ASU-Kongressmagazin 2016
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Think tank<br />
Think tank<br />
Delegation und Kooperation<br />
Delegation und Kooperation<br />
Impfungen im Erwachsenenalter<br />
STIKO- Empfehlungen und berufliche Indikation<br />
Psychische Gefährdungsbeurteilung<br />
in der Praxis<br />
Delegation an Assistenzberufe<br />
Delegation betriebsärztlicher Leistungen –<br />
Konzept und Ergebnisse eines Pilotprojektes<br />
Dr. rer. nat. Michael Saeftel<br />
Senior Medical Advisor<br />
Med. Fachbereich<br />
Impfstoffe, Reise- & Tropen medizin<br />
GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG<br />
Prinzregentenplatz 9, 81675 München<br />
Bianca Engelmann<br />
VDSI – Verband für Sicherheit, Gesundheit<br />
und Umweltschutz bei der Arbeit e.V., Leitung<br />
Arbeitskreis „Psychische Belastungen und<br />
Beanspruchungen“<br />
Engelmann.Training<br />
Am Ahornring 13, 31036 Eime<br />
Dr. med. Annegret E. Schoeller<br />
Bereichsleiterin<br />
Dezernat 5 – Versorgung und Kooperation mit<br />
Gesundheitsfach berufen Bundesärztekammer<br />
Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin<br />
Dipl.-Kfm. (FH) Falko Kirsch<br />
Leiter VT Deutschland<br />
AMD TÜV Arbeitsmedizinische Dienste GmbH<br />
TÜV Rheinland Group<br />
Alboinstr. 56, 12103 Berlin<br />
Friedhelm Klingels<br />
Fachreferent Impfstoffe<br />
Med. Fachbereich<br />
Impfstoffe, Reise- & Tropen medizin<br />
GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG<br />
Prinzregentenplatz 9, 81675 München<br />
Die rechtliche Grundlage zu verpflichtenden Impfangeboten an die Arbeitnehmer<br />
von Seiten der Arbeitgeber bildet vor allem die Arbeitsmedizinische<br />
Vorsorge Verordnung (ArbMedVV).<br />
Seit der Novellierung im Jahr 2011 wird nun auch im Textfeld explizit auf<br />
das Impfangebot an die Arbeitnehmer verwiesen (§6, Abs.3):<br />
• „Impfungen sind Bestandteil der arbeitsmedizinischen Vorsorge und<br />
den Beschäftigten anzubieten, soweit das Risiko einer Infektion tätigkeitsbedingt<br />
und im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht ist.<br />
Satz 3 gilt nicht, wenn der oder die Beschäftigte bereits über einen<br />
ausreichenden Immunschutz verfügt.“<br />
Die daraus resultierenden infektionsrelevanten Tätigkeiten werden im<br />
Einzelnen benannt, Veränderungen hervorgehoben und Hintergründe vermittelt.<br />
Ein entscheidender Punkt ist die Bestimmung des Immunstatus. Was ist<br />
zu beachten bei der Frage „Impfen und/oder Serologie“? Woran soll man<br />
sich orientieren?<br />
Bleibt zum Schluss noch zu lösen, wer die Kosten trägt?<br />
All diese Fragen sollen im Verlauf des Vortrags geklärt werden.<br />
Wir freuen uns im Anschluss auf eine konstruktive und spannende Diskussion.<br />
<br />
•<br />
Laut aktueller Studien und Faktenblätter wie dem BKK Gesundheitsreport<br />
2015, Stressreport Deutschland 2012, Bertelmannstudie „Führung,<br />
Gesundheit, Resilienz“ 2013, etc. nehmen die Krankmeldungen und Ausfallzeiten<br />
aufgrund psychischer Erkrankungen und Erschöpfungssymptomatiken<br />
erheblich zu.<br />
Die Gesetzgebung hat erkannt, dass die psychischen Belastungen und<br />
die daraus resultierenden Beanspruchungen heutzutage und im Zuge der<br />
Digitalisierung wohl einen immer höheren Stellenwert einnehmen wird.<br />
