita Mikhailkov (Titel<br />

des Originals Utomljonnije solntsem Frankreich/<br />

Russland, 1994). In diesem an und für sich etwas<br />

düsteren Film, der zu Beginn der stalinistischen<br />

Repressionen in der Sowjetunion spielt, fährt ein<br />

elegantes schwarzes Auto in einer Datschensiedlung<br />

vor und parkt dort. Es herrscht eine sehr angespannte<br />

Atmosphäre, der Besuch verheißt nichts<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© Kinowelt Home Entertainment GmbH


18<br />

Viel weniger an Film ist mehr!<br />

Gutes für die Hauptfigur, einen pensionierten General,<br />

der während der Revolution Karriere gemacht<br />

hat. Die Erwachsenen sind alle im Haus, nur<br />

die kleine Tochter des Generals umkreist das glänzende,<br />

in Großaufnahme präsentierte Gefährt voll<br />

Bewunderung und murmelt immer wieder „nitschevo<br />

sebe“ – eine Wendung, die ich mit einem<br />

umgangssprachlichen „nicht schlecht“ ins <strong>Deutsch</strong>e<br />

übersetzen würde. Das Besondere an diesem<br />

Lernmoment: Diese Wendung habe ich bis heute in<br />

keinem russischen Sprachlehrbuch gefunden, aber<br />

in der Alltagssprache doch öfter gehört und schon<br />

selbst angewendet. Es ist in diesem Film ein dramaturgisch<br />

sehr gelungener Moment, in dem die<br />

bedrohliche Spannung gerade durch das unbefangene<br />

kindliche Verhalten für die Zuschauer deutlich<br />

spürbar wird.<br />

(<br />

Spannung erzeugt Aufmerksamkeit: Auch<br />

)<br />

darin liegt das besondere Potenzial von<br />

Spielfilmen für den Sprachunterricht.<br />

Besonders wenn die Begegnung mit dem jeweiligen<br />

Film schon länger zurückliegt, bleiben in der<br />

Erinnerung vor allem atmosphärische Eindrücke.<br />

Auch das kann eine die Lernmotivation stärkende<br />

Funktion in einem längerfristigen Sprachlernprozess<br />

haben, da wir uns länger an Dinge erinnern,<br />

die mit Emotionen verbunden sind.<br />

Wenn man mit Film im Sprachunterricht arbeiten<br />

will, lohnt es sich, die Reflexion der eigenen<br />

Hör-Seherfahrungen fortzusetzen und die Selbstbeobachtung<br />

zu pflegen (z. B. anhand von Notizen) als<br />

eine Art Fort- und Vorbildung für den Unterricht.<br />

Ihre eigenen Hör-Seherlebnisse und Ihre Lernerfahrungen<br />

sind wichtiger Teil Ihrer Lehrkompetenz.<br />

Bei Filmen ist es angeraten, sich aus zwei Gründen<br />

auch vom persönlichen Geschmack leiten zu<br />

lassen:<br />

1. In der Vorbereitung müssen Sie ausgewählte Sequenzen<br />

vermutlich häufiger durchgehen als z.B.<br />

Lesetexte oder Hörbeiträge. Im Unterricht werden<br />

Sie vermutlich Filmausschnitte bis zu dreimal hintereinander<br />

zeigen. Erfahrungsgemäß ist das mit<br />

gelungeneren Filmen leichter zu ertragen, als mit<br />

sehr vordergründigen Produktionen.<br />

2. Wenn Sie zu Ihrem subjektiven Zugang stehen<br />

und diesen auch im Unterricht kommunizieren, eröffnen<br />

Sie den Lernenden auch die Möglichkeit,<br />

dass ihre individuell sehr unterschiedlichen Sichtweisen<br />

zur Sprache kommen können.<br />

Auch in sehr kurzen Ausschnitten von 30 bis 50<br />

Sekunden und in Werbespots, die oft noch kürzer<br />

sind, gibt es aufgrund der Komplexität des Medi-<br />

ums „Film“ immer wieder neue Details zu entdekken.<br />

Der Großteil Ihrer Schüler bringt ja viel an Vorerfahrung<br />

im Hör-Sehverstehen in den Unterricht<br />

mit und das sollte genutzt werden.<br />

Bewusst hören UND sehen<br />

Bevor Sie mit einem Film im Unterricht zu arbeiten<br />

beginnen, ist es sehr zu empfehlen, auch die Schüler<br />

auf die besonderen Qualitäten des Mediums<br />

„Film“ bewusst vorzubereiten. Die Lernenden können<br />

dann bestimmte Aufgabenstellungen besser<br />

nachvollziehen und sie <strong>lernen</strong>, damit umzugehen,<br />

dass wenige Sequenzen (auch isolierte Szenen) viel<br />

„mehr“ sein können.<br />

Appetit- und Fantasieanreger:<br />

Filmmusik<br />

Übersehen (eigentlich überhört) wird oftmals die<br />

zentrale dramaturgische Bedeutung von Filmmusik,<br />

vor allem wenn sie „wortlos“ daher kommt.<br />

Auch losgelöst vom Film weckt sie Gefühle, erzeugt<br />

Spannung und lädt zum Assoziieren ein.<br />

In vielen Fällen ist es ausreichend, ein musikalisches<br />

Thema nur kurz anzuspielen, um dann in der<br />

Klasse gemeinsam Vermutungen über den Film anzustellen,<br />

einen Titel zu erfinden oder eine Szene<br />

zu beschreiben, zu der diese Untermalung passen<br />

würde. Die Schüler werden durch den vorerst noch<br />

isolierten Kontakt mit Filmmusik generell für Musik<br />

und Geräuschkomponenten in Filmen sensibilisiert.<br />

Eine ausdrückliche Empfehlung (stellvertretend<br />

für viele): Die sehr eingängige Musik von Niki Reiser<br />

zur Neuverfilmung des Romans von Erich Kästner<br />

Das fliegende Klassenzimmer (<strong>Deutsch</strong>land,<br />

2002). Besonders das Stück „Jonathans Melodie“<br />

eignet sich sehr für alle Alters- und Niveaustufen.<br />

Wie im Traum: Zu Bildern<br />

Geschichten assoziieren<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Die menschliche Wahrnehmung ist davon bestimmt,<br />

dass wir Bekanntes und Unbekanntes in<br />

(neue) Zusammenhänge setzen, Abfolgen zu sinnvollen<br />

Zusammenhängen interpretieren usw.<br />

Diese Wahrnehmungsmechanismen, die z.B. unseren<br />

Umgang mit Träumen bestimmen, werden<br />

auch von einzelnen Bildern in Gang gesetzt.<br />

Standbilder aus Filmen (sogenannte Stills) haben<br />

genau diese Funktion. Sie sind im Internet zu finden<br />

(solange die Homepage zu einem bestimmten<br />

Film noch aktiv ist) und auch in TV-Zeitschriften.


Diese Bilder können im Unterricht sowohl mit als<br />

auch ohne den konkreten Film eingesetzt werden.<br />

Die folgenden Abbildungen sind Stills aus Grbavica<br />

– Esmas Geheimnis (Österreich/Bosnien und<br />

Herzegowina/<strong>Deutsch</strong>land/Kroatien, 2005, Regie:<br />

Jasmila Zbanic) und Caché (Frankreich/Österreich/<br />

<strong>Deutsch</strong>land/Italien, 2005, Regie: Michael Haneke)<br />

Filmstills: Bewegte Menschen für einen Moment eingefroren<br />

Vorschlag für den Unterricht: Die Schüler arbeiten<br />

paarweise oder in Kleingruppen. Jede Gruppe<br />

wählt ein Bild aus und gibt ihm einen (ein- bis<br />

zweizeiligen) Titel. Dann werden die Bilder zwischen<br />

den Gruppen getauscht. Die betitelten Bilder<br />

werden nun mit einer passenden Geschichte (erstellt<br />

anhand der „W-Fragen“) von den Gruppen ergänzt.<br />

Die Ergebnisse werden ausgestellt. In der abschließenden<br />

Phase im Plenum können sich die<br />

Lernenden darüber austauschen, wie sie im Fernsehprogramm<br />

nach Filmen suchen: „Achten Sie<br />

mehr auf Titel oder Bilder?“<br />

Ohne Fachvokabular: Inszenierungen<br />

erkennen und beschreiben<br />

© defd<br />

© picture-alliance/KPA<br />

Sie müssen keinen Kurs in Kameraführung belegt<br />

haben, um im Unterricht darüber zu reden, wie Bilder<br />

in Szene gesetzt werden, wie sie den Blick der<br />

Viel weniger an Film ist mehr! 19<br />

Zuschauer bestimmen und so entscheidend das<br />

Filmgeschehen formen.<br />

Zur Veranschaulichung der Wirkung und Bedeutung<br />

der Bildinszenierung im schulischen Unterricht<br />

sind Bilderbücher gut geeignet. Mit ihnen<br />

lässt sich viel über Perspektiven und Bildinszenierungen<br />

in Zeit und Raum ablesen.<br />

Eine Empfehlung, die mit dem <strong>Deutsch</strong>en Jugendliteraturpreis<br />

ausgezeichnet wurde und aus<br />

Frankreich kommt: Detektiv John Chatterton von<br />

Yvan Pommaux ist eine Rotkäppchenvariante im<br />

Stil des „film noir“. Alle Bilder in diesem Buch können<br />

bestimmten Kameraeinstellungen zugeordnet<br />

werden. Das Tempo im Wechsel der Einstellungen<br />

wird auf die Ausdehnung der Bilder umgelegt.<br />

(Hier können die Fachausdrücke „Totale“, „Halbtotale“,<br />

„Großaufnahme“ usw. eingeführt werden,<br />

das ist aber nicht in jeder Alters- und Niveaustufe<br />

notwendig bzw. sinnvoll.)<br />

Minisequenzen als Sprachanlass<br />

Exemplarisch möchte ich hier eine sehr kurze Sequenz<br />

aus dem Film Sams – Der Film vorstellen<br />

(siehe Marginalspalte) und Didaktisierungsvorschläge<br />

bringen. Die Sams-Filme basieren auf den<br />

gleichnamigen literarischen Vorlagen von Paul<br />

Maar, der auch an den Drehbüchern der Filme mitgearbeitet<br />

hat. „Das Sams“ eignet sich vor allem für<br />

den Unterricht mit 10–12jährigen.<br />

Diese Szene kann isoliert im Unterricht eingesetzt<br />

werden. Das Missverständnis ist so knapp und<br />

pointiert vorbereitet, dass der Reiz an der Szene<br />

durch mehrfaches Vorspielen nicht verloren geht.<br />

Das Spiel mit Stereotypen (der Portier ist natürlich<br />

mürrisch) macht den Hergang der Szene leicht erkennbar.<br />

Ausgehend vom Sams und dem Portier<br />

können Höflichkeitsformen und / oder Personenbeschreibungen<br />

geübt werden. Die Lernenden<br />

spielen die Szene nach und / oder entwickeln daran<br />

anknüpfend Rollenspiele. Auf den Niveaustufen<br />

A1 / A2 erhalten sie zur Unterstützung die entsprechenden<br />

Redemittel.<br />

Allein diese sehr kurze Sequenz eröffnet weitere<br />

Möglichkeiten für den Unterricht: Die Lernenden<br />

versetzen sich in die Rolle des Portiers und berichten<br />

das Erlebte per Telefon an einen Freund.<br />

Methodentipp: die eine Hälfte der Lernenden<br />

spielt den Portier, die andere Hälfte den Freund.<br />

Die beiden Gruppen stehen einander gegenüber.<br />

Der 1. Portier beginnt, der 1. Freund reagiert und<br />

fragt nach. Darauf antwortet der 2. Portier. Bei dieser<br />

Übung sind alle Lernenden gefordert und müssen<br />

dem gespielten Dialog konzentriert folgen.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

aus John Chatterton<br />

von Yvan Pommaux © Moritz Verlag<br />

Ein entscheidender<br />

Moment, der blitzschnell<br />

vor sich geht:<br />

John Chatterton nimmt<br />

den Ziegelstein, um das<br />

Mädchen vom Wolf zu<br />

befreien. Eine Detailaufnahme,<br />

die nur wenig<br />

Platz einnimmt.<br />

Sequenz aus Das Sams (ca.<br />

1 Minute)<br />

Das Sams, ein Wesen schwer<br />

definierbaren Ursprungs mit<br />

Charakterzügen eines anarchischen<br />

Kleinkindes, geht die<br />

Stiege eines Bürohauses hinunter.<br />

Seine unförmige<br />

Gestalt steckt in einem blauen<br />

Taucheranzug, in der Hand<br />

trägt es einen Fallschirm. Der<br />

Portier hält das Sams auf und<br />

fragt in einem sehr unfreundlichen<br />

Ton, was es denn da zu<br />

suchen habe.<br />

Das Sams antwortet in<br />

Reimen und duzt den Portier,<br />

dessen Irritierung sichtlich<br />

zunimmt. „Sie“, brüllt er das<br />

Sams an, das ihn missversteht<br />

und nach einer Frau Ausschau<br />

hält. Dieses Unverständnis<br />

bringt den Portier immer<br />

mehr in Rage, bis er das Sams<br />

schließlich hinauswirft.


20<br />

Viel weniger an Film ist mehr!<br />

Werbespots als Einstiegshilfen<br />

Gelungene Werbung weckt Emotionen. Besonders<br />

TV- und Kinowerbung tut dies mit allen Mitteln:<br />

mit Musik, schönen Bildern, Anspielungen, Zitaten<br />

und auch Klischees.<br />

Werbespots sind leicht verständlich und im besten<br />

Fall auch witzig. TV-Spots dauern meistens<br />

zwischen 20 und 50 Sekunden, Kinowerbung ist<br />

manchmal geringfügig länger.<br />

Gute Gründe, Werbespots als Übungsmaterial<br />

für das Hör-Sehverstehen in den Unterricht zu<br />

holen.<br />

Zahlreiche Unternehmen gewähren auf ihren<br />

Internetseiten Einblick in ihre aktuelle Kampagne.<br />

Falls es technisch möglich ist, können Sie per Beamer<br />

die entsprechenden Spots ins Klassenzimmer<br />

projizieren. Es stehen aber auch ausgewählte Spots<br />

auf DVD zur Verfügung. Bestellen können Sie diese<br />

bei den Sendern, z.B. beim ORF (vgl. Linkliste auf<br />

www.hueber.de/fremdsprache-deutsch). Wenn<br />

mehrere Spots zur Auswahl stehen, können die<br />

Lernenden mitentscheiden, welchen sie sehen und<br />

bearbeiten möchten.<br />

In den höheren Jahrgangsstufen entwickeln die<br />

Schüler der Werbung gegenüber eine sehr kritische<br />

Sichtweise: Auch das regt zu sprachproduktiven<br />

Leistungen an.<br />

Interessant ist es, mit Werbefilmen von Unternehmen<br />

zu arbeiten, die in dem Land, in dem Sie<br />

unterrichten, auch präsent sind.<br />

Viele Werbespots sind zwar auf den Homepages<br />

zu finden, die Pfade dorthin sind mitunter sehr verschlungen.<br />

Ausführliche Internettipps dazu finden<br />

Sie auf der Linkliste.<br />

Kurzfilme<br />

Eine eindeutige Definition dieser Filmart gibt es<br />

nicht. Die Bezeichnung orientiert sich meistens an<br />

der Länge oder besser gesagt der Kürze des Filmes.<br />

Unter Kurzfilmen finden sich Dokumentationen,<br />

Animationsfilme und Spielfilme, nicht selten von<br />

experimentellem Charakter (siehe auch in diesem<br />

Heft im Artikel von Tina Welke, S. 21.<br />

Die Möglichkeiten, sich über Kurzfilme zu informieren<br />

und diese auch (meist ausschließlich)<br />

Tipp: Wie entsteht ein Film? Eine umfassende und gut verständliche<br />

Beschreibung, verfasst von Paul Maar, kann<br />

man auch im Internet finden: http://www.dassams.de.<br />

Dort findet man übrigens auch eine Anleitung, wie man<br />

ein Daumenkino bastelt.<br />

auf DVD zu erwerben, sind mittlerweile vielfältig.<br />

Zwei Empfehlungen für den Unterricht, die zu<br />

spannenden Auseinandersetzungen führen<br />

können:<br />

Copy Shop (Österreich, 2001, Virgil Widrich, 12 Minuten.<br />

Hier erlebt jemand den Alptraum, dass seine<br />

ganze Umgebung mit Doppelgängern seiner<br />

selbst befüllt wird) und Fast Film (Österreich 2003,<br />

Virgil Widrich, 14 Minuten. Ein Liebespaar wird<br />

auseinander gerissen und durchläuft bei der Verfolgungsjagd<br />

beinahe die gesamte Filmgeschichte).<br />

In beiden Filmen sind technische Machart und<br />

Inhalt nicht voneinander zu trennen (Fast Film besteht<br />

etwa aus vielen kleinen Teilen von Kopien berühmter<br />

Filme). Sie sprechen gerade dadurch manche<br />

Jugendliche stark an. Diese Streifen wurden<br />

mehrfach international ausgezeichnet und sind als<br />

DVD erhältlich.<br />

Die Arbeit mit Filmsequenzen bringt spannendes<br />

Vokabular und bewegte Bilder in den Klassenraum<br />

und ermöglicht darüberhinaus eine damit<br />

verbundene Reflexion von Lernstrategien.<br />

Begonnen hat dieser Beitrag mit dem Hinweis<br />

an Sie, eine Art Film- und Fernsehtagebuch zu führen.<br />

Auch das lässt sich auf den Unterricht übertragen.<br />

Die Schüler können z.B. selbst ein Lerntagebuch<br />

anlegen, in dem sie die Filme, die im Unterricht<br />

behandelt wurden, dokumentieren und ergänzen<br />

mit Ihren Erfahrungen im Hör-Sehverstehens<br />

in deutscher Sprache außerhalb des Unterrichts.<br />

Oder z.B. in Form von Plakaten, die während<br />

der Arbeit mit einem Spielfilm entstanden sind und<br />

länger im Klassenraum sichtbar bleiben.<br />

Hör-Sehverstehen in den Sprachlernprozess zu<br />

integrieren beginnt und endet mit der Wertschätzung,<br />

die Lehrende und Lernende dieser Fertigkeit<br />

gegenüber aufbringen.Vielerorts wird allerdings zu<br />

wenig und vor allem immer der Wirklichkeit nur<br />

hinterherhinkendes medienkundliches Wissen vermittelt.<br />

Wer sich mit Film im Unterricht beschäftigt,<br />

muss laufend weiter<strong>lernen</strong> und dazu<strong>lernen</strong> ...<br />

aber das ist ja auch durchaus reizvoll.<br />

Literatur<br />

Maar, Paul: Eine Woche voller Samstage. Hamburg:<br />

Oetinger 1973.<br />

Pommaux, Yvan: John Chatterton. Weinheim: Moritz Verlag,<br />

3. Auflage 2003.<br />

Schwerdtfeger, Inge C.: Übungen zum Hör-Sehverstehen.<br />

In: Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert / Krumm,<br />

Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht.<br />

Stuttgart: UTB Francke, 4. Auflage 2003, S. 299-302.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


Ein Plädoyer für die Arbeit<br />

mit Kurzfilmen im Unterricht<br />

Was ist ein Kurzfilm?<br />

Von Tina Welke<br />

Der Einsatz von Kurzfilmen versteht sich als ein Beitrag zur Medienvielfalt im Sprachunterricht. Er ermöglicht,<br />

ohne großen zeitlichen Aufwand an die Sehgewohnheiten der Teilnehmer anzuknüpfen und<br />

das darin liegende Potenzial für das Sprachen<strong>lernen</strong> zu nutzen. Dieser Beitrag bezieht sich exemplarisch<br />

auf narrative Kurzfilme einer Länge von 10–20 Minuten und möchte zeigen, dass sich diese sowohl als<br />

reine Impulsgeber als auch zu einer integrierten Förderung der verschiedenen Fertigkeiten eignen. Mit<br />

ihrer Hilfe kann Wortschatz erweitert und das bereits erworbene Sprachwissen angewendet werden. Sie<br />

eignen sich sowohl zur Thematisierung von Fragen der Landeskunde als auch der Interkulturalität. Die<br />

Arbeit mit Kurzfilmen kann sich auch auf nonverbale und / oder filmische Aspekte beziehen. Kurzfilme<br />

sind grundsätzlich auf allen Niveaustufen einsetzbar.<br />

Beim Medium „Kurzfilm“ handelt es sich um fiktionale<br />

„Texte“, die konventionellen Erzählmustern<br />

unterliegen. Sie sind aber keine Mini-Langspielfilme,<br />

sondern haben ihre eigenen Möglichkeiten<br />

und Besonderheiten. So beeinflusst die<br />

Kürze der Erzählzeit die Erzählstrukturen der Filme.<br />

Dies äußert sich in einer Reduktion in Bezug<br />

auf Komplikationsgrad, Zahl der Ereignisse und<br />

Figuren. Die erhöhte Komplexität von Kurzfilmen<br />

vollzieht sich durch verdichtete Formmittel wie<br />

der fragmentarischen Darstellung der erzählten<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© panthermedia.net/C.P.


22<br />

Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht<br />

Zeitspanne und einer Abruptheit von Anfang und<br />

Schluss. Kennzeichnend ist die Wichtigkeit des<br />

Einstiegsmoments: Alles, was für die Geschichte<br />

und das Thema relevant ist, wird unmittelbar danach<br />

dargeboten, d.h. der Kurzfilm baut, im Gegensatz<br />

zum Langspielfilm, auf keiner Vorgeschichte<br />

auf. Die Handlung bezieht sich meist nur<br />

auf einen Aspekt, sie verläuft prägnant, deutlich<br />

und schnell. Im Unterschied zu Langspielfilmen<br />

und deren dreiaktiger Struktur fallen bei Kurzfilmen<br />

oft Höhepunkt und Ende zusammen. Der<br />

subtile Eindruck, den Kurzfilme häufig hinterlassen,<br />

geht über die Rezeptionszeit hinaus. Das<br />

Reizpotenzial des Themas, der Rätselcharakter<br />

des Titels und die Bedeutung von Symbolen und<br />

Metaphern sollen in besonderer Weise die Aufmerksamkeit<br />

des Zuschauers erregen.<br />

Wozu Kurzfilme im DaF-Unterricht?<br />

Die Arbeit mit Kurzfilmen ermöglicht einen unmittelbaren<br />

Zugang zum Medium „Film“ und ein spontanes<br />

Eintauchen in Themen und Geschichten.<br />

Generell schafft das gemeinsame <strong>Sehen</strong> einer<br />

erzählten Geschichte etwas gemeinsam Erlebtes,<br />

über das die Lernenden miteinander reden und<br />

schreiben können.<br />

Visuelle Medien sind sowohl für heterogene<br />

Gruppen als auch für verschiedene Lernertypen<br />

geeignet, da sie die Koordination der jeweiligen<br />

Fähigkeiten erleichtern.<br />

Darüber hinaus bietet der Einsatz von Kurzfilmen<br />

im DaF-Unterricht die Möglichkeit, mit einem<br />

in sich geschlossenen eigenständigen Medium zu<br />

arbeiten. Die Arbeit mit Langspielfilmen im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />

erfordert meistens eine Reduzierung<br />

bzw. Komprimierung des Filmmaterials.<br />

Diese Reduktion erfolgt in der Regel durch die Autorität<br />

der Lehrenden bzw. der Verlage. Beim Kurzfilm<br />

liegt die Reduktion im Medium selbst.<br />

Ein Potenzial des Kurzfilms liegt auf Grund seiner<br />

Wesensmerkmale genau im Umgekehrten,<br />

nämlich der Möglichkeit zur Expansion.<br />

Der abrupte, meist offene Schluss von Kurzfilmen<br />

regt zu aktiver Ergänzung an. Ist das Ende geschlossen,<br />

enthält es oft eine überraschende Wendung,<br />

die dem Gesehenen eine neue Bedeutung<br />

gibt. „Statt vorgefertigte Erwartungen und eine<br />

ziemliche Sicherheit über den Ausgang der Geschichte<br />

zu haben (...) wird der Zuschauer seine Erwartungen<br />

der jeweiligen Geschichte und ihrer<br />

Spannungserzeugung anpassen. Das bereitet ihn<br />

darauf vor, das Ende eher zu verarbeiten, als es lediglich<br />

zu rezipieren.“ (Heinrich, 1998, S. 154).<br />

Die Vielschichtigkeit von Kurzfilmen erschließt sich<br />

den Rezipienten oft erst beim zweiten oder dritten<br />

<strong>Sehen</strong>: „Die Unmöglichkeit ihn beim ersten <strong>Sehen</strong><br />

vollständig zu entschlüsseln ist ein Qualitätsmerkmal<br />

für den Kurzspielfilm“ (Mahrenholz in: Heinrich,<br />

1998, S. 119).<br />

Kurzfilme (er)fordern also durchgängige<br />

Aufmerksamkeit während des Vorführens,<br />

da ihre Wesensmerkmale Kürze und Konzentration<br />

sind.<br />

Durch die Kürze des Formats ist ein mehrmaliges<br />

<strong>Sehen</strong> im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht möglich und<br />

so lassen sich auch schwierige Symbole und Metaphern<br />

erkennen und interpretieren.<br />

Kurzfilme (er)fordern also durchgängige Aufmerksamkeit<br />

während des Vorführens, da ihre Wesensmerkmale<br />

Kürze und Konzentration sind.<br />

Wesentliche Vorteile von Kurzfilmen für den<br />

<strong>Fremdsprache</strong>nunterricht sind:<br />

• dass man sie in voller Länge zeigen kann,<br />

• dass nicht nur eine Sequenz zu sehen und zu bearbeiten<br />

ist,<br />

• dass eine Einführung in den Film bzw. Hinweise zu seiner<br />

Vorgeschichte oder historischen Einbettung nicht<br />

nötig sind,<br />

• dass Übungsabläufe, die bei Langspielfilmen oft mehrere<br />

Unterrichtseinheiten erfordern, in einer Unterrichtseinheit<br />

möglich sind,<br />

• dass sie zur „produktiven Rezeption“ anregen,<br />

• dass ihre Mehrdeutigkeit die Neugier auf Wiederholung<br />

unterstützt.<br />

Wie können Kurzfilme im<br />

DaF-Unterricht eingesetzt werden?<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

( )<br />

Ein Beispiel für einen Einsatz im Unterricht ist der<br />

Kurzfilm Alles für den Hund, (12 Minuten, Regie:<br />

Birgit Lehmann, <strong>Deutsch</strong>land 2001): Ein Märchen<br />

vom Kreislauf des Geldes, vom kurzen Glück, von<br />

der Wiederkehr des Gleichen. Die Geschichte<br />

scheint sich endlos zu wiederholen, wenn nicht<br />

der Hund der blinden Leierkastenfrau wäre …<br />

Der Inhalt<br />

Der Film besteht aus drei Episoden mit den jeweils<br />

gleichen Protagonisten. In jeder Episode<br />

steht eine der Hauptfiguren bzw. eine Figurengruppe<br />

im Zentrum. Drei Bewohner eines Hauses<br />

kommen nacheinander durch Zufall zu einer großen<br />

Menge Geld und glauben, sich nun ihre Träume<br />

erfüllen zu können. Doch ebenso unerwartet<br />

wie sie zum Geld gekommen sind, verlieren sie es<br />

wieder an eine der anderen Hauptfiguren.


