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Daubitz-Kühnel - 1978 - Der Reisanbau Spaniens, Frankreichs und Italiens

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Arbeit aus dem Institut für Nutzpflanzenforschung<br />

- Acker- <strong>und</strong> Pflanzenbau -<br />

der Technischen Universität Berlin<br />

DER REISBAU SPANIENS, FRANKREICHS UND ITALIENS<br />

- ökologische, agronomische <strong>und</strong> ökonomische Bedingungen<br />

des Reisbaus im nordwestlichen Mittelmeerraum -<br />

Vom Fachbereich Internationale Agrarentwicklung<br />

der Technischen Universität Berlin<br />

zur Verleihung des akademischen Grades<br />

"Doktor der Landbauwissenschaft"<br />

genehmigte Dissertation<br />

vorgelegt von<br />

Dipl.-Ing. agr. Heidrun <strong>Daubitz</strong>-Kühnel<br />

aus Berlin<br />

D 83<br />

Berlin <strong>1978</strong>


I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Vorwort<br />

1<br />

1. Einleitung 2<br />

1.1 Historische Entwicklung 2<br />

1.2 Wirtschaftliche Bedeutung 4<br />

2. Standortbedingungen 9<br />

2.1 Marismas 9<br />

2.1.1 Klima 9<br />

2.1.2 Boden 11<br />

2.1.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 13<br />

2.2 Albuf er ani ed erung 16<br />

2.2.1 Klima 16<br />

2.2.2 Boden 16<br />

2.2.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 17<br />

2.3 Ebrodelta 18<br />

2.3.1 Klima 18<br />

2.3.2 Boden 20<br />

2.3.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 21<br />

2.4 Rhonedelta 24<br />

2.4.1 Klima 24<br />

2.4.2 Boden 26<br />

2.4.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 27<br />

2.5 Poebene 29<br />

2.5.1 Klima 29<br />

2.5.2 Boden 32<br />

2.5.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 33<br />

2.6 Wertung der ReisStandorte nach Boden <strong>und</strong> Klima 36<br />

3. Wasserkontrolle 38<br />

3.1 Formen des Wassermanagements 38<br />

3.1.1 Marismas 38<br />

3.1.2 Albuferaniederung 40<br />

3.1.3 Ebrodelta 42<br />

3.1.4 Rhonedelta 46<br />

3.1.5 Poebene 47


II<br />

Seite<br />

3.2 Aufgaben der Bewässerung 51<br />

3.2.1 Evapotranspiration 51<br />

3.2.2 Entsalzung 54<br />

3.2.3 Thermoregulatorische Funktion des Wassers 55<br />

3.3 Ökonomie des Wassermanagements 57<br />

3.3.1 Spanien 59<br />

3.3.2 Frankreich 60<br />

3.3.3 Italien 61<br />

3.3.4 Fragen zur Optimierung der Wasserkontrolle 62<br />

4. Anbaumethodik 64<br />

4.1 Von der Bodenbearbeitung zur Aussaat 64<br />

4.1.1 Marismas 64<br />

4.1.2 Albuf eraniederung 66<br />

4.1.3 Ebrodelta 68<br />

4.1.4 Rhonedelta 70<br />

4.1.5 Poebene 72<br />

4.2 Pflanzen oder Direktsaat 74<br />

4.2.1 Verbreitung der Anbaumethoden 74<br />

4.2.2 Die direkte Saat 77<br />

4.2.3 Das Verpflanzen 79<br />

4.3 Behandlung der Reiskultur 80<br />

4.3.1 Biochemische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Pflegemaßnahmen 80<br />

4.3.2 Düngung <strong>und</strong> Pflege 84<br />

4.3.2.1 Marismas 84<br />

4.3.2.2 Albuferaniederung 86<br />

4.3.2.3 Ebrodelta 87<br />

4.3.2.4 Rhonedelta 88<br />

4.3.2.5 Poebene 89<br />

4.3.3 Aufwendungen 91<br />

4.4 Ernte 93<br />

4.5 Trocknung 99<br />

4.6 Fruchtfolge 101<br />

4.7 Mechanisierung <strong>und</strong> Arbeitskräftebedarf 105<br />

4.7.1 Spanien 107<br />

4.7.2 Frankreich 114<br />

4.7.3 Italien 116<br />

4.7.4 ökonomischer Vergleich 121


111<br />

5.<br />

5.1<br />

5.2<br />

5.3<br />

5.3.1<br />

5.3.1, 1 Sorten<br />

5.3.1, 2 Die Verbreitung der Sorten<br />

.3.2<br />

,3.2, 1 Sorten<br />

.3.2, 2 Die Verbreitung der Sorten<br />

,3.3<br />

.3.3, 1 Sorten<br />

5.3.3, 2 Die Verbreitung der Sorten<br />

5.4<br />

6.<br />

6.1<br />

6.2<br />

6.3<br />

6.4<br />

Europäische Sorten<br />

Physiologische Voraussetzungen<br />

Zuchtziele<br />

Europäische Sorten <strong>und</strong> ihre Verbreitung<br />

Spanien<br />

Frankreich<br />

Italien<br />

Die Sortenwahl bestimmende Faktoren<br />

Pflanzenschutz<br />

Die häufigsten Unkräuter<br />

Die wichtigsten Schädlinge<br />

Die wichtigsten Krankheiten<br />

Wirtschaftliche Anmerkungen zum Pflanzenschutz<br />

Seite<br />

123<br />

123<br />

125<br />

127<br />

127<br />

127<br />

130<br />

132<br />

132<br />

135<br />

136<br />

136<br />

139<br />

142<br />

145<br />

145<br />

152<br />

158<br />

163<br />

7. Das Wirtschaftsgefüge der südwesteuropäischen<br />

Reisbaugebiete<br />

7.1 Betriebsgrößen<br />

7.1 Marismas<br />

7.1 Albuf eraniederung<br />

7.1 Ebrodelta<br />

7.1 Rhonedelta<br />

7.1 Poebene<br />

7.1 Auswirkungen der Betriebsgrößen<br />

7.2 Genossenschaftswesen<br />

7.2 .1 Spanien<br />

7.2 .1.1 Sevilla<br />

7.2 .1.2 Valencia<br />

7.2 .1.3 Tortosa<br />

7.2 .2 Frankreich<br />

7.2 .3 Italien<br />

167<br />

167<br />

167<br />

171<br />

173<br />

176<br />

177<br />

178<br />

182<br />

182<br />

183<br />

184<br />

185<br />

187<br />

188


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle<br />

Seite<br />

1: Ausgewählte Erzeugerländer 1975 H<br />

2: Durchschnittserträge verschiedener Getreide in einigen<br />

europäischen Ländern 1975 5<br />

3: Temperaturen <strong>und</strong> Niederschläge während der Vegetationszeit<br />

des Reises 12<br />

3a: Jahresdurchschnittstemperaturen <strong>und</strong> -niederschläge 12<br />

4: <strong>Reisanbau</strong>fläche in den spanischen Provinzen <strong>und</strong> in<br />

Frankreich (1 000 ha) 14<br />

5: <strong>Reisanbau</strong>fläche in den italienischen Provinzen<br />

(1 000 ha) 14<br />

6: Flächennutzung der italienischen Reisbetriebe nach<br />

Provinzen 1966 34<br />

6a: Mechanisierungsgrad der italienischen Reisbetriebe<br />

nach Provinzen 1966 34<br />

7: Wasserverbrauch <strong>und</strong> -kosten pro Hektar in den einzelnen<br />

Reisbaugebieten 58<br />

8: Verbreitung der Direktsaatmethode 75<br />

9: Anbauflächen <strong>und</strong> Erträge 1955 bis 1975 76<br />

10: Die wichtigsten Stickstoffdünger 83<br />

10a: Die wichtigsten Phosphatdünger 83<br />

11: Durchschnittliche Düngungsintensität im Ländervergleich<br />

(kg/ha) 84<br />

12: Ausgaben für Düngemittel pro Hektar 1974 <strong>und</strong> 1975<br />

in Italien <strong>und</strong> Spanien 92<br />

13: Arbeitsgänge zur Bodenvorbereitung (Schema) 109<br />

14: Technische <strong>und</strong> ökonomische Daten bei der Reisernte 112<br />

15: Maschinengröße, Betriebsgröße <strong>und</strong> Standardflächenleistung<br />

113<br />

16: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Vercelli 118<br />

17: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Pavia 119<br />

18: Die wichtigsten Reissorten <strong>Spaniens</strong> (1974) 129<br />

19: Die Verbreitung der Sorten in der Provinz Sevilla 131<br />

20: Saatgutmenge bei direkter Aussaat 131<br />

21: Die wichtigsten Reissorten <strong>Frankreichs</strong> (1972) 134<br />

22: Die wichtigsten Reissorten <strong>Italiens</strong> (1975) 138


VI<br />

Tabelle<br />

Seite<br />

1 3<br />

23:<br />

24:<br />

25:<br />

26:<br />

27:<br />

28:<br />

29:<br />

30:<br />

31:<br />

32:<br />

33:<br />

33a:<br />

34:<br />

35:<br />

36:<br />

37:<br />

38:<br />

39:<br />

40:<br />

41:<br />

42:<br />

43:<br />

Die Verbreitung der Sorten in Italien<br />

litO<br />

Erlöse der italienischen Landwirte für R<strong>und</strong>-, Mittel<strong>und</strong><br />

Langkornsorten<br />

l'tS<br />

Unkräuter im europäischen Reisbau<br />

l*t8<br />

Die wichtigsten Herbizide im europäischen Reisbau l*t9<br />

Schädlinge im europäischen Reisbau 156<br />

Die wichtigsten Insektizide im europäischen Reisbau 157<br />

Pilzkrankheiten im europäischen Reisbau 160<br />

Die wichtigsten Fungizide im europäischen Reisbau 161<br />

Ausgaben für Pflanzenschutzmittel pro Hektar 1974<br />

<strong>und</strong> 1975 in Italien <strong>und</strong> Spanien 166<br />

Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />

in der Provinz Sevilla<br />

^168<br />

Die Betriebsgrößenverhältnisse im marismenischen<br />

Reisgebiet 1966/67 <strong>und</strong> 1972/73 169<br />

Die marismenischen Betriebsgrößenverhältnisse im Vergleich<br />

zu denen aller spanischen Reisbetriebe 1972/73 169<br />

Die Bewirtschaftungsverhältnisse im marismenischen<br />

Reisbaugebiet 1965 <strong>und</strong> 1973 170<br />

Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />

in der Provinz Valencia 171<br />

Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Provinz Valencia<br />

1964/65 <strong>und</strong> 1970/71 172<br />

Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />

in der Provinz Tarragona 173<br />

Betriebsgrößenverhältnisse im Reisbaugebiet des<br />

Ebrodeltas 1962, 1965 <strong>und</strong> 1971 174<br />

Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />

in der Camargue 176<br />

Die Betriebsgrößenverhältnisse im französischen Reisbaugebiet<br />

Camargue 1966 177<br />

Bewirtschaftungsformen der Reisbaufläche in der<br />

Provinz Vercelli in Prozent 178<br />

Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />

in der Poebene 178<br />

Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Poebene 1965,<br />

1970 <strong>und</strong> 1975 179


w<br />

VII<br />

AbbildunRSVerzeichnis<br />

Abbildung<br />

Seite<br />

1 :<br />

2 :<br />

3:<br />

4:<br />

5:<br />

6 :<br />

6a;<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

1 1 :<br />

11a:<br />

Übersicht über die Hauptreisgebiete Südv/esteuropas 8<br />

Reisbaugebiet Marismas 10<br />

Reisbaugebiet La Albufera 15<br />

Reisbaugebiet Ebrodelta 19<br />

Übersicht über das Rhonedelta 25<br />

Lage der Reisbaugebiete in den Regierungsbezirken<br />

Piemont <strong>und</strong> Lombardei 30<br />

Lage der Reisbaugebiete im Regierungsbezirk Emilia 31<br />

Altes Bewässerungssystem<br />

Neues Bewässerungssystem **3<br />

Mischbewässerungssystem 48<br />

Schematische Darstellung des Wassermanagements <strong>und</strong><br />

der Pflege des Reisfeldes 98<br />

Entwicklung des Anbaus von Sorten mit r<strong>und</strong>em <strong>und</strong><br />

langem Korn in Frankreich von 1958 bis 1975 141<br />

Entwicklung des Anbaus von Sorten mit r<strong>und</strong>em, mittlerem<br />

<strong>und</strong> langem Korn in Italien von 1958 bis 1975 141<br />

12: Auftreten der Algen in den italienischen Reisfeldern 150<br />

*tl


- 1<br />

Vorwort<br />

Eine sechswöchige Reise im April <strong>und</strong> Mai 1976 führte durch<br />

die südwesteuropäischen Reisgebiete. In Spanien wurden die<br />

Delegationen der F.S.A.A.E.^^n Sevilla, Valencia <strong>und</strong> Tortosa<br />

besucht sowie die Conununidad de Regantes del Rio JucSr in<br />

Valencia <strong>und</strong> die beiden Bewässerungsgesellschaften im Ebrodelta.<br />

Für die fre<strong>und</strong>liche Unterstützung in Sevilla danke ich<br />

dem Hauptsekretär der Delegation Zona Sur, Herrn Ferez Simon,<br />

der mir die Möglichkeit für einige Ausflüge zu Reisbetrieben<br />

in den Marismas gab, <strong>und</strong> besonders Herrn Rubio Ferez, durch<br />

den ich umfangreiches statistisches Material <strong>und</strong> Literatur<br />

erhalten konnte. In Valencia hat sich Herr Meseguer von der<br />

Hauptverwaltung der F.S.A.A.E. meiner Fragen angenommen. In<br />

Sueca konnte ich bei Herrn Dr. Lopez Campos, Direktor des<br />

Departamento del Arroz, Centro de Levante, Auskünfte <strong>und</strong> Literatur<br />

über Züchtungsfragen erhalten.<br />

In Frankreich habe ich besonders detaillierte Auskünfte über<br />

Züchtungsprobleme von Herrn R. Marie von der Station D' Amélioration<br />

des Flantes in Montpellier erhalten. Er verwies<br />

mich auch an das S.R.F.^^in Arles zur Erlangung von Daten über<br />

den französischen Reisbau.<br />

Herr Dr. Russe, Direktor des Institute Sperimentale per la<br />

Cerealicoltura in Vercelli, hat lange Diskussionen über die<br />

Froblematik in der italienischen Reiszüchtung mit mir geführt<br />

<strong>und</strong> mir umfangreiches Schrifttum an die Hand gegeben. Fragen<br />

zur Bewässerung der Reisfelder wurden von Herren Barozzolo von<br />

der Associazione Irrigazione Ovest Sesia in Vercelli beantwortet.<br />

Das wichtigste statistische Material erhielt ich von<br />

1)<br />

Herrn Goetz von der E.N.R. in Mailand. Seiner fre<strong>und</strong>lichen<br />

