23.03.2016 Aufrufe

HEINZ Magazin Essen 04-2016

HEINZ Magazin April 2016, Ausgabe für Essen

HEINZ Magazin April 2016, Ausgabe für Essen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zukunft<br />

des Klimas<br />

Weniger Kohlenstoff im Exkohlenpott Dort, wo früher<br />

Schlote und Fördertürme in den grauen Himmel<br />

ragten, stehen heute Windräder. Jetzt schickt sich die<br />

Metropole Ruhr an, Modellregion für die Klimarettung<br />

zu werden. Mit der klimametropole RUHR 2022, regionaler<br />

Partner der KlimaExpo.NRW, soll auf die vielen<br />

Projekte zwischen Moers und Kamen hingewiesen<br />

werden. Vorboten bilden die KLIMAWOCHEN RUHR<br />

mit 250 Events in 53 Kommunen und Kreisen.<br />

A<br />

1 Das neue Biomasse-Heizwerk in Voerde (Foto: Fernwärme Niederrhein GmbH); 2 Liefert Strom für tausend<br />

Haushalte: Der Solarpark in Neukirchen-Vluyn (Foto: ENNI Energie & Umwelt GmbH);<br />

3 Schnittiges SolarCar aus der Sonnenwagen-Manufaktur der Hochschule Bochum (Foto: Stefan Spychalski)<br />

uf den ersten Blick erscheint es lustig, wenn auf dem Weihnachtsmarkt<br />

die Passanten kurze Hosen tragen, weil das Wetter<br />

mal wieder verrücktspielt. Weniger amüsant sind die Stürme<br />

und Starkregen, die in den letzten Jahren unsere Region heimsuchten<br />

und doch erst einen Vorgeschmack dafür boten, was uns und Menschen<br />

in anderen Ländern in den nächsten Jahrzehnten erwartet. Der Anstieg<br />

des Meeresspiegels und die Ausdehnung der Wüsten werden zu weiteren<br />

globalen Krisen führen. Doch noch ist es nicht zu spät, die unheilvolle<br />

Entwicklung zu stoppen. Gerade im Ruhrgebiet gibt es vielfältige Initiativen<br />

und Projekte, die den CO2-Ausstoß verringern und das Klima schützen<br />

wollen. Diese werden in den kommenden zehn Wochen im Rahmen<br />

von 250 Veranstaltungen in 53 Kommunen und Kreisen der Öffentlichkeit<br />

präsentiert. Vom 2.4.-19.6. stellen sich jede Woche mindestens zwei<br />

Kommunen oder Kreise mit ihren Akteuren und Klimaschutzaktivitäten<br />

vor. Startschuss ist im Kreis Wesel.<br />

Zunächst einmal verbindet man mit Klimaschutz Windräder und Sonnendächer.<br />

Tatsächlich sind gerade diese Anlagen in jeder Stadt während<br />

der Klimawochen zu besichtigen. Und das ist spannend. Wenige Menschen<br />

haben bislang einen Spargel von innen gesehen. Auf der Halde<br />

Oberscholven in Gelsenkirchen stehen zwei dieser riesigen Windkraftanlagen,<br />

die im Rahmen einer Bustour gezeigt werden. Auch der Anblick<br />

großer Photovoltaikanlagen wie auf den Westfalenhallen in Dortmund<br />

sind imposant und können manchen Hausbesitzer ermutigen, sich selbst<br />

diese dunkelblauen Platten aufs Dach legen zu lassen.<br />

Neben Sonne und Wind spielt zunehmend auch die Biomasse eine<br />

wichtige Rolle bei der Nutzung umweltverträglicher Energieformen.<br />

Obwohl das Ruhrgebiet nicht gerade ein Agrarland ist, gibt es doch viele<br />

Möglichkeiten, aus nachwachsenden Rohstoffen Strom und Wärme zu<br />

erzeugen. In vielen Städten werden Biogasanlagen gezeigt. Auch alte<br />

Mülldeponien wie zum Beispiel die im Emscherbruch in Gelsenkirchen<br />

liefern inzwischen verwertbare Faulgase, die zuvor nur klimaschädigend<br />

in die Atmosphäre gelangten. Besonders eindrucksvoll ist die Kläranlage<br />

in Bottrop, eine der größten in Europa, die bald Energie für Tausende<br />

von Haushalten erzeugt. Hier macht der Ruhrgebietler aus Stoffwechselprodukten<br />

Gold.<br />

Aber Klimaschutz beschränkt sich nicht nur auf die Nutzung regenerativer<br />

Energien. Diese sind nämlich nicht immer verfügbar. Was ist, wenn<br />

die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht? Die RAG prüft gerade<br />

in ihrem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop, ob die mehrere hundert<br />

Meter tiefen Schächte geeignet sind, als Energiespeicher genutzt zu<br />

werden. In Zeiten, in denen viel Strom zur Verfügung steht, soll Wasser<br />

emporgepumpt werden. In Zeiten, in denen viel Strom gebraucht wird,<br />

soll es wieder herabgelassen werden, um Turbinen anzutreiben. Auf der<br />

Tour durch das Bergwerk fährt der Besucher mit Geländewagen „unter<br />

Tage“. Eine andere Methode, Strom zu speichern, wird auf dem ehemaligen<br />

Zechengelände Ewald in Herten praktiziert. Aus elektrischer Energie<br />

wird dort Wasserstoff produziert, der später wieder in Strom gewandelt<br />

wird. H steht also nicht nur für Wasserstoff, sondern auch für Herten.<br />

Wichtig für die Reduktion der Treibhausgase ist auch eine umweltfreundliche<br />

Mobilität. Die ehemalige Opelstadt Bochum zeigt den automobilen<br />

Individualverkehr von morgen. Besonders beeindruckend sieht<br />

der Sonnenwagen der SolarCar-Werkstatt der Ruhruniversität aus. Jener<br />

flache silberne Pfeil, der schon ohne Nachtanken Australien durchquerte.<br />

Vielleicht haben sich die Autobauer aus Detroit doch zu voreilig aus<br />

Bochum zurückgezogen. Die Zukunft, so zeigen die Klimawochen Ruhr<br />

<strong>2016</strong> eindrucksvoll, hat im einstigen Revier bereits begonnen. L. Debus<br />

❚ KLIMAWOCHEN RUHR 250 Events in 53 Kommunen/Kreisen; Termine: 2.4.-19.6.; www.ruhr2022.de<br />

14 | <strong>HEINZ</strong> | <strong>04</strong>.<strong>2016</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!