Die sich mit Variationen wiederholende Handlung<br />

über Fund und Verlust von Geld, über Menschen,<br />

ihre Nöte und ihre Träume, wird durch eine blinde<br />

Leierkastenfrau und deren Hund gerahmt. Als<br />

Filmmusik dient das durch den Leierkasten gespielte<br />

Kinderlied „Ein Hund kam in die Küche ...“,<br />

das somit gleichsam symbolhaft den Verlauf der<br />

kreisförmigen Handlung widerspiegelt.<br />

Dieser Kurzfilm lässt sich ab der Stufe A2 einsetzen.<br />

Der Inhalt ist leicht verständlich, die Sprache<br />

spielt eine untergeordnete Rolle und kann aus<br />

Handlung und Nonverbalität erschlossen werden.<br />

Die Umsetzung der hier vorgeschlagenen Aufgaben<br />

hängt vom Sprachstand der jeweiligen Gruppe,<br />

dem Interesse und der zur Verfügung stehenden<br />

Zeit ab.<br />

Ziele: Unterhaltung, Hör-Sehverstehen, Input<br />

für Wortschatzerarbeitung, Sprechen, Schreiben.<br />

Die Aufgaben können je nach Unterrichtsziel alternativ<br />

kombiniert werden. Sie werden in Einzelarbeit,<br />

in der Klein- oder Großgruppe durchgeführt.<br />

(Die auf den Arbeitsblättern genannten<br />

Wörter sind reale Antworten von Lernenden.)<br />

Der Film eignet sich ebenso gut als reiner Impulsgeber,<br />

z.B. für die Themen „Glückssymbole“,<br />

„Träume“, „Glück und Pech“.<br />

Vorbereitung auf das 1. <strong>Sehen</strong><br />

Schritt 1: Kurze Einführung<br />

Wir sehen einen deutschen Kurzfilm. Was erwarten<br />

Sie bei dem Titel?<br />

Assoziogramm:<br />

umsonst<br />

nichts<br />

alles für die Katz<br />

Alles für den Hund<br />

Schritt 2: unbekannte Wörter werden erklärt<br />

Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht 23<br />

take<br />

care<br />

Caritas<br />

Spekulieren Sie!<br />

• Wozu könnten die Protagonisten Geld brauchen?<br />

• Wovon könnten Sie träumen?<br />

eine blinde Leierkastenfrau<br />

Augenoperation<br />

neuer Leierkasten<br />

Klavier<br />

iPod<br />

ein Hund<br />

für den Tierarzt<br />

Essen<br />

eine Hausbesorgerin (Hausmeisterin)<br />

eigenes Haus mit Personal<br />

Urlaub in der Karibik<br />

ein junger Mann<br />

teures, rotes Auto<br />

Firma gründen<br />

neues Outfit<br />

ein Familienvater, seine schwangere Frau<br />

und ihr kleiner Sohn<br />

Rechtsanwalt<br />

Haus am Meer<br />

Arbeit mit dem Film<br />

Schritt 3: erstes gemeinsames <strong>Sehen</strong><br />

des Films<br />

Der gesamte Film wird gemeinsam angesehen.<br />

Dieses erste <strong>Sehen</strong> wird von folgender Aufgabe<br />

begleitet:<br />

Konzentrieren Sie sich, während Sie den Film<br />

anschauen, auf einen der Protagonisten.<br />

Schritt 4: Notizen machen<br />

An dieser Stelle (je nach Lernergruppe) könnten<br />

die Spekulationen (Schritt 2) mit den Informationen<br />

aus dem Film verglichen werden. Den Lernenden<br />

wird dabei bewusst, dass ihre ursprünglichen<br />

Spekulationen dem tatsächlich Gesehenen<br />

ähneln.<br />

Notieren Sie Stichwörter zu Ihrer Figur.<br />

die blinde Leierkastenfrau mit Hund<br />

freundlich, alt, glücklich, nett, niedlich,<br />

verrückt, Mantel, Mütze; weiß-rote<br />

Schnauze<br />

die Hausbesorgerin<br />

faul, verträumt, Pech in der Bank,<br />

mit Eimer und Besen<br />

der junge Mann<br />

Mütze (Strumpfmaske), Pistole,<br />

dunkle Kleidung, Tasche mit Geld<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


24<br />

Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht<br />

der Familienvater, seine schwangere Frau<br />

und ihr kleiner Sohn<br />

Kind auf Arm, traurig, Geld abheben,<br />

Wäschekorb, Waschküche, Wäscheständer,<br />

Sekt, Balkon<br />

Arbeit nach dem Film<br />

Wortschatzübung<br />

Die Lernenden erhalten die wenigen, sich wiederholenden<br />

Redebeiträge aller handelnden Personen<br />

des Films.<br />

Verdammt<br />

Ist ja nichts passiert.<br />

Ich hoffe, Sie haben einen schönen Tag.<br />

Heute Abend Junge, das ist deine letzte Chance!<br />

Wohl im Lotto gewonnen, Frau Huber?<br />

Ach so, ich hab mein Geld vergessen.<br />

Da ist ständig was los<br />

Geld her, los, Geld her!<br />

Gott sei mit Ihnen!<br />

Können Sie mal kurz auf mein Regal aufpassen?<br />

Was ist mit unserem Geld?<br />

Was denn, haben wir etwa im Lotto gewonnen?<br />

Ich mach gleich zu, beeilen Sie sich!<br />

Was soll ich jetzt machen?<br />

Eine Gottesgabe.<br />

Heute Abend ganz sicher.<br />

Was ist denn passiert?<br />

Hände hoch, Geld her!<br />

Das macht 40 Cent.<br />

Tut mir leid, ich kann Ihnen kein Geld auszahlen.<br />

Ihr Konto ist gesperrt.<br />

Gott ist mit uns!<br />

Ich hoffe, Sie haben einen schönen Tag.<br />

Entschuldigung.<br />

Haben Sie die letzten fünf Minuten einen Mann ins Haus<br />

kommen sehen?<br />

Die Lernenden sollen diese Redebeiträge ihrem<br />

jeweiligen Protagonisten zuordnen.<br />

Blinde Leierkastenfrau<br />

Hausbesorgerin<br />

Junger Mann<br />

Familienvater<br />

Schwangere Frau<br />

Die Lernenden vergleichen Ihre Notizen und ergänzen<br />

die Personen der anderen.<br />

Zum Vergleich sehen die Lernenden den Film<br />

erneut und nehmen dabei eine Zuordnung der<br />

noch verbleibenden Äußerungen zu den anderen<br />

handelnden Personen (Nebenfiguren) vor.<br />

Kinder<br />

Bankbeamter<br />

Ganoven<br />

Polizist<br />

Kioskbesitzerin<br />

Mündliche Minidialoge<br />

Erarbeiten Sie in Kleingruppen Dialoge zu vier<br />

Szenen im Film:<br />

• am Bankschalter<br />

• sich nach jemandem erkundigen<br />

• jemanden vertrösten<br />

• freudige Überraschung<br />

Die Dialoge werden (freiwillig) präsentiert. Als ein<br />

möglicher Abschluss für die Arbeit mit dem Film<br />

kann der Text der Filmmusik, der Kanon, der<br />

Struktur des Films gegenüber gestellt werden. Ein<br />

Einstudieren und gemeinsames Singen des Kinderliedes<br />

„Ein Hund kam in die Küche ...“ bietet<br />

sich an und stieß bei den Lernenden bisher immer<br />

auf Begeisterung.<br />

Vertiefende Arbeit mit dem Film<br />

Für die vertiefende Arbeit mit dem Film ist ein<br />

drittes bzw. viertes <strong>Sehen</strong> des Films notwendig. Je<br />

nach Zielgruppe, Niveau und / oder Interessen<br />

der Lernenden kann sie mehr im mündlichen<br />

oder mehr im schriftlichen Bereich erfolgen.<br />

Mündliche Rekonstruktion<br />

Die Lernenden werden in drei Gruppen eingeteilt.<br />

Jede Gruppe soll sich auf jeweils eine Episode des<br />

Films konzentrieren. Nach dem <strong>Sehen</strong> des Films<br />

sollen die Kleingruppen die Handlung ihrer Episode<br />

rekonstruieren (auf der Stufe A2 mit vorgegebenem<br />

Wortschatz: Schlange stehen, Banknoten,<br />

Fahndung im Radio, in die Waschmaschine stopfen,<br />

vom Himmel fallen ...). Danach tauschen sich<br />

Kreuzgruppen (je 1–2 Teilnehmer aus jeder Gruppe<br />

bilden eine neue Gruppe) darüber aus, worin<br />

die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede der drei<br />

Episoden liegen.<br />

Mündliche Nacherzählung der Filmhandlung<br />

Die Lernenden erhalten Bildkarten mit Elementen<br />

der Filmhandlung anhand derer sie den Film<br />

nacherzählen sollen.<br />

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Rollenspiele<br />

Die Lernenden entwickeln Rollenspiele rund um<br />

die Protagonisten des Films.<br />

Vorschläge für mögliche Rollenkarten:<br />

Die Polizei befragt den<br />

Bankangestellten<br />

über die Vorfälle in der Bank.<br />

Die Hausbesorgerin erzählt<br />

der blinden Leierkastenfrau,<br />

was passiert ist.<br />

Die schwangere Frau und<br />

ihr Ehemann planen, was sie<br />

mit dem Geld machen.<br />

Der junge Mann stellt sich<br />

der Polizei. Die Kinder erzählen<br />

am nächsten Tag in der Schule,<br />

was in ihrer Straße passiert ist.<br />

Diskussion und Argumentation<br />

Die Lernenden diskutieren in Form eines „Runden<br />

Tisches“ (Diskussionsrunde mit Moderation<br />

und simulierten Rollen) zum Thema: „Welche der<br />

Personen sollte das Geld behalten dürfen. Warum?“<br />

Was kann ich mit einem Kurzfilm alles machen?<br />

Die vorgestellten Aktivitäten und Übungen sind auch aus der<br />

Arbeit mit Hör- und Lesetexten sowie mit Bildern bekannt.<br />

Vor dem Ansehen des Films:<br />

assoziieren – spekulieren<br />

zuordnen – ergänzen – markieren – notieren ...<br />

Arbeit mit dem Film:<br />

Ordnen bzw. rekonstruieren Sie die Handlung des Films!<br />

Was passiert in den x-Phasen des Kurzfilms?<br />

Korrigieren Sie den Handlungsverlauf!<br />

Notieren / Beschreiben Sie handelnde Personen und<br />

Schauplätze!<br />

Ordnen Sie (z.B.) Charakteristika den handelnden<br />

Personen zu!<br />

Kreieren Sie Rollenprofile der Protagonisten!<br />

Ein Plädoyer für die Arbeit mit Kurzfilmen im Unterricht 25<br />

Perspektivenwechsel<br />

Die Lernenden schreiben über die im Film dargestellten<br />

Ereignisse aus der Perspektive:<br />

• der Hausbesorgerin (Hausmeisterin)<br />

• des jungen Mannes<br />

• der Familie<br />

• der blinden Leierkastenfrau<br />

(z.B. Tagebucheintragung, Brief, Polizeiprotokoll,<br />

E-Mail ...)<br />

Verfassen einer Zeitungsmeldung<br />

Die Lernenden schreiben eine Zeitungsmeldung<br />

zu folgendem Titel:<br />

Köln: Geld fiel vom Himmel<br />

Verfassen einer Programmankündigung /<br />

einer Filmkritik<br />

Die Lernenden schreiben eine Programmankündigung<br />

/ eine Filmkritik über den Kurzfilm.<br />

Literatur<br />

Alles für den Hund, 12 Minuten, <strong>Deutsch</strong>land 2001,<br />

Regie: Birgit Lehmann.<br />

Cowgill, Linda J.: Wie man Kurzfilme schreibt.<br />

Frankfurt/Main: Zweitausendeins 2001.<br />

Heinrich, Katrin: Der Kurzfilm. Geschichte, Gattungen,<br />

Narrativik. Alfeld/Leine: Coppi-Verlag 1998.<br />

Monaco, James: Film verstehen. Hamburg: Rowohlt 1991.<br />

Schwerdtfeger, Inge. C.: <strong>Sehen</strong> und Verstehen. Arbeit mit<br />

Filmen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>.<br />

Berlin und München: Langenscheidt 1989.<br />

Welche Stimmung transportieren:<br />

die Musik – die Bilder – die Farben?<br />

Finden Sie einen Titel!<br />

Weiterführende Aktivitäten:<br />

diskutieren – argumentieren – begründen<br />

Entwickeln Sie Rollenspiele bzw. Szenarien!<br />

Schreiben Sie den Plot des Kurzfilms!<br />

Schreiben Sie eine Filmkritik!<br />

Schreiben Sie einen Text über den Kurzfilm, ohne das Ende<br />

zu verraten!<br />

Schreiben Sie den Film weiter, schmücken Sie aus ...!<br />

Finden Sie ein (anderes) Ende des Films!<br />

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„Schwarzfahrer“<br />

Von Luisa Gregori, Váčlav Kubecka und Elena Tschudinowa<br />

Der Schwarzfahrer<br />

In der Straßenbahn sitzt eine ältere Dame neben<br />

einem Mann schwarzer Hautfarbe. Dies veranlasst<br />

sie, ihn mit einer geballten Ladung gängiger Vorurteile<br />

gegenüber Asylbewerbern zu überschütten.<br />

Die anderen Fahrgäste bleiben passiv, ebenso das<br />

Opfer, das alles mit unbewegtem Gesichts über<br />

sich ergehen lässt, bis … eine Fahrkartenkontrolle<br />

stattfindet. An deren Ende wird sich zeigen, wer<br />

von beiden das „schwarze Schaf“ ist (Bundeszentrale<br />

für politische Bildung, AV Medienkatalog).<br />

Eine ausführliche Didaktisierung des Films für<br />

den DaF-Unterricht liegt vor (vgl. Germana D’Alessio,<br />

2000). Unser Vorschlag geht aber über die rein<br />

inhaltliche Filmanalyse hinaus und möchte Ihnen<br />

Übungen und Aufgaben für fortgeschrittene Lerner<br />

auf dem Niveau B2/C1 vorstellen. Der Unterrichtsentwurf<br />

ist für zwei Doppelstunden konzipiert.<br />

Eine Schreibaufgabe als Hausaufgabe leitet vom<br />

© picture-alliance/dpa-Bildarchiv<br />

Schwarzfahrer (1993) ist ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklich stimmender Film zum Thema<br />

Ausländerfeindlichkeit, der mehrfach auf Festivals ausgezeichnet wurde und 1994 den „Oscar“ für<br />

den besten Kurzfilm erhielt.<br />

Filmverstehen zur Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema „Vorurteile / Rassismus“ über. Dieses Thema<br />

wird in der zweiten Doppelstunde in Form von<br />

Lernstationen bearbeitet und diskutiert.<br />

Wichtigstes Ziel des Unterrichts ist, zahlreiche<br />

Sprech- und Schreibanlässe zum Thema „Vorurteile<br />

und Stereotypen“ zu ermöglichen und somit die<br />

individuelle Auseinandersetzung mit diesem Thema<br />

zu fördern. Gerade der Schwarzfahrer bietet<br />

aufgrund seiner vielschichtigen, aber auch humorvollen<br />

Darstellung zahlreiche Anknüpfungspunkte.<br />

Schritt 1: Einstieg – Aktivierung<br />

des Vorwissens<br />

(Partner- / Gruppenarbeit)<br />

Sammelt zu zweit Assoziationen zu dem Begriff<br />

„der Schwarzfahrer“.<br />

Tauscht euch dann in Kleingruppen aus und berichtet<br />

euch gegenseitig eure persönlichen Erfah-<br />

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ungen mit „Schwarzfahren“ oder mit „Schwarzfahrern“.<br />

Schritt 2: Präsentation der 1. Sequenz<br />

(Gruppenarbeit)<br />

Seht nun die erste Sequenz und ordnet die einzelnen<br />

Bilder der Personen aus dem Film in der Reihenfolge<br />

ihres Auftretens. Charakterisiert die Darsteller<br />

und diskutiert eure Vermutungen darüber,<br />

wer Schwarzfahrer sein könnte.<br />

Verfasst in eurer Lerngruppe zu dem von euch<br />

gewählten, potenziellen Schwarzfahrer eine fiktive<br />

Biographie und stellt diese Person im Plenum<br />

vor.<br />

Schritt 3: Präsentation der 2. Sequenz<br />

(nur die Tonspur)<br />

(Einzel- / Partnerarbeit)<br />

Hört den Monolog der alten Frau und notiert stichwortartig<br />

ihre Argumente.<br />

Sprecht nach dem Hören zu zweit über die Aussagen<br />

der alten Frau und überlegt, wie die Körpersprache<br />

der Personen in dieser Filmsequenz aussehen<br />

könnte.<br />

Anmerkung: Durch die Fokussierung auf das Hörverstehen<br />

wird die Konzentration der Lernenden<br />

erhöht. Die Aufgabe, in Partnerarbeit zu überlegen,<br />

welche Mimik / Gestik die Worte unterstützen<br />

könnten, schärft die Wahrnehmung.<br />

Zusatzaufgabe zu Schritt 3:<br />

Monolog der alten Frau<br />

(Einzel- / Partnerarbeit)<br />

Lest bitte den Monolog der alten Frau und vergleicht<br />

ihn mit euren eigenen Notizen.<br />

Anmerkung: Diese zusätzliche Übung unterstützt<br />

die Verstehensleistung und festigt den Wortschatz.<br />

Falls ausreichend Zeit zur Verfügung steht, können<br />

die Lernenden den Monolog mit entsprechender<br />

Mimik und Gestik laut vorlesen.<br />

Schritt 4: Präsentation der 2. Sequenz<br />

mit Bild (Plenum)<br />

Seht nun die 3. Sequenz noch einmal mit Bild.<br />

Anmerkung: Nach dem <strong>Sehen</strong> folgt eine kurze Diskussion<br />

im Plenum zu den folgenden Fragen:<br />

Was hat euch überrascht?<br />

Wie geht die Geschichte weiter?<br />

Schritt 5: Präsentation der 3. Sequenz<br />

(Gruppenarbeit /Plenum)<br />

Ihr seht nun die 3. und letzte Sequenz des Films.<br />

Welchen (anderen) Titel würdet ihr diesem Film geben?<br />

„Schwarzfahrer“ 27<br />

Sammelt in eurer Lerngruppe möglichst viele Vorschläge.<br />

Anmerkung: Anschließend werden die Titelvorschläge<br />

im Plenum gesammelt und anhand der<br />

neuen Titel diskutiert, ob sich die anfänglichen Hypothesen<br />

bestätigt haben.<br />

Zusatzaufgabe zu Schritt 5: Leitfragen zum<br />

Artikel „Der ganz alltägliche Rassismus“<br />

(Hausaufgabe)<br />

Ihr lest in der Zeitung einen Artikel mit der Überschrift<br />

„Der ganz alltägliche Rassismus“. Was glaubt<br />

ihr, welche Fragen in diesem Text beantwortet werden?<br />

Formuliert diese Fragen. Diese selbst gefundenen<br />

Leitfragen unterstützen euch beim Lesen<br />

des Texts<br />

Anmerkung: Zum Schluss der Stunde oder als<br />

Hausaufgabe lesen die Lernenden den Artikel „Der<br />

ganz alltägliche Rassismus“ aus „Der Tagesspiegel“<br />

vom 08. August 2005 (siehe Kasten auf S. 28).<br />

Die Auseinandersetzung mit dem Kurzfilm<br />

Schwarzfahrer sowie die zu Hause geleistete Textarbeit<br />

dienen als Grundlage für das Arbeiten an Stationen<br />

in der zweiten Doppelstunde.<br />

Wir wählen diese autonome Lernform, weil „die<br />

Fokussierung auf die Lerner selbst zwangsläufig<br />

nach sich zieht, dass ihnen auch ein höheres Maß<br />

an Verantwortung für den eigentlichen Lernprozess<br />

übertragen wird. Außerdem bezieht das Lernen an<br />

Stationen die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen<br />

in den Unterricht ein, eröffnet den Lernern unterschiedliche<br />

Zugänge zu einem Thema, berücksichtigt<br />

unterschiedliche Lern- und Arbeitstempos<br />

und ermöglicht ein fachübergreifendes und ganzheitliches<br />

Lernen“ (Wicke 2004, 212).<br />

Die Lerner können einige aus den sechs unten<br />

angeführten Stationen wählen und erarbeiten,<br />

während der Lehrer die Funktion des Beobachters<br />

und Moderators übernimmt.<br />

STATION 1<br />

Wortschatzarbeit (Partnerarbeit)<br />

Schreibe Erläuterungen zu den angegebenen Wörtern. Dein<br />

Lernpartner überprüft die Lösungen mit Hilfe des Wörterbuchs.<br />

Angst<br />

Aggression<br />

Frustration<br />

Misstrauen<br />

Ignoranz<br />

Minderwertigkeitskomplexe<br />

Sucht bitte weitere Wörter zum Thema, und erläutert euch<br />

diese gegenseitig. Sammelt die Wörter und ihre Erklärungen<br />

auf Kärtchen.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


28<br />

„Schwarzfahrer“<br />

Der ganz alltägliche Rassismus<br />

Als schwarzer Student in Berlin<br />

Sein Name soll nicht in die Zeitung, sein Gesicht auch nicht. Der junge Mann hat<br />

Angst, nicht nur vor rechten Gewalttätern. „Ich weiß, wovon ich spreche“, sagt er.<br />

Schon als zehnjähriges Kind wurde er in Berlin von Jugendlichen fast aus dem<br />

S-Bahnwagen geworfen. Ihnen passte seine Hautfarbe nicht. Einer wie er lebt<br />

gefährlich, man muss das Risiko nicht noch zusätzlich herausfordern. Deshalb<br />

nennt er sich Adriano – nach jenem Mosambikaner, der vor fünf Jahren im Dessauer<br />

Stadtpark von Neonazis umgebracht wurde, weil er schwarz war.<br />

Adriano aus Berlin hat den Tagesspiegel angerufen, als er dort von einem rassistischen<br />

Vorfall bei der studentischen Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen las. Ein<br />

Mitarbeiter hatte ein Stellenangebot ausgehängt: Farbige Studierende sollten von<br />

einer Bewerbung absehen, sie seien chancenlos, war da zu lesen (Tsp. vom<br />

3. August). „Ich dachte, jetzt musst du was tun“, sagt Adriano. Nämlich der weißen<br />

Mehrheit sagen, wie es sich anfühlt, als Schwarzer in <strong>Deutsch</strong>land zu leben.<br />

Schließlich geht es vielen so wie ihm.<br />

Auf dem Campus gibt es keine Probleme. An der Technischen Fachhochschule,<br />

wo Adriano Wirtschaftswissenschaften studiert, ist die Atmosphäre so multikulturell,<br />

wie man es von einer Hochschule erwarten darf. Doch kein Student in Berlin<br />

lebt nur auf dem Campus. Er muss zum Beispiel jobben.<br />

Adriano arbeitet in einem Baumarkt. Dort gibt es keine Probleme. Doch nebenbei<br />

braucht er das Geld aus dem Getränkeverkauf bei Sportveranstaltungen. Ob im<br />

Olympiastadion oder auf dem Sachsenring: immer wird Adriano mit „Beleidigungen<br />

und dummen Sprüchen“ überzogen: „Scheiß Neger, scheiß Bimbo!“ „Aber sage ich<br />

einen Mucks, lande ich im Krankenhaus.“<br />

Adriano, geboren vor 25 Jahren in Berlin, aufgewachsen im Bezirk Steglitz, hat sich<br />

schon in der Grundschule anhören müssen, er nehme anderen Leuten die<br />

Arbeitsplätze weg. Es gab noch schlimmere Anwürfe – Adriano geht da nicht gerne<br />

ins Detail, die Kränkung ist zu groß.<br />

Ein Student in <strong>Deutsch</strong>land genießt die akademische Freiheit. Aber Adriano vermisst<br />

die Bewegungsfreiheit. „Die Mauer existiert für mich noch. Wenn ich in den<br />

Osten fahre, besteht Gefahr für mein Leben“, sagt Adriano. Die Familie seiner weißen<br />

Freundin in Sachsen würde er gerne häufiger sehen, da sie ihn immer herzlich<br />

empfange. Doch er scheut die Gefahr. Ist er dort angekommen, verlässt er das Haus<br />

nicht. Die Bahn benutzt er nur am Tage, mit einer „Tasche voller Waffen“, sagt er – in<br />

Wirklichkeit ist es aber nur eine Dose Pfefferspray. „Ich lass mich nicht von den<br />

Idioten zusammenschlagen“. Adriano malt sich oft aus, wie er sich verhält, sollten<br />

ihn rechte Schläger im Bahnwaggon bedrohen. Hilft verbale Gegenwehr nicht,<br />

würde er auch zurückschlagen. Wenn die Angreifer zu zehnt sind, soll sich „wenigstens<br />

einer von ihnen an mich erinnern“.<br />

Adriano ist <strong>Deutsch</strong>er – doch er würde sich nie als <strong>Deutsch</strong>er bezeichnen. Zu oft hat<br />

er hier das Wort „Neger“ gehört – ein Wort, das der Duden bis heute nicht „rassistisch“<br />

nennt. Nein, er hasst die <strong>Deutsch</strong>en nicht, natürlich sind die meisten keine<br />

Rassisten, er hat ja auch deutsche Freunde. Aber die, die Vorurteile haben, sollen<br />

„aufpassen, was sie sagen und was sie denken“. Anja Kühne, 8. August 2005<br />

STATION 2<br />

Vertiefende Arbeit mit dem Film (Partnerarbeit)<br />

Schaut den Film noch einmal an, charakterisiert die filmischen<br />

Mittel und sammelt die Arbeitsergebnisse für eine abschließende<br />

Präsentation im Plenum.<br />

Welche Gründe hat es, dass der Film schwarz-weiß ist?<br />

Welche Bedeutung hat die Musik?<br />

Welche Rolle spielen die Einstellung und die Perspektive der<br />

Kamera?<br />

Was hätten Sie anders in Szene gesetzt?<br />

Anmerkung: Diese Aufgabe ist nur sinnvoll, wenn<br />

die Lernenden sich bereits mit Filmanalyse und<br />

Filmästhetik beschäftigt haben (vgl. Glossar, S. 62).<br />

STATION 3<br />

Lebenslauf schreiben (Einzelarbeit)<br />

Schreibt einen tabellarischen Lebenslauf der alten Frau.<br />

Anmerkung: Die Lernenden müssen hier die entsprechenden<br />

Geschichtsperioden <strong>Deutsch</strong>lands<br />

kennen und berücksichtigen. Gleichzeitig wiederholen<br />

sie die Textsorte „Lebenslauf“.<br />

STATION 4<br />

Arbeit mit dem Artikel „Der alltägliche Rassismus“<br />

(Gruppenarbeit)<br />

Tauscht euch anhand eurer Leitfragen über den Zeitungsartikel<br />

„Der tägliche Rassismus“ aus.<br />

Überlegt dann, was jeder Einzelne gegen den „alltäglichen<br />

Rassismus“ tun kann und entwickelt dazu eine Collage.<br />

Anmerkung: An dieser Station sollte buntes Papier,<br />

Zeitungen, Klebstoff etc. ausliegen, damit die Lernenden<br />

ihre Collage gestalten können.<br />

STATION 5<br />

Webrecherche – Ausländer in <strong>Deutsch</strong>land (Partnerarbeit)<br />

Sucht bitte im Internet Informationen zum Thema „Ausländer<br />

in <strong>Deutsch</strong>land“. Stellt die wichtigsten Fakten auf Plakaten<br />

zusammen. Linktipp: www.heimat-in-<strong>Deutsch</strong>land.de<br />

STATION 6<br />

Rollenspiel (Gruppenarbeit)<br />

Wählt eine Szene aus dem Alltag von Adriano (vgl. Artikel aus<br />

dem „Tagesspiegel“).<br />

Inszeniert nun diese Szene als Rollenspiel und überlegt gemeinsam,<br />

welche Handlungsmöglichkeiten Adriano selbst gegen den<br />

„alltäglichen Rassismus“ hat bzw. wie er sich Unterstützung holen<br />

kann. Spielt die Szene dann entsprechend weiter.<br />

STATION 7<br />

Paralleltexte (Einzelarbeit)<br />

Schreibt bitte einen Artikel zum Thema „Ausländer bei uns“.<br />

Ihr könnt eine der folgenden Textsorten wählen: Märchen,<br />

Zeitungsbericht, Leserbrief …<br />

ZUSATZAUFGABE ZU STATION 7<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Falls möglich, wird ein deutscher Gast eingeladen und zum Alltag<br />

im Gastland interviewt. Dies vertieft den Perspektivenwechsel<br />

zu der Frage: Wie leben eigentlich Ausländer bei uns?<br />

Die Arbeitsergebnisse der einzelnen Stationen –<br />

Wortschatzkärtchen, Plakate, Collagen, Lebensläufe,<br />

Paralleltexte, Rollenspiel, evtl. Interviewaufnahmen<br />

– bieten in der Auswertungsphase zahlreiche<br />

Anregungen für die weiterführende Diskussion.<br />

Literatur<br />

D’Alessio, Germana: <strong>Deutsch</strong>e Filme der neunziger Jahre. Arbeitsheft<br />

für den Unterricht. München: Goethe-Institut 2000.<br />

Wicke, Rainer E.: Aktiv und kreativ <strong>lernen</strong>. Projektorientierte<br />

Spracharbeit im Unterricht. Ismaning: Hueber 2004.


„türkisch für Anfänger“<br />

Von Angelika Lundquist-Mog<br />

türkisch für Anfänger 1 auf einen Blick<br />

© kick-media ag<br />

Titel: türkisch für Anfänger<br />

Genre: Mischung aus Comedy (Sitcom) und Familienserie<br />

Erstausstrahlung der 1. Staffel (12 Folgen): 14. März 2006 im Ersten <strong>Deutsch</strong>en Fernsehen (ARD)<br />

Länge einer Episode: ca. 25 Minuten<br />

Weitere Staffeln: geplant für 2007<br />

Autor: Bora Dagtekin (ist selbst in einer deutsch-türkischen Familie aufgewachsen)<br />

Musik: Ali N. Askin<br />

Hauptfiguren: die alleinerziehende deutsche Psychoanalytikerin Doris mit ihren zwei Kindern: Lena (16)<br />

und Nils (13); der alleinerziehende türkische Polizist Metin mit seinen zwei Kindern: Cem (17) und<br />

Yagmur (15); und der Vollwaise Axel, der Lenas Freund und Schulkamerad ist, und gleichzeitig bei Doris<br />

eine Therapie macht<br />

Handlung: Doris und Metin lieben sich und beschließen, mit ihren Kindern in eine Berliner<br />

Altbauwohnung zusammenzuziehen. In der multikulturellen Patchworkfamilie gibt es jede Menge<br />

Missverständnisse und Probleme, die aus Lenas Perspektive erzählt werden. Einen weiteren<br />

Handlungsstrang bildet die Beziehung zwischen Lena und Axel.<br />

Auszeichnungen 2006/7: Rose d’Or: Kategorie „Sitcom“ und „Social Awareness“; Festival de Télévision de<br />

Monte Carlo: Kategorie „Best Comedy Series“, „Outstanding Producer“ und „Outstanding<br />

Actor/Actress“; <strong>Deutsch</strong>er Fernsehpreis Kategorie „Beste Serie“ und „Beste Schauspieler Serie“;<br />

Adolf Grimme Preis: Kategorie „Unterhaltung“<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


30<br />

„türkisch für Anfänger“<br />

Was spricht dafür, Vorabendserien im<br />

Unterricht einzusetzen?<br />

Die Gründe für den Einsatz von Vorabendserien,<br />

die im deutschen Fernsehen laufen und liefen (Sitcoms,<br />

Soaps, Telenovelas), im Sprachunterricht<br />

sind vielfältig:<br />

• Da Jugendliche eine Hauptzielgruppe von Serien<br />

sind, wird die Handlung vorwiegend aus der Perspektive<br />

von Jugendlichen präsentiert. Jugendliche<br />

und ihre Themen (Liebe, Freundschaft, Familie,<br />

Schule, Ausbildung) stehen im Mittelpunkt<br />

und motivieren und interessieren auch junge<br />

<strong>Deutsch</strong>lerner.<br />

• Das Genre an sich ist bei vielen Menschen auch<br />

in der Heimatkultur sehr beliebt und entspricht<br />

den Sehgewohnheiten (der Wechsel von kurzen<br />

Sequenzen, das Springen von einem Handlungsstrang<br />

zum nächsten …)<br />

• Die Dauer einer einzelnen Folge beträgt im<br />

Durchschnitt 25 Minuten. Somit ist die Einteilung<br />

in kurze, in sich abgeschlossene Sequenzen<br />

für den Einsatz dieser Serien im Unterricht leicht<br />

möglich.<br />

• Eine in <strong>Deutsch</strong>land gedrehte Vorabendserie<br />

transportiert direkt oder indirekt eine Menge an<br />

landeskundlichen Informationen und bedient<br />

sich einer authentischen Sprache, die so in Lehrbüchern<br />

kaum zu finden ist.<br />

türkisch für Anfänger ist eine Comedy. In einer Comedy<br />

ist grundsätzlich alles übertrieben und das<br />

verstehen auch junge Zuschauer. Und wenn die<br />

übertriebenen Klischees und Stereotype im Film<br />

gut herausgearbeitet worden sind, müssen wir lachen.<br />

Das Lachen ist gut und befreiend. In einer<br />

Zeit, in der man über kulturelle Unterschiede und<br />

das Zusammenleben von Menschen verschiedener<br />

Religionen kaum mehr lachen kann, bietet gerade<br />

diese Serie eine gute Diskussionsgrundlage. Nicht<br />

umsonst soll diese Serie u.a. auch auf Türkisch produziert<br />

werden! Der Film muss deshalb nicht gleich<br />

feierlich als Beitrag zur Völkerverständigung deklariert<br />

werden oder wie Der Spiegel es ausdrückt: türkisch<br />

für Anfänger ist Multikulti ohne Bildungsauftrag.<br />

2<br />

Die Themenpalette im Film überschneidet sich<br />

zu großen Teilen mit Themen aus jedem beliebigen<br />

Lehrwerk. Angesprochen werden in den weiteren<br />

Folgen Bereiche wie:<br />

• multikulturelle Gesellschaft – kulturelle Werte<br />

• Religion<br />

• Personenbeschreibungen, Charaktereigenschaften,<br />

Kleidung, Hobbys …<br />

• Familie<br />

• Frauenrollen / Männerrollen<br />

• Schule<br />

• Wohnen<br />

• Essen<br />

• Liebe / Sex und Freundschaft<br />

Schon für den Anfängerunterricht bietet türkisch<br />

für Anfänger daher spannende und motivierende<br />

Sprechanlässe. Die folgenden Aufgaben und Übungen<br />

geben Ihnen Anregungen für Ihren Unterricht.<br />

Sie selbst können am besten entscheiden, was in<br />

Ihrer Lerngruppe umsetzbar ist und zu Ihrem Kulturkreis<br />

passt. Eine Kurzübersicht über mögliche<br />

Vorgehensweisen befindet sich am Ende des Artikels<br />

(s. S. 34).<br />

Bilder im Kopf, Stereotype und Klischees:<br />

Thema Nr. 1<br />

Alle Themen, die im Sprachunterricht auf unterschiedlichen<br />

Niveaustufen herausgearbeitet werden<br />

können, haben einen gemeinsamen Nenner:<br />

Das Aufeinanderprallen von unterschiedlichen<br />

Werten und Normen der deutschen und der<br />

deutsch-türkischen Familie. Die Lerner, die nicht<br />

einer der beiden im Film gezeigten Kulturen angehören,<br />

bringen ihrerseits eine weitere Fremdperspektive<br />

mit, die durch die eigenen kulturellen Werte<br />

und Normen geprägt ist.<br />

Vor dem <strong>Sehen</strong><br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Will man den für diese Sitcom so wichtigen Aspekt<br />

der stereotypen Vorstellungen und gegenseitigen<br />

Wahrnehmung nicht vernachlässigen, sollten im<br />

Sprachunterricht vor dem ersten <strong>Sehen</strong> des Films<br />

unbedingt die stereotypen Vorstellungen der Lerner<br />

über die hier gezeigten Kulturen abgefragt und<br />

diskutiert werden. Abhängig vom eigenen kulturellen<br />

Hintergrund, dem bisherigen Kontakt mit beiden<br />

Kulturen, dem Alter und dem Vorwissen der<br />

Lerner über Alltagsleben in <strong>Deutsch</strong>land, <strong>Deutsch</strong>e<br />

