Fachwerk 2016
Das Magazin der Denkmalpflege des Kantons Bern
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2016
FACH-
WERK
DAS MAGAZIN DER DENKMALPFLEGE DES KANTONS BERN
LA REVUE DU SERVICE DES MONUMENTS HISTORIQUES
DU CANTON DE BERNE
2 EDITORIAL
Fachwerk 2016
Michael Gerber
Liebe Leserin, lieber Leser
«Die Menschen mögen vielleicht
den ganzen Tag mit ihren Smartphones
verbringen, aber die Umgebung
bestimmt weiterhin unterschwellig
ihren emotionalen und
physischen Gesundheitszustand».
Diese Aussage des griechischen
Architektur- und Designtheoretikers
Nikos Salingaros bringt auf den
Punkt, was bei der aktuellen Verdichtungsdiskussion
häufig vernachlässigt
wird: der Mensch.
Dichte bedeutet oft maximale Baumassenziffer,
vorbehaltloser Ersatz
von Altbauten durch Neubauten
oder massstabloses Auffüllen von
Freiflächen. Dabei wird die durch
Salingaros angesprochene Gesundheit
des Menschen in einer gesunden
Umgebung ausgeblendet.
Verdichten ist also auch eine Frage
des Wohlbefindens des Menschen
in seinem vertrauten Lebensraum.
Für die Denkmalpflege ist verdichtetes
Bauen keine Bedrohung,
sondern eine Aufgabe. Sie verhindert
Verdichtung nicht, sondern sie
muss dafür besorgt sein, dass
Projektverfasser angemessen an
Denkmäler und Ortsbilder, also an
die vorhandene Substanz, herangehen
und respektvoll damit umgehen.
Das Schwerpunktthema des
diesjährigen Fachwerks handelt
von der Rolle der Denkmalpflege in
diesem Prozess.
Daneben nehmen wir Sie wie gewohnt
mit auf eine qualitätsvoll verdichtete
Reise zu den Bauschätzen
unseres Kantons.
Michael Gerber
Kantonaler Denkmalpfleger
Chère lectrice, cher lecteur,
« Les gens peuvent bien manipuler
leur Smartphone à longueur de
journée, mais l’environnement
continue à déterminer inconsciemment
leur état de santé émotionnel
et physique. » Par cette observation,
Nikos Salingaros, théoricien de l’architecture
et du design, nous rappelle
un élément trop négligé dans
le débat actuel sur la densification :
l’être humain. Densité signifie souvent
coefficient maximal d’utilisation
du sol, démolition pure et simple
d’anciens bâtiments au profit
de nouveaux, empressement sans
mesure à combler les surfaces
vides. Il n’y a plus de place ici pour
le bien-être de l’homme dans un
environnement sain.
Car la densification a aussi à voir
avec le bien-être dans un environnement
familier. La densité n’est pas
une menace, mais une tâche de la
conservation des monuments historiques.
Celle-ci n’entrave pas la densification,
mais doit veiller à ce que
les auteurs des projets abordent
les bâtiments ou les sites construits
anciens, c’est-à-dire la substance
existante, avec le soin et le respect
adéquats. Cette année, Fachwerk
consacre son dossier au rôle de la
conservation des monuments historiques
dans ce processus.
Mais ce numéro est aussi une
nouvelle invitation à découvrir des
trésors du patrimoine architectural
de notre canton.
Michael Gerber
Chef du Service des monuments
historiques
INHALT | SOMMAIRE
3
Inhalt | Sommaire
Twann am Bielersee
Theaterkulissen in Langenthal
Chorgewölbe in der Kirche Münsingen
4
4
6
8
11
15
18
22
26
28
28
32
32
36
38
40
42
44
55
56
58
59
60
62
64
66
AKTUELL | ACTUEL
Verdichtung | Densification
Siedlungsentwicklung und Verdichtung: Einleitung
Glossar Raumplanung und Ortsbildpflege
Ortsbilder stiften Identität: die Verdichtungsdiskussion
Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder ISOS
Die Beispiele Köniz, Langenthal und Port
Ausblick: Instrumente und Vorgehensstrategien
Denkmalpflege ist Teamarbeit
Die Überarbeitung des Bauinventars
IM GESPRÄCH | DIALOGUE
Gleichgewicht zwischen Schutz und Nutzung –
Heinrich Hafner, Raumplaner
BERICHTE | RAPPORTS
Wiederentdeckte Kulissen im Theater Langenthal
Massgeschneiderte Zukunft für ein Bauernhaus in Thun
Erhaltung der Originalsubstanz: zwei Brücken bei Biel
Der Apfelschuss in Gsteig bei Gstaad
Sous le lierre… une rocaille à La Neuveville
OBJEKTE | OBJETS
Entdeckung | Découverte
Auswahl | Sélection
Verluste | Pertes
EINBLICKE | APERÇUS
ZAHLEN | CHIFFRES
PUBLIKATIONEN | PUBLICATIONS
TERMINE | CALENDRIER
PERSONELLES | PERSONNEL
4 AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
Siedlungsentwicklung und Verdichtung:
Einleitung
Die Forderung nach der inneren Verdichtung stellt alle, die sich mit Raumplanung
und Siedlungsentwicklung befassen, vor neue Herausforderungen.
Die Umgebung eines Baudenkmals,
in der es wirkt und wahrgenommen
wird, ist Teil des Denkmals und wesentlich
für seine Unterschutzstellung.
Dieser räumliche Kontext unterliegt
einer grösseren Dynamik und
wandelt sich schneller als das Denkmal
selber. Die kantonale Denkmalpflege
setzt sich schon seit mehreren
Jahren mit geschützten Ortsbildern
auseinander. Sie berät Gemeinden
und Raumplaner im Umgang mit
Weiterentwicklungen und Neuplanungen
in sensiblen Ortsbildern, die sich
in einer Baugruppe, einem Ortsbildschutzperimeter
oder im Inventar
der schützenswerten Ortsbilder der
Schweiz (ISOS) befinden. Die Fachstelle
unterstützt die Planenden, indem
sie auf bestehende Qualitäten
von Ortsbildern hinweist. Sie formuliert
Empfehlungen und mögliche
Schutzziele unter Berücksichtigung
des Charakters eines Ortsbildes, so
dass der geplante Eingriff weder das
Schutzobjekt noch den geschützten
Perimeter beeinträchtigt.
Qualitätsvolle Siedlungsentwicklungen
und Verdichtung innerhalb von
sensiblen Ortsbildern sind Themen,
die Raumplaner, Gemeinden, Kanton,
Bund und Ortsplanungsstellen
zunehmend fordern. Im aktuellen
Fachwerk gibt die kantonale Denkmalpflege
Einblick in die laufende
Diskussion und in ihren Auftrag im
Bereich der Ortsbildpflege.
01
Grundlage für die verschiedenen
Artikel zum Thema Siedlungsentwicklung
und Verdichtung sind zwei
Gespräche, welche das Planungs-
Team der Denkmalpflege mit Raumplaner
Heinrich Hafner, BHP Raumplan
AG, Bern, und mit dem Landschaftsarchitekten
Daniel Moeri,
Moeri + Partner AG, Bern, führte.
Das Gespräch mit Heinrich Hafner
befindet sich auf Seite 28. Einzelne
Aussagen von Daniel Moeri und
Heinrich Hafner wurden als Kurzkommentare
in die Artikel eingebaut.
Zunehmender Druck auf die historischen
Ortskerne
Die kontinuierliche Bevölkerungszunahme,
der wirtschaftlich und gesellschaftlich
wachsende Wohlstand, der
Wandel sozialer und demografischer
Strukturen und die Kapazitätssteigerung
der Mobilität und des Individualverkehrs
mit gleichzeitigem Ausbau
des öffentlichen Verkehrs lassen
den Flächenbedarf jährlich ungehindert
steigen. Folge davon sind nebst
massiv zunehmendem Energie- und
Ressourcenverbrauch unsorgfältige
Stadtreparaturen und -ergänzungen,
welche die Qualität der Landschaftsund
Ortsbilder bedrohen. Die Teilrevision
des Raumplanungsgesetzes,
welche 2014 in Kraft trat, hat einen
Systemwandel eingeleitet. Die Siedlungsentwicklung
soll sich in Zukunft
vermehrt nach innen richten. Damit
wird der Druck auf die historischen
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
5
02
Verdichten heisst
primär, dass wir
Menschen näher
zusammenleben.
Daniel Moeri
Ortskerne und auf das umliegende
Siedlungsgebiet zunehmen. Dem baukulturellen
Erbe mit seinen gewachsenen
Strukturen steht die Beeinträchtigung
durch Verdichtung bevor.
Raumplanung ist auch Ortsbildpflege
Bis vor kurzem war Raumplanung
mit dem unbegrenzten Wachstum in
die Fläche gleichzusetzen. Die Ausdehnung
der Städte und Dörfer erfolgte
am Siedlungsrand in dafür eigens
ausgeschiedenen Neubau- und
Gewerbezonen, welche sich meist
unabhängig und ohne Bezug zum
Dorf- oder Stadtzentrum weiterentwickelten.
Gemäss den Vorgaben im
teilrevidierten Raumplanungsgesetz
sind zukünftig weder Bauzonenerweiterungen
noch die Nutzung von Kulturland
erwünscht. Eine Konsequenz
davon ist die Siedlungsentwicklung
nach innen, in bestehenden Siedlungen
und historischen Ortskernen.
Diese ist komplex und erfordert hohe
Fachkompetenz, das Zusammenspielen
von Politik und Bevölkerung und
die Akzeptanz, dass im besiedelten
Gebiet weiter gebaut und damit verdichtet
werden muss.
Neue Instrumente und Strategien
sind notwendig
Nebst vielen anderen, zwingenden
Voraussetzungen für eine qualitativ
hochwertige Verdichtung ist die Erhaltung
des Siedlungscharakters und
des historisch gewachsenen Ortsbilds
wohl nicht der wichtigste Anspruch,
aber einer der grundlegendsten.
Die Ortsbildpflege ist jedoch auf
die Unterstützung der Raumplanung
angewiesen; gemeinsam müssen die
nötigen zielgerichteten Entwicklungsund
Verdichtungsstrategien in der
Planungspraxis gefordert und gefördert
werden. Es braucht dringend
griffigere Instrumente und die Unterstützung
durch den Bund und den
Kanton, um das baukulturelle Erbe
unserer Städte und Dörfer zu erhalten
oder erst ins allgemeine Bewusstsein
zu tragen. Alle an der Weiterentwicklung
des Siedlungsgebietes Beteiligten
müssen bereit sein, die gegebenen
Strukturen und den Baubestand
weiter zu denken und Lösungen zu ermöglichen,
aus denen auch zukünftig
qualitätsvolle und lebenswerte Stadtund
Landschaftsbilder bestehen bleiben
oder erst entstehen können.
01 Unterschiedliche Siedlungsformen
im Kanton Bern:
01 Weiler Elisried, Schwarzenburg.
02 Blick auf das Bälliz, Thun.
Tatiana Lori
6
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
Glossar Raumplanung und Ortsbildpflege
Institutionen, Begriffe und Abkürzungen
Amt für Gemeinden und Raumordnung
(AGR)
Das Amt für Gemeinden und Raumordnung
ist zuständig für die kantonale
Raumentwicklung, übt die
Aufsicht über die regionale und kommunale
Raumplanung aus und beurteilt
Bauvorhaben ausserhalb der
Bauzonen.
Baubewilligung
Wer bauen will, braucht eine Baubewilligung.
Meist ist dafür die Gemeinde
zuständig. Sie prüft, ob ein
Bauvorhaben den Vorschriften der jeweiligen
Zone entspricht und ob die
Umweltvorschriften eingehalten werden.
Baugesuche müssen publiziert
werden, damit Betroffene dagegen
Einsprache erheben können.
Baugruppe
«Baugruppen» sind Ensembles von
Häusern, welche sich durch einen
räumlichen oder historischen Zusammenhang
auszeichnen. Sie sind Teil
des kantonalen Bauinventars.
Bauinventar des Kantons Bern
Das kantonale Bauinventar erfasst,
beschreibt und bewertet Baudenkmäler.
Es bildet eine fundierte Grundlage
für die praktische Arbeit der
Denkmalpflege und für die wissenschaftliche
Forschung. Mit dem Bauinventar
stellt die Denkmalpflege
nicht nur Gemeinden und Grundeigentümern,
sondern auch der breiten
Öffentlichkeit eine qualifizierte
Gesamtschau des historischen Baubestandes
im Kanton zur Verfügung.
Baumassenziffer
Die Baumassenziffer BMZ bezeichnet
das Verhältnis des oberirdischen
Bauvolumens zur anrechenbaren
Grundstücksfläche. Als oberirdisches
Bauvolumen gilt das über dem massgebenden
Terrain liegende Volumen
eines Baukörpers in seinen Aussenmassen,
abzüglich offener Gebäudeteile.
Die Baumassenziffer wird als
Mass für die Volumendichte verwendet
und dient als Element zur Festlegung
der zonencharakteristischen
Bauweise.
Baureglement
Im Baureglement legt die Gemeinde
Bau- und Nutzungsvorschriften
grundeigentümerverbindlich fest. Aufgrund
der Vorschriften im Baureglement
werden Baugesuche beurteilt
und Baubewilligungen erteilt.
Bundesgerichtsentscheid Rüti
(BGE 135 II 209)
Mit dem Bundesgerichtsentscheid
Rüti ZH vom 1. April 2009 wurde die
grosse Bedeutung der Bundesinventare
nach Artikel 5 NHG bestätigt und
klargemacht, dass für die Kantone
und Gemeinden auch bei der Erfüllung
von kantonalen und kommunalen
Aufgaben eine Pflicht zur Berücksichtigung
dieser Bundesinventare besteht.
Bundesgesetz über den Naturund
Heimatschutz (NHG)
Gemäss Artikel 78 der Bundesverfassung
(SR 101) ist der Bund verpflichtet,
bei der Erfüllung seiner Aufgaben
Rücksicht auf die Anliegen des Naturund
Heimatschutzes zu nehmen: «Er
schont Landschaften, Ortsbilder, geschichtliche
Stätten sowie Natur- und
Kulturdenkmäler; er erhält sie ungeschmälert,
wenn das öffentliche Interesse
es gebietet.» Um diese Pflicht
sachgerecht wahrnehmen zu können,
werden als Entscheidungsgrundlage
Bundesinventare erarbeitet, bspw.
das Bundesinventar der schützenswerten
Ortsbilder der Schweiz (ISOS).
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
7
Bundesinventar der schützenswerten
Ortsbilder der Schweiz (ISOS)
Das ISOS analysiert die architektonischen
und räumlichen Zusammenhänge
von Weilern, Dörfern und Städten.
Es dient Fachleuten aus den
Bereichen Planung und Denkmalpflege
sowie Politikern als Entscheidungsgrundlage.
Durch die Aufnahme
eines Ortsbilds ins ISOS wird dargetan,
dass es in besonderem Masse
die ungeschmälerte Erhaltung verdient.
Raumplanungsgesetz (RPG)
Das Bundesgesetz über die Raumplanung
vom 22. Juni 1979 gibt die
Ziele und Grundsätze der Raumplanung
in der Schweiz vor. Es weist
dem Bund, den Kantonen und den
Gemeinden ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten
im Bereich der
Raumplanung zu.
Überbauungsordnung
(UeO, Sondernutzungsplan)
Sondernutzungspläne konkretisieren
für bestimmte Gebiete, in denen die
bau- und nutzungsrechtliche Grundordnung
nicht ausreicht, die Nutzung
und legen Grundsätze der Gestaltung
fest. Im Siedlungsgebiet haben Sondernutzungspläne
häufig den Zweck,
städtebauliche und architektonische
Qualität zu sichern.
Kantonaler Richtplan
Mit seiner Richtplanung legt der
Kanton die zur Verwirklichung der
angestrebten räumlichen Ordnung
erforderlichen Tätigkeiten und den
Rahmen zu deren gegenseitigen Abstimmung
behördenverbindlich fest.
Der kantonale Richtplan umfasst Karten
und Textteile mit Aussagen zur zukünftigen
Entwicklung in den Bereichen
Siedlung, Landschaft, Verkehr,
kantonale öffentliche Anlagen und
Bauten. Die Vorgaben zum Umgang
mit den Bundesinventaren sind im
Massnahmenblatt E_09 definiert.
Ortsbildpflege
Zum Aufgabengebiet der Denkmalpflege
des Kantons Bern gehört zum
einen die Beratung von Bauherrschaften
bei der Weiterentwicklung von
Baudenkmälern, zum andern berät
sie bei ortsbildrelevanten Veränderungen.
Ortsbildschutzgebiet
Das eidgenössische Raumplanungsgesetz
verlangt von den Kantonen,
Schutzzonen auszuscheiden oder
Schutzmassnahmen zu definieren.
Der Kanton Bern überträgt diese
Kompetenz an die Gemeinden. Diese
scheiden in ihrer Nutzungsplanung
Ortsbildschutzgebiete aus. Grundlage
dafür bilden die Baugruppen
des Bauinventars.
Zone mit Planungspflicht (ZPP)
Die Zonen mit Planungspflicht enthalten
Bestimmungen, die ergänzend
zu den Bestimmungen im Zonenplan
gelten. Solche Zonen kommen in Gebieten
zur Anwendung, wo eine feinere
Regelung, als dies in der Nutzungsplanung
möglich ist, erforderlich
ist oder wo in einem Planungsprozess
unter Beteiligung aller Akteure die Details
erarbeitet werden sollen.
Nutzungsplanung
Im Rahmen der Nutzungsplanung
wird die raumplanerische Nutzungsordnung
für ein bestimmtes funktional
zusammenhängendes Gebiet erarbeitet.
Mit ihr wird die zulässige Bodennutzung
bezüglich Zweck, Ort und
Mass parzellenscharf und grundeigentümerverbindlich
festgelegt.
Zonenplan
Der Zonenplan bezeichnet für das
Gebiet einer Gemeinde Bauzonen,
Landwirtschaftszonen und Schutzzonen.
Er bewirkt die klare Trennung
von Baugebiet und Nichtbaugebiet.
Die Bauzone wird weiter aufgeteilt
in Wohn-, Arbeits- und gemischte
Zonen sowie Zonen für öffentliche
Bauten und Anlagen. Die Zonenfestlegungen
sind parzellenscharf und
grundeigentümerverbindlich.
8
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
Ortsbilder stiften Identität:
die Verdichtungsdiskussion
Einmalige Landschafts- und Stadtbilder tragen zur unverwechselbaren Identität
einer Region bei. Durch die Forderung nach Verdichtung geraten sie unter Druck.
Die Qualitäten
unserer historischen
Siedlungen
müssen erkannt,
gewürdigt und erhalten
werden.
Daniel Moeri
01
01 Breitenegg, Gemeinde Wynigen,
schützenswertes Ortsbild von
nationaler Bedeutung.
02 Twann, Blick vom Rebhang auf die
Hinterhäuser.
03 Dorfgasse Twann, schützenswertes
Ortsbild von nationaler Bedeutung.
Prägenden Bauten samt ihrer Umgebung
– unsere Baukultur – sind wesentliche
identitätsstiftende Aspekte
für einen Ort. Sie führen dazu, dass
sich Menschen an einem Ort wohl
fühlen. Markante Bauten und ein über
längere Zeit entstandenes Konglomerat
von gebauter Struktur mit
natürlicher Abfolge von offenen und
geschlossenen Räumen, von Grünräumen
und gestalteten Plätzen zeichnen
historisch gewachsene Zentren
aus. Diese Merkmale bilden das Rückgrat
einer Stadt oder eines Dorfes
und schaffen Identität und Wohlgefühl,
tragen zur Unverwechselbarkeit
eines Ortes bei. Sie tragen dazu bei,
dass sich die Menschen in der globalisierten,
überall gleich gestalteten
Welt orientieren können und verbinden
uns mit unserer Vergangenheit.
Das rasante Siedlungswachstum in
der Schweiz in den vergangenen Jahren
und die kontinuierliche Erweiterung
des Siedlungsgebiets führte zur
Einsicht, dass die Zersiedelung gestoppt
und das Kulturland geschont
werden sollen. Die Neuausrichtung
wurde mit der Revision des Raumplanungsgesetzes
gestartet. Die daraus
resultierende Forderung nach der
Weiterentwicklung im Bestand erhöht
unweigerlich den Druck auf unser
baukulturelles Erbe und unsere Ortsbilder.
Tiefgreifende bauliche Veränderungen
sind irreversibel, meist für
lange Zeit. Unsere Ortsbilder laufen
Gefahr, ihren identitätstiftenden Charakter
zu verlieren.
Qualitäten erhalten und weiterentwickeln
Das Projektieren innerhalb von sensiblen
Ortsbildern und bestehenden,
gewachsenen Strukturen ist anspruchsvoll
und setzt hohe fachliche
Kompetenzen im Bereich der Ortsbildgestaltung
und Städteplanung vo-
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
9
02 03
Verdichten hat Grenzen. Nicht zuletzt, weil
das höchste Gut in der Schweiz immer noch
der Besitzstand ist.
Daniel Moeri
04 Ittigen, Wohnanlage Atria mit insgesamt
36 Wohnungen im weiträumigen Park
des Pflegezentrums Tilia. Schär Buri
Architekten AG, Bern, 2012.
05 Ittigen, Wohnanlage Atria. Das ehemalige
Asyl Gottesgnad, heute Pflegezentrum
Tilia, entstand 1930–31 in der
Formensprache der Moderne.
raus. Mit dem Inventar der Schweizerischen
Ortsbilder ISOS und dem
kantonalen Bauinventar stehen
Grundlagen zur Geschichte und Siedlungsentwicklung
unserer Städte,
Ortschaften und Baudenkmäler zur
Verfügung.
Ziel der Siedlungsentwicklung muss
es sein, bestehende Qualitäten zu erhalten,
weiterzuentwickeln und neu
zu beleben und so zu einer hohen
Lebensqualität im bestehenden Siedlungsgebiet
beizutragen. Der sorgfältige
Umgang mit unserer Baukultur
trägt zur Erreichung dieses Ziels bei.
Denn gerade im Erneuerungsprozess
ist das Bestehende wichtig. Städtebau,
Ortsbildpflege und Raumplanung
müssen ein Gleichgewicht zwischen
Bewahrung und Erneuerung
anstreben. Will man dies erreichen,
sind gesamtheitliche, massgeschneiderte
Konzepte und die vertiefte
analytische Auseinandersetzung mit
dem Ort wichtig. Indem die Besonderheiten,
die einen Ort prägen, gezielt
genutzt werden, kann nachhaltiger
Mehrwert geschaffen werden.
Auseinandersetzung mit dem eigenen
Ort
Das Thema Siedlungsentwicklung
nach innen betrifft uns alle: Bauen im
bewohnten Gebiet bedeutet auch,
dass die Nachbarschaft näher rückt.
Veränderungen in der eigenen Umgebung
gegenüber begegnen Menschen
mit verschiedenen Emotionen – sei
dies mit Akzeptanz, Begeisterung
oder Verweigerung. Das gilt auch für
Veränderungen, die sich im Zusammenhang
mit der inneren Verdichtung
ergeben: Verdichtung ist gut, solange
sie nicht die eigene Aussicht verbaut.
10
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
04 05
Die Leute freuen sich riesig, wenn sie begreifen,
wo sie wohnen. Wenn ihnen bewusst
wird, dass ihre Landschaft ein Kulturgut ist,
das über Jahrhunderte gewachsen ist.
Daniel Moeri
Es ist daher wichtig, die betroffenen
Menschen nach Möglichkeit in Entwicklungsprojekte
einzubeziehen.
Will sich eine Gemeinde qualitätsvoll
weiterentwickeln, ist die Auseinandersetzung
mit dem eigenen Ort, mit
seiner Identität und mit den Bedürfnissen
seiner Bewohnerinnen und Bewohner
unabkömmlich. Es geht zum
einen darum, die Stärken und Schwächen
eines Ortes auszumachen, zum
andern um die spezifischen Eigenschaften,
die den Ort charakterisieren
und welche es zu fördern und weiterzuentwickeln
gilt. Gemeinden, die
die Richtung ihres Entwicklungspotenzials
selbst bestimmen und ihre
Planungsrolle aktiv wahrnehmen, gewinnen
an Profil und stärken ihre
Identität.
Verdichten als Chance: die aktuelle
Diskussion
Verdichten fordert nicht nur heraus,
sondern bietet auch die grosse
Chance, auf die Entwicklung der gebauten
Umwelt und deren Qualität
und damit auf identitätsstiftende Faktoren
verstärkt Einfluss nehmen zu
können. Diese gilt es zu nutzen. Dass
es möglich ist, moderne Architektur
im Bestand zu integrieren, ohne dabei
die Identität eines Ortes zu verleugnen,
zeigen bereits heute viele Beispiele.
Drei aktuelle Planungsprojekte
in Köniz, Port und Langenthal, mit
denen sich die Denkmalpflege im Moment
beschäftigt, sind im Artikel auf
S. 15–17 beschrieben.
Soeben erschienen ist der Bericht
«Siedlungsentwicklung nach innen –
ISOS und Verdichtung». 2014 liess der
Bundesrat eine breit zusammengesetzte
Arbeitsgruppe unter der Leitung
des Bundesamts für Raumentwicklung
(ARE) aufstellen. Die
Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit
der Frage, ob das Bundesinventar
der schützenswerten Ortsbilder der
Schweiz (ISOS) die vom revidierten
Raumplanungsgesetz (RPG) geforderte
Siedlungsentwicklung nach innen
allenfalls erschweren oder gar
verunmöglichen könnte. Den Ausschlag
für die Untersuchung gab die
Besorgnis des Baudirektors des Kantons
Zürich über mögliche Schwierigkeiten
bei der Aktualisierung des
ISOS im Kanton Zürich. Der Bericht
der Arbeitsgruppe vertieft diese Fragen
anhand konkreter Beispiele und
zeigt mögliche Lösungswege auf. Die
gewonnenen Erkenntnisse dienen als
Umsetzungshilfe auch anderen Kantonen,
Städten und Gemeinden. Die
Denkmalpflege des Kantons Bern war
durch die Ortsbildpflege in der Arbeitsgruppe
vertreten.
LITERATURHINWEISE
Tatiana Lori, Lukas Auf der Maur
Siedlungsentwicklung nach innen.
ISOS und Verdichtung. Bericht
der Arbeitsgruppe. Bundesamt für
Raumentwicklung (Hrsg.), 2016.
www.are.admin.ch
Siedlungsentwicklung nach innen.
Gute Beispiele aus Berner Gemeinden.