Hilfe war es zu verdanken, daß ich ein Gespräch mit Herrn<br />

Dr. Tinarelli, Direktor in der E.N.R., über technische <strong>und</strong><br />

agronomische Fragen des italienischen Reisbaus führen konnte.<br />

Die Untersuchung schließt mit den statistischen Daten von 1975.<br />

1) Abkürzungen siehe S. 7


- 2 -<br />

1. Einleitung<br />

i H<br />

1.1 Historische Entwicklung<br />

Reis ist das wichtigste Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel in den stark besiedelten<br />

Gebieten Asiens. Auch in Europa gehört er neben Brotgetreide<br />

<strong>und</strong> Kartoffeln zu den Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln. Sein Genzentrum<br />

aber liegt im monsunalen vorder- <strong>und</strong> hinterindischen<br />

Raum. Bereits in prähistorischer Zeit vollzog sich die Entwicklung<br />

vom Wild- zum Kulturreis (ANGLADETTE 1966, S.ll ff.;<br />

KORTEN 1954, S.14 f .).<br />

ka i<br />

Alexander der Große kam auf seinen Feldzügen mit dem indischen<br />

Reis in Berührung <strong>und</strong> brachte ihn in den östlichen Mittelmeerraum<br />

(CANARD 1959). Mit der Eroberung <strong>Spaniens</strong> durch die Mauren<br />

im 8. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde der Reis nach Sevilla <strong>und</strong> darauf<br />

nach Valencia gebracht. Bereits zu dieser Zeit soll der Reis<br />

gepflanzt worden sein. Nach der endgültigen Rückeroberung der<br />

maurischen Gebiete durch Jaime I von Aragon im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

wurde der Reisbau per Gesetz aus dem näheren Umkreis von Wohnsiedlungen<br />

verbannt. In den folgenden Jahrh<strong>und</strong>erten wurde dieses<br />

Gesetz erweitert, das in einigen Siedlungen bis zum völligen<br />

Anbauverbot reichte. Die Gründe hierfür waren folgende:<br />

<strong>Der</strong> Reis wurde in stagnierendem Wasser angebaut - der Nutzen<br />

einer Entwässerung war noch nicht erkannt - <strong>und</strong> begünstigte<br />

daher die Ausbreitung der Anopheles, die in den küstennahen<br />

Sumpfgebieten Europas beheimatet war. Durch die Ausbreitung<br />

dieser Mücke wuchs auch die Gefahr der Malaria. Dieser erkannte<br />

Zusammenhang führte schließlich zu der Reglementierung des<br />

Reisbaus. Sie wurde erst 1914 mit dem Internationalen Kongreß<br />

von Valencia aufgehoben aufgr<strong>und</strong> der neueren biologischen <strong>und</strong><br />

medizinischen Erkenntnisse über die Malariaerreger <strong>und</strong> ihre<br />

Überträger (BAHR 1972, S.4). Vom Mittelalter bis zur Neuzeit<br />

war der Reisbau um Valencia stets von Bedeutung für Spanien.<br />

Seit 1860, als der Reisbau auch im Ebrodelta gesetzlich gebilligt<br />

wurde, steigt die spanische Reisbaufläche kontinuierlich.<br />

Diese Entwicklung wird nur durch die Jahre des Bürger-


3 -<br />

krieges unterbrochen.<br />

Unter maurischem Einfluß gelangte der Reis noch im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

nach Perpignan in Frankreich. Dort hielt er sich bis zu Beginn<br />

des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, dann wurde sein Anbau auch aus hygienischen<br />

Gründen verboten. Anfang des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts kam der<br />

Reis von Norditalien in die Provence <strong>und</strong> wurde 200 Jahre späterwieder<br />

völlig aufgegeben. <strong>Der</strong> Reisbau in der Camargue erscheint<br />

erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert (AMMANN 1970, S.18 ff.). Bis zum Zweiten<br />

Weltkrieg bewegt sich die Anbaufläche zv;ischen 100 <strong>und</strong> 500<br />

Hektar. Erst dann, als das Brotgetreide in Frankreich knapp<br />

wurde, entsann man sich des Reises. Sein erfolgreicher Anbau<br />

ließ die Anbaufläche bis 1960 auf 32 500 ha sprunghaft ansteigen.<br />

Seitdem ist die Anbaufläche wieder stark rückläufig.<br />

Auf welchen Wegen der Reis nach Italien gelangte, ist heute<br />

nicht mehr klar nachzuvollziehen. Er kann durch Alfons V von<br />

Aragon, der 1442 das Königreich Neapel in Besitz nahm, nach<br />

Italien gelangt sein oder aber durch die Venezianer, die ihn<br />

auf ihren ausgedehnten Seefahrten von Ägypten mitgebracht<br />

haben. Schließlich besteht noch die Möglichkeit, daß der arabische<br />

Einfluß auf Sizilien noch sehr groß war <strong>und</strong> daß dadurch<br />

der Reis weiter verbreitet wurde (AMMANN 1970, S.15 f.). Seine<br />

bisher größte Verbreitung fand der Reisbau in Italien um 1870<br />

mit ca. 233 000 ha. Danach fällt die Anbaufläche auf 112 000 ha<br />

im Jahre 1921. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür lag in der Eröffnung des Suezkanals<br />

1869, über den geschälter chinesischer <strong>und</strong> indischer<br />

Reis, der qualitativ hochwertiger war als der italienische,<br />

auf den europäischen Markt kam. Die Folge war eine Senkung des<br />

Reispreises verb<strong>und</strong>en mit der Notwendigkeit, den Reis geschält<br />

anzuliefern <strong>und</strong> nicht wie bisher als Paddy. In den folgenden<br />

Jahren bis 1932 erfuhr der italienische Reisbau zahlreiche<br />

Höhe- <strong>und</strong> Tiefpunkte. Die Krise wurde gelöst durch die bewußte<br />

Einschränkung der Anbaufläche <strong>und</strong> durch die Auswahl hochwertigerer<br />

Reissorten, die zwar weniger ertragreich sind, aber dafür<br />

höhere Erlöse sichern <strong>und</strong> in der Lage sind, der ausländischen<br />

Konkurrenz zu begegnen. In den folgenden Jahren dehnte<br />

sich der Reisbau in Italien wieder aus.


1.2 Wirtschaftliche Bedeutung<br />

Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Reiserzeugüng in Europa<br />

verdreifacht <strong>und</strong> in Amerika vervierfacht. Auch in den übrigen<br />

Erdteilen ist die Bedeutung des Reises ständig im Wachsen<br />

begriffen. Die reisbauenden Länder Asiens sind die Hauptreisproduzenten.<br />

Daneben nimmt sich das europäische Angebot bedeutungslos<br />

aus (Tab. 1). Die Gesamtproduktion <strong>Italiens</strong>, dem Hauptreisproduzenten<br />

Europas, beträgt nur 1 Mio. Tonnen gegenüber<br />

Indien mit 70 Mio. Tonnen <strong>und</strong> Indonesien mit 23 Mio. Tonnen.<br />

Werden aber Erträge pro Hektar verglichen, so kann man feststellen,<br />

daß Europa nach Japan die höchsten Erträge erzielt.<br />

Die Durchschnittserträge von Konkurrenzfrüchten wie Weizen <strong>und</strong><br />

Mais liegen in den untersuchten Ländern immer unter den Erträgen<br />

des Reises (Tab. 2).<br />

Tab. 1: Ausgewählte Reiserzeugerländer 1975<br />

Länder<br />

Afrika .<br />

Anbaufläche<br />

in 1 000 ha<br />

Ertrag<br />

dt/ha<br />

Gesamtproduktion<br />

in 1 000 t<br />

Ägypten 460 53,26 2 450<br />

Madagaskar 1 0U5 18,52 1 936<br />

Amerika<br />

USA 1 134 51,05 5 789<br />

Brasilien 5 249 14,62 7 674<br />

Asien .<br />

Bangladesh 10 117 18,25 18 468<br />

Indien 38 600 18,26 70 500<br />

Indonesien 8 599 26,86 23 100<br />

Japan 2 765 61,85 17 101<br />

Philippinen 3 700 17,60 6 512<br />

Thailand 8 520 17,71 15 092<br />

Europa<br />

Frankreich 10 47,12 46<br />

Italien 174 58,01 1 009<br />

Spanien 62 60,52 378<br />

Australien 76 51,19 387


- 5 -<br />

Tab. 2: Durchschnittserträge verschiedener Getreide in einigen<br />

europäischen Ländern 1975<br />

Länder Weizen dt/ha Mais dt/ha Reis dt/ha<br />

BRD U9,67 55,31 -<br />

Dänemark 51,29 - -<br />

Frankreich 38,88 41,04 47,12<br />

Holland 49,36 70,00 -<br />

Italien 27,14 59,52 58,01<br />

Spanien 16,19 37,43 60,52<br />

Portugal 13,10 13,32 39,03<br />

Quelle für Tabelle 1 <strong>und</strong> 2:<br />

FAO Production Yearbook, Vol. 29, Rom 1976<br />

Obwohl der Reis in Europa ursprünglich nicht beheimatet ist,<br />

hält er sich in den Randgebieten mit Erfolg. Gründe hierfür<br />

liegen in den ausreichenden Standortvoraussetzungen <strong>und</strong> in den<br />

Möglichkeiten zum kapitalintensiven Anbau in den Industrieländern.<br />

Auf der anderen Seite stehen die Entwicklungsländer mit guten<br />

Standortverhältnissen für die Reisproduktion, aber kapitalextensiver<br />

Wirtschaftsweise. Mit zunehmendem Bevölkerungsdruck<br />

steigt der Nahrungsmittelbedarf, der in dieser Entwicklungsphase<br />

durch Intensivierung des Anbaus befriedigt werden kann.<br />

Die Erhöhung der Erträge ist schneller zu erreichen als eine<br />

Änderung der Verzehrsgewohnheiten. So werden Kartoffeln bisher<br />

nicht <strong>und</strong> Brotgetreide nur in geringem Umfang als Alternativen<br />

angenommen.<br />

Die Erhöhung der Bodenproduktivität ist in Asien vorrangig, in<br />

Europa die der Arbeitsproduktivität. Mit zunehmendem Wirtschaftswachstum<br />

werden alle dichtbevölkerten Entwicklungsländer<br />

von der Handarbeitsstufe auf die Stufe der Teil- bzw. Vollmechanisierung<br />

gelangen, auf der sich der europäische Reisbau äugen-


- 6 -<br />

: í blicklich befindet. Die Darstellungder erfolgreichen Reisproduktion<br />

in den wirtschaftlich hoch entwickelten südwesteuropäischen<br />

Ländern kann zur Informationsquelle für die reisbauenden<br />

Entwicklungsländer werden, die auf dem Wege zur Industrialisierung<br />

sind <strong>und</strong> damit in eine veränderte wirtschaftliche<br />

Situation kommen. <strong>Der</strong> Reis kann dadurch vom Selbstversorgungsgut<br />

zum Export gut werden <strong>und</strong> erlangt somit einen höheren Rang.<br />

Die Eigenschaften des Reises - Selbstverträglichkeit, Anspruchslosigkeit<br />

gegenüber dem Boden <strong>und</strong> hoher Wasserbedarf - machen<br />

ihn zur Pionierpflanze für andere Kulturen auf vormals salzhaltigen<br />

oder sumpfigen Standorten. Hiertlurch können weitere<br />

Flächen für die Landwirtschaft erschlossen werden.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Reisanbau</strong> <strong>Spaniens</strong>, <strong>Frankreichs</strong> <strong>und</strong> <strong>Italiens</strong> ist landwirtschaftlich<br />

gesehen nur von geringer Bedeutung. 1974 betrug der<br />

Anteil der Reisfläche an der gesamten landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche (ohne Dauerkulturen) in Spanien 0,38%, in Frankreich<br />

0,09% <strong>und</strong> in Italien 1,94% (FAO 1976). Regional gesehen ist er<br />

jedoch von höchster Wichtigkeit. So beträgt er in der Provinz<br />

Vercelli ca. 70% (GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.122) <strong>und</strong> in<br />

der Provinz Sevilla ca. 80% (F.S.A.A.E.-Sevilla 1976) der LN.<br />

Innerhalb der Reisregionen findet man Forschungsstationen, die<br />

sehr praxisbezogen arbeiten <strong>und</strong> über gute Ergebnisse <strong>und</strong> Darstellungen<br />

einzelner Probleme verfügen, z.B. das Departamento<br />

del Arroz Centro Regional de Levante in Sueca, Spanien; die<br />

Station d 'Amélioration des Plantes in Montpellier, Frankreich;<br />

das Institute Sperimentale per la Cerealicoltura in Vercelli,<br />

Italien. Die Forschung dieser Stationen ist überwiegend auf<br />

Züchtung <strong>und</strong> Düngung oder auf Pflanzenschutz ausgerichtet, Faktoren,<br />

die auf Steigerung <strong>und</strong> Sicherung des Ertrages zielen.<br />

Neben diesen Stationen bestehen staatliche oder halbstaatlich<br />

geförderte Reisbaugenossenschaften, die über ein umfangreiches<br />

statistisches Material verfügen <strong>und</strong> die im Bereich der Produkt<strong>und</strong><br />

Marktforschung tätig werden, v;ie die Federación Sindical


- 7 -<br />

de Agricultores Arroceros de España (F.S.A.A.E.), das Syndicat<br />

des Riziculteurs de France (S.R.F.) <strong>und</strong> die Ente Nazionale<br />

Risi (E.N.R.). Durch die zweckmäßige Rückkopplung zu den Forschungsstationen<br />

<strong>und</strong> den Bauern in Spanien bzvj. in Italien<br />

konnte die Bedeutung des Reises in diesen beiden Ländern erhalten<br />

oder sogar gesteigert werden.<br />

Die Ergebnisse der Stationen <strong>und</strong> Genossenschaften erreichen nur<br />

selten den anglo-amerikanischen oder gar den deutschen Raum in<br />

Form von Übersetzungen oder Zusammenfassungen. Diese Arbeit entstand<br />

aus dem Studium von Statistiken <strong>und</strong> fast ausschließlich<br />

fremdsprachiger, in der Qualität höchst unterschiedlicher Literatur<br />

sov;ie zu einem Teil auch aus eigner Anschauung vjährend<br />

einer sechsv/öchigen Reise im Frühjahr 1976 durch die v?ichtigsten<br />

Reisbaugebiete <strong>Spaniens</strong>, <strong>Frankreichs</strong> <strong>und</strong> <strong>Italiens</strong>.<br />

Nach dem Tode Francos 1975 ist es wahrscheinlich, daß Spanien<br />

in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen wird - ein Aufnahmeantrag<br />

ist bereits gestellt worden. Mit der Aufnahme vjürde<br />

eine Möglichkeit zur Selbstversorgung an Reis in der Gemeinschaft<br />

gegeben sein, wenn es den spanischen Bauern gelingt,<br />

marktorientiert zu produzieren.<br />

Die vorliegende Arbeit soll eine zusammenfassende Darstellung<br />

des Reisbaus dieser Länder geben aus agronomischer, ökologischer<br />

<strong>und</strong> ökonomischer Sicht. Außerdem soll gesondert auf die<br />

Problematik, die sich bei der Produktion in den einzelnen Gebieten<br />

stellt, hingewiesen vjerden. Ein Vergleich der Reisbauregionen<br />

ergibt, daß trotz ähnlicher ökologischer Bedingungen<br />

jedes Gebiet seine eieenen Produktionstechniken <strong>und</strong> Probleme<br />

hat, die keineswegs auf Zufälligkeiten, sondern auf logischen<br />

Entwicklungen beruhen.


