TecHNiScHe DieNSTLeiSTUNGeN VoN MoRGeN ... - Pharmaserv
TecHNiScHe DieNSTLeiSTUNGeN VoN MoRGeN ... - Pharmaserv
TecHNiScHe DieNSTLeiSTUNGeN VoN MoRGeN ... - Pharmaserv
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
So sind in der Regel an pharmazeutischen Prozessanlagen fol-<br />
gende wiederkehrende Tätigkeiten besonders in ihrer Umset-<br />
zung zu berücksichtigen:<br />
Instandhaltung nach DIN 31051 und ergänzenden<br />
anlagenspezifischen Normen sowie nach VDMA 24 186<br />
Kalibrierung der qualitätsrelevanten Sensorik<br />
Requalifizierungen nach technischen Änderungen<br />
(im Rahmen von Change Control Verfahren)<br />
Validierung/ Revalidierungsmaßnahmen<br />
(planmäßig wiederkehrend und außerordentlich)<br />
Sicherheitstechnischer bzw. cGMP-Upgrade der Anlagen<br />
(Umbau gemäß Stand der Technik bzw. der<br />
aktuell gültigen Anforderungen)<br />
Wiederkehrende Prüfungen nach Betriebssicherheits-<br />
verordnung, Geräte- und Produktsicherheitsgesetz und<br />
den berufsgenossenschaftlichen Vorschriften<br />
Technische Störungsbeseitigung (trouble shooting)<br />
im regulären Anlagenbetrieb<br />
Außerordentliche (ungeplante) Instandsetzungen<br />
Reinigungs- und Sterilisationsprozeduren<br />
Diese sicherlich nicht vollständige Auswahl zeigt, dass aufgrund<br />
der Anzahl und der Bedeutung der Maßnahmen eine geplante,<br />
koordinierte und dokumentierte Vorgehensweise notwendig<br />
ist. In der Praxis liegen die Zuständigkeiten für die jeweiligen<br />
Schritte oft in verschiedenen Fachabteilungen und werden häu-<br />
fig auch in unterschiedlichen Datenbanksystemen hinterlegt<br />
bzw. gepflegt. Eine optimale Durchführung aller Maßnahmen<br />
in einer sinnvollen Chronologie ist daher in der Praxis enorm<br />
schwierig und insofern meist nicht durchgängig umsetzbar. Das<br />
bedeutet in der Konsequenz hohe Kosten, lange oder häufige<br />
Stillstandszeiten und ggf. sogar das Wiederholen bestimmter<br />
Aktivitäten, aufgrund falscher Abfolgen in der Durchführung<br />
oder lückenhafter Dokumentation. Eine Auswertung aller Maß-<br />
nahmen in der Gesamtheit hinsichtlich Kosten, Zeitbedarf und<br />
Wirksamkeit kann nur durch eine strikte Konsolidierung und<br />
zentrale Auswertung der Daten erfolgen.<br />
Festlegung der wiederkehrenden Maßnahmen<br />
Bereits während des Beschaffungsvorganges von Anlagen soll-<br />
ten alle qualitätsrelevanten Maßnahmen innerhalb der Qualifi-<br />
zierungsvorgaben aufgenommen sein. Das sind z. B. Wartungs-<br />
inhalte und -zyklen, qualitätsrelevante Messstellen und deren<br />
Kalibrierungsvorgabe sowie routinemäßige Requalifizierungs-<br />
und -validierungsmaßnahmen. Aber beispielsweise auch die<br />
Festlegung des Vorgehens zur kurzfristigen Störungsbeseiti-<br />
gung (trouble shooting). Hierbei empfiehlt es sich, alle Schritte<br />
in einer Anlagendatei zusammenzufassen, damit deren zeit-<br />
liche Synchronisation und insbesondere die Wechselwirkungen<br />
der Maßnahmen ermittelt werden können. In der Praxis wird<br />
bei minimalem Wartungseinsatz der Aufwand für kurzfristige<br />
Störungsbeseitigungen ansteigen. Dies führt zu Ausfallzeiten<br />
und erzeugt zusätzlich Kosten auf der Produktionsseite durch<br />
störungsbedingte Anlagenstillstände. Es empfiehlt sich daher,<br />
unter Einbeziehung der jeweiligen Fachabteilungen, eine Fest-<br />
legung der spezifischen Schritte vorzunehmen und zur Mes-<br />
sung ihres Erfolgs sowie bestehender Wechselwirkungen Kenn-<br />
zahlen zu definieren. Diese sollten inhaltlich klar beschrieben<br />
sein und die Anforderungen des Anlagenbetriebes berück-<br />
sichtigen. Beispielweise im Rahmen einer Risikobewertung<br />
bzw. Risikoanalyse können die Maßnahmen dann bewertet und<br />
festgelegt werden. Hierbei ist auch zu beachten, dass man bei<br />
mehreren gleichartigen Anlagen Gruppen bilden kann und soll,<br />
um Qualitätsunterschiede im Verfahren zu vermeiden, d. h. eine<br />
typenspezifische Standardisierung vorzunehmen.<br />
Umsetzung der Maßnahmen im laufenden Betrieb<br />
Auf die klare inhaltliche Definition der wiederkehrenden Akti-<br />
vitäten folgt die Verteilung der Aufgaben. Hier gilt es, geeignete<br />
Dienstleister oder Anlagenhersteller einzusetzen (Outsourcing),<br />
welche die meist sehr speziellen Aufgaben ausführen. Häu-<br />
fig jedoch werden bestimmte Maßnahmen durch Produktion<br />
