Forschungsbericht 2010 - Hochschule Ingolstadt
Forschungsbericht 2010 - Hochschule Ingolstadt
Forschungsbericht 2010 - Hochschule Ingolstadt
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<strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2010</strong><br />
Wissenschaft<br />
& Wirtschaft
Ich sstarrtete denn Elektroomotor<br />
und es bblieb still. Da wwusstte ichh:<br />
Wir erfi nndenn Mobbiliittät neuu.<br />
Meine Doktorarbeit stand unter dem Motto: Jede Zukunft beginnt<br />
mit einer Vision. Sechs Monate später steht die Zukunft vor mir:<br />
der erste Audi A6 für China, der rein elektrisch fährt. Unterstützt<br />
haben mich 30 Kollegen aus Deutschland und China. Aber der<br />
Audi A6 bleibt immer ein Teil von mir.<br />
Zhi Till, Doktorand, Dipl.-Ing. Fahrzeugtechnik<br />
Mehr erfahren und selbst magische<br />
Momente erleben: www.audi.de/karriere
<strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2010</strong>
Wenn es doch passiert – kontinuierliche Optimierung zum Schutz aller Verkehrsteilnehmer<br />
ist unser Ziel. Wir bieten individuelle, kunden- und anwendungsspezifische Lösungen für<br />
alle Fahrzeugklassen – vom Kleinwagen bis zum Geländewagen.<br />
www.continental-automotive.de/passive-sicherheit
Institut für<br />
Angewandte Forschung<br />
Ansprechpartner im IAF für alle Fragen rund um die angewandte<br />
Forschung<br />
Mittlerweile über 45 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sowie die am Institut für Angewandte<br />
Forschung (IAF) forschenden Professoren tragen maßgeblich<br />
dazu bei, die <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> in einem<br />
gemeinsamen europäischen Forschungsraum zu einer<br />
Topadresse für angewandte Forschung zu entwickeln.<br />
Der Forschungsbau CARISSMA, die Beteiligung am<br />
7. EU-Rahmenprogramm und an Eurostars, einem themenoffenen<br />
Förderprogramm für forschungsintensive<br />
Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU), sowie die zahlreichen<br />
Veröffentlichungen, Tagungsbeiträge und kooperative<br />
Promotionen belegen das hohe Niveau.<br />
Das IAF unterstützt Fakultäten und Professoren der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> bei der Durchführung von Forschungs-<br />
und Technologietransferprojekten. Die Aktivitäten reichen<br />
von mehrjährigen Forschungsprojekten, die von wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern unter Betreuung von Professoren<br />
bearbeitet werden, über kleinere Forschungs- und<br />
Entwicklungsaufträge bis zu Dienstleistungen in den<br />
Laboren. Auch Studierende werden in die Forschungsprojekte<br />
eingebunden. Die besten Absolventen können<br />
über die Forschungsprojekte als wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
angestellt werden und kooperativ an Universitäten<br />
promovieren. Mehrere Promotionsverfahren sind<br />
abgeschlossen und viele weitere an deutschen und in-<br />
ternationalen Universitäten in Vorbereitung. Auf diese<br />
Weise etabliert sich ein akademischer Mittelbau an der<br />
<strong>Hochschule</strong>.<br />
Neu hinzugekommen sind seit dem letzten <strong>Forschungsbericht</strong><br />
die Aktivitäten im Bereich der Existenzgründung<br />
sowie ein derzeit im Aufbau befindliches Kompetenzfeld<br />
Virtual Reality und CA-X Methoden.<br />
Das IAF ist zentrale Anlaufstelle für Unternehmen im Bereich<br />
Forschung und Entwicklung. Es nimmt alle Anfragen<br />
entgegen, stellt den direkten Kontakt zu einem fachlich<br />
ausgewiesenen Professor her und bereitet mit diesem<br />
entsprechende Angebote vor. Im Institut für Angewandte<br />
Forschung werden sowohl öffentlich geförderte als auch<br />
von der Wirtschaft direkt beauftragte Forschungs- und<br />
Entwicklungsprojekte, aber auch kleinere Dienstleistungsaufträge<br />
durchgeführt.<br />
AbstrAct<br />
The institute for applied research IAF, which was<br />
founded in 2004, is the central point of contact for all<br />
research activities. With more than 45 junior scientists,<br />
the institute carries out application-oriented,<br />
publicly funded as well as industrially commissioned<br />
research and development projects. The goal is<br />
to rapidly convert ideas into market ready products,<br />
processes and services. Also, IAF offers top <strong>Ingolstadt</strong><br />
University graduates the possibility to obtain<br />
a PhD within its framework of cooperative PhD<br />
programmes. The IAF serves as your first point<br />
of contact regarding all requests related to our<br />
research activities as described in this annual<br />
research report.<br />
4<br />
5
IFG <strong>Ingolstadt</strong> GmbH<br />
Ein Unternehmen der Stadt <strong>Ingolstadt</strong>
Grußworte<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />
Prof. Dr. Gunter Schweiger Prof. Dr. Christian Krä<br />
Das Institut für Angewandte Forschung, kurz IAF, befindet<br />
sich auch sechs Jahre nach seiner Gründung auf<br />
Wachstumskurs. Das Hochschulinstitut hat sich in dieser<br />
Zeit sowohl hier in der Region als auch darüber hinaus<br />
als kompetente Anlaufstelle in Fragen der angewandten<br />
Forschung etabliert. Seit dem letzten <strong>Forschungsbericht</strong><br />
2008 hat sich wieder einiges getan und wir freuen uns,<br />
Ihnen bereits zum vierten Mal einen umfassenden Überblick<br />
über unsere Aktivitäten in der angewandten Forschung<br />
geben zu können.<br />
Ein herausragendes Highlight für die gesamte <strong>Hochschule</strong><br />
– aber sicherlich in Zukunft auch für die Region und<br />
darüber hinaus von Bedeutung – war die Empfehlung<br />
des Wissenschaftsrats zur Einrichtung des Forschungs-<br />
und Testzentrums CARISSMA. Das neue Center of Auto-<br />
motive Research on Integrated Safety Systems and Measurement<br />
Areas wird mit einem Volumen von rund 28<br />
Millionen Euro bis zum Jahr 2014 auf dem Campus der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> realisiert und sich mit Forschungsfragen<br />
rund um die Aktive und Passive Sicherheit von<br />
Fahrzeugen beschäftigen. Die <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> ist<br />
die erste Fachhochschule, an der ein solcher Forschungs-<br />
bau gefördert wird.<br />
Neben diesem für die <strong>Hochschule</strong> einmaligen Ereignis im<br />
Forschungsschwerpunkt Fahrzeugsicherheit entwickeln<br />
sich auch die anderen Forschungsschwerpunkte im IAF<br />
weiter – angefangen von den Erneuerbaren Energien über<br />
Motor- und Antriebsstrang, Produktions- und Automatisierungstechnik,<br />
Werkstoff- und Oberflächentechnik,<br />
Leistungselektronik bis hin zu Logistik und Marketing.<br />
In allen Bereichen wurden in den vergangenen Jahren<br />
Forschungsprojekte durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen.<br />
Das IAF zeichnet sich gerade auch durch diese<br />
Forschungsvielfalt und Interdisziplinarität besonders aus.<br />
Auf diesen Ergebnissen wollen wir auch in den kommenden<br />
Jahren aufbauen. Dabei werden wir uns in Zukunft<br />
auch immer wieder neuen, aktuellen Forschungsthemen<br />
stellen. Gerade im Bereich der Elektromobilität sehen wir<br />
große Herausforderungen und Chancen, die wir aktiv<br />
nutzen wollen nicht nur in der angewandten Forschung<br />
sondern darüber hinaus an der ganzen <strong>Hochschule</strong>.<br />
Für unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter wollen wir die<br />
Möglichkeiten im Rahmen von kooperativen Promotionen<br />
weiter ausbauen. Unser Ziel ist es, Ihnen beim nächsten<br />
Mal über die Einrichtung eines Forschungskollegs<br />
berichten zu können, mit dem wir dann noch besser den<br />
wissenschaftlichen Nachwuchs in der Region fördern<br />
können.<br />
Die Ergebnisse, die in diesem <strong>Forschungsbericht</strong> präsen-<br />
tiert werden, wären nicht ohne die vielfältigen Kooperatio-<br />
nen mit anderen Forschungseinrichtungen, den öffentlichen<br />
Förderern von Projekten und vor allem unseren<br />
Unternehmenspartnern möglich geworden. Ein besonderer<br />
Dank geht aber auch an die im Forschungsbereich<br />
engagierten Hochschulangehörigen. Egal ob es unsere<br />
forschenden Professorinnen und Professoren, die wissen-<br />
schaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder die<br />
administrativ tätigen Kolleginnen und Kollegen sind, alle<br />
zeichnen sich durch eine hohe Einsatzbereitschaft und<br />
große Kreativität aus.<br />
Bei Fragen, Ideen und Anregungen rund um die angewandte<br />
Forschung steht Ihnen das IAF jederzeit mit Rat<br />
und Tat zur Seite.<br />
Prof. Dr. Gunter Schweiger Prof. Dr. Christian Krä<br />
Präsident Wissenschaftlicher Leiter<br />
des IAF<br />
6<br />
7
Grußworte<br />
Arne Lakeit<br />
Wissenschaftliche Lehre und Forschung sind wesentliche<br />
Bausteine für die hervorragende Stellung der deutschen<br />
Automobilindustrie im weltweiten Wettbewerb.<br />
Die <strong>Hochschule</strong> für Angewandte Wissenschaften FH Ingol-<br />
stadt und das Institut für Angewandte Forschung haben<br />
auch im Jahr <strong>2010</strong> ihre Position im nationalen und internationalen<br />
Hochschulportfolio hervorgehoben. Erneut<br />
sind die Studiengänge Mechatronik, Elektro- und Informationstechnik<br />
in der Spitzengruppe des Hochschulrankings<br />
vom Centrum für <strong>Hochschule</strong>ntwicklung (CHE)<br />
vertreten. Als eine der ersten deutschen <strong>Hochschule</strong>n<br />
für Angewandte Wissenschaften erreichte unsere <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> die Mitgliedschaft in der European University<br />
Association (EUA).<br />
Ein bedeutender Meilenstein für die Zukunft ist die Genehmigung<br />
des Forschungsbaus CARISSMA – Center<br />
of Automotive Research on Integrated Safety Systems<br />
and Measurement Area. Zusätzlich wurde eine von Audi<br />
geförderte Stiftungsprofessur für Akustik und Technische<br />
Mechanik eingerichtet. Damit werden Strukturen geschaffen,<br />
um nachhaltig Lehre und Forschung auf hohem<br />
Niveau anzubieten.<br />
Wir haben unsere Zusammenarbeit mit der <strong>Hochschule</strong><br />
für Angewandte Wissenschaften FH <strong>Ingolstadt</strong> im Jahr<br />
<strong>2010</strong> weiter ausgebaut. Ein Beispiel dafür ist das Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik,<br />
das gemeinsam von der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> und Audi<br />
geführt wird. Dieses Kompetenzfeld kann bereits eine<br />
stattliche Reihe erfolgreich abgeschlossener und neu<br />
gestarteter Projekte vorweisen, die bei Audi Eingang in<br />
Fahrzeugentwicklungen, Fertigungstechnologien und<br />
Werksstrukturen finden. Ein besonderes Zeichen für das<br />
gemeinsam erreichte Leistungsniveau ist die Zusage der<br />
EU-Förderung für das Projekt LOCOBOT im Bereich der<br />
Mobilen Robotik, denn die Hürden für eine derartige Förderung<br />
sind besonders hoch.<br />
Auch die seit dem Sommersemester <strong>2010</strong> von Audi-Managern<br />
gestaltete Vorlesung „Automobilproduktion“, die<br />
den Studenten Praxiswissen aus erster Hand zugänglich<br />
macht, stößt auf großes Interesse und bestätigt die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit.<br />
Durch die enge und vertrauensvolle Kooperation erreichen<br />
wir einen wechselseitigen Transfer von Kompetenzen,<br />
der über den erfolgreichen Abschluss einzelner Projekte<br />
hinaus eine Grundlage für die berufliche Weiterentwicklung<br />
vieler Absolventen auch in unserem Unternehmen<br />
bildet.<br />
Die in den kommenden Jahren vor uns liegenden technischen<br />
und wirtschaftlichen Aufgaben werden uns gemeinsam<br />
fordern – mit der <strong>Hochschule</strong> für Angewandte<br />
Wissenschaften FH <strong>Ingolstadt</strong> und dem Institut für Angewandte<br />
Forschung als kompetente und innovative Partner<br />
gehen wir gerne und zuversichtlich diesen Weg in die<br />
Zukunft.<br />
Ich bedanke mich bei Herrn Professor Schweiger, seiner<br />
gesamten Mannschaft und den Studierenden und Forschenden<br />
für die hervorragende Zusammenarbeit.<br />
Arne Lakeit<br />
Leiter Produktions- und Werksplanung Audi<br />
I / PG
Prof. Dr. rer. nat. habil. Peter Hauptmann<br />
Der Automobilstandort <strong>Ingolstadt</strong> ist jedermann geläufig.<br />
Weniger bekannt ist, dass sich im Laufe der letzten Jahre<br />
an der FH <strong>Ingolstadt</strong> mit dem Institut für Angewandte<br />
Forschung (IAF) ein Juwel herausgebildet hat, in dem angewandte<br />
Forschung für die Autoindustrie, nicht nur für<br />
den unmittelbaren Nachbarn, mit großem Erfolg auf hohem<br />
Niveau durchgeführt wird. Besondere Kompetenz<br />
ist im Bereich der anwendungsorientierten Fahrzeugmechatronik<br />
aufgebaut worden.<br />
Das IAF hat mit seinen engagierten Mitarbeitern in Kooperation<br />
mit mehreren Industriepartnern einen entscheidenden<br />
Anteil bei der Entwicklung und Umsetzung eines<br />
neuen Crash-Sensors auf Basis der akustischen Emission<br />
geleistet. Dies ist ein tolles Ergebnis anwendungs-<br />
orientierter Forschung auf Basis solider Grundlagenforschung.<br />
Durch großes persönliches Engagement von<br />
Prof. Brandmeier, der mich schnell überzeugte, an diesem<br />
spannenden Thema mitzuwirken und unsere Erfahrungen<br />
von anderen Gebieten einzubringen, existiert seit etwa<br />
sechs Jahren eine enge Kooperation zwischen dem IAF<br />
der FH <strong>Ingolstadt</strong> und meinem Lehrstuhl Messtechnik /<br />
Sensorik an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
an der Universität Magdeburg. Langjährige<br />
Erfahrungen an meinem Lehrstuhl zu akustischen resonanten<br />
Sensoren und zu Ultraschallsensoren für die Prozesstechnik<br />
konnten in die Aktivitäten des IAF einfließen.<br />
Im Rahmen unseres ersten gemeinsamen Forschungsprojektes<br />
konnte ich die Entwicklung der Crash Impact<br />
Sound Sensing Technologie begleiten und aktiv mitgestalten.<br />
Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle,<br />
dass das Projekt in nur sechs Jahren von der Idee zur<br />
Serienreife im Golf VI geführt werden konnte. Dieser Erfolg<br />
ist vor allem auf die fruchtbare Zusammenarbeit von<br />
Fachhochschule, Universität und Industrieunternehmen<br />
zurückzuführen.<br />
Mittlerweile sind andere Professoren der Fakultät ebenfalls<br />
involviert in diese fruchtbare Kooperation. Als Beispiel<br />
sei das Institut für Automation und Kommunikation, Leitung<br />
Prof. Dr. Jumar, genannt. Dies ist ein seit 20 Jahren<br />
erfolgreiches Aninstitut der Universität. Gemeinsame For-<br />
schungsprojekte existieren. Aktivitäten zum Aufbau eines<br />
gemeinsamen Graduiertenkollegs wurden gestartet.<br />
Darüber hinaus führen drei meiner Magdeburger Professorenkollegen<br />
und ich gemeinsam in so genannten kooperativen<br />
Promotionsverfahren Doktorandinnen und Doktoranden<br />
zur Promotion. Im April <strong>2010</strong> schloss der erste<br />
Doktorand, den ich betreuen durfte, Dr.-Ing. Christian<br />
Lauerer, seine Promotion mit „magna cum laude“ erfolgreich<br />
ab. Aktuell laufen weitere kooperative Promotionen<br />
zwischen unseren beiden Einrichtungen.<br />
Die Zusammenarbeit der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> und der<br />
Otto-von-Guericke-Universität ist von stetigem Erfolg und<br />
Wachstum geprägt. Diese Erfolgsgeschichte soll auch in<br />
Zukunft durch die Einbindung weiterer Professoren sowie<br />
ein gemeinsames Graduiertenkolleg verstetigt werden.<br />
Darüber hinaus beabsichtige ich, über meine Funktion<br />
als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des im Mai<br />
<strong>2010</strong> genehmigten Forschungsbaus (CARISSMA), meine<br />
wissenschaftliche Lebenserfahrung in die fachliche Begleitung<br />
und Vernetzung der Forschungsprogrammatik<br />
von CARISSMA einzubringen und damit einen kleinen<br />
Beitrag zu einem neuen Highlight der FH <strong>Ingolstadt</strong> zu<br />
leisten.<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil. Peter Hauptmann<br />
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg<br />
Institut für Mikro- und Sensorsysteme (IMOS)<br />
8<br />
9
Inhalt<br />
Institut für Angewandte Forschung<br />
Grußworte<br />
Promotionen 2009 / <strong>2010</strong><br />
CARISSMA – Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems an Measurement Area<br />
Kompetenzfeld Fahrzeugmechatronik<br />
Überblick<br />
Car2X-Kommunikation<br />
CISS.S — Seitencrasherkennung mit Crash Impact Sound Sensing<br />
aCISS — Gezielte Körperschallerzeugung im Fahrzeugcrash<br />
Fahrzeugsicherheit und Telematik für zukünftige energiesparende Fahrzeugkonzepte<br />
Vernetzung und Integration von Sicherheitssystemen der Aktiven und Passiven Sicherheit (VISAPS)<br />
PerfOpt – Performance-Optimierung durch die gezielte Beeinflussung der Software<br />
AtomsPro — Effizienzsteigerung bei der Entwicklung von betriebswirtschaftlicher Software …<br />
PerfBoost – Performance Engineering von verteilten und eingebetteten Systemen<br />
Umfelderfassung und Mensch-Maschine-Schnittstelle für Energieeffizientes Fahren<br />
Fahrzeugdetektion bei Dunkelheit für adaptive Lichtsysteme<br />
Kompetenzfeld Erneuerbare Energien<br />
Überblick<br />
Ökologische und ökonomische Optimierung von bestehenden und zukünftigen Biogasanlagen<br />
Solare Wärme in der bayerischen Lebensmittelindustrie: Exemplarischer Einsatz von …<br />
Kommunale und Regionale Energie- und Klimaschutzkonzepte<br />
Solares Heizen mit Wärmepumpe und Latentwärmespeicher<br />
Wissenschaftliche Begleitung eines Büro- und Produktionsgebäudes mit …<br />
Solare Klimatisierung mit DEC-Systemen<br />
Optimierte Thermosiphon-Solaranlage<br />
Entwicklung optimierter Absorber für thermische Solarkollektoren<br />
Kunststoffe in solarthermischen Kollektoren — Anforderungsdefinition, …<br />
Strömungssimulation von Sonnenkollektoren<br />
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Kompetenzfeld Produktions- und Automatisierungstechnik<br />
Überblick<br />
Selbstorganisierende Rekonfiguration mobiler Kommissionierroboter<br />
Roboterassistenz in der Montage<br />
Ein neues Konzept zum Datenaustausch im mechatronischen Konstruktionsprozess von …<br />
Powermanagement in der Automobilproduktion<br />
Konzept zur sicheren Mensch-Roboter-Interaktion für mobile Roboter …<br />
Kompetenzfeld Motor- und Antriebsstrang<br />
Forschungsvorhaben zur Ermittlung von motorischen Kraftstoffkennzahlen<br />
PC-ECU – Entwicklung eines PC-gestützten Steuergeräts für Verbrennungsmotoren<br />
Neuartiges, hochdynamisches Kalibriersystem<br />
Kompetenzfeld Werkstoff- und Oberflächentechnik<br />
Überblick<br />
Forschungsschwerpunkt Leistungselektronik<br />
Optimierung leistungselektronischer Wandler und Systeme für automobile Anwendungen<br />
Forschungsschwerpunkt Logistik<br />
Innerbetriebliche Entsorgungslogistik – Effizientes Entsorgungskonzept zur …<br />
Potenzialanalyse Flugzeugrecycling<br />
Forschungsschwerpunkt Marketing<br />
Marketingforschung für Medizinische Versorgungszentren (MVZ) am Beispiel …<br />
Einzelprojekte<br />
Die Grundlagenstudie Bildung der Region <strong>Ingolstadt</strong><br />
Internationales Personalmanagement als Erfolgsfaktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg<br />
Prüfkonzepte für Keramik-Bremsscheiben<br />
Das Tinnitusprojekt<br />
Innovation Lab Germany (DI-Lab)<br />
Veröffentlichungen<br />
Impressum<br />
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Promotionen 2009 / <strong>2010</strong><br />
Im Folgenden wollen wir Ihnen unsere erfolgreichen Doktoranden der Jahre 2009<br />
und <strong>2010</strong> mit ihren Themen kurz vorstellen. Besonders freut es uns, dass alle<br />
Dr. Franz-Dominik Treikauskas<br />
Development of a volumetric<br />
solar thermal absorber<br />
Herr Treikauskas war seit<br />
dem Abschluss seines<br />
Maschinenbaustudiums<br />
Ende 2002 bis Mitte 2009<br />
als Wissenschaftler im<br />
Kompetenzfeld Erneuer-<br />
bare Energien bei Prof.<br />
Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />
tätig und beschäftigte<br />
sich im Rahmen eines<br />
öffentlich geförderten<br />
Forschungsvorhabens in<br />
Kooperation mit einem<br />
industriellen Forschungs-<br />
partner mit der Weiterentwicklung<br />
solar-thermi-<br />
scher Kollektoren. Seine<br />
exzellente theoretische<br />
und experimentelle Arbeit<br />
führte zur Entwicklung eines Absorbers mit überragenden<br />
technischen Eigenschaften bei gleichzeitig deutlich<br />
reduzierten Herstellkosten. Mit dem gleichen Engagement<br />
und Erfolg, wie er sein Forschungsvorhaben und die<br />
Weiterentwicklung unserer Laborinfrastruktur voran trieb,<br />
brachte er seine Promotion an der Partnerhochschule,<br />
der DeMontfort University Leicester (GB), voran. Nach<br />
bestandener Doktorprüfung trat Herr Treikauskas den<br />
Weg in die Solarbranche an und leitet jetzt den Bereich<br />
Forschung & Entwicklung der CitrinSolar Energie- und<br />
Umwelttechnik GmbH in Moosburg.<br />
Dr.-Ing. Thomas Schiele<br />
Hardware-in-the-Loop Simula-<br />
tion für die virtuelle Applikation<br />
von Steuerungsfunktionen zur<br />
Motor-Energiebordnetz-Koor-<br />
dination<br />
Nach dem Studium des<br />
Maschinenbaus mit dem<br />
Schwerpunkt Fahrzeugtechnik<br />
erarbeitete er sei-<br />
ne Doktorarbeit unter der<br />
Projektleitung von Prof.<br />
Karl Huber. Er beschreibt<br />
eine Ausweitung der Ein-<br />
satzmöglichkeiten der<br />
Hardware-in-the-Loop<br />
Simulation von klassischen<br />
Funktions- und Absiche-<br />
rungstests hin zur mo-<br />
dell-basierten Applikation.<br />
Am Beispiel von Steuerungsfunktionen<br />
zur Koordination<br />
der Wechselwirkung<br />
zwischen einem<br />
Ottomotor und dem 14 V-<br />
Energiebordnetz wird die<br />
praktische Einsetzbarkeit von HiL-Systemen für die<br />
Applikation aufgezeigt. Die Promotion selbst erfolgte am<br />
Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen der<br />
Universität Stuttgart. Thomas Schiele wechselte nach<br />
seiner IAF-Tätigkeit zu BMW in die Abteilung Funktionsentwicklung<br />
Antrieb (konventionelle Antriebe, Hybrid,<br />
E-Fahrzeuge) und betreut dort das Thema Funktionssicherheit<br />
als Verantwortlicher für einen voll-hybriden Antriebsstrang.<br />
Dr.-Ing. Uli Burger<br />
Impactverhalten von hybriden<br />
Verbundwerkstoffen mit metal-<br />
lischem Ringgeflecht<br />
Uli Burger hat sich in sei-<br />
ner Dissertation mit dem<br />
Impact und dynamischen<br />
Stabilitätsverhalten von<br />
Composites, die ringmetallverstärkt<br />
sind, beschäf-<br />
tigt. Dabei wurden wesentliche<br />
Erkenntnisse zur<br />
Festigkeitssteigerung von<br />
Flugzeugkomponenten,<br />
speziell bei Triebwerks-<br />
einlässen und der Gondel,<br />
gewonnen. Diese Verbes-<br />
serung der Restfestigkeit<br />
führt im Beschädigungsfall,<br />
z. B. bei Vogel-, Eis-<br />
oder Steinschlag zu einer<br />
deutlich höheren Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
des Luftfahrzeuges und<br />
damit zur Erhöhung der Sicherheit im Flugverkehr. Der<br />
behandelte Composite ist völlig neuartig und wurde in<br />
Zusammenarbeit mit Firmen im süddeutschen Raum<br />
entwickelt. Er enthält als Kernmaterial so genanntes „Ringgeflecht“,<br />
das eine hohe Energieaufnahme im Schadensfall<br />
zur Unterstützung von kohlefaserverstärkten Ver-<br />
bundwerkstoffen bereithält. Uli Burger promovierte an der<br />
Technischen Universität Berlin, wurde am IAF von Prof.<br />
Wellnitz betreut und arbeitet jetzt als Entwicklungsingenieur<br />
Strukturmechanik bei MBDA Deutschland / LFK<br />
Lenkflugkörpersysteme GmbH.<br />
Florian Bartl studierte von 1997 bis 2002 Maschinenbau<br />
mit Schwerpunkt Entwicklung und Konstruktion<br />
an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> und von 2002 bis 2004<br />
Computer Based Engineering, Master of Science, an der<br />
<strong>Hochschule</strong> Reutlingen. Nach Abschluss des Studiums<br />
war er drei Jahre am Institut für Angewandte Forschung<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>, betreut von Prof. Dallner,
ihr Studium an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> absolviert haben. Die genauen Titel der<br />
Doktorarbeiten finden Sie unter Veröffentlichungen ab Seite 105.<br />
Dr.-Ing. Florian Bartl<br />
Ein numerisches Werkstoff-<br />
modell für gießtechnisch hergestellte<br />
Verbundwerkstoffe<br />
bei höheren Deformations-<br />
geschwindigkeiten<br />
beschäftigt. Hier arbeitete<br />
er im Rahmen des<br />
Projektes IMVAL (Innova-<br />
tive Mineralschaum Verbund<br />
Applikationen für<br />
den Leichtbau). Er wurde<br />
im Rahmen eines koope-<br />
rativen Promotionsvefah-<br />
rens an der Technischen<br />
Universität Bergakade-<br />
mie Freiberg zum Dr.-Ing.<br />
promoviert. In seiner Arbeit<br />
beschäftigte er sich<br />
mit einem syntaktischen<br />
Schaum, bei dem ein auf-<br />
geschäumtes, minerali-<br />
sches Granulat mit einem<br />
Matrixwerkstoff umgossen<br />
wird. Ziel der Arbeit war<br />
die Untersuchung der Ma-<br />
terialeigenschaften dieses<br />
Werkstoffs, speziell im<br />
Hinblick auf hohe Deformationsgeschwindigkeiten. Anhand<br />
der Erkenntnisse wurde ein kontinuumsmechanisches<br />
Werkstoffmodell erarbeitet und in ein marktübliches<br />
FEM Programm implementiert. Seit Januar 2008<br />
arbeitet Florian Bartl bei der AUDI AG <strong>Ingolstadt</strong> als<br />
Berechnungsingenieur im Bereich der Karosserieentwicklung.<br />
Dr. rer. nat. Andreas Hermann<br />
Situationsspezifische und proaktive<br />
Datenverteilung im Auto-<br />
mobil am Beispiel des Verteilten<br />
Umgebungsmodells für Fahrzeugsoftware<br />
Er schloss 2005 sein<br />
Studium an der <strong>Hochschule</strong><br />
für Angewandte<br />
Wissenschaften (FH) <strong>Ingolstadt</strong><br />
als Diplom-Informatiker<br />
(FH) ab. Direkt<br />
im Anschluss begann er<br />
seine Tätigkeit als wissenschaftlicherMitarbeiter<br />
am Institut für Angewandte<br />
Forschung der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>.<br />
Hierbei arbeitete unter der<br />
Leitung von Prof. Johann<br />
Schweiger am öffentlich<br />
geförderten Forschungs-<br />
projekt mobilSoft im Teil-<br />
projekt Verteiltes Umge-<br />
bungsmodell für Fahrzeugsoftware.<br />
Im Rahmen<br />
seiner wissenschaftlichen Tätigkeit am IAF nahm er ein<br />
Promotionsstudium an der KU Eichstätt-<strong>Ingolstadt</strong> am<br />
Lehrstuhl für Informatik bei Prof. Jörg Desel auf. Dieses<br />
Promotionsstudium schloss er im März <strong>2010</strong> mit der<br />
öffentlichen Disputation der Dissertation erfolgreich ab.<br />
Andreas Hermann ging nach seiner Tätigkeit am IAF zur<br />
ASAP Engineering GmbH. Aktuell ist er als externer Mitarbeiter<br />
bei der Abteilung Licht und Sicht der AUDI AG<br />
im Einsatz.<br />
Dr. Stephan Matzka<br />
Efficient Resource Allocation<br />
for Automotive Active Vision<br />
Systems<br />
Herr Matzka nahm sein<br />
Studium der Elektro- und<br />
Informationstechnik an der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />
2001 im Rahmen des<br />
Nachwuchsprogramms<br />
StEP der AUDI AG auf.<br />
Im Anschluss daran begann<br />
er unter der Betreuung<br />
von Prof. Johann<br />
Schweiger 2005 am In-<br />
stitut für Angewandte<br />
Forschung seine Arbeit<br />
als Forscher im Projekt<br />
„Verteiltes Umgebungsmodell<br />
für Fahrzeugsoftware“.<br />
Innerhalb des<br />
Projektes erforschte Dr.<br />
Matzka in Zusammen-<br />
arbeit mit der Audi Elec-<br />
tronics Venture GmbH die Anwendung einer proaktiven<br />
Sensorik im Automobil. Im Jahr 2006 startete er zu diesem<br />
Thema auch sein Promotionsstudium an der Heriot-<br />
Watt University in Edinburgh, Schottland. Seit der erfolgreichen<br />
Verteidigung seiner Dissertation im Jahr 2009<br />
arbeitet Dr. Matzka im Vorseriencenter der AUDI AG,<br />
<strong>Ingolstadt</strong> an der Entwicklung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen.<br />
12<br />
13
Promotionen 2009 / <strong>2010</strong><br />
Dr.-Ing. Paul Spannaus<br />
Körperschallentstehung im<br />
Fahrzeugcrash: Ein Beitrag<br />
zur Verbesserung der Unfallerkennung<br />
Als Absolvent des DiplomstudiengangsMaschinenbau<br />
der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> hat<br />
Herr Spannaus in seiner<br />
Promotion eine neue<br />
Fahrzeugsicherheitstech-<br />
nologie untersucht, die<br />
unter Verwendung von<br />
Körperschall einen Fahrzeugcrash<br />
detektieren und<br />
entsprechende Rückhal-<br />
temittel wie Airbag und /<br />
oder Gurtstraffer, angepasst<br />
an die Unfallsituation,<br />
auslösen kann. Seine<br />
Arbeit befasst sich intensiv<br />
mit der Beschreibung<br />
und Modellierung<br />
des Crashvorgangs im<br />
Besonderen der Fahr-<br />
zeugdeformation. Er entwickelte ein komplexes mechanisches<br />
Modell, das den Zusammenhang zwischen der<br />
Deformation beim Fahrzeugcrash und der Körperschallanregung<br />
und somit Rückschlüsse auf die Stabilität und<br />
Reproduzierbarkeit des Signals in verschiedenen Lastfällen<br />
über eine Fahrzeugplattform hinweg erlaubt. Die<br />
Fa. Continental konnte damit die notwendige Stabilität<br />
für einen Serieneinsatz darstellen. Die Forschungsarbeit<br />
von Dr. Spannaus hat wesentlichen Anteil am Erfolg der<br />
Crash Impact Sound Sensing Technologie, für welche<br />
die <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> mit dem Bayerischen Innovationspreis<br />
2008 ausgezeichnet wurde. Das Promotionsverfahren<br />
wurde kooperativ zwischen der Martin-<br />
Luther-Universität Halle-Wittenberg und der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> durchgeführt. Herr Dr. Spannaus ist heute Leiter<br />
des Kompetenzfelds Fahrzeugmechatronik am IAF.<br />
Die Arbeit von Dr. Lauerer, Absolvent des Diplomstudiengangs<br />
Elektro- und Informationstechnik, beschäftigt sich<br />
mit der Entwicklung neuer Verfahren zur Steigerung des<br />
Insassenschutzes durch Verbesserung der Frontalcrasherkennung<br />
von Fahrzeugsicherheitssystemen mittels<br />
Messung von Körperschall. Im Fokus stand dabei die Entwicklung<br />
von modellbasierten Algorithmen und Auswerteverfahren,<br />
welche dem Sicherheitssystem verfeinerte<br />
Informationen über das Ausmaß des Crash zur Verfügung<br />
stellen und damit einen wesentlichen Baustein für<br />
die Serieneinführung des Systems Crash Impact Sound<br />
Sensing (CISS) bei Continental darstellen. Zusätzlich beschäftigte<br />
er sich mit der Entwicklung von Testmethoden<br />
Dr.-Ing. Christian Lauerer<br />
Ein Beitrag zur Erhöhung<br />
des Insassenschutzes durch<br />
Körperschallmessung in der<br />
Crasherkennung<br />
Dr.-Ing. Simon Oberhauser<br />
Bildung von periodischen Mul-<br />
tilagenschichten durch Diffu-<br />
sionsprozesse in ausgewählten<br />
ternären Systemen<br />
für die Untersuchung der<br />
Körperschall-Übertragungscharakteristik<br />
von<br />
Fahrzeugen. Auch er war<br />
Mitglied der Forschungsgruppe,<br />
die 2008 mit dem<br />
Bayerischen Innovationspreis<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Das Promotionsverfahren<br />
lief kooperativ<br />
zwischen der Otto-von-<br />
Guericke-Universität<br />
Magdeburg und der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>.<br />
Dr. Lauerer ist aktuell als<br />
wissenschaftlich-technischer<br />
Leiter maßgeblich<br />
in die Konzeption und<br />
Realisierung des Forschungs-<br />
und Testzentrums<br />
CARISSMA der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />
eingebunden.<br />
Nach dem Maschinenbaustudium<br />
widmete sich<br />
Herr Oberhauser der Ent-<br />
wicklung von speziellen Kor-<br />
rosionsschutzschichten.<br />
Er untersuchte die periodischeMultilagenschichtbildung<br />
im ternären<br />
Diffusionssystem (Ni,<br />
W) / Al im Vergleich zu (Ni,<br />
Mo) / Al und (Ni,Cr) / Al. Die<br />
derart erzeugten Diffusionsschichten<br />
werden<br />
als neuartige IMC-Oberfläche<br />
auf Substraten<br />
klassifiziert. Überdies wird<br />
ein bestehendes Modell<br />
zur Ausbildung der pe-<br />
riodischen Lagenstruktur<br />
in ternären Diffusionssystemen<br />
erweitert und<br />
mit weiteren existierenden Modellen vergleichend diskutiert.<br />
Es gelang der Nachweis der Langzeitstabilität der<br />
erzeugten Schichten und eine abnehmende Diffusionsbarrierewirkung<br />
für Al von W über Mo zu Cr. Als Anwendungsgebiete<br />
dieser neuen IMC-Oberflächen sind, z. B.<br />
abgasbeaufschlagte Bauteile im Automobilsektor sowie
in der Raffinerie- und Energietechnik denkbar. <strong>2010</strong><br />
folgte die erfolgreiche Promotion über dieses Thema an<br />
der TU Bergakademie Freiberg am Institut für Werkstoffwissenschaft.<br />
Mittlerweile ist er technischer Leiter und<br />
Geschäftsführer der InnCoa GmbH und beschäftigt sich<br />
weiterhin mit Themen der Werkstoff- und Oberflächentechnik.<br />
14<br />
15
CARISSMA<br />
Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and<br />
Measurement Area<br />
Der Wissenschaftsrat hat in seiner Sitzung Anfang Juli<br />
<strong>2010</strong> den Antrag der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> über einen<br />
Forschungsbau positiv begutachtet und zur Förderung<br />
empfohlen. Die Empfehlung für das Forschungs- und<br />
Testzentrum CARISSMA – Center of Automotive Research<br />
on Integrated Safety Systems and Measurement<br />
Area – bedeutet einen Meilenstein für die zukünftige Entwicklung<br />
der angewandten Forschung an der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong>. Bundesweit wurde bisher noch an keiner<br />
Fachhochschule ein Forschungsbau gefördert. Diese Linie<br />
der Hochschulbauförderung war allein der universitären<br />
Forschung vorbehalten. Die Zusage des Wissenschaftsrats<br />
zeigt die inzwischen erreichte Akzeptanz der angewandten<br />
Forschung an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>.<br />
Das Forschungs- und Testzentrum, das neben der Erweiterung<br />
der <strong>Hochschule</strong> auf dem benachbarten Gießereigelände<br />
realisiert werden soll, wird ein Volumen von rund<br />
28 Millionen Euro haben. Es ermöglicht die Erweiterung<br />
der bereits begonnenen Forschungsaktivitäten des IAF in<br />
der Fahrzeugsicherheit, insbesondere in der Vernetzung<br />
von Aktiven und Passiven Fahrzeugsicherheitssystemen.<br />
Der <strong>Hochschule</strong> werden dadurch sowohl in der angewandten<br />
Forschung als auch im Bereich der praxisorien-<br />
tierten Lehre neue, einmalige Möglichkeiten eröffnet.<br />
Der Forschungsbau ist eine besondere Auszeichnung der<br />
hohen Forschungskompetenz der im Institut für Angewandte<br />
Forschung (IAF) tätigen Professoren und wissen-<br />
schaftlichen Mitarbeiter.<br />
GesellschAftspolitischer<br />
hinterGrund<br />
Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />
der Vereinten Nationen legt fest: „Jeder hat das Recht auf<br />
Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ Jedes Jahr<br />
sterben jedoch weltweit rund 1,2 Millionen Menschen bei<br />
Verkehrsunfällen; die Zahl der Verletzten liegt bei etwa 20<br />
bis 50 Millionen.<br />
In Europa sind bereits deutliche Erfolge in Richtung des<br />
gesellschaftspolitischen Ansatzes „Vision Zero“ – der Vision<br />
von null Verkehrstoten – zu verzeichnen: So ist die Zahl<br />
der tödlichen Verkehrsunfälle trotz zunehmender Verkehrsdichte<br />
seit Jahren rückläufig. In anderen Teilen der<br />
Welt, speziell in Ländern mit niedrigem Einkommen, liegt<br />
diese Vision noch in weiter Ferne. Generell wird das Bedürfnis<br />
nach individueller Mobilität bei gleichzeitig hoher<br />
Verkehrssicherheit in Zeiten von Globalisierung und weltweitem<br />
Fortschritt auch künftig, besonders in Schwellenländern,<br />
weiter wachsen.<br />
Die <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> nimmt die wissenschaftliche<br />
Herausforderung an und möchte mit CARISSMA sowohl<br />
gesellschaftspolitisch als auch technologisch zur Realisierung<br />
der Vision Zero beitragen.<br />
WAs cArissMA leistet<br />
CARISSMA beinhaltet im Wesentlichen Anlagen für<br />
Crashtests in einem frühen Entwicklungsstadium sowie<br />
Anlagen für mechanische Komponententests, Einrichtungen<br />
für Fahr-, Verkehrs-, Fahrzeug- und Komponentensimulation,<br />
eine Fahrversuchsfläche sowie eine<br />
witterungsunabhängige Fahrfläche für mobile Entwicklungsplattformen.<br />
Die Testanlagen erlauben es, neue Sicherheitssysteme<br />
zu erforschen und deren Machbarkeit<br />
in einer frühen Phase in Ersatzversuchen nachzuweisen.<br />
Zusätzlich entstehen hierfür im Forschungs- und Testzentrum<br />
CARISSMA Arbeitsplätze für über 50 Mitarbeiter.<br />
Durch Forschungsvorhaben in den Bereichen Fahrerassistenzsysteme<br />
und Telekommunikation / Telematik<br />
sowie durch die Verknüpfung der beiden klassischen<br />
Forschungsbereiche Aktive Sicherheit (Unfallvermeidung)<br />
und Passive Sicherheit (Unfallfolgenmilderung) konnte<br />
die <strong>Hochschule</strong> bereits wichtige Beiträge zur Verbesserung<br />
der Verkehrssicherheit leisten (Abbildung 2: Phase I,<br />
Einzelsysteme und erste integrative Sicherheitssysteme<br />
aus Phase II). Für Entwicklungen in diesem Bereich sind<br />
Forscher der <strong>Hochschule</strong> und ihre Kooperationspartner<br />
im Jahr 2008 mit dem Bayerischen Innovationspreis ausgezeichnet<br />
worden.<br />
In einem nächsten Schritt sollen nun die Aktivitäten für<br />
die Integration und Vernetzung der Sicherheitssysteme<br />
interdisziplinär verzahnt werden. Ziel ist die Realisierung<br />
eines Sicherheitssystems, das menschliche Fehler aus-
gleichen kann. Besonderes Augenmerk wird dabei nicht<br />
nur auf den Schutz der Fahrzeuginsassen, sondern auch<br />
auf die körperliche Unversehrtheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer<br />
gelegt. Im Rahmen der Forschungsaktivitäten<br />
sollen auf Basis des bionischen Prinzips durch<br />
neue Sensortechnologien sowie über die Vernetzung von<br />
Systemen die Sinne nachgebildet werden, die es Menschen<br />
ermöglichen, Gefahren aus der Umgebung zu<br />
erkennen und abzuwenden. Ziel ist, unmittelbar bevorstehende<br />
oder eingetretene Unfälle zu fühlen (z. B. über<br />
Beschleunigungs-, Drehraten- und Drucksensorik), zu<br />
hören (Crash Impact Sound Sensing), zu sehen (Radar,<br />
Kamera) und zu kommunizieren (WLAN, Mobilfunk, LTE),<br />
(Abbildung 1).<br />
Für den großen Schritt der Entwicklung eines globalen<br />
Sicherheitssystems (Abbildung 2: Phase III, Vollintegration),<br />
der über die Erforschung integrativer Sicherheitssysteme<br />
führt (Abbildung 2: Phase II, Teilintegration), bietet<br />
CARISSMA die bisher fehlende Forschungs- und Testinfrastruktur.<br />
Der Forschungsbau stellt eine Ergänzung<br />
und Erweiterung zu den bestehenden Einrichtungen der<br />
<strong>Hochschule</strong> dar, die es ermöglicht, die Forschung in der<br />
Fahrzeugsicherheit und angrenzenden Disziplinen mit<br />
gesteigerter Intensität weiterzuführen.<br />
Abbildung 1<br />
Das Forschungsprogramm zielt in Anlehnung an das bionische<br />
Prinzip auf die Entwicklung neuer Sicherheitssysteme zur Steigerung<br />
der Verkehrssicherheit über die Kombination der Sinne<br />
Fühlen, Sehen, Hören und Kommunizieren mit den kognitiven<br />
und aktuatorischen Fähigkeiten des Menschen.<br />
Abbildung 2<br />
Phasen des Forschungsprogramms – die Vorarbeiten seit 2004 zeigen mit der Entwicklung des Körperschall-Airbags CISS und des<br />
Fußgängerschutzsystems PTS bereits erste Erfolge. Ab 2014 sind umfangreiche Erprobungen mit neuen integrativen Testsystemen<br />
notwendig. CARISSMA ermöglicht mit seinen Testeinrichtungen die erfolgreiche Fortführung der Forschung.<br />
16<br />
17
CARISSMA<br />
leitunGsteAM<br />
Das Forschungs- und Testzentrum CARISSMA wird von<br />
einem Gremium, bestehend aus beteiligten Wissenschaftlern<br />
mit langjähriger Forschungserfahrung an der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>, geleitet. Für die Realisierung der<br />
umfassenden Versuchsanlagen sowie der späteren<br />
Überwachung des Betriebes wird zum Frühjahr 2011<br />
zusätzlich ein Versuchsleiter seine Arbeit aufnehmen.<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Brandmeier, Wissenschaftlicher Leiter;<br />
Prof. Dr. rer. nat. Christian Facchi, Stellvertretender Wissenschaftlicher<br />
Leiter; Dr.-Ing. Christian Lauerer, Wissenschaftlichtechnischer<br />
Leiter (von links nach rechts)<br />
Die Teilnehmer der konstituierenden<br />
Sitzung des Wissenschaftlichen<br />
Beirats von CARISSMA<br />
(von links nach rechts) Prof. Thomas<br />
Brandmeier, Prof. Christian<br />
Facchi, Anja Kucsera, Markus<br />
Waidelich, MDir Michael Harting,<br />
Dr. Andreas Brand, Prof. Bertram<br />
Schmidt, Prof. Gunter Schweiger,<br />
Dr. Christian Lauerer, Prof. Hans-<br />
Michael Windisch<br />
(nicht auf dem Bild: Heinz Peter<br />
Hollerweger und Prof. Holm Altenbach)<br />
WissenschAftlicher beirAt<br />
Ein wissenschaftlicher Beirat ausgewiesener Vertreter /<br />
innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehrspolitik<br />
wird CARISSMA strategisch vernetzen.<br />
Zu den Aufgaben des Beirats gehören die Begleitung<br />
der wissenschaftlichen Fortschritte und Entwicklungen<br />
von CARISSMA, die kontinuierliche Bewertung der Forschungsprogrammatik<br />
und Beratung im Hinblick auf neue<br />
oder geänderte gesellschaftspolitische, technische und<br />
wirtschaftliche Problemstellungen und Rahmenbedingun-<br />
gen sowie die Herstellung von Kontakten zu nationalen<br />
und internationalen Gremien zur kontinuierlichen Erweiterung<br />
des bereits bestehenden Forschungsnetzwerks,<br />
mit dem Ziel der Erhöhung der Sicherheitsstandards im<br />
Verkehr sowohl auf nationaler als auch auf internationaler<br />
Ebene.<br />
Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung des Gremiums<br />
soll ein nutzbringender Technologie- und Wissenstransfer<br />
entstehen, von welchem die Forschungsprogrammatik<br />
nachhaltig profitiert. Der wissenschaftliche<br />
Beirat, der sich am 28.10.<strong>2010</strong> in <strong>Ingolstadt</strong> konstituierte<br />
setzt sich aus nebenstehenden Mitgliedern zusammen.
ZusAMMensetZunG des beirAts<br />
. Audi AG<br />
Heinz Peter Hollerweger<br />
Leiter Entwicklung Gesamtfahrzeug<br />
. bundesministerium für Verkehr,<br />
bau und stadtentwicklung (bMVbs)<br />
Ministerialdirektor Michael Harting<br />
Leiter Abteilung Landverkehr<br />
. continental Automotive Gmbh<br />
Dr. Andreas Brand<br />
Division Chassis & Safety, Leiter des<br />
Geschäftsbereiches Passive Safety &<br />
Advanced Driver Assistance Systems (ADAS)<br />
. hochschule ingolstadt<br />
Prof. Dr.-Ing. Gunter Schweiger<br />
Präsident<br />
Prof. Dr. Hans-Michael Windisch<br />
Senatsvorsitzender<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Brandmeier<br />
Wissenschaftlicher Leiter CARISSMA<br />
. ifak – institut für Automation und<br />
Kommunikation Magdeburg e. V.<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Jumar<br />
Institutsleiter<br />
. Martin-luther-universität<br />
halle-Wittenberg<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Holm Altenbach<br />
Zentrum für Ingenieurwissenschaften<br />
. Microfuzzy Gmbh<br />
Markus Waidelich<br />
Geschäftsführer<br />
. otto-von-Guericke-universität<br />
Magdeburg<br />
Prof. Dr. rer. nat. habil Peter Hauptmann<br />
Institut für Mikro- und Sensorsysteme (IMOS)<br />
. Volkswagen AG<br />
Dr.-Ing. Peter F. Tropschuh<br />
Leiter der AutoUni und Leiter der Wissenschafts-<br />
und Standortprojekte der AUDI AG<br />
Ansprechpartner<br />
Dr.-Ing. Christian Lauerer<br />
Telefon: 0841 9348-608<br />
christian.lauerer@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
<strong>Ingolstadt</strong> University with its new research and test<br />
centre CARISSMA, will significantly contribute to<br />
the development of effective responses to mid-<br />
and long-term challenges in the field of road safety.<br />
The successful approval of CARISSMA by the<br />
German Council of Science and Humanities (Wissenschaftsrat)<br />
on July 2, <strong>2010</strong> is an entirely new<br />
concept for the German research landscape: for<br />
the first time ever, a university of applied sciences<br />
outside of the large research institutes and big<br />
name universities, has been able to meet the strict<br />
requirements of the Council to secure funding for a<br />
research facility. Construction work will commence<br />
in spring 2012 and is scheduled to be completed<br />
in 2014.<br />
Despite the “Vision Zero” campaign with the longterm<br />
vision of zero road deaths, there are still large<br />
numbers of deaths on Europe’s roads (approx.<br />
39,000 / year). That means for Germany: every 77<br />
seconds a road user is injured, every 2 minutes a<br />
car passenger is involved in an accident, every 2<br />
hours a road death occurs, every 13 hours a pedestrian<br />
is killed, and every 19 hours a cyclist dies.<br />
Children and young people are particularly vulnerable:<br />
they are involved in accidents three times more<br />
frequently than other road users. Furthermore, old<br />
people are often victims of car accidents because<br />
of their diminished reaction capability and physical<br />
condition. <strong>Ingolstadt</strong> University researchers will<br />
take up the “Vision Zero” campaign as an interdisciplinary<br />
challenge.<br />
18<br />
19
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
Überblick<br />
energieeffiziente<br />
fahrzeugkonzepte<br />
prof. Arnold,<br />
prof. Göllinger,<br />
prof. soika,<br />
prof. Wellnitz<br />
Aktive / passive<br />
fahrzeugsicherheit<br />
prof. brandmeier,<br />
prof. Arnold<br />
Abbildung 1<br />
Struktur des Kompetenzfeldes Fahrzeugmechatronik und dessen<br />
Forschungsschwerpunkte<br />
Das Kompetenzfeld Fahrzeugmechatronik des Instituts<br />
für Angewandte Forschung IAF ist 2008 durch den Zusammenschluss<br />
der Schwerpunkte Fahrzeugsicherheit,<br />
Fahrzeugkommunikation, Fahrerassistenzsysteme und<br />
Fahrzeugproduktion entstanden, mit dem Ziel, Synergien<br />
der Schwerpunkte in den Bereichen der Fahrzeugsysteme,<br />
Fahrzeugelektronik und Fahrzeugkommunikation unter<br />
Vernetzung der Aktivitäten aufzuzeigen und verstärkt<br />
nutzbar zu machen. Der Aufbau des Kompetenzfeldes<br />
konnte aufgrund des Programms zur Förderung des Technologietransfers<br />
und der angewandten Forschung und<br />
Entwicklung an <strong>Hochschule</strong>n für angewandte Wissenschaften<br />
– Programmsäule Forschungsschwerpunkte des<br />
Bayerischen Wissenschaftsministeriums realisiert werden.<br />
Dieser interdisziplinäre Zusammenschluss ermög-<br />
licht eine deutliche Verbesserung des Informations- und<br />
Technologietransfers über die spezifischen Forschungsschwerpunkte<br />
der beteiligten Professoren. Das Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik gliedert sich konkret nach<br />
Abbildung 1 in fünf kooperierende Säulen.<br />
Um den aktuellen Fragestellungen in der Fahrzeugtechnik<br />
gerecht zu werden, welche durch den Wunsch der<br />
Kunden nach energieeffizienten Fahrzeugen und den zunehmend<br />
strenger werdenden gesetzlichen Vorschriften<br />
stark getrieben ist, wurde das Kompetenzfeld um das<br />
Themengebiet „Energieeffiziente Fahrzeuge“ erweitert. In<br />
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
Forschungsschwerpunkte<br />
telematik / fahrzeug-<br />
kommunikation<br />
fahrerassistenz-<br />
systeme<br />
fahrzeugproduktion<br />
prof. facchi prof. schweiger prof. schmidt<br />
Testen verteilter sicherheitskritischer Systeme<br />
prof. Arnold, prof. facchi<br />
diesem Forschungsschwerpunkt arbeiten Professoren<br />
aus unterschiedlichen Fachbereichen an aktuellen Fragestellungen<br />
des energieeffizienten Fahrens.<br />
Über alle Schwerpunkte hinweg erfolgt eine Untersuchung<br />
und Entwicklung neuer spezialisierter Testsysteme<br />
und Testverfahren deren Umsetzung in dem geplanten<br />
Forschungsbau der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> CARISSMA<br />
(Center of Automotive Research on Integrateted Safety<br />
Systems and Measurement Area) realisiert werden sollen.<br />
Gemeinsam arbeiten die verschiedenen Forschungsschwerpunkte<br />
auf das „Globale Sicherheitssystem“ hin,<br />
das alle heutigen und zukünftigen sicherheitsrelevanten<br />
Teilsysteme zu einem eigenen integralen Sicherheitssystem<br />
zusammenführen soll.<br />
die forschunGsschWerpunKte<br />
energieeffiziente fahrzeuge<br />
Der neue Forschungsschwerpunkt bündelt fachübergreifende<br />
Kompetenzen und stellt eine Plattform für die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit der beteiligten Professoren<br />
dar, in welchem neue Fahrzeugkonzepte für energieeffi-<br />
ziente Fahrzeuge wie Hybrid- oder Elektrofahrzeuge<br />
erforscht werden. Berücksichtigung finden hierbei die<br />
Forschungsschwerpunkte Thermomanagement (Klimatisierung<br />
der Fahrkabine, Batterie), Energiemanagement,<br />
bionischer Leichtbau und Aktive Sicherheit (Bremsen<br />
und Energierückgewinnung durch Rekuperation).
