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generali.at<br />
regional<br />
Alexanter Antonitsch im Interview<br />
„Die besten sollen gefördert werden“<br />
Am Finaltag der Generali Open in Kitzbühel blickt Alex Antonitsch auf ein erfolgreiches Turnier und eine<br />
starke österreichische Beteiligung zurück. Er bilanziert nach fünf Jahren Turnierleitung und nimmt zur<br />
Förderpolitik des österreichischen Tennisverbandes Stellung.<br />
Wennst was<br />
erreichen willst, musst<br />
immer alles geben.<br />
Fünf, sechs Stunden Training. Jeden Tag.<br />
Und dann geht’s los zum Turnier und du hoffst,<br />
soweit zu kommen, wie nur irgendwie möglich.<br />
Weil scheidest du aus, bleiben nicht nur WTA-<br />
Punkte auf der Strecke, du musst auch frühzeitig<br />
die Rückreise antreten. Dann hättest du zwar<br />
theoretisch mal frei, aber wer will das schon?<br />
Um zu verstehen, muss man zuhören.<br />
Sandra Klemenschits<br />
Neun Österreicher spielten heuer in Kitzbühel<br />
in der Qualifikation und keiner kam weiter.<br />
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?<br />
Antonitsch: Das liegt daran, dass der Level<br />
für manche einfach noch zu hoch ist. Von<br />
ein paar, wie Michael Linzer oder Bastian<br />
Trinker, hätte man erwarten können, dass<br />
sie vielleicht die eine oder andere Runde<br />
überstehen und weiter kommen. Auf der<br />
anderen Seite darf man nicht vergessen,<br />
dass einer der Qualifikanten ins Finale<br />
kam. Daran erkennt man, wie stark die<br />
Quali besetzt war.<br />
Der 17-jährige Tiroler Alexander Erler hat<br />
eine Wildcard für die Qualifikation und das<br />
Doppel mit Philipp Kohlschreiber erhalten.<br />
Waren sie mit seiner Leistung zufrieden?<br />
Antonitsch: Ja, er war am Anfang im ersten<br />
Satz noch zu nervös, im zweiten hat er<br />
dann gegen Lucas Miedler sehr gut<br />
gespielt. Der Kohli war vor allem im Doppel<br />
sehr zufrieden mit ihm.<br />
Wenn Sie an die Zukunft des Turniers denken,<br />
kommt ihnen dann ein 500er-Turnier<br />
in den Sinn?<br />
Antonitsch: Wir sollten zunächst einmal<br />
bei dem 250er bleiben und behutsam und<br />
vorsichtig das Turnier weiter entwickeln,<br />
aufbauen und nachhaltig bleiben. Wir wollen<br />
bis 2018 so dastehen, dass alles für<br />
uns möglich ist, wenn die ATP-Tour neu<br />
aufbereitet wird. Keiner weiß noch, wohin<br />
es gehen wird. Es muss unser Ziel sein,<br />
dass wir bereit sind, wenn sich irgendetwas<br />
ergibt. Aber im Moment denken wir<br />
noch nicht daran.<br />
Wen von den Top-Tennisspielern hätten<br />
Sie in Zukunft gerne in Kitzbühel?<br />
Antonitsch: Dominik Thiem.<br />
In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung<br />
kritisierten Sie kürzlich die Förderkriterien<br />
des ÖTV. Was schlagen Sie vor?<br />
Antonitsch: Es soll ja in die Richtung<br />
gehen, dass die besten Spielerinnen und<br />
Spieler gefördert werden, egal wo sie trainieren.<br />
Ich glaube, dass es nicht mehr zeitgemäß<br />
ist, außer für die ganz großen Verbände,<br />
die über sehr viel Geld verfügen,<br />
dass sie sich ein nationales Zentrum leisten<br />
und außerdem die besten Spieler fördern,<br />
egal wo sie trainieren. Auch die<br />
Deutschen haben mittlerweile umgeschwenkt,<br />
machen externe Förderung nach<br />
gewissen Kriterien, unabhängig vom Trainingsort.<br />
Da sollte es keine Diskussion<br />
geben, dass die besten gefördert werden,<br />
egal wo sie trainieren.<br />
Sie sind seit fünf Jahren Turnierdirektor.<br />
Wie sieht Ihre Bilanz aus?<br />
Antonitsch: Auf der einen Seite haben sie<br />
mich fünf Jahre ausgehalten. Wir haben ein<br />
super Team hier im KTC. Ohne Herbert Günther<br />
und Markus Bodner, die persönliches<br />
Risiko eingegangen sind als Veranstalter,<br />
würde es das gar nicht geben. Es gibt sechs<br />
Mitarbeiter während des Jahres und über<br />
300 in der Turnierwoche. Es macht einen<br />
Riesenspaß, es war nicht immer leicht, vor<br />
allem am Beginn, weil es darum gegangen<br />
ist, die Turniervergangenheit aufzuarbeiten.<br />
Vor mir gab es meines Wissens vier Turnierdirektoren<br />
in fünf Jahren.<br />
Was zeichnet einen guten Turnier -<br />
direktor aus?<br />
Antonitsch: Das weiß ich nicht, jeder macht<br />
es anders. Wir gehen unseren Weg, die<br />
meisten rennen im Anzug herum und viele<br />
sieht man die ganze Woche nicht. Für mich<br />
ist wichtig, dass der Kontakt zu den Medien<br />
und zu den Spielern da ist und zu den Offiziellen<br />
der ATP. Ich habe selber gespielt und<br />
habe dadurch auch ein besseres Verständnis<br />
für die Spieler, was die ATP betrifft. Ich<br />
bin jetzt auf einer ganz anderen Seite und<br />
kümmere mich natürlich auch um die Sponsoren.<br />
Es ist so eine Rundum-Geschichte,<br />
aber das würde alles nicht gehen, ohne das<br />
perfekte Team im Hintergrund.<br />
Alexander Antonitsch: schlagreich, wortreich<br />
und als Turnierdirektor erfolgreich.<br />
Was ist für Sie als Turnierdirektor die<br />
größte Herausforderung?<br />
Antonitsch: Das Schlimmste ist für mich in<br />
der Turnierwoche, dass ich mir immer vornehme,<br />
ich mache in der Früh Sport und<br />
spätestens ab dem dritten Tag schaffe ich<br />
es nicht mehr.<br />
Was ärgert Sie bei Ihrer Arbeit?<br />
Antonitsch: Eigentlich nichts. Manche Fehler<br />
passieren, wenn wirklich viel los ist.<br />
Das sind aber positive Sachen, weil wenn<br />
nicht viel los wäre, wäre es eher schlimm.<br />
Wie lange werden Sie Turnierdirektor in<br />
Kitzbühel bleiben?<br />
Antonitsch: Schauen wir, wie lange sie<br />
mich noch aushalten.<br />
Was sind Ihre Zukunftspläne?<br />
Antonitsch: Ich kümmere mich um meine<br />
Familie, die Kinder. Ich bin in der glücklichen<br />
Lage, das zu machen, was mir wirklich<br />
Spaß macht. Solange das so bleibt,<br />
bin ich happy.<br />
Das Interview führte Margareth Graf.<br />
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Unter den Flügeln des Löwen.