9 -<br />

2. Standortbedinr;unger.<br />

Das stetige Vordringen des Reises in höhere Breiten ist das Ergebnis<br />

der Züchtung angepaßter Sorten <strong>und</strong> erhöhten Kapitaleinsatzes.<br />

Die vjirtschaftlich bedeutenden europäischen Gebiete<br />

liegen zvjischen dem 37° (Marismas) <strong>und</strong> dem 45° (Poebene) nördlicher<br />

Breite (Valencia 39° n.B., Ebrodelta 41° n.B., Rhonedelta<br />

44° n.B.). Diese Gebiete liegen ausnahmslos im sommertrocknen<br />

Mediterranbereich, d.h., daß in der Vegetationszeit<br />

des Reises nicht genügend Miederschläge fallen <strong>und</strong> auf jeden<br />

Fall bevjässert werden muß (Tab. 3 <strong>und</strong> 3a; Abb. 1).<br />

2.1 Marismas (Abb. 2)<br />

2.1.1 Klima<br />

Die Marismas besitzen ein ausgeprägtes Mittalmeerklima mit atlantischen<br />

Zügen <strong>und</strong> kontinentalen Einflüssen des zentralen<br />

Hochlandes, der Meseta. <strong>Der</strong> atlantische Einfluß verhindert die<br />

Bildung von Extremtemperaturen. Frost- <strong>und</strong> Eistage treten in<br />

der Regel nicht auf. Die mittlere Januartemperatur liegt bei<br />

11,2° C, die mittlere Temperatur im August beträgt 26° C, <strong>und</strong><br />

dar tägliche Temperaturgang schvjankt nur gering während dieser<br />

Extremmonate (9,4° C Xagesschv;ankung im Juni). Im April zur<br />

Zeit der Aussaat liegt die durchschnittliche Temperatur bereits<br />

bei 17,5° C (TMRAN <strong>und</strong> BROEKHUIZEN 1955; LOPEZ CAHPOS et<br />

al. 1975).<br />

Im Sommer wehen Südwest- <strong>und</strong> Westwinde, im Winter dagegen Nordwinde.<br />

In den Übergangszeiten führen Südv;est- <strong>und</strong> Hordwestwinde<br />

Niederschläge heran. Die feuchten atlantischen Luftmassen,<br />

die sich vor der Küste stauen, bev/irken eine hohe Luftfeuchtigkeit,<br />

deren mittlere Jahresv.'orte zwischen 80% in den meeresnahen<br />

<strong>und</strong> 65% in den meeresfernen Regionen liegen.<br />

Die Höhe der Jahresniederschläge schwankt von Jahr zu Jahr erheblich.<br />

Allgemein liegen die mittleren l-Jerte bei 500 mm. Ende


%Dos Hermanas<br />

Los Palacios<br />

y Vi lia franca


- 11 -<br />

September steigen die Niederschläge sprunghaft an <strong>und</strong> bilden<br />

das Herbstmaximum. Nach einem Miederschlagsminimum, das im Januar<br />

liegt, folgt das Frühjahrsmaximum. Das absolute Minimum<br />

liegt in den Sommermonaten von Mai bis September.<br />

2.1.2 Boden<br />

Die Marismas sind eine ebene Harschfläche im Mündungsgebiet des<br />

2<br />

Guadalquivir. Die r<strong>und</strong> 1 400 km umfassenden Harschen liegen<br />

auf Meereshöhe <strong>und</strong> v/erden im Südvjesten gegen den Atlantik hin<br />

durch eine ausgedehnte Dünenkette geschützt. Seine Genese verdankt<br />

dieses Gebiet in historischer Zeit einem häufigen Flutrückstau<br />

vom Atlantik her <strong>und</strong> einem hohen SchvierStofftransport<br />

des Guadalquivir.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der fluviomarinen Entstehung liegt der Anteil der im<br />

Boden gelösten Salze zvjischen 2 <strong>und</strong> 4%. Ein großer Anteil an<br />

Carbonaten (10 bis 25%) bev.’irkt bei diesen homogenen Marschböden<br />

einen pH-Wert zvjischen 7,6 <strong>und</strong> 8,2. Hoher Tongehalt (80%<br />

des Bodens stellen Kornfraktionen kleiner als 0,05 mm, solche<br />

über 2 mm fehlen völlig) <strong>und</strong> ungünstige hydrographische Bedingungen<br />

vjirken sich negativ auf die Bodenstruktur <strong>und</strong> damit auf<br />

die Durchlüftung <strong>und</strong> Wasserleitfähigkeit aus (BAHR 1972, S.26).<br />

<strong>Der</strong> Salzgehalt des Bodens <strong>und</strong> des Bevjässerungsvjassers stellt<br />

das größte Problem, dieses Gebietes dar. 80 km vor der Mündung<br />

liegt das Flußbett des Guadalquivir nur noch drei Meter über<br />

Heereshöhe. Eindeichungen der Hauptreisanbaugebiete verhindern,<br />

daß weite Flächen der Marismas bei nur vjenig über den mittleren<br />

Pegel ansteigender Vi/asserführung überschwemmt werden. <strong>Der</strong> mittlere<br />

Tidenhub an der Mündung beträgt 2,30 m. Diese Höhe reicht<br />

aus für einen Rückstau der Flut in die Trichtermündung des<br />

Guadalquivir, v^jodurch die ackerbauliche Nutzung des Wassers<br />

wegen seines mitgeführten Salzgehaltes äußerst problematisch<br />

vjird. Wasserführung, Tidenhub, Windstärke <strong>und</strong> V/indrichtung führen<br />

zur Erhöhung oder zur Senkung des Salzgehaltes im Flußvjas<br />

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12<br />

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13 -<br />

A 36 A8<br />

Zur Salzanreicherung in den oberen Bodenschichten tragen Regen<strong>und</strong><br />

Sickerv;asser gleichermaßen bei. Das Regenv;asser, das den<br />

Salzgehalt der Luft aufnimmt, stagniert auf der Bocenoberflâche<br />

wegen starker Bodendichte <strong>und</strong> fehlenden Gefälles <strong>und</strong> führt bei<br />

Verdunstung zur Salzanreicherung im obersten Bodenhorizont. <strong>Der</strong><br />

stark tonige Marschboden staut das Sickerwasser in den oberen<br />

Bodenhorizonten, von wo es in den ariden Monaten die löslichen<br />

Salze durch kapillaren Aufstieg in die oberste Bodenschicht<br />

(20 bis 30 cm unter der Oberfläche) führt.<br />

Die durchschnittliche Höhe des Gr<strong>und</strong>vjassers beträgt 70 cm, liegt<br />

also gerade noch im Wurzelbereich. <strong>Der</strong> Salzgehalt im Gr<strong>und</strong>wasser<br />

schv;ankt nach Angaben des Institute Macional de Colonisacion<br />

(I.N.C.) je nach Niederschlag, Jahreszeit <strong>und</strong> Meeresentfernung<br />

zwischen 0,27 g/1 <strong>und</strong> 141,375 g/1 (Meerwasser enthält 35,6 g/1).<br />

2.1.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />

R<strong>und</strong> 62 000 ha v;erden heute in Spanien mit Reis bebaut. Das<br />

wichtigste Reisbaugebiet liegt zur Zeit im Süden <strong>Spaniens</strong>, die<br />

Provinz Sevilla nimmt mit 22 726 ha Reisland in der Region der<br />

Marismas des Guadalquivir den ersten Platz ein (Tab. 4).<br />

Durch eine groß angelegte staatliche Förderung der Marismas<br />

konnte die Reisbaufläche dieser Region erheblich erweitert werden.<br />

Sie ist bis heute sogar im Zunehmen begriffen. Ausschlaggebend<br />

dafür sind privatwirtschaftliche Interessen <strong>und</strong> für<br />

Spanien besonders günstige klimatische Bedingungen. Die durchschnittliche<br />

Ertragshöhe liegt hier seit 1963 immer über<br />

70 dt/ha (F.S.A.A.E.-Sevilla 1976). Die Bodenbeschaffenheit jedoch<br />

ließe ein Mutzpflanzenwachstum nicht zu, wenn nicht wasserwirtschaftliche<br />

Anstrengungen unternommen vjürden, die bis zu<br />

30 cm unter Niveau stehenden Salze nicht an die Oberfläche<br />

dringen zu lassen. <strong>Der</strong> Boden läßt hier den Anbau anderer Kulturen,<br />

die nicht stetig unter Wasser stehen dürfen, nicht zu.<br />

Die Marismas können daher als absolutes Reisland angesehen<br />

werden.


-75-<br />

Abb.: 3<br />

R e isb a u o ^b ie t La Albufera<br />

Valencia<br />

Mittelmeer<br />

El Perello<br />

(nach SCHACHT 1971)


- 16 -<br />

2.2 Albuferaniederung (Abb. 3)<br />

2.2.1 Klima<br />

Frost- <strong>und</strong> Eistage sind in der Albuferaniederung sehr selten,<br />

bei einer durchschnittlichen Januartemperatur von 9,9° C (die<br />

durchschnittlichen Minima liegen wie in Sevilla bei 5,0° C).<br />

Die höchsten Temperaturen werden im August erreicht mit mittleren<br />

Werten von 2>1,4° C. Für den Reisbau sind die Durchschnittswerte<br />

von 15° C im April als sehr günstig anzusehen. Aufgr<strong>und</strong><br />

des starken Einflusses der Meseta sind die Tagestemperaturschwankungen<br />

relativ groß, sie können im Juli über 17° C ausmachen.<br />

Auch hier zeichnet sich im jährlichen Niederschlagsgang ein<br />

Herbstmaximum im September/Oktober <strong>und</strong> ein weniger starkes<br />

Frühjahrsmaximum im Febjmiar ab. Die Minima liegen im August <strong>und</strong><br />

Januar. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt 416 mm<br />

im Jahr (LOPEZ CAMPOS et al. 1975).<br />

Mit den Niederschlägen im Herbst können auch stärkere Winde<br />

auftreten, die die Ausläufer des weiter nördlich einfallenden<br />

Levante sind. Die Erntebedingungen können dadurch erheblich verschlechtert<br />

werden.<br />

2.2.2 Boden<br />

Das Reisbaugebiet zwischen Valencia <strong>und</strong> Sueca ist ein ca. 70 km<br />

langes Küstentiefland, entstanden aus Schuttfächern der Flüsse<br />

Turia <strong>und</strong> Jücar. Zwischen den beiden Schuttfächern liegt das<br />

flache Becken der Albufera, einer Süßwasserlagune. Innerhalb<br />

dieses geschlossenen Reisbauareals liegen die sogenannten<br />

"tancats", Gebiete, die im Winter regelmäßig von der Albufera<br />

überschwemmt werden <strong>und</strong> die gesonderte Be- <strong>und</strong> Entwässerungsprobleme<br />

aufweisen infolge ihrer Lage unter dem Wasserspiegel<br />

der Lagune.


17 -<br />

Da es sich um fluviatile Alluvialböden handelt, findet man<br />

hauptsächlich lehmige <strong>und</strong> tonige Böden vor. Die feineren Kornfraktionen<br />

um die Albufera nehmen, von einigen örtlichen Ausnahmen<br />

abgesehen, gegen die Flüsse Turia <strong>und</strong> Jucar ab. Fluviatile<br />

<strong>und</strong> limnische Sedimente überlappen sich in der Nähe der<br />

Lagune. Die grau-braunen Schluff- <strong>und</strong> Tonböden, die stark<br />

kalkhaltig sind, besitzen einen hohen Anteil organischer Substanz,<br />

der zur Lagune hin stetig zunimmt <strong>und</strong> die fortschreitende<br />

Verlandung der Albufera kennzeichnet (LOPEZ CAHPOS<br />

et al. 1975).<br />

Auch hier bewegt sich der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel innerhalb des<br />

Wurzelhorizontes (70 cm). Dieser hohe Wasserstand mit einem<br />

relativ hohen Salzgehalt wird zum einen auf das Sickerwasser<br />

aus dem bev;ässerten Huertaland <strong>und</strong> zum anderen auf das Meerwasser<br />

