Mach mal langsam - Bund Naturschutz in Bayern eV
Mach mal langsam - Bund Naturschutz in Bayern eV
Mach mal langsam - Bund Naturschutz in Bayern eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: privat<br />
Die Autor<strong>in</strong><br />
Dr. Gertrud Scherf<br />
hat mehrere<br />
Pflanzenbücher<br />
verfasst.<br />
Ausdauernd wirbt die Eberesche<br />
(Sorbus aucuparia)<br />
mit ihren orange bis scharlachroten<br />
Früchten. Im Sommer leuchten sie<br />
aus dunkelgrünem, im Herbst aus gelbem<br />
Laub, und noch jetzt vor W<strong>in</strong>terbeg<strong>in</strong>n<br />
schmücken sie oft die kahlen Zweige. Die »Vogelbeeren«<br />
s<strong>in</strong>d bei vielen Säugetieren und bei über 50<br />
heimischen Vogelarten so beliebt, dass man sie früher<br />
beim Vogelfang zum Anlocken e<strong>in</strong>setzte. Bereits zum<br />
Frühl<strong>in</strong>gsende hatte die Eberesche für Bienen, Hummeln,<br />
Schwebfliegen, Käfer und andere Insekten den<br />
Tisch gedeckt, als sich die cremefarbenen, stark duftenden<br />
Blüten entfalteten.<br />
Die Eberesche steigt bis zur Waldgrenze auf, begnügt<br />
sich mit nährstoffarmem Boden, braucht aber<br />
ausreichend Luftfeuchtigkeit und Licht. Seit alten Zeiten<br />
ist der kle<strong>in</strong>wüchsige Baum oder Strauch eng mit<br />
den Menschen verbunden. R<strong>in</strong>de, Zweige, Blätter und<br />
unreife Früchte wurden bisweilen zum Gerben verwendet,<br />
das harte Holz ist e<strong>in</strong> gutes Werkholz. In der<br />
Volksmediz<strong>in</strong> nimmt man das Fruchtmus bei Magenverstimmung<br />
und Appetitlosigkeit, den Tee aus den getrockneten<br />
Früchten als mildes Abführmittel. In neuerer<br />
Zeit schätzt man die herbsauren, vitam<strong>in</strong> und<br />
m<strong>in</strong>eralstoffreichen Früchte auch wieder <strong>in</strong> der Küche.<br />
Ungekocht sollte man sie nicht <strong>in</strong> größeren Mengen<br />
verzehren, da sie den MagenDarmTrakt reizen können.<br />
Während man für Kompott, Mus, Konfitüre und<br />
Likör die vom ersten Frost etwas erweichten und im<br />
Geschmack gemilderten Früchte sammelt, nimmt man<br />
Buchtipp: Wildpflanzen<br />
Mit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autor<strong>in</strong><br />
im blv-Verlag e<strong>in</strong>en ganz besonderen Naturführer veröffentlicht.<br />
150 Arten stellt sie dort<br />
nicht nur mit ihren Merk<strong>mal</strong>en, sondern<br />
vor allem mit ihrer Bedeutung für den<br />
Menschen vor.<br />
ISBN 978-3-8354-0062-7, Euro 7,95.<br />
Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70,<br />
<strong>in</strong>fo@service.bund-naturschutz.de<br />
28 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [4-10]<br />
Wildpflanzen im Portrait<br />
Die Eberesche<br />
Vogelbeeren machen Bauchweh,<br />
bläut man K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>. Doch diese Halbwahrheit<br />
wird der vielseitigen Pflanze nicht gerecht.<br />
für die Bereitung von Saft und Gelee die noch harten<br />
und saftigen. Es empfiehlt sich, die »Beeren« – botanisch<br />
betrachtet s<strong>in</strong>d es Apfelfrüchte – vor der Weiterverarbeitung<br />
zu entbittern (siehe Kasten). Für den Garten<br />
gibt es Zuchtformen mit milder und süßer schmeckenden<br />
Früchten.<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lich leitet der Name sich weder vom<br />
Eber noch von »Aberesche« (falsche Esche) ab, sondern<br />
hängt mit e<strong>in</strong>em keltischen Wort für Eibe zusammen.<br />
Schon die Kelten sollen die Eberesche als Glück br<strong>in</strong>gend<br />
und Unheil abwehrend verehrt, die Germanen sie<br />
Ebereschen-Birnen-Gelee<br />
Dieses herb-süße Gelee passt auf Semmel oder Brot,<br />
zu Waffeln oder auch zu deftigen Fleischgerichten,<br />
<strong>in</strong>sbesondere Wild.<br />
� Vogelbeeren verlesen, über Nacht <strong>in</strong> Essiglösung<br />
(3 Esslöffel auf 1 Liter Wasser) e<strong>in</strong>legen.<br />
� Früchte sorgfältig waschen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Topf knapp<br />
mit Wasser bedeckt zum Kochen br<strong>in</strong>gen.<br />
� Geschälte, entkernte und <strong>in</strong> Stücke geschnittene<br />
Birnen <strong>in</strong> etwa gleicher Gewichtsmenge zugeben.<br />
� Masse weichkochen, Saft durch e<strong>in</strong> Tuch ab fließen<br />
lassen.<br />
� Saft und Zucker im Verhältnis 5:4 mischen, also<br />
beispielsweise auf 500 ml Saft 400 g Zucker.<br />
� E<strong>in</strong> wenig Zitronensaft zugeben und Flüssigkeit<br />
bis zur positiven Gelierprobe kochen.<br />
� Gelee <strong>in</strong> Schraubdeckelgläser füllen und sofort<br />
verschließen.<br />
ihrem rotbärtigen Wettergott Thor gewidmet haben,<br />
der sich e<strong>in</strong>st an e<strong>in</strong>em Ebereschenbäumchen aus reißendem<br />
Fluss gerettet haben soll.<br />
Die Eberesche steht für wichtige Anliegen im <strong>Naturschutz</strong>:<br />
Als traditioneller Hausbaum weist sie auf die<br />
Vorteile e<strong>in</strong>er naturnahen Gartengestaltung für Natur<br />
und Mensch h<strong>in</strong>. Als robuster Straßenbaum zeigt sie<br />
die ästhetische und ökologische Bedeutung von Bäumen<br />
im Siedlungsbereich und entlang von Straßen. Als<br />
Pioniergehölz auf Flächen, deren von Nadelhölzern<br />
dom<strong>in</strong>ierter Wald durch Sturm, Schnee oder Insekten<br />
zusammengebrochen ist, demonstriert sie die regenerative<br />
Kraft der Natur und mahnt, diese möglichst oft<br />
Natur se<strong>in</strong> zu lassen – nicht nur <strong>in</strong> Nationalparks.<br />
Zeichnung: Claus Caspari; BLV Buchverlag