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Dollen- Bruch 46 - Crefelder Ruder-Club 1883 eV

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<strong>Dollen</strong>-<br />

<strong>Bruch</strong> <strong>46</strong><br />

www.crc<strong>1883</strong>.de<br />

<strong>Crefelder</strong> <strong>Ruder</strong>-<strong>Club</strong> <strong>1883</strong><br />

Vereinsmagazin Dezember 2007<br />

__________________________________________________________________________________<br />

Sportlerehrung der Stadt Krefeld am 10.<br />

Oktober im Rathaus (von links): Kristin<br />

Heume, Mona Benger, Johanna Davids,<br />

Johanna te Neues, Lisa Schmidla,<br />

Christoph Schregel und Moritz Koch.<br />

Inhalt<br />

Larus Melka – der neue FSJler 2<br />

Gastgeber: Deutsche Sprintmeisterschaften 3<br />

Landesmeisterschaften in Köln 6<br />

4. Krefelder <strong>Ruder</strong>tag 7<br />

WM in München 11<br />

WM in der Boulevardpresse 12<br />

Europameisterschaft in Poznan 13<br />

U23-WM in Strathclyde/Scotland 14<br />

Küstenrudern-WM vor Cannes 16<br />

Raanans „Lovestory“ 18<br />

„Lechti“ in Peking 19<br />

Ehepartnertour nach Ratzeburg 22<br />

Impressum<br />

Inhalt&Gestaltung: Peter Bauland Tel. 59 55 98<br />

Digitaldruck: Wohlfeld&Wirtz, Duisburg<br />

Anzeigen: Iris Shore Tel. 50 30 67<br />

Carlu Noell Tel. 59 63 23<br />

Preise: ½ Seite 160 EUR<br />

1/1 Seite 280 EUR<br />

Namen & Nachrichten<br />

Besuchen Sie uns<br />

im Internet<br />

Das Jubiläumsjahr 2008 steht vor der Tür: Der<br />

CRC feiert sein 125-jähriges Bestehen. Die<br />

Termine zum Fest stehen fest:<br />

• Herrenabend, 30. Mai, 19 Uhr,<br />

im <strong>Club</strong>haus Bataverstraße.<br />

Anmeldung bei Wolfgang Urban (Tel. 592742).<br />

• Jubiläumsempfang, 7. Juni, 11 Uhr,<br />

im <strong>Club</strong>haus Bataverstraße.<br />

• Jubiläumsball, 7. Juni, 19 Uhr,<br />

im Parkhotel „Krefelder Hof“.<br />

Anmeldung bei Wolfgang Urban (Tel. 592742).<br />

Die Hauptversammlung ist am Mittwoch 12.<br />

März, 19.30 Uhr, im <strong>Club</strong>haus Bataverstraße.<br />

Das Anrudern im Jubiläumsjahr startet am 30.<br />

März um 10 Uhr am Bootshaus Bataverstraße.<br />

Der 5. Krefelder <strong>Ruder</strong>tag findet am 23. August<br />

statt.<br />

Herzlich willkommen als ordentliche Mitglieder:<br />

Beatrix Schiffer-Kühr, Rebekka und Peter<br />

Michael Weigel, Gabriele Peters, Elisabeth Hake,<br />

Christiane und Hendrik van Delden, Anne und<br />

Axel Viola; als Mitglieder der Jugendriege: Lukas<br />

Schnellen, Bennet Lamers, Tim Hommen, Moritz<br />

Kähler, Markus Schoog, Andreas Emrich, Sven<br />

Evers, Jessica Weigel, Berit Viola, David Viola<br />

und Samuel Viola, Sven Hamacher, Paula<br />

Wlodarek, Michaela Staelberg, Manuela<br />

Staelberg, Morisa Staelberg, Caroline Staelberg<br />

und Melina Staelberg sowie Paul Höchter.


<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

Larus Melka<br />

Der neue FSJler<br />

stellt sich vor…<br />

Name Larus Torben Melka<br />

Geburtstag/ Ort 21.7.1987<br />

Mülheim/ Ruhr<br />

Im Verein seit März 2001<br />

Erfolge als Sportler Deutscher Sprintmeister<br />

im Achter 2007<br />

Seit dem 1. August leiste ich mein Freiwilliges<br />

Soziales Jahr als Ersatz für den Wehrdienst im<br />

CRC. Mit dem <strong>Ruder</strong>n angefangen habe ich im<br />

Frühjahr 2001. Da mir der Leistungssport bis<br />

heute großen Spaß bereitet, überlegte ich,<br />

meinen Ersatzdienst im <strong>Ruder</strong>club als Nachfolger<br />

von Julian Hausmanns zu absolvieren, um dem<br />

Leistungssport auch nach dem Abi noch eine<br />

Weile treu zu bleiben.<br />

2<br />

Dafür bietet unser <strong>Club</strong> ideale Vorraussetzungen,<br />

da die Trainingszeiten mit dem Trainer und<br />

„Vorgesetzten“ Christoph Lüke individuell im<br />

Einklang mit den Arbeitszeiten abgesprochen<br />

und arrangiert werden können. Das ist im<br />

normalen Regelzivildienst oft nicht möglich.<br />

Zudem besteht so die Möglichkeit, aktiv etwas<br />

zum Nachwuchssichtung und –förderung und<br />

damit letztlich für den <strong>Club</strong> zu leisten.<br />

Meine wöchentliche Arbeitszeit beträgt 38,5<br />

Stunden. Hauptaufgaben sind das Anfängertraining<br />

und die Aufsicht beim Kraft- und<br />

Hallentraining der Junioren. Im Herbst und<br />

Frühjahr werden Sichtungen in den Krefelder<br />

Schulen durchgeführt; in entsprechenden<br />

„<strong>Ruder</strong>camps“ in den Herbst- und Osterferien soll<br />

den interessierten Neulingen der Spaß an<br />

unserer Sportart vermittelt werden. Mein<br />

Aufgabenschwerpunkt liegt hierbei in Betreuung<br />

und erster Ausbildung am neuen Sportgerät.<br />

Um ein optimales Training für meine Schützlinge<br />

zu gewährleisten, erwarb ich im Winter den<br />

Übungsleiterschein <strong>Ruder</strong>n beim<br />

<strong>Ruder</strong>verband. Zusätzlich machte<br />

ich im Sommer den Anhängerführerschein<br />

BE, um Transporte<br />

mit dem Bootsanhänger zu<br />

bewältigen. Die Kosten für diese<br />

erforderlichen „Qualifikationen“ für<br />

das FSJ wurden zu großen Teilen<br />

vom Verein übernommen. Die<br />

Erstellung von Präsentationen für<br />

Sponsoren oder die Gestaltung<br />

des <strong>Ruder</strong>kalenders am PC<br />

sorgen für Abwechslung. Weitere<br />

Tätigkeiten im <strong>Ruder</strong>betrieb<br />

(Betriebsbereitschaft der<br />

Motorboote, Bootstransporte,<br />

etc.) runden das Aufgabenfeld<br />

des FSJ-Zivildienstleistenden ab.<br />

Diese Art des Ersatzdienstes ist<br />

eine interessante Möglichkeit,<br />

Kindern und Jugendlichen den<br />

Spaß am <strong>Ruder</strong>sport zu<br />

vermitteln. Nach meinem<br />

Freiwilligen Sozialen Jahr möchte<br />

ich gerne Biochemie studieren.<br />

Einige nahe liegende Unis bieten<br />

diesen Studiengang an, so dass<br />

ich dem Verein vielleicht auch<br />

über meine Zeit als „Zivi“ hinaus<br />

als aktives Mitglied erhalten<br />

bleibe. Doch bis dahin genieße<br />

ich meine restlichen neun Monate<br />

als FSJler im <strong>Crefelder</strong><br />

<strong>Ruder</strong>club…


Deutsche Sprintmeisterschaften<br />

auf dem Elfrather See<br />

Die Meisterschaftstage von Krefeld werden den<br />

Teilnehmern und den Organisatoren des<br />

Regattavereins Niederrhein (RVN) um Aurel von<br />

Beckerath in guter Erinnerung bleiben. Bei<br />

schönstem Herbstwetter ermittelten am ersten<br />

Oktober-Wochenende auf dem Elfrather See 760<br />

<strong>Ruder</strong>er aus 80 Vereinen die besten Sprinter in<br />

24 Bootsklassen. Am Ende hatte der CRC als<br />

Gastgeber vier Meistertitel errudert, außerdem<br />

vier Silber- und vier Bronzemedaillen und weitere<br />

gute Finalplatzierungen – mehr als jeder andere<br />

Verein. Vorsitzender Walter Jansen und<br />

Cheftrainer Christoph Lüke strahlten über das<br />

ganze Gesicht: „Dieses Traumergebnis haben<br />

wir nicht erwartet.“<br />

Umrahmt von einer Regatta für den <strong>Ruder</strong>-<br />

Nachwuchs über die Lang- und Kurzstrecke<br />

ermittelten die „Sprinter“ über die 430 Meter<br />

lange Strecke in Vor-, Hoffnungs- und Halbfinalläufen<br />

die Finalteilnehmer. Die meisten<br />

Meldungen lagen für die Doppelzweier der<br />

Männer und der A-Junioren mit je 16 Meldungen<br />

und für den Männer-Doppelvierer mit 14<br />

Meldungen vor.<br />

Starke Resonanz fand auch die Ausschreibung<br />

eines Kirchboot-Rennens, zu dem sich sage und<br />

schreibe 15 Teams mit jeweils 14 <strong>Ruder</strong>ern<br />

meldeten, darunter die „Sparkassen-Torpedos“,<br />

die zunehmend Gefallen an der <strong>Ruder</strong>ei finden,<br />

und die „Fußball-Amazonen“ von Viktoria Krefeld.<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

3<br />

Nach heftig umjubelten Ausscheidungsrennen<br />

über die ganz kurze Sprintdistanz (220 m) setzte<br />

sich im Finale der drei besten Teams echte<br />

Klasse durch. Die „begnadeten Körper“ der „Old<br />

Coaches“ (mit Ulli Troitzsch und Björn Bunse),<br />

wie Sprecher Orlowski spottete, brachten ihr<br />

Kirchboot so in Schwung, dass die ebenfalls<br />

technisch sauber eintauchenden <strong>Ruder</strong>er der RG<br />

Speyer keine Chance hatten. Das mussten auch<br />

unsere „Starken Rhein-<strong>Ruder</strong>er“ einsehen, die<br />

dafür später im Festzelt und an der Theke<br />

eindeutig obsiegten.<br />

Mit einbrechender Dunkelheit gingen am<br />

Samstagabend gegen 20 Uhr die Scheinwerfer<br />

über dem See an, die Jugendriege illuminierte<br />

das Siegerpodest mit Pechfackeln, und die<br />

Streckensprecher Boris Orlowski und Michael<br />

Hein verkündeten zur Fanfare live über<br />

„<strong>Ruder</strong>Radio.de“: „Finale-Time.“<br />

Die sechs Endläufe des ersten Blocks waren<br />

zugleich Höhepunkt und Abschluss des ersten<br />

Meisterschaftstages mit Gänsehaut-Atmosphäre.<br />

Nur bis zum dritten Rennen warten mussten die<br />

heimischen Zuschauer, bis ihnen Manuela<br />

Staelberg und die erfolgsverwöhnte Lisa<br />

Schmidla die erste Goldmedaille bescherten. Der<br />

Juniorinnen-Doppelzweier A hatte sich zu einem<br />

Herzschlagfinale entwickelt, in dem letztlich<br />

35/100 Sekunden über die Farbe der Medaillen<br />

entschieden.


