Maerz_2016
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Seite 11<br />
Ein Fall für Jeff Jordan<br />
Maurice Tillieux – ein großer Zeichner<br />
In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Kunst des Comics durch die rasche Entwicklung<br />
der Technologie stark verändert. Diese Kunst wird in dieser Zeit und schon schon davor zwar<br />
einem breiteren Publikum bekannt, findet ihre Anerkennung zum großen Teil jedoch immer<br />
noch nur bei den entsprechenden Konsumenten. Hier hinken wir Deutschen, trotz erfolgreicher<br />
eigener Comicgeschichte, anderen Ländern hinterher. Die USA, Frankreich und vor allem Bel -<br />
gien können eine große Kultur diesbezüglich vorweisen.<br />
mit Bildern zu bekritzeln. Künstler sind auch sensibel. Und ein Trauma Tillieux war zu Schul -<br />
zeiten und blieb zu Lebzeiten der Mitschüler Bodenne. „Die Zeichnungen von Tillieux sind<br />
nicht schlecht, aber haben Sie schon die Arbeiten dieses Bodenne gesehen? Der ist ein wahrer<br />
Künstler.“ Bodenne wurde später Optiker, aber Tillieux hatte einen „Knacks“ bekommen,<br />
er haderte fortan und bis zuletzt mit seinen Arbeiten, hielt sie nie gut genug. Obgleich er früh<br />
bei „Spirou“, einem der führenden Magazine, als Zeichner Einzug gefunden hatte, mit „Felix“<br />
einen ersten großen Erfolg feiern durfte, war Tillieux nie recht zufrieden. Sein größter Coup,<br />
die Erfindung des Privatdetektivs Jeff Jordan, 1956 erstamig veröffentlicht, (in den 60er und<br />
70er Jahren bei Kauka, also Fix und Foxi, in Deutschland als „Harro und Platte“ erschienen),<br />
bereitete ihm große Probleme. Die Art der Personendarstellungen durchwuchsen vor der Ver -<br />
öffentlichung eine lange Entwicklung, bis Jeff Jordan, im eleganten Spätfünfziger-Anzug und<br />
Fliege, parat stand. Der Belgier hatte eine grafische Darstellung seiner Szenen entwickelt, die<br />
Die Comic-Kultfigur Jeff Jordan von Tillieux feiert Auferstehung. Vier Großbände, im Hardcover,<br />
mit etwa jeweils 250 Seiten und vier komplett nachgedruckten Stories des smarten Privat de -<br />
tek tivs, sind wieder erhältlich. Der Hamburger Carlsen-Verlag, mittlerweile eine wichtige Heim -<br />
stätte für französische und belgische Comicreihen der 50er und 60er Jahre, schließt hier eine<br />
Lücke für Fans. Der smarte Privatdetektiv Jeff Jordan, dessen Partner Teddy (ein ehemaliger<br />
Safe knacker) und Inspektor Stiesel, ein kauziger, nerviger, oft unglücklich agierender Kriminal -<br />
be amter, sowie Steffi, die gewiefte Sekretärin Jordans, lösen ihre komplizierten Fälle nun in<br />
neu gedruckter Aufmachung. Zusätzlich erhält der Leser in den Büchern Infos zu den Hinter -<br />
gründen der Geschichten, Beweggründe zur Verwirklichung und viel Wissenswertes über den<br />
Künstler, dessen Zeichentechnik und Leben.<br />
Comicfreunde dürfen sich freuen, denn nun stehen Meisterwerke dieses Genres und vor allem<br />
dieser Figuren in exklusiver Aufmachung bereit für das heimische Bücherregal. R.H.<br />
Maurice Tillieux, 1921 im belgischen Huy geboren, gehört bis heute zu den großen Zeichnern<br />
des Comicgewerbes. Der Wallone aus der Gegend von Lüttich, Sohn einer Lehrerin und eines<br />
Bahnhofsvorstehers, wurde schon in jungen Jahren von der Reiselust gepackt. Da ein Großteil<br />
der Familie im benachbarten Frankreich ansässig war, fuhr der junge Tillieux schon mit sechs<br />
Jahren alleine durch Belgien und Frankreich. Die Eindrücke prägten ihn, und dazu kam das<br />
heimische Lichtspieltheater. Chaplin, Keaton, Lloyd waren die Filmhelden, und Tillieux ergötzte<br />
sich an den phantastischen Stummfilmabenteuern, die von einem örtlichen Pianisten musikalisch<br />
untermalt wurden. Packte ihn eine gespielte Szenerie besonders, wollte er diese da -<br />
heim nachvollziehen. Es blieb ihn nur das Zeichnen, in Einzelbilderfolgen, übrig. Wie bei jedem<br />
erfolgreichen Comiczeichner ist die Kinderzeit die echte Lehrzeit, und so entwickelte auch der<br />
junge Belgier die Ausdauer und Hartnäckigkeit, in langen einsamen Stunden Bögen von Papier<br />
in großflächigen Bildern Straßenszenen bekannter Orte, wimmelbildergleich, zeigten, aber<br />
auch in feinster Hitchcock-Manier atmosphärisch stimmige Hinterhöfe und vor allem Dachland -<br />
schaften wiedergab. Seine in Bilderfolgen umgesetzten Kriminalgeschichten waren gut konzipiert<br />
und überzeugten durch schlüssige Handlungen. Tillieux konnte den Leser fesseln, dies<br />
mach te ihn zu einem der ganz Großen des Genres. Vor sechzig Jahren erschien das erste von<br />
26 Abenteuern des Privatdetektivs Jeff Jordan (im Französischen „Gil Jourdan“). 1978, mit<br />
dem plötzlichen Unfalltod des Zeichners in Nizza, endeten diese auch, wobei er bei den letzten<br />
vier Arbeiten nur mehr die Vorarbeiten leistete und sein Schüler „Gos“ die Reinzeichnun -<br />
gen fertigte. Bis zuletzt haderte Tillieux damit, vorrangig für ein jüngeres Publikum zu zeichnen,<br />
das seine brillante Mischung aus Spannung und Humor eher aufnahm. Der frühe Tod riss<br />
eine große Lücke bei Denjenigen, die wie er den Stil der Ecole Marcinelle, geprägt hatten.<br />
R.H.<br />
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