Justiz-, Gemeinden- und
Kirchendirektion des Kantons Bern,
Amt für Gemeinden und Raumordnung
(AGR) (Hrsg.), 2014.
www.jgk.be.ch
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
11
Das Bundesinventar der schützenswerten
Ortsbilder der Schweiz ISOS in der Praxis
Das ISOS würdigt die topografische, räumliche und historische Beschaffenheit
der Ortsbilder der Schweiz und ist eine Grundlage für künftige Entwicklungen.
Umgebung. Die Aufnahme eines
Ortsbilds ins ISOS zeigt auf, dass es
die ungeschmälerte Erhaltung verdient.
Das Inventar versteht sich als
Grundlage und Leitfaden für künftige
Planungen und Entwicklungen. Ziel
des ISOS ist es, das bauliche Erbe mit
seinen prägenden Merkmalen trotz
ständiger Weiterentwicklung in der
Grundsubstanz zu erhalten und zu
vermeiden, dass ihm irreversibler
Schaden zugefügt wird. Es geht dabei
nicht um das Verhindern von Entwicklungen
im Ort, sondern vor allem um
das Herausschälen von besonderen
Charakteristiken.
01
01 La Neuveville, schützenswertes Ortsbild
von nationaler Bedeutung, Aufnahmeplan
ISOS.
Während früher vorwiegend Schlösser,
Kirchen oder ein Stadttor – und
als Ortsbild nur ein mittelalterlicher
Stadtkern – als Denkmäler oder Kulturgüter
verstanden wurden, besteht
heute mit dem ISOS ein umfassendes
Werk über die bedeutenden Ortsbilder
der Schweiz. Das Inventar ist
nicht als Verzeichnis von Einzelobjekten
zu verstehen, sondern es betrachtet
das Ortsbild aus einer ganzheitlichen
Perspektive. Für die nationale
Bedeutung der Ortsbilder sind topografische,
räumliche und architekturhistorische
Qualitäten ausschlaggebend:
Das ISOS beurteilt die Ortsbilder
in ihrer Gesamtheit bzw. nach
dem Verhältnis der Bauten untereinander,
nach der Qualität der Räume
zwischen den Häusern und nach dem
Verhältnis der Bebauung zu seiner
Der Bundesgerichtsentscheid Rüti
2009
Das Bundesinventar ISOS wurde bis
vor kurzem in der Raumplanung nicht
als zwingend zu beachtende Grundlage
beurteilt. Schweizweit war auf
Verordnungsebene umstritten, ob das
ISOS ausschliesslich bei der Erfüllung
von Bundesaufgaben beachtet und
in welcher Form es von Kantonen und
Gemeinden berücksichtigt werden
muss. Dies hatte zur Folge, dass die
Auseinandersetzung mit dem ISOS
häufig erst zum Zeitpunkt einer
konkreten Anfrage zu einer Überbauungsordnung
(UeO) oder im Zusammenhang
mit einer Zonenplanänderung
mit Planungspflicht (ZPP) auf
kommunaler Ebene erfolgte. Zu einem
Zeitpunkt also, wenn es baureife
Projekte zu beurteilen galt.
Mit dem Bundesgerichtsentscheid
Rüti (BGE 135 II 209) wird die Umset-
12
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
02 03
Die bauliche Verdichtung nach innen ist
sicher eine gute Sache, aber nicht um jeden
Preis. Bestehende Qualitäten im Siedlungs-,
Architektur- und Aussenraum sind zu erhalten
oder zu verbessern.
Daniel Moeri
zung der Empfehlungen aus dem
ISOS gestärkt. Der Entscheid bestätigt
die grosse Bedeutung der Bundesinventare
nach Artikel 5 des
Bundesgesetzes über Natur- und Heimatschutz
(NHG). Die entsprechende
Ergänzung der Verordnung über das
Bundesinventar ISOS macht klar,
dass für die Kantone und Gemeinden
auch bei der Erfüllung von kantonalen
und kommunalen Aufgaben eine
Pflicht zur Berücksichtigung dieser
Bundesinventare besteht. Das ISOS
wirkt bei Richt- und Nutzungsplanungen
ähnlich wie Konzepte und Sachpläne
des Bundes.
Die Akzeptanz der ortsbildpflegerischen
Anliegen für die Raumplanung
hat sich seither verbessert, die Mitsprache
der Ortsbildpflege wird aber
nach wie vor zuweilen als unnötiges
Eingreifen in die Selbstbestimmung
der Baubehörden missverstanden.
Die gesetzlichen Regelungen im
Kanton Bern
Im Kanton Bern ist das ISOS in der
Bauverordnung verankert (Art. 13e
BauV). Ausserdem bestehen Regierungsratsbeschlüsse
zum ISOS, welche
die Behörden verpflichten, die Inventare
des Bundes und des Kantons
bei Tätigkeiten, die den Ortsbildschutz
oder die Ortsbildgestaltung
betreffen, zu berücksichtigen. Das
ISOS muss bei raumplanerischen
Massnahmen im Umfeld von inventarisierten
Ortsbildern systematisch
als Entscheidungsgrundlage beigezogen
werden. Hinweise und Empfehlungen
im ISOS müssen in gebührender
Qualität reflektiert werden. Dies
gilt nicht nur für Ortsbilder und Einzelbauten,
sondern auch für Freihaltezonen
und für die Umgebung von
Baudenkmälern.
Das ISOS im kantonalen Richtplan
Der kantonale Richtplan orientiert die
Akteure der Raumplanung über das
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
13
04 05
Bei den Siedlungen, die vor 100 Jahren
oder früher entstanden sind, hat es schlicht
Superqualität. Und die sind dicht.
Daniel Moeri
02 La Neuveville, Rue du Marché.
03 La Neuveville, Altstadt von Westen.
04 Diemtigen, schützenswertes Ortsbild
von nationaler Bedeutung, Aufnahmeplan
ISOS.
05 Diemtigen, Blick auf das Dorf
von Westen.
ISOS und die Umsetzung der Erhaltungsziele.
Kanton und Gemeinden
haben in der Interessenabwägung bei
Planungen und bei der Realisierung
von raumwirksamen Vorhaben die Erhaltungsziele
des ISOS zu berücksichtigen.
Das Bundesinventar verhindert
nicht die Ortsentwicklung,
sondern fördert eine nachhaltige
Planung. Ein Abweichen darf nur in
Erwägung gezogen werden, wenn
gleich- oder höherwertige Interessen
von ebenfalls nationaler Bedeutung
entgegenstehen. Die Denkmalpflege
ist für die Interpretation des ISOS
mitverantwortlich. Die Umsetzung erfolgt
unter der Federführung des Amtes
für Gemeinden und Raumordnung
(AGR) der Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion.
Lückenhafte Berücksichtigung des
ISOS in kommunalen Planungen
Da die Verankerung der Schutzanliegen
in den kommunalen Nutzungsplanungen
verschieden ist, bestehen
heute zahlreiche rechtskräftige Planungsinstrumente
(bspw. Überbauungsordnungen
UeO, Zonen mit Planungspflicht
ZPP, Richtplanungen,
Zonenpläne, Baureglemente, Entwicklungskonzepte
etc.), die eine
echte Interessensabwägung mit dem
ISOS noch nicht durchlaufen haben.
Das heisst, es bestehen rechtsgültige
Planungsinstrumente, welche die
ISOS-Erhaltungsziele nicht genügend
berücksichtigen. Bei solchen Bauvorhaben
muss das Bundesinventar direkt
für das Einzelprojekt berücksichtigt
werden, was seine Wirksamkeit
vermindert.
Definition von Schutzzielen als
Aufgabe der Denkmalpflege
Die Schutzinteressen werden von der
Ortsbildpflege der kantonalen Denkmalpflege
in Form von Schutzzielen
erarbeitet. Der Stellenwert des betroffenen
ISOS-Gebietes (Baugruppe
oder Umgebungsschutz) für das
14
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
Entwicklungsräume
Urbane Kerngebiete der
Agglomerationen:
als Entwicklungsmotoren stärken
Agglomerationsgürtel und
Entwicklungsachsen:
fokussiert verdichten
Zentrumsnahe ländliche Gebiete:
Siedlung konzentrieren
Hügel- und Berggebiete:
als Lebens- und Wirtschaftsraum
erhalten
Hochgebirgslandschaften:
schützen und sanft nutzen
Überlagernde Raumtypen
Intensiv touristisch genutzte
Gebiete: Infrastrukturen
konzentrieren
National bzw. kantonal geschützte
Gebiete beachten
Naturpärke und Weltnaturerbe
nachhaltig in Wert setzen
06
06 Richtplan 2030 Kanton Bern:
Ziele für Entwicklungsräume und
überlagernde Raumtypen.
Ortsbild wird in einem Fachbericht
festgehalten. Anhand einer Ortsanalyse
wird geprüft, ob die vom ISOS
umschriebenen Qualitäten und Erhaltungsziele
noch vorhanden und sinnvoll
sind. Aus diesen Überlegungen
heraus lassen sich detaillierte Schutzziele
definieren, die die generellen
ISOS-Erhaltungsziele konkretisieren.
Erst dann kann geprüft werden, wie
sich eine geplante Bebauung auf
die ISOS-Erhaltungsziele auswirkt. Ist
eine Beeinträchtigung des Ortsbildes
auszumachen, so werden die Massnahmen
bestimmt, mit denen diese
reduziert wird. Daraus kann die Forderung
eines qualifizierten Verfahrens
formuliert werden (Wettbewerb oder
wettbewerbsähnliche Verfahren). Im
Extremfall kann es bedeuten, dass
die Freihaltung der Ortsbildumgebung
angestrebt werden muss, was
konkret einem Bauverbot gleichkommt.
Es ist jedoch festzuhalten,
dass das ISOS mit den daraus erarbeiteten
Schutzzielen erst eine Grundlage
für die Interessensabwägung
darstellt. Sie ist nicht bereits das Resultat
der Interessensabwägung.
Zukünftige Berücksichtigung des
ISOS in der Ortsplanung
Das ISOS wurde bisher nur in wenigen
Gemeinden in den gültigen Ortsplanungen
berücksichtigt, da die Umsetzung
auf kommunaler Stufe bis
anhin nicht klar geregelt war. Planungen
in den Gemeinden Köniz, Langenthal
und Port zeigen jedoch beispielhaft
auf, wie der Einbezug des
ISOS gelöst werden kann (siehe Seite
15–17). Im Hinblick auf die Siedlungsentwicklung
nach innen kommt die
Forderung nach Berücksichtigung
der Bundesinventare zum richtigen
Zeitpunkt. Die Ortsplanungen werden
künftig eine wichtige Rolle spielen.
Denn die entscheidenden Weichen
bezüglich Ortsbildpflege und Siedlungsverdichtung
werden im Verlauf
von Ortsplanungen gestellt. Eine
sorgfältige Ortsplanung mit ganzheitlichem
Blick auf die künftige Siedlungsentwicklung
fordert Gemeinden
und Planer gleichermassen heraus.
Adrian Stäheli
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
15
Die Beispiele Köniz, Langenthal und Port
Drei verschiedene Ansätze für den Umgang mit der inneren Verdichtung
01
01 Gurtendorf, Gemeinde Köniz.
Drei aktuelle Planungsprojekte in
Köniz, Langenthal und Port zeigen
exemplarisch unterschiedliche Wege
auf, die spezifischen Problemstellungen
im Bereich der Raumplanung anzugehen.
Köniz bezeichnete im Rahmen
der Ortsplanungsrevision seine
Siedlungen von besonderer Schönheit.
In Langenthal entwickelte man
für die Kernzone im Altstadtbereich
konzentrierte Workshopverfahren und
in Port stand eine sorgfältige Quartieranalyse
im Zentrum.
Ortplanungsrevision Köniz
Die Gemeinde Köniz nimmt in der laufenden
Ortsplanungsrevision ihre Aufgabe
wahr, nebst den Baudenkmälern
auch die Siedlungen von besonderer
Schönheit, Eigenart, geschichtlichem
und kulturellem Wert zu bezeichnen
und die dem Schutzzweck dienenden
Bau- und Nutzungsbeschränkungen
zu erlassen.
Ein intaktes Ortsbild zeichnet sich
nicht nur durch seine räumliche Struktur
aus. Ein wesentlicher Bestandteil
eines qualitätsvollen Ortsbildes sind
auch die angrenzenden Frei- und
Aussenräume. Das ISOS unterscheidet
in seinen Erhaltungszielen deshalb
auch zwischen bebauten Gebieten
und zu erhaltenden Umgebungen.
In den Ortsplanungen soll der Fokus
der Schutzanliegen nicht nur auf das
Siedlungsgebiet, sondern auch auf
seine Umgebungen gelenkt werden.
Am Beispiel der Ortsplanung in Köniz
kann aufgezeigt werden, wie die Anliegen
des Ortsbildes planerisch umgesetzt
werden können.
Das Bundesinventar ISOS bezeichnet
in der Gemeinde Köniz vier Weiler als
Ortsbilder von nationaler Bedeutung,
nämlich Gurtendorf, Herzwil, Liebewil
und Mengestorf. Die in eine intakte
Landschaft eingebetteten Weiler sind
im kantonalen Bauinventar als Baugruppen
ausgeschieden. Entsprechend
wurde der grundeigentümerverbindliche
Ortsbildschutzperimeter
der Gemeinde über den Weiler mitsamt
den Nahumgebungen festgesetzt.
Für die vier Könizer Ortsbilder
ist die angrenzende, landwirtschaftlich
genutzte intakte Landschaft von
zentraler Bedeutung. Deshalb wurde
ausserhalb des Ortsbildschutzperimeters
ein Landschaftsschongebiet
ausgeschieden. Die Festsetzung des
Ortsbildschutzes in der Nutzungspla-
16
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
02 03
02 Ortsplanungsrevision Köniz,
baurechtliche Grundordnung bGo,
Auszug Schutzplan, Stand Vorprüfung,
11. Februar 2015.
03 Gurtendorf, schützenswertes Ortsbild
von nationaler Bedeutung, Aufnahmeplan
ISOS.
04 Ortsplanungsrevision Port, Quartieranalyse
2014. BHP Raumplan AG, Bern.
05 Port, Luftansicht.
nung erfolgt also mit zwei grundeigentümerverbindlichen
Schutzkategorien
«Ortsbildschutzgebiete» und
«Landschaftsschongebiete». Die Ortsbildschutzgebiete
umfassen Siedlungen
und Siedlungsteile mit ihren
näheren Umgebungen, während die
Landschaftsschongebiete im Bereich
der Ortsbildschutzgebiete der grossräumigen
Erhaltung der wertvollen
Ortsansichten und dem qualitätsvollen
Umgang mit den wichtigen Landschaftsbildern
dienen. Bei den Landschaftsschongebieten
wurde zudem
unterschieden, ob generell ein Bauverbot
gilt, da eine hohe ästhetische
Empfindlichkeit besteht, welche
durch landwirtschaftliche Bauten und
Anlagen beeinträchtigt wird, oder ob
in einem Gebiet Bauten und Anlagen
mit grosser Sorgfalt in die Landschaft
integriert werden können.
Die Ortsplanungsrevision Köniz zeigt
exemplarisch auf, wie mit Ortsbildern
im ländlichen Kontext umgegangen
werden kann. Es ist denkbar, dass
dieses Vorgehen auch unabhängig
von der Einstufung des ISOS bei intakten
und wertvollen Siedlungsstrukturen
angewendet werden kann.
In städtischen Gebieten (bspw. verstädterte
Dörfer oder Städte von nationaler
Bedeutung) ist im Vergleich
zu den ländlichen Könizer Weilern
der Siedlungsdruck grösser und die
Siedlungsstruktur völlig anders – hier
müssen andere Lösungsansätze zum
Zuge kommen.
Langenthaler Modell zur Qualitätssicherung
im Ortskern
In Langenthal umfasst eine Kernzone
den Altstadtbereich, dessen nutzungsmässige
Vielfalt und bauliche
Eigenart erhalten und weiterentwickelt
werden sollen. Diese Kernzone
ist eine Zone mit Planungspflicht
(ZPP), das heisst, dass Neubauten
nur auf der Grundlage einer rechtskräftigen
Überbauungsordnung (UeO)
zulässig sind. Wenn Bauwillige ein
grösseres Projekt planen, empfiehlt
die Stadt ein Qualität sicherndes Verfahren.
Um innert nützlicher Frist zu
einem Vorgehen zu kommen, wurden
in den letzten beiden Jahren konzentrierte
Workshop-Verfahren durchgeführt,
die von einem Fachgremium unter
Beteiligung der Eigentümerschaft
begleitet werden. Dafür hat die Gemeinde
eine feste Projektorganisation
und ein standardisiertes Vorgehen
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
17
04 05
definiert. In einem dynamischen Prozess
über mehrere Workshop-Anlässe
sucht man in Varianten nach
einer ortsgerechten Lösung. Dieses
Verfahren ist ergebnisoffen. Denkbar
ist, dass im Anschluss an ein solches
Verfahren auf die Ausarbeitung einer
Überbauungsordnung verzichtet werden
kann. Das Verfahren kann aber
auch abgebrochen werden. Durch
dieses Vorgehen werden viele Planungsgeschäfte
durch eine Fachjury
begleitet und hinsichtlich Ortsbildverträglichkeit
auch geschärft. Mit diesem
Verfahren will die Stadt zu einer
fachlich fundierten Meinung kommen,
welche für die Grundeigentümerin
und den Investor verbindlich ist und
für die Bau- und Planungskommission
und den Gemeinderat als Beurteilungsgrundlage
dient. Dieses
standardisierte Verfahren ist ein interessantes
Vorgehen, mit welchem auf
die Ortsbildqualität besser eingegangen
werden kann. In anderen Gemeinden
wird die Qualitätssicherung
durch Kommissionen (bspw. Stadtbildkommission)
sichergestellt. Das
Langenthaler Verfahren bietet aufgrund
der Workshops einen direkteren
Kontakt mit den Planungsbüros.
Es gibt keine Standardlösung. Jede Gemeinde
hat ihre ganz spezifischen Qualitäten
und Entwicklungspotenziale.
Heinrich Hafner
Quartieranalyse Port
Die Gemeinde Port beauftragte im
Rahmen ihrer Ortsplanungsrevision
ein externes Planungsbüro mit einer
Quartieranalyse des eingezonten
Siedlungsgebiets. Dieses wurde in
Quartiere eingeteilt, welche anhand
von Bauvolumen, Freiraum, Erschliessung
etc. nach Siedlungstypen aufgeschlüsselt
wurden. Dies ermöglichte
es, Strategien festzulegen, welche
das zukünftige Entwicklungspotenzial
pro Quartier aufzeigten. Gleichzeitig
wurden spezifische Verdichtungsmassnahmen
definiert, um sicherzustellen,
dass die Qualitäten und der
Charakter der jeweiligen Quartiere erhalten
und entsprechend sorgfältig
weiter entwickelt werden können.
Adrian Stäheli, Eva Schäfer, Lukas Auf der Maur
18
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
Ausblick:
Instrumente und Vorgehensstrategien
Die Abstimmung zwischen Siedlungsentwicklung und Ortsbildschutz erfordert neue
Instrumente, insbesondere zur Sicherung der Qualität.
Der Paradigmenwechsel, der in der
Raumplanung eingeleitet worden ist,
stellt bei der Umsetzung alle Beteiligten
vor neue Herausforderungen,
Raumplaner und Gemeinden ebenso
wie die kantonalen Fachstellen. Für
die innere Verdichtung gibt es keine
Standardlösungen, die Rahmenbedingungen
und Entwicklungsmöglichkeiten
in den Gemeinden sind enorm
vielfältig. Erprobte Instrumente wie
ISOS oder verschiedene Arbeitshilfen
zum Thema Verdichten stehen zur
Verfügung. Es zeigt sich jedoch, dass
weitere Instrumente und Strategien
für das gezielte Vorgehen notwendig
sind. Ein wichtiges Thema ist dabei
die Sicherung der Qualität.
Siedlungs- und Quartieranalysen
01
01 Ortsplanungsrevision Köniz, Raumentwicklungskonzept
REK, Konzept
Zentrum Köniz Liebefeld – das Dreieck,
20. April 2007. Atelier Wehrlin, Wünnewil.
02 Ortsplanungsrevision Köniz, Richtplan
Raumentwicklung Gesamtgemeinde
RP REGG, Konzept Teilgebiet Köniz/
Liebefeld, Konzept «Städtebau», Plan
«Städtebau», Stand Vorprüfung,
12. April 2012. Atelier Wehrlin, Wünnewil.
03 Ortsplanungsrevision Köniz, Richtplan
Raumentwicklung Gesamtgemeinde
RP REGG, Konzept Teilgebiet Köniz/
Liebefeld, Konzept «Städtebau», Plan
«Baustruktur», Stand Vorprüfung,
12. April 2012. Atelier Wehrlin, Wünnewil.
Das Wichtigste ist
eine seriöse Analyse.
Du musst verstehen,
wie der Ort
gewachsen ist, wie
er entstanden ist.
Daniel Moeri
Die äussere Erscheinung eines Ortes
definiert sich nicht allein durch seine
Einzelobjekte. Von ebensolcher Bedeutung
für den Siedlungscharakter
sind die Freiräume, die Raumstrukturen
und die Strassennetze. Will man
den Charakter der Stadt und des Ortes
bewahren, müssen die Strukturen
des Ortes erkannt werden. Die Planungsbeteiligten
befassten sich bis
heute mit Raumentwicklungskonzepten,
welche Überlegungen auf
übergeordneter Planungsebene im
grossen Massstab erlaubten (Mstb.
1:10‘000 oder grösser). Um die örtlichen
Qualitäten zu erfassen und eine
qualitativ hochstehende Siedlungsergänzung
im Rahmen der vorhandenen
Strukturen zu ermöglichen, sind
jedoch Quartier- und Raumanalysen
im kleineren Massstab (Mstb. 1:1'000
oder kleiner) notwendig. Ortsbauliche
Analysen sowie Bebauungskonzepte
auf Quartierebene sind unverzichtbare
Grundlagen, um alle Anliegen
des Orts- und Landschaftsschutzes
sowie der Siedlungsverdichtung unter
einen Hut zu bringen.
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
19
02 03
Um diese Siedlungsstrukturen unter
Wahrung ihres Charakters weiterzuentwickeln,
sind Strategien notwendig.
Vittorio Magnago Lampugnani,
Professor für Geschichte des Städtebaus
an der ETH Zürich, spricht treffend
von einer «Veränderungsstrategie»,
welche der Raumplaner neben
der «Erhaltungsstrategie» der klassischen
Denkmalpflege benötigt. Diese
Strategien legen bspw. fest, welche
vorhandenen Siedlungsstrukturen gestärkt
werden sollen, welche Gebiete
sich für eine Neubebauung oder eine
Weiterentwicklung eignen, welche zu
bewahren oder im Bestand zu erneuern
sind, wo Freiflächen ausgeschieden
oder aufgewertet werden können.
Ein echter Nutzen entsteht aber
nur, wenn die Verdichtungsstrategie
als Teil einer Gesamtbetrachtung in
die Nutzungsplanung integriert wird
und damit einen grundeigentümerverbindlichen
Niederschlag findet.
Austausch und Zusammenarbeit
Die Denkmalpflege muss als Fachstelle
vermehrt in Jurys oder bei anderen qualitätssichernden
Verfahren Einfluss nehmen.
Sie muss präsent sein.
Heinrich Hafner
Bei der Umsetzung des Raumplanungsgesetzes
sind vor allem die Gemeinden
in der Pflicht. Planungsbüros
nehmen eine wichtige Schnittstelle
ein und müssen in einem Raumplanungskonzept
als Koordinatorinnen
alle Bedürfnisse berücksichtigen,
wenn eine echte Interessensabwägung
garantiert sein soll.
In der momentanen Praxis wird die
Ortsbildpflege nicht selten erst zum
Zeitpunkt der Baubewilligung in Planungsprojekte
miteinbezogen. Im
Normalfall kommt es zu diesem Zeitpunkt
kaum mehr zu einer echten Interessenabwägung,
da bereits baureife
Projekte vorliegen. Eine vertiefte
Betrachtung bezüglich der Qualität ist
dann nicht mehr möglich. Ein frühzeitiger
Kontakt der Gemeinden mit den
zuständigen kantonalen Fachstellen
und ein Abgleich mit den übergeordneten
Vorgaben begünstigt effiziente
Vorgänge.
Idealerweise fliessen die Rückmeldungen
der Ortsbildpflege bereits in
20
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
04 05
Durch den gesetzlichen Auftrag zur inneren
Verdichtung muss eine neue Form der
Zusammenarbeit zwischen Raumplanung
und Denkmalpflege gefunden werden.
Heinrich Hafner
04 Gerzensee, Arealentwicklung ZPP Belpbergstrasse.
Das Areal an der Belpbergstrasse
liegt in einer Baugruppe und ist
umgeben von schützenswerten Bauten.
05 Für die Weiterentwicklung des Areals
wurde ein Workshop-Verfahren eingeleitet,
an dem Mitglieder der Einwohnergemeinde,
eine Expertengruppe und
ein Architektenteam beteiligt waren.
Projektplan 2016. GHZ Architekten AG,
Belp.
06 Bärenplatz Langnau: Bis 1960 prägte
das Hotel Löwen den Platz, später stand
hier die Migros, heute dient das Areal
vorübergehend als Parkplatz. Die Überbauung
der Parzelle ist geplant, ein
qualitätssicherndes Verfahren läuft.
die Siedlungsanalyse ein, so dass in
einer frühen Phase eine ernsthafte
Interessensabwägung zwischen Verdichtungsbestrebung
und Ortsbildschutz
vorgenommen wird. Ein institutionalisierter
Austausch zwischen
Raumplanern, Gemeinde und Ortsbildpflege
ist dafür grundlegend.
Qualitätssicherung
Qualitative Hochwertigkeit ist für Planungsfachleute
im Zusammenhang
mit Verdichtung selbstverständlich.
Im revidierten Raumplanungsgesetz
fehlen Aussagen bezüglich Qualität
aber weitgehend, das Thema ist kaum
in die Revision eingeflossen. Daraus
resultiert, dass im Moment Instrumente
auf übergeordneter Planungsebene
fehlen, die u.a. eine Abstimmung
mit dem Ortsbildschutz
verbindlich regeln und damit garantieren,
dass sich Siedlungen unter Erhaltung
ihres Charakters und ihrer
Qualitäten weiterentwickeln können.
Einheitliche Parameter, nach denen
die Qualitätssicherung erfolgt, und
verbindliche Bedingungen können die
qualitätsvolle Umsetzung sichern.
Aus ortsbildpflegerischer Sicht wären
konkrete Schritte in diese Richtung
wünschenswert.