(Erwachsene und Jugendliche), Türken in Berlin<br />

(Erwachsene und Jugendliche) werden die Bilder<br />

unterschiedlich differenziert sein.<br />

In diesem Zusammenhang lohnt es sich, auch<br />

im Vorfeld schon Begriffe wie „Fremd- und Eigenwahrnehmung“<br />

bewusst zu machen. Wenn Lerner<br />

im Anschluss an die Stereotypenabfrage darüber<br />

nachdenken, woher ihre Bilder im Kopf herrühren,<br />

stellen sie häufig fest, dass sie zwar wenig über die<br />

fremden Kulturen wissen, aber trotzdem Vorstellungen<br />

davon haben. Diese Stereotypen sind tradiert,<br />

die Lerner haben diese Bilder im Kopf durch


die täglichen Medien, durch Schulbücher, Filme,<br />

Literatur, aber auch durch Erzählungen und<br />

manchmal auch durch eigene Erfahrungen. In den<br />

seltensten Fällen haben die Lerner sich kritisch mit<br />

ihren eigenen „Bildern im Kopf“ auseinandergesetzt.<br />

Auch die Bedeutung von Stereotypen als notwendige<br />

Komplexitätsreduktion im Alltag und die<br />

Wirkung von übertriebenen Klischees in einer Komödie<br />

sollten vor dem Film thematisiert werden.<br />

Beim Relativieren von Stereotypen und „Autostereotypen“<br />

können Lerner nachvollziehen, dass Stereotype<br />

nicht für jeden Vertreter dieser Kultur zutreffen<br />

und dass sie je nach Perspektive positiv oder<br />

negativ gewertet werden können.<br />

(<br />

In den seltensten Fällen haben die Lerner<br />

)<br />

sich kritisch mit ihren eigenen „Bildern im<br />

Kopf“ auseinandergesetzt.<br />

Beispiele: Stereotyp: „In Berlin leben viele Türken.“<br />

Relativierung: Es gibt Stadtteile, in denen kaum<br />

Türken leben. Oder die oft zitierte „Berliner<br />

Schnauze“ kann als frech und aufdringlich oder als<br />

ehrlich und kommunikativ gewertet werden.<br />

Beispielaufgaben: Vorentlastung Stereotypen,<br />

Klischees, Bilder im Kopf<br />

1. Wahrnehmungsübung im Vorfeld<br />

Um den Lernern zu vermitteln, dass Menschen unterschiedlich<br />

wahrnehmen, lohnt es sich, eine Vorübung<br />

vor der eigentlichen Vorentlastung des Films<br />

durchzuführen. Die Lerner beschreiben z.B. ein<br />

möglichst „offenes“ Foto (Abb. 1), das Raum für unterschiedliche<br />

Interpretationen gibt.<br />

Abb. 1: Wahrnehmungsschulung: „offenes“ Foto<br />

© Anne Mog<br />

Das Bild sollte noch nicht in engerem Zusammenhang<br />

mit dem Film stehen, da sonst die inhaltliche<br />

Vorentlastung bereits beeinflusst wird. Wichtig ist<br />

dabei, dass die Lerner zuerst notieren, was sie se-<br />

„türkisch für Anfänger“ 31<br />

hen, und erst in einem zweiten Schritt ihre Beobachtungen<br />

interpretieren. Im Normalfall fließen<br />

bereits bei den „reinen“ Bildbeschreibungen Wertungen<br />

mit ein, die Rückschlüsse auf die persönliche<br />

Wahrnehmung, das Vorwissen und auch die<br />

Prägung durch die eigene Kultur ermöglichen. Im<br />

Anschluss an diese Übung sollten die unterschiedlichen<br />

individuellen Wahrnehmungen besprochen<br />

und bewusst gemacht werden.<br />

2. Die Vorentlastung des Films – Stereotype<br />

und Bilder im Kopf<br />

Nach einer Vorentlastung des Films über Musikund<br />

Tonausschnitte werden über die Fahnenmotive<br />

auf den Arbeitsblättern drei Gruppen gebildet. Jede<br />

Gruppe sammelt ihre eigenen Vorstellungen und<br />

gängigen Stereotype (Abb. 2). Anschließend werden<br />

die Nennungen präsentiert, verglichen und ergänzt.<br />

Abb. 2: Stereotypenabfrage: Gruppenergebnisse<br />

Im Anschluss überlegen die Lerner, woher die vorhandenen<br />

Bilder und Stereotypen stammen und<br />

ob diese Stereotypen und Fremdbilder etwas über<br />

sie selbst und / oder ihre eigene persönliche Wahrnehmung<br />

aussagen.<br />

Während des <strong>Sehen</strong>s<br />

© Anne Mog<br />

Die erste Folge der ersten Staffel ist besonders geeignet,<br />

um die in der Vorentlastung erarbeiteten eigenen<br />

Vorstellungen mit den im Film gezeigten zu<br />

vergleichen. Bei der Einführung der Charaktere im<br />

Film und dem ersten Zusammentreffen beider Familien<br />

bietet der Film eine große Zahl von beobachtbaren<br />

und von den Figuren ausgesprochenen<br />

Klischees.<br />

Eine Möglichkeit, die im Film vorgeführten Stereotype<br />

gut herauszuarbeiten, bietet sich, wenn die<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


Mein Steckbrief<br />

Mein Vorname: Lena<br />

Mein Nachname:<br />

Mein Spitzname:<br />

Mein Alter:<br />

Meine Mutter:<br />

Mein „neuer“ Vater:<br />

Meine neue Schwester:<br />

Mein Bruder:<br />

Mein „neuer“ Bruder:<br />

Meine Freundin heißt …<br />

Ich esse gerne …<br />

Ich wohne in …<br />

So sehe ich aus:<br />

Meine Kleidung:<br />

Das ziehe ich gerne an:<br />

Mein Eigenschaften:<br />

Ich bin …<br />

Ich fühle mich:<br />

Meine Stereotypen:<br />

Über Metin denke ich:<br />

Über Cem denke ich:<br />

Über Yagmur denke ich:<br />

Mein Steckbrief<br />

Mein Vorname: Cem<br />

Mein Nachname:<br />

Mein Alter:<br />

Meine „neue“ Mutter:<br />

Mein Vater:<br />

Meine Schwester:<br />

Meine „neue“ Schwester:<br />

Mein „neuer“ Bruder:<br />

Meine Hobbys:<br />

Ich esse gerne …<br />

Ich wohne in …<br />

So sehe ich aus:<br />

Meine Kleidung:<br />

Das ziehe ich gerne an …<br />

Mein Eigenschaften:<br />

Ich bin …<br />

Meine Sprachen:<br />

Was ich nicht mag:<br />

Ich mag nicht / kein/e …<br />

Ich fühle mich …<br />

Meine Stereotypen:<br />

Über Chinesen denke ich: …<br />

Über Lena denke ich: …<br />

Über Frauen denke ich: …<br />

32<br />

„türkisch für Anfänger“<br />

Teilnehmer vor dem <strong>Sehen</strong> zu den einzelnen<br />

Hauptpersonen Beobachtungsgruppen bilden und<br />

sich während des <strong>Sehen</strong>s auf eine Person konzentrieren.<br />

Die Lerner können so Steckbriefe erstellen<br />

(siehe Beispiel am Rand), die nach dem <strong>Sehen</strong><br />

auch als Rollenkarten weiter eingesetzt werden<br />

können. Im Grunde werden bereits bei dieser Aufgabe<br />

alle möglichen Themen- und Lebensbereiche<br />

berührt, die später intensiver bearbeitet werden<br />

können. Je nach Sprachniveaustufe wird dieser<br />

Steckbrief unterschiedlich differenziert sein, aber<br />

bereits auf den Niveaustufen A1 / A2 können wesentliche<br />

Merkmale und Eigenschaften der Hauptakteure<br />

herausgearbeitet werden. Vorformulierte<br />

Satzteile helfen den Lernern zu fokussieren und erleichtern<br />

ihnen das Suchen nach den passenden<br />

Aussagen im Film.<br />

Beispielaufgaben: Steckbriefe (A1 / A2)<br />

Aufgabe: Schaut euch den Anfang des Films an<br />

und schreibt den Steckbrief für eure Person so weit<br />

es geht.<br />

Hilfestellung für das Ausfüllen des Steckbriefs:<br />

Eigenschaften<br />

Dieses Gemisch von Eigenschaften ist hochexplosiv.<br />

Welche Eigenschaften passen zu welcher Person?<br />

liberal – undiplomatisch – männlich – aufgeschlossen<br />

– witzig – esoterisch – kess – mütterlich<br />

– aufsässig – frech – spießig – ökologisch –<br />

umweltbewusst – offen – schlagfertig – gemein –<br />

religiös – konservativ – antiautoritär – cool –<br />

emanzipiert – altklug – sexy – harmoniebedürftig<br />

– selbstsicher – militant – naiv – chaotisch –<br />

unsensibel – feige – hemmungslos<br />

Hilfestellung: Gefühle<br />

Wer ist / fühlt sich wie (wann)?<br />

zufrieden – glücklich – unglücklich – traurig –<br />

verliebt – optimistisch – sauer – übergangen –<br />

verletzt – nicht ernst genommen – fröhlich – entsetzt<br />

– stolz – frustriert – enttäuscht – ängstlich<br />

Nach dem <strong>Sehen</strong><br />

Die Lerner, die sich in Gruppen auf jeweils ein Familienmitglied<br />

konzentriert haben, stellen nach<br />

dem <strong>Sehen</strong> des Films in einer Fernsehtalkshow ihre<br />

Familie „Schneider-Öztürk“ vor. Auf diese Weise<br />

werden sprachliche Mittel angewendet (Familie,<br />

Essen, Kleidung, Fähigkeiten etc.). Gleichzeitig<br />

wird durch die Präsentation der stereotypen Meinungen<br />

und Gefühle der verschiedenen Charaktere<br />

bereits die Problematik einer solchen Multikulti-<br />

Familie aufgezeigt.<br />

Diese Übung ist notwendig, um später bei stärker<br />

produktiven Aufgaben eine Identifikation der<br />

Lerner mit ihren Rollen aufzubauen.<br />

Analyse der Stereotypen<br />

Bei der Präsentation der Steckbriefe werden schon<br />

Stereotype aufgegriffen, die im Film ausgesprochen<br />

wurden. Darüber hinaus befinden sich im Film<br />

noch eine Vielzahl von nicht ausformulierten Stereotypen,<br />

die z.T. nicht nur die kulturellen, sondern<br />

auch altersspezifischen Differenzierungen ansprechen.<br />

Doris ist nicht nur die deutsche Frau, die keine<br />

Ahnung vom Kochen hat, sondern auch die<br />

„Aufgeklärte“, die im Umgang mit ihren pubertierenden<br />

Kindern permanent Tabus verletzt. Der<br />

Film durchbricht auf erfrischende Art und Weise<br />

die stereotypen Vorstellungen, die in unseren Köpfen<br />

zu finden sind. So verhält sich die türkische Vatergeneration,<br />

hier vertreten durch Metin, wesentlich<br />

„deutscher“ und integrierter in <strong>Deutsch</strong>land<br />

als die junge Generation. Metin lebt kaum türkische<br />

Verhaltensvorgaben aus: Er hält sich nicht an<br />

den Ramadan, bei ihm gibt es keine Gebete und<br />

trotz einer gewisser Unbeholfenheit im Haushalt ist<br />

er kein Pascha … Er wird eher als sensibel und reflektiert<br />

dargestellt: Er merkt und entschuldigt sich,<br />

wenn er z.B. bei Lena die gesellschaftlich festgelegten<br />

Normen im Hinblick auf körperliche Nähe<br />

durchbricht.<br />

Es lohnt sich also, die eigenen Stereotype und<br />

Bilder im Kopf mit den im Film vorgeführten zu<br />

vergleichen.<br />

Beispielaufgaben: Schubladendenken (A2 / B1)<br />

Wir alle denken in Schubladen: z.B. denken viele<br />

Menschen außerhalb von <strong>Deutsch</strong>land, dass <strong>Deutsch</strong>e<br />

ordentlich und pünktlich seien – auch wenn<br />

nicht jede/r <strong>Deutsch</strong>e so ist.<br />

Der Film steckt voller Stereotype:<br />

Was <strong>Deutsch</strong>e über Türken denken und Türken<br />

über <strong>Deutsch</strong>e;<br />

Situationen, in denen es kulturelle Unterschiede<br />

und interkulturelle Missverständnisse gibt.<br />

Aufgabe 1: Schubladen füllen<br />

Welche Stereotype findet ihr im Film<br />

Im Film werden die Stereotypen entweder ausgesprochen,<br />

z.B. sagt Lena: „Alle türkischen Männer<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


haben Haare auf dem Rücken.“ Oder es sind stereotype<br />

Vorstellungen der Charaktere, z.B. denkt<br />

Cem als türkischer junger Mann, dass Frauen vorwiegend<br />

für den Haushalt zuständig sind.<br />

Schaut euch den Film ein zweites Mal an und sammelt:<br />

• Was die deutschen Hauptdarsteller sagen, denken<br />

und wie sie sich verhalten / worin sie sich von den<br />

türkischen Familienmitgliedern unterscheiden …<br />

• Was die türkischen Hauptdarsteller sagen, denken<br />

und wie sie sich verhalten / worin sie sich von den<br />

deutschen Familienmitgliedern unterscheiden …<br />

Aufgabe 2:<br />

Vergleicht die Stereotypen im Film mit den eigenen<br />

Stereotypen, die ihr vor dem Film gesammelt habt.<br />

Aufgabe 3: Interkulturelle Unterschiede und<br />

Missverständnisse:<br />

Was zeigt der Film? Welche Unterschiede gibt es<br />

zwischen der deutschen und der türkischen Kultur?<br />

Welche Missverständnisse entstehen dadurch?<br />

Beispiel 1: türkisch für Anfänger<br />

In der Türkei zeigen Frauen im öffentlichen Raum<br />

wenig Körper. Es wird als Provokation und Beleidigung<br />

der Religion angesehen, wenn Frauen ihren<br />

nackten Körper zeigen. Cem ist als türkischer Bruder<br />

dafür verantwortlich, dass sich Lena in dem<br />

neuen, türkisch geprägten Umfeld (in Berlin), angemessen<br />

verhält.<br />

Beispiel 2: deutsch für Anfänger<br />

In <strong>Deutsch</strong>land hingegen ist es für Frauen eher üblich,<br />

ihren Körper offen zu zeigen. Sie sind, wie<br />

Lena sagt, „frei“. Ein nackter Bauch oder ein kurzer<br />

Rock sind gesellschaftlich akzeptabel. Lena fühlt<br />

sich als <strong>Deutsch</strong>e in <strong>Deutsch</strong>land und nicht als<br />

„Frau in einer deutsch-türkischen Familie“ in einem<br />

stark türkisch geprägten Stadtteil.<br />

Fremdperspektiven und Eigenperspektive<br />

– Der Blick von außen<br />

auf die Schneider-Öztürks<br />

Im Film wird durch Lenas Videoaufnahmen für ihre<br />

Freundin Kathi, die während ihrer Schulzeit einige<br />

Zeit in einer amerikanischen Familie verbringt,<br />

eine Art Außenperspektive auf die Geschehnisse<br />

eingebaut, die aber durch Lenas deutschkulturelle<br />

„Brille“ gesehen wird. Die türkische Sichtweise (vor<br />

allem die von Cem und Yagmur) bieten wiederum<br />

eine Fremdperspektive auf die deutsche Kultur und<br />

die exemplarische Denkweise einiger Vertreter dieser<br />

Gesellschaft.<br />

„türkisch für Anfänger“ 33<br />

Eine weitere Fremdperspektive auf die Handelnden<br />

im Film bietet sich an. Ein Rollenspiel „nach dem<br />

<strong>Sehen</strong>“, bei dem die Lerner z.B. zu „Austauschschülern“<br />

werden und ihrer Familie daheim mitteilen,<br />

was sie in dieser Familie erleben, was ihnen<br />

fremd und ungewöhnlich erscheint, ermöglicht<br />

den Lernern, die persönliche Betroffenheit durch<br />

das Befremdliche auszudrücken.<br />

Hier beginnt eine neue Übungsphase: Der Inhalt<br />

der Geschichte wird in eine reproduktive-produktive<br />

Aufgabe verwandelt – in Bezug auf ein „Interkulturelles<br />

Training“ bringen die Lerner jedoch vor allem<br />

ihre eigene Weltsicht und ihre Vorstellung von<br />

kulturellen Werten und Normen ein.<br />

Wichtig ist, dass die Lerner im Anschluss an<br />

diese Übung analysieren, was diese Fremdperspektive<br />

über die Heimatkultur aussagt. So <strong>lernen</strong> junge<br />

Lerner ihren eigenen kulturellen Hintergrund besser<br />

kennen. Erfahrungsgemäß denken Jugendliche<br />

in der Regel kaum über ihre eigenen kulturellen<br />

Werte und Normen nach. Sie können sich kaum<br />

vorstellen, dass Menschen anderer Kulturen anders<br />

denken und handeln. So führt das Spiel mit der<br />

Fremdperspektive letztlich zur Bewusstmachung<br />

der Eigenperspektive.<br />

Als weiterführende produktive Aufgabe können<br />

die Lerner eigene Szenen schreiben und spielen, in<br />

denen sie selbst als Gastschüler in der Familie Konflikte<br />

bewältigen müssen (Abb. 3). Die Konfliktsituationen<br />

sollten gemeinsam gesammelt und ausgewertet<br />

werden. So kann diskutiert werden, welche<br />

Themen interkulturell ergiebig sind.<br />

Die Ausführung dieser Aufgabe, also das szenische<br />

Spiel, erfordert ein hohes Maß an Empathie<br />

für die einzelnen Charaktere, für ihre Persönlichkeiten,<br />

aber auch für ihren kulturellen Hintergrund.<br />

Abb. 3: Szenisches Spiel: Cem beklagt sich bei Doris, dass das tschechische<br />

Au-Pair-Mädchen zu sexy herumläuft. Sogar Nils schaut durch das Schlüsselloch.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© Anne Mog


34<br />

„türkisch für Anfänger“<br />

Interkulturelles Lernen und / oder<br />

Sprachunterricht?<br />

Häufig hört man von Sprachlehrern, dass interkulturelles<br />

Lernen auf der A1 oder A2-Niveaustufe<br />

nicht möglich sei. Richtig ist, dass auf diesem<br />

Sprachniveau im einsprachigen Unterricht keine<br />

weitreichenden Diskussionen geführt werden können.<br />

Am Beispiel der oben aufgeführten Aufgaben<br />

wird jedoch die Integration von landeskundlichem<br />

und sprachlichem Lernen sichtbar. Auf der reinen<br />

Sprachebene füllen die Teilnehmer den Steckbrief<br />

aus: Sie können eine Person beschreiben, sie kön-<br />

Vorschlag für einen Unterrichtsablauf mit der ersten Folge / Staffel 1 von türkisch für Anfänger 3<br />

Abkürzungen: L = Lehrkraft; LN = Lerner, AB = Arbeitsblatt<br />

VOR DEM SEHEN<br />

nen den einzelnen Personen passende Eigenschaften<br />

zuordnen, sie können über Wohnorte, Kleidung<br />

u.a. sprechen. Über gezielte Fragen und Suchaufgaben<br />

lässt sich die Beobachtung einzelner Themen<br />

fokussieren. Wie sieht z.B. Cem und Lenas<br />

Klassenzimmer aus? Wie sprechen sie mit der Lehrerin?<br />

In Cem und Lenas Klasse sitzen Jugendliche<br />

aus vielen Nationen. Wie ist es bei euch? Aus wie<br />

vielen Ländern kommen eure Klassenkameraden …<br />

Je fortgeschrittener die Lerner sind, desto offener<br />

können die Fragen formuliert werden – im Sinne<br />

von: Vergleicht Lena und Cems Schule mit eurer!<br />

Findet Gemeinsamkeiten und Unterschiede …<br />

Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />

5’<br />

10’<br />

5’<br />

10’<br />

5’<br />

– einige Takte Musik aus türkisch für<br />

Anfänger vorspielen – daraufhin das<br />

Genre bestimmen<br />

– Die Konversation am Anfang hören<br />

– Bilder von den Personen sammeln<br />

Einführung in das Video<br />

„Bilder im Kopf“ zu <strong>Deutsch</strong>en, Türken<br />

und Zusammenleben von <strong>Deutsch</strong>en<br />

und Türken abfragen<br />

Sprache vorentlasten<br />

Literatur<br />

Althaus, Hans-Joachim: Fremdbilder und Fremdwahrnehmung.<br />

In: Helbig, Gert/Götze, Lutz/Henrici, Gert/Krumm, Hans-<br />

Jürgen (Hrsg.): <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>. Ein internationales<br />

Handbuch. 2. Halbband, Berlin, New York: Walter de<br />

Gruyter 2001, S.1168-1178<br />

Brandi, Marie-Luise: Ferbstudieneinheit 13. Video im <strong>Deutsch</strong>unterricht.<br />

Berlin und München: Langenscheidt 1996<br />

Schwerdtfeger, Inge C.: <strong>Sehen</strong> und Verstehen. Arbeit mit Filmen<br />

im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>. Berlin und München:<br />

Langenscheidt 1989<br />

Eindrücke / Adjektive zur Musik<br />

sammeln.<br />

L.: Was für ein Filmgenre könnte<br />

es sein?<br />

Was für Personen sprechen?<br />

Wie sind sie? …<br />

LN nennen die Personen, die in der<br />

Serie vorkommen. Aufgrund der Stimmen<br />

stellen sie Vermutungen an, wie<br />

die Personen wohl aussehen.<br />

L. macht eine kurze Einführung zum<br />

Inhalt, der Thematik<br />

LN arbeiten in 3 Gruppen über Bilder.<br />

Sie sammeln, präsentieren und ergänzen<br />

– Umgangssprachliche Wendungen<br />

und Erklärungen verteilen<br />

– Umschreibungen zuordnen lassen<br />

(Partnerarbeit)<br />

– Kontrollblatt auf Folie nach 5’ zeigen<br />

AB mit Adjektiven, z.B. lustig, traurig,<br />

melancholisch, exotisch, klassisch,<br />

kompliziert, altmodisch, jugendlich,<br />

romantisch, sachlich.<br />

Tafel / OHP-Folie zum Sammeln der<br />

Nennungen<br />

AB Türken, <strong>Deutsch</strong>e und Zusammenleben:<br />

Stereotype und Bilder im Kopf<br />

auf Pinnwand<br />

Zuordnungsübung,<br />

Kontrollblatt auf Folie<br />

Ohne Bild!<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Anmerkungen<br />

1 Die DVD türkisch für Anfänger Staffel 1, 2006 Universum Film<br />

GmbH ist im Handel erhältlich.<br />

2 türkisch für Anfänger im Spiegel siehe unter<br />

www.spiegel.de/kultur/gesellschaft<br />

3 Dieser Unterrichtsentwurf wurde von der Autorin im Rahmen<br />

einer Fortbildungsveranstaltung für tschechische und slowakische<br />

<strong>Deutsch</strong>lehrerfortbildnerinnen im August 2006 in Nitra/Slowakei<br />

erprobt und im September 2006 von Frau Jana<br />

Nalepova mit einer Schülerklasse in Opava/Tschechien im<br />

Unterricht eingesetzt. Die vorliegenden Fotos und Gruppenergebnisse<br />

stammen aus der oben genannten Fortbildungsveranstaltung.<br />

Ohne Bild (!) hören bis zur Vorstellung<br />

im chinesischen Restaurant<br />

Unbedingt klären, dass Metin kein Albaner,<br />

sondern Türke ist!


„türkisch für Anfänger“ 35<br />

Fortsetzung: Vorschlag für einen Unterrichtsablauf mit der ersten Folge / Staffel 1 von türkisch für Anfänger 3<br />

Abkürzungen: L = Lehrkraft; LN = Lerner, AB = Arbeitsblatt<br />

VOR DEM SEHEN<br />

Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />

5’<br />

Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />

20’<br />

15’<br />

15’<br />

5’<br />

5’<br />

5’<br />

15’<br />

30’<br />

30’<br />

Unterschiedliche Aufgaben für jeden<br />

LN verteilen<br />

WÄHREND DES SEHENS<br />

– 10’ Film anschauen bis zum Essen<br />

(Eskalation)<br />

– 5’ ohne Ton dann Standbild<br />

NACH DEM SEHEN<br />

Hauptpersonen stellen sich vor<br />

Standbild: Am Tisch nachstellen +<br />

Interviews<br />

Vermutungen, was als nächstes<br />

passiert<br />

Film laufen lassen<br />

Vergleich verbalisieren<br />

Austauschschüler berichten<br />

– Briefe werden vorgelesen<br />

– Die Fremdwahrnehmung wird diskutiert<br />

+ mit ersten Stereotypen / Bildern<br />

verglichen<br />

Rollenspiel<br />

L.: AB 6 Steckbriefe verteilen<br />

LN sehen Film; schreiben im Anschluss<br />

ihre Steckbriefe,<br />

dann Talkshow und anschließend die<br />

letzten 5’ ohne Ton, mit dem Auftrag,<br />

Vermutungen anzustellen, was wohl<br />

gesprochen wird<br />

LN stellen ihre Person vor (in einer<br />

Fernseh-Talkshow)<br />

L. oder LN: Interview mit den Figuren:<br />

was ist passiert, was denkst du jetzt,<br />

was denkst du über …<br />

Vermutungen mit dem Film vergleichen<br />

LN: Drücken ihren Vergleich aus, korrigieren<br />

eventuell ihre Vermutungen<br />

In der Gruppe AB: Austauschschüler<br />

schreibt nach Hause, was ihr / ihm in<br />

der Familie Schneider-Oztürk komisch<br />

/ fremd erscheint<br />

LN-Gruppe ziehen einen fremden<br />

Brief: Nennungen „anders als in meinem<br />

Land“ auf Kärtchen sammeln<br />

und mit ursprünglichen Nennungen<br />

vergleichen<br />

TN schlüpfen in die Rolle der verschiedenen<br />

Personen und versuchen, deren<br />

Befindlichkeiten nachzuempfinden<br />

Steckbrief auf Pappkameraden mit<br />

Bild von Person<br />

Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />

WÄHREND DES SEHENS<br />

DVD<br />

Pappkameraden mit Bild vorne und<br />

die ausgefüllten Steckbrief auf der<br />

Rückseite<br />

Film (Versöhnung)<br />

Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />

NACH DEM SEHEN<br />

Zeit Schritt Wer tut was? Was brauchen wir? Kommentare<br />

AB, Briefpapier<br />

Kärtchen für jede Gruppe + Pinnwand<br />

mit ersten Nennungen<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Rollen mehrfach besetzen; Herstellung<br />

der Pappkameraden: Figur oder Büste<br />

für jede Figur herstellen, auf die eine<br />

Seite der Pappfigur Fotos aus dem Internet,<br />

auf die andere Seite den Steckbrief<br />

kleben<br />

Anfang des Films weglassen – erst mit<br />

dem Besuch des Chinarestaurants<br />

beginnen, Film stoppen, wenn Metin<br />

beim Essen das Foto in der Hand hält<br />

Die Person, die sich vorstellt hat bei<br />

der Talkshow die Steckbriefseite vor<br />

sich, und kann so die Angaben ablesen,<br />

während die übrigen LN sehen,<br />

welche Person sich gerade vorstellt<br />

Die Situation beim Essen (am Tisch)<br />

wird zunächst als Skulptur dargestellt.<br />

Alle bleiben zunächst starr sitzen,<br />

nach und nach werden die Personen<br />

interviewt, die übrigen Personen verharren<br />

in ihrer Haltung<br />

Jede Gruppe erhält ein AB und Briefpapier<br />

und verfasst einen gemeinsamen<br />

Text<br />

Zwischen deutscher und türkischer<br />

Kultur + Altersgruppen unterscheiden.<br />

Langsam über Standbilder, Interviews<br />

etc entwickeln


Good Bye, Langeweile<br />

Von Claudia Salokannel<br />

Mit dem Versuch, den Film Good Bye, Lenin! als Stationen<strong>lernen</strong> zu didaktisieren, entstand eine<br />

Unterrichtseinheit, die vieles miteinander verbindet:<br />

– Einbeziehung aller Sinne in den Lernprozess,<br />

– Integration aller Fertigkeiten,<br />

– ein hohes Maß an Lerneraktivität durch<br />

handlungsorientierte Aufgabenstellungen<br />

„Good bye, Lenin!“ im DaF-Unterricht<br />

Good Bye, Lenin!, der 2003 uraufgeführte Film von<br />

Wolfgang Becker, erzählt die tragikomische Ge-<br />

© X Filme Creative Pool GmbH Foto: defd<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

– Binnendifferenzierung und Lernerautonomie,<br />

– Vermittlung aktueller Landeskunde,<br />

– Sprachunterricht auf hohem Niveau.<br />

schichte von CHRISTIANE KERNER, einer Ostberlinerin,<br />

die im Sommer 1990 aus dem Koma erwacht,<br />

und den Fall der Mauer im wahrsten Sinne<br />

des Wortes „verschlafen“ hat. Um sie zu schonen,<br />

errichten ihr ihre Kinder ALEX und ARIANE in der<br />

Wohnung – mitten in der ereignisreichen Zeit der<br />

Wende 1989/90 – 79 m 2 DDR wie aus dem Museum.<br />

Diese Komödie mit fast märchenhaft-absurden<br />

Elementen entwickelte sich wie nur wenige deutsche<br />

Filme zum Kinokassenschlager, wurde mit<br />

mehreren Preisen ausgezeichnet und zog Westund<br />

Ostdeutsche, Erwachsene wie Jugendliche<br />

gleichermaßen an. Auch das internationale Publikum<br />

zeigte hohes Interesse.<br />

Es lag nahe, den Film im Sprachunterricht einzusetzen<br />

und <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong> mit aktuellem, authentischem<br />

– wenn auch fiktionalem – Material<br />

spannend zu gestalten. Die Frage war nur, wie?<br />

Die ersten Didaktisierungsversionen für den<br />

Sprachunterricht am Goethe-Institut Berlin zeigten<br />

schnell die motivierende Wirkung des Films. Aber<br />

trotz der großen Begeisterung, auf die der Film bei<br />

den Lernern stieß, wurde deutlich, dass bei einigen<br />

Kursteilnehmern die zum Verständnis notwendigen<br />

Vorkenntnisse über die historischen und politischen<br />

Bedingungen der Wendezeit und den Alltag<br />

in der DDR nur in geringem Maße vorhanden waren<br />

oder ganz fehlten. Dies ließ sich auch nicht<br />

durch zahlreiche Übungen zur Vorentlastung kompensieren.<br />

Die Lerner selbst meinten, die Hauptaussage<br />

des Films zu verstehen, es war jedoch an<br />

ihren Rückfragen erkennbar, dass dies nicht bei<br />

allen der Fall war. Da weitere Übungen zur Vorentlastung<br />

den Spannungsbogen beeinträchtigt hätten,<br />

war es nötig, zur Sicherung des Verständnisses<br />

zusätzliche Erklärungen und Informationen zu<br />

geben. Für Teilnehmer mit mehr Hintergrundwissen<br />

würde das aber wiederum eine Verlangsamung<br />

des Arbeitstempos bedeuteten.


