07.12.2012 Aufrufe

Guru Yoga - Manjughosha Edition

Guru Yoga - Manjughosha Edition

Guru Yoga - Manjughosha Edition

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schlecht, so beginnst du damit, ein Dharma-Praktizierender, eine spirituelle Person zu sein.<br />

Ganz gleich, ob es ein guter oder ein schlechter Traum ist, solange du weißt, dass es ein<br />

Traum ist, wirst du keine Angst haben aufzuwachen. Da du weißt, dass es ein Traum ist, bist<br />

du bereit alles gleichermaßen aufzugeben, das Schlechte und das Gute.<br />

In einem Sutra sagte Buddha: Wenn ein junges Mädchen träumt, dass ein Junge in ihr Leben<br />

tritt, ist sie glücklich. Aber wenn der Junge innerhalb desselben Traums einen Unfall hat und<br />

stirbt, ist sie plötzlich sehr unglücklich. Beim Aufwachen erkennt sie, dass ihr Glück, den<br />

Jungen zu treffen, und ihr Unglück - der Tod des Jungen, beides kunstvolle Träume waren.<br />

Wichtig ist hier: Dadurch, dass wir die Belehrungen immer und immer wieder hören und<br />

studieren, hilft es uns wirklich, den Dharma von allen Blickwinkeln aus verstehen zu können,<br />

nicht nur einseitig. Ansonsten wäre unser Verständnis immer nur einseitig, oder würde darauf<br />

basieren, wie wir die Dinge gerne sehen möchten. Als Vajrayana-Schüler neigen wir dazu zu<br />

glauben, dass wir unserem <strong>Guru</strong> gehorchen, aber das auszusprechen ist sehr gefährlich. Ich<br />

glaube, dass wir dem <strong>Guru</strong> überhaupt nicht gehorchen, mich selbst eingeschlossen. Es ist<br />

unreif zu glauben, dass wir tun würden, was immer unser <strong>Guru</strong> sagt. Wir tun es nicht. Wenn<br />

der <strong>Guru</strong> etwas sagt, ist es eigentlich so, dass wir das immer zuerst interpretieren und dann<br />

gehorchen. Auf jeden Fall sind wir diesbezüglich ziemlich zäh, daher sollten wir das wirklich<br />

im Geist behalten.<br />

Es ist in Ordnung, wenn du 100.000 Verbeugungen nicht abschließen kannst. Es ist<br />

akzeptabel, wenn du deine Vajrasattva-Praxis nicht in einer festgesteckten Zeit beendest -<br />

solange du dich täglich an dies Wissen und diese Vorstellung gewöhnst, dass alles, was du<br />

hast und wonach du strebst, sinnlos ist; und dennoch weiter machst. Wirklich, wir sollten die<br />

Dinge weiter machen, denn bis der Traum aufhört, müssen wir träumen. Warum? Weil wir<br />

zurzeit einfach nicht die Kraft haben aufzuwachen. Solange der Traum, oder die Geschichte<br />

nicht aufhört, mußt du da durch. Da du weißt, dass es ein Traum ist, kümmert es dich nicht.<br />

Wenn du nicht weißt, dass es ein Traum ist, plagt und versucht er uns und du bist wirklich<br />

festgekettet.<br />

Was macht uns jetzt zu einem Anfänger? Obwohl wir intellektuell wissen und erkennen, dass<br />

es nur ein Traum ist, wissen wir doch im Moment der Erkenntnis nicht, wie wir daraus<br />

aufwachen können. Dennoch haben die normalen Leute, die jetzt gerade in Paris oder<br />

München umherspazieren, nicht einmal das intellektuelle Verständnis davon, dass das ein<br />

Traum ist. In der Regel denken sie wirklich „Das ist wahr, das ist es, das ist sehr wichtig.“ Im<br />

Gegensatz dazu können wir uns irgendwie glücklich schätzen, denn wir wissen intellektuell,<br />

oder wir haben wenigstens gehört „Das ist ein Traum.“ Aber in welcher Hinsicht sind wir<br />

dann Praktizierende? Ein Bild dafür könnte sein: Wir liegen auf einem Schlachtfeld, umgeben<br />

von Feinden, beide Arme und Beine abgetrennt, so dass wir nicht mal mehr mit den Feinden<br />

kämpfen können. Selbst unsere Zungen wurden uns abgeschnitten, wir können den Feind also<br />

noch nicht einmal beschimpfen. Wir können nicht wegrennen, denn unsere Beine sind<br />

abgetrennt. Wir können nichts tun, außer: schauen. Selbst das ist ein besseres Ergebnis, als<br />

das, was die Leute, die in Paris oder München umherspazieren, erfahren. Sie sind umgeben<br />

von Feinden, sie werden betrogen, eingeschlossen und dauernd durch die Feinde geärgert,<br />

aber sie kennen den Feind noch nicht einmal. Indem sie alles tun, was der Feind sagt, werden<br />

Sie dauernd besiegt. Die Feinde missbrauchen sie unerbittlich, aber in unserem Fall haben<br />

unsere Feinde wenigstens ein bisschen Angst vor uns. Obwohl wir nicht viel ausrichten<br />

können, wissen die Feinde, dass wir sie als Feinde erkannt haben. Deswegen ist es so wichtig<br />

zu verstehen, dass alles eine Illusion ist. Wir sollten diese Haltung haben, die Dinge aus<br />

verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Wenn du das wirklich entwickeln kannst, so sagte<br />

Patrul Rinpoche, wird die Morgenröte eines Dharma-Praktizierenden erscheinen.<br />

50

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!