WEB - Nord West - Juni 2016
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Schauspieler. Und sogar einen „ordentlichen Beruf“ hatte er: Ingenieur.<br />
Mit wie vielen Stockwerken der Ingenieur Vian das Haus, in dem seine Familie<br />
auf der Flucht ist, ausgestattet hat und was passiert, wenn sie im Dachstuhl<br />
angekommen sind, will mir das Ensemble nicht verraten. Da werde ich wohl zu<br />
einer der Aufführungen gehen müssen – ich bin gespannt!<br />
Die Reichsgründer oder Das Schmürz<br />
Premiere: Fr., 10.06.<strong>2016</strong> 20h / Weitere Vorstellungen: 17., 24., 29.<strong>Juni</strong> 20h<br />
Auf ein Neues!<br />
Auch in diesem Sommer:<br />
Theater-Kultur im Tuchwerk!<br />
Im vergangenen Jahr war das Ensemble des Theater K noch unsicher<br />
über seinen Verbleib im Aachener <strong>Nord</strong>-<strong>West</strong>en und warb daher für sein<br />
Theaterprogramm im Tuchwerk mit dem Slogan „Nur einen Sommer lang“.<br />
Doch auch in diesem Sommer, der sich am Tag meines Besuches bei den<br />
umtriebigen Künstlern von seiner schönsten Seite zeigt, haben sie vieles vor in<br />
und um die alten Werkhallen am Strüverweg. Im frisch renovierten Foyer werde<br />
ich begrüßt mit Kaffee und den Resten der Geburtstagstorte – das TheaterK hat<br />
gerade mit einem rauschenden Fest sein 30-jähriges Bestehen gefeiert, wie die<br />
drei Gründer und künstlerischen Leiter, Mona Creutzer, Annette Schmidt und<br />
Jochen Deuticke begeistert berichten.<br />
Ebenso begeistert erzählen sie vom neuen Stück, das die Sommer-Spielzeit<br />
eröffnen wird:<br />
Ebenfalls in zwei Aufführungen zu sehen, das Erfolgsstück aus dem Frühjahr:<br />
Mit ihren „Songs & Storys von Luft & Liebe“ haben Annette Schmidt und der<br />
Gitarrist Sasan Azodi das Publikum bisher im Suermondt-Ludwig Museum<br />
verzaubert. Im <strong>Juni</strong> ziehen sie samt „rosa-roter Wolke“ ins Tuchwerk.<br />
Wolke No.7<br />
Sa.18.<strong>Juni</strong> 20h und So.19.<strong>Juni</strong> 18h<br />
Mehr Informationen, auch über kommende Veranstaltungen unter:<br />
www.theater-k.de<br />
Eintrittskarten gewinnen!<br />
Während der gesamten Sommer-Spielzeit (<strong>Juni</strong>-Oktober) kann man jeden<br />
Monat in „Aachen<strong>Nord</strong><strong>West</strong>“ einen TheaterK-Besuch zu zweit gewinnen!<br />
Die Antwort der Preisfrage an info@theater-k.de oder per Post ans<br />
Tuchwerk schicken – die Gewinner werden mit einem Gutschein für den<br />
jeweiligen Monat beschickt.<br />
Die <strong>Juni</strong>-Preisfrage: Wieviele Jahre existiert das TheaterK?<br />
TheaterK im TUCHWERK, Strüverweg 116, Tel.: 0241 151155<br />
Die Reichsgründer oder Das Schmürz<br />
Familie Dupont ist auf der Flucht. Kaum erschüttert ein „schauerliches<br />
Geräusch" die Luft, hetzten Vater, Mutter, Tochter und Dienstmädchen, genauso<br />
wie auch alle Nachbarn, ein Stockwerk höher. Ganz Patriarch gibt der Vater<br />
zwar die Laufrichtung an, aber keine Antworten auf die Fragen seiner Tochter,<br />
die die einzige ist, die sich zu erinnern scheint an den ehemaligen Wohlstand.<br />
Denn jeder Umzug bedeutet Verlust an Raum und Komfort. Doch nicht nur das<br />
- nach und nach kommen auch die Menschen auf mysteriöse Art abhanden.<br />
Nachbarn und Familienmitglieder verschwinden, was bleibt ist eine aberwitzige<br />
Schönrederei. In köstlich komponierten Dialogen beweisen sich Vater und<br />
Mutter tagtäglich, wie gut es ihnen geht. „Man denke nur an die anderen!“.<br />
– „Welche anderen?“, fragt die Tochter.<br />
Ja, es gibt ihn, den „Anderen“ in dieser bizarren Familienkonstellation, aber<br />
der darf auf keinen Fall dabei sein, wird ignoriert, sogar missbraucht, wenn die<br />
eigene Wut sich doch mal Bahn zu brechen droht: DAS SCHMÜRZ. Das Schmürz<br />
ist ein Wesen, das immer schon da ist, wenn wieder eine neue „Reichsgründung“<br />
ein Stockwerk höher vollzogen wird. Mal bleibt es am Rande, mal versucht es<br />
einzudringen in den Kosmos der Kleinfamilie, aber immer ist es da: provokant<br />
und bedrohlich, benutzt und erniedrigt.<br />
„Das klingt ziemlich makaber“, meine ich, nachdem mir der Inhalt des Stückes<br />
skizziert wurde. Natürlich zeige die Szenerie eine beunruhigende Aktualität<br />
mit dieser „wahnwitzigen Aufbruchseuphorie in die Verdrängung, Angst und<br />
Ausgrenzung“, aber düster und makaber würde es auf keinen Fall, wird mein<br />
Eindruck berichtigt.<br />
Kein düsteres Endzeitdrama<br />
Eher ein bizzares Endspiel, ein theatraler Thriller mit Anleihen aus dem<br />
absurden Theater. Das garantiere schon der Autor Boris Vian, der im Paris<br />
der Existentialisten-Szene „der Prinz von Saint-Germain“ genannt wurde.<br />
Er war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Jazztrompeter, Chansonier und<br />
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