Als die Boote am Steg anlegten und die Juniorinnen<br />

im Schein der Fackeln zum Siegertreppchen<br />

geleitet wurden, kannte niemand die genaue<br />

Platzierung. So nahmen Manuela und Lisa<br />

zunächst Aufstellung hinter Platz 3. Als sie durch<br />

die Ansage nicht nur hier, sondern auch noch<br />

von Platz 2 „verscheucht“ wurden, dämmerte<br />

ihnen langsam, dass ihnen das oberste Treppchen<br />

gehörte. Gold. Ein lautes Juchzen, und<br />

dann lagen sich unsere „Golden Girls“ in den<br />

Armen und vergossen erst mal ein paar<br />

Freudentränen.<br />

Für eine unterhaltsame Showeinlage auf dem<br />

Siegerpodest sorgte Einer-Star Marcel Hacker,<br />

der es sich zum Abschluss der Saison nicht<br />

nehmen ließ, für seinen Verein Frankfurter<br />

<strong>Ruder</strong>gesellschaft „Germania“ in den ungesteuerten<br />

Männer-Doppelvierer zu steigen und<br />

zur Bronzemedaille beizutragen. Hacker, ein<br />

„echtes Tier“, wie ihn <strong>Ruder</strong>er wohl anerkennend<br />

bezeichnen würden, hatte im Rennen einen<br />

Kohlefaser-Skull zerlegt und trug die traurigen<br />

Reste vor sich her, um dann mit einem Tanz-<br />

Solo zu glänzen.<br />

Übrigens gab der populärste deutsche <strong>Ruder</strong>er,<br />

dem eigentlich der Ruf eines launischen Einzelkämpfers<br />

vorauseilt, an beiden Tagen bestens<br />

gelaunt und unermüdlich dem kleinen <strong>Ruder</strong>nachwuchs<br />

Autogramme am New-Wave-Stand.<br />

Krefeld erlebte einen sehr sympathischen <strong>Ruder</strong>-<br />

Kumpel Hacker, der zur abendlichen Disko<br />

abtanzte, sich ein Pfeifchen rauchte, nicht ins<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

4<br />

Bier spuckte, und am nächsten Tag im Mixed-<br />

Doppelvierer Gold holte. So sollen <strong>Ruder</strong>er sein.<br />

Höhepunkt der Nacht-Session der Sprintmeisterschaften<br />

war natürlich der Achter, für den sich<br />

unser Boot als Revanche für die Schmach der<br />

Landesmeisterschaften gute Chancen<br />

ausrechnete, zumal Jochen Urban das ohnehin<br />

starke Boot noch weiter verstärkte. Tatsächlich<br />

ließ unser Achter nichts anbrennen und zu<br />

keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen, wer hier<br />

siegen würde. Mit mehr als zwei Sekunden<br />

Vorsprung und einer Zeit von 1:07,78 min.<br />

rauschte das von der Sparkasse zum <strong>Ruder</strong>tag<br />

gesponserte Empacher-Boot durchs Ziel.<br />

Leider konnten unsere Achter-Recken um<br />

Schlagmann Sebastian Fürst, unseren reaktivierten<br />

„Alt-Steuermann“ Stefan Lier und<br />

Geburtstagskind Thorben Henning den Gold-<br />

Lohn nicht direkt im Anschluss in dieser magischen<br />

Abendstimmung in Empfang nehmen. Der<br />

Protest eines Bootes aus dem hinteren Feld – ein<br />

Steuermann will eine Boje nicht gesehen haben,<br />

worauf das Boot die Bahn eines anderen kreuzte<br />

– sorgte dafür, dass die im Regelwerk vorgesehene<br />

Prozedur ablief. Schriftliche Begründung,<br />

Zeitfrist, Rechtsausschuss, Entscheidung – zu<br />

fortgeschrittener Stunde griff Boris Orlowski noch<br />

mal zum Mikro und versicherte, dass nun wirklich<br />

der CRC-Achter gewonnen habe, keine Rennwiederholung<br />

drohe und es am Sonntag eine<br />

würdige Siegerehrung gebe. Das war dann auch<br />

so – obwohl: Bei strahlender Sonne und dem


zeitlichen Abstand ließ sich der abendliche<br />

Zauber nicht wiederholen.<br />

Der zweite Finaltag begann, wie der erste<br />

aufgehört hatte: mit einem Meistertitel für den<br />

CRC. Der von Kristin Heume gesteuerte Männer-<br />

Vierer war im Ziel deutlich vorn. Und kaum hatte<br />

Helmut Griep, der Vorsitzende des Deutschen<br />

<strong>Ruder</strong>verbandes, die Ehrung vorgenommen,<br />

jubelte der CRC erneut. Die unglaubliche Lisa<br />

Schmidla und Johanna te Neues, ihre Meister-<br />

Partnerin der U17-Meisterschaften von Brandenburg,<br />

fuhren den Juniorinnen-Doppelzweier B<br />

nach Hause, wie sie wollten. Ergänzt um die<br />

Davids-Schwestern Sara und Miriam holten sich<br />

beide wenig später auch noch Silber im<br />

gesteuerten Doppelvierer dieser Altersklasse.<br />

Hier wächst in der Tat eine neue goldene<br />

Generation heran.<br />

Meisterschaftsformat hatte auch das Unterhaltungsprogramm.<br />

Das Festzelt bewährte sich<br />

am empfindlich kühl werdenden Samstagabend<br />

perfekt, so dass der DJ bis zu später Stunde ein<br />

erfreulich gut gefülltes Zelt mit einem tanzfreudigen<br />

Publikum vorfand. Zur sonntäglichen<br />

Mittagspause spielte die „Jackpot Blues Band“<br />

mit unserem <strong>Club</strong>mitglied Joachim Watzlawik an<br />

den Drums hinreißenden Blues-Rock. Vielleicht<br />

sollten wir mit diesen älteren Herren mal einen<br />

Abend an der Bataverstraße verbringen...<br />

Im letzten Final-Block gab es weitere Medaillen<br />

für unsere Aktiven, die überraschendste durch<br />

unseren israelisch-holländischen <strong>Ruder</strong>import<br />

Raanan Genah, der Bronze gewann und damit<br />

andeutete, dass er vielleicht tatsächlich bei den<br />

Olympischen Spielen 2012 in London für sein<br />

Heimatland im Einer starten könnte.<br />

Und dann gehörten die 11. Deutschen Sprintmeisterschaften<br />

in Krefeld der Vergangenheit an<br />

– unzweifelhaft sportlich und organisatorisch ein<br />

Höhepunkt in unserer langen Vereinsgeschichte.<br />

Peter Bauland<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

5<br />

Deutsche Meister und<br />

Medaillengewinner<br />

• Goldmedaille<br />

Männer-Achter<br />

Sebastian Fürst, Thorsten Hütz, Dirk Marterer,<br />

Lars Henning, Jochen Urban, Thorben Henning,<br />

Larus Melka, Marc Benger, Steuermann Stefan<br />

Lier<br />

Männer-Vierer mit Steuermann<br />

Sebastian Fürst, Thorsten Hütz, Dirk Marterer,<br />

Lars Henning, Steuerfrau Kristin Heume<br />

A-Juniorinnen-Doppelzweier<br />

Manuela Staelberg, Lisa Schmidla<br />

B-Juniorinnen-Doppelzweier<br />

Lisa Schmidla, Johanna te Neues<br />

• Silbermedaille<br />

A-Junior-Doppelvierer ohne Steuermann<br />

Robert Schneider, Andreas Baloghy, Jan Niklas<br />

Glameyer, Simon Draber<br />

B-Junioren-Doppelvierer mit Steuermann<br />

Fritz Ebner, Leonhardt Zerni, Gunnar Theissen,<br />

Alexander Thierfelder, Steuermann Johannes<br />

Schregel<br />

B-Juniorinnen-Doppelvierer mit Steuermann<br />

Lisa Schmidla, Johanna te Neues, Sara Davids,<br />

Miriam Davids, Steuermann Johannes Schregel<br />

B-Junioren-Mixed-Doppelvierer mit Steuermann<br />

Fritz Ebner, Leonhardt Zerni, Lisa Schmidla,<br />

Johanna te Neues, Steuermann Johannes<br />

Schregel<br />

• Bronzemedaille<br />

Männer-Einer<br />

Raanan Genah<br />

A-Junior-Doppelzweier<br />

Robert Schneider, Andreas Baloghy<br />

A-Junioren-Mixed-Doppelvierer ohne<br />

Steuermann<br />

Robert Schneider, Andreas Baloghy, Manuela<br />

Staelberg, Johanna te Neues<br />

B-Junior-Achter<br />

Pierre Hein, Thorsten Erbslöh, Finn van Erp,<br />

Tobias Dresely, Fritz Ebner, Leonhardt Zerni,<br />

Gunnar Theissen, Alexander Thierfelder,<br />

Steuerfrau Kristin Heume.


Sechs CRC-Titel bei<br />

Landesmeisterschaften in Köln<br />

Goldene Saisonbilanz<br />

weiter poliert<br />

Viele Freunde und Familienangehörige waren im<br />

September zu den Landesmeisterschaften der<br />

<strong>Ruder</strong>er nach Köln gefahren und erlebten am<br />

Fühlinger See einen glanzvollen Auftritt der<br />

Aktiven des <strong>Crefelder</strong> <strong>Ruder</strong>-<strong>Club</strong>s. Mit sechs<br />

Meistertiteln wurde die ohnehin goldene<br />

Saisonbilanz weiter aufpoliert.<br />

Am Finaltag um zehn Uhr früh waren Andreas<br />

Baloghy und Robert Schneider im Junioren-<br />

Doppelzweier A die ersten Landesmeister 2007<br />

am Siegersteg. Nach einem engagierten Rennen<br />

fuhren sie einen überlegenen Start-Ziel-Sieg<br />

heraus. Im Endspurt entschied nach hartem<br />

Bord-an-Bord-Kampf der ungesteuerte Männer-<br />

Vierer mit Sebastian Fürst, Thorsten Hütz, Dirk<br />

Marterer und Lars Henning den Endlauf für sich.<br />

Ebenfalls im Finish behauptete sich der Junioren-<br />

Achter B mit Fritz Ebner, Tobias Dresely,<br />

Alexander Thierfelder, Leonhard Zerni, Gunnar<br />

Theissen, Finn van Erp, Thorsten Erbslöh, Pierre<br />

Hein und Steuerfrau Kristin Heume. Erfolge auf<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

6<br />

ganzer Linie feierten die B-Juniorinnen Lisa<br />

Schmidla und Johanna te Neues. Zunächst<br />

gewannen beide gemeinsam den Doppelzweier<br />

und traten dann im Einer-Finale gegeneinander<br />

an. Hier siegte Lisa vor Johanna - Doppelsieg.<br />

Und schließlich fuhr auch der Junioren-<br />

Doppelvierer mit Fritz Ebner, Leonhard Zerni,<br />

Alexander Thierfelder, Gunnar Theissen und<br />

Steuerfrau Kristin Heume einen überlegenen<br />

Sieg ein. Enttäuscht war lediglich der Männer-<br />

Achter, der seiner Favoritenrolle nicht gerecht<br />

werden konnte (Bild oben). Dennoch reichte es<br />

nach einer Auswertungskorrektur in der<br />

Gesamtwertung der Landesmeisterschaften zu<br />

einem klaren Sieg vor dem Essener<br />

<strong>Ruder</strong>regattaverein.