Durch die explizite Benennung im Arbeitsschutzgesetz sind psychische Belastungen<br />
und die Gefährdungsbeurteilung in aller Munde, doch was bedeutet<br />
dieses konkret? Seit ca. 5 Jahren nimmt die Präsenz dieses Themas<br />
deutlich zu und es bestehen viele Fragen und Unsicherheiten. Ob es sich<br />
um die Büchse der Pandorra handelt oder einen Glücksfall. Die häufigsten<br />
und Ihre mitgebrachten Fragen wollen wir ansprechen und den Schwerpunk<br />
auf die praktische Durchführung und den Nutzenaspekt legen.<br />
Welche Auswirkungen, Risiken und Folgen psychischen Belastungen und<br />
die individuelle Beanspruchung auf den Einzelnen, auf Teams und auf<br />
Unternehmen haben, wollen wir benennen und in diesem Zusammenhang<br />
auch die präventiven Aspekte, die Potentiale und Ressourcen von Menschen<br />
und Unternehmen deutlich machen.<br />
Das Pro und Contra verschiedener Erhebungs- und Analysemethoden,<br />
Umsetzungs- und Interventionen werden ebenso wie geeignete mögliche<br />
Maßnahmen anhand von Erfahrungsberichten diskutiert. Hierbei soll<br />
Sinnhaftigkeit, Machbarkeit mit Zustimmung der Mitarbeitervertretung,<br />
Zeitpunkt, Akzeptanz und Wirkung ebenso Thema sein wie der Fokus auf<br />
Zeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.<br />
Stolpersteine und Hindernisse für einen solchen Prozess werden klar und<br />
transparent betrachtet, damit Sie für diese Fragen Handwerkszeug und<br />
Ideen mitnehmen. Orientieren Sie sich an Bestpractice-Beispielen und<br />
aktuellen Erfahrungen.<br />
Lassen Sie uns den Nutzen und Gewinn für jeden Mitarbeitenden und jedes<br />
Unternehmen herausfinden.<br />
Nehmen Sie Antwortmöglichkeiten und aktuelle Handlungshilfen mit. Treffen<br />
wir uns für Antworten auf Fragen wie:<br />
Was ist für Sie alltagstauglich? Wie können Sie in die konkrete Umsetzung<br />
gehen? Wen oder was brauchen Sie noch? Wie sieht die Prozessgestaltung<br />
und Wirksamkeitskontrolle aus?<br />
•<br />
In Kleinbetrieben, insbesondere im ländlichen Bereich, zeigt sich ein<br />
Betriebsärztemangel. Zur Bewältigung dieser Herausforderung müssen<br />
Medizinische Fachangestellte verstärkt im Bereich des Managements der<br />
betriebsärztlichen Versorgung zur Entlastung des Arztes eingesetzt werden,<br />
damit so die Einsatzzeiten und damit einhergehend der Aktionsradius<br />
des Betriebsarztes sich erhöhen. Durch die Delegation von Aufgaben an<br />
qualifiziertes Assistenzpersonal soll auch zukünftig die Qualität der betriebsärztlichen<br />
Versorgung gesichert sein.<br />
Hierfür hat die Bundesärztekammer ein modernes Fortbildungscurriculum<br />
für Medizinische Fachangestellte (MFA) und Arzthelfer/innen „Arbeitsmedizin/Betriebsmedizin<br />
im Jahr 2015 vorgelegt. Als zweitgrößte Gruppe<br />
unter den Fachberufen im Gesundheitswesen unterstützen Medizinische<br />
Fachangestellte (MFA)/Arzthelferinnen den niedergelassenen Arzt vor allem<br />
in der ambulanten Versorgung und den Betriebsarzt im Betrieb. Die<br />
betriebsärztliche Betreuung wird als einem eigenständigen Versorgungsbereich<br />
zukünftig mehr noch als bereits jetzt schon ein hoher Stellenwert<br />
zukommen.<br />
Um den zukünftigen Anforderungen und Herausforderungen an eine moderne<br />
Arbeitsmedizin zu genügen, sind die epidemiologischen und demografischen<br />