Aktive / passive fahrzeugsicherheit<br />
Im Teilbereich Passive Fahrzeugsicherheit werden Systeme<br />
zur verbesserten Erkennung von Fahrzeugkollisionen<br />
anwendungsnah erforscht. Erster wesentlicher Erfolg des<br />
Forschungsschwerpunktes ist die Serieneinführung der<br />
neuen Crasherkennungstechnologie Crash Impact Sound<br />
Sensing, deren Potenziale auf weitere Anwendungs-<br />
bereiche der Fahrzeugsicherheit ausgebaut werden, beispielsweise<br />
mit den Teilprojekten Seitencrasherkennung<br />
und aktive Körperschallerzeugung im Fahrzeugcrash.<br />
Daneben gewinnt die Verbindung aktiver (unfallvermeidender)<br />
und passiver (unfallfolgenmindernder) Sicherheitssysteme<br />
zunehmend an Bedeutung. Zukünftige<br />
Insassenschutzsysteme werden Fahrdynamik- und Umfeldinformationen<br />
mit einbeziehen.<br />
fahrerassistenzsysteme<br />
Ein großer Bereich des Forschungsschwerpunktes ist die<br />
Fusion verteilter Daten im Fahrzeug und die Konzeptionierung<br />
intelligenter Fahrzeugsoftware zur Datenverteilung<br />
und Datenbereitstellung. Berücksichtigung findet<br />
hierbei die Thematik der „Proaktiven Sensorik“.<br />
Auch im Bereich der Assistenzsysteme lassen sich wichtige<br />
Funktionen der Energieeffizienz realisieren, indem<br />
beispielsweise dem Fahrer energieeffiziente Fahrrouten<br />
durch ein intelligentes Assistenzsystem vorgeschlagen<br />
werden. Die Verbindung beider Teilaspekte über die geeignete<br />
Abstimmung verschiedener Assistenzsysteme<br />
zur Handhabung der großen Informationsflut, der im<br />
Fahrzeug aufgenommenen und über externe Systeme<br />
wie GPS oder Navigationseinheit bereitgestellten Informationen,<br />
stellt innerhalb des Forschungsschwerpunktes<br />
einen übergeordneten Ansatz dar.<br />
telematik / fahrzeugkommunikation<br />
Zum einen wird hier ein Beitrag zur Performance-Optimierung<br />
von Kommunikationssystemen geleistet. Zum anderen<br />
wird die technische Realisierung einer autonomen<br />
Kommunikation von Fahrzeugen sowohl untereinander<br />
als auch mit der Infrastruktur erforscht. Zusätzlich erfolgt<br />
die Entwicklung von Testmethoden für derartige Kommunikationssysteme.<br />
fahrzeugproduktion<br />
Gerade neue Konzepte in der Fahrzeugsicherheit bringen<br />
zusätzliche Anforderungen und Veränderungen in der<br />
Produktion von Fahrzeugen und deren Komponenten mit<br />
sich. Dies erfordert die Betrachtung der Art und Weise,<br />
wie künftig Fahrzeuge mit integrierten Sicherheitssystemen<br />
in hohen Stückzahlen effizient und trotzdem ohne<br />
Einfluss auf die Funktionalität produziert werden können.<br />
Ansprechpartner<br />
Dr.-Ing. Paul Spannaus (Kompetenzfeldleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-619<br />
paul.spannaus@haw-ingolstadt.de<br />
dAs GlobAle sicherheitssysteM<br />
Am Beispiel der Fahrzeugsicherheit ist die Notwendigkeit<br />
der Gesamtsystemvernetzung ersichtlich. Heute werden<br />
die Testverfahren für Aktive und Passive Sicherheit weitgehend<br />
isoliert voneinander betrachtet. Die Vielzahl neuer<br />
Sicherheitssysteme macht jedoch eine globale Betrachtungsweise<br />
notwendig, um das korrekte Zusammenspiel<br />
der Einzelsysteme sicherzustellen.<br />
Abbildung 2<br />
Die drei Phasen des Crashs<br />
Abbildung 2 zeigt die Abfolge der drei aufeinanderfolgenden<br />
Crashphasen sowie deren Zuordnung zum betreffenden<br />
Sicherheitsbereich. Der Übergang zwischen<br />
Aktiver und Passiver Sicherheit ist fließend. Das globale<br />
Sicherheitssystem löst die strikte Trennung heutiger<br />
Systeme auf.<br />
AbstrAct<br />
The Vehicle Mechatronics Centre brings together<br />
a wide range of research topics, including ‘efficient<br />
vehicle concepts’, ‘active and passive safety’,<br />
‘integration of active and passive safety’, ‘vehicle<br />
communication’ and ‘driver assistance systems’,<br />
as well as the topic ‘vehicle production’ is included.<br />
The Vehicle Mechatronics Centre aims to set<br />
new standards in vehicle safety.<br />
20<br />
21
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
Car2X-Kommunikation<br />
einführunG<br />
Car2X-Kommunikation bezeichnet die Fahrzeug-zu-Fahrzeug<br />
und die Fahrzeug-zu-Infrastruktur Kommunikation,<br />
die sowohl auf Wireless LAN als auch auf Mobilfunk<br />
beruhen. Damit die speziellen Anforderungen der Car2X-<br />
Anwendungen von der Wireless LAN Kommunikationstechnologie<br />
erfüllt werden können, wird diese an die Bedürfnisse<br />
kommunizierender Fahrzeuge angepasst. An<br />
der Standardisierung dieser angepassten Wireless LAN<br />
Spezifikationen beteiligen sich momentan unter anderem:<br />
IEEE (IEEE 802.11 p) und ETSI (ETSI ES 202 663).<br />
Auf der Car2X-Kommunikation realisierte Anwendungen<br />
decken die Bereiche Verkehrssicherheit, Verkehrseffizienz<br />
und Infotainment ab. Beispiele hierfür sind unter anderem<br />
Kollisionswarnung, Gefahrenwarnung, Ampelassistent,<br />
kooperative Navigation und Aktualisierung des Kartenmaterials<br />
der Navigationssysteme.<br />
Der Einsatz von Car2X-Anwendungen der Verkehrssicherheit,<br />
wie z. B. Kollisionswarnung oder Einsatzfahrzeugwarnung,<br />
stellt hohe Anforderungen an die Systemqualität<br />
und damit an den Entwicklungsprozess. Derartige Entwicklungsprozesse<br />
erfordern ausgeprägtes und methodisches<br />
Testen der Anwendungen gegenüber den Anforderungsspezifikationen.<br />
Jedoch existieren bislang keine<br />
Testmethoden für Anwendungen der Car2X-Kommunikation,<br />
die diesem Anspruch gerecht werden. Forschungsgegenstand<br />
des Projekts Car2X-Kommunikation ist die<br />
Entwicklung derartiger Testmethoden zur Sicherstellung<br />
der geforderten Qualitätsziele.<br />
lösunGsAnsAtZ<br />
Da die Car2X-Kommunikation ein sehr weites Spektrum<br />
von Anwendungen mit sehr unterschiedlichen Anforderungen<br />
ermöglicht, sind die Testmethoden an die jeweilige<br />
Anwendungsklasse anzupassen. Der erste Schritt<br />
besteht demnach in der Identifikation und Definition<br />
geeigneter Anwendungsklassen. Hierbei ist die Reihenfolge<br />
der Markteinführung der Car2X-Anwendungen zu<br />
berücksichtigen. Im zweiten Schritt werden die notwendigen<br />
Testmethoden entwickelt. Somit ist es möglich,<br />
bereits die ersten Entwicklungsprojekte mit ausgereiften<br />
Testmethoden zu unterstützen.<br />
Bei der Erforschung und Entwicklung derartiger Testmethoden<br />
werden spezifische Eigenschaften der Anwendungsklassen<br />
ausgenutzt. Dadurch ist es möglich, die<br />
Komplexität der Testmethoden signifikant zu reduzieren.<br />
Somit ergeben sich zum einen für die Entwicklung beherrschbare<br />
Testprozesse und zum anderen für die Pro-<br />
jektplanung kalkulierbare Aufwandsabschätzungen für<br />
den Testprozess.<br />
forschunGsGeGenstAnd<br />
Beispiel: „Ampelbezogene Car2X-Anwendungen“<br />
Abbildung 1<br />
Car2X-Kommunikation über Mobilfunk (oben) und über WLAN<br />
(unten)<br />
Abbildung 1 zeigt die Interaktion zwischen Ampeln und<br />
Fahrzeugen. Wie zu sehen ist, verläuft der Informationsfluss<br />
ausschließlich von ITS Roadside Stations (IRS) und<br />
ECUs zur ITS Vehicle Station (IVS). Dies stellt eine der<br />
einfachsten Kommunikationsmöglichkeiten dar und resultiert<br />
somit in eine frühzeitig handhabbare Komplexität<br />
der ampelbezogenen Car2X-Anwendungen. Deshalb<br />
wurden diese als erste Applikationsklasse für die Entwicklung<br />
zielgerichteter Testmethoden gewählt.
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. rer. nat. Christian Facchi<br />
Telefon: 0841 9348-365<br />
christian.facchi@haw-ingolstadt.de<br />
Die IVS (Car2X-Steuergerät im Fahrzeug) wird zum einen<br />
von den fahrzeugeigenen Steuergeräten (ECUs) mit Informationen,<br />
wie z. B. Fahrzeuggeschwindigkeit, GPS-<br />
Position und Bremskraft, versorgt. Zum anderen stellen<br />
IRS, die in der unmittelbaren Umgebung einer Kreuzung<br />
aufgestellt werden, kreuzungsbezogene Informationen,<br />
wie z. B. Kreuzungstopologie und Signalphasen zur Verfügung.<br />
Die Übertragung dieser Daten erfolgt entweder<br />
per WLAN Kommunikation oder per Mobilfunkkommunikation<br />
(Abbildung 1).<br />
Für diese Ausgangssituation sind geeignete Testfälle zu<br />
ermitteln. Hierbei ist insbesondere relevant, dass nicht nur<br />
Testfälle für alle relevanten Kombinationen von Fahrmanövern<br />
und Ampel-Signalverhaltenssituationen generiert<br />
werden. Es müssen darüber hinaus auch Umwelteinflüsse<br />
auf die Funkkommunikation, wie z. B. Abschattungen<br />
oder Nachrichtenkollisionen, Berücksichtigung finden.<br />
publiKAtionsliste<br />
S. Röglinger, C. Facchi<br />
A Safety Based Selection of Feasible Scenarios for<br />
Car2X Communication – A Statistical Approach. 14. Inter-<br />
nationaler VDI-Kongress: Elektronik im Kraftfahrzeug,<br />
Baden-Baden, 10 / 2009.<br />
S. Röglinger, C. Facchi<br />
Behavior Specification of a Red-Light Violation Warning<br />
Application – An Approach for Specifying Reactive Vehicle-2-X<br />
Communication Applications, 3 rd International<br />
Workshop on Communication Technologies for Vehicles<br />
(Nets4Cars 2011), Oberpfaffenhofen, Germany, 03 / 2011.<br />
Kooperationspartner / beteiligte universität und institut<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Röglinger<br />
Telefon: 0841 9348-726<br />
sebastian.roeglinger@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
fördergeber Mitgliedschaft<br />
Bayerisches Landesforschungsprogramm für Fachhochschulen<br />
des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst<br />
Car2X communication comprises vehicle-to-vehicle<br />
and vehicle-to-infrastructure communication. Both<br />
communication ways are based on WiFi and mobile<br />
communication technology.<br />
In order to fulfil the specific requirements of Car2X<br />
communication applications, WiFi communication<br />
technology must first be adapted. This standardisation<br />
process is currently developed by IEEE<br />
(IEEE 802.11 p) and ETSI (ETSI ES 202 663). Car2X<br />
communication applications will cover the domains<br />
traffic safety, traffic efficiency and infotainment, i. e.<br />
‘Collision Risk Warning’, ‘Hazardous Location Warning’,<br />
‘Traffic Lights Assistant’, ‘Cooperative Navigation’,<br />
and ‘Update of Navigation Maps’.<br />
The use of traffic safety Car2X applications (e. g.<br />
Collision Risk Warning or Emergency Vehicle Warning)<br />
calls for high system quality based on extensive<br />
development processes. These require sophisticated<br />
and methodical testing of the applications against<br />
their requirement specifications. Presently, there are<br />
no test methologies available for Car2X communication<br />
applications that meet these requirements.<br />
The objective of the Car2X communication research<br />
project is the development of test methologies that<br />
ensure that the quality targets for Car2X applications<br />
will be met.<br />
22<br />
23
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
CISS.S — Seitencrasherkennung mit Crash Impact Sound Sensing<br />
MotiVAtion<br />
Moderne Fahrzeuge verfügen über eine Vielzahl an verteilten<br />
Sensoren, die eine Crasherkennung in allen Fällen<br />
ermöglichen sollen. Neben der Auswertung der Starrkörperverzögerung,<br />
d. h. dem Verzögern des Fahrzeugs<br />
aufgrund ungewollter äußerer Krafteinwirkung, wurde<br />
am Institut für Angewandte Forschung (IAF) zusammen<br />
mit industriellen Partnern, im Besonderen Continental<br />
als Systemlieferant für Airbag-Systeme, das Messprinzip<br />
der Strukturschwingung zur Crasherkennung grundlegend<br />
erforscht und zur Serienumsetzung entwickelt. Das<br />
Crash Impact Sound System (CISS) wertet die Körperschallschwingung<br />
des Fahrzeugs aufgrund äußerer Belastungen,<br />
die auf das Fahrzeug einwirken, aus [1, 2, 4].<br />
Mit dem Golf VI begann 2008 die Integration der Körperschalltechnologie<br />
zur Crasherkennung in großen<br />
Fahrzeugplattformen. Neue Fahrzeugentwicklungen verschiedener<br />
Hersteller berücksichtigen die Verwendung<br />
von Crash Impact Sound Sensing zur Airbag-Auslösung.<br />
Damit hält ein neues Sensorkonzept Einzug in die Fahrzeugsicherheit.<br />
Mit zunehmender Verbreitung von Crash Impact Sound<br />
Sensing ist es zwingend notwendig, die Möglichkeiten<br />
der Verwendung sowie weiterer Potenziale des Systems<br />
zu beleuchten. Bisher stand die Frontalcrasherkennung<br />
im Vordergrund. Neue Statistiken zeigen jedoch, dass im<br />
Besonderen Kollisio-<br />
nen, die das Fahr-<br />
zeug seitlich treffen,<br />
zu einer sehr hohen<br />
Zahl Verunglückter<br />
führen. Entsprechend<br />
stellt sich seitens der<br />
Forschung und Wei-<br />
terentwicklung der<br />
Crash Impact Sound<br />
Sensing Technologie<br />
die Aufgabe, die<br />
bereits vorhandenen<br />
Sensorsysteme hin-<br />
sichtlich ihres Crash-<br />
erkennungspotenzials<br />
im Seitencrash zu be-<br />
werten.<br />
Abbildung 1<br />
Modellierung der Körperschallausbreitung eines Seitencrashs<br />
durch das Fahrzeug hin zum Airbag-Steuergerät (ECU)<br />
Seitencrashsituationen stellen für den Insassen wegen<br />
des sehr geringen Deformationsraums ein hohes Risiko<br />
dar. Die deutlich geringere Knautschzone zwingt das Airbag-System<br />
zu einer sehr schnellen Aktivierungsentscheidung<br />
[3]. Zum Vergleich: Kommen moderne Frontalairbagauslegungen<br />
mit bis zu 30 ms in schnellen Lastfällen<br />
aus, muss der kritischste Seitenlastfall, das Eindringen<br />
eines Pfahls, was in etwa der Kollision mit einem Baum<br />
entspricht, bereits nach 5 ms aktiviert werden.<br />
Hier zeigt sich die hohe Systemanforderung an die<br />
Seitencrasherkennung. Körperschall besitzt eine Aus-<br />
breitungsgeschwindigkeit von ca. 1000 m / s auf Fahrzeugstrukturen.<br />
Bei der Heranziehung von Körperschall<br />
ist demnach zu bedenken, dass auf dem Weg vom Entstehungsort<br />
der Strukturschwingung in der Kollisionszone,<br />
beispielsweise innerhalb der Türstruktur bis hin zum<br />
Airbag-Steuergerät, in welchem die Strukturschwingung<br />
aufgezeichnet wird, bereits 2 bis 3 ms vergehen.<br />
Erste Untersuchungen und Auswertungen von vier unabhängigen<br />
Fahrzeugplattformen von bis zu 50 Crashversuchen<br />
pro Plattform zeigen erste wichtige Erkenntnisse<br />
auf dem Weg zur Serienumsetzung von Crash Impact<br />
Sound Sensing in der Seitencrasherkennung (CISS.S).<br />
1) Körperschallinformationen sind innerhalb der geforderten<br />
Zündzeiten nahe der Crashzone im Seiten-<br />
wagenbereich über alle Fahrzeugplattformen mess-<br />
bar.<br />
2) Eine Reduzierung der Sensoranzahl und deren resultierende<br />
Performance der Crasherkennung unter<br />
Verwendung von Körperschallinformationen korreliert<br />
stark mit der Fahrzeugplattform. Herstellerspezifische<br />
Eigenheiten sind hierbei nicht signifikant.<br />
3) Körperschallinformationen lassen sich sehr gut für<br />
die Abgrenzung von Misuse-Lastfällen verwenden,<br />
woraus ein gesteigertes Potenzial für CISS.S im<br />
Rahmen der Crashplausibilisierung entsteht: Jede<br />
Airbag-Zündentscheidung muss vor der Zündfreigabe<br />
durch einen unabhängigen Sensor validiert werden.<br />
Diese Absicherung wird Plausibilisierung genannt.<br />
Es hat sich bei vorangegangenen Untersuchungen im<br />
Frontalcrash gezeigt, dass sich die Fahrzeugkonstruktion<br />
stark auf die erzeugbaren und messbaren Körperschallsignale<br />
auswirkt. Daher gilt es, die seitliche Fahrzeugrahmenstruktur<br />
konstruktiv im Sinne der körperschallbasierten<br />
Crasherkennung zu optimieren und mit Hilfe<br />
der Projektpartner zu konstruieren, aufzubauen und zu<br />
testen.
Ansprechpartner<br />
Dr.-Ing. Paul Spannaus<br />
Telefon: 0841 9348-619<br />
paul.spannaus@haw-ingolstadt.de<br />
Abbildung 2<br />
Exemplarische Seitenlastfälle, links ein Pfahl-Aufpralltest (Seiten-<br />
aufprall nach einer Schleudersituation mit einem Baum) und<br />
rechts ein Barrieretest (Fahrzeug-Fahrzeug-Kollision)<br />
Bevor die konkreten Konstruktionsanpassungen umgesetzt<br />
werden, müssen Simulationen das mögliche Verbesserungspotenzial<br />
absichern. Hier zeigt sich, dass zwar die<br />
Körperschallentstehung mit herkömmlichen FE-Methoden<br />
berechnet wird, jedoch die Ausbreitung dieser Information<br />
hin zur Messposition am Fahrzeugtunnel nicht abgebildet<br />
werden kann.<br />
Hierfür wird ein erweitertes Simulationsverfahren entwickelt,<br />
welches hochfrequente Schwingungen auf flächigen<br />
Bauteilen sehr gut abbildet. Zukünftig wird es<br />
möglich sein, Fahrzeuge bereits in einem frühen Entwicklungsstand<br />
virtuell auf das Körperschallverhalten im Fahrzeugcrash<br />
hin untersuchen zu können. Die Berechnung<br />
hochfrequenter Wellenausbreitung in komplexen Strukturen<br />
ist in vertretbarer Berechnungszeit bis dahin nicht<br />
möglich gewesen.<br />
Die Anzahl an möglichen Crasherkennungsstrategien,<br />
basierend auf Crash Impact Sound Sensing, zeigt auch,<br />
welches Potenzial die Auswertung der Strukturschwingungen<br />
von Maschinen mit sich bringt.<br />
Aus diesem Grund fördert die Bayerische Forschungsstiftung<br />
in dem Forschungsvorhaben CISS.S nicht nur<br />
das Seitencrasherkennungssystem, sondern auch weitere<br />
Querschnittstechnologien wie die Risserkennung im<br />
Tiefziehprozess, die Überwachung künstlicher Hüftgelenke<br />
oder die Bewertung von Impaktereignissen auf<br />
laminierten Flugzeugaußenhautteilen.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Brandmeier<br />
Dipl.-Ing. (FH) Markus Kohlhuber<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] T. Brandmeier: Werkzeugverschleiß an der Drehmaschine<br />
mit Hilfe der Schwingungsanalyse erkennen.<br />
Maschinenmarkt 99, Würzburg, 1993.<br />
[ 2 ] T. Brandmeier: Die Gefahr kommen hören. Automobilproduktion,<br />
Ausgabe 6, 2005.<br />
[ 3 ] M. Kohlhuber, S. Wöckel, T. Brandmeier, J. Auge,<br />
M. Geigenfeind (2009): Körperschallbasierte Seitencrasherkennung<br />
– Chancen und Herausforderungen<br />
der Modellbildung. 9. Dresdner Sensor Symposium,<br />
Seite 53-57, Dezember 2009.<br />
[ 4 ] M. Feser, D. McConnel, T. Brandmeier, C. Lauerer:<br />
Advanced Crash Discrimination Using Crash Impact<br />
Sound Sensing. SAE 2006, Detroit.<br />
AbstrAct<br />
In the field of frontal crash detection, the Institute<br />
of Applied Research (IAF) was successful in developing<br />
a new technology which can not only “feel”<br />
the crash by means of vehicle deceleration but<br />
also “hear” the crash by analysing structure-borne<br />
sound. Within the project CISS.S, the new crash<br />
detection technology is extended to the detection<br />
of side-impact situations. Furthermore, the technology<br />
is utilised for additional apps, like process<br />
control in deep drawing processes, or impact detection<br />
(bird strike) on aircraft structures.<br />
24<br />
25
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
aCISS — Gezielte Körperschallerzeugung im Fahrzeugcrash<br />
beethoVens 5. sinfonie<br />
Kollidieren zwei Fahrzeuge entstehen hochfrequente<br />
Schwingungen, die sich für eine Crasherkennung heranziehen<br />
lassen. Dabei stellt der messbare Körperschall ein<br />
Maß für die Fahrzeugdeformation dar. Diese Methode<br />
wird bereits in der Frontalcrasherkennung sehr erfolgreich<br />
eingesetzt und hat ihren Ursprung in der gemeinsamen<br />
Forschungskooperation mit den Fahrzeugherstellern und<br />
Systemzulieferanten [1, 2, 3].<br />
Da sich die Fahrzeugdeformation direkt in den messbaren<br />
Körperschallsignalen abzeichnet, hängt diese Art<br />
der Crasherkennung sehr stark von der Fahrzeugrahmen-<br />
struktur ab. Soll eine neue Fahrzeugplattform mit Körperschallsensorik<br />
ausgestattet werden, erfordert dies die<br />
Durchführung von Standardtests, welche zuvor in Vorgängerprojekten<br />
definiert wurden. Diese Standardtests<br />
ermöglichen die Eingruppierung des Deformationsverhaltens<br />
sowie des korrelierten Körperschallverhaltens.<br />
Gelingt es jedoch in einer frühen Crashphase, direkt bei<br />
der Berührung der Unfallpartner, gezielt Körperschall zu<br />
erzeugen, ließe sich eine robuste und vor allem strukturunabhängige<br />
Crasherkennung realisieren. Aus dem<br />
Blickwinkel der Akustik bedeutet eine gezielte Strukturanregung<br />
das Erzeugen eines bekannten Tons oder einer<br />
Tonfolge, ähnlich Beethovens 5. Sinfonie.<br />
aciss – crAshschWerebestiMMunG<br />
Die Körperschallerzeugung ist damit nicht mehr passiv<br />
von der Fahrzeugdeformation abhängig, sondern wird<br />
aktiv generiert: active Crash Impact Sound Sensing, kurz<br />
aCISS.<br />
Vorteile bringt das neue Verfahren der Crasherkennung<br />
in vielerlei Hinsicht. Zum einen wird die Crasherkennung<br />
unabhängiger vom Aufbau des Fahrzeugs, zum anderen<br />
lassen sich wichtige Merkmale einer typischen Crash-<br />
situation bestimmen, die mit der Crashschwere zusammengefasst<br />
werden können [5].<br />
Die Crashschwere bestimmt das Maß des Verletzungsrisikos<br />
der Fahrzeuginsassen in einer Unfallsituation. Das<br />
Airbag-System soll die zu erwartende Crashschwere in<br />
einer sehr frühen Crashphase erkennen und entsprechende<br />
Rückhaltemittel (Gurtstraffer, Airbags) auslösen<br />
können. Die Herausforderung an das Airbag-Steuergerät<br />
hierbei ist, dass in Grenzsituationen lediglich 10-15 cm<br />
des Vorderwagens deformiert wurden bis eine Airbag-<br />
Zünd- bzw. -Aktivierungsentscheidung durch das Steuer-<br />
gerät getroffen werden muss. Zu diesem Zeitpunkt wurde<br />
jedoch noch keine nennenswerte Crashenergie abgebaut,<br />
die in Form von Beschleunigungsmessung als<br />
dissipierte, also verlorengegangene Arbeit bzw. Kraft,<br />
gemessen werden könnte. Hier eignet sich die Relativgeschwindigkeit<br />
der Unfallgegner zur Bestimmung der<br />
auftretenden Gesamt-Crashenergie auf Basis der gesamten<br />
kinetischen Energie im System. Diese ist vollständig<br />
bestimmt, sobald die relative Crashgeschwindigkeit der<br />
kollidierenden Unfallgegner bekannt ist.<br />
Das innerhalb des vorliegenden Forschungsprojekts entwickelte<br />
aCISS-Element erzeugt bei einem Unfall in der<br />
Fahrzeugfront eine geschwindigkeitsabhängige, codierte<br />
Kraftsequenz, die an einem zentralen Punkt der Fahrzeugkarosserie,<br />
dem Airbag-Steuergerät [4], gemessen<br />
werden kann.<br />
reAlisierunG des aciss-eleMents<br />
Prinzipiell müssen sehr hohe Schallenergien transient<br />
und in definierten Abständen freigesetzt werden, um<br />
Schwingungen hoher Bandbreite sowie Amplitude erzeugen<br />
zu können, damit das generierte Muster aus den<br />
Störsignalen gefiltert werden kann. Die Realisierung der<br />
mechanischen Vorrichtung sieht vor, dass diese bei einer<br />
beginnenden Belastung des Fahrzeugs aktiviert wird,<br />
noch bevor die Fahrzeugstruktur selbst mit Kraft beaufschlagt<br />
wird.<br />
Abbildung 1 zeigt skizzenhaft das Vorgehen bei der Entwicklung<br />
der aCISS-Realisierung. Nach der Findung geeigneter<br />
mechanischer Codierungen, die in Laborversuchen<br />
validiert wurden, können Prototypen aufgebaut und<br />
in zerstörenden Tests (Fallturm- und Crashtests) bewertet<br />
werden. Das in diesen Versuchen im Airbag-Steuergerät<br />
gemessene periodische Signal muss Rückschlüsse auf<br />
die Deformationsgeschwindigkeit zulassen. Danach erfolgt<br />
in enger Zusammenarbeit mit den Projektpartnern<br />
eine Fahrzeugintegration hin zur Serienumsetzung.
Ansprechpartner<br />
Dr.-Ing. Paul Spannaus<br />
Telefon: 0841 9348-619<br />
paul.spannaus@haw-ingolstadt.de<br />
ZusAMMenfAssunG<br />
Ziel des aCISS-Projektes ist es, mittels der neuen Technologie<br />
– der aktiven Körperschallerzeugung im Crash<br />
und Codierung des Crashtyps – leistungsfähigere und<br />
kostengünstigere Konzepte für intelligente Insassenschutzsysteme<br />
zu entwickeln. Durch die schnelle und<br />
genaue Erkennung der Crashschwere können Insassenschutzsysteme<br />
an die Unfallsituation angepasst, ausgelöst<br />
und so das Verletzungs- sowie Todesrisiko für den<br />
Insassen deutlich reduziert werden.<br />
Zur Untersuchung der Machbarkeit im Fahrzeug und<br />
Sicherstellung der Verwertung von aCISS sind in das<br />
Projekt zwei Fahrzeughersteller (VW, Audi), ein Mechanik-<br />
(Benteler) sowie ein Elektronikzulieferer (Continental)<br />
involviert. Die frühzeitige Einbindung mehrerer kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen (KMU) in die Entwicklung von<br />
aCISS stellt sicher, dass ihr spezifisches Know-how in<br />
den späteren Serienentwicklungsprozessen eingebunden<br />
und nachhaltig an der Wertschöpfung beteiligt werden<br />
kann.<br />
Abbildung 1<br />
Aufbau, Auslegung und Test des aCISS-Elements in den<br />
Laboren des Kompetenzfelds Fahrzeugmechatronik und den<br />
Versuchseinrichtungen der Projektpartner<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Brandmeier<br />
Dipl.-Ing. (FH) Johannes Köstner<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] T. Brandmeier: Den Unfall hören können. Exzellente<br />
Forschung in Bayern 2008, S. 82-88.<br />
[ 2 ] T. Brandmeier, C. Lauerer, P. Spannaus, M. Feser:<br />
Crasherkennung durch Körperschallmessung.<br />
Sensoren im Automobil, Haus der Technik Essen,<br />
September 2006, S. 187-203.<br />
[ 3 ] T. Brandmeier, P. Spannaus, M. Luegmair: Crasherkennung<br />
mit Körperschall. <strong>Forschungsbericht</strong><br />
2006, IAF, <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>, Februar 2007,<br />
S. 10-13.<br />
[ 4 ] R. Ertlmeier, P. Spannaus: Expanding Design Process<br />
of the Airbag Control Unit ACU. IEEEWISES<br />
2008, Conference Proceedings, Page 75-83.<br />
[ 5 ] P. Spannaus: Ein Beitrag zur Verbesserung der Crasherkennung:<br />
Körperschallentstehung im Fahrzeug-<br />
crash. Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle /<br />
Wittenberg, 2009.<br />
AbstrAct<br />
Knowing the velocity of vehicle deformation during<br />
a crash will allow the airbag control unit to evaluate<br />
accident situations more effectively for airbag deployment.<br />
aCISS is a vehicle-independent system<br />
that is currently being tested at IAF and developed<br />
in cooperation with industrial partners Audi, Volkswagen,<br />
Continental, Benteler and MicroFuzzy.<br />
The aCISS element generates structure-borne<br />
sound depending on how fast the vehicle is being<br />
deformed, which is then analysed in the airbag<br />
control unit by way of appropriate decoding methods.<br />
fördergeber<br />
Das Forschungsvorhaben wird<br />
durch das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) unter dem Förderkennzeichen<br />
1714X09 gefördert.<br />
26<br />
27
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
Fahrzeugsicherheit und Telematik<br />
für zukünftige energiesparende Fahrzeugkonzepte<br />
Mit dem neuen Forschungsschwerpunkt „Fahrzeugsicherheit<br />
und Telematik für zukünftige energiesparende<br />
Fahrzeugkonzepte“ wird das Kompetenzfeld Fahrzeugmechatronik<br />
thematisch um das Gebiet der Energieeffizienz<br />
erweitert. Der Aufbau des Forschungsschwerpunkts<br />
wird durch das vom Bayerischen Forschungsministerium<br />
aufgelegte Programm zur Förderung des Technologietransfers<br />
und der angewandten Forschung und Entwicklung<br />
an <strong>Hochschule</strong>n für angewandte Wissenschaften<br />
– (Fachhochschulen) Programmsäule Forschungsschwer-<br />
punkte zum Ausbau von Forschungsstrukturen gefördert.<br />
Der Bereich der Energieeffizienz bekommt durch<br />
Kundenwünsche, gesetzliche Vorgaben, wie z. B. Flottenverbrauch<br />
und CO 2 -Emissionen, immer größere Bedeutung.<br />
Zudem beträgt das erwartete Marktvolumen für<br />
Elektromobilität bis zum Jahr 2020 470 Mrd. Euro [1].<br />
Bei der Realisierung dieser Anforderungen entstehen<br />
zahlreiche Forschungsaufgaben im Bereich neuartiger<br />
Antriebskonzepte. Die Anforderung höherer Energieeffizienz<br />
bedingen jedoch zusätzlich umfangreiche Modifikationen<br />
und Neukonzeptionen der restlichen Fahrzeugsysteme,<br />
da die Energieeffizienz eines Fahrzeugs durch<br />
alle seine Teilsysteme bestimmt wird. Durch die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit zwischen den beteiligten<br />
Professoren können aktuelle Fragestellungen umfassend<br />
untersucht werden.<br />
Abbildung 1<br />
Struktur des Kompetenzfeldes Fahrzeugmechatronik mit den<br />
einzelnen Forschungsschwerpunkten<br />
In dem neuen Forschungsschwerpunkt werden Fragestellungen<br />
in den Bereichen Energiemanagement (Prof.<br />
Göllinger), Thermomanagement (Prof. Soika), Bionischer<br />
Leichtbau (Prof. Wellnitz), Aktive Sicherheit (Prof. Arnold)<br />
und Testen Sicherheitskritischer Systeme (Prof. Arnold,<br />
Prof. Facchi) untersucht (Abbildung 1).<br />
enerGieMAnAGeMent<br />
Prof. Harald Göllinger<br />
Alternative Antriebe stellen neue Herausforderungen an<br />
Energiespeicher, Energiewandlung und Energiemanagement<br />
hinsichtlich der gespeicherten Energiemenge und<br />
deren Verfügbarkeit dar. Einerseits bestehen Anforderungen<br />
seitens des Anwenders an die Dynamik der Energiebereitstellung,<br />
andererseits sind die Energiemengen der<br />
Speicher begrenzt und unterschiedlich schnell abrufbar.<br />
Ziel ist es, ein effizientes Energiemanagement für alternative<br />
Antriebskonzepte zu entwickeln. Dieses soll verschiedene<br />
Energieformen kontrollieren (chem., elektr.,<br />
therm., mech. Energie). Es ergeben sich folgende Projektschwerpunkte:<br />
Darstellung der Funktion eines Energiemanagements<br />
für ein alternatives Antriebskonzept,<br />
die Schätzung der jeweils benötigten Energiemengen<br />
auf Basis von Sensorsignalen sowie die Erarbeitung von<br />
Strategien für den effizienten Einsatz der im Fahrzeug<br />
vorhandenen Energiemengen unter Berücksichtigung<br />
von Informationen der Telematik.<br />
bionischer leichtbAu<br />
Prof. Jörg Wellnitz<br />
In diesem Forschungsbereich wird der Aufbau einer interaktiven<br />
Fahrzeugstruktur in Form des „mitdenkenden<br />
Autos“ angestrebt. Dazu ist die Bestückung von Struktur-<br />
komponenten mit Sensoren notwendig. Zielsetzung ist<br />
es, die derzeit dauerfesten und mit sehr hohen Sicherheitsfaktoren<br />
belegten Tragsysteme der Unterstruktur<br />
einer Karosserie mit einer deutlichen Gewichtsreduktion<br />
auszulegen. Durch die Aufzeichnung der Ermüdungsbelastung<br />
und Schadensakkumulation im elastischen Bereich<br />
während des Fahrzeugbetriebs wird eine deutlich<br />
schlankere und trotzdem vollständig crashsichere Auslegung<br />
der Strukturkomponenten ermöglicht.<br />
Bordrechnersysteme können die Belastungen der Tragkomponenten<br />
sensieren und so eine Aussage über die<br />
Lebensdauer und Inspektionsintervalle machen. Diese<br />
Bewertung der Strukturlebensdauer ermöglicht eine erhebliche<br />
Gewichtsreduktion und damit eine maßgebliche<br />
Reduktion des Kraftstoffverbrauchs von Fahrzeugen.<br />
AKtiVe sicherheit<br />
Prof. Armin Arnold<br />
Fahrzeuge mit elektrifizierten Antrieben besitzen eine<br />
andere Struktur, z. B. fehlt der vom Verbrennungsmotor
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Christian Facchi (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-365<br />
christian.facchi@haw-ingolstadt.de<br />
produzierte Unterdruck für den Bremskraftverstärker oder<br />
der Riemenantrieb für die Servopumpe der Lenkung.<br />
Weiterhin ermöglichen diese Fahrzeuge neue Funktionen,<br />
wie die Rückgewinnung von Energie beim Bremsvorgang.<br />
Es ergeben sich für den Serieneinsatz von Elektrofahrzeugen<br />
zahlreiche Fragestellungen. Unter anderem<br />
ist der Einsatz von elektrifizierten Systemen der Brems-<br />
und Lenkungsunterstützung zu untersuchen. Weiter gibt<br />
es beim regeneratorischen Bremsen noch zahlreiche Probleme,<br />
z. B. während des Umschaltens von dissipativen<br />
und rekuperativen Bremsen, welche den Fahrer irritieren<br />
können und so die Fahrzeugsicherheit beeinflussen.<br />
therMoMAnAGeMent<br />
Prof. Armin Soika<br />
Zur Reduktion des Kraftstoffverbrauchs werden Fahrzeuge<br />
mit immer effizienteren Antriebskomponenten<br />
entwickelt, die über eine geringere Verlustleistung verfügen.<br />
Die Nutzung dieser Fahrzeuge bei jahreszeitlich<br />
bedingten Temperaturschwankungen erfordert ein effi-<br />
zientes Thermomanagement, um sowohl dem Wärme-<br />
und Kühlbedarf der Antriebskomponenten, als auch den<br />
Komfortansprüchen der Fahrzeugnutzer gerecht zu werden.<br />
Im Rahmen des Teilprojekts sollen die Wärmebilanzen<br />
der Antriebskomponenten sowie der Klimatisierungsbedarf<br />
des Innenraumes abhängig von der Jahreszeit<br />
und dem Nutzungsverhalten analysiert werden. Weiterhin<br />
soll der zur Entfeuchtung und Frischluftversorgung<br />
des Innenraumes notwendige Luftaustausch untersucht<br />
werden. Auf Basis dieser Betrachtung sollen Konzepte<br />
zur Nutzung der mit der Abluft entweichenden Energie<br />
sowie eine Bestimmung der durch Zusatzaggregate bereitzustellenden<br />
Heizleistung ermittelt werden.<br />
testen Verteilter<br />
sicherheitsKritischer systeMe<br />
Prof. Armin Arnold und Prof. Christian Facchi<br />
Sicherheitskritische Systeme haben hohe Anforderungen<br />
an die Systemqualität. Zudem führt die hohe Integration<br />
von Systemen, wie z. B. unterschiedlichste Sensoren,<br />
Aktoren, Kommunikationselemente (Intra- und Inter-<br />
Fahrzeug-Kommunikation) zu einer erhöhten Systemkomplexität.<br />
Bisherige Testsysteme und Testmethoden<br />
sind für die Erreichung der erforderlichen Qualitätsziele<br />
nicht ausreichend. Auch die geänderten Fragestellungen<br />
im Bereich Nachhaltigkeit erfordern aufgrund der neuen<br />
Funktionen und Systeme eine Anpassung der Test-<br />
Prof. Dr. Armin Arnold, Prof. Dr. Harald Göllinger<br />
Prof. Dr. Armin Soika, Prof. Dr. Jörg Wellnitz<br />
Dipl.-Ing. (FH) Stefan Geneder<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Simon Betscher<br />
methoden. Daher sollen neue Test- und Prüfverfahren<br />
definiert werden, die bei der Entwicklung der Systeme<br />
für zukünftige energiesparende Antriebs- und Fahrzeugkonzepte<br />
eingesetzt werden sollen.<br />
ZusAMMenfAssunG<br />
Die gesellschaftspolitischen Einflüsse der letzten Jahre<br />
sensibilisieren die Industrie für die Verantwortung im Bereich<br />
Sicherheit und Energieeffizienz. Nur durch ständige<br />
Weiterentwicklungen können sicherheitsrelevante und<br />
energieeffiziente Lösungen im Automobil durchgängig,<br />
z. B. in Form von Fahrerassistenz- und Sicherheitssystemen,<br />
angeboten werden. Das Kompetenzfeld Fahrzeugmechatronik<br />
bündelt deshalb fachübergreifende Kompetenzen<br />
und stellt mit dem neuen Forschungsschwerpunkt<br />
„Fahrzeugsicherheit und Telematik für zukünftige energiesparende<br />
Fahrzeugkonzepte“ eine Plattform für die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit der beteiligten Professoren<br />
auf dem Gebiet der energiesparenden Fahrzeuge her.<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und<br />
Reaktorsicherheit, „Programm zur Marktaktivierung<br />
für Elektrofahrzeuge“, Berlin, 2009.<br />
AbstrAct<br />
In response to current demands for energy-efficient<br />
vehicles, the research group Vehicle Safety and Tele-<br />
matics for Future Energy-Saving Vehicle Concepts<br />
was founded. The interdisciplinary fields of research<br />
include Energy Management, Thermal Management,<br />
Bionic Lightweight Construction, Active Safety and<br />
Testing of Safety-Critical Systems.<br />
28<br />
29
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
Vernetzung und Integration von Sicherheitssystemen<br />
der Aktiven und Passiven Sicherheit (VISAPS)<br />
probleMstellunG<br />
Deutschlandweit werden täglich im Schnitt 12 Menschen<br />
durch Verkehrsunfälle getötet [1]. Allein diese Zahl belegt,<br />
dass die Realität vom angestrebten Fernziel „Vision<br />
Zero“, der qualitativen Zieldefinition von Null Verkehrstoten,<br />
noch weit entfernt ist [2].<br />
Um die Sicherheit für alle am Straßenverkehr beteiligten<br />
Personen zu erhöhen, aber auch um Effizienz- und Kosten-<br />
gründen Rechnung zu tragen, besteht die Notwendigkeit,<br />
neue Sicherheitsfunktionen zu entwickeln. Dabei<br />
rückt die Vernetzung einzelner Systeme der aktiven und<br />
passiven Sicherheit immer stärker in den Fokus der Entwickler.<br />
Durch die Vernetzung der Systeme kann das<br />
Fahrzeug, wie Abbildung 1 zeigt, ähnlich wie der Mensch,<br />
durch mehrere „Sinnesorgane“ Gefahren schneller erkennen<br />
und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten,<br />
wodurch die Sicherheit im Straßenverkehr weiter gesteigert<br />
wird.<br />
Eine solche Vernetzung der Sicherheitssysteme stellt durch<br />
die erhöhte Komplexität neue Anforderungen an die Testsysteme<br />
der Entwickler. Derzeit werden die Testverfahren<br />
für aktive und passive Sicherheitssysteme noch vielfach<br />
isoliert voneinander betrachtet. Für das korrekte Zusammenspiel<br />
der Einzelsysteme ist jedoch eine gesamtheitliche<br />
Betrachtung der vernetzten Systeme unabdingbar.<br />
Um dies zu gewährleisten, müssen dazu neue Testsysteme<br />
entwickelt werden.<br />
ZielsetZunG<br />
Das Projekt „Vernetzung und Integration von Sicherheitssystemen<br />
der Aktiven und Passiven Sicherheit<br />
(VISAPS)“ leistet aus dem Blickwinkel der technischen<br />
Verbesserung, d. h. wie in Abbildung 1 dargestellt, durch<br />
Vernetzung und Integration der Sicherheitssysteme, einen<br />
Beitrag zur Realisierung der „Vision Zero“. Um die domänenübergreifende<br />
Entwicklung von und für vernetzte<br />
Systeme zu erleichtern, wird mit diesem Projekt ein<br />
Entwicklungsprozess für miteinander in Verbindung stehende<br />
Systeme definiert und die dazu notwendigen<br />
Instrumente (Tools) entwickelt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk<br />
während der Projektlaufzeit auf dem Sicherheitssteuergerät<br />
(Safety Control Unit, SCU), dem im<br />
Rahmen der Vernetzung eine tragende Rolle zukommt:<br />
Die SCU entscheidet auf der Basis von Daten, die<br />
Sensoren über das gesamte Fahrzeug verteilt liefern,<br />
darüber, welche Schutzmaßnahmen getroffen werden<br />
sollen. Durch die Vernetzung der Systeme werden neue<br />
Funktionen der SCU ermöglicht.<br />
Abbildung 1<br />
Vernetzung verschiedener Bereiche<br />
Abbildung 2<br />
Entwicklungsprozess im V-Modell der Fahrzeugsicherheit<br />
durchführunG<br />
Die Neu- und Weiterentwicklung der SCU-Funktionen<br />
bildet zusammen mit der Entwicklung eines Testverfahrens<br />
die Hauptaufgaben des VISAPS-Projektes.<br />
Der für die Funktionserweiterung der SCU vorgeschlagene<br />
Entwicklungsprozess beinhaltet die Definition von<br />
Anforderungen, des SCU Software Designs (Model in the<br />
Loop, MiL), der Softwareimplementierung (Software in<br />
the Loop, SiL) sowie der Steuergeräteeinzel- und Integrationstests<br />
(Hardware in the Loop, HiL). Die Grundlage<br />
für das in Abbildung 2 dargestellte, mehrstufige V-Modell<br />
zur Lösung der Projektproblematik bildet die Definition<br />
der Anforderungen an die zu entwickelnden Funktionen<br />
und die daraus resultierenden Testfälle.<br />
Für die MiL-, SiL-, und HiL-Umgebung wird eine geeignete<br />
Software zur Erstellung der Testfälle benötigt.
