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Fremdsprache Deutsch Sehen(d) lernen

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terpretieren und benennen in einem dritten<br />

Schritt ihr Gefühl zu diesem Verhalten.<br />

Analog zum Hörverstehen ist es auch für das<br />

Seh-Verstehen sinnvoll, den Lernenden Übungen<br />

vor, während und nach der Betrachtung der einzelnen<br />

Sequenzen anzubieten.<br />

Übungen vor dem <strong>Sehen</strong><br />

Da es für die Lernenden häufig leicht ist, die Bilder<br />

spontan zu dekodieren, aber sie nicht gleich alle<br />

gesprochenen Informationen erschließen können<br />

(vgl. D’Alessio), dienen Übungen vor dem <strong>Sehen</strong><br />

dazu, Hypothesen zu bilden und Bedeutungen und<br />

Geschichten zu konstruieren. Dies ermöglicht ein<br />

erstes Einfinden in die Charaktere und Geschichten.<br />

Hier bietet es sich beispielsweise an, mit<br />

Standbildern oder auch mit Minidialogen aus<br />

dem Film zu arbeiten.<br />

Auch können Schlüsselbegriffe oder der Titel<br />

vorgegeben werden, zu denen die TN Assoziationen<br />

sammeln, um schon vorab ihre eigenen<br />

Geschichten zu erfinden.<br />

Ist das Thema des Films von der Lebenswirklichkeit<br />

der Lernenden sehr weit entfernt, so erleichtern<br />

kurze Informationen zum (historischen)<br />

Kontext den Zugang.<br />

Während des <strong>Sehen</strong>s<br />

Da Filmstorys und auch deren Figuren oft recht<br />

komplex sind, ist es sinnvoll, während des <strong>Sehen</strong>s<br />

konkrete Beobachtungsaufgaben zu stellen, die<br />

auch arbeitsteilig vergeben werden können. So<br />

können sich einzelne Lernende auf bestimmte<br />

Personen konzentrieren, um diese nach dem <strong>Sehen</strong><br />

genau beschreiben zu können. Ein Filmausschnitt<br />

wird zunächst nur einem Teil der Gruppe<br />

gezeigt, dieser erzählt dann den Inhalt dem Rest<br />

der Gruppe. Hier wird vor allem die narrative und<br />

deskriptive Kompetenz der Lernenden geschult.<br />

Eine weitere Möglichkeit für eine arbeitsteilige,<br />

interaktive Vorgehensweise während des <strong>Sehen</strong>s<br />

ist folgende Aufgabe: Ein Teil der Lernenden<br />

schaut eine Filmsequenz ohne Ton an, um zunächst<br />

anhand der Bilder den Inhalt zu erschließen.<br />

Der andere Teil arbeitet nur mit dem Sequenzenprotokoll<br />

oder dem Transkript der Dialoge.<br />

Anschließend findet zu zweit ein Austausch über<br />

das Gesehene beziehungsweise Gelesene statt.<br />

Zuordnungsübungen, Text- oder Bildpuzzle<br />

und Multiple-Choice-Aufgaben sind sinnvoll, um<br />

den Inhalt und die Erzählstruktur einzelner Sequenzen<br />

zu erschließen.<br />

Aufgaben zum Sprachregister können auch<br />

während des <strong>Sehen</strong>s bearbeitet werden, z.B. welche<br />

Filme im Unterricht – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong> 11<br />

Ausdrücke sind typisch für die Erwachsenen in<br />

dem Film, welche sind typisch für die Jugendlichen?<br />

Gerade die Beschäftigung mit Jugendsprache<br />

ist für viele Lerner sehr motivierend.<br />

Nach dem <strong>Sehen</strong><br />

Diese Übungsformen können Sie nach einzelnen<br />

Sequenzen oder nach dem <strong>Sehen</strong> des gesamten<br />

Werkes anbieten.<br />

Die Lernenden können die Geschichte weiterspielen<br />

oder zu Ende erzählen, sie können diese<br />

auch neu konstruieren und ein anderes Ende finden.<br />

Hat der Film eine eindeutige Erzählperspektive,<br />

zum Beispiel aus der Sicht des Hauptprotagonisten,<br />

kann der Film/die Sequenz auch aus einer<br />

anderen Perspektive erzählt/gespielt werden.<br />

Eine Veränderung des Ortes und der Zeit eröffnet<br />

oftmals auch einen neuen Blick auf die Handlung<br />

des Films.<br />

Die Zuschauer können ganz in die Geschichte<br />

eintauchen, indem Sie sich selbst mit einer (neuen)<br />

Rolle in das Drehbuch einfügen.<br />

Möchten Sie eher einen kritischen Blick auf<br />

die Inhalte richten, so bietet es sich an, nach dem<br />

<strong>Sehen</strong> Diskussionen, Podiumsgespräche oder<br />

Rundgespräche zu inszenieren, um so – aus der<br />

Perspektive von Journalisten oder bekannten Personen<br />

aus Gesellschaft und Politik – den Inhalten<br />

des Films auf die Spur zu kommen.<br />

Schreibaufgaben lassen sich hervorragend mit<br />

Hör-Sehverstehen verknüpfen. So können die<br />

Lernerinnen und Lerner zum Beispiel ins Filmgeschehen<br />

eingreifen, indem Sie einen Brief, eine<br />

E-Mail an Personen aus dem Film schreiben.<br />

Für höhere Niveaustufen bietet es sich an,<br />

Filmkritiken verfassen zu lassen. Diese können<br />

dann in der darauffolgenden Stunde in einer Diskussionsrunde<br />

besprochen werden.<br />

Das Seh-Verstehen ist zwar ein individueller<br />

Prozess, aber das heißt nicht, dass die Aufgaben<br />

und Übungen nur in Einzelarbeit durchgeführt werden<br />

können. Wie das Beispiel Talks 1 zeigt , können<br />

Sie alle Sozialformen nutzen und so motivierende<br />

Unterrichteinheiten gestalten (siehe Arbeitsblatt).<br />

Dies ist nur ein kurzer – keineswegs vollständiger<br />

Überblick – über Methoden zum Erschließen<br />

von Filmen im Sprachunterricht. In den folgenden<br />

Unterrichtsvorschlägen finden Sie weitere<br />

Anregungen.<br />

Die Beiträge in diesem Heft<br />

Sebastian Chudak bietet eine Zusammenfassung<br />

einer Umfrage bei <strong>Deutsch</strong><strong>lernen</strong>den in Polen<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 36/2007 – <strong>Sehen</strong>(d) <strong>lernen</strong>, ISBN 978-3-19-999183-0, © Hueber Verlag 2007

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