artig'15 Magazin zur Ausstellung
Das Magazin zur Ausstellung der artig'15 in der Markthalle Kempten - mit allen Künstlern, vielen Werken und Interviews
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Was macht gute Kunst mit Dir?<br />
58<br />
„Was zum Teufel sind Hobbys?“<br />
Stephan A. Schmidt gefragt von Jonathan Besler<br />
Wie lange machst Du schon Kunst?<br />
Schon seit meinem vorvorletzten Leben. Aber ich war dann<br />
etwas erschöpft und habe in diesem Leben erst einmal Pause<br />
gemacht, bis ich über 40 Jahre jung war. Aber auch das kommt<br />
mir schon wieder wie eine Ewigkeit vor.<br />
Bist Du zufrieden mit dem, was Du machst, und würdest Du<br />
es wieder so machen?<br />
Schon. Vielleicht würde ich bei manch einem älteren Werk inzwischen<br />
hier oder da etwas anders machen, aber generell ist<br />
mir das zu rückwärts gewandt. Jedes Werk ist das Produkt seiner<br />
spezifischen Zeit, hat seine Beweggründe und Umstände,<br />
und hat damit seine Berechtigung – sofern man damals schon<br />
mit Anspruch an die Sache gegangen ist. Und es wäre mir eine<br />
zu fiese Frage, so als ob ich Eltern fünf Jahre später fragen würde:<br />
„Na, schaut Euch Euer Kind mal an. Würdet Ihr es wieder<br />
so machen?“ Dabei hat das Kind längst seine eigene Berechtigung.<br />
Also: Ja. Zweimal ja.<br />
Machst Du außer Deiner Kunst auch noch etwas hauptberuflich?<br />
Gezwungenermaßen, aber deswegen nicht ungern: Werbung,<br />
Text, Grafik, Websites, Konzepte. Seit vielen Jahren. Von meiner<br />
Kunst könnte ich sowieso nicht leben, die ist zu sperrig,<br />
nicht mal inhaltlich, sondern sie passt nun mal kaum in schöne<br />
Häuser an schöne Wände. Andererseits bin ich froh drum,<br />
jenseits meines Jobs meine Kunst in einem zwang- und damit<br />
kommerzfreien Raum machen zu können. Ich kenne Künstler,<br />
die sind fast daran zerbrochen, verkaufsfähige Kunst zu produzieren,<br />
weil der Galerist danach schrie, oder weil sie einfach<br />
Hunger hatten.<br />
Zudem ist‘s ja so, dass 95 Prozent aller Künstler nicht von ihrer<br />
Kunst leben können, und die Hälfte der anderen fünf Prozent<br />
tut auch nur so, als ob sie davon leben würden. Bleiben die 2,5<br />
Prozent, über die immer geredet wird, wenn es um „die Kunst“<br />
geht.<br />
Was sind Deine sonstigen Hobbys?<br />
Ich frage mich gerade, was zum Teufel Hobbys überhaupt sind.<br />
Das, wozu man nicht kommt? Oder das, bei dem man schon<br />
wieder g‘schäftig rumwurschtelt? Dann wäre mein (Anti-)Hobby:<br />
Nichts tun, gemütlich rumsitzen, Müßiggang. Mit Freunden<br />
einfach mal nur zusammensitzen. Alles andere sind für<br />
mich wichtige, sinngebende Interessen: Unsere Galerie bespielen,<br />
Kunst anschauen, darüber lesen, und wenn noch Zeit<br />
bleibt, Literatur, also Sprache und Musik, viel Musik. Ansons-