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Zuhause in Freiburg, 1/2015

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FOKUS<br />

WAS MACHT EIGENTLICH…<br />

…der <strong>Freiburg</strong>er Kleiderladen?<br />

Für immer mehr <strong>Freiburg</strong>er erweist<br />

er sich als echter Glücksfall: der<br />

Kleiderladen <strong>in</strong> der Talstraße / Ecke<br />

Dreikönigsstraße im Stadtteil Wiehre,<br />

<strong>in</strong> dem sich Obdachlose, Flüchtl<strong>in</strong>ge,<br />

Hartz IV-Empfänger, Rentner und<br />

andere Bedürftige kostenlos mit gebrauchten,<br />

gut erhaltenen Kleidern,<br />

Schuhen, Wäsche und vielem mehr<br />

e<strong>in</strong>decken können. „Leider s<strong>in</strong>d wir immer<br />

noch notwendig“, sagt Leiter<strong>in</strong> Sab<strong>in</strong>e<br />

Dietsche über die E<strong>in</strong>richtung, die<br />

ihren Ursprung <strong>in</strong> der Nachkriegszeit<br />

hat und damit die älteste ihres Trägers,<br />

der Vere<strong>in</strong>igung <strong>Freiburg</strong>er Sozialarbeit,<br />

ist. Notwendiger denn je, müsste<br />

man sagen, denn alle<strong>in</strong> im vergangenen<br />

Jahr kletterte die Zahl der Kunden<br />

von 5.631 (Stand 2013) auf über 9.000.<br />

Darunter zählt Dietsche immer mehr<br />

ältere Menschen. Da für sie die Hemmschwelle<br />

besonders groß sei, sich beim<br />

Sozialamt e<strong>in</strong>en Kleidersche<strong>in</strong> zu besorgen,<br />

stellt der Kleiderladen seit<br />

Kurzem selbst Ausweise aus, die zum<br />

E<strong>in</strong>kauf berechtigen (siehe Infokasten).<br />

Und noch etwas hat sich für die Kunden<br />

verbessert: Während sie sich früher<br />

im Dreikönigshaus <strong>in</strong> der Schwarzwaldstraße<br />

an e<strong>in</strong>er Ausgabestelle<br />

anstellen mussten, können sie sich hier<br />

wie <strong>in</strong> jedem anderen Geschäft <strong>in</strong><br />

Ruhe umschauen und Kleider anprobieren.<br />

„Hier können unsere Kunden<br />

wie im „Breun<strong>in</strong>ger“ oder „Kaiser“<br />

auswählen“, freut sich Sab<strong>in</strong>e Dietsche.<br />

„Und wir haben ehrenamtliche Helfer,<br />

die gerne beraten und wertschätzend<br />

mit unseren Kunden umgehen, das ist<br />

mir ganz wichtig!“ 30 ehrenamtliche<br />

Helfer gehören zum Team, ohne sie<br />

wäre die Arbeit nicht zu bewältigen,<br />

denn neben der 84-prozentigen Leitungsstelle<br />

gibt es nur noch e<strong>in</strong>e weitere<br />

feste 50-Prozent-Stelle und drei<br />

sogenannte E<strong>in</strong>-Euro-Jobber. H<strong>in</strong>zu<br />

kommen noch drei weitere ger<strong>in</strong>gfügig<br />

Beschäftigte im „Outfit“, e<strong>in</strong>em<br />

Secondhand-Laden ganz <strong>in</strong> der Nähe,<br />

dessen Erlöse dem Kleiderladen zufließen.<br />

Die Miete für die Räume trägt die<br />

Stadt.<br />

Schlimme Momente hat Sab<strong>in</strong>e<br />

Dietsche schon bei ihrer Arbeit erlebt:<br />

Etwa, als an e<strong>in</strong>em eiskalten W<strong>in</strong>tertag<br />

vor zwei Jahren e<strong>in</strong> Obdachloser<br />

ohne Schuhe zu ihr kam und sie ihm<br />

nicht helfen konnte. Schuhe <strong>in</strong> Größe<br />

50 hatte sie nicht, überhaupt s<strong>in</strong>d<br />

Männerschuhe Mangelware! Oder als<br />

sich drei Männer um e<strong>in</strong> Paar Sportschuhe<br />

prügelten. „Das s<strong>in</strong>d Sachen,<br />

die können wir uns gar nicht vorstellen“,<br />

sagt sie. Umso schöner sei es, helfen<br />

zu können: Etwa wenn wie derzeit<br />

viele Flüchtl<strong>in</strong>ge kommen, die außer<br />

den Sommerkleidern am Leib gar<br />

nichts haben, und sie sie mit Kleidern<br />

ausstatten kann. Dann denke sie sich:<br />

„Was habe ich für e<strong>in</strong>en tollen Job, da<br />

kann ich wirklich Not l<strong>in</strong>dern.“<br />

Hayet Fidjel, die vor 15 Jahren aus<br />

Algerien nach <strong>Freiburg</strong> kam, kann das<br />

bestätigen. Sie kommt regelmäßig <strong>in</strong><br />

den Kleiderladen und freut sich über<br />

die schönen Sachen, die sie hier f<strong>in</strong>det.<br />

Und darüber, dass „die Leute so nett<br />

s<strong>in</strong>d und jedem helfen. Ich b<strong>in</strong> so froh,<br />

dass es diesen Laden gibt!“<br />

KLEIDERLADEN<br />

Dreikönigstr. 9, <strong>Freiburg</strong>,<br />

Tel. 07 61 / 70 65 39<br />

www.vfs-ev.de/<strong>in</strong>dex.php/<br />

kleiderladen-und-outfit.html<br />

Öffnungszeiten:<br />

Sab<strong>in</strong>e Dietsche<br />

Mo: 15 – 17 Uhr (für Obdachlose)<br />

Di: 9 – 12 Uhr, Mi: 15 – 17 Uhr<br />

Do. 15 – 18 Uhr<br />

Kleiderausweise für Menschen<br />

mit ger<strong>in</strong>gem E<strong>in</strong>kommen gibt es<br />

dienstags von 14 bis 17 Uhr. Bitte<br />

E<strong>in</strong>kommensbescheid, Personalausweis<br />

und Passfoto mitbr<strong>in</strong>gen.<br />

Spenden bitte im Kleiderladen<br />

oder <strong>in</strong> den Conta<strong>in</strong>ern <strong>in</strong> der<br />

Schwarzwaldstraße 31 (beim<br />

Essenstreff) abgeben!<br />

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zuhause <strong>in</strong> freiburg

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