Karibische Stimmung beim<br />

4. Krefelder <strong>Ruder</strong>tag<br />

Vom Bootshaus am Elfrather See tönten<br />

karibische Klänge einer Band in den Abend –<br />

stimmungsvoller Abschluss des 4. Krefelder<br />

<strong>Ruder</strong>tages. 250 <strong>Ruder</strong>er, allesamt mehr oder<br />

weniger unerfahren im Umgang mit Skulls,<br />

<strong>Dollen</strong> und Rollsitzen, hatten am 18. August<br />

sechs Stunden lang in insgesamt 31 Rennen<br />

über die zuschauerfreundliche Distanz von 200<br />

Metern das beste der 62 gemeldeten Teams<br />

ermittelt. In den Wochen zuvor hatten sie unter<br />

Anleitung von erfahrenen CRC-<strong>Ruder</strong>ern in<br />

einem Schnellkurs das <strong>Ruder</strong>n erlernt.<br />

So traten dann Banker in gesteuerten Gig-<br />

Vierern gegen Architekten, Juristen, Apotheker<br />

oder gegen handfeste Jungs von Voith an, um<br />

den Gewinner des Jedermann-Cups zu ermitteln.<br />

Lautstark angefeuert wurden sie von Freunden<br />

und Familienmitgliedern, die die Zuschauerränge<br />

mit rund 1.000 Besuchern wie auf einer<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

7<br />

Meisterschaft füllten. Am Ende konnte es nur<br />

einen Sieger geben: die „STEEListischen<br />

COILer“ von Thyssen Krupp, die bei der ersten<br />

Teilnahme sofort den Cup holten.<br />

Trainiert, betreut und in den Rennen bestens<br />

gesteuert von Miriam Woiwod, als Steuerfrau<br />

Bronzemedaillegewinnerin bei den Deutschen<br />

Meisterschaften von 2004, ließen Schlagfrau<br />

Nicole Stock, Ingo Schael, Achim Vohl und<br />

Volker Jungen keinen Zweifel an ihren<br />

Ambitionen. Knapp dahinter auf Platz 2 landeten<br />

die „ÜFÜFÜS“, Tennisspieler des TV Vennikel,<br />

allesamt älter als 55, und auf Platz 3 wie im<br />

Vorjahr die „Cast Iron-Men“ von Siempelkamp.<br />

Im Trockenrudern auf dem Ergometer gewann<br />

Yvonne Hendrix von den Spakassen-„Torpedos“<br />

den Ergo-Cup der Frauen; bei den Männern<br />

siegte der bärenstarke Daniel Kleinen, obwohl er<br />

zwischendurch vom Rollsitz gerutscht war.


Neben diesem breitensportlichen Leistungsmessen<br />

gab es aber auch ein spitzensportliches<br />

Highlight. Im Städtecup der Männerachter hatten<br />

es die erfolgsverwöhnten Recken des CRC,<br />

Dritte der Deutschen Meisterschaften, u.a. mit<br />

Düsseldorf, Neuss und Essen zu tun. In fünf<br />

Ausscheidungsrennen über die Sprintdistanz<br />

standen sich im Finale der CRC und ETUF<br />

Essen gegenüber, das die CRC-Männer von<br />

Steuerfrau Kristin Heume mit einer halben<br />

Luftkastenlänge für sich entschieden.<br />

Damit feierte das neue Rennboot, das Friedhelm<br />

Friedrichs vom Sponsor Sparkasse zuvor auf den<br />

Namen „Herkules“ getauft hatte, einen erfolgreichen<br />

Einstand. Ihre eigene Taufzeremonie<br />

zelebrierten dann zur Freude der Zuschauer bei<br />

der Siegerehrung auch die <strong>Ruder</strong>er. Nicht nur die<br />

Steuerfrau musste traditionsgemäß im See<br />

baden gehen; zum Schluss lag die komplette<br />

Achterbesatzung um Schlagmann Sebastian<br />

Fürst im Wasser.<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

8<br />

Bei der Bootstaufe des neuen Rennachters<br />

lüftete Friedhelm Friedrichs, Leiter des Eventmarketings<br />

der Sparkasse, das Geheimnis, wie<br />

unser Vorsitzender Sponsoren akquiriert. „Herr<br />

Jansen hat am Telefon eine so lange Liste mit<br />

den Erfolgen seiner <strong>Ruder</strong>er vorgetragen, dass<br />

ich gar keine andere Wahl hatte als Ja zu<br />

sagen.“ Somit hat die Sparkasse nach dem<br />

Rennvierer beim <strong>Ruder</strong>tag vor einem Jahr ein<br />

weiteres Mal in die Sponsoring-Kasse gegriffen<br />

und das neue Empacher-Flaggschiff unseres<br />

Vereins kräftig bezuschusst. Steuerfrau Kristin<br />

Heume bedankte sich bei der Siegerehrung des<br />

Achters bei der Sparkasse für das neue Boot,<br />

worauf ihre siegreichen Männer das lautstark mit<br />

einem „Hip-Hip-Hurra“ bekräftigten.


