Guru Yoga - Manjughosha Edition
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unästhetisch vorkommen. Der Behälter ist niemals zu groß und der Inhalt niemals zu klein. Es<br />
ist nicht so, dass da eine zu große Lücke zwischen dem sesamsamen-großen <strong>Guru</strong> Rinpoche<br />
und seinem Palast ist. So ein Problem gibt es nicht. Und für genau diese Visualisation und<br />
innerhalb des gleichen Meditationszustandes, könnt ihr auch den Palast so klein wie einen<br />
Sesamsamen visualisieren und <strong>Guru</strong> Rinpoche so groß wie das gesamte Universum. Dennoch<br />
ist <strong>Guru</strong> Rinpoche innerhalb dieses kleinen sesamsamen-gleichen Palasts und der Palast<br />
umgibt <strong>Guru</strong> Rinpoche. All das ist eine Übung in Nicht-Dualität. Die Visualisation sollte<br />
solche Charakteristika enthalten. Natürlich, wenn ihr wirklich wollt, könnt ihr beim<br />
Praktizieren einfach denken „Ich bin <strong>Guru</strong> Rinpoche“ und vielleicht gibt es dann auch etwas<br />
Segen. Aber es ähnelt der Vorstellung von „Ich bin einfach mal jemand anderes“ zu sehr. Da<br />
könnte man auch einfach mal denken, man sei Tony Blair!<br />
Vorerst visualisierst du dich während des Ngöndro nicht als eine Gottheit. Du bist immer<br />
noch ein Praktizierender, in deiner gewöhnlichen Gestalt. Deswegen ist es eine vorbereitende<br />
Übung.<br />
Schüler: Ich dachte ich hätte gelesen, dass wir uns in <strong>Guru</strong> Rinpoche auflösen, anstatt <strong>Guru</strong><br />
Rinpoche in uns.<br />
Rinpoche: Das ist in Ordnung. Im Longchen Nyingtik Ngöndro macht man das so. Ob du dich<br />
in ihm auflöst oder er sich in dir, macht wirklich keinen großen Unterschied. Du solltest<br />
beides machen. Eigentlich kann eine solche Abwechslung nur gut sein, denn es wirkt dem<br />
festgefahrenen Denken entgegen, dass „Auflösen“ immer nur bedeuten würde, er käme zu<br />
uns.<br />
Schüler: Könnten Sie etwas über das Verschmelzen des eigenen Geistes mit dem des Lehrers<br />
sagen? Ich habe dass Gefühl, dass ich das nicht gut kann.<br />
Rinpoche: Es gibt eine vollständige Visualisations-Methode um dieses Gefühl zu<br />
unterstützen. Du stellst dir den <strong>Guru</strong>, deinen Lehrer, vor dir in der Gestalt von <strong>Guru</strong> Rinpoche<br />
vor. Um die Atmosphäre zu verbessern und die Natur des eigenen Geistes besser zu<br />
verstehen, ist der <strong>Guru</strong> nicht in gewöhnlicher Gestalt. Wenn du dir den <strong>Guru</strong> als ein<br />
gewöhnliches Wesen vorstellst, ist das eine gewöhnliche Herangehensweise. Deswegen<br />
machen wir ihn besonders.<br />
Schüler: <strong>Guru</strong> Rinpoches Energie ist doch eigentlich zeitlos, oder? Sie scheint von innen her<br />
zu kommen und wieder verschwinden, oder bleibt sie? Mir scheint, dass durch die Praxis die<br />
Energie kommen und gehen kann.<br />
Rinpoche: Natürlich, die ganze Zeit, oder?<br />
Schüler: Ja, aber ich habe mich gefragt, ob sie nicht bleiben könnte.<br />
Rinpoche: Idealerweise bleibt sie. Aber sie tut es nicht, oder?<br />
Schülerin: Wenn ich praktiziere, bitte ich darum, dass Bodhicitta zunächst in mich eintritt, so<br />
dass ich Bodhicitta dann nach außen weiter geben kann. Letztes Jahr habe ich meinen<br />
Ehemann und mein Haus verloren und war so traurig. In der Meditation habe ich versucht, all<br />
das loszulassen. Den Ehemann und das Haus am Meer, ich habe alles leer geräumt und hatte<br />
plötzlich große Angst. Es war nicht leicht. Ich fühlte mich auch zornig darüber, dass ich<br />
diejenige war, die Schatten hinterherläuft. Wenn ich mir vorstelle, dass er und seine neue Frau<br />
vor mir sind, ist das immer wieder sehr anstrengend.<br />
Rinpoche: Wie lange bist du schon Buddhist?<br />
Schülerin: Seit 1985.<br />
Rinpoche: Also bist du schon eine ganze Weile dabei. Willst du ernsthaft praktizieren?<br />
Schülerin: Ich denke, ja.<br />
Rinpoche: Es sieht so aus, dass alles gut läuft. Und das ist kein Scherz. Du musst da einfach<br />
durch. Dieser Typ war in vergangenen Leben schon oft dein Ehemann und so lange du<br />
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