Fremdsprache Deutsch Sehen(d) lernen
Fremdsprache Deutsch Sehen(d) lernen
Fremdsprache Deutsch Sehen(d) lernen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
vorzuspielen, wieder einmal einen Trick anwenden:<br />
Er füllt Westgurken in alte Ostgurkengläser<br />
um. Ob die Mutter wirklich auf diese liebevolle Fälschung<br />
hereinfällt, bleibt offen. Nach außen hin<br />
vermittelt sie jedenfalls den Eindruck, als schöpfte<br />
sie keinen Verdacht.<br />
Ob man eine Spreewaldgurke am Geschmack<br />
erkennen kann, das sollen die Lerner in der gleichnamigen<br />
Station untersuchen. Diese Station ist obligatorisch<br />
für alle Teilnehmer und sollte am besten<br />
gemeinsam am Ende des Stationen<strong>lernen</strong>s durchgeführt<br />
werden und den Abschluss dieser Einheit<br />
bilden. In einer<br />
Selbsterfahrung<br />
versuchen die<br />
Teilnehmer drei<br />
bis fünf „Ostklassiker“<br />
von<br />
drei (bis fünf)<br />
Westprodukten<br />
am Geschmack,<br />
© Claudia Salokannel Geruch und<br />
durch Fühlen zu unterscheiden. Ostprodukte wie<br />
Spreewaldgurke, Kaffee, Feuchtigkeitscreme,<br />
Waschpulver und Sekt sind heute längst in neuen<br />
„Outfits“ in jedem Supermarkt zu finden.<br />
Foto: Claudia Salokannel<br />
Zu diesem Zweck „probieren“ die Teilnehmer jeweils<br />
zwei Produkte verschiedener Hersteller, ohne<br />
die Verpackung zu sehen: Sie schmecken Gurken,<br />
riechen Kaffeepulver, cremen sich die Hände ein,<br />
fühlen / riechen Waschpulver oder trinken Sekt.<br />
Anschließend äußern sie Vermutungen, welcher<br />
der beiden Artikel aus dem Osten bzw. dem Westen<br />
stammt. Diese Aufgabe dient vor allem als Sprech-<br />
Good Bye, Langeweile 41<br />
anlass, denn die Entscheidung muss begründet<br />
werden. Ob die geäußerten Vermutungen zutreffen,<br />
spielt dabei keine Rolle. Der sprachliche Austausch<br />
steht im Vordergrund.<br />
Anmerkung: Falls Sie diese Produkte in Ihrem Land<br />
nicht erhalten, können Sie alternativ Produkte aus<br />
Ihrem Land mit westlichen Produkten vergleichen,<br />
z.B. Schokolade, Bonbons, Gebäck oder Kosmetika.<br />
Diese gustatorische, olfaktorische und haptische<br />
Aufgabe dient neben dem Training sprachlicher<br />
Handlungen vor allem der landeskundlichen<br />
Erfahrung. Die Filmgeschichte wird von der Leinwand<br />
in das Klassenzimmer geholt und hier durch<br />
Mund, Nase und Haut nacherlebbar 4 .<br />
In einigen Gruppen mündete diese Übung sogar<br />
in weiterführende Diskussionen, angefangen<br />
mit der Frage nach dem Einfluss der Werbung auf<br />
das Kaufverhalten der Verbraucher, nach dem Alltag<br />
und der Versorgungslage der Menschen in der<br />
ehemaligen DDR bis hin zu der Frage nach den Befindlichkeiten<br />
der ehemaligen DDR-Bürger während<br />
und nach der Wende.<br />
Fazit<br />
Der Einsatz dieser Unterrichtseinheit ist aufwändig<br />
und es kann und soll nicht das Ziel sein, jede DaF-<br />
Stunde in dieser Form zu gestalten.<br />
Die beschriebenen Ideen sollen vor allem Anregungen<br />
geben und Mut machen, bestimmte Aufgaben<br />
– entweder als Stationen<strong>lernen</strong> oder auch im<br />
Gruppenunterricht – auf andere (Spiel)filme zu<br />
übertragen und auszuprobieren.<br />
Literatur<br />
Good bye, Lenin! Begleitheft.<br />
Irish Film Institute Education: Dublin 2003<br />
Moles Kaupp: Cristina, Good Bye, Lenin! Wolfgang Becker.<br />
BR <strong>Deutsch</strong>land 2003. Filmheft. Bundeszentrale für<br />
politische Bildung (Hrsg.): Bonn 2003<br />
Toteberg, Michael (Hrsg.), GOOD BYE LENIN! Ein Film von<br />
Wolfgang Becker, Drehbuch von Bernd Lichtenberg,<br />
Co-Autor Wolfgang Becker.<br />
Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH 2003<br />
Anmerkungen<br />
1 Die Erfahrung zeigte, dass die Mehrzahl der Lerner die Aufgaben<br />
nicht individuell, sondern in Partner- oder Kleingruppenarbeit<br />
bearbeitete, was wünschenswert ist, um den Austausch<br />
über bestimmte Fragestellungen zu erleichtern. Die Bedürfnisse<br />
und Wünsche des Einzelnen wurden dabei berücksichtigt.<br />
2 Bei der Arbeit mit Videofilm hat es sich als vorteilhaft erwiesen,<br />
die Filmszene, die für die jeweilige Station gebraucht wird, auf<br />
eine DVD zu kopieren, um so den Teilnehmern langes Suchen<br />
zu ersparen.<br />
3 Fragen gekürzt nach: Begleitheft, Irish Film Institut, S. 2<br />
4 Auch ohne Spreewaldgurke lassen sich Lebensmittelproben in<br />
den DaF-Unterricht sinnvoll, z.B. als Wortschatzeinführung oder<br />
-festigung von Nomen oder Adjektiven, integrieren.<br />
<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007