Zertifikatskurs Interkulturelle Kompetenz - RAA NRW
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Elementarerziehung<br />
<strong>Zertifikatskurs</strong> 2<br />
interkulturellen Lernen. <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenz</strong> ist eine berufliche Schlüsselqualifikation und<br />
meint die Fähigkeit<br />
■ interkulturelle Situationen und Zusammenhänge wahrzunehmen, sie mit ihren<br />
Problemstellungen zu erfassen und in ihren Chancen zu begreifen.<br />
■ das eigene Bedingungs-, Bezugs- und Wertesystem zu sehen und eigene<br />
Einstellungen, eigenes Verhalten und Handeln kritisch reflektieren zu können.<br />
■ <strong>Interkulturelle</strong> Prozesse zu initiieren, Diskriminierungen gegenzusteuern und<br />
Benachteiligungen abzubauen.<br />
■ Sensibilität für und in interkulturellen Lernprozessen bei anderen zu fördern und<br />
zu entwickeln.<br />
■ Konflikte im interkulturellen Kontext wahrnehmen und bearbeiten zu können.<br />
■ Wissen anzueignen (Migrationsgeschichte, rechtliche Situation, kulturelle Orientierungen,<br />
Prävention von Abweichung, geeignete Methoden zu kennen)<br />
■ Das Gelernte in die Struktur der eigenen Organisation übertragen zu können.<br />
1.2 Die Rolle und die Fähigkeiten des/der in einer multikulturellen Situation<br />
arbeitenden Multiplikators/Multiplikatorin<br />
Pädagoginnen und Pädagogen, Berater und Beraterinnen sind in ihrem beruflichen Handlungsfeld<br />
sowohl als Initiatorinnen und Initiatoren als auch Moderatorinnen und Moderatoren von<br />
entsprechenden interkulturellen Erziehungs- und Bildungsprozessen Modelle für einander<br />
respektierendes Miteinander. Jeder an einer interkulturellen Interaktionssituation Beteiligte<br />
muss sich der Tatsache bewusst sein, dass er oder sie in seinem oder ihrem Sozialisationsprozess<br />
kulturelle Standards verinnerlicht hat, die Wesen und Werte der Gruppe bestimmen, der er<br />
oder sie angehört. Nach Thomas* 2) (2003, S. 23) sind die eigenen kulturellen Standards nicht<br />
bewusst. Und dennoch beeinflussen sie das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln.<br />
Orientierungssysteme schaffen Handlungsanreize und Handlungsmöglichkeiten, stellen aber<br />
auch Handlungsbedingungen und Handlungsgrenzen dar. In einer interkulturellen Interaktion<br />
gilt es für Multiplikatoren und Multiplikatorinnen genau wie in jeder Interaktionssituation die<br />
eigenen kulturellen Standards zu kennen und Bedingungen und Grenzen des Handelns aufgrund<br />
der eigenen Orientierungsmuster bewusst zu machen sowie die Kulturstandards der<br />
(fremden/anderen) Interaktionspartner herauszufinden, um Verhalten professionell deuten zu<br />
können. (Thomas 2003, S. 29 ff.)<br />
<strong>Interkulturelle</strong>s Lernen zielt auf Vermittlung, ohne dem anderen Werte aufzuzwingen. Der Migrationsprozess<br />
ist von sich aus durch einen ständigen Wandel gekennzeichnet: Dem Verlust von<br />
Heimat folgt ein lang andauernder Einfindungs-, Orientierungs-, Gewöhnungs- und Veränderungsprozess,<br />
der stressbelastet sein kann. Alltägliche Diskriminierungen durch die einheimische<br />
Bevölkerung erschweren den Integrationsprozess. Durch einen pädagogisch intendierten<br />
interkulturellen Lernprozess besteht aber auch die Chance für die einheimischen Beteiligten, ihr<br />
Gewordensein zu hinterfragen und geltende Werte auf den Prüfstand zu stellen. <strong>Interkulturelle</strong>s<br />
Lernen darf nicht von einer defizitären Betrachtungsweise geleitet sein. Nur in einer gleichberechtigten,<br />
gleichwertigen Interaktionssituation kann Lernen als Bereicherung angenommen<br />
werden.<br />
Die Aufforderung zur Auseinandersetzung kann auch die Bearbeitung von Konflikten einschließen,<br />
die durch eine multikulturelle Situation entstehen können. Konfliktfähigkeit ist ein Wert,<br />
*2) Thomas, Alexander u.a. (Hrsg.) 2003, Handbuch <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation und Kooperation,<br />
Band 1: Grundlagen und Praxisfelder. Göttingen