, das den Dünengürtel unterirdisch durchdringt, zurückgeführt.<br />

Beide treffen sich hier <strong>und</strong> machen eine ackerbauliche<br />

Nutzung dieses Areals nur mit Naßreis möglich.<br />

2.2.3 Auswirkung der Standortbedingungen<br />

Die Albuferaniederung mit den "tancats" stellt ebenfalls absolutes<br />

Reisland dar. Die angrenzenden, etwas höher gelegenen<br />

Gebiete jedoch können bei stärkerer Bewässerung auch andere<br />

Kulturen tragen, da die Gefahr der Bodenversalzung mit Entfernung<br />

von der Lagune stetig abnimmt. Daher sind in diesem<br />

Gebiet staatliche Prämien ausgesetzt, die den Anbauwandel begünstigen<br />

sollen. Die Höhe der Prämien liegt zwischen 6000<br />

<strong>und</strong> 7000 pts/ha (Angabe der FSAAE - Valencia 1975) (entspricht<br />

ca. 250,— DM). Durch diese staatlich gesteuerte Landsanierung<br />

werden die Reisbauflächen besonders an den Hängen des Jucar-<br />

Tales stetig verringert. An die Stelle des Reises treten Gemüse<br />

<strong>und</strong> Zitrusbäume. Diese Kulturen bringen bei gleicher<br />

Arbeitsintensität für den Bauern einen höheren Reingewinn. In<br />

anderen Gebieten dieser Region wird auch immer häufiger Reis<br />

durch Mais substituiert. Diese Kultur ist weniger arbeitsintensiv<br />

<strong>und</strong> bietet daher Vorteile für den Nebenerwerbsbauern mit


- 18 -<br />

weniger AK-Angebot einerseits <strong>und</strong> den Vollerwerbsbauern, der<br />

durch Pacht seinen Betrieb vergrößern kann, andererseits.<br />

Das Valencianische Reisbaugebiet stellt auch ökonomisch gesehen<br />

einen Grenzstandort dar. Die alten Bewässerungsanlagen lassen<br />

eine totale Umstellung auf die dirékte Saat nicht zu. Wenig<br />

Kapital <strong>und</strong> zu geringe Flächenausstattung sowie Bodenzersplitterung<br />

sind für die Mechanisierung ungeeignet (Auskunft<br />

der F.S.A.A.E.-Valencia 1976). Lohnunternehmer mit Mähdreschern<br />

<strong>und</strong> Traktoren decken hier überwiegend den Bedarf an Maschinen.<br />

Außerdem sind die Bauern wenig flexibel, um einer Flurbereinigung<br />

zuzustimmen. Anpassungsfähig sind sie hingegen, wenn es<br />

um den Anbau rentabler Kulturen in den Reisfeldern geht.<br />

In dem Zeitraum von 1957 bis 1977 ist die <strong>Reisanbau</strong>fläche dieses<br />

Gebietes von 28 000 auf 16 000 ha gesunken. Trotzdem nimmt<br />

Valencia damit den zweiten Platz an der Gesamtreisanbaufläche<br />

<strong>Spaniens</strong> ein.<br />

2.3 Ebrodelta (Abb. 4)<br />

2.3.1 Klima<br />

Im Ebrodelta sind Eistage relativ selten, hingegen treten<br />

Frosttage um so häufiger auf. Die thermischen Extremmonate<br />

sind Januar <strong>und</strong> August mit Durchschnittstemperaturen von 9,5° C<br />

bzw. 26,2^ C. Die für die Reiskeimung benötigten Mindesttemperaturen<br />

von 12 - 13° C werden erst im April erreicht mit einem<br />

Monatsmittel von 14,7° C (LOPEZ CAMPOS et al. 75). Dabei muß<br />

stets mit Nachttemperaturen in Gefrierpunktnähe gerechnet werden.<br />

Von besonderer Bedeutung ist ein stürmischer Nordostvjind,<br />

"llevant", der überwiegend im Herbst (September bis Dezember)<br />

aber auch in den Frühjahrsmonaten (März bis Mai) auftreten kann.<br />

Sein Erscheinen ist meist mit Kaltlufteinbrüchen <strong>und</strong> teils mit<br />

gewittrigen Starkregen verb<strong>und</strong>en. Sein frühzeitiges Erscheinen


- 20 -<br />

";1 4<br />

verursacht Lagergetreide, <strong>und</strong> sein später Einbruch im Frühjahr<br />

gefährdet die Jungpflanzen in den Saatbeeten durch seine Gewitterregen<br />

<strong>und</strong> Hagelfälle sowie mitgeführte Kaltluft. Im Winter<br />

weht stetig ein Nordwestwind, "mestral" genannt; er ist ein<br />

stürmischer <strong>und</strong> trockener Fallwind aus dem zentralen Hochland,<br />

mit günstiger Wirkung auf Erwärmung <strong>und</strong> Entwässerung des Deltas.<br />

Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Jahresmittel 472 mm<br />

(LOPEZ CAMPOS et al. 1975). Jedoch ist hier mit erheblichen jährlichen<br />

Schwankungen zu rechnen. Auch sind die Niederschlagsmengen<br />

am Deltainnenrand wegen der nahen Gebirgszüge höher als am<br />

Außenrand. Die jährliche Niederschlagsverteilung ist durch ein<br />

absolutes Minimum im Juli <strong>und</strong> August <strong>und</strong> ein Maximum im September<br />

<strong>und</strong> Oktober gekennzeichnet. Im Januar erscheint ein zweites<br />

Niederschlagsminimum. In den folgenden Monaten steigern sich die<br />

Niederschlagsmengen wieder, bis sie dann das Frühjahrsmaximum<br />

im Mai <strong>und</strong> Juni erreichen. Das zentrale Hochland ist wetterbestimmend<br />

für das Delta, im Winter durch ein Kältehoch, im Sommer<br />

durch ein Wärmetief.<br />

Seit 1950 hat die F.S.A.A.E. eine Abteilung eingerichtet, die<br />

mit der Unwetterbekämpfung in diesem Gebiet betraut ist. Regen<strong>und</strong><br />

Gewitterwolken werden mit Raketen beschossen, besonders im<br />

Herbst, wenn die Ernte durch einsetzende Starkregen gefährdet<br />

ist. Inwieweit diese Einrichtungen rentabel sind, ist bis jetzt<br />

noch nicht geklärt. Nach persönlichen Auskünften einiger Bauern<br />

sollen jedoch in den letzten Jahren keine großen Ertragsverluste<br />

durch Hagel eingetreten sein.<br />

2.3.2 Boden<br />

<strong>Der</strong> schwache Tidenhub des Mittelmeeres <strong>und</strong> die reiche Sedimentführung<br />

des Ebro führten zum raschen Wachstum seiner Deltamündung.<br />

Neben dieser fluviatilen Aufschüttung haben auch Küstenversetzungen<br />

zu der Bildung des Deltas beigetragen, wovon die<br />

zahlreichen Strandseen zeugen. Aufgr<strong>und</strong> dieser Entstehung findet<br />

man unterschiedliche Deltaböden vor.


- 21 -<br />

Zu beiden Seiten des Ebro erstreckt sich eine Zone ockerfarbener<br />

Tone <strong>und</strong> Lehme als Folge der winterlichen Flußüberschwemmungen.<br />

In Richtung Meer mit wachsender Entfernung vom Flußufer<br />

gewinnen feinsandige Lagen, Rückstände zeitvjeiliger Meeres-<br />

transgressionen, immer mehr an Mächtigkeit. Den äußeren Saum<br />

des Deltas nehmen salzhaltige Sande ein. Zwischen diesen beiden<br />

Bodentypen befinden sich die Strandseen, um die sich nährstoffreiche<br />

Moorböden von unterschiedlicher Ausdehnung <strong>und</strong> Mächtigkeit<br />

der Torfschicht lagern. Sie kennzeichnen den Verlandungsgrad<br />

der Seen oder verlandete Deltaarme. <strong>Der</strong> Anteil an organischer<br />

Substanz beträgt hier zvjischen 9,62 <strong>und</strong> 27,75% (Hydrotech-<br />

nic Corporation 1967, V-5). <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel im Delta<br />

liegt bei 50 - 70 cm, je nach Bewässerungs- <strong>und</strong> Niederschlagsintensität;<br />

er liegt nur tiefer am Deltainnenrand sowie an eda-<br />

1)<br />

phisch begünstigten Dammufern.<br />

<strong>Der</strong> starke Salzgehalt des Bodens wird hier v;eniger durch das<br />

Ebrowasser verstärkt als vielmehr durch das Meerwasser, das unterirdisch<br />

das Küstenland durchdringt <strong>und</strong> im äußeren Deltarand<br />

eine landwirtschaftliche Nutzung ohne ständige Bevjässerung kaum<br />

noch möglich macht.<br />

2.3.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />

Das Ebrodelta ist klimatisch gesehen für den Reisbau <strong>Spaniens</strong><br />

am ungünstigsten. Wenn die durchschnittlichen Hektarerträge in<br />

der Albuferaniederung noch knapp über 60 dt liegen, so erntet<br />

man im Ebrodelta durchschnittlich nur noch 55 dt/ha (Angaben<br />

der F.S.A.A.E.-Valencia 1976). Die geringen Durchschnittstemperaturen<br />

wirken dabei v;eniger erschwerend als die Starkregen <strong>und</strong><br />

Hagelfälle in Verbindung mit dem Levante im späten Frühjahr <strong>und</strong><br />

zeitigen Herbst. <strong>Der</strong> Reis wird dadurch am Keimen <strong>und</strong> im Herbst<br />

1) "Ribera del Ebro" bezeichnet man das Bevjässerungsland links<br />

<strong>und</strong> rechts des Ebro vom Stauwehr bei Charta bis zur Mündung.<br />

"Ribera de Dalt" ist das Bewässerungsland von Cherta bis<br />

Amposta.<br />

"Ribera de Baix" umfaßt das eigentliche Delta.


- 22 £-<br />

am Abreifen gehindert. Geringe Erträge, erschwerte Erntebedingungen<br />

<strong>und</strong> hohe Trocknungskosten sind die Folge. Diese negativen<br />

Produktionsbedingungen werden noch durch ungünstige Bodenverhältnisse<br />

verstärkt.<br />

m<br />

Die mittleren <strong>und</strong> kleinen Reisbauern im Ebrodelta haben die<br />

staatlichen Anregungen zur Verbesserung der spanischen Reissituation<br />

freudig aufgenommen. Die Reisbaufläche des Deltas<br />

verringerte sich sprunghaft von 16 000 ha 1964 auf 12 000 ha<br />

in der Zeit 1966/67 (Tab. 4 ). Dabei lösten andere Bewässerungskulturen<br />

wie Mais <strong>und</strong> Artischocken <strong>und</strong> intensive Weidewirtschaft<br />

die Reismonokultur ab. Leider erwies sich dabei aber, daß weite<br />

Teile des Deltas absolutes Reisland sind, das durch die veränderten<br />

Bewässerungsbedingungen stärker versalzt <strong>und</strong> damit für<br />

andere Kulturen unbrauchbar wird. Daher hatte die Wandlung der<br />

Bodennutzung des Deltas nur experimentellen Charakter, was sich<br />

in der wieder zunehmenden <strong>Reisanbau</strong>fläche seit 1966 widerspiegelt.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Reisanbau</strong> im Ebrodelta ist stets krisenanfälliger als der<br />

der übrigen Reisprovinzen. Die ungünstigen klimatischen Bedingungen,<br />

wodurch der tortosinische Reis erst zwei Wochen später<br />

auf den Markt gebracht werden kann als der sevillanische <strong>und</strong><br />

Valencianische - er kann also erst zu einer Zeit angeboten vjer-<br />

den, in der der Markt bereits gesättigt ist -, sind ein weiterer<br />

kritischer Punkt. Hinzu kommt, daß das hohe Lohnniveau<br />

Kataloniens <strong>und</strong> die verhältnismäßig geringen Erträge die Konkurrenzfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Rentabilität des tortosinischen Reises<br />

stark herabsetzen. Daher ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, daß gerade<br />

die Kleinst- <strong>und</strong> Kleinbauern den von der Regierung proklamierten<br />

Wechsel der Kultur schnell aufgegriffen haben.<br />

Andere Kulturen bringen auch hier einen höheren Rohertrag<br />

aufgr<strong>und</strong> der günstigen Marktsituation zwischen Valencia, Tarragona<br />

<strong>und</strong> Barcelona. Die meisten dieser Betriebe mußten den<br />

Fruchtwechsel jedoch rückgängig machen wegen der oben genannten<br />

Gründe.


- 23 -<br />

Anders dagegen verliefen die Umwandlungen in der "Ribera de<br />

Dalt". Aufgr<strong>und</strong> der günstigen edaphischen <strong>und</strong> hydrographischen<br />

Verhältnisse ist der <strong>Reisanbau</strong> fast völlig durch andere Bewässerungskulturen,<br />

überwiegend durch Zitrus- <strong>und</strong> Obstbäume, abgelöst<br />

worden.<br />

Im Ebrodelta entfällt schon heute fast die Hälfte der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche auf Huerta - gartenähnlich genutztes<br />

Land -, Brache <strong>und</strong> Intensivweiden. Sie rücken als geschlossene<br />

Fläche von den Flußufern <strong>und</strong> dem Deltainnenrand gegen das Reisland<br />

vor. <strong>Der</strong> Deltainnnenrand kann als marginales, das Delta<br />

selbst muß jedoch als absolutes Reisland angesehen werden.<br />

Die Situation der Großbetriebe dieses Gebietes stellt sich etv;as<br />

günstiger dar. Durch einen hohen Mechanisierungsgrad <strong>und</strong><br />

eine starke Rationalisierung der Betriebe können sie trotz der<br />

ungünstigen Voraussetzungen gewinnbringend arbeiten, wenn auch<br />

nur mit Hilfe des staatlichen Garantiepreises. Außerdem ist für<br />

diese Betriebe eine Abkehr von der Reismonokultur nicht möglich,<br />

da sie fast ausschließlich auf dem landwirtschaftlich ungünstigen<br />

Deltaaußenrand liegen. Die bereits vorhandenen Maschinen wie<br />

Mähdrescher, Spezialgeräte für Traktoren <strong>und</strong> Trockenanlagen können<br />

bei einem Fruchtanbauwechsel nicht mehr eingesetzt werden,<br />

<strong>und</strong> neue Investitionen wären erforderlich.<br />

In diesem Gebiet hat sich erwiesen, daß bereits 10 ha große<br />

Reisbetriebe, wie sie in den fünfziger Jahren vom I.N.C. auf<br />

der südlichen Deltahälfte um Villafranco del Delta geschaffen<br />

wurden, heute eine Kolonistenfamilie nur unzureichend ernähren<br />

können. Es fehlt außerdem an Nebenerwerbsmöglichkeiten. Daß<br />

diese <strong>und</strong> die noch kleineren submarginalen Betriebe bis jetzt<br />

noch bestehen konnten, liegt an den starken Familienbanden. Die<br />

Familienangehörigen der einzelnen Kleinstbetriebe tauschen ihre<br />

Arbeitskraft in Zeiten der Arbeitsspitzen gegenseitig aus <strong>und</strong><br />

sind so unabhängig von Lohnarbeitern (Auskunft der S.F.A.A.E. -<br />

Tortosa 1976).