Apropos Sponsoren. Ohne sie kommt ein<br />

sportlich erfolgreicher, deswegen finanziell aber<br />

auch sehr aufwändiger Verein wie unser CRC<br />

nicht aus. Schön, dass sich immer mehr<br />

Krefelder Unternehmen bereit finden, uns zu<br />

unterstützen – im Großen aber auch im Kleinen.<br />

So gab es für die drei Erstplatzierten des<br />

Jedermann-Cups nicht nur Pokale, sondern auch<br />

Sachpreise. Die <strong>Ruder</strong>er der „STEEListischen<br />

COILer“ plus Steuerfrau dürfen dank Tölke&<br />

Fischer, für die Christoph Tölke den Preis<br />

überreichte, mit einem geräumigen VW Passat<br />

nach Wolfsburg und dort die sehenswerte<br />

Autostadt besuchen. Vorjahressieger RSC Moers<br />

hat im Programmheft geschildert, was dort die<br />

Besucher erwartet.<br />

Christoph Borgmann, Geschäftsführer von<br />

Borgmann Sport, überreichte den Zweitplatzierten<br />

„ÜFÜFÜS“ Gutscheine für einen<br />

Einkauf. Für die ambitionierten Tennisspieler<br />

dürfte es sicher nicht schwer sein, das Passende<br />

bei Borgmann zu finden. Übrigens überlegt der<br />

Borgmann-Chef, ob beim nächsten <strong>Ruder</strong>tag<br />

auch sein Unternehmen wenigstens ein Boot<br />

zum Cup meldet.<br />

Die Firma Siempelkamp, vertreten durch<br />

Roland Lang, spendierte dem drittplatzierten<br />

Team ein Abendessen und musste erleben, dass<br />

sich wie im Vorjahr das Siempelkamp-Boot den<br />

Preis einheimste. Jetzt wird gemutmaßt, dass<br />

Essen und Trinken so üppig sind, dass die „Iron-<br />

Men“ absichtlich an den Plätzen 1 oder 2<br />

vorbeigerudert sind.<br />

Ein besonderes Vergnügen bereitete es unserem<br />

Sportvorstand Philipp te Neues, das beste<br />

„Frauenboot“ zu ehren (Bild oben links). Als<br />

Coach und Steuerfrau hatte seine Stefanie<br />

maßgeblichen Anteil, dass es für die „<strong>Ruder</strong>-<br />

Mikado“ mit Barbara Freundlieb, Martina Meyer-<br />

Krott, Maria Fassin und Monika Arens ganz ohne<br />

Männer so gut lief.<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

9<br />

Bürgermeisterin Jutta Pilat übernahm für die<br />

Stadt Krefeld die Aufgabe, die Pokale an den die<br />

Sieger zu überreichen und lobte das Engagement<br />

des CRC, den <strong>Ruder</strong>sport in Krefeld<br />

populär zu machen.<br />

Vom <strong>Ruder</strong>er-Landesverband NRW war der<br />

Vorsitzende Eberhard Moog zu Besuch – ein<br />

guter alter Bekannter am Elfrather See, der<br />

meinte: „Diese einzigartige Veranstaltung schlägt<br />

alles, was ich bisher gesehen habe.“<br />

Als Betreuer der „Kammerherren“ und „Kammerzofen“<br />

fungierte Dr. Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

Mittlerer Niederrhein, der seinen<br />

<strong>Ruder</strong>ern auch schon mal ein Tablett Pils als<br />

erlaubtes Stärkungsmittel ausgab (Bild oben<br />

rechts).<br />

Als logistisch sehr durchdacht präsentierte sich<br />

die Hochschule Niederrhein, die auf einem<br />

Campingtisch als Homebase reichlich Mineralwasser,<br />

Bananen und andere unbekannte Starkmacher<br />

anboten. Pressesprecher Rudolf Haupt,<br />

selbst früher aktiver <strong>Ruder</strong>er, erklärte die hervorragende<br />

naturwissenschaftliche Bedeutung des<br />

<strong>Ruder</strong>ns als angewandte Physik mit Kraft und<br />

Hebeln. Nun ist Theorie nicht alles; entscheidend<br />

ist auf’m Wasser.<br />

Zur Siegerehrung des Städte-Achters erschien<br />

Achter-Recke Thorben Henning mit einem Baby<br />

im Arm. Haben wir da etwas verpasst? Das Kind<br />

trug auf seinem Strampler unser <strong>Club</strong>wappen<br />

und erwies sich damit als jüngstes Mitglied. Da<br />

aber Thorben weder Geschlecht noch Namen<br />

des Babys wusste, war er schnell als Hochstapler<br />

enttarnt. Des Rätsels Lösung: Die Kleine<br />

ist die Tochter unseres Israelis Raanan Genah.<br />

Peter Bauland


<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

10


Riemenbruch<br />

bei der WM in München<br />

Jochen für<br />

Olympia qualifiziert<br />

Das größte Ereignis des <strong>Ruder</strong>jahres ist ohne<br />

Zweifel eine Weltmeisterschaft – vor allem eine<br />

im eigenen Land. Irgendwie hoffte die deutsche<br />

<strong>Ruder</strong>familie auf ein ähnliches Sommermärchen<br />

wie bei der Fußball-WM. Mit Partner Andi<br />

Penkner war Jochen im Zweier-ohne am Start<br />

mit dem primären Ziel, die Olympiaqualifikation<br />

(11. Platz) zu erreichen, aber möglichst auch<br />

noch das Ergebnis vom letzten Jahr (5.) zu<br />

wiederholen bzw. zu verbessern.<br />

Für unseren CRC<br />

etwas überraschend,<br />

nichtsdestoweniger<br />

erfreulich wurden<br />

Christoph Schregel<br />

als Ersatzmann des<br />

leichten Doppelvierers<br />

und Raanan<br />

Genah für den<br />

Männer-Einer (Israel)<br />

nominiert (Bild unten<br />

rechts). Christoph<br />

konnte im Rennen<br />

der Ersatzleute<br />

gegen einen leichten und vier schwere Gegner<br />

den 2. Platz belegen und durfte bei der von ca.<br />

15.000 Zuschauern besuchten Eröffnungsfeier<br />

die deutsche Mannschaft repräsentieren.<br />

Von insgesamt 20 CRC-Schlachten-bummlern<br />

angefeuert, absolvierten Jochen und Raanan ihre<br />

Vorläufe wie zu erwarten, bis Jochen im<br />

Halbfinale die gut gemeinten Wünsche nach<br />

Riemen- und <strong>Dollen</strong>bruch etwas zu wörtlich<br />

nahm: Mit dem ersten Schlag gab der Holzgriff<br />

auf Jochens Brachialgewalt nach und zerbrach in<br />

der Mitte des Griffs. Mit dem explosionsartigen<br />

Knall löste sich nicht nur der Griff in Wohlgefallen<br />

auf, auch die sorgsam aufgebaute Spannung war<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

11<br />

weg. Einhändig ging es zurück ins Ziel. Die<br />

Startzeit wurde neu festgesetzt. Eine Stunde<br />

blieb, um einen neuen Riemen einzustellen, sich<br />

neu zu motivieren und wieder loszulegen.<br />

Den heiß ersehnten 3. Platz, der zum Einzug ins<br />

A-Finale berechtigt, konnte Jochen nicht<br />

erreichen. Lag es am Riemenbruch? Oder daran,<br />

dass zur späteren Startzeit der starke<br />

Gegenwind verschwunden war? Oder waren<br />

einfach noch mehr hochkarätige Mannschaften<br />

im Wettbewerb? Mit diesen ungeklärten Fragen<br />

und einer gehörigen Portion Frustration gingen<br />

Jochen und Andy ins B-Finale und erreichten mit<br />

einer großen Motivationsleistung den 9. Platz<br />

und zogen damit deutlich das Olympia-Ticket.<br />

Raanan belegte bei seiner ersten WM-Teilnahme<br />

nach nur 2 Jahren <strong>Ruder</strong>ausbildung den 27.<br />

Platz und konnte 2 <strong>Ruder</strong>er hinter sich lassen.<br />

Immerhin.<br />

Die <strong>Ruder</strong>-WM war sicherlich kein Sommer-<br />

Märchen – die Begeisterung der Zuschauer und<br />

die Stimmung der gesamten Regatta, besonders<br />

am Final-Wochenende, allerdings gigantisch und<br />

absolut sensationell. Pro Tag feuerten mehr als<br />

10.000 Zuschauer die <strong>Ruder</strong>er aller Nationen an.<br />

In der nächsten Saison gibt es keine WM, da die<br />

Olympischen Spiele in Peking anstehen.<br />

Für die anstehenden Aufgaben wünschen wir<br />

Jochen und den anderen Athleten Riemen- und<br />

<strong>Dollen</strong>bruch – versteht es bitte nur nicht wieder<br />

wortwörtlich. Christoph Lüke


Jochen Urban: der Popstar<br />

der Münchener Boulevard-Presse<br />

"Die Liebes-WM"<br />

Da waren wir 600 Kilometer weit nach München<br />

zur <strong>Ruder</strong> Weltmeisterschaft 2007 gefahren, um<br />

insbesondere einen Teilnehmer zu sehen, ja<br />

siegen zu sehen: nämlich unser CRC Mitglied<br />

Jochen Urban. Natürlich auch die <strong>Ruder</strong> WM als<br />

Ganze, aber alle fieberten auf diesen einen Lauf<br />

hin, in dem sich Jochen für das Finale<br />

qualifizieren musste. Auf einer riesigen Leinwand<br />

gegenüber unseren Tribünenplätzen konnte man<br />

bestens den Start dieses Rennens sehen.<br />

Doch dann einige Sekunden der Verwirrung. Wo<br />

war Jochen? Man sah nur die anderen Boote.<br />

Und die hörten auf einmal auf zu rudern. Das<br />

Rennen war gestoppt worden. Die Kamera zoomt<br />

auf Jochens Boot. Unglaublich, der Griff seines<br />

<strong>Ruder</strong>riemens war gebrochen. Jochen hält das<br />

<strong>Bruch</strong>stück in die Kamera. Das Rennen musste<br />

verschoben werden.<br />

Natürlich kommen immer mal wieder technische<br />

Pannen bei einem Rennen vor, aber solch ein<br />

<strong>Bruch</strong> hat wahrhaftig Seltenheitswert. Die<br />

Vermutungen und Gerüchte schossen ins Kraut:<br />

Waren da nicht zwei kanadischen Holzfäller im<br />

Konkurrenz-Boot, denen man gute Schnitzkünste<br />

nachsagte, und hatten die nicht vielleicht sogar<br />

besondere Beziehungen zu einer großen<br />

Baumarktkette, welche die unglaublichsten<br />

Sägewerke auf Lager hat? - Quatsch, natürlich<br />

ist der <strong>Bruch</strong> darauf zurückzuführen, dass<br />

Jochen offensichtlich solch unwahrscheinliche<br />

Kräfte besitzt, dass die Bootsbauer nun<br />

umdenken müssen.<br />

Leider klappte es dann beim verschobenen<br />

Rennen nicht mehr so gut wie erhofft, so dass<br />

Jochen ins B-Finale musste, sich aber dort mit<br />

einem dritten Platz für die kommende Olympiade<br />

qualifizierte. Aber eins war uns sicher, dieses<br />

spektakuläre Geschehen würde seinen Widerhall<br />

in der Presse haben. Und tatsächlich: Jochen<br />

Urban war der Held der Münchener<br />

Abendzeitung.<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

12<br />

Aber ganz anders als erwartet. Unter der rot<br />

eingefärbten Überschrift "Die Liebes-WM" ist<br />

Jochen Händchen in Händchen mit seiner<br />

Freundin Marlene abgebildet. Und weil Marlene<br />

Sinnig im Damen-Achter rudert, prangt über der<br />

Headline ein Foto, auf dem der ganze Damen-<br />

Achter vor Freude in die Luft springt. Im Artikel<br />

findet sich zwar ein kurzer Hinweis darauf, dass<br />

Jochen und Andreas Penkner das Finale<br />

verpasst haben, aber ansonsten Soap Opera<br />

vom Feinsten.<br />

Da sagt Marlene laut AZ:<br />

"Manchmal fragt er mich,<br />

ob ich ihn noch lieb habe,<br />

wenn er nicht gewinnt."<br />

Und der Autor Joscha<br />

Thieringer enthüllt sodann<br />

dem zu Tränen gerührten<br />

Zeitungsleser: "Deshalb<br />

ist sie zwei Stunden<br />

später ganz lieb zu ihm<br />

auf der Tribüne. Ein<br />

Küsschen lässt ihn wieder<br />

lächeln… Aus der <strong>Ruder</strong>-<br />

Romanze ist Liebe geworden. Sie stammt aus<br />

Rostock, er aus Krefeld, jetzt sind sie im Pott<br />

vereint: In Dortmund steht das Bundesleistungszentrum<br />

des DRV. Zur WM kamen sie als<br />

Liebespaar."<br />

Wenn es einen Preis gäbe für beste Boulevard-<br />

Artikel – AZ-Journalist Thieringer wäre ein<br />

Anwärter. Er steht ganz offensichtlich in der<br />

Tradition von "Lore-Roman" und "Förster im<br />

Silberwald". Aber wahrscheinlich ist er ein<br />

Zögling von "Waldi" Hartmann, dem bayrischen<br />

Rudi Carrell der Sportreporter. Realität und<br />

Satire sind in dieser Journalisten-Schule nicht<br />

mehr zu unterscheiden. Einfach Klasse.<br />

Dirk Peterke


Doppelzweier Schregel/Koch:<br />

Platz 5 in Europa<br />

Wichtige Erkenntnis:<br />

Oben ist die Luft dünn<br />

Während Jochen Urban nach strapaziöser<br />

Saison eine Wettkampfpause einlegte, wurden<br />

die Bronze-Gewinner der U23-Weltmeisterschaft,<br />

Christoph Schregel und Moritz Koch, für die<br />

erstmals seit 1973 wieder ausgetragenen<br />

Europameisterschaften der <strong>Ruder</strong>er nominiert.<br />

Im polnischen Poznan setzten sich die beiden<br />

Skuller des <strong>Crefelder</strong> <strong>Ruder</strong>-<strong>Club</strong>s in den Vor-<br />

