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movies<br />
RCKSTR MAG. # 130 | DEZ. 2015 / JAN. 2016 rckstr.ch<br />
62<br />
Bilderbuch-Heimatsdrama<br />
Heidi<br />
Als Tante Dete (Anna Schinz) unverhofft eine Stelle in Frankfurt<br />
bekommt, gibt sie kurzum ihre verwaiste Nichte Heidi (Anouk<br />
Steffen) hoch zu deren gesellschaftsunfähigen Grossvater, dem<br />
Alpöhi (Bruno Ganz). Nach anfänglichen Schwierigkeiten finden<br />
sich die beiden und das Mädchen fühlt sich endlich zu Hause – blöd,<br />
dass Dete ihrem Arbeitgeber Sesemann (Maxim Mehmet) eine<br />
Spielkumpanin für dessen gehbehinderte Tochter Klara (Isabelle<br />
Ottman) verspricht, Heidi wieder von der Alp weg und in die<br />
deutsche Grossstadt holt, was der Kleinen aber aus Gemüt schlägt.<br />
Daraufhin darf sie wieder zurück und wird bald schon von Klara<br />
besucht, die in den Bergen das Gehen aufs Neue lernt.<br />
Drama, Baby, Drama!<br />
Auch wenn „Heidi“ eindeutig eine Kindergeschichte ist, distanziert<br />
sich Regisseur Alain Gsponer („Lila, Lila“) von diesem Begriff und<br />
Heimkino<br />
Unterschwellig clevere<br />
Unterdergürtellinie-<br />
Comedy<br />
Ted 2<br />
(Universal Pictures)<br />
Seth MacFarlane<br />
weicht beim zweiten<br />
„Ted“ kaum ab von der bewährten Formel,<br />
bestehend aus derbem, pubertärem<br />
Humor und sozialkritischem Kommentar zu<br />
den heutigen USA, wobei er diesmal den<br />
aus seinem Hit-Cartoon „Family Guy“<br />
bekannten Abschweif-Sequenzen ein<br />
bisschen mehr Platz gibt. Allgemein lässt<br />
er der simplen Geschichte viel Raum,<br />
weshalb sich diese während der zwei<br />
Stunden ein bisschen zu oft selbst verliert<br />
– ideal ist das nicht, fatal jedoch auch<br />
nicht, da wir dem Titel-Teddybären<br />
(MacFarlane), seinem Kumpel John (Mark<br />
Wahlberg) und Neuzugang Samantha<br />
(Amanda Seyfried) grundsätzlich bei allem<br />
zuschauen und dabei Spass haben können.<br />
Highlight des runden Bonusmaterialpakets:<br />
der Blick hinter die Kulissen der<br />
grossen Tanz-Eröffnungsnummer. (shy)<br />
Regie: Seth MacFarlane<br />
Die Geschichte von Heidi, Geissenpeter und Alpöhi ist Schweizer Kulturgut<br />
und wurde schon oft für die grosse Leinwand adaptiert. Alain Gsponers Film<br />
ist der zwölfte „Heidi“ und einer, der sogar manchmal einen Blick hinters<br />
bezaubernde Bergpanorama wagt. (hut)<br />
è jetzt auf Blu-ray, DVD<br />
7<br />
Klein-aber-fein-Actionkomödie<br />
Ant-Man<br />
(Marvel Studios/Walt Disney)<br />
Im Gegensatz zu den weltumspannenden<br />
Megaschlachten<br />
der meisten<br />
anderen Marvel-Streifen ist „Ant-Man“ über<br />
weite Strecken hinweg ein klassischer Heist-<br />
Movie, der sich nicht wirklich zwischen Action<br />
und Comedy entscheiden will und in dem der<br />
Titelheld alias Ex-Einbrecher Scott Lang (ein<br />
sympathischer Paul Rudd) dem Ant-Man-<br />
Anzug-Erfinder Hank Pym (ein unterhaltsamer<br />
Michael Douglas) dabei helfen soll, dessen in<br />
die falschen Hände (Corey Stoll als zu spät<br />
richtig ins Spiel kommender Bösewicht Darren<br />
Cross) geratene Schrumpf-Technologie aus<br />
einem Hochsicherheitslabor zu stehlen. Das<br />
macht Bock auf mehr und wer bis zum Schluss<br />
des Abspanns sitzen bleibt (oder, naja, das hier<br />
liest), erfährt, dass dieser Wunsch in naher<br />
Zukunft erfüllt wird – hallo, „Captain America:<br />
Civil War“! Die Extras sind nett, werten den<br />
Film aber nicht speziell auf. (shy)<br />
Regie: Peyton Reeds<br />
legt mehr Wert auf das Drama, das der berühmten Erzählung zugrunde<br />
liegt. Oftmals ging in früheren Verfilmungen beispielsweise<br />
die tatsächliche seelische Verfassung der Titelfigur unter, die mit<br />
ihren zarten neun Jahren und bedingt durch ihr Heimweh eine<br />
Depression erlebte. Durch diese Konfrontation wird ein Anspruch<br />
an den Zuschauer geschaffen, der den Streifen spannend macht;<br />
ausserdem besticht er mit wunderbarem (wenn auch gar<br />
kitschigem) Bildmaterial und einer authentischen Szenerie, für die<br />
viel Aufwand betrieben wurde. So möchte man nach dem Kinobesuch<br />
am liebsten in die Wanderschuhe schlüpfen und frische<br />
Bergluft inhalieren gehen. Dies lässt uns sogar über das<br />
hundertfache „Grossvater“ von Anouk Steffen hinwegsehen,<br />
das gegen Filmende durchaus auf den Sack zu gehen droht.<br />
Regie: Alain Gsponer<br />
7<br />
è ab 10.12. im Kino<br />
Ohne Strom, dafür mit<br />
viel Power<br />
Placebo:<br />
MTV<br />
Unplugged<br />
(Virgin/EMI/Universal)<br />
(Walt Disney)<br />
8<br />
2016 ist ein besonderes Jahr für Placebo: Zwei<br />
Dekaden wird es dann her sein, dass sie ihr<br />
grossartiges Debütalbum veröffentlicht haben.<br />
Um dieses Jubiläum zu feiern, hat die Band<br />
um Sänger Brian Molko einige besondere<br />
Ereignisse versprochen und los geht's mit<br />
einem Konzert der legendären Reihe „MTV<br />
Unplugged“ – aufgezeichnet in in London, wo<br />
die Gruppe einst ihren allerersten Gig gegeben<br />
hat. Ihre Songs haben die Briten dafür zum Teil<br />
radikal umarrangiert; immer wieder kommen<br />
Klavier und Streicher zum Einsatz, in anderen<br />
Momenten sind da nur Brians charakteristische<br />
Stimme und eine Akustikgitarre zu hören. Für<br />
die optische Untermalung sorgen spektakuläre<br />
Effekte: Lineare Raster und verspielte<br />
Projektionen flirren über ein dünnes Tuch<br />
vor der Bühne – zweifellos ein kleines 8<br />
Gesamtkunstwerk. (naw)