„Good bye, Lenin!“<br />

als Stationen<strong>lernen</strong><br />

Um ein binnendifferenziertes Lernangebot zu<br />

schaffen, entstand die Idee, das Prinzip „Stationen<strong>lernen</strong>“<br />

mit dem Spielfilm im DaF-Unterricht anzuwenden<br />

(vgl. Heft 35, Lernen an Stationen).<br />

Je nach eigenem Kenntnisstand, eigenen Wünschen<br />

und Interessen kann der einzelne Teilnehmer<br />

als autonomer Lerner selbst das Tempo bestimmen<br />

und legt nach Lust und Laune Pausen ein. 1<br />

Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Stationen geschafft<br />

werden.<br />

Für den Einsatz eines Filmes hat diese didaktische<br />

Form einen weiteren, unschätzbaren Vorteil<br />

gegenüber dem herkömmlichen Gruppenunterricht:<br />

Die Lerner können selbst entscheiden, ob<br />

und wann sie eine Szene stoppen und / oder zurückspulen,<br />

um durch wiederholtes <strong>Sehen</strong> die<br />

Wahrnehmung und das Verständnis zu vertiefen.<br />

Aufbau der gesamten<br />

Unterrichtseinheit<br />

Die Unterrichtseinheit umfasst acht Stationen:<br />

1. Sommer 1978 – Familie KERNER in der DDR<br />

2. 7. Oktober 1989 – Der 40. Jahrestag der DDR<br />

3. Auf Wiedersehen, Lenin!<br />

4. Nachrichten: Der Fall der Mauer und die<br />

Wiedervereinigung<br />

5. Geschichte der Bundesrepublik und der DDR<br />

6. Alltag in der DDR<br />

7. Ostprodukte<br />

8. Spreewaldgurke<br />

Die eigentliche Arbeit mit dem Film Good bye,<br />

Lenin! beschränkt sich – nicht zuletzt aufgrund seiner<br />

Länge – auf vier Sequenzen. Sie geben einen<br />

Überblick über die wichtigsten Handlungsstränge<br />

des Filmes, führen die Protagonisten ein und regen<br />

zu Diskussionen und zum Nachdenken an. Die<br />

ausgewählten Szenen sind jeweils einer Station<br />

(1–4) zugeordnet, in der die Teilnehmer sie in Ruhe<br />

ansehen und mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen<br />

bearbeiten können.<br />

In den Stationen 5 – 8 werden den Lernern zusätzliche<br />

Materialien mit bestimmten landeskundlichen<br />

Aspekten angeboten, um so das Verständnis<br />

des Filmes zu entlasten.<br />

An den einzelnen Stationen finden die Lerner<br />

neben einer bunten Mischung aus verschiedenen<br />

Übungen zahlreiche Zusatzmaterialien wie Fotos<br />

und andere Gegenstände, die das jeweilige Thema<br />

illustrieren. Die optische Gestaltung dient dem<br />

Good Bye, Langeweile 37<br />

leichteren Verständnis und spiegelt dadurch auch<br />

ein Stück Zeitgeist wider.<br />

Nach der intensiven Arbeit mit den Stationen<br />

sollte den Teilnehmern auf jeden Fall die Gelegenheit<br />

gegeben werden, sich den ganzen Film gemeinsam<br />

in der Gruppe noch einmal anzusehen.<br />

Zielgruppe und praktische Umsetzung<br />

Die Unterrichtseinheit Good bye, Lenin! als Stationen<strong>lernen</strong><br />

wurde sowohl in verschiedenen Sprachkursen<br />

am Goethe-Institut Berlin (ab dem Niveau<br />

B2) als auch in der Lehrerfortbildung im In- und<br />

Ausland eingesetzt. Im letzteren Falle hatte sie vor<br />

allem Modellcharakter für die Erstellung von neuen<br />

Materialien, die die Kollegen und Kolleginnen für<br />

den eigenen Unterricht auf teilweise viel niedrigerem<br />

Niveau erarbeiteten.<br />

So spannend und motivierend die vorliegende<br />

Einheit für die verschiedenen Zielgruppen ist, so<br />

aufwendig sind Vorbereitung, Auf- und Abbau der<br />

Stationen für den Unterrichtenden.<br />

Neben den räumlichen Voraussetzungen, die in<br />

den meisten Fällen für ein Stationen<strong>lernen</strong> erforderlich<br />

sind, stellt die Didaktisierung eines Filmes<br />

besondere Anforderungen an die technische Ausstattung.<br />

Je nach Gruppengröße benötigt man<br />

mindestens zwei Notebooks / Videorecorder 2 und<br />

entsprechend viele DVDs / Videos, damit keine längeren<br />

Wartezeiten an den Filmstationen entstehen.<br />

Für die Bearbeitung sollten – je nach didaktischer<br />

Intention – 3 – 5 UE angesetzt werden.<br />

Aufgaben und Übungsformen<br />

Wichtigstes Ziel bei der Erstellung der einzelnen<br />

Stationen war es, durch möglichst handlungsorientierte<br />

Aufgaben die Teilnehmer immer wieder vom<br />

Bildschirm wegzulocken und zu intensiver Arbeit<br />

zu motivieren und aktivieren. Neben vielfältigen<br />

Aufgaben zum Hör- / Sehverstehen, die bei den<br />

meisten Filmdidaktisierungen überwiegen, sollten<br />

fertigkeitsübergreifend auch Sprechen, Schreiben<br />

und Lesen trainiert werden sowie die Verbesserung<br />

von Wortschatz, Grammatik und Aussprache gefördert<br />

werden. Dabei war auch intendiert, möglichst<br />

viele Sinne anzusprechen, um über die verschiedenen<br />

Wahrnehmungskanäle (Hören, <strong>Sehen</strong>, Fühlen,<br />

Schmecken, Riechen) möglichst viele Lernertypen<br />

zu erreichen.<br />

Da eine detaillierte Darstellung aufgrund der<br />

Fülle des Materials in diesem Rahmen nicht möglich<br />

ist, werden im Folgenden einzelne Stationen<br />

und Aufgaben exemplarisch erläutert.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


38<br />

Good Bye, Langeweile<br />

STATION 1<br />

Sommer 1978 – Familie KERNER in der DDR<br />

Aufgabe 2: Familie KERNER (Hör- / Sehverstehen, Wortschatzerweiterung,<br />

Sprechen)<br />

Vor oder nach dem <strong>Sehen</strong> einzelner Filmszenen<br />

stehen dem Teilnehmer ganz unterschiedliche Aufgaben<br />

zur Kontrolle des Verständnisses zur Verfügung:<br />

Fragen beantworten, Satz-Puzzles ordnen,<br />

Lückentexte ergänzen, die Beziehungen der Protagonisten<br />

zueinander rekonstruieren, passende Adjektive<br />

zur Charakterisierung von Personen oder Situationen<br />

auswählen usw.<br />

Integriert in diese Übungen sind zahlreiche<br />

Aufgaben zur Verständnissicherung zentraler Begriffe,<br />

die sich die Lerner nach Möglichkeit selbst<br />

erschließen. Hierfür können beispielsweise verschiedene<br />

Bedeutungen vorgegeben werden, aus<br />

denen der Lerner die zutreffende auswählt. Der<br />

große Vorteil dieser Übungsform besteht darin,<br />

dass der Lerner selbst schnell kontrollieren kann,<br />

ob er das Wort oder den Ausdruck richtig verstanden<br />

hat. Auch Lerner, die den Gebrauch einsprachiger<br />

Wörterbücher noch ein wenig scheuen, gehen<br />

auf diese Weise selbstverständlich mit deutschsprachigen<br />

Erklärungen um.<br />

STATION 1: 26. AUGUST 1978<br />

Aufgabe 2:<br />

Im Wohnzimmer eines Plattenbaus in Ostberlin:<br />

ALEX KERNER (11) und seine Schwester ARIANE (13) sitzen<br />

auf dem Sofa und starren gebannt auf den Fernseher.<br />

© X Filme Creative Pool GmbH<br />

Alex sagt:<br />

1.„Am 26. August 1978 waren wir auf Weltniveau.“<br />

a) Wer ist mit „wir“ gemeint?<br />

b) Woran zeigt sich das „Weltniveau“?<br />

2.„Mit unserer Familie aber ging es an diesem Tag so<br />

richtig den Bach runter.“<br />

Was bedeutet „ging … so richtig den Bach runter“ ?<br />

a) die von der Familie geplante Bootsfahrt fiel ins Wasser<br />

b) die Familie fiel auseinander<br />

c) ein Konzert von Johann Sebastian Bach, das die Familie<br />

gemeinsam besuchen wollte, fand nicht statt<br />

Die Mutter CHRISTIANE (36) ist in ein ernsthaftes Gespräch<br />

mit zwei Herren vertieft.<br />

3. a) Bei welcher „Firma“ sind die beiden Männer<br />

Mitarbeiter?<br />

b) Wo ist der Vater von ALEX und ARIANE?<br />

Was denkt ALEX, warum er dort ist?<br />

STATION 2<br />

7. Oktober 1989 – Der 40. Jahrestag der DDR<br />

Aufgabe 1: Nationalfeiertag (Schreiben)<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© X Filme Creative Pool GmbH<br />

Um neben der Vermittlung von Faktenwissen zu einem<br />

Verständnis bestimmter Einstellungen und<br />

Verhaltensweisen der Menschen zu gelangen, erscheint<br />

es immer wieder notwendig, dass sich die<br />

Lerner mit ihrer eigenen Kultur und ihrem eigenen<br />

Land auseinandersetzen und in einen interkulturellen<br />

Austausch treten. Nur so kann man erreichen,<br />

dass bestehende Vorurteile abgebaut werden<br />

können und Empathie entwickelt wird. Good bye,<br />

Lenin! bietet dafür jede Menge Möglichkeiten, z.B.<br />

die Feier zum 40. Jahrestag der DDR.<br />

Bevor die Teilnehmer den Filmausschnitt sehen<br />

und erfahren, auf welch unterschiedliche Weise<br />

ALEX und seine Mutter CHRISTIANE diesen Tag begehen,<br />

beantworten sie folgende Fragen schriftlich:<br />

1. Welchen Nationalfeiertag begeht ihr in<br />

eurem Land?<br />

2. Warum ist dieser Tag ein Feiertag?<br />

3. Wie wird er gefeiert?<br />

4. Welche Bedeutung hat er für dich persönlich?<br />

Um den Kontakt und das Verständnis unter den<br />

Teilnehmern zu intensivieren, können die entstandenen<br />

Arbeitsblätter später noch einmal eingesetzt<br />

werden. Dazu zieht jeder Lerner ein Blatt und präsentiert<br />

die Antworten. Die Gruppe rät, welches<br />

Land bzw. welcher Lerner sich hinter der Beschreibung<br />

dieses Feiertages verbirgt.


STATION 2<br />

Aufgabe 2: ALEX und der Jahrestag<br />

(Hypothesen aufstellen, Sprechen)<br />

Die Teilnehmer sehen ein Foto von ALEX, das ihn<br />

am 40. Jahrestag der DDR zeigt. Damit können sie<br />

schon viel von seinem Gefühlszustand an diesem<br />

historisch bedeutsamen Tag ablesen und über die<br />

Gründe spekulieren. Die im Anschluss daran gezeigte<br />

Filmszene dient der Überprüfung der Vermutungen.<br />

STATION 3<br />

Auf Wiedersehen, Lenin!<br />

Aufgabe 1: Der Filmtitel (Vorwissen aktivieren, Sprechen)<br />

Als Einstieg in diese Station tauschen sich die Teilnehmer<br />

zunächst über ihre Vorkenntnisse und Erwartungen<br />

aus:<br />

1. Was erwartet ihr von diesem Filmtitel?<br />

2. Was hat Lenin mit der DDR zu tun?<br />

3. Warum hat dieser deutsche Film einen<br />

englischen Originaltitel? 3<br />

STATION 3<br />

Aufgabe 2: Lenin – Leben und Werk<br />

(Sprechen, Lesen, Hören)<br />

Die Teilnehmer tragen zunächst zusammen, was<br />

sie bereits über Lenin wissen. Für weitergehende<br />

Informationen steht ihnen dann ein Partnerdiktat<br />

zur Verfügung: Ein Lerner liest einen Text mit der<br />

Biografie von Lenin vor, der andere versucht, parallel<br />

dazu ein Arbeitsblatt mit den wichtigsten Daten<br />

und Stationen aus Lenins Leben zu ergänzen.<br />

STATION 3<br />

Aufgabe 3: Lenin und CHRISTIANE KERNER<br />

(Hören, <strong>Sehen</strong>, Sprechen, kreatives Schreiben)<br />

Ausgangspunkt für diese Aufgabe ist eine kurze<br />

Filmszene: Als ALEX am Bett seiner Mutter einschläft,<br />

nutzt sie die Gelegenheit und geht hinunter<br />

auf die Straße. Dort trifft sie völlig unvorbereitet auf<br />

die auf einmal überall sichtbaren Zeichen des Kapitalismus.<br />

Zwischen neu einziehenden Wessis und<br />

westlicher Zigarettenwerbung fliegt plötzlich ein<br />

Hubschrauber mit einer Lenin-Statue an ihr vorbei,<br />

der ihr scheinbar seinen Arm zum Gruß hinstreckt.<br />

Das, was in diesem Moment in der Mutter vorgeht<br />

– ihre Gedanken und Emotionen – sollen die<br />

Teilnehmer in Worte fassen und aufschreiben: in<br />

einem inneren Monolog der Mutter oder in einem<br />

Dialog zwischen Mutter und Lenin.<br />

Good Bye, Langeweile 39<br />

Die in den Gruppen entstandenen Texte drückten<br />

sehr verschiedene Gefühle aus, die alle am Beispiel<br />

der Szene nachvollziehbar sind: Erstaunen und<br />

Unverständnis der Mutter, ihre Wut über den Abriss<br />

oder darüber, selbst zu lange an diesen Staat<br />

geglaubt zu haben, oder auch ihre Wehmut über<br />

den Verlust des Vertrauten.<br />

Die Texte wurden im Klassenzimmer aufgehängt<br />

und kurz besprochen, damit alle Teilnehmer<br />

alle Ergebnisse lesen konnten.<br />

STATION 3<br />

Aufgabe 4: Die Lenin-Statue – Film und Wirklichkeit<br />

(Diskussion, argumentatives Sprechen)<br />

In der letzten Aufgabe dieser Station sollen die Teilnehmer<br />

am Beispiel der Lenin-Statue für die hinter<br />

der Kinofiktion stehenden Wirklichkeit sensibilisiert<br />

werden.<br />

Zunächst tauschen sich die Teilnehmer über die<br />

beiden Fragen aus:<br />

1. Wer bekommt in eurem Land ein Denkmal?<br />

2. Wer lässt Denkmäler errichten und wozu?<br />

Die Lerner finden dann zwei Bilder mit verschiedenen<br />

Lenin-Statuen, die sie beschreiben und<br />

mit Hilfe von vorgegebenen Satzanfängen miteinander<br />

vergleichen. Das eine Bild stammt aus dem<br />

Film, das andere zeigt eine Lenin-Statue von Nikolai<br />

Tomski, die 1970 in Ostberlin aufgestellt und<br />

nach dem Fall der Mauer abgerissen wurde.<br />

Anschließend sollen die Teilnehmer über den<br />

umstrittenen Abriss diskutieren. Dabei geht es aber<br />

nicht darum, dass sie ihre eigene Meinung zu diesem<br />

Thema äußern. Sie sollen vielmehr in eine andere<br />

Rolle schlüpfen und die Diskussion aus Sicht<br />

„ihrer“ Rolle führen. Es diskutieren – je nach Größe<br />

der Gruppe, die sich an dieser Station zufällig trifft –<br />

ein Bildhauer, ein Beamter für Denkmalschutz, ein<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© X Filme Creative Pool GmbH Foto: DIF


40<br />

Good Bye, Langeweile<br />

Stadtplaner, ein seit zehn Jahren dort wohnender<br />

Anwohner, ein PDS-Abgeordneter, ein Geschichtslehrer<br />

usw.<br />

Besonders fortgeschrittene Teilnehmer können<br />

gleichzeitig Kärtchen mit bestimmten Redemitteln<br />

zur Diskussion benutzen.<br />

STATION 4<br />

Nachrichten: Der Fall der Mauer und die<br />

Wiedervereinigung<br />

Aufgabe 2 und 3: Aktuelle Kamera<br />

(Hören, <strong>Sehen</strong>, Sprechen, Vorlesen)<br />

Mit einer von ALEX und seinem Bekannten selbst<br />

produzierten Nachrichtensendung wird am Tag der<br />

deutschen Einheit versucht, der Mutter die radikalen<br />

Veränderungen plausibel zu machen. „Das<br />

neue Staatsoberhaupt<br />

der<br />

DDR“ spricht in<br />

der Person des<br />

bekannten KosmonautenSigmund<br />

Jähn<br />

über den Sozialismus<br />

und den<br />

Fall der Mauer.<br />

Zunächst sollen<br />

sich die Teil-<br />

© X Filme Creative Pool GmbH<br />

nehmer diese<br />

fiktiven Nachrichten ansehen und mithilfe einer<br />

Zeitleiste drei wahre historische Ereignisse zwischen<br />

Sommer 1989 und Sommer ‘90 identifizieren,<br />

die in der Rede eine Rolle spielen, und so einige<br />

Fälschungen aufdecken bzw. sich bewusst machen.<br />

Anschließend sollen sich die Teilnehmer mit<br />

dem eigentümlichen Vortragsstil dieses Politikers<br />

auseinandersetzen. Es ist jetzt ihre Aufgabe, den<br />

Anfang des Nachrichtentextes selbst zu lesen und<br />

zwar in bestimmten Rollen: wie ein Sportreporter,<br />

ein General, eine Opernsängerin, eine Märchentante<br />

usw. Der so von ihnen gelesene Text wird mit<br />

einem Kassettenrecorder aufgenommen. Die nachfolgenden<br />

Gruppen können das Band abhören und<br />

versuchen zu erraten, in welchem Stil die anderen<br />

den Text gelesen haben.<br />

Interessierte Teilnehmer können am Ende der<br />

Station natürlich auch die Originalrede von Günter<br />

Schabowski (damals Mitglied des DDR-Politbüros)<br />

zur Maueröffnung am 9. November 1989 auf einer<br />

Kassette hören und / oder den Text dazu lesen. Ein<br />

Einführungstext mit ausführlicheren Informationen<br />

über die Ereignisse an diesem Tag steht ebenfalls<br />

zur Verfügung.<br />

STATION 5<br />

Geschichte der Bundesrepublik und der DDR<br />

Aufgabe 2: 1945–1990 (Landeskunde)<br />

Mit der ersten Aufgabe dieser Station können sich<br />

die Lerner einen Überblick über wichtige Ereignisse<br />

der deutschen Geschichte seit 1945 verschaffen.<br />

Dazu müssen sie zwölf Daten, Ereignisse und Fotos<br />

einander zuordnen.<br />

Gerade hier, wie bei allen landeskundlichen Aufgaben,<br />

zeigt sich der Vorteil der Binnendifferenzierung:<br />

Wer möchte, kann hier seine Kenntnisse weiter<br />

vertiefen: Zu jedem Ereignis steht den Teilnehmern<br />

ein kurzer Lesetext mit weiteren Hintergrundinformationen<br />

und Aufgaben zur Verfügung.<br />

STATION 8<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Mai 1945<br />

Kriegsende in <strong>Deutsch</strong>land<br />

15. September 1949<br />

Gründung der Bundesrepublik<br />

7. Oktober 1949<br />

Gründung der DDR<br />

17. Juni 1953<br />

Arbeiteraufstand in der DDR<br />

13. August 1961<br />

Bau der Mauer<br />

Herbst 1989<br />

Protestdemonstrationen in der DDR<br />

9. November 1989<br />

Fall der Mauer<br />

3. Oktober 1990<br />

<strong>Deutsch</strong>e Einheit<br />

Die Spreewaldgurke (freies Sprechen, Ansprechen aller Sinne)<br />

„Unverfälscht, würzig und knackig“ so wird heute<br />

für die Original Spreewaldgurke geworben. Ob das<br />

auch der Geschmack ist, auf den CHRISTIANE<br />

KERNER im Sommer 1990 – gerade aus dem Koma<br />

erwacht – plötzlich Heißhunger entwickelt, wissen<br />

wir nicht. Da aber die Regale in der Kaufhalle leer<br />

geräumt sind für die neuen Waren aus dem Westen,<br />

muss ALEX, um seiner Mutter eine intakte DDR


vorzuspielen, wieder einmal einen Trick anwenden:<br />

Er füllt Westgurken in alte Ostgurkengläser<br />

um. Ob die Mutter wirklich auf diese liebevolle Fälschung<br />

hereinfällt, bleibt offen. Nach außen hin<br />

vermittelt sie jedenfalls den Eindruck, als schöpfte<br />

sie keinen Verdacht.<br />

Ob man eine Spreewaldgurke am Geschmack<br />

erkennen kann, das sollen die Lerner in der gleichnamigen<br />

Station untersuchen. Diese Station ist obligatorisch<br />

für alle Teilnehmer und sollte am besten<br />

gemeinsam am Ende des Stationen<strong>lernen</strong>s durchgeführt<br />

werden und den Abschluss dieser Einheit<br />

bilden. In einer<br />

Selbsterfahrung<br />

versuchen die<br />

Teilnehmer drei<br />

bis fünf „Ostklassiker“<br />

von<br />

drei (bis fünf)<br />

Westprodukten<br />

am Geschmack,<br />

© Claudia Salokannel Geruch und<br />

durch Fühlen zu unterscheiden. Ostprodukte wie<br />

Spreewaldgurke, Kaffee, Feuchtigkeitscreme,<br />

Waschpulver und Sekt sind heute längst in neuen<br />

„Outfits“ in jedem Supermarkt zu finden.<br />

Foto: Claudia Salokannel<br />

Zu diesem Zweck „probieren“ die Teilnehmer jeweils<br />

zwei Produkte verschiedener Hersteller, ohne<br />

die Verpackung zu sehen: Sie schmecken Gurken,<br />

riechen Kaffeepulver, cremen sich die Hände ein,<br />

fühlen / riechen Waschpulver oder trinken Sekt.<br />

Anschließend äußern sie Vermutungen, welcher<br />

der beiden Artikel aus dem Osten bzw. dem Westen<br />

stammt. Diese Aufgabe dient vor allem als Sprech-<br />

Good Bye, Langeweile 41<br />

anlass, denn die Entscheidung muss begründet<br />

werden. Ob die geäußerten Vermutungen zutreffen,<br />

spielt dabei keine Rolle. Der sprachliche Austausch<br />

steht im Vordergrund.<br />

Anmerkung: Falls Sie diese Produkte in Ihrem Land<br />

nicht erhalten, können Sie alternativ Produkte aus<br />

Ihrem Land mit westlichen Produkten vergleichen,<br />

z.B. Schokolade, Bonbons, Gebäck oder Kosmetika.<br />

Diese gustatorische, olfaktorische und haptische<br />

Aufgabe dient neben dem Training sprachlicher<br />

Handlungen vor allem der landeskundlichen<br />

Erfahrung. Die Filmgeschichte wird von der Leinwand<br />

in das Klassenzimmer geholt und hier durch<br />

Mund, Nase und Haut nacherlebbar 4 .<br />

In einigen Gruppen mündete diese Übung sogar<br />

in weiterführende Diskussionen, angefangen<br />

mit der Frage nach dem Einfluss der Werbung auf<br />

das Kaufverhalten der Verbraucher, nach dem Alltag<br />

und der Versorgungslage der Menschen in der<br />

ehemaligen DDR bis hin zu der Frage nach den Befindlichkeiten<br />

der ehemaligen DDR-Bürger während<br />

und nach der Wende.<br />

Fazit<br />

Der Einsatz dieser Unterrichtseinheit ist aufwändig<br />

und es kann und soll nicht das Ziel sein, jede DaF-<br />

Stunde in dieser Form zu gestalten.<br />

Die beschriebenen Ideen sollen vor allem Anregungen<br />

geben und Mut machen, bestimmte Aufgaben<br />

– entweder als Stationen<strong>lernen</strong> oder auch im<br />

Gruppenunterricht – auf andere (Spiel)filme zu<br />

übertragen und auszuprobieren.<br />

Literatur<br />

Good bye, Lenin! Begleitheft.<br />

Irish Film Institute Education: Dublin 2003<br />

Moles Kaupp: Cristina, Good Bye, Lenin! Wolfgang Becker.<br />

BR <strong>Deutsch</strong>land 2003. Filmheft. Bundeszentrale für<br />

politische Bildung (Hrsg.): Bonn 2003<br />

Toteberg, Michael (Hrsg.), GOOD BYE LENIN! Ein Film von<br />

Wolfgang Becker, Drehbuch von Bernd Lichtenberg,<br />

Co-Autor Wolfgang Becker.<br />

Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH 2003<br />

Anmerkungen<br />

1 Die Erfahrung zeigte, dass die Mehrzahl der Lerner die Aufgaben<br />

nicht individuell, sondern in Partner- oder Kleingruppenarbeit<br />

bearbeitete, was wünschenswert ist, um den Austausch<br />

über bestimmte Fragestellungen zu erleichtern. Die Bedürfnisse<br />

und Wünsche des Einzelnen wurden dabei berücksichtigt.<br />

2 Bei der Arbeit mit Videofilm hat es sich als vorteilhaft erwiesen,<br />

die Filmszene, die für die jeweilige Station gebraucht wird, auf<br />

eine DVD zu kopieren, um so den Teilnehmern langes Suchen<br />

zu ersparen.<br />

3 Fragen gekürzt nach: Begleitheft, Irish Film Institut, S. 2<br />

4 Auch ohne Spreewaldgurke lassen sich Lebensmittelproben in<br />

den DaF-Unterricht sinnvoll, z.B. als Wortschatzeinführung oder<br />

-festigung von Nomen oder Adjektiven, integrieren.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />

Von Dr. Hans-Erich Herfurth<br />

© Delphi Filmverleih<br />

Inhalt<br />

Die Freunde Jan und Peter<br />

haben eine höchst ungewöhnliche<br />

Methode gefunden,<br />

um ihre Unzufriedenheit<br />

über die ungerechte<br />

Güterverteilung in der kapitalistischenWohlstandsgesellschaft<br />

zum Ausdruck<br />

zu bringen. Sie brechen in<br />

die Villen reicher Leute ein,<br />

verrücken Möbel, hängen<br />

Bilder um und hinterlassen<br />

kleine Zettel mit Botschaften<br />

wie „Sie haben zu viel<br />

Geld!“.<br />

Als Jan eines Nachts mit<br />

Peters Freundin Jule, die sich<br />

in ihn verliebt hat, in das<br />

Haus des Managers Hardenberg<br />

einsteigt, dem die mittellose<br />

Jule Geld schuldet,<br />

passiert etwas Unvorhergesehenes:<br />

Sie werden von<br />

Hardenberg überrascht. In<br />

ihrer Panik schlagen sie ihn<br />

nieder und verschleppen ihn<br />

mit Peters Hilfe auf eine<br />

kleine Berghütte. Dort entwickelt<br />

sich zwischen den<br />

drei jungen „Revolutionären“<br />

und dem Millionär<br />

eine eigenartige Beziehung.<br />

(zitiert aus dem<br />

deutschen Filmportal<br />

www.filmportal.de)<br />

Die fetten Jahre sind vorbei, international zum Teil auch unter dem Titel The Edukators laufend, war<br />

erfolgreichster Film der vom Goethe-Institut Frankreich organisierten Tournee Ciné allemand 2 (Herbst<br />

2005 – Frühjahr 2007). Der Film des jungen Regisseurs Hans Weingartner erreicht(e) Tausende von<br />

<strong>Deutsch</strong>schüler/-innen in allen Regionen Frankreichs und unterstreicht dadurch seine große und positive<br />

Publikumsresonanz in <strong>Deutsch</strong>land, wo er 2004 in die Kinos kam. Die fetten Jahre sind vorbei eignet sich<br />

durch die gelungene filmische Umsetzung der Hauptthematik jugendlichen Oppositionsverhaltens für<br />

den Einsatz im <strong>Deutsch</strong>unterricht für fortgeschrittene Lerner in vielen Ländern.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