und Technik des eigenen Hauses erledigt (Insourcing), was er-<br />
höhte Anforderungen an die Koordination stellt. Zudem ist die<br />
Dokumentation aller Maßnahmen einheitlich, aussagekräftig<br />
und bewertbar zu gestalten, so dass diese leicht zugeordnet,<br />
ausgewertet und dokumentiert werden kann.<br />
Folgende grundsätzliche Vorgehensweisen können daher in der<br />
Praxis prozessverbessernd wirken:<br />
Anzahl der beteiligten Einheiten bzw. ausführenden<br />
Unternehmen reduzieren<br />
Durchführung von Lieferantenaudits, Bewerten von<br />
Leistungsstärke und vorhandener Qualifikationen der<br />
einzusetzenden Firmen im Vorfeld der Beauftragung<br />
Zusammenfassen von chronologischen Maßnahmen<br />
(z. B. Wartung, Kalibrierung, Qualifizierung/ Validierung)<br />
Nutzung und Auswertung von Anlagenlogbüchern<br />
Vorgeben einheitlicher und gelenkter Dokumente<br />
(Protokolle) zur Durchführung der Maßnahmen<br />
Nutzung möglichst eines Datenbank- bzw. Auswerte-<br />
systems (Software)<br />
Etablieren eines elektronischen Dokumentationssystems,<br />
ggf. innerhalb der Datenbanksoftware<br />
Zentral durchgeführter Review aller erfolgten Maßnahmen<br />
(z. B. im Jahresintervall)<br />
Messung der Wirksamkeit mittels zuvor festgelegter<br />
Kennzahlen<br />
Optimierung des Gesamtprozesses (Regelkreis der<br />
Verbesserung)<br />
Insbesondere das Zusammenlegen von Maßnahmen reduziert<br />
die Stillstandszeiten und somit das Ausplanen der Anlage aus<br />
den Produktionsphasen. Hier liegen weitere Einsparpotenziale,<br />
da in der Regel vor der Außerbetriebnahme Reinigungs- oder<br />
Sterilisationsprozeduren durchgeführt werden müssen. Dies gilt<br />
natürlich auch für die Wiederinbetriebnahme der Anlagen, die<br />
dann meist noch mit zusätzlichen Monitoringaktivitäten ver-<br />
bunden ist.<br />
Auswertung der Wirksamkeit der Maßnahmen<br />
Eine Bewertung aller durchgeführten Aktivitäten in einem sinn-<br />
vollen Zeitintervall ist notwendig, um deren Wirksamkeit fest-<br />
zustellen. Des Weiteren ist dies zunehmend innerhalb von<br />
Behördenaudits dokumentiert nachzuweisen. Zudem handelt<br />
es sich um keinen statischen Prozess, da die bei Anlageninbe-<br />
triebnahme festgelegten Aktivitäten, wie Wartungsumfänge,<br />
Kalibriergenauigkeiten, Revalidierungsmaßnahmen etc., immer<br />
hinterfragt werden sollten. Muss man mehr oder weniger tun?<br />
Die korrekte Beantwortung dieser Frage entscheidet nicht<br />
zuletzt über die Einhaltung der Qualitätsvorgaben und über<br />
die Erreichung der anvisierten betriebswirtschaftlichen Ziele.<br />
Die prospektive Definition von Kennzahlen zur Bewertung der<br />
Einzelprozesse erleichtert deutlich die objektive Auswertung.<br />
Insbesondere Wechselwirkungen sollten in den Kennzahlen<br />
Berücksichtigung finden. Eine Auswertung der technischen<br />
Störungen (Anzahl und Ursache) sollte beispielsweise den<br />
Wartungsintervallen gegenübergestellt werden. Abhängig-<br />
keiten werden sofort transparent und Optimierungen lassen<br />
sich schnell vornehmen.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Anlagenstillstände zur Durchführung von wiederkehrenden<br />
Maßnahmen werden immer ein notwendiges Übel darstellen.<br />
Es liegt jedoch in der Hand der Verantwortlichen und der koor-<br />
dinierenden Fachabteilungen, diesen Zustand zu minimieren<br />
sowie die notwendigen Prozesse zu verbessern.<br />
Die übergeordneten Zielgrößen sind dabei immer:<br />
Verkürzung der Anlagenstillstandszeiten<br />
Sicherstellung der geforderten Qualität hinsichtlich<br />
Ausführung und Dokumentation<br />
Kosteneffiziente Umsetzung der Einzelmaßnahmen<br />
innerhalb einer gesamtheitlichen Betrachtung<br />
(Bündelung von Maßnahmen)<br />
Reproduzierbarkeit der Aktivitäten<br />
Minimierung der Anzahl der eingesetzten Lieferanten<br />
(geringerer Auditaufwand und einheitliche<br />
Dokumentation)<br />
Ob die Ziele erreicht werden, lässt sich in der Praxis nur durch<br />
objektive, idealerweise kennzahlenbasierte Auswertung verifi-<br />
zieren bzw. messen. Der erhöhte Aufwand im Vorfeld zahlt sich<br />
in der Praxis jedoch sehr schnell aus und hilft oft, die zwangs-<br />
läufig unterschiedlichen Prioritäten der Fachabteilungen kon-<br />
struktiv zusammenzuführen und ein gemeinsames Verständ-<br />
nis zu entwickeln.<br />
8 www.pharmaserv.de<br />
<strong>Pharmaserv</strong> aktuell AC H E M A - S P E z I A L<br />
9