vergisst sehr schnell, dass man eigentlich in einer Millionenstadt ist. Iwasa Sensei zeigt uns dort das kurze Reinigungsritual das üblicherweise durchgeführt wird, bevor man vor einen Schrein tritt. Außerdem führt er uns in der Tempelanlage herum (man muss nur schnell genug sein ihm zu folgen), erklärt sehr viel und ist, wie jeder Japaner, absolut begeistert von der Kirschblüte (Sakura Sakura). Wir haben das Glück zur Zeit der Hochblüte in Japan zu sein. Aus einem überdachten Becken dringt (glücksbringender Rauch), überall sind kleine Stände an denen man sich Stärken kann und die großartigen Tempel und Pagoden – so stellt man sich Japan vor. Gegen Mittag hat sich die Reisegruppe in alle Winkel des Bezirks (vor allem in den Andenkenläden) verstreut. Der Hunger meldet sich und Iwasa Sensei und Hara Sensei gehen mit den verbliebenen Drei in einem traditionellen japanischen Restaurant Essen. In den meisten Restaurants sitzt man inzwischen an „normalen“ Tischen mit „normalen“ Stühlen. In diesem Restau rant hat man jedoch die Wahl. Und so finden wir uns kurze Zeit später vor einem 25 cm hohen Tischen auf einer Tatami sitzend wieder. Iwasa Sensei übernimmt die Bestellung der Speisen und wir lassen uns überraschen. Nacheinander werden Schälchen mit Fisch, Meeres früchten, Gemüse und Hühnchen aufgetragen. Iwasa Sensei perfektioniert noch nebenher unsere Stäbchen technik und dann sind wir schon wieder unterwegs. Es folgt eine Stadtrundfahrt. Der Einkaufs - bummel in der Einkaufsmeile fällt auf allgemeinen Wunsch wegen Regens und Kälte aus. Das erste Training Das Stadtviertel in das wir per S- und U-Bahn zu unserem ersten Training fahren heißt Ropongi und ist auch ein sehr begehrter Ort für Nacht schwärmer. Nun ist aber Nachmittag und wir laufen das restliche Stück von der U-Bahn bis zur Amerikanischen Bot - schaft. Das Dojo liegt auf dem Botschaftsgelände und so ist es nur mit Personalausweis zu erreichen. John Gage Sensei wird uns heute eine Einführung in Nihon- Jujutsu geben und wir freuen uns auf das Training. Dojos sind in Japan meistens klein und so schult man neben der Bewegung auch gleichzeitig die Rücksichtnahme auf andere. Gage Sensei ist ein hervorragender Lehrer und kann die Details und Feinheiten der Technik sehr gut zeigen und lehren. Müde und erschöpft wie wir sind gehen wir noch alle zusammen in Ropongi Essen. In Japan wird sehr häufig Ramen ge<strong>ges</strong>sen, eine Art Nudelsuppe mit verschiedensten Ein lagen. Dazu kann man sich z.B. Gyosa bestellen, gefüllte und gebratene Teig röllchen die wirklich phenomenal schmecken. Wasser steht an jedem Tisch und man bekommt kostenlos so viel man will. Das Bier ist etwas teurer aber, selbst für jemanden aus Bayern, sehr gut. In der „Zen“-Bar in Shinagawa trinkt ein harter Kern um Rauscher Sensei noch einen abschließenden Sake, bevor wir in Bett fallen und hervorragend schlafen. Donnerstag, 5.4.2007: 47 Ronin, Karate- und Iaido-Training Besuch des Sengaku-ji-Tempels In Fußnähe des Hotels befindet sich der Sengaku-ji-Tempel. Auf einem kleinen Hügel neben dem Tempel liegen die sterblichen Überreste der 47 Ronin und ihres Herren, deren Geschichte jedem Japaner bekannt ist. Die Ronin (herrenlose Samurai) haben den Tod ihres Herren gerächt, der Seppuku begehen musste. Sie selbst wurden wegen der Tat zu der gleichen Strafe verurteilt, hatten aber die Sympathie und das Verständnis der Be - völkerung auf ihrer Seite. In einer Zeit des Wandels in Japan, in der immer mehr Samurai wegen der fallenden Reispreise hoch verschuldet und verarmt waren, hielten sie die alten Werte wie Selbstbeschränkung und Pflichterfüllung hoch und sind so zu einer Legende in Japan geworden (siehe auch Wolfgang Schwentker, „Die Samurai“ – ein sehr gutes, wissenschaftlich fundiertes Buch über die Samurai und die japanische Geschichte). Nach dem Besuch des Tempels und des angegliederten Museums laufen wir gemächlich zum Hotel zurück. Noch haben wir etwas Zeit bevor wir zum ersten Karatetraining fahren.
Impressionen aus Tokyo. Zahlreiche Tempel und Parks prägen auch das Bild der Großstadt. Baukunst und Gartenkunst haben einen hohen Stellenwert in Japan.