Gute Voraussetzungen für eine hohe
Qualität der Architektur und der Siedlungsentwicklung
schaffen qualifizierte
Verfahren wie Testplanungen,
Wettbewerbe, Machbarkeitsstudien,
Studienaufträge oder begleitete Verfahren.
Sie ermöglichen bereits zu
Beginn einer Planung die Abstimmung
der verschiedenen Interessen.
Hilfestellung bei der Qualitätssicherung
leisten ausserdem heute schon
Fachgremien in den Gemeinden,
Ortsbildkommissionen und fachliche
Beraterinnen und Berater aus allen
Disziplinen (Architektur, Städtebau,
Denkmalpflege und Raumplanung).
Partizipative Verfahren
Projekte der Siedlungsentwicklung
nach innen können in der Bevölkerung
auch auf Widerstand stossen.
Partizipative Verfahren und eine of-
AKTUELL: VERDICHTUNG | ACTUEL: DENSIFICATION
21
06
Letztlich braucht es Anreize. Wenn eine
Gemeinde bereit ist, auf qualitätsvolle Prozesse,
die zu einem guten Ziel führen, einzugehen,
muss sie dafür belohnt werden.
Daniel Moeri
Zwei beliebige Beispiele aus der aktuellen
Diskussion rund um das
Thema Verdichtung belegen, dass
grundlegende Überlegungen notwendig
sind: Erstens zeigen verschiedene
Studien auf, dass die grösste Dichte
nicht mit Hochhäusern, sondern mit
einer fünfgeschossigen Bauweise erreicht
wird, denn höhere Häuser beanspruchen
mehr Freiraum in der Fläche.
Für die Verdichtung sind wir also
nicht auf Hochhäuser angewiesen.
Trotzdem wird das Hochhaus oft als
ideales Verdichtungsinstrument genannt.
Zweitens sind Quartiere des
20. Jahrhunderts oft fünfgeschossig
und damit dicht. Viele dieser Quartiere
gelten heute als ineffizient und
werden ersetzt. Oft wohnen jedoch
danach weniger Menschen auf der
gleichen Fläche, da der Platzbedarf
pro Kopf massiv gestiegen ist. Faktisch
wird also «entdichtet statt verdichtet».
Eine Begriffsklärung wäre
hilfreich: Was wird eigentlich unter
«dichtem» Bauen verstanden – und
was gilt?
fene Kommunikation erleichtern die
Akzeptanz eines neuen Projekts. Der
Einbezug aller Akteure ist wichtig,
erzeugt eine breite Abstützung und
bildet die Basis für gegenseitiges Vertrauen.
Ziel der Mitwirkungsverfahren
ist es, die Entscheidungsfindungsprozesse
und die Diskussion umstrittener
Themen zu unterstützen.
«Über den Rand hinausschauen»
Handlungsbedarf besteht nicht nur
in den Kerngebieten. Die Siedlungsentwicklung
findet auch in weniger
sensiblen Ortsteilen statt. Diese Gebiete
sind häufig nicht im ISOS oder
in Ortsbildschutzperimetern erfasst
oder weisen keine Bauten auf, die im
kantonalen Inventar aufgeführt sind.
Sie betreffen das Kerngeschäft der
Denkmalpflege nur indirekt, und ihre
Wirkung auf die sensiblen Ortsbilder
oder die Baudenkmäler ist oft von geringer
Tragweite. Trotzdem sind auch
hier räumliche Qualitäten vorhanden,
welche es zu erkennen, zu erhalten
und weiterzuentwickeln gilt, und die
für die zukünftigen Planungen wesentlich
sind. Diesen Strukturen ist
ebenso Sorge zu tragen, denn sie bilden
den Rahmen und sind für die Einbettung
der ausgezeichneten Ortsbilder
verantwortlich. Die Denkmalpflege
steht als Diskussionspartnerin und
Beraterin zur Verfügung.
Was ist dicht?
Tatiana Lori, Lukas Auf der Maur
22
AKTUELL | ACTUEL
Denkmalpflege ist Teamarbeit
Die Bauberatung und die wissenschaftliche Erforschung des Baubestandes benötigen
einander gegenseitig. Dazwischen steht die historische Bauanalyse als Bindeglied.
01
01 Das Pfarrhaus Oberbipp von Südwesten.
Der Bau geht in vorreformatorische Zeit
zurück und wurde mehrmals stark
umgebaut. Seine heutige Erscheinung
erhielt das Haus 1786–1788.
02 Längsschnitt durch das Pfarrhaus
Oberbipp Mstb. 1:250, Baualtersplan
des Dachstuhls. Rot = 1629/30,
Blau = 1786–1788, Oliv = um 1930.
Der Eingriff im Bereich des westlichen
Dachwalms ist gut ablesbar.
03 Längsschnitt durch das Pfarrhaus
Oberbipp Mstb. 1:250. Rekonstruktion
der ursprünglichen Dachform mit zwei
Freibindern und einem Gerschild. Die
schräg verlaufende, unterbrochene Linie
entspricht dem heutigen Dachabschluss
auf der Westseite.
Unter dem Begriff Denkmalpflege verstehen
Kunden zumeist den Einsatz
unserer Fachstelle zugunsten der historischen
Baudenkmäler bei baulichen
Veränderungen. Dieser Bereich
der denkmalpflegerischen Tätigkeit –
wir nennen ihn im Kanton Bern Bauberatung
– wird in der Öffentlichkeit
am stärksten wahrgenommen. In der
Idealvorstellung von Bauherrschaft
und Planenden beurteilt eine effiziente
Bauberaterin oder ein effizienter
Bauberater den Sachverhalt vor Ort
und zeigt sogleich Lösungsmöglichkeiten
auf, die sich aus Sicht der
Denkmalpflege anbieten. Dieses Vorgehen
trifft tatsächlich in vielen Fällen
zu. Aber nicht immer geht es so
schlank: Bauberatung ist mitunter
eine komplexe Aufgabe. Ist der Baubestand
eines Hauses ausgesprochen
vielschichtig und unübersichtlich,
sind die wichtigen Bereiche gar
verborgen, beispielsweise durch
mehrfache Umbauten, dann ist die
Bauberaterin oder der Bauberater
trotz fundierten architekturgeschichtlichen
und bauhandwerklichen Kenntnissen
nicht in der Lage, quasi aus
dem Stegreif Entscheide zu fällen, die
fachlich einer kritischen Überprüfung
standhalten. In solchen Fällen bedarf
es zusätzlicher Abklärungen, in erster
Linie historischer Bauanalysen
vor Ort und Recherchen in Archiven.
Diese leisten in der Regel nicht die
Bauberatenden selbst, sondern die
Kolleginnen und Kollegen aus dem
Fachbereich Baudokumentation und
Archiv. In jüngster Zeit wurden diese
Dienstleistungen ausgebaut, weil sie
für die Bauberatung immer wichtiger
werden: Nutzniesser sind letztlich die
Eigentümer und Planenden selbst, die
auch in komplexeren Fällen dank der
Einblicke in die Geschichte eines
Gebäudes früher und zielgerichteter
beraten werden können. Eine fachlich
Dank Einblicken
in die Geschichte
eines Gebäudes
werden Eigentümer
und Planende zielgerichteter
beraten.
AKTUELL | ACTUEL
23
02 03
fundierte Baudokumentation kommt
zusätzlich den Inventarwerken zugute:
Das Sammeln, Erforschen und
Publizieren von bauhistorischen Erkenntnissen
gehört schliesslich zum
Grundauftrag der Denkmalpflege.
Das Baudokumentations-Team besteht
aus wissenschaftlichen Fachpersonen
für Bauanalyse, Archiv- und
Quellenforschung, einem Zeichner für
Bauaufnahmen sowie aus einem Fotografen.
Daraus wird ersichtlich,
dass die Denkmalpflege zunehmend
zur Teamarbeit wird. Der Nutzen der
Baudokumentation für die Bauberatung
und das Inventarwerk sowie die
Zusammenarbeit soll an einem konkreten
Beispiel, nämlich der Dachsanierung
des Pfarrhauses Oberbipp,
exemplarisch beleuchtet werden.
Pfarrhaus Oberbipp: Recherchen
während der Innensanierung 2006
Oberbipp reicht bis in römische Zeiten
zurück und ist ein früher Kirchenstandort.
Die heutige Saalkirche
entstand 1686 durch Werkmeister
Abraham I Dünz. Sie ist das vierte
Gotteshaus an derselben Stelle und
Bestandteil des eindrücklichen kirchlichen
Ensembles innerhalb des
Das Sammeln, Erforschen und Publizieren
von bauhistorischen Erkenntnissen gehört
zum Grundauftrag der Denkmalpflege.
räumlich intakten Ortskerns. Das
Ortsbild von Oberbipp ist im Inventar
der schützenswerten Ortsbilder der
Schweiz als von nationaler Bedeutung
eingestuft. Das Pfarrhaus mit
angebauter Pfrundscheune erscheint
als barocker Putzbau, geht im Kern
jedoch in die vorreformatorische Zeit
zurück.
Im Jahr 2006 erwarb die reformierte
Kirchgemeinde Oberbipp das Pfarrhaus
aus dem Staatsbesitz. Der prekäre
Bauzustand zwang zu einer
umfassenden Innensanierung. Als
Planungsgrundlage und Entscheidungshilfe
für einen schonungsvollen
Umgang mit dem Gebäude wurden
exakte Aufnahmepläne und eine Untersuchung
des historischen Baubestandes
extern in Auftrag gegeben.
Gleichzeitig recherchierte der Autor
des Kunstdenkmälerbandes Amt
Wangen in den Archiven nach grösseren
und kleineren Umbau- und Renovierungsmassnahmen
aus längst vergangenen
Zeiten. Solche Aufzeichnungen
sind für obrigkeitliche Bauwerke
häufig zu finden und zuweilen
bemerkenswert detailliert verfasst, so
dass man auch die geleistete Arbeit,
deren Preis und die Namen der ausführenden
Handwerksmeister erfährt.
Zusammen mit den Befunden am Objekt
konnte die Baugeschichte des
Oberbipper Pfarrhauses recht genau
nachgezeichnet werden; sie reicht bis
ins ausgehende Mittelalter zurück
und ist entsprechend komplex.
So liess sich der imposante liegende
Dachstuhl dem grossen Pfarrhausumbau
von 1629/30 zuordnen, ohne
dass man eine Holzdatierung in Auftrag
geben musste. Auffällig am klar
konzipierten und gut gezimmerten
Dachwerk sind die ungewöhnlichen
Schmuckformen. Es handelt sich dabei
um Verzierungen an den Bindern,
einfache rote Ornamente. Leicht zu
24 AKTUELL | ACTUEL
04 05
04 Dachstuhl des Pfarrhauses Oberbipp:
Die sägeblattartig in die Streben und
Spanriegel eingepassten Büge sind
typische Merkmale für die Zeit um 1630
und zeugen von guter Zimmermannsarbeit.
05 Von weit geringerer Qualität sind hingegen
die Reparaturen und Umänderungen
am Dachstuhl, die 1786–1788
vorgenommen wurden. Die Abbildung
zeigt den Bereich in der Hausmitte,
wo früher ein Kaminzug die Dachdeckung
durchstiess.
06 Drei Beispiele für die im Inneren eines
Dachraums ungewöhnliche Dekoration
an den Konstruktionshölzern des Dachstuhls
mit gefasten Streben, Bügen und
Spannriegeln der Binder sowie unterschiedlichen
geometrischen Ornamenten
in roter Farbe.
erkennen waren zudem mehrere spätere
Eingriffe im Dachstuhl. Zwei
davon fielen durch ihre rudimentäre,
um nicht zu sagen unprofessionelle
Machart auf. Der eine liegt im Bereich
der westlichen Giebelwand, der andere
ungefähr in der Hausmitte. Weil
bei der Innensanierung die Aussenhülle
unangetastet blieb, verschob
man die Dokumentation der ungewöhnlichen
Ornamentik auf den Zeitpunkt
einer künftigen Fassaden- und
Dachsanierung.
Dachsanierung 2015 bringt neue
Erkenntnisse
Die Dachsanierung plante die Kirchgemeinde
sieben Jahre später, also
2015: Rasch zeigte sich, dass das
Dachwerk im Bereich der erwähnten
Eingriffe, insbesondere am westlichen
Dachschild, instand gesetzt werden
musste. Für die Bauberatung stellte
sich nun die Frage, was denkmalpflegerisch
korrekt ist, die Sanierung der
konstruktiv und handwerklich mangelhaften
Umänderung oder die Rekonstruktion
des ursprünglichen Zustands,
falls dieser einwandfrei
festzustellen ist. Mit der Analyse des
Dachstuhls vor Ort konnte tatsächlich
die ursprüngliche Dachform geklärt
werden. Dabei mussten auch kleinste
Hinweise beachtet und interpretiert
werden. Hilfreich waren die sogenannten
Abbundzeichen, ein Markierungssystem
der Zimmerleute, um die
Mit der Analyse
des Dachstuhls
vor Ort konnte
die ursprüngliche
Dachform geklärt
werden.
Zusammengehörigkeit der vorgefertigten
Konstruktionshölzer zu kennzeichnen.
Schliesslich liess sich
nachweisen, dass der Dachstuhl ursprünglich
mit zwei Bindern versehen
war, die ausserhalb der westlichen
Giebelmauer lagen und dadurch einen
mächtigen Dachvorschärm bildeten.
Darüber befand sich ein Gerschild.
Das Pfarrhaus Oberbipp hatte
folglich seit dem prägenden Umbau
von 1629/30 ein Aussehen wie viele
andere steinerne Häuser aus dem 17.
Jahrhundert im bernischen Gebiet,
unter ihnen zahlreiche Pfarrhäuser.
Grund für den formverändernden Eingriff
am Dach waren Feuchteschäden,
die bei der exponierten Westausrichtung
der Giebelseite nicht
weiter erstaunen. Man entfernte in der
Folge die beiden Binder ausserhalb
der Giebelmauer, trug letztere um
Mannshöhe ab und kappte den ersten
regulären Binder innerhalb des Dachraums.
Anstelle des Gerschilds wurde
AKTUELL | ACTUEL
25
06
DEKORATION IM DACHSTUHL
Die ungewöhnliche Dekoration im
Dachstuhl konzentriert sich auf die
liegenden Binder und umfasst Fasen
an den Streben, an den Bügen sowie
an den Spannriegeln, und zwar
immer an den zum Dachraum hin
gerichteten Kanten der Hölzer. An
den Bügen sind die Fasen mit ihren
Abwürfen unterschiedlich ausformuliert,
jedoch pro Binder identisch.
Die meisten dieser Fasen tragen
geometrisierende Ornamente in roter
Farbe. Dabei handelt es sich um
eine kaum wahrnehmbar dünne, aber
deckende Schicht, die vermutlich
ins Holz eingedrungen ist und sich
im Farbton nicht von den Vorzeichnungen
mit Rötelstift unterscheidet.
Die Ornamente bestehen aus gefüllten
oder bloss als Umriss dargestellten
Dreiecken, rot bemalten
Abwürfen, aufgemalten Rautenfriesen
etc. Gehäuft tauchen diese
rotfarbenen Motive an den Bügen
auf, finden sich aber auch entlang
der Streben. An zwei Stellen sind
auch Teile der flächigen Unterseiten
bemalt, einmal an einer Strebe
(gegenläufiges Rautenmotiv) und
ein weiteres Mal an einem Bug; dort
wurde mit dem Zirkel eine einfache
Blume vorgerissen und ausgemalt.
Dekorationen dieser Art sind aus
Dachräumen kaum bekannt, hingegen
beobachtet man sie an hölzernen
Speichern im Mittelland.
ein wesentlich grösserer Walm gebaut,
der deutlich weiter ins Hausinnere
ragt. Auch die Umänderung
des Dachstuhls in der Hausmitte ist
auf einen gravierenden Fäulnisschaden
zurückzuführen. Hier durchstiess
ein (zwischenzeitlich verschwundener)
Kaminzug die Ziegeldeckung.
Weil der Unterhalt im 18. Jahrhundert
sträflich vernachlässig wurde, drang
Wasser in grossen Mengen in die
Konstruktion ein. Die daraufhin erfolgte
Reparatur war ebenfalls dürftig,
hatte jedoch keine Auswirkung auf die
äussere Erscheinung des Hauses.
Fazit: keine Rückführung zur ursprünglichen
Dachform
Als gemeinsames Ergebnis von Bauanalyse
und Archivforschung konnte
die Dachumänderung der Pfarrhaussanierung
von 1786–1788 zugeordnet
werden. Damals liess man das schadhafte
Gebäude reparieren und innen
mit Böden, Wand- und Deckentäfer,
Türen etc. weitgehend neu ausstatten.
Zu dieser Aktualisierung gehört
auch die veränderte Befensterung.
Anstelle von unregelmässigen spätgotischen
Fensteröffnungen traten
nun auf der Südseite regelmässig auf
Achsen aufgereihte Einzelfenster. Die
Neufassadierung und der veränderte
Dachabschluss sind demnach Teil
desselben Bauvorhabens, gehören
also zusammen und prägen das Bild
des Oberbipper Pfarrhauses.
Nach den wissenschaftlichen Recherchen
kam wiederum die Bauberatung
ins Spiel, die ihre Frage beantwortet
fand: Eine Rückführung zur
ursprünglichen Dachform kam aus
denkmalpflegerischer Sicht nicht in
Frage. Dank der Bauanalyse wurde
jedoch eine zeichnerische Rekonstruktion
möglich, die nun – zusammen
mit dem Jahr der Umgestaltung und
dem Namen des obrigkeitlichen
Werkmeisters Ludwig Emanuel Zehender
– unter dem Pfarrhaus Oberbipp
Eingang im Kunstdenkmälerband
des Amts Wangen finden wird.
Hans Peter Würsten
Oberbipp, Herrengasse 1
Massnahmen: Innensanierung, 2006;
Dachsanierung, 2015
Bauherrschaft: Evangelisch-reformierte
Kirchgemeinde Oberbipp
Bauforschung: Urs Bertschinger, Biel (Aufnahmepläne
und Bauanalyse im Innern 2006)
Denkmalpflege: Eva Schäfer, KDP (Bauberatung
2015), Hans Peter Würsten (Bauberatung
2006, Bauanalyse Dachstuhl 2015),
Richard Buser (Autor Die Kunstdenkmäler des
Kantons Bern, Band Wangen)
26 AKTUELL | ACTUEL
Die Überarbeitung
des Bauinventars
Im Auftrag des Grossen Rates plant die
Erziehungsdirektion, das Bauinventar
zu überarbeiten und dabei die Zahl
der als schützens- und erhaltenswert
eingestuften Gebäude im Kanton Bern
zu reduzieren.
Das Bauinventar des Kantons Bern ist
in der Kulturpflegestrategie ein zentrales
Element für die Priorisierung der
denkmalpflegerischen Tätigkeit des
Kantons. Das Inventar umfasst ohne
die Stadt Bern aktuell rund 39'000
schützens- und erhaltenswerte Objekte,
was knapp zehn Prozent des
gesamten Baubestandes im Kanton
entspricht. Die bereits laufende Revision
des Inventars durch die Denkmalpflege
erfolgte ohne vorgängig
festgelegte Obergrenze, verfolgte
aber schon das Ziel der Bereinigung
und Priorisierung. In der Januarsession
2015 hat der Grosse Rat die
Kulturpflegestrategie zur Kenntnis genommen
und dazu verschiedene
Planungserklärungen verabschiedet.
Eine davon beauftragt die Denkmalpflege,
innerhalb von fünf Jahren den
Status der im Bauinventar aufgeführten
schützens- und erhaltenswerten
Objekten sowie die Baugruppen zu
überprüfen. In der Januarsession
2016 hat der Grosse Rat über die Revision
des Baugesetzes beraten. In
der ersten Lesung beschloss der Rat,
dass im Bauinventar höchstens sieben
Prozent des gesamten Gebäudebestandes
enthalten sein sollen.
Etappenweise Überarbeitung
Um den Auftrag des Grossen Rates
zu erfüllen, wird die kantonale Denkmalpflege
das Bauinventar in den
kommenden Jahren etappenweise
überarbeiten. In einem ersten Schritt
werden 2016 die Baugruppen überprüft
und reduziert. In einem zweiten
Schritt werden in den Jahren
2017–2020 die erhaltenswerten Objekte
bearbeitet und in der letzten
Phase folgt die Überprüfung der
schützenswerten Objekte.
Die Objekte werden im kantonalen
Quervergleich nach gleichartigen
Baugattungen, Regionen und Baujahren
beurteilt. Die Reduktion des Bauinventars
erfolgt nicht linear über alle
Kategorien. Die Reduktion ist davon
abhängig, wie häufig vergleichbare
Objekte, bspw. Bauernhäuser, Wohnund
Schulhäuser oder Industriebauten,
vorhanden sind. Aufgrund ihrer
grossen Anzahl ergibt sich bei Bauern-
und Wohnhäusern eine mögliche
Reduktion am ehesten. Insgesamt erfolgen
die Kürzungen vor allem in der
Kategorie «erhaltenswert». Bei der
Kategorie «schützenswert» hingegen
ist der Spielraum klein.
AKTUELL | ACTUEL
27
Révision du recensement
architectural
Sur mandat du Grand Conseil, la Direction
de l’instruction publique envisage
de réviser le recensement architectural
et de réduire le nombre de bâtiments
dignes de protection ou de conservation
dans le canton de Berne.
La Stratégie de protection du patrimoine
fait de ce recensement un élément
clé pour hiérarchiser les activités
cantonales de sauvegarde du
patrimoine. Actuellement, près de
39 000 objets dignes de protection ou
de conservation sont inscrits dans le
recensement architectural du canton
de Berne, hors ville de Berne, ce qui
représente un peu moins de 10% du
parc immobilier du canton. La révision
du recensement par le Service
des monuments historiques est déjà
en cours. Elle ne s’effectue pas en
fonction d’une limite maximale préalablement
fixée, mais vise aussi un
objectif de mise à jour et de hiérarchisation.
Le Grand Conseil a pris connaissance
de ce texte lors de sa session
de janvier 2015, en adoptant
plusieurs déclarations de planification.
L’une d’elles charge le Service
des monuments historiques de réexaminer,
dans les cinq prochaines années,
la liste des objets figurant à
l’inventaire du canton de Berne dans
les catégories « digne de protection »
et « digne de conservation » et les
groupes de bâtiments. En cours de la
session de janvier 2016 le Grand
Conseil a délibéré la révision de la
législation sur les constructions. A
l’occasion de la première lecture, le
Grand Conseil a inscrit cette part
dans la loi sur les constructions en la
relevant à 7%.
Révision échelonnée
Le Service cantonal des monuments
historiques va s’atteler à la révision du
recensement architectural. En 2015, le
Service des monuments historiques
va réduire le nombre des groupes
de bâtiments. De 2017 à 2020, il
s’attaquera aux objets dignes de conservation,
puis il finira par les objets
dignes de protection.
Des objets de mêmes type, région et
année de construction seront comparés
dans tout le canton. Le nombre
d’objets qui seront sortis du recensement
variera selon les catégories, il
dépendra du nombre d’objets comparables,
comme les fermes, les maisons
d’habitation, les écoles ou les
bâtiments industriels. En raison du
grand nombre, la réduction potentielle
est particulièrement élevée parmi
les fermes et les maisons d’habitation
et surtout dans la catégorie « dignes
de conservation ». Cependant dans la
catégorie « digne de protection » la
marge de manœuvre est faible.
28 IM GESPRÄCH | DIALOGUE
Gleichgewicht zwischen Schutz und Nutzung
Heinrich Hafner, Tatiana Lori, Adrian Stäheli
ZU DEN PERSONEN
Heinrich Hafner (HH), lic. phil.-nat.
dipl. Geograph, Raumplaner SIA/
FSU ist Partner und Mitglied der
Geschäftsleitung in den beiden privaten
Raumplanungsbüros BHP
Raumplan AG in Bern sowie Archam
et Partenaires SA in Fribourg. Er
beschäftigt sich beruflich seit 25
Jahren mit der Frage, wie die Ortsbildpflege
wirkungsvoll in die raumplanerischen
Tätigkeiten integriert
werden kann. Seine Arbeitsschwerpunkte
liegen unter anderem in der
Areal-, Quartier-, Orts-, Agglomerations-
und Regionalplanung. Mit dem
neuen Raumplanungsgesetz und
der damit verbundenen Siedlungsentwicklung
nach innen stehen diese
Bereiche vor grossen orts- und
städtebaulichen Herausforderungen.
Tatiana Lori (TL), dipl. Architektin
ETH/SIA, MAS ARCH ETH in Denkmalpflege
ist seit 2014 Leiterin der
Fachbereiche Bau- und Ortsbildpflege
der Denkmalpflege des Kantons
Bern. Davor war sie im Amt
für Städtebau der Stadt Zürich als
Denkmalpflegerin tätig.
Adrian Stäheli (AS), dipl. ing.
Raumplaner FH gehört seit 2012
zum Team der Ortsbildpflege der
kantonalen Denkmalpflege.
Seine Schwerpunktregion ist das
Berner Mittelland. Zuvor war er
als Raum- und Verkehrsplaner in
der Gemeinde Köniz tätig.
TL Die Änderung des Raumplanungsgesetzes
fordert die Siedlungsentwicklung
nach innen und
seit dem Bundesgerichtsentscheid
von Rüti 2009, der besagt, dass
man das ISOS innerhalb der Ortsbildplanung
berücksichtigen muss,
hat sich unser Bearbeitungsumfang
in Planungsfragen erhöht. Die Projekte,
die von uns beurteilt werden,
sind hingegen oft schon sehr ausgereift.
Die Auseinandersetzung mit
den örtlichen Gegebenheiten und
die Umsetzung des ISOS werden
vernachlässigt, da diese meist nicht
der Sicht der Bauherrschaft entsprechen.
Unsere Anliegen werden
als Zwängerei empfunden, was die
Zusammenarbeit erschwert. Ein
frühzeitiger Einbezug der Ortsbildpflege
auf Stufe Raumplanung wäre
sinnvoll.
HH Es ist unbestritten, dass unser
gebautes Kulturgut in der Raumplanung
eine wichtige Rolle spielt.