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing Thomas Brandmeier (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-384<br />
thomas.brandmeier@haw-ingolstadt.de<br />
Die Simulationssoftware „CarMaker“ von IPG sowie die<br />
Testplattform „MESSINA“ von Berner & Mattner bilden<br />
hierfür eine hervorragende Grundlage, müssen jedoch für<br />
das Projektvorhaben entsprechend angepasst werden.<br />
Abbildung 3<br />
Konzept eines Hardware in the Loop (HiL)-Testsystems für ein<br />
Sicherheitssteuergerät<br />
Die Schwierigkeit des HiL-Prüfstands (Abbildung 3) besteht<br />
darin, dass die Testfälle in Echtzeit simuliert werden<br />
müssen, um die korrekte Arbeitsweise der SCU zu<br />
ermöglichen. Dies ist bei der Crashsimulation aufgrund<br />
des hohen numerischen Aufwands in Echtzeit mit den<br />
heutigen IT-Lösungen nicht möglich. Dieses Problem<br />
kann durch die Einspeisung von reellen sowie simulierten<br />
Crashdaten aus einer Crashdatenbank, zusätzlich<br />
zu den fahrdynamik- und umfeldsimulierten Daten,<br />
gelöst werden. Zudem sind zahlreiche hardwarebasierte<br />
Fehlermöglichkeiten, wie Kurzschluss, Abriss von Sensorleitungen<br />
und Auswirkungen von Latenzzeiten, zu<br />
untersuchen. Hierfür muss unter anderem ein so genannter<br />
Fail-Safe-Tester speziell für die verwendete SCU<br />
aufgebaut werden. Abschließend sind Integrationstests<br />
fördergeber<br />
Kooperationspartner<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Rudolf Ertlmeier<br />
Dipl.-Ing. (FH) Kathrin Sattler<br />
Dipl.-Ing. (FH) Andreas Raith<br />
(HiL mit mehreren realen miteinander kommunizierenden<br />
Steuergeräten) geplant.<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Statistisches Bundesamt Deutschland. Pressemitteilung<br />
Nr. 063 vom 25.02.2009 http://www.desta-<br />
tis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/<br />
DE/Presse/pm/2009/02/PD09__063__46241,temp<br />
lateld=renderPrint.psml (Stand: 16.06.2009).<br />
[ 2 ] Verkehrsclub Deutschland: Vision Zero – Null Verkehrstote,<br />
Masterplan. Bonn, 2004.<br />
AbstrAct<br />
Every two minutes a car occupant is involved in<br />
an accident, every two hours a road death occurs,<br />
every 13 hours a pedestrian is killed, and every 19<br />
hours a cyclist dies – this was the tragic tally of<br />
accidents on Germany’s roads in 2008. Networking<br />
and the integration of active and passive vehicle<br />
safety systems are important steps in reducing<br />
the number of road deaths to zero (“Vision Zero“<br />
campaign). In this project, a tool for developing and<br />
testing of integrated and networked automotive<br />
safety systems will be developed. This means that<br />
a real-time hardware-in-the-loop system (HiL) has<br />
to be set up containing a crash simulation based<br />
on real and simulated crash data, as well as vehicle<br />
dynamics data. It also contains a fail-safe tester.<br />
With this system, the development of new safety<br />
systems will be facilitated.<br />
Das dem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages unter dem<br />
Förderkennzeichen KF2122303RA9 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffent-<br />
lichung liegt bei den Autoren.<br />
30<br />
31
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
PerfOpt — Performance-Optimierung<br />
durch die gezielte Beeinflussung der Software<br />
probleMstellunG<br />
„Zeit ist Geld“ trifft auch auf die meisten Software-Systeme<br />
zu. Echtzeit- und Performance-Anforderungen nehmen<br />
bei Software-Systemen in der Telekommunikation einen<br />
immer höheren Stellenwert ein. Insbesondere bei den vielfach<br />
verwendeten verteilten Systemen und Steuerungen<br />
ist die Einhaltung von Laufzeitbedingungen essentiell.<br />
Eine Verletzung dieser stellt die Funktionsfähigkeit der<br />
Software und somit deren Verwendbarkeit in Frage, als<br />
Beispiel hierfür dienen die hohen Anforderungen an die<br />
Reaktionszeit bei Telekommunikationssystemen. Eine<br />
nachträgliche Verbesserung der Laufzeiteigenschaften<br />
von Software ist meist sehr aufwändig, deshalb sind Optimierungen<br />
frühzeitig und zielgerichtet vorzunehmen.<br />
durchführunG<br />
Das erste Ziel bei einer „Software Performance Optimierung“<br />
ist es, den aktuellen Flaschenhals zu identifizieren.<br />
Dieser bestimmt in erheblichem Umfang die Gesamtperformance<br />
des Systems. Eine Optimierung dieses<br />
Flaschenhalses führt in der Regel zu einem erhöhten<br />
Durchsatz, einer verringerten Antwortzeit und zu einer<br />
niedrigeren Last im System. Zusätzlich verbessert sich<br />
neben der, für den Benutzer spürbaren Performance,<br />
auch die Gesamtstabilität.<br />
Die Methoden des „Software Performance Engineering“<br />
(SPE) setzen hierbei in den Bereichen der „Performance-<br />
Messung und -Optimierung“ sowie während der Designphase<br />
mittels „Performance-Modellierung“ an. Die neu ent-<br />
wickelte Performance-Optimierungs- und -Messmethode<br />
verknüpft hierbei die klassischen Bereiche des „Software<br />
Performance Engineering“ in dem das Performance-<br />
Verhalten eines bereits existierenden Flaschenhalses auf<br />
der Zielplattform simuliert und evaluiert wird. Aus den<br />
neugewonnen Daten lässt sich das Optimierungspotenzial<br />
bestimmen. Nach einer Abschätzung des Aufwands<br />
der Optimierungsmaßnahmen kann eine zielgerichtete<br />
Optimierung auf Basis einer Nutzen-Aufwand-Analyse<br />
erfolgen.<br />
dynamic performance stubs<br />
„Dynamic Performance Stubs“ dienen zur Simulation<br />
des Performance-Verhaltens der zu optimierenden Software.<br />
Somit können verschiedene Optimierungsstufen<br />
an der Software gemessen und validiert werden, bevor<br />
diese tatsächlich durchgeführt wurden. Hierbei wird<br />
der vermutete Software-Engpass durch einen „Dynamic<br />
Performance Stub“ ersetzt und die Performance-Tests<br />
wiederholt. Ein „Dynamic Performance Stub“ besteht im<br />
Wesentlichen aus zwei Elementen. Zum einen wird das<br />
funktionale Verhalten der Software benötigt, damit sich<br />
die Performance-Testfälle noch adäquat ausführen lassen.<br />
Dieses funktionale Verhalten wird bei den „Dynamic<br />
Performance Stubs“ mittels der „Simulierten Software<br />
Functionality“ (SSF) weitgehend performance-neutral<br />
realisiert. Zum anderen muss es möglich sein, verschiedene<br />
Optimierungsstufen zu simulieren. Hierfür können<br />
die „Performance Simulation Functions“ (PSF) verwendet<br />
werden. Diese werden im nächsten Kapitel noch näher<br />
betrachtet.<br />
Vorgehensweise bei der optimierung mit<br />
dynamic performance stubs<br />
Die Vorgehensweise bei einer Software Performance<br />
Optimierung mit Hilfe unseres neuen Ansatzes ist in Abbildung<br />
1 skizziert:<br />
1<br />
Performance<br />
Test-<br />
Umgebung<br />
3<br />
Performance<br />
Test-<br />
Umgebung<br />
System<br />
Software Modul<br />
Flaschenhals<br />
System<br />
Software Modul<br />
Dynamic<br />
Performance<br />
Stubs<br />
2<br />
Flaschenhals<br />
Dynamic<br />
Performance<br />
Stubs<br />
4 5<br />
Optimierungspotential<br />
Aufwand<br />
Performance<br />
Test-<br />
Umgebung<br />
Abbildung 1<br />
Vorgehensweise bei einer Optimierung mit Hilfe von „Dynamic<br />
Performance Stubs"<br />
Der erste und wichtigste Schritt einer Software Performance<br />
Analyse besteht darin, den aktuellen Flaschenhals<br />
zu finden (Schritt 1) und diesen zu optimieren. Ein<br />
Problem, das bei einer Optimierung oft entsteht, ist die<br />
fehlende Kenntnis über den maximal möglichen Nutzen<br />
und den dafür benötigten Aufwand, deshalb werden<br />
Software-Module häufig nicht genügend bzw. darüber<br />
hinaus optimiert. Die geläufigsten Nachteile liegen hierbei<br />
auf der Hand. Im ersten Fall wird wichtiges Optimierungspotenzial<br />
nicht genutzt. Dieses muss häufig in weiteren<br />
Software-Modulen aufwändig gefunden und analysiert<br />
werden. Im zweiten Fall wird unnötig Aufwand in die<br />
Optimierung des Software-Moduls gesteckt. Im Schritt<br />
2 der Optimierung mit „Dynamic Performance Stubs“<br />
wird der Flaschenhals durch einen intelligenten Stub er-<br />
2.1<br />
2.2<br />
SSF<br />
PSF<br />
System<br />
Software Modul<br />
Flaschenhals<br />
System<br />
Software Modul<br />
Optimiertes<br />
Modul<br />
Slide 1
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Christian Facchi (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-365<br />
christian.facchi@haw-ingolstadt.de<br />
setzt, der das Performance-Verhalten von verschiedenen<br />
Optimierungsmaßnahmen simulieren kann. Damit dieser<br />
Stub erstellt werden kann, muss zunächst das funktionale<br />
Verhalten der Software erfasst und mittels der „Simulated<br />
Software Functionality“ (Schritt 2.1) nachgestellt<br />
werden. Des Weiteren muss das Performance-Verhalten<br />
des Software-Moduls evaluiert werden und dieses mittels<br />
der „Performance Simulation Functions“ simuliert werden<br />
(Schritt 2.2). Somit steht ein vollständiger Stub für<br />
die Performance-Messungen zur Verfügung. Im weiteren<br />
Vorgehen werden im Schritt 3 die Performance-Messungen<br />
mehrfach durchgeführt, wobei zwischen jeder<br />
Iteration das Performance-Verhalten des Stubs geändert<br />
wird. Aus den so gewonnenen Messdaten lassen sich<br />
anschließend die nächsten Optimierungsschritte ableiten.<br />
So kann unter anderem das Optimierungspotenzial<br />
berechnet werden und auf dieser Grundlage der notwendige<br />
Aufwand abgeschätzt werden. Hieraus lässt sich<br />
eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen (Schritt 4). Der Optimalfall<br />
zwischen Aufwand und Nutzen wurde im Schritt<br />
4 farblich gekennzeichnet. Das Resultat ist eine zielgerichtete<br />
Optimierung, die nicht auf Annahmen, sondern<br />
auf fundierten Daten basiert. Im letzten Schritt (5) werden<br />
die gewonnenen Kenntnisse verwendet, um die Software<br />
zielgerichtet zu optimieren.<br />
erGebnisse<br />
Die „Performance Simulation Functions“ gehören zu dem<br />
Framework [1] der „Dynamic Performance Stubs“. Sie modellieren<br />
parametrisierbar das Performance-Verhalten des<br />
eigentlichen Flaschenhalses, somit können verschiedene<br />
Optimierungsstufen simuliert werden.<br />
performance simulation functions<br />
„Performance Simulation Functions“ sind in vier Kategorien<br />
unterteilt: CPU: Laufzeitverhalten<br />
Memory: Speicherbedarf<br />
I/O: Ein- / Ausgabedurchsatz<br />
Network: Netzwerkdurchsatz<br />
Beispielsweise modelliert die Kategorie „CPU“ das zeitliche<br />
Verhalten eines Prozesses [2] . Dieser kann, solange<br />
er aktiv ist, die CPU belegen oder freigeben. Das letztgenannte<br />
ist häufig der Fall, wenn der Prozess, z. B. weil<br />
nicht genügend Daten vorhanden sind, seine Aufgabe<br />
nicht fortführen kann. Die weiteren Kategorien sowie<br />
feinere Unterteilungen der einzelnen Kategorien können<br />
hier leider aus Platzgründen nicht behandelt werden.<br />
[1] Ein Framework stellt einen Rahmen / Aufbau der Software<br />
dem Programmierer zur Verfügung.<br />
[2] Als Prozess wird eine Anwendung bezeichnet, die gerade<br />
ausgeführt wird.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Peter Trapp<br />
Telefon: 0841 9348-625<br />
peter.trapp@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
Dynamic Performance Stubs support performance<br />
improvement; they can be used to identify “hidden”<br />
bottlenecks and also to provide better estimates of<br />
the gain from performance improvements. A costbenefit<br />
analysis of performance optimisations can<br />
be realized. This leads to an improved software<br />
optimisation process, which highly contributes to<br />
the overall software quality. The idea behind this<br />
stubbing mechanism will be described and the<br />
core concept will be explained. Furthermore, the<br />
framework is introduced and an introduction on<br />
“How to use dynamic performance stubs” is also<br />
included.<br />
Kooperationspartner<br />
AusblicK<br />
Die prinzipielle Stärke der definierten Methode zeigt sich<br />
insbesondere bei hochkomplexer Software, bei der sich<br />
die Auswirkungen einzelner Optimierungsmaßnahmen<br />
sogar durch die Spezialisten nicht vorab bestimmt werden<br />
können. Durch die Verwendung von „Dynamic Performance<br />
Stubs“ kann die Auswirkung einer Optimierung<br />
auf das Systemverhalten gemessen werden, bevor die<br />
Optimierung durchgeführt wird.<br />
Eine Erweiterung der „PerfOpt“-Forschungsarbeiten<br />
wurde bereits definiert und wird anhand eines öffentlich<br />
geförderten Projekts „PerfBoost“ bearbeitet. Hierbei soll<br />
eine mögliche Portierbarkeit auf Java evaluiert werden.<br />
Zusätzlich wird die Methodik auf „Embedded-“ und „Verteilte<br />
Systeme“ angewendet werden. Mit diesen Erweiterungen<br />
wird auch die Verwendbarkeit von „Dynamic<br />
Performance Stubs“ bei vielfältigen Software-Systemen<br />
validiert.<br />
Die Ergebnisse wurden in 6 wissenschaftlichen Publikationen<br />
veröffentlicht.<br />
32<br />
33
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
AtomsPro — Effizienzsteigerung bei der Entwicklung von betriebswirt-<br />
schaftlicher Software basierend auf modellgetriebener Software-Entwicklung<br />
einführunG<br />
Der Ansatz der modellgetriebenen Software-Entwicklung<br />
(model driven software development, MDSD) stellt einen<br />
immer wichtiger werdenden Faktor in der Erstellung umfangreicher<br />
betriebswirtschaftlicher Software dar. Mit<br />
MDSD kann ein deutlicher Beitrag hinsichtlich der Erfolgsfaktoren<br />
wie Flexibilität, Wartbarkeit, Anpassbarkeit<br />
und Einhaltung von Lieferterminen geleistet werden. Das<br />
Projekt AtomsPro zielt darauf ab, konsequent Aspekte<br />
der Domänenmodellierung und Software-Architektur zu<br />
vereinen. Hierzu werden Ausdrucksmittel geschaffen, die<br />
es Domänenexperten erlauben, eine aktive Rolle in der<br />
Software-Entwicklung einzunehmen. Die herausfordernde<br />
Zielsetzung besteht darin, den Generierungsanteil in<br />
Software-Systemen signifikant zu erhöhen und dabei<br />
gleichzeitig die Wartbarkeit der Systeme zu gewährleisten.<br />
probleMstellunG<br />
Globalisierte Märkte fordern schnelles und flexibles<br />
Agieren, um unter erheblichem Kostendruck die Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu erhalten. Die Fähigkeit der agilen<br />
Anpassung des Domänenwissens (z. B. im Bereich Logistik)<br />
bei gleichzeitiger Nachführung in die IT-Systeme<br />
entscheidet in signifikanter Weise über den Unternehmenserfolg.<br />
Jedoch sehen sich seit einigen Jahrzehnten<br />
Unternehmen einem kritisch zu bewertenden Trend gegenüber,<br />
nämlich der starren, unidirektionalen Migration<br />
von Domänenwissen in ihre IT-Systeme. Folglich werden<br />
Fachexperten als Erzeuger und Halter von Domänenwissen<br />
immer abhängiger von Software-Entwicklern bzw.<br />
Software-Architekten. Darüber hinaus werden industrielle<br />
Software-Systeme üblicherweise unter hohem Projektdruck<br />
und Kostenspargesichtspunkten erstellt. Häufig<br />
werden dabei Strukturierungsrichtlinien außer Acht gelassen,<br />
was die effiziente Wartbarkeit im weiteren Lebenszyklus<br />
schwer möglich macht. Das ist insbesondere kritisch,<br />
da ein signifikanter Teil der Gesamtkosten (englisch: total<br />
cost of ownership, TCO) für Wartung und Anpassung anfallen.<br />
ZielsetZunG<br />
Das Ziel von AtomsPro ist es, eine Methode zur kosteneffizienten<br />
Erstellung und Wartung von verteilter Software<br />
samt Werkzeugunterstützung zu entwickeln. Dabei kommen<br />
Beschreibungsmittel zum Einsatz, die es ermöglichen,<br />
auf einem auch für Nicht-Software-Entwicklungsexperten<br />
anwendbaren Abstraktionsniveau ausreichend<br />
formale maschinenverarbeitbare Applikationsspezifikationen<br />
zu erstellen. Hierbei bilden diese Spezifikationen<br />
gepaart mit Artefakten basierend auf einer innovativen<br />
Methode zur Software-Architekturbeschreibung die Eingangsdaten<br />
für den nachgelagerten Transformationsprozess<br />
(automatische Code-Generierung für die dezidierte<br />
Zielplattform). Dadurch soll der Anteil an automatisch generierten<br />
Code-Artefakten gesteigert werden, was einen<br />
signifikanten Effizienzgewinn bedeutet.<br />
Atomspro<br />
Der Ausgangspunkt für die automatische Code-Generierung<br />
ist eine abstrakte UML-basierte Beschreibung der<br />
Anwendung, die sich aus verschiedenen Sichten zusammensetzt<br />
(Abbildung 1). Ein UML-Anwendungsfalldiagramm<br />
beschreibt die in der Anwendung auftretenden<br />
Anwendungsfälle. Dabei wird jeder Anwendungsfall<br />
in einem Modell durch ein Aktivitätsmodell konkretisiert,<br />
welches Kontrollflüsse und Dialog-Interaktionen<br />
Abbildung 1<br />
AtomsPro Methode<br />
beschreibt. Objekte leiten sich aus einem UML-Klassenmodell<br />
ab und können je nach zugrundegelegtem Architekturmodell<br />
verschiedene Aufgaben übernehmen. Da<br />
viele Applikationen die Möglichkeit der direkten Benutzer-<br />
interaktion verlangen, ist es möglich, eine Benutzeroberfläche<br />
mittels eines Modells für Benutzerschnittstellen<br />
(User Interface model, UI-Modell) frei zu spezifizieren. Um<br />
die Ausdrucksmächtigkeit von UI-Modellen zu erhöhen,
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Christian Facchi (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-365<br />
christian.facchi@haw-ingolstadt.de<br />
können Dialoge und Dialogsteuerelemente mit Datenobjekten<br />
bzw. Abfragen (Query) basierend auf dem Klassenmodell<br />
verbunden werden. Für jeden Dialog legt ein<br />
korrespondierendes Aktivitätsmodell fest, wie Dialogereignisse<br />
gehandhabt werden sollen. Um die Beschaffenheit<br />
der Daten in Datenobjekten übersichtlich und<br />
durchgängig zu spezifizieren, wurde die neue prozedurale<br />
Programmiersprache A4L (AtomsPro 4 th generation<br />
language) entwickelt, die es ermöglicht, in die Modellierung<br />
einzugreifen. A4L ist eine objektbasierte, implizit<br />
typisierte Sprache, welche die Implementierung von Geschäftslogik<br />
vereinfacht. Darüber hinaus wurde in Atoms-<br />
Pro mit APRIL eine weitere innovative Sprache integriert.<br />
APRIL (AtomsPro Rule Integration Language) dient zur<br />
Definition von Geschäftsregeln. Ihre Syntax ist an der<br />
natürlichen Sprache angelehnt, was ihre Verwendung<br />
durch Domänenexperten erleichtert, die es gewohnt sind,<br />
Anforderungen in natürlicher Sprache zu beschreiben.<br />
Ausdrücke in APRIL basieren auf Prädikatenlogik und<br />
operieren auf einem Datenmodell, das durch Klassenmodelle<br />
vorgegeben ist.<br />
Sobald die Spezifikation einen gewissen Reifegrad erreicht<br />
hat, übernimmt der Transformer (erweiterter Code-<br />
Generator) die Aufgabe, einen lauffähigen, strukturierten<br />
Quellcode zu erzeugen. Zunächst muss der Entwickler<br />
eine passende Architekturspezifikation auswählen, auf<br />
die sich der Generierungsprozess stützen kann. Die Architekturspezifikation<br />
basiert auf einem innovativen Modellierungsverfahren,<br />
welches Architekturkomponenten<br />
und die in diesen enthaltenen Artefakte (z. B. eine Dialogklasse)<br />
spezifiziert. Zur Code-Generierung wird jedes<br />
Artefakt mit einer Code-Schablone (Template) verbunden.<br />
Die Parametrisierung der Templates erfolgt durch A4L-<br />
Ausdrücke, welche auf einfache Art und Weise Zugriffe<br />
auf das Anwendungsmodell ermöglichen. Durch ein<br />
Deploymentmodell kann die Verteilung der Software auf<br />
mehrere (Hardware-)Umgebungen festgelegt werden (z. B.<br />
Entwicklungsumgebung, Testumgebung, Produktionsumgebung).<br />
Auf diese Weise ist es möglich, dieselbe Software mit<br />
derselben logischen Architektur für unterschiedliche<br />
Plattformen zu installieren. Dieses Vorgehen erleichtert<br />
die schnelle Bereitstellung von passenden Fehlersuch-,<br />
Test- bzw. Produktivumgebungen, wie sie in den verschiedenen<br />
Phasen der Entwicklung benötigt werden.<br />
Dadurch wird, zusätzlich zur Kosteneinsparung, ein erheblicher<br />
Beitrag zur Qualitätssteigerung des zu entwickelnden<br />
Systems geleistet.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Christian Bacherler<br />
Telefon: 0841 9348-403<br />
christian.bacherler@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
The model driven software development (MDSD)<br />
paradigm is gaining momentum with developers of<br />
extensive business software applications. Employing<br />
MDSD significantly contributes to the key success<br />
factors, i. e. flexibility and adherence to deadlines,<br />
as well as maintainability and adaptability. AtomsPro<br />
therefore integrates aspects of domain modelling<br />
and software architecture, as well as clear and understandable<br />
means to enable domain experts can<br />
actively contribute to the software development<br />
process. The project’s challenging overall goal is to<br />
increase the ratio of generated versus manually<br />
written code in the development process of enterprise<br />
applications, while at the same time preserving<br />
maintainability of the software system.<br />
fördergeber<br />
Gefördert vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und<br />
Technologie aufgrund eines<br />
Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages im Rahmen<br />
der ZIM-Projektline. Projektnummer:<br />
KF2122301SS8<br />
Kooperationspartner<br />
34<br />
35
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
PerfBoost – Performance Engineering<br />
von verteilten und eingebetteten Systemen<br />
probleMstellunG und MotiVAtion<br />
Performance, im Sinne von Laufzeit, stellt eine zentrale<br />
Anforderung an die Qualität von softwareintensiven<br />
Systemen dar. Da viele Software-Projekte auf Grund der<br />
mangelnden Performance scheitern, kommt dem Performance<br />
Engineering eine große Bedeutung zu. Hierbei<br />
treten häufig Schwierigkeiten, beispielsweise durch eine<br />
ungenaue Aufwandsschätzung oder fehlende Kosten-<br />
Nutzen-Analyse, auf. Durch den Einsatz von „Dynamic<br />
Performance Stubs“ [1] wird das Performance Engineering<br />
unterstützt und eine zielgerichtete Optimierung des<br />
Systems ermöglicht.<br />
Verteilte Systeme werden als eine Menge unabhängiger<br />
Computer definiert, die dem Benutzer als ein einziges<br />
System erscheinen. Wie auch für andere Computersyste-<br />
me stellt die Laufzeit von Programmen (Performance)<br />
einen wichtigen Aspekt für die Entwicklung und den<br />
Betrieb verteilter Systeme dar. Die große Anzahl an ver-<br />
schiedenen Rechnerarchitekturen und die Art wie diese<br />
miteinander kommunizieren, ermöglicht eine Vielfalt ver-<br />
schiedener Arten von verteilten Systemen. Dies erschwert<br />
das Performance Engineering zusätzlich, so dass sich<br />
die Analyse und die Behebung von Performance-Problemen<br />
als komplexe Aufgabe herausstellen.<br />
In diesem Forschungsprojekt sollen die Ergebnisse voran-<br />
gegangener Forschungen im Bereich der „Dynamic Performance<br />
Stubs“ (Projekt: PerfOpt) auf verteilte Systeme<br />
und Virtualisierung sowie auf eingebettete Systeme erweitert<br />
werden. In einem ersten Arbeitspaket wird die<br />
Erweiterung auf verteilte Systeme und Virtualisierung<br />
untersucht.<br />
forschunGsVorhAben<br />
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts werden Methodiken<br />
zur Analyse von Performance-Problemen und zur<br />
Abschätzung des vorhandenen Optimierungspotenzials<br />
bei verteilten Systemen erstellt. Das Projekt soll eine<br />
Reihe von systematischen Tests zur Verfügung stellen,<br />
mit denen es dem Entwickler ermöglicht wird, abhängig<br />
vom gegebenen verteilten System, eine zielgerichtete<br />
Performance-Analyse durchzuführen.<br />
Die erstellten Vorgehensweisen helfen, versteckte Flaschenhälse<br />
im System aufzudecken und dessen Optimierungspotenzial<br />
zu ermitteln. Des Weiteren wird der<br />
Einfluss der Interprozesskommunikation (IPC) auf das<br />
Verhalten des gesamten Systems evaluiert.<br />
lösunGsAnsAtZ<br />
Im Rahmen einer systematischen Bearbeitung wird das<br />
Feld der verteilten Systeme gemäß ihrer Architektur aufgeteilt.<br />
Es wird zwischen Multiprozessor- und Multicomputersystemen<br />
unterschieden. Darauf folgt abschließend<br />
die Überführung und Anwendung der Ergebnisse auf den<br />
Bereich der Virtualisierung.<br />
Im Bereich der Multiprozessorsysteme werden die bereits<br />
eingeführten Methodiken der „Dynamic Performance<br />
Stubs“ angewandt und erweitert, um eine Vielzahl von<br />
Untersuchungsmöglichkeiten bereitzustellen. So können<br />
CPU Stubs verwendet werden, um Synchronisations-<br />
zeitpunkte und Abhängigkeiten von Prozessen zu identifizieren<br />
[2], indem die von einem Prozess erzeugte<br />
Rechenlast minimiert und somit das maximal mögliche<br />
Optimierungspotenzial des Moduls bestimmt wird. Mit<br />
dieser Vorgehensweise können auch bisher versteckte<br />
Engpässe des Systems aufgedeckt werden.<br />
Auch die Untersuchung der Verteilung der Prozessorlast<br />
soll durch das gezielte Zuweisen von Prozessen an Rechenkerne<br />
ermöglicht werden, um damit eine möglichst<br />
optimale Lastverteilung in den Multiprozessorsystemen<br />
zu erreichen.<br />
Abbildung 1<br />
Optimierung des Systemverhaltens durch die Beseitigung von<br />
Performance-Engpässen<br />
Im Bereich der Multicomputersysteme entsteht durch die<br />
Kommunikation der einzelnen Computer untereinander<br />
eine weitere mögliche Quelle von Performance-Problemen.<br />
Um die Auswirkungen des Netzwerkverkehrs auf<br />
die Leistung des gesamten verteilten Systems zu unter-
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Christian Facchi (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-365<br />
christian.facchi@haw-ingolstadt.de<br />
suchen, wird in diesem Teil der Forschung das Konzept<br />
der Network Stubs eingeführt. Diese werden verwendet,<br />
um zusätzlich zu den bereits bekannten Vorgehensweisen<br />
die wesentlichen Netzwerkmetriken zu emulieren und<br />
somit die Last des Netzwerks zu simulieren.<br />
Durch die Portierung der gewonnen Erkenntnisse auf<br />
Virtualisierungsumgebungen erschließt sich den „Dynamic<br />
Performance Stubs“ ein weiterer großer Bereich an<br />
Anwendungsmöglichkeiten. Hierbei steht der Einsatz<br />
der Methodiken im Bereich der Java Virtual Machine im<br />
Fokus.<br />
referenZen<br />
[ 1 ] Peter Trapp and Christian Facchi. Performance<br />
Improvement Using Dynamic Performance Stubs.<br />
Technical Report 14, <strong>Ingolstadt</strong> University of Applied<br />
Sciences, August 2007.<br />
[ 2 ] Peter Trapp, Markus Meyer and Christian Facchi.<br />
Using CPU Stubs to Optimize Parallel Processing<br />
Tasks: An Application of Dynamic Performance<br />
Stubs. In ICSEA ’10: Proceedings of the International<br />
Conference on Software Engineering Advances. IEEE<br />
Computer Society, <strong>2010</strong>.<br />
fördergeber<br />
Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen e. V.<br />
Kooperationspartner<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Inf. (FH) Markus Meyer<br />
Telefon: 0841 9348-605<br />
markus.meyer@haw-ingosltadt.de<br />
AbstrAct<br />
Dynamic performance stubs support performance<br />
engineering for software systems by providing<br />
methodologies that lead to benefit-oriented performance<br />
optimisation. In this research, the basic<br />
concepts of dynamic performance stubs will be extended<br />
to distributed systems and virtualisations,<br />
as well as to embedded systems. Thus, this project<br />
significantly broadens the field of application<br />
for dynamic performance stubs. Methodologies for<br />
multi-processor systems as well as multi-computer<br />
systems are currently being developed. In addition<br />
to the already established CPU and memory<br />
stubs, another kind of dynamic performance stub<br />
will be presented. Network stubs will be used to<br />
simulate the network behaviour and its influence<br />
on the system’s performance, emulating the main<br />
network performance metrics. With the field of<br />
virtualisation, dynamic performance stubs will gain<br />
even more applicability.<br />
This research provides methodologies for performance<br />
engineering using dynamic performance<br />
stubs. This will lead to a more benefit-oriented performance<br />
optimisation for distributed systems and<br />
virtualisations, as well as for embedded systems.<br />
36<br />
37
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
Umfelderfassung und Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />
für Energieeffizientes Fahren<br />
einordnunG des VorhAbens<br />
Die Notwendigkeit einer Reduktion der weltweiten CO 2 -<br />
Emissionen und eines schonenden Umgangs mit Ressourcen<br />
rückt in den letzten Jahren, verstärkt durch die<br />
anhaltende Klimadebatte und die knapper werdenden<br />
Ölvorräte, zunehmend ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.<br />
So haben sich die EU-Mitgliedstaaten dazu bekannt,<br />
ihren CO 2 -Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 20 % zu senken.<br />
Als einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren sieht<br />
sich auch die Automobilindustrie verstärkt in der Verantwortung,<br />
ihren Beitrag zu diesem Ziel zu leisten. Konkret<br />
lautet die Zielvorgabe, den durch Personenkraftwagen<br />
verursachten CO 2 -Ausstoß bis zum Jahr 2020 auf 95<br />
Gramm pro Kilometer für Neuwagen zu senken.<br />
Neben dem Bereich Sicherheit stellt die Energieeffizienz<br />
somit eine der größten Herausforderungen der Automobilindustrie<br />
dar, welcher nur durch ständige Weiterentwicklung<br />
sicherheitsrelevanter und energieeffizienter<br />
Lösungen in Form von Fahrerassistenz- und Sicherheitssystemen<br />
begegnet werden kann.<br />
Um die Automobilhersteller bei der Bewältigung der anstehenden<br />
Herausforderungen in diesen Bereichen zu<br />
unterstützen, wurde vom Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) die Innovationsallianz Automobilelektronik<br />
ins Leben gerufen. Darin sollen Automobilhersteller,<br />
Zulieferfirmen und <strong>Hochschule</strong>n gemeinsam<br />
Konzepte zur Erhöhung der Sicherheit und der Energieeffizienz<br />
im Automobil erforschen.<br />
projeKtuMfeld<br />
Im Rahmen der Innovationsallianz Automobilelektronik<br />
wurde das Forschungsprojekt Energieeffizientes Fahren<br />
2014 (EFA2014) ausgerufen. Dieses behandelt Konzepte<br />
zur Reduzierung des Energieverbrauchs von Kraftfahrzeugen,<br />
um eine signifikante Reduzierung von CO 2 -Emissionen<br />
zu erreichen.<br />
Betrachtet werden hierbei insbesondere die Teilaspekte<br />
Neukonzeption des Bordnetzes sowie Automatisierung<br />
des vorausschauenden Fahrens anhand intelligenter,<br />
situationsangepasster Betriebsstrategien.<br />
Wesentlicher Bestandteil des Teilprojekts Vorausschau<br />
ist das Arbeitspaket 4.5 Temporal-Situatives Umfeldmodell<br />
(TempSit). Gemeinsam mit den Partnerfirmen Continental,<br />
Harman / Becker und Metaio erforscht die Audi<br />
Electronics Venture GmbH Konzepte für die Umfeldmodellierung<br />
und die Schnittstelle zum Fahrer im Hinblick<br />
auf Energieeffizientes Fahren. Zur Unterstützung des<br />
Projekts von wissenschaftlicher Seite erfolgen die Tätigkeiten<br />
in Zusammenarbeit mit der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />
und dem Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe.<br />
VorhAbensZiele tempsit<br />
Die Basis für leistungsfähige Fahrerassistenz ist die Erzeugung<br />
und Auswertung eines konsistenten Umfeldmodells,<br />
gestützt durch Information und Daten der fahrzeugübergreifend<br />
zur Verfügung stehenden Sensorik und<br />
Telematikdienste. Die darauf aufsetzende Analyse der<br />
vorherrschenden Fahrsituation erlaubt es, unterschiedlichste<br />
Anwendungen für das Automobil abzuleiten, die<br />
ein Energieeffizientes Fahren unterstützen. Eine prominente<br />
Anwendung stellt die Navigation dar, die vor allem<br />
zur Planung lokaler Fahrmanöver (Mikro-Routing) auf<br />
exakte Umgebungsinformationen angewiesen ist. Durch<br />
Verbesserung dieser Assistenzfunktion können Potenziale<br />
zur Steigerung der Energieeffizienz ausgeschöpft werden.<br />
Folglich ist das Ziel von TempSit, ein Umfeldmodell zu<br />
erforschen, das adaptiv zur jeweiligen Fahrsituation die<br />
Sensordaten für das Navigationssystem des Fahrzeugs<br />
aufbereitet. Aus diesem temporal-situativen Umgebungsmodell<br />
werden situationsspezifische Fahrmanöver abgeleitet<br />
und dem Fahrer in adäquater Weise präsentiert.<br />
uMGebunGsModell<br />
Basierend auf Vorarbeiten an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />
[1, 2] wird eine informationstechnische Plattform geschaffen.<br />
Diese erfasst die Umgebungsdaten anhand des Multisensorsystems<br />
des Fahrzeugs sowie über fahrzeugübergreifenden<br />
Informationsaustausch. Nach der Fusio-<br />
nierung und navigationsspezifischen Interpretation der<br />
Umfeldinformation bildet das Umgebungsmodell die<br />
Basis für die Situationsanalyse.<br />
AKtionsplAnunG<br />
Bei der anschließenden Situationsanalyse werden Navigationsdaten,<br />
verkehrstechnisch markante Stellen wie<br />
Fahrbahnmarkierungen oder Gebäude sowie Fahrzeuge<br />
und Fußgänger identifiziert und ausgewertet. Auf Basis<br />
der Situationsanalyse werden anhand von Planungsalgorithmen<br />
Handlungsempfehlungen generiert, die im<br />
Hinblick auf Sicherheit und Energieeffizienz sinnvolle Aktionen<br />
vorschlagen.
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger<br />
Telefon: 0841 9348-259<br />
johann.schweiger@haw-ingolstadt.de<br />
Mensch-MAschine-schnittstelle<br />
Im letzten Schritt werden dem Fahrer die abgeleiteten<br />
Handlungsempfehlungen präsentiert. Hierfür ist die Belastung<br />
des Fahrers aufgrund der aktuellen Fahrsituation<br />
und früher vorgeschlagener Fahrmanöver zu betrachten.<br />
Abhängig von der aktuellen Belastung wird eine Priorisierung<br />
der Aktionsvorschläge vorgenommen und eine<br />
zeitliche Abfolge der Meldungen errechnet. Anschließend<br />
erfolgt zur adäquaten Präsentation der vorgeschlagenen<br />
Fahrmanöver eine Auswahl der geeigneten Modalität im<br />
Fahrer-Cockpit.<br />
Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten werden in einer<br />
Probandenstudie im Rahmen eines Projektstudiums<br />
evaluiert.<br />
Abbildung 1<br />
Szenario mit Handlungsempfehlung „Spurwechsel“<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Andreas Hermann and Stefan Lutz. Situation Based<br />
Data Distribution in a Distributed Environment Model.<br />
In Proceedings of the 2007 IEEE Intelligent Vehicle<br />
Symposium, pages 486-491, Istanbul, Turkey, Juni<br />
2007.<br />
[ 2 ] Andreas Hermann. Fahrsituationsspezifische Datenverteilung<br />
im Verteilten Umgebungsmodell für<br />
Fahrzeugsoftware. In Lecture Notes in Informatics,<br />
volume P110, pages 541-545, GI-Jahrestagung,<br />
Bremen, September 2007. Gesellschaft für Infor-<br />
matik.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Inf. (FH) Andreas Heigemeyr<br />
Dipl.-Inf. (FH) Christoph Straßmair<br />
AbstrAct<br />
The joint research project “Energy-Efficient Driving<br />
2014” was founded in order to support the ambitious<br />
climate-related goals set for the automotive<br />
sector. Eleven partners from Germany’s automotive<br />
industry came together to explore innovative technologies<br />
and concepts for cutting fuel consumption<br />
and CO 2 emissions. The University of Applied<br />
Sciences in <strong>Ingolstadt</strong> supports the work package<br />
TempSit with their development of an environment<br />
model and human-machine interface.<br />
forschungsvorhaben<br />
38<br />
39
Kompetenzfeld<br />
Fahrzeugmechatronik<br />
Fahrzeugdetektion bei Dunkelheit für adaptive Lichtsysteme<br />
einleitunG<br />
und probleMstellunG<br />
Adaptive Lichtsysteme sind ein Betätigungsfeld, welches<br />
sich bei führenden OEM’s großer Beliebtheit erfreut. Hierbei<br />
stehen Systeme im Vordergrund, welche den Fahrer<br />
bei der Wahl des geeigneten Lichts unterstützen bzw.<br />
die Lichtverteilung des eigenen Fahrzeuges so anpassen,<br />
dass eine maximale Ausleuchtung der Fahrbahn gegeben<br />
ist, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden.<br />
Die Basis für eine adaptive Aktivierung und Deaktivierung<br />
von Lichtfunktionen ist somit die Detektion von anderen<br />
Verkehrsteilnehmern bei Dunkelheit. Diese Detektion wird<br />
in der Regel durch ein Kamerasystem vorgenommen.<br />
AKtueller stAnd und<br />
Auftretende probleMe<br />
Abbildung 1<br />
Vereinfachte Darstellung eines Algorithmus zur Fahrzeugdetektion<br />
bei Dunkelheit (a) und die Probleme bei der Unterscheidung<br />
von Lichtquellen und Reflektoren (b)<br />
Abbildung 1 a) zeigt eine vereinfachte Darstellung des<br />
verwendeten Algorithmus für die Fahrzeugdetektion bei<br />
Dunkelheit. Dieser Algorithmus trifft die folgenden Annahmen,<br />
um korrekt arbeiten zu können.<br />
. Heckleuchten und Reflektoren sind immer dunkler als<br />
Frontleuchten.<br />
. Heckleuchten haben immer einen höheren Rotanteil<br />
als Reflektoren.<br />
. Der Rotanteil lässt sich gut detektieren.<br />
In der Praxis sind die Merkmale „Rotanteil“ und „Helligkeit“<br />
oft keine robusten Klassifikatoren für die Unterscheidung<br />
von Lichtquellen und Reflektoren. Abbildung 1 b)<br />
zeigt in einem typischen Verkehrsszenario diese Problematik<br />
auf. Im Folgenden wird nun ein Ansatz vorgestellt,<br />
welcher mithilfe eines LED-Scheinwerfers und einer Kamera<br />
einen alternativen Weg für die Unterscheidung von<br />
Lichtquellen und Reflektoren beschreibt.<br />
KonZept für fAhrZeuGdeteKtion<br />
bei dunKelheit<br />
LED-Leuchten werden in modernen Fahrzeugen immer<br />
häufiger eingesetzt, da sie eine wesentlich geringere<br />
Leistungsaufnahme haben als gebräuchliche Halogen-<br />
und Xenon-Module. Des Weiteren ermöglichen sie ein<br />
tageslichtähnlicheres Lichtbild, das sowohl für den Fahrer<br />
wie auch für den Gegenverkehr angenehmer ist.<br />
LED-Scheinwerfer der momentanen Generation werden<br />
mit einem PWM-Signal betrieben. Dieses PWM-Signal<br />
ermöglicht eine Reduktion der Helligkeit des Scheinwerfers,<br />
indem für einen Teil der Periodendauer das PWM-<br />
Signal der Scheinwerfer mit 100 % Leistung betrieben<br />
wird und für die restliche Zeit mit 0 % Leistung.<br />
Bei einer bekannten Periodendauer des PWM-Signals<br />
und bekannter Zykluszeit der Kamera für die Aufnahme<br />
eines Bildes ist es möglich, Bilder mit unterschiedlicher<br />
Ausleuchtung durch die eigenen Scheinwerfer aufzunehmen.<br />
Der Lichtanteil in den von der Kamera aufgenommenen<br />
Bildern wird maßgeblich von den eigenen<br />
Scheinwerfern beeinflusst. Werden diese für eine Aufnahme<br />
länger mit 100 % Leistung betrieben, so nimmt<br />
die Ausleuchtung im aufgenommenen Bild deutlich zu.<br />
Die Helligkeit von Reflektoren in einem Kamerabild hängt<br />
wiederum von der Ausleuchtung im Bild ab. Emmitieren<br />
die eigenen Scheinwerfer über einen längeren Zeitraum<br />
Licht, so erscheinen die Reflektoren im aufgenommen Bild<br />
auch heller. Echte Lichtquellen sind in ihrer Helligkeit im<br />
Kamerabild von der Ausleuchtung unabhängig. Berücksichtigt<br />
man diese Eigenschaften von echten Lichtquellen<br />
und Reflektoren, so ist es möglich, die Differenz zwischen<br />
zwei Kamerabildern zu berechnen. In dem berechneten<br />
Differenzbild werden die echten Lichtquellen nicht mehr<br />
erscheinen, weil sie in beiden Aufnahmen gleich hell sind.<br />
Es sind somit nur noch die echten Reflektoren im Differenzbild<br />
erhalten. Man verfügt somit über die Position der<br />
echten Reflektoren im momentanen Szenario. Mit dieser<br />
Information ist es möglich, aus dem ursprünglichen Bild<br />
die Reflektoren zu entfernen und man erhält somit nur<br />
noch die echten Lichtquellen.
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger<br />
Telefon: 0841 9348-259<br />
johann.schweiger@haw-ingolstadt.de<br />
eVAluierunG des<br />
VorGestellten KonZeptes<br />
Das vorgestellte Konzept zur Nutzung des LED-Scheinwerfers<br />
als aktiver Sensor für die Unterscheidung von<br />
Reflektoren und echten Lichtquellen wurde mit Hilfe<br />
eines Testträgers der AUDI AG evaluiert. Hierbei kamen<br />
sowohl LED-Scheinwerfer wie auch das in Serie verwendete<br />
Kamerasystem zum Einsatz.<br />
Abbildung 2<br />
Ermittlung der Lichtquellen in einem Laboraufbau (a) und einem<br />
Verkehrsszenario mit realer Hardware (b)<br />
Für die Evaluierung des beschriebenen Ansatzes wurde<br />
eine Reihe von Aufnahmen mit Lichtquellen und Reflektoren<br />
sowohl unter Laborbedingungen wie auch unter<br />
Straßenbedingungen durchgeführt. Die Ergebnisse der<br />
Evaluierung sind in Abbildung 2 zu sehen. Sowohl für die<br />
Labor- wie auch für die Straßenaufnahmen wurde der<br />
gleiche Algorithmus zur Bestimmung der echten Lichtquellen<br />
verwendet. Zuerst wird aus zwei aufeinanderfolgenden<br />
Aufnahmen die Differenz gebildet. Aufgrund der<br />
unterschiedlichen Ausleuchtung der beiden Bilder sind<br />
im Differenzbild nur noch Objekte zu sehen, welche in<br />
beiden Aufnahmen unterschiedlich hell erscheinen. Pa-<br />
rallel hierzu wird ein Helligkeits-Schwellwert über das<br />
neuere der beiden Bilder gelegt. Anschließend werden<br />
das Helligkeitsbild und das Differenzbild subtrahiert. Hieraus<br />
resultiert nun das Ergebnisbild, in welchem nur noch<br />
die eigentlichen Lichtquellen vorhanden sind.<br />
Wie in Abbildung 2 zusehen ist, werden sowohl im Labor-<br />
szenario wie auch bei den Außenaufnahmen die Lichtquellen<br />
korrekt identifiziert.<br />
Verfasser<br />
Dr. rer. nat. Andreas Hermann, ASAP Engineering<br />
Dr. Stephan Matzka, AUDI AG<br />
Dr.-Ing. Björn Giesler, Audi Electronic Venture GmbH<br />
ZusAMMenfAssunG<br />
und AusblicK<br />
Der vorgestellte Ansatz bietet die Möglichkeit zwischen<br />
Lichtquellen und echten Reflektoren zu unterscheiden.<br />
Bereits die hier vorgestellte einfache Methode der Differenzbildung<br />
ermöglicht in den betrachteten Szenarien<br />
eine robuste Unterscheidung von Lichtquellen und Reflektoren.<br />
Für weiterführende Arbeiten besteht die Möglichkeit,<br />
die Differenzbildung über<br />
eine Reihe von Aufnahmen auszudehnen.<br />
Die hiermit entstehende<br />
Streuung in den Ausleuchtungen<br />
sollte zu einer weiteren Verbesserung<br />
der Detektion von Lichtquellen<br />
führen.<br />
AbstrAct<br />
Des Weiteren kann durch die Auswahl<br />
der PWM-Frequenz für die<br />
Ansteuerung der LED-Module ein<br />
breiteres Fenster für die Aufnahme<br />
unterschiedlich ausgeleuchteter<br />
Bilder geschaffen werden. Hiermit<br />
ließe sich das Fenster für die Differenzbildung<br />
vergrößern und die<br />
Robustheit der Klassifikation weiter<br />
steigern.<br />
In the research field of advanced front light systems,<br />
the detection of other traffic participants is a key<br />
task. In an effort to overcome the limitations of current<br />
systems, this report presents an approach for<br />
differentiating various light sources and reflectors<br />
in night-time traffic scenarios. In this approach, the<br />
own vehicle acts as an active sensor for external<br />
light sources. State of the art LED headlamps use<br />
a pulse-width modulation signal to power the diodes.<br />
A polarisation of this signal allows the generation<br />
of a visualisation of the current traffic scene according<br />
to the various illumination levels. Based on<br />
these illumination levels, it is then possible to distinguish<br />
between light sources and reflectors with<br />
readily available image processing applications.<br />
This approach was initially evaluated by way of a<br />
test configuration, and results showed its feasibility<br />
for further developments.<br />
40<br />
41
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Überblick<br />
Angesichts von globalem Klimawandel und fortschreitender<br />
Ressourcenverknappung bildet die nachhaltige<br />
und sichere Energieversorgung eine der zentralen Herausforderungen<br />
unserer Zeit. Die umweltfreundliche Bereitstellung<br />
von Energie als Wärme, Strom und Kraftstoff<br />
sowie deren effiziente Nutzung in Gebäuden, industriellgewerblichen<br />
Anwendungen und für Mobilität ist dabei<br />
mit zahlreichen technologischen Fragestellungen verbunden.<br />
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien mit zukunftsweisenden<br />
Technologien im Bereich der Erneuerbaren Energien.<br />
Neben der praxisnahen Ausbildung für Studierende steht<br />
hierbei die angewandte Forschung im Fokus der Aktivitäten<br />
(Abbildung 1).<br />
Abbildung 1<br />
Betätigungsfelder des Kompetenzfeldes Erneuerbare Energien<br />
Im Rahmen der Forschungsarbeiten werden derzeit die in<br />
Abbildung 2 dargestellten Technologiebereiche „Bioenergie-<br />
technik“, „Energiesystemtechnik“, „Innovative Gebäude-<br />
Energietechnik“ sowie „Solarthermische Kollektoren“<br />
abgedeckt. Die anwendungsorientierten Forschungsvorhaben<br />
werden überwiegend in Zusammenarbeit mit mittelständischen<br />
Industriepartnern sowie mit Forschungseinrichtungen<br />
und Partnerhochschulen durchgeführt.<br />
Neben der industriellen Auftragsforschung haben öffentlich<br />
geförderte Forschungsvorhaben mit industrieller<br />
Beteiligung und projektbezogener Unterstützung durch<br />
entsprechende Förderinstitutionen aus dem Energie-<br />
und Umwelttechnikbereich eine zentrale Bedeutung.<br />
Daneben ist das Kompetenzfeld Erneuerbare Energien<br />
in mehreren nationalen und internationalen Forschungsverbünden<br />
beteiligt, wie etwa dem Solar Heating and<br />
Cooling Programm der Internationalen Energieagentur.<br />
Wissenschaftler des Kompetenzfeldes sind zudem in<br />
zahlreichen nationalen und internationalen Gremien und<br />
Beiräten vertreten.<br />
Abbildung 2<br />
Technologiebereiche der Forschungsarbeiten am Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Besonderes Augenmerk wird im Kompetenzfeld Erneuerbare<br />
Energien auf die Aus- und Weiterbildung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses gelegt, sodass zum einen<br />
zahlreiche Forschungsvorhaben mit der Promotion oder<br />
dem Masterabschluss eines Projektmitarbeiters verbunden<br />
sind. Hierbei konnten bereits mehrere Promotionsvorhaben<br />
und forschungsbezogene Masterarbeiten erfolgreich<br />
abgeschlossen werden. Zum anderen werden<br />
Studierende aus allen Studiengängen der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> sowie von nationalen und internationalen<br />
Partnerhochschulen in die Forschungsprojekte aktiv einbezogen.<br />
Aus den Forschungsarbeiten im Kompetenzfeld Erneuerbare<br />
Energien sind bisher insgesamt mehr als 90 wissenschaftliche<br />
Veröffentlichungen und Fachvorträge in<br />
englischer und deutscher Sprache hervorgegangen. Institutionelle<br />
Förderer des Kompetenzfeldes Erneuerbare<br />
Energien sind die IFG <strong>Ingolstadt</strong> GmbH und die Stadtwerke<br />
<strong>Ingolstadt</strong> Beteiligungen GmbH.<br />
lAbor- und VersuchseinrichtunGen<br />
Für den Einsatz in anwendungsorientierten Forschungsprojekten<br />
sind im Labor für Energie- und Solartechnik der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> folgende Vermessungs- und Demonstrationsanlagen<br />
in Betrieb:<br />
. Sonnensimulator zur Indoor-Vermessung von solarthermischen<br />
Kollektoren nach DIN EN 12975-2,<br />
. Outdoor-Prüfstand für Thermosiphonsolarsysteme nach<br />
ISO 9459-2,<br />
. Wärmespeicher- und System-Prüfstand zur Wärme-
speicher-Vermessung, z. B. nach DIN 4708 oder EN 12977<br />
sowie zur Simulation von Gebäudeheizungssystemen,<br />
. Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungssystem (KWKK) mit Solarkollektoren,<br />
Absorptionskältemaschine (Kälteleistung<br />
15 kW th ), BHKW und entsprechender Speicher- und<br />
Systemtechnik,<br />
. PV-Langzeitteststand zur Outdoor-Vergleichsuntersuchung<br />
verschiedener Modultechnologien (derzeit sind poly-<br />
kristalline Si-Module und Dünnschicht-CdTe-Module<br />
mit je etwa 0,90 kW p installiert),<br />
. Wetterstation zur lokalen Erfassung der Wetterdaten<br />
(Temperatur, Luftdruck, Feuchte, Windrichtung und<br />
-geschwindigkeit, Globalstrahlung und Niederschlags-<br />
menge) zum Einsatz in Forschungs- und Entwicklungs-<br />
projekten.<br />
Neben den Prüfeinrichtungen ist entsprechende Messtechnik<br />
und Software zur experimentellen sowie rechnerischen<br />
Analyse und Optimierung von energietechnischen<br />
Komponenten und Systemen vorhanden (u. a. Matlab /<br />
Simulink mit CARNOT-Blockset, INSEL, Star-CCM+).<br />
Des Weiteren steht Infrarot-Thermografieausrüstung zur<br />
Bauteil- und Gebäudeanalyse sowie mobile Messtechnik<br />
zur Vor-Ort-Vermessung thermischer Solarsysteme und<br />
industrieller Energieversorgungssysteme zur Verfügung.<br />
Im Bereich der Bioenergietechnik ist umfangreiche Mess-<br />
ausrüstung vorhanden für die Durchführung der folgenden<br />
Vor-Ort-Untersuchungen an Biogasanlagen:<br />
. Messung des Eigenstromverbrauchs von Komponenten<br />
und Gesamtanlage unter Berücksichtigung von<br />
Langzeitprofilen,<br />
. Leistungsmessung von Blockheizkraftwerken bis<br />
2.000 kW el ,<br />
. Messung des Biogasvolumenstroms und Analyse der<br />
Biogaszusammensetzung (CH 4 , CO 2 , O 2 , NH 3 , H 2 S),<br />
. Identifikation und Bewertung von Biogasleckagestellen.<br />
Damit ist eine umfassende Charakterisierung von Gesamtanlagen<br />
möglich. Für vergleichende Bewertungen<br />
von Biogasanlagen steht darüber hinaus eine umfangreiche<br />
Datenbank mit Vergleichswerten zur Verfügung.<br />
Ansprechpartner<br />
Dr. Christoph Trinkl (Kompetenzfeldleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-372<br />
christoph.trinkl@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
The Competence Centre for Renewable Energy<br />
Research at the <strong>Ingolstadt</strong> University of Applied<br />
Sciences is a platform for applied research in the<br />
field of all renewable energy sources. In co-operation<br />
with renewable energy technology companies,<br />
applied research is currently being carried out in<br />
the following fields of technology:<br />
. Bio-energy (wood-fired power plants, technical<br />
and cost optimisations for biogas plants, biogas<br />
upgrade technology, biogas grids, etc.)<br />
. Energy System Technology (local and regional<br />
energy concepts, combined heat and power<br />
plant systems, district heating, energy efficiency<br />
in industrial applications, etc.)<br />
. Innovative Building Technology (optimised building<br />
control, heat pumps, solar air-conditioning,<br />
solar process heat, etc.)<br />
. Solar-Thermal Collectors (flat-plate collector<br />
optimisation, in-situ collector testing, absorber<br />
development, etc.)<br />
In addition to adequate engineering software equipment,<br />
a number of laboratory facilities are available<br />
for testing and optimisation of renewable energy<br />
components and systems.<br />
42<br />
43
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Ökologische und ökonomische Optimierung<br />
von bestehenden und zukünftigen Biogasanlagen<br />
Im Zuge der Novellierung des Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetzes im Jahr 2004 wurde eine Vielzahl von Biogasanlagen<br />
errichtet, deren Wirtschaftlichkeit vor allem<br />
durch die Preisentwicklungen in der Landwirtschaft in<br />
den letzten Jahren inzwischen häufig bedroht ist. Mit dem<br />
überproportional hohen Anstieg insbesondere der Substratpreise<br />
sind Schwächen in Planung und Betrieb von<br />
Biogasanlagen schneller als erwartet zu Tage getreten.<br />
Die Auswirkungen finden sich sowohl im ökonomischen<br />
als auch im ökologischen Bereich. So können einerseits<br />
mehr und mehr landwirtschaftliche Biogasanlagen zu<br />
einer wirtschaftlichen Belastung des landwirtschaftlichen<br />
Betriebs führen. Andererseits erfüllen Biogasanlagen<br />
mit unabgedeckten Gärrestelagern oder undichten Biogasleitungen<br />
aufgrund der damit verbundenen Methan-<br />
Emissionen in die Atmosphäre nicht die Erwartungen an<br />
eine nachhaltige, klimaschonende Energieerzeugung.<br />
projeKtZiele<br />
Zur Verbesserung der ökonomischen und ökologischen<br />
Leistungsfähigkeit der betroffenen landwirtschaftlichen<br />
Biogasanlagen wurden in einem Forschungsvorhaben<br />
anhand je 10 typischer Anlagen in Bayern und Nordrhein-<br />
Westfalen technische Optimierungsansätze erarbeitet<br />
(Abbildung 1). Übergeordnetes Ziel des Vorhabens war<br />
dabei die Erstellung einer Handreichung zur Optimierung<br />
von Biogasanlagen mit konkreten technischen Lösungen<br />
und hohem Potenzial praktischer Umsetzbarkeit für Anlagenbetreiber.<br />
In das vom Kompetenzfeld Erneuerbare<br />
Energien der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> koordinierte 2-Jahres-<br />
Projekt waren die Fachhochschule Münster und das<br />
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg<br />
eingebunden. Das Projekt wurde gefördert vom Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.<br />
Abbildung 1<br />
Phasen der inhaltlichen Projektbearbeitung<br />
VorGehensWeise<br />
und projeKterGebnisse<br />
Zur ganzheitlichen Erfassung der Biogasanlagen wurden<br />
alle verfügbaren Informationen der Anlagen gesammelt<br />
und geordnet. So wurden zunächst Begehungen der<br />
Anlagen durchgeführt, woraus Basisinformationen wie<br />
der grundsätzliche Aufbau, der Substratmix und die Betriebsweise<br />
der Anlage erhoben wurden (Abbildung 2).<br />
Weiterhin wurde eine Fotodokumentation erstellt und das<br />
Betriebstagebuch ausgewertet.<br />
Abbildung 2<br />
Typisches Anlagenschema<br />
Des Weiteren wurde mit dem Anlagenbetreiber ein ausführlicher<br />
Analysebogen besprochen. Der Analysebogen<br />
deckt allgemeine Informationen, wie Unternehmerdaten,<br />
Standort, Ackerbau / Substrat, Lagerung der Substrate,<br />
über anlagenspezifische Informationen, wie Einbringung<br />
der Substrate, Biogaserzeugung, Gärreste, Biogas- und<br />
Wärmenutzung, messtechnische Ausstattung bis hin zu<br />
betriebswirtschaftlichen Aspekten ab und ermöglicht somit<br />
einen umfassenden und detaillierten Überblick über<br />
die jeweilige Anlage.<br />
Zudem wurden an allen Anlagen temporäre Messungen<br />
hinsichtlich Eigenenergieverbrauch (Abbildung 3), Biologie,<br />
Methanemissionsquellen und Biogaszusammensetzung<br />
durchgeführt. Bei diesen Untersuchungen lag<br />
besonderes Augenmerk auf der Verringerung des Eigenenergieverbrauchs<br />
und dem Aufspüren von diffusen<br />
Methanemissionsquellen.
