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von Hubertus Adam - Schweizer Metallbau

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8�Fokus Design<br />

Der Briefkasten als Beispiel für die enge<br />

Verbindung <strong>von</strong> Kunst und Design<br />

Dorothea Strauss,<br />

Direktorin Haus Konstruktiv<br />

�Das Haus Konstruktiv in Zürich widmete Andreas<br />

Christen, dem Designer des Briefkastens <strong>von</strong> <strong>Schweizer</strong>,<br />

in diesem Sommer die erste grosse Retrospektive. Direktorin<br />

Dorothea Strauss erklärt warum.<br />

bauen mit <strong>Schweizer</strong>: Frau Strauss, welchen<br />

Auftrag erfüllt das Haus Konstruktiv?<br />

Dorothea Strauss: Träger unseres Museums ist die Stiftung<br />

für konstruktive und konkrete Kunst, die 1986 in<br />

Zürich gegründet wurde. Unser Ziel ist es, das kunsthistorische<br />

Erbe der konkreten und konstruktiven Kunst zu<br />

pfl egen, sie zu fördern. Im Zentrum steht dabei unser<br />

Wunsch, ein breites Publikum anzusprechen. Darüber<br />

hinaus entwickeln wir auch einen lebendigen Dialog<br />

zwischen konkret-konstruktiver und aktueller Kunst. Es<br />

ist uns wichtig, dass das Publikum Freude daran fi ndet,<br />

Kunst und Kunstgeschichte besser zu verstehen.<br />

Und wo hat die konstruktive Kunst ihren Ursprung?<br />

Die konstruktive und konkrete Kunst fi ndet ihre Anfänge<br />

in der russischen Avantgarde und basiert auf den Gesetzen<br />

der Mathematik und der Ordnung, auf der Klarheit<br />

<strong>von</strong> Strukturen; das heisst aber nicht, dass sie deswegen<br />

weniger emotional oder lebendig ist, ganz im Gegenteil:<br />

Manchmal sind es gerade minimalistische Ansätze, die<br />

viele Assoziationen erlauben.<br />

Wie passt Andreas Christen zum Haus Konstruktiv?<br />

Welche Bedeutung hat er für die konstruktive<br />

Kunst?<br />

Es ist interessant: Andreas Christen selbst hat sich nicht<br />

als konstruktiver Künstler bezeichnet. Er schätzte es<br />

nicht, die Kunst in Kategorien einzuteilen. Die Klarheit<br />

seiner Werke und die lichtdurchfl uteten Oberfl ächen fanden<br />

auch viele Anhänger und Bewunderer unter KünstlerkollegInnen.<br />

Max Bill zum Beispiel hat Christen sehr<br />

gefördert und sein Werk sehr geschätzt. Christens Bedeutung<br />

für das Haus Konstruktiv ist deshalb so gross,<br />

weil er auf eine ganz besondere und einzigartige Weise<br />

zeigt, wie ein Künstler mit den Grundthemen der konstruktiven<br />

Kunst umgehen kann und doch ganz frei <strong>von</strong><br />

jeglichen Zuschreibungen bleibt.<br />

Warum zeigte das Haus Konstruktiv in der Ausstellung<br />

auch Produktdesign <strong>von</strong> Andreas Christen?<br />

Im Zentrum unserer Ausstellung stand zwar Christen als<br />

Künstler, doch wir haben auch eine sehr spezifi sche Auswahl<br />

wichtiger Designobjekte gezeigt, um deutlich zu<br />

machen, wie eng bei ihm Kunst und Design miteinander<br />

verbunden war. Sein Briefkasten, den er für die Ernst<br />

<strong>Schweizer</strong> AG in den 1970ern entworfen hat, ist ein gutes<br />

Beispiel dafür: Verglichen mit den Strukturen seiner<br />

Bilder fi nden wir in seinen Designobjekten viele formale<br />

Ähnlichkeiten zwischen beiden Disziplinen. Wir wollten<br />

dem Publikum zeigen, dies zu entdecken.<br />

Was zeichnet die Arbeiten <strong>von</strong> Andreas Christen<br />

aus, welche Ziele waren ihm wichtig: als Künstler,<br />

als Designer?<br />

Das mathematisch Durchkomponierte, Klare und gleichzeitig<br />

Schöne hat Christen verstanden, in seinen Werken<br />

zu verbinden. Auch sein Produktdesign ist <strong>von</strong> entwaffnender<br />

Schlichtheit, drängt sich nicht auf und bleibt<br />

trotzdem bis heute unvergessen. Als Künstler gilt Christen<br />

noch immer als Geheimtipp, doch als Designer geniesst<br />

er längst internationalen Kultstatus. Doch ihn selbst interessierte<br />

der grosse Auftritt im Rampenlicht nie. Anders<br />

als viele seiner ebenso berühmten Designerkollegen zog<br />

er die Anonymität jedem Personenkult vor; im Zentrum<br />

stand für Andreas Christen immer das Produkt an sich, ob<br />

dies nun ein Kunstwerk oder ein Designobjekt war. Als<br />

Mensch war er wohl eher zurückhaltend und bescheiden,<br />

doch wenn es um die Sache ging, sehr streng und charakterfest.<br />

Andreas Christen<br />

Komplementär-Struktur, ca. 1980<br />

Epoxy, weiss gespritzt, 130 × 130 × 25 cm<br />

Nachlass Andreas Christen<br />

courtesy Annemarie Verna Galerie Zürich/Haus Konstruktiv

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