Hypo NOE Journal Nr. 2, 2015
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finanzieren & wohnen<br />
<strong>Hypo</strong> Noe <strong>Journal</strong><br />
2•<strong>2015</strong><br />
Trautes<br />
Heim,<br />
Glück<br />
allein?<br />
interview: Michaela Baumgartner<br />
Der Weg zu den eigenen vier<br />
Wänden ist mit vielen Fragen<br />
gepflastert. Die Experten der<br />
HYPO <strong>NOE</strong> beraten gerne.<br />
Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich über den Kauf eines<br />
Eigenheims Gedanken zu machen?<br />
Linder: Rückblickend betrachtet war es – aus meiner persönlichen<br />
Sicht – ein Fehler, dass ich am Beginn meiner Berufslaufbahn<br />
nicht sofort etwas gekauft, sondern gemietet habe, um<br />
flexibel zu bleiben. Mittlerweile hätte sich mein Investment vervielfacht.<br />
Man kann ja anfangs eine kleinere Wohnung kaufen<br />
und später vermieten, um die Kreditraten für eine größere Wohnung<br />
oder ein Haus zurückzuzahlen. Wobei man in Österreich<br />
überhaupt eher zur Miete tendiert.<br />
Pauser: Da gibt es aber ein Gefälle zwischen Stadt und Land.<br />
Eine gemeinnützige Wohnbaugesellschaft beispielsweise hat vor<br />
zwei Jahren ein Projekt im Raum Krems mit dem traditionellen<br />
Neubaukonzept – zehn Jahre Miete mit Option auf Eigentumerwerb<br />
– geplant und ist dann bereits in der Bauphase umgestiegen,<br />
weil eine so große Nachfrage nach Eigentum war. Eigentum<br />
hat im ländlichen Bereich schon einen sehr hohen Stellenwert.<br />
Ich glaube, dass da speziell Wien anders ist, so wie es jahrelang<br />
Fotos: Andi Bruckner<br />
Kennen sich aus beim Immobilienkauf:<br />
Herfried Pauser, Helmut Bayerl und<br />
Stefan Linder (v. l. n. r.).<br />
auf den Plakaten an den Stadteinfahrten zu lesen stand. Hier hat<br />
wiederum Flexibilität einen hohen Stellenwert.<br />
Bayerl: Flexibilität und natürlich die Verdichtung der Stadt,<br />
die über die Jahrhunderte entstanden ist. Warum so viele Menschen<br />
in Österreich mieten, ist wahrscheinlich auch aus rechtlicher<br />
Sicht einfach zu erklären. Wir haben eines der strengsten<br />
Mietrechtsgesetze Europas. Das trägt massiv zur Beliebtheit des<br />
Mietmodells bei. Aber grundsätzlich kann ich mich Herrn Linder<br />
nur anschließen. Viele meiner Kunden haben in den Siebzigerjahren<br />
begonnen, Immobilien zu kaufen, und sind heute<br />
Millionäre. Diesem Beispiel bin ich leider auch nicht gefolgt.<br />
Und mittlerweile sind die Preise auf einem sehr hohen Level.<br />
Linder: Das habe ich mir vor zehn Jahren auch schon gedacht,<br />
und inzwischen sind die Preise trotzdem gestiegen.<br />
Bayerl: Immobilienpreise sind in der langfristigen Betrachtung<br />
stets angestiegen. Was den Trend zum Kaufen im ländlichen Bereich<br />
betrifft: Das kann ich nur bestätigen. Wobei am Land anfangs<br />
auch Startwohnungen, später dann aber eher Grundstücke<br />
und Häuser gekauft werden.<br />
Wie viel Eigenkapital brauche ich, um kaufen zu können?<br />
Ab wann macht es Sinn, zu kaufen statt zu mieten?<br />
Pauser: Jede Bank wünscht sich zwanzig Prozent Eigenmittel.<br />
Das ist eine Daumen-mal-Pi-Formel. Je besser die Einkommenssituation<br />
des Kunden ist, desto geringer kann der Eigenmittelanteil<br />
sein. Zuerst wird eine individuelle Haushaltsrechnung<br />
erstellt. Daraus kann man dann errechnen, wie viel Kapital ich<br />
für die Rückzahlung meiner Finanzierung zur Verfügung habe.<br />
Auch dazu gibt es eine Überschlagsrechnung. Man sollte nicht<br />
mehr als dreißig, maximal vierzig Prozent des Einkommens für<br />
die Kreditrate ausgeben. Das ist jetzt eine ganz grobe Formel.<br />
Individuell kann man sich das dann genauer anschauen. Wie<br />
viel verdient der Kunde, wie hoch sind die Fixkosten, was ist die<br />
freie monatliche Dynamik – davon sollten dann nicht mehr als<br />
siebzig Prozent für die Kreditrate herangezogen werden.<br />
Bayerl: Bei der Miete ist es ähnlich. Sie sollte ein Drittel des<br />
Nettoeinkommens nicht überschreiten.<br />
Linder: Wenn die Miete höher ist, geht sich das nicht aus.<br />
Pauser: Sagen wir so: Du hast dann kein Leben.<br />
Linder: Das ist in Wien mittlerweile schwierig geworden. Für<br />
eine 50-Quadratmeter-Wohnung zahlt man im Schnitt 700<br />
Euro Miete. Das heißt, du musst 2100 Euro netto verdienen.<br />
Pauser: Deshalb ist es einfacher, wenn es zwei Verdiener gibt.<br />
Kaufe ich besser eine Wohnung oder ein Haus?<br />
Pauser: Das ist eine rein subjektive Entscheidung.<br />
Bayerl: Sicher, aber es kommt auch drauf an. Bin ich Single,<br />
sind wir zu zweit, oder habe ich Familie? Brauche ich etwas Barrierefreies?<br />
Infrastruktur, öffentliche Anbindung, das sind alles<br />
Faktoren, die für diese Entscheidung relevant sind. Da gibt es<br />
keine Faustregel. Der eine will einen Garten, ein eigenes Haus,<br />
der andere will in der Stadt sein, die Infrastrukur, einfach hinuntergehen<br />
und mittendrin sein. Der Dritte ist Student und sagt,<br />
ich nehme in Kauf, dass ich länger fahren muss, Hauptsache,<br />
ich bin im Grünen, brauche aber eine öffentliche Anbindung.<br />
Das alles sind subjektive Kriterien, die sowohl Käufer als auch<br />
Berater berücksichtigen müssen, bevor eine Entscheidung fällt.<br />
Pauser: Erfahrungsgemäß wissen unsere Kunden aber ziemlich<br />
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