24 -<br />

Bei den Bestrebungen, die nationalen Überschüsse abzubauen,<br />

werden die Kleinst- <strong>und</strong> Kleinbetriebe um Valencia <strong>und</strong> im Ebrodelta<br />

aus dem Verband der Reisbauern ausscheiden, nicht zuletzt<br />

auch aufgr<strong>und</strong> der staatlichen Sanierungsprojekte, wodurch der<br />

Anbau andererer Kulturen gefördert wird. Dann bleibt allein der<br />

Großbetrieb, der die geeigneten Voraussetzungen mitbringt, den<br />

spanischen Reisbau, insbesondere den Valencianischen <strong>und</strong> tortosinischen,<br />

wieder rentabel <strong>und</strong> konkurrenzfähig zu machen.<br />

Den Kleinbetrieben um die Albufera <strong>und</strong> im Ebrodelta brächte eine<br />

Abkehr von der Reismonokultur hin zu Frühobst- <strong>und</strong> Frühgemüseanbau<br />

eine Erhöhung ihres Einkommens, da ihre Lage sehr verkehrsgünstig<br />

ist <strong>und</strong> gute Absatzmärkte von Valencia bis Barcelona <strong>und</strong><br />

Madrid vorhanden sind. Sogar der spanische Export nach Mitteleuropa<br />

könnte von den Anbauwandlungen in diesen Gebieten profitieren.<br />

Außerdem könnten die Exportaussichten in die EG Anreiz für<br />

die spanische Regierung sein, diese Gebiete schneller zu sanieren,<br />

um damit den Fruchtwechsel schneller durchzuführen.<br />

2.4 Rhonedelta (Abb. 5)<br />

2.4.1 Klima<br />

In der Camargue muß bis in den April mit Frösten gerechnet werden,<br />

auch Eistage kommen vereinzelt vor. Die Durohschnittsminima<br />

im Januar betragen 3,5°C. Die Monatsmittel für Januar liegen bei<br />

6,1°C, die für April bei 12,6°C <strong>und</strong> die für Juli bei 23,7°C.<br />

Hier zeigt sich, daß der wärmste Monat nicht mehr der August<br />

wie in Spanien ist. <strong>Der</strong> Aussaatmonat April erreicht nur knapp<br />

die benötigte Keimtemperatur des Reises. Innerhalb des Deltas<br />

schwanken die Durchschnittstemperaturen ebenfalls erheblich. So<br />

liegen sie im Norden bei Arles um 8 - 10°C höher als im Süden<br />

(Saline de Giraud).<br />

Obwohl die Rhone einen Nord-Südaustausch der Luftmassen begünstigt,<br />

kommt es im Juli doch zu größeren Temperaturschwankun-


- 25-


- 26<br />

-I<br />

* s<br />

Die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen liegen bei<br />

6U2 mm. Im September steigen die Niederschläge stark an <strong>und</strong><br />

erreichen im September/Oktober ihr primäres Maximum mit 79 mm,<br />

zwischen März <strong>und</strong> Mai liegt das sek<strong>und</strong>äre Niederschlagsmaximum<br />

bei 60 mm. <strong>Der</strong> Juli ist der trockenste Monat gefolgt vom Februar.<br />

Die südliche "Basse"-Camargue ist klimatisch gesehen günstiger<br />

für den Reisbau, da die Frühjahrstemperaturen allgemein etwas<br />

höher liegen <strong>und</strong> die Temperaturschwankungen geringer als im<br />

nördlichen Delta sind. Außerdem wirkt sich hier der Mistral<br />

nicht mehr so schädigend auf den Reisbau aus.<br />

<strong>Der</strong> Mistral ist ein kalter, trockener Nordwind, der im Frühjahr<br />

<strong>und</strong> Herbst besonders das Rhonedelta durchzieht. Er entsteht,<br />

wenn über dem Gclf von Lyon ein Tiefdruckgebiet liegt,<br />

das durch das Rhonetal kalte kontinentale Luft ansaugt. Diese<br />

Nord-SüdStrömung wird zwischen Cevennen <strong>und</strong> Alpen düsenartig<br />

verstärkt <strong>und</strong> bewirkt Spätfröste <strong>und</strong> einen hohen VJellengang in<br />

den Reisfeldern. Im Herbst führt die Heftigkeit des Mistrals<br />

zu Lagergetreide, wodurch der Einsatz von Mähdreschern sehr<br />

erschwert wird.<br />

2.4.2 Boden<br />

Das Reisbaugebiet der Camargue umfaßt das gesamte Rhonedelta,<br />

jedoch finden sich hier keine größeren zusammenhängenden Reisflächen<br />

wie in Spanien. Reis wird überwiegend an den höher<br />

gelegenen Flußdammufern der alten <strong>und</strong> jetzigen Rhonearme <strong>und</strong><br />

in der Flußebene um Arles angebaut. Dazwischen findet man<br />

Wein-, Obst- <strong>und</strong> Gemüseanbau, auch Weizen <strong>und</strong> Mais kommt daneben<br />

2M m Anbau.<br />

Grau-braune Lehmböden mit mehr oder weniger Sandgehalt kennzeichnen<br />

die Reisstandorte, auch sie besitzen hier wie in der<br />

Albufera-Niederung einen hohen Calciumoarbonatgehalt, der<br />

zwischen 20 <strong>und</strong> 50% schwankt (HUGUET , 1972). Aufgr<strong>und</strong> ihrer


- 27 -<br />

erhöhten Lage auf den Uferdämmen (2 bis 4 m) ist der Salzgehalt<br />

dieser fluviatilen Alluvialböden unbedeutend <strong>und</strong> wird auch<br />

durch kapillaren Aufstieg nur gering oder überhaupt nicht mehr<br />

erhöht.<br />

Zwischen diesen Uferdämmen befinden sich hauptsächlich in der<br />

"Basse"-Carmargue tonig-lehmige Salzböden vom Typ Solontschak<br />

mit einem pH-Wert von 8 bis 9. Durch ständige Submersion konnte<br />

dieser Boden dem Reisbau erschlossen <strong>und</strong> das Salz oberflächlich<br />

ausgewaschen werden. Teilweise werden auch anmoorige Böden<br />

im Sumpfgebiet der Camargue für Reisbau genutzt.<br />

Die sandige Lagunenzone der "Basse"-Camargue hatte schon immer<br />

infolge von Meereseinbrüchen <strong>und</strong> einer hohen sommerlichen Aridität<br />

unter starker Salinität zu leiden. Die häufigen Rhoneüberschwemraungen<br />

jedoch führten das aufsteigende Salz immer<br />

wieder ab. Im Zuge der Eindeichung der Rhonearme (1850 bis<br />

1860) wurde dieser Mechanismus aufgehoben <strong>und</strong> damit der Bodenversalzung<br />

Vorschub geleistet (JÄTZOLD, 1965, S.178). Somit<br />

ist eine ackerbauliche Nutzung dieses Gebietes, selbst mit Reis,<br />

kaum noch gegeben.<br />

2.4.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />

Die Camargue stellt kein geschlossenes Reisbaugebiet dar. Reisfelder<br />

sind hauptsächlich an den höher gelegenen Dammufern der<br />

Grand <strong>und</strong> Petit Rhone zu finden. Das aber sind die Gebiete, deren<br />

Versalzungsgrad gering ist. Die Gebiete um die großen <strong>und</strong><br />

kleinen Etangs mit einer starken Bodenversalzung bilden Sumpfoder<br />

Grünland, das nur extensiv genutzt werden kann.<br />

V/egen der offenen Nord-Südlage des Rhonetales ist der Reisbau<br />

durch Kälteeinbrüche im Frühjahr <strong>und</strong> Herbst sowie durch die<br />

starken Winde des Mistral gefährdet. Eine gesicherte frostfreie<br />

Zeit stellen nur die Monate Mai bis September dar. Im<br />

April <strong>und</strong> Oktober muß mit Frösten gerechnet werden, meistens<br />

aber sind diese Monate auch frostfrei. Länger anhaltende


- 28<br />

niedrige Temperaturen (8-12°C) bringen das Reiswachstum zum<br />

Stagnieren, <strong>und</strong> Frost zerstört die Pflanzen. Die junge Saat<br />

<strong>und</strong> die reifen Ähren sind in diesem Gebiet stets gefährdet.<br />

Die Gefahr von Frostschäden nimmt sogar zu, wenn durch intensive<br />

Niederschläge im Herbst die Ernte bis in den November<br />

hinausgeschoben werden muß.<br />

Begünstigt wird der Reisbau hier nur durch die relativ hohen<br />

Sommertemperaturen. Doch auch im Frühsommer kann es zu Kaltlufteinbrüchen<br />

kommen, die sich auf das Wachstum <strong>und</strong> sogar<br />

noch auf das Blühen hemmend auswirken können.<br />

Die bereits im September einsetzenden starken Herbstregen rufen<br />

häufig Lagergetreide hervor, wodurch, wie im Ebrodelta,<br />

die Erntebedingungen erschwert, die Erträge verringert <strong>und</strong> die<br />

Trocknungskosten erhöht werden.<br />

Ende der fünfziger Jahre sanken die Preise für Wein erheblich,<br />

<strong>und</strong> so wurden in der Camargue große Weingärten in Reisfelder<br />

umgewandelt, da der Wert der Reisernte das Zehnfache von dem<br />

betrug, was andere vergleichbare Getreidearten erbrachten.<br />

1961 erreichte die Ausdehnung der Reisfelder mit 32 900 ha<br />

ihren vorläufigen Höhepunkt (MARROT 1972). 1976 betrug die<br />

Reisbaufläche nur noch 9 000 ha (vorläufige Schätzung des<br />

S.R.F. 1976).<br />

Unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen in<br />

Frankreich ist eine arbeits- <strong>und</strong> kapitalintensive Kultur, wie<br />

sie der Reis darstellt, nicht mehr wirtschaftlich. Wie stark<br />

rentabilitätsbezogen die Reisbauern in der Camargue wirtschaften,<br />

zeigen die schnellen Wandlungen der Anbauformen. Ungefähr<br />

seit HO Jahren wird der Reisbau in der Camargue intensiv<br />

betrieben. Bis 1952 wurde ausschließlich das Direktsaatverfahren<br />

angewendet. In der Zeit bis 1958 setzte sich immer stärkker<br />

die Pflanzmethode durch, wodurch eine weitere Verunkrautung<br />

der Felder verhindert werden konnte. Mit dem Ansteigen der Lohnkosten<br />

<strong>und</strong> dem relativen Billigwerden der Herbizide zu Beginn


- 29 -<br />

der sechziger Jahre wurde in den großen Betrieben wieder zunehmend<br />

die direkte Saat eingeführt. In den kleinen Betrieben wurde<br />

der Reis - soweit möglich - stärker durch Obstbaumkultur <strong>und</strong><br />

Wein sowie durch Gemüse <strong>und</strong> Mais ersetzt.<br />

Nach LA COGNATA (1967, S.245) betrugen 1965/66 die Lohnkosten<br />

bei der Pflanzmethode mit mechanisierter Ernte fast 50% der<br />

Produktionskosten; <strong>und</strong> die Lohnkosten sind weiter gestiegen,<br />

ohne daß die Erlöse für Reis gleichermaßen gestiegen wären.<br />

So ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, da der Reis überwiegend auf marginalem<br />

Land kultiviert wurde, daß dort heute vorwiegend der<br />

besser bezahlte Hartweizen angebaut wird. Auch der Wein hält<br />

wieder Einzug in die Camargue. Die ackerbaulich ungenutzten<br />

Gebiete werden seit Ende der sechziger Jahre zunehmend durch<br />

touristische, infrastrukturelle <strong>und</strong> industrielle Einrichtungen<br />

genutzt. <strong>Der</strong> Reis wird überwiegend nur noch dort angebaut, wo<br />

der Grad der Bodenversalzung so zunimmt, daß andere Kulturpflanzen<br />

nicht mehr rentabel angebaut werden können. Dadurch<br />

sinkt die regionale Bedeutung des Reises ebenso wie sein Anteil<br />

an der nationalen Getreideproduktion. 1971 betrug er<br />

immerhin noch 1,5% (MARROT 1972).<br />

2.5 Poebene (Abb. 6 <strong>und</strong> 6a)<br />

2.5.1 Klima<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer Ausdehnung gibt es in der Poebene kein einheitliches<br />

Klima. Die beiden Großstädte im noritalienische Reisbaugebiet,<br />

Turin <strong>und</strong> Mailand, weisen recht unterschiedliche<br />

Klimadiagramme auf. In Mailand liegt die Jahresdurchschnittstemperatur<br />

bei 13,1°C, in Turin hingegen nur bei 11,9°C. Trotzdem<br />

ist Mailand in den Monaten Oktober bis April frostgefährdet.<br />

Beide Städte haben eine durchschnittliche Apriltemperatur, die<br />

mit 11,9°C (Turin) <strong>und</strong> 12,9°C (Mailand) gerade die minimale<br />

Keimtemperatur des Reises erreicht (THRAN <strong>und</strong> BROEKHUIZEN 1965),<br />

Die Temperaturen <strong>und</strong> Niederschläge in Vercelli, dem Hauptreis-


Anbau mit<br />

hoher Intensität<br />

erhöhter<br />

geringer —<br />

niederer<br />

(nach GRILLENZONI u. TODER! 1970<br />

0 15 30 km<br />

u<br />

Abb.: 6a<br />

Laop der R eisbauaebiete im R egierungsbezirk Emila<br />

T


32<br />

baugebiet <strong>Italiens</strong>, liegen zwischen diesen Angaben <strong>und</strong> stellen<br />

somit klimatische Durchschnittsbedingungen der gesamten<br />

mittleren Poebene dar. Die durchschnittlichen Temperaturen für<br />

Januar, April, Juli <strong>und</strong> Oktober betragen dort -0,2°C, 12,3°C,<br />

23,7°C <strong>und</strong> 12,9°C (vgl. Tab. 3).<br />

Das Jahresmittel der Niederschläge beträgt 820 mm. <strong>Der</strong> regenreichste<br />

Monat ist der Oktober mit durchschnittlich 100 mm<br />

Niederschlag, der niederschlagärmste ist der Januar mit durchschnittlich<br />

38,5 mm (TINARELLI 1973, S.ä6).<br />

Winde, die regelmäßig zu bestimmten Jahreszeiten auftreten, wie<br />

der Levante oder der Mistral, gibt es in der Poebene nicht. Allerdings<br />

kann man im Frühjahr verstärkt mit Nordost- <strong>und</strong> Südostwinden,<br />

gelegentlich auch mit Südwinden rechnen, die auch im<br />

Sommer auftreten können (RUSSO 1975 a). Die Stärke der Winde<br />

hängt von der Großwetterlage ab <strong>und</strong> ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich.<br />