Entwicklungen, die sich z. B. in der Zunahme psychomentaler<br />
Erkrankungen abbilden, stärker zu berücksichtigen. Zur Bewältigung<br />
dieser Herausforderung müssen Medizinische Fachangestellte verstärkt<br />
im Bereich des Managements in der betriebsärztlichen Versorgung zur<br />
Entlastung des Arztes eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind die Unterstützung<br />
des Betriebsarztes bei der Gefährdungsanalyse, bei den Vorsorgeuntersuchungen,<br />
beim betrieblichen Gesundheitsmanagement, beim<br />
betrieblichen Eingliederungsmanagement und bei Koordinationsaufgaben.<br />
Diese neu konzipierte Fortbildung für MFA wird somit die Einsatzzeit der<br />
Betriebsärzte deutlich erhöhen, indem betriebsärztliche Leistungen an die<br />
Medizinische Fachangestellte delegiert werden. Delegation bedeutet, dass<br />
die MFA unter der Leitung und Verantwortung des Betriebsarztes diese<br />
Leistungen nach dem Curriculum erbringt. Der Betriebsarzt ist weisungsbefugt<br />
und vergewissert sich zunächst, dass die MFA diese Aufgaben auch<br />
lege artis erfüllt.<br />
•<br />
Knappe betriebsärztliche Ressourcen unter Berücksichtigung der zunehmenden<br />
Komplexität des Arbeitslebens optimal einzusetzen und den hohen<br />
Praxisanforderungen an die betriebsärztliche Betreuung gerecht zu werden,<br />
ist ein wesentlicher Aspekt der aktuellen Diskussion zur arbeitsmedizinischen<br />
Betreuung. Die Unterstützung des Betriebsarztes durch nicht<br />
ärztliche Gesundheitsexperten stellt eine denkbare Lösungsmöglichkeit<br />
dar. Die arbeitsmedizinische Betreuung erfolgt nicht mehr ausschließlich<br />
durch den Betriebsarzt als Einzelperson, sondern durch ein Präventionsteam,<br />
dem fachlich ergänzende, studierte Gesundheitsprofessionen angehören.<br />
In genauer Kenntnis der betrieblichen Gegebenheiten hinsichtlich<br />
Gefährdung und Belastung delegiert der Betriebsarzt Teilleistungen z. B.<br />
an Psychologen, Gesundheitswirte, Sportwissenschaftler, Logopäden etc.<br />
Die Ergebnisse dieser Leistungen laufen beim Betriebsarzt zusammen<br />
und ermöglichen eine umfassende Auswertung und Beratung sowie eine<br />
ganzheitliche und nachhaltige Betrachtung des Themas Betriebliche Gesundheit.<br />
In einem Pilotprojekt der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten<br />
und des TÜV Rheinland fand dieses Konzept in der Praxis Anwendung.<br />
121 Betriebe unterschiedlicher Größe wurden durch ein Präventionsteam<br />
betreut und mit Hilfe strukturierter Interviews zur bisherigen und<br />
zur neuen Betreuungsqualität vergleichend befragt. Die Interviewergebnisse<br />
zeigen: Hinsichtlich der Leistungsqualität bewerten die befragten<br />
Unternehmen das neue Konzept im Mittelwert signifikant höher. In der<br />
Leistungsorganisation führen die zusätzlich neu eingesetzten Fachexperten<br />
zu keiner signifikanten Veränderung der Zufriedenheit.<br />
Das Zusammenwirken von Betriebsarzt und nicht ärztlichen Fachexperten<br />
in einem Präventionsteam zeigt damit einen Weg auf, die betriebsärztlichen<br />
Kapazitäten so einzusetzen, dass einerseits die Rolle des Betriebsarztes<br />
aufgewertet und andererseits ein Mehrwert für die betreuten Unternehmen<br />
geschaffen wird.<br />
•<br />
50 Das Magazin zum 2. <strong>ASU</strong>-Präventionskongress <strong>2016</strong> www.asu-kongress.com 51