Herzblatt - Seniorenzentrum Katharina von Hohenstadt
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Aktuelle Nachlese Information<br />
Im Gespräch mit Frau Maria Schauder<br />
Frau Schauder, Sie gehören zu einer der<br />
ältesten Bewohnerinnen im Haus. Aus<br />
diesem Grund möchten ich Sie bitten, ein<br />
wenig aus ihrem Leben zu erzählen:<br />
„Ich kam als mittleres Kind <strong>von</strong> 6 am 26.<br />
Juli 1912 in Geseke, Kreis Lippstadt zur<br />
Welt. Meine Eltern betrieben eine Getreidemühle.<br />
In den Kindergarten der zu meiner<br />
Zeit Kinderschule hieß ging ich nicht.<br />
In die Grundschule in der alle Kinder der<br />
ersten 4 Klassen gemeinsam unterrichtet<br />
wurden, besuchte ich noch in Geseke.<br />
Nach meiner Kommunion starb meine<br />
Mutter mit 41 Jahren. Unsere älteste<br />
Schwester und eine Tante versorgten den<br />
Haushalt. In meiner Kindheit gab es noch<br />
wenige Autos, wir konnten ohne große<br />
Gefahren auf der Straße spielen. Ein<br />
Radio hatten wir nicht dafür aber ein Telefon.<br />
Während meiner Schulzeit zogen wir<br />
nach Dielheim bei Wiesloch. Nach meiner<br />
Schulzeit ging ich bei einer Dorfschneiderin<br />
in die Lehre. Die Gewerbeschule war in<br />
Wiesloch und da das Bähnle nur 1-2 mal<br />
am Tag fuhr, bin ich hingelaufen.<br />
Die Gegend war noch sehr ländlich, es<br />
gab viele Bauern und Zigarrenfabriken.<br />
Nach meiner gut bestandenen Gesellen-<br />
<strong>von</strong> Renate Steegmaier-Brunner<br />
prüfung blieb ich beim Großvater und<br />
einer Tante. Dann kamen die schwierigen<br />
Zeiten. Das Handwerk ging schlecht, die<br />
Leute hatten kein Geld mehr um sich<br />
Kleider nähen zu lassen. Viele besuchten<br />
Schneiderkurse und begannen selbst zu<br />
schneidern. Aus diesem Grund ging ich<br />
nach meiner erfolgreichen Lehre in den<br />
Haushalt nach Heidelberg. Sieben Jahre<br />
war ich in einem Damenstift als Zimmermädchen<br />
in Stellung. Der Lohn betrug damals<br />
25.- Reichsmark. Ich habe dort sehr<br />
gerne gearbeitet. Als ich das Stift verließ,<br />
haben mich die Damen mit einem selbstverfassten<br />
Gedicht sehr lieb verabschiedet.<br />
1935 verstarb mein Vater, anschließend<br />
führte ich 20 Jahre den Haushalt<br />
einer Heidelberger Familie.<br />
In meiner Freizeit, geregelten Urlaub gab<br />
es noch nicht, ging ich ab und zu mit einer<br />
Freundin bummeln. Wenn ich frei hatte mit<br />
Freundinnen auch mal tanzen. Als<br />
Mitglied eines Katholischen Vereines<br />
unternahmen wir hin und wieder gemeinsame<br />
Wanderungen. Mit 47 Jahren heiratete<br />
ich den Bruder meiner Freundin,<br />
Herrn Schauder. Früher zogen Mann und<br />
Frau nicht gleich zusammen. Ich wollte<br />
zuerst wissen, wo ich bleibe und mir<br />
sicher sein kann. Nach der Heirat zogen<br />
wir nach Neckargerach. Mein Mann war<br />
beim Wasserschifffahrtsamt angestellt und<br />
er arbeitete in Eberbach und Umgebung.<br />
In unserer Freizeit besuchten wir<br />
Verwandte und unternahmen Gruppenreisen.<br />
Mein Mann arbeitete gerne im Garten<br />
und ich habe mich um den Haushalt<br />
gekümmert. 1998 verstarb er.<br />
Mit zunehmenden Alter musste ich öfters<br />
ins Krankenhaus und <strong>von</strong> da, kam ich im<br />
Februar 2009 direkt ins <strong>Seniorenzentrum</strong><br />
<strong>Katharina</strong> <strong>von</strong> <strong>Hohenstadt</strong> nach Limbach.<br />
Ich fühle mich hier gut aufgehoben, habe<br />
viele Nichten und Neffen, die mich regelmäßig<br />
besuchen. So jetzt wird´s aber Zeit<br />
zum Kaffee trinken.<br />
Herzlichen Dank Frau Schauder für das<br />
Gespräch.<br />
<strong>Herzblatt</strong> 2011 11