Je nach Dauer, Geschwindigkeit <strong>und</strong> Richtung des<br />

Windes kann er Blütensterilität hervorrufen; starke Sommerwinde<br />

knicken in extremen Fällen sogar bei verschiedenen Sorten die<br />

obersten Internodien (TINARELLI 1973, S.242).<br />

2.5.2 Boden .<br />

In der Poebene zwischen Turin, Pavia <strong>und</strong> Mailand liegt der<br />

Schwerpunkt des italienischen Reisbaus. In der östlichen Poebene<br />

wird ebenfalls Reis angebaut, jedoch in Verbindung mit<br />

anderen Kulturen wie Obst <strong>und</strong> Gemüse (Abb. 6).<br />

Im gesamten Gebiet handelt es sich um fluviatile Alluvialböden.<br />

An den Flanken der Poebene finden sich steppenartige Böden. Sie<br />

enthalten einen dunkelbraunen Lehm mit schwarzbraunem Humus<br />

vermischt <strong>und</strong> werden durchweg ackerbaulich genutzt für Weizen,<br />

Reis, Mais, Gerste, Hanf, Klee <strong>und</strong> Luzerne. Tiefgründige Tone<br />

<strong>und</strong> Lehme herrschen auch im Hauptreisanbaugebiet Vercelli vor.<br />

Am südlichen Rand innerhalb dieses Gebietes findet man vereinzelt<br />

flachgründige gebleichte Lehme oder lehmige Sande auf


- 33 -<br />

geröllhaltigem Unterboden, Hier wird es problematisch, Reis<br />

anzubauen, da aufgr<strong>und</strong> der starken Perkolation diese Böden unökonomisch<br />

viel Wasser verbrauchen (TINARELLI 1973 <strong>und</strong> BAROZZO-<br />

LO 1976, persönliche Auskunft).<br />

Im Dreieck Venedig-Mantua-Ravenna findet man stark tonhaltige<br />

Böden, die feucht bis naß <strong>und</strong> stark kalkhaltig sind.<br />

Das Problem der Bodenversalzung besteht nur im Mündungsgebiet<br />

des Po <strong>und</strong> in den Küstenniederungen, wo das Gr<strong>und</strong>wasser relativ<br />

salzhaltig ist, da es unterirdisch mit dem salzhaltigen<br />

Meerwasser kommuniziert. Außerdem herrschen in diesem Gebiet<br />

maritime Schvjemmlandböden vor.<br />

2.5.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />

Die Temperaturen in der Poebene sind ähnlich ungünstig wie<br />

in der Camargue, d.h,, sie sind für die einzelnen Wachstumsphasen<br />

so niedrig, daß der Reis gerade noch gedeihen kann, ohne<br />

ernsthaft Schaden an Blatt- <strong>und</strong> Wurzelapparat zu nehmen. Die<br />

ungünstigen regelmäßig einsetzenden V/inde <strong>und</strong> Regenfälle wie<br />

im Ebro- <strong>und</strong> Rhonedelta jedoch fehlen hier. Optimal sind die<br />

Bodenbedingungen, da die Gefahr der Versalzung nicht gegeben<br />

ist. Dadurch <strong>und</strong> durch ein weit ausgebautes Bewässerungssystem<br />

können die negativen Einflüsse der Temperatur weitgehend ausgeglichen<br />

werden. Die großen Schwankungen innerhalb der nationalen<br />

Reisbaufläche (vgl. Tab. 5) sind primär nicht auf die<br />

Standortbedingungen viie in Spanien <strong>und</strong> Frankreich zurückzuführen,<br />

sondern auf ökonomische <strong>und</strong> politische. Durch die starke<br />

Ausdehnung der italienischen Reisbaufläche nach dem zweiten<br />

Weltkrieg <strong>und</strong> durch witterungsbedingte hohe Hektarerträge<br />

viurde eine starke Überproduktion verursacht, die nicht im eigenen<br />

Lande verbraucht v;erden konnte. Zur gleichen Zeit sanken<br />

die Preise für Reis auf dem V/eltmarkt. Durch Appelle des italienischen<br />

Landwirtschaftsministeriums <strong>und</strong> durch Beratungs<strong>und</strong><br />

Aufklärungsarbeit der E.N.R. bei den Bauern sank die bestellte<br />

Fläche 1955/56 von 173 000 auf 193 000 ha. Ungünstige


- 3^ -<br />

Tab. 6: Flächennutzung der italienischen Reisbetriebe nach<br />

Provinzen 1966<br />

Ort 0 Größe d. 0 Größe der Anteil der LN nutzbar<br />

Betriebe Getreide- Reisfel- für<br />

1965 ha LN felder der Getreide Reis<br />

ha ha % %<br />

Vercelli 7,21 1,33 0,44 89,0 72,1<br />

Novara 7,06 1,95 0,42 74,6 46,9<br />

Pavia 7,06 2,17 0,49 62,9 32,2<br />

Milano 9,20 2,75 0,62 41,5 18,1<br />

Ferrara 14,11* 5,81 4,17 62,2 42,3<br />

andere - 2,98 1,04 53,9 23,1<br />

Tab. 6a: Mechanisierungsgrad der italienischen Reisbetriebe<br />

nach Provinzen 1966<br />

Ort<br />

prozentuale Aufteilung des Mechanisierungsgrades<br />

ohne Geräte ohne Traktor<br />

mit mindest<br />

1 Traktor<br />

Vercelli 60,3 8,9 21,4 9,4<br />

Novara 30,9 24,9 36,0 8,2<br />

Pavia 12,6 35,6 40,7 11,1<br />

Milano 4,8 4,8 74,3 16,1<br />

Ferrara 10,2 15,9 61,6 12,3<br />

andere 24,9 6,4 56,2 12,5<br />

mit mindest<br />

1 Traktor u.<br />

Mähdrescher<br />

Quelle: E.N.R.<br />

GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.108 f.


- 35 -<br />

Witterungsverhältnisse trugen nun dazu bei, daß die Ernte in<br />

Mittel nur *+8 dt/ha erreichte. Die Umstellung der Reiskultur<br />

erfolgte zugunsten von Futterpflanzen <strong>und</strong> einer damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Steigerung der Rindfleischproduktion. Die kleinste Anbaufläche<br />

vmrde im Jahr 1963 mit 121 000 ha erreicht. Von da<br />

ab weitete sich die Reisbaufläche v?ieder kontinuierlich bis<br />

1973 aus. 197^+ ist erstmalig ein Rückgang in der Anbaufläche<br />

zu verzeichnen. VJorauf dieser Rückgang zurückzuführen ist, ist<br />

noch nicht klar erkennbar.<br />

Die heutige Leistungsfähigkeit des italienischen Reisbaus beruht<br />

vor allem auf folgenden Faktoren: der durchweg vollzogenen<br />

Mechanisierung, dem chemischen Pflanzenschutz, der Züchtung<br />

neuer Sorten <strong>und</strong> der Handelsorganisation im Rahmen der<br />

Europäischen Gemeinschaft.<br />

Da in Italien der Reisbau - bis auf einige wenige Gebiete bei<br />

Ferrara - nicht auf absolutem Reisland kultiviert wird, gibt es<br />

auch keine Reis-Monobetriebe; denn nur selten tritt der Fall<br />

ein, daß die gesamte Betriebsfläche an das Be- <strong>und</strong> Entwässerungsnetz<br />

angeschlossen ist. Hinzu kommt, daß die Poebene unterschiedliche<br />

Bodenstrukturen aufweist <strong>und</strong> in einigen Gebieten<br />

eine recht starke Hangneigung besteht. Daraus ergeben sich<br />

verschiedene Nutzungsverhältnisse der Flächen innerhalb eines<br />

Betriebes. So v;aren 1966 nach einer Studie der E.N.R. in der<br />

Provinz Vercelli 72,1% der Flächen aller Reis bauenden Betriebe<br />

für den Reisbau angelegt, in Mailand waren es hingegen nur<br />

18,1%. In Vercelli konnten 89% der landwirtschaftlichen Nutzfläche<br />

dieser Betriebe für Getreide genutzt vjerden, in Mailand<br />

nur 41,5%. Das läßt den Schluß zu, daß um Mailand mehr Futterbau<br />

betrieben wird, um die stark vertretene Rinderproduktion<br />

zu versorgen. Bei der durchschnittlichen Feldgröße zeigt sich,<br />

daß in Vercelli die kleinsten Felder vertreten sind <strong>und</strong> in<br />

Ferrara die größten. 1976 liegen die Größen der Reisflächen<br />

fast überall bei 1 ha mit Ausnahme der Provinz Ferrara, wo<br />

sie zwischen 4 <strong>und</strong> 5 ha liegen. Diese Zahlen wiederum sind<br />

abhängig von der durchschnittlichen Betriebsgröße, die in


- 36 -<br />

■5<br />

J<br />

Ferrara 1965 mit 14,14 ha fast doppelt so groß war wie in<br />

Vercelli mit 7,21 ha. Hier zeigt sich ein ähnliches Phänomen<br />

wie in Spanien. Die Großbetriebe in der spanischen Provinz<br />

Sevilla <strong>und</strong> der italienischen Provinz Ferrara bewirtschaften<br />

größere Feldeinheiten zur optimalen Ausnutzung des bestehenden<br />

Maschinenparks (vgl. Tab. 6 <strong>und</strong> 6a).<br />

2.6 Wertung, der Reisstandorte nach Boden <strong>und</strong>. Klima<br />

In allen fünf Anbaugebieten wächst der Reis auf fluviatilen<br />

<strong>und</strong>/oder maritimen Alluvialböden. Physisch, geographisch <strong>und</strong><br />

ökonomisch bilden sie die Voraussetzungen für diese Kultur,<br />

die in Europa an das Vorhandensein ebener Flächen <strong>und</strong> an die<br />

Möglichkeit zu künstlicher Bewässerung geb<strong>und</strong>en ist. Die vorherrschenden<br />

Lehme <strong>und</strong> Tone eignen sich gut für den Reisbau,<br />

zumal der hohe Anteil feiner Kornfraktionen die Wirtschaftlichkeit<br />

dieser Böden in Bezug auf den Wasserverbrauch steigert.<br />

Auch verfügen diese Böden über hohe Nährstoffreserven.<br />

Hingegen zeigt sich in allen Gebieten (Ausnahme: die Poebene<br />

<strong>und</strong> die Alluvialebene um Arles) das Problem der Versalzung,<br />

hervorgerufen durch starke sommerliche Aridität, anthropogene<br />

oder maritime Einflüsse. Für die Inkulturnahme dieser salzgefährdeten<br />

Böden wird eine anbaubedingte starke Bewässerung,<br />

die das Salz im obersten Bodenhorizont auswäscht, notwendig.<br />

Eine gewisse Salztoleranz <strong>und</strong> das starke Wasserbedürfnis der<br />

Kulturpflanze Reis tragen diesen Anforderungen Rechnung. Die<br />

Reiskultur hat auf diesen Böden eine meliorisierende Wirkung;<br />

denn durch die regelmäßige Oberstauung der Felder mit Süßwasser’werden<br />

im Laufe der Zeit die oberen Bodenhorizonte<br />

bis zu einem gewissen Grade entsalzt. Enthalten Boden oder<br />

Bewässerungswasser jedoch eine Salzkonzentration von 3-4°/oo,<br />

so ist bereits mit Ertragsdepressionen zu rechnen.<br />

Pedologisch gute Böden sind in der mittleren Poebene <strong>und</strong> im<br />

nördlichen Rhonedelta vorhanden. Hier können neben Reis alle<br />

übrigen südeuropäischen Nutzpflanzen angebaut werden, da


- 37 -<br />

diese Böden weder Salz noch einen wachstumsabträglich hohen<br />

Gr<strong>und</strong>wasserstand aufweisen. Im südlichen Rhonedelta, im Ebrodelta,<br />

in den Marismas <strong>und</strong> teilweise auch in der Albufera-,<br />

niederung machen gerade der hohe Gr<strong>und</strong>wasserstand <strong>und</strong> der Salzgehalt<br />

des Bodens oder des Rieselwassers große Teile dieser Gebiete<br />

zu absolutem Reisland.<br />

Vom Klima her gesehen eignen sich die Marismas am besten für<br />

den Reisbau. Hohe Temperaturen über das ganze Jahr hinweg <strong>und</strong><br />

sehr schwache Winde ermöglichen der Reiskultur eine lange<br />

Vegetationsperiode.<br />

Als klimatisch weniger günstig muß das Ebro- <strong>und</strong> Rhonedelta<br />

bezeichnet werden. Bereits im September einsetzende Regenfälle<br />

in Verbindung mit starken Winden gefährden das Reifen des<br />

Reises <strong>und</strong> erschweren die Erntearbeiten. Zwischen Kärz <strong>und</strong> Mai<br />

muß man noch mit Kaltlufteinbrüchen rechnen, wiederum begleitet<br />

von Winden, was zum Stagnieren des Keimprozesses oder sogar zum<br />

Absterben der Keimlinge führen kann.<br />

Starke Winde wie in den beiden genannten Gebieten treten in<br />

der Albuferaniederung <strong>und</strong> in der Poebene nicht auf. Die Temperaturen<br />

liegen zu Beginn <strong>und</strong> am Ende der Vegetationsperiode des<br />

Reises in der Poebene erheblich niedriger als im Valencianischen<br />

Reisgebiet. In der Albuferaniederung kann früher gesät <strong>und</strong> später<br />

geerntet werden als in der Poebene, da der jährliche Temperaturgang<br />

dort nicht so starke Schwankungen aufweist.<br />

Die untersuchten Reisbaugebiete bieten in der Verbindung von<br />

Klima <strong>und</strong> Boden keine optimalen Bedingungen für das Reiswachstum.<br />

Nur durch unterschiedliche Kulturmaßnahmen können die negativen<br />

Einflüsse des Bodens oder des Klimas abgeschwächt werden,<br />

um ein bestmögliches Reiswachstum zu erzielen.


