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Bilanz
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UNTERNEHMEN / MÄRKTE<br />
BILANZ / FEBRUAR / 2016<br />
24<br />
dann würde ich vielleicht sagen, dass<br />
sie innovativ sind. Aber lassen Sie es<br />
mich wissen, wenn es so weit ist.<br />
B<br />
Ein ehemaliger interner Firmenprüfer<br />
behauptet, dass SAP bei<br />
der Entwicklung von „Hana“ bei<br />
den Konkurrenten Oracle, IBM,<br />
RIM (Black ber ry) und Teradata<br />
abgekupfert habe. Was sagen Sie<br />
dazu?<br />
Kompletter Unsinn. Wie, bitte schön,<br />
soll man abkupfern, wenn alles brandneu<br />
ist?<br />
B<br />
Sie haben Strafanzeige gestellt<br />
gegen den ehemaligen Mitarbeiter<br />
und seinen Vater, der ihn als<br />
Anwalt vertritt. Außerdem haben<br />
Sie den Mann entlassen, wogegen<br />
er vorgeht. Wie ist der Stand der<br />
Dinge?<br />
Da es sich weiter um ein laufendes Verfahren<br />
handelt, können wir den Sachverhalt<br />
derzeit nicht kommentieren.<br />
B In Europa, namentlich in<br />
Deutschland, spielt der Datenschutz<br />
eine große Rolle, zumal<br />
für Unternehmen, die sensible<br />
Daten und Geschäftszahlen keinen<br />
Rechenzentren anvertrauen<br />
wollen, deren Sicherheitsstandards<br />
nicht gewährleistet sind.<br />
Können Sie das nachvollziehen?<br />
Klar. Auch in anderen Ländern machen<br />
sich die Menschen Sorgen um ihre Daten.<br />
Es ist unsere Aufgabe, den Menschen<br />
Angebote zu machen, ihre Daten<br />
dort zu speichern, wo sie wollen.<br />
B<br />
An fang Ok to ber kippte der Eu ropäi<br />
sche Ge richts hof das so genannte<br />
Safe-Har bor-Ab kom men,<br />
das es US-Kon zer nen bis lang<br />
er laubt hat, die Daten eu ro päischer<br />
Nut zer in die USA zu übermit<br />
teln. Grund: Amerikanische<br />
Rechenzentren gelten nicht als<br />
sicher. Was bedeutet das für SAP?<br />
Gar nichts. Wir haben unsere<br />
Cloud-Strategie geografisch aufgeteilt.<br />
Wir sind darauf vorbereitet, die Daten<br />
unserer Kunden dort zu verwalten, wo<br />
sie wollen. Wir sind mit jedem Datenschutzabkommen<br />
im Einklang. Für<br />
amerikanische Firmen, die Rechenzentren<br />
in Kalifornien haben, ist das<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
SAP<br />
Bayer<br />
Siemens<br />
Deutsche Telekom<br />
Daimler<br />
Allianz<br />
Volkswagen<br />
BASF<br />
BMW<br />
VOLL WERTVOLL<br />
Analysten raten zum Kauf der SAP-<br />
Aktie, die Anleger folgen. Und SAP ist<br />
die teuerste Firma im Dax.<br />
(IN MILLIARDEN EURO, STAND: 29.1.2016)<br />
Continental<br />
87,0<br />
84,5<br />
76,1<br />
71,9<br />
69,0<br />
66,3<br />
58,5<br />
56,0<br />
50,8<br />
38,8<br />
ein Problem, wenn ihre Kunden ihre<br />
Daten lieber in Berlin verwaltet haben<br />
wollen. Für uns nicht.<br />
B<br />
Viele sogenannte Cloud-Unternehmen<br />
erwirtschaften Verluste. Was<br />
macht Sie so sicher, dass Sie in diesem<br />
Geschäft erfolgreich sind?<br />
In der Cloud-Welt sind die Innovationszyklen<br />
im Interesse des Kunden:<br />
Sie bekommen die neuesten Anwendungen,<br />
müssen keine Aktualisierungen<br />
mehr vornehmen, brauchen keine<br />
eigenen Festplatten, müssen ihr Personal<br />
nicht mehr schulen. Sie brauchen<br />
sich nicht mehr an eine komplizierte<br />
Software-Architektur zu binden,<br />
sondern können Programme wie eine<br />
Dienstleistung mieten. Das ist das<br />
Konsummodell des 21. Jahrhunderts.<br />
B<br />
Sie haben über 20 Milliarden<br />
Euro ins Geschäft mit der<br />
Datenwolke investiert und einen<br />
Schwung Konkurrenten aufgekauft.<br />
