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<strong>Karstadt</strong><br />
Videofilm 1999; 18 Stunden / 18 hours<br />
Meist bewegt man sich mit einer bestimmten<br />
Intention durch ein Kaufhaus. Man möchte einen<br />
bestimmten Gegenstand erweben. Der Weg<br />
durch diesen Raum wird von dieser Intention<br />
vorgegeben. Selbst wenn man sich, um einer<br />
unbestimmten Kauflust zu folgen, nicht konkret<br />
zielgerichtet durch die dargebotenen Waren<br />
bewegt, so folgt man doch einer momentanen,<br />
subjektiven Lust oder Inspiration. Jeder Käufer<br />
bewegt sich so auf einer mehr oder weniger<br />
langen und verschlungenen Linie. Das Arrangement<br />
der Waren in einem Kaufhaus ist so<br />
ausgerichtet, dass man in der Überfülle der<br />
Waren erst einmal Orientierung finden muss, um<br />
einen bestimmten Gegenstand, den man erweben<br />
möchte, zu finden. So ist man visuell, bis<br />
man den gewünschten Gegenstand gefunden<br />
hat, ständig der nach werbepsychologischen<br />
Gesichtspunkten gestalteten Oberfläche der<br />
Waren ausgesetzt, wovon jede versucht, die<br />
maximale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.<br />
Ein visuelles Stimmengewirr ist die Folge, ein<br />
ungeheures Farben und Formenspektakel. Die<br />
gestaltete Oberfläche der Waren im Ganzen<br />
bildet die Schnittstelle zwischen Produzent und<br />
Konsument. Diese Oberfläche hat eine immense<br />
Flächenausdehnung und bildet einen höchst<br />
komlexen gefalteten Raum. Jede Verpackung<br />
transportiert eine mit der verborgenen Ware verkoppelte<br />
private Utopie, löst unterschiedlichste<br />
bewusste oder unbewusste Wunschvorstellungen<br />
aus, die mit dem Kauf befriedigt werden<br />
sollen, und erhält neben ihrer physikalischen<br />
Ausdehnung somit auch noch eine referenzielle<br />
Ausdehnung. So kann man auf einer jeden Produktoberfläche<br />
den darauf abgebildeten Zeichen<br />
und Bildern in unterschiedlichste Räume folgen,<br />
die je nach Zielgruppenprofil verschiedenartigste<br />
Glücksversprechen enthalten. Zählt man diese<br />
Vorstellungen und Wünsche erzeugenden Räume<br />
hinzu, so wird ein Kaufhaus zu einem unendlich<br />
vielschichtigen, wieder und wieder ineinan<br />
31<br />
In general, you move through a department<br />
store with a certain aim. You want to acquire a<br />
certain object. The path you take through this<br />
store depends on this intention. Even if you<br />
do not move among the proffered goods with<br />
a specific aim, being guided by a more vague<br />
inclination to buy something, you still follow<br />
a momentary, subjective desire or inspiration.<br />
Each buyer moves along a more or less long and<br />
winding line. In a department store, the goods<br />
are arranged in such a way that you first have to<br />
orientate yourself in the midst of the abundance<br />
of goods, in order to find a certain object you<br />
want to acquire. Until the desired object is found,<br />
you are visually exposed to the surfaces of the<br />
goods. Each of these surfaces, designed according<br />
aspects of the psychology of advertising,<br />
tries to get your utmost attention. The result is a<br />
visual babble of voices, a tremendous spectacle<br />
of colours and forms. The designed surface of<br />
the goods as a whole, forms the meeting-point<br />
of producer and consumer. This surface has<br />
an immense superficial extension and forms a<br />
highly complex, folded space. Each wrapping<br />
transports a private utopia which<br />
Videostill aus / from <strong>Karstadt</strong><br />
<strong>Karstadt</strong>