Vom Wert der Denkmalpflege muss
man die Planerinnen und Planer
nicht überzeugen. Die Frage ist vielmehr,
wie die beiden Disziplinen
gemeinsam in einen Dialog treten
können. Der Einstieg in die Planungsprozesse
läuft nach bestimmten
Mustern ab. Das ISOS und die Bauinventare
der Gemeinden sind zwei
Inventare unter vielen, die in die
Ortsplanung integriert werden müssen,
ohne dass diese in der Regel
speziell reflektiert werden. Mit dem
gesetzlichen Auftrag zur inneren
Verdichtung muss eine neue Form
der Zusammenarbeit zwischen
Raumplanung und Denkmalpflege
gefunden werden. Wir stehen in der
Raumplanung vor einem anforderungsreichen
Entwicklungsprozess
01
und müssen uns überlegen, welche
Instrumente nötig sein werden und
wie die Zusammenarbeit gelebt
werden soll. Erst dann zusammen zu
diskutieren, wenn Probleme auftauchen,
wird in Zukunft nicht mehr
genügen. Die Denkmalpflege muss
präsenter sein. Die grosse Herausforderung
besteht darin, bei der
Siedlungsentwicklung nach innen
die angestrebte Verdichtung zu ermöglichen,
ohne dass die vorhandenen
Qualitäten verloren gehen.
Dies betrifft nicht nur die geschützten
oder sensiblen Bauten und Baugruppen,
sondern unseren gesamten
Baubestand.
TL Mit dem Instrument der Baugruppen,
aus denen die Gemeinden
Ortsbildschutzperimeter ausscheiden
können, wird für eine intakte,
dem Schutzobjekt gerecht werdende
Umgebung gesorgt. Der zu betrachtende
Raum erstreckt sich aber
oft weit über den sogenannten roten
Rand, der eine Baugruppe definiert.
IM GESPRÄCH | DIALOGUE
29
Diese Betrachtung über die Perimetergrenzen
hinaus ist anzustreben.
HH Es ist eine zentrale Frage, wo
die Denkmalpflege in Zukunft ihre
Handlungs-Schwerpunkte setzt. Bei
ausreichender Kapazität sollte die
Betrachtung tatsächlich über den
Perimeterrand hinausgehen. Das
Problem liegt vor allem in den Graubereichen,
in welchen ein verhältnismässig
grosser Interpretationsund
Ermessensspielraum besteht.
Was passiert bspw. bei Verdichtungsprojekten
in der Umgebung
von erhaltenswerten Bauten? Wie
überzeugend muss ein Projekt sein,
damit ein erhaltenswertes Gebäude
abgebrochen werden kann? Wenn
wir um einen historischen Stadtkern
herum verdichten, beeinflusst dies
das Ortsbild, auch wenn der Eingriff
ausserhalb des Ortsbildschutzperimeters
erfolgt. Es handelt sich
hier um Fragen, die das Kerngeschäft
der Denkmalpflege nur indirekt
betreffen, bei denen wir aber
in Zukunft darauf angewiesen sind,
einen kompetenten Diskussionspartner
zu haben. Die Denkmalpflege
muss als Fachstelle vermehrt in
Jurys oder bei anderen qualitätssichernden
Verfahren Einfluss nehmen
und sich von Beginn an einbringen.
Verdichtung darf nicht ohne Qualität
passieren. Dazu muss die Denkmalpflege
einen wichtigen Beitrag
leisten.
AS Die Planungsbüros sind eine
wichtige Schnittstelle zwischen der
Denkmalpflege und den Gemeinden.
Sie sind meist als erste vor Ort
und merken rasch, wenn Bereiche
tangiert sind, die für das Ortsbild
relevant sind. Richtigerweise müssten
sie die Gemeinde darauf hinweisen,
die Denkmalpflege beizuziehen,
um das Projekt aus der Sicht
des Ortsbildschutzes richtig aufzugleisen.
Der Austausch zwischen
Planungsbüros und Denkmalpflege
ist zentral.
TL Man muss die Gemeinden vermehrt
für das Thema sensibilisieren.
Gemeinden, die nicht über entsprechende
Fachleute verfügen, werden
mit der Siedlungsentwicklung nach
innen an ihre Grenzen stossen.
Sie sollen angeregt werden, rechtzeitig
über ihre zukünftige Entwick-
01 Heinrich Hafner.
02 Adrian Stäheli, Heinrich Hafner und
Tatiana Lori im Gespräch.
02
30 IM GESPRÄCH | DIALOGUE
lung und Positionierung sowie die
spezifische Identität der Gemeinde
nachzudenken.
HH Bei grösseren Gemeinden mit
professionellen Fachpersonen in der
Verwaltung, engagierten Gemeinderäten
und einer gefestigten Entwicklungskultur
ist das Bewusstsein
für diese Fragestellung schon lange
vorhanden. Bei kleineren Gemeinden
kommt es stark darauf an, wie der
beauftragte Ortsplaner im Verlauf
des Planungsprozesses die inhaltlichen
Schwerpunkte setzt und in
welchem Mass er die Planungskultur
beeinflussen kann. Dies ist jedoch
nicht das Hauptproblem. Uns steht
ein tiefgreifender Paradigmenwechsel
bevor. Wir haben noch wenig
Erfahrung mit der konkreten Umsetzung
der Siedlungsentwicklung nach
innen. Die bisherigen Ortsplanungen
wurden in der Regel dadurch ausgelöst,
dass sich die Gemeinde
neues Bauland erschliessen wollte.
Heute ist dies nur noch unter stark
erschwerten Bedingungen möglich.
Deshalb sind neue Instrumente
nötig. Instrumente, die nicht direkt in
einen Zonenplan einfliessen, sondern
als Zwischenschritte den komplizierten
und langwierigen Weg
zur inneren Verdichtung vorbereiten.
In den nächsten Jahren wird im
Kanton Bern gestützt auf das revidierte
Raumplanungsgesetz und
den Richtplan 2030 eine neue Planungskultur
definiert werden. Wir
werden künftig vor allem im Bestand
und nicht mehr auf freien Flächen
planen. Für die Denkmalpflege ergibt
sich aus diesem Umstand eine
grosse Chance.
Bisher konnte man anhand der Pfeile
im kommunalen Richtplan sehen, in
welche Richtung sich die Gemeinde
ihre zukünftige bauliche Entwicklung
vorstellt. Diese Entwicklung in
die Fläche wird so nicht mehr stattfinden.
Stattdessen müssen wir uns
überlegen, aus welchen Quartieren
eine Ortschaft besteht, welchen
Charakter diese Quartiere haben, wo
der Bestand bewahrt, umstrukturiert
oder durch Neubauten ersetzt werden
soll. Wir müssen vermehrt mit
Architektinnen und Städtebauern
zusammenarbeiten und die Bevölkerung
miteinbeziehen. Die Grundeigentümer
müssen rechtzeitig darüber
informiert werden, in welche
Richtung die Planungen gehen. Die
Prozesse werden länger dauern, da
es Zeit braucht, Grundeigentümer
zu überzeugen, mit ihren Nachbarn
zusammenzuspannen, um etwas
Neues zu entwickeln. Die Denkmalpflege
muss sich überlegen, wie sie
sich in diese Fragestellungen einbringen
und wie sie einen Teil des
Prozesses gemeinsam mit der
Raumplanung gestalten kann.
AS Ich finde das skizzierte Vorgehen
genau richtig, es geht um städtebauliche
Analysen. Die Gemeinden
sind nicht verpflichtet, dies von
den Planern einzufordern. Das AGR
oder die Denkmalpflege müssten die
Planungsbüros und die Gemeinden
entsprechend sensibilisieren. Sonst
besteht die Gefahr, dass sich Planungsbüros
mit den günstigsten Offerten
durchsetzen, welche die gewünschten
Analysen nicht enthalten.
HH Dieses Problem besteht tatsächlich.
Eine profunde Auseinandersetzung
mit den Möglichkeiten
der inneren Verdichtung verteuert
den Planungsprozess und birgt
Risiken, weil das Ergebnis offen ist.
Die Planung wird mehr und mehr
rollend werden. Es gibt keine Standardlösungen.
Man muss das Thema
differenziert betrachten. Jede Gemeinde
hat ihre ganz spezifischen
Qualitäten und Entwicklungspotenziale.
Diese Differenzierung zu erreichen,
ist schwierig. Verdichten bedeutet
überhaupt nicht, dass sämtliche
Lücken gefüllt werden müssen.
Es gibt Ortsteile, wie etwa ein
Schlosspark, wo nicht oder nur sehr
zurückhaltend gebaut werden kann.
Dasselbe gilt auch für die Umgebung
rund um historische Gebäude
und Ortskerne. Im Interesse der
Siedlungsqualität wird es auch weiterhin
oder sogar vermehrt Grünzonen
und öffentliche Freiräume
brauchen. Es braucht intensive Diskussionen
zwischen der Denkmal-
IM GESPRÄCH | DIALOGUE
31
pflege, dem AGR und den Planerinnen
und Planern, um ein stabiles
Gleichgewicht zwischen Schutz und
Nutzung zu finden.
AS Die Aufgabe ist hochkomplex.
Im Moment ist hier eine Differenzierung
nicht vorgesehen. Das AGR
muss den Richtplan umsetzen.
HH Eine grundeigentümerverbindliche
baurechtliche Grundordnung
wird es als Basis immer brauchen.
Man wird in Zukunft verstärkt
mit qualifizierten Verfahren und
Überbauungsordnungen arbeiten
müssen. In der kommunalen Richtplanung
braucht es neben den
räumlichen und quantitativen verstärkt
auch qualitative Entwicklungsvorstellungen.
Die bestehenden
Richtpläne zeigen oft nur das Entwicklungspotential
auf, ohne auf
die bestehenden und zu erhaltenden
Qualitäten einzugehen. Zum Zeitpunkt
der Einreichung eines Baugesuchs
ist es für solche Überlegungen
zu spät.
TL Unser Wunsch ist es, frühzeitig
eingebunden zu werden. Wir möchten
die Gemeinden darin bestärken,
sich jetzt mit ihrer Baukultur auseinanderzusetzen
und die Sicht der
Bevölkerung abzuholen und nicht
nur jene der Investoren. Wenn man
den Auftrag für die innere Siedlungsentwicklung
ernst nimmt, muss die
Diskussion vorher geführt werden.
Einzelprojekte kann ein Ortsbild
noch verkraften, aber mit einer Erhöhung
der Verdichtung um 30 %
werden sich Ortsbilder rasch und
unkontrolliert ändern.
HH Die im kantonalen Richtplan
2030 geforderte Siedlungsentwicklung
nach Innen wird sich mit Sicherheit
stark auf die Ortsbilder
auswirken. Dazu kommt, dass die
Akteure in den Verdichtungsprozessen
unberechenbar sind. Es reicht
nicht, dass ein Bauherr mit der Verdichtung
auf seiner Liegenschaft
einverstanden ist. Auch der Nachbar
muss davon überzeugt werden, dass
eine Verdichtung vor seiner Haustür
richtig ist. Die besten Projekte nützen
nichts, wenn es nicht gelingt,
die Einzelinteressen in den Hintergrund
zu rücken. Um konkurrenzfähig
zu sein, wird leider heute bei den
Planungsofferten regelmässig bei
den partizipativen Prozessen abgespeckt.
Die Gemeinden müssen für
partizipative Verfahren sensibilisiert
werden. Oft fehlt bei den Gemeinden
das Verständnis für eine vertiefte
Auseinandersetzung mit der Frage,
wie ein Dorf gewachsen ist und
welche Schlüsse sich daraus für die
zukünftige Weiterentwicklung ableiten
lassen. Ebenso fehlt häufig das
Verständnis für die Auseinandersetzung
mit der Alltags-Baukultur.
Wir kennen und schätzen die schönen
Gebäude und die schönen Landschaften,
beschäftigen uns aber
kaum mit dem Alltäglichen. Es ist
deshalb wichtig, Konzepte zu entwickeln,
die eine gewisse Grundqualität
garantieren. Es gibt Gemeinden,
die in diesem Zusammenhang eine
unabhängige Fachberatung aufgebaut
haben. Das ermöglicht es der
Baukommission, bei Fragen oder
Unsicherheiten eine externe Fachmeinung
abzuholen, die eine neutrale
Sichtweise garantiert. Länge, Breite
und Höhe sind messbare Faktoren,
bei der Beurteilung der Qualität wird
es schwierig.
TL Qualität ist im Plan nicht darstellbar.
Im städtischen Kontext ist
eine Kernzone anders zu beurteilen
als im ländlichen, auch wenn sie
farblich gleich eingefärbt wird. Differenzierte
Sichtweisen und vertiefte
Analysen der örtlichen Gegebenheiten
sind gefragt.
HH Der Kanton muss das Terrain
für eine qualitativ gute Siedlungsentwicklung
nach innen mit überzeugenden
Beispielen vorbereiten. Die
Denkmalpflege ihrerseits muss innerhalb
der kantonalen Verwaltung
mit Nachdruck die qualitative Komponente
in den Planungsprozessen
einfordern. Die wichtigen Elemente
(ISOS, Bauinventar) werden in der
Ortsplanung standardmässig berücksichtigt.
Wer aber setzt sich für
die baukulturellen Werte ein, die
wir beim Prozess der inneren Verdichtung
berücksichtigen müssen?
Wer kümmert sich um bestehende
und neu zu schaffende Raumqualitäten,
um Zusammenhänge, die über
das eigentliche Baudenkmal hinausgehen?
Verdichten birgt immer das
Risiko, dass wir Qualitäten verlieren
und Chancen verpassen, wo wir
neue Qualität schaffen könnten. Die
künftige Rolle der Denkmalpflege ist
in diesem Zusammenhang zentral.
Sie muss sich in diese Richtung weiterentwickeln
und Verantwortung
für einen Bereich übernehmen, für
den sich bisher niemand so richtig
verantwortlich fühlte.
AS Genau, das wäre dann eine Weiterentwicklung
des Ortsbildschutzes,
welcher sich nicht mehr nur auf
einen Perimeter beschränkt, sondern
sowohl inhaltlich als auch räumlich
weiter gefasst wird und allgemeine
städtebauliche Komponenten und
Ortsbildqualitäten mit einschliesst.
32 BERICHTE | RAPPORTS
01
Wiederentdeckte Kulissen im
Theater Langenthal
Der grösste Teil der Kulissen stammt aus der Bauzeit des Theaters (1914–16) und
kann dem bedeutenden Zürcher Theatermaler Albert Isler zugeschrieben werden.
Das Theatergebäude in Langenthal wird umgebaut und
modernisiert. Im Vorfeld der Umbauplanung kamen im Keller
umfangreiche Kulissenbestände zum Vorschein.
Nach dem Auffinden der Kulissen sichtete ein interdisziplinär
zusammengesetztes Team (eine Vertreterin der
Stadt Langenthal, eine Restauratorin, eine Theatermalerin
und Kunsthistorikerin, die zuständige Bauberaterin der
Denkmalpflege und ein Fotograf) diesen Fund und erstellte
ein Inventar. Die Recherchen zu den Kulissen ergaben,
dass diese Entdeckung aufgrund der Menge an Kulissenelementen,
wegen des weitgehend guten Erhaltungszustands
sowie wegen seiner Seltenheit in der Schweiz einzigartig
sein dürfte.
Warum die Bühnenbilder erhalten sind
Das Theater Langenthal wird bis heute als Gastspielbühne
betrieben. Nach Fertigstellung des Theatergebäudes 1916
hatte die Stadt für die unterschiedlichen Fremdinszenierungen
eigene Kulissenbestände anzuschaffen. Dass der
Theatermaler Albert Isler den Grundstock für die erste
Theaterdekoration samt Bühneneinrichtung schuf, ist dank
eines Artikels aus der Schweizerischen Bauzeitung von
1918 belegt.
Die Kulissen wurden in den darauf folgenden Jahrzehnten
repariert, ergänzt und gelagert. Das belegen die in Langenthal
ebenfalls erhaltenen Archivalien. Vorhanden sind
verschiedene Stuben und Salons, die bis in die 1980er
Jahre auch für externe Anlässe ausgeliehen wurden. Daneben
gibt es diverse Dorf- und Stadtansichten wie die abgebildete
Gassenansicht der Altstadt von Bern. Unter den
über vierzig vorhandenen Kulissenelementen sind einzelne
Häuser, Gartenelemente, Bäume und Waldstücke. Besonders
beeindruckend und in einem ausserordentlich guten
Zustand sind die elf Prospekte, die bereits in einem Inven-
BERICHTE | RAPPORTS
33
01 «Stadtfront» (signiert von Atelier Albert Isler).
02 «Kleine Bauernstube» (signiert von Atelier August Ging, Aarau).
03 Schablonierte Signatur des Ateliers Albert Isler.
02 03
tar aus dem Jahr 1938 erwähnt sind und auch in einem
Fotobuch aus dem Jahr 1951 festgehalten wurden. Aufgrund
des Malstils und der vorhandenen Signaturen sind
diese dem Atelier von Albert Isler zuzuordnen. Gemäss den
archivierten Dokumenten lieferte Albert Isler 1920 weitere
Kulissen zur Inszenierung des Glöckleins des Eremiten
(Oper von Aimé Maillart), an der sich auch der Gesangsverein
beteiligte und die ebenfalls bis heute erhalten sind.
Einige von Islers Kulissenwänden bspw. das sogenannte
«moderne Zimmer» oder der «Rokokosalon» wurden in
späteren Jahrzehnten ergänzt bzw. übermalt. In der zweiten
Hälfte der 1930er Jahre wurden wenige zusätzliche Kulissen
bei Maler und Bühnenbildner Edwin Hitz in Bern bestellt.
Andere Bühnenbilder sind mit dem Schriftzug des
Ateliers August Ging, Aarau, versehen. Hierbei dürfte es
sich um übermalte Isler-Kulissen handeln. Verschiedene
neue Kulissen und Reparaturarbeiten übernahm nach 1950
der Theatermaler Fritz Nyffeler aus Lotzwil.
Der Theatermaler Albert Isler (1874–1933)
Albert Isler wurde 1874 in Langnau am Albis geboren, besuchte
zunächst die Zürcher Kunstgewerbeschule und
absolvierte in Karlsruhe und Stuttgart eine Lehre als Dekorationsmaler.
Von 1897 bis 1899 studierte er an der Kunstakademie
in München Malerei. Als junger Akademieabsolvent
betrieb er ab 1900 zusammen mit dem Theatermaler
J. Alexander Soldenhoff das Atelier des Stadttheaters
Zürich und arbeitete zugleich als freier Bühnenbildner.
Schon bald etablierte er sich zu einem der gefragtesten
Theatermaler in der Schweiz. Alle wichtigen, grösseren
Bühnen in Bern und Basel liessen bei ihm ihren Fundus
vervollständigen. Zudem konzipierte er für diverse Kasinobauten
und Mustermessen Kulissen und Ausstattungen.
Gleichzeitig setzte er sich aber auch für eine bessere Ausstattung
von Laien- und Wanderbühnen ein, indem er
einen Leihfundus unterhielt.
Albert Isler hatte um 1906 bereits die Ausstattung des
Theatersaals im Haus zum Wilden Mann in Wynigen und
dessen Theaterkulissen gemalt. 1911 gestaltete er die Bühnenausstattung
für den Neubau des Kasinogebäudes in
Zug, das wie das Theater Langenthal vom Architekturbüro
Keiser und Bracher entworfen wurde. Später kamen weitere
wichtige Aufträge hinzu, wie etwa für die Tellspiele in
Interlaken oder schon 1914 die Dekorationen für die Bühne
des Heimatschutztheaters im Wirtshaus zum Röseligarten
auf der Schweizerischen Landesausstellung in Bern. Ein
besonders umfangreicher Auftrag dürfte 1923/24 die Dekorationen
und Beleuchtung im Altdorfer Tellspielhaus gewesen
sein, das wiederum vom Architekturbüro Keiser und
Bracher geplant wurde.
In seiner Doppelfunktion als Theatermaler und Bühnenbildner
war Isler am Stadttheater Zürich an zahlreichen bedeutenden
Inszenierungen beteiligt, bspw. 1913 an der
Schweizerischen Erstaufführung von Parzifal, welche bis
34 BERICHTE | RAPPORTS
04 «Rieghaus» (signiert von EKO Bern) mit
durchleuchtbarer Butzenscheibe.
05 Prospekt «Waldbogen» mit Beschriftung
«Langenthal» (signiert von Atelier Albert Isler).
06 «Dorf-Prospekt».
04
05
BERICHTE | RAPPORTS
35
06
heute als die wichtigste Wagner-Premiere überhaupt gilt,
die jemals in Zürich aufgeführt wurde. Islers Bühnenbilder
waren avantgardistisch. Er versuchte die modernen künstlerischen
Tendenzen seiner Zeit im Theater umzusetzen
und arbeitete verschiedentlich mit bildenden Künstlern wie
Gustav Gamper, Paul Bodmer oder Reinhold Kündig zusammen.
Dabei lieferte Isler einen relevanten Beitrag hin
zu einer nach allen Seiten offenen, variabel bespielbaren
Raumbühne. Seine Bühnenbilder wurden zunehmend stilistisch
einfacher und gleichzeitig monumentaler. Er beeinflusste
viele Bühnenbildner und setzte Massstäbe mit seinen
Inszenierungen. Isler gehörte zu Lebzeiten zweifellos
zu den bedeutendsten Bühnenbildgestaltern seiner Zeit.
Zur Bedeutung des Kulissenfundes
Das Wiederauffinden des umfangreichen Kulissenbestandes
in Langenthal ist ein Glücksfall und – wie bereits
eingangs erwähnt – schweizweit wohl einzigartig. Dies bestätigte
sich auf Anfrage bei der Schweizerischen Theatersammlung
in Bern sowie an den grossen Häusern in Basel,
Bern und Zürich. Nirgends werden Kulissen 100 Jahre lang
aufbewahrt. Die Kulissen in Langenthal – insbesondere die
des Theatermalers Albert Isler – sind nicht nur ausgesprochen
wirkungsvoll und qualitativ hochwertig gemalt. Sie
sind auch ausgesprochen selten. Sie sollten einer breiteren
Öffentlichkeit bekannt gemacht und erhalten werden.
Die Stadt Langenthal wird aber im umgebauten Theater
keinen Platz mehr dafür haben. Während die Ursprünge
und die Bedeutung der Kulissen nun etwas näher bestimmt
sind, ist die Zukunft dieses kulturhistorisch bedeutenden
«Schatzes» noch offen.
Eva Schäfer
Langenthal, Aarwangenstrasse 8
Massnahmen: Kulissen-Restaurierung, geplant
Bauherrschaft: Stadt Langenthal
Architekten: Gabriela Krummen, Projektleitung Stadt Langenthal
Restauratoren: Birgitta Berndt, Solothurn
Denkmalpflege: Eva Schäfer (Bauberatung), Katja Köhler-Schneider
(historische Recherche)
Literatur, Quellen: Schweizerische Bauzeitung 57/58 (1911), Heft 1 und
71/72 (1918), Heft 23; Werk 18 (1931), Heft 6; Quellenarchiv der Theaterbetriebskommission
1917 bis heute; Schmid, August. Nachruf Albert Isler, in:
Sechstes Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur 1934;
www.sikart.ch; Walküren über Zürich: 150 Jahre Wagner-Aufführungen in
Zürich. Publikation zur Ausstellung vom 24.05. bis 18.08.2013, hrsg. von der
Zürcher Kunstgesellschaft/Kunsthaus Zürich, 2013.
36 BERICHTE | RAPPORTS
01
Massgeschneiderte Zukunft für ein Bauernhaus
in der Agglomeration
Die neue Nutzung erweist sich als Glücksfall für das Bauernhaus Talacker in Thun.
Lange Zeit stand es leer, der Abbruch wurde diskutiert.
Wie sich die Zeiten wandeln: Auf dem «Geometrischen
Plan» von 1791 stand das um 1780 erbaute Bauerngut
Talacker allein in den weiten Feldern. Es handelt sich um
einen der städtischen Urbanisierungshöfe, die nach der
Trockenlegung der grossen Ebene westlich von Thun, nach
dem Kanderdurchstich, entstanden waren. Heute steht es
nicht weniger imposant, ist jedoch von vorstädtischen
Wohnsiedlungen, Einkaufszentren und Verkehrsanlagen
umgeben. Bis Ende des 20. Jahrhunderts wurde das Bauernhaus
landwirtschaftlich genutzt und blieb lange Zeit in
grossen Teilen unverändert. Nach dem Verkauf stand es
leer, eine weitere landwirtschaftliche Nutzung war aufgrund
der sich nähernden städtischen Bebauung ausgeschlossen.
Verschiedene Varianten standen zur Diskussion,
darunter sogar ein Abbruch. Das naheliegende
Einkaufszentrum kam mit seiner unterirdischen Einstellhalle
dem Gebäude bedrohlich nahe. Schliesslich konnte
mit einem Einrichtungsunternehmen ein langjähriger Nutzer
gefunden werden, welcher das grosse Gebäude als
Ganzes belegen wollte.
Umnutzung
Die neue Nutzung erwies sich als Glücksfall für das voluminöse
Gebäude mit grossem Ökonomieteil. Die Bedürfnisse
des Unternehmens konnten in den bestehenden
Strukturen in nahezu idealer Weise untergebracht werden.
Grundrissliche Anpassungen waren dabei kaum nötig. Im
ehemaligen Wohnteil und im angrenzenden Kornspeicherbereich
sah man grosszügige Büroräumlichkeiten vor.
Diese Nutzung hat den Vorteil, dass nur minimale Sanitärräume
nötig waren, eine einfache Küche wurde am originalen
Standort eingerichtet. In der Tenne wurde ein neuer
Eingangs- und Erschliessungsbereich definiert, in den
ehemaligen Stallungen Ateliers, Lager-, Speditions- sowie
BERICHTE | RAPPORTS
37
01 Das restaurierte ehemalige Bauernhaus mit ausgebautem
Ökonomieteil, im Hintergrund das Einkaufszentrum.
02 Der als Ganzes genutzte Dachraum mit eingebauter Galerie und
hinterglasten Seitenwänden.
03 Büronutzung im Salon im Wohnteil mit aufgefrischtem Parkettboden
und originalgetreu rekonstruierten Fenstern.
02 03
Technikräume eingerichtet. Darüber wird der gesamte ausgedehnte
Heu- und Strohlagerraum in seiner ursprünglichen
Grösse als Empfangsbereich, Ausstellungsraum und
Schaulager verwendet. Eine zusätzliche Galerie wurde eingebaut
und die verschiedenen Ebenen mit grosszügigen
Treppen verbunden. Die bestehenden Öffnungen genügten
für die verschiedenen Nutzungen vollauf und wurden
auf heutige Weise verglast, insbesondere waren keine Eingriffe
in die prägende geschlossene Dachfläche nötig.
Restaurierung
Trotz der geeigneten Umnutzung waren aufgrund des Zustandes
und heutiger Komfortansprüche eine umfassende
Gesamtsanierung und Restaurierung nötig. Im Wohnteil
wurden die Parkettböden und Wandtäfer sorgfältig demontiert
und vor einer Isolationsschicht wieder eingebaut.
