Kolpingmagazin 01-02 2016
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Aus der Sicht des Verbandes erfüllt TTIP zudem die<br />
Bedingungen eines völkerrechtlichen Vertrages in<br />
Form eines „gemischten Abkommens, das zwingend<br />
die Zustimmung der Parlamente der einzelnen<br />
EU-Mitgliedsländer verlangt“. Als „gemischtes Abkommen“<br />
wird ein völkerrechtlicher Vertrag bezeichnet,<br />
den die EU und alle Mitgliedsstaaten gemeinsam<br />
mit einem anderen Land schließen. Das ist erforderlich,<br />
wenn ein Abkommen in Kompetenzen von Mitgliedsstaaten<br />
eingreift. Dann kann die EU TTIP nicht<br />
alleine mit den USA auf den Weg bringen, sondern sie<br />
ZUSTIMMUNG ZU TTIP SINKT WEITER:<br />
46 % der Deutschen sind gegen TTIP<br />
34 % der Deutschen befürworten TTIP<br />
69 % meinen, TTIP verschlechtert den Umwelt- und Verbraucherschutz<br />
62 % rechnen mit einer Verschlechterung der Arbeitnehmerrechte<br />
73 % erwarten negative Auswirkungen auf den Datenschutz<br />
40 % befürchten Verschlechterungen bei der Beschäftigungssituation und<br />
für die Wirtschaft<br />
lt. einer Emnid-Umfrage im Auftrag der TTIP-Kritiker Foodwatch und Campact (Quelle: dpa)<br />
muss die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten einholen.<br />
Correctiv, ein gemeinnütziges Recherchezentrum<br />
für investigativen Journalismus, berichtete Ende November<br />
2<strong>01</strong>5 von einem Erfolg für die deutschen<br />
Städte und Gemeinden. Sie haben in Brüssel erreicht,<br />
dass die öffentliche Wasserversorgung nicht Teil von<br />
TTIP sein wird. „Allerdings nicht“, wie Correctiv berichtet,<br />
„weil sie früh eingebunden wurden, sondern<br />
weil sie aufmerksam waren.“<br />
Die geplante Einführung sogenannter Schiedsgerichte<br />
zum Schutz von Investoren ist ein zentrales Verhandlungsthema,<br />
zu dem es zahlreiche kritische und<br />
ablehnende Stimmen gibt. Eigentlich soll der Investorenschutz<br />
nur garantieren, dass Unternehmen, die im<br />
Ausland investieren, dort gerecht behandelt werden<br />
und dass sie keine Enteignung fürchten müssen. Private<br />
Parallelgerichte stehen außerhalb der staatlichen<br />
Gerichtsbarkeit, und ihre Einrichtung beschneidet die<br />
Souveränität der Staaten. In zahlreichen anderen Abkommen<br />
ist die Einrichtung solcher Schiedsgerichte<br />
bereits verankert. Damit sollen Investoren abgesichert<br />
werden, die in Staaten unternehmerisch tätig sind, deren<br />
Rechtsstaatlichkeit angezweifelt wird. Bei der EU<br />
und den USA, die TTIP verhandeln, sind diese Unsicherheiten<br />
nicht zu erwarten, weshalb Kritiker die<br />
Einführung von Schiedsgerichten für unnötig halten.<br />
Das Kolpingwerk Deutschland fordert stattdessen die<br />
10 KOLPINGMAGAZIN JANUAR–FEBRUAR 2<strong>01</strong>6