VDV Das Magazin Ausgabe März 2016
Das Verbandsmagazin des VDV ist die redaktionelle Plattform für Unternehmen des Öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs in Deutschland. Konzept und Realisierung: AD HOC PR, Gütersloh.
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Verkehrspolitik im Klartext<br />
Erstmalig hat „<strong>VDV</strong> <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>“ zum „Verkehrspolitischen Gespräch“ eingeladen.<br />
Den Auftakt zu der in loser Reihenfolge erscheinenden Serie macht in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> Stephan Kühn (gr. Foto, l.), verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion<br />
von Bündnis 90/Die Grünen. Im Berliner Hauptstadtbüro des <strong>VDV</strong><br />
sprach er mit Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff (r.).<br />
» Bündnis 90/Die Grünen wollen weniger Verkehr und mehr<br />
Mobilität. Wie kann Mobilität nachhaltig gestaltet werden?<br />
Stephan Kühn: Entscheidend ist es, die kollektiven Verkehrsmittel<br />
für alle verfügbar und zugänglich zu machen – und sie<br />
entsprechend sicher zu finanzieren. Die <strong>Das</strong>einsvorsorge ist im<br />
Grundgesetz als zentrale Aufgabe des Staates verankert. Deshalb<br />
müssen wir darüber nachdenken, ob der ÖPNV weiterhin eine<br />
freiwillige Aufgabe bleiben kann oder sogar eine Pflichtaufgabe<br />
werden muss. Mit Blick auf die Situation im ländlichen Raum<br />
lohnt ein Blick in die Schweiz, die hier mit Mindest-Bedienstandards<br />
Maßstäbe setzt. Darüber müssen wir diskutieren,<br />
wenn wir die <strong>Das</strong>einsvorsorge ernst nehmen wollen.<br />
» Mindest-Bedienstandards im ländlichen Raum und ÖPNV<br />
als Pflichtaufgabe: <strong>Das</strong> muss sich doch gut für Sie anhören,<br />
Herr Wolff.<br />
Oliver Wolff: In Regionen, wo die Besiedlung rückläufig ist, muss<br />
man überlegen, wie man damit umgeht. Da wird sich im System<br />
etwas tun. ÖPNV als Pflichtaufgabe wäre eine interessante Variante<br />
und sicherlich wünschenswert. Bei der Umsetzung bin<br />
ich aber skeptisch. Mir fehlt angesichts der Haushaltslage der<br />
Glaube, dass wir solche Quantensprünge machen – auch wenn<br />
es natürlich richtig wäre, weil guter ÖPNV auch die Wirtschaft<br />
fördert.<br />
Kühn: Am Ende ist nicht entscheidend, ob der ÖPNV tatsächlich<br />
zur Pflichtaufgabe wird. Vielmehr müssen wir erreichen, dass<br />
der Öffentliche Verkehr nicht immer hintenanstehen muss.<br />
Wolff: ÖPNV und seine Finanzierung dürfen nicht der Beliebigkeit<br />
unterworfen werden.<br />
Kühn: <strong>Das</strong> heißt natürlich auch, dass die Kommunen andere<br />
Rahmenbedingungen brauchen und dass wir über neue Finanzierungsmodelle<br />
reden müssen.<br />
Wolff: Standards dürfen nicht nach Kassenlage definiert werden,<br />
sondern nach dem, was wirklich gesamtpolitisch, also auch wirtschafts-<br />
und gesellschaftspolitisch, ein vernünftiger Rahmen ist.<br />
Der muss dann auch umgesetzt und finanziert werden.<br />
» Unter dem Aspekt Finanzierbarkeit wird auch die Elektromobilität<br />
diskutiert. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hätte<br />
gerne von Finanzminister Wolfgang Schäuble zwei Milliarden<br />
Euro für E-Pkw. Ist das der richtige Weg?<br />
Kühn: <strong>Das</strong> eigentlich Notwendige ist eine verkehrsträgerübergreifende<br />
Strategie. Aber die gibt es nicht. Es reicht nicht, nur<br />
den Verbrennungsmotor durch den Elektromotor zu ersetzen. So<br />
richtig es ist, sich Gedanken zu machen, wie man den Markthochlauf<br />
für Elektroautos hinbekommt, genauso wichtig ist beispielsweise<br />
auch die Anschaffung von Elektrobussen. Außerdem<br />
brauchen wir ein Programm für nicht-elektrifizierte Abschnitte<br />
im Schienennetz und eine Wachstumsstrategie für die Öffis –<br />
also Bus, leichte und schwere Schiene.<br />
Wolff: Wir benötigen nicht nur ein verkehrsträgerübergreifendes<br />
Konzept, sondern auch ein Energieversorgungskon-<br />
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