und Halbfinalläufen sicher durch und belegten im<br />

Finale einen achtbaren fünften Platz. Rückblick<br />

auf eine bemerkenswerte Saison von Moritz<br />

Koch.<br />

Durch glückliche Fügung (oder was auch immer)<br />

bekamen Christoph und ich in dieser Saison die<br />

Chance, einen Vereinsdoppelzweier auf der<br />

Regatta in Ratzeburg zu fahren. Dieser so nie<br />

ausprobierte Zweier lief zum Erstaunen aller so<br />

gut, dass wir alles auf eine Karte setzten und für<br />

die Deutsche Meisterschaft meldeten. Dort<br />

konnten wir uns dann sogar für die U23-<br />

Weltmeisterschaften in Schottland qualifizieren<br />

und am Ende eine Bronze-Medaille errudern.<br />

Dies an sich war für uns schon ein toller Erfolg,<br />

der uns außerdem für die Europameisterschaft in<br />

Poznan qualifizierte. Hieran durften – eigentlich<br />

klar - nur europäische Verbände teilnehmen; bei<br />

früheren EM-Regatten waren noch alle Länder<br />

weltweit zugelassen. Außerdem galt die U23-<br />

Altersbeschränkung nicht mehr, so dass wir in<br />

der offenen Männerklasse starteten. Unsere<br />

Gegner waren demzufolge Teilnehmer von<br />

Olympia und der WM in München wie z.B.<br />

Griechen, Polen und Ungarn. Die Chancen<br />

waren also ganz anders einzuordnen als bei der<br />

U23-WM.<br />

Aber natürlich war es eine einmalige<br />

Gelegenheit, Deutschland bei solch einer für uns<br />

sehr hochkarätigen Regatta zu repräsentieren,<br />

bei der wir erstmals erlebten, wie es in der<br />

Königsklasse des <strong>Ruder</strong>sports zuging. Somit war<br />

unser Ziel gar keine Medaille, sondern das<br />

Erreichen des A-Finales.<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

13<br />

Hierbei sollte ich anmerken, dass natürlich nicht<br />

nur Weltklasseboote an den Start gingen, da<br />

viele WM-Teilnehmer von München vom <strong>Ruder</strong>n<br />

erst mal nichts mehr wissen wollten. Deshalb<br />

hatten wir durchaus die Möglichkeit, durch<br />

konzentrierte <strong>Ruder</strong>arbeit unser Ziel zu<br />

erreichen.<br />

Die äußeren Bedingungen waren jedenfalls<br />

gegeben. Wir wohnten in einem luxuriösen Hotel<br />

mitten in Poznan zusammen mit dem deutschen<br />

<strong>Ruder</strong>team. Der Zusammenhalt der Gruppe war<br />

vom ersten Augenblick an kameradschaftlich,<br />

und das durchgehend schöne Wetter mit<br />

gleichmäßigem schwachen Wind ließ eher das<br />

Gefühl eines Urlaubs aufkommen als das einer<br />

Teilnahme an einer internationalen Regatta.<br />

Täglich fuhr uns ein Shuttlebus zur optisch<br />

schönen, weil in einem Freizeitpark gelegenen<br />

Regattastrecke. Die Stadt Poznan überraschte<br />

uns ebenfalls mit dem größten polnischen<br />

Einkaufscenter und einer urigen Altstadt.<br />

In unseren Qualifikationsrennen wurden wir<br />

zweimal hintereinander Zweiter, und die Zeiten<br />

der anderen Läufe lagen dicht an unseren.<br />

Tatsächlich erreichten wir so das A-Finale, bei<br />

dem uns vom vierten bis zum sechsten Platz alle<br />

Möglichkeiten offen standen.<br />

Unser Plan: von den ungefähr gleich schnellen<br />

Franzosen mitziehen lassen und dann im<br />

Endspurt das letzte Hemd geben. Leider gelang<br />

unsere gut gedachte Taktik nicht so recht. Am<br />

Ende belegten wir den fünften Platz. Die<br />

Medaillen wurden für uns unerreichbar<br />

ausgefahren, was zu erwarten war.<br />

Keineswegs enttäuscht, sondern mit neuer<br />

Erfahrung und einer Vorstellung von der nötigen<br />

Leistung im A- Bereich fuhren wir zufrieden und<br />

mit dem bleibenden Eindruck einer perfekt<br />

organisierten Europameisterschaft nach Hause -<br />

und endlich in Urlaub. Moritz Koch


Aus Johannas Tagebuch:<br />

U23-Weltmeisterschaft<br />

in Strathclyde<br />

Schottische Küche,<br />

Tränen und Zufriedenheit<br />

Von Johanna Davids<br />

Die Ergebnisse kennt mittlerweile jeder: eine<br />

Bronzemedaille und ein vierter Platz für die WM-<br />

Teilnehmer des CRC. Doch es gab auch<br />

besondere Augenblicke auf der Reise der vier<br />

CRC-Mitglieder in das Land der Schotten, die<br />

noch niemand kennt. Hier ein kleiner Ausschnitt<br />

aus Johannas persönlichem WM-Tagebuch.<br />

Für mich war es ein besonderes Erlebnis. Eine<br />

WM, weit weg, ich durfte fliegen. Über den<br />

Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein,<br />

alle Ängste, alle Sorgen, sagt man blieben<br />

darunter verborgen....Kraaaaadonggg.....das war<br />

die Landung. Auf den Boden der Tatsachen<br />

zurückgeholt, ging unsere Reise weiter. Mit<br />

Whisky und Schottenrock (allerdings nur im<br />

Schaufenster stehend) wurden wir am Flughafen<br />

empfangen.<br />

Mit einem Bus fuhren wir zur Regattastrecke, die<br />

nun über unser weiteres Schicksal entscheiden<br />

sollte. Die Spannung stieg, und niemand konnte<br />

es erwarten endlich als erster aufs Wasser zu<br />

blicken. Nachdem wir unendlich viele<br />

Geisterfahrer enttarnt hatten - die waren alle<br />

irgendwie etwas gestört...alle Autos fuhren auf<br />

der falschen Seite, überholten rechts und hatten<br />

manchmal keinen Fahrer -, kamen wir endlich an.<br />

Es war der Moment, als die Sonne das Wasser<br />

berührte (und das passiert in Schottland nicht<br />

alle Tage). Es ist mit Worten kaum zu<br />

beschreiben, ein Gefühl der Faszination und des<br />

Ankommens. Wir waren da. Wir hatten das Land<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

14<br />

und den See erreicht, wo wir nun zeigen durften,<br />

wofür wir das ganze Jahr lang trainiert hatten.<br />

Die unzähligen Trainingstage im kalten Winter<br />

wie im Sommer sollten sich nun auszahlen. Hier<br />

waren wir wieder unser eigener Herr und sollten<br />

uns abholen, was uns zustand.<br />

Siegen! Mit diesem Gedanken reiste jeder hier<br />

an. Nichts wäre schöner, als mit der<br />

Goldmedaille nach Hause zu fahren. Mama,<br />

Papa, Bruder und Schwester würden Augen<br />

machen. Oma und Opa würden weinen vor<br />

Freude... So in Gedanken versunken wurde es<br />

nun Ernst. Die Flaggen der Nationen begrüßten<br />

uns. Die deutsche Flagge schlängelte sich im<br />

Wind, der schon wieder die nächste Regenwolke<br />

herbei brachte.<br />

Wir stiegen aus dem Bus. Da war er, der See,<br />

wie ein glitzernder Kristall lag er da. Schnell<br />

wurden die Taschen im Mannschaftszelt<br />

abgestellt und das Boot aufgeriggert. Geschwind<br />

trugen wir die Riemen zum Steg, denn wir<br />

konnten es kaum erwarten, das Wasser zu<br />

testen. Dann glitt auch schon das Boot durchs<br />

Wasser. Schlag um schlag eroberten wir das<br />

Gewässer. Die erste Trainingseinheit auf dem<br />

neuen Territorium war geschafft. Es hatte Spass<br />

gemacht. So konnte es weiter gehen.<br />

Brrrrrr... - das war mein Magen. Wir hatten seit<br />

Stunden nichts mehr gegessen, und das gab mir<br />

mein Magen nun eindeutig zu spüren. Alle waren<br />

froh, als wir endlich mit dem Shuttle an der<br />

Unterkunft angekommen waren. In der University<br />

of Strathclyde fanden wir ein warmes Bett und<br />

eine funktionsfähige Dusche vor. ESSEN, das<br />

wollten jetzt alle. So war die Schlange vor der<br />

Ausgabe dementsprechend lang. Doch jedes<br />

Schlängchen hat ein Ende...Ich war an der<br />

Reihe!!!<br />

Aber was sahen meine Augen da, iiiiigittt, da<br />

verschlug es selbst meinem Magen die Sprache.


Gebratene Blutwurst, scharfe Saucen,<br />

schlabbrige Nudeln, Speck in extra Fettsuppe<br />

gebraten und vieles was sich nicht beschreiben<br />

lässt. Na ja, mit dem Geschmack ist das so eine<br />

Sache, darüber lässt sich bekanntlich streiten.<br />

Wir durften jedenfalls die schottische Küche in<br />

vollen Zügen genießen.<br />

Die nächsten Tage gingen schnell um. Die<br />

Spannung stieg und die Stimmung mit ihr. Die<br />

ersten Vorläufe wurden gefahren und gewonnen.<br />

Unser Vierer steigerte die Leistung von Rennen<br />

zu Rennen. Da wir erst seit kurzer Zeit<br />

zusammen fuhren, war es in den ersten Rennen<br />

zunächst etwas schwierig, aber so langsam<br />

kamen wir in Fahrt.<br />

Unser Duo Moritz und Christoph hatte es da<br />

etwas einfacher. Sehr gut aufeinander<br />

abgestimmt, schoben sie das Boot Rennen für<br />

Rennen weiter nach vorne. Jeder Atemzug<br />

brachte sie ihrem Ziel ein kleines Stückchen<br />

näher. So kam der Tag der großen<br />

Entscheidungen. Man macht die Augen auf und<br />

weiß: Heute ist es soweit. Die Konzentration<br />

wandert auf den höchsten Stand. Alles wird<br />

nochmal genau durchgegangen. Jeder Spurt,<br />

jeder Schlag, wird noch einmal im Kopf gefestigt.<br />

Dann ist es soweit. Alle Boote liegen am Start<br />

und das Startsignal ertönt. Nun gilt es alles aus<br />

sich herauszuholen. Die letzten Kräfte werden<br />

mobilisiert und Schlag um Schlag wird das Boot<br />

vorangetrieben. Das Ziel ist erreicht. Erschöpft<br />

liegt das Boot hinter der Ziellinie. Die Sieger<br />

schreien vor Freude. Die Zweiten und Dritten<br />

schließen sich dem an. Wir sind Vierte. Alles<br />

gegeben, bis zum Schluss gekämpft. Vierte.<br />

Tränen fließen. Tränen, die dem See mehr<br />

Wasser schenken. In diesem Moment vergaßen<br />

wir, dass es das beste Rennen war, was wir<br />

zusammen bestritten hatten.<br />

Doch der Höhepunkt für unseren <strong>Club</strong> sollte erst<br />

noch kommen. Zwei <strong>Ruder</strong>er aus einem Verein<br />

samt Trainer kamen von Krefeld nach<br />

Schottland, um ein Rennen zu bestreiten,<br />

welches der Verein wohl nie vergessen wird. Der<br />

Wind frischte noch einmal auf, und der vorher<br />

noch so harmlose Schiebewind mutierte zum<br />

Sturm. Die beiden <strong>Ruder</strong>er machten sich auf zum<br />

Start. Gespannt wartete die restliche Meute am<br />

Ufer auf das Signal. „Attention. Go!“ Die Boote<br />

schossen los. Die Daumen ließen sich nicht<br />

fester drücken, der Atem sich nicht länger<br />

anhalten. Da waren sie, die sechs Boote, die hier<br />

um den Titel kämpften. „Christoph! Moritz!“<br />

schallte es über das Wasser. Nun lagen sie auf<br />

guter dritter Position. Nur wenige Schläge und<br />

sie hätten das Ziel erreicht. Noch einmal ging ein<br />

Zittern durch die Reihen, würden sie den<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