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-227<br />
wilfried.zoerner@haw-ingolstadt.de<br />
Abbildung 3<br />
Messung des Eigenenergieverbrauchs<br />
Die Analyse der 20 Anlagen zeigt, dass bei zahlreichen<br />
Biogasanlagen in vielerlei Hinsicht noch ein deutliches<br />
Verbesserungspotenzial zu erkennen ist. Vor allem in den<br />
Bereichen der Mess- und Regelungstechnik, der daraus<br />
folgenden Kontrolle und Optimierung des Gesamtprozesses<br />
sowie der allgemeinen Anlagensteuerung sind<br />
deutliche Effizienzsteigerungen möglich. Aus ökologischer<br />
Sicht gilt es, an allen Anlagen die Methanemissionsstellen<br />
zu verringern und dadurch gleichzeitig für eine<br />
Steigerung der Biogasausbeute zu sorgen.<br />
Die Projektergebnisse fließen direkt ein in die „Hand-<br />
reichung zur Optimierung von Biogasanlagen“, die zielgruppenorientierte,<br />
technische Optimierungskonzepte<br />
für Anlagenbetreiber enthält und so eine zeitnahe Umsetzung<br />
der Forschungsergebnisse sicherstellt.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Matthias Sonnleitner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Georg Häring<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen (AusZuG)<br />
Sonnleitner, M.; Trinkl, C. und Zörner, W. (2009)<br />
Ökologische und ökonomische Optimierung von bestehenden<br />
und zukünftigen Biogasanlagen – erste Projektergebnisse.<br />
5. Fachtagung Biogas – Energieträger der<br />
Zukunft, Stuttgart, Juni 2009.<br />
Häring, G.; Sonnleitner, M. und Zörner, W. (2009)<br />
Biogasanlagen Chance oder Risiko für die Landwirtschaft<br />
– Überblick und Verbesserungsmaßnahmen. RENEXPO,<br />
9. Fachtagung Landwirtschaftliche Biogasanlagen, Augs-<br />
burg, September 2009.<br />
Häring, G.; Sonnleitner, M.; Zörner, W.; Brügging, E.;<br />
Bücker, C.; Vogt, R. und Wetter, C. (<strong>2010</strong>)<br />
Ökologische und ökonomische Optimierung von be-<br />
stehenden und zukünftigen Biogasanlagen – Projektergebnisse.<br />
19. Symposium Bioenergie, Bad Staffelstein,<br />
November <strong>2010</strong>.<br />
Häring, G.; Sonnleitner, M.; Zörner, W.; Brügging, E.;<br />
Bücker, C.; Vogt, R. und Wetter, C. (2011)<br />
Ökologische und ökonomische Optimierung von bestehenden<br />
und zukünftigen Biogasanlagen – Projektergebnisse.<br />
20. Jahrestagung Fachverband Biogas, Nürnberg,<br />
Januar 2011.<br />
AbstrAct<br />
Insufficient and hasty planning, low-quality construction<br />
work and a lack of operator skills are<br />
major challenges for agricultural biogas plants, and<br />
directly impact on their economic and ecological<br />
situation. On the one hand, agricultural biogas<br />
plants can become an economic risk for operators,<br />
i. e. the farmers, and on the other, these facilities<br />
can contribute significantly to methane emissions<br />
into the atmosphere, which would be counterindicative<br />
for a long-term environmentally friendly<br />
energy supply solution. Against this background, a<br />
research project was conducted with the specific<br />
objective of improving the ecological and economic<br />
performance of agricultural biogas plants.<br />
44<br />
45
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Solare Wärme in der bayerischen Lebensmittelindustrie:<br />
Exemplarischer Einsatz von solarthermischen Systemen in einer<br />
Die Industrie verbraucht heute mehr als 25 % der in<br />
Deutschland eingesetzten Endenergie. Der größte Teil<br />
dieser Energie wird durch die Verbrennung fossiler Energieträger<br />
bereitgestellt. Eine unsichere Entwicklung der<br />
Beschaffungskosten sowie die anhaltende Diskussion<br />
über die negativen Auswirkungen der Verbrennung fossiler<br />
Energieträger verlangen ein Umdenken bei den Verbrauchern.<br />
Vor dem Hintergrund, dass rund ein Drittel<br />
des oben genannten Energiebedarfs in Form von Prozesswärme<br />
bei Temperaturen von weniger als 200 °C<br />
und immerhin noch etwa ein Sechstel bei Temperaturen<br />
unter 100 °C benötigt wird, bieten sich vielfältige Alternativen.<br />
Solarthermische Prozesswärmesysteme bieten eine sehr<br />
gute und vor allem nahezu emissionsfreie Ergänzung<br />
der konventionellen Prozesswärmebereitstellung. Eine<br />
umfassende Standardisierung und die hohe Qualität der<br />
Komponenten (z. B. Kollektoren und Speicher) von solarthermischen<br />
Systemen erlauben heute die Bereitstellung<br />
von Prozesswärme bis 80 °C. Leider findet diese Technik<br />
bis dato nur in etwa 100 Demonstrationsanlagen Anwendung.<br />
Als Gründe hierfür können sowohl fehlende<br />
Erfahrungswerte als auch nicht vorhandene Standards<br />
bei der Vorbereitung, Planung und Realisierung derartiger<br />
Projekte angeführt werden. An dieser Stelle setzt<br />
das durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst geförderte Forschungsprojekt<br />
des Kompetenzfeldes Erneuerbare Energien an.<br />
Abbildung 1<br />
Prozesse in der Lebensmittelindustrie<br />
Zusammen mit der Brauerei Herrnbräu GmbH & Co. KG<br />
(<strong>Ingolstadt</strong>) und der Großmolkerei Zott GmbH & Co. KG<br />
(Mertingen) wird im Rahmen der Realisierung und anschließenden<br />
messtechnischen Untersuchung eines solarthermischen<br />
Prozesswärmesystems ein entsprechender<br />
Leitfaden entwickelt, um letztendlich zu einer verstärkten<br />
Verbreitung solarer Prozesswärmesysteme beizutragen.<br />
Die Entscheidung für die Zusammenarbeit mit Betrieben<br />
der Lebensmittelindustrie begründet sich damit, dass<br />
dort eine Vielzahl von Verarbeitungsprozessen bei Temperaturen<br />
von weniger als 100 °C stattfindet (Abbildung 1).<br />
projeKtinhAlt<br />
Der Einsatz solarer Prozesswärmesysteme erfordert im<br />
Gegensatz zu kleinen Systemen für die Brauchwarmwasserbereitung<br />
im Wohngebäudebereich sehr viel umfassendere<br />
Vorarbeiten. So gehören zu den zentralen<br />
Aufgaben des Projekts eine umfassende Analyse der<br />
aktuellen Energieversorgungssituation sowie der Produktionsprozesse<br />
und damit verbunden eine Erhöhung der<br />
Energieeffizienz.<br />
Auf Basis dieser Bestandsanalyse werden Systemkonzepte<br />
zur Integration von solarthermischen Systemen in<br />
die konventionelle Prozesswärmeversorgung entwickelt.<br />
Mit den Ergebnissen einer Simulation verschiedener<br />
Varianten kann schließlich eine optimierte Systemkonfi-
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-227<br />
wilfried.zoerner@haw-ingolstadt.de<br />
Brauerei und einer Molkerei<br />
guration identifiziert werden. Diese wird zusammen mit<br />
einem der Projektpartner geplant, realisiert und messtechnisch<br />
untersucht.<br />
erste erGebnisse und AusblicK<br />
Nach Abschluss des ersten Projektjahres ist die Analyse<br />
der Energieversorgungssituation und der Produktionsprozesse<br />
weitgehend abgeschlossen (Abbildung 2). Sie<br />
hat gezeigt, dass sich der Umgang mit dem Thema<br />
Energie sehr unterschiedlich darstellt. Gewachsene Strukturen<br />
in den Energieversorgungssystemen verhindern<br />
oft eine effizientere Nutzung der eingesetzten Energie.<br />
So konnte unter anderem festgestellt werden, dass<br />
in Folge dessen eine Überversorgung (höhere Versorgungstemperatur<br />
als notwendig) von Prozessen teilweise<br />
in Kauf genommen wird. Auch werden Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Energieeffizienz von größeren Unternehmen<br />
eher umgesetzt als von kleineren. Leider ist<br />
die Entscheidungsgrundlage in der Regel eine rein ökonomische<br />
und es werden dabei nicht selten sehr kurze<br />
Amortisationszeiträume vorausgesetzt.<br />
Abbildung 2<br />
Energieträger und deren Nutzung<br />
Aufbauend auf den Ergebnissen der Bestandsanalyse<br />
werden im weiteren Verlauf Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Energieeffizienz entwickelt. Parallel dazu soll<br />
forschungsverbund<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Holger Müller<br />
das konventionelle Energieversorgungssystem mit seinen<br />
Energiewandlern und Verbrauchern in Form eines Simulationsmodells<br />
abgebildet werden, welches später als<br />
Basis zur Berechnung des solarthermischen Prozesswärmesystems<br />
dient.<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen<br />
Brandmayr, S.; Müller, H.; Trinkl, C.; Zörner, W. und<br />
Hanby, V. (<strong>2010</strong>)<br />
Methodological Analysis of Industrial Processes Regarding<br />
the Implementation of a Solar-Thermal Process<br />
Heating System. 2 nd International Conference on Solar<br />
Heating, Cooling and Buildings (EuroSun <strong>2010</strong>), Graz,<br />
Österreich, September <strong>2010</strong>.<br />
AbstrAct<br />
This research project focuses on analysing the use<br />
of solar-thermal process heating systems. Solarthermal<br />
process heating systems will be analysed,<br />
simulated, developed, planned, deployed and<br />
monitored for one year in close co-operation with<br />
two representatives of the Bavarian food industry,<br />
Herrnbräu (brewery) and Zott (dairy products). In<br />
particular, the energy-efficient integration of a solarthermal<br />
process heating systems into conventional<br />
process heat generation systems is the main focus<br />
of the project. An in-depth analysis of the processing<br />
and energy systems at Herrnbräu and Zott is<br />
required as basis for all further work. In order to<br />
ensure transferability of the results to other relevant<br />
industries, typical processes in the food industry<br />
will be defined. For these processes, optimised solutions<br />
and their potential for solar-thermal systems<br />
will be mapped.<br />
Mit diesem industriellen Forschungsvorhaben ist das Kompetenzfeld Erneuerbare Energien am bayerischen<br />
Forschungsverbund FORETA beteiligt, der eine gemeinsame Plattform für <strong>Hochschule</strong>n und<br />
Unternehmen bildet, um die Erforschung energieeffizienter Technologien in der Industrie voranzutreiben.<br />
46<br />
47
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Kommunale und Regionale Energie- und Klimaschutzkonzepte<br />
Der Beschluss der deutschen Bundesregierung, die<br />
CO 2 -Emissionen bis zum Jahr 2020 um 40 % gegenüber<br />
dem Basisjahr 1990 zu senken, hat weitreichende Folgen.<br />
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer anhaltenden<br />
Diskussion über die Konsequenzen eines möglichen<br />
Klimawandels, werden auch Kommunen und Städte entsprechende<br />
Maßnahmen ergreifen müssen, um eine<br />
nachhaltige Energiepolitik herbeizuführen. Dies bedeutet<br />
sowohl für die Energiebeschaffungs- als auch für die<br />
Energiebereitstellungspolitik ein grundlegendes Umdenken.<br />
Ganzheitliche Energiekonzepte bieten in diesem Zusammenhang<br />
ein sehr wirkungsvolles Instrument für die<br />
öffentliche Hand, die Industrie, das Gewerbe und den<br />
Bürger. Vor allem in kleineren Kommunen und Städten<br />
herrscht nicht selten Unklarheit über die tatsächlichen<br />
Energiebedarfe und die Energieversorgungssituation.<br />
Auch sehen sich viele Verantwortliche im Bereich der<br />
kommunalen Energiebeschaffung in einer schwachen<br />
Position gegenüber den Energieversorgern und würden<br />
diese Position gerne stärken. Neben positiven Effekten<br />
für eine nachhaltige Energiepolitik und der damit verbundenen<br />
Reduktion der CO 2 -Emissionen sowie des Energieverbrauchs,<br />
haben Energiekonzepte auch das Ziel,<br />
eine Energiepolitik mit Fokus auf einer regionalen Wertschöpfung<br />
zu etablieren.<br />
erstellunG und uMsetZunG<br />
Die Erstellung und Umsetzung von Energiekonzepten<br />
kann je nach Umfang der Untersuchung und Größe des<br />
Betrachtungsrahmens eine Dauer von wenigen Wochen<br />
bis zu mehreren Jahren in Anspruch nehmen. Dabei<br />
muss zwischen der Erstellung auf der einen und der Umsetzung<br />
des Energiekonzepts auf der anderen Seite unterschieden<br />
werden.<br />
Zu den wichtigsten Bestandteilen der Erstellung eines<br />
Energiekonzepts gehört eine solide Datenbasis. Dabei<br />
werden sowohl statistische Zahlen, wie z. B. die Entwicklung<br />
der Einwohnerzahl, als auch die Entwicklung<br />
der Energiesituation erfasst. Aufbauend auf einer Analyse<br />
bisheriger Maßnahmen zur Verbesserung der Energieversorgung<br />
werden zusätzliche Potenziale und Maßnahmen<br />
definiert und bewertet.<br />
Die gewählten Maßnahmen werden schließlich ausgearbeitet<br />
und zeitlich geplant. Weiter können verschiedene<br />
Maßnahmen zu so genannten Szenarien zusammengefasst<br />
und „simuliert“ werden.<br />
Mit der Umsetzung von Maßnahmen beginnt die zweite<br />
Phase des Energiekonzepts. Diese erstreckt sich über<br />
einen sehr viel längeren Zeitraum als die eigentliche Erstellung.<br />
Zentrales Ziel muss dabei die nachhaltige Umsetzung<br />
geplanter Maßnahmen sein.<br />
projeKtbeispiel<br />
Energiekonzept der Gemeinde Hohenkammer<br />
Abbildung 1<br />
Nutzung regenerativer Energien in Hohenkammer<br />
Hohenkammer ist eine kleine Gemeinde im westlichen<br />
Landkreis Freising (Bayern). Mit der Erstellung eines integrierten<br />
Energiekonzepts soll 2009 die Basis für eine<br />
zukünftige nachhaltige Entwicklung im Bereich Energieversorgung<br />
erfolgen. Kern und Anstoßpunkt des Energiekonzepts<br />
ist eine Untersuchung zur Machbarkeit einer
Ansprechpartner<br />
Dr. Christoph Trinkl (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-372<br />
christoph.trinkl@haw-ingolstadt.de<br />
Nahwärmeversorgung im Kernort Hohenkammer. Zudem<br />
sollen Potenziale für einen verstärkten Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien identifiziert und mögliche Ausbauszenarien<br />
entwickelt werden.<br />
Bereits die Erfassung der Basisdaten zur Energieversorgungssituation<br />
hat deutlich gemacht, dass in der Gemeinde<br />
Hohenkammer bereits in erheblichem Umfang<br />
regenerative Energietechnik zum Einsatz kommt (Abbildung<br />
1). Vor allem der Bereich Photovoltaik wird intensiv<br />
genutzt. So sind auf vielen landwirtschaftlich genutzten<br />
Gebäuden dachgebundene Photovoltaikanlagen installiert.<br />
Aber auch Biogasanlagen, Kleinwasserkraftwerke<br />
sowie ein Hackschnitzelheizwerk und zahlreiche Solarthermieanlagen<br />
befinden sich im Einsatz. Eine Gegenüberstellung<br />
der Strombedarfe und der regenerativen<br />
Stromerzeugung im Gemeindegebiet hat schließlich<br />
gezeigt, dass hier mit einem Deckungsanteil von 90 %<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Holger Müller<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner<br />
Abbildung 2<br />
Energieträger und deren Nutzung<br />
nahezu eine Vollversorgung vorliegt. Deutlicher Nachholbedarf<br />
besteht allerdings im Bereich der regenerativen<br />
Wärmeversorgung. Hier wird nur ein Deckungsanteil von<br />
rund 30 % erreicht. Nichtsdestotrotz hat die Untersuchung<br />
der Potenziale für regenerative Energien gezeigt<br />
(Abbildung 2), dass ein weiterer Ausbau regenerativer<br />
Energiebereitstellung sinnvoll und wirtschaftlich machbar<br />
ist und in jedem Fall vorangetrieben werden sollte.<br />
Letztendlich bleibt das Energiekonzept aber nur ein Konzept.<br />
Es liegt immer an der Gemeinde und vor allem auch<br />
an den Bürgern, die Potenziale zu nutzen und sinnvolle<br />
Maßnahmen umzusetzen, um die Energieversorgung<br />
insgesamt und nachhaltig zu verbessern.<br />
AbstrAct<br />
Local energy concepts can be effective options for<br />
the public sector, industry, business and private<br />
citizens to contribute to an efficient and CO 2 -reduced<br />
energy supply. The ambitious goals set by<br />
the federal government regarding the reduction of<br />
carbon dioxide emissions can only be achieved if<br />
all parties work together. A local energy concept<br />
with a comprehensive analysis of the current situation,<br />
development and an evaluation of various<br />
measures will supply the basic data. A sustainable<br />
energy supply with specific focus on value creation<br />
in the region and renewable energies may in the<br />
long-term contribute to more energy autonomy for<br />
local authorities.<br />
48<br />
49
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Solares Heizen mit Wärmepumpe und Latentwärmespeicher<br />
Die Kombination von thermischen Solaranlagen mit<br />
Wärmepumpen zu so genannten Solar-Wärmepumpensystemen<br />
bietet aussichtsreiche Möglichkeiten für die<br />
Realisierung von innovativen Gebäudeheizungssystemen<br />
mit hohem solarem Deckungsgrad. Als Vorteile dieser<br />
Systeme, die das thermische Solarsystem auch aktiv in<br />
die Niedertemperaturseite der Wärmepumpe einbinden,<br />
werden häufig ein erhöhter solarer Kollektorertrag, eine<br />
Verbesserung der Wärmepumpenarbeitszahl, die Verringerung<br />
der Wärmepumpenlaufzeit oder der Verzicht auf<br />
großflächige Erdwärmetauscher genannt.<br />
forschunGsArbeiten<br />
An solAr-WärMepuMpensysteMen<br />
Mit lAtentWärMespeicher<br />
Vor diesem Hintergrund werden am Kompetenzfeld Erneuerbare<br />
Energien seit mehreren Jahren Forschungs-<br />
Abbildung 1<br />
Grundlegendes Funktionsprinzip des entwickelten Solar-Wärme-<br />
pumpensystems<br />
und Entwicklungsarbeiten an Solar-Wärmepumpensystemen<br />
durchgeführt. Im Rahmen dieser Aktivitäten wurde<br />
in Kooperation mit dem Industriepartner Fa. Ratiotherm<br />
Heizung + Solartechnik GmbH & Co. KG (Dollnstein) und<br />
unter Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Arbeit ein Solar-Wärmepumpensystem entwickelt,<br />
das auf der Kombination von Solar-Wärmepumpe und<br />
thermischen Solarkollektoren in Verbindung mit einem<br />
Wasser- / Eis-Latentwärmespeicher basiert (Abbildung 1).<br />
Dabei wurden zunächst die Konzeptionierung des<br />
Systemlayouts, die Entwicklung von optimierten Regelungsstrategien<br />
sowie die Ermittlung der prinzipiellen<br />
Systemleistungsfähigkeit in der Simulation durchgeführt.<br />
Hinsichtlich der Vermeidung von klimarelevanten Emissio-<br />
nen im Vergleich zu Referenzsystemen konnte damit ein<br />
beachtliches Potenzial nachgewiesen werden. Parallel<br />
erfolgte die Entwicklung des Wasser- / Eis-Latentwärme-<br />
speichers, dessen Funktions- und Leistungsfähigkeit in<br />
Laborversuchen nachgewiesen wurde.<br />
Im Rahmen eines nachfolgenden, vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung unterstützten industriellen Kooperationsprojektes<br />
mit dem Solar-Institut Jülich und der<br />
Fa. Viessmann Werke GmbH & Co. KG (Allendorf) wurde<br />
von der Fa. Ratiotherm ein bewohntes Feldtestgebäude<br />
(Abbildung 2) mit dem Solar-Wärmepumpensystem ausgestattet<br />
und vom Kompetenzfeld Erneuerbare Energien<br />
messtechnisch begleitet.<br />
Abbildung 2<br />
Südwestansicht des Feldtestgebäudes mit thermischer Solaranlage
Ansprechpartner<br />
Dr. Christoph Trinkl (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-372<br />
christoph.trinkl@haw-ingolstadt.de<br />
erKenntnisse iM prAxisbetrieb<br />
In der Feldtestuntersuchung konnten umfangreiche Umsetzungserfahrungen<br />
im realen Betrieb mit dem Heizungssystem<br />
gesammelt und Verbesserungspotenziale<br />
in Hydraulik und Regelung identifiziert werden. Die Erfahrungen<br />
im praktischen Betrieb zeigen, dass einerseits<br />
natürlich die Systemkomplexität in der Umsetzung und<br />
der Betriebsüberwachung eine Herausforderung darstellt,<br />
aber auch die Ausführungsqualität der Anlagen nicht<br />
vernachlässigt werden darf. Um den energieeffizienten<br />
Betrieb solcher Systeme sicherzustellen, muss eine –<br />
beispielsweise reglerbasierte – Betriebsüberwachung<br />
der System-Grundfunktionen für Serienanlagen angestrebt<br />
werden. Die Erfahrungen bestätigen aber auch die<br />
Notwendigkeit von wissenschaftlich intensiv begleiteten<br />
Feldtestuntersuchungen mit Solar-Wärmepumpensystemen<br />
im Zuge der System- und Komponentenentwicklung.<br />
Bei Solar-Wärmepumpensystemen handelt es sich<br />
typischerweise um hydraulisch und regelungstechnisch<br />
komplexe Heizungssysteme, sodass neben der Entwicklung<br />
von Hydraulik und Regelstrategie in der Simulation<br />
auch die Gewinnung von Praxiserfahrungen und die<br />
Identifikation von umsetzungsrelevantem Optimierungspotenzial<br />
von zentraler Bedeutung sind.<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen (AusZuG)<br />
Fellner, A.; Kruck, A.; Trinkl, C.; Weidinger, A; Zörner, W.<br />
(2003)<br />
New Technology for Solar Heating: Concept and Application<br />
of a Fuel-Free, Solar-Based Heating System for<br />
Family Houses. European Solar Thermal Energy Conference<br />
2003 (estec2003), Freiburg, Juni 2003.<br />
Trinkl, C.; Zörner, W.; Hanby, V. (2004)<br />
A Review on Solar-Assisted Heat Pump Systems for<br />
Domestic Heating. 5 th ISES Europe Solar Conference<br />
(EuroSun2004), Freiburg, Juni 2004.<br />
Trinkl, C.; Zörner, W.; Hanby, V. (2005)<br />
Solares Heizen mit Wärmepumpe und Latentwärme-<br />
speicher. 3. Forum Wärmepumpe, Berlin, Oktober 2005.<br />
internationale forschungsplattform<br />
Die Forschungsarbeiten an Solar-Wärmepumpensystemen sind integriert<br />
in die internationale Forschungsplattform IEA-SHC Task 44 „Solar and<br />
Heat Pump Systems“ innerhalb des Solar Heating and Cooling Programme<br />
der Internationalen Energieagentur.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Matthias Sonnleitner<br />
Prof. Dr.-Ing Wilfried Zörner<br />
Trinkl, C.; Zörner, W.; Hanby, V. (2007)<br />
Solarbasiertes Wärmepumpenheizungssystem: System-<br />
untersuchung und Latentwärmespeicherentwicklung.<br />
17. Symposium Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein,<br />
Mai 2007.<br />
Trinkl, C.; Zörner, W.; Hanby, V. (2008)<br />
A Domestic Solar / Heat Pump Heating System incorporating<br />
Latent and Stratified Thermal Storage. ASME 2 nd<br />
International Conference on Energy Sustainability, Jacksonville<br />
(USA), August 2008.<br />
Trinkl, C.; Zörner, W.; Hanby, V. (2009)<br />
Simulation study on a Domestic Solar / Heat Pump<br />
Heating System incorporating Latent and Stratified<br />
Thermal Storage. ASME Journal of Solar Energy Engineering,<br />
131 (4), Oktober 2008.<br />
Sonnleitner, M.; Trinkl, C.; Zörner, W. (<strong>2010</strong>)<br />
In-Situ Investigation of a Domestic Solar / Heat Pump<br />
Heating System in a One-Family House. 2 nd International<br />
Conference on Solar Heating, Cooling and Buildings (Euro-<br />
Sun <strong>2010</strong>), Graz (A), September <strong>2010</strong>.<br />
AbstrAct<br />
A domestic solar / heat pump heating system was<br />
developed in a joint industrial research project. In<br />
addition to dynamic system simulations and laboratory<br />
tests regarding the system’s water / ice latent<br />
heat storage tank, a single family home served as<br />
field test facility. A detailed in-situ analysis of the<br />
overall system functionality and operational diffi-<br />
culties with a view to practical operation under<br />
field-testing conditions provided ample data for<br />
evaluation. The project highlighted the importance<br />
of field tests for – often complex – solar / heat pump<br />
heating systems in comparison with standardised<br />
laboratory test sequences.<br />
50<br />
51
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Wissenschaftliche Begleitung eines Büro-<br />
und Produktionsgebäudes mit innovativer Heiz- und Kühltechnik<br />
Moderne Bürogebäude zeichnen sich durch hohe Ansprüche<br />
an eine repräsentative Architektur, hohe Flexibilität<br />
der Gebäudenutzung und zunehmende Komfortansprüche<br />
aus. Hohe Verglasungsanteile führen dabei zu<br />
nennenswerten äußeren Heiz- und Kühllasten, umfangreiche<br />
technische Büroausstattung dagegen zu hohen<br />
inneren Kühllasten. Der damit einhergehende Energiebedarf<br />
macht eine innovative Architektur in Kombination<br />
mit zukunftsorientierter Bauphysik und energieeffizienter<br />
technischer Gebäudeausrüstung erforderlich.<br />
innoVAtiVes MultifunKtionsGebäude<br />
und WissenschAftliche beGleitunG<br />
Vor diesem Hintergrund wurde vom Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien die wissenschaftliche Begleitung<br />
eines modernen Multifunktionsgebäudes mit innovativer,<br />
energieeffizienter Heiz- und Kühltechnik durchgeführt<br />
(Abbildung 1). In diesem Büro- und Produktionsgebäude<br />
in <strong>Ingolstadt</strong> mit einer Bruttogrundfläche von<br />
3.700 m² werden zur Wärmeerzeugung zwei elektrisch<br />
betriebene Grundwasser-Wärmepumpen verwendet. Im<br />
Kühlfall wird zur Raumtemperierung der Grundwasserbrunnen<br />
als Wärmesenke eingesetzt. Die Heizung und<br />
Klimatisierung des Gebäudes basiert auf großflächigen<br />
Niedertemperaturverteilsystemen (Betonkernaktivierung,<br />
Abbildung 1<br />
Messtechnisch begleitetes Büro- und Produktionsgebäude<br />
Fußbodenheizung, Wandheizung). An der Westseite mit<br />
deren Glasfassade ist für Spitzenlasten im Heiz- und<br />
Kühlfall eine wasserdurchströmte Heiz- und Kühlfassade<br />
eingesetzt.<br />
Bei der wissenschaftlichen Begleitung durch das Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien wurde das Ziel verfolgt,<br />
die Heiz- / Kühlanlage des Gebäudes messtechnisch zu<br />
bewerten und im Betrieb zu optimieren. Schwerpunkte<br />
wurden dabei auf die Wärmepumpenanlage sowie das<br />
Zusammenspiel verschiedener Heiz- und Kühltechnologien<br />
im realen Betrieb in größeren, gewerblich genutzten<br />
Gebäuden gelegt. Mit dem Einsatz von insgesamt 76<br />
Messstellen konnten sämtliche Energieströme im Gebäude<br />
sowie die Raumtemperatur und die Luftfeuchtigkeit<br />
in verschiedenen Büroräumen über einen Zeitraum<br />
von drei Jahren aufgezeichnet werden. Neben einer<br />
Gesamtbilanzierung der Heiz- und Kühltechnik konnten<br />
damit verbundene CO 2 - und Energiekostenbilanzen erstellt<br />
sowie die Wärmepumpenanlage, die integrierte<br />
Heiz- / Kühlfassade, die Photovoltaikanlage und die Behaglichkeit<br />
im Gebäude bewertet werden.<br />
Die Projektbearbeitung erfolgte in Zusammenarbeit mit<br />
dem planenden Ingenieurbüro FREY-DONABAUER-WICH<br />
(Gaimersheim) sowie der ausführenden Georg Bergsteiner<br />
GmbH (Manching). Unterstützt wurde das Vorhaben vom<br />
Gebäudebetreiber alki-TECHNIK<br />
GmbH (<strong>Ingolstadt</strong>) unter anderem<br />
mit der Bereitstellung der Messtechnik<br />
im Gebäude. Das Bayerische<br />
Staatsministerium für Um-<br />
welt und Gesundheit förderte die<br />
wissenschaftliche Begleitung des<br />
Vorhabens.<br />
projeKterGebnisse<br />
In der wissenschaftlichen Begleitung<br />
konnte gezeigt werden,<br />
dass die eingesetzten Heizsyste-<br />
me in den untersuchten Büroräumen<br />
im Heiz- und Kühlfall<br />
stets behagliche klimatische Bedingungen<br />
sicherstellen. Hohe<br />
solare Lasten können in Fassadennähe<br />
jedoch nicht vollständig<br />
kompensiert werden, sodass<br />
dort teilweise unbehaglich hohe<br />
Raumtemperaturen auftreten<br />
(Abbildung 2).
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-227<br />
wilfried.zoerner@haw-ingolstadt.de<br />
Abbildung 2<br />
Behaglichkeitsfeld für den sommerlichen Kühlfall<br />
Weiter wurde im Zuge der messtechnischen Begleitung<br />
der Wärmepumpenanlage festgestellt, dass deren Effizienz<br />
mit einer Arbeitszahl von 2,8 deutliches Optimierungspotenzial<br />
aufweist. Dies konnte zum einen zurückgeführt<br />
werden auf ein standortbedingtes, unerwartet<br />
niedriges Temperaturniveau der Wärmequelle Grundwasser.<br />
Zum anderen konnten deutliche Verbesserungen<br />
realisiert werden – in der bedarfsorientierten Regelung<br />
der Verdichterstufen, der beiden Wärmepumpen sowie<br />
der Absenkung der Vorlauftemperaturen der Heizkreise.<br />
Durch die messtechnische Begleitung konnte die Anlagenregelung<br />
schließlich optimiert und sowohl das<br />
ökologische als auch das ökonomische Potenzial der<br />
verwendeten Gebäudetechnik aufgezeigt werden. Mit<br />
Arbeitszahlen von deutlich größer als 4,0, wie sie im Projekt<br />
bei entsprechenden Optimierungsmaßnahmen auch<br />
messtechnisch nachgewiesen werden konnten, liegt das<br />
Potenzial zur CO 2 -Einsparung der untersuchten Anlage<br />
im Vergleich zu Referenzheizsystemen bei über 50 %.<br />
Die vielfältigen Erfahrungen im Forschungsvorhaben belegen<br />
schließlich die Notwendigkeit einer ausführlichen<br />
Konzeptionierungs- und Planungsphase sowie einer<br />
intensiven Inbetriebnahme- und Einregulierungsphase<br />
solch komplexer Anlagen, um die Realisierung des<br />
zweifellos vorhandenen ökologischen (und damit verbundenen<br />
ökonomischen) Potenzials sicherzustellen.<br />
Des Weiteren zeigt sich eindringlich die Erfordernis einer<br />
adäquaten, der Komplexität der Anlagen angemessenen<br />
Betriebsüberwachung und Betriebsführung, bestenfalls<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Georg Häring<br />
Dr. Christoph Trinkl<br />
realisiert durch die Umsetzung angemessener Selbstüberwachungsstrategien<br />
der Anlagenkomponenten und<br />
Gesamtsysteme.<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen<br />
Häring, G.; Trinkl, C. und Zörner, W. (<strong>2010</strong>)<br />
Regeneratives Heizen und Kühlen in einem Multifunktionsgebäude:<br />
Überwachung und Bewertung einer regenerativ<br />
versorgten Heiz- und Kühlanlage in einem<br />
Multifunktionsgebäude. Abschlussbericht 71k-U3320.<br />
1-2005 / 26-1 für das Bayerische Staatsministerium für<br />
Umwelt und Gesundheit, Kompetenzfeld Erneuerbare<br />
Energien, <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>.<br />
Häring, G.; Trinkl, C. und Zörner, W. (<strong>2010</strong>)<br />
Monitoring and Evaluation of Renewable Heating and<br />
Cooling in a Multi-Purpose Building. 2 nd International<br />
Conference on Solar Heating, Cooling and Buildings<br />
EuroSun <strong>2010</strong>), Graz, Österreich, September <strong>2010</strong>.<br />
AbstrAct<br />
An in-situ monitoring project was conducted in a<br />
modern multi-functional building, where all energy<br />
flows in the building, weather data, and air conditions<br />
in specific sections of the building were<br />
measured. The project highlighted the emission reduction<br />
potential of the installed heating systems,<br />
which showed up significant system performance<br />
opportunities. A number of drawbacks with regard<br />
to operation and controls had to be overcome<br />
initially, for which action recommendations were<br />
submitted.<br />
52<br />
53
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Solare Klimatisierung mit DEC-Systemen<br />
Der Bedarf an Klimatisierung von Gebäuden wächst<br />
weltweit. Heutzutage ist die elektrisch betriebene Kompressionskälteerzeugung<br />
die dafür üblicherweise verwendete<br />
Technologie. Diese bringt jedoch die Nachteile<br />
eines hohen elektrischen Energieverbrauchs und damit<br />
verbundener CO 2 -Emissionen mit sich.<br />
Als Alternative zur herkömmlichen, elektrisch betriebenen<br />
Klimatisierung bietet sich daher die Technologie der solarthermischen<br />
Klimatisierung an, für deren Antrieb solare<br />
Wärme an Stelle von Elektrizität verwendet wird.<br />
Vor diesem Hintergrund werden am Kompetenzfeld Erneuerbare<br />
Energien seit mehreren Jahren Forschungs-<br />
und Entwicklungsarbeiten an einer solaren Klimatisierungsanlage<br />
durchgeführt. Die dabei untersuchte solare<br />
DEC-Klimatisierungsanlage (Desiccant and Evaporative<br />
Cooling; Abbildung 1), befindet sich in einem gewerblich<br />
genutzten Gebäude in <strong>Ingolstadt</strong>.<br />
Abbildung 1<br />
DEC-Klimatisierungsanlage<br />
Zwei Kollektorfelder mit einer Gesamtgröße von 286 m²<br />
stellen die für den Antrieb der Anlage benötigte Wärme<br />
zur Verfügung, unterstützen aber auch die Warmwasserbereitung<br />
und die Heizungsanlage des Gebäudes (Abbildung<br />
2).<br />
Abbildung 2<br />
Solarkollektorfeld<br />
projeKtZiele und VorGehensWeise<br />
Übergeordnete Ziele der Forschungsarbeiten sind die<br />
Optimierung des Systems, die Ableitung von Planungsgrundlagen<br />
sowie von Betriebs- und Regelungsstrategien<br />
auf Basis von Monitoring und Simulation.<br />
Die erste Phase der wissenschaftlichen Begleitung wurde<br />
vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit<br />
unterstützt, die aktuelle, 3-jährige Forschungsarbeit<br />
wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst gefördert. Die Arbeiten<br />
finden in Kooperation mit dem Gebäudebetreiber IFG<br />
<strong>Ingolstadt</strong> GmbH, dem TGA-Planungsbüro pbb Planung<br />
+ Projektsteuerung GmbH (<strong>Ingolstadt</strong>), dem Hersteller der<br />
DEC-Anlage WOLF Anlagen-Technik GmbH & Co. KG<br />
(Geisenfeld) sowie dem Solarsystemanbieter SolarNext<br />
AG (Rimsting) statt.<br />
Im Rahmen des aktuellen Forschungsprojektes wird derzeit<br />
vom Kompetenzfeld Erneuerbare Energien ein detailliertes<br />
Monitoring des solaren DEC-Systems mit begleitender<br />
Optimierung durchgeführt. Eine kontinuierliche<br />
Fehler- und Betriebsanalyse bildet dabei die Basis für eine<br />
betriebsbegleitende Simulation. Um die Wirkungsweise<br />
des DEC-Betriebs und seiner einzelnen Komponenten<br />
im Detail analysieren zu können, wurde das System mit<br />
umfangreicher Messtechnik ausgestattet.<br />
bisheriGe erGebnisse und AusblicK<br />
Nachdem aus den Forschungsarbeiten bereits zahlreiche<br />
Optimierungsmaßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden<br />
konnten, zeigen sich weiterhin Verbesserungspotenziale<br />
in der Anlage hinsichtlich Regelung und Hardware.<br />
Mit einer Erhöhung der Effizienz der entscheidenden<br />
Bauteile Sorptionsrad (Abbildung 3) und Wärmerückgewinnungsrad<br />
könnte die Kälteleistung der Anlage nochmals<br />
erheblich gesteigert werden. Im Hinblick auf einen<br />
stabilen Langzeitbetrieb der Anlage wurden des Weiteren<br />
bereits konkrete Verbesserungspotenziale in der Aufbereitungsqualität<br />
des Prozesswassers identifiziert.<br />
Die Analyse der solaren Prozesseinbindung belegt dagegen,<br />
dass von den Solarkollektoren die Regenerationswärme<br />
für den Antrieb des Klimatisierungsprozesses<br />
auf ausreichendem Temperaturniveau bei Bedarf<br />
gesichert zur Verfügung gestellt werden kann.<br />
Um weitere Optimierungsmöglichkeiten identifizieren zu<br />
können wird im Rahmen der weiteren Projektphasen<br />
ein dynamisches Simulationsmodell des solaren DEC-<br />
Systems entwickelt. Abschließend werden aus den<br />
gewonnenen Erkenntnissen Planungskriterien solarer
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-227<br />
wilfried.zoerner@haw-ingolstadt.de<br />
DEC-Anlagen abgeleitet, um die Marktfähigkeit dieser<br />
zweifellos interessanten und klimaschonenden Technologie<br />
zu erhöhen.<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen<br />
Trinkl, C.; Wittmann, R. und Zörner, W. (2008)<br />
Zur Problematik der solar-unterstützten DEC-Klimatisierung<br />
in der Praxis. 18. Symposium Thermische Solarenergie,<br />
Bad Staffelstein, Mai 2008.<br />
Bader, T.; Trinkl, C.; Finkenzeller, M. und Zörner, W. (2009)<br />
In-Situ Measurements, Simulation and System Optimisation<br />
of a Solar-Driven DEC-System in an Industrial<br />
Environment. 3 rd International Conference on Solar Air-<br />
Conditioning, Palermo, Italien, September 2009.<br />
Bader, T.; Trinkl, C.; Finkenzeller, M. und Zörner, W. (<strong>2010</strong>)<br />
Feldtest-Messungen und Systemoptimierung an einer<br />
solarbetriebenen DEC-Klimatisierungsanlage im industriellen<br />
Einsatz. 20. Symposium Thermische Solarenergie,<br />
Bad Staffelstein, Mai <strong>2010</strong>.<br />
Bader, T.; Trinkl, C.; Zörner, W. und Hanby, V. (<strong>2010</strong>)<br />
Solar-Driven Desiccant and Evaporative Cooling: Technology<br />
Overview and Operational Experiences. 3 rd IASTED<br />
African Conference on Power and Energy Systems,<br />
Gaborone, Botswana, September <strong>2010</strong>.<br />
internationale forschungsplattform<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Tobias Bader<br />
Dr. Christoph Trinkl<br />
AbstrAct<br />
Die Forschungsarbeiten werden durchgeführt im Rahmen der internationalen For-<br />
schungsplattform IEA-SHC Task 38 „Solar Air-Conditioning and Refrigeration“ innerhalb<br />
des Solar Heating and Cooling Programme der Internationalen Energieagentur.<br />
Abbildung 3<br />
Analyse des Sorptionsrades<br />
Most of the worldwide energy supply for air-conditioning<br />
processes is based on non-renewable energy<br />
sources (the most commonly used technology<br />
for air-conditioning today is electrically powered<br />
compression-type refrigeration). This technology,<br />
based on the consumption of fossil fuels, contributes<br />
to the continuing depletion of natural resources<br />
and also contributes to global warming by way<br />
of CO 2 emissions. In solar air-conditioning, solar<br />
heat provides the power to drive air-conditioning<br />
systems instead of electricity. A 3-year research<br />
project involving a solar DEC system operated with<br />
two arrays of solar-thermal flat-plate collectors will<br />
shed more light on future energy-saving options.<br />
The overall objective of the project is the development<br />
of system optimisations, planning criteria and<br />
control strategies.<br />
54<br />
55
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Optimierte Thermosiphon-Solaranlage<br />
Der Trend in der Solarthermie geht zu immer größeren<br />
und komplexeren Anlagen, die nicht nur Warmwasser<br />
erhitzen, sondern auch zur Heizwärmeversorgung beitragen.<br />
Die dabei eingesetzte Anlagentechnik eignet sich<br />
jedoch nur begrenzt für die südlichen Exportmärkte, da<br />
sie technisch zu aufwändig und damit zu kostenintensiv<br />
ist. Für diese Märkte bieten sich besonders Thermo-<br />
siphon-Solaranlagen an. Thermosiphon-Systeme – auch<br />
als Schwerkraft- oder Naturumlaufanlagen bezeichnet –<br />
arbeiten autark ohne Pumpen und elektrische Regelung,<br />
nur aufgrund des Dichteunterschieds von kalter und<br />
warmer Wärmeträgerflüssigkeit (Abbildung 1).<br />
Abbildung 1<br />
Funktionsprinzip einer Thermosiphon-Solaranlage<br />
projeKtZiele<br />
Ziel des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten<br />
Gemeinschaftsprojektes der CitrinSolar GmbH<br />
(Moosburg) und des Kompetenzfelds Erneuerbare<br />
Energien ist es, eine seriennahe und an den Markt an-<br />
gepasste Prototyp-Thermosiphon-Anlage zu entwickeln.<br />
Ausgehend von Bauteil- und Systemversuchen an einer<br />
dem Stand der Technik entsprechenden Referenzanlage<br />
werden für den Prototyp optimierte Systemkonzepte entwickelt<br />
und Bauteile in einer Systemsimulation ausgelegt<br />
und bewertet.<br />
optiMierunGspotenZiAle<br />
Die Schwachstellen von Thermosiphon-Anlagen konnten<br />
im Rahmen des Projektes identifiziert und konstruktiv<br />
behoben werden. Ergebnis ist ein Anlagenprototyp,<br />
der gezielt physikalische Zusammenhänge zur Verhinderung<br />
der Umkehrung der Durchflussrichtung ausnutzt,<br />
die vor allem nachts bei hohen Speichertemperaturen<br />
auftritt. Zudem wurden Strategien zur Kontrolle des<br />
Druckanstiegs durch Volumenausdehnung im Anlagenbetrieb<br />
entwickelt und in das System integriert. Einen<br />
Kosten- und Gewichtsvorteil des Anlagen-Prototyps<br />
bringt die Verwendung eines Vollaluminiumabsorbers<br />
(Abbildung 2), was sogleich ein Alleinstellungsmerkmal<br />
der Anlage ist. Die Verwendung von Aluminium ist möglich,<br />
da Thermosiphon-Anlagen als Paketlösungen angeboten<br />
werden und somit die Werkstoffpaarungen gezielt<br />
aufeinander abgestimmt werden können.<br />
Abbildung 2<br />
Thermosiphon-Prototyp auf der Messe INTERSOLAR <strong>2010</strong>, München<br />
systeMdiMensionierunG<br />
Die Dimensionierung der Thermosiphon-Anlage ist auf<br />
einen europäischen 3-4 Personenhaushalt mit einem<br />
Warmwasserbedarf von 2.500 kWh / a ausgelegt. In dieser<br />
Leistungsklasse haben marktübliche Thermosiphon-<br />
Solaranlagen ein Speichervolumen von rund 180 l bei<br />
einer Kollektorfläche von etwa 2 m². Diese Systemgröße<br />
mit einem maximalen Warmwasserdeckungsgrad von<br />
70 % am Standort Málaga bildete die Referenz für die<br />
Anlagenoptimierung.<br />
Das Ergebnis der Optimierungssimulationen ist eine vom<br />
Stand der Technik leicht abweichende Kollektorfläche<br />
von 2,5 m² bei einem Speichervolumen von 165 l. Diese<br />
Anlagenkonfiguration ermöglicht einen jährlichen solaren<br />
Warmwasserdeckungsbeitrag von 80 % am Standort<br />
Málaga.<br />
Um den ästhetischen Anforderungen moderner Thermo-<br />
siphon-Anlagen gerecht zu werden, wird die Speicher-
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-227<br />
wilfried.zoerner@haw-ingolstadt.de<br />
breite an die Kollektorbreite angepasst und auf eine<br />
außenliegende Verrohrung verzichtet (Abbildung 3). Der<br />
Montageaufwand und die Komplexität des Anlagenaufbaus<br />
werden durch eine weitgehende Vormontage der<br />
Anlage beim Hersteller stark reduziert.<br />
projeKterGebnisse<br />
Das im Projekt erstellte, realitätsnahe Simulationsmodell<br />
steht mit Projektabschluss als Entwicklungswerkzeug zur<br />
Verfügung, um neue Märkte mit darauf zugeschnittener<br />
Abbildung 3<br />
Kollektor mit innenliegender Rücklaufleitung<br />
Anlagentechnik erschließen zu können. Zudem stellt es<br />
eine Bereicherung der „CARNOT“-Modellbibliothek dar,<br />
einer in der Erneuerbare Energien-Branche immer beliebter<br />
werdenden Simulationsumgebung. Der auf der<br />
Messe INTERSOLAR <strong>2010</strong> der Fachöffentlichkeit vorgestellte<br />
Anlagenprototyp dient CitrinSolar als Grundlage<br />
für eine Weiterentwicklung hin zum Serienprodukt.<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen (AusZuG)<br />
Brandmayr, S. und Zörner, W. (2007)<br />
Thermosiphon Systems: Market, State-of-the-Art and<br />
Trends. 3 rd European Solar Thermal Energy Conference –<br />
estec2007, Freiburg, Juni 2007.<br />
Brandmayr, S.; Hanby, V.; Konrad, M. und Zörner, W. (2008)<br />
Simulation of Thermosiphon Solar Hot Water Systems<br />
Using Matlab / Simulink and Carnot. Eurosun 2008 – 1 st<br />
International Conference on Solar Heating, Cooling and<br />
Buildings, Lissabon, Portugal, Oktober 2008.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Brandmayr<br />
Brandmayr, S.; Hanby V. und Zörner, W. (2009)<br />
Simulation von Thermosiphon-Solaranlagen unter Matlab<br />
/ Simulink und Carnot. 19. Symposium Thermische<br />
Solarenergie, Bad Staffelstein, Mai 2009.<br />
Brandmayr, S.; Hanby, V. und Zörner, W. (2009)<br />
Sensibilitätsanalyse von Thermosiphon-Solaranlagen unter<br />
Matlab / Simulink und Carnot. 20. Symposium Thermische<br />
Solarenergie, Bad Staffelstein, Mai <strong>2010</strong>.<br />
Brandmayr, S.; Hanby, V. und Zörner, W. (<strong>2010</strong>)<br />
Thermosyphon Systems: Sensitivity Analysis Regarding<br />
Optimum Energetic Performance and Cost Effectiveness.<br />
Eurosun <strong>2010</strong> – 2 nd International Conference on<br />
Solar Heating, Cooling and Buildings, Graz, Österreich,<br />
September <strong>2010</strong>.<br />
AbstrAct<br />
Thermosyphon solar hot water systems are particularly<br />
interesting for southern markets, as they<br />
are technically less complex and therefore more<br />
cost-effective than pumped systems used in Central<br />
Europe. Thermosyphon systems – also known<br />
as gravity or natural circulation systems – work<br />
without pumps or electrical control; their function is<br />
based solely on the difference in density between<br />
hot and cold heat transfer fluid.<br />
The aim of the current joint industrial research<br />
project is to develop a close-to-production and<br />
market-oriented prototype thermosyphon system.<br />
Technical weaknesses of state-of-the-art thermosyphon<br />
systems are to be identified and overcome.<br />
The characteristics of a solar collector, hot water<br />
storage tank and the system design are developed<br />
on the basis of a sensitivity analysis using an advanced<br />
simulation model. The result will be a<br />
prototype system with superior user-friendliness,<br />
which is now in its final development stages leading<br />
up to its market launch.<br />
The project is funded by the Deutsche Bundesstiftung<br />
Umwelt.<br />
56<br />
57
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Entwicklung optimierter Absorber für thermische Solarkollektoren<br />
In solarthermischen Flachkollektoren werden heute üblicherweise<br />
so genannte Blech-Rohr-Absorber eingesetzt.<br />
Neben bekannten fertigungstechnischen und betrieblichen<br />
Problemen bietet diese Bauform nur begrenzte<br />
Möglichkeiten zur Leistungssteigerung bei gleichzeitiger<br />
Beibehaltung oder gar Reduzierung der Herstellkosten.<br />
projeKtZiele und<br />
Methodische VorGehensWeise<br />
Aufgrund dieses Optimierungspotenzials wurde am Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien in Zusammenarbeit mit<br />
