03/2015
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Psychologie & Gesellschaft<br />
Wenn Kinder alles richtig<br />
machen wollen<br />
Jugendliche, die sich unter grossem elterlichem Erfolgsdruck fühlen,<br />
leiden oft unter ausgeprägtem Perfektionismus. Der Preis dafür ist<br />
hoch: Die Kinder sind nicht selten von gesundheitlichen Beschwerden<br />
und Verhaltensauffälligkeiten betroffen. Text: Lavinia E. Damian<br />
«Beim Perfektionismus<br />
geht es darum, Dinge<br />
nicht einfach perfekt,<br />
sondern unmöglich<br />
perfekt zu erledigen.»<br />
Dr. Lavinia E. Damian ist an der Babeş-<br />
Bolyai-Universität in Rumänien<br />
Assistenzprofessorin im Fachbereich<br />
Psychologie. Ihre Forschung befasst<br />
sich mit Perfektionismus bei jungen<br />
Erwachsenen und Arbeitnehmern.<br />
Alle Eltern wollen für<br />
ihre Kinder nur das<br />
Beste: Gesundheit,<br />
Glück und Erfolg im<br />
Leben. Wenn Kinder<br />
älter werden, betonen Gesellschaft,<br />
Lehrer und Eltern immer mehr, wie<br />
wichtig Erfolg in der Schule und im<br />
Beruf sei. Jugendliche, die für die<br />
Meinung anderer besonders empfänglich<br />
sind, können dies als enormen<br />
Druck empfinden, der zu Perfektionismus<br />
führen kann.<br />
Aus der wissenschaftlichen Literatur<br />
geht jedoch hervor, dass Perfektionisten<br />
weniger gesund und<br />
weniger glücklich sind und weniger<br />
Erfolg haben oder, falls sie doch<br />
erfolgreich sind, sich nie zufriedengeben.<br />
Beim Perfektionismus geht es<br />
darum, Dinge nicht nur so perfekt<br />
Perfektionisten sind weniger<br />
gesund, weniger glücklich<br />
und weniger erfolgreich.<br />
wie möglich, sondern eben unmöglich<br />
perfekt zu erledigen. Perfektionismus<br />
ist ein Persönlichkeitsmerkmal,<br />
das ausserordentlich hohe<br />
Standards beinhaltet und zu überzogener<br />
Selbstkritik führt, wenn diese<br />
nicht erfüllt werden. Doch wer kann<br />
diese überhaupt erfüllen, wenn sie<br />
doch so unmöglich hoch sind?<br />
Das sind doch die braven Kinder!<br />
Perfektionismus hat viele Facetten.<br />
Am häufigsten untersucht wurden<br />
bei Kindern und Jugendlichen der<br />
selbstorientierte Perfektionismus<br />
und der gesellschaftlich vorgeschriebene<br />
Perfektionismus. Bei Ersterem<br />
legen die Kinder für sich selbst<br />
unmöglich hohe Standards fest, bei<br />
Zweiterem glauben sie, dass andere<br />
von ihnen Perfektionismus erwarten<br />
und sie von anderen nicht akzeptiert<br />
werden, wenn sie scheitern.<br />
Doch ist es wirklich schlecht für<br />
Kinder, wenn sie in der Schule fleissig<br />
sein und exzellente Ergebnisse<br />
erzielen wollen? Schliesslich sind<br />
dies genau die braven Kinder, nicht?<br />
Was sagt die Wissenschaft dazu?<br />
Positiv betrachtet bewirkt selbst-<br />
42 APRIL <strong>2015</strong>