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Kolpingmagazin 01-02 2016

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NACHRICHTEN<br />

Kolpingwerk: Integration statt Stimmungsmache<br />

„Deutschland und Europa stehen aufgrund<br />

der aktuellen Flüchtlingsfrage vor großen<br />

Herausforderungen. Wer Flüchtlinge in unserem<br />

Land willkommen heißen will, sich<br />

diesen offen nähern und sie in unsere Gesellschaft<br />

integrieren will, der darf jedoch<br />

nicht die Augen vor den damit verbundenen<br />

Problemen und Herausforderungen verschließen.“<br />

Das erklärte der Bundeshauptausschuss<br />

des Kolpingwerkes Deutsch land<br />

im November.<br />

Mit Sorge beobachtet er in diesem Zusammenhang<br />

verschiedene Tendenzen einer<br />

rechten Radikalisierung im Kontext von<br />

Problembeschreibungen zur Flüchtlingssituation<br />

in unserem Land. „Sowohl einige<br />

Akteure in den Medien als auch einige gesellschaftliche<br />

und politische Gruppierungen,<br />

wie zum Beispiel AfD und Pegida, benutzen<br />

die Not der Flüchtlinge für eine<br />

menschenverachtende Stimmungsmache<br />

gegen die Schwächsten der Schwachen“,<br />

heißt es in einer Erklärung. Hilflose Menschen<br />

in Not gegen andere Menschen in sozialen<br />

Notsituationen gegeneinander auszuspielen,<br />

sei unverantwortlich und nicht<br />

akzeptabel.<br />

Wer allerdings Fragen und Einwände von<br />

Bürgern von vornherein abtue, der nehme<br />

diese Menschen mit ihren Ängsten und Sorgen<br />

nicht ernst. Um sie nicht radikalen Kräften<br />

in die Arme zu treiben, bedürfe es einer<br />

aufrichtigen Gesprächsbereitschaft in den<br />

demokratischen Parteien und einer offenen<br />

Diskussionskultur im öffentlichen und privaten<br />

Raum.<br />

Integration gelinge nur, wenn sich beide<br />

Seiten aktiv darum bemühen! Das Kolpingwerk<br />

erwartet, dass Flüchtlinge aus anderen<br />

Kulturkreisen, die in unserem Land Aufnahme<br />

finden, die demokratischen Normen<br />

und Verhaltensweisen einer offenen und<br />

aufgeklärten Gesellschaft akzeptieren und<br />

mittragen. „Eine aktive Ausgrenzung durch<br />

Einheimische, als auch eine Ausgrenzung<br />

durch jene, die sich nicht integrieren wollen,<br />

darf es nicht geben!“<br />

CROSS-MEDIA<br />

Aktuelle Stellung nahmen zu<br />

kirchlichen, gesellschaftlichen und<br />

poli tischen Themen online unter<br />

www. kolping.de.<br />

Berichte über den Kolpingtag unter<br />

www.kolpingtag2<strong>01</strong>5.de.<br />

Synode: Klarer Auftrag an Ortskirchen<br />

Die Ergebnisse der 14. ordentlichen Bischofssynode<br />

zum Thema Ehe und Familie<br />

hinterlassen nach Einschätzung des Kolpingwerkes<br />

Deutschland einen zwiespältigen<br />

Eindruck. Bei aller Wertschätzung der<br />

Diskussionskultur und des Bemühens, die<br />

Kluft zwischen Lehre und Lebenswirklichkeit<br />

der Menschen nicht noch größer werden<br />

zu lassen, seien die hohen Erwartungen<br />

vieler Menschen nicht erfüllt worden, da in<br />

den strittigen Fragen keine deutlichen Signale<br />

in dem Abschlussdokument der Synode<br />

erkennbar seien.<br />

Diese Ambivalenz werde auch in der Abschlussrede<br />

von Papst Franziskus deutlich.<br />

Zunächst heißt es: „Die Erfahrung der Synode<br />

hat uns besser verstehen lassen, dass die<br />

wahren Verteidiger der Lehre nicht jene<br />

sind, die den Buchstaben verteidigen, sondern<br />

den Geist; nicht die Idee, sondern den<br />

Menschen; nicht die Formeln, sondern die<br />

unentgeltliche Liebe Gottes und seiner Vergebung.“<br />

Aber dann gehe es weiter: „Das bedeutet<br />

freilich nicht, in gewisser Weise die<br />

Bedeutung von Formeln, Gesetzen und<br />

göttlichen Geboten zu vermindern, sondern<br />

die Größe des wahren Gottes zu rühmen.“<br />

Mit der von Papst Franziskus in seiner<br />

Abschlussrede getroffenen Feststellung, dass<br />

jedes allgemeine Prinzip in die jeweilige Kultur<br />

übertragen werden muss, wenn es eingehalten<br />

und angewendet werden soll, wird<br />

ein klarer Auftrag an die Ortskirchen gesehen,<br />

eigenständig und mutig und im Einklang<br />

mit den Gläubigen nach Wegen zu<br />

suchen, wie Sexualität, Partnerschaft, Ehe<br />

und Familie in Übereinstimmung mit der<br />

Lehre der Kirche und im jeweiligen kulturellen<br />

Umfeld gelebt werden können.<br />

Das Kolpingwerk würdigt den von der<br />

deutschsprachigen Gruppe – unter ihnen<br />

die (Erz)Bischöfe Franz-Josef Bode, Walter<br />

Kardinal Kasper, Heiner Koch, Reinhard<br />

Kardinal Marx und Gerhard-Ludwig Kardinal<br />

Müller – erstellten vielbeachteten Zwischenbericht.<br />

Zu wichtigen Themen wie Gestaltung<br />

der menschlichen Sexualität,<br />

Ehevorbereitung und -begleitung, verantwortete<br />

Elternschaft und Integration wiederverheirateter<br />

Geschiedener finden sich<br />

darin wegweisende Aussagen. Bedauert<br />

wird, dass das ebenfalls vielbeachtete<br />

Schuldbekenntnis der deutschsprachigen<br />

Gruppe auf der Strecke geblieben ist und<br />

nicht im Synodenpapier auftaucht.<br />

Für den weiteren Weg bleibe, neben der<br />

Hauptbotschaft, dass die Kirche der Ehe und<br />

Familie ihre höchste Aufmerksamkeit widmet,<br />

das gewachsene neue Selbstverständnis<br />

der synodalen Verfasstheit der katholischen<br />

Kirche eines der wichtigsten Ergebnisse dieser<br />

Synode.<br />

KOLPINGMAGAZIN JANUAR–FEBRUAR 2<strong>01</strong>6<br />

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