Die wenigen noch vorhandenen originalen Fenster wurden
aufgefrischt und innen zusätzlich verglast. Die restlichen
Fenster wurden in der ursprünglichen Teilung nachgebaut.
Die Sitzöfen restaurierte man und machte sie wieder funktionstüchtig.
Im Ökonomieteil musste der gesamte Holzbau
gerichtet werden, der Dachstuhl erhielt fehlende Binder
zurück und wurde mit Zugstangen ergänzt. Den
gesamten Dachstuhl dämmte man nicht sichtbar, die seitlichen
Gimwände wurden mit einer Hinterglasung isoliert.
Die bestehenden Stallböden blieben erhalten, im beheizten
Tennenraum wurde die Pflästerung wieder eingebaut.
Baudenkmal mit Zukunft
Die Restaurierung und die Umnutzung des Bauernhauses
kann man angesichts der Umstände als vorbildlich bezeichnen.
Nahezu ohne Strukturveränderungen konnte das
Gebäude mit seinen Interieurs erhalten werden und es
dient heute dem Inneneinrichtungsbetrieb in idealer Weise
als Basis mit einmaliger Adresse. Das historische Gebäude
behält seine zentrale Stellung im Quartier und entwickelt
sich sogar zum Treffpunkt. Die Erhaltung des Baudenkmals
ist langfristig gewährleistet. Über den reinen Denkmalwert
hinaus ist die Erhaltung von historischen Gebäuden
an exponierten oder zentralen Lagen identitätsstiftend.
Stefan Moser
Thun, Talackerstrasse 52
Massnahmen: Gesamtsanierung und Ausbau, 2014/2015
Bauherrschaft: Gschwend AG Gastro-Bau, Thun
Architekten: Gschwend AG Gastro-Bau, Thun
Restauratoren: Roger Tinguely, Steffisburg
Handwerker: Santschi Holzbau GmbH, Uetendorf (Zimmerarbeiten);
Christian Messerli AG, Thun (Steinhauerarbeiten); Jesus Dapena AG,
Interlaken (Putzarbeiten); Chr. Tschanz + Söhne AG, Schwanden (Fenster)
Denkmalpflege: Stefan Moser (Bauberatung), Ester Adeyemi (Archivrecherche)
Unterschutzstellung: Kanton 2016
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
38 BERICHTE | RAPPORTS
01
Erhaltung der Originalsubstanz
Die Restaurierung zweier Bogenbrücken über Schluchten im Umkreis von Biel verlangte
nach verschiedenen Lösungsansätzen, um die Originalsubstanz zu erhalten.
Die beiden Brücken gleichen sich: Für die Fussgängerbrücke
in der Taubenlochschlucht und für die Strassenbrücke
über den Twannbach wurden Bogenkonstruktionen gewählt,
die seitlich in den Fels eingespannt sind. Beide zeigen
den rohen Beton, der 80 Jahre lang ohne Renovierung
der Witterung ausgesetzt war und erzählen ihre eigene Geschichte,
die vor 1900 beginnt. Für den Schweizer Brückenbau
sind sie wichtige Zeugen.
Taubenlochbrücke
Im Bauinventar wird die Fussgängerbrücke fälschlicherweise
als eine der ersten Stampfbetonbrücken bezeichnet.
Sie entstand 1889 – nebst einer Steinbogenbrücke und diversen
Stahlpasserellen – durch die Initiative des Schweizer
Alpen Clubs, Sektion Biel, im Rahmen der Erschliessung
der Taubenlochschlucht. Bei der Sanierung 2015
stellte sich heraus, dass sie anfänglich eine reine Stahlkonstruktion
gewesen war. Konstrukteur war der Ingenieur Eugen
Ritter-Egger, der 1875 ein Unternehmen in Biel gründete
und zuvor für die Jurabahnen, später für die
Gotthardlinie gearbeitet hatte. Wohl zur Verstärkung wurde
die Bogenbrücke 1932 mit armiertem Beton ausgegossen,
wobei auch die Wangen dünn überdeckt wurden und somit
eine Betonkonstruktion vortäuschten. Nur auf der Unterseite
sind die alten Stahlprofile noch sichtbar. Rost hatte
diese so stark angegriffen, dass eine Sanierung nicht mehr
möglich war. Der Abbruch der Brücke hoch über der
Schlucht wäre sehr aufwendig gewesen. Auf Anregung der
kantonalen Denkmalpflege und der Regionalgruppe Biel-
Seeland des Berner Heimatschutzes kam das Ingenieurbüro
Aeschbacher & Partner aus Biel schliesslich auf die
Idee, eine Bogenbrücke aus Stahl über die alte Brücke zu
stülpen – was mit Hilfe eines Helikopters auch geschah.
Der Bogen der neuen Brücke erinnert an die darunterlie-
BERICHTE | RAPPORTS
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01 Die Brücke über die Twannbachschlucht – ein Werk des
berühmten Ingenieurs Robert Maillart – zeigt auch nach der
Sanierung ihren ursprünglichen Charakter.
02 Die Bogenbrücke in der Taubenlochschlucht (anfänglich eine
Stahlkonstruktion) nach dem Ausgiessen mit Beton 1932.
(Foto aus Sammlung Paul Blösch, wohl 1930er Jahre.)
03 Neue Stahlbogenbrücke, Dezember 2015, über die alte
Brücke gestülpt.
02 03
gende historische Stahlbrücke und schützt sie gleichzeitig.
Am 28. September 2015 wurde die Querverbindung vom
Taubenlochweg über die Brücke zum Tierpark Bözingen
nach längerer Sperrung wieder freigegeben.
Twannbachbrücke
Bei der Betonbrücke über die Twannbachschlucht handelt
es sich um ein Werk des weltbekannten Schweizer Ingenieurs
Robert Maillart. Sie wurde 1936 erbaut, um den motorisierten
Zugang zu den Rebbergen zu ermöglichen. Ihr
konstruktives Konzept wurde aber vor 1900 geboren. Robert
Maillart kam 1899 beim Bau der Stauffacherbrücke in
Zürich auf die Idee, Bogen, Seitenwände und Fahrbahnplatte
zu einem monolithischen Hohlkasten aus armiertem
Beton zu verbinden und realisierte dies 1901 in Zuoz. Er
wählte zudem das System des Dreigelenkbogens, um
Spannungen zu vermeiden, und erfand eine verblüffend
einfache Gelenkausbildung in den Auflagern und im Scheitel
durch die Einschnürung des Betons. Da Maillart in Zuoz
kleine Spannungsrisse in den Seitenwänden entdeckte,
öffnete er diese bei den nachfolgenden Brücken zum Auflager
hin. So entstanden die berühmten eleganten Dreigelenkbogenbrücken
Maillarts (bspw. 1930 Salginatobelbrücke,
1932 Rossgrabenbrücke bei Schwarzenburg). Parallel
dazu entwickelte Maillart das noch luftiger wirkende Konzept
des versteiften Stabbogens, das er für Twann vorsah.
Die Behörden wünschten aber geschlossene Seitenwände.
So gleicht die Brücke nun derjenigen aus Zuoz, wirkt aber
eleganter als eine traditionelle Bogenbrücke. Bei der Sanierung
2015 flickte man den Beton sorgfältig. Einige Armierungseisen
lagen zu nahe an der Oberfläche und mussten
nach dem Entrosten mit einer dickeren Mörtelschicht
überdeckt werden. Die vorschriftsgemässe Erhöhung des
Geländers erfolgte detailgetreu, ein neuer Maschendraht
gewährleistet die Sicherheit. Dank der zurückhaltenden
Sanierung gelang es, viel Originalsubstanz zu erhalten, so
dass die Brücke auch in Zukunft als Teil von Maillarts Gesamtwerk
bewundert werden kann.
Robert Walker
Biel, Taubenlochweg N.N.
Massnahmen: Neue Stahlbrücke über alter Brücke, 2013–2015
Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Biel
Ingenieure: Aeschbacher & Partner AG, Bauingenieure und Planer, Biel
Handwerker: Belma Metallbau AG, Nidau
Twann-Tüscherz, Twannbachschlucht N.N.
Massnahmen: Instandsetzung, 2012–2015
Bauherrschaft: Gemeinde Twann-Tüscherz
Ingenieure: Aeschbacher & Partner AG, Bauingenieure und Planer, Biel;
Diggelmann + Partner AG, Bauingenieure, Bern
Handwerker: Betosan AG, Bern
Denkmalpflege: Rolf Weber (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2015 & 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM), Landwirtschaftsamt (LANAT/VOL)
40 BERICHTE | RAPPORTS
01
Der Apfelschuss in Gsteig bei Gstaad
Im Fachwerk 2015 wurden die einzigartigen Wandmalereien als Entdeckung erwähnt.
Nun können wir von der erfolgreich abgeschlossenen Restaurierung berichten.
Durch die transdisziplinäre Zusammenarbeit von Denkmalpflege,
archäologischem Dienst, dem lokalen Historiker,
dem Restauratorenpaar, den Architekten und der engagierten
Bauherrschaft liessen sich einige Fragen zur Deutung
der Malereien beantworten. Über viele Hintergründe
kann aber weiterhin nur spekuliert werden. Die Wandmalereien
im Sockelgeschoss des bäuerlichen Wohnhauses
in Gsteig waren vor der Restaurierung nur noch als Fragmente
zu erkennen. Da der Raum lange Zeit als Heizungsraum
genutzt wurde, waren die Wände geschwärzt, die
Motive kaum sichtbar.
Nach einer sorgfältigen Reinigungsaktion gelang es den
Restauratoren, die Themenkreise der Darstellungen aufzuschlüsseln.
Der Eingangsbereich führt zusammen mit dem
Gewölbe in einen Garten Eden. Weinranken, Blumen und
Puten leiten in den festlich geschmückten Raum auf der
rechten Seite. Die Eintretenden sehen zu ihrer Linken einen
Chevalier, der durch den Garten schreitet und dem Betrachter
zuprostet. Überraschend deutlich tritt auch das
Bildthema der Wand rechter Hand zutage: In der Bildmitte
erkennt man Küssnacht mit der Gesslerburg, flankiert vom
übergross dargestellten Gessler hoch zu Ross auf der linken
und der Apfelschussszene auf der rechten Seite. Tell
hat die Armbrust angelegt, Sohn Walter steht mit dem
Apfel auf dem Kopf vor einem Baum. Sowohl Tell als auch
Walter scheinen Kleidung in den Urner Standesfarben Gelb
und Schwarz zu tragen. Bei Tell sieht man den demonstrativ
eingesteckten zweiten Pfeil deutlich. Zwischen den beiden
ist als weiteres Detail Gesslers Hut auf einer Stange
zu erkennen. Die Malerei reicht an dieser Wand nicht bis
zum Boden, vermutlich stand hier ehemals eine Sitzbank.
Die Malereien der gegenüberliegenden östlichen Wand
sind am schlechtesten erhalten, über deren Inhalt kann nur
gerätselt werden. Spiralranken mit Weintrauben greifen in
BERICHTE | RAPPORTS
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01 Apfelschussszene, links
Gessler hoch zu Pferd,
in der Mitte die Burg
Küssnacht und rechts Tell
mit Sohn Walter beim
Apfelschuss.
02 Chevalier, dem Betrachter
zuprostend.
03 Garten Eden mit Weinranken.
02 03
ein nahezu quadratisch schwarz gerahmtes Feld, über dem
die Kreuzinschrift INRI (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum)
zu sehen ist. Der Inhalt dieses Rahmens ist unklar. Von
rechts scheint eine männliche Figur in Rüstung hineinzutreten.
Diese Figur erinnert am ehesten an einen römischen
Soldaten mit Lanze. Auf der linken Bildseite ist die Figur
einer Frau zu erkennen. Da aber keine wirklichen Spuren
für eine Kreuzigungsdarstellung zu finden sind, ist diese Interpretation
spekulativ.
Mittelalterlicher Vorgängerbau
Anhand von vergleichbaren Gemälden und der Gegenüberstellung
der Kleidung können die Malereien stilistisch
in die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert werden. Diese Datierung
passt zudem zu den Resultaten der dendrochronologischen
Analyse (Datierungsmethode, bei der die Jahresringe
von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen
Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet
werden) des Bauernhauses von 1641.
Die untersuchten Holzbalken des Sockelgeschosses sind
hingegen deutlich älter und können ins späte Mittelalter
zurück datiert werden. Die Zusammensetzung der Mauermörtel
lässt ebenfalls auf das späte Mittelalter schliessen.
In Anbetracht des annährend quadratischen Grundrisses
gehen wir von einem spätmittelalterlichen Vorgängerbau
aus, von diesem ist das heutige Sockelgeschoss noch
erhalten.
Eine Wirtschaft aus dem 17. Jahrhundert?
Nicht eindeutig kann die Frage der ursprünglichen Nutzung
des bemalten Raumes beantwortet werden. Am ehesten
ist von einer Schenke oder einer Sust (Güterumschlagplatz
zur Zeit des Säumerwesens) auszugehen, befindet sich
doch der imposante Bau an den bedeutenden Handelsrouten
über den Sanetschpass und den Col du Pillon. Künftig
wird der Raum nur noch sanft genutzt und an bestimmten
Tagen zugänglich gemacht.
Fabian Schwarz
Gsteig, Müligässli 4
Massnahmen: Restaurierung der Kellermalereien, 2015
Bauherrschaft: Familie Linder, Gsteig b. Gstaad
Architekten: Matthias Trachsel, Blankenburg
Restauratoren: Fischer & Partner AG Restauratoren, Bern
Archivrecherche: Bendicht Hauswirth, Saanen
Denkmalpflege: Fabian Schwarz (Bauberatung); Georges Herzog
(kunsthistorische Recherche)
Unterschutzstellung: Kanton 2015
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM); Christian Rubi-Fonds
Literatur, Quellen: Michael Fischer, Fischer & Partner AG Restauratoren,
Raumbuch und Dokumentation, 2014; Bendicht Hauswirth,
Archivrecherche, 2014
42 BERICHTE | RAPPORTS
01
Sous le lierre… une rocaille
Elément courant de l’art des jardins, la rocaille du Schlossberg à La Neuveville
surprend pourtant par sa qualité, sa richesse et son emplacement.
L’initiative de la commission de gestion du Schlossberg a
permis de reconstituer une rocaille intéressante découverte
au nord-est du château dans les premières années
du XXIe siècle. Le parc du château forme par la qualité
des éléments encore en place (suites d’escaliers, pont,
cascade, jeux d’eau, bassins) et son insertion dans l’environnement
naturel et architectural forme un ensemble
unique et hors du commun à l’échelle régionale.
La rocaille du Schlossberg
La rocaille, rappelons-le, est un élément présent dans
l’aménagement des jardins depuis l’Antiquité, mais qui a
retrouvé ses lettres de noblesse à la fin du XIX e siècle. La
rocaille du Schlossberg est constituée d’un rocher existant
sur lequel s’élevait probablement une construction médiévale.
Aucune fouille archéologique n’a cependant permis
de le vérifier. La configuration du rocher et les pierres
soigneusement choisies forment un sentier artificiellement
accidenté qui crée une impression de danger lors du cheminement.
Quelques cuves ont été aménagées pour les
plantations. Elles sont formées de pierres liées par un mortier
imitant la couleur de la pierre naturelle qui facilite
l’intégration dans l’environnement et dissimule l’aspect
construit de l’ensemble. L’emplacement au nord-est du
château n’a certainement pas été choisi au hasard. Le promeneur
qui emprunte le sentier de la rocaille a une vue
plongeante sur la chaîne des Alpes, et ainsi l’impression
de se trouver dans un site escarpé et montagneux.
La redécouverte
Cet aménagement paysager a été redécouvert en 2003
sous le lierre, les lilas, les frênes, les érables et de nombreux
déchets. La plupart des arbres avaient déjà pris possession
des lieux depuis plus de quarante ans et il était ur-
BERICHTE | RAPPORTS
43
01 Vue générale après
rénovation aux couleurs
d'automne.
02 Parfois au loin l'on aperçoit
la chaîne des Alpes.
03 Le sentier, les marches et
les bacs avec les plantations.
02 03
gent de les éliminer pour retrouver le relief et les éléments
artificiels, et restaurer la rocaille. Le défrichage s’est fait à
la main pour éviter d’endommager davantage encore les
éléments de pierre déjà abîmés par les racines des arbres.
La restauration
Les bacs et le sentier ont été restaurés avant les nouvelles
plantations. Les pierres les plus solides des bacs n’ont pas
été enlevées. Celles qui se sont détachées lors des travaux
ont été numérotées, nettoyées, remontées et liées avec un
mortier de trass (tuf volcanique). Entre les différents bacs,
un système de drainage permet une retenue ou une évacuation
de l’eau (en fonction des plantes qui y seront semées).
Le sentier et ses marches, en gravier à l’origine, ont
été refaits avec un mortier à gravier pour assurer une plus
grande solidité. Les travaux de restauration se sont achevés
en été 2006. La structure a été laissée apparente, sans
plantations, pour permettre la stabilisation et le séchage.
Les plantations
Le choix des plantes s’est fait à l’aide d’ouvrages spécialisés
sur les plantes alpines de l’Europe entière. La première
phase a consisté à préparer les différentes terres pour
les bacs. Puis en automne 2007 ont été plantées les fleurs
à bulbe, et au printemps 2008 les plantes vivaces.
Il reste encore de belles surprises
Les travaux de défrichement relativement léger autour du
Schlossberg ont permis de mettre en évidence d’autres
traces de rocailles et de retrouver l’accès qui permettait,
avant la construction de la route cantonale qui conduit au
Plateau de Diesse, de relier le château au jardin romantique
qui se trouve au sud-ouest.
René Koelliker
La Neuveville, Route du château 56
Mesures : Restauration d’une rocaille, 2003 à 2007
Maître d‘ouvrage : Société simple « Château du Schlossberg »,
La Neuveville, Commission de gestion et Canton de Berne
Analyse historique : ars viridis GmbH, Biel/Bienne
Artisans : Daniel Brotschi et Philippe Wyssmann, ars viridis GmbH,
Biel/Bienne
Service des monuments historiques : Olivier Burri et Jürg Schweizer
(conseillers techniques)
44
OBJEKTE | OBJETS
Aktuelle Objekte
Objets actuels
Die diesjährige Sammlung von kürzlich restaurierten
Baudenkmälern führt quer durch den Kanton zu den
unterschiedlichsten Bauten.
Erst das Engagement der Besitzerinnen und Besitzer
sowie der beteiligten Fachleute aus Architektur und
Handwerk zusammen mit der Denkmalpflege macht es
möglich, dass unsere Baudenkmäler langfristig erhalten
werden können. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den
Beteiligten führt zu fruchtbaren Lösungen. Die 30 Objekte
illustrieren dies exemplarisch, sie zeigen aber auch
das breite Spektrum der Tätigkeit der Bauberatung und
der sie unterstützenden Bauforschung und Inventarisation.
Die Denkmalpflege kommt damit ihrer gesetzlich
verankerten Berichterstattungspflicht nach. Die Berichterstattung
ist nicht nur Pflicht, sondern ein wichtiges
Mittel zum Dialog mit der Öffentlichkeit und mit den
Partnern und Bauherrschaften.
La collection de monuments historiques fraîchement
restaurés présentée cette année nous emmène aux
quatre coins du canton à la rencontre des bâtiments
les plus divers.
Ce n’est que grâce à l’engagement conjoint des propriétaires,
des professionnels de l’architecture et de l’artisanat
et du Service des monuments historiques que nos
monuments historiques peuvent être conservés à long
terme. D’une collaboration étroite entre l’ensemble des
parties prenantes naissent des solutions fructueuses. Les
30 objets présentés illustrent bien l’importance de cette
collaboration et montrent aussi toute la diversité des activités
de conseil technique du Service des monuments
historiques ainsi que des activités de recherche et de
recensement qui les accompagnent. En présentant ces
monuments, le Service des monuments historiques satisfait
à son obligation légale de rendre compte de son
travail. Cette tâche ne constitue toutefois pas uniquement
un devoir, c’est aussi un important moyen de dialoguer
avec le grand public, avec nos partenaires et avec les
maîtres d’ouvrage.
OBJEKTE | OBJETS
45
KORNHAUS VON 1616/17
Umnutzung: Im Kornhaus wird
Whisky gebrannt
Das ehemalige Kornhaus in Aarwangen
stammt aus dem frühen 17.
Jahrhundert. Es wurde 2013 von der
Gemeinde Aarwangen an einen privaten
Eigentümer verkauft. Dieser
beabsichtigte, seine Whiskybrennerei
in einer historischen Liegenschaft
zu installieren. Nachdem die Umnutzung
bewilligt werden konnte, wurde
im Erdgeschoss des Kornhauses
die eigentliche Brennerei eingerichtet.
Dank der Saalnutzung der Obergeschosse
war es möglich, ungeeignete
jüngere Einbauten zu entfernen.
Die markantesten Veränderungen
sind aber bereits von aussen zu
sehen: Eines der beiden später eingebauten,
nordseitigen Garagentore
konnte geschlossen werden. Aus
Gründen des Brandschutzes wurde
die bereits bestehende Türöffnung
im 1. Obergeschoss wieder mit einer
Aussentreppe erschlossen, die als
abgelöste Betonskulptur konstruiert
wurde. EMS
MEHRFAMILIENHAUS VON 1898/99
Eine Fassade als Visitenkarte
eines Malermeisters
Das Wohnhaus mit zugehörigem
Laden wurde 1898/99 nach Plänen
des Architekten Ed. Hasenfratz im
Auftrag von Conrad Bolliger und
Fr. Grüring erbaut. Der Massivbau
unter Mansarddach zeigt eine im Stil
des Historimus gestaltete Quaifassade
mit reicher Gliederung durch
Gesimse, Wandpfeiler und anspruchsvolle
Fensterrahmungen und
-verdachungen sowie zwei Balkone
mit kunstvollen Schmiedeeisengeländern.
Die schlichte Südostfassade
erhielt bei der Renovierung 2008
eine hellgelbe Fassung und neue
Balkonvorbauten. An der Nordwestfassade
wurden 2014 neben der
Sanierung der Schaufensterfront die
bisher verdeckten Malereien und
Inschriften aus der Bauzeit wieder
ans Licht geholt. Die feinen Malereien
in der Art des Jugendstils waren
einst wirkungsvolle Reklame für das
Malergeschäft des Bauherrn Conrad
Bolliger. PB
MEHRFAMILIENHAUS VON 1932
Das farbige Biel
Das Mehrfamilienhaus präsentiert
sich als markanter Kopfbau einer
fünfteiligen Wohnhauszeile entlang
der Mattenstrasse. Das auf der Basis
eines Gestaltungskonzepts des
Architekturbüros Alfred Leuenberger
1932 von der Baufirma Calori & Corti
erstellte Gebäude ist der bestechenden
Formensprache des Neuen
Bauens verpflichtet. Die an sich
flächige Fassade des turmartigen
Gebäudes wird durch gradlinige
Details wie Balkone und Fensterband
des Treppenhauses belebt. Unter
dem später aufgetragenen kunststoffhaltigen
Verputz wies der Restaurator
einzig an den westseitigen
Balkonen Verputz und Farbspuren
aus der Bauzeit nach. Bei der
Fassadenrenovierung 2014 erhielt
das Gebäude wieder die ursprüngliche
gelblichrote Fassung. In die
Metallrahmen des Treppenhausfensters
setzte man neue Wärmedämmgläser
ein. PB
Aarwangen, Eyhalde 10
Massnahmen: Umnutzung und Innenausbau,
Anbau Treppe, 2014/15
Bauherrschaft: LANGATUN Kornhaus AG
Architekten: Patrick Müller, Gerold Dietrich
Architekturbüro, Lotzwil
Denkmalpflege: Eva Schäfer (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 1999
Biel, Unterer Quai 90
Massnahmen: Fassadenrestaurierung,
2008/2014
Bauherrschaft: Vital und Alice Epelbaum, Biel,
und Dina Epelbaum, Bern
Architekten: Mäder + Partner, Architekten AG,
Biel (2008); Harttig Architekten GmbH, Biel (2014)
Restauratoren: Blonski Art Restaurationen,
Zollikofen
Handwerker: Hans-Jörg Gerber (Farbuntersuchung),
Nidau, 2008
Denkmalpflege: Rolf Weber (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2008
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Biel, Murtenstrasse 59
Massnahmen: Fassadenrenovierung, 2014
Bauherschaft: Nicolas Campana, Aarberg
Restauratoren: Hans-Jörg Gerber, Nidau
(Farbuntersuchung)
Handwerker: Kiefer Roten AG, Lyss
(Malerarbeiten); Glas Nussbaum AG, Aarberg
Denkmalpflege: Rolf Weber (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
46
OBJEKTE | OBJETS
KIRCHE MARIA HIMMELFAHRT, 1901/1902
Zurück auf Start
Anlässlich der Restaurierung von
1986 wurden die zuvor weiss gestrichenen
Wände wieder mit Dekorationsmalereien
versehen und die
Sockelmalerei in Grautönen ersetzt.
Die wegen bauphysikalischer Mängel
zunehmende massive Verschmutzung
der Wände führte mit den Jahren
zu einer fast unerträglich tristen
Stimmung im Kirchenraum. Im
Rahmen einer Gesamterneuerung
wurden die Baumängel durch eine
dünne Hochleistungsdämmung an
den Innenwänden eliminiert. Auf
dem neuen Verputz konnte anschliessend
die originale Innendekoration
von 1902 anhand von Farbuntersuchungen,
bauhistorischen
Untersuchungen und alten Fotografien
vollständig und korrekt rekonstruiert
werden. Heute erstrahlt der
Kirchenraum wieder in der üppigen
Formen- und Farbenpracht, wie
sie Architekt Armin Stöcklin 1902
vorgesehen hatte. MG
VILLA SONNEGG VON 1893
Nach 120 Jahren vollendet
Die notwendige Dachsanierung war
der Anlass zu umfassenden Recherchen
zur ursprünglichen Gestaltung
der Villa Sonnegg. Dabei erwiesen
sich die Baupläne von 1893 als
wichtigste Quelle. Es stellte sich
heraus, dass die ursprünglich
vorgesehene reiche Dachgestaltung
nie ausgeführt worden war: Auf die
schmucken Blechverzierungen an
den Dachlukarnen und Firstgraten
hatte man wohl aus Kostengründen
verzichtet. Diese Haltung widerspricht
aber gänzlich den bis heute
hervorragend erhaltenen, äusserst
aufwendigen Innenausstattungen.