15<br />

Vorsprung bis ins Ziel halten? Da erklingt die<br />

Zielhupe. Geschafft. Ein hervorragender dritter<br />

Platz für die beiden jungen Herren des CRC.<br />

Auch wenn es für die Goldmedaille nicht gereicht<br />

hat, war es ein unvergessliches Erlebnis.<br />

Neue Freundschaften wurden geknüpft, ein<br />

neues Land bzw. eine neue Regattastrecke<br />

kennen gelernt. So können wir in aller Ruhe<br />

weiter trainieren, denn die Goldmedaille haben<br />

wir ja noch nicht. Ich möchte mich auf diesem<br />

Weg ganz herzlich bei allen Mitgliedern<br />

bedanken, die uns in jener Zeit begeistert<br />

unterstützt haben. Und beim nächsten Mal dann<br />

Gold...<br />

Vor der U23-WM:<br />

Trainingslager in Ratzeburg<br />

Ratzeburg begrüßte uns mit einer steifen Brise.<br />

Die ersten Tage mit schlechtem Wetter wurde<br />

uns von Klubkameraden, die zufälligerweise auf<br />

Ehepaartour am gleichen Ort waren, mit einem<br />

köstlichen Fischessen versüßt.<br />

Die nächsten Tage brachten besseres Wetter<br />

und damit bessere <strong>Ruder</strong>bedingungen, die wir<br />

vor allem zur Verbesserung der Technik und zum<br />

Training von hohen Schlagfrequenzen nutzten.<br />

Im Fokus des Trainingslagers standen wegen der<br />

kurzen Zeit bis zum Wettkampf weniger die Verbesserung<br />

der physischen Möglichkeiten, sondern<br />

mehr der <strong>Ruder</strong>technik noch den letzten<br />

Schliff zu geben und sich an die Rennbelastung<br />

zu gewöhnen.<br />

Ein typischer Tagesablauf beinhaltete zwei<br />

Trainingseinheiten, die durch Dehn- und<br />

Kräftigungseinheiten ergänzt wurden, alle zwei<br />

Tage gab es eine freie Einheit. In der<br />

<strong>Ruder</strong>akademie wurden wir sehr gut verpflegt.<br />

Nur Moritz musste seine Ernährung durch<br />

Möhren und Cola light ergänzen, welche<br />

nachweislich die Regeneration und Kraft<br />

erhöhten.


Küstenrudern-WM vor Cannes<br />

Dabeisein war nicht alles:<br />

1x Gold, 1x Silber<br />

Von Vera Dresely<br />

Zum Ende einer sensationellen Saison machten<br />

sich die Senioren des CRC auf den langen Weg,<br />

bei den 1. World Rowing Coastal Championships<br />

in Cannes/ Mandelieu vielleicht doch noch eine<br />

letzte Medaille zu gewinnen. Insgesamt 1.200 km<br />

und 14 Stunden Fahrt lagen vor uns,<br />

abschrecken konnte uns das nicht. Selbst als wir<br />

völlig kaputt aus dem Bus fielen, war die<br />

Stimmung bestens. Strahlender Sonnenschein<br />

war Entschädigung genug.<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

16<br />

Unser Hotel war super, die Betten schienen auch<br />

bequem, doch der Test musste noch warten. Erst<br />

hieß es „Ab an den Strand“, das Boot finden und<br />

die erste Trainingsfahrt absolvieren. Unser<br />

Männervierer mit Lars Henning, Thorben<br />

Henning, Raanan Genah, Larus Melka und<br />

Steuerfrau Kristin Heume unternahm die<br />

Jungfernfahrt; wir Mädels durften am Strand<br />

bleiben und Fotos machen. Danach durfte Kristin<br />

sitzen bleiben, und wir, Johanna Davids, Theresa<br />

Hülsmann, Vera Dresely und Mona Benger,<br />

lösten die Jungs ab (Bilder oben).<br />

Zwei Tage waren fürs Training eingeplant, in<br />

denen wir versuchten, uns an den doch etwas<br />

stürmischen Wellengang zu gewöhnen. Schon<br />

bald war klar: Auch mit nassem Hintern kann<br />

man rudern – und: „Ja, Salzwasser brennt in den<br />

Augen.“ Es ist auch ganz normal, wenn die


Bugleute mal nicht auf, sondern über dem<br />

Wasser sind. Nicht stören lassen, einfach<br />

weitermachen. Und wenn euch schlecht ist,<br />

macht euch keine Sorgen: Wir haben eine<br />

Wasserablaufrinne.<br />

Zur Stärkung wurde jeden Tag im örtlichen<br />

Supermarkt eingekauft. Der Einkaufswagen<br />

diente mehr zum Wettrennen als zum Einkaufen.<br />

An dieser Stelle ein Lob an die Köche, besonders<br />

die vom ersten Abend: Das Essen war lecker<br />

gewürzt, und die Zwiebeln hat man kaum<br />

rausgeschmeckt.<br />

Am Freitag fing dann der Ernst des Lebens an,<br />

jedenfalls für die Männer. Es war Zeit für den<br />

Vorlauf, und es galt, von insgesamt 50 Booten<br />

unter die ersten 30 zu kommen, um dann am<br />

Samstag im Endlauf an den Start zu dürfen. Drei<br />

Viertel der 8 km langen Strecke führte das Boot<br />

des CRC. Dann überraschten die Verfolger mit<br />

einem Spurt, und die Krefelder wurden „nur“<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

17<br />

Zweite. Trotzdem: Der Endlauf war gesichert.<br />

Am nächsten Morgen war die Vorfreude groß,<br />

heute sollte es in die Finals gehen. Doch leider<br />

war der Wettergott dagegen. Orkanböen und<br />

Regen ließen die Veranstalter abbrechen. Die<br />

Finals wurden auf Sonntag verschoben und die<br />

Strecke auf ca. 6,5 km verkürzt. Die wichtigste<br />

Frage auf der Infoveranstaltung: „Und was ist mit<br />

der Party?“<br />

Sonntag morgen um neun: Start im Frauenvierer.<br />

Direkt am Anfang legte sich unser Krefelder<br />

Vierer nach vorne. Lange Zeit waren die<br />

zweitplazierten Polinnen nur eine halbe<br />

Bootslänge entfernt. Doch auf dem letzten Stück<br />

der Strecke gelang es uns, uns durch eine<br />

ausgefeilte „Wellenreittechnik“ abzusetzen. Im<br />

Ziel hatten wir dann gute fünf Längen Vorsprung.<br />

Mit dem Ton der Zielhupe rissen wir die Hände<br />

hoch: „Geschafft. Wir sind Weltmeister.“<br />

Am Strand war die Freude groß.<br />

Doch auch die Männer<br />

wollten ihr Können<br />

unter Beweis stellen.<br />

So ging Kristin wieder<br />

aufs Wasser zur Startlinie.<br />

Wieder sah es<br />

nach einem Sieg der<br />

Krefelder aus, doch wie<br />

zuvor im Vorlauf scheiterte<br />

unser Boot auf<br />

den letzten Kilometern.<br />

Die französische Mannschaft<br />

aus Saint-Malo<br />

sicherte sich die Goldmedaille,<br />

Krefeld wurde<br />

Zweiter. Die Freude<br />

war natürlich trotzdem<br />

riesig. Die Bilanz:<br />

einmal Weltmeister,<br />

einmal Vize – und das<br />

als völlige Laien im<br />

Küstenrudern. Das<br />

lässt sich sehen. Es<br />

war ein Riesenspaß,<br />

den wir 2008 wiederholen<br />

wollen. Wir müssen<br />

wir doch unsere<br />

Titel verteidigen.


