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Mach mal langsam - Bund Naturschutz in Bayern eV

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Ablösung der Pkw mit Verbrennungsmotoren wichtig<br />

werden. Vielmehr kommt es darauf an, dass die Nähe<br />

wieder näher kommt und die Ferne wieder ferner, und<br />

dass sich e<strong>in</strong>e neue Balance von Nähe und Ferne, e<strong>in</strong>e<br />

Balance von Schnelligkeit und Langsamkeit e<strong>in</strong>stellen<br />

wird.<br />

Das menschliche Maß der Geschw<strong>in</strong>digkeit, das gesundheitlich,<br />

sozial, ökonomisch vorteilhaft ist, wird<br />

für die Zukunft der postfossilen Mobilität grundlegend<br />

werden. Zufußgehen und Fahrradfahren werden nicht<br />

länger »Restverkehr« beziehungsweise negativ def<strong>in</strong>iert<br />

»nicht­motorisierter Verkehr« se<strong>in</strong>. Vielmehr wird<br />

aktive Mobilität aus eigener Körperkraft wie heute<br />

schon <strong>in</strong> Kopenhagen, Gron<strong>in</strong>gen und anderen Städten<br />

Lebensqualität verschaffen. Hybride wie das Pedelec,<br />

bei dem die Körperkraft durch elektrischen Antrieb<br />

unterstützt wird, und das Faltrad, das leicht mit motorisierten<br />

Verkehrsmitteln wie der S­Bahn, aber auch<br />

dem Pkw komb<strong>in</strong>ierbar ist, können die Reichweite und<br />

Mobilitätsvielfalt weiter erhöhen. Das Netzwerk »Slowmotion«<br />

hat dazu, vergleichbar der Ernährungspyramide,<br />

für die Mobilität erst<strong>mal</strong>ig e<strong>in</strong>e Mobilitätspyramide<br />

vorgestellt (siehe Abbildung).<br />

Mehr Bewegung bitte<br />

Für die gesunde Ernährung kennt man e<strong>in</strong>en als<br />

Pyramide gestalteten Ratgeber schon länger. Nun<br />

hat das Netzwerk »Slowmotion« <strong>in</strong> ähnlicher Form<br />

e<strong>in</strong>en Vorschlag erarbeitet, wie sich unser Zeitbudget<br />

für Mobilität künftig auf die verschiedenen<br />

Mobilitätsformen verteilen sollte, vor allem <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />

auf den beg<strong>in</strong>nenden Abschied vom Erdölzeitalter.<br />

Auf e<strong>in</strong>en Blick zeigt sich so die große Rolle<br />

der Fortbewegung mit eigener Körperkraft – für<br />

Gesundheit und Umwelt.<br />

14 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [4-10]<br />

Karikatur: Liebermann<br />

Vielfalt der Zeit verstehen<br />

Mit dem Erreichen des Fördermaximums des ersten<br />

fossilen Energieträgers, des Erdöls, kommt das fossile<br />

Zeitalter an den Anfang vom Ende. Die Nichtnachhaltigkeit<br />

der dadurch ermöglichten Beschleunigung und<br />

Raserei wird damit heute aktuell. Die bisher gängige<br />

Parole »Weiter so mit möglichst wenig Änderungen« ist<br />

gefährlich, denn sie stiehlt wiederum Zeit, nämlich die<br />

erforderliche Anpassungszeit zum Umsteuern aus der<br />

fossilen Welt <strong>in</strong> die postfossile.<br />

Die Befassung mit den Erkenntnissen der Zeitforschung<br />

unter dem Blickw<strong>in</strong>kel der Ökologie der Zeit<br />

macht zusammenfassend deutlich: Wir sollten die vere<strong>in</strong>fachte<br />

Vorstellung der l<strong>in</strong>earen Uhrenzeit h<strong>in</strong>ter uns<br />

lassen und Zeit <strong>in</strong> ihrer Vielfalt verstehen – Rhythmen<br />

und Eigenzeiten, Anfänge und Abschlüsse, Übergänge<br />

und unterschiedliche Geschw<strong>in</strong>digkeiten. Die Abnahme<br />

von Erdöl erleichtert es, wieder angemessene Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

zu genießen, vom Verkehr, der auf<br />

»weiter, schneller, mehr« setzt, zu e<strong>in</strong>er postfossilen<br />

Mobilität zu kommen, bei der Beweglichkeit ebenso<br />

wichtig ist wie Bewegung, Aktivität ebenso wie Ankommen<br />

und Innehalten.<br />

Die Befassung mit den Zeiten gibt viel Stoff für das,<br />

was heute auf der Tagesordnung steht, das aktive Umsteuern<br />

von der fossil­nuklear angetriebenen Nichtnachhaltigkeit<br />

zum postfossilen Zeitalter. Es ist höchste<br />

Zeit für Nachhaltigkeit.<br />

Mobilitätspyramide 2010<br />

Zeitbudget für Mobilität<br />

Passive Mobilität<br />

Fremdenergie, motorisiert,<br />

nach Entfernungen differenziert<br />

5. Stock:<br />

Weite Fernreisen<br />

> 600/800 km<br />

Anteil: ca. 4 %<br />

4. Stock:<br />

Fernreisen<br />

100/150 bis 600/800 km<br />

Anteil: ca. 6 %<br />

3. Stock:<br />

Erweiterte Region<br />

30/50 bis 100/150 km<br />

Anteil: ca. 8 %<br />

2. Stock:<br />

Region ca. 5 bis 30/50 km<br />

Anteil: ca. 16 %<br />

1. Stock:<br />

Nahbereich bis ca. 5 km<br />

Anteil: ca. 11 %<br />

Aktive Mobilität<br />

Eigene Körperkraft,<br />

alle Entfernungen<br />

Basis/Erdgeschoss:<br />

Alle Entfernungen<br />

Anteil: ca. 55 %<br />

Flächen der jeweiligen Stockwerke bzw. der<br />

Basis/Erdgeschoss entsprechen dem Mobilitätszeitanteil<br />

Quelle: Netzwerk Slowmotion, München 2010<br />

Design und Gestaltung: Ingrid Schorn, Tutz<strong>in</strong>g

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