Filmarbeit der Goethe-Institute<br />

für Schülerinnen und Schüler<br />

Ciné Allemand 2 (Ciné Allemand 3 folgt im Herbst<br />

2007) ist ein Projekt des Goethe-Instituts Frankreich,<br />

das Schülerinnen und Schülern im Primarund<br />

Sekundarbereich aktuelle Produktionen des<br />

deutschen Films nahe bringen möchte, auch denen,<br />

die (noch) nicht <strong>Deutsch</strong> <strong>lernen</strong>. Daher laufen<br />

die neun Filme während der Tournee in den Kinos<br />

auch Französisch untertitelt. Wichtige Kriterien bei<br />

der Auswahl durch das Goethe-Institut sind – neben<br />

der filmischen Qualität natürlich – Thematik<br />

und Geschichten der Filme, die insbesondere das<br />

Interesse der jungen Generation wecken sollen.<br />

Daneben stellt Ciné Allemand 2 Schülern und Lehrern<br />

attraktives Unterrichtsmaterial zur Verfügung.<br />

Die Filmwochen werden durch eine umfangreiche<br />

Website begleitet.<br />

„Patin“ für Ciné Allemand 2 und damit Botschafterin<br />

des deutschen Films ist mit Julia Jentsch<br />

die Hauptdarstellerin der „fetten Jahre“.<br />

Die weiteren Filme von Ciné Allemand 2: Kroko,<br />

Lichter, Die Spielwütigen, Nirgendwo in Afrika,<br />

Sonnenallee, Elefantenherz, Die Blindgänger,<br />

Das fliegende Klassenzimmer.<br />

Die Filmdidaktisierungen des Goethe-Instituts,<br />

wie etwa für Ciné Allemand 2 in Frankreich, sehen<br />

den Platz des Spielfilms im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als<br />

<strong>Fremdsprache</strong> mehrdimensional, als<br />

• Sprech- und Schreibanlass,<br />

• landeskundlich (inter)kulturell interessantes<br />

Produkt,<br />

• ästhetisches Kunstwerk.<br />

Der Film im Unterrichtskontext<br />

Die individuelle und gesellschaftliche Revolte von<br />

Jugendlichen als Thematik der „fetten Jahre“ deckt<br />

sich in einigen Ländern, wie z.B. in Frankreich, mit<br />

Teilen des Programms der Oberstufe. Die Thematik<br />

ist relevant als Ausdruck landeskundlicher Information<br />

über Jugendliche in <strong>Deutsch</strong>land, auch in<br />

historischer Perspektive mit unübersehbaren Anspielungen<br />

im Film auf die 68er-Revolte und die<br />

heutige Generation der „Alt-Achtundsechziger“.<br />

Darüber hinaus ist Die fetten Jahre sind vorbei auch<br />

ein intelligent konzipierter Liebesfilm.<br />

Eine junge Frau (Jule) steht zwischen zwei jungen<br />

Männern: Zum einen (Peter) fühlt sie sich eher<br />

emotional, zum anderen (Jan) eher intellektuell<br />

hingezogen.<br />

Bei einer Filmdidaktisierung stellt sich immer<br />

die Frage, ob der Film als Ganzes (etwa von Schü-<br />

„Die fetten Jahre sind vorbei“ 43<br />

lern im Kino) oder auch abschnittsweise gesehen<br />

werden kann (Video- bzw. DVD-Präsentation im<br />

Klassenraum). Die folgenden Vorschläge versuchen,<br />

beiden Rezeptionsformen Rechnung zu tragen.<br />

Damit variiert auch die Möglichkeit der im<br />

Unterricht zur Verfügung stehenden Zeit. Bei der<br />

Kinopräsentation sollten jeweils mindestens eine<br />

Vor- und Nachbereitungsstunde zur Verfügung stehen,<br />

bei ausführlicher Betrachtung zirka 5 – 8<br />

Schulstunden und Zeit für eine eventuell wiederholende<br />

abschließende Gesamtprojektion. Die hier<br />

vorgeschlagenen Aufgaben folgen dem Film chronologisch,<br />

bauen aber nicht aufeinander auf. Für<br />

die Vor- und Nachbereitung von Die fetten Jahre<br />

sind vorbei bei einer nur einmaligen Kinoprojektion<br />

kann eine Auswahl aus den Aufgaben 1–3, 7 und<br />

13–17 getroffen werden. Die übrigen Aufgaben sind<br />

nur möglich, wenn im Klassenraum sequenzweise<br />

mit DVD oder Video gearbeitet werden kann. Die<br />

meisten Aufgaben sind ab dem Niveau B1 des Europäischen<br />

Referenzrahmens durchführbar 1 .<br />

• Die Aufgaben 1–3 bieten zunächst eine sprachliche<br />

und inhaltliche, dann auch filmästhetische<br />

Vorentlastung des Films (Aktivitäten vor dem<br />

<strong>Sehen</strong>).<br />

• Ein zweiter Block von Aufgaben (4–12) ist der<br />

Arbeit an einzelnen Filmsequenzen gewidmet<br />

(Aktivitäten während des <strong>Sehen</strong>s). Diese zum<br />

Teil recht umfangreichen Aufgaben sind in diesem<br />

Aufsatz z. T. nur kurz beschrieben. Ausführlich<br />

dargestellt, teilweise mit didaktischen<br />

und filmästhetischen Kommentaren versehen,<br />

sind sie auf den Webseiten von Ciné Allemand<br />

zu finden und jederzeit herunterladbar.<br />

• Schließlich werden in den Aufgaben 13–17<br />

Vorschläge für die sprachliche und inhaltliche<br />

Weiterarbeit gegeben (Aktivitäten nach dem<br />

<strong>Sehen</strong>).<br />

Diese klassische Dreiteilung von Schüleraktivitäten<br />

findet sich in den letzten Jahren in mehreren<br />

Publikationen des Goethe-Instituts zu Video- und<br />

Filmeinsatz, so auch bei Brandi 1996 2 . Im Folgenden<br />

wird diese breite Palette des Einsatzes von<br />

Spielfilmen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong><br />

am Beispiel der „fetten Jahre“ illustriert. Zusätzlich<br />

werden mit diesem Beispiel allgemeine<br />

Tipps und Hinweise zu Internet- und Printmaterialien<br />

zu neueren deutschen Spielfilmen gegeben<br />

3 .<br />

Aktivitäten vor dem <strong>Sehen</strong> des Films<br />

Bei der Vorbereitung von Die Fetten Jahre sind vorbei<br />

sollten sowohl sprachliche und inhaltliche als<br />

auch filmästhetische Momente einfließen.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Der Link<br />

http://www.goethe.de/<br />

cineallemand2 ➜ Die fetten<br />

Jahre sind vorbei ➜ Material<br />

und Links ➜ (mittlere Spalte)<br />

Für Lehrer.<br />

Didaktisierungsmaterial<br />

(PDF-Datei).


Tipp: Filmfotos<br />

Filmfotos lassen sich bei<br />

unterschiedlichen Aufgabenstellungen<br />

vor, während oder<br />

nach der Projektion eines<br />

Films einsetzen. Inzwischen<br />

gibt es viele Wege für Lehrer,<br />

um für Unterrichtszwecke an<br />

dieses motivierende Material<br />

zu gelangen:<br />

• Fast alle deutschen Kinoproduktionen<br />

bieten umfangreiche<br />

Internetseiten zum<br />

jeweiligen Film (evt. muss ein<br />

Passwort beim Verleih erfragt<br />

werden).<br />

• Das deutsche Filmportal<br />

www.filmportal.de illustriert<br />

seine Seiten mit Fotos aus<br />

den entsprechenden Filmen<br />

und mit Porträtfotos der<br />

Schauspieler.<br />

• Fotos können direkt aus<br />

einer DVD ausgeschnitten<br />

werden (nur zum direkten<br />

und ausschließlichen Einsatz<br />

in der Klasse).<br />

• Für viele Filme werden<br />

Filmbücher auf den Markt<br />

gebracht, die meistens<br />

Fotomaterial enthalten.<br />

44<br />

„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />

Aufgabe 1 richtet die Aufmerksamkeit der Schüler<br />

auf die Vieldeutigkeit des Titels und entlastet den<br />

Film sprachlich und inhaltlich vor.<br />

AUFGABE 1: ZUM TITEL DES FILMS<br />

1.„The Edukators – Die Erziehungsberechtigten“<br />

Recherchieren Sie in Einzel- oder Partnerarbeit in einem<br />

einsprachigen Wörterbuch oder Lexikon.<br />

a) Erklären Sie das Adjektiv erziehungsberechtigt. Wozu ist<br />

eine Person „berechtigt“?<br />

b) Wer ist ein Erziehungsberechtigter bzw. eine Erziehungsberechtigte?<br />

Welche Rolle hat diese Person?<br />

c) Finden Sie eine adäquate Übersetzung in ihrer Muttersprache.<br />

(…)<br />

Aufgabe 2 hat sprachlich den Filmschwerpunkt<br />

Protest und Revolte zum Gegenstand. Die für die<br />

Besprechung dieses Films notwendigen (politischen)<br />

Begrifflichkeiten werden wiederholt und erweitert.<br />

Bei der vorgeschlagenen Form der Wortschatzarbeit<br />

werden die Schüler über mehrere Eingangskanäle<br />

aktiviert.<br />

AUFGABE 2: PROTEST UND REVOLTE ALS THEMA<br />

Diese Aufgabe zur sprachlichen Vorentlastung wird idealerweise<br />

in parallelen Arbeitsgruppen A, B, C durchgeführt.<br />

1. Erstellen Sie eine Mindmap (strukturiertes Assoziogramm)<br />

zum Begriff „Revolte“.<br />

Diese Aufgabe kann auch in zwei Schritte untergliedert<br />

werden: Zunächst in Einzelarbeit durch Erstellen eines Assoziogramms<br />

zum Begriff „Revolte“, dann in Kleingruppenarbeit<br />

durch das Erstellen einer gemeinsamen Mindmap<br />

aus den individuellen Assoziogrammen.<br />

2. Bringen Sie die folgenden Begriffe in eine logische<br />

Reihenfolge. Sie können auch den einen oder anderen<br />

Begriff wegstreichen oder hinzufügen.<br />

der Protest • die Rebellion • die Demonstration • die Verweigerung<br />

• die Anarchie • die gewaltfreie Aktion • die Informationsveranstaltung<br />

• der Einbruch • der Diebstahl –<br />

der Widerstand • das Aufrütteln • der poetische Widerstand<br />

• die Gewalt • die Sachbeschädigung • die illegale Aktion –<br />

die Sabotage • der politische Mord • ...<br />

3. Ergänzen Sie in der Kleingruppe den Satzanfang<br />

„Protest heißt für mich …“ mit einer Reihe von Beispielen.<br />

Erstellen Sie danach eine Liste mit Formen des politischen<br />

Protests.<br />

Aufgabe 3 bietet weiteres Material zur inhaltlichen<br />

Vorentlastung. Anhand von Filmfotos können<br />

Schüler Hypothesen zu Handlungsverlauf und Personenkonstellation<br />

des Films aufstellen. Durch die<br />

vorgeschlagene Stufung der Aufgabe mit variierenden<br />

Sozialformen (von der Einzel-/Partnerarbeit<br />

über Kleingruppenarbeit zum Plenum) werden<br />

Sprechanlässe geschaffen und durch die intensive<br />

inhaltliche Auseinandersetzung Verstehenshilfen<br />

gegeben.<br />

AUFGABE 3: HYPOTHESENBILDUNG ZU PERSONEN,<br />

PERSONENKONSTELLATION UND HANDLUNGSVER-<br />

LAUF DES FILMS – ARBEIT MIT FOTOS<br />

Foto 1: Die zur Skulptur aufgetürmten Möbel in der Villa<br />

© y3 film<br />

Foto 2: Jule neben Jan und Peter vor einer Almhütte.<br />

© Dirk Plamböck<br />

Foto 3: Die drei Protagonisten friedlich im Bett liegend.<br />

© y3 film<br />

Foto 4: Hardenberg hinten in einem luxuriösen Auto<br />

sitzend, ein Polizist von außen an das Autofenster<br />

gelehnt, Pistole sichtbar.<br />

© y3 film<br />

Schritt 1: (Einzel- oder Partnerarbeit)<br />

Wählen Sie eines der vier Fotos aus und formulieren Sie<br />

stichpunktartig Vermutungen,<br />

– wer die abgebildeten Personen sind (Fotos 2, 3, 4),<br />

– in welcher Beziehung die Personen zueinander stehen<br />

(Fotos 3, 4),<br />

– an welchem Ort und in welcher Situation sich die Personen<br />

befinden (alle Fotos).<br />

Schritt 2: (Kleingruppenarbeit)<br />

Arbeiten Sie in Gruppen zu 4 Personen (so dass jedes Foto<br />

vertreten ist). Stellen Sie sich Ihre Ergebnisse aus Schritt 1<br />

vor und versuchen Sie gemeinsam eine überzeugende<br />

Hypothese zu den Personen und der Handlung des Filmes<br />

aufzustellen.<br />

Schritt 3: (Gesamtklasse)<br />

Berichten Sie in der Klasse über Ihre Gruppenergebnisse.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


Aktivitäten während des <strong>Sehen</strong>s des Films<br />

Die Aufgabenvorschläge zu einzelnen Sequenzen<br />

des Films sind im Fall der „fetten Jahre“ mehr inhaltlich<br />

und filmästhetisch als sprachlich ausgerichtet.<br />

Aufgabe 4, gleich nach der Projektion der ersten<br />

zwei Minuten des Films durchführbar, zielt durch<br />

die Frage nach dem Filmgenre vor allem auf eine<br />

zusätzliche Spannungserzeugung bei den Zuschauern<br />

und die Reflexion genretypischer filmischer<br />

Mittel.<br />

AUFGABE 4: NACH DER ERÖFFNUNGSSEQUENZ (0:02<br />

MIN): BILDER DER ÜBERWACHUNGSKAMERA,<br />

RÜCKKEHR DER VILLENBESITZER<br />

Welches Filmgenre erwartet Sie nach diesen ersten zwei<br />

Minuten? Welche Anhaltspunkte gibt es dafür?<br />

Action- / Abenteuerfilm • Komödie • Liebesfilm/Romanze •<br />

Drama • Kriminalfilm • Musical • Historischer Film • Thriller<br />

Aufgabe 5 kann als sogenanntes „filmisches Rollenspiel“<br />

aufgefasst werden. Filmische Rollenspiele<br />

führen filmfremde, fiktive Personen und Situationen<br />

ins Geschehen ein, mit dem Ziel, dass die Lerner<br />

durch die Identifikation mit einer ihrer eigenen<br />

Lebenswelt nahestehenden Person zur individuellen<br />

inhaltlichen Auseinandersetzung und zur kreativen<br />

Sprachproduktion angeregt werden. Oft führen<br />

nämlich zu abstrakt oder zu intellektuell gehaltene<br />

Aufgabenstellungen bei Schülern eher zu einer<br />

Sprechblockade. Im Falle unseres Films bietet<br />

sich zum Beispiel das Gespräch einer der drei jugendlichen<br />

Protagonisten mit einem Freund oder<br />

einer Freundin an.<br />

AUFGABE 5: NACH SEQUENZ: PROTESTE GEGEN<br />

AUSBEUTUNG IN SWEATSHOPS (0:05 MIN)<br />

Zur Auswahl:<br />

• Verfassen Sie einen kurzen Bericht für eine Tageszeitung<br />

(ca. 50 Wörter) über die Protestaktion des Globalisierungsgegners<br />

im Schuhgeschäft und seine Festnahme.<br />

• Versetzen Sie sich in das Mädchen, welches den jungen<br />

Mann aus den Händen der Polizisten befreien möchte.<br />

Was könnte sie am gleichen Abend einer Freundin am Telefon<br />

erzählen? (ca. 100 Wörter).<br />

• Simulieren Sie ein Polizeiverhör mit dem jungen Mann.<br />

Information: Sweatshops sind Läden oder Fabriken, in denen<br />

Arbeiter/innen – meist Frauen, teilweise auch Kinder –<br />

zu extrem niedrigen Löhnen und unter gesundheitsschädlichen<br />

Bedingungen beschäftigt werden.<br />

Aufgabe 6 steht hier typisch für eine Aktivität zur<br />

Rekonstruktion von Handlungssträngen und von<br />

Beziehungen zwischen den Hauptcharakteren des<br />

Films. Solche Aufgaben sind für die Verständnissicherung<br />

oft wesentlich und bieten sich für den<br />

Moment der Filmprojektion an, sobald Personen<br />

„Die fetten Jahre sind vorbei“ 45<br />

und Plot eingeführt sind. Wie in dieser Aufgabe<br />

vorgeschlagen, sind dazu Fragestellungen geeignet,<br />

bei denen Schüler möglichst arbeitsteilig ihre Antworten<br />

in ein vorgegebenes Raster eintragen können.<br />

AUFGABE 6: EINFÜHRUNG DER DREI<br />

PROTAGONISTEN (0:06-0:10 MIN)<br />

Wo und wie leben die drei Hauptpersonen des Films, Jan,<br />

Jule und Peter? Füllen Sie die Tabelle arbeitsteilig aus (in<br />

Stichpunkten) und stellen Sie dann die Personen der ganzen<br />

Klasse vor.<br />

Jan Jule Peter<br />

Äußeres<br />

Wohnung, Arbeit<br />

erste Charakterisierung<br />

Lebenseinstellung<br />

politische Einstellung<br />

Die Aufgaben 7–12 sind hier aus Platzgründen<br />

nicht abgedruckt. Zusammen mit inhaltlichen und<br />

filmästhetischen Kommentaren zu einigen Schlüsselszenen<br />

sind sie auf den Seiten Ciné allemand 2<br />

zu finden (siehe Link auf S. 43):<br />

Aktivitäten nach dem <strong>Sehen</strong> des Films<br />

Nach der Projektion der „fetten Jahre“ im Kino<br />

oder in der Klasse bieten sich weitere, für eine<br />

Nachbereitung spezifische Aufgabenformen an.<br />

• „Fragen an den Regisseur stellen“ (Aufgabe 13),<br />

in diesem Fall gelenkt durch einen Ausschnitt<br />

aus einem Interview mit dem Regisseur Hans<br />

Weingartner. Analog dazu könnten die Schüler<br />

auch fiktive „Fragen an die Schauspieler“ stellen.<br />

• „Eine Filmkritik verfassen“ oder wie hier in einfacherer<br />

Form vorgeschlagen: „Filmkritikern auf<br />

ihre (kontroversen) Ausführungen antworten“<br />

(Aufgabe 14).<br />

• „Eine Fortsetzung des Films schreiben“ bzw. die<br />

„Fortentwicklung einer Figur voraussagen“<br />

(Aufgabe 15).<br />

• „Ein filmisches Rollenspiel gestalten“<br />

(Aufgabe 16).<br />

• „Zu zentralen Aussagen eines Films Stellung<br />

nehmen“ (Aufgabe 17).<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


Tipp: Infos zu deutschen<br />

Spielfilmen<br />

Inzwischen gibt es eine große<br />

Zahl von leicht zugänglichen<br />

Informationsquellen zu deutschen<br />

Spielfilmen, die den<br />

Unterrichtenden die Auswahl<br />

eines Films und die Vorbereitung<br />

von Aufgabenstellungen<br />

sehr erleichtern können.<br />

• Die Filmverleihe stellen für<br />

fast alle Filme einen Internetauftritt<br />

bereit.<br />

• www.filmportal.de<br />

Das <strong>Deutsch</strong>e Filmportal bietet<br />

inzwischen zu (fast) jedem<br />

deutschen Spielfilm u.a. eine<br />

kurze Inhaltsangabe, eine<br />

kleine Auswahl von Filmfotos,<br />

Porträts des Regisseurs,<br />

Interviews mit ihm, Links zu<br />

Schauspielern, Kritiken etc.<br />

Auch die Verfügbarkeit von<br />

Filmkopien oder DVDs ist<br />

angegeben.<br />

• Zu den großen Kinoerfolgen<br />

erscheinen oft<br />

Filmbücher.<br />

• Die Bundeszentrale für<br />

politische Bildung gibt zu<br />

Filmen mit gesellschaftlich<br />

relevanten Themenstellungen<br />

Filmhefte heraus, die kostenlos<br />

erhältlich sind.<br />

http://www.bpb.de ➜<br />

Publikationen ➜ Filmhefte<br />

• Eine empfehlenswerte<br />

Seite mit Links zu Filmkritiken:<br />

http://www.filmz.de<br />

• Die monatliche<br />

Filmzeitschrift epd-Film. Das<br />

Kino-Magazin informiert ausführlich,<br />

kenntnisreich und<br />

kritisch über neue internationale<br />

und deutsche Produktionen.<br />

Eine Auswahl von<br />

Artikeln ist kostenlos herunterladbar.<br />

http://www.epd-film.de<br />

Wer sich weiter mit dem<br />

Film beschäftigen möchte:<br />

Interviews mit Hans Weingartner<br />

finden Sie unter dem<br />

Stichwort „Produktionsnotizen“<br />

auf der deutschen<br />

Webseite des Films:<br />

http://www.theedukators.com<br />

Auch die Süddeutsche<br />

Zeitung hat ein Interview<br />

veröffentlicht:<br />

http://www.sueddeutsche.de/<br />

kultur/artikel/462/43419/4/<br />

46<br />

„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />

AUFGABE 13: FRAGEN AN DEN REGISSEUR<br />

Hier ein Ausschnitt aus einem Interview mit dem Regisseur<br />

des Films Hans Weingartner:<br />

Wie ist die Idee zu DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI entstanden?<br />

Gab es reale Vorbilder für die Gruppe oder die Aktionen?<br />

Die Idee, mit anarchischen Aktionen eine Gesellschaftsordnung<br />

aufzurütteln, ist ja nicht neu, wir haben sie nur modernisiert.<br />

Es gab in Paris mal einen praktizierenden Arzt, der<br />

nachts 20 Jahre lang in Villen einbrach. Niemand wusste davon.<br />

Seine Beute lagerte er im Keller, ohne sie je zu verkaufen.<br />

Diese Geschichte hat mich inspiriert.<br />

Aus: Presseheft: Die fetten Jahre sind vorbei. Media Office. Berlin.<br />

• Was möchten Sie Hans Weingartner fragen?<br />

• Sammeln Sie individuell oder in der Kleingruppe eine Reihe<br />

von Fragen und wählen Sie die 8 interessantesten Fragen<br />

im Plenum aus.<br />

• Wählen Sie dann ein bis zwei Fragen aus und überlegen<br />

Sie, was Herr Weingartner darauf antworten könnte.<br />

AUFGABE 14: EINEM FILMKRITIKER ANTWORTEN<br />

• Hier finden Sie Ausschnitte aus Filmkritiken. Wählen Sie<br />

eine Kritik aus, mit der Sie nicht einverstanden sind. Antworten<br />

Sie dem Autor in einigen Zeilen und widersprechen<br />

Sie ihm.<br />

„DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI ist jenes seltene Ereignis,<br />

ein großartiger Film, der vor intelligentem Witz, professionellem<br />

Erzählen, bezaubernden Charakteren und erwachsenen<br />

Dialogen strotzt, wie auch vor Spannung und einem<br />

umwerfenden Ausgang … ein hochgradig unterhaltsamer<br />

und intelligenter Film, der Nervenkitzel, Komödie und Politik<br />

verbindet … atmet den frischen Hauch von Originalität,<br />

der das Kinogehen zum Vergnügen macht.“<br />

The Hollywood Reporter zitiert nach:<br />

Presseheft Delphi Filmverleih, Berlin.<br />

Der Film … bezieht keine Stellung zu der inneren Leere seiner<br />

Revolutionäre, denen es an Leidensdruck ebenso fehlt<br />

wie an einer politischen Perspektive. …<br />

Juli Zeh in: Freitag. Die Ost-West-Wochenzeitung 26.11.04<br />

… die sowohl ungestellte als auch unbeantwortete Frage des<br />

Films bleibt, wer, wie und gegen wen eigentlich warum<br />

kämpft. Statt hier klar Position zu beziehen, gibt es ein Potpourri<br />

aus Klischees, welches das Problem geradezu ins Absurde<br />

und in der letzten Einstellung ins undefinierte Nichts<br />

treibt. Alle bekannten Elemente sind versammelt: die unverschuldet<br />

in Not geratene Jugendliche, der links-kritische<br />

Sonderling und der gutaussehende Widerstandshedonist.<br />

Unbekannter Autor in:<br />

www.antville.medien.uni-weimar.de/filmkritik<br />

AUFGABE 15: EINE FORTSETZUNG DES FILMS<br />

SCHREIBEN: JAN IM JAHRE 2014<br />

Wie wird Jan im Jahre 2014 leben?<br />

• Sagen Sie ihm seine Zukunft voraus. Denken Sie dabei besonders<br />

an seine politischen Überzeugungen.<br />

• Wird er den gleichen Weg gehen wie Hardenberg? Begründen<br />

Sie Ihre Meinung.<br />

AUFGABE 16: FILMISCHES ROLLENSPIEL<br />

Bilden Sie Dreier- oder Vierergruppen und entwickeln Sie ein<br />

Rollenspiel, das Sie dann der Klasse vorspielen.<br />

• Hardenbergs eigene Kinder (ca. 15 Jahre alt) befragen ihren<br />

Vater nach seinen Lebensidealen.<br />

• Welche Fragen könnten sie stellen?<br />

• Welche Antworten gibt Hardenberg, um seinem Erziehungsauftrag<br />

gerecht zu werden?<br />

(Aufgabe nach: Begleitheft der bpb zu Die fetten Jahre sind vorbei)<br />

AUFGABE 17: STELLUNGNEHMEN ZU EINER<br />

ZENTRALEN AUSSAGE DES FILMS<br />

„Manche Menschen ändern sich nie.“<br />

Was meinen die Erziehungsberechtigten mit diesem Ausspruch?<br />

Illustrieren Sie diese Aussage mit einem Beispiel.<br />

Literatur<br />

Arnold, Ingrid: Die fetten Jahre sind vorbei. Bonn: Filmheft der<br />

Bundeszentrale für politische Bildung 2004<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Brandi, Marie-Luise: Video im <strong>Deutsch</strong>unterricht. Eine Übungstypologie<br />

zur Arbeit mit fiktionalen und dokumentarischen<br />

Filmsequenzen (= Fernstudieneinheit 13), München:<br />

Langenscheidt 1996<br />

Rai, Edgar: Die fetten Jahre sind vorbei. Roman nach dem<br />

Originaldrehbuch. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 2004,<br />

S. 205-214<br />

Anmerkungen<br />

1 An dieser Stelle sei ein großer Dank für Vorschläge und Ideen<br />

an die Mitglieder der Arbeitsgruppe Ciné Allemand 2 ausgesprochen,<br />

vor allem an Peter Schott (Goethe-Institut Nancy) und<br />

Thomas Bleicher (Universität Mainz), insbesondere für ihre<br />

filmästhetischen Anregungen, Aufgabenkonzeptionen und<br />

Kommentare auf den Internetseiten von Ciné Allemand 2.<br />

2 In der Publikation von Marie-Luise Brandi finden sich im Anhang<br />

ein Glossar und eine ausführliche Erläuterung von Grundbegriffen<br />

der Filmanalyse, die auch fortgeschrittenen Lernern<br />

zur Verfügung gestellt werden können.<br />

3 Es existieren zwei DVD-Fassungen des Films. Zu empfehlen ist<br />

die Doppel-DVD. Sie enthält neben dem Hauptfilm als Bonusmaterial<br />

u.a. Interviews, weitere Fotos und einen Trailer: Die fetten<br />

Jahre sind vorbei. Ein Film von Hans Weingartner. Doppel<br />

Deluxe Edition. Universum Film, 2005


Mit Aspekte1 fit für B2<br />

Aspekte: Das neue Mittelstufen-Lehrwerk mit DVD<br />

• Individuelle Anpassung an die<br />

Lernerbedürfnisse durch die<br />

Möglichkeit, linear oder modular<br />

zu unterrichten<br />

• Schulung des Hörverstehens<br />

längerer und komplexerer Texte<br />

• Training des Hör-Sehverstehens<br />

mit authentischem Filmmaterial:<br />

DVD mit Reportagen, Dokumentationen<br />

usw.<br />

• Festigung der B1-Kenntnisse und<br />

Vorbereitung auf B2<br />

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www.langenscheidt.de<br />

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Erscheint Mai 2007<br />

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Aspekte 1 (B1+) mit DVD<br />

zu bestellen unter<br />

kundenservice@langenscheidt.de<br />

Langenscheidt Verlag<br />

Postfach 40 11 20 • 80711 München<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


„Sophie Scholl –<br />

Die letzten Tage“<br />

Von Germana D’Alessio und Martin Saurer<br />

„Sophie Scholl könnte noch leben, wenn sie ein ,normales‘ Studentenleben im Krieg geführt hätte. Sie<br />

hatte wie alle damals die Wahl. Sophie hat nicht weggesehen und nicht weggehört, sondern hingeschaut.<br />

Sehr genau.“ (Breinersdorfer 2005, S. 7)<br />

© Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Inhalt<br />

München, 18. Februar 1943. Die Weiße<br />

Rose, eine Widerstandsgruppe, die aus jungen<br />

befreundeten Studenten besteht,<br />

druckt heimlich Flugblätter gegen das nationalsozialistische<br />

Regime, die dann verteilt<br />

und per Post verschickt werden. Obwohl der<br />

Plan sehr gefährlich ist, beschließt Hans<br />

Scholl, am nächsten Tag die zuletzt gedruckten<br />

Flugblätter in der Ludwig-Maximilian-<br />

Universität zu verteilen.<br />

In großer Eile führen Hans und seine<br />

Schwester Sophie am nächsten Tag diesen<br />

Plan aus. Anstatt das Gebäude der<br />

Universität nach der Aktion schnell zu verlassen,<br />

kehren sie noch einmal zurück, um<br />

auch noch die letzten übrig gebliebenen<br />

Flugblätter zu verteilen. Dieser Entschluss<br />

wird ihnen zum Verhängnis.<br />

Im Gegensatz zu früheren Filmen über die<br />

„Weiße Rose“ ist der Film von Marc<br />

Rothemund auf die Person von Sophie<br />

Scholl fokussiert. Er erzählt die letzten vier<br />

Tage ihres Lebens, vom 17. Februar 1943<br />

bis zu ihrer Hinrichtung am 20. Februar<br />

1943. Der Regisseur stützt sich bei seiner<br />

Rekonstruktion der letzten Tage auf<br />

Dokumente aus dem Archiv der DDR-<br />

Staatssicherheit, die erst seit der deutschen<br />

Wiedervereinigung zugänglich sind.<br />

Besonders die Verhöre durch den<br />

Gestapobeamten Robert Mohr und der<br />

Prozess vor dem Volksgerichtshof mit<br />

Roland Freisler sind durch Protokolle eindrücklich<br />

dokumentiert. Das ermöglicht dem<br />

Regisseur, detailliert zu zeigen, wie der<br />

Polizei- und Justizapparat im NS-Staat funktionierte.<br />

Gleichzeitig kann er in seinem Film<br />

die Figur Sophie Scholl glaubhaft beschreiben.<br />

„(…) Es ist ein Film entstanden, der rational,<br />

aber vor allem auch emotional die<br />

Heldenfigur Sophie Scholl ,menschlich‘ und<br />

damit verstehbar machen will.“<br />

(Breinersdorfer 2005, S. 8)


Der Film im Unterricht<br />

Der Film Sophie Scholl – Die letzten Tage bietet einen<br />

guten Anlass, um das Thema „Widerstand und<br />

Zivilcourage“ im Unterricht zu besprechen.<br />

Im <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht lässt<br />

sich dieser Film auf dem Niveau B2 / C1 einsetzen,<br />

wenn im <strong>Deutsch</strong>unterricht oder in einem fächerübergreifenden<br />

