Guru Yoga - Manjughosha Edition
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schlecht, so beginnst du damit, ein Dharma-Praktizierender, eine spirituelle Person zu sein.<br />
Ganz gleich, ob es ein guter oder ein schlechter Traum ist, solange du weißt, dass es ein<br />
Traum ist, wirst du keine Angst haben aufzuwachen. Da du weißt, dass es ein Traum ist, bist<br />
du bereit alles gleichermaßen aufzugeben, das Schlechte und das Gute.<br />
In einem Sutra sagte Buddha: Wenn ein junges Mädchen träumt, dass ein Junge in ihr Leben<br />
tritt, ist sie glücklich. Aber wenn der Junge innerhalb desselben Traums einen Unfall hat und<br />
stirbt, ist sie plötzlich sehr unglücklich. Beim Aufwachen erkennt sie, dass ihr Glück, den<br />
Jungen zu treffen, und ihr Unglück - der Tod des Jungen, beides kunstvolle Träume waren.<br />
Wichtig ist hier: Dadurch, dass wir die Belehrungen immer und immer wieder hören und<br />
studieren, hilft es uns wirklich, den Dharma von allen Blickwinkeln aus verstehen zu können,<br />
nicht nur einseitig. Ansonsten wäre unser Verständnis immer nur einseitig, oder würde darauf<br />
basieren, wie wir die Dinge gerne sehen möchten. Als Vajrayana-Schüler neigen wir dazu zu<br />
glauben, dass wir unserem <strong>Guru</strong> gehorchen, aber das auszusprechen ist sehr gefährlich. Ich<br />
glaube, dass wir dem <strong>Guru</strong> überhaupt nicht gehorchen, mich selbst eingeschlossen. Es ist<br />
unreif zu glauben, dass wir tun würden, was immer unser <strong>Guru</strong> sagt. Wir tun es nicht. Wenn<br />
der <strong>Guru</strong> etwas sagt, ist es eigentlich so, dass wir das immer zuerst interpretieren und dann<br />
gehorchen. Auf jeden Fall sind wir diesbezüglich ziemlich zäh, daher sollten wir das wirklich<br />
im Geist behalten.<br />
Es ist in Ordnung, wenn du 100.000 Verbeugungen nicht abschließen kannst. Es ist<br />
akzeptabel, wenn du deine Vajrasattva-Praxis nicht in einer festgesteckten Zeit beendest -<br />
solange du dich täglich an dies Wissen und diese Vorstellung gewöhnst, dass alles, was du<br />
hast und wonach du strebst, sinnlos ist; und dennoch weiter machst. Wirklich, wir sollten die<br />
Dinge weiter machen, denn bis der Traum aufhört, müssen wir träumen. Warum? Weil wir<br />
zurzeit einfach nicht die Kraft haben aufzuwachen. Solange der Traum, oder die Geschichte<br />
nicht aufhört, mußt du da durch. Da du weißt, dass es ein Traum ist, kümmert es dich nicht.<br />
Wenn du nicht weißt, dass es ein Traum ist, plagt und versucht er uns und du bist wirklich<br />
festgekettet.<br />
Was macht uns jetzt zu einem Anfänger? Obwohl wir intellektuell wissen und erkennen, dass<br />
es nur ein Traum ist, wissen wir doch im Moment der Erkenntnis nicht, wie wir daraus<br />
aufwachen können. Dennoch haben die normalen Leute, die jetzt gerade in Paris oder<br />
München umherspazieren, nicht einmal das intellektuelle Verständnis davon, dass das ein<br />
Traum ist. In der Regel denken sie wirklich „Das ist wahr, das ist es, das ist sehr wichtig.“ Im<br />
Gegensatz dazu können wir uns irgendwie glücklich schätzen, denn wir wissen intellektuell,<br />
oder wir haben wenigstens gehört „Das ist ein Traum.“ Aber in welcher Hinsicht sind wir<br />
dann Praktizierende? Ein Bild dafür könnte sein: Wir liegen auf einem Schlachtfeld, umgeben<br />
von Feinden, beide Arme und Beine abgetrennt, so dass wir nicht mal mehr mit den Feinden<br />
kämpfen können. Selbst unsere Zungen wurden uns abgeschnitten, wir können den Feind also<br />
noch nicht einmal beschimpfen. Wir können nicht wegrennen, denn unsere Beine sind<br />
abgetrennt. Wir können nichts tun, außer: schauen. Selbst das ist ein besseres Ergebnis, als<br />
das, was die Leute, die in Paris oder München umherspazieren, erfahren. Sie sind umgeben<br />
von Feinden, sie werden betrogen, eingeschlossen und dauernd durch die Feinde geärgert,<br />
aber sie kennen den Feind noch nicht einmal. Indem sie alles tun, was der Feind sagt, werden<br />
Sie dauernd besiegt. Die Feinde missbrauchen sie unerbittlich, aber in unserem Fall haben<br />
unsere Feinde wenigstens ein bisschen Angst vor uns. Obwohl wir nicht viel ausrichten<br />
können, wissen die Feinde, dass wir sie als Feinde erkannt haben. Deswegen ist es so wichtig<br />
zu verstehen, dass alles eine Illusion ist. Wir sollten diese Haltung haben, die Dinge aus<br />
verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Wenn du das wirklich entwickeln kannst, so sagte<br />
Patrul Rinpoche, wird die Morgenröte eines Dharma-Praktizierenden erscheinen.<br />
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