EUROPACE - Hypoport AG
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<strong>EUROPACE</strong><br />
KONfERENZ<br />
Zukunft der Eurozone – Was ist von Eurobonds zu halten ?<br />
von HansJoachim Dübel, finpolconsult<br />
Für das Zinsniveau in Deutschland gibt<br />
es dieser Tage nur eine Richtung: abwärts.<br />
Hypothekenschuldner bei EURO-<br />
PACE profitieren per 27. September von<br />
10-Jahresfestzinsen im Bereich von effektiv<br />
3%, Pfandbriefe derselben Laufzeit<br />
notieren bei 2,8% und der deutsche<br />
Staat zahlt nur noch 1,8%. Ganz<br />
anders dagegen ist die Lage in Italien<br />
und Spanien, wo selbst der Staat für<br />
10-Jahresgeld 5,6% bzw. 5,2% bezahlen muss. Nur durch<br />
Interventionen der Europäischen Zentralbank wird derzeit verhindert,<br />
dass die Zinsen in beiden Ländern weiter ansteigen.<br />
Nicht das vor der Insolvenz stehende Griechenland, und<br />
auch nicht die ebenfalls vom Rettungsfonds EFSF finanzierten<br />
Staaten Irland und Portugal, machen Politik und<br />
Finanzwirtschaft beim derzeitigen Stand der Eurokrise die größten<br />
Sorgen, sondern diese beiden Groß-Schuldner. Beispiel Italien:<br />
das Land ist mit fast 2 Billionen Euro verschuldet. Seine Wachstumsrate<br />
ist die niedrigste aller OECD-Länder und es steckt in einer<br />
tiefen politischen Krise. Wäre die Insolvenz kleinerer Staaten<br />
noch verkraftbar, so wäre Italien für Europa und den globalen<br />
Finanzmarkt in der Tat ‚too big to fail‘.<br />
Selbst ein stark ausgeweiteter Rettungsfonds könnte die Defizite<br />
und fälligen Schulden von Italien und Spanien nur wenige<br />
Monate lang finanzieren. Beide Länder müssen also am Kapitalmarkt<br />
bleiben während sie ihr Reformprogramm durchführen.<br />
Gleichzeitig muss für den Fall einer Insolvenz Griechenlands vorgesorgt<br />
werden, der ihre Zinsen noch weit höher treiben könnte.<br />
Welche Möglichkeiten zur Zinsentlastung gibt es ? Wie können diese<br />
ausgestaltet werden, ohne dass die Anreize zu Reformen verringert<br />
werden ? Wie kann das Risiko für die Steuerzahler minimiert<br />
werden ?<br />
Dazu gibt es im Grundsatz derzeit drei Modelle:<br />
n Gemeinsam von den Eurozonenmitgliedern emittierte Bonds<br />
(‚Eurobonds‘), bei denen die Zinsdifferenz zwischen den Mitgliedsstaaten<br />
durch gemeinschaftliche Haftung für alle Emissionen<br />
entfällt. Diese Bonds werden faktisch in kleinerem Umfang<br />
bereits jetzt vom Rettungsfonds emittiert, um Defizite und<br />
fällige Altschulden Griechenlands, Irlands und Portugals zu finanzieren.<br />
n Ein System von Marktinterventionen in die derzeit von einzelnen<br />
Staaten emittierten Bonds, das Spekulanten abschreckt<br />
und die Zinsen künstlich niedrig hält. Dieser Ansatz wurde bisher<br />
von der Europäischen Zentralbank verfolgt, die für ihr Ankaufprogramm<br />
von Staatsschulden insbesondere aus Deutschland<br />
unter scharfe Kritik geriet. Aber auch die Refinanzierung<br />
der hohen Staatsschulden auf den Bilanzen vieler südeuropäischer<br />
Banken ist indirekt eine Marktintervention der EZB.<br />
Schließlich soll auch der erweiterte Rettungsfonds nach den<br />
am 21. Juli 2011 beschlossenen Änderungen Staatsschulden<br />
am Markt aufkaufen können.<br />
13<br />
Oktober | 2011<br />
n Ein Kompromiss aus beiden Ansätzen ergäbe ein drittes Modell,<br />
eine teilweise gemeinschaftliche Haftung der Eurozonenmitglieder<br />
kombiniert mit Marktinterventionen bereits im Vorfeld<br />
eines Haftungsfalls. Bei diesem vom Autor dieses Artikels<br />
vorgeschlagenen Modell blieben die Emissionen national. Ein<br />
bestimmtes Kursniveau wäre aber gemeinschaftlich durch den<br />
Rettungsfonds versichert, so dass katastrophale Verluste wie<br />
im Lehman-Fall ausblieben. Die Allianz SE hatte im Frühjahr<br />
2011 ein ähnliches Modell vorgeschlagen, allerdings mit nur<br />
minimaler Verlustbeteiligung der Investoren.<br />
Allen Modellen gemeinsam ist, dass sie zumindest einen Teil der<br />
Zinsvorteile der ‚Kernstaaten‘ Deutschland, Frankreich, Österreich,<br />
Finnland und Niederlande abschöpfen und den ‚Peripheriestaaten‘<br />
wieder zuführen. Dies hat auch seine wirtschaftliche Berechtigung,<br />
denn die derzeitigen Zinsvorteile des Kerns rühren erheblich<br />
von der massiven Kapitalflucht aus der Peripherie. So sind<br />
sowohl deutschen Banken als auch dem Staat erhebliche Gelder<br />
zugeflossen. Beschwerden, dass Deutschland einseitig bei Zinsstützungsmaßnahmen<br />
weit höhere Zinsen zahlen müsste, übersehen,<br />
dass die deutschen Zinsen noch vor wenigen Monaten<br />
1 bis 2%-Punkte höher lagen. Gleichzeitig gibt es aber Grenzen<br />
der Zinsunterstützung, denn die entsprechenden Garantien oder<br />
Kredite sind mit erheblichen Risiken verbunden.<br />
Eurobonds – Zukunft oder Vergangenheit ?<br />
Zinsniveau 10-jähriger Staatsbonds in der Eurozone 1993 bis 2011<br />
Quelle: Europäische Zentralbank<br />
Im Falle der Eurobonds sind diese am offensichtlichsten. Eurobonds<br />
sind die Transferunion, indem Zinsdifferenzen unabhängig<br />
von Schuldenniveau, Fiskal- und Finanzmarktpolitik zunichte gemacht<br />
werden. Faktisch hatten wir, gemessen an den geringen<br />
Zinsdifferenzen, bereits eine Phase von Eurobonds zwischen 1999<br />
und 2009. Griechenland, Portugal und Italien trieben in dieser<br />
Zeit die Staatsverschuldung weiter voran und Spanien und Irland<br />
duldeten extreme Hypothekarkreditbooms. Zwar wird vorgeschlagen,<br />
die so gesicherten Staatsschulden in Zukunft auf 60% des<br />
Bruttosozialproduktes zu limitieren. Dies übersieht aber erstens,<br />
dass ein großer Teil der Schulden nicht im Staatssektor erzeugt