Lovestory unseres<br />

holländisch-israelischen<br />

<strong>Ruder</strong>imports<br />

Wie Raanan Genah<br />

seine Nathalie kennen<br />

und dann <strong>Ruder</strong>n lernte<br />

Für sein Heimatland Israel nahm unser<br />

holländisch-israelischer <strong>Ruder</strong>import Raanan<br />

Genah an den <strong>Ruder</strong>weltmeisterschaften in<br />

München teil. Im Einer stand er zwar auf<br />

verlorenem Posten, schied früh aus und<br />

platzierte sich als 27. ziemlich weit hinten. Doch<br />

einige Wochen später gewann der 27-jährige<br />

„spätberufene“ <strong>Ruder</strong>er bei der Deutschen<br />

Sprintmeisterschaft auf dem heimischen Elfrather<br />

See im Einer die Bronzemedaille und deutete an,<br />

dass eine Qualifikation für die übernächsten<br />

Olympischen Spiele 2012 in London vielleicht<br />

doch nicht ganz so illusorisch ist.<br />

Raanans Geschichte, wie er zum <strong>Ruder</strong>n und<br />

zum CRC kam, ist eine Lovestory, wie sie das<br />

Leben manchmal bereit hält – aber wie sie so<br />

schön-kitschig eigentlich nur auf holländischen<br />

Hochzeits-Websites im Internet dargestellt wird.<br />

Unter dem Leitspruch "And the two shall become<br />

one" wird hier die Hochzeit zwischen dem<br />

„Meisje“ Nathalie Wassen aus Roermond und<br />

Raanan Genah am 28. Juli 2006 angekündigt, zu<br />

der übrigens auch eine CRC-Delegation geladen<br />

war. Vor allem wird auf den Webseiten die<br />

Vorgeschichte geradezu poetisch beschrieben.<br />

Raanan, so heißt es hier, ist geboren in Israel<br />

und wuchs dort auch als Jüngster unter fünf<br />

Brüdern auf. Als 15-Jähriger begann er mit Radrennen,<br />

fuhr ganz erfolgreich und zählte in Israel<br />

zur erweiterten Spitze. Seit 1998 kam Raanan<br />

jeden Sommer für ein paar Monate in die Niederlande,<br />

um zu trainieren und Rennen zu fahren.<br />

Im Sommer 2002 war Raanan wieder mal mit<br />

dem israelischen Radrennteam im Nachbarland.<br />

Und dann funkte es zwischen ihm und Nathalie.<br />

Lassen wir<br />

besser den<br />

Web-Poeten<br />

sprechen:<br />

„Der Zufall<br />

wollte es,<br />

dass<br />

Raanan mit<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

18<br />

seinem Team in der Nachbarschaft wohnten.<br />

Wenn Nathalie in ihrem Haus arbeitete, hatte sie<br />

schon längst gesehen, dass da eine Gruppe<br />

fremder Jungens in ihrer Straße lebte. Der<br />

riesige dunkelhaarige Junge war ja nicht zu<br />

übersehen, immer mit seinem Handy am Ohr und<br />

ein unwiderstehliches Lachen auf seinem Mund.<br />

Auch Raanan hatte schon schnell bemerkt, dass<br />

drei Häuser weiter ein sehr hübsches Mädchen<br />

eingezogen war. Jeden Abend ging er an ihrem<br />

Haus vorbei, natürlich immer am Telefonieren,<br />

um einen Schatten von der attraktiven jungen<br />

Dame sehen zu können. An einem Abend hat<br />

Raanan all seinen Mut zusammengepackt, und<br />

als Nathalie mit ihrem Hund spazieren gehen<br />

wollte, hat er sie auf Englisch angesprochen:<br />

What a nice dog you have. Das war sein ersten<br />

Satz. Erstaunt hat Nathalie ihn angeschaut, er<br />

war nur interessiert in ihrem Hund. Doch Boca,<br />

der Hund, hatte unglaubliche Angst vor ihm.<br />

Seitdem kreuzten sich die Wege regelmäßig,<br />

wenn Nathalie morgens um sechs zur Arbeit fuhr<br />

und Raanan schon fleißig trainierte. Nach einer<br />

Weile, die uns wie eine Ewigkeit erschien, fragte<br />

Nathalie, ob Raanan eine DVD gucken kommen<br />

wollte, da der Film sogar mit hebräischen<br />

Untertiteln sein sollte. Seitdem ist unser Leben<br />

zusammen...“<br />

Und wie kam Raanan nun zum <strong>Ruder</strong>n und dann<br />

nach Krefeld? 2005 tauschte das sportliche<br />

Multitalent den Radrennsport gegen eine neue<br />

Herausforderung, das <strong>Ruder</strong>n, ein. Bereits nach<br />

einem halben Jahr gewann er in Roermond die<br />

<strong>Club</strong>meisterschaft und wollte dann doch in einem<br />

<strong>Club</strong> rudern, in dem er etwas mehr gefordert und<br />

gefördert würde. Das war der CRC, wo ihn unser<br />

Cheftrainer Christoph Lüke unter seine Fittiche<br />

nahm und mit Übungen zum Aufbau seiner<br />

Oberkörpermuskulatur quälte. Die Erfolge kamen<br />

sensationell schnell. Siehe oben. Raanan und<br />

Nathalie, junge Eltern und mit Töchterchen<br />

Eliana nun eine richtige Familie, wohnen<br />

übrigens in Grefrath, wo Nathalie ihre Praxis als<br />

Physiotherapeutin hat. Die täglichen Fahrten zum<br />

Training auf dem Elfrather See, 25 km hin und<br />

noch mal zurück, bewältigt Raanan auf dem Rad<br />

– für einen wie ihn eine Kleinigkeit. pb


Last minute als Trainer<br />

zur Junioren-WM nominiert<br />

Langnase „Lechti“ und<br />

das Abenteuer Peking<br />

Von Volker Lechtenberg<br />

Etwas überraschend erhielt unser Juniorentrainer<br />

Volker Lechtenberg im Sommer die Gelegenheit,<br />

sich ein Jahr vor den Olympischen Spielen 2008<br />

in Peking die olympische Regattastrecke unter<br />

Wettkampfbedingungen anzuschauen. „Lechti“<br />

wurde als Trainer für die Junioren-WM nominiert<br />

und betreute dort den Junioren-Vierer mit. Mehr<br />

noch: Das Boot gewann die Bronzemedaille. Hier<br />

der Erfahrungsbericht von „Lechti“.<br />

Schon 2006 durfte ich dank der Leistungen<br />

unserer damaligen Juniorinnen Johanna Davids<br />

und Mona Benger als Trainer für die Junioren-<br />

Weltmeisterschaft in Amsterdam mitfahren, wo<br />

bekanntlich „mein“ Juniorinnen-Vierer mit<br />

Johanna am Schlag in einem sensationellen<br />

Rennen den WM-Titel erruderte. Möglich, dass<br />

dieser Erfolg eine Rolle für Peking 2007 spielte.<br />

Eigentlich hatte ich die Saison als Trainer mit<br />

dem Abschluss der Deutschen Jugendmeisterschaften<br />

in Brandenburg abgehakt. Wir hatten<br />

Titel und Medaillen gewonnen, in manchen<br />

Bereichen lief es aber auch nicht so rund wie<br />

geplant. Meisterschaftstage eben. Mich auf einen<br />

entspannten Sommer freuend, stand ich mit den<br />

Kollegen auf der Tribüne, als der (un-)heilvolle<br />

Satz fiel: „Und Lechti, Du machst den Vierer mit<br />

in Peking!?“ Womit ich rein gar nichts anfangen<br />

konnte.<br />

Vermutlich aber<br />

hatte ich als<br />

Einziger wieder<br />

nichts von der<br />

Gerüchteküche<br />

mitbekommen.<br />

Tatsächlich war<br />

es so, dass der<br />

Trainer, dessen<br />

Mannschaft den<br />

Junioren Vierermit<br />

gewonnen<br />

hatte, bereits den<br />

Mädels Zweierohne<br />

auf die<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

19<br />

Junioren WM vorbereiten sollte. Ein weiterer<br />

Trainer, der in den letzten Jahren den Vierer-mit<br />

betreut hatte, wollte in diesem Sommer sein<br />

Haus fertig bauen und daher nicht sechs Wochen<br />

in Berlin und Peking verbringen. Irgendwie fiel als<br />

nächstes mein Name, und da meine Mädels vor<br />

einem Jahr in Amsterdam einen hervorragenden<br />

Job gemacht hatten, war ich innerhalb der<br />

nächsten Minuten definitiv im Gespräch.<br />

An dieser Stelle herzlichen Dank an unseren<br />

Vorstand, der mich kurzer Hand freistellte, an<br />

Miriam, Larus und Hausi, die während meiner<br />

Abwesenheit die Junioren bespaßt haben und<br />

nicht zuletzt an meine Freundin Lisa, die nach<br />

langer Saison dann noch einmal sechs Wochen<br />

auf mich verzichtete.<br />

Trainingslager: ein Tag wie der andere<br />

In den nächsten Tagen arbeitete ich mich in die<br />

Materie ein: Welche Jungs sind nominiert? Was<br />

haben sie auf dem Ergo drauf? Woher kommt<br />

das Boot? Wer stellt die Riemen? Wer steuert?<br />

Alle Fragen klärten sich früher oder später, und<br />

die Arbeit in Berlin begann. Die vier Wochen in<br />

der Sportschule Berlin-Grünau verliefen Tag für<br />

Tag bis auf gelegentliche freie Nachmittage<br />

absolut identisch. Von 6 bis 20 Uhr mit<br />

Mittagspause.<br />

Der Flug: Das Abenteuer beginnt<br />

Da mein Flug nach der späten Nominierung zum<br />

Schluss gebucht worden war, durfte ich bereits<br />

zwei Tage vor der Mannschaft fliegen. Morgens<br />

früh ging mein Flieger von Berlin-Tegel nach<br />

Paris, und von Paris trat ich den zehneinhalb<br />

Stunden langen Flug nach Peking an.<br />

Im Flieger nach Peking konnte ich<br />

glücklicherweise einen Fensterplatz ergattern.<br />

Über Russland vergingen anderthalb<br />

Flugstunden von Stadt zu Stadt. Unter uns<br />

tauchten von Zeit zu Zeit kleinere, langsamere<br />

Maschinen auf, in der Ferne sah ich den Ural. Mit<br />

der Zeit veränderte sich die Landschaft, es wurde<br />

hügeliger und etwas spärlicher bewachsen. Wir


schwebten von Nordwesten aus über die<br />

Mongolei auf Peking zu. Voller Erwartung hoffte<br />

ich die Millionenstadt zu entdecken. Doch alles,<br />

was zu sehen war, war eine neblige Dunstglocke,<br />

in die wir eintauchten, und erst 30 Minuten später<br />

tauchte plötzlich 500m unter uns der Flughafen<br />

auf.<br />

Etwas mulmig zumute war mir schon, als wir die<br />

Parkposition erreichten, wusste ich doch, dass<br />

meine Vorhut-Kameraden erst anderthalb<br />

Stunden nach mir ankommen würden. Wie groß<br />

mag der Flughafen sein? Wo sollte ich auf sie<br />

warten? Ist mein Gepäck da, oder ist es in Paris?<br />

Funktioniert das China-Handy, das ich vom DRV<br />

bekommen hatte? Werden mir beim Warten die<br />

Augen zufallen, und sie finden mich nicht und<br />

fahren ohne mich ins Hotel? Und wie soll ich den<br />

Taxifahrern meine Hoteladresse, die ich nur in<br />

„normalen“ Buchstaben hatte, klarmachen? Und<br />

wann geht das Grummeln im Magen von dem<br />

pappigen Flugzeugessen endlich weg?<br />

Als erster WM-Teilnehmer in Peking<br />

Ich kramte meine Sachen zusammen und<br />

machte mich auf den Weg zur Tür. Doch ich<br />

hatte noch keine zwei Füße vor die Maschine<br />

gesetzt, da sprang mir auch schon ein Schild<br />

„World Rowing Junior Championships - Mr Volker<br />

Lechtenberg“ ins Auge. Zwei Volunteers konnten<br />

meine Ankunft kaum erwarten.<br />

Wie sich herausstellte, war ich als Erster aller<br />

Teilnehmer angekommen. Keine andere Nation<br />

war bisher angereist, meine deutschen<br />

Kameraden waren noch in der Luft. Ich wurde<br />

durch den Diplomaten-Ausgang geschleust, mein<br />

Gepäck war da, ein Spalier traditionell<br />

gekleideter Chinesinnen säumte einen roten<br />

Teppich, und ich durfte die nächste Stunde ein<br />

Interview nach dem anderen geben. Ob ich<br />

schon mal in China war, was ich mir ansehen<br />

werde, wie stark unsere Mannschaft ist, ob ich<br />

chinesische Leistungssportler kenne, welche<br />

Sportart ich am Liebsten ansehe, wer die<br />

erfolgreichste Nation bei den Spielen 2008 sein<br />

wird, wie gut die chinesischen <strong>Ruder</strong>er sind und<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