Aber die Gewinnspannen<br />
sind nur halb so hoch wie im klassischen<br />
Paketverkauf mit Rechnerprogrammen.<br />
Ihr Renditeziel<br />
von 35 Prozent haben Sie verfehlt.<br />
Nun wollen Sie 30 Prozent erreichen.<br />
Das ist bitter, oder?<br />
Nein. Wir wollten nie an einem Wettrennen<br />
um die höchste Marge teilnehmen.<br />
Wir müssen wettbewerbsfähig<br />
sein, Marktanteile sind in diesem Spiel<br />
wichtiger als Renditen. Wenn wir mit<br />
unserem Cloud-Angebot neue Kunden<br />
gewinnen und binden können, wird es<br />
mittelfristig eine höhere Marge erzielen<br />
als unser Lizenzgeschäft. Aber das<br />
braucht Zeit. Wenn wir nur auf den<br />
Gewinn schielen würden, wäre SAP<br />
nicht Marktführer.<br />
B Bislang sind Ihre Cloud-Zukäufe<br />
Successfactors, Ariba und Concur<br />
nicht mit Ihrer Wunder-Datenbank<br />
„Hana“ verbunden. Wann<br />
wird dies der Fall sein?<br />
Wir werden in diesem Jahr alle unsere<br />
Cloud-Produkte mit „Hana“ verbinden.<br />
B Welche Übernahmen planen Sie<br />
für dieses Jahr?<br />
Wir haben so viele Innovationen neu<br />
in diese Firma aufgenommen. Wenn<br />
wir Übernahmen machen, dann als<br />
Flankierung unserer bestehenden<br />
Geschäfte. Große Firmenkäufe planen<br />
wir zurzeit nicht.<br />
B<br />
Die Schulden und Verbindlichkeiten<br />
von SAP belaufen sich auf<br />
gewaltige 18 Milliarden Euro.<br />
Dem stehen Barmittel von nur<br />
3,4 Milliarden Euro gegenüber.<br />
Wie wollen Sie diesen Schuldenberg<br />
abtragen – ohne das Wachstum<br />
zu gefährden und an Innovationsfähigkeit<br />
einzubüßen?<br />
Fakt ist: SAP verfügt derzeit über<br />
3,4 Mrd. Euro an liquiden Mitteln und<br />
generiert jedes Jahr gut 3,6 Mrd. Euro<br />
operativen Cashflow. Darum können<br />
wir einerseits kontinuierlich Schulden<br />
abbauen, andererseits aber auch weiterhin<br />
in Wachstum investieren und<br />
eine Dividende ausschütten.<br />
B<br />
Im Traditionsgeschäft mit Lizenzen<br />
und der Wartung der Anwendungen<br />
erwirtschaften Sie immer<br />
noch über 70 Prozent Ihrer<br />
Umsätze. Im vergangenen Jahr<br />
haben Sie in diesem Bereich überraschend<br />
stark abgeschnitten.<br />
Gilt Ihre Prognose noch, wonach<br />
der Cloud-Umsatz spätestens<br />
2018 über den Erlösen aus dem<br />
Verkauf neuer Lizenzen liegt?<br />
Ja, wir erwarten, dass unser<br />
Cloud-Umsatz ab 2018 höher ist als<br />
unser Lizenzumsatz. Das Wichtigste<br />
ist, dass wir unseren Kunden die<br />
Wahlmöglichkeit anbieten. Es gibt<br />
viele Kunden, die ihre Anwendung<br />
nur auf den eigenen Rechenzentren<br />
laufen lassen. Andere wollen eine<br />
Misch form: Manches machen sie<br />
selbst, anderes Partner, anderes SAP.<br />
SAP kann alles bieten. Mit „Hana“<br />
haben wir etwas, was niemand sonst<br />
hat. Wir erfinden eine neue Welt.<br />
B<br />
Diese schöne neue Welt wird sich<br />
auch auf die Beschäftigten von<br />
SAP auswirken. Weil Sie auf das<br />
Wolkengeschäft setzen, brauchen<br />
Sie immer weniger Mitarbeiter,<br />
die Ihre Anwendungen beim Kunden<br />
installieren und das Personal<br />
schulen. 2015 haben Sie 3.000<br />
Mitarbeiter mit teilweise saftigen<br />
Abfindungen in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Wie viele Mitarbeiter<br />
sollen 2016 gehen?<br />
Wir werden auch 2016 unsere Mitarbeiterzahl<br />
erhöhen. Auch wenn wir<br />
unsere Belegschaft modernisieren,<br />
werden wir die Gesamtzahl steigern.<br />
SAP ist ein Unternehmen, das wächst.<br />
Wir stellen Leute von der Universität<br />
weg ein und trainieren sie auf die SAP-<br />