- 38 -<br />

3. Wasserkontrolle<br />

3.1 Formen des Wassermanagements<br />

3.1.1 Marismas<br />

Flußregulierung <strong>und</strong> Eindeichung der zur Sanierung vorgesehenen<br />

Gebiete waren dar Auftakt für eine intensive ackerbauliche<br />

Nutzung der Marismas. Die Flußbegradigung <strong>und</strong> das ständige Ausbaggern<br />

der Fahrrinne des Guadalquivir führten gemeinsam mit<br />

im Einzugsgebiet errichteten Stauseen zu einem ausgeglicheneren<br />

Jahresgang der Wasserführung.<br />

Nach dem Poldersystem legten hier die ersten Kolonisationsgesellschaften<br />

den Marschboden trocken <strong>und</strong> schützten ihn vor<br />

Überschwemmung. Da es sich aber hier um ein salzgefährdetes<br />

Gebiet handelt, zeigte sich eine zunehmende Versalzung in den<br />

eingedeichten Teilen aufgr<strong>und</strong> der ausbleibenden winterlichen<br />

Überschwemmung, die eine salzfreie Schlammschicht hinterließ.<br />

1934 waren die drei nördlichen Polder fertiggestellt mit einer<br />

Gesamtfläche von 29 000 ha. 21 536 ha davon werden mit Reis<br />

bestellt (Angaben der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976).<br />

In diesem relativ jungen Reisbaugebiet konnte man den Erkenntnissen<br />

des modernen Wasserbaus Rechnung tragen. Das Bevjässerungsnetz<br />

wird zentral über die Felder gelegt, wohingegen das<br />

Entwässerungsnetz peripher angelegt ist. Das Wegesystem entspricht<br />

in etwa dem Entwässerungssystem, dadurch gehen die<br />

Sickerungsverluste entlang der Wege nicht zu Ungunsten der Bewässerung<br />

sondern der Entwässerung, bei der diese Verluste<br />

sogar erwünscht sind.<br />

Das Niedrigwasser des Guadalquivir im Sommer wirkt sich wegen<br />

der dadurch entstehenden Niveauunterschiede zv;ischen Entvjässerungssystem<br />

<strong>und</strong> dem Fluß als Vorfluter für die Entvjässerung<br />

sehr günstig aus. Leider führt das Niedrigwasser aber gleich­


39 -<br />

zeitig dazu, daß sich der Rückstau des Meeres weiter flußaufwärts<br />

bemerkbar macht <strong>und</strong> das Bewässerungswasser dadurch salzhaltiger<br />

wird. Daher sind die Pumpstationen zur Bewässerung in<br />

den nördlichen Teilen der Marismas zu finden. <strong>Der</strong> Einfluß der<br />

Flut in der Trichtermündung stellt die südliche Begrenzung der<br />

marismenischen Reisbaulandschaft dar; denn je näher die Pumpstation<br />

der Mündung ist, um so größer sind die Ertragsdepressionen<br />

durch salzhaltiges Bewässerungsv/asser. Dieser Tatsache<br />

trägt das geplante staatliche Entwicklungsprojekt "Plan del<br />

Bajo Guadalquivir" Rechnung. Darin ist ein Stausee am mittle-<br />

3<br />

ren Genil mit einem Fassungsvermögen von 980 Mio. m vorgesehen<br />

sowie ein Kanal "Canal del Bajo Guadalquivir". Dieser<br />

Kanal führt das Wasser von seiner Abzweigung am Stauwehr von<br />

Pennaflor über 80 km bis in die sanierten Marschflächen des<br />

linken Guadalquivirufers.<br />

Das durch Pumpen auf ein höheres Niveau gehobene Rieselwasser<br />

fließt in einen Hauptkanal, von dem mittlere <strong>und</strong> kleine Kanäle<br />

(acequias <strong>und</strong> brazales) abzweigen. <strong>Der</strong> Abstand zwischen<br />

den "brazales" beträgt in der Regel 150-300 m. Wegen der geringen<br />

Niveauunterschiede in den Marismas kommt es vor, daß<br />

Rieselwasser nach einiger Entfernung von der ersten Pumpstation<br />

erneut gehoben werden muß.<br />

Die durchschnittliche Bewässerungsmenge liegt bei 2,0-2,11 1/sec<br />

<strong>und</strong> Hektar, das entspricht einem Rieselwasserbedarf von 27 000<br />

-33 000 m /ha während der gesamten Vegetationsperiode. Alter<br />

der Reispflanzen, Sortenwahl <strong>und</strong> Anbaumethode berücksichtigt<br />

man, indem dem Pflanzenwachstum angepaßte Wassermengen gegeben<br />

werden.<br />

Entsprechend dem Bewässerungsnetz ist das Entwässerungsnetz<br />

angelegt. Eine leichte Neigung der Felder in Richtung der<br />

Entwässerung läßt das gebrauchte Wasser in schmale, ca. 80 cm<br />

tiefe Gräben (azarbes) abfließen. Meist senkrecht dazu verlaufen<br />

die "desagües sec<strong>und</strong>arios", Kanäle von ca. 1,10 m Tiefe.<br />

Sie führen das Wasser über die "desagües primarios" in die


- 1+0 -<br />

"colectores", Hauptsammelkanäle von ca. 2 in Tiefe. Von dort<br />

wird das Wasser über Gezeitenschleusen oder Pumpstationen bei<br />

Ebbe in den Guadalquivir entlassen,<br />

Bewässerungsgenossenschaften sind aufgr<strong>und</strong> der historischen<br />

Entwicklung der Marismas durch Kolonisationsgesellschaften<br />

nur in den Gebieten mit Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben anzutreffen.<br />

In den übrigen Zonen erhalten die Großbetriebe private Pumpkonzessionen.<br />

3.1.2 Albufera<br />

Das gesamte Reisgebiet von Valencia erhält sein Wasser aus den<br />

Flüssen Jucar <strong>und</strong> Turia sowie von einer Süßwasserlagune, der<br />

Albufera. Die Bewässerungskanäle, die hier gleichzeitig von den<br />

Bauern als Verkehrs- <strong>und</strong> Transportwege genutzt werden, laufen,<br />

ein natürliches Gefälle nutzend, strahlenförmig auf die Lagune<br />

zu. <strong>Der</strong> Rio Jucar ist 506 km lang <strong>und</strong> bringt jährlich eine Wasq<br />

sermenge von durchschnittlich 1913 Mio. m (Mapa Agronómico<br />

National de España 1954; Sueca S. 29). Die herangeführten Wassermengen<br />

schwanken jedoch von Jahr zu Jahr sehr stark, so daß<br />

in den letzten 40 Jahren drei große Stauseen am Oberlauf des<br />

1)<br />

Flusses errichtet wurden , um eine gleichmäßige Wasserzufuhr<br />

für die Bewässerungskanäle zu erhalten. <strong>Der</strong> Rio Turia liefert<br />

nur 12% des benötigten Wassers für den Reisbau.<br />

Die Reiskultur auf den Tonböden der Albuferaniederung verbraucht<br />

während der gesamten Vegetationszeit des Reises<br />

35 000 m /ha, das entspricht einem Wasserzufluß von ca. 2,5<br />

1/sec je Hektar (THOMAS 1957, S.249).


Abb.: 7 A lte s B e w ä sseru n g ssystem


42 -<br />

Das Bewässerungswesen ist genossenschaftlich organisiert. Die<br />

Nutznießer eines oder mehrerer Hauptbewässerungskanäle sind in<br />

obligatorischen Zusammenschlüssen den "communidades de regantes"<br />

erfaßt. Die Mitglieder dieser Valencianischen Genossenschaften<br />

zahlen kein Geld für das entnommene Wasser. Sie entrichten nur<br />

geringe Abgaben für die Instandhaltung der Bewässerungsanlagen.<br />

Im Reisgebiet r<strong>und</strong> um die Albufera wird noch heute die alte<br />

Bewässerungsmethode, d.h. die sukzessive Flächenüberstauung,<br />

gehandhabt im Gegensatz zu den Provinzen Sevilla <strong>und</strong> Badajoz,<br />

wo jedes Feld einen eigenen Anschluß an das Kanalnetz zur Be<strong>und</strong><br />

Entwässerung besitzt. Bei der alten Methode wird das Kanalwasser<br />

aufgestaut, <strong>und</strong> es werden die angrenzenden Felder überflutet.<br />

Hat das Wasser in diesen Feldern eine bestimmte Höhe<br />

erreicht, so fließt es durch schmale Öffnungen in den umgebenden<br />

Erdwällen in die wenig tiefer gelegenen Felder, die das<br />

Wasser auf die gleiche Weise weiterleiten. Das Restwasser wird<br />

in dazu bestimmten Kanälen gesammelt, von denen es erneut auf<br />

die Felder geleitet wird. Diese Art der Bewässerung, bei der<br />

sich frisches <strong>und</strong> bereits genutztes Wasser aus den oberen Feldern<br />

mischen, birgt die Gefahr in sich, daß Schadorganismen<br />

wie Pilssporen, Larven <strong>und</strong> Unkrautsamen, aber auch unerwünschte<br />

Anhäufung von Salzen in die tiefer gelegenen Felder gelangen.<br />

Die Abbildungen 7, 8 <strong>und</strong> 9 zeigen die drei Bewässerungssysteme.<br />

Die Süßwasserlagune Albufera wird nur zur Bewässerung der Reisfelder,<br />

die unter dem Wasserspiegel der Lagune gelegen sind,<br />

benutzt. Hier ermöglichen Schleusen <strong>und</strong> Motorpumpen im Kanalsystem<br />

die Be- <strong>und</strong> Entwässerung dieser Felder. Gr<strong>und</strong>wasser<br />

wird wegen seiner niedrigen Temperatur nicht zur Bewässerung<br />

der Reiskulturen herangezogen.<br />

3.1.3 Ebrodelta<br />

Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts war man bestrebt, die Schiffahrtsbedingungen<br />

am unteren Ebro durch den Bau eines Kanals zu verbessern.<br />

Jedoch wurde das Projekt unrentabel durch den Bau einer<br />

Eisenbahnlinie, die Zaragoza als Ziel hatte. Gewinnbringend


- 43 -<br />

Abb.: fí<br />

Neues Bewässerungssystem<br />

Feldgrenzen<br />

----------------------------------Bewässerung<br />

Wege<br />

----------------------------------------------Entwässerung<br />

in der Provinz Tarragona (nach Comunidad General del Canal de<br />

la <strong>Der</strong>echa del Ebro 1966)


44<br />

1<br />

konnten die Kanäle, Canal de la <strong>Der</strong>echa <strong>und</strong> Canal Marítimo,<br />

nur durch die Ausweitung des Reisbaus genutzt werden. Die südliche<br />

Hälfte des Deltas wurde zuerst unter Kultur genommen,<br />

<strong>und</strong> ein schnell ausgebautes Kanalnetz sorgte für die Be- <strong>und</strong><br />

Entwässerung. Außerdem bewirkte der geringe Tidenhub des Mittelmeeres<br />

<strong>und</strong> die geringe Überschwemmungsgefahr des Ebro eine<br />

schnelle Kolonisation des Ebrodeltas, da keine Deiche oder<br />

Polder wie in den Marismas gebaut v/erden mußten.<br />

50 Jahre später wurde der Canal de la Izquierda eröffnet (1912),<br />

<strong>und</strong> damit begann die Erschließung des nördlichen Deltaflügels.<br />

<strong>Der</strong> rechte <strong>und</strong> der linke Seitenkanal folgen dem Ebro nahezu<br />

parallel bis in das Gebiet der beiden Mündungsarme. Durch die<br />

Kanäle, die beide vom Stauwehr bei Charta (30 km flußaufwärts)<br />

abzweigen, ist der Reisbau im Delta unabhängig vom Ebrowasser<br />

geworden, das besonders bei Niedrigwasser <strong>und</strong> Seewinden höhere<br />

Salzgehalte aufweist.<br />

Um im Deltabereich ein Gefälle zu schaffen, wurden die Kanäle<br />

auf den Dammufern geführt. Von dort zweigen die Hauptentwässerungskanäle<br />

ab, der Abdachung nach Südost bzw. Nordost folgend,<br />

um sich in sek<strong>und</strong>äre Kanäle <strong>und</strong> davon abhängige Gräben zu verzweigen.<br />

Dort, wo das Gefälle nicht ausreicht, wird das Wasser<br />

erneut zu Bewässerungszwecken gehoben. Ca. 1700 ha am Nord-<br />

<strong>und</strong> Südrand des Deltas sind davon betroffen (Hydrotechnische<br />

Corporation 1967),<br />

Sickerverlusten versucht man in den letzten Jahren durch Einfassen<br />

der Erdgräben mit<br />

Beton zu begegnen, da der V/asserbe-<br />

darf durch die Ausweitung des Reisbaus <strong>und</strong> durch die verstärkte<br />

Abzapfung der Huerta-Bauern immer stärker wird. <strong>Der</strong> Gesamtdurchfluß<br />

der beiden Bewässerungskanäle von 37,5 m'^/sec reicht also<br />

nicht mehr voll aus, um die Gesamtfläche von ungefähr 20 000 ha.<br />

davon 14 425 ha (1975) Reis, zu bewässern, obwohl nur durch-<br />

1)<br />

schnittlich 1,8 1/sec'ha verbraucht werden, das entspricht<br />

1) 1,5 1/sec’ha im linken Deltaflügel; 2,0 1/sec'ha im rechten<br />

Deltaflügel (Angaben der beiden Bewässerungsgesellschaften<br />

im Ebrodelta).