dem Solarsystemhersteller CitrinSolar GmbH (Moosburg)<br />
ein Forschungsprojekt, mit dem Ziel der Entwicklung eines<br />
hochleistungsfähigen Absorbers als Alternative zu herkömmlichen<br />
Blech-Rohr-Absorbern, durchgeführt. Die<br />
erste Projektphase wurde von der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt, der zweite Teil des Projektes vom Bundes-<br />
ministerium für Wirtschaft und Arbeit gefördert. Der gesamte<br />
Projektverlauf umfasste die Analyse bestehender Bauformen<br />
bis hin zu experimentellen Untersuchungen von<br />
Prototypen:<br />
. Untersuchung von Absorbern und Kollektoren mit langen<br />
Betriebszeiten und für heutige Verhältnisse „unge-<br />
wöhnlichen“ Bauformen<br />
. Analyse, Anforderungsdefinition und Konzeptentwicklung<br />
für alternative Absorberbauformen<br />
. CFD-Strömungssimulation von Harfenabsorberregistern<br />
und alternativen Absorberbauformen<br />
. CFD-Strömungsoptimierung des favorisierten Rollbondabsorberkonzeptes<br />
. Experimentelle Verifikation der homogenen Strömungsverteilung<br />
im Absorberprototypen durch Infrarot-Thermografie<br />
. Theoretische und experimentelle Bestimmung der<br />
Leistungsfähigkeit des entwickelten Absorberproto-<br />
typen im Vergleich zum Stand der Technik<br />
forschunGserGebnisse<br />
Aus verschiedenen Absorberkonzepten wurde dabei<br />
nach einer Konzeptbewertung das so genannte Noppenabsorberkonzept<br />
weiterentwickelt und auf das Rollbond-<br />
Fertigungsverfahren angepasst. Dieses Verfahren besitzt<br />
neben einer flexiblen Kanalstrukturgestaltung niedrige<br />
Fertigungskosten und das Potenzial zur Massenfertigung.<br />
Für eine homogene Strömungsverteilung innerhalb<br />
der Kanalstruktur wurde dieser Absorber bereits in der<br />
Designphase auch im Hinblick auf die fertigungstechnischen<br />
Vorgaben der Rollbond-Fertigungstechnik unter<br />
Einsatz von CFD-Strömungssimulationen optimiert<br />
(Abbildung 1).<br />
Die durch entsprechende<br />
Gestaltung der Kanalstruk-<br />
turen definierte Strömungs-<br />
verteilung im entwickelten<br />
Absorber wurde in experi-<br />
mentellen Untersuchungen<br />
mittels Infrarot-Thermografie<br />
analysiert. Abbildung 2 belegt<br />
eine homogene Strömungs-<br />
verteilung im gesamten Absorber<br />
und zeigt damit eine<br />
gute Übereinstimmung mit<br />
den Ergebnissen der Strömungssimulation.<br />
Abbildung 1<br />
Prototyp des entwickelten Aluminium-Rollbondabsorbers<br />
Abbildung 2<br />
Thermografiesequenz des volumetrischen Rollbondabsorber-<br />
Prototyps bei 60 l / h<br />
Neben der Homogenität der Strömungsverteilung wurde<br />
die Leistungsfähigkeit des entwickelten Absorbers in<br />
Theorie und Messung analysiert. Dazu wurde der dafür<br />
ausschlaggebende Kollektorwirkungsgradfaktor F’ für<br />
die dem Stand der Technik entsprechende Harfenbauform<br />
und den neu entwickelten Rollbondabsorber gemessen<br />
sowie berechnet. Die Messungen wurden am<br />
Sonnensimulator im Labor für Energie- und Solartechnik<br />
durchgeführt.<br />
Abbildung 3 zeigt die Ergebnisse der Messungen der<br />
beiden Absorberbauformen sowie im Vergleich dazu die<br />
theoretisch berechneten Werte. Es zeigt sich, dass nur<br />
geringe Abweichungen zwischen den theoretisch berechneten<br />
und den tatsächlich gemessenen Werten bestehen.<br />
Weitaus deutlicher jedoch sind die Unterschiede<br />
zwischen den beiden Absorbertypen.<br />
Während der im Projekt entwickelte und optimierte<br />
Aluminium-Rollbondabsorber einen gemessenen Kollektorwirkungsgradfaktor<br />
von 0,98 besitzt, erreicht der<br />
Blech-Rohr-Absorber in Harfenbauform nur einen Wirkungs-
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-227<br />
wilfried.zoerner@haw-ingolstadt.de<br />
grad von 0,895. Allein durch die Bauform konnte somit<br />
der Wirkungsgrad des Absorbers um nennenswerte<br />
9,5 % verbessert werden.<br />
Abbildung 3<br />
Kollektorwirkungsgradfaktor F’ für verschiedene Absorberbauformen<br />
bei 60 l / h<br />
Damit konnten die zu Beginn der Entwicklung gesteckten<br />
Ziele mit Abschluss der experimentellen Untersuchungen<br />
des Prototyps vollständig bestätigt werden. So stellt der<br />
Rollbondabsorber eine ernst zu nehmende Alternative<br />
zum Blech-Rohr-Absorber dar und bietet dabei deutliche<br />
Kostenvorteile in der Herstellung. Auch das Gewicht<br />
des Absorbers konnte geringfügig reduziert werden. Vor<br />
allem jedoch übertrifft diese Bauform den Kollektorwirkungsgradfaktor<br />
heute üblicher Blech-Rohr-Absorber bei<br />
weitem.<br />
Ansprechpartner<br />
Dr. Franz-Dominik Treikauskas<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen (AusZuG)<br />
Treikauskas, F.-D.; Zörner, W. und Hanby, V. (2005)<br />
Optimised Absorbers for Solar-Thermal Collectors –<br />
Weaknesses of State of the Art Sheet-Pipe Absorbers.<br />
2 nd European Solar Thermal Energy Conference 2005<br />
(estec2005), Freiburg, Juni 2005.<br />
Treikauskas, F.-D.; Zörner, W. und Hanby, V. (2007)<br />
Strömungssimulation von volumetrischen Absorbern.<br />
17. Symposium Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein,<br />
Mai 2007.<br />
Treikauskas, F.-D.; Zörner, W. und Hanby, V. (2008)<br />
Volumetrische Absorber: Die neue Generation von Solarabsorbern<br />
in Theorie und Praxis. 18. Symposium Thermische<br />
Solarenergie, Bad Staffelstein, April 2008.<br />
Treikauskas, F.-D.; Zörner, W. und Hanby, V. (2009)<br />
Aluminium-Rollbond – die neue / alte Lösung für den<br />
solarthermischen Kollektor-Absorber. 19. Symposium<br />
Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein, Mai 2009.<br />
AbstrAct<br />
A joint industrial research project was conducted in<br />
order to develop an improved solar absorber as an<br />
alternative to sheet-pipe solar absorbers. Several<br />
tests were carried out with the newly developed<br />
aluminium-rollbond absorber, which showed good<br />
agreement with the CFD simulation and calculations<br />
during the design phase of the prototype.<br />
Finally, it could be proved that the prototype design<br />
provides a 9.5 % higher collector efficiency factor<br />
than the traditionally used header-riser absorber in<br />
sheet-pipe design.<br />
58<br />
59
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Kunststoffe in solarthermischen Kollektoren —<br />
Anforderungsdefinition, Konzeptentwicklung und Machbarkeitsbewertung<br />
Im Bereich der energieeffizienten Wärmeversorgung für<br />
Wohngebäude besitzt insbesondere die solare Wärme,<br />
also die Warmwasserbereitung und Heizung mit Solaranlagen,<br />
ein großes Potenzial zur Substitution der konventio-<br />
nellen, fossilen Brennstoffe. Trotz der steigenden Preise<br />
für die konventionellen Energieträger Heizöl und Erdgas<br />
wird die weitere Verbreitung von Solarwärmeanlagen<br />
aber durch ihre hohen Anschaffungskosten gebremst.<br />
Die Hersteller dieser Anlagen bemühen sich daher intensiv<br />
um die Senkung der Herstellkosten vor allem des Solarkollektors,<br />
des weithin sichtbaren „Herzstücks“ jeder<br />
Solarwärmeanlage. Massiv steigende Weltmarktpreise<br />
für die hauptsächlich eingesetzten Werkstoffe Aluminium<br />
und Kupfer laufen den Bemühungen nach weiteren Kosten-<br />
senkungen in der Kollektorfertigung aber entgegen.<br />
AlternAtiVe MAteriAlien<br />
Versprechen optiMierunGspotenZiAl<br />
Der Einsatz von alternativen Werkstoffen, wie etwa<br />
Kunststoffen für Solarkollektoren, wird daher von zahlreichen<br />
Experten als sehr vielversprechend angesehen.<br />
Die Verwendung von Kunststoffen im Solarkollektorbau<br />
kann dabei gleich mehrere Vorzüge bieten. Neben der<br />
Einsparung von teurem Kupfer und Aluminium wären<br />
mit den polymeren Materialien durch eine mögliche<br />
Gewichtsreduzierung gleichzeitig auch Vorteile bei der<br />
Montage verbunden. Durch Nutzung moderner Fertigungstechnologien<br />
von Kunststoffformteilen könnte zudem<br />
die Kollektorfertigung automatisiert und damit die<br />
Kosten weiter gesenkt werden. Allerdings sind mit dem<br />
Einsatz von Kunststoffen bei den thermisch oft hoch<br />
Abbildung 1<br />
Feldtestobjekt zur Bestimmung der thermischen Belastungen in<br />
einem Solarsystem<br />
belasteten Solarkollektoren auch technologische Herausforderungen<br />
verbunden. So stellen beispielsweise<br />
die begrenzte Temperatur-, Druck-, UV- und Langzeitbeständigkeit<br />
sowie die gegenüber Kupfer geringere Wärmeleitfähigkeit<br />
preiswerter Kunststoffe hohe Hürden für<br />
deren Einsatz in Solarkollektoren dar.<br />
Abbildung 2<br />
Bauteiltemperaturen von Flachkollektoren im Betriebszustand<br />
(links) und außer Betrieb (rechts) an einem sonnigen Frühlingstag<br />
Abbildung 3<br />
Vergleich der Absorbertemperaturen zwischen Messung und<br />
Simulation für ein Jahr<br />
Vor diesem Hintergrund wurde im Kompetenzfeld Erneuer-<br />
bare Energien das Forschungsvorhaben „Kunststoffe in<br />
Solarkollektoren – Anforderungsdefinition, Konzeptentwicklung<br />
und Machbarkeitsbewertung“ durchgeführt.<br />
Zunächst wurde in einem Feldtest das Lastprofil einer<br />
typischen Solarwärmeanlage ermittelt (Abbildungen 1<br />
und 2). Mit den Messdaten wurde ein im Projekt entwickeltes<br />
dynamisches Kollektorsimulationsmodell für das<br />
CARNOT-Blockset in der Simulationsumgebung Matlab /<br />
Simulink validiert (Abbildung 3). Neben Überhitzungs-
Ansprechpartner<br />
Dr. Christoph Trinkl (Projektleitung)<br />
Telefon: 0841 9348-372<br />
christoph.trinkl@haw-ingolstadt.de<br />
schutzmaßnahmen wurden Konstruktionskonzepte für<br />
kostengünstige integrierte Kunststoffkollektoren entwickelt.<br />
Dabei erfolgte die Untersuchung polymerer Materialien<br />
und Fertigungsverfahren sowie abschließend die<br />
Bewertung der Umsetzbarkeit der verschiedenen Kollektorkonzepte.<br />
Das Forschungsvorhaben wurde vom Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im<br />
Rahmen des Förderprogramms Solarthermie2000plus<br />
gefördert.<br />
projeKtreleVAnte<br />
VeröffentlichunGen (AusZuG)<br />
Reiter, C.; Trinkl, C.; Zörner, W.; Müller, H. und Treikauskas,<br />
F.-D. (2009)<br />
Kunststoffe in Solarkollektoren: Anforderungsdefinition,<br />
Konzeptentwicklung und Machbarkeitsbewertung. 19.<br />
Symposium Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein,<br />
Mai 2009.<br />
Reiter, C.; Trinkl, C.; Zörner, W.; Müller, H. und Treikauskas,<br />
F.-D. (2009)<br />
Polymeric solar thermal collectors: Definition of require-<br />
ments, concept development and feasibility evaluation. 4 th<br />
European Solar Thermal Energy Conference (estec2009),<br />
München, Mai 2009.<br />
Reiter, C.; Trinkl, C.; Zörner, W. und Hanby, V. (<strong>2010</strong>)<br />
Experimentelle Ermittlung der thermischen Bauteilbelastungen<br />
von Solarkollektoren im realen Betrieb. 20.<br />
Symposium Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein,<br />
Mai <strong>2010</strong>.<br />
Reiter, C.; Trinkl, C.; Zörner, W. und Hanby, V. (<strong>2010</strong>)<br />
Überhitzungsschutzmaßnahmen für solarthermische<br />
Kollektoren. 20. Symposium Thermische Solarenergie,<br />
Bad Staffelstein, Mai <strong>2010</strong>.<br />
Reiter, C.; Trinkl, C.; Zörner, W. und Hanby, V. (<strong>2010</strong>)<br />
Thermal Load Analysis of a Solar-Thermal Flat-Plate Collector<br />
in a Domestic Heating System. 2 nd International<br />
Conference on Solar Heating, Cooling and Buildings<br />
(EuroSun <strong>2010</strong>), Graz, Österreich, September <strong>2010</strong>.<br />
internationale forschungsplattform<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Christoph Reiter<br />
AbstrAct<br />
Die durchgeführten Forschungsarbeiten sind integriert in die IEA-SHC Task 39 „Polymeric<br />
Materials for Solar Thermal Applications“. In dieser internationalen Forschungsplattform der<br />
Internationalen Energieagentur arbeiten die Wissenschaftler des Kompetenzfeldes Erneuer-<br />
bare Energien mit 17 wissenschaftlichen und 16 industriellen Partnern an der Weiterentwicklung<br />
des Kunststoffeinsatzes in Solarwärmesystemen.<br />
In view of the rising costs for aluminium and copper,<br />
which are currently the primary materials used in<br />
solar-thermal collector design, polymeric materials<br />
have shown a remarkable potential for cost reduction.<br />
In addition to moderate material costs – in<br />
particular for commodity plastics – and an unrivalled<br />
multitude of design options for product development,<br />
the highly efficient production processes<br />
also offer an interesting perspective for the use of<br />
polymeric materials. The use of polymeric materials<br />
in solar-thermal collectors was therefore the<br />
main focus for investigation in this research project,<br />
with an overall objective of the development of<br />
polymeric flat-plate collector concepts suitable for<br />
mass production. However, several technological<br />
challenges as for example the limited mechanical<br />
and thermal properties of various polymers have<br />
to be met prior to the use of polymeric materials<br />
in a wide range of collector applications. Individual<br />
component as well as the system design had to<br />
be adapted for the material characteristics of<br />
polymers. As a result, collector concepts were<br />
developed with regard to polymeric materials and<br />
adequate production processes. The project was<br />
finally concluded with a feasibility study of technical<br />
and economic issues.<br />
60<br />
61
Kompetenzfeld<br />
Erneuerbare Energien<br />
Strömungssimulation von Sonnenkollektoren<br />
AufGAbenstellunG<br />
In Sonnenkollektoren wird die eingestrahlte Sonnenenergie<br />
in Wärme umgewandelt. Der im Kollektor befindliche<br />
Absorber überträgt die thermische Energie an ein Wärmeträgerfluid,<br />
das die Energie an Verbraucher und / oder<br />
Speichersysteme abgibt. Um einen möglichst optimalen<br />
Wirkungsgrad des Kollektors zu erzielen und damit die<br />
an das System abgegebene Energie zu erhöhen, ist es<br />
wichtig, dass der Absorber möglichst gleichmäßig durchströmt<br />
wird. Darüber hinaus sind die Betriebskosten für<br />
Pumpen, etc. gering zu halten. Einen maßgeblichen<br />
Einfluss darauf hat der Druckverlust eines Absorbers, so<br />
dass Kosten gesenkt oder größere Kollektorfelder ohne<br />
signifikante Erhöhung des Druckverlustes aufgebaut werden<br />
können.<br />
durchführunG<br />
Die Strömungsverhältnisse in Sonnenkollektoren der Firma<br />
CitrinSolar wurden im Rahmen einer Projektarbeit [1]<br />
numerisch untersucht. Ziel war es, zunächst für einen<br />
Harfen- und Mäanderabsorber (Abbildung 1, links und<br />
Mitte) ein- und dreidimensionale Strömungssimulationen<br />
(1D, 3D) durchzuführen und mit vorliegenden experimentellen<br />
Daten [2] zu vergleichen. Anschließend wurden<br />
mehrere Mäanderabsorber in Reihe verschalten und der<br />
Gesamtdruckverlust bestimmt. Für einen Rollbondabsorber<br />
(Abbildung 1, rechts) wurde die Strömung simuliert<br />
und Optimierungspotenzial bzgl. des Druckverlusts aufgezeigt.<br />
Harfenabsorber Mäanderabsorber Rollbondabsorber<br />
Abbildung 1<br />
Untersuchte Absorber<br />
Für die numerischen Untersuchungen im Rahmen der<br />
Projektarbeit standen die Strömungsprogramme STAR-<br />
CCM+ (3D-Simulation) und Flowmaster V7 (1D-Simulation)<br />
zur Verfügung. Ausgehend von den Konstruktionsdaten<br />
der Modelle wurden numerische Modelle erzeugt.<br />
harfenabsorber<br />
Abbildung 2 zeigt das 1D-Modell bestehend aus miteinander<br />
verknüpften Rohr- und T-Stücken. Als Eintrittsbedingung<br />
wird eine Flusskomponente (Flow) gewählt,<br />
durch die der Eingangsvolumenstrom vorgegeben wird.<br />
Der Auslass wird durch einen freien Ausfluss in ein Reservoir<br />
simuliert. Das 3D-Modell mit insgesamt 3 Millionen<br />
Volumenzellen besteht aus mit Polyedern und wandnahen<br />
Prismenschichten automatisch vernetzten T-Stücken<br />
und durch Extrusion vernetzten Rohrstücken (siehe<br />
Abbildung 2, rechts). Der Eintrittsvolumenstrom variiert<br />
zwischen 19 und 240 l / h. Die 3D-Simulation wird laminar<br />
durchgeführt.<br />
Abbildung 2<br />
Numerische Modelle für 1D- und 3D-Simulation<br />
eines Harfenabsorbers; rechts: Ausschnitt<br />
Die Druckverteilung und der Gesamtdruckverlust für die<br />
verschiedenen simulierten Volumenströme sowie die<br />
Volumenstromverteilung der zehn Steigrohre werden<br />
ausgewertet. Abbildung 3 zeigt beispielhaft die aus der<br />
3D-Rechnung erhaltene Druckverteilung bei einem Einlassvolumenstrom<br />
von 240 l / h. Am Austritt wird der Druck<br />
zu Null gesetzt. Aus diesen Simulationsergebnissen ist<br />
ersichtlich, dass 60 % des Druckverlusts in den senkrechten<br />
Steigrohren entstehen. Die maximale Abweichung<br />
zwischen numerisch und experimentell bestimmtem<br />
Gesamtdruckverlust tritt bei 240 l / h auf und beträgt ca.<br />
10 %. Diese Abweichung kann auf teilweise turbulente<br />
Strömungen zurückgeführt werden, die im Rahmen der<br />
laminaren 3D-Simulation nicht zu erfassen sind. Ein qua-<br />
litativer Vergleich der Volumenstromverteilung zeigt gute<br />
Übereinstimmung. Die Steigrohre nahe dem Eintritt<br />
werden geringer durchströmt als die Steigrohre nahe am<br />
Austritt.
Abbildung 3<br />
Druckverteilung des Harfenabsorbers bei einem Einlassvolumen-<br />
strom von 240 l / h<br />
Mäanderabsorber<br />
Das 3D-Modell des Mäanderabsorbers besitzt 1 Million<br />
Volumenzellen. Die errechnete Druckverteilung zeigt,<br />
dass 95 % des Druckverlusts im Mäanderrohr entstehen,<br />
davon wiederum 70 % in den horizontalen geraden<br />
Rohrstückteilen und 25 % in den Krümmern. Lediglich<br />
5 % des Druckverlusts entstehen in den Verteiler- und<br />
Sammlerrohren. Anschließend wurden mehrere Mäander-<br />
absorber in Reihe verschalten und der Gesamtdruckverlust<br />
eines aus Mäanderabsorbern aufgebauten Kollektor-<br />
feldes bestimmt. Mit der 1D-Software werden bis zu 20<br />
parallel geschaltete Mäanderabsorber simuliert. Beim<br />
Verschalten von bis zu 10 Mäanderabsorbern werden<br />
die einzelnen Absorber noch relativ gleichmäßig durchströmt.<br />
Die Abweichung vom mittleren Volumenstrom<br />
beträgt in diesem Fall ± 10 %.<br />
rollbondabsorber<br />
Aufgrund der aufwändigen Geometrie kann der Rollbondabsorber<br />
nur 3D simuliert werden. Die Vernetzung<br />
erfolgt mit 3 Millionen Volumenzellen. Die Variation des<br />
Einlassvolumenstroms liegt ebenfalls zwischen 19 l / h<br />
und 240 l / h. Die Druckverteilung zeigt wie erwartet, dass<br />
der größte Anteil des Druckverlusts an den aufteilenden /<br />
sammelnden Ein- und Auslassbereichen auftritt. Die Geschwindigkeitsverteilung<br />
verdeutlicht eine Vergleichmäßigung<br />
der nach oben gerichteten Strömung. Ein Vergleich<br />
des Druckverlusts mit experimentellen Daten [2] ergibt<br />
eine qualitative Übereinstimmung bei einer quantitativen<br />
Abweichung von maximal 20 %. Die Rechnungen wurden<br />
bei höheren Volumenströmen turbulent mit dem<br />
so genannten SST-Turbulenzmodell durchgeführt.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Sabine Bschorer<br />
Telefon: 0841 9348-387<br />
sabine.bschorer@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
fAZit<br />
Die Strömungssimulation liefert einen guten Einblick in<br />
Strömungs- und Druckverteilungen und dient als Basis<br />
für Bauteiloptimierungen. Für den Harfen- und Mäanderabsorber<br />
ergeben die zeitsparenden 1D-Simulationen<br />
überzeugende Ergebnisse. Damit lassen sich bereits in<br />
der Planungsphase Druckverluste von verschalteten Absorbern<br />
ohne großen Aufwand vorhersagen. Im Falle des<br />
Rollbondabsorbers sind Bauteiloptimierungen nur mittels<br />
3D-Simulation möglich.<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Projektbericht „Strömungsuntersuchungen für erneuerbare<br />
Energien und Fahrzeugtechnik“; West, C.;<br />
Cini, M.; Gschwendtner, M.; Wittmann, M.; Hoch-<br />
schule <strong>Ingolstadt</strong>, <strong>2010</strong>.<br />
[ 2 ] Treikauskas, F.-D.: “Development of a Volumetric<br />
Solar Thermal Absorber”, PhD, <strong>Hochschule</strong> Ingol-<br />
stadt, 2009.<br />
Flow distribution in solar-thermal absorbers is<br />
analysed by way of numerical simulations performed<br />
with the 3D software STAR-CCM+ and the<br />
1D software Flowmaster. In these simulations,<br />
velocity distributions and pressure losses for various<br />
absorber designs are examined. During the<br />
design phase, CFD simulations can provide valuable<br />
support with high accuracy and flexibility for<br />
the optimisation of solar-thermal absorbers. For<br />
state-of-the-art absorbers, 1D simulation can be<br />
used for the analysis of a single absorber, or even<br />
collector arrays. Hence, this is an interesting option<br />
in comparison with 3D simulations, which require<br />
time-consuming meshing and solving.<br />
Kooperationspartner<br />
62<br />
63
SICHERHEIT<br />
HAT ZUKUNFT<br />
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Überblick<br />
Ziel des Kompetenzfeldes ist es, regionale und überregionale<br />
produzierende Unternehmen mit innovativen<br />
Lösungen für aktuelle Probleme der Produktions- und<br />
Automatisierungstechnik zu unterstützen. Die Lösungen<br />
werden abhängig von der Aufgabenstellung im Rahmen<br />
von Studien- oder Abschlussarbeiten, Entwicklungs-<br />
oder mehrjährigen Forschungsprojekten abgeleitet. Die<br />
Professoren: nachhaltiges Wissensmanagement<br />
Thema 1<br />
Thema 2<br />
Thema 3<br />
Thema n<br />
Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik<br />
Kompetenzfeldleitung: Portfoliomanagement und „Zwischenspeicher“ von Ergebnissen<br />
Studentenprojekt/Abschlussarbeit (i.d.R. 1 Semester)<br />
Entwicklungsauftrag (6-12 Monate)<br />
angewandtes Forschungsprojekt (3 Jahre)<br />
…<br />
Abbildung 1<br />
Möglichkeiten im Projektportfoliomanagement am IAF<br />
vielfältigen Möglichkeiten, wie Themen kontinuierlich behandelt<br />
und fortgeführt werden können, ist aus der obenstehenden<br />
Grafik zu entnehmen. Falls möglich, werden<br />
interdisziplinär öffentliche Drittmittel zur Finanzierung<br />
beantragt. Einen großen Erfolg kann das Kompetenzfeld<br />
mit der Einwerbung des EU-Projektes LOCOBOT auf<br />
dem Gebiet der mobilen Robotik verzeichnen. Im Rahmen<br />
dieses Projektes können zwei zusätzliche Mitarbeiter am<br />
IAF angestellt werden.<br />
Für einen engen Schulterschluss zwischen Audi (Geschäftsbereich<br />
Produktion) und der angewandten Forschung<br />
wurde Anfang 2009 die Leitung des Kompetenzfeldes<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik am<br />
IAF neben dem hochschulseitigen Kompetenzfeldleiter<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger in einer Doppelspitze zusätzlich<br />
durch einen Audi-Mitarbeiter, Dr.-Ing. Joachim<br />
Wloka, besetzt.<br />
Durch die zielgerichtete Bearbeitung anwendungsorientierter<br />
Forschungsthemen werden Studierende frühzeitig<br />
in aktuelle Forschungsprojekte dieser Felder eingebunden,<br />
um wissenschaftliche Ergebnisse und Kompetenz<br />
nachhaltig zu sichern bzw. aufzubauen. Diesem Ziel wird<br />
auch in der Lehre Rechnung getragen: Referenten von<br />
Audi lehren in der Vorlesungsreihe „Automobilproduktion“<br />
die technologischen Inhalte der gesamten Automobilwertschöpfungskette.<br />
Ein einmaliges Angebot, das die<br />
Theorie mit der Praxis verbindet und so für die Studie-<br />
…<br />
…<br />
…<br />
renden einen großen Mehrwert schafft. Im Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik arbeiten derzeit<br />
vier Professoren der Fachrichtungen Elektrotechnik,<br />
Informatik und Maschinenbau zusammen. In Kooperation<br />
mit der AUDI AG erforscht Prof. Dr. Ulrich Schmidt<br />
Konzepte zur Konfiguration und Programmierung von<br />
stationären Robotern. Zusammen mit den Partnerfirmen<br />
AUDI AG, Neobotix, Schunk und INOS erarbeitet<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger die informationstechnischen<br />
Konzepte für einen mobilen Kommissionierroboter.<br />
Weiterhin wird zusammen mit der AUDI<br />
AG an einem Sicherheitskonzept für mobile Roboter<br />
geforscht.<br />
Der Bereich der energieeffizienten Anlagensteuerung<br />
wird von Prof. Dr. Markus Bregulla in Zusammenarbeit<br />
mit der AUDI AG abgedeckt. Prof. Dr. Christoph<br />
Strobl forscht in Kooperation mit der AUDI AG auf<br />
dem Gebiet des Widerstandspunktschweißens von<br />
Aluminium. Daneben werden weitere Projekte zu<br />
den Themen Simulation, Fügetechnik und Energieeffizienz<br />
mit der AUDI AG vorbereitet.<br />
AbstrAct<br />
Competence in the area of “production and automation<br />
technologies” is particularly valuable because of<br />
its dual fields of specialisation. One of the areas is<br />
headed up by a Professor from <strong>Ingolstadt</strong> University,<br />
and the other by a senior staff member at Audi.<br />
Several professors and their teams are working on<br />
projects in the fields of Electrical Engineering, Information<br />
Technology and Mechanical Engineering.<br />
On behalf of Audi, Prof. Dr. Ulrich Schmidt is in<br />
charge of the configuration and the programming<br />
of stationary robots. In collaboration with key industrial<br />
partners, including Audi, Neobotix, Schunk<br />
and INOS, Prof. Schweiger is in charge of the development<br />
of computer-aided concepts and safety<br />
guidelines for a mobile commissioning robot. The<br />
field of Control Systems in energy-efficient manufacturing<br />
systems is headed up by Prof. Dr. Markus<br />
Bregulla in partnership with Audi. Prof. Dr. Christoph<br />
Strobl is in charge of research projects on the topic<br />
of “resistance welding technology”.<br />
Particular focus is given to education in automotive<br />
production technologies. Audi managers have recently<br />
a lecture series on production technologies<br />
currently in use along the value chain in automotive<br />
production.<br />
64<br />
65
Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik<br />
Selbstorganisierende Rekonfiguration mobiler Kommissionierroboter<br />
MotiVAtion<br />
Die stetig steigende Anzahl möglicher Verbaukomponenten<br />
in der Automobilmontage und deren Variantenvielfalt<br />
durch die zunehmende Derivatisierung haben im Automobilbau<br />
der AUDI AG zu einem Anstieg der Kommissioniervorgänge<br />
und zur Erhöhung ihrer Komplexität<br />
geführt. Aufgrund der daraus resultierenden Umstrukturierungen<br />
muss in produktionsnahen Bereichen, wie der<br />
Vorkommissionierung, im Besonderen auf den Erhalt der<br />
Flexibilität der eingesetzten Automatisierungslösungen<br />
geachtet werden. Für die Automatisierung ausgewählter<br />
Prozesse wird aktuell ein mobiler Roboter in der AUDI AG<br />
getestet. Ziele und Rahmenbedingungen des damit verbundenen<br />
Forschungsprojektes „Mobile Robotik in der<br />
Vorkommissionierung“ werden in [1] detailliert beschrieben.<br />
Jedoch ist auch beim Einsatz mobiler Roboter durch<br />
häufige Veränderungen der Produktionsprozesse steti-<br />
ger Programmieraufwand erforderlich, was zu einer redu-<br />
zierten Flexibilität des eingesetzten Robotersystems führt.<br />
Daher wird im Rahmen dieses Forschungsprojektes die<br />
Umsetzung eines sich selbst an neue Aufgaben anpassenden<br />
mobilen Roboters erforscht. Dadurch soll ermöglicht<br />
werden, dass nach Prozessänderungen kein<br />
Programmieraufwand mehr erforderlich ist und somit<br />
erforderliche Anpassungen des Roboters vom Fachpersonal<br />
vor Ort durchgeführt werden können.<br />
prototyp und beispielAppliKAtion<br />
Der Prototyp des mobilen Robotersystems ist in Abbildung<br />
1 dargestellt und besteht aus einem modifizierten<br />
Industriemanipulator, einer mobilen Plattform sowie Greifer-<br />
und Navigationssensorik. Das System wird innerhalb<br />
der AUDI AG in einem Serienversuch zur Vorkommissionierung<br />
von Gelenkwellen eingesetzt. Eine Weiterent-<br />
wicklung dieser Beispielanwendung<br />
zur<br />
Serienreife ist geplant.<br />
Abbildung 1<br />
Mobiler<br />
Kommissionierroboter<br />
reKonfiGurAtionsMechAnisMus<br />
Über den Bereich der Vorkommissionierung hinausgehend,<br />
wird die flexible Anpassung des mobilen Robotersystems<br />
an veränderte Rahmenbedingungen erforscht.<br />
Flexible Adaptionsmechanismen von Produktionssystemen<br />
sind zum Beispiel im ADACOR Ansatz (ADAptive<br />
holonic COntrol aRchitecture for distributed manufacturing<br />
systems) [2] oder den EAS (Evolvable Assembly<br />
Systems) [3] in aktueller Literatur zu finden. Von diesen<br />
Konzepten werden die Verwendung der Agententechnologie,<br />
die Modellierung eines holonischen Systems und<br />
die gekapselte Betrachtung einzelner Systemfähigkeiten<br />
übernommen.<br />
Der entwickelte Rekonfigurationsmechanismus für Kommissionierroboter<br />
ist in Abbildung 2 schematisch dargestellt<br />
und in [4] ausführlich beschrieben. Der aktuell auf<br />
dem Roboter im Standardholon laufende Prozess leitet<br />
eine externe und von ihm nicht behandelbare Prozessänderung<br />
an ein Rekonfigurationsholon weiter.<br />
Abbildung 2<br />
Schematische Darstellung der Rekonfiguration<br />
In einem streng gekapselten Rekonfigurationsprozess<br />
werden dort die natürlichsprachlichen Änderungswünsche<br />
des Benutzers, wie beispielsweise „Folge nun dem<br />
Fahrzeug B zu Verbauort C“, verarbeitet und die geforderte<br />
neue Fähigkeit des mobilen Robotersystems als autonomer<br />
Software-Agent wieder an das laufende System<br />
zurückgegeben (siehe Abbildung 2: „Neuer Skill“). Wie in<br />
Abbildung 3 dargestellt arbeiten mehrere zielorientierte<br />
Agenten zusammen, um mit Hilfe einer Wissensbasis im<br />
Rekonfigurationsholon die vom Benutzer gewünschte<br />
neue Fähigkeit zu erzeugen. Neue Funktionalitäten werden<br />
im Wesentlichen aus schon vorhandenen Fähigkeiten<br />
des Robotersystems erzeugt. Die einzelnen Rekonfigurationsschritte<br />
können in [5] nachgelesen werden.
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-259<br />
johann.schweiger@haw-ingolstadt.de<br />
Im Standardholon, welches den Ablauf eines Prozesses<br />
in Taktzeit sicherstellt, kann die neue Fähigkeit nahtlos<br />
verwendet werden. Der neue Agent muss sich dafür nur<br />
bei einer zentralen Diensteverwaltung (Gelber-Seiten-<br />
Dienst) registrieren.<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Stefanie Angerer, Johann Schweiger, Mobile Robotik<br />
in der Vorkommissionierung, IAF <strong>Forschungsbericht</strong>,<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>, S. 56-57, 2008.<br />
[ 2 ] Paulo Leitao and Francisco Restivo. Implementation<br />
of a Holonic Control System in a Flexible Manufacturing<br />
System. IEEE Transactions on Systems, Man,<br />
and Cybernetics, Part C, 38(5):699-709, 2008.<br />
[ 3 ] Regina Frei, Bruno Ferreira, Giovanna Di Marzo Serugendo<br />
and Jose Barata. An Architecture for Selfmanaging<br />
Evolvable Assembly Systems. In Proceedings<br />
of the 2009 IEEE Conference on Systems,<br />
Man and Cybernetics, NJ, USA, 2009.<br />
[ 4 ] Stefanie Angerer, Rob Pooley, Ruth Aylett. Mob-<br />
Comm: Using BDI-Agents for the Reconfiguration of<br />
Mobile Commissioning Robots. Proceedings of the<br />
6th IEEE International Conference on Automation<br />
Science and Engineering (IEEE CASE), Toronto,<br />
Canada, <strong>2010</strong>.<br />
[ 5 ] Stefanie Angerer, Rob Pooley, Ruth Aylett. Self-<br />
Reconfiguration of Industrial Mobile Robots. Proceedings<br />
of the 4th IEEE International Conference<br />
on Self-Adaptive and Self-Organizing Systems (IEEE<br />
SASO), Budapest, Hungary, <strong>2010</strong>.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Stefanie Angerer<br />
AbstrAct<br />
Abbildung 3<br />
Ablauf einer<br />
Rekonfiguration<br />
Due to the increasing number of vehicle models<br />
with extensive pre-picking areas in vehicle assembly<br />
lines, AUDI AG is currently conducting a series<br />
of “pick-and-place task” tests with mobile robots.<br />
In order to fully benefit from the flexibility of these<br />
robots in a dynamic production environment, a<br />
self-organised reconfiguration mechanism has been<br />
developed. This mechanism is able to handle process<br />
changes in encapsulated software entities,<br />
and therefore offers new and desirable skills for<br />
practical operations, which can be deployed immediately.<br />
Kooperationspartner<br />
66<br />
67
Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik<br />
Roboterassistenz in der Montage<br />
probleMstellunG<br />
Mit der demographischen Entwicklung geht eine gewandelte<br />
körperliche Belastungsfähigkeit der Mitarbeiter<br />
der Produktion einher. Unergonomische, „rote“ Arbeitsplätze,<br />
bei welchen Lasten über 10 kg gehandhabt werden<br />
müssen, verursachen verstärkt Probleme. Dazu<br />
erhöhen steigende Modell- und Ausstattungsvielfalt die<br />
Teilevarianz am Montageband und damit das Risiko von<br />
Fehlverbauten am Fahrzeug. Der sehr geringe Automatisierungsgrad<br />
in der Montage und in der Logistik bietet<br />
ein hohes Potenzial für mobile Assistenzrobotersysteme,<br />
die dem Werker nicht-wertschöpfende Arbeiten, wie das<br />
Handhaben von schweren Lasten in der Produktion, abnehmen.<br />
Um die Nähe in der Zusammenarbeit zwischen<br />
Roboter und Mensch am Montageband zu ermöglichen,<br />
ist es notwendig, eine Gefährdung des Menschen durch<br />
den mobilen, autonomen Roboter auszuschließen.<br />
ZielsetZunG<br />
Ziel des Projekts ist es, eine Beispielapplikation der Assistenzrobotik<br />
in der Montage der AUDI AG zu realisieren<br />
und damit die Aktivitäten aus dem Forschungsprojekt<br />
„Mobile Robotik in der Vorkommissionierung“ fortzusetzen<br />
[5]. Aufbauend auf dem im vorangegangenen Projekt<br />
erstellten Prototyp (Abbildung 1) liegt der Schwerpunkt<br />
auf der Erstellung eines übergeordneten Sicherheitskon-<br />
zepts, welches die Gefährdung des Menschen in der unmittelbaren<br />
Umgebung des mobilen Roboters ausschließt<br />
und damit die Zusammenarbeit zwischen Mensch und<br />
Roboter ermöglicht.<br />
DURCHFÜHRUNG<br />
Als Demonstrator soll der Verbau einer Batterie am hängenden<br />
Fahrzeug realisiert werden. Dazu werden zwei<br />
Zwischenstufen des Szenarios realisiert, um die Komplexi-<br />
tät schrittweise zu erhöhen. Als letztes Szenario soll die<br />
Batterie durch einen mobilen Roboter autonom in das<br />
Fahrzeug für den Verbau fertig abgesetzt werden.<br />
Der wissenschaftliche Teil besteht in der Erstellung eines<br />
Multi-Sensor-Systems zur Überwachung der Umgebung<br />
des Roboters. Mobile Assistenzroboter benötigen eine<br />
entsprechend rigide Struktur zum Heben der Lasten.<br />
Diese hat jedoch im Falle eines Zusammenpralls mit<br />
dem Menschen eine gesundheitliche Schädigung durch<br />
Krafteinwirkung zur Folge. Hinzukommt, dass das gehandhabte<br />
Teil hinsichtlich Geometrie und Masse nicht<br />
beeinflusst werden kann und somit im Kollisionsfall zu<br />
Abbildung 1<br />
Prototypisches, mobiles Robotersystem<br />
einem erhöhten Verletzungsrisiko beiträgt. Damit es zu<br />
keinem Zusammenprall mit einem Hindernis oder dem<br />
Menschen in der Umwelt kommen kann, soll die Umgebung<br />
des Roboters überwacht werden, so dass eine Kollision<br />
ausgeschlossen werden kann. Dabei wird ein Multi-<br />
Sensor-System basierend auf PMD-Sensoren aufgebaut<br />
werden, das dem Roboter eine virtuelle Schutzhülle<br />
verleiht. PMD-Sensoren basieren auf dem TOF-Prinzip<br />
und bieten eine robuste, berechnungsarme Möglichkeit,<br />
Distanzen im Raum zu messen [4]. Die Überwachung<br />
statischer Industrieroboter in einem mit dem Menschen<br />
gemeinsam genutzten Arbeitsraum ist bereits realisiert<br />
worden [2, 1, 3]. Dazu wird die unmittelbare Umgebung<br />
des Industrieroboters nach unbekannten Hindernissen<br />
durchsucht und der geringste Abstand zu ihnen<br />
bestimmt (Abbildung 2). Mit dem Wissen über die geplante<br />
Bewegung des Roboters sowie Richtung und<br />
Abstand zu einem Hindernis, können reaktive Strategien,<br />
wie das Reduzieren der Geschwindigkeit oder das Umplanen<br />
der Roboterbahn angestoßen werden, um eine<br />
Kollision auszuschließen.<br />
Ziel der wissenschaftlichen Arbeit soll eine Adaptierung<br />
der Ergebnisse zur Überwachung statischer Industrieroboter<br />
auf mobile Assistenzroboter in der Automobilproduktion<br />
sein. Dazu werden die Daten mehrerer PMD-<br />
Sensoren miteinander fusioniert, um den begrenzten<br />
Öffnungswinkel der kameraähnlichen Sensoren und<br />
die durch den Roboter verursachten Verdeckungen zu<br />
kompensieren. Sensoren und mobile Roboter müssen<br />
dabei durch geeignete Modelle repräsentiert werden, um
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-259<br />
johann.schweiger@haw-ingolstadt.de<br />
zukünftige Entwicklungen in das resultierende Sicherheitskonzept<br />
einfließen zu lassen. Die Ergebnisse der<br />
wissenschaftlichen Arbeit sowie die Fusion mehrerer am<br />
Roboter angebrachter PMD-Sensoren sollen am nachgestellten<br />
Szenario des Batterieverbaus durch einen<br />
mobilen Assistenzroboter evaluiert werden.<br />
Abbildung 2<br />
Virtuelle Schutzhülle eines mobilen Roboters<br />
AUSBLICK<br />
Beim Einsatz mobiler Assistenzrobotersysteme in der<br />
Montage ergänzen sich die Stärken von Mensch und<br />
Roboter optimal. Die Kraft des Roboters macht das<br />
Handhaben von schweren Lasten durch den Menschen<br />
in Zukunft unnötig. Die feinen, komplexen sensorischen<br />
Fähigkeiten des Menschen sind in der Montage am Fahrzeug<br />
unerlässlich und können auch nicht automatisiert<br />
werden. Zusätzlich lassen sich Qualitätssicherungsmaßnahmen,<br />
wie das Scannen eines Barcodes, direkt vor<br />
dem Verbau mit in den teilautomatisierten Prozess integrieren.<br />
Die gewonnenen Sensordaten können für wei-<br />
terführende Interpretationen, wie die Erkennung des<br />
Menschen oder die Navigation, genutzt werden.<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Markus Fischer and Dominik Heinrich. Surveillance<br />
of Robots Using Multiple Colour or Depth Cameras<br />
with Distributed Processing. 2009.<br />
[ 2 ] Markus Fischer and Dominik Henrich. 3D Collision Detection<br />
for Industrial Robots and Unknown Obstacles<br />
Using Multiple Depth Images. 2009.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Max Stähr<br />
[ 3 ] F. Flacco and A. De Luca. Multiple Depth / presence<br />
Sensors: Integration and Optimal Placement for<br />
Human / Robot Coexistence. <strong>2010</strong>.<br />
[ 4 ] T. Moeller, H. Kraft, J. Frey, M. Albrecht and R. Lange.<br />
Robust 3D Measurement with PMD Sensors. Range<br />
Imaging Day, Zürich, 2005.<br />
[ 5 ] Stefanie Angerer, Johann Schweiger. Mobile Robotik<br />
in der Vorkommissionierung, IAF <strong>Forschungsbericht</strong>,<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong>, S. 56-57, 2008.<br />
AbstrAct<br />
Demographic changes and ergonomically detrimental<br />
work places require a flexible automation<br />
solution capable of sharing workspace with humans.<br />
Mobile service robots with the capacity to handle<br />
parts with weights over 10 kg may be a step in the<br />
right direction. The hazardous environment of a car<br />
assembly line requires some understanding of the<br />
surroundings in order to apply relevant response<br />
strategies to avoid collisions. Our approach is to<br />
observe the environment by way of a multi-sensor<br />
system to determine minimum distances to unknown<br />
obstacles.<br />
Kooperationspartner<br />
68<br />
69
Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik<br />
Ein neues Konzept zum Datenaustausch im mechatronischen<br />
Konstruktionsprozess von Fertigungsanlagen für die Automobilindustrie<br />
probleMstellunG<br />
Wie in vielen anderen Bereichen wird auch im Konstruktionsprozess<br />
von Fertigungsanlagen für die Automobilindustrie<br />
heute von einem mechatronischen Engineeringprozess<br />
gesprochen. Er umschreibt die zunehmende<br />
Kooperation der Ingenieursdisziplinen mechanische Kon-<br />
struktion, elektrische Konstruktion und Software-Erstellung,<br />
die ihre Arbeit mehr und mehr parallel erledigen,<br />
statt wie früher sequenziell zu arbeiten. Dabei gibt es<br />
kaum noch konstruktive Arbeitsschritte, die nicht mit Hilfe<br />
von Computern erledigt werden. Somit ist in einem mechatronischen<br />
Konstruktionsprozess nicht nur eine enge<br />
Kooperation der Ingenieure aller Disziplinen erforderlich,<br />
vor allem wächst auch der Bedarf, dass die eingesetzten<br />
Computersysteme besser kooperieren und ihre Daten<br />
austauschen. Im Fokus dieses Forschungsprojektes steht<br />
dabei die mechatronische Betriebsmittelkonstruktion von<br />
Karosseriebauanlagen für die Automobilindustrie.<br />
ZielsetZunG<br />
Ziel dieses Forschungsprojektes ist die Steigerung der<br />
Produktivität im Konstruktionsprozess von Fertigungsanlagen<br />
für die Automobilindustrie durch eine verbesserte<br />
Kooperation der einzelnen Ingenieursdisziplinen und einer<br />
verbesserten Integration der von ihnen eingesetzten<br />
Software-Tools.<br />
durchführunG<br />
Analyse des Anlagenerstellungsprozesses<br />
Zur Untersuchung der Anforderungen an eine Integrationslösung<br />
der im Erstellungsprozess von Karosseriebauanlagen<br />
eingesetzten Software-Tools wurden die<br />
zwischen den Ingenieursdisziplinen ausgetauschten Informationen<br />
analysiert. Diese Analyse hat ergeben, dass<br />
sich die Art und der Umfang der ausgetauschten Informationen<br />
sowohl von Anlagenprojekt zu Anlagenprojekt<br />
als auch innerhalb eines Projektes stetig verändern.<br />
Die Art der ausgetauschten Informationen orientiert sich<br />
bei vielen Schnittstellen an den Dokumenten, die vor<br />
dem breiten Einzug von computergestützter Konstruktion<br />
zwischen den einzelnen Disziplinen ausgetauscht<br />
wurden. Diese Dokumente sind z. B. Schaltpläne, Ablaufdiagramme<br />
oder Anlagenlayouts. Auch heute noch<br />
werden Schaltpläne, Ablaufdiagramme und Anlagenlayouts<br />
erstellt, jedoch werden diese Dokumente nicht<br />
mehr ausschließlich auf Papier festgehalten, sondern im<br />
Datei-Format des jeweiligen Konstruktionstools oder in<br />
einem Standard-Dateiformat (z. B. PDF) abgespeichert<br />
und als solches zwischen den Disziplinen ausgetauscht.<br />
Die Art der ausgetauschten Informationen ändert sich<br />
stetig durch die Ablösung oder Weiterentwicklung einzelner<br />
Software-Tools oder der Standard-Dateiformate.<br />
Der Umfang der ausgetauschten Informationen beschreibt<br />
den Grad der Vervollständigung der Konstruktions-<br />
unterlagen. Durch die zunehmende Parallelisierung der<br />
Arbeit innerhalb eines Anlagenprojektes werden vermehrt<br />
Zwischenergebnisse statt vollständig fertig gestellter<br />
Konstruktionsunterlagen weitergegeben.<br />
Analyse verfügbarer integrationslösungen<br />
Obwohl für Teilbereiche des Konstruktionsprozesses<br />
von Fertigungsanlagen bereits Integrationslösungen am<br />
Markt angeboten werden, existiert bis heute noch kein<br />
ganzheitlicher, mechatronischer Lösungsansatz [1]. Ein<br />
Grund dafür ist, dass es sehr schwierig ist, die Daten<br />
so zu strukturieren, dass die Anforderungen aller Disziplinen<br />
gleichermaßen berücksichtigt werden und zudem<br />
die Datenstruktur flexibel an wechselnde Rahmenbedingungen<br />
anpassbar ist. Eine disziplinübergreifende mechatronische<br />
Strukturierung von Daten ist bisher noch<br />
nicht umgesetzt [2] obwohl dies eines der wichtigsten<br />
Aspekte bei der Integration verschiedener Software-Tools<br />
ist [3].<br />
Grundsätzlich gilt jedoch, dass je ähnlicher die Datenstrukturen<br />
verschiedener Software-Tools sind, desto einfacher<br />
der Datenaustausch zwischen ihnen und somit<br />
ihre Integration zu realisieren ist [4]. Sind die Datenstrukturen<br />
verschiedener Software-Tools gleich, so können<br />
einzelne Informationen aus dem einen Tool 1:1 dem anderen<br />
Tool zugeordnet und dorthin transferiert werden.<br />
Sind im Gegensatz dazu die Datenstrukturen verschiedener<br />
Software-Tools unterschiedlich, so sind komplexere<br />
Zuordnungs- und Transferalgorithmen erforderlich.<br />
handlungsbedarf<br />
Wie bereits erwähnt, hat die Analyse des Anlagenerstellungsprozesses<br />
ergeben, dass sich Art und Umfang<br />
der zwischen den Ingenieursdisziplinen ausgetauschten<br />
Informationen sowohl von Anlagenprojekt zu Anlagenprojekt<br />
als auch innerhalb eines Projektes ändern. Die<br />
Analyse verfügbarer Integrationslösungen hat ergeben,<br />
dass die Umsetzung von Integrationslösungen in der<br />
industriellen Praxis vor allem durch die unterschiedlichen<br />
Datenstrukturen der eingesetzten Software-Tools<br />
erschwert und ein Datenaustausch somit aufwändige<br />
Transferalgorithmen erfordert.
