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Donau_Tagebuch_gross.pdf

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- auf der Uferpromenade mit der dunklen <strong>Donau</strong> vor der hellbeleuchteten Kirche im gegenüberliegenden<br />

Stadtteil Tudor Vladimirescu<br />

Die Touristensaison ist offenbar schon vorbei. Viele Restaurants sind geschlossen. Im einzigen hier noch<br />

offenen Betrieb kann ich kurz vor Küchenschluss noch bestellen und etwas ungemütlich als letzter Gast<br />

des Tages noch essen.<br />

23. September, Mittwoch<br />

Heute ist Ausflugstag. Bei der Tourist-Info stelle ich fest, dass das gestern erhaltene Angebot für den<br />

Delta-Ausflug sehr günstig ist, also los! Mit einem flachen Motorschiff mit Bänken und Sonnedach starten<br />

wir den Hauptarm der <strong>Donau</strong> hinunter und biegen nach rund 6 km in einen kleinen Seitenarm Richtung<br />

Norden ab. Unsere Gesellschaft besteht aus zwei rüstigen bald 70-jährigen Französinnen, die per Bahn<br />

und Bus Rumänien bereisen, einem rumänischen pensionierten Marine-Offizier, der einigermassen französisch<br />

spricht, mit Frau, einem jungen spanischen Paar, dem Deutschen Marek, der in Tulcea einen<br />

Metallurgie-Kurs absolviert, und mir. Der russische Schiffsführer steuert das Boot nun stundenlang durch<br />

dichten Auenwald, weite Schilfflächen und kleine Seen. Ab und zu treffen wir auf Fischer, die in einem<br />

Zelt oder einer einfachen Hütte hier den ganzen Sommer verbringen. Aber ständig sind am Ufer oder auf<br />

den mächtigen Bäumen Vögel zu beobachten: Kraniche, Silberreiher, Kormorane, Schwäne, alle Arten<br />

von Enten.... Besonders schön ist es, wenn die mächtigen Vögel mit langsamen Flügelschlägen vor uns<br />

wegfliegen. Leider sind keine Pelikane mehr zu sehen; diese seien bereits Ende August wieder Richtung<br />

Afrika zurückgeflogen. Nach gut drei Stunden legen wir an einem einfachen Steg fest. Eine Familie betreibt<br />

hier eine einfachste Gaststätte und bewirtet uns unter einem Blätterdach ausgiebig mit Fischsuppe,<br />

Fisch gebraten mit Kartoffeln und Gemüse, Weisswein und Tuica. Nebenan blühen Sträucher in allen<br />

Farben. Bei diesem Wetter eine richtige Idylle ! Im Frühjahr ist die <strong>Donau</strong> jedoch bis zu zwei Metern höher,<br />

und dann gibt es hier nur Sumpf und Wasser. Der Schiffsführer vertreibt sich die Zeit mit Fischen,<br />

aber obwohl es sichtbar wimmelt von Fischen geht ihm keiner an die Angel. Wahrscheinlich ist das natürliche<br />

Nahrungsangebot hier besser als sein Köder. Um 16.40 Uhr landen wir nach zweistündiger Rückfahrt<br />

wieder zufrieden in Tulcea. Die 160 Lei für diesen Ausflug in ein Kerngebiet der riesigen Biosphäre<br />

<strong>Donau</strong>-Delta haben sich absolut gelohnt.<br />

Nach einem Bier mit Marek pilgere ich noch zum Unabhängigkeits- Denkmal hinauf, von dem man eine<br />

wunderbare Aussicht über Stadt und Hafen hat. Für morgen nehme ich mir einen Tagesausflug mit dem<br />

Schnellboot nach Sulina zum Kilometer 0 der <strong>Donau</strong> vor. Gemäss Fahrplan gibt es eine Abfahrt um 12<br />

Uhr und eine Rückfahrt um 18 Uhr. Da habe ich am Morgen ja noch Zeit, eines der Museen zu besuchen.<br />

Nach dem reichhaltigen Mittagessen brauche ich heute kein Nachtessen. Aber die feinen Süssigkeiten in<br />

einer Bäckerei sind doch zu verlockend, dafür büsse ich nachher mit krampfartigen Magenschmerzen,<br />

die sich nur mit einem Tuica halbwegs mildern lassen.<br />

22. September, Donnerstag<br />

Ich starte den Tag mit einem Besuch des gleich hinter dem Hotel liegenden Marktes und geniesse mit<br />

Augen und Nase die Vielfalt von Obst und Gemüse an den unzähligen Ständen im Freien. Die Stände mit<br />

Fisch, Fleisch und alle Milchprodukte dagegen sind in einer <strong>gross</strong>en Halle. Mit frischgebackenen knusprigen<br />

Sesamringen ergänze ich das spärliche Morgenbuffet im Hotel.<br />

Sicherheitshalber reserviere ich mir im Hafen jetzt schon meinen Platz für Sulina und will auch gleich die<br />

Fahrt zurück lösen. „Am Abend fährt kein Schiff zurück, erst am nächsten Morgen um 7 Uhr“. Also sofort<br />

zurück zum Hotel, packen, und bezahlen. Es reicht vor der Abfahrt trotzdem noch für einen Besuch des<br />

Ethnologischen Museums, das Lebensweise und Brauchtum der zahlreichen Volksgruppen in dieser Region<br />

an Hand historischer Aufnahmen und rekonstruierter Wohnräume zeigt: Bulgaren, Mazedonier, Türken,<br />

Russen, Ungarn, ...<br />

Die Fahrt nach Sulina kostet 45 Lei, für das Fahrrad, das mit dem Gepäck auf dem Dach festgebunden<br />

wird, muss ich nichts bezahlen. Das Tragflächenboot fährt mit schätzungsweise 60 km/h den Hauptkanal<br />

hinunter mit einem Zwischenhalt in der kleinen Siedlung Crisan. In Sulina kommt sofort ein Mann auf<br />

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