Art. Wir stellen sie nicht nur für Jobs<br />
ein, wir versuchen, ihre Karrieren zu<br />
entwickeln. In dieser Wirtschaft gewinnt<br />
nur die beste Belegschaft.<br />
B Also kein Stellenabbau.<br />
Das Gegenteil ist richtig: Wir stellen<br />
ein. Wenn Leute die digitale Transformation<br />
mitmachen, dann geben<br />
wir ihnen alle Möglichkeiten, sich fit<br />
zu machen für das neue digitale Zeitalter.<br />
Wir wollen niemanden loswerden.<br />
Wir machen aber Angebote: 2015<br />
haben wir ein Frühverrentungsprogramm<br />
angeboten für Leute, die lieber<br />
eine gute Abfindung nehmen, als die<br />
Reise in die digitale Welt mitzumachen.<br />
Aber dieses Programm ist beendet.<br />
Das wird es 2016 nicht geben.<br />
160 MILLIARDEN<br />
MIT DATEN<br />
Was früher die elektronische Datenverarbeitung,<br />
EDV, war, nennt sich heute<br />
im Marketing-Deutsch „Big Data“.<br />
Auf 160 Milliarden Euro schätzen die<br />
Beobachter von Crisp Research den<br />
weltweiten Markt für das Jahr 2015. Es<br />
gibt drei Teilmärkte. Erstens: Rechner,<br />
Datenbanken und Programme, mit<br />
denen sich Daten auswerten lassen –<br />
das Betätigungsfeld von SAP. Zweitens:<br />
Firmen, die diese Technik anwenden,<br />
die Daten auswerten und das Ergebnis<br />
verkaufen. Und drittens: der Markt für<br />
„Sensoren und Netzwerke“, die für die<br />
Verbindung von Geräten und Fahrzeugen<br />
mit dem Internet sorgen.<br />
B Hasso Plattner hat seine deutschen<br />
Entwickler als träge und<br />
langsam geächtet. Schließen Sie<br />
sich dem an?<br />
Ist es nicht super, dass SAP einen<br />
Gründer mit so viel Energie und Leidenschaft<br />
hat, der uns herausfordert,<br />
besser zu sein?<br />
B<br />
Noch einmal: Schließen Sie sich<br />
Plattners Kritik an?<br />
Wir haben keine schlechte Meinung<br />
von unseren deutschen Ingenieuren.<br />
Wir haben eine sehr hohe Meinung<br />
von ihnen. Wir finden sie so gut, dass<br />
wir sie ständig herausfordern, besser<br />
zu sein. Weil sie die Besten der Welt<br />
sind. Ich glaube, das ist Hassos Ansatz:<br />
Weil ihr die Besten der Welt seid, lehnt<br />
euch nicht zurück!<br />
B<br />
Wie amerikanisch darf das deutsche<br />
Unternehmen SAP sein?<br />
SAP soll nicht amerikanisch sein, sondern<br />
global. Wir können stolz auf unsere<br />
deutschen Wurzeln und unsere<br />
deutsche Technik sein – und gleichzeitig<br />
sollen wir stolz darauf sein, dass<br />
auch aus anderen Teilen der Welt Innovationen<br />
kommen.<br />
B<br />
Ihre deutschen Mitarbeiter haben<br />
Angst davor, dass die Konzernzentrale<br />
in die USA verlegt wird.<br />
Verstehen Sie die Ängste?<br />
Natürlich. Das ist der deutsche<br />
Stolz. Deshalb sage ich auch ständig:<br />
Walldorf ist und bleibt unsere Konzernzentrale.<br />
Deutschland ist unser<br />
Zuhause. Ich bin nach Heidelberg gezogen,<br />
um meinen Mitarbeitern zu zeigen,<br />
dass dies unsere Heimat ist.<br />
B Und? Wie gefällt es Ihnen hier?<br />
Ich bin an dem Tag nach Heidelberg<br />
gezogen, als Deutschland Brasilien 7:1<br />
geschlagen hat. Ein paar Tage später<br />
war Deutschland Fußball-Weltmeister.<br />
Wir haben in der Woche davor<br />
ein Picknick mit 30.000 SAP-Mitarbeitern<br />
gemacht. Und ich habe meine<br />
Nachbarn zu einer Party zu mir nach<br />
Hause eingeladen. SAP ist ein Teil meines<br />
Lebens, ich arbeite seit 14 Jahren<br />
hier. Deutschland ist ein wunderbares<br />
Land. SAP ist eine wunderbare Firma.<br />
Ich habe mein Zuhause gefunden. Hier<br />
gehöre ich hin.<br />
U<br />
QUELLE: FINANZEN.NET<br />
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