Handlungsbedarf besteht somit darin, den Aufwand für<br />
die Erstellung und die Pflege von Transferalgorithmen<br />
zwischen Software-Tools so gering wie möglich zu halten.<br />
lösungskonzept und implementierung<br />
Zur Ermittlung der Gemeinsamkeiten aller Datenstrukturen<br />
wurden die einzelnen Software-Tools näher untersucht,<br />
die am Erstellungsprozess von Karosseriebauanlagen<br />
beteiligt sind. Dabei stellte sich heraus, das sich die<br />
hierarchische Struktur einer Karosseriebauanlage in den<br />
Datenstrukturen aller Software-Tools wieder findet.<br />
Diese gemeinsame Struktur bildet die Grundlage für den<br />
interdisziplinären Datenaustausch. Informationen, die darüber<br />
hinausgehen, werden zu Informationspaketen gebündelt.<br />
Ein Beispiel für ein solches Informationspaket ist<br />
eine so genannte „Vorrichtungskonfiguration“. Sie enthält<br />
die Informationen, die zwischen 3D-Detailkonstruktion<br />
und -Pneumatikkonstruktion ausgetauscht werden. Dazu<br />
gehört zum Beispiel die Bauart eines Ventils oder die Anzahl<br />
der Zylinder und Endlagenabfragen. Über den Aufbau<br />
der Tabelle sind Art und Umfang der ausgetauschten<br />
Informationen klar definiert und zwar mit Mitteln, wie sie<br />
von jedem Konstrukteur beherrscht werden. Diese Detail-<br />
informationen lassen sich mit Elementen der gemeinsa-<br />
men Struktur verknüpfen, damit ist eindeutig festgelegt,<br />
welches Element der gemeinsamen Struktur durch die<br />
Detailinformationen näher beschrieben wird.<br />
AusblicK<br />
Das Integrationskonzept, so wie es hier anhand der<br />
Schnittstelle zwischen 3D-Detailkonstruktion und -Pneumatikkonstruktion<br />
verdeutlicht wurde, lässt sich auch auf<br />
andere Bereiche ausweiten. Ein derartig organisierter<br />
Austausch von Informationen steigert die Produktivität im<br />
Konstruktionsprozess, zum einen durch die Verkürzung<br />
der Konstruktionszeit, weil Doppeleingaben vermieden<br />
werden und zum anderen, weil die Qualität der Konstruktionsunterlagen<br />
erhöht wird, da Fehlerquellen durch die<br />
manuelle Übertragung von Informationen ausgeschlossen<br />
sind.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schmidt<br />
Telefon: 0841 9348-256<br />
ulrich.schmidt@haw-ingolstadt.de<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Schuh, G.; Rozenfeld, H.; Assmus, D. & Zancul, E.<br />
(2008), “Process Oriented framework to Support PLM<br />
Implementation”, Computers in Industry 59 (2-3), 210-218.<br />
[ 2 ] Reuter, A.; Müller, V. & Verl, A. (<strong>2010</strong>), “Cross-disciplinary<br />
Engineering – Integration of Simulation Data<br />
in Mechatronic Component Models”, wt Werkstatts<br />
technik online 5, 399-406.<br />
[ 3 ] Brière-Côté, A.; Rivest, L. & Desrochers, A. (<strong>2010</strong>),<br />
“Adaptive Generic Product Structure Modelling for<br />
Design Reuse in Engineer-to-order Products”, Com-<br />
puters in Industry 61, 53-65.<br />
[ 4 ] Conrad, S.; Hasselbring, W.; Koschel, A. & Tritsch, R.<br />
(2006), Enterprise Application Integration, Elsevier,<br />
Spektrum Akad. Verl.<br />
AbstrAct<br />
Designing flexible, automated production facilities is<br />
a highly complex process that requires high levels of<br />
co-operation, involving all mechatronic disciplines:<br />
mechanical and electrical engineering as well as<br />
software development. All software tools used in<br />
this process must work together just as seamlessly<br />
as their users. One key issue in the implementation<br />
of currently available integration solutions is their<br />
mutually exclusive requirements for the mechatronic<br />
disciplines involved. In order to overcome such<br />
barriers in integration, this research project introduces<br />
a classification for exchanged into structural<br />
and detailed design information. This classification<br />
approach has been successfully applied in engineering<br />
design processes of body shop production<br />
lines for the automotive industry.<br />
Kooperationspartner<br />
70<br />
71
Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik<br />
Powermanagement in der Automobilproduktion<br />
einführunG<br />
In der Automobilproduktion wurden die Anlagen bisher<br />
vorwiegend funktionsorientiert gesteuert. Der Energieverbrauch<br />
der Anlagen spielte in den Steuerungskonzepten<br />
nur eine untergeordnete Rolle. Durch die steigenden<br />
Energiepreise und die gesellschaftspolitischen Ziele zur<br />
Reduktion des CO 2 -Ausstoßes gewinnt das Ziel der Energieeinsparung<br />
auch in der Automatisierungstechnik<br />
mehr und mehr an Bedeutung. Bei der AUDI AG wurde<br />
diese anstehende Herausforderung bereits in einer frühen<br />
Phase erkannt und entsprechende Zuständigkeiten<br />
geschaffen.<br />
probleMstellunG<br />
Trotz der unterschiedlichen Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />
in den letzten Jahren existiert noch kein ganzheit-<br />
liches System zur Energieeffizienz, welches Best-Practice-<br />
Maßnahmen und modernste Technik beinhaltet. Ferner<br />
fehlt eine Steuerungsplattform, die den Ressourcenverbrauch<br />
bei laufender Produktion anlagenübergreifend<br />
optimiert.<br />
Aus den oben genannten Gründen sollen, aufbauend<br />
auf den vorhandenen Erkenntnissen, erste Konzepte für<br />
ein Powermanagement in der Automobilproduktion erforscht<br />
werden, wobei primär zwei Bereiche im Vorder-<br />
Abbildung 1<br />
Vorgehensweise<br />
grund stehen. Erstens müssen die Planungsprozesse für<br />
neue Fertigungsanlagen so angepasst werden, dass die<br />
Forderung nach Energieeffizienz stärker berücksichtigt<br />
wird. Zweitens müssen die Steuerungsalgorithmen der<br />
Anlage um die Funktion zur Energieeinsparung erweitert<br />
werden.<br />
ZielsetZunG<br />
energieeffiziente planung<br />
Der Forschungsbedarf im Bereich der komponentenbasierten<br />
Planung liegt in der Erfassung und Systematisierung<br />
der energierelevanten Aspekte der Planungskomponenten.<br />
Das Ziel dabei ist es, projektunabhängige<br />
komponenten- bzw. anlagenweite Effizienzstrategien zu<br />
erarbeiten, wie z. B. Baugruppen, Anlagenabschaltung,<br />
Leichtbau, druckluftlose Anlagen etc. Zur Umsetzung dieser<br />
Strategien müssen die Hersteller bzw. Anlagenbauer in<br />
die Pflicht genommen werden. Um den Lieferanten gezielt<br />
Vorgaben machen zu können, sind die Einflussfaktoren<br />
auf die Energieeffizienz einer Anlage von Seiten der Planung<br />
zu ermitteln. Anhand dieser Einflussfaktoren müssen<br />
kontrollierbare Vorgaben gemacht werden können.<br />
Ein wichtiger Aspekt ist dabei die ganzheitliche Betrachtung,<br />
denn eine Optimierung aller Einzelbereiche führt<br />
nicht notwendigerweise zu einem Gesamtoptimum (vgl.<br />
[1]). Aus diesem Grund erfolgt eine Einteilung der Pro-
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Markus Bregulla (Projektleiter)<br />
Tel.: 0841 9348-389, markus.bregulla@haw-ingolstadt.de<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger (Projektleiter)<br />
Tel.: 0841 9348-259, johann.schweiger@haw-ingolstadt.de<br />
duktionsmaschinen und der dazugehörigen Peripherie in<br />
funktionale Komponenten, welche exemplarisch modelliert<br />
und simuliert werden, um verschiedene Szenarien<br />
darstellen zu können. Dadurch ist die Darstellung von<br />
ganzheitlichen Zusammenhängen realisierbar und es lassen<br />
sich die Auswirkungen durch geänderte Rahmenbedingungen<br />
(z. B. alternative Technologien) aufzeigen (vgl. [2]).<br />
Als nächster Schritt wird aus den Erkenntnissen der Simulation,<br />
Best-Practice-Methoden und neuen Technologien<br />
der Hersteller ein Software-basierter Energieberater<br />
konzipiert (Abbildung 1), der optimale und reproduzierbare<br />
Ergebnisse für die Planung liefert (Prämisse: Bisherige<br />
Zielsetzungen der Produktion, wie z. B. Zuverlässigkeit,<br />
müssen erhalten bleiben.). Dieses Grundgerüst wird<br />
durch fortwährende Eingabe der neuesten Erkenntnisse<br />
und Technologien zu einem sich selbst verbessernden<br />
System.<br />
Powermanagement Steuerungsalgorithmen<br />
Der Forschungsbedarf im Bereich der Steuerungsalgorithmen<br />
liegt vor allem im Bereich der verteilten Optimierung<br />
des Energieverbrauchs der Automatisierungskomponenten.<br />
Vorrangiges Ziel dabei ist es, die Automatisierungskomponenten<br />
so zu betreiben, dass sie einerseits ihren<br />
eigenen Energieverbrauch minimieren. Andererseits ist,<br />
wie bei der Planung, darauf zu achten, dass die isolierte<br />
Verbesserung des Energieverbrauchs der Automatisierungskomponenten<br />
nicht zum Anstieg des Gesamtverbrauchs<br />
führt. Daher müssen Algorithmen für eine anlagenübergreifende<br />
Optimierung des Energieverbrauchs<br />
erforscht werden.<br />
Die Voraussetzung für die Entwicklung derartiger Optimierungsalgorithmen<br />
ist ein detailliertes Verständnis der<br />
Produktionsanlagen und deren Vernetzung hinsichtlich<br />
des Energieverbrauchs. Man kennt bisher nur den überhöhten<br />
Gesamtenergieverbrauch und hat nur Vermutungen<br />
über dessen Entstehung. Folglich muss an ausgewählten<br />
Anlagenbereichen untersucht werden, welche<br />
Parameter in welchen Situationen dafür verantwortlich<br />
sind, dass sich der überhöhte Gesamtenergieverbrauch<br />
einstellt. Dies erfolgt mittels Messungen und Analysen,<br />
um anschließend die dabei identifizierten Parameter zu<br />
formalisieren und für die Übertragung auf andere Anlagenteile<br />
zu generalisieren.<br />
Basierend auf den identifizierten Parametern muss ein<br />
geeignetes Optimierungsverfahren erarbeitet werden.<br />
Aus den Sensorinformationen der Anlage errechnet der<br />
Algorithmus in Echtzeit die optimierten Eingangsgrößen<br />
für die Abläufe in den Speicherprogrammierbaren<br />
Steuerungen (SPS). Folglich planen die Algorithmen die<br />
Steuerungsvorgaben bereits im Voraus und geben diese<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Martin Bornschlegl<br />
Tel.: 0841 9348-594, martin.bornschlegl@haw-ingolstadt.de<br />
situationsspezifisch an die Anlagen weiter. Um Lastspitzen<br />
zu vermeiden, ist dabei die zeitliche Koordination der<br />
Anlagenabläufe ein wesentliches Optimierungskriterium.<br />
Die Propagierung der errechneten Aktionspläne zwischen<br />
den Optimierungsagenten ermöglicht eine konzertierte<br />
Anlagenfahrweise.<br />
Die Erforschung der Optimierungsalgorithmen erfolgt<br />
hardwareunabhängig, um die Übertragbarkeit und die<br />
Wiederverwendung der Programme zu gewährleisten.<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Schneidewind, Uwe: Zukunftsfähige Unternehmen –<br />
ein Bezugsrahmen. In: BUND und Unternehmens-<br />
Grün (Hrsg.): Zukunftsfähige Unternehmen – Wege<br />
zur nachhaltigen Wirtschaftsweise von Unternehmen,<br />
ökom Verlag, München 2002.<br />
[ 2 ] Bode, Helmut: MATLAB-Simulink, 2. Auflage, Vieweg<br />
+Teubner, Wiesbaden 2006.<br />
AbstrAct<br />
In the past, most production equipment was designed<br />
primarily with functional or safety aspects<br />
in mind, while energy consumption remained a<br />
secondary consideration. The situation has changed<br />
in recent years due to constant increases in<br />
energy prices and socio-political pressure to reduce<br />
CO 2 emissions, which is why AUDI AG intends to<br />
pursue research in various fields in an effort to optimise<br />
energy savings.<br />
Based on this objective, the project aims to improve<br />
overall energy efficiency without having to<br />
compromise on production targets. The project was<br />
therefore divided into two parts: one was to deal<br />
primarily with energy efficiency, while the other<br />
focussed on the redesign of planning processes.<br />
Their efforts will be supported by a software-based<br />
“energy consultant”, which will assist in the optimisation<br />
of control algorithms.<br />
Kooperationspartner<br />
72<br />
73
Kompetenzfeld<br />
Produktions- und Automatisierungstechnik<br />
Konzept zur sicheren Mensch-Roboter-Interaktion für mobile Roboter<br />
in industriellen Umgebungen<br />
einordnunG des VorhAbens<br />
Die Produktion in den Industrieländern ist durch einen hohen<br />
Automatisierungsgrad geprägt. Die Robotik war und<br />
ist ein Eckpfeiler in dieser Entwicklung. Allgemeine Veränderungen,<br />
wie zunehmende Produktindividualisierung<br />
und sich ändernde demographische Strukturen, bringen<br />
jedoch neue Anforderungen mit sich. So macht der demographische<br />
Wandel ergonomische Verbesserungen<br />
notwendig und die steigende Variantenvielfalt zwingt die<br />
Produktionsautomatisierung zu mehr Flexibilität.<br />
Ein vielversprechender Ansatz zur Lösung beider Probleme<br />
ist die mobile Robotik. Der Einsatz von mobilen<br />
Robotern führt allerdings dazu, dass die Arbeitsräume<br />
von Menschen und Robotern nicht mehr strikt getrennt<br />
werden können. Folglich gilt es, die durch die gemeinsame<br />
Nutzung des Arbeitsraums aufkommende Frage<br />
der Sicherheit für den Menschen zu adressieren.<br />
Im Rahmen des von der Europäischen Kommission geförderten<br />
Projektes LOCOBOT stellt sich die <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> dieser Aufgabe und entwickelt ein Sicherheitskonzept<br />
für die Interaktion zwischen Menschen und<br />
mobilen Robotern in industriellen Umgebungen.<br />
projeKtuMfeld<br />
Finanziert durch das siebte Rahmenprogramm der Euro-<br />
päischen Kommission hat es sich das Projekt zum Ziel<br />
gesetzt, eine flexible und kostengünstige Roboterplattform<br />
zur Unterstützung von manuellen Produktionsprozessen<br />
zu entwickeln. Die Plattform soll dabei nach dem<br />
Baukasten-Prinzip entstehen und somit der Anforderung<br />
nach einfacher Rekonfigurierbarkeit genügen.<br />
An dem zum 01.08.<strong>2010</strong> gestarteten Projekt sind neben<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> die Partner AUDI AG, FerRobotics<br />
GmbH, Festo AG, Heriot-Watt University, Politecnico<br />
di Milano, PROFACTOR GmbH, University of Edinburgh<br />
und Visual Components Oy beteiligt. Innerhalb der<br />
Projektlaufzeit von 36 Monaten soll die Plattform anhand<br />
von 3 typischen Anwendungsfällen in einem Produktionsaufbau<br />
bei der AUDI AG evaluiert werden.<br />
beschreibunG des VorhAbens<br />
Initial wird die <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> die von den LOCO-<br />
BOT-Szenarien ausgehenden Gesundheits- und Sicher-<br />
heitsgefährdungen identifizieren. Dabei werden geometrische<br />
Gefahrenzonen, gefährliche Geschwindigkeits- und<br />
Beschleunigungswerte, elektromagnetische Strahlungen<br />
und weitere Größen betrachtet. Ausgehend von den LO-<br />
COBOT-Szenarien werden auch die geltenden gesetzlichen<br />
Vorgaben und Standards recherchiert.<br />
Diese Werte bilden dann die Grundlage für eine Bewertung<br />
der Risiken sowie die anschließende Festlegung<br />
von risikovermeidenden oder -reduzierenden Strategien.<br />
Die Strategien werden durch das an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />
entwickelte Sicherheitskonzept in reaktive und<br />
proaktive Strategien unterteilt. Eine elementare Rolle für<br />
jegliche Sicherheitsstrategie spielt die Erkennung und<br />
das Tracking von Personen im Roboterumfeld, weshalb<br />
diese Thematik gesondert betrachtet wird.<br />
reAKtiVe sicherheit<br />
Aufgabe der reaktiven Sicherheit ist es, eine Kollision des<br />
Roboters mit seiner Umgebung oder sich selbst unter<br />
allen Umständen zu vermeiden. Um dies sicherzustellen,<br />
wird der Roboter mit mehreren PMD-Sensoren ausgestattet.<br />
Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf deren<br />
Platzierung, da die Positionierung der Sensoren entscheidenden<br />
Einfluss auf den Wahrnehmungsbereich<br />
des Systems hat.<br />
Auf Basis der Sensordaten wird dann permanent der Abstand<br />
zwischen Roboter und Umgebung überwacht. Fällt<br />
dieser Abstand unter einen als kritisch ermittelten Wert,<br />
so reduziert das Sicherheitssystem die Bewegungsgeschwindigkeit<br />
des Roboters bis hin zum Stillstand. Der<br />
kritische Abstand ist dabei von der aktuellen Roboterkonfiguration<br />
und -geschwindigkeit ebenso abhängig, wie<br />
vom Hindernis für das dieser Abstand ermittelt wurde. So<br />
ergeben sich beispielsweise für unterschiedliche Regionen<br />
des menschlichen Körpers verschiedene Abstände.<br />
personenerKennunG und trAcKinG<br />
Für die Gewährleistung umfassender Sicherheit sind<br />
zunächst die Schätzung der Position und das Tracking<br />
von menschlichen Objekten im erweiterten Umfeld des<br />
Roboters nötig. Zur Segmentierung des Menschen aus<br />
der Umgebung sowie zur Unterstützung der Positionsschätzung<br />
wird eine Fusion der Sensordaten aus Navigationssensoren<br />
(Laserscanner) und primär für die Interaktion<br />
mit dem Menschen vorgesehenen Videosensoren<br />
angestrebt. So kann beispielsweise die Kombination von<br />
Algorithmen zur Gesichtserkennung sowie zur Erkennung<br />
von Beinen im Umfeld des Roboters zur Klassifizierung von<br />
Objekten und dadurch zu einem frühzeitigen, sicherheits-<br />
gerichteten Verhalten des Roboters beitragen. Im Interaktionsbereich<br />
des Roboters soll ein detailliertes kinema-
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Johann Schweiger (Projektleiter)<br />
Telefon: 0841 9348-259<br />
johann.schweiger@haw-ingolstadt.de<br />
tisches Modell des Menschen aufgestellt und ein entsprechendes<br />
Template in die Messdaten der PMD-Kamera<br />
eingepasst werden.<br />
proAKtiVe sicherheit<br />
Ziel der proaktiven Sicherheit ist es, gefährliche Situationen<br />
bereits im Vorfeld zu erkennen und ihnen durch entsprechende<br />
Maßnahmen entgegen zu wirken. Grundlage<br />
dafür ist ein wissensbasiertes System, in dem Informationen<br />
über die Umgebung und den Roboter gesammelt<br />
und ausgewertet werden. Eine aktuell vorliegende Situation<br />
muss sowohl räumlich als auch in ihrem zeitlichen<br />
Zusammenhang repräsentiert werden. Dies beinhaltet<br />
die Modellierung von Arbeitsräumen, Arbeitsabläufen und<br />
menschlichem Verhalten. Das auf diese Weise beschriebene<br />
Grundwissen stellt dann die Ausgangsbasis für einen<br />
maschinellen Lernprozess dar. Durch diesen erlernt der<br />
Roboter typische Variationen in den Arbeitsprozessen<br />
ebenso wie typisch menschliche Adaptionen der Arbeitsschritte.<br />
AbstrAct<br />
Mobile Robots supporting human workers is an<br />
upcoming paradigm in industrial production environments.<br />
The resulting Human-Robot Interaction<br />
in a shared workspace demands concepts ensuring<br />
the safety of human workers. A concept of this<br />
kind is the objective of our activities for the LOCO-<br />
BOT project. Our strategy is based on a reactive<br />
safety component to ensure collision avoidance<br />
based on distance information, a ‘human recognition’<br />
component to detect and track the movement<br />
of human workers around the robot, and a proactive<br />
safety component that is able to classify individual<br />
situations and trigger an action.<br />
AcKnoWledGeMents<br />
The results presented were developed as part of<br />
the collaborative project LOCOBOT (Toolkit for<br />
building low-cost robot co-workers for assembly<br />
lines). This project is funded with financial support<br />
from the European Commission within the scope<br />
of the Seventh Framework Program (FP7-FoF.NMP.<br />
<strong>2010</strong>-1, Proposal No.: 260101).<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Inf. (FH) Christoph Straßmair<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. Maren Röttenbacher<br />
Dipl.-Ing. (FH) Max Stähr<br />
forschungsvorhaben<br />
74<br />
75
Kompetenzfeld<br />
Motor- und Antriebsstrang<br />
Forschungsvorhaben zur<br />
Ermittlung von motorischen Kraftstoffkennzahlen<br />
Seit etwa 80 Jahren werden Kraftstoffkennzahlen (Oktan-<br />
und Cetanzahl) in derselben Art und Weise bestimmt,<br />
indem genormte Prüfmotoren und analoge Messtechnik<br />
in Kombination mit definierten und etablierten Prüfroutinen<br />
angewendet werden. Die Anwendung dieses Verfahrens<br />
ist jedoch begrenzt und kann nicht ohne weiteres für neue<br />
Kraftstoffe und Kraftstoffzusammensetzungen eingesetzt<br />
werden.<br />
Der zunehmende Einsatz biogener Kraftstoffe im Bereich<br />
der Straßenfahrzeuge stellt eine unverzichtbare Möglichkeit<br />
dar, die knapper werdenden fossilen Energieträger<br />
zu sparen und den CO 2 -Ausstoß zu reduzieren. Um das<br />
Jahr 2006 wurde nach heutiger Einschätzung das Maximum<br />
der weltweiten Ölfördermenge („Peak Oil“) erreicht,<br />
woraus sich ein divergierendes Szenario zwischen Energiebedarf<br />
und geförderten fossilen Ressourcen ergibt.<br />
Die Differenz aus der Energienachfrage und dem fossilen<br />
Fördervolumen ist damit, durch alternative, vorwiegend<br />
Erneuerbare Energien zu decken.<br />
Abbildung 1<br />
CFR-Prüfmotor zur Klopffestigkeitsbestimmung von Ottokraftstoffen<br />
(links) und BASF-Prüfdieselmotor zur Untersuchung der<br />
Zündwilligkeit von Dieselkraftstoffen (rechts)<br />
Angesichts der Limitierung der Kohlendioxid-Emissionsziele<br />
der Europäischen Union wird neben weiteren Effizienzsteigerungen<br />
bis 2030 ein Anteil von 25 % biogen erzeugter<br />
Treibstoffe für den Fahrzeugeinsatz angestrebt,<br />
der sowohl durch Beimischung von Biokomponenten zu<br />
fossilen Kraftstoffen als auch durch den direkten Einsatz<br />
von Biokraftstoffen in Fahrzeugen erreicht werden soll.<br />
Allerdings besitzen diese Kraftstoffe sehr unterschiedliche<br />
Eigenschaften, die sich auf den Motorbetrieb deutlich aus-<br />
Abbildung 2<br />
Weltweite Ölfördermenge und „Peak Oil“<br />
wirken. Dies sind vor allem die Gemischbildung beeinflussenden<br />
Viskositätsunterschiede (insbesondere bei<br />
Pflanzenölen), eine deutlich höhere Verdampfungsenthalpie<br />
bei Methanol / Bioethanol aufgrund deren polarer Molekülstruktur<br />
gegenüber fossilen Benzinen und deutlich unterschiedliche<br />
Zündverzüge und Reaktionsgeschwindigkeiten<br />
bei der Verbrennung.<br />
Hierbei zeigen die bestehenden Prüfverfahren deutliche<br />
Schwächen bis hin zur Unmöglichkeit eines störungsfreien<br />
Motorbetriebs aufgrund schlechterer Gemischbildungseigenschaften<br />
einerseits sowie nicht mehr zeitgemäßer<br />
Betriebsverfahren und damit nur eingeschränkter<br />
Übertragbarkeit der Prüfresultate auf das motorische<br />
Zündverhalten der Kraftstoffe in heutigen Fahrzeugflotten<br />
andererseits.<br />
Darüber hinaus ist auch die zugehörige, über analoge Schaltkreise<br />
realisierte Analytik veraltet, die ihrerseits Schwä-<br />
chen und Unschärfen in der Anzeigegenauigkeit aufweist.<br />
Abbildung 3<br />
Analogmesskette des CFR-Prüfmotors
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Karl Huber<br />
Thermodynamik und Verbrennungsmotoren<br />
Telefon: 0841 9348-382, karl.huber@haw-ingolstadt.de<br />
Angespornt durch diese Umstände wurden in Voruntersuchungen<br />
seitens der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> mit Unterstützung<br />
der Bayernoil-Raffinerie in Neustadt erste Messungen<br />
unternommen. Diese bilden den Ausgangspunkt<br />
für weitere Forschungsaktivitäten, mit dem Ziel biogene<br />
Kraftstoffe in Bezug auf ihre Qualität für den Verbrennungsprozess<br />
heutiger Motoren exakt und wiederholbar<br />
zu bewerten.<br />
AbstrAct<br />
For the past 80 years, fuel characteristics have<br />
always been determined the same way, using standardised<br />
test engines and test metrology, combined<br />
with a predefined and well-established test<br />
routine. Car manufacturers and testing teams in<br />
refineries now agree that current testing methods<br />
may no longer be valid for modern fuel mixtures<br />
for Otto and Diesel engines, specifically with regard<br />
to turbo-charged engines. The final draft report of<br />
the Bio Fuels Research Advisory Council entitled:<br />
“Bio Fuels in the European Union. A Vision for 2030<br />
and Beyond” states that the European Union will<br />
be able to cover as much as 25 % of its fuel needs<br />
for road transport with clean and CO 2 -efficient bio<br />
fuels by 2030.<br />
In order to meet the ambitious target set by the EU<br />
for 2030, it will be necessary to update the measuring<br />
methods for knock intensity (gasoline fuels)<br />
and ignition delay (diesel engines). The objective<br />
here is to develop a concept suitable for production<br />
use, which can easily be adapted for current test<br />
engines (including all necessary engine modifications),<br />
and which will offer precise, reproducible<br />
data on bio fuel quality.<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Johann Hauber (Projektingenieur)<br />
76<br />
77
Kompetenzfeld<br />
Motor- und Antriebsstrang<br />
PC-ECU –<br />
Entwicklung eines PC-gestützten Steuergeräts für Verbrennungsmotoren<br />
einleitunG<br />
Abbildung 1<br />
Kommunikation Motor – Steuergerät, Stand der Technik<br />
Ohne Steuergeräte können moderne Verbrennungsmotoren<br />
mit ihrer hohen Anzahl an Aktuatoren und<br />
Sensoren nicht betrieben werden. Dabei ist unter einem<br />
Motorsteuergerät im eigentlichen Sinn, ein Regelgerät<br />
zu verstehen, welches einen definierten Motorzustand<br />
herstellt, indem es zwischen IST-Zustand (Messung<br />
mittels Sensoren) und SOLL-Zustand der Motormessdaten<br />
vergleicht und hieraus über die Rückkopplung<br />
die Aktuatoren stellt. Die SOLL-Zustände sind hierbei<br />
in Kennfeldern hinterlegt und durch Lösen von gekoppelten<br />
Differenzialgleichungssystemen werden die<br />
Stellgrößen bestimmt.<br />
Diese Steuergeräte werden heute ausschließlich von<br />
großen Konzernen, wie Bosch, Siemens, Delphi und<br />
Hitachi gefertigt, und als so genannte Black-Box an die<br />
Motoren- bzw. Fahrzeughersteller geliefert. Dies bedeutet,<br />
dass Software und Hardware eine proprietäre,<br />
unlösbare Einheit bilden (Abbildung 1). Eine Einflussnahme<br />
auf die im Steuergerät abgelegten Algorithmen, Modelle<br />
und Funktionen ist für Dritte nahezu unmöglich. In sehr<br />
eingeschränktem Umfang kann auf Funktionen oder<br />
Parameter im Steuergerät Einfluss genommen werden,<br />
wozu in der Regel teure Werkzeuge erforderlich sind und<br />
erhebliche Unterstützung durch den Steuergerätehersteller<br />
vorauszusetzen ist.<br />
Damit ist es für die Motoren- und Fahrzeughersteller,<br />
insbesondere aber für Forschungsinstitute, Hochschulinstitute<br />
und Unternehmen, die sich mit der Weiterentwick-<br />
Abbildung 2<br />
Kommunikation Motor – PC-gestütztes Steuergerät<br />
lung des Verbrennungsmotors beschäftigen, unmöglich<br />
auf diese Algorithmen, Modelle, Funktionen und Parameter<br />
Einfluss zu nehmen. Eine eigenständige Weiterentwicklung<br />
der Steuergerätetechnik ist ebenso nicht<br />
möglich.
Ansprechpartner<br />
Labor für Motoren und Fahrzeugtechnik<br />
Dipl.-Ing. (FH) Stefan Lichtenstern<br />
projeKtinhAlt<br />
Ziel dieses Forschungsprojekts ist deshalb, die Entwicklung<br />
eines Motorsteuergeräts, das über offene Schnittstellen<br />
sowohl zur Hardware als auch zur Software verfügt.<br />
Basierend auf einer Echtzeit-PC-Hardware und<br />
-Software wird ein PC-gestütztes Steuergerät (PC-ECU)<br />
für Verbrennungsmotoren entwickelt. Diese PC-ECU soll<br />
im vollen Ausbaustadium alle Regelfunktionen eines serienmäßigen<br />
Motorsteuergeräts übernehmen und über<br />
eine vollständig offene Hard- und Software-Architektur<br />
verfügen.<br />
Damit wird es möglich, eigene Betriebsstrategien und in-<br />
nermotorische Funktionsabläufe zu integrieren (Abbildung<br />
2). Im weiteren Verlauf soll diese Möglichkeit dazu genutzt<br />
werden, selbstadaptierende Software für eine zylinderdruckbasierte<br />
Motorsteuerung zu entwickeln.<br />
AbstrAct<br />
Modern combustion engines cannot run without<br />
control units because of their multitude of actuators<br />
and sensors. The control unit maintains a predefined<br />
engine state by comparing current engine<br />
values with nominal values, and adjusting engineintegrated<br />
actuators accordingly. Nominal values<br />
are stored in a data map, and the control unit calculates<br />
the required actuator parameters by way of<br />
differential equations.<br />
Next generation control units are produced exclusively<br />
by big name companies, and are delivered as<br />
“black boxes” to the various engine manufacturers,<br />
which is why third parties have no way to adjust<br />
the algorithms, model versions and functions stored<br />
in the control units, and engine manufacturers or<br />
research institutes are therefore unable to continue<br />
the development of control unit technology.<br />
The objective of this project is the development of<br />
an engine control unit with open source interfaces<br />
for hardware and software.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Karl Huber<br />
Telefon: 0841 9348 -382<br />
karl.huber@haw-ingolstadt.de<br />
Kooperationspartner<br />
78<br />
79
Kompetenzfeld<br />
Motor- und Antriebsstrang<br />
Neuartiges, hochdynamisches Kalibriersystem<br />
Zur Optimierung des Verbrennungsprozesses im Motor<br />
und damit zur Steigerung des thermischen Wirkungsgrades<br />
sind Kenntnisse über den Brennverlauf unverzichtbar.<br />
Aufwendige Druckverlaufsanalysen liefern hierzu die<br />
nötigen Berechnungsgrundlagen. Bei der Hochdruckindi-<br />
zierung wird der Zylinderinnendruck mit speziellen Sensoren<br />
erfasst. Da diese Hochdrucksensoren oftmals über<br />
einen längeren Zeitraum im Motor eingesetzt werden, ist<br />
eine regelmäßige Kalibrierung unerlässlich. Bei der Nieder-<br />
druckindizierung geht es um die Messung der Drücke in<br />
den Ansaug- und Abgasleitungen eines Verbrennungsmotors.<br />
Diese Druckverläufe sind die Grundlage zur Ladungswechselberechnung,<br />
die auch als Ladungswechsel-<br />
analyse bezeichnet wird und eine hohe Anforderung an<br />
die Messgenauigkeit der Sensoren stellt.<br />
Für die Kalibrierung von Drucksensoren werden aktuell<br />
zwei verschiedene Verfahren für den Niederdruck- und<br />
Hochdruckbereich angewendet. Beim Verfahren für den<br />
Niederdruckbereich wird Luft als Medium eingesetzt und<br />
mithilfe einer Vakuumpumpe aus der Kammer abgesaugt,<br />
um den nötigen Unterdruck zu erzeugen bzw. über einen<br />
Kompressor und Präzisionsdruckregler mit dem nötigen<br />
Überdruck beaufschlagt. Hohe Druckbereiche werden<br />
dagegen hydraulisch bei einer definierten und genormten<br />
Last oder Kraft generiert.<br />
Diese Verfahren, die standardmäßig bei den meisten Kali-<br />
brierdienstleistern zum Einsatz kommen, sind mit dem<br />
Nachteil verbunden, dass die Last meist statisch oder<br />
quasistatisch aufgeprägt wird und damit nicht den im Mo-<br />
torbetrieb anfallenden dynamischen Druckänderungen<br />
entspricht.<br />
Aufgrund dieser Defizite wurde eine Kalibriereinrichtung<br />
für Hoch- und Niederdrucksensoren entwickelt, welche in<br />
der Lage ist, dynamische Druckverläufe mit unterschiedlichen<br />
Formen und Druckniveaus abzubilden. Das Kalibrierverfahren<br />
basiert weiterhin auf dem Differenzprinzip<br />
zwischen einem hochgenauen Referenzsensor und den<br />
Testsensoren, welche zusammen in eine mit Öl gefüllte<br />
Druckkammer eingeschraubt werden.<br />
der konstruktive Aufbau des systems besteht grundsätzlich<br />
aus drei wichtigen Komponenten:<br />
. Druckkammer mit Hydrauliköl<br />
. Druckkolben<br />
Abbildung 1<br />
Konstruktiver Aufbau des Kalibriersystems und Aufbau der Gesamtmesskette<br />
. Linearmotor zum Antrieb des Druckkolbens
Ansprechpartner<br />
Labor für Motoren und Fahrzeugtechnik<br />
Dipl.-Ing. (FH) Duy Giap Tran<br />
Der nötige Druck wird hier nicht durch eine statische<br />
Last, sondern durch einen elektromechanisch betriebenen<br />
Druckkolben aufgebracht. Dies ermöglicht es,<br />
beliebige Druckverläufe mit verschiedenen Druckgradien-<br />
ten in der Prüfkammer zu erzeugen. Da das System in der<br />
Lage ist, hochfrequente Druckschwingungen zu generieren,<br />
können Sensoren unter motornahen Bedingungen<br />
kalibriert werden. Selbst die Kalibrierung unter hohen<br />
Temperaturen ist mit der verbauten Heizpatrone möglich.<br />
Für die genaue Temperaturregelung sorgt dabei ein<br />
Pt100-Widerstandsfühler sowie ein stetiger Temperaturregler.<br />
Durch den leistungsstarken Linearmotor, der sich vor<br />
allem durch eine kurze Ansprechzeit auszeichnet und<br />
eine konstruktiv kompakt ausgelegte Druckkammer<br />
kann das Kalibriersystem einen statischen Druck von bis<br />
zu 200 bar sowie einen dynamischen Druck mit einer<br />
Schwingungsfrequenz von 75 Hz bei einer maximalen<br />
Druckamplitude von 50 bar erreichen.<br />
Für Kalibrierungen im Niederdruckbetrieb wird ein zusätzlicher<br />
Spannungsumschalter in die Motoransteuerung integriert,<br />
der über eine entsprechend kurze Umschaltzeit<br />
verfügt. Somit erreicht das System auch beim Betrieb im<br />
Unterdruckbereich statisch einen relativ hohen Druckgradienten<br />
von bis zu 100 mbar / ms und einen Mindestabsolutdruck<br />
von 20 mbar. Dynamisch erzielt das System eine<br />
maximale Frequenz der Druckschwingung bis zu 20 Hz<br />
bei 40 mbar Mindestabsolutdruck.<br />
Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften (Verdampfungsdruck<br />
von 5,3*10-4 mbar) ist das Betriebsöl zur<br />
Unterdruckerzeugung bis zu 20 mbar hervorragend ge-<br />
eignet. Allerdings würde das Kalibriersystem diesen Mindestabsolutdruck<br />
nicht erzielen können, wenn die im Öl<br />
gelöste Luft genügend Zeit zum Ausgasen hätte. Aufgrund<br />
der Schwingungsfrequenz bei den dynamischen<br />
Tests bleibt dafür jedoch nicht genügend Zeit, sodass<br />
das Öl kurzzeitig auch unter dessen Ausgasungsdruck<br />
gebracht werden kann. So kann das Kalibrieren von Niederdrucksensoren<br />
auch bei sehr kleinen Absolutdrücken<br />
mit diesem System realisiert werden.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Karl Huber<br />
Telefon.: 0841 9348 -382<br />
karl.huber@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
In-depth knowledge of the combustion process is<br />
essential for optimising the combustion process<br />
in the engine and to increase thermal efficiency. A<br />
complex analysis of pressure patterns provides the<br />
necessary calculation parameters. Most importantly,<br />
this will include the metering of in-cylinder pressure<br />
with specialist sensors. These high-pressure sensors<br />
are used frequently in endurance tests, which<br />
is why they require periodic calibration.<br />
Pressure sensors are generally calibrated with static<br />
or quasi-static pressure patterns, although in<br />
running engines, pressure sensors are generally<br />
applied to detect high frequency or dynamic loads,<br />
which is why dynamic and periodic calibration is<br />
desirable and necessary.<br />
Because of this deficiency a calibration system for<br />
high and low pressure sensors was developed,<br />
which is capable to form pressure patterns dynamically<br />
and controlled. The calibration method<br />
is still based on the intrinsic difference between a<br />
high-precision reference sensor and test sensors<br />
that are screwed together in a pressure chamber<br />
filled with oil. Pressure is not generated by weight,<br />
but by a small piston which is accelerated by an<br />
electric linear engine.<br />
80<br />
81
Begeistert für Fortschritt<br />
Die Unternehmen der BAUER Gruppe – mit Sitz in Schroben hau sen – sind in drei Seg -<br />
menten weltweit tätig. Bauleistun gen sowie Herstellung und Vertrieb von Maschi nen für<br />
den Spezialtiefbau haben das Unternehmen groß gemacht. Hinzu kommt der Bereich<br />
Resources, der sich auf Wasser, Energie, Umwelt und Rohstoffe bezieht. Die Auf gaben<br />
der Bauer-Unternehmen umfassen damit „Dienstleistungen, Maschinen und Produkte für<br />
Boden und Grundwasser.“ Die BAUER AG ist ein börsennotiertes Unternehmen mit weltweit<br />
8.900 Mitarbeitern.<br />
Wir suchen laufend engagierte und motivierte<br />
Praktikanten/Diplomanden, Absolventen<br />
und Young Professionals (m/w)<br />
der Studiengänge Bauingenieurwesen Elektrotechnik Informatik<br />
Maschinenbau Betriebswirtschaft Wirtschaftsingenieurwesen<br />
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Neubau der kleinen<br />
Olympiahalle in München
Hinter dem Kompetenzfeld Werkstoff- und Oberflächentechnik<br />
stehen die vier Professoren Prof. Dr.-Ing. Christian<br />
Krä, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Prechtl, Prof. Dr. rer. nat.<br />
Christoph Strobl und Prof. Dr.-Ing. Ulrich Tetzlaff. Annähernd<br />
alle Untersuchungen, die bei metallischen Werkstoffen<br />
anfallen, können in dem sehr gut ausgestatteten<br />
Werkstofflabor durchgeführt werden. Von den beiden<br />
Lichtmikroskopen (Vergrößerung bis 1.000-fach) kann<br />
eines zusätzlich Strukturen dreidimensional darstellen.<br />
Auch die Vermessungen von Rauigkeiten, Kratzern u. ä.<br />
ist damit möglich. Das Rasterelektronenmikroskop mit<br />
EDX Analyse wird demnächst durch ein Röntgendiffraktometer<br />
(XRD) ergänzt. Feinste Phasenanalysen und die<br />
Ermittlung von Eigenspannungszuständen können hiermit<br />
gezielt durchgeführt werden. Für Legierungsanalysen<br />
steht sowohl eine RFA-Anlage als auch ein Funkenspektrometer<br />
zur Verfügung. Mikro- und Makrohärteprüfung<br />
werden mittlerweile durch ein ambulantes Prüfverfahren<br />
für die Härte ergänzt. Die mechanischen Kenngrößen<br />
werden mit einer Kerbschlagbiegeprüf- (max. 300 J und<br />
bis -40 °C) und zwei Zugprüfmaschinen (max. 250 kN)<br />
bestimmt. Abgerundet wird die Ausstattung durch verschiedene<br />
Wärmebehandlungsöfen (bis 1.300 °C).<br />
In einer studentischen Projektarbeit wurden zwei Zeitstandprüfstände<br />
wieder aufgebaut und modernisiert, so<br />
dass jetzt entsprechende Versuche bis zu Temperaturen<br />
von 1.000 °C möglich sind. Eine Besonderheit stellt die<br />
Möglichkeit dar, das Kriechverhalten von Werkstoffen<br />
sowohl unter konstanter Kraft als auch unter konstanter<br />
Spannung zu untersuchen.<br />
Mit Hilfe der Dynamischen<br />
Differenzkalorimetrie werden<br />
thermoanalytische Un-<br />
tersuchungen speziell an<br />
Kunststoffen, aber auch<br />
anderen Werkstoffen vorgenommen.<br />
Für Kunststoffproben<br />
steht eine kleine<br />
Kerbschlagbiegeprüfmaschine<br />
mit maximal 25 J<br />
zur Verfügung. Eine PVD-<br />
Anlage und eine Versuchs-<br />
galvanik werden zur Unter-<br />
suchung von Beschichtungen<br />
und entsprechenden<br />
Verfahren eingesetzt.<br />
Kompetenzfeld<br />
Werkstoff- und Oberflächentechnik<br />
Überblick<br />
Abbildung 1<br />
Tribometer<br />
Die Salzsprühkammer hat ein Volumen von 0,4 m 3<br />
(740 mm x 850 mm x 570 mm) und deckt einen Temperaturbereich<br />
bis 50 °C ab. Die detaillierte Untersuchung<br />
von Korrosionsvorgängen ermöglicht ein entsprechend<br />
ausgestatteter Elektrochemiemessplatz.<br />
Abbildung 2<br />
Kristalline CVD-Diamantbeschichtung vor (links) und nach (rechts)<br />
einer Tribologiebelastung (trocken, Laufzeit 2 Stunden), Vergröße-<br />
rung ca. 5.500-fach<br />
Die Ausstattung des Schweißlabors reicht vom konventionellen<br />
Autogenschweißen über verschiedene Schutzgasschweißverfahren,<br />
einer Punktschweißzange bis hin<br />
zu einer Laserschweißanlage. Eine Versuchsgalvanik und<br />
eine PVD-Anlage werden für Arbeiten im Bereich der<br />
Oberflächentechnik eingesetzt. Die Untersuchung von<br />
verschiedenen Reibpartnern erlaubt ein Tribometer mit<br />
den verschiedensten Versuchsbedingungen.<br />
Ein dreitägiges Schadensseminar, das seit fünf Jahren in<br />
Zusammenarbeit mit dem Haus der Technik Essen jeweils<br />
im Frühjahr und Herbst durchgeführt wird, erfreut<br />
sich großer Beliebtheit.<br />
Das Leistungsangebot des Kompetenzfelds umfasst alle<br />
Aspekte, die Fragen metallischer Werkstoffe betreffen,<br />
insbesondere die Untersuchungen von Schadensfällen,<br />
Korrosions- und Verschleißproblemen, aber auch Hochtemperaturanwendungen.<br />
Forschungsarbeiten sind bzw.<br />
werden bisher vor allem auf dem Gebiet der Oberflächen-<br />
technik in der Entwicklung von Korrosionsschutzschichten<br />
hochfester Bleche durchgeführt.<br />
82<br />
83
Forschungsschwerpunkt<br />
Leistungselektronik<br />
Optimierung leistungselektronischer Wandler und Systeme<br />
für automobile Anwendungen<br />
Die Leistungselektronik ist bereits heute fester Bestandteil<br />
in modernen Kraftfahrzeugen und ihr Anteil wird in den<br />
nächsten Jahren weiter zunehmen. Dies betrifft nicht nur<br />
den Bereich der Elektro- und Hybridfahrzeuge, bei denen<br />
elektrische Energienetze mit sehr großen Leistungen für<br />
die elektrischen Antriebsmaschinen gefordert werden,<br />
sondern auch die klassischen Fahrzeuge mit Verbrennungskraftmaschinen,<br />
bei denen zunehmend Hilfsaggregate<br />
dezentral durch elektrische Maschinen angetrieben<br />
werden, um die Effizienz der Systeme zu steigern und<br />
Kraftstoff einzusparen.<br />
Wesentliche leistungselektronische Komponenten in<br />
derzeitigen Kraftfahrzeugen sind Steuergeräte zur Ansteuerung<br />
und Regelung elektrischer Maschinen. Dies<br />
beinhaltet Wechsel- und Gleichrichter für Drehfeld- und<br />
Gleichstrommaschinen, wie sie in vielfältigen Anwendungen<br />
im Kraftfahrzeug eingesetzt werden, z. B. zum<br />
Antrieb von Pumpen, Ventilatoren und für Positionieraufgaben.<br />
Auch Gleichspannungswandler werden heute<br />
in Kraftfahrzeuge integriert, um Verbraucher mit unterschiedlichem<br />
Spannungsniveau im elektrischen Energienetz<br />
betreiben zu können.<br />
Durch die steigende Anzahl elektrischer Verbraucher<br />
muss das elektrische automobile Energienetz für immer<br />
größere Leistungen ausgelegt werden. Bei schnellem<br />
Ein- und Ausschalten von Verbrauchern mit hoher Leistung<br />
entstehen große Stromimpulse, die zu Spannungsschwankungen<br />
im elektrischen Energienetz führen können.<br />
Der Generator kann diese Spannungsschwankungen<br />
nicht ausgleichen. Seine Leistungsabgabe kann nicht<br />
beliebig schnell geändert werden, um Auswirkungen<br />
auf das Antriebsmoment der Verbrennungskraftmaschine<br />
und damit das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs zu be-<br />
grenzen. Bei derzeitigen elektrischen Energienetzen muss<br />
daher die Batterie die großen pulsförmigen Stromspitzen<br />
übernehmen. Besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang<br />
auch die Rekuperation, d. h. die Energierückgewinnung<br />
beim Abbremsen des Fahrzeugs und<br />
der Start-Stop-Betrieb der Verbrennungskraftmaschine.<br />
Neue Architekturen für elektrische Energienetze in Kraftfahrzeugen<br />
sind daher notwendig, um die steigenden<br />
Anforderungen bewältigen zu können. Dabei werden<br />
sowohl Systeme zur Stabilisierung der Netzspannung<br />
eingesetzt, als auch Systeme zur Reduzierung der pulsförmigen<br />
Stromaufnahme von Verbrauchern hoher Leistung<br />
notwendig. Gleichzeitig müssen Redundanzen im<br />
Energienetz vorgehalten werden, um sicherheitsrelevante<br />
Verbraucher bei einem Stromausfall noch zuverlässig<br />
betreiben zu können. Die Leistungselektronik ist daher<br />
eine Schlüsseltechnologie für die Realisierung der neuen<br />
Energienetzstrukturen im Kraftfahrzeug. Dabei spielen<br />
Kosten, Zuverlässigkeit und die rauen Umgebungsbedingungen<br />
im Fahrzeug eine große Rolle bei der Entwicklung<br />
optimaler Systeme und Komponenten [1].<br />
Im Forschungsschwerpunkt „Optimierung leistungselektronischer<br />
Wandler und Systeme für automobile Anwendungen“<br />
werden im Labor für elektrische Maschinen<br />
und Leistungselektronik unter der Leitung von Prof. Dr.<br />
Johannes Pforr seit einigen Jahren unterschiedliche Forschungsprojekte<br />
durch mehrere Mitarbeiter bearbeitet.<br />
Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die laufenden<br />
Projekte gegeben.<br />
1) optiMierunG Von<br />
hochleistunGsspAnnunGsWAndlern<br />
für KrAftfAhrZeuGe<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Stadler<br />
Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Utz<br />
Erste Aktivitäten zur Optimierung von Hochleistungsspannungswandlern<br />
wurden bereits 2004 an der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> in Kooperation mit der AUDI AG begonnen.<br />
Bei reduzierten Kosten, Volumen und Gewicht<br />
soll ein extrem hoher Wirkungsgrad und damit geringe<br />
Verluste bei diesen Wandlern erreicht werden. Durch das<br />
reduzierte Volumen und die geringen Verluste lassen sich<br />
diese Wandler optimal in die Fahrzeuge integrieren.<br />
Um das Volumen der Wandler zu reduzieren, wurden<br />
Multiphasenwandler mit gekoppelten Induktivitäten entwickelt<br />
[2]. Bei entsprechender Ansteuerung können<br />
bei diesen Wandlern die benötigten induktiven und kapazitiven<br />
Filterkomponenten sehr klein gewählt werden,<br />
ohne große Wechselströme in den Filterkomponenten<br />
zu erhalten [3]. Dadurch werden die Verlustleistungen im<br />
Wandler im gesamten Arbeitsbereich reduziert und es<br />
wird eine sehr hohe Dynamik erreicht. Die optimierten<br />
21.8mm<br />
Anschlüsse der anderen Phasen<br />
Connections of other phases<br />
Connections of phase I<br />
Anschluss der Phase 1<br />
U e<br />
36.7mm<br />
63.2mm<br />
C e<br />
Gekoppelte<br />
Induktivität<br />
Abbildung 1<br />
Multiphasenwandler mit gekoppelter Induktivität<br />
C a<br />
U a
Wandler können hervorragend zur Entlastung und Stabilisierung<br />
des elektrischen Energienetzes im Kraftfahrzeug<br />
eingesetzt werden. Abbildung 1 zeigt einen typischen<br />
Gleichspannungswandler mit 6 Phasen und gekoppelter<br />
Filterinduktivität.<br />
Diese Technologie wurde in den letzten zwei Jahren<br />
in Zusammenarbeit mit der Automobilzulieferindustrie<br />
erfolgreich umgesetzt und bereits in unterschiedlichen<br />
Fahrzeugen erprobt. Derzeitige Forschungsaktivitäten<br />
befassen sich mit der Optimierung der Aufbautechnologie<br />
der Wandler, der weiteren Reduzierung des<br />
Volumens und der Verlustleistung durch Anwendung<br />
innovativer Regelungstechnik [4] und Optimierung des<br />
Schaltverhaltens der eingesetzten Halbleiter [5].<br />
2) spAnnunGsstAbilisierunG<br />
durch innoVAtiVen „floAtenden“<br />
WAndler<br />
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Hackner<br />
Abbildung 2<br />
„Floatender“ Wandler zur Energienetzstabilisierung<br />
In diesem Projekt wurde ein Wandler speziell für die<br />
Stabilisierung der Energienetzspannung sensibler Verbraucher<br />
optimiert. Der „floatende“ Wandler besteht aus<br />
einer Vollbrücke mit einem Doppelschichtkondensator<br />
als Energiespeicher [6] (Abbildung 2). Er wird in Reihe<br />
zu den ausgewählten Verbrauchern geschaltet und hat<br />
im Gegensatz zu klassischen Wandlertopologien keinen<br />
Bezug zur Fahrzeugmasse. Dadurch ergibt sich ein besonders<br />
kostengünstiger und kleiner Wandler mit sehr<br />
großer Stromtragfähigkeit und sehr hohem Wirkungsgrad.<br />
Durch den „floatenden“ Betrieb des Wandlers können<br />
Halbleiter mit sehr geringen Sperrspannungen verwendet<br />
werden (Abbildung 2).<br />
Der „floatende“ Wandler arbeitet im Energienetz wie<br />
eine zu den Verbrauchern in Reihe geschaltete regelbare<br />
Spannungsquelle und kann daher die an den Verbrauchern<br />
anliegende Spannung konstant halten. Durch die<br />
im Doppelschichtkondensator gespeicherte Energie<br />
können kurzfristige Spannungseinbrüche und Spannungsüberhöhungen<br />
ausgeglichen werden, wie sie z. B.<br />
bei Start-Stop und Rekuperation entstehen. Die erarbeitete<br />
Technologie wird in Zusammenarbeit mit der AUDI<br />
AG und der Automobilzulieferindustrie für den Serieneinsatz<br />
im Fahrzeug vorbereitet.<br />
3) inteGrierter WAndler<br />
Zur AnsteuerunG Von<br />
drehfeldMAschinen<br />
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Hackner<br />
Die dynamische Entkopplung der dem elektrischen Energienetz<br />
entnommenen Leistung von der Leistungsaufnahme<br />
eines ausgewählten Verbrauchers steht hier im<br />
Vordergrund. Dadurch kann die Entstehung pulsförmiger<br />
Ströme im elektrischen Energienetz vermieden werden<br />
und die Batterie wird entlastet.<br />
Am Beispiel der elektrischen Lenkunterstützung wurden<br />
unterschiedliche Methoden systematisch untersucht<br />
und bewertet. Die Ergebnisse führten zur Entwicklung<br />
einer innovativen Ansteuerungsmethode für Drehfeldmaschinen,<br />
bei der der Wechselrichter gleichzeitig als Aufwärtswandler<br />
verwendet wird, um dadurch eine höhere<br />
und variable Zwischenkreisspannung zu erzeugen [7].<br />
Dieser Integrierte Wandler nutzt den Energieinhalt des<br />
Zwischenkreiskondensators für die Leistungsentkopplung<br />
optimal und maximiert die dynamische Leistungsentkopplung.<br />
Abbildung 3 zeigt das Schaltbild des Integrierten<br />
Wandlers mit Drehfeldmaschine.<br />
Abbildung 3<br />
Integrierter Wandler<br />
84<br />
85
Forschungsschwerpunkt<br />
Leistungselektronik<br />
Ziel des im Januar 2008 mit der AUDI AG gestarteten Forschungsprojekts<br />
„Optimierung des Integrierten Wandlers<br />