45 -<br />

während der Vegetationsperiode 25 000 m^/ha. Ein Obergang auf<br />

andere Kulturen, deren Wasserbedarf geringer ist, könnte hier<br />

Abhilfe schaffen.<br />

Auch die Entv;ässerung ist unter dem geringen Niveauunterschied<br />

zviischen Meer <strong>und</strong> Entvjässerungskanälen schwierig. Entsprechend'<br />

der Bewässerung folgen sie ebenfalls dem natürlichen Gefälle<br />

in südöst- bzw. nordöstlicher Richtung, ausgehend von den Daminufern<br />

des Ebro. Das überschüssige Rieselvjasser der Felder<br />

fließt in Gräben ab, die in einen Nebenkanal münden. Das<br />

Wasser der Nebenkanäle wird von Hauptentwässerungskanälen aufgenommen,<br />

die das gebrauchte Wasser in die Strandseen oder ins<br />

Meer leiten.<br />

Bei hoher Niederschlagstätigkeit <strong>und</strong> gleichzeitigem, starkem<br />

Seewind dringt über die Entwässerungskanäle salzhaltiges Wasser<br />

tief in das Delta vor. Zum Schutz dagegen wurde ein großer Teil<br />

der Kanalausgänge mit automatischen Schleusen versehen. Diese<br />

Schleusen jedoch müssen - das ist das Recht der Deltafischer -<br />

von Mitte März bis Mitte Juli offen gehalten werden, um den<br />

Fischen den Zugang in die Kanäle <strong>und</strong> Lagunen zu gewährleisten.<br />

Das ist gerade zu einer Zeit, in der der Nordostwind "llevant"<br />

besonders stark weht <strong>und</strong> die jungen Reispflanzen gefährdet sind.<br />

Weitere Probleme der Entwässerung stellen der hohe Schwerstofftransport<br />

des Ebro <strong>und</strong> der ständige Küstenversatz dar. Sandbarrieren<br />

an den Ausgängen der Entwässerungskanäle sind die<br />

Folge. Diese Tatsache, das geringe Gefälle <strong>und</strong> eine wuchernde<br />

Sumpfvegetation lassen das Wasser in den Kanälen stagnieren, wodurch<br />

das salzhaltige Gr<strong>und</strong>vjasser in den Wurzelhorizont steigt<br />

<strong>und</strong> Ertragsdepressionen hervorruft. Starke Motorpumpen an den<br />

Ausgängen der Hauptkanäle sollen der frühherbstlichen Überschwemmungsgefahr<br />

Vorbeugen <strong>und</strong> gleichzeitig ein schnelleres<br />

Abtrocknen der Felder gevjührleisten. Das ist besonders 'wichtig<br />

bei dem zunehmenden Mechanisierungsgrad der Reisernte.<br />

Die Verteilung des Wassers untersteht den Comunidades de


- U6<br />

Regantes, Bewässerungsgenossenschaften, die das Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystem<br />

sowie das Wegenetz unterhalten. Die Mitglieder<br />

entrichten entsprechend der Anbaufläche <strong>und</strong> Anbauart ihre<br />

Beträge.<br />

An die Comunidades de Regantes del Canal de la <strong>Der</strong>echa wurden<br />

1)<br />

1976 9000 pts/ha (ca. 151,- DM ) Reisland entrichtet. Die<br />

Bewässerungsgemeinschaft des linken Seitenkanals nahm nur<br />

3000 pts/ha (ca. 113,- DM) aufgr<strong>und</strong> der geringeren Wasserführung<br />

des Kanals <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen geringeren<br />

Wasserlieferung.<br />

3.1.4 Rhonedelta<br />

Das Reisbaugebiet der Camargue wird in den neu erschlossenen<br />

Gebieten am Rande der Sümpfe im Zuge der Neulandgewinnung von<br />

einem modernen System von Be- <strong>und</strong> Entv;ässerungskanälen durchzogen,<br />

die mit Rhonewasser gespeist werden. Da die Felder<br />

höher liegen als der Wasserspiegel des Flusses, muß das Wasser<br />

. 2)<br />

durch Motorpumpen in die Kanäle gehoben werden. Vom Fluß<br />

weiter entfernte Felder erhalten ihr Wasser durch betonierte<br />

Gräben oder durch Betonpipelines, die sogar häufig unterirdisch<br />

verlegt sind. Bei diesem System hat jedes Feld eine eigene Zuleitung<br />

vom Bewässerungskanal <strong>und</strong> einen eigenen Abfluß zu den<br />

1) Die Umrechnung dient als Orientierungshilfe. Sie ist nur begrenzt<br />

gültig <strong>und</strong> aussagefähig, da die Tauschkraft in den<br />

einzelnen Volkswirtschaften unterschiedlich ist.<br />

Die Umrechnung erfolgte nach den Durchschnitten der amtlichen<br />

Devisenkurse an der Frankfurter Börse für die angegebenen<br />

Jahre, zusammengestellt von der Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

(Monatsberichte, Jg. 29; 8, 1977).<br />

2) Eine Ausnahme stellt der "Canal de navigation d'Arles ä<br />

Port-de-Bouc" dar. Von ihm aus kann das Wasser direkt auf<br />

die Felder geleitet werden.


47<br />

Entwässerungsgräben. Die Bewässerungs- <strong>und</strong> Drainagev;asser<br />

sind also hier streng getrennt, wodurch die Be- <strong>und</strong> Entvjässerung<br />

der Felder den jev;eiligen Gegebenheiten angepaßt werden<br />

kann.<br />

<strong>Der</strong> durchschnittliche Verbrauch an Bewässerungswasser liegt in<br />

der Camargue zwischen 25 000 <strong>und</strong> 40 000 m /ha <strong>und</strong> Vegetationsperiode,<br />

das entspricht einem VJasserzustrom von durchschnittlich<br />

2-3,5 1/sec'ha (CORNET 1972, S.92). Aufgr<strong>und</strong> von Industrieabwässern<br />

aus dem Gebiet um Lyon ist das Rhonewasser relativ<br />

salz- <strong>und</strong> phenolhaltig <strong>und</strong> daher für die Bewässerung der<br />

Reisfelder wenig geeignet, was sich trotz intensiver Bearbeitungsweise<br />

in den relativ niedrigen Hektarerträgen im Gegensatz<br />

zu Italien <strong>und</strong> Spanien niederschlägt (Tab. 9, Anbauflächen<br />

<strong>und</strong> Erträge). <strong>Der</strong> Salzgehalt beträgt 12,8 mg/1 bei<br />

Arles, 20 mg/1 nördlich von Albaron <strong>und</strong> steigt auf 760 mg/1<br />

6 km vor der Mündung der Grand Rhone infolge des marinen Rückstaus<br />

(ANGLADETTE 1966, S.211).<br />

Die Wasserwirtschaft im Innern des Deltas wird genossenschaftlich<br />

mit zum Teil staatlich subventionierten Pumpstationen<br />

betrieben. Hingegen findet man entlang der beiden Rhonearme<br />

hauptsächlich private Bewässerungs- <strong>und</strong> Pumpanlagen.<br />

Die Planung der Anlagen vieler Farmen <strong>und</strong> z.T. auch der Bewässerungsgenossenschaften<br />

erfolgte größtenteils auf lange<br />

Sicht nicht großzügig genug. Daher v;ar man gezwungen, entsprechend<br />

der Zunahme des zu bewässernden Areals, die Anlagen<br />

immer wieder zu vergrößern, zu erweitern <strong>und</strong> zu verlängern.<br />

So sind teilweise Bewässerungssysteme entstanden, deren Kompliziertheit<br />

den Unterhalt erschwert <strong>und</strong> verteuert.<br />

3.1.5 Poebene<br />

Ausschlaggebend für die Entwicklung des Reisbaus in Moritalien<br />

wurde der Cavour-Kanal, der zugleich eine der bedeutendsten<br />

Bewässerungsanlagen des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts darstellt.


- 49 -<br />

1866 wurde der Kanal seiner Bestimmung übergeben. <strong>Der</strong> Kanal<br />

wird bei Chivasso aus dem Po abgeleitet <strong>und</strong> mündet nach einer<br />

Streckenlänge von 85 km bei Galliate in den Tessin, nachdem<br />

er zuvor 110 000 ha Land bewässert hat. Er gab dem Reisbau in<br />

der Poebene einen außerordentlich starken Auftrieb, von dem<br />

besonders die Provinzen Vercelli <strong>und</strong> Novara profitierten.<br />

70-80% des gesamten Bewässerungswassers werden dem Po entnommen,<br />

der im Frühjahr zur Saatzeit bereits Viassertemperaturen<br />

von 1 5°C <strong>und</strong> mehr aufv;eist, was sich günstig auf die<br />

Keimung <strong>und</strong> auf das Anfangswachstum des jungen Reises auswirkt.<br />

Die restlichen 20-30% des benötigten Wassers v;erden<br />

von der Dora im Aosta-Tal abgeleitet. Dieses Wasser ist jedoch<br />

für den Reisbau im Frühjar zu kalt <strong>und</strong> steht auch nicht in genügender<br />

Menge gerade zur Saatzeit zur Verfügung .<br />

Nach den beiden Weltkriegen sind mit staatlicher Hilfe mehrere<br />

Kanäle meist oberhalb des Canal Cavour errichtet worden, so<br />

daß die Wasser der alpinen Flüsse mit dem relativ vjarmen Wasser<br />

des Po gemischt werden können. Durch den Bau des Elena-Kanals<br />

1954 kann der Cavour-Kanal aus drei unterschiedlichen Quellen<br />

sein Wasser beziehen: aus dem Po, der viel Wasser im Frühjahr<br />

<strong>und</strong> im Herbst führt, aus der Dora Baltea, deren Wasser im Sommer<br />

reichlich vorhanden sind, <strong>und</strong> aus der Staustufe des Lago<br />

Maggiore <strong>und</strong> Tessin. Damit können sogar die trockneren Gebiete<br />

des oberen Novara bewässert v?erden.<br />

Das Hauptreisgebiet <strong>Italiens</strong> liegt in dem Dreieck Mailand,<br />

Turin, Piacenza, d.h. in den Provinzen Padua, Mailand, Vercelli<br />

<strong>und</strong> Novara. Das Bewässerungsv/asser dieses Gebietes wird<br />

von zwei Bewässerungsgesellschaften, die die genannten Kanäle<br />

verwalten <strong>und</strong> kontrollieren, an die Reisbauern abgegeben. Das<br />

Wasser des Mincio wird zur Bevjüsserung in Mantua <strong>und</strong> Verona<br />

genossenschaftlich genutzt. In der Provinz Ferrara steht nur<br />

Wasser des Po zum Bevjässern zur Verfügung. In diesem Gebiet<br />

entstehen Probleme ähnlich denen der spanischen Gebiete , da<br />

das Reisland ca. zvjei Meter unter dem Meeresspiegel liegt <strong>und</strong><br />

überwiegend torfig ist. Vorflutbeschaffung <strong>und</strong> die Versalzungs­


- 50 -<br />

? :1<br />

gefahr der oberen Bodenschicht sind ernste Probleme. Die mit<br />

staatlicher Hilfe gebauten Kanäle <strong>und</strong> Pumpstationen trugen zur<br />

wesentlichen Verbesserung des Gebietes der Emilia bei. Aber<br />

selbst hier gibt es nur kleine Teile, die als absolutes Reisland<br />

anzusprechen sind (GRILLENZOHI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.66 ff).<br />

Die Bewässerungsgesellschaften haben ihr Gebiet in Bewässerungsdistrikte<br />

eingeteilt, die jeweils eine bestimmte Wassermenge<br />

erhalten. Zur Überwachung ist ein Distriktangestellter eingesetzt,<br />

der die Hassermengen kontrolliert <strong>und</strong> täglich die Wasserstände<br />

an die Zentrale weitergibt, damit nicht zuviel oder<br />

zuwenig Wasser an bestimmten Stellen vorhanden ist <strong>und</strong> der Austausch<br />

der Wassermassen zentral gesteuert vjerden kann. Die beiden<br />

Gesellschaften östlich <strong>und</strong> vzestlich der Sesia brauchen zur<br />

Bewässerung keine Pumpen, da sie das natürliche Gefälle des<br />

Alpenrandes bis hin zum Po nutzen können.<br />

Die Intensität des Reisbaus in der Lombardei <strong>und</strong> im nordöstlichen<br />

Piemont läßt darauf schließen, daß für sie hauptsächlich<br />

die Wassertemperaturen entscheidend sind <strong>und</strong> nicht die klimatischen<br />

oder pedologischen Gegebenheiten. Die Seen des südlichen<br />

Alpenrandes vzirken als Vorvzärmbecken, deren Wasser genügend<br />

Wärme besitzt, um für die Bevzasserung der Saat genutzt<br />

zu werden. Han findet dort keinen Reisbau mehr, wo die Flüsse<br />

direkt aus dem Alpenraum heraustreten, ohne einen See durchflossen<br />

zu haben. Die Wärme des Wassers ist wohl auch entscheidend<br />

dafür, daß nur ganz wenig Gr<strong>und</strong>- bzw. Ouellwasser der<br />

"Fontanili" für die Bewässerung des Reises benutzt wird.<br />

Bei der Bewässerung werden alte <strong>und</strong> neue Systeme nebeneinande r<br />

verwertet. So kann ein Feld einen eigenen Zu- <strong>und</strong> Abfluß haben<br />

wie in den Harismas. Es kann aber auch Wasser von einem vorher<br />

liegenden Feld erhalten je nach Lage <strong>und</strong> Besitzstruktur. Regional<br />

besteht ein Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystem. Die Entwässerung<br />

aber wird wieder in die Hauptkanäle zurückgeleitet <strong>und</strong> kann<br />

damit ein zweites Mal zur Bewässerung genutzt vzerden. Die Kanäle<br />

selbst sind untereinander verb<strong>und</strong>en, vjodurch eine gleich­


- 51 -<br />

mäßige Wasserführung in den Kanälen zu jeder Jalireszeit gegeben<br />

ist. Außerdem kann durch Mischung der Wasser aus den unterschiedlichen<br />

Einzugsgebieten die Wassertemperatur während<br />

der Bewässerungsperiode, die Ende März/Anfang April beginnt<br />

<strong>und</strong> Ende August/Anfang September beendet wird, konstant auf<br />

18°C gehalten werden. Durch die Wiederverwendung des Bewässerungswassers<br />

kann durchschnittlich 50% mehr Wasser an die Bauern<br />

abgegeben werden, als die Gesellschaften <strong>und</strong> Genossenschaften<br />

den Flußsystemen entnehmen.<br />

Zur Vermeidung von Wasserverlusten durch Perkolation schon in<br />

den Zuleitungskanälen sind diese selbst in den kleinsten Nebenkanälen<br />

mit Betonplatten verkleidet oder ganz betoniert. Damit<br />

ist auch die Bildung einer aquatischen Vegetation in den Be-<br />

<strong>und</strong> Entwässerungskanälen unmöglich gemacht.<br />

O<br />

110 m Wasser/sec laufen während der Bewässerungszeit durch die<br />

Hauptkanäle. Durchschnittlich werden 2,2 1/sec-ha von den Reisbauern<br />

verbraucht. Dafür mußten sie an die Bewässerungsgemeinschaft<br />

1976 ca. 60 000 Lire/ha (ca. 183,- DM) entrichten, wobei<br />

die Erhaltung der Kanäle auf Kosten der Gemeinschaft geht. Einige<br />

vienige Gebiete, die im Süden der Reisbauzone liegen, bauen<br />

den Reis auf sandigem oder steinigem Untergr<strong>und</strong> an. Die Wasserverluste<br />

sind dementsprechend höher, <strong>und</strong> es werden 2,5 bis<br />

5 1/sec/ha benötigt, v-;as einen Anstieg der Kosten bis zu<br />

100 000 Lire/ha 1975/76 (ca. 301+,- DM) zur Folge hat (persönliche<br />

Auskunft BAROZZOLI; Associazione Ovest Sesia 1976).<br />

3.2 Aufgaben der Bewässerung<br />

3.2.1 Evapotranspiration<br />

Das Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystem hat die unterschiedlichsten<br />

Aufgaben zu erfüllen. Als erstes dient es der Deckung des Wasserbedarfs<br />