2014 wurde nun das Dach gemäss
den alten Plänen wiederhergestellt.
Zudem erhielt die Fassade den
hellen Ockerton aus der Bauzeit
zurück. Die vorbildliche Gesamtsanierung
gelang nicht zuletzt dank
des ausserordentlichen Engagements
der Bauherrschaft. MG
VILLA DE FABRICANT DU XIX E SIÈCLE
Les fenêtres : un élément patrimonial
d'importance
Le patrimoine ancien doit de plus
en plus donner une réponse positive
aux nouvelles normes d’isolation
thermique. Les fenêtres sont au cœur
des préoccupations dans ce domaine
délicat. En 2014, une solution
intéressante a été trouvée dans la
sauvegarde et le remplacement
du fenestrage de cette maison de
maître de la seconde moitié du XIX e
siècle, afin de conserver une lisibilité
architecturale de qualité. Les
fenêtres anciennes de la façade sud
ont été conservées, restaurées et
munies d’un verre isolant. Celles des
façades est, nord et ouest ont été
remplacées par des fenêtres en bois
créées sur le modèle des anciennes
encore en place sur la façade sud.
En plus des fenêtres, d’autres travaux
ont été effectués sur la façade,
avec la restauration des contrevents.
RK
Burgdorf, Friedeggstrasse 10
Massnahmen: Innensanierung, 2014
Bauherrschaft: Römisch Katholische
Kirchgemeinde Burgdorf
Bauleitung: Lilian Schönauer, Bürogemeinschaft
Hohengasse, Burgdorf
Restauratoren: Walter Ochsner, Bern;
Ernst Baumann, Bundesexperte, Bazenheid
(Bauphysikalisches Gutachten)
Denkmalpflege: Michael Gerber, Hanspeter
Ruch (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 1985
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Burgdorf, Technikumstrasse 6
Massnahmen: Restaurierung Fassade und
Dach, 2014/15
Bauherrschaft: Albertine und Jörg Amport
Historische Untersuchung: Roger Tinguely,
Steffisburg
Denkmalpflege: Michael Gerber (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2002
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Courtelary, Grand-Rue 49
Mesures : Restauration et rénovation des
fenêtres, 2014
Maître d‘ouvrage : Liliane Wernli-Langel,
Les Breuleux
Architectes : MBR Architecture SA, St-Imier
Restaurateurs : Roland von Gunten, Renan
Artisans : Surmely, Tramelan et Jérôme
Ganguillet, Cormoret (ferblanterie-couverture ) ;
Fenêtres Bassin SA, Reconvilier
Service des monuments historiques :
Olivier Burri (conseiller technique)
Mise sous protection : Canton 2003
Contributions : Canton (Fonds de loterie/POM)
OBJEKTE | OBJETS
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SPEICHER AUS DEM 18. JAHRHUNDERT
Schmuckstück des Weilers
Der Weiler Unterberg, auf einer
flachen Hügelkuppe westlich von
Fraubrunnen gelegen, ist eine
intakte, von Obstbäumen umgebene
Hofgruppe mit prächtigen Bauernhöfen
und qualitätsvollen Nebengebäuden.
Der vorzüglich dekorierte
Speicher in der Mitte der Gruppe war
vor seiner Sanierung in schlechtem
Zustand: Das Dach war undicht, der
rückwärtige Gebäudeteil baufällig.
Mit grosser Sorgfalt restaurierte der
Zimmermann, unterstützt vom Bauherrn,
die alten Bauteile, ersetzte das
Holzwerk wo nötig und ergänzte
fehlende Brüstungs- und Deckbretter.
Durch die Entfernung der seitlichen
und rückwärtigen Anbauten
erhielt der Speicher seine ursprüngliche,
elegante Erscheinung zurück.
Er ist wieder das unumstrittene
Schmuckstück der Hofgruppe. BaF
FERME DE 1826
Renaître des cendres
En février 2011, cette ferme a été la
proie d’un incendie qui a entièrement
dévasté la grange, mais épargné une
partie de l’habitation. Les éléments
historiques sauvés des flammes ont
été restaurés lors de la reconstruction.
Il s’agit de deux poêles, du sol
et du plafond de la chambre principale
située au nord. Des boiseries
anciennes ont également été posées
dans cette pièce. Les murs endommagés
par les flammes ont été recrépis
à la chaux afin de redonner
à l’ensemble son aspect d’avant
l’incendie. Les propriétaires ont pris
le parti de ne pas installer de chauffage
central, mais de chauffer la
maison à l’aide des poêles restaurés.
L’architecte en charge du chantier
a réalisé un projet où le plan initial
est respecté et où dialoguent éléments
contemporains et éléments
anciens. RK
BAUERNHAUSHÄLFTE 18. JAHRHUNDERT
Gsteigwiler Schulstube im Bauernhaus
Im Rahmen der Gesamtrenovierung
der rechten Haushälfte wurde die
früher störend veränderte Befensterung
der Hauptfront rückgeführt,
der bestehende Wohnteil restauriert
und der kleine Ökonomieteil für zusätzlichen
Wohnraum ausgebaut. Die
Arbeiten erfolgten mit viel Sorgfalt
und Sinn fürs Detail und grossem
persönlichem Engagement der Bauherrschaft.
Neue Bauteile wie Treppe
und Sanitäreinbauten wurden auf
unspektakuläre Art in zeitgenössischer
Gestaltung ergänzt. Mit besonderer
Umsicht wurde die im
frühen 19. Jahrhundert eingebaute
erste Schulstube von Gsteigwiler
restauriert. Die Täferungen wurden
vorsichtig demontiert, aufgefrischt
und über einer Isolationsschicht
wieder eingebaut. Die ehemalige
Schulstube dient nun in idealer Weise
als grosszügiger, heller Wohnraum.
SMO
Fraubrunnen, Unterberg 2B
Massnahmen: Gesamtsanierung, 2014
Bauherrschaft: Evelyne und Philipp Böhlen
Handwerker: Philipp Böhlen; Andreas Gosteli,
Bolligen/Geristein (Zimmerarbeiten)
Denkmalpflege: Hanspeter Ruch
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2013
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Grandval, Champs des Coeudres 52
Mesures : Reconstruction et restauration après
incendie, 2012
Maître d‘ouvrage : Sylvie et Fabien Charmillot
Architectes : Luc Bron, Delémont
Artisans : Guy Froidevaux, St-Ursanne (constructions)
; A. Hauser SA, Moutier (charpenterie)
; Zbinden-Joye SA, Moutier (ferblanteriecouverture)
Service des monuments historiques :
Olivier Burri (conseiller technique)
Mise sous protection : 1994
Contributions : Canton (Fonds de loterie/POM)
Gsteigwiler, Hobacher 102
Massnahmen: Gesamtrenovierung der rechten
Haushälfte, 2013/14
Bauherrschaft: Edith Biedermann
Handwerker: Zurbuchen Holzbau GmbH,
Goldswil; Albert Blatter Holz- und Treppenbau,
Unterseen
Denkmalpflege: Stefan Moser (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
48 OBJEKTE | OBJETS
STÖCKLI VON 1836
Aussenfassade instand gesetzt
Das hinter dem Gasthof Kreuz
etwas versteckt liegende Stöckli aus
dem frühen 19. Jahrhundert war im
Inneren in den letzten Jahren von
der Eigentümerfamilie in Etappen
um- und ausgebaut worden. In einem
weiteren Schritt sollte die äussere
Erscheinung des Gebäudes wiederhergestellt
werden. Nach einer
Befunduntersuchung am Gebäude
wurde das Stöckli wieder in seiner
ursprünglichen Farbigkeit gestrichen.
Da der Eigentümer Baufachmann
ist, legte er nicht nur selbst Hand an,
sondern fungierte auch als engagierter
Koordinator. So wurden nicht
nur gedrechselte Holzsäulen unter
der westseitigen Laube erstellt, auch
die Verwendung einer besonders
guten skandinavischen Leinölfarbe
organisierte er selbst. EMS
WOHNHAUS VON 1894
Detektivische Vorarbeiten für
die «Seehalde»
Das Wohnhaus Seehalde präsentierte
sich vor der Restaurierung ohne
die originalen Zierelemente im zeittypischen
Schweizer Holzstil und mit
einem wenig attraktiven bräunlichen
Anstrich. Als Vorbereitung wurde
in detektivischer Arbeit anhand von
Farbspuren, eines Vergleichsobjektes
in der Nachbarschaft sowie gestützt
auf historische Fotoaufnahmen das
originale Erscheinungsbild eruiert
und detailliert aufgezeichnet. Die
Zierelemente wurden rekonstruiert
und das Haus in den ursprünglichen
bunten Farbtönen gestrichen. Erst
während der Ausführung kam im
Laubenbereich unter einer nachträglichen
Verschalung eine weitere,
aufwendig ausgesägte Brüstung
zum Vorschein, welche lediglich
aufgefrischt werden musste. Auch
die originellen multifunktionalen
Vorfenster mit integrierten Fensterläden
konnten restauriert werden. SMO
INDUSTRIEGEBÄUDE VON 1876
Wohnen neben dem Hochkamin
Wo ursprünglich Schnaps gebrannt
und später jahrzehntelang Presshefe
produziert wurde, kann nun grosszügig
logiert werden. Dafür wurden
die nachträglich teils zugemauerten
Fenster- und Türöffnungen wieder
vollständig geöffnet und rückwärtig
zwei Balkonachsen angefügt. Für
die sorgfältige Aussensanierung des
ursprünglich nicht gefassten Sandsteinbaus
diente der Zustand um
1920, als das Walmdach einseitig
durch einen Giebel geöffnet, das
Kesselhaus beim Hochkamin durch
einen Neubau ersetzt, alle Fenster
der Hauptgeschosse in Metall
erneuert und der Sandstein partiell
verputzt worden war. Damit ist nun
auch noch der letzte und wichtigste
Industriezeuge auf dem ehemaligen
Hefeareal saniert und einer neuen
Nutzung zugeführt worden – unübersehbar
wegen des bereits 2009 fachgerecht
sanierten Hochkamins. IMR
Herzogenbuchsee, Kirchgasse 5
Massnahmen: Aussenrestaurierung, 2013
Bauherrschaft: Familie Wyss Ricklin
Restauratoren: Walter Ochsner, Bern
Denkmalpflege: Eva Schäfer (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Hilterfingen, Dorfstrasse 49
Massnahmen: Restaurierung Gebäudehülle,
2014/15
Bauherrschaft: Hotel Schönbühl AG
Architekten: Seger Architekten AG, Hünibach
Restauratoren: Roger Tinguely, Steffisburg
Historische Untersuchung: Kurt Keller,
Herznach
Handwerker: von Allmen Holzbau GmbH,
Oberhofen; Maler Koller AG, Oberhofen
Denkmalpflege: Stefan Moser (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Hindelbank, Krauchthalstrasse 2
Massnahmen: Sanierung und Umbau, 2014/15
Bauherrschaft: René Lanz, Niederscherli
Architekten: Renato Buzzi, Montavit Bau
GmbH, Bern
Restauratoren: Blonski Art Restaurationen
(Jozef Blonski), Zollikofen
Handwerker: Guggisberg Dachtechnik AG,
Wabern; Kurt Iseli AG, Bern (Steinhauerarbeiten);
MLG, Metall und Planung AG, Bern
Denkmalpflege: Isabella Meili-Rigert
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2009
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
OBJEKTE | OBJETS
49
EHEM. ABSONDERUNGSHAUS, UM 1912
Ein Miteinander von Alt und Neu
Im Zuge des Neubaus des Pflegeheims
Sonnegg wurde intensiv
darüber diskutiert, wie das ehemalige
Absonderungshaus weiterhin
genutzt werden kann. Dem Einsatz
der Bauherrschaft und der Architekten
ist es zu verdanken, dass der
lokalgeschichtlich und für die allgemeine
Spitalgeschichte bedeutende
Bau erhalten bleibt, indem sie
das Gebäude geschickt in die neue
Gartengestaltung integriert haben.
Heute dient es als Rückzugsort für
Bewohner/innen des Alters- und
Pflegeheims Sonnegg. Die originalen
Bauteile wurden anlässlich der
Renovierung lediglich stabilisiert.
Im Innern wurden störende jüngere
Einbauten entfernt. Die überzeugende
räumliche Wirkung ist mit den
zweigeschossigen Räumen wiederhergestellt.
Gestützt auf die Farbuntersuchung
durch den Restaurator
ist zudem das bauzeitliche Farbkonzept
wieder sicht- und erlebbar. STZ
EHEM. BAUERNHAUS, UM 1700
Vorbildliche energetische Sanierung
Das «Güetli» auf der Nyffenegg
weist mehrere, deutlich ablesbare
Bauphasen auf: Die steilen Büge des
eindrücklichen Ständerbaus sind
über 300-jährig, die Fassade stammt
von 1838. Das Gut wurde seit den
1940er Jahren nicht mehr bewirtschaftet
und später als Ferienhaus
genutzt. Bevor die neue Besitzerfamilie
einzog, stand es leer und war
in schlechtem Zustand. Der Bauherr
erbrachte die Gesamtsanierung
nahezu in Eigenleistung. In der Tenne
entstand neuer grosszügiger Wohnraum,
die ehemalige Rauchküche
ist nach oben wieder geöffnet. Mit
grosser Sorgfalt wurden die alten
Hölzer geprüft, restauriert und bei
Bedarf ersetzt. Die historische Gestaltung
blieb weitgehend erhalten.
Dank einer neuen inneren Holzkonstruktion
und schlauer Dämmung
ist das Haus energetisch in bestem
Zustand. BaF
HOTEL INTERLAKEN VON 1906
Ein neuer Farbtupfer am Höheweg
in Interlaken
Die Fassade des Hotels Interlaken
war in die Jahre gekommen. Bei der
letzten Fassadenrenovierung wurde
ein Fassadenputz in Altrosa mit
Ecklisenen, Holzfassungen und
Jalousien in Grau gewählt. Sondierungsarbeiten
durch den Restaurator
sowie alte Fotos liessen auf eine
ganz andere bauzeitliche Farbgebung
schliessen: heller Putz, hellgraue
Fenstereinfassungen und Ecklisenen,
grüne Jalousien mit bunten Fenstern.
Die Bauherrschaft liess sich vom
ursprünglichen Konzept überzeugen.
Damit sich das Hotel vom Schloss
abhebt, wurden die Fensterläden in
einem helleren Grünton und die
Fensterrahmen in Ockerrot gestrichen,
was die Ergänzung mit
aussenliegenden Sprossen bedingte.
Gleichzeitig mit der Fassadenrestaurierung
wurden auch die Absturzsicherungen
der Balkone ergänzt
und das Wappenrelief am Turm auf
der Südseite aufgefrischt. RHA
Huttwil, Hohlenstrasse 4d
Massnahmen: Renovierung und Wiederherstellung,
2014
Bauherrschaft: Stiftung Sonnegg Huttwil
Architekten: A. Furrer und Partner, Bern
Restauratoren: Walter Ochsner, Bern
Handwerker: Habisreutinger Gebäudehülle
GmbH, Huttwil; Burkhalter Malerei, Huttwil;
Tolusso AG Stein-Industrie, Willisau; Peter Lüthi
Holzhandwerk, Schwarzenbach
Denkmalpflege: Stephan Zahno (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Huttwil, Nyffenegg 13
Massnahmen: Gesamtsanierung, 2010–2013
Bauherrschaft: Ruth Leuenberger und
Beat Berger
Handwerker: Beat Berger; Dubach Holzbau
AG, Hüswil; Sägesser Fenster AG, Aarwangen
Denkmalpflege: Hanspeter Ruch
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2010
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Interlaken, Höheweg 74
Massnahmen: Fassadenrestaurierung, 2015
Bauherrschaft: Hotel Interlaken AG
Architekten: ateliermarti architekten ag,
unterseen
Restauratoren: Roger Tinguely, Steffisburg
Handwerker: Jesus Dapena AG, Interlaken;
Frutiger Holzbau AG, Ringgenberg (Fenster);
Peter Rüegsegger AG, Interlaken; Dällenbach +
Co. AG, Interlaken (Malerarbeiten)
Denkmalpflege: Renate Haueter (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2015
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
50 OBJEKTE | OBJETS
SCHULHAUS VON 1955
Annäherung statt Kontrast
FABRIKGEBÄUDE VON 1888
«Nachgerüstete» Fenster
WOHNSTOCK VON 1788
Altes Amtshaus – aufgefrischt
Nach sechzig Jahren im täglichen
Gebrauch standen für die Schulanlage
Wandermatte eine Ertüchtigung,
eine energetische Sanierung sowie
Umstrukturierungen für eine zeitgemässe
Schulnutzung an. Um eine
überzeugende Gesamtlösung zu
erreichen, wurde 2011 ein offener
Wettbewerb ausgelobt, bei dem das
Projekt von Bienert Kintat aus Zürich
mit dem 1. Rang prämiert wurde.
Das Projekt und die Realisierung
zeichnen sich durch zurückhaltende
und präzise gestaltete Eingriffe im
Innen- und Aussenraum aus, welche
die Annäherung statt den Kontrast
zum Bestehenden suchen. Die Abtrennungen
der Gruppenräume
orientieren sich bspw. am Bestand
und der neu eingebaute Lift ist kaum
erkennbar und fügt sich selbstverständlich
in den Korridor. Diese Eingriffsstrategie
verstärkt den ursprünglichen
Charakter der Anlage
und ein harmonisches Ganzes ist
entstanden. FAS
Gleich bei zwei Liegenschaften in
Langenthal gelang es in den vergangenen
Jahren Fenster nachzurüsten,
ohne die bauzeitlichen Fenster vollständig
ersetzen und die Gestaltung
der Aussenfassade verändern zu
müssen. Zum einen betrifft dies das
«Nyffelerhaus» am Wuhrplatz, das
ursprünglich als Tabak- und Kaffeeersatzfabrik
errichtet wurde. Dort
konnten die äusseren Vorfenster
detailgetreu ersetzt werden, während
die Innenfenster beibehalten werden
konnten, sodass diese die Fassaden
des ehemaligen Fabrik- und heutigen
Wohnhauses nach wie vor prägen.
Zum andern ist dies auch beim reformierten
Kirchengemeindehaus
gelungen, das aus den 1950er Jahren
von Architekt Hans Müller aus
Burgdorf stammt und das auf der
Südseite grossflächige Fenster
aufweist. Im Zuge der Gesamtsanierung
konnten diese Fenster von
einem Schreiner mit IV-Scheiben
nachgerüstet werden. EMS
1788 lassen Vater und Sohn Niklaus
Joost, Löwenwirte, Textilhändler
und Baumwollfabrikanten in Langnau,
diesen ausgezeichneten Vertreter
eines repräsentativen grossgewerblichen
Wohnstocks erbauen.
In grösseren Dörfern entstehen
zwischen 1780 und 1830 Wohn- und
Gewerbehäuser im Stil und Dekor
patrizischer Landsitze. Diese werden
von einflussreichen und begüterten
Wirten, Gerbern, Müllern, Tuch- und
Käseherren in Auftrag gegeben.
Von 1803 bis 1817 ist der Stock Sitz
des neu geschaffenen Oberamtes
Signau, von daher auch die Bezeichnung
«Altes Amtshaus». Mit der
Erneuerung der Dachhaut, der Neueinkleidung
der Lukarnen, der Bereinigung
der Kamine und dem Neuanstrich
der Fassaden wurde die
Gebäudehülle in einen neuwertigen
Stand versetzt. Das Gebäude dient
heute als Wohnhaus und Bäckerei.
DOP
Köniz, Wabern, Eichholzstrasse 29
Massnahmen: Sanierung und Ertüchtigung
Schulanlage, 2013–2015
Bauherrschaft: Gemeinde Köniz
Architekten: Bienert Kintat Architekten, Zürich
Denkmalpflege: Fabian Schwarz
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2015
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Langenthal, Wuhrplatz 1 und
Melchnaustrasse 9
Massnahmen: Neue Vorfenster, 2013/14
Bauherrschaft: Eigentümergemeinschaft
Wuhrplatz 1, Reformierte Kirchgemeinde
Langenthal
Handwerker: studer holz raum werk gmbh,
Utzenstorf
Denkmalpflege: Eva Schäfer (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2007
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Langnau, Bernstrasse 12
Massnahmen: Dach- und Fassadenrestaurierung,
2013
Bauherrschaft: Johann Eichenberger
Architekten: ATS-Architektur GmbH, Anne
Tritten, Langnau
Restauratoren: Walter Ochsner, Bern
Handwerker: Stettler Polybau AG, Eggiwil
(Dachdecker- und Spenglerarbeiten), Bigler
Maler und Gipser AG, Langnau
Denkmalpflege: Dominique Plüss
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 1987
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
OBJEKTE | OBJETS
51
STÖCKLI VON 1866
Minergie im Speicherstöckli
REFORMIERTE KIRCHE VON 1709
Vorbild Berner Münsterchor?
SALLE DE SPECTACLE DE 1951/52
Pour que la fête continue
Die vorgefundene Grundrisseinteilung
sowie die Kornkästen im Obergeschoss
des solide gearbeiteten
Holzständerbaus von 1866 deuten
darauf hin, dass das Gebäude,
zumindest zeitweise, gleichzeitig als
Wohn- und Vorratsraum, als sogenanntes
Speicherstöckli genutzt
wurde. Auf der Anhöhe, hinter
Bauernhaus (datiert um 1750) und
Stöckli, steht die dem Ort namensgebende
«Hochwacht», das ehemalige
Wachthaus, von wo aus die
Einwohner bis Anfang des 19.
Jahrhunderts mit Höhenfeuern vor
Überfällen und Feuersbrünsten
gewarnt wurden. Das Stöckli wurde
mit grosser Sorgfalt, Detailtreue
und Eigenleistung der Bauherrschaft
so saniert, dass es (mit entsprechenden
inneren Dämmschichten, kontrollierter
Lüftung und Anlage für
erneuerbare Energien) nebst dem
üblichen Wohnkomfort heute auch
den Minergie-Standard erfüllt. DOP
1907 zog der damalige Münsterbaumeister
Karl Indermühle im Chor
der Pfarrkirche Münsingen eine
Stuckdecke mit Kreuzgratgewölbe
ein. Die Schlusssteine erhielten
farbige Evangelistensymbole, die
Gewölbeflächen Frucht- und Pflanzenranken
über Goldfriesen, alles
auf tiefblauem Grund. Während das
Farbkonzept zeittypisch war, erinnerten
die Ornamente stark an die Gewölbeausmalung
des Berner Münsterchors.
Später verschwand die
ganze Farbigkeit dieser Scheinarchitektur
unter einer weissen Übertünchung,
so dass das Kreuzgratgewölbe
ohne die gliedernde Malerei
künstlich und verloren erschien. Im
Rahmen der Modernisierungsarbeiten
von 2015 im Innern der Kirche
wurde im Chor der Zustand von 1907
wieder hergestellt. Damit wirkt hier
nun erneut die alte Einheit von Raum
und spektakulärer Farbigkeit. MG
Cette salle de spectacles construite
en 1951-1952 est une réalisation
intéressante de l’architecte Otto
Brechbühl (1889–1984). La rénovation
du bâtiment a fait suite à un
incendie survenu en 1990. De cette
architecture résolument contemporaine
au moment de sa construction
ont été conservées la structure
en béton et les baies groupées qui
soulignent la verticalité du bâtiment
et lui assurent un éclairage généreux.
Le propriétaire a décidé de
changer les fenêtres des façades
sud et nord. Une analyse des
couleurs a permis de restituer la
polychromie des années 1950.
Les fenêtres ont été reconstruites
avec des profils multicolores. RK
Langnau, Hochwacht 170a
Massnahmen: Gesamtsanierung, Aus- und
Umbau, 2013/14
Bauherrschaft: Anita und Roy Bachmann
Architekten: Roy Bachmann, Langnau
Handwerker: Enz Holzbau GmbH, Huttwil;
Elektro Liechti AG, Langnau; Wenger Fenster
AG, Wimmis
Denkmalpflege: Dominique Plüss
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2012
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Münsingen, Bernstrasse 23
Massnahmen: Innenrenovierung, 2014/15
Bauherrschaft: Reformierte Kirchgemeinde
Münsingen
Architekten: Gassner & Leuenberger
Architekten, Thun
Restauratoren: Fischer & Partner AG
Restauratoren, Bern
Handwerker: Farbwerk Herren AG, Münsingen
Denkmalpflege: Michael Gerber, Hanspeter
Ruch (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2006
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Saint-Imier, Rue des Jonchères 64
Mesures : Changement des fenêtres, 2014
Maître d‘ouvrage : Commune de Saint-Imier
Restaurateurs : Roland von Gunten, Renan
Artisans : J.-P. Gerber, menuiserie, Saint-Imier
Service des monuments historiques :
Laurie Lehmann (conseillère technique)
Mise sous protection : Canton 2014
Contributions : Canton (Fonds de loterie/POM)
52 OBJEKTE | OBJETS
EHEM. KEGELBAHN AUS DEM 19. JH.
Filigraner Ständerbau
Die ehemalige Kegelbahn mit
Anklängen an den Schweizer Holzstil
vervollständigt die gastronomisch
geprägte Baugruppe Regenhaldenstrasse
mit dem ehemaligen Gasthof
Regenhalde von 1888 (Haus Nr. 35)
und der Liqueur-Fabrik von 1890
(Haus Nr. 36). Der filigran wirkende
Ständerbau mit den beiden Pyramidendächern
und dem dazwischen
liegenden Satteldach ist ein rar gewordener
Vertreter seiner Baugattung.
Die für das Kegelspiel benötigten
Einrichtungen wie Abstossplatz,
Kegelbahn und Kegelhaus sind nicht
mehr vorhanden. Umso erfreulicher
ist es, dass mit viel Enthusiasmus,
Eigenleistung, Einfühlungsvermögen
und Liebe zum Detail die neuen
Eigentümer den Bau restauriert
haben. Dank dieses aussergewöhnlichen
Engagements und der einvernehmlichen
Zusammenarbeit aller
Beteiligten bleibt dieser Zeitzeuge für
künftige Generationen erhalten. STZ
PFERDEREGIEANSTALT VON 1890/92
Neue Nutzung in der Pferderegieanstalt
Steffisburg
Die eidgenössische Pferderegieanstalt,
erstellt von 1890 bis1892, in
Steffisburg, ursprünglich für bis zu
600 Pferde gebaut und zwischenzeitlich
als Armeemotorfahrzeugpark
AMP für fast ebenso viele Militärfahrzeuge
dienend, konnte einer neuen
Nutzung zugeführt werden. Die
schweizweit einzigartige Anlage
dient nun als «Schau»-lager für historisches
Armeematerial. Die hierzu
notwendigen Eingriffe und Einbauten
wurden allesamt reversibel (d.h., sie
können ohne Beschädigung der
Originalsubstanz wieder rückgängig
gemacht werden) ausgeführt. Die
Oberflächen der Stallungen blieben
mit ihren jahrzehntealten Gebrauchsspuren
erhalten. Die wertvollen
Wandbilder der Reithalle hingegen
wurden fachgerecht und sorgfältig
restauriert. FAS
BRUNNEN VON 1904
Seltene patentierte Mechanik ist
wieder in Betrieb
Während der Restaurierung der
malerischen Fabrikantenvilla im
Montlig wunderte sich der Bauberater
der Denkmalpflege über den
kuriosen Brunnen in ihrem Garten.