zur Ansteuerung von Drehfeldmaschinen am Beispiel der<br />
elektrischen Lenkunterstützung“ ist die Entwicklung von<br />
Konzepten für ein dynamisches Energiemanagement mit<br />
dem Integrierten Wandler als Schlüsselkomponente zur<br />
Ansteuerung von Drehfeldmaschinen.<br />
Die theoretischen und experimentellen Ergebnisse der<br />
bisherigen Arbeiten sind sehr vielversprechend und zeigen<br />
die Vorteile dieser Technologie. Dies beinhaltete neben<br />
der Vermeidung einer pulsförmigen Stromaufnahme der<br />
Lenkunterstützung auch weitere Vorteile, wie z. B. eine<br />
höhere Zwischenkreisspannung des Wechselrichters<br />
und die Möglichkeit zur Realisierung einer redundanten<br />
Stromversorgung. Als Drehfeldmaschinen wurden sowohl<br />
Asynchron- als auch Synchronmaschinen betrachtet.<br />
Im weiteren Projektverlauf werden die erarbeiteten<br />
Technologien optimiert und es erfolgt die Implementierung<br />
und Erprobung im Kraftfahrzeug.<br />
4) innoVAtiVe eleKtrische<br />
enerGienetZe für KrAftfAhrZeuGe<br />
Prof. Dr. Johannes Pforr<br />
Hier wird das Zusammenspiel mehrerer unterschiedlicher<br />
Wandler im elektrischen Energienetz untersucht. Im Vordergrund<br />
steht die Optimierung des Systemverhaltens im<br />
Hinblick auf die neuen Anforderungen an die modernen<br />
elektrischen Energienetze. Ziel ist die Erarbeitung möglichst<br />
effizienter Energienetzstrukturen basierend auf den<br />
bereits erarbeiteten Systemkomponenten.<br />
5) led beleuchtunGssysteMe<br />
für KrAftfAhrZeuGe<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Thomas<br />
Moderne Beleuchtungssysteme in Kraftfahrzeugen werden<br />
verstärkt durch den Einsatz von Licht emittierenden Dioden<br />
(LEDs) realisiert. Auf Grund der rapiden Wirkungsgradsteigerung<br />
so genannter Hochleistungs-Leuchtdioden bieten<br />
sich immer mehr Einsatzmöglichkeiten im Automobil.<br />
Der geringe Bauraumbedarf von Leuchtdioden liefert<br />
neue gestalterische Freiheiten im Design der Kraftfahrzeugbeleuchtung.<br />
Für eine LED-Leuchte kann hierbei<br />
eine Vielzahl einzelner LEDs miteinander verschaltet und<br />
in das Fahrzeugdesign integriert werden. Des Weiteren<br />
erreichen Leuchtdioden eine extrem hohe Lebensdauer<br />
und Zuverlässigkeit, welche die Betriebsstunden eines<br />
Kraftfahrzeugs bei weitem übersteigt.<br />
Um die technischen Möglichkeiten der LED-Technologie<br />
im Kraftfahrzeug vollständig zu nutzen, werden unterschiedliche<br />
Methoden der elektrischen Ansteuerung [8, 9]<br />
und der Kontaktierung der räumlich verteilten Leuchtdioden<br />
untersucht und optimiert. Hierbei sollen Wege gefunden<br />
werden, eine ideale Integration der Beleuchtung<br />
in das Fahrzeugdesign zu ermöglichen. Abbildung 4 zeigt<br />
die Explosionsansicht einer typischen automobilen Heckleuchte.<br />
Abbildung 4<br />
Explosionsansicht einer Heckleuchte<br />
Ziel des, im Oktober 2007 mit der AUDI AG gestarteten,<br />
Forschungsprojektes „Innovative Ansteuerung, Energieverteilung<br />
und Kontaktierung moderner LED-Beleuchtungssysteme<br />
für Kraftfahrzeuge“ ist die Entwicklung eines<br />
Konzepts zur Ansteuerung und Kontaktierung räumlich<br />
verteilter Leuchtdioden in Beleuchtungssystemen für<br />
Kraftfahrzeuge. Dies beinhaltet die Leistungselektronik<br />
zur Ansteuerung der LEDs, ein System zur Verteilung der<br />
Energie an die einzelnen LED-Chips und bei Systemen<br />
großer Leistung ein Konzept zur Abführung der entstehenden<br />
Verlustleistung.<br />
ZusAMMenfAssunG<br />
Die Bedeutung der Leistungselektronik in modernen<br />
Kraftfahrzeugen nimmt weiter zu. Wesentliche Motivation<br />
für den Einsatz einer zunehmenden Anzahl leistungselektronischer<br />
Komponenten und Systeme sind die wachsenden<br />
Anforderungen an eine Reduktion des Kraftstoffverbrauchs<br />
bei gleichzeitiger Erhöhung des Fahrkomforts.<br />
Diese Entwicklung führt zu einer Dezentralisierung von<br />
Nebenaggregaten, die nicht mehr über einen Riemen
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Stadler<br />
Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Utz<br />
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Hackner<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Thomas<br />
direkt mit der Verbrennungskraftmaschine verbunden,<br />
sondern mit Hilfe einzelner elektrischer Maschinen individuell<br />
angetrieben werden. Die notwendige Energie<br />
für diese Nebenaggregate wird nur dann zur Verfügung<br />
gestellt, wenn sie wirklich benötigt wird. Im vorgestellten<br />
Forschungsgebiet „Optimierung leistungselektronischer<br />
Wandler und Systeme für automobile Anwendungen“<br />
werden für die zukünftigen automobilen Energienetze innovative<br />
Konzepte leistungselektronischer Komponenten,<br />
wie z. B. Hochleistungsspannungswandler und Wechselrichter<br />
für Drehfeldmaschinen und neue Energienetzstrukturen<br />
für Kraftfahrzeuge erarbeitet und optimiert. Die<br />
vorgestellten Projekte werden in Zusammenarbeit mit<br />
der Automobilindustrie und der Automobilzulieferindustrie<br />
durchgeführt.<br />
dAnKsAGunG<br />
Besonderer Dank gilt der AUDI AG für die Unterstützung<br />
von Forschungsprojekten in den folgenden Bereichen:<br />
„Optimierung von Hochleistungswandlern für Kraftfahrzeuge“,<br />
„Integrierter Wandler zur Ansteuerung von Drehfeldmaschinen“<br />
und „LED-Beleuchtungssysteme für<br />
Kraftfahrzeuge“. Für die Unterstützung des Forschungsprojekts<br />
im Bereich „Optimierung von Hochleistungswandlern<br />
für Kraftfahrzeuge“ gilt ein besonderer Dank<br />
der Flextronics Automotive GmbH & Co. KG.<br />
literAturVerZeichnis<br />
[ 1 ] Wallentowitz H., Reif K., „Handbuch Kraftfahrzeugelektronik“,<br />
Vieweg, ISBN-13 978-3-528-03971-4,<br />
S. 301-309.<br />
[ 2 ] Stadler M., Pforr J., “Multi-Phase Converter for Wide<br />
Range of Input Voltages with Integrated Filter Inductor”,<br />
12th IEEE EPE, 2006.<br />
[ 3 ] Stadler M., Utz S., Pforr J., “Filter Optimization for<br />
Multi-phase DC-DC Converter in Automotive Energy<br />
Backup System”, 24th IEEE APEC, USA, 2009<br />
[ 4 ] Utz S., Stadler M., Pforr J., “Active Phase Shift Control<br />
of Multi-phase Converters with Coupled Inductors<br />
to Minimize Input Current Sub-harmonics”, 15th IEEE<br />
EPE, 2009.<br />
[ 5 ] Utz S., Hackner T., Pforr J., “A Novel Tri-State Driver<br />
to Improve the Switching Performance in Automotive<br />
Converter“, 16th IEEE EPE, <strong>2010</strong>.<br />
[ 6 ] Hackner T., Pforr J., “A Novel Approach to Stabilize<br />
the Automotive Energy Net Using a Floating Converter”,<br />
PCIM, Germany, <strong>2010</strong>.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Johannes Pforr<br />
Telefon: 0841 9348-381<br />
johannes.pforr@haw-ingolstadt.de<br />
[7 ] Hackner T., Pforr J., “Comparison of Topologies to<br />
Drive the Machine of an Automotive Electrical Power<br />
Steering with Higher Voltage Levels”, IEEE ECCE, USA,<br />
2009.<br />
[ 8 ] Thomas W., Pforr J., “LED-Driver with Integrated<br />
Dimming Feature and its Influence on Chromaticity<br />
Values”, PCIM, Germany, 2009.<br />
[ 9 ] Thomas W., Pforr J., “A Novel Current Sharing Method<br />
for Automotive LED-Lighting System”, 15 th IEEE<br />
EPE, 2009.<br />
AbstrAct<br />
Demand for electrical power in automobiles increases<br />
every year. As a consequence, new structures<br />
for the electrical distribution networks in vehicles<br />
are continuously being discussed and introduced.<br />
Power electronics will generally play a major role in<br />
improving the performance of the electrical power<br />
supply, and the demand on power electronic components<br />
is expected to rise dramatically over the<br />
coming years. The research activities at the laboratory<br />
for power electronics and electrical machines<br />
at the University of Applied Science in <strong>Ingolstadt</strong><br />
are focussed on the development, simulation and<br />
optimisation of innovative DC-DC and DC-AC converter<br />
topologies and multi-converter systems for<br />
automotive applications.<br />
86<br />
87
Forschungsschwerpunkt<br />
Logistik<br />
Innerbetriebliche Entsorgungslogistik —<br />
Effizientes Entsorgungskonzept zur Wertschöpfungskonzentration<br />
Der konjunkturbedingte Abschwung hat die Automobilindustriebranche,<br />
die bereits seit Jahren mit enormen<br />
Herausforderungen zu kämpfen hatte, besonders hart<br />
getroffen. Schon im Jahr 2007 setzte bei nahezu allen<br />
Herstellern und großen Zulieferunternehmen ein Umbruch<br />
zur konsequenten Wertschöpfungsorientierung ein.<br />
Ganzheitliche Konzeptionen mit dem Grundsatz „ziehen<br />
– takten – fließen“ von innen nach außen, also line-back<br />
vom Arbeitsplatz bis in die Tiefe der Supply Chain, befinden<br />
sich seither in der Umsetzung. Die entsorgungslogistischen<br />
Prozesse wurden bisher weitgehend vernachlässigt,<br />
stellen aber im Rahmen der Gesamtkonzeption<br />
nicht zu unterschätzende Störfaktoren dar.<br />
Die Entsorgungslogistik beschäftigt sich mit der Anwendung<br />
von Logistikkonzeptionen auf Reststoffe. Insbesondere<br />
die innerbetriebliche Entsorgungslogistik spielte<br />
hierbei in der Vergangenheit eine untergeordnete Rolle.<br />
In einem industriellen Produktionsbetrieb (insbesondere<br />
Montagebetriebe) ging man bisher von einem so genannten<br />
„Mitnahmeeffekt“ aus. Einwegverpackungen wurden<br />
von der physischen Versorgungslogistik mit dem zurück-<br />
zuführenden Leergut aus den Montagebereichen verbracht,<br />
in Container und Pressen entleert und unter<br />
Berücksichtigung gesetzlicher Umweltauflagen an den<br />
externen Entsorger übergeben. Die innerbetrieblichen<br />
Prozesse zur Entsorgung des Restmülls werden überwiegend<br />
getrennt gehandhabt.<br />
Die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprozesses wurde bisher<br />
nahezu ausschließlich anhand der Kosten des externen<br />
Entsorgers bewertet.<br />
In nahezu allen größeren Produktionsbetrieben wurden in<br />
den letzten Jahren Produktionssysteme etabliert. Deren<br />
Umsetzung dauert in den meisten Fällen noch an, da die<br />
vielen Methoden und Bausteine zunächst von allen Mitarbeitern<br />
im Unternehmen verinnerlicht werden müssen,<br />
ehe der gravierende Umbruch schrittweise und nachhaltig<br />
zum gewünschten Erfolg führt.<br />
Im Rahmen des Projektes wurde die Entsorgungslogistik<br />
vom Arbeitsplatz, dem so genannten Anfallort, bis zur<br />
externen Entsorgung einer detaillierten Ist-Analyse unterzogen.<br />
Jeder Standort eines Abfallbehälters und jeder<br />
Handhabungsschritt wurde erfasst. Die Beeinflussung<br />
der Wertschöpfung bzw. der wertschöpfungsunterstützenden<br />
Prozesse durch die Entsorgungslogistik wurde<br />
anhand der Grundelemente des Produktionssystems in<br />
Hinblick auf die allgemeinen Verschwendungsarten analysiert.<br />
Hierbei stand die Wertschöpfungskonzentration<br />
(Abbildung 1) im Vordergrund.<br />
Abbildung 1<br />
Wertschöpfungskonzentration<br />
Über eine Schnittstellenbetrachtung (Abbildung 2) konnte<br />
nachgewiesen werden, dass die Entsorgungslogistik<br />
nicht unerheblichen Einfluss auf die Wertschöpfung und<br />
die wertschöpfungsunterstützenden Prozesse besitzt.<br />
so werden<br />
. die Abtaktung von Routenzügen in der Produktion erheblich<br />
erschwert,<br />
. Flächen in unmittelbarer Nähe der Produktion für Abfallbehälter<br />
verbraucht, stehen damit nicht mehr für<br />
Produktionsmaterial zur Verfügung und verlängern<br />
folglich die zurückzulegenden Wege innerhalb des<br />
„Werkerdreiecks“,<br />
. lange Wege von Wertschöpfungspersonal zur Entsorgung<br />
der Abfälle in Kauf genommen und<br />
. die Verkehre in der Produktion belastet.<br />
Abbildung 2<br />
Schnittstellen der Entsorgungslogistik
Anhand der detaillierten Erkenntnisse wurde ein Soll-<br />
Konzept für eine gesamtheitliche innerbetriebliche Entsorgung<br />
erarbeitet. Mittels einer Simulation konnten die<br />
positiven Effekte nachgewiesen werden.<br />
Wesentliche elemente der sollkonzeption sind:<br />
. Trennung der Entsorgungslogistik von der physischen<br />
Serienlogistik,<br />
. Optimierung und Standardisierung der Abfallbehälter,<br />
. Entsorgung der Abfälle über separate Routenzüge mit<br />
einem effizienten Steuerungssystem,<br />
. Reduzierung der Handhabungsstufen,<br />
. effizientes Equipment an der Schnittstelle zwischen innerbetrieblicher<br />
und externer Entsorgungslogistik sowie<br />
. werksübergreifende Zentralisierung aller entsorgungslogistischer<br />
Funktionen in einem „Systemkopf Entsor-<br />
gung“ mit erweiterten Aufgabenbereichen in der Pla-<br />
nung, der Steuerung und der Kontrolle aller Abfälle<br />
(auch Sonderabfälle) im Unternehmen und den externen<br />
Schnittstellen.<br />
Nachgewiesen wurde nicht nur die Wirtschaftlichkeit des<br />
erarbeiteten Konzeptes, sondern auch die Erhöhung der<br />
Verwertungsquote. Durch die Trennung der Entsorgungslogistik<br />
von der Serienlogistik wird zusätzlich eine Komplexitätsreduzierung<br />
herbeigeführt. Die Herauslösung der<br />
entsorgungslogistischen Prozesse führt zu einer Effizienz-<br />
erhöhung des eingesetzten Wertschöpfungspersonals.<br />
Ein weiteres Ergebnis ist, dass die Entsorgungslogistik<br />
als Planungsgegenstand aller zukünftigen Neuplanungen<br />
und Veränderungen in Produkt und Prozess aufzunehmen<br />
ist.<br />
ZusAMMenfAssunG<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Jürgen Schröder<br />
Telefon: 0841 9348 -191<br />
juergen.schroeder@haw-ingolstadt.de<br />
AbstrAct<br />
More often than not, company-internal waste management<br />
issues are neglected, although the logistics<br />
processes involved significantly influence value-<br />
creation policy. Innovative logistics systems can help<br />
increase the efficiency of personnel and space<br />
utilisation. A waste management architecture that<br />
conforms to production system requirements will<br />
practically eliminate any factors affecting valuecreation.<br />
The importance of planning logistics processes<br />
for residual materials will significantly increase<br />
over the coming years.<br />
Die sehr häufig vernachlässigte innerbetriebliche Entsorgungslogistik<br />
hat nicht unerheblichen Einfluss auf<br />
die Wertschöpfungsorientierung eines Unternehmens.<br />
Sowohl Personal- als auch Flächeneffizienz lassen sich<br />
durch innovative logistische Systeme erhöhen. Durch<br />
eine dem Produktionssystem konforme entsorgungslogistische<br />
Konzeption werden Störfaktoren zu den<br />
wertschöpfenden und wertschöpfungsunterstützenden<br />
Bereichen nahezu eliminiert. Die Bedeutung der Planung<br />
logistischer Prozesse für Reststoffe wird aufgrund der<br />
neuen Ausrichtung in den kommenden Jahren stark zunehmen.<br />
Kooperationspartner<br />
88<br />
89
Forschungsschwerpunkt<br />
Logistik<br />
Potenzialanalyse Flugzeugrecycling<br />
rAhMenbedinGunGen<br />
Ausgehend von dem bekannten Wissen, dass die ökonomisch<br />
abbaubaren Rohstoff-Reserven von wichtigen<br />
Rohstoffen eine sehr begrenzte Reichweite haben, wie<br />
z. B. für Kupfer von ca. 31 Jahren, Gold und Silber von<br />
17 bzw. 13 Jahren und auch die derzeit bekannten Rohstoffvorkommen<br />
(Ressourcen) eine begrenzte Reichweite<br />
haben (z. B. für Gold und Silber von ca. 30 Jahren)<br />
wird es zunehmend wichtiger, einerseits die Potenziale<br />
im Zusammenhang eines Recyclingprozesses gerade für<br />
derartig kritische Rohstoffe abzuschätzen und andererseits<br />
Forschungspotenziale für den Einsatz von Ersatzrohstoffen<br />
zu identifizieren.<br />
Während insbesondere in der Automobilindustrie diese<br />
Fragestellung bereits seit Jahren bearbeitet wurde und u. a.<br />
auch zu konkreten Verordnungen geführt hat (z. B. die<br />
„Altfahrzeug-Verordnung“), ist in der Flugzeugindustrie<br />
noch Forschungsbedarfs vorhanden, was unter anderem<br />
auch auf die geringen Stückzahlen und die langen Lebenszyklen<br />
eines Flugzeugs zurückzuführen ist.<br />
ZielsetZunG<br />
Abbildung 1<br />
Abgrenzung der Engpassrohstoffe („Nuggets“) im Verwertungszyklus eines Flugzeugs<br />
Im Rahmen dieser Analyse werden die Potenziale eines<br />
Flugzeugrecyclings hinsichtlich der Verwertung von insbesondere<br />
hochwertigen Engpassrohstoffen untersucht.<br />
Die Potenzialanalyse wird am Beispiel des Flugzeugtyps<br />
Tornado durchgeführt. Konkret sollen hierzu die interessanten<br />
Engpassrohstoffe („Nuggets“) bestimmt und deren<br />
Mengen abgeschätzt werden (Abbildung 1). Dieses Projekt<br />
wurde im Zeitraum Januar bis Juli <strong>2010</strong> bearbeitet.<br />
erGebnisse<br />
Unter Berücksichtigung von wichtigen Einflussfaktoren<br />
zur Bestimmung eines Risiko-Indexes eines Rohstoffes,<br />
wie z. B. der Reichweite, des (politischen, wirtschaftlichen)<br />
Länderrisikos und der Konzentration auf einzelne<br />
Rohstoffvorkommen, der Bedeutung der Zukunftstechnologien,<br />
der strategischen Industriepolitik oder der<br />
(Nicht-)Substituierbarkeit werden die kritischen Rohstoffe<br />
(„Nuggets“) in den derzeit zu verschrottenden Flugzeugen<br />
bzw. auch zukünftig zu bauenden Flugzeugen identifiziert.<br />
In dem in diesem Projekt untersuchten Tornado sind teilweise<br />
bedeutende Mengen dieser „Nuggets“ enthalten,<br />
d. h. Rohstoffe, die mit einem hohen Rohstoffrisikoindex<br />
bewertet sind.
Abbildung 2<br />
Übersicht interessanter recyclebarer Bauteile und Materialien<br />
beim Tornado<br />
Neben den (bekannten) hochwertigen Aluminiumlegierungen<br />
sind insbesondere Elemente wie Nickel, Silber, Zink,<br />
Gold, Mangan, Magnesium, Palladium u. v. m. in diversen<br />
Bauteilen enthalten (Abbildung 2). Eine weitere Aufschlüsselung<br />
und mengenmäßige Abschätzung der einzelnen<br />
Bauteile wurde im Rahmen dieser Potenzialanalyse durchgeführt.<br />
AusblicK<br />
In den kommenden 20 Jahren stehen allein in Deutschland<br />
ca. 350 Militärflugzeuge zum Verschrotten bzw. Recyceln<br />
an. Weltweit werden bis zum Jahr 2030 ca. 3600<br />
Zivilflugzeuge aus dem Verkehr genommen. Durch die<br />
gewonnene Erkenntnis, dass in den zu verschrottenden<br />
Flugzeugen einerseits wichtige Rohstoffe vorhanden sind<br />
und andererseits auch zukünftig diese Rohstoffe wieder<br />
eingesetzt werden, ist ein weiterer Forschungsbedarf<br />
hinsichtlich einer techno-ökonomischen Betrachtung<br />
des Recyclingprozesses bis auf Ebene der identifizierten<br />
Risiko-Rohstoffe empfehlenswert.<br />
Insbesondere ist die Wirtschaftlichkeit des Recyclings<br />
von Militärflugzeugen bis auf „Nugget“-Ebene unter den<br />
derzeitigen (umwelt-)politischen und technischen Rahmen-<br />
bedingungen kritisch zu prüfen.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Andreas Jattke<br />
Telefon: 0841 9348-383<br />
andreas.jattke@haw-ingolstadt.de<br />
literAturVerZeichnis<br />
1. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe,<br />
Rohstoffwirtschaftliche Steckbrief für Metall- und Nichtmetallrohstoffe<br />
(PDF) 01 / 2007.<br />
2. Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung,<br />
Rohstoffe für Zukunftstechnologien (PDF)<br />
Stuttgart: Frauenhofer IRB Verlag 05/2009.<br />
3. The London Metal Exchange Limited, www.lme.com<br />
4. AIRBUS S.A.S. Pamela-Life; Main Results of the<br />
projekt (PDF) 2008.<br />
5. VBW – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.,<br />
Rohstoffsituation Bayern (PDF) München 09 / 2009.<br />
AbstrAct<br />
The article addresses issues surrounding the<br />
end-of-life for aircrafts including the potential for<br />
recycling, in particular resources with high technological,<br />
commercial and political relevance. An<br />
example: the military plane “Tornado” was analysed<br />
in terms of the amount and value of its most<br />
interesting parts – the “nuggets” of raw material –<br />
which could be recycled. In addition to “standard”<br />
material (available in large quantities) like aluminium<br />
alloys, steel, copper and titanium, “nugget” material,<br />
like nickel, silver, gold, manganese, magnesium,<br />
palladium etc. could be recovered or extracted.<br />
The increasing availability of end-of-life aircrafts in<br />
the near future (approx. 3600 civil planes worldwide<br />
and 350 military planes in Germany alone) and<br />
the recycling of these “nuggets” needs further discussion<br />
and research in terms of the environmental,<br />
political, technical and economical implications.<br />
Auftraggeber<br />
Kooperationspartner<br />
90<br />
91
Marketingforschung für Medizinische Versorgungszentren (MVZ)<br />
am Beispiel des MVZ Klinikum <strong>Ingolstadt</strong><br />
AusGAnGssituAtion, ZielsetZunG<br />
und projeKtMethodiK<br />
Medizinische Versorgungszentren haben erkannt, dass<br />
sich mit den Möglichkeiten einer gebündelten Patientenversorgung<br />
unter einem Dach, Patienten mit unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen optimiert ansprechen und qualitativ<br />
hochwertig behandeln lassen. Daneben gelingt es guten<br />
MVZs, mit einem zufriedenen Patientenstamm auch<br />
erfolgreich zu wirtschaften. Allerdings müssen zur Realisierung<br />
einer hochwertigen und wirtschaftlichen Patientenversorgung<br />
in einem MVZ von Anfang an die Weichen<br />
auf unterschiedlichen Gebieten richtig gestellt und nichts<br />
dem Zufall überlassen werden. Das Klinikum <strong>Ingolstadt</strong><br />
als Träger des MVZ Klinikum <strong>Ingolstadt</strong> hat diese Herausforderung<br />
angenommen und ein Projekt mit dem Institut<br />
für Angewandte Forschung verwirklicht. Dabei musste<br />
zu Beginn die Frage beantwortet werden, welche Kriterien<br />
über den Erfolg eines MVZ entscheiden? Um diese<br />
Frage zu beantworten, wurde folgende Projektmethodik<br />
entwickelt:<br />
1. herausfiltern von erfolgsfaktoren anhand von se-<br />
kundärrecherche und interviews mit experten wie<br />
MVZ-Betreibern mit unterschiedlicher Trägerstruktur,<br />
Verbänden und Ärzten<br />
Erfolgsfaktor<br />
Forschungsschwerpunkt<br />
Marketing<br />
• Etablierung von mindestens fünf fachrichtungen<br />
in einem MVZ<br />
• integration eines hausarztes als Drehscheibe der<br />
Patientensteuerung<br />
• Konzentration<br />
auf spezifische indikationen<br />
• Vernetzungen<br />
(z. B. Ärztekreis aus MVZ-Ärzten und niedergelassenen Ärzten)<br />
• einbindung von ausgewiesenen spezialisten mit Reputation<br />
(z. B. Ärzte mit Dozentenhintergrund)<br />
• Angebot eines wohl durchdachten komplementären<br />
leistungsangebots<br />
• Professionelle und klar kommunizierte serviceelemente<br />
(z. B. erweiterte Öffnungszeiten)<br />
• schlanke und effiziente prozesse<br />
(z. B. zentrale Terminvergabe)<br />
• infrastruktur<br />
(z. B. gute Verkehrsanbindung, barrierefreier Zugang)<br />
• schulungen und die Motivation des nicht-ärztlichen<br />
personals (z. B. überdurchschnittliche Bezahlung)<br />
Abbildung 1<br />
Erfolgsfaktoren und deren Effekte für Medizinische Versorgungszentren<br />
2. durchführung einer patientenbefragung mit einer<br />
Experimentalgruppe (394 MVZ-Patienten) in der Re-<br />
gion 10 und zwei Kontrollgruppen (286 Nicht-MVZ<br />
Patienten der Region 10 sowie 230 MVZ-Patienten<br />
einer Vergleichsregion)<br />
. Entwicklung eines standardisierten fragebogens<br />
. Durchführung einer schriftlichen befragung<br />
. Stichprobenplan auf Basis des Quotenverfahrens mit<br />
dem Quotenmerkmal Alter<br />
Auf Grundlage von aufwändigen Datenanalysen mehrerer<br />
medizinisch und ökonomisch erfolgreicher MVZs<br />
wurden die in Abbildung 1 abgebildeten Erfolgsfaktoren<br />
herausgearbeitet.<br />
fAllstudie MVZ KliniKuM inGolstAdt<br />
Da die meisten der vorgenannten Erfolgsfaktoren umfassende<br />
Kenntnis über spezifische Patientenbedürfnisse<br />
implizieren, wurde auch für das MVZ Klinikum <strong>Ingolstadt</strong><br />
eine repräsentative Patientenbefragung durchgeführt.<br />
Wesentliche Ergebnisse sind im Folgenden dargestellt:<br />
Als wichtiges Ergebnis wurde nachgewiesen, dass<br />
heute bereits 1/3 aller MVZ-Patienten unter chronischen<br />
Effekt<br />
– Sicherung der Versorgung auch komplexer Krankheitsbilder<br />
und multimorbider Patienten<br />
– Erhöhung der MVZ-internen Zuweisungen je nach<br />
Fachrichtung zwischen 15 % und 30 % p. a.<br />
– Milderung des Konkurrenzgedankens bei niedergelassenen<br />
Ärzten, Erhöhung der Patientenfallzahlen (15 % bis 25 %)<br />
– Gute Integration des MVZs<br />
innerhalb einer Region<br />
– Erhöhung<br />
des Privatpatientenanteils<br />
– Erlössteigerungen (z. B. durch Integration eines Hörgeräte-<br />
akustikers oder eines Physiotherapeuten)<br />
– Zufriedenheit und Bindung<br />
der Patienten<br />
– Steigerung der Behandlungsqualität, positive Auswirkungen<br />
auf die Kostensituation<br />
– Erstes Entscheidungskriterium für Patienten, welches sich<br />
stark auf die Patientenfallzahlen auswirkt<br />
– Positive Korrelation mit Zufriedenheit, Wiederbesuch und<br />
Weiterempfehlungsbereitschaft von Patienten
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. rer. pol. Andrea Raab (Projektleiterin)<br />
Telefon: 0841 9348-358<br />
andrea.raab@haw-ingolstadt.de<br />
Krankheiten wie Diabetes oder Asthma leiden. MVZpatienten<br />
geben nach eigenen Angaben mit 65 euro<br />
signifikant mehr für Gesundheitsleistungen aus als<br />
nicht-MVZ-patienten mit 48 euro. Diese ausgeprägte<br />
Bereitschaft, für nicht erstattungsfähige Gesundheitsleistungen<br />
zu bezahlen, eröffnet Perspektiven, das Leistungsportfolio<br />
auszuweiten.<br />
In vielen abgefragten Bereichen wies das MVZ in <strong>Ingolstadt</strong><br />
im Vergleich zu anderen MVZ und zum Benchmarking-Partner<br />
durchaus positive Zufriedenheitswerte<br />
auf. Im Vergleich zu den Ergebnissen des Benchmarking-<br />
Partners wurde speziell im handlungsfeld „Arzt“ ein<br />
optimierungsbedarf für <strong>Ingolstadt</strong> aufgezeigt. Beispielsweise<br />
wurde der „gute ruf des Arztes“ durch die MVZ-<br />
Patienten des Benchmarking-Partners hoch signifikant<br />
besser bewertet als durch die MVZ-Patienten in <strong>Ingolstadt</strong>.<br />
Auch im Punkt „enge Zusammenarbeit der ärzte<br />
im MVZ“ konnte ein hoch signifikanter Unterschied zu<br />
Gunsten des Benchmarking-Partners nachgewiesen<br />
werden. Dagegen konnte man in <strong>Ingolstadt</strong> bei anderen<br />
wichtigen Erfolgsfaktoren, wie infrastruktur (Erreichbarkeit,<br />
Ausstattung, erster Eindruck), service (Wartezeiten,<br />
Terminvereinbarung, Öffnungszeiten), informationsmaterial,<br />
gute erreichbarkeit, kurze Wartezeiten sowie schnelle<br />
terminvereinbarung, im Vergleich zu dem Benchmarking-<br />
Partner positiv punkten.<br />
Aus der Patientenbefragung ließen sich auf Basis einer<br />
clusteranalyse insgesamt vier Segmente für das MVZ<br />
des Klinikums <strong>Ingolstadt</strong> herausfiltern. Zwei von ihnen<br />
weisen auf Grundlage von Zielgruppenattraktivität<br />
(Potenzial und Wirtschaftlichkeit) und MVZ-Affinität<br />
(Patientenzuspruch der Zielgruppe) gute Entwicklungsmöglichkeiten<br />
auf:<br />
. Die „Arztaffinen mit ausgeprägtem Krankheitsbild“<br />
(Anteil von 21 % an allen Befragten der Region 10)<br />
leiden bereits heute mit einem Anteil von 36 % an einer<br />
chronischen Krankheit. Mehr als 3/4 dieser Gruppe ist<br />
bereits heute Patient im MVZ Klinikum <strong>Ingolstadt</strong>. Diese<br />
Patientengruppe bewegt sich mit einem monatlichen<br />
Haushaltseinkommen von 2.200 Euro sowie monatlichen<br />
Gesundheitsausgaben von ca. 62 Euro im Mittelfeld der<br />
untersuchten Zielgruppen. Auf Basis der Bewertung<br />
der Patienteneigenschaften in diesem Segment wurde<br />
die Konzentration auf die indikation Adipositas empfohlen,<br />
um einem guten Anteil der chronisch kranken<br />
Patienten eine verbesserte Versorgung bieten zu können.<br />
. „die jüngeren Gesundheitsaffinen“ stellen mit 37 %<br />
aller Befragten das Cluster mit dem höchsten Bevöl-<br />
kerungsanteil der Region 10 dar. Dieser eher jüngere<br />
Patiententyp ist überzeugt davon, etwas für seine Ge-<br />
sundheit tun zu müssen. Durch sein relativ hohes<br />
Haushaltseinkommen und den hohen Anteil an Privat-<br />
Ansprechpartner<br />
Dipl.-Betriebswirtin (FH) Jane O’Rourke<br />
versicherten (13 % dieser Gruppe) ist der Typus prädes-<br />
tiniert, Gesundheitsleistungen aus eigenem Budget<br />
zu finanzieren. Ein Bemühen um diese Patientengruppe<br />
mit einem sinnvollen Angebot an leistungen des zweiten<br />
Gesundheitsmarktes ist anzuraten.<br />
Abschließend wurde eine positionierung für beide Entwicklungsszenarien<br />
aus der patientensegmentierung<br />
erarbeitet und segmentspezifische Kommunikationsansätze<br />
skizziert.<br />
ZUSAMMENFASSUNG /AUSBLICK<br />
Wie die vorgenannten Ergebnisse der zukunftsweisenden<br />
Forschungsarbeit für das MVZ Klinikum <strong>Ingolstadt</strong> belegen,<br />
ist es für ein klug operierendes MVZ dringend erforderlich,<br />
bereits bei der Etablierung viele Erfolgsfaktoren zu<br />
beachten. Wenn es dabei zudem gelingt, die geeigneten<br />
Patientenzielgruppen zu identifizieren und zu kennen, eine<br />
auf diese Zielgruppen zugeschnittene Versorgung anzubieten<br />
sowie eine segmentspezifische Kommunikation<br />
einzuleiten, ist die wesentliche Basis für eine erfolgreiche<br />
Patientenversorgung gelegt.<br />
AbstrAct<br />
The study intended to collect patient views of<br />
the medical supply centre MVZ (German: Medizinisches<br />
Versorgungszentrum) in <strong>Ingolstadt</strong>, which<br />
is operated by the Klinikum <strong>Ingolstadt</strong> (municipal<br />
hospital of the <strong>Ingolstadt</strong> region). The management<br />
of this Klinikum predicts potential and opportunities<br />
in the further development of its medical supply<br />
centre for public health care in the region of<br />
<strong>Ingolstadt</strong>. The project team focussed on general<br />
factors influencing the success of an MVZ, and<br />
since most of the success factors require in-depth<br />
knowledge of patients’ needs and wishes, a representative<br />
survey was carried out. The project team<br />
surveyed a representative group (MVZ patients <strong>Ingolstadt</strong>)<br />
and two control groups (others – region<br />
<strong>Ingolstadt</strong> and MVZ patients of a benchmarking<br />
partner) in order to ensure data integrity and comparability.<br />
In total, 921 MVZ patients were polled.<br />
Based on the survey information, four distinct custo-<br />
mer segments were identified, and two target segments<br />
were selected. For the selected two segments,<br />
appropriate future strategic scenarios and communication<br />
strategies were developed.<br />
92<br />
93
Einzelprojekte<br />
Die Grundlagenstudie Bildung der Region <strong>Ingolstadt</strong><br />
notWendiGKeit<br />
Bildung hat keinen Selbstzweck, sie ist nicht nur für Unternehmen,<br />
sondern auch für die Regionalentwicklung<br />
wesentlicher Bestandteil des Erfolgsfaktors Humankapital.<br />
Daneben ist die Verfügbarkeit von Bildungseinrichtungen<br />
wie Schulen und <strong>Hochschule</strong>n aber auch Kindergärten<br />
ein wesentlicher Attraktivitätsfaktor einer Region. Mit seiner<br />
wachsenden Bedeutung wird der Faktor Wissen zu<br />
einem zentralen Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Boom-<br />
Region. Die Region <strong>Ingolstadt</strong> steht zunehmend in einem<br />
nationalen und internationalen Standortwettbewerb um<br />
Hochqualifizierte.<br />
WertschöpfunGsKette „bildunG“<br />
Die <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> hat zusammen mit der Katholischen<br />
Universität Eichstätt-<strong>Ingolstadt</strong> im Auftrag<br />
der Initiative Regionalmanagement <strong>Ingolstadt</strong> (IRMA) die<br />
Grundlagenstudie Bildung für die Region, also für die<br />
Stadt <strong>Ingolstadt</strong> und die umliegenden Landkreise Eichstätt,<br />
Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen, erstellt,<br />
in der die aktuelle Bildungssituation der Region<br />
dargestellt wird. Der Zusammenhang der verschiedenen<br />
Bildungseinrichtungen wurde in einer Wertschöpfungskette<br />
„Bildung“ dargestellt, die von den vorschulischen<br />
Betreuungseinrichtungen, wie Kinderkrippe und Kindergarten,<br />
über Grundschulen zu den weiterführenden<br />
Schulen reicht. Erfasst wurden auch die berufliche Ausbildung<br />
sowie die Situation an den beiden regionalen<br />
<strong>Hochschule</strong>n.<br />
ZielsetZunG<br />
Ziel des Bildungsatlasses ist,<br />
. einen Vergleich innerhalb der Region (auf Kreisebene)<br />
sowie<br />
. den Vergleich mit anderen Regionen (bayernweit /<br />
deutschlandweit) zu ermöglichen.<br />
. Geplant ist ein Fortschrittsvergleich (Längsschnittanalyse),<br />
um die Wirkung eingeleiteter Maßnahmen erkennbar zu<br />
machen.<br />
VorGehensWeise<br />
Umfangreiche Benchmarks, die Entwicklung eines Grobkonzeptes,<br />
die Verdichtung zu einer abgestimmten Vorgehensweise:<br />
Diese Schritte bis hin zum fertigen Bildungsatlas<br />
wurden durch mehrere Studentenprojekte<br />
erarbeitet bzw. begleitet. Die Studierenden konnten da-<br />
durch ihre makroökonomischen Kenntnisse am konkreten<br />
Beispiel vertiefen.<br />
erste erGebnisse<br />
Der Bildungsatlas hat neue Erkenntnisse gebracht bzgl.<br />
der gegenseitigen Abhängigkeit der verschiedenen Bildungseinrichtungen.<br />
erstes beispiel für übergreifende erkenntnisse:<br />
vorschulische erziehung<br />
Je länger Kinder eine Kindertageseinrichtung besuchen,<br />
desto besser sind später die schulischen Kompetenzen.<br />
Der Landkreis Eichstätt hat die regional beste Versorgung<br />
mit Kindergartenplätzen. Im Vergleichstest der 3. Klasse<br />
Grundschule schneiden die Eichstätter Schüler deutlich<br />
besser ab, als die restliche Region; ebenso bei der Übertrittsquote<br />
auf das Gymnasium. Obwohl mit Abstand die<br />
meisten auf das Gymnasium gehen, sind die Eichstätter<br />
die Besten in ganz Bayern bzgl. der Bleibequote am<br />
Gymnasium. Selbst in der Hauptschule haben sie regional<br />
den geringsten Anteil ohne Hauptschulabschluss,<br />
dafür die meisten Hauptschüler mit einem Abschluss<br />
mittlerer Reife. Sie haben außerdem die geringste Quote<br />
der Ausbildungsabbrecher und haben deutschlandweit<br />
die geringste Arbeitslosenquote. Der empirische Beleg<br />
für solche Zusammenhänge fehlt noch.<br />
Zweites beispiel für übergreifende erkenntnisse<br />
aus dem bildungsatlas: Migration<br />
In der Stadt <strong>Ingolstadt</strong> beträgt der Anteil der Bevölkerung<br />
mit Migrationshintergrund 40 %. Mit diesem Migrationsanteil<br />
liegt <strong>Ingolstadt</strong> bayernweit an der Spitze. Der Migrationsanteil<br />
bei Kindern bis 15 Jahre beträgt in <strong>Ingolstadt</strong><br />
53 %, bei bis zu 10-Jährigen sogar 56 %. Migrationshintergrund<br />
hat einen deutlichen Einfluss auf den Bildungserfolg.<br />
Die Situation in <strong>Ingolstadt</strong> lässt deutlich erkennen:<br />
Je höher der Migrationsanteil in einem Schulsprengel,<br />
desto geringer ist die Übertrittsquote auf weiterführende<br />
Schulen, umso höher ist der Anteil von Hauptschülern<br />
ohne Abschluss, umso höher ist die Abbrecherquote bei<br />
Azubis.<br />
drittes beispiel für übergreifende erkenntnisse:<br />
hochschulen<br />
Die Boom-Town <strong>Ingolstadt</strong> liegt mit einem Anteil von<br />
2,5 % der Studenten an der Bevölkerung deutlich hinter<br />
vergleichbar großen Städten, wie Würzburg (20 %) und<br />
Regensburg (17 %). Selbst mit dem geplanten Ausbau<br />
der <strong>Hochschule</strong>n erreicht <strong>Ingolstadt</strong> lediglich einen Anteil<br />
von 3,5 %. Der Anteil der ausländischen Studierenden an<br />
der ausländischen Bevölkerung liegt in <strong>Ingolstadt</strong> gar nur<br />
bei 0,2 %, im bayerischen Durchschnitt beträgt er 2,3 %.<br />
Wobei die <strong>Hochschule</strong>n einen erheblichen Beitrag zum<br />
Wachstum der Region beitragen. In den letzten 20 Jahren<br />
hat die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen knapp die<br />
Hälfte des Bevölkerungswachstums gestellt. Das sind
primär Studienanfänger sowie Absolventen, die für den<br />
ersten Arbeitsplatz umziehen.<br />
Die beiden <strong>Hochschule</strong>n bilden damit einen Engpass in<br />
doppelter Hinsicht. Die regionalen Bewerber um einen<br />
Studienplatz sind um ein Vielfaches höher, als Studienplätze<br />
an beiden <strong>Hochschule</strong>n zur Verfügung stehen. Die<br />
beiden <strong>Hochschule</strong>n in <strong>Ingolstadt</strong> und Eichstätt genießen<br />
einen hervorragenden Ruf. Zum Nachteil der regionalen<br />
Bewerber, denn der Bewerbungsandrang von außerhalb<br />
ist entsprechend hoch: Im Wintersemester <strong>2010</strong> / 11 kamen<br />
in BWL an der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> 16 Bewerber<br />
auf 1 Studienplatz. Weniger als 10 % der regionalen Abiturienten<br />
und Fachabiturienten bekommen so die Möglichkeit,<br />
in <strong>Ingolstadt</strong> oder Eichstätt zu studieren. Mehr als<br />
90 % dieser Hochqualifizierten studieren woanders, wobei<br />
unsicher ist, ob diese Hochqualifizierten der Region jemals<br />
wieder als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Und<br />
die Nachfrage der regionalen Unternehmen übertrifft die<br />
Anzahl der Absolventen der beiden <strong>Hochschule</strong>n ebenfalls<br />
deutlich. Diese Mangelsituation verbessert sich auch<br />
durch den geplanten Ausbau der <strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />
nur unzureichend.<br />
Dabei haben <strong>Hochschule</strong>n einen erheblichen regionalökonomischen<br />
Effekt. Der mittelbare Beschäftigungseffekt<br />
beträgt 0,76, d. h. durch die Beschäftigung von je<br />
100 Mitarbeitern an beiden <strong>Hochschule</strong>n entstehen in<br />
der Region 76 zusätzliche Arbeitsplätze. Zusätzlich entsteht<br />
ein Konsumeffekt von 0,42, d. h. für jeden durch die<br />
<strong>Hochschule</strong>n ausgegebenen Euro entsteht ein zusätzlicher<br />
Konsum von 42 Cent.<br />
Universität<br />
Fachhochschule<br />
Wertschöpfungskette „Bildung“<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Thomas Doyé<br />
Telefon: 0841 9348-354<br />
thomas.doye@haw-ingolstadt.de<br />
fAZit<br />
Die Kooperation mit der KU resultiert in einem Bildungsatlas<br />
mit einer hohen Aussagekraft bereits in der ersten<br />
Auflage. Dieser Ansatz lässt sich unproblematisch auf<br />
andere Gebietskörperschaften übertragen.<br />
AbstrAct<br />
The outcome of a study conducted by the <strong>Ingolstadt</strong><br />
University of Applied Sciences provides an<br />
overview of the value chain in Education. This includes<br />
all education institutes, from kindergarten<br />
to university, and apprenticeship places. The study<br />
includes the region of <strong>Ingolstadt</strong> and three surrounding<br />
counties. Important insights included the fact<br />
that 56 % of children up to the age of 10 in <strong>Ingolstadt</strong><br />
have a migration background – a fact which<br />
correlates directly with the number of childrin continuing<br />
on to secondary school. The higher the<br />
percentage of migrants within school district, the<br />
lower the number of students continuing on to secondary<br />
education. Other results included insights<br />
regarding the correlation between the various steps<br />
of this value chain. Example: the younger children<br />
are when entering kindergarten, the stronger their<br />
performance and success in school.<br />
Kooperationspartner<br />
94<br />
95
Einzelprojekte<br />
Internationales Personalmanagement als Erfolgsfaktor<br />
für nachhaltigen Unternehmenserfolg<br />
probleMAufriss<br />
Die zukünftigen Themenfelder des modernen Personalmanagements<br />
sind herausfordernd, vielfältig und zum<br />
Großteil ohne wissenschaftliche Fundierung nur ansatzweise<br />
zu bewältigen. Der Beitrag der Personalarbeit –<br />
insbesondere der Personalbeschaffungsmaßnahmen und<br />
Personalmarketingmaßnahmen – zum Erfolg eines Unter-<br />
nehmens wird zunehmend von der Unternehmensleitung<br />
hinterfragt. Damit stehen Personalverantwortliche unter<br />
einem größer werdenden Rechtfertigungsdruck. Ein Blick<br />
auf die Personalthemen der zweiten Dekade des neuen<br />
Jahrtausends zeigt, dass das Personalmanagement<br />
sich zu einem strategischen Business Partner entwickelt<br />
(Abbildung 1):<br />
Abbildung 1<br />
Personalmanagement-Trends der zweiten Dekade (Quelle: DGfP 2009)<br />
Veränderte rAhMenbedinGunGen<br />
Ein strategisch ausgerichtetes und effizientes Personalmanagement<br />
hat seit Zusammenbruch der New Economy<br />
auf Grund der Schnelligkeit der technologischen<br />
Entwicklungen und des damit verbundenen Wettbewerbs-<br />
und Budgetdrucks für alle zukunftsorientierten<br />
Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Wesentliche<br />
Wirkgrößen sind der Bolognaprozess, die demographische<br />
Entwicklung, multikulturelle Teams sowie die<br />
wachsende Bedeutung des Bildungssektors. Die Auswirkungen<br />
zeigen sich bei den Unternehmen durch den<br />
zunehmenden Kampf um die richtigen Talente. Arbeitgeberattraktivität,<br />
Employer Branding, People Branding,<br />
Employer Value Proposition, strategische Nachfolge-<br />
planung, die Effizienz von Social Media, Candidate Experience<br />
und HR-Controlling sind Themenfelder, die die<br />
Forschung im Personalbereich bestimmen.<br />
exemplarische fragestellungen (Abbildung 2) mit denen<br />
sich das internationale personalmanagement im forschungssektor<br />
beschäftigt, sind:<br />
. Der technologische Wandel, der zu einer erhöhten<br />
Komplexität in der Arbeitswelt führt, erfordert eine hö-<br />
here Qualifikationsstruktur der Mitarbeiter in nahezu<br />
allen Bereichen.<br />
. Viele hochqualifizierte Arbeitskräfte wandern in Länder<br />
aus, die vermeintlich bessere Rahmenbedingungen für<br />
Karriere, Forschung und Lehre bieten. Dieser so ge-<br />
nannte „Brain Drain“ führt neben dem demographi-<br />
schen Wandel zu einer weiteren Engpasssituation.<br />
. Vornehmlich in den Ingenieurswissenschaften ist derzeit<br />
zwar ein leichter Anstieg bei den Studienanfänger-<br />
zahlen zu verzeichnen. Hohe Abbrecherquoten und<br />
anspruchsvolle Studieninhalte führen jedoch in den<br />
nächsten Jahren trotzdem zu einem Rückgang der Ab-<br />
solventenzahlen (Abbildung 3).<br />
. Weiterhin hat in den letzten 10 Jahren das Internet das<br />
Informations- und Bewerbungsverhalten der Talente<br />
revolutioniert. Web 2.0-Applikationen mit ihren inter-<br />
aktiven Möglichkeiten, insbesondere der sozialen Netz-<br />
werke, wie z. B. Facebook, Xing oder LinkedIn forcie-<br />
ren diesen Trend.<br />
. Von 2004 bis 2008 veränderten positive wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen das Rekrutierungsverhalten<br />
von Unternehmen. Die eher restriktive Einstellpolitik<br />
wich einer expansiven Suche nach Talenten. Seit Mitte<br />
2008 hat sich diese Situation wieder ins Gegenteil ver-<br />
ändert. Unsicherheit bei den Talenten macht sich breit<br />
und die Suche nach der „Nadel im Heuhaufen“ be-<br />
schäftigt die Unternehmen.<br />
. Der Verlust von Werten und Normen, der Glauben an<br />
den Shareholder Value und die Unfehlbarkeit von Füh-<br />
rungsikonen sind in den Grundfesten erschüttert und<br />
stärken damit Kontrollbereiche, wie die Revision und<br />
das Controlling.<br />
. „Wieder und wieder bitte ich: Non multa sed multum.<br />
Weniger Zahlen, aber gescheitere …“. Dieses Zitat von<br />
Lenin [1] drückt das aus, was Personalverantwortliche<br />
immer mehr Sorgen bereitet: Welche Kennzahlen ge-<br />
ben exakt Aufschluss über die Wirkungen und den<br />
Nutzen von Maßnahmen im Personalmanagement?<br />
Und dort insbesondere für das schwer zu fassende<br />
Personalmarketing oder HR-Recruiting. In den Zeiten<br />
von Wandel und unsicheren Rahmenbedingungen wird
es immer schwieriger, Budgets zu halten, ohne dass<br />
Aktivitäten im HR-Marketing hinterfragt werden. Kenn-<br />
zahlen gibt es gar viele, aber messen diese auch das,<br />
was sie zu messen vorgeben? Und sind diese Kenn-<br />
zahlen aussagefähig sowie (international) vergleichbar?<br />
Des Weiteren verändert sich die Qualifikation der HR-<br />
Mitarbeiter. Der „Talent Scout“, der über hohe soziale<br />
Kompetenzen und eine geschäftsbereichsübergreifende,<br />
unternehmerische Einstellung verfügt und der aktiv auf<br />
die Talente zugeht, prägt das Bild der Zukunft.<br />
Dazu gehört auch der klare Blick für die richtigen Maßnahmen,<br />
wo die Relation zwischen Aufwand und Nutzen<br />
stimmt und die Messbarkeit im Vordergrund steht. „Was<br />
bringt uns diese Maßnahme? Rechtfertigt die Maßnahme<br />
den Einsatz von Mitarbeitern und Budget?“ sind die<br />
Schlüsselfragen bei allen Aktivitäten.<br />
1 Lenin zitiert nach Stadler S.M. / Weißenberger, B.E. (1999):<br />
Benchmarking des Berichtswesens – mehr Effizienz und<br />
Kundenorientierung im Controlling, in: Controlling, Januar<br />
1999, S. 5ff.<br />
Abbildung 2<br />
Anforderungen an ein modernes Personalmanagement<br />
forschunG<br />
Zu den genannten Fragestellungen und darüber hinaus<br />
sind in Kooperation mit adidas, L’Oréal, der Agentur<br />
Wertikale, der Promerit AG und Ernst & Young Projekte<br />
durchgeführt worden, die für die Unternehmen wichtige<br />
Entscheidungshilfen und Erkenntnisse erbracht haben.<br />
In Zukunft ist geplant, Studien und Promotionen in enger<br />
Abstimmung mit interessierten Forschungspartnern durchzuführen.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Alfred Quenzler<br />
Internationales Personal- und Organisations-<br />
management, stv. Leiter IAF<br />
Tel.: 0841 9348 -746, alfred.quenzler@haw-ingolstadt.de<br />
Abbildung 3<br />
Bedarf an Ingenieuren – Prognose 2020<br />
AbstrAct<br />
International HR management has become increasingly<br />
important for future-oriented companies.<br />
Changes and challenges in society and economy,<br />
like globalisation, demographic development, social<br />
media and leadership principles highlight the importance<br />
of HR management. Identifying the right<br />
candidates and retaining staff will be one of the<br />
main challenges of the future. The project focussed<br />
on topics like effective employer branding, candidate<br />
experience, HR controlling, talent management,<br />
diversity management, and the effects of changing<br />
work environments.<br />
96<br />
97
Einzelprojekte<br />
Prüfkonzepte für Keramik-Bremsscheiben<br />
prüflinGe<br />
Die Fa. Brembo SGL Carbon Ceramic Brakes GmbH<br />
entwickelt Carbon-Keramik-Bremsscheiben für Automobil-<br />
und Rennsportbremsen. Gegenüber herkömmlichen<br />
Bremssystemen zeichnen sie sich durch geringeres<br />
Gewicht, besseres Bremsverhalten, hohe thermische<br />
Standfestigkeit und hohe Lebensdauer aus. Abbildung 1<br />
zeigt eine mögliche Bauart solcher Bremsscheiben für<br />
Kraftfahrzeuge.<br />
Abbildung 1<br />
Carbon-Bremsscheibe<br />
Um die z. Zt. noch hohen Produktionskosten zu vermindern,<br />
wird intensiv an der Optimierung in der Serienproduktion<br />
gearbeitet. Darüber hinaus geht es um die<br />
fahrzeugspezifische Auslegung des kompletten Bremssystems<br />
für unterschiedliche Fahrzeugkonzepte. Das<br />
Labor für Maschinendyamik / Betriebsfestigkeit der Hoch-<br />
schule für Angewandte Wissenschaften FH <strong>Ingolstadt</strong><br />
unterstützt diese Arbeiten mit der Konzeption spezieller<br />
Prüfeinrichtungen und der Durchführung und Auswertung<br />
von Untersuchungen.<br />
prüfAufbAu Zur untersuchunG der<br />
dAuerfestiGKeit flAnschVerbindunG<br />
Abbildung 2<br />
Prüfaufbau zur Untersuchung<br />
der Dauerfestigkeit<br />
Flanschverbindung<br />
Zur Untersuchung der Dauerfestigkeit der Flanschverbindung<br />
zwischen Keramikbremsscheibe und metallischem<br />
Bremsentopf werden die Bremskräfte über einen hydraulischen<br />
Aktuator simuliert. Der entsprechende Prüfaufbau<br />
ist in Abbildung 2 zu sehen. Der Prüfling wird fest an<br />
einem Aufspannwinkel montiert und die Kraft über einen<br />
speziellen Adapter in die Bremsscheibe im Stillstand eingeleitet.<br />
Nach der Festlegung der Belastung auf Basis der FKM-<br />
Richtlinie wird der Prüfling schwellend belastet, eine Zeitfunktion<br />
ist beispielhaft in Abbildung 3 dargestellt.<br />
Abbildung 3<br />
Belastungs-<br />
funktion<br />
Die Erkennung eines Anrisses erfolgt dabei optisch mit<br />
einer Mikroskopkamera und sporadisch mit dem Farbeindringverfahren<br />
(Abbildung 4).<br />
Abbildung 4<br />
Rissuntersuchung<br />
prüfAufbAu für funKtionsunter-<br />
suchunGen An einer innenbAcKenbreMse<br />
– beGrenZter schWenKWinKel –<br />
Zur Untersuchung einer Innenbackenbremse (Feststellbremse<br />
innerhalb des Bremsscheibentopfes), sind die<br />
Carbon-Keramik-Bremsscheiben mit Funktionsdauerlauf-<br />
und Überlasttests zu betreiben. Dabei wird bei einer<br />
simulierten Fahrzeuggeschwindigkeit von 5 km / h die<br />
Bremsung mit einem hydraulischen Aktuator eingeleitet.<br />
Der Drehantrieb besteht aus einem hydraulischen Drehzylinder,<br />
der einen Schwenkwinkel von ± 60 ° zur Verfügung<br />
hat (Abbildung 5).