20<br />

vieles mehr.<br />

Nachdem die beiderseitige Behelfs-Englisch-<br />

Kommunikation zur chinesischen Zufriedenheit<br />

beendet war, musste ich nur noch für 10-20<br />

Fotos (bin ja so groß) Modell stehen, und endlich<br />

konnte ich unseren lieben Bootsmeister Gunki,<br />

Cheforganisatorin Kathrin Seegers und<br />

Dolmetscher Dr. Liu (den hätte ich mal vorher<br />

gebraucht) begrüßen. Die Vorhut war komplett.<br />

Nerviges Warten auf Akkreditierung<br />

Dann 30 Minuten Fahrt ins Hotel, kurzes Check-<br />

In, Hotel für 1a befunden, Mittagessen – halb<br />

rohes Hund-Katze-Maus, man weiß es nicht,<br />

aber lecker. Nach dem Mittagessen machten<br />

Gunki und ich uns zur Regattastrecke auf. Nach<br />

30 Minuten Fußweg wollten wir unsere Boote aus<br />

dem Container holen, auftrimmen, einstellen,<br />

Blätter schwarz-rot-gold bekleben. Doch denkste.<br />

Ohne Akkreditierung kein Zutritt. Klar soweit.<br />

Doch die FISA reist erst in drei Tagen an,<br />

solange also auch keine Akkreditierungen.<br />

Wir schauten uns noch nach anderen<br />

Möglichkeiten. um auf das Gelände zu kommen,<br />

doch so richtig zu spaßen war mit Chinas Militär<br />

nicht. Also, wieder zurück ins Hotel, Kathrin<br />

erreichte FISA-Mitarbeiter, man versicherte uns,<br />

am Nachmittag auf das Gelände zu kommen.<br />

Nachmittags allerdings hatte sich der Ober-<br />

Sicherheitsbeamte eine Generalüberprüfung des<br />

gesamten Geländes ausgedacht. Überall<br />

wimmelte es von Soldaten und Polizisten, nicht<br />

einmal die Chefin des Organisationskomitees<br />

konnte herein.<br />

Irgendwann am nächsten Tag bekamen wir<br />

Zutritt. Doch nun stellte sich die Frage: Wo ist<br />

unser Material? Die Flotte wurde komplett von<br />

Filippi gestellt, von denen war allerdings weit und<br />

breit keine Spur. Riemen, Skulls und Werkzeug<br />

waren in einem Container des DRV. Der hing,<br />

wie sich herausstellte, wegen zuviel<br />

medizinischen Gerätes an Bord im Zoll fest. So


verging auch Tag 2 der Vorhut ohne<br />

nennenswerte Fortschritte, und die Mannschaft<br />

würde gleich in Berlin in den Flieger steigen.<br />

Training ohne Pletten<br />

Einen Tag später kamen die Mitarbeiter von<br />

Filippi an, zwei Stunden bevor die Mannschaft an<br />

der Strecke sein würde, hatten Gunki und ich<br />

Zugriff auf die Boote. Wir entluden in Windeseile<br />

die Container und hatten gerade das letzte Schiff<br />

auf der Schulter, das T-Shirt mittlerweile triefend<br />

vor Schweiß und Salzrändern, als die<br />

Mannschaft auch schon eintraf. Aufgrund der<br />

abgetrimmten Boote blickten Gunki und ich in<br />

lange Gesichter bei Sportlern und<br />

Trainerkollegen. Was wir denn die ganzen Tage<br />

gemacht hätten?<br />

Kurze Zeit später war alles aufgetrimmt. Doch wo<br />

waren die Pletten? Ach ja, immer noch im<br />

Container beim Zoll. Das blieb dann auch die<br />

nächsten Tage so. Alle Nationen waren<br />

mittlerweile auf dem Wasser, die Deutschen<br />

schauten sich chinesische Mauer und verbotene<br />

Stadt an. Den Rest der Zeit vertrieben sie sich<br />

mit Joggen, Gymnastik und Meckern.<br />

Irgendwann wurde es uns Trainern zu bunt, wir<br />

liehen uns Material von anderen Nationen<br />

zusammen und konnten wenigstens die Boote für<br />

ein paar Runden wassern, um sie zumindest<br />

grob einzustellen.<br />

Mein Vierer hatte zusätzlich mit einer<br />

Sehnenscheidenentzündung des Schlagmannes<br />

zu kämpfen und konnte daher das Training,<br />

Riemen hin oder her, nicht in vollem Umfange<br />

absolvieren. Irgendwann kam der Container. Es<br />

wurden Nachtschichten eingelegt, um die Blätter<br />

zu bekleben, und schon stand der Vorlauf an.<br />

Vorlaufsieg aus dem Nichts<br />

Wir konnten unseren Vorlauf gewinnen und<br />

erreichten die schnellste Zeit. Doch in diesem<br />

Rennen lief einiges nicht nach Plan, und ich hätte<br />

gerne noch ein Rennen für meine Mannschaft<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

21<br />

gehabt, bevor es ins Finale geht. So mussten wir<br />

uns mit gelegentlichen Trainingsbelastungen<br />

begnügen und hier die Vorbereitung für die<br />

notwendigen Verbesserungen treffen.<br />

Allerdings konnten wir aus dem Vorlaufsieg auch<br />

Selbstvertrauen tanken. Schließlich hatten wir<br />

den Hauptgegner Italien mit einem nur<br />

mittelmäßigen Rennen bezwungen. Die<br />

Marschroute für das Finale war klar: Wir hatten<br />

einige Aufgaben zu erfüllen, doch konnten und<br />

sollten wir uns auch einen Sieg zutrauen.<br />

Finaltag<br />

Im Finale: NZL-AUS-GER-FRA-ITA-UKR. Die<br />

Neuseeländer schossen aus den Startblöcken,<br />

wir gleichauf mit Italien und Frankreich eine<br />

halbe Länge hinterher. Die Rhythmisierung<br />

gelang uns am Besten, wir sammelten NZL als<br />

erstes Boot ein und bauten uns eine leichte<br />

Führung auf ITA und FRA auf. Bis 1.100 m<br />

gelang es uns sogar, eine Länge auf Italien<br />

herauszurudern. Für Außenstehende sahen wir<br />

wie der sichere Sieger aus.<br />

Doch auch die Italiener hatten unsere kleine<br />

Unsicherheit im Vorlauf bemerkt. Genau an<br />

dieser Stelle attackierten sie. Meine Mannschaft<br />

wackelte und tatsächlich – Italien kam vorbei. Wir<br />

schrieen uns an Land die Seele aus dem Leib,<br />

doch der französische Steuermann, nicht dumm,<br />

erkannte die Schwächephase der Deutschen,<br />

stachelte seine Mannschaft an und verdrängte<br />

uns auf den Bronzerang.<br />

Den hielten wir bis ins Ziel, und meine <strong>Ruder</strong>er<br />

Immo Ihnen, Sebastian Seier, Florian<br />

Schaffenberg, Alexander Schiller und Stm. Tim<br />

Berent aus Oldenburg, Rostock, Magdeburg und<br />

Ratzeburg durften auf dem vorolympischen<br />

Siegersteg von Beijing ihre ersten WM-Medaillen<br />

entgegennehmen.


Ehepaartour nach Ratzeburg:<br />

zum Schluss ganz schön nass<br />

Besuch aus dem<br />

WM-Trainingslager<br />

Teilnehmer an der Ehepaartour: Uta und Aurel von<br />

Beckerath; Klaus und Helke Bommers; Georg und<br />

Erika Boor Michael und Christa Claesges /Kiebel;<br />

Konni und Hanspeter Janssen; Detlef Noell; Rainer<br />

und Lindi te Neues; Iris und Ion Shore.<br />

Nach einem kleinen Ausflug in die Eulenspiegel-<br />

Stadt Mölln bezogen wir Wittlers Hotel in<br />

Ratzeburg. Wir aßen gut und tranken fröhlich. Am<br />

nächsten Morgen ging's zum Ratzeburger R.C.,<br />

dort übernahmen wir den nicht mehr ganz jungen<br />

Dreier ohne "Küchensee" und den noch älteren<br />

Vierer mit "Wilhelm Kahlisch", ein schnelles<br />

Holzboot, sowie die neuere "Elsbeth", ein Vierer<br />

mit - alles gut gepflegte Boote.<br />

Kurz vor 11 waren wir auf dem Wasser, um 11<br />

Uhr wurde die Stunde der Mönche durch<br />

fröhliches Gläserklingen eingeläutet. Wir nutzten<br />

das ruhige Wasser und einige Sonnenstrahlen auf<br />

dem Küchensee, dann ruderten wir in Richtung<br />

Norden, durch den kleinen „Küchensee“, den<br />

Domsee in den sehr windigen Ratzeburger See.<br />

Hohe Weilen auf dem Legerwall zwangen<br />

„Wilhelm Kahlisch“ in Kalkhütte zum Lenzen an<br />

Land. Gut gelaunt aber dann doch verhaltener<br />

rudernd, kam die „Wilhelm“-Besatzung am<br />

Fährhaus Rothenhusen von 1583 an.<br />

Dort befindet sich die Einfahrt zur Wakenitz. Auf<br />

der Insel, einer hübschen Exklave im Herzogtum<br />

Lauenburg, richtete der CRC seinen Stamm-<br />

Mittagstisch für die nächsten Tage ein. Schon bald<br />

gab es keine grünen Bratheringe mehr, aber<br />

anderen guten Fisch, Bier, Wein und Schnaps.<br />

Dank der vormittäglichen Erfahrung ruderten wir<br />

auf der dem Wind abgekehrten Seite, im Westen,<br />

ohne Wellen-Probleme zurück zum RRC.<br />

Am Freitag, verstärkt durch Iris, die erst später<br />

kommen konnte, ging's dann über unsere<br />

Stammkneipe Rothenhusen nach Labskaus, Fisch,<br />

Wein und Bier über den schönen, naturgeschützten<br />

Fluss Wakenitz zum Schiffsanleger Lübeck.<br />

Unser Tages-Soll 28 km war erfüllt. Zurück<br />

ging's dann mit zwei Musikdampfern mehr oder<br />

weniger schnell.<br />

Abends gab's dann wirklich guten Fisch im<br />

Fischerhaus in Ratzeburg. Bier und Grauburgunder<br />

gefielen gut, ebenso die hübsche<br />

<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

22<br />

Kellnerin mit A-Geweih und Tanga-Slip. Die<br />

Überlegungen, in welchem Boot und auf<br />

welchem Platz die Mecklenburger Deerns am<br />

nächsten Tag sitzen sollte, nahmen Zeit in<br />

Anspruch. Sex sells, am Samstagabend waren<br />

wir wieder da.<br />

Zum Absacker kamen dann noch Christoph Lüke,<br />

Moritz Koch und Christoph Schregel, die im<br />

Vorfeld der U23-WM 14 Trainingstage in<br />

Ratzeburg verbrachten und bei jedem Wetter<br />

ihr Trainingsprogramm absolvierten.<br />

Samstag fuhren wir per Taxi nach Lüneburg,<br />

setzten ein und wurden nass. Iris, Aurel und<br />

Rainer verbrachten den ersten starken Guss Eis<br />

essend beim Bootsverleiher, der netterweise<br />

unsere Boote bewacht hatte. Die beiden Vierer<br />

fanden Platz unter der nächsten Brücke. Der Rest<br />

der Fahrt war ein dauernder Wechsel der Regenkleidung.<br />

Nach dem Mittagessen im Fährhaus<br />

verließen Christa und Michael uns, nicht ohne<br />

Trostrunde, um einen runden Geburtstag in<br />

Hannover zu feiern.<br />

Wir übergaben die gut gereinigten Boote, sahen<br />

uns den schönen romanischen Ratzeburger Dom<br />

an und saßen wieder im Fischerhaus bei<br />

Hechtklößen, Saibling und geräucherter Forelle.<br />

Die Trainingsteilnehmer, erweitert um Johanna<br />

Davids, aßen heute mit. Wir hörten interessante<br />

Details über das Regattaleben.<br />

Sonntag ließen wir uns von der Stadtführerin bei<br />

schönem Wetter durch Lübeck führen und<br />

entdeckten viele bis dahin unbekannte Seiten der<br />

Hansestadt. Bei Niederegger wurde groß Marzipan<br />

eingekauft, während wir am Ratskeller in der<br />

Sonne Krabbenschmaus aßen, begleitet von<br />

Wasser und alkoholfreiem Bier, denn auf den<br />

gestauten Autobahnen brauchte man noch<br />

Nerven und Reaktionsvermögen. So endete diese<br />

Tour trotz miesem <strong>Ruder</strong>wetter so fröhlich, dass<br />

wir uns wohl alle auf die nächste freuen.<br />

Hanspeter Janssen


<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

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<strong>Dollen</strong>bruch <strong>46</strong><br />

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