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HEINZ Magazin Oberhausen 06-2016

HEINZ Magazin Juni 2016, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

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E<br />

gal ob Strandkleid oder Skihose, ob Anorak oder Abendkleid,<br />

Hut oder Handtasche, die Garderobe, die Regina Relang (19<strong>06</strong>-<br />

1989) ablichtete, sieht immer irgendwie glamourös aus – und<br />

sei es in der Lässigkeit ihrer Präsentation. Das hat nicht zuletzt mit der<br />

gekonnten Inszenierung ihrer Modelle zu tun: Frauen, die in allen erdenklichen<br />

Situationen und Lebenslagen Mode darbieten, als sei es das<br />

Selbstverständlichste überhaupt. Sie laufen z.B. in einem feinen Kleid<br />

mit leuchtend weißem Kragen und schmucken Sandaletten über eine<br />

Baustelle und setzen sich den erstaunten Blicken der hemdsärmeligen<br />

Bauarbeiter aus (Top-Model Sylvia Dakis „auf einer Baustelle”, 1959). Oder<br />

sie steigen lächelnd mit zwei Hunden an der Leine aus einem Bus (Gitta<br />

Schilling, 1960). Immer wieder bestechen die Bilder durch die gekonnte<br />

Paarung von Glamour und Alltag, von Haute Couture und Straße.<br />

Schon in den 1930er Jahren entdeckt die Modefotografie Architektur<br />

und Stadtraum für sich, kontrastiert und vermittelt Licht, Material<br />

und Form der gebauten Umgebung mit Mode und Pose. Daran knüpft<br />

auch Regina Relang bei ihrer Arbeit an. Mal dient ihr die Architektur als<br />

Kulisse für eine Anekdote, dann wieder, um eine Kollektion in ihrer Besonderheit<br />

in Szene zu setzen. Relang entwickelt die narrative Bildsprache,<br />

die auch ihre Vorkriegs-Bildreportagen kennzeichnet, für ihre Modebilder<br />

weiter und klärt die Beziehung zwischen Mensch, Raum, Zeit<br />

und Mode mit vielen Nuancen immer wieder neu. In den Sechzigerund<br />

Siebzigerjahren feiert sie ihre größten Erfolge.<br />

Da gibt es den stehen gelassenen Pagen mit Regenschirm hinter<br />

dem wie ein Filmstar inszenierten Model (Suzy Parker in einem Kleid<br />

von Staebe-Seger, Berlin 1954) oder lachende und scherzende Begleiter,<br />

die sich etwas erzählen. Es sind Zeitungen und Kaffeehausszenen<br />

zu sehen, Zigaretten, die geraucht und Hunde, die ausgeführt, Geheimnisse,<br />

die getauscht, Brillen, die hergezeigt werden. Männer tauchen in<br />

ihren Modestrecken meist nur als Accessoire auf. Besonders raffiniert<br />

sind da allenfalls die männlichen Rückenfiguren, die in manchen Bildern<br />

als alter ego des Betrachters fungieren.<br />

Es existieren Modeaufnahmen vor spektakulärer Architekturkulisse<br />

oder gewöhnliche Straßenecken, an denen ihre Modelle ganz unaufgeregt<br />

ihre aufregenden Kleider zeigen. Sie präsentiert ihre Modelle<br />

im zerbombten Nachkriegsmünchen (1946) oder in den antiken Ruinen<br />

Roms. Und irgendwann in den Sechzigerjahren gibt es auch wieder<br />

Studiofotografie.<br />

Die gebürtige Stuttgarterin wächst in einer künstlerisch geprägten<br />

Umgebung auf, ihre Mutter entwirft selbst Mode, ihr Vater ist Professor<br />

an der Kunstgewerbeschule. Ihre eine Schwester ist wie sie Fotografin,<br />

die andere Gründerin einer Modeschmuckwerkstatt. Nachdem Regina<br />

Relang in Krefeld, Stuttgart und Berlin Kunst studiert hat, zieht es sie<br />

nach Paris. Hier gibt sie die Malerei bald auf und widmet sich fortan dem<br />

noch jungen Medium Fotografie. In den Anfängen macht sie Reisereportagen,<br />

fährt allein durch Europa, interessiert sich auch für die sozialkritischen<br />

Aspekte im Leben der Menschen. Sie fotografiert die Lastenträgerinnen<br />

im Hafen von Porto (1933) oder die Feiernden bei einer<br />

Hochzeit in Mazedonien. Die frühen Modeaufnahmen (um 1936) sind<br />

deutlich noch vom Surrealismus beeinflusst, Schuhe oder Handschuhe<br />

verselbstständigen sich und tanzen ihr ganz eigenes Ballett. Ein verspielter<br />

Moment, bevor die düsteren Wolken ganz Europa verschatten.<br />

Die sowohl thematisch als auch chronologisch aufbereitete Schau in<br />

der Ludwiggalerie Schloss <strong>Oberhausen</strong> bietet einen guten Überblick<br />

über Leben und Schaffen einer modernen Frau im 20. Jahrhundert.<br />

Dass einige dunkle Stellen bleiben, muss nicht verwundern; sie lassen<br />

sich mangels Materials nicht sehr viel weiter verfolgen. Was man freilich<br />

weiß, ist, dass Mode und Modefotografie im Dritten Reich auch zu<br />

Propagandazwecken instrumentalisiert wurden; sie hielten „lediglich<br />

den schönen Schein aufrecht”. So ist es fraglos ein Verdienst der Ausstellung<br />

und ihrer Kuratorin Gesine Emmerich, dass sie ebendiesen Aspekt<br />

im Schaffen der Modefotografin Regina Relang nicht ausblendet.<br />

Denn, indem diese in ihrem Metier weiterarbeitet und etwa antisemitische<br />

Parolen in ihren Fotostrecke gestattet oder übersieht, ist die Künstlerin<br />

selbst als Teil des Systems erkennbar.<br />

Katja Behrens<br />

❚ REGINA RELANG. Inszenierte Eleganz Ludwiggalerie Schloss <strong>Oberhausen</strong>; Konrad-Adenauer-Allee 46;<br />

Dauer: bis 18.9., Di-So 11-18; www.ludwiggalerie.de<br />

Präsentiert von:<br />

Die neue Mixed Comedy Reihe in Wattenscheid:<br />

Watt’n Heinz – Comedy de Luxe –<br />

mit seiner 1. Ausgabe<br />

in Wattenscheid!<br />

Watt’n Heinz<br />

Der unglaubliche Heinz<br />

& HEiNZ <strong>Magazin</strong> präsentieren:<br />

Comedy de Luxe in Wattenscheid<br />

Faisal Kawusi, Der Obel, Vera Deckers<br />

zu Gast bei der Premiere!<br />

03.<strong>06</strong>.<strong>2016</strong><br />

Stadthalle Wattenscheid<br />

Beginn: 20 Uhr · Tickets: 20 € plus Gebühr<br />

www.eventim.de & www.ADTicket.de · Infos: www.impuls-promotion.de

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