Die Erfassung von Drehwinkel (Drehzahl), Drehmoment<br />
(Bremsmoment) und Zugkraft (Bremskraft) erfolgt durch<br />
die in den Aktuatoren vorhandene Sensorik. Daneben<br />
wird auch die Temperatur am Prüfling erfasst. Abbildung<br />
6 zeigt die Messgrößen bei einem typischen Belastungszyklus.<br />
Abbildung 6<br />
Darstellung Belastungszyklus<br />
für<br />
einzelne System-<br />
größen im Funk-<br />
tionsdauerlauftest<br />
Abbildung 5<br />
Prüfaufbau Innenbackenbremse<br />
mit<br />
Schwenkwinkelantrieb<br />
Die mit diesem Prüfaufbau benötigte Prüfzeit ist, aufgrund<br />
des intermittierenden Betriebs und der sich einstellenden<br />
niedrigen Bremstemperatur, weiter zu optimieren.<br />
prüfAufbAu für funKtionsunter-<br />
suchunGen An einer innenbAcKenbreMse<br />
– Kontinuierliche drehbeWeGunG –<br />
Zur Erreichung einer kontinuierlichen Drehbewegung wird<br />
anstelle des Schwenkantriebes ein Elektromotor mit hoch-<br />
untersetzendem Getriebe (Bauart Cyclo) eingesetzt. Der<br />
verwendete Asynchronmotor ist umrichtergespeist und<br />
kann drehmoment- / bzw. drehzahlgeregelt betrieben wer-<br />
Abbildung 7<br />
Prüfaufbau Innenbackenbremse<br />
mit<br />
kontinuierlichem<br />
Drehantrieb<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerald Sitzmann<br />
Telefon: 0841 9348-232<br />
gerald.sitzmann@haw-ingolstadt.de<br />
den. Zum Einsatz kommt ein Drehmoment-Messflansch<br />
zur Erfassung des Drehmomentes und ein Pyrometer zur<br />
Prüflingstemperaturmessung (Abbildung 7).<br />
Im kontinuierlichen Drehantrieb ergeben sich hohe Prüflingstemperaturen,<br />
die mit Hilfe einer effektiven Luftanströmung<br />
und einer leistungsstarken Absaugung gekühlt<br />
werden (Abbildung 8). Die Absaugung sorgt gleichzeitig<br />
für ein Auffangen des anfallenden Bremsstaubes.<br />
Die Abbildung 9 zeigt die Messgrößen bei einigen Belastungszyklen<br />
im Überlasttest. Zielgröße bei der Durchführung<br />
der Überlasttests ist das Erreichen einer Mindestlastspielzahl.<br />
Durch eine statistische Auswertung<br />
(Klassierung mit der Klassengrenzen-Überschreitungszählung)<br />
kann die Erfüllung der Anforderung nachgewiesen<br />
werden (Abbildung 10).<br />
Abbildung 9<br />
Darstellung von Belastungszyklen<br />
im Überlasttest<br />
Abbildung 8<br />
Luftkühlung Brems-<br />
scheibentopf<br />
Die vorgestellten Prüfkonzepte sind während der laufen-<br />
den Entwicklungsarbeit entstanden und werden weiter<br />
optimiert.<br />
98<br />
99<br />
Abbildung 10<br />
Klassierung des Bremsmomentes<br />
(Klassengrenzenüberschreitungs-<br />
zählung) im Überlasttest
Einzelprojekte<br />
Das Tinnitusprojekt<br />
Das Tinnitusprojekt wurde im Frühjahr 2006 geboren,<br />
als Interessierten bei den Studieninfotagen der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ingolstadt</strong> eine spezielle, anechoische EMV-Akustik-Kabine<br />
für Schall- und Funkmessungen gezeigt wurde. Beim<br />
Verlassen der Kabine nach 15 Minuten und Erläuterungen<br />
seitens Prof. Dr.-Ing. Pöppel, meldete eine Besucherin<br />
zufällig zurück: Toll, ihr Tinnitus sei weg? Dieser<br />
Effekt kommt zwar bislang selten vor (
dazu, auch bei offensichtlichen Erkrankungen des Gehirns /<br />
Nervensystems Probandenversuche durchzuführen, wie<br />
beispielsweise bei Multipler Sklerose (MS).<br />
Die erste Probandin mit MS hatte alle 4 bis 6 Wochen<br />
Schübe mit Anzeichen wie Kopfschmerzen, Entzündung<br />
am Augennerv, Doppelbilder oder Gefühlsausfälle in den<br />
Extremitäten – trotz medikamentöser Behandlung. Mit<br />
Hilfe einiger, täglicher Kabinensitzungen gelingt es nun seit<br />
einem Jahr, die Schübe ohne Medikamente abzuwenden.<br />
Abbildung 3<br />
MRT-Gehirnbild mit weißem Punkt / Läsion (MS)<br />
Positive Rückmeldungen bei ADS-Kindern sowie Kindern<br />
mit auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen<br />
riefen ein Projekt mit der Logopädieschule des<br />
Klinikums <strong>Ingolstadt</strong> und der Frühförderung Pfaffenhofen<br />
ins Leben.<br />
Herausgegriffen sei ein Fall mit ADHS, der vor und nach<br />
10 Sitzungen mit einem allgemeinen K-ABC-Entwicklungstest<br />
geprüft wurde. Danach ergab sich eine anhaltende,<br />
deutliche Verbesserung von unterdurchschnittlich<br />
auf durchschnittlich.<br />
Seit 2008 wurden über 1.200 Probandensitzungen, mit<br />
mehr als 130 Probanden absolviert.<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Josef Pöppel<br />
Telefon: 0841 9348-478<br />
josef.poeppel@haw-ingolstadt.de<br />
Ermöglicht wurden diese Unternehmungen durch das<br />
Engagement von Professor Pöppel, durch die bereitwillige<br />
Unterstützung seitens der Partnerärzte, der Logopädieschule<br />
/ Neurologie des Klinikums <strong>Ingolstadt</strong>, der Frühförderung<br />
Pfaffenhofen und der vielen Rückmeldungen<br />
der Probanden in mittlerweile über 30 Krankheitsbildern.<br />
Besonderer Dank gilt auch der Unterstützung über die<br />
begleitenden Facharbeiten aus Gymnasien, den Physiotherapeuten,<br />
den Besuchern aus dem Bereich der Komplementärmedizin<br />
sowie den Anregungen von den Gehirnforschern<br />
des GRP.<br />
Zukünftig notwendig sind Untersuchungen zur Ermittlung<br />
der Erfolgsquoten, der Kombinierbarkeit mit anderen Anwendungen<br />
wie Logopädie / Ergotherapie zur Multiplizierbarkeit<br />
sowie der Wirkungsmechanismen.<br />
Ein Forschungsprojekt, das aufbauend auf den Ergebnissen<br />
dieser Voruntersuchungen die Signifikanz der Ergebnisse<br />
bestätigt, wird angestrebt.<br />
ADS: Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom<br />
ADHS: Hyperaktive Form der ADS<br />
K-ABC: Kaufmann Assessment Battery for Children<br />
AbstrAct<br />
The Tinnitus Project began in 2006, when a visitor<br />
at a student information day at the <strong>Ingolstadt</strong> University<br />
of Applied Sciences commented that her<br />
tinnitus was gone, after she had tested the special<br />
anechoic chamber displayed there. A research study<br />
in collaboration with physicians was born. Positive<br />
results in patients after sessions in the chamber include<br />
improvements with auditive problems, allergies,<br />
and even auto-immune diseases, like multiple<br />
sclerosis.<br />
100<br />
101
Einzelprojekte<br />
Innovation Lab Germany (DI-Lab)<br />
The DI-Lab is something of an experimental think tank,<br />
and has been running in more than thirteen European countries<br />
since 2006. It is a network of companies working<br />
together in a shared learning process, experimenting,<br />
reflecting on successes and failures in terms of discontinuous<br />
innovation, and looking at new ideas and models.<br />
The DI-Lab has produced a number of new insights on<br />
the following topics:<br />
How do firms deal with discontinuous innovation – how<br />
do they operate at the edge of chaos, where new threats<br />
and opportunities are only dimly visible? And how do they<br />
search for innovation triggers or pick up on weak signals<br />
about emerging – but possibly radically different – futures?<br />
What happens, when these “weak signals” come<br />
into the organisation and hit mainstream processes and<br />
criteria: from the allocation of resources to strategic innovation<br />
projects? How do we avoid their expulsion by the<br />
“corporate immune system”? And even if we do decide<br />
to take these “wild” ideas forward, how do we organise<br />
projects that by their definition break rules or require new<br />
rules as they progress?<br />
Innovation matters – of course. Unless organisations adapt<br />
their products, processes and services, they risk falling<br />
behind in today’s dynamic and complex environment.<br />
Smart companies are aware of that fact and invest ample<br />
resources into learning processes in order to ensure a<br />
sustained flow of innovation. While these companies are<br />
generally very good at what they do in terms of steady state<br />
innovation, things can get much more complex when<br />
faced with discontinuous innovation. We know from hi-<br />
image 1<br />
Participants at the 10 th German Innovation Lab, waiting to tour the<br />
“Müller Milch Research Centre” in Weihenstephan<br />
storical evidence that when technologies shift, new paradigms<br />
emerge. Current market rules no longer apply,<br />
or nifty entrepreneurs introduce new business models –<br />
suddenly, established players can become vulnerable. In<br />
other words, when confronted with the need to explore<br />
radically different ideas, many fail. An essential part of<br />
the problem is that dealing with discontinuity requires a<br />
very different set of skills for organising and managing<br />
innovation.<br />
image 2<br />
Innovation Lab Germany<br />
strAteGy And orGAnisAtion<br />
for rAdicAl shift<br />
This is where the DI-Lab initiative gains new insights.<br />
Their corporate competence building processes push<br />
boundaries of current knowledge. Most current formulae<br />
for innovation management, however, are not a good<br />
guide when elements of discontinuity come into the<br />
equation. This workshop series, offered to a select group<br />
of innovators and business pioneers, will research and<br />
develop new “best practice” tools for the management<br />
of discontinuous innovation.<br />
Two integrated workshops are presented in each participating<br />
country in order to enable networking and topic<br />
exploration. These workshops are followed by a third international<br />
comparative workshop. This year’s workshop<br />
was held in Nuremberg on the 6 th of October <strong>2010</strong>.
Who Are We?<br />
the German di-lab is headed by the following academic<br />
steering group:<br />
. Prof. Dr. Peter Augsdörfer, HAW <strong>Ingolstadt</strong><br />
. Prof Dr. Kathrin Möslein, Universität Erlangen-Nürnberg<br />
and HHL – Leipzig Graduate School of Management<br />
. Prof. Dr. Frank Piller, RWTH Aachen University<br />
. Prof. Dr. Ralf Reichwald, TU Munich<br />
the 12 international di-labs countries:<br />
. Australia<br />
. Benelux<br />
. Denmark<br />
. France<br />
. Finland<br />
. Ireland<br />
. Italy<br />
. Norway<br />
. Spain<br />
. Sweden<br />
. Switzerland<br />
. UK.<br />
Prof. Dr. John Bessant, Exeter University (UK), Prof. Dr.<br />
Katrin Möslein and Prof. Dr. Peter Augsdörfer are the<br />
supervising coordinators of the network.<br />
following some industrial partners:<br />
. BMW AG, München<br />
. arvato mobile GmbH<br />
. Bühler Motor GmbH<br />
. Vaillant Group VGS<br />
. E.ON Energie AG<br />
. o2 (Germany) GmbH & Co. OHG<br />
. Webasto AG<br />
. Allianz Deutschland AG<br />
. Henkel KgaA<br />
. ITQ GmbH<br />
. Unternehmensgruppe Theo Müller<br />
. Flughafen München GmbH<br />
. MIT Sloan School of Management<br />
. Schreiner Group GmbH & Co. KG<br />
. Siemens AG<br />
. SAP AG<br />
. Süddeutsche Zeitung GmbH<br />
. EOS GmbH Electro Optical Systems<br />
. Microsoft Deutschland GmbH<br />
. Voith AG<br />
Ansprechpartner<br />
Prof. Dr. Peter Augsdörfer<br />
(Projektleiter an der HAW <strong>Ingolstadt</strong>)<br />
Telefon: 0841 9348-207, A-110<br />
perter.augsdorfer@haw-ingolstadt.de<br />
102<br />
103
10 Jahre<br />
erfolgreiche Partnerschaft<br />
BÜCHL -<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong><br />
bei der Entwicklung von<br />
innovativen Entsorgungslogistikkonzepten!<br />
Kompetenz und Zuverlässigkeit in der Entsorgungswirtschaft:<br />
BÜCHL Entsorgungswirtschaft GmbH<br />
Robert-Bosch-Str. 1-5<br />
85053 <strong>Ingolstadt</strong> . www.buechl.de
Veröffentlichungen<br />
KoMpetenZfeld<br />
fAhrZeuGMechAtroniK<br />
Matzka, Stephan; Altendorfer, Richard: A Comparison of<br />
Track-to-Track Fusion Algorithms for Automotive Sensor<br />
Fusion. In: Multisensor Fusion and Integration for Intelligent<br />
Systems, 2008. MFI 2008. IEEE International Conference,<br />
Seoul, 2008, 10.1109 / MFI.2008.4648063<br />
Ertlmeier, Rudolf; Faisst, Holger; Kiefer, Thomas: Active<br />
Crash Detection – Schnelle Seitencrash- und Überschlags-<br />
erkennung durch Kombination von ESC und Airbag System<br />
im Rahmen von ContiGuard ® . In: 14. Internationaler VDI<br />
Kongress „Elektronik im Kraftfahrzeug“ Baden-Baden,<br />
2009, VDI Berichte (2009), Nr. 2075, S. 577-588<br />
Rill, Georg; Faisst, Holger; Ertlmeier, Rudolf: Vehicle Roll-<br />
Over in Off-Road Conditions. In: Berg, Mats. (Hrsg.): Proceedings<br />
of the 21 st International Symposium on Dynamics<br />
of Vehicles on Roads and Tracks, IAVSD ’09, Stockholm,<br />
2009<br />
Kohlhuber, Markus; Wöckel Sebastian; Brandmeier,<br />
Thomas: Körperschallbasierte Seitencrasherkennung –<br />
Chancen und Herausforderungen der Modellbildung. In:<br />
G. Gerlach, P. Hauptmann (Hrsg.): 9. Dresdner Sensor-<br />
Symposium, Dresden 2009, Band 39. Dresden: TUDpress<br />
2009, ISBN 978-3-941298-44-6, S. 53-57<br />
Lauerer, Christian; Spannaus, Paul; Ertlmeier, Rudolf:<br />
Bessere Crash-Diskriminierung durch Körperschallmessung.<br />
In: MessTec & Sensor Masters 2009, Stuttgart Expertenforum<br />
Crash Days 2009<br />
Luegmair, Marinus: Unzulänglichkeiten von Balkentheorien<br />
und -elementen für die Beschreibung hochfrequenter<br />
Biegewellenausbreitung in Fahrzeugstrukturen. In: Rohwer,<br />
Klaus (Hrsg.): NAFEMS-Magazin Band 12 (2009), Braunschweig,<br />
2009, S. 53-63<br />
Luegmair, Marinus; Wöckel, Sebastian: Precise Characterization<br />
of Structure-Born Sound Transmission Applied on<br />
Crash Sensing Technologies. In: SENSOR 2009 Proceedings,<br />
Volume I. Nürnberg (2009), S. 65-70, ISBN 978-3-<br />
9810993-4-8<br />
Matzka, Stephan; Altendorfer, Richard: A Comparison of<br />
Track-to-Track Fusion Algorithms for Automotive Sensor<br />
Fusion. In: Hahn, Hernsoo, Ko, Hanseok, Lee, Sukhan<br />
(Hrsg.): Multisensor Fusion and Integration for Intelligent<br />
Systems an Edition of the Selected Papers from the IEEE<br />
International Conference on Multisensor Fusion and Integration<br />
for Intelligent Systems in Seoul 2008, Berlin, Heidelberg,<br />
2009, ISBN: 978-3-540-89858-0, S. 69<br />
Mühlfeld, Florian; Schulte, Mark; Happe, Johannes: Situationsanalyse<br />
für Pre-Crash-Systeme, Anforderungen<br />
und Modell zur Bestimmung der Kritikalität von Verkehrssituationen.<br />
In: 7. VDI-Tagung Fahrzeugsicherheit Innovativer<br />
Kfz-Insassen- und Partnerschutz 2009 (Berlin)<br />
Band 2078<br />
Mühlfeld, Florian; Spannaus, Paul: Feature Modeling for<br />
Automotive Safety Systems. In: 7. GAMM-Workshop Stochastische<br />
Modelle und Steuerung (2009) Lutherstadt<br />
Wittenberg, 2009<br />
Röglinger, Sebastian; Facchi, Christian: Auswahl möglicher<br />
Szenarien für die Car2X-Kommunikation zur Erhöhung der<br />
Straßenverkehrssicherheit – Eine auf statistischen Daten<br />
erhebende Betrachtung. In: 14. Internationaler VDI Kongress<br />
„Elektronik im Kraftfahrzeug“ Baden-Baden, 2009,<br />
VDI Berichte (2009), Nr. 2075, S. 733-744<br />
Röglinger, Sebastian; Facchi, Christian: How Can Car2X<br />
Communication Improve Road Safety – A Statistical<br />
Based Selection and Discussion of Feasible Scenarios.<br />
In: Arbeitsberichte – Working Papers Heft 15 (2009),<br />
ISSN 1612-6483<br />
Trapp, Peter; Facchi, Christian; Bittl, Sebastian: How to<br />
Handle Memory Bound Systems: A Specialization of Dynamic<br />
Performance Stubs to Memory Stubs. In: CMG<br />
2009, Dallas (Texas), 2009, Session 402, Paper 9072<br />
Trapp, Peter; Facchi, Christian; Meyer, Markus: Echtzeitverhalten<br />
durch die Verwendung von CPU Stubs: Eine<br />
Erweiterung von Dynamic Performance Stubs. In: Wolfgang<br />
A. Halang und Peter Holleczek (Hrsg.): Softwareintensive<br />
verteilte Echtzeitsysteme Fachtagung des GI /<br />
GMA-Fachausschusses Echtzeitsysteme (real-time). Berlin,<br />
Heidelberg, Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-642-<br />
04782-4, S. 119-128<br />
Altendorfer, Richard; Matzka, Stephen: A Confidence<br />
Measure for Vehicle Tracking Based on a Generalization<br />
of Bayes Estimation. In: Proceedings of Intelligent Vehicle<br />
Symposium (IV), IEEE International Conference San Diego<br />
(CA), <strong>2010</strong>, 10.1109 / IVS.<strong>2010</strong>.5548027<br />
Lauerer, Christian; Spannaus, Paul; Brandmeier, Thomas:<br />
Erfassung und Auswertung hochfrequenter mechanischer<br />
Wellen im Fahrzeugcrash zur Verbesserung der Crasherkennung<br />
von Insassenschutzsystemen. In: 15. ITG- / GMA-<br />
Fachtagung Sensoren und Messsysteme <strong>2010</strong>, VDE<br />
VERLAG GMBH, Berlin, Offenbach, <strong>2010</strong>, ISBN 978-3-<br />
8007-3260-9, S. 442-456<br />
Mühlfeld, Florian: Active / Passive Safety on Reversible Belt<br />
Tensioners, Environmental Detection. In: Universidade<br />
Federal do ABC: Vehicle Safety, Santo André, <strong>2010</strong><br />
104<br />
105
Veröffentlichungen<br />
Mühlfeld, Florian: On the road to “Vision Zero” – Innovative<br />
Life-Saving Technologies from <strong>Ingolstadt</strong> Universtiy.<br />
In: Challenges on Vehicle Safety, Using mechatronics to<br />
reduce fatal traffic accidents (<strong>2010</strong>), Curitiba, <strong>2010</strong><br />
Trapp, Peter; Meyer, Markus; Facchi, Christian: Using CPU<br />
Stubs to Optimize Parallel Processing Tasks: An Application<br />
of Dynamic Performance Stubs. In: Fickas, Stephen<br />
(Hrsg.): The Fifth International Conference on Software<br />
Engineering Advances <strong>2010</strong>, Nizza (<strong>2010</strong>), S. 471-476;<br />
10.1109 / ICSEA.<strong>2010</strong>.80<br />
Trapp, Peter; Facchi, Christian: Main Memory Stubs to<br />
Simulate Heap and Stack Memory Behavior. In: CMG<br />
<strong>2010</strong>, Orlando (FL), <strong>2010</strong>. Session 434, Paper 5058<br />
hochschulschriften<br />
Spannaus, Paul: Ein Beitrag zur Verbesserung der Crash-<br />
erkennung: Körperschallentstehung im Fahrzeugcrash,<br />
Halle / Wittenberg, Martin-Luther-Universität Halle / Witten-<br />
berg, Dissertation, 2009<br />
Lauerer, Christian: Ein Beitrag zur Erhöhung des Insassenschutzes<br />
durch Körperschallmessung in der Crasherkennung,<br />
Magdeburg, Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg, Dissertation, <strong>2010</strong><br />
Matzka, Stephan: Efficient Resource Allocation for Auto-<br />
motive Active Vision Systems, Edinburgh, University Edin-<br />
burgh Heriot-Watt, Dissertation, <strong>2010</strong><br />
pAtente<br />
Schutzrecht EP000002073996 A1 (2009-07-01). Lauerer,<br />
Christian; Brandmeier, Thomas; Feser, Michael<br />
Schutzrecht US 020090025998 A1, (2009-01-21). Lauerer,<br />
Christian; Brandmeier, Thomas; Feser, Michael<br />
KoMpetenZfeld<br />
erneuerbAre enerGien<br />
Brandmayr, Sebastian; Zörner, Wilfried; Hanby, Vic: Simulation<br />
von Thermosiphon-Solaranlagen unter Matlab /<br />
Simulink und Carnot. In: Ostbayerisches Technologie-<br />
Transfer-Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.): 19. Symposium<br />
Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein. Regensburg:<br />
OTTI, 2009, S. 444-451<br />
Brücking, Elmar et al.: Ökologische und ökonomische<br />
Optimierung von bestehenden und zukünftigen Biogasanlagen<br />
– erste Projektergebnisse. In: Ostbayerisches<br />
Technologie-Transfer-Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.): 18. Symposium<br />
Bioenergie, Bad Staffelstein. Regensburg: OTTI,<br />
2009, S. 189-194<br />
Brücking, Elmar et al.: Forschungsprojekt BGA_OPT<br />
„Leitfaden für die ökologische und ökonomische Optimie-<br />
rung von bestehenden und zukünftigen Biogasanlagen“. In:<br />
EW Medien und Kongresse GmbH: 4. Bioenergietagung<br />
Dresden, 2009<br />
Häring, Georg; Sonnleitner, Matthias; Brügging, Elmar:<br />
Ökologische und ökonomische Optimierung von bestehenden<br />
und zukünftigen Biogasanlagen – erste Projektergebnisse.<br />
In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-<br />
Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.): 18. Symposium „BIioenergie“.<br />
Festbrennstoffe, Biokraftstoffe, Biogas. 2009, Regensburg,<br />
2009<br />
Häring, Georg; Sonnleitner, Matthias; Zörner, Wilfried: Bio-<br />
gasanlagen „Chance oder Risiko für die Landwirtschaft –<br />
Überblick und Verbesserungsmaßnahmen“. REECO GmbH:<br />
RENEXPO, 9. Fachtagung Landwirtschaftliche Biogasanlagen.<br />
Augsburg, 2009<br />
Müller, Holger; Treikauskas, Franz-Dominik; Trinkl, Christoph:<br />
Einsatz alternativer Werkstoffe und Fertigungstechnologien<br />
in thermischen Solarkollektoren. In: Deutsche<br />
Solarthermie-Technologie Plattform (DSTTP): 1. Solarthermie-<br />
Technologiekonferenz. Berlin, 10. bis 11.02.2009<br />
Müller, Holger; Zörner, Wilfried: Produktionsprozesse bei<br />
der Kollektorfertigung – moderne Methoden und Potenziale.<br />
In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut e. V.<br />
(OTTI) (Hrsg.): 19. Symposium Thermische Solarenergie,<br />
Bad Staffelstein. Regensburg: OTTI, 2009, S. 149-154<br />
Müller, Holger; Reiter, Christoph; Treikauskas, Franz-<br />
Dominik: Kunststoffe in Solarkollektoren: Anforderungsdefinition,<br />
Konzeptentwicklung und Machbarkeitsbewertung.<br />
In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut e. V.<br />
(OTTI) (Hrsg.): 19. Symposium Thermische Solarenergie,<br />
Bad Staffelstein. Regensburg: OTTI, 2009, S. 80-85<br />
Müller, Holger; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried: Niederst-<br />
temperaturkollektoren in Solar-Wärmepumpensystemen.<br />
In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut e. V. (OTTI)<br />
(Hrsg.): 19. Symposium Thermische Solarenergie, Bad<br />
Staffelstein. Regensburg: OTTI, 2009, S. 98-103<br />
Müller, Holger; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried: Domestic<br />
Solar / Heat Pump Heating Systems: Market Overview,<br />
Systems and Component Technologies. In: European<br />
Solar Thermal Industry Federation (ESTIF) (Hrsg.): 4 th<br />
European Solar Thermal Energy Conference (estec2009),<br />
München, 2009, S. 191-195<br />
Müller, Holger, Reiter, Christoph, Treikauskas, Franz-<br />
Dominik: Polymeric Solar Thermal Collectors: Definition<br />
of Requirements, Concept Development and Feasibility
Evaluation. In: European Solar Thermal Industry Federation<br />
(ESTIF) ( Hrsg.): 4 th European Solar Thermal Energy<br />
Conference (estec2009), München, 2009, S. 275-279<br />
Sonnleitner et al.: Solar-Wärmepumpensystem mit Latent-<br />
wärmespeicher: Parameterstudie und Feldtestmessung.<br />
In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut e. V. (OTTI)<br />
(Hrsg.): 19. Symposium Thermische Solarenergie, Bad<br />
Staffelstein. Regensburg: OTTI, 2009, S. 128-133<br />
Treikauskas, Franz-Dominik; Zörner, Wilfried; Hanby, Vic:<br />
Aluminium Rollbond Absorber – Detail Engineering and<br />
Testing. In: European Solar Thermal Industry Federation<br />
(ESTIF) (Hrsg.): 4 th European Solar Thermal Energy Conference<br />
(estec2009). München, 2009, S. 257-161<br />
Treikauskas, Franz-Dominik; Zörner, Wilfried; Hanby, Vic:<br />
Aluminium-Rollbond – die neue / alte Lösung für den solar-<br />
thermischen Kollektor-Absorber. In: Ostbayerisches<br />
Technologie-Transfer-Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.): 19.<br />
Symposium Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein.<br />
Regensburg: OTTI, 2009, S. 68-73<br />
Bader, Tobias; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried: In-Situ<br />
Analysis and Operational Optimisation of a Solar-Driven<br />
DEC-System. In: International Solar Energy Society<br />
(ISES) (Hrsg.): Proceedings of EuroSun<strong>2010</strong> – 2 nd International<br />
Conference on Solar Heating, Cooling and Buildings,<br />
Graz, Freiburg: ISES, <strong>2010</strong> – ISBN (digital) 978-3-<br />
901425-13-9<br />
Bader, Tobias; Finkenzeller, Michael; Trinkl, Christoph:<br />
In-Situ Measurements, Simulation and System Optimisation<br />
of a Solar-Driven DEC-System in an Industrial<br />
Environment. In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-<br />
Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.): 3 rd International Conference<br />
on Solar Air-Conditioning, Palermo. Regensburg, OTTI,<br />
<strong>2010</strong>, S. 508-513<br />
Bader, Tobias; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried: Solar-<br />
Driven Desiccant and Evaporative Cooling: Technology<br />
Overview and Operational Experiences. In: Anderson,<br />
George O. (Hrsg.): 3 rd IASTED African Conference on<br />
Power and Energy Systems (AfricaPES<strong>2010</strong>), track 684-<br />
037, Gaborone, <strong>2010</strong>, ISBN 978-0-88986-847-2<br />
Bader, Tobias; Finkenzeller, Michael; Trinkl, Christoph:<br />
Feldtest-Messungen und Systemoptimierung an einer<br />
solarbetriebenen DEC-Klimatisierungsanlage im indu-<br />
striellen Einsatz. In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-<br />
Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.): 20. Symposium Thermische<br />
Solarenergie, Bad Staffelstein. Regensburg: OTTI, <strong>2010</strong><br />
S. 200-205<br />
Brandmayr, Sebastian; Bader, Tobias; Zörner, Wilfried:<br />
Simulation of Thermosyphon Systems for Solar Domestic<br />
Hot Water Production. In: Anderson, George O. (Hrsg.):<br />
3 rd IASTED African Conference on Power and Energy<br />
Systems (AfricaPES<strong>2010</strong>), track 684-038, Gaborone,<br />
<strong>2010</strong>, ISBN 978-0-88986-847-2<br />
Brandmayr, Sebastian; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried:<br />
Thermosyphon Systems: Sensitivity Analysis Regarding<br />
Optimum Energetic Performance and Cost Effectiveness.<br />
In: International Solar Energy Society (ISES) (Hrsg.): Proceedings<br />
of EuroSun<strong>2010</strong> – 2 nd International Conference<br />
on Solar Heating, Cooling and Buildings, Graz, Freiburg:<br />
ISES, <strong>2010</strong>, ISBN (digital) 978-3-901425-13-8<br />
Brandmayr, Sebastian; Zörner, Wilfried; Hanby, Vic: Sensibilitätsanalyse<br />
von Thermosiphon Solaranlagen unter<br />
Matlab Simulink und CARNOT. In: Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut<br />
e. V. (OTTI) (Hrsg.): 20. Symposium<br />
Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein. Regensburg:<br />
OTTI, <strong>2010</strong> S. 428-433<br />
Haller, Michel; Frank, Elimar; Trinkl, Christoph: Systematische<br />
Gliederung der Systemkombination von solarthermischen<br />
Anlagen und Wärmepumpen. In: Ostbayerisches<br />
Technologie-Transfer-Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.):<br />
20. Symposium Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein.<br />
Regensburg: OTTI, <strong>2010</strong> S. 170-175, ISBN 978-<br />
3-941785-29-8<br />
Häring, Georg; Sonnleitner, Matthias; Vogt, Regine: Erste<br />
Ergebnisse Klimagasbilanz – Leitfaden für die ökologische<br />
und ökonomische Optimierung von bestehenden<br />
und zukünftigen Biogasanlagen. In: renergie Allgäu e. V.<br />
(Hrsg.): Süddeutsche Biogas-Fachtagung „Mit Biogas –<br />
ein Beitrag zum Klimaziel 2020“. Westerheim, 27.01.<strong>2010</strong><br />
Häring, Georg; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried: Monitoring<br />
and Evaluation of Renewable Heating and Cooling<br />
in a Multi-Purpose Building. In: International Solar Energy<br />
Society (ISES) (Hrsg.): Proceedings of EuroSun<strong>2010</strong> –<br />
2 nd International Conference on Solar Heating, Cooling<br />
and Buildings, Graz, Freiburg: ISES, <strong>2010</strong>, ISBN (digital)<br />
978-3-901425-13-7<br />
Häring, Georg; Sonnleitner, Matthias; Trinkl, Christoph:<br />
Ökologische und ökonomische Optimierung von bestehenden<br />
und zukünftigen Biogasanlagen – Erste Projektergebnisse.<br />
In: Fachverband Biogas e. V. (Hrsg.): 19. Jahrestagung<br />
Fachverband Biogas e. V., Leipzig. Freising:<br />
Fachverband Biogas e. V., <strong>2010</strong>, S. 166<br />
Müller, Holger; Brandmayr, Sebastian; Trinkl, Christoph:<br />
Methodological Analysis of Industrial Processes Regarding<br />
the Implementation of a Solar Thermal Process<br />
106<br />
107
Veröffentlichungen<br />
Heating System. In: International Solar Energy Society<br />
(ISES) (Hrsg.): Proceedings of EuroSun<strong>2010</strong> – 2 nd International<br />
Conference on Solar Heating, Cooling and Buildings,<br />
Graz, Freiburg: ISES, <strong>2010</strong>, ISBN (digital) 978-3-<br />
901425-13-6<br />
Reiter, Christoph; Hanby, Vic; Trinkl, Christoph: Experimentelle<br />
Ermittlung der thermischen Bauteilbelastungen<br />
von Solarkollektoren im realen Betrieb. In: Ostbayerisches<br />
Technologie-Transfer-Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.):<br />
20. Symposium Thermische Solarenergie, Bad Staffelstein.<br />
Regensburg: OTTI, <strong>2010</strong> S. 56-51, ISBN 978-3-<br />
941785-29-8<br />
Reiter, Christoph; Hanby, Vic; Trinkl, Christoph: Thermal<br />
Load Analysis of a Solar-Thermal Flat-Plate Collector<br />
in a Domestic Heating System. In: International Solar<br />
Energy Society (ISES) (Hrsg.): Proceedings of Euro-<br />
Sun<strong>2010</strong> – 2 nd International Conference on Solar Heating,<br />
Cooling and Buildings, Graz <strong>2010</strong>. Freiburg: ISBN<br />
(digital) 978-3-901425-13-4<br />
Sonnleitner, Matthias; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried:<br />
In-Situ Investigation of a Domestic Solar / Heat Pump<br />
Heating System in a One-Family House. In: International<br />
Solar Energy Society (ISES) (Hrsg.): Proceedings of Euro-<br />
Sun<strong>2010</strong> – 2 nd International Conference on Solar Heating,<br />
Cooling and Buildings, Graz, Freiburg: ISES, <strong>2010</strong>, ISBN<br />
(digital) 978-3-901425-13-5<br />
Sonnleitner, Matthias; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried:<br />
Feldtestuntersuchung eines Solar-Wärmepumpensystems<br />
mit Latentwärmespeicher. In: Ostbayerisches Technologie-<br />
Transfer-Institut e. V. (OTTI) (Hrsg.): 20. Symposium Thermische<br />
Solarenergie, Bad Staffelstein. Regensburg: OTTI,<br />
<strong>2010</strong>. S. 130-135, ISBN 978-3-941785-29-8<br />
Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried; Hanby, Vic: Simulation<br />
study on a Domestic Solar / Heat Pump Heating System<br />
incorporating Latent and Stratified Thermal Storage. In:<br />
Journal of Solar Energy Engineering, 131 (2009), Nr. 4,<br />
Issue 4, 041008<br />
hochschulschriften<br />
Treikauskas, Franz-Dominik: Development of a Volumetric<br />
Solar Thermal Absorber, Leicester. DeMontfort University<br />
Leicester, Dissertation, 2009<br />
eleKtronische Quellen<br />
Zörner, Wilfried: State-of-the-Art Collector Production –<br />
An Overview. In: Solarpraxis AG (Hrsg.): 1 st SME Thermal<br />
Solar Thermal Materials, Equipment and Technology Conference.<br />
Berlin, <strong>2010</strong>;<br />
http://www.solarpraxis.de/en/conferenze/archives/<br />
smethermal<strong>2010</strong>/presentations/<br />
Bader, Tobias; Trinkl, Christoph; Zörner, Wilfried: In-Situ-<br />
Optimierung einer solarbetriebenen Klimatisierungs-<br />
anlage im industriellen Einsatz. In: Deutsche Solarthermie-Technologie<br />
Plattform (DSTTP) (Hrsg.): 2. Solarthermie-Technologiekonferenz,<br />
Berlin, <strong>2010</strong>;<br />
http://www.solarthermietechnologie.de/fileadmin/img/<br />
Konferenz_2/konferenz_praes_26/03_bader_ingolst_<br />
anw.pdf<br />
Zörner, Wilfried; Müller, Holger; Treikauskas, Franz-Dominik:<br />
Technologie-Perspektiven für die Kollektortechnologie<br />
In: Deutsche Solarthermie-Technologie Plattform (DSTTP):<br />
1. Solarthermie-Technologiekonferenz. Berlin, 2009;<br />
http://www.solarthermietechnologie.de/fileadmin/img/<br />
Service/PDF/0902_konferenz/02_01_zoerner_fhi_small.pdf<br />
KoMpetenZfeld produKtions- und<br />
AutoMAtisierunGstechniK<br />
Angerer, Stefanie; Pooley, Rob: Dependable Reconfiguration<br />
of Mobile Manufacturing Systems. In: Proceedings<br />
of the 14 th IASTED International Conference on Robotics<br />
and Application, Cambridge (MA.), 2009, track 664-023,<br />
ISBN 978-0-88986-813-7<br />
Döbele, Mathias: Methode zur Wiederverwendung von<br />
Planungskomponenten für die Planung automatisierter<br />
Fertigungsanlagen. In: AUTOMATION 2009 Der Automationskongress<br />
in Deutschland mit CD-ROM, VDI-Berichte<br />
2067, VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, 2009, S. 421-425<br />
Angerer, Stefanie; Pooley, Rob; Aylett, Ruth: Self-Adaptive<br />
and Self-Organizing Systems. In: 4 th IEEE International<br />
Conference on Self-Adaptive and Self-Organizing Systems<br />
(SASO), Budapest, <strong>2010</strong>, 10.1109 / SASO.<strong>2010</strong>.43,<br />
S. 64-73<br />
Angerer, Stefanie; Pooley, Rob; Aylett, Ruth MobComm:<br />
Using BDI-Agents for the Reconfiguration of Mobile<br />
Commissioning Robots. In: 6 th IEEE International Conference<br />
on Automation Science and Engineering (IEEE<br />
CASE), Toronto, <strong>2010</strong>, 10.1109 / COASE.<strong>2010</strong>.5584201,<br />
S. 822-827<br />
hochschulschriften<br />
Hermann, Andreas: Situationsspezifische und proaktive<br />
Datenverteilung im Automobil am Beispiel des Verteilten<br />
Umgebungsmodells für Fahrzeugsoftware. Eichstätt,<br />
<strong>2010</strong><br />
KoMpetenZfeld<br />
Motor- und AntriebsstrAnG<br />
Bertola, Andrea et al. Application of High-Precision Absolute<br />
Pressure Sensors for Gas Exchange Analysis. In: Internal
Combustion Engines: Performance, Fuel Economy and<br />
Emissions, IMechE-International Conference London, 2009,<br />
Chandos Publishing Limited, Oxford, 2009<br />
hochschulschriften<br />
Schiele, Thomas: in-the-Loop Simulation für die virtuelle<br />
Applikation von Steuerungsfunktionen zur Motor-Energie-<br />
bordnetz-Koordination. Stuttgart, Universität Stuttgart,<br />
Dissertation, <strong>2010</strong><br />
KoMpetenZfeld<br />
WerKstoff- und oberflächentechniK<br />
hochschulschriften<br />
Oberhauser, Simon: Bildung von periodischen Multilagenschichten<br />
durch Diffusionsprozesse in ausgewählten<br />
ternären Systemen. Freiberg / Sachs., Universität Bergakademie<br />
Freiberg, Dissertation, <strong>2010</strong><br />
forschunGsschWerpunKt<br />
leistunGseleKtroniK<br />
Hackner, Thomas; Pforr, Johannes: Comparison of Topologies<br />
to Drive the Machine of an Automotive Electrical<br />
Power Steering with Higher Voltage Levels. In: Energy<br />
Conversion Congress and Exposition, 2009. ECCE 2009,<br />
IEEE International Conference San Jose (GA), 10.1109 /<br />
ECCE.2009.5316321, S. 3493-3500<br />
Stadler, Michael; Pforr, Johannes: Filter Design Optimization<br />
of an Automotive Multiphase Converter Using Coupled<br />
Inductors. In: International Exhibition & Conference<br />
for Power Electronics, Intelligent Motion and Power Quality,<br />
PCIM 2009, Nürnberg, S. 276-282<br />
Stadler, Michael; Utz, Sebastian; Pforr, Johannes: Filter<br />
Optimization for Multi-phase DC-DC Converter in Automotive<br />
Energy Backup System. In: 25 th Applied Power<br />
Electronics Specialists Conference APEC 2009, IEEE<br />
International Conference Washington (DC), 10.1109 /<br />
APEC.2009.4802652, S. 179-185<br />
Thomas, Werner; Pforr, Johannes: A Novel Low-cost Current-sharing<br />
Method for Automotive LED-lighting Systems.<br />
In: Power Electronics and Applications, 2009. EPE ’09.<br />
13 th European Conference, Barcelona, ISBN 978-1-4244-<br />
4432-8<br />
Thomas, Werner; Pforr, Johannes: LED-Driver with Integrated<br />
Dimming Feature and its Influence on Chromaticity<br />
Values. In: International Exhibition & Conference for<br />
Power Electronics, Intelligent Motion and Power Quality,<br />
PCIM 2009, Nürnberg, S. 147-152<br />
Thomas, Werner; Pforr, Johannes: Buck-Boost Converter<br />
Topology for Paralleling HB-LEDs Using Constant-power<br />
Operation. In: Power Electronics and Drive Systems,<br />
2009. PEDS 2009, IEEE International Conference Taipei,<br />
10.1109/PEDS.2009.5385775, S. 568-573<br />
Utz, Sebastian; Stadler, Michael; Pforr, Johannes: Active<br />
Phase-shift Control of Multi-phase Converters with Coupled<br />
Inductors to Minimize Input Current Sub-harmonics. In:<br />
Power Electronics and Applications, EPE ’09. 13 th European<br />
Conference 2009, IEEE International Conference<br />
Barcelona, INSPEC AN 10939514<br />
Hackner, Thomas; Pforr, Johannes: Comparison of Different<br />
Winding Schemes of an Asynchronous Machine<br />
Driver by a Multi-Functional Converter System. In: Energy<br />
Conversion Congress and Exposition (ECCE), <strong>2010</strong> IEEE<br />
International Conference Atlanta, 10.1109 / ECCE.<strong>2010</strong>.<br />
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Hackner, Thomas; Pforr, Johannes: A Novel Approach<br />
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Converter. In: Mesago (Hrsg.): International Exhibition &<br />
Conference for Power electronics intelligent Motion Power<br />
quality, <strong>2010</strong>, Exhibition Centre Nuremberg, Proceedings,<br />
ISBN 978-3-8007-3229-6, S. 893-898<br />
Utz, Sebastian; Hackner, Thomas; Pforr, Johannes: A<br />
Novel Tri-State Driver to Improve the Switching Performance<br />
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and Motion Control Conference (EPE / PEMC),<br />
<strong>2010</strong>, IEEE International Conference Ohrid, 10.1109 / EPE-<br />
PEMC.<strong>2010</strong>.5606869, S. T2-110-T2-117<br />
Weitere<br />
VeröffentlichunGen<br />
Bartl, Florian: Ein numerisches Werkstoffmodell für gießtechnisch<br />
hergestellte Verbundwerkstoffe bei höheren<br />
Deformationsgeschwindigkeiten. Freiberg / Sachs., Univer-<br />
sität Bergakademie Freiberg, 2009<br />
Burger, Uli: Impactverhalten von hybriden Verbundwerkstoffen<br />
mit metallischem Ringgeflecht. Berlin, Technischen<br />
Universität Berlin, <strong>2010</strong><br />
108<br />
109
Notizen
Impressum<br />
forschunGsbericht <strong>2010</strong><br />
herausgeber<br />
Prof. Dr. Gunter Schweiger, Präsident der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Ingolstadt</strong> (V.i.S.d.P.)<br />
redaktion<br />
Institut für Angewandte Forschung /<br />
Stabsstelle für Grundsatzaufgaben<br />
Prof. Dr. Christian Krä (verantw.)<br />
Susanne Dischner<br />
Sibille Rosinski<br />
Telefon: 0841 9348-632<br />
Telefax: 0841 9348-644<br />
iaf@haw-ingolstadt.de<br />
www.haw-ingolstadt.de<br />
Die Originalbeiträge der wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter wurden geringfügig redaktionell<br />
bearbeitet. Die inhaltliche Verantwortung liegt<br />
bei den jeweiligen Projektleitern (Autoren).<br />
Wir danken allen Autoren für die Unterstützung.<br />
Gestaltung<br />
Kreativzentrum<br />
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druck<br />
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Januar 2011
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