Es stellte sich heraus, dass der ovale
Aufbau über dem Tuffbrunnen mit
einer seltenen Mechanik ausgestattet
ist, dem patentierten System
der französischen Firma L. Jonet &
Cie in Raismes, Département Nord,
für einen «élévateur d’eau». Über
eine handbetriebene Kurbelmechanik
wird das Wasser in zwei Eimern
gefördert und in das Brunnenbecken
entleert. Eimer und Mechanik waren
stark verrostet. Einen Metallbauspezialisten
zu finden war nun die
grosse Herausforderung. Dies
gelang: Der Fachmann reinigte und
restaurierte die Metallteile sorgfältig
und setzte die Mechanik neu zusammen.
Der Brunnen funktioniert
wieder einwandfrei. BaF
Seeberg, Regenhaldenstrasse 35b
Massnahmen: Restaurierung ehemalige Kegelbahn,
2013/14
Bauherrschaft: Stephanie Stotz und
Andrew Simons
Handwerker: Andrew Simons (Projektleitung
und Zimmerarbeiten); Hannes Pulfer, Burgdorf
(Schreinereiarbeiten); Erich Gygax, Seeberg
(Spenglerarbeiten); Jörg GmbH, Bedachungen
und Fassaden, Grasswil
Denkmalpflege: Stephan Zahno (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2013
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Steffisburg, Motorparkstrasse Nr. 103/104
Massnahmen: Umnutzung, 2015
Bauherrschaft: armasuisse Immobilien, Bern
Architekten: Gähler und Partner AG,
Ennetbaden
Denkmalpflege: Fabian Schwarz
(Bauberatung Kanton), Daniel Külling (KOMZ
Denkmalschutz VBS)
Täuffelen, Montligstrasse N.N.
Massnahmen: Restaurierung der Brunnenmechanik
und des Trogs, 2014/2015
Bauherrschaft: Hélène Sironi und Lukas Weiss
Handwerker: metal Carlo von Ballmoos, Biel/
Bienne; Heinz Lehmann, Steinbildhauer,
Leuzigen
Denkmalpflege: Rolf Weber (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2015
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
OBJEKTE | OBJETS
53
WOHNHAUS UND GARAGE VON 1907/1932
Ungleiches Paar am Thuner
Aarebecken
Bei der Gesamtsanierung der
chaletartigen «Villa Choisy» wurden
im Inneren in aufwendiger Arbeit
die erhaltenen Täferungen und Parkettböden
der Wohnräume restauriert.
Die qualitätsvollen, geschwungenen
und differenziert sprossierten
originalen Fenster wurden restauriert,
jene gegen die lärmbelastete Hofstettenstrasse
hin detailgetreu ersetzt.
Die Farbzier am gut erhaltenen
Holzwerk wurde aufgefrischt. Als
eigentliche Trouvaille erwies sich das
originelle Garagengebäude von 1932,
welches zusätzlich einen Wintergarten-
und Atelierbereich mit Spindeltreppe
aufweist. Auch dieses grau
gefasste Nebengebäude in Massivbauweise
wurde originalgetreu
restauriert, Tore und Fenster aufgefrischt.
Die beiden ungleichen
Gebäude bilden trotz ihrer völlig
verschiedenen Baustile ein harmonisches
Paar. SMO
FABRIQUE D’HORLOGERIE DE 1923
Et elles basculent toujours
Cette ancienne fabrique d’horlogerie
construite vers 1923 a été transformée
en appartement-atelier afin de
redonner une nouvelle vie à un objet
intéressant du patrimoine architectural.
Le remplacement des fenêtres
a fait l’objet d’une réflexion approfondie.
Les anciennes fenêtres
basculantes ne répondant plus aux
normes d’isolation thermique, la
propriétaire a souhaité les remplacer.
Après de nombreuses discussions,
une solution a été trouvée. Les
fenêtres à bascule ont été remplacées
par de nouvelles, identiques,
sans possibilité toutefois d’insérer un
store entre deux verres comme
c’était le cas dans les anciennes.
A ce détail près, le travail de remplacement
a tenu ses promesses et
les nouvelles fenêtres à bascule en
bois ont pu être posées. RK
SPEICHER AUS DEM 17. JAHRHUNDERT
Imposanter Speicher mit Malereien
instand gesetzt
Der grosse, teilweise massive Speicher
stammt mit seinem gemauerten
Kern aus dem 17. Jahrhundert. Der
Holzaufbau muss im späten 18.
Jahrhundert aufgesetzt worden sein.
Der zum Gehöft Hofen 116 gehörende,
gut gelegene Speicher hatte
ein defektes Dach. Der hangseitige
Laubenteil hatte wegen eines Holzschopfanbaus
statische Schäden
erlitten. Diese Defekte mussten behoben
werden. Im Zuge dieser
Massnahmen wurde auch der später
angebaute Hühnerstall entfernt und
der Putz des gemauerten Erdgeschosses
restauriert. Die nur noch
fragmentarisch erhaltenen Kugelfriesmalereien
aus der Bauzeit
wurden gesichert und konserviert.
Die reibungslose Zusammenarbeit
der Eigentümerschaft mit der Denkmalpflege,
den beteiligten Handwerkern
und Restauratoren basierte
auf der Sympathie für dieses ungewöhnliche
Speichergebäude. EMS
Thun, Hofstettenstrasse 16 + 16b
Massnahmen: Restaurierung Wohnhaus und
Garagengebäude, 2013/14
Bauherrschaft: Katharina und Erich
Zimmermann, Gümligen
Architekten: beat huss gmbh architektur +
planung, Thun
Restauratoren: Roger Tinguely, Steffisburg
Handwerker: Pulfer Maler + Gipser AG, Thun;
Brenzikofer Holzbau AG, Wichtrach; Fritz Hänni,
Schreinerei, Belpberg
Denkmalpflege: Stefan Moser (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Tramelan, Rue des prés 6
Mesures : Remplacement des fenêtres,
2012–2014
Maître d‘ouvrage : Esther-Lisette Ganz
Architectes : JDF. raum und kunst, Bienne
Artisans : Gallina-Lus SA, menuiserie, Péry
Service des monuments historiques :
Olivier Burri (conseiller technique)
Mise sous protection : Canton 2013
Contributions : Canton (Fonds de loterie/POM)
Ursenbach, Hofen 116a
Massnahmen: Aussenrestaurierung, 2014/15
Bauherrschaft: Monika und Andreas Bernhard
Restauratoren: Fischer und Partner AG
Restauratoren, Bern
Handwerker: P. Graf AG, Bedachungen und
Fassaden, Ursenbach/Madiswil; ZAHO Zaugg +
Co, Zimmerei/Holzbau, Ursenbach
Denkmalpflege: Eva Schäfer (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
54 OBJEKTE | OBJETS
KIRCHE URTENEN VON 1966–1968
Meisterliche Lösung für den Chor
WASSERRAD- UND PUMPENHAUS, 19. JH.
Kein Trinkwasser
STÖCKLI VON 1817
Fast zerfallen – nun wieder bewohnt
Der frei komponierte Sichtbetonbau
des Architekten Edwin Rausser
wirkt auf der höchsten Erhebung von
Urtenen wie eine Skulptur. Beton,
Klinker, Holz und Glas prägen die
Stimmung des Kirchenraums. Für die
zeitgemässe Nutzung wünschte
sich die Kirchgemeinde insbesondere
eine praktischere Konzeption
des leicht ansteigenden Chors. Der
Architekt fand mit einem multifunktionalen
Podest eine meisterliche
Lösung: Das Holzmöbel ist stufenartig
für Chor- wie auch als flache
Ebene für Theateraufführungen nutzbar.
Den zentralen Gottesdienstort
unter monumentalem Leuchter
rahmen die originale Kanzel und ein
neuer, verschiebbarer Abendmahlstisch.
Seine einmalige Atmosphäre
verdankt der Kirchenraum dem
sorgfältigen Umgang mit alten und
neuen Elementen und einer ausgeklügelten
Lichtanlage. BaF
Wer wachen Auges durch Utzenstorf
streift, findet an mehreren Orten
über dem Bachlauf kleine steinerne
Häuschen; eines davon, gemauert
aus grossen Jurasteinquadern, steht
gleich vis-à-vis des Gasthofs Bären.
Dank dem lokalen Verein Radwerk
Landshut ist heute wieder für jedermann
augenfällig, wozu es einst gedient
hatte; es hat sein Innenleben
in Form eines aus Eisen und Holz
gebauten Wasser- und eines Schöpfrades
zurückerhalten. Aufgrund der
heute geringen Wassermenge im
Dorfbach wird das Rad zwar nicht
mehr zur Energiegewinnung genutzt,
aber das Schöpfrad füllt wieder
ein Brunnenbecken, das so selbstverständlich
an der Hausmauer steht,
als wäre es schon immer da gewesen
– nur trinkbar ist das Wasser
leider nicht. IMR
Das einzigartige Stöckli besteht aus
einem Wohngeschoss in Riegbauweise
über einem massiven, ehemals
verputzten Erdgeschoss. Der Bau
besticht durch seine qualitätsvollen
spätbarocken Elemente und durch
die grösstenteils erhaltene originale
Bausubstanz. Das Stöckli präsentierte
sich vor der Renovierung in
einem sehr schlechten Zustand.
Es war längere Zeit unbewohnt und
verlotterte zusehends. Nur durch
den aussergewöhnlichen Einsatz
der Bauherrschaft – von der Denkmalpflege
nach Kräften unterstützt –
gelang es, einen Grossteil der
historischen Substanz zu erhalten
und diesen bedeutenden Bau zu
retten. Das Gebäude wurde sorgfältig
renoviert und an die heutigen
Wohnbedürfnisse angepasst. Heute
dient es wieder als Stöckli, als
sogenannter Altenteil. STZ
Urtenen-Schönbühl, Friedhofweg 9
Massnahmen: Gesamtsanierung, 2010–2012
Bauherrschaft: Reformierte Kirchgemeinde
Jegenstorf Urtenen
Architekten: Architekturbüro Patrick Thurston,
Bern
Handwerker: Indermühle Bauingenieure, Thun;
David Normann, Ipsach (Akustik- und
Audioplanung); Amstein + Walthert AG, Zürich
(Lichtgestaltung & Bauphysik)
Denkmalpflege: Hanspeter Ruch
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Utzenstorf, Hauptstrasse 21b
Massnahmen: Sanierung Wasserrad und
Schöpfrad, 2014/15
Bauherrschaft: Verein Radwerk Landshut,
Eigentümer: Johannes Hubler-Burkhalter
Architekten: Verein Radwerk Landshut,
Utzenstorf
Handwerker: Verein Radwerk Landshut,
Utzenstorf
Denkmalpflege: Isabella Meili-Rigert
(Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2014
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
Wynigen, Breitslohn 157b
Massnahmen: Gesamtrenovierung, 2013–2015
Bauherrschaft: Familie Walter Zurflüh
Architekten: A+W Architekten AG, Kirchberg
Handwerker: Holzbau Riesen AG, Grasswil;
Beat Hubschmied, Langnau i.E. (Steinhauerarbeiten)
Denkmalpflege: Stephan Zahno (Bauberatung)
Unterschutzstellung: Kanton 2007
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/POM)
ENTDECKUNG | DECOUVERTE
55
Pionierhafte Stromproduktion
Das Kraftwerk Schattenhalb 2 am Reichenbach
Die Entwicklung im Strommarkt
und anstehende Konzessionserneuerungen
führten dazu, dass
in der Schweiz innerhalb weniger
Jahre fast alle kleinen Kraftwerke
aus der Frühzeit der Elektrizität
ausser Betrieb gesetzt
oder modernisisert wurden.
Nicht so das Kraftwerk Schattenhalb
2, das samt Turbinen und
Generatoren glücklicherweise
vollständig erhalten bleibt.
Die Zentrale 2 des Kraftwerks
Schattenhalb liegt hoch über dem
Talgrund und ist nur zu Fuss oder
über eine Betriebs-Haltestelle kurz
vor der Bergstation der Reichenbachfallbahn
erreichbar. Die Anlage
ist mit Pelton-Turbinen der «Ateliers
de construction mécaniques de Vevey»
und Generatoren der «Maschinenfabrik
Oerlikon» ausgestattet,
zwei Pionierfirmen der Schweizer
Maschinen- und Elektroindustrie.
Die grössere Turbinen-Generator-
Gruppe wurde seit 1926 kaum verändert,
die kleinere 1940 ersetzt.
Wie die Reichenbachfallbahn gehen
auch die Kraftwerke Schattenhalb
auf die Initiative der Hoteliers Elias
Flotron und Franz Josef Bucher zurück.
Das «Elektrizitätswerk Schattenhalb
AG» ging 1909 ans Netz.
1917 wurde das Werk vom Besitzer
einer Kalziumkarbidfabrik übernommen,
der 1926 die Zentrale Schattenhalb
2 als obere Stufe der Kraftwerksanlage
errichten liess. Seit
2010 vereint das Kraftwerk Schattenhalb
3 die beiden alten Druckstufen
in einer einzigen Anlage; der
Betrieb der Zentrale 2 wurde eingestellt,
die Zentrale 1 mit reduzierter
Produktion weiterbetrieben.
2015 nahm die BKW-Tochter EWR
Energie die Gesamterneuerung des
Kraftwerks Schattenhalb 1 in Angriff,
Turbinen- und Generatoren wurden
entfernt. Dasselbe war im Kraftwerk
Schattenhalb 2 vorgesehen. Kurz
vor der Demontage konnten Vertreter
von Denkmalpflege und Heimatschutz
das Gebäude erstmals auch
im Innern besichtigen. Die Begeisterung
über die vollständig erhaltene
Apparatur und den hohen industriegeschichtlichen
Wert der
gesamten Anlage war gross. Es gelang
in letzter Minute, die Bauarbeiten
zu stoppen und stattdessen
nach Möglichkeiten für den Erhalt zu
suchen. Eine neu gegründete Stiftung
prüft nun gangbare Wege, die
eindrückliche Maschinerie nachhaltig
zu bewahren und der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. BaF
56 AUSWAHL | SELECTION
Auswahl weiterer Bauprojekte 2014–2015
Biel/Bienne
- Albrecht-Haller-Str. 11
Wohn- und Geschäftshaus
Restaurierung Fassade
und ausgemaltes
Treppenhaus, Dachsanierung
- Alpenstrasse 33/35
Doppeleinfamilienhaus
Fassaden- und Fensterrenovierung,
Dachsanierung
- Bahnhofstrasse 1
Wohn- und Geschäftshaus
Umbau Erdgeschoss,
Einbau Tabakladen
- Bahnhofstrasse 11
Volkshaus
Restaurierung Saal und
Treppenhaus
- Champagneallee
Schulanlage Champagne
Beton- und Dachsanierung
- General-Dufour-Str. 30
Wohn- und Geschäftshaus
Renovierung Fassade
und Fenster, Dachsanierung
- General-Dufour-Str. 64a
Mehrfamilienhaus
Gesamtrenovierung
innen, Fassadenrenovierung
- Jakob-Rosius-Strasse 3
Villa
Renovierung Wohnung
Erdgeschoss
- Neuenburgstrasse 48
Ehem. Pächterhaus
Umbau und Renovierung
Wohnung 1. OG
- Nidaugasse 39
Wohnhaus mit Laden
Fassadenrenovierung
und Dachsanierung
- Paul-Robert-Weg 16
Kinderheim Ried
Gesamtsanierung
- Rennweg 68–82
Genossenschaftssiedlung
Fensterersatz in Holz
- Ring N.N.
Vennerbrunnen
Restaurierung Brunnenschale
und Pflästerung
- Schlösslistr. 35/37/39
Schulhaus Bözingen-
Mett «Chatelet»
Gesamtsanierung
- Seevorstadt N.N.
Strassenbauliche
Sanierung Nordachse
West
Restaurierung Mauern,
Zäune, Brunnen,
Einfassungen Rasenflächen
an Promenade
- Solothurnstrasse 1
Ehem. Drahtwerk,
Schraubenfabrik
Gesamtsanierung, neue
Nutzung
- Unterer Quai 23
Wohn- und Geschäftshaus
Umnutzung Erdgeschoss
- Unterer Quai 31a
Atelier
Fassadenrenovierung
- Wasenstrasse 34–46
Wohnüberbauung
Umbau, Sanierung und
Fassadenrenovierung
Büren an der Aare
- Aareweg 65
Bauernhaus
Umbau und Sanierung
- Hauptgasse 6
Wohn- und Geschäftshaus
Ausbau Dachgeschoss
zu Ärztezentrum
Burgdorf
- Bahnhofstrasse 35
Postgebäude
Aussensanierung,
Dachausbau und
Ertüchtigung Treppengeländer
- Bernstrasse 9
Ehem. Lager- und
Bürogebäude
Umbau und sanfte
Sanierung
- Hohengasse 13
Wohnhaus
Innenrenovierung und
Wiederherstellung
Alkovenzimmer mit
Böden und Ofen
- Kornhausgasse 7
Ehem. Städt. Kornhaus
Fassadensanierung
2. Etappe
- Metzgergasse 20
Wohnhaus
Umbau und Sanierung
- Oberburgstrasse 4
Villa, heute Wohnheim
Aussensanierung
Dotzigen
- Lyssstrasse 24
Alte Mühle
Sanierung Mahlanlage,
Dach und Verputz
Fassade
Erlach
- Amthausgasse 16
Pfarrhaus
Renovierung hinterer Teil
Herzogenbuchsee
- Bernstrasse 15
Umnutzung Erdgeschoss,
Fassaden- und
Dachsanierung
- Oberstrasse 2
Wohnhaus
Ausbau und Sanierung
Dachgeschoss, Fassadenrenovierung
und
Fensterersatz, Restaurierung
Gartenzaun
Hilterfingen
- Dorfstrasse 49
Mehrfamilienhaus
Gesamtsanierung
- Staatsstrasse 52
Schloss Hünegg,
Grottenanlage
Wiederherstellung in
drei Etappen
Iseltwald
- Dorf 29
Haus Bären
Gesamtsanierung
Jegenstorf
- General-Guisanstr. 5
Schloss Jegenstorf
Restaurierung Südfassade
Kiesen
- Bahnhofstrasse 22
Bauernhaus
Um- und Ausbau
Kirchberg
- Eystrasse N.N.
Sonntagsschullokal der
Fabrik Elsässer
Umbau und Renovierung
Köniz
- Juchstrasse 9
Altes Schulhaus Niederwangen
Sanierung der Fassaden
und der Innenräume
- Liebewilstrasse 162
Ofenhaus
Renovierung
- Muhlernstrasse N.N.
Historische Schlossmauer
Sanierung
- Muhlernstrasse 3
Pfarrhaus
Sanierung Riegausfachung,
neue Fenster
nach historischem
Vorbild, neue Bodenbeläge,
Restaurierung
AUSWAHL | SELECTION
57
Festsaal inkl. Wiedereinbau
Kachelofen
Koppigen
- Hauptstrasse 3
Kirche
Gesamtsanierung
Krauchthal
- Dorfstrasse 21
Bauernhaus
Umbau und Sanierung
- Ey 144
Stöckli
Ausbau und Gesamtsanierung
Leuzigen
- Bürenstrasse 27
Kirche
Sanierung Kirchturm
und Glockenstuhl
Ligerz
- Dorfgasse 19
Ehem. Herbsthaus der
Klosterlandvogtei
Thorberg
Um- und Ausbau
Dachgeschoss
Linden
- Egglishäusern 141a
Ofenhausspeicher
Gesamtsanierung
Moosseedorf
- Schlössliweg 6
Wohnstock
Fassadenrenovierung
Moutier
- Rue Industrielle 18
Usine
Assainissement et
amélioration thermique
du toit
Mühleberg
- Buchstrasse 5
Kirche
Sanierung Kirchturm
Nidau
- Balainenweg 25
Schule Balainen
Renovierung
- Hauptstrasse 28
Wohn- und Geschäftshaus
Umbau und Sanierung,
Restaurierung des
Interieurs
Oberdiessbach
- Schloss-Strasse 125
Bauernhaus
Um- und Ausbau
- Thunstrasse 5
Ehem. Rest. Bären
Umfassende Teilsanierung
Renan
- Envers des Convers 40
Pigeonnier
Restauration
- Place Ami-Girard 3
Restauration des
façades et de la toiture
Rüdtligen-Alchenflüh
- Hauptstrasse 9
Villa
Um- und Ausbau
Rüegsau
- Rüegsaustrasse 1
Restaurant Sonne
Fenstersanierung,
Abbruch Saal
Saanen
- Chilchgasse 5
Kirche
Schindeleindeckung von
Kirchenschiff und Turm
Saint-Imier
- Rue Francillon 2
Restauration de
l'enveloppe, aménagement
d’une boutique
Schüpfen
- Schwanden 49a
Speicher und Ofenhaus
Umnutzung
Seeberg
- Bergstrasse 11
Kirche
Sanierung Kirchhofmauer
Spiez
- Bahnhofstrasse 12
Bahnhof
Gesamtsanierung und
Restaurierung Fassaden
Steffisburg
- Bernstrasse 96
Schulhaus
Erweiterung und Sanierung
Sumiswald
- Eichholzstrasse 6
Bauernhaus
Sanierung Wohnteil und
Umbau Ökonomieteil
Tavannes
- Rue du Général Voirol 7
Eglise
Restauration des vitraux
et sauvegarde du
clocher
- Rue du Foyer 4
Immeuble
Réfection de la toiture,
remplacement des
volets et peinture des
façades et toiture
Thun
- Scheibenstrasse 25
Wohlfahrtshaus
Gesamtsanierung
- Schlossberg 12
Stadtkirche Thun
Gesamtsanierung
Tramelan
- Collège 13
Halle de gymnastique
Transformations et
restaurations
Twann-Tüscherz
- Burgweg 8
Ehem. Rebhaus
Um- und Ausbau,
Fassadenrenovierung
Wangen an der Aare
- Vorstadt 15/17
ehem. Bauernhaus
Gesamtsanierung
58 VERLUSTE | PERTES
Verlorene Bauten
TRACHSELWALD, ÄBNIT 46
Bauernhaus von 1832
Das als erhaltenswert eingestufte
Bauernhaus ist Mitte April 2015 bis
auf die Grundmauern abgebrannt.
Die Bewohnerinnen und Bewohner
verloren ihr ganzes Hab und Gut.
Anfang 2016 haben die Arbeiten für
den Ersatzneubau begonnen.
OBERBURG, KRAUCHTHALSTRASSE 26A
Stöckli mit Kern von 1703
Trotz diverser Gutachten, Kostengutsprachen
und einer vorfinanzierten
Machbarkeitsstudie für einen
Wohn- und Atelierumbau konnte das
Stöckli, das nach jahrzehntelangem
Leerstand und ungenügendem
Dachunterhalt zu einer Gefahr für
die Passanten geworden war, nicht
gerettet werden.
SCHATTENHALB, GRIMSELSTRASSE 53/53A
Doppelwohnhaus von 1851
Das schützenswerte Wohnhaus und
die dazugehörige Scheune fielen im
November 2015 einem verheerenden
Brand zum Opfer. Einige Teile der
reich verzierten Hauptfront und der
Sockelbereich blieben zwar verschont,
konnten jedoch aufgrund der
insgesamt starken Zerstörung und
der grossen Löschwasserschäden
nicht erhalten werden.
SCHWANDEN, OBERSCHWANDERSTR. 42
Bauernhaus von 1728
Das Bauernhaus in Schwanden
bei Brienz gehörte zu den ältesten
datierten Bauten in der Gemeinde.
Trotz einer Baubewilligung für
die Restaurierung wurden zuerst
der Blockbau und anschliessend die
Bruchsteinmauern vollständig
abgebrochen. Ein für das Ortsbild
von Schwanden wertvolles Gebäude
ist unwiederbringlich zerstört.
EINBLICKE | APERÇUS
59
Von Ofenkacheln umgeben
Einblick in den Arbeitsalltag von Ivana Wyniger
Ivana Wyniger erfasst und dokumentiert
eine umfangreiche historische
Ofensammlung. Diese
beinhaltet Werke des bekannten
Kachelofenmalers Johann Heinrich
Egli und viele weitere Ofenvariationen.
Der Raum im obersten Geschoss eines
Gewerbebaus ist gross, wird
jedoch nahezu bis zum letzten Zentimeter
genutzt: Unzählige Bananenschachteln
und Holzharassen türmen
sich im vorderen Bereich, dahinter
stehen ordentlich aufgereiht stabile
Holzkisten neueren Datums. «Hier
befinden sich über hundert Öfen»,
erklärt Ivana. Das vermeintliche Sammelsurium
hat System: «In den Bananenkisten
und Harassen befinden
sich Ofenkacheln, die ich noch nicht
erfasst und dokumentiert habe. Sobald
ein Ofen bearbeitet ist, verpacke
ich die einzelnen Kacheln in eine neue
Holzkiste und lege das Datenblatt bei.»
Die Kachelöfen stammen aus verschiedenen
Regionen der Schweiz,
hauptsächlich aber aus dem Kanton
Bern. Als es darum ging, die bedeutsame
Sammlung aufzulösen, wurde
sie deshalb der Denkmalpflege des
Kantons Bern angeboten. Immer wieder
werden Kachelöfen aus dem Bauteillager
der Denkmalpflege in geeignete
Gebäude eingebaut, daher
schien es sinnvoll, die Sammlung in
den Bestand aufzunehmen.
Die Sammlung wurde in der Folge
vorübergehend eingelagert. Die Aufarbeitung
und Eingliederung ins
Bauteillager stand vorerst nicht zur
Diskussion, wurde jedoch aktuell, als
Ivana Wyniger bei der Denkmalpflege
ein Praktikum absolvieren wollte. Sie
ist gelernte Steinbildhauerin und belegt
zurzeit den Masterlehrgang
Denkmalpflege und Umnutzung an
der Fachhochschule Burgdorf. Ein
Glücksfall für die Denkmalpflege:
Ivana verlängerte ihr Praktikum und
nahm unter Anleitung der Ofenspezialisten
der Denkmalpflege die Dokumentation
der Öfen in Angriff.