Projekt die Zeit des Nationalsozialismus<br />

thematisiert wird. Die Vorschläge können<br />

Sie mit Ihren Lerngruppen in vier bis sechs Unterrichtseinheiten<br />

bearbeiten. Nach der ersten Arbeitseinheit<br />

ist ein zusätzlicher, zweistündiger Termin<br />

sinnvoll, um den Schülerinnen und Schülern<br />

den ganzen Film zeigen zu können.<br />

Arbeitsblätter zum Film<br />

Die Sequenzprotokolle bieten Ihnen einen kurzen<br />

Überblick über die Handlung. Sie dienen als Orientierung<br />

bei der Auswahl der Filmausschnitte und<br />

können auch den Lernenden während des <strong>Sehen</strong>s<br />

als Leitfaden gegeben werden.<br />

Das vollständige Sequenzprotokoll des gesamten<br />

Films finden Sie im Internet unter<br />

www.hueber.de/fremdsprache-deutsch.<br />

Sequenzenprotokoll 02<br />

Flugblatt drucken<br />

Sophie geht zu einem Maleratelier, dem Versteck der Gruppe<br />

„Die Weiße Rose“. Dort drucken die Mitglieder der Gruppe gerade<br />

ein Flugblatt. Sophie adressiert Briefumschläge. Hans will<br />

am nächsten Tag die Flugblätter in der Universität austeilen. Willi<br />

Graf protestiert dagegen, er findet das zu gefährlich. Aber Hans<br />

besteht auf seinem Plan.<br />

ZU SEQUENZ 2: FLUGBLATT DRUCKEN<br />

1. <strong>Sehen</strong> Sie die Szene im Versteck der Weissen Rose.<br />

a) Wer gehört zur Gruppe?<br />

........................................................................<br />

b) Wer ist die wichtigste Person der Gruppe?<br />

........................................................................<br />

c) Was tun die Mitglieder der „Weißen Rose“ genau?<br />

........................................................................<br />

d) Worin besteht ihre illegale Aktivität?<br />

........................................................................<br />

e) Wie wurden die Flugblätter konkret produziert und wie<br />

wurden sie verteilt?<br />

........................................................................<br />

2. Wie anders wären diese Aktivitäten heute mit den<br />

modernen Kommunikationsmitteln (Handy, Internet,<br />

E-Mail …)?<br />

........................................................................<br />

„Sophie Scholl – Die letzten Tage“ 49<br />

Sequenzenprotokoll 04<br />

Verteilung der Flugblätter<br />

Hans und Sophie gehen zur Universität. Sie haben den Koffer<br />

mit den Flugblättern dabei.<br />

In der Universität legen sie in großer Eile im Treppenhaus die<br />

Flugblätter aus. Dann drängt Hans darauf, schnell das Gebäude<br />

zu verlassen. Aber Sophie sagt, dass noch Flugblätter im Koffer<br />

sind. Sie kehren zurück. Sophie stößt einen Stapel Flugblätter<br />

von der Empore in den Lichthof. Eine Glocke klingelt, aus den<br />

Hörsälen kommen die Studenten. Sophie und Hans werden vom<br />

Hausmeister festgehalten, der sie beobachtet hat.<br />

ZU SEQUENZ 4: VERTEILUNG DER FLUGBLÄTTER<br />

1. <strong>Sehen</strong> Sie die Szene in der Universität.<br />

a) Warum werden Sophie und ihr Bruder verhaftet?<br />

........................................................................<br />

b) Wie reagieren die Studierenden auf ihre Verhaftung?<br />

........................................................................<br />

c) Wie erklären Sie das Verhalten des Hausmeisters?<br />

Was sind seine Motive?<br />

........................................................................<br />

Sophie und Hans Scholl beim Verteilen der Flugblätter<br />

Sequenzenprotokoll 07<br />

1. Verhör durch Mohr<br />

Sophie wird von Robert Mohr verhört. Er droht ihr, dass sie für<br />

eine solche Tat mit dem Tod oder mit dem Zuchthaus bestraft<br />

werden kann. Sophie behauptet, dass sie und ihr Bruder unpolitisch<br />

sind. Sie erklärt, dass sie mit dem leeren Koffer zu ihren Eltern<br />

nach Ulm fahren wollte, um Wäsche zu holen. Zu jeder Frage<br />

Mohrs findet sie eine plausible Antwort. Schließlich sagt Robert<br />

Mohr, dass auch Hans Scholl die gleichen Erklärungen abgegeben<br />

hat. Deshalb besteht die Aussicht, dass sie bald frei gelassen<br />

wird. Sophie ist erleichtert.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk


Sequenz 16 Textauszug<br />

Mohr: Sie haben zwar mit<br />

falschen Parolen, aber mit<br />

friedlichen Mitteln gekämpft.<br />

Sophie: Warum wollen Sie<br />

uns denn dann überhaupt<br />

bestrafen?<br />

Mohr: Weil das Gesetz es so<br />

vorschreibt! Ohne Gesetz<br />

keine Ordnung.<br />

Sophie: Das Gesetz, auf das<br />

Sie sich berufen, hat vor der<br />

Machtergreifung 1933 noch<br />

die Freiheit des Wortes geschützt<br />

und heute bestraft es<br />

unter Hitler das freie Wort mit<br />

Zuchthaus oder dem Tod.<br />

Was hat das mit Ordnung zu<br />

tun?<br />

Mohr: Woran soll man sich<br />

denn sonst halten, als an das<br />

Gesetz, egal, wer es erlässt?<br />

Sophie: An Ihr Gewissen.<br />

Mohr: Ach was! er deutet<br />

auf den Gesetzesband, mit<br />

dem er beim ersten Verhör<br />

hantiert hat Hier ist das<br />

Gesetz und hier er deutet auf<br />

Sophie sind die Menschen.<br />

Und ich habe als Kriminalist<br />

die Pflicht zu prüfen, ob beide<br />

deckungsgleich sind, und<br />

wenn das nicht der Fall ist,<br />

wo die faule Stelle ist.<br />

Sophie: Das Gesetz ändert<br />

sich. Das Gewissen nicht.<br />

Mohr: Wo kommen wir hin,<br />

wenn jeder selbst bestimmt,<br />

was nach seinem Gewissen<br />

richtig oder falsch ist? Überlegen<br />

Sie doch mal, selbst<br />

wenn es Verbrechern gelingen<br />

würde, den Führer zu<br />

stürzen, was käme denn<br />

dann? Zwangsläufig ein verbrecherisches<br />

Chaos! Die so<br />

genannten freien Gedanken,<br />

der Föderalismus, die<br />

Demokratie? Das hatten wir<br />

doch alles schon, da wissen<br />

wir doch, wo es hinführt.<br />

Sophie: Ohne Hitler und<br />

seine Partei gäbe es endlich<br />

wieder Recht und Ordnung<br />

für jeden und den Schutz des<br />

Einzelnen vor Willkür, nicht<br />

nur für die Mitläufer.<br />

Mohr: Mitläufer? Willkür?<br />

Wer gibt Ihnen das Recht, so<br />

abfällig zu reden?<br />

Sophie: Sie reden abfällig,<br />

wenn Sie meinen Bruder und<br />

mich wegen ein paar<br />

Flugblättern Verbrecher nennen,<br />

obwohl wir nichts anderes<br />

machen, als mit Worten<br />

zu überzeugen versuchen.<br />

50<br />

„Sophie Scholl – Die letzten Tage“<br />

Sequenzenprotokoll 10<br />

2. Verhör, neue Beweise und Geständnis<br />

Das handgeschriebene Flugblatt, das Hans in der Universität bei<br />

sich trug, ist ein Beweis gegen Christoph Probst. Als Mohr Sophie<br />

mitteilt, dass ihr Bruder Hans gestanden und sich als einzigen<br />

Verantwortlichen erklärt hat, bestätigt auch Sophie, an der<br />

Flugblattaktion teilgenommen zu haben.<br />

Sequenzenprotokoll 14<br />

3. Verhör, Sophie schützt ihre Freunde<br />

Im Verhörzimmer. Mohrs Ziel ist es jetzt, weitere Mittäter herauszufinden.<br />

Dagegen ist es Sophies Ziel, Mohr zu überzeugen,<br />

dass sie und ihr Bruder Hans die alleinigen Verantwortlichen<br />

sind, dass sie aber den Eindruck erwecken wollten, die „Weiße<br />

Rose“ habe eine breite Basis. Dann versucht Mohr, von ihr weitere<br />

Namen zu bekommen, indem er ihr eine mildere Strafe verspricht.<br />

Aber Sophie definiert das als Hochverrat.<br />

ZU DEN SEQUENZEN 7, 10, 14: IM VERHÖR<br />

1. Wie wird Robert Mohr charakterisiert?<br />

■ ein eiskalter Profi<br />

■ ein erfahrener, routinierter Kriminalist<br />

■ ein sentimentaler Polizist<br />

■ ein sympathischer Mensch<br />

■ ein pflichtbewusster Beamter<br />

■ ein fanatischer Nazi<br />

2. Die Manipulationsstrategie von Mohr<br />

Lesen Sie die Sätze und entschieden Sie: Welche Absicht<br />

steckt dahinter? Was will Mohr erreichen? Ordnen Sie zu!<br />

Zitat Absicht<br />

■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Hoffnung machen<br />

■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Drohung<br />

■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Schuldgefühle provozieren<br />

■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G In die Enge treiben<br />

■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G Drohung<br />

■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G sich human zeigen<br />

■A ■B ■C ■D ■E ■F ■G einschüchtern<br />

■A<br />

Fräulein Scholl, die Flugblätter fallen unter die Kriegssonderstrafrechtsverordnung.<br />

Wollen Sie nachlesen, was<br />

auf Hochverrat und Feindbegünstigung steht? Gefängnis,<br />

Zuchthaus oder Todesstrafe.<br />

■B<br />

Vielleicht können Sie heute Abend doch noch nach Ulm<br />

fahren.<br />

■C<br />

Sie wohnen doch mit Ihrem Bruder zusammen. Da wollen<br />

Sie mir weismachen, dass Sie mit all dem nichts zu tun haben?<br />

■D<br />

Sie haben, verdammt noch mal, hier die Wahrheit zu sagen.<br />

■E<br />

Fräulein Scholl, wir kennen alle Namen! – Warum überlegen<br />

Sie sich nicht, mit uns zusammenzuarbeiten? … das<br />

würde man bei Ihrer Strafe berücksichtigen. Denken Sie<br />

doch mal an Ihre armen Eltern und die Schande, die Sie ihnen<br />

machen.<br />

■F<br />

Sie mit Ihren Privilegien. Sie dürfen von unserem Geld mitten<br />

im Krieg studieren. Ich habe in der verdammten Demokratie<br />

nur Schneider <strong>lernen</strong> dürfen.<br />

■G<br />

Ich will Ihnen doch nur helfen, Fräulein Scholl. <strong>Sehen</strong> Sie,<br />

ich habe einen Sohn, der ist sogar noch ein Jahr jünger als<br />

Sie, Fräulein Scholl. Aber jetzt steht er an der Ostfront, weil<br />

er einsieht, dass er seine Pflicht tun muss.<br />

3. Welche Strategien verfolgen Sophie und Mohr?<br />

Sophie Mohr<br />

zuerst ......................... ............................<br />

dann ......................... ............................<br />

am Schluss ......................... ............................<br />

4. An welchen Gesten Sophies können Sie erkennen, dass<br />

sie Angst hat? Welche Szenen beschreiben die Emotionen<br />

von Sophie?<br />

........................................................................<br />

........................................................................<br />

Sequenzenprotokoll 16<br />

Sophies Vorwürfe gegen Mohr<br />

In der Nacht hört Sophie Schreie, sie betet zu Gott. Am nächsten<br />

Morgen im Verhörzimmer. Mohr und Sophie führen ein<br />

ideologisches Gespräch über das Gesetz und das Gewissen.<br />

Nach Sophies Meinung steht das Gewissen über dem Gesetz.<br />

ZU SEQUENZ 16: SOPHIES VORWÜRFE GEGEN MOHR<br />

1. In den Verhören vertreten Sophie und Mohr<br />

verschiedene Meinungen.<br />

a) Lesen Sie den Textauszug (s. Randspalte) und unterstreichen<br />

Sie die Definitionen von Gesetz und Gewissen!<br />

Mohr und Sophie während des Verhörs<br />

b) Schreiben Sie die Meinungen von Sophie und Mohr in<br />

die Tabelle!<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk<br />

Sophie Mohr<br />

Gesetz ......................... ............................<br />

......................... ............................<br />

Gewissen ......................... ............................<br />

......................... ............................<br />

c) Was ist Ihre persönliche Meinung zum Thema?<br />

........................................................................<br />

........................................................................<br />

Sequenzenprotokoll 18<br />

Die goldene Brücke<br />

Der Gestapobeamte Mohr wirkt beeindruckt von dieser engagierten<br />

jungen Frau. Er versucht ihr einen Ausweg aus ihrer Lage<br />

zu zeigen: Wenn sie einsehen würde, dass sie einen Fehler gemacht<br />

hat, und dass sie sich auf ihren Bruder verlassen und nur<br />

mitgemacht hat, wäre vielleicht eine mildere Strafe möglich.<br />

Aber Sophie lehnt diese „goldene Brücke” ab: „Nein Herr Mohr,<br />

weil es nicht stimmt”, sagt sie. Sophie steht konsequent zu ihrer<br />

ideologischen Ausrichtung.


ZU SEQUENZ 18: DIE „GOLDENE BRÜCKE“<br />

a) Lesen Sie die Zitate aus dem Film<br />

b) Wie erklären Sie, dass Mohr Sophie eine<br />

„goldene Brücke“ baut?<br />

........................................................................<br />

c) Wie erklären Sie, dass Sophie Mohrs Angebot ablehnt?<br />

........................................................................<br />

d) Wie schätzen Sie Sophie ein? Können Sie ihr Verhalten<br />

verstehen?<br />

........................................................................<br />

Nach dem Film<br />

Die Figur Sophie Scholl<br />

1.Wann ist Sophie Scholl wie?<br />

Begründen Sie mit Szenen aus dem Film!<br />

Sophie ist … In welcher Szene?<br />

mutig<br />

glücklich<br />

lebenslustig<br />

ernst<br />

leichtsinnig<br />

ängstlich<br />

entschlossen<br />

traurig<br />

2.Wie würden Sie die Beziehung Sophies zu ihrem<br />

Bruder beschreiben?<br />

■ Sie bewundert ihn.<br />

■ Sie ist abhängig von ihm.<br />

■ Sie ist eifersüchtig auf ihn.<br />

■ Sie kritisiert ihn.<br />

3. Stellen Sie sich vor, Sophie Scholl hätte ein<br />

Tagebuch geschrieben.Was hätte sie geschrieben?<br />

a) Am Abend vor der Aktion in der Universität<br />

b) Als sie nach dem ersten Verhör auf den Entlassungsschein<br />

wartet<br />

c) Nachdem sie die „goldene Brücke“ Mohrs abgelehnt<br />

hat<br />

d) Um sich von ihrem Verlobten Fritz Hartnagel zu<br />

verabschieden<br />

e) Um sich von ihrer Familie zu verabschieden<br />

„Sophie Scholl – Die letzten Tage“ 51<br />

Die verschiedenen Atmosphären im Film<br />

Mit welchen Elementen schafft der Regisseur die<br />

Atmosphären und welche Wirkung erzielt er damit?<br />

Elemente:<br />

innen – aussen • Dunkelheit – Licht • Musik<br />

FarbenGegenstände • Wetter • Fenster<br />

Orte Elemente? Wirkung?<br />

Versteck<br />

Wohnung<br />

Universität<br />

Verhörzimmer<br />

Gefängniszelle<br />

Gerichtssaal<br />

Hinrichtungsraum<br />

Sophie in der Gefängniszelle © Goldkind Film/Broth Film Foto: Jürgen Olcyzk<br />

Unter www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />

können Sie folgende weitere Übungen und Dokumente<br />

herunterladen:<br />

• Übungen zu den Sequenzen 21–25: „Im Volksgerichtshof“,<br />

• zu den Flugblättern und den politischen Zielen<br />

der „Weißen Rose“,<br />

• die Texte der Flugblätter,<br />

• ein Glossar zum Thema Nationalsozialismus,<br />

• eine genaue Charakterisierung der Personen im<br />

Film.<br />

Literatur<br />

Breinersdorfer, Fred (Hrsg.): Sophie Scholl – Die letzten Tage.<br />

Frankfurt/Main: 2005<br />

Bühler, Philipp: Sophie Scholl – Die letzten Tage, Filmheft.<br />

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Bonn: 2005<br />

Bundeszentrale für politische Bildung: <strong>Deutsch</strong>er Widerstand<br />

1933–1945. Informationen zur politischen Bildung,<br />

Heft 243, Bonn: 2004<br />

Scholl, Inge: Die Weiße Rose, Frankfurt: 1993<br />

Steffahn, Harald: Die Weiße Rose, Reinbek bei Hamburg: 1992<br />

www.weisse-rose-stiftung.de<br />

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Sequenz 18 Textauszug<br />

Mohr: Ist es denn nicht so<br />

gewesen, dass Sie sich auf<br />

Ihren Bruder verlassen haben,<br />

dass es richtig war, was er<br />

getan hat, und Sie einfach<br />

nur mitgemacht haben?<br />

Sollen wir das nicht noch ins<br />

Protokoll aufnehmen? Sonst<br />

kann keiner mehr etwas für<br />

Sie tun.<br />

Sophie: Nein, Herr Mohr,<br />

weil es nicht stimmt.<br />

Sequenz 19 Textauszug<br />

Sophie: Mohr hat mir eine<br />

goldene Brücke gebaut, wenn<br />

ich von unserer Idee<br />

abschwöre. Aber ich bin nicht<br />

darauf eingegangen.<br />

Else: Warum denn nicht, in<br />

Gottes Namen? Sophie, du<br />

bist noch so jung, du musst<br />

für dich und eure Idee überleben<br />

und für deine Familie.<br />

Nimm in Gottes Namen sein<br />

Angebot an!<br />

Sophie: Es gibt kein Zurück.


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a~ë=dÉë~ãíîÉêòÉáÅÜåáë=ÑáåÇÉå=páÉ=áã=fåíÉêåÉí=ìåíÉê=ïïïKáìÇáÅáìãKÇÉ<br />

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Abb. 1: Das Hauptmenü des Programms<br />

Videosequenzen in<br />

„Hot Potatoes“<br />

Von Frank Leppert<br />

Was ist „Hot Potatoes“? „Hot Potatoes“ ist eine Autorensoftware der „Humanities Computing and<br />

Media Centres der University of Victoria“ (http://web.uvic.ca/hcmc/), die von der Firma „Half Baked<br />

Software Inc.“ (http://www.halfbakedsoftware.com/) vertrieben wird. Mit „Hot Potatoes“ können Sie<br />

ohne Programmierkenntnisse interaktive Übungs- und Testaufgaben zu allen erdenklichen Lerninhalten<br />

erstellen. Das Programm gibt uns die Möglichkeit, verschiedene Aufgabentypen zu generieren: Quiz-<br />

Aufgaben, Multiple Choice, Schüttelsätze, Kreuzworträtsel, Zuordnungsaufgaben und Lückentexte.<br />

Dabei korrigiert das Programm selbstständig (also ohne Tutor) und kann auch Feedback zu den<br />

Antworten geben.<br />

Sowohl die Aufgaben als auch die Schaltflächen<br />

und Eingabefenster der Antworten werden im Internet-Browser<br />

dargestellt, da es sich bei den „Hot<br />

Potatoes“-Aufgaben um HTML-Dateien handelt.<br />

Aus diesem Grund sind „Hot Potatoes“-Übungen<br />

besonders für die Nutzung im Internet geeignet.<br />

Das Verlinken der einzelnen Übungen ermöglicht<br />

eine Zusammenstellung von kompletten Übungssequenzen.<br />

In der kostenpflichtigen Vollversion befindet<br />

sich ein Zusatzprogramm, der sogenannte<br />

„Masher“, der das Zusammenstellen verschiedener<br />

Übungen zu Lernsequenzen erleichtert. Allerdings<br />

können Sie auch Übungssequenzen mit der Basisversion<br />

(kostenlose Registrierung) erstellen, indem<br />

Sie die Übungen selbst verknüpfen.<br />

Das Arbeitsprinzip von „Hot Potatoes“<br />

Das Prinzip ist einfach: Nach dem Start des Hauptprogramms<br />

(Abb. 1) suchen Sie sich eine „Kartoffel“<br />

(= ein Button in Form einer Kartoffel) aus, je nachdem,<br />

welche Übungsform Ihnen geeignet erscheint.<br />

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54<br />

Videosequenzen in „Hot Potatoes“<br />

Der Button „JQuiz“ erstellt Quiz- und Multiple<br />

Choice-Aufgaben, „JCross“ Kreuzworträtsel, „JMix“<br />

Schüttelsätze, „JMatch“ Zuordungsübungen und<br />

„JCloze“ Lückentexte.<br />

Nach der Auswahl öffnet sich die Inputdatei<br />

(Abb. 2), in der die Aufgaben und die Lösungen eingegeben<br />

werden.<br />

Weiterhin können Sie Metaeinstellungen wie<br />

Erscheinungsbild, Arbeitssprache, Rückmeldun-<br />

Abb. 2: Die Inputdatei<br />

gen, Titel, Anweisungen u. Ä. vorkonfigurieren.<br />

Nach erfolgreicher Konfiguration der Inputdatei<br />

wird per Mausklick die eigentliche Übungsdatei generiert<br />

(Abb. 3). Diese Datei kann auf Wunsch sofort<br />

angezeigt werden. In diesem Fall öffnet sich<br />

das Fenster Ihres voreingestellten Browsers, also<br />

das Programm, mit dem Sie auch ins Internet gehen.<br />

Ganz wichtig ist, dass Sie den Internet Explorer<br />

benutzen, da „Hot Potatoes“-Übungen mit multimedialen<br />

Inhalten auf diesen Browser abgestimmt<br />

sind. Benutzen Sie einen anderen Browser<br />

können Einschränkungen im Funktionsumfang<br />

der Übungen auftreten. Danach können Sie überprüfen,<br />

ob Ihre Übungsdatei Ihren Vorstellungen<br />

Abb. 3: Die Übungsdatei<br />

entspricht. Ist dies nicht der Fall, korrigieren Sie die<br />

Angaben in der Inputdatei und erstellen eine 2.<br />

Fassung Ihrer Übung. Dabei sollten Sie darauf achten,<br />

dass Sie die verschiedenen Versionen entsprechend<br />

nummerieren.<br />

Eine allgemeine Einführung in „Hot Potatoes“<br />

kann man im Lernraum der Plattform DOKEOS<br />

„Hot Potatoes und Multimedia“ auf<br />

http://campus.dokeos.com (Benutzername:<br />

fremdsprache, Passwort: fremdsprache) finden.<br />

„Hot Potatoes“ und die Filmsequenzen:<br />

Lola rennt<br />

„Hot Potatoes“ bietet neuerdings eine interessante<br />

Funktion für all diejenigen, die sich mit Multimedia-Inhalten<br />

im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht beschäftigen<br />

wollen. In der Version 6 besteht die Möglichkeit,<br />

multimediale Elemente wie Bild, Ton und Video<br />

direkt in eine Übung zu integrieren, ohne dass<br />

weitere Programme zur Wiedergabe ausgeführt<br />

werden müssen. Diese Möglichkeiten bietet ansonsten<br />

nur aufwendige und teure Software. Filmbzw.<br />

Videosequenzen können so mit „Hot Potaoes“<br />

z.B. zur Vorentlastung, aber auch zur Nacharbeit eines<br />

Themenkreises einfach und effektiv in den Unterricht<br />

integriert werden. Dies soll am Beispiel des<br />

Films Lola rennt veranschaulicht werden.<br />

Am Anfang des Films wird ein Telefongespräch<br />

zwischen Lola und ihrem Freund Manni dargestellt.<br />

Diese Ausgangssituation ist extrem wichtig<br />

zum Verständnis der weiteren Handlung, so dass es<br />

sich lohnt, hier das Detailverstehen der Ereignisse<br />

zu sichern. Dazu schlage ich jeweils eine Zuordnungsübung<br />

für die Geschichte von Lola und Manni<br />

vor. Nach dem <strong>Sehen</strong> der jeweiligen zurechtgeschnittenen<br />

Videosequenz sollen die Schüler die<br />

folgenden Sätze in die richtige Reihenfolge bringen:<br />

Aufgabe 1: Zuordungsübung<br />

• Lola war in einem Geschäft.<br />

• Sie hat gesehen, wie jemand ihr Moped<br />

gestohlen hat.<br />

• Sie ist dem Dieb ein Stück nachgelaufen, aber<br />

der war zu schnell.<br />

• Da hat sie ein Taxi genommen.<br />

• Aber der Taxifahrer ist falsch gefahren.<br />

• So ist sie zu spät zu dem Treffen mit Manni<br />

gekommen.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


Da sich die Videosequenz direkt im Fenster der Hot<br />

Potatoes-Übung befindet, können die Schüler das<br />

Video vor- und zurückspulen, um die Aufgabe zu<br />

lösen. Für den Übungstyp kann sowohl eine<br />

„JMatch“-Übung (Zuordnungsübung) wie auch<br />

eine „JMix“-Übung (Schüttelsätze) gewählt werden.<br />

Die jeweilige Videodatei wird über das Menü Einfügen<br />

– Multimedia-Objekt integriert. Wie das<br />

im Detail geschieht, wird im „Tutorium 4“ genauer<br />

erklärt. Auch dieses Tutorium befindet sich im<br />

oben genannten DOKEOS-Raum auf<br />

http://campus.dokeos.com.<br />

Dasselbe geschieht dann mit Mannis Schilderung<br />

der Ereignisse:<br />

Aufgabe 2: Zuordungsübung<br />

• Manni hat ein illegales Geschäft gemacht.<br />

• Dabei hat er viel Geld bekommen, das er in<br />

eine Plastiktüte steckte.<br />

• Dann hat er auf Lola gewartet, aber die ist<br />

nicht gekommen.<br />

• Deshalb ist er zur U-Bahn gegangen.<br />

• In der U-Bahn saß ein Penner.<br />

• Plötzlich sind da zwei<br />

Fahrscheinkontrolleure.<br />

• Da hat Manni Panik bekommen und ist ausgestiegen.<br />

• Leider hat Manni die Plastiktüte auf dem Sitz<br />

vergessen.<br />

• Der Penner hat die Plastiktüte gesehen und<br />

hat sie mitgenommen.<br />

Nachdem wir erfahren haben, was vorher passiert<br />

ist, wird auch klar, in welcher prekären Situation<br />

sich Manni befindet. Die wichtige Information, die<br />

von den Zuschauern verstanden werden muss, ist<br />

die, dass Lola innerhalb von 20 Minuten 100.000<br />

Mark auftreiben und das Geld zu Manni bringen<br />

muss, der bis 12 Uhr an der Telefonzelle wartet und<br />

dann den Supermarkt überfallen will. Sonst wird<br />

ihn Ronni, sein krimineller Auftraggeber, umbringen.<br />

Das Verstehen dieses dritten Teils können Sie<br />

entweder mit einer Multiple-Choice-Übung oder<br />

auch mit einem Lückentext (Lücken sind hier kursiv<br />

gedruckt) sichern:<br />

Videosequenzen in „Hot Potatoes“ 55<br />

Aufgabe 3: Lückentext<br />

Wenn Manni die Wahrheit sagt, wird es Ronni<br />

ihm nicht glauben, da er ihn schon einmal belogen<br />

hat und wohl denkt, dass Manni die 100.000<br />

Mark für sich selbst behalten möchte. Obwohl<br />

Manni Zweifel hat, dass Lola das Geld besorgen<br />

kann, wartet er noch 20 Minuten auf sie. Wenn<br />

Lola aber nicht kommt, wird er um 12 Uhr den<br />

Supermarkt überfallen, um so an das Geld zu<br />

kommen.<br />

Eine Wortschatzübung zur Umgangssprache lässt<br />

sich anschließen. Begriffe wie „Kippen“, „diese Typen“<br />

oder „Vollidiot“ werden mit einigen den Schülern<br />

schon bekannten Begriffen assoziiert. Auch<br />

hier können Sie sehr gut kurze Ausschnitte aus der<br />

Filmsequenz nutzen.<br />

Multimedia für alle<br />

Die Anwendungspalette von „Hot Potatoes“ ist<br />

aber noch weiter gefächert. Selbstverständlich<br />

müssen Sie sich nicht auf den Bereich Spielfilme<br />

beschränken. Videosequenzen, die Sie mit der eigenen<br />

Filmkamera bzw. mit dem digitalen Fotoapparat<br />

aufgenommen haben, sind genauso verwendbar<br />

wie auch Musikvideos, Werbefilme u.a. aus<br />

dem Internet. Da die Technik immer einfacher<br />

(und auch billiger) geworden ist, dürfte es selbst für<br />

den Laien kein Problem mehr sein, sich Material zu<br />

beschaffen und in Übungen aufzubereiten. Es ist<br />

jedoch darauf zu achten, dass Sie kein urheberrechtlich<br />

bedenkliches bzw. geschütztes Material in<br />

Ihrem Unterricht verwenden. Daher ist es empfehlenswert,<br />

selbst gedrehtes Material zu verwenden.<br />

Dazu der folgende Vorschlag:<br />

Zutaten:<br />

500 g Stockfisch<br />

500 g Kartoffeln<br />

2 Zwiebeln<br />

2 Zehen Knoblauch<br />

5 EL Olivenöl<br />

Pfeffer, Salz<br />

10 Oliven, schwarz<br />

2 Eier<br />

1 EL Petersilie<br />

Den Stockfisch kochen. Dabei zerfällt der Stockfisch in kleine Teile. Die Kartoffeln<br />

kochen und in Scheiben schneiden. Zwiebeln in Ringe schneiden und Knoblauch<br />

fein hacken. In einer beschichteten Pfanne Olivenöl erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch<br />

andünsten. Kartoffelscheiben zufügen und kurz anbraten. Stockfisch zufügen,<br />

vorsichtig untermischen und mit wenig Salz und frisch gemahlenem Pfeffer<br />

würzen. Kartoffel-Fisch-Mischung in eine Auflaufform füllen, mit Oliven belegen.<br />

Stockfisch auf einem Teller mit hartgekochten Eiern und Petersilie anrichten.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


