12 Anzeige Anzeige
Interview Sigrid Kreußel Centermanagerin Sachsen Forum Frau Kreußel, Sie sind die Centermanagerin des Sachsen Forums. Können Sie unseren Lesern erklären, was sich hinter diesem Job verbirgt? Ein Center zu managen heißt, ein Unternehmen, in diesem Fall ein Einkaufszentrum, zu leiten. Das geht los bei der Verantwortung, stets für alle Gewerbeflächen Mieter zu finden. Dazu muss man einen guten Branchenmix realisieren, damit die Kunden alles in einem Haus finden, was sie benötigen. Dann ist ein Center attraktiv. Außerdem bin ich der Ansprechpartner für alle Mieter des Hauses, also alle Geschäfte, Dienstleistungseinrichtungen, Ärzte, Büroinhaber. Ich kümmere mich um ihre Sorgen und Wünsche, bei mir werden sie ihre Beschwerden los, aber ich achte auch darauf, dass die vereinbarten Öffnungszeiten eingehalten werden, dass die Dekorationen attraktiv sind und sorge für ein gutes Klima im Haus. Das heißt also, Sie haben die Verantwortung für das Funktionieren des Hauses. Wieviele Mieter haben Sie denn? Zur Zeit haben wir im Sachsenforum 74 verschiedene Mieter, vom Filialisten – die Geschäfte großer Handelsketten über Fachgeschäfte und kleinere Einzelhändler bis hin zu Büros und Praxen. Ihr Gesicht ist den meisten, die regelmäßig im Sachsen Forum einkaufen, bekannt. Man kann sicher zurecht behaupten, dass Ihr Haus durch Sie und mit Ihnen lebt? Natürlich. Ich lebe für dieses Center, das liegt einfach in meiner Natur. Ich kann keine Dinge halbherzig tun. Und ich möchte natürlich, dass das Sachsen Forum attraktiv und auch über die Grenzen von Gorbitz bekannt ist. Darum bin ich im Haus immer präsent, organi- siere jede Menge Veranstaltungen – oft mit Prominenten – , um auch Nicht- oder Randgorbitzer hier in unser Center zu locken. Frau Kreußel, wie lange sind sie schon Centermanagerin im Sachsen Forum? Bereits seit Anfang an, das heißt, seit das Haus im Mai 1996 eröffnet wurde. Und was haben Sie vorher gemacht? Angefangen hat es mit dem Wunsch, Außenhandelskaufmann zu studieren. Da das aus privaten Gründen nicht geklappt hat – damals war ich bereits mit meiner Tochter schwanger – habe ich dann Handelskauffrau gelernt. Aber – 1985 bekam ich die Stelle als Assistentin in der Öffentlichkeitsarbeit der Semperoper. Das war mit die tollste Zeit in meinem Leben bisher. Ich habe unwahrscheinlich viele Künstler aus dem In- und Ausland kennen gelernt, das war einmalig! Ab 1989 leitete ich den Besucherdienst der Dresdner Musikfestspiele und wechselte mit der Wende in der DDR zum Besucherdienst der Semperoper. Da ich ein Mensch bin, der sich immer weiter entwickeln möchte, habe ich dann versucht, mich neu zu orientieren. Nach einem kurzen Zwischenstopp in einem Immobilienbüro kam ich im Mai 1993 als Assistentin ins Gorbitz-Center. Dort lernte ich die Grundlagen des Centermanagements. So wie Sie das darstellen, war Ihr Leben bis jetzt also eine Aneinanderreihung von Zufällen? Genau, und fast immer von glücklichen Zufällen. Alle haben mich weiter ge- bracht, auch wenn vieles erst mal neu war und der Einarbeitung bedurfte. Aber ich bin ein Mensch, der neuen Dingen offen gegenübersteht und sich nicht vor Unwägbarkeiten scheut. Lange Zeiten waren Sie am Opernhaus beschäftigt. War das auch Zufall? Ja und Nein. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater. Schauspieler zu werden, war mein zweiter, heimlicher Berufswunsch. Das hat nicht geklappt, aber dafür bin ich schon seit 1985 in der Komparserie. Dafür opfere ich einen großen Teil meiner Freizeit. Meine erste Rolle war bei Mackie Messer in der Dreigroschenoper. Aber als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern muss man schon sehen, wie man alles unter einen Hut bekommt. Da bleibt nicht soviel Freizeit. Frau Kreußel, wir von der Genossenschaft kennen Sie vor allem aus der Zusammenarbeit im Stadtteilmarketing von Gorbitz. Was sind denn Ihre Beweggründe, sich auch da zu engagieren? Gorbitz ist mir ans Herz gewachsen. Tagtäglich werde ich mit den sozialen Problemen konfrontiert, die es hier gibt. Da sehe ich es als dringend geboten, in Gorbitz etwas zu tun. Das heißt für mich, sich mit allen im Stadtteil tätigen Unternehmen dafür einzusetzen, dass Gorbitz mit den 21.000 hier wohnenden Menschen nicht aufs Abstellgleis geschoben wird. Als Stadtteilmarketing haben wir die Chance, den Verantwortlichen in der Stadt <strong>Dresden</strong> immer wieder aufzuzeigen, welche großen Qualitäten und Potenziale an diesem Standort vorhanden sind, aber auch welche Gefahren für ein Abrutschen hin zu einem „Wohnsilo“ bestehen, wenn nicht mehr für die Entwicklung dieses Großwohnstandortes getan wird. Deshalb war es für mich auch besonders deprimierend, dass dieses wunderbare Projekt der „Kräutersiedlung“ nicht weitergebaut wurde. Frau Kreußel, Sie sind ein Mensch, der immer in Bewegung ist. Welches sind denn Ihre nächsten Ziele? Wir als Sachsen Forum unterstützen sehr die soziale Arbeit im Stadtteil, das heißt Kinder- und Jugendhäuser, Schulen aber auch Senioren. Ich wünsche mir, dass dieses Engagement Früchte trägt, dass es etwas verändern kann, dass Jugendliche bessere Chancen haben. Dann hoffen wir, dass Ihr und unser gemeinsames Engagement viel Erfolg zeigen. Frau Kreußel, vielen Dank für das Interview. 13