Im Moment liegen alle Kacheln des
Ofens Nummer 54 ausgebreitet auf
dem Boden. «Es ist jeweils wie Weihnachten,
wenn ich einen neuen Ofen
angehe und die Kacheln auspacke»,
erzählt Ivana. Sie prüft dann die Vollständigkeit
des Ofens und erstellt
eine massgenaue Zeichnung des aufgebauten
Zustands und der Profilschnitte.
Die Kacheln werden fotografiert,
nummeriert und digital erfasst,
was auch wissenschaftlichen Zwecken
dient. «Mit dieser Bauanleitung
kann man einen Ofen relativ einfach
einbauen», erläutert Ivana. Einer der
Öfen soll demnächst in der Propstei
Interlaken installiert werden – die beste
Art, Kulturgüter zu bewahren. BaF
60 ZAHLEN | CHIFFRES
Die Denkmalpflege in Zahlen – 2015
ARBEITSGEBIET
BAUBERATUNG
UND SCHUTZ-
OBJEKTE
CHAMP D’ACTION
DES CONSEILLERS
TECHNIQUES ET
OBJETS CLASSÉS
BEHANDELTE
GESCHÄFTE
Objekte der Denkmalpflege
des Kantons Bern (ohne Stadt
Bern)
AFFAIRES
TRAITÉES
Objets du Service des monuments
historiques (sans la
ville de Berne)
3734 478
117
403’567
100%
Total Bauten im Kanton Bern
(ohne Stadt Bern)
Total des bâtiments en canton de
Berne (sans la ville de Berne)
30’000
7,4%
Von der Denkmalpflege
betreute Bauten
(ohne Stadt Bern)
6’073
1,5%
Bauten unter Schutz des
Kantons oder des Bundes
(ohne Stadt Bern)
Bâtiments sous la
protection du Canton
ou de la Confédération
(sans la ville de Berne)
Bâtiments et projets de
construction accompagnés par
le Service des monuments
historiques (sans la ville de Berne)
Quellen | Sources: 1*, 2*, 3*
Betreute Bauten und
Bauvorhaben
Bâtiments et projets
de construction
accompagnés
ABKLÄRUNGEN
ARCHIV, FOR-
SCHUNG & BAU-
DOKUMENTATION
Anzahl Abklärungen
Nombre de clarifications
332
Beitragsgeschäfte
(ausbezahlt durch
Lotteriefonds)
Dossiers de
contribution
financière
(versés par le
Fonds de loterie)
CLARIFICATIONS
ARCHIVES,
RECHERCHE &
DOCUMENTATION
TECHNIQUE
Externe
Anfragen
Archiv und
Forschung
Stellungnahmen zu
Wettbewerben und
Planungsvorhaben
Prises de position
concernant des
concours et projets
de planification
Quellen | Sources: 2*, 3*
Demandes
extérieures
archives et
recherches
1525
Total
1193
Interne Abklärungen
Archiv,
Forschung und
Baudokumentation
zu Geschäften
der Bauberatung
Demandes
internes archives,
recherche et
documentation
technique
concernant des
dossiers actuels
des conseillers
techniques
Quellen | Sources: 2*
ZAHLEN | CHIFFRES
61
Le Service des monuments historiques
en chiffres – 2015
FINANZHILFEN
CONTRIBUTIONS
FINANCIÈRES
FOLGE-
INVESTITIONEN
INVESTISSE-
MENTS
Objekte der Denkmalpflege
des Kantons Bern (ohne Stadt
Bern)
Ausbezahlte Finanzhilfen
aus Mitteln des kantonalen
Lotteriefonds
12,6 Mio. CHF
Contributions financières
versées grâce à des
prélèvements opérés sur
le Fonds de loterie
Ausbezahlte Finanzhilfen
des Bundesamts für Kultur
Objets du Service des monuments
historiques (sans la
ville de Berne)
Der Schutz und die Pflege von
Baudenkmälern, geschichtlichen
Stätten und Ortsbildern tragen
wesentlich zur Erhaltung der
kulturellen Identität und Vielfalt
unseres Kantons bei. Die Vielfalt
des gebauten Erbes bildet eine
wichtige Grundlage für den Tourismus
und ist volkswirtschaftlich
von Bedeutung. Die öffentliche
Hand löst mit dem Beitrag in der
Höhe eines Frankens Investitionen
von acht weiteren Franken
im Zusammenhang mit der Erhaltung
des gebauten Erbes aus.
La protection et la conservation
du patrimoine bâti (monuments
historiques, sites historiques,
sites construits) font partie des
tâches qui contribuent de
manière significative au maintien
de l’identité et de la diversité
culturelles de notre pays. Des
enquêtes portant sur les intérêts
culturels du public montrent que
les Suisses sont attachés à la
conservation de leur patrimoine.
Le tourisme et l’économie tirent
un grand bénéfice de la diversité
exceptionnelle des monuments
et des paysages culturels.
Chaque franc alloué par les
pouvoirs publics à la conservation
du patrimoine bâti génère huit
francs d’investissement.
1,6 Mio. CHF
Contributions financières
versées de l’Office fédéral
de la culture
Quellen | Sources: 2*, 3*
1 CHF
8 CHF
KOSTEN
PRO KOPF
Pro Kopf der Kantonsbevölkerung
generiert die Denkmalpflege
einen Kostenaufwand
von rund 7 Franken.
COÛTS PAR
HABITANT
Le service des monuments
historiques génère des coûts
de 7 francs par habitant de la
population du canton.
Beitrag
Contribution
Folgeinvestitionen
Investissements
Quellen | Sources: 4*
7,16
CHF
Quellen | Sources: 3*, 5*
*Quellen | Sources:
1 Amt für Geoinformation, BEGID, Total Gebäude 2015 |
Office de l'information géographique, BEGID, bâtiments Total 2015
2 Geschäftsstatistik der Denkmalpflege des Kantons Bern |
Statistiques du Service des monuments historiques du canton de Berne
3 Datenbank Lotteriefonds/Polizei- und Militärdirektion des Kantons Bern |
Base de données du Fonds de loterie/Direction de la police et des
affaires militaires
4 Zitiert in der Kulturbotschaft 2012–2015. Quelle: NIKE, Die volkswirtschaftliche
Bedeutung der Denkmalpflege in der Schweiz, Bern und Zürich, Mai
1991 (aktuellere Studien sind nicht verfügbar). |
Cité dans le message sur la culture 2012–2015. Source: NIKE, Die volkswirtschaftliche
Bedeutung der Denkmalpflege in der Schweiz, Bern und
Zürich, Mai 1991 (des études plus actuelles ne sont pas disponibles).
5 FIS 2000
62 PUBLIKATIONEN | PUBLICATIONS
Baukultur per App und
Internet entdecken
Baudenkmäler begleiten und prägen
uns im Alltag. Sie sind die baulichen,
authentischen Zeugnisse unserer Geschichte
und Kultur. Die Baudenkmäler
des Kantons Bern sind im Bauinventar
erfasst, beschrieben und bewertet. Die
Daten des Bauinventars sind online
oder per Smartphone-Applikation einsehbar.
Interessierten Privatpersonen,
Gemeinden oder Bauschaffenden
steht damit ein praktisches Recherche-Instrument
zur Verfügung.
Die digitale Abfrage präsentiert einen
aktuellen, aber rechtlich nicht verbindlichen
Datenauszug aus dem
Bauinventar. Die rechtsgültige Ausgabe
des kantonalen Bauinventars
liegt auf den Gemeinden und auf
den Regierungsstatthalterämtern in
gedruckter Form vor.
Bauinventar online
Auf der Internetseite der Denkmalpflege
ist das Inventar unter «Bauinventar
online» zu finden. Die Suche
erfolgt mit Hilfe einer einfachen
Suchmaske. Via Gemeinde oder
Adresse kann gezielt nach Baudenkmälern,
nach ihrer Bewertung oder
nach geschützten Baudenkmälern
gesucht werden. Im Suchergebnis
sind die Baudenkmäler mit einer
Fotografie illustriert, dazu erläutert
ein Kurztext die besonderen Qualitäten
des Objekts sowie seine
fachliche Bewertung.
denkmappBE
Per Smartphone oder Tablet erfolgt
der Zugriff auf das Bauinventar mit
der Applikation «denkmappBE».
Diese kann in den Stores für Apple,
Android und Windows kostenlos
heruntergeladen werden. Die Suche
erfolgt via Gemeinde oder Adresse.
Das Suchergebnis liefert zusätzlich
zum beschreibenden Kurztext
mit Foto auch eine Kartenansicht
des jeweiligen Objekts.
Das Bauinventar im Geoportal
Das Geoportal der Bau-, Verkehrsund
Energiedirektion BVE ist die
offizielle Publikationsplattform des
Kantons Bern für Geoinformationen.
Das Bauinventar ist im Kartenangebot
des Geoportals zu finden.
Die Kartenanwendung ermöglicht
die übersichtliche Lokalisierung der
Baudenkmäler und bietet einen
Überblick über den ganzen Kanton.
Die Suche nach Baudenkmälern,
Baugruppen oder Strukturgruppen
erfolgt über die Zoomfunktion oder
über die Adresse.
www.be.ch/geoportal
www.be.ch/denkmalpflege
PUBLIKATIONEN | PUBLICATIONS
63
Découvrir le patrimoine bâti
en ligne et sur App
Les monuments historiques nous accompagnent
au quotidien. Ils sont les
témoins architecturaux authentiques
de notre histoire et de notre culture.
Les monuments historiques du canton
de Berne sont recensés, décrits et
évalués techniquement dans le recensement
architectural. Ce dernier est
disponible sur Internet et via une application
mobile.
Le recensement architectural constitue
donc un outil de recherche
pratique pour les particuliers intéressés,
les communes et les spécialistes
du bâtiment. Les données numériques
sont un extrait actuel et non
contraignant sur le plan juridique du
recensement architectural. La version
légalement valide de celui-ci est
disponible au format papier dans les
communes et dans les préfectures.
Recensement architectural
en ligne
Sur la page Internet du Service des
monuments historiques, l’application
en ligne du recensement architectural
se trouve sous la rubrique « Recensement
architectural en ligne ».
A l’aide d’un masque de recherche
simple, elle permet une recherche
par commune, adresse, appréciation
ou par monument historique classé.
Dans la liste des résultats, les monuments
sont accompagnés d’une
photo, d’un texte bref présentant
leurs principales caractéristiques et
d’une indication sur leur classement.
denkmappBE
L’application « denkmappBE »
(en allemand) permet d’accéder au
recensement architectural sur smartphone
ou tablette. Elle peut être
téléchargée gratuitement depuis
l’App Store, l’Android Market et le
Windows Store. La recherche est
ciblée par commune ou par adresse.
Les résultats sont présentés au
moyen d’un texte succinct, d’une
photo et d’une carte.
Le recensement architectural sur
le géoportail
Les objets du recensement architectural
figurent également dans l’offre
cartographique du géoportail de
la Direction des travaux publics, des
transports et de l’énergie (TTE), la
plate-forme officielle du canton de
Berne pour la publication des informations
géographiques. Grâce à
l’utilitaire de carte, il est facile d’obtenir
un aperçu de la localisation des
monuments historiques sur tout
le territoire cantonal. On trouve ainsi
aisément les objets souhaités au
moyen d’une fonction de recherche
ciblée par monument, par ensemble
bâti ou par ensemble structuré ou
encore en les cherchant sur la carte
par leur adresse ou en zoomant.
www.be.ch/geoportail
www.be.ch/monuments-historiques
64
TERMINE | CALENDRIER
Termine | Calendrier 2016
Denkmalpflegepreis
2016 verleiht die Denkmalpflege
des Kantons Bern bereits zum
siebten Mal einen Anerkennungspreis
für die Restaurierung und
Weiterentwicklung eines Baudenkmals.
In diesem Jahr geht die Auszeichnung
an die Besitzerinnen und
Besitzer eines Doppel-Einfamilienhauses
von 1903. Die beiden Bauherrschaften
haben die Interieurs
ihrer Hausteile unabhängig voneinander
pragmatisch an die eigenen
Bedürfnisse angepasst und
sorgfältig restauriert. Bewährtes
wurde belassen, die Infrastruktur
mit wenigen Eingriffen optimiert.
Genauso pragmatisch entwickelten
die Bauherrschaften für die gemeinsame
Fassadenrestaurierung
ein Farb- und Materialkonzept, das
auch bei zukünftigen Unterhaltsarbeiten
den Rahmen vorgeben wird.
Spezialpreis
Der Spezialpreis 2016 würdigt das
Engagement einer Bauherrin, die
sich mit viel Elan für einen ehemaligen
Lager- und Gewerbebau von
1860 in Burgdorf eingesetzt hat.
Das Porträt der beiden ausgezeichneten
Objekte erscheint in
der Zeitschrift UMBAUEN+
RENOVIEREN. Das Separatum der
Reportage kann bei der Denkmalpflege
bestellt werden.
Ausstellung in Bern
vom 20. Mai bis 18. Juni 2016
Galerie Kornhausforum
Di–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–17 Uhr
Ausstellung in Biel
vom 21. Juni bis 24. Juli 2016
Neues Museum Biel
Di–So 11–17 Uhr
Prix des monuments
historiques
C’est la septième fois que le Service
des monuments historiques
du canton de Berne a décerné son
prix, qui distingue la restauration
et l’aménagement d’un bâtiment
historique.
En 2016, le prix des monuments
historiques est décerné aux deux
maîtres d’ouvrage d’une maison
jumelée de 1903 à Bienne. Les
propriétaires ont restauré leur intérieur
indépendamment les uns
des autres avec beaucoup de soin
et avec un approche pragmatique,
axée sur la substance bâtie
ancienne. Ils ont amélioré l’équipement
en ménageant la substance,
laissant des éléments éprouvés.
Conjointement ils ont restauré la
façade et créé pour cela une gamme
de couleurs et de matériaux. Ce
programme servira de guide pour
de futurs travaux d’entretien.
Prix spécial
Le prix spécial 2016 récompense
quant à lui l’engagement d’un
maître d’ouvrage de Berthoud, qui
s’est investi corps et âme dans la
restauration d’un ancien bâtiment
artisanal.
Le portrait des deux objets récompensés
paraîtra dans la revue
UMBAUEN+RENOVIEREN. Le
tiré à part du reportage peut être
commandé auprès du Service des
monuments historiques.
Exposition à Berne
du 20 mai au 18 juin 2016
Galerie Kornhausforum
ma–ve 10–19h, sa 10–17h
Exposition à Bienne
du 21 juin au 24 juillet 2016
Nouveau Musée Bienne
ma–di 11–17h
Denkmalpflegepreis 2016:
Doppelwohnhaus in Biel |
Prix des monuments historiques
2016 : maison jumelée à Bienne
TERMINE | CALENDRIER
65
Führungen 2016:
Ortstermin Fachwerk
Der neue Führungszyklus der
kantonalen Denkmalpflege präsentiert
von Juni bis November eine
bunte Reihe von Besichtigungen.
Treffen Sie uns vor Ort!
Zusätzliche Informationen:
www.be.ch/denkmalpflege
Visites 2016 : Fachwerk,
venir pour voir
Dans le cadre de son nouveau
cycle de visites, qui s’étendra de
juin à novembre, le Service des
monuments historiques permettra
au public de découvrir toute une
série de bâtiments uniques.
N’hésitez pas à venir nous voir !
Informations complémentaires :
www.be.ch/monuments-historiques
Burgdorf: Gewerbecharme
und Gebrauchsspuren
9. Juni, 18 Uhr, Bernstrasse 9
Biel/Bienne: Ästhetik und
Qualität | Esthetique et qualité
16. Juni, 18 Uhr | 16 juin, 18 h,
Alpenstrasse 33/35
Taubenlochschlucht:
Sommer-Schlucht-Wanderung
21. Juli, 18 Uhr, Bushaltestelle
«Taubenloch» (mit Anmeldung)
La Neuveville:
Le bon goût de vivre en ville
25 aôut, 18 h, Rue du Marché 17
Gsteig: Der Apfelschuss
in Gsteig bei Gstaad
20. Oktober, 18 Uhr, Müligässli 4
Steffisburg: Pferderegieanstalt –
neue Nutzung
17. November, 17.45 Uhr, Schwäbisstrasse
56 (mit Anmeldung)
Spezialpreis 2016: ehem. Lagerund
Gewerbebau in Burgdorf |
Prix spécial 2016 : ancien bâtiment
artisanal à Berthoud
Europäische Tage
des Denkmals
Journées européennes
du patrimoine
Die 23. Ausgabe der Europäischen
Tage des Denkmals findet zum
Thema «Oasen» statt und rückt
Entspannungsorte aller Art ins
Scheinwerferlicht: Von historischen
Gärten, Landschaftsparks und
urbanen Plätzen bis zu gestalteten
Firmenarealen und Kulturlandschaften.
Das detaillierte Programm ist ab
Juli im Internet aufgeschaltet:
www.be.ch/denkmalpflege
La 23e édition des Journées
européennes du patrimoine
sera consacrée au thème « Oasis
des villes, oasis des champs » et
met en évidence toutes sortes
de lieux de détente : jardins historiques,
parcs paysagers, places,
cités-jardins, jardins et parcs de
grandes entreprises ou paysages
humanisés.
Le programme sera disponible sur
notre site internet à partir de juillet :
www.be.ch/monuments-historiques
66
PERSONELLES | PERSONNEL
Mitarbeitende | Employés
Stand Anfang April 2016 |
Etat début avril 2016
59 Personen teilen sich 42 Vollzeitstellen
(inklusive befristete Projektstellen)
| 59 personnes se partagent
42 postes à plein temps (postes de
projet à durée déterminée inclus)
Abteilungsleitung |
Direction de la section
Michael Gerber (MG)
Stab | Etat-major
Barbara Frutiger (BaF)
Beat Käsermann
Doris Sommer
Beatrice Stadelmann
Bau- und Ortsbildpflege |
Conseils techniques et conservation
des sites construits
Tatiana Lori, Leitung | direction
Lukas Auf der Maur
Anne-Marie Biland
Olivier Burri
Peter Ernst
Sandra Grossenbacher
Renate Haueter (RHA)
Fritz Hebeisen
Laurie Lehmann
Isabella Meili-Rigert (IMR)
Stefan Moser (SMO)
Dominique Plüss (DOP)
Hanspeter Ruch
Eduard Salzmann
Eva-Maria Schäfer (EMS)
Ralph Schmidt
Fabian Schwarz (FAS)
Adrian Stäheli
Rolf Weber
Ivana Wyniger
Stephan Zahno (STZ)
Forschung und Bauinventar |
Recherche et recensement
architectural
Richard Buser, Leitung | direction
Heinrich Christoph Affolter
Zita Caviezel
Maria D'Alessandro
Jürg Hünerwadel
Katrin Kaufmann
Edith Keller
Katja Köhler-Schneider
René Kölliker (RK)
Andrea Liechti
Isabelle Roland
Andrzej Rulka
Ursula Schneeberger
Robert Walker
Matthias Walter
Andrea Zellweger
Baudokumentation und Archiv |
Documentation technique et
archives
Barbara Imboden, Leitung | direction
Ester Adeyemi
Rolf Bachmann
Peter Bannwart (PB)
Jürg Frey
Nicole Habegger
Beat Schertenleib
Elisabeth Schneeberger
Nicole Wälti
Esther Wetli
Hans Peter Würsten
Support
Regina Fedele Gerber, Leitung |
direction
Karin Aufenast
Karin Bolliger
Sophie Burri
Christina Mooser
Ruth Thomet
Ausblick | Perspectives
In Szene gesetzt
Oft sind es Details, die einen Bau
wirksam in Szene setzen:
Der repräsentative Bauschmuck
demonstriert den Macht- und
Prestigeanspruch seines Bauherrn
oder seiner Bauherrin, die auffällige
Beschriftung eines Industriebaus
ist Teil des Marketingkonzepts, die
Beleuchtung inszeniert die Architektur
bei Nacht, das Wirtshausschild
ist unentbehrlich für das
Gasthaus. Das «Fachwerk» 2017
rückt die Details ins Zentrum.
Mise en scène
Souvent, ce sont les détails qui
mettent véritablement un bâtiment
en scène : les décors ornant un
bâtiment assoient le pouvoir d’un
maître d’ouvrage, une inscription
caractéristique apposée sur un
bâtiment industriel fait partie intégrante
du concept marketing, un
éclairage subtil dévoile la nuit des
éléments d’architecture insoupçonnés
et que serait une auberge sans
son enseigne typique ? Dans la revue
« Fachwerk » 2017, les détails sont
projetés sur le devant de la scène.
IMPRESSUM
67
Der Tipp
Geschichten vom Bauen.
Ein Sachbuch von Globi
Globi entdeckt das Bauen. Er
erkundet Baustellen, trifft Architekten
und Bauleute, die ihm Einblicke
in ihre Arbeit gewähren. Auf einfache
und spannende Art wird Wissenswertes
zu den Themen Bauen,
Architektur, Heimatschutz und
Stadtentwicklung vermittelt. Globi
macht auch Bekanntschaft mit
Ferien im Baudenkmal, der Stiftung
des Schweizer Heimatschutzes, und
lernt das Huberhaus in Bellwald
kennen. Das Buch bietet Gross und
Klein umfassende, spannende und
unterhaltsame Informationen.
Die verschiedenen Themen sind in
Zusammenarbeit mit Köbi Gantenbein
von der Zeitschrift Hochparterre,
mit dem Heimatschutz Schweiz
und mit weiteren Fachleuten aus den
verschiedenen Bereichen erarbeitet
worden.
Ein Buch für Kinder von 7 bis 12
Jahren – aber auch für interessierte
Erwachsene.
Geschichten vom Bauen.
Ein Sachbuch von Globi
Text: Hubert Bächler, Illustrationen:
Daniel Müller. Globi Wissen Band 5, 2010.
96 Seiten, gebunden, 17 x 28.5 cm,
ISBN 978-3-85703-372-8.
Impressum
Herausgeber | Editeur
Erziehungsdirektion des Kantons
Bern, Amt für Kultur, Denkmalpflege
| Direction de l’instruction
publique du canton de Berne,
Office de la culture, Service des
monuments historiques
Redaktionsteam |
Equipe de rédaction
Richard Buser
Barbara Frutiger
Michael Gerber
Tatiana Lori
Doris Sommer
Beatrice Stadelmann
Gestaltung | Graphisme
Bernet & Schönenberger, Zürich
Layout | Mise en page
Katrin Kaufmann
Druck | Impression
Stämpfli Publikationen AG, Bern
Bestellung | Commande
Denkmalpflege des Kantons Bern
031 633 40 30
denkmalpflege@erz.be.ch
Abbildungsnachweise |
Crédits iconophiques
Yves André, St-Aubin-Sauges: S. 6
(rechts); Atelier Wehrlin, Wünnewil:
S. 18, S. 19 (beide); Rolf Bachmann,
Denkmalpflege des Kantons Bern:
S. 23 (rechts); Bauinventar, Denkmalpflege
des Kantons Bern: S. 4, S. 5,
S. 6 (links), S. 8, S. 26, S. 27, S. 50
(Mitte), S. 58 (alle), S. 66; Jacques
Bélat, Courtemautruy: S. 27 (unten),
S. 47 (Mitte); Urs Bertschinger, Biel/
Bienne: S. 23 (links); Markus Beyeler,
Hinterkappelen: S. 2, S. 26 (unten);
BHP Raumplan AG, Bern: S. 17
(links); Christine Blaser, Schär Buri
Architekten, Bern: S. 10 (beide);
Daniel Brotschi, ars viridis GmbH,
Biel/Bienne: S. 43 (beide), S. 65;
Michael Fischer, Fischer & Partner AG
Restauratoren, Bern: S. 40, S. 41
(beide); GHZ Architekten AG, Belp:
S. 20 (rechts); Christian Helmle, Thun:
S. 55; Ralph Hut, Zürich: S. 54 (links);
ISOS Bundesinventar der schützenswerten
Ortsbilder der Schweiz,
© Bundesamt für Kultur BAK, Bern:
S. 7, S. 13 (links), S. 16 (rechts);
Matthias Kilchhofer, Fischer & Partner
AG Restauratoren, Bern: S. 53
(rechts); René Koelliker, Denkmalpflege
des Kantons Bern: S. 7 (Mitte
links); Isabella Meili-Rigert, Denkmal-
pflege des Kantons Bern: S. 54
(Mitte); Verena Menz, Burgdorf: S. 65
(oben); Orthophotomosaik SWISS-
IMAGE © swisstopo (DV5704002406/
000010): S. 17 (rechts); Dominique
Plüss, Denkmalpflege des Kantons
Bern: S. 51 (links); Damian Poffet,
Liebefeld-Bern: S. 50 (links); Richtplan
2030 Kanton Bern, Amt für
Gemeinden und Raumordnung: S. 7,
S. 14; Beat Schertenleib, Denkmalpflege
des Kantons Bern: S. 9 (beide),
S. 12 (beide), S. 20 (links), S. 21,
S. 22, S. 24, S. 25, S. 27 (Mitte),
S. 28, S. 29, S. 30, S. 32, S. 33 (alle),
S. 34 (beide), S. 35, S. 36, S. 37
(beide), S. 38, S. 39 (rechts), S. 42,
S. 45 (alle), S. 46 (Mitte und rechts),
S. 47 (links und rechts), S. 48 (alle),
S. 49 (Mitte und rechts), S. 50 (Mitte),
S. 50 (Mitte und rechts), S. 52 (links),
S. 54 (rechts), S. 59; Marco Schibig,
Bern: S. 44, S. 49 (links); Fabian
Schwarz, Denkmalpflege des Kantons
Bern: S. 52 (Mitte); Fotoatelier
Spring GmbH, Oberburg: S. 46
(links); Adrian Stäheli, Denkmalpflege
des Kantons Bern: S. 15; Tourismus
& Naturpark Diemtigtal: S. 13 (rechts);
Rolf Weber, Denkmalpflege des
Kantons Bern: S. 52 (rechts); Stefan
Weber, Jens: S. 64.
© Denkmalpflege des Kantons Bern
2016. Der Nachdruck des Werks ist
nur mit Bewilligung der Denkmalpflege
gestattet.
ISBN 978-3-9523701-4-8
Erziehungsdirektion
des Kantons Bern
Amt für Kultur
Denkmalpflege
Direction de l’instruction
publique du canton de Berne
Office de la culture
Service des monuments
historiques
www.be.ch/denkmalpflege
www.be.ch/monuments-historiques