56<br />

Videosequenzen in „Hot Potatoes“<br />

Portugiesischer Stockfisch mit „Hot Potatoes“<br />

und Videosequenzen<br />

Mit Hilfe des Internets kann man sich sehr leicht<br />

Kochrezepte wie das auf S.55 besorgen.<br />

Als erstes werden die Zutaten fotografiert, die<br />

dann im Computer als Bilddateien, am besten im<br />

JPEG-Format, bereitgestellt werden. Für jeden, der<br />

mit einem digitalen Fotoapparat umgehen kann,<br />

ist das nicht weiter schwer.<br />

Während Sie das Gericht kochen, sollten Sie einen<br />

Bekannten darum bitten, den Vorgang mit einer<br />

digitalen Videokamera aufzunehmen:<br />

1. die Kartoffeln kochen<br />

2. den Stockfisch kochen<br />

3. Zwiebeln in Ringe schneiden<br />

4. Knoblauch fein hacken<br />

5. Öl in eine Pfanne geben und erhitzen<br />

6. Zwiebeln und Knoblauch andünsten<br />

7. Kartoffeln in Scheiben dazu geben und anbraten<br />

8. Stockfisch zufügen und untermischen<br />

9. mit Salz und Pfeffer würzen<br />

10. alles in eine Auflaufform füllen<br />

11. mit Oliven belegen<br />

12. auf einem Teller mit hartgekochten Eiern und<br />

Petersilie anrichten<br />

Nachdem Sie die Filmsequenz auf den Computer<br />

überspielt haben, schneiden Sie die folgenden Szenen<br />

mit einem Schnittprogramm wie z.B. „Pinnacle<br />

Studio 9“ heraus und konvertieren diese in ein internetfähiges<br />

Format (z.B. „Windows Media“ oder<br />

„Real Media“).<br />

Bemerkungen zu den Übungsdateien<br />

Insgesamt sind 8 Übungen mit „Hot Potatoes“ erstellt<br />

worden:<br />

1. Zutaten2.htm<br />

2. Zutaten_Verben.htm<br />

3. Verben_Video1.htm<br />

4. Verben_Video2.htm<br />

5. Verben_Video3.htm<br />

6. Verben_Video4.htm<br />

7. Arbeitsanweisungen.htm<br />

8. lueckentext.htm<br />

Alle Übungen können auf der Plattform<br />

DOKEOS http://campus.dokeos.com (Benutzername:<br />

fremdsprache, Passwort: fremdsprache) im<br />

Kurs „Hot Potatoes“ eingesehen und bearbeitet<br />

werden. In diesem Arbeitsraum finden Sie auch die<br />

oben erwähnten Tutorien und die Konfigurationsdateien<br />

der „Hot Potatoes“-Übungen in gepackter<br />

Form zum Download unter dem Menüpunkt<br />

Dokumente vor. Mit den Konfigurationsdateien<br />

können Sie sich ein Bild davon machen, wie man<br />

den Input der Übungen gestaltet.<br />

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In der ersten Übung (Zutaten2.htm) soll der Wortschatz<br />

gesichert werden. Dazu eignet sich das Modul<br />

„JQuiz“, das außer Multiple-Choice auch Kurzantworten<br />

vorsieht. In unserer Übung wird jeweils<br />

das Bild einer der 9 Zutaten gezeigt, der Schüler soll<br />

dann den Namen der Zutat mit dem jeweiligen Artikel<br />

in das freie Feld eingeben.<br />

In Übung 2 (Zutaten_Verben.htm) können die<br />

Lernenden die Zutaten einem Verb zuordnen, so<br />

dass sich aus dem Resultat eine Arbeitsanweisung<br />

ergibt, z.B. die Kartoffelscheiben + dazugeben<br />

und anbraten<br />

Videosequenzen werden in den Übungen 3–6<br />

(Verben_Video1 – 4.htm) eingesetzt. Zuerst spielt<br />

der Schüler den Video-Clip ab, der einen Arbeitsschritt<br />

bei der Durchführung des Rezeptes zeigt<br />

und entscheidet danach, welche Arbeitsanweisung<br />

dazu passt. Diese Aktivität wurde auf mehrere<br />

Übungen verteilt, da sonst zu viele Items auf der<br />

Oberfläche auftreten und es zu Schwierigkeiten bei<br />

der Bearbeitung der Übung kommen kann.<br />

In Übung 7 werden die einzelnen Arbeitsschritte<br />

in die richtige Reihenfolge gebracht.<br />

Das Modul „JMix“ sieht die Möglichkeit vor, einzelne<br />

Elemente linear anzuordnen. Die ausgewählten<br />

Satzteile sind die Arbeitsanweisungen. Dabei<br />

haben die Schüler die Möglichkeit, eine Videosequenz<br />

aller Arbeitsschritte bei der Durchführung<br />

des Rezeptes anzusehen. Danach müssen sie sich<br />

an die richtige Reihenfolge erinnern und dementsprechend<br />

auf die Arbeitsanweisungen klicken.<br />

Als letzte Übung (lueckentext.htm) haben wir<br />

einen Lückentext gewählt, der das Rezept im Imperativ<br />

wiedergibt. Hier sind sowohl einige Verben als<br />

auch Zutaten als Lücken definiert worden. Als Hilfe<br />

dienen dabei Fotos der Zutaten oder Videoclips der<br />

Arbeitsanweisungen.<br />

„Hot Potatoes“ ist ein vielfältiges Programm,<br />

das nicht nur für einfache Grammatikübungen verwendbar<br />

ist, sondern auch in größeren Projekten<br />

mit multimedialen Inhalten gute Dienste leisten<br />

kann. Obwohl es einiger technischen Voraussetzungen<br />

bedarf, das Videomaterial zu beschaffen,<br />

bzw. zu erstellen, sollte es kein großes Hindernis<br />

sein, die ersten Schritte zu gehen und es einfach<br />

einmal auszuprobieren.


„Treibhäuser der Zukunft“<br />

Auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />

Über den Film<br />

Von Niko Georgi und Rainer E. Wicke<br />

Bei der Berliner Premiere des Filmes Treibhäuser der Zukunft im Juli 2004 äußerte die Vorsitzende der<br />

<strong>Deutsch</strong>en Kinder- und Jugend-Stiftung die Hoffnung, dass mit dem von Reinhard Kahl angefertigten<br />

Filmmaterial „Licht in die Bildungslandschaft in <strong>Deutsch</strong>land kommen sollte“. Die damalige<br />

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn charakterisierte den Film sogar als einen „Funken, der zum<br />

Feuer wird, das lange brennt“.<br />

Diesen Erwartungen wird der Film Treibhäuser<br />

der Zukunft gerecht, denn er zeigt am Beispiel<br />

mehrerer gut funktionierender Ganztagsschulen<br />

auf, dass neue Kulturen des Lernens in <strong>Deutsch</strong>land<br />

gelebt werden. Kahl begnügt sich nicht damit,<br />

Direktoren, Lehrer und Schüler zu Wort kommen<br />

zu lassen. Er zeigt Beispiele aus dem Schulleben<br />

der Ganztagsschulen, aus dem Unterricht und dem<br />

schulischen Umfeld, die für den Betrachter nachvollziehbar<br />

und motivierend sind. Die Prinzipien,<br />

die in Reinhard Kahls Film veranschaulicht werden,<br />

lassen sich auch auf Zusammenhänge im<br />

<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht übertragen.<br />

Formen des partnerschaftlichen und des autonomen<br />

Lernens im Regelunterricht werden dort<br />

ebenso vorgestellt, wie der kreative und fächerübergreifende<br />

Musikunterricht oder die veränderte<br />

Lehrerrolle beim autonomen Lernen. Analog zu<br />

den in Treibhäuser der Zukunft präsentierten Unterrichtsprojekten<br />

kann der Schwerpunkt im DaF-<br />

Unterricht auf das projektorientierte Lernen gelegt<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

© Archiv der Zukunft


58<br />

„Treibhäuser der Zukunft“<br />

werden. Kahl konzentriert sich zunächst nicht auf<br />

Großprojekte, die Lehrer und Schüler verschrecken,<br />

sondern auf Miniprojekte, die sich z.B. in einer<br />

Unterrichtsstunde realisieren lassen (Wicke<br />

1997). Dies erscheint sinnvoll, denn Großprojekte<br />

mit (noch) größerer Freiheit lassen sich erst realisieren,<br />

wenn Schüler und Lehrer sich eine bestimmte<br />

Projektkompetenz im regulären Unterricht<br />

erworben haben. Zu diesen Kompetenzen gehört<br />

unter anderem auch, dass die Schüler schon<br />

in den unteren Klassen und Jahrgängen anhand<br />

von Lesetagebüchern Auskunft über die eigene<br />

Leseerfahrung geben können, wie dies in dem Film<br />

nachvollziehbar aufgezeigt wird. Der Lehrer wird<br />

mehr und mehr zum Beobachter, Betreuer und<br />

Begleiter des Lernprozesses. In einer Sequenz ist<br />

sogar vom „Gastgeber“ die Rede.<br />

„Der Kontext, in dem die Forderung nach größerer<br />

Lernerautonomie und nach selbst gesteuertem<br />

Lernen steht, wird durch die Jugendlichen<br />

weitgehend selbst geprägt. Ihre Sozialisation durch<br />

die sich derzeit stark verändernde Gesellschaft<br />

führt zur Verschiebung ihrer Normen und Werte.<br />

Bisher gültige Lebensmuster sind nicht mehr einheitlich.<br />

Lehrerinnen und Lehrer müssen sich dessen<br />

bewusst sein, wenn sie ihren <strong>Deutsch</strong>unterricht<br />

konzipieren.“ (Bimmel 2000)<br />

„Jedes Kind ist einmalig!“, sagt Alfred Hinz, der<br />

Rektor der Bodensee-Schule im Interview. Er<br />

spricht sich außerdem „gegen den Einheitsbrei an<br />

der Schule“ aus und beschreibt die Individualisierung<br />

des Lernens als „den Schlüssel zur Pädagogik“.<br />

Dieser Ansatz wird auch von Pädagogen, Wissenschaftlern<br />

und Experten unterstützt, die der Autor<br />

in seine Arbeit einbezogen hat. Dazu gehören<br />

bekannte Namen wie Hartmut von Hentig, Gisela<br />

Erler, Andreas Schleicher, Manfred Spitzer, Peter<br />

Fauser, Jean Pol Martin, Jürgen Oelkers, Renate<br />

Hendricks und Elsbeth Stern.<br />

Die jeweiligen Filmausschnitte mit Szenen aus<br />

dem Kontext der porträtierten Schulen und Experteninterviews<br />

lassen die Prinzipien einer modernen<br />

Methodik und Didaktik lebendig werden: Methodenvielfalt,<br />

Lernerorientierung, Binnendifferenzierung,<br />

ganzheitliches und handlungsorientiertes<br />

Lernen, Projektunterricht oder die Verwendung<br />

schüler- und altersgerechter Materialien.<br />

Für den interessierten Betrachter des Materials<br />

werfen sich folgende Fragen auf: Wie kann man<br />

den eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht<br />

(noch) motivierender machen? Wie kann man<br />

schrittweise die Verantwortung der Lernenden für<br />

das eigene Lernen vergrößern? Welche Aufgabentypen<br />

tragen dazu bei, dass die Schülerinnen und<br />

Schüler ihr lernstrategisches Repertoire erweitern?<br />

Und welche verhindern dies eher?<br />

Natürlich müssen Lehrer den Transfer wagen,<br />

entsprechend planen und neue Wege beschreiten,<br />

um die Erfahrung zu machen, dass „es“ doch geht<br />

und Veränderungen neuen Schwung bringen.<br />

Der Film von Reinhard Kahl bietet auch für den<br />

<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-Unterricht bzw. für<br />

dessen behutsame methodisch-didaktische Veränderung<br />

eine Chance. Die vielen Vorschläge zur Gestaltung<br />

des schüleraktiven und handlungsorientierten<br />

Unterrichts, die Beschreibungen und Projektideen<br />

enthalten viele Aspekte, die gut übernommen<br />

werden können.<br />

Bericht einer Konferenz<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Darüber hinaus bietet Treibhäuser der Zukunft<br />

aber auch die Möglichkeit des Einsatzes in Fortbildungszusammenhängen,<br />

z.B. in schulinternen Veranstaltungen,<br />

DaF-Konferenzen oder – wie in 2005<br />

in Madrid / Spanien geschehen – bei <strong>Deutsch</strong>lehrertagen<br />

des Goethe-Institutes.<br />

Niemand kann Filmen oder Ausschnitten, die<br />

länger als 10 – 15 Minuten dauern, ständig konzentriert<br />

folgen. Daher müssen für eine solche Tagung<br />

Sequenzen ausgewählt werden, die leicht auf die<br />

Arbeitszusammenhänge der ausländischen<br />

<strong>Deutsch</strong>lehrerinnen und -lehrer übertragen werden<br />

können. Obwohl der Bezug zum <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht<br />

nur in einigen Sequenzen hergestellt<br />

wird, bietet Treibhäuser der Zukunft in vielfacher<br />

Hinsicht Möglichkeiten, den fächerübergreifenden,<br />

handlungsorientierten und vor allen Dingen<br />

schülerzentrierten Unterricht in den Mittelpunkt<br />

der Diskussion zu stellen. Eine Sequenz, in<br />

der die Schüler selbst die Rolle des Lehrers übernehmen<br />

und den eigenen Unterricht in der <strong>Fremdsprache</strong><br />

gestalten, bietet sich hier besonders an.<br />

Gerade dieses wird in einem im Film gezeigten Experiment<br />

von Jean Pol Martin zum Thema Lernen<br />

durch Lehren aufgearbeitet.<br />

Die ausgewählten Filmsequenzen boten daher<br />

einen gelungenen Auftakt für den zweitägigen Kongress,<br />

der unter dem Motto Mehr Eigenständigkeit<br />

der Lehrer und Lerner – Herausforderung an die<br />

Schule der Zukunft ausgerichtet wurde.<br />

Auf die mit Hilfe der Filmsequenzen veranschaulichten<br />

und durch die Vertreter der Schulen<br />

mit Leben gefüllten Best-Practice-Berichte folgte<br />

die Diskussion des Stellenwertes der angestrebten<br />

Lernerautonomie, die auf vier Säulen ruht: Motivation<br />

und Selbstvertrauen, ein breites Repertoire an<br />

Lernstrategien, die Fähigkeit und Bereitschaft zur


Selbststeuerung des eigenen Lernprozesses sowie<br />

Kooperationsfähigkeit. Das Vorbereitungsteam war<br />

sich des Risikos bewusst, eine Tagung für spanische<br />

<strong>Deutsch</strong>lehrer mit Szenen und Berichten aus deutschen<br />

„Vorzeigeschulen“ einzuleiten und gleichzeitig<br />

auf motivierende Effekte im Blick auf die Rezeption<br />

der später folgenden Workshops und Kurzvorträge<br />

zu hoffen. Die Lehrerinnen und Lehrer erhielten<br />

in den Workshops die Gelegenheit, die Unterrichtsvorschläge<br />

selbst auszuprobieren, indem sie<br />

in kurzer Zeit kleine Gedichte verfassen, Texte lesen<br />

und Aufgaben dazu bearbeiten und unterschiedliche<br />

Möglichkeiten für eine handwerklich-künstlerische<br />

Gestaltung von Miniprojekten diskutieren<br />

konnten. Das Prinzip, dass sich die Lehrerfortbildung<br />

stets der Methoden bedienen muss, die sie<br />

letztendlich im Unterricht der Teilnehmer umgesetzt<br />

wissen will, muss gerade hier eingehalten<br />

werden. Nur so kann man Lehrer und Lehrerinnen<br />

gewinnen, selbst neue Wege – auch im Sinn von<br />

Treibhäuser der Zukunft – zu beschreiten, denn<br />

nichts ist überzeugender als der eigene Erfolg bei<br />

dem Ausprobieren neuer Methoden.<br />

Tipps zur Gestaltung eines<br />

<strong>Deutsch</strong>lehrertages<br />

• <strong>Sehen</strong> Sie sich den Film wiederholt (im Vorbereitungsteam)<br />

an.<br />

• Legen Sie die Ausschnitte fest, die Sie im<br />

Rahmen der Einführungsvorstellung präsentieren<br />

wollen, um das Thema zu illustrieren:<br />

– Achten Sie darauf, dass die ausgewählten<br />

Sequenzen insgesamt eine Länge von zehn bis<br />

fünfzehn Minuten nicht überschreiten, damit<br />

die Teilnehmer den Ausschnitten konzentriert<br />

folgen können.<br />

– Wählen Sie Passagen aus, die sich entweder<br />

mit dem <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht befassen<br />

oder deren Inhalte sich auf die Arbeit in<br />

<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong> übertragen lassen.<br />

– Kommentieren Sie die Präsentation der einzelnen<br />

Sequenzen durch kurze Erläuterungen.<br />

– Planen Sie Diskussionsbeiträge zwischen den<br />

einzelnen Sequenzen ein, damit die Teilnehmer<br />

Gelegenheit haben, sich zu diesen zu äußern.<br />

• Lassen Sie stets Fragen aus dem Plenum zu.<br />

• Bieten Sie Folgeveranstaltungen und Workshops<br />

zu den Themen „Lernerzentrierter Unterricht“,<br />

„Autonomes Lernen“ etc. an, in denen die<br />

Prinzipien der Gestaltung eines modernen<br />

(<strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-)Unterrichts konkretisiert<br />

werden, wie er in Treibhäuser der<br />

Zukunft beschrieben wird.<br />

Plenarworkshop Rainer E. Wicke<br />

„Treibhäuser der Zukunft“ 59<br />

© Archiv der Zukunft<br />

• Bitten Sie die Referenten, in ihren Workshops,<br />

Bezüge zum Film herzustellen.<br />

• Bieten Sie eine Evaluationsphase an, in der die<br />

Teilnehmer Ihnen (schriftliche) Rückmeldungen<br />

zum Einsatz des Filmes geben.<br />

Literatur<br />

Bimmel, Peter/ Rampillon, Ute: Lernerautonomie und Lernstrategien,<br />

in: Goethe-Institut München, Gesamthochschule<br />

Kassel (Hrsg.): Fernstudienprojekt zur Fort- und Weiterbildung<br />

im Bereich Germanistik und <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>,<br />

Fernstudieneinheit Nr. 23, München: Langenscheidt<br />

Verlag 2000, S. 27<br />

Kahl, Reinhard: Treibhäuser der Zukunft, Wie in <strong>Deutsch</strong>land<br />

Schulen gelingen. Archiv der Zukunft, Kinder- und Jugendstiftung,<br />

ISBN 3-9809294-3-4, Berlin: 2004.<br />

3 DVDs plus Buch von 120 Seiten, zu beziehen bei: Archivder-Zukunft-Produktionen,<br />

Eppendorfer Landstraße 46,<br />

20249 Hamburg oder elektronisch unter: bestellung@archivder-zukunft.de.<br />

Der Film ist inzwischen in zwei verschiedenen<br />

Versionen erhältlich: Die für Abnehmer aus <strong>Deutsch</strong>land<br />

bestimmte Version besteht aus drei DVDs mit insgesamt<br />

vierzehn Stunden Filmmaterial inklusive eines Begleitbuches<br />

mit 120 Seiten (29,- Euro). Seit März 2005 ist auch eine<br />

kürzere, internationale Fassung in den Sprachen Englisch,<br />

Französisch und <strong>Deutsch</strong> erhältlich (32,20 Euro). Die Pakete<br />

können in vielfacher Hinsicht für Lehrerkonferenzen, Informationsveranstaltungen<br />

in Schulen, aber auch für Fachkonferenzen<br />

genutzt werden. Ein Exemplar der internationalen<br />

Fassung, die freundlicherweise in einer größeren Stückzahl<br />

von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zur<br />

Verfügung gestellt wurde, kann bei Interesse kostenlos (ausschließlich<br />

für Schulen und soweit der Vorrat reicht) unter<br />

folgender Adresse bezogen werden: BMBF, Referat 324, Hannoversche<br />

Str. 28-30, 10115 Berlin<br />

Wicke, Rainer E.: Vom Text zum Projekt,<br />

Berlin: Cornelsen 1997, S. 111/112<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


60<br />

Filmographie<br />

ALLES FÜR DEN HUND<br />

Kurzspielfilm, 13 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 2001<br />

Ein Märchen vom Kreislauf des Geldes vom kurzen<br />

Glück und von der stetigen Wiederkehr des Gleichen,<br />

Buch und Regie: Birgit Lehmann<br />

Bezugsquelle: direkt über die Regisseurin:<br />

Birgit Lehmann, Linnestr. 10, 60385 Frankfurt a. M.<br />

birgit-Lehmann@go4more.de<br />

Zielgruppe: Kinder und Jugendliche und junge<br />

Erwachsene, ab Niveaustufe A2<br />

siehe: Tina Welke, Ein Plädoyer für die Arbeit mit<br />

Kurzfilmen, S. 21.<br />

DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI<br />

Spielfilm, 127 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land/Österreich 2004<br />

Buch: Katharina Held, Hans Weingartner<br />

Regie: Hans Weingartner<br />

Weitere Informationen:<br />

www.diefettenJahre.de<br />

http://www.filmstarts.de/kritiken<br />

www.de.wikipedia.org/wiki/Die_fetten_Jahre_sind_vorbei<br />

www.bpb.de (Filmheft zum kostenlosen Herunterladen<br />

oder zum Bestellen, 1 Euro Unkostenbeitrag, zuzüglich<br />

Versandkosten)<br />

www.goethe.de/cineallemand2 (Unterrichtsvorschlag<br />

und Hintergrundinformationen)<br />

Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />

im Ausland, im Handel erhältlich als DVD<br />

Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />

ab Niveau B2<br />

siehe: Hans-Erich Herfurth, Die fetten Jahre sind<br />

vorbei, S. 42<br />

GOOD BYE, LENIN<br />

Spielfilm, 120 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 2003<br />

Regie: Wolfgang Becker<br />

Weitere Informationen:<br />

www.good-bye-lenin.de<br />

www.de.wikipedia.org/wiki/Good_Bye_Lenin<br />

www.bpb.de<br />

(Filmheft zum kostenlosen Herunterladen oder zum<br />

Bestellen, 1 Euro Unkostenbeitrag, zuzüglich<br />

Portokosten)www.oesterreichinstitut.at/lenin.html<br />

(Materialien und Unterrichtsvorschläge)<br />

www.goethe.de/z/jetzt/dejart52/dejleh52.htm#Lenin<br />

(Projektvorschlag zum Thema <strong>Deutsch</strong>land nach der<br />

Wende)<br />

Buch zum Film: Michael Töteberg (Hrsg.): Good Bye,<br />

Diese kommentierte Filmographie bietet einen Überblick über alle Filme, zu denen das Heft<br />

Didaktisierungsvorschläge bietet.<br />

Bitte beachten Sie beim Einsatz des Filmmaterials die rechtlichen Grundlagen (siehe Anne Sass,<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, S. 5).<br />

Die angegebenen Niveaustufen beziehen sich auf die im jeweiligen Artikel angebotenen Aufgaben<br />

und Übungen.<br />

Lenin, Drehbuch, Interviews und Hintergrundinformationen,<br />

2000.<br />

Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />

im Ausland in <strong>Deutsch</strong>land bei den Verleihstellen der<br />

Bundeszentrale für politische Bildung<br />

(www.bpb.de/publikationen).<br />

Im Handel erhältlich als VHS und DVD<br />

Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />

ab Niveau B2<br />

siehe: Claudia Salokannel, Good bye, Langeweile, S. 36.<br />

LOLA RENNT<br />

Spielfilm, 81 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 1997<br />

Buch und Regie: Tom Tykwer<br />

Weitere Informationen:<br />

www.lola-rennt.de<br />

www.de.wikipedia.org/wiki/Lola_rennt<br />

www.oesterreichinstitut.at/lola.html (Materialien und<br />

Unterrichtsvorschläge)<br />

Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />

im Ausland, im Handel erhältlich als VHS und DVD<br />

Buch zum Film: Petra Anders, Manfred Rüsel:<br />

Rund um ... Lola rennt, Kopiervorlagen für den<br />

<strong>Deutsch</strong>unterricht, Berlin: Cornelsen 2006<br />

Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />

ab Niveau B1<br />

siehe: Frank Leppert, Videosequenzen in Hot Potatoes,<br />

S. 53.<br />

DAS SAMS - DER FILM<br />

Kinderfilm, Literaturverfilmung, 96 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 2001<br />

Buch: Paul Maar, Ulrich Limmer<br />

Regie: Ben Verbong<br />

DAS SAMS IN GEFAHR<br />

Kinderfilm, Literaturverfilmung, 101 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 2003<br />

Buch: Paul Maar, Ulrich Limmer<br />

Regie: Ben Verbong<br />

Bezugsquelle:<br />

Beide Filme sind im Handel als VHS und als DVD<br />

erhältlich<br />

Weitere Informationen:<br />

www.de.wikipedia.org/wiki/Das_Sams_(Film)<br />

http://jasmintabatabai.com/deutsch/film_das_sams_in_<br />

gefahr.htm (u. a. ein Presseheft zum Herunterladen)<br />

Zielgruppe: Kinder und Jugendliche,<br />

ab Niveaustufe A1.2<br />

siehe: Lydia Rössler, Viel weniger an Film ist mehr,<br />

S. 17.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

SCHWARZFAHRER<br />

Kurzspielfilm, 12 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 1992<br />

Buch und Regie: Pepe Danquart<br />

Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />

im Ausland, in <strong>Deutsch</strong>land bei den Verleihstellen der<br />

Bundeszentrale für politische Bildung<br />

(www.bpb.de/publikationen).<br />

oder erhältlich für 30,- CHF / ca. 19 Euro (mit<br />

Vorführlizenz) bei www.filmeeinewelt.ch<br />

Weitere Informationen: http://www.filmeeinewelt.ch<br />

Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />

Niveaustufe: B2.2<br />

siehe: Luisa Gregori / Vaclav Kubecka / Elena<br />

Tschudinova, Schwarzfahrer, S. 26.<br />

SOPHIE SCHOLL – DIE LETZTEN TAGE<br />

Spielfilm, 116 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 2005<br />

Buch: Fred Beiersdorfer<br />

Regie: Marc Rothemund<br />

Weitere Informationen:<br />

www.sophiescholl-derfilm.de<br />

www.de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Scholl_-_Die_letzten_Tage<br />

www.bpb.de (Filmheft zum kostenlosen Herunterladen<br />

oder zum Bestellen, 1 Euro Unkostenbeitrag, zuzüglich<br />

Versandkosten)<br />

Bezugsquelle: ausleihbar bei den Goethe-Instituten<br />

im Ausland, im Handel erhältlich als DVD<br />

Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />

ab Niveaustufe B2<br />

siehe: Germana D’Alessio, Martin Saurer, Sophie Scholl<br />

– die letzten Tage, S. 48.<br />

TALKS 1 – KURZ UND GUT MACHT SCHULE<br />

Kurzfilm, ca. 6 Minuten<br />

<strong>Deutsch</strong>land 2002, ca. 6 Minuten<br />

Regie, Drehbuch: Mickel Rentsch<br />

Talks 1/2 ist einer von neun Kurzfilmen der DVD „Kurz<br />

und gut macht Schule“, hrsg. vom Goethe Institut.<br />

Weitere Informationen: www.goethe.de/filmschule<br />

(hier Abdruck der Dialoge und didaktische Materialien)<br />

Bezugsquelle: Bestellungen der DVD können gegen<br />

eine Schutzgebühr und Unkostenpauschale bei der<br />

Sprachabteilung des nächstgelegenen Goethe-Instituts<br />

im Ausland vorgenommen werden.<br />

Zielgruppe: Jugendliche, junge Erwachsene,<br />

ab Niveau: B1.1<br />

siehe: Anne Sass, Filme im Unterricht - <strong>Sehen</strong>(d)<br />

<strong>lernen</strong>, S. 5.


TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER<br />

Mischung aus Comedy (Sitcom) und Familienserie<br />

Erstausstrahlung der 1. Staffel (12 Folgen): 14.<br />

März 2006 im Ersten <strong>Deutsch</strong>en Fernsehen (ARD)<br />

Länge einer Episode: ca. 25 Minuten<br />

Weitere Staffeln: geplant für 2007<br />

Weitere Informationen:<br />

www.DasErste.de/tuerkischfueranfaenger<br />

Bezugsquelle: Die DVD „türkisch für Anfänger“<br />

Staffel 1, 2006 Universum Film GmbH ist im Handel<br />

erhältlich.<br />

Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene,<br />

ab Niveaustufe A1.2<br />

siehe Angelika Lundquist-Mog, „türkisch für<br />

Anfänger“ , S. 29.<br />

TREIBHÄUSER DER ZUKUNFT – WIE IN<br />

DEUTSCHLAND SCHULEN GELINGEN<br />

Dokumentation<br />

<strong>Deutsch</strong>land 2004<br />

Buch und Regie: Reinhard Kahl<br />

Weitere Informationen:<br />

www.archiv-der-zukunft.de/filme/treibhaeuser-derzukunft.php<br />

Hintergrundinformationen und<br />

Miniversion (4,32 Minuten) zum Herunterladen)<br />

Der Film ist inzwischen in zwei verschiedenen<br />

Versionen erhältlich: Die für Abnehmer aus<br />

<strong>Deutsch</strong>land bestimmte Version besteht aus drei DVDs<br />

mit insgesamt vierzehn Stunden Filmmaterial inklusive<br />

eines Begleitbuches mit 120 Seiten. Seit März 2005 ist<br />

auch eine kürzere, internationale Fassung in den<br />

Sprachen Englisch, Französisch und <strong>Deutsch</strong> erhältlich.<br />

Bezugsquelle: Archiv der Zukunft, Kinder- und<br />

Jugendstiftung, Berlin 2004. (3 DVDs plus Buch zu<br />

beziehen bei: Archiv-der-Zukunft-Produktionen,<br />

Eppendorfer Landstraße 46, 20249 Hamburg oder<br />

elektronisch unter: bestellung@archiv-der-zukunft.de.<br />

Preis im Inland: 29,- Euro, im Ausland: 32,20 Euro.<br />

siehe Niko Georgi, Rainer E. Wicke, Treibhäuser der<br />

Zukunft – auch im eigenen <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-<br />

Unterricht, S. 57.<br />

61<br />

Linkliste zum Thema Film<br />

zusammengestellt von Dr. Sebastian Chudak, Lydia Rössler,<br />

Hans-Erich Herfurth und Anne Sass<br />

ALLGEMEINES ZU FILMEN UND<br />

HINTERGRUNDINFORMATIONEN<br />

www.filmportal.de<br />

Eine zentrale Plattform für kostenlose Informationen zum deutschen<br />

Film. Hier finden Sie Informationen zu 60.000 Kinofilmen, die seit<br />

1895 entstanden sind. Darüber hinaus sind auf dem Filmportal<br />

120.000 Namen des deutschen Films verzeichnet. In der Rubrik<br />

„Themenwelten“, u. a. Hintergrundinformationen zu den 123 wichtigsten<br />

deutschen Filme und zu Film in der DDR sowie in der Zeit des<br />

Nationalsozialismus.<br />

www.filmz.de<br />

bietet Links zu aktuellen Filmen und Filmkritiken.<br />

www.fluter.de<br />

Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Unter der Rubrik<br />

„Film“ gibt es zahlreiche Tipps zu „Neu im Kino“, „Noch im Kino“,<br />

„Heimkino“ sowie weiterführende Links zu den präsentierten<br />

Filmen.<br />

www.imdb.com<br />

Internationale Filmdatenbank<br />

www.prisma-online.de<br />

Filmlexika, Suche nach Sendeterminen im Fernsehen möglich<br />

AKTUELLES KINOPROGRAMM<br />

IN DEN D-A-CH LÄNDERN<br />

www.epd-film.de<br />

Die monatliche Filmzeitschrift epd-Film. Das Kino-Magazin informiert<br />

ausführlich, kenntnisreich und kritisch über neue internationale und<br />

deutsche Produktionen. Eine Auswahl von Artikeln ist über das<br />

Internet kostenlos herunterladbar.<br />

http://film-dienst.kim-info.de<br />

mit aktuellen Kino-, Video- und DVD-Tipps, Archiv (Anmeldung<br />

erforderlich), Informationen zu den neuesten Kinoereignissen in<br />

<strong>Deutsch</strong>land<br />

www.kinowelt.de, www.kinoweb.de,<br />

www.cineman.ch, www.kino.at<br />

allgemeine Webseiten zum Kinoprogramm in den D-A-CH Ländern<br />

KURZFILME<br />

http://www.kurzfilme.at<br />

Diese Plattform dient der Präsentation von Kurzfilmen; jedes Jahr<br />

erscheint eine DVD aller Streifen, die im Kalenderjahr hier vorgestellt<br />

wurden.<br />

http://www.kurzfilme.ch<br />

Ein Kurzfilmportal aus der Schweiz; hier können (wenn es die technische<br />

Ausstattung erlaubt), die Filme gleich im Internet angesehen<br />

werden.<br />

http://www.kurzfilme.de<br />

Hier werden aktuelle Kurzfilme mit Inhalt und Bild vorgestellt und<br />

bewertet, unter den Details zum Film finden sich auch<br />

Kontaktadressen, wo und wie dieser Film auf DVD zu beziehen ist<br />

(nicht immer möglich, aber sehr oft; eine Anfrage per Mail ist in<br />

jedem Fall lohnend).<br />

➞ Fortsetzung auf S. 63<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


62<br />

Glossar – 20 Begriffe rund um<br />

AUF- UND ABBLENDE<br />

Auf- und Abblenden sind filmische Gestaltungsmittel,<br />

die häufig eingesetzt werden, um Beginn und Ende<br />

einer Szene zu markieren. Sie sind mit dem Vorhang<br />

im Theater vergleichbar.<br />

BEWEGTE BILDER<br />

Das Anzeigen von Bildern in kurzen Zeitabständen<br />

erzeugt die Illusion der Bewegung. Schon ab 25 Fotos<br />

pro Sekunde nimmt das menschliche Auge eine kontinuierliche<br />

Abfolge wahr. Aber erst ab 48 Bildern ist<br />

eine flimmerfreie Darstellung möglich. Daher wird<br />

beim Film jedes Bild zweimal gezeigt: Aus 24 aufgenommenen<br />

Bildern pro Sekunde werden so 48 dargestellte.<br />

Bei Video und Fernsehen werden in Europa 50<br />

Halbbilder pro Sekunde gezeigt.<br />

BERLINER SCHULE<br />

Berliner Schule bezeichnet eine Stilrichtung im Neuen<br />

deutschen Film, die sich seit Mitte der 90er Jahre entwickelt<br />

hat.<br />

Zur Berliner Schule der ersten Generation zählen<br />

Filmemacher wie Christian Petzold, Thomas Arslan und<br />

Angela Schanalec. Aktuell sind aber auch<br />

Nachwuchstalente wie Christoph Hochhäusler,<br />

Benjamin Heisenberg und Valeska Grisebach zu nennen.<br />

Die Filme versuchen, die Realität und die<br />

Normalität des Alltags in den Mittelpunkt zu rücken.<br />

Es wird oftmals die Geschichte von sozial Schwachen<br />

erzählt.<br />

Der Begriff „Berliner Schule“ ist allerdings irreführend,<br />

da der aktuelle deutsche Film keine Berliner Erfindung<br />

ist und auch nicht ausschließlich dort entsteht.<br />

DOGMA-FILM<br />

Der Begriff „Dogma-Film“ bezieht sich auf ein von den<br />

dänischen Filmregisseuren Lars von Trier, Thomas<br />

Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen<br />

1995 vorgestelltes Manifest für die Produktion von<br />

Filmen. Typisch für Dogma-Filme ist das Drehen mit<br />

der Handkamera an Originalschauplätzen. Sie verzichten<br />

auf künstliche Effekte und technische Raffinessen.<br />

Ziel der Dogma-Filmer ist es, das Kino wieder näher an<br />

die Wirklichkeit heranzurücken. Die ersten nach<br />

Dogma 95 entstandenen Filme sind Das Fest und Die<br />

Idioten (1998).<br />

EINSTELLUNGSGRÖßEN<br />

Einstellungsgrößen im Film beziehen sich auf den im<br />

Bild sichtbaren Ausschnitt einer dargestellten Person.<br />

Die Detailaufnahme zeigt nur ausgewählte Körperteile,<br />

wie etwa die Augen oder die Hände. Die Großaufnahme<br />

lichtet nur den Kopf ab und die Naheinstellung<br />

ein Drittel des Körpers (Passfotoformat). Die<br />

Halbaufnahme zeigt die Person vom Kopf bis zur<br />

Hüfte. Die ganze Person in ihrer Umgebung ist bei der<br />

Halbtotalen zu sehen und die Totale umfasst die komplette<br />

Bildfläche mit allen handelnden Personen. Diese<br />

taucht häufig als Anfangseinstellung auf und dient zur<br />

Orientierung.<br />

„Und der Film ist die Wahrheit, 24 mal in der Sekunde“<br />

Jean-Luc Godard<br />

Die Panoramaeinstellung präsentiert eine Landschaft<br />

so, dass die Personen nur sehr klein zu erkennen sind.<br />

ERZÄHLPERSPEKTIVE<br />

Die literarischen Erzählperspektiven, wie z. B. Ich-<br />

Erzähler, auktorialer Erzähler lassen sich nicht einfach<br />

auf den Film übertragen. Im Film kann eine Stimme<br />

aus dem Off die Handlung kommentieren und so die<br />

Wahrnehmung des Zuschauers lenken. Eine solche<br />

Erzählerstimme aus dem Off, die zusätzliche<br />

Informationen vermittelt wird auch als Voice-Over<br />

bezeichnet.<br />

FILMANALYSE<br />

Die Filmanalyse ist die wissenschaftliche Untersuchung<br />

eines Films. Untersucht werden kann z.B. die<br />

Wirkungsdimension eines Films. Dazu gehören die<br />

Filmrealität „Was passiert im Film?“, die<br />

Bedingungsrealität „Wie, wo, warum, durch wen ist<br />

der Film entstanden?“, die Beziehungsrealität „Worauf<br />

bezieht sich der Film?“ und die Wirkungsrealität „Wie<br />

kommt der Film beim Publikum an?“.<br />

Zur genauen Analyse der filmästhetischen Aspekte<br />

dient die detaillierte Transkription des Filmmaterials<br />

(vgl. hierzu auch Sequenzenprotokoll)<br />

FILMFÖRDERUNG<br />

Von Filmförderung spricht man, wenn Filme (u.a. inländische<br />

Produktionen) durch finanzielle Zuschüsse,<br />

Beratung oder auch Filmpreise von öffentlichen<br />

Einrichtungen oder Wirtschaftsverbänden unterstützt<br />

werden. Es werden vor allem Genres, wie Dokumentar-<br />

und Kurzfilme, aber auch Nachwuchskünstler und<br />

Erstlingswerke gefördert.<br />

FILMMONTAGE<br />

Erst die Montage, das Zusammenstellen der einzelnen<br />

Einstellungen, verschafft der filmischen Erzählung die<br />

Dramaturgie. Es werden unterschiedliche Methoden<br />

der Montage unterschieden. Bei der linearen Montage<br />

werden die verschiedenen Einstellungsgrößen als<br />

Abfolge montiert, was in etwa unseren natürlichen<br />

Wahrnehmungsbewegungen entspricht.<br />

Die Parallelmontage ist eine Technik der Filmmontage,<br />

bei der zwei oder mehrere Handlungsstränge verfolgt<br />

werden. Die Einstellungen springen zwischen diesen<br />

hin und her. So entsteht beim Zuschauer der Eindruck<br />

von Gleichzeitigkeit.<br />

Bei der Kontrastmontage werden zwei völlig unterschiedliche<br />

Bilder zusammengestellt. Durch die<br />

Interpretation des Zuschauers entsteht eine dritte<br />

Bedeutung (vgl. hierzu auch Schnitt).<br />

FILMMUSIK<br />

Filmmusik ist Musik, die für einen konkreten Film komponiert<br />

oder für diesen aus Elementen bekannter<br />

Musik neu zusammengestellt wird. Die Filmmusik spiegelt<br />

die Stimmungen und Gefühle der Filmhandlung<br />

wider und unterstützt so die Aussagen des Films.<br />

Realmusik, d.h. im Rahmen einer Handlung eingespiel-<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

te Musik zum Beispiel aus dem Radio oder in einer<br />

Diskothek verstärkt die Authentizität.<br />

GENRE<br />

Unter einem Filmgenre werden Filme zusammengefasst,<br />

die in Bezug auf einen spezifischen Aspekt<br />

Gemeinsamkeiten aufweisen. Das kann die Erzählform<br />

sein (Filmkomödie, Melodram, Tragödie), die<br />

Stimmung (Actionfilm, Thriller, Liebesfilm), die<br />

Handlung (Abenteuerfilm, Kriminalfilm,<br />

Katastrophenfilm) oder auch der zeitgeschichtliche,<br />

räumliche oder soziale Bezug (Heimatfilm,<br />

Historienfilm, Western).<br />

KAMERAPERSPEKTIVE<br />

Die gängigste Kameraperspektive ist die Normalsicht.<br />

Das Geschehen wird aus der Augenhöhe der handelnden<br />

Personen gezeigt. Personen, die aus der<br />

Untersicht/Froschperspektive gezeigt werden, wirken<br />

mächtig oder sogar bedrohlich. Die Obersicht lässt<br />

Personen oft unbedeutend, klein oder hilflos erscheinen.<br />

Die Vogelperspektive dagegen ermöglicht Übersicht<br />

und Distanz.<br />

Eine subjektive Kamera nimmt die Perspektive einer<br />

der Figuren ein, so dass der Zuschauer die Handlung<br />

aus deren Blickwinkel erlebt.<br />

KURZFILM<br />

Filme von einer Länge bis zu 30 Minuten werden als<br />

Kurzfilme bezeichnet. Kurzfilme können, genau wie<br />

Langfilme, alle Genres bedienen. Beliebt sind Kurzfilme<br />

folgender Kategorien, Komödie, Slapstick, Parabel,<br />

Satire, Allegorie.<br />

Kurzfilmfestivals u. a. in Oberhausen, Hamburg,<br />

München und Winterthur bieten dieser Kunstform<br />

ein Forum. Für das breite Publikum zeigen einige<br />

Fernsehsender regelmäßig Kurzfilme, z.B. auf ARTE<br />

und 3sat.<br />

NEUER DEUTSCHER FILM<br />

Ein Filmstil der 60er und 70er Jahre. Dieser bezieht<br />

sich vor allem auf Werke der Regisseure Alexander<br />

Kluge, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Werner<br />

Herzog, und Rainer Werner Fassbinder. Mit ihren<br />

Autorenfilme (Drehbuchautor und Regisseur sind identisch)<br />

wollten Sie nicht unterhalten, sondern zum<br />

Nachdenken anregen.<br />

Der Neue <strong>Deutsch</strong>e Film steht im Zusammenhang mit<br />

dem französischen Film der Nouvelle Vague und der<br />

68er Protestbewegung.<br />

0FF-/0N-TON<br />

Ist die Quelle des Tons im Bild zu sehen, so handelt es<br />

sich um On-Ton; ist diese nicht zu sehen um Off-Ton.<br />

Beim Off-Ton kann es sich um Geräusche aus der<br />

Umgebung handeln, die zu einer Szene gehören, wie<br />

z.B. Türschließen, Radiomusik oder um nachträglich<br />

eingefügte wie ein Off-Erzähler (vgl. auch Erzählperspektive)<br />

oder nachträglich eingespielte Filmmusik<br />

(vgl. auch Filmmusik).


den Film<br />

SCHNITT<br />

Erst durch den Filmschnitt wird das aufgenommene<br />

Ton- und Bildmaterial zum Film. Dieser hat großen<br />

Einfluss auf die Inhalte und die Aussage eines Films.<br />

Unterschiedliche Schnitttechniken prägen das<br />

Gesamtbild eines Films, z. B. die Überblende: Das alte<br />

Bild wird langsam ausgeblendet und das neue langsam<br />

eingeblendet; so entsteht ein fließender Übergang<br />

zwischen zwei Szenen.<br />

Bei der Wischblende wird das alte Bild von einem<br />

neuen Bild weggeschoben, dies wirkt, als ob die<br />

Handlung gleichzeitig an zwei Orten stattfinden<br />

würde. Heute werden Filme meistens mit computerbasierten<br />

Schnittsystemen bearbeitet.<br />

SEQUENZ<br />

Eine Sequenz ist ein Abschnitt eines Films, der einer<br />

sinnvollen Abfolge von Szenen entspricht. Für eine<br />

Filmanalyse wird häufig ein Sequenzenprotokoll<br />

erstellt, in dem die Inhalte einer Sequenz in schriftlicher<br />

Form wiedergegeben werden.<br />

Das Sequenzenprotokoll enthält Informationen über<br />

den Beginn und das Ende der Sequenz, um das<br />

Wiederfinden zu erleichtern, eine inhaltliche<br />

Beschreibung der Bild- und Tonebene und manchmal<br />

auch Informationen zur Kameraeinstellung.<br />

SEIFENOPER<br />

Die Seifenoper oder Soap (von engl. soap opera) ist<br />

ein Fernsehformat: Es handelt sich um Serien, die einoder<br />

mehrmals wöchentlich gesendet werden. Wenn<br />

sie täglich ausgestrahlt werden, nennt man sie Daily<br />

Soap. Der Name bezieht sich darauf, dass diese Serien<br />

ursprünglich dazu dienten, ein werbefreundliches<br />

Umfeld für Seifenprodukte zu liefern.<br />

Soaps sind meist einfach und billig produziert; die<br />

Aufnahmen werden nicht an Originalschauplätzen<br />

gedreht, sondern mit Hilfe von Kulissen.<br />

SITCOM<br />

Sitcom steht kurz für situation comedy/<br />

Situationskomödie und ist ein Fernsehgenre. In den<br />

Sitcoms, die meist als Fernsehserien ausgestrahlt werden,<br />

geht es zumeist um eine humorvolle<br />

Auseinandersetzung einer Figur mit einer momentanen<br />

Situation. In einer dramatischen Handlung reihen<br />

sich Gags, Pointen und komische Momente aneinander<br />

(vgl. hierzu auch Seifenoper).<br />

UNTERTITEL<br />

Untertitel sind die meist am unteren Rand eingeblendeten<br />

Textzeilen, die die gesprochenen Inhalte eines<br />

Films/eines Fernsehbeitrags übersetzen; sie dienen<br />

auch Hörgeschädigten als Verstehenshilfen.<br />

In vielen Ländern werden ausländische Filme aus<br />

Kostengründen untertitelt, statt sie zu synchronisieren.<br />

Für den Sprachunterricht haben Untertitel den Vorteil,<br />

dass sie die Verstehensleistung um circa 30 % erhöhen<br />

können.<br />

63<br />

WERBUNG<br />

http://enterprise.orf.at/orf<br />

bietet Werbefilme, aber auch Bestellmöglichkeit der besten Werbefilme<br />

der Welt (die Cannes Rolle) auf DVD/Video.<br />

http://www.freshfilms.de<br />

Aktuelle, internationale Werbefilme direkt zum Anschauen und<br />

Herunterladen.<br />

UNTERRICHTSMATERIAL ZUM THEMA FILM<br />

www.bpb.de<br />

Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt zu den Filmen mit gesellschaftlich<br />

relevanten Themenstellungen Filmhefte heraus, die kostenlos<br />

als PDF-Datei heruntergeladen oder gegen eine Unkostengebühr von<br />

1 Euro zuzüglich Versankosten bestellt werden können. (vgl. auch<br />

Filmographie, S. 60)<br />

www.kinofenster.de - das gemeinsame filmpädagogische Online-<br />

Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und der Vision<br />

Kino gGmbH - bietet Aktuelles aus der Welt des Kinos und zahlreiche<br />

Informationen rund um den Film.<br />

www.duits.de/docentenkamer/rezensionen/film/rezensionen.php<br />

eine von niederländischen Lehrern zusammengestellte Datenbank, die<br />

Rezensionen zu neuen Filmen enthält.<br />

www.film-kultur.de<br />

mit Filmtipps in der Rubrik „Aktuelles“, kostenlosen Filmheften zu fast<br />

90 Filmen (hauptsächlich internationale Filmproduktionen), Arbeitsheften,<br />

Informationen zum Projekt: „Lernort Kino“ - bundesweite<br />

Schul-Filmwoche.<br />

www.goethe.de/cineallemand2<br />

Ciné Allemand 2 (Cine Allemand 3 folgt im Herbst 2007) ist ein Projekt<br />

des Goethe-Instituts Frankreich, das Schülerinnen und Schülern im<br />

Primar- und Sekundarbereich aktuelle Produktionen des deutschen<br />

Films nahe bringen möchte, auch denen, die (noch) nicht <strong>Deutsch</strong> <strong>lernen</strong>.<br />

(siehe Artikel Hans-Erich Herfurth, S. 42).<br />

www.goethe.de/filmschule<br />

Webseiten des Goethe-Instituts zu der DVD „Kurz und gut macht<br />

Schule“. Hier finden Sie u. a. zusätzliche Materialien und die Dialoge<br />

zum Herunterladen. (vgl. Filmographie, S. 60)<br />

www.goethe.de/kue/flm/deindex.htm<br />

Informationen des Goethe-Instituts rund um den Film, u.a. Dossiers,<br />

Filmkatalog, Projekte, Wegweiser Film.<br />

www.goethe.de/ins/it/lp/sdl/mat/de203692.htm<br />

Das Goethe-Institut Mailand bietet sieben Arbeitshefte zum Herunterladen<br />

mit Materialien und Unterrichtsvorschlägen zu: Lola rennt,<br />

Good bye, Lenin, Das Wunder von Bern, Kurz und schmerzlos,<br />

Emil und die Detektive, Jenseits der Stille, Im Juli.<br />

www.goethe.de/wis/pre/kub/kub/deindex.htm<br />

Die Internetseite des Magazins KuBus, das seit 1997 „in jeweils zwei<br />

15-minütigen Beiträgen Themen aus der kulturellen, gesellschaftlichen,<br />

sozialen, wirtschaftlichen, technologischen und politischen Realität in<br />

<strong>Deutsch</strong>land filmisch unter die Lupe nimmt“ (die DVD und das Begleitheft<br />

können hier abonniert werden)<br />

www.oesterreichinstitut.at/daf-materialien.html<br />

Das Österreich Institut erstellt laufend zu aktuellen deutschsprachigen<br />

Filmen Filmdidaktisierungen, die für den <strong>Deutsch</strong>-als-<strong>Fremdsprache</strong>-<br />

Unterricht geeignet sind, unter anderem: Der Schuh des Manitu<br />

(<strong>Deutsch</strong>land, 2000), Die Kronenzeitung – Tag für Tag ein Boulevardstück<br />

(Österreich/Belgien/Frankreich, 2002), Good bye, Lenin (<strong>Deutsch</strong>land<br />

2003), Nordrand (Österreich, 1999), Lola rennt (<strong>Deutsch</strong>land, 1997),<br />

Single Bells (Österreich, 1996), Das Fest des Huhnes (Österreich, 1992), etc<br />

Mehr Links zum Thema finden Sie unter<br />

www.hueber.de/fremdsprache-deutsch<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007


64<br />

Unsere Autorinnen und Autoren<br />

Dr. Sebastian Chudak<br />

Uniwersytet im. Adama Mickiewicza<br />

Instytut Filologii Germańskiej<br />

Zaklad Metodyki Nauczania Je˛zyka Niemieckiego<br />

Al. Niepodleglo´sci 4<br />

PL-61-894 Poznań<br />

POLEN<br />

s.chudak@web.de<br />

Seit seiner Promotion 2005 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter des Instituts für Germanische<br />

Philologie der Universität in Poznań. Darüber hinaus<br />

Lehrkraft für <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong> und<br />

Gastlektor an der Universität zu Kiel. Wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkte: <strong>Fremdsprache</strong>ndidaktik<br />

(vor allem Fragen der Gestaltung und der<br />

Evaluation von Lehr- und Lernmaterialien für<br />

DaF), Förderung der Lernerautonomie und<br />

Medieneinsatz im <strong>Fremdsprache</strong>nunterricht.<br />

Germana D’Alessio<br />

SLM-SUPSI<br />

Via Cantonale<br />

CH-6928 Manno<br />

SCHWEIZ<br />

germana.dalessio@supsi.ch<br />

Leiterin der <strong>Fremdsprache</strong>nabteilung an der<br />

SUPSI (Fachhochschule der Italienischen<br />

Schweiz), Lektorin für DaF an der USI (Università<br />

della Svizzera Italiana); Autorin verschiedener<br />

Unterrichtsmaterialien für DaF, Projektleiterin,<br />

Lehrerfortbildnerin, Leiterin des Goethe-<br />

Prüfungszentrums Lugano;<br />

Arbeitsschwerpunkte: Film und Medien im<br />

Unterricht, Materialentwicklung.<br />

Niko Georgi<br />

Gauchstr. 21<br />

D-79098 Freiburg<br />

DEUTSCHLAND<br />

nikogeorgi@web.de<br />

Studienrat (Fächer: <strong>Deutsch</strong> und Religion);<br />

früher DaF-Dozent im In- und Ausland, sowie<br />

mehrjährige Tätigkeit als Fachberater für Bildungskooperation<br />

<strong>Deutsch</strong> am Goethe-Institut Madrid.<br />

Weitere Arbeitsschwerpunkte: Lehrerfortbildung;<br />

schulisches Qualitätsmanagement.<br />

Luisa Gregori<br />

via Paduina,4<br />

I-34125 Trieste<br />

ITALIEN<br />

lulugre@libero.it<br />

Seit 1982 DaF-Lehrerin an slowenischen Schulen<br />

in Trieste. Zurzeit unterrichtet sie am Gymnasium<br />

„F. Preseren“.<br />

Dr. Hans-Erich Herfurth Anschrift ab 1.8.2007:<br />

Attaché linguistique, Goethe-Institut Paris<br />

17, avenue de Iéna<br />

F-75016 Paris<br />

FRANKREICH<br />

herfurth@paris.goethe.org<br />

Anschrift bis 1.8.2007:<br />

Attaché linguistique, Goethe-Institut Lyon<br />

18, rue François Dauphin<br />

F-69002 Lyon<br />

FRANKREICH<br />

herfurth@lyon.goethe.org<br />

Sekundarschullehrer und Fortbildner für <strong>Deutsch</strong><br />

als <strong>Fremdsprache</strong>. Zurzeit als Experte für Unterricht<br />

an den Goethe-Instituten Lyon und Paris tätig.<br />

Mitglied der Arbeitsgruppe Cine Allemand der<br />

Goethe-Institute in Frankreich. Mehrere Veröffentlichungen<br />

zum Tandemverfahren.<br />

Váčlav Kubecka<br />

Husova 2<br />

CZ-702 00 Ostrava<br />

TSCHECHISCHE REPUBLIK<br />

kub77@post.cz<br />

<strong>Deutsch</strong>lehrer an einer tschechischen Universität.<br />

Frank Leppert<br />

Rua António Jardim, 153 –3E<br />

P-3000-038 Coimbra<br />

PORTUGAL<br />

frankleppert@gmx.de<br />

Lektor für <strong>Deutsch</strong>e Sprache an der Katholischen<br />

Universität in Viseu, Portugal. Er unterrichtet das<br />

Fach <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong> in den Studiengängen<br />

<strong>Deutsch</strong>-Englisch (Lehramt) und Tourismus<br />

und ist auch für das Referendariat in der<br />

Lehrerausbildung zuständig. Im Rahmen des<br />

Comenius-Programms der EU hat er an den<br />

Projekten GEH-MIT und DaF Netzwerk Südost<br />

teilgenommen. Im Besonderen arbeitet er im<br />

Bereich der Neuen Medien im DaF-Unterricht.<br />

Angelika Lundquist-Mog<br />

Saarstr. 34<br />

D-72070 Tübingen<br />

DEUTSCHLAND<br />

angelika.mog@web.de<br />

Dozentin für <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong> an der<br />

Universität Tübingen; Fortbildnerin für DaF und<br />

DaZ-Lehrer/innen und Ausbilderin von Lehrerfortbildern,<br />

Autorin von landeskundlichen Arbeitsbüchern<br />

und Materialien für den Primarunterricht.<br />

Lydia Rössler<br />

Österreich Institut – Zentrale<br />

Porzellangasse 2/28<br />

A-1090 Wien<br />

ÖSTERREICH<br />

roessler@oei.org<br />

1998-2000 ÖK Lektorin an der MGLU Moskau.<br />

Seit 2000 in der Zentrale des Österreich Institut in<br />

Wien. Arbeitsschwerpunkte: Multimediale landeskundliche<br />

Zusatzmaterialien für den<br />

<strong>Deutsch</strong>unterricht; redaktionelle Mitarbeit beim<br />

Österreich Spiegel. Zeitung für den<br />

<strong>Deutsch</strong>unterricht und im Österreich Portal<br />

(http://www.oesterrreichportal.at), Betreuung der<br />

Reihe „Filmdidaktisierungen für den DaF<br />

Unterricht“ des Österreich Instituts.<br />

Anne Sass<br />

Sprachtraining, Coaching, Supervision<br />

Nikolausstraße 48<br />

D-51149 Köln<br />

DEUTSCHLAND<br />

anne.sass@web.de<br />

www.anne-sass.de<br />

Sprachtrainerin <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>,<br />

Lehreraus- und fortbildung, Coaching und<br />

Supervision. Arbeitsschwerpunkte im Bereich DaF:<br />

Bilder und Medien im Unterricht, Landeskunde<br />

und interkulturelles Lernen, Wirtschaftsdeutsch.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007<br />

Berichtigung: Die im Artikel „Lesen – Fühlen –<br />

Spielen – Schreiben“ (<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong><br />

35, Oktober 2006) von Petra Klimaszyk<br />

beschriebenen Lernstationen wurden von<br />

Frau Klimaszyk in Zusammenarbeit mit Herrn<br />

Kapp erarbeitet.<br />

Frau Klimaszyk ist Mitautorin der Lehrerhandbücher<br />

zu „Schritte“ und „Schritte international“.<br />

Claudia Salokannel<br />

Goethe-Institut Berlin<br />

Neue Schönhauser Str. 20<br />

D-10178 Berlin<br />

DEUTSCHLAND<br />

salokannel@goethe.de<br />

Seit 1990 Sprachlehrerin am Goethe-Institut und<br />

Leiterin von Fortbildungsseminaren<br />

Martin Saurer<br />

SLM-SUPSI<br />

Via Cantonale<br />

CH-6928 Manno<br />

SCHWEIZ<br />

martin.saurer@supsi.ch<br />

Dozent für DaF an der SUPSI (Fachhochschule der<br />

Italienischen Schweiz), Fortbildner für<br />

Lehrpersonen, Autor von Unterrichtsmaterialien;<br />

Arbeitsschwerpunkte: Medien im Unterricht,<br />

Materialentwicklung, Fachsprachendidaktik<br />

Elena Tschudinowa<br />

S-Schtschedrin-Strasse 156-407<br />

RUSSLAND<br />

tschudinowa@mail.ru<br />

1989-2005 Lektorin der Fakultät für<br />

<strong>Fremdsprache</strong>n am staatlichen Pädagogischen<br />

Institut (später Universität) zu Lipezk, Russland.<br />

Seit 2005 Dozentin des Lehrstuhls für humanitäre<br />

und naturwissenschaftliche Disziplinen, Abteilung<br />

<strong>Fremdsprache</strong>n an der Orlower regionalen<br />

Akademie des staatlichen Dienstes (Filiale in<br />

Lipezk).<br />

Seit 1996 Teilnahme am Fernstudienprojekt des<br />

Goethe-Instituts als Begleitdozentin. Arbeitsschwerpunkte:<br />

<strong>Deutsch</strong>unterricht für fortgeschrittene<br />

Jugendliche und Erwachsene, Didaktik und<br />

Methodik des <strong>Fremdsprache</strong>nunterrichts<br />

(Binnendifferenzierung, Medieneinsatz, Inhalte<br />

des <strong>Fremdsprache</strong>nunterrichts).<br />

Tina Welke<br />

Kolingasse 5/22<br />

A-1090 Wien<br />

ÖSTERREICH<br />

tina.welke@univie.ac.at<br />

Langjährige Unterrichtstätigkeit in DaF/DaZ in der<br />

Erwachsenenbildung (u.a. VHS), derzeit Dozentin<br />

bei den Wiener Internationalen Hochschulkursen<br />

und an der Diplomatischen Akademie Wien.<br />

Unterrichtstätigkeit und LehrerInnenfortbildung<br />

in der Ukraine, in Zentralasien und im Kaukasus.<br />

Rainer E. Wicke<br />

Bundesverwaltungsamt<br />

Zentralstelle für das Auslandsschulwesen<br />

Barbarastraße 1<br />

D-50728 Köln<br />

<strong>Deutsch</strong>land<br />

Rainer.Wicke@bva.bund.de<br />

http://www.auslandsschulwesen.de<br />

http://www.dasan.de<br />

Koordinator der Fort- und Weiterbildung in der<br />

ZfA; Arbeitsschwerpunkte: Projektorientiertes und<br />

Offenes Lernen im Unterricht <strong>Deutsch</strong> als <strong>Fremdsprache</strong>.


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Neu: Die DVD zu Planet<br />

Hueber Verlag<br />

Kundenservice<br />

Tel. +49 (0)1805/483237<br />

Fax: +49 (0)89/9602–286<br />

kundenservice@hueber.de<br />

www.hueber.de<br />

Sechs temporeiche, überraschende Filmsequenzen greifen<br />

Themen aus den Kursbüchern 1 und 2 auf und beleuchten sie<br />

von einer neuen Seite. Dadurch lässt sich der Unterricht prima<br />

auflockern … und ganz nebenbei auch noch eine Menge<br />

Landeskunde vermitteln.<br />

Die DVD bringt Spaß und Information in den Unterricht mit<br />

Planet, ist für die Durchführung des Kurses aber nicht<br />

verpflichtend. Die Spielszenen können einzeln angesteuert und<br />

in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden.<br />

Neugierig geworden? Unter www.hueber.de/planet können Sie<br />

in eine Filmsequenz der DVD hineinschnuppern.<br />

So kommt ein Stück<br />

Lebenswirklichkeit<br />

in Ihren Unterricht!<br />

DVD | 30 Min.<br />

ISBN 978–3–19–281678–9<br />

Die Themen:<br />

■ Hobbys<br />

■ Schule<br />

■ Sport<br />

■ Mein Tag<br />

■ Einkaufen<br />

■ Wohnen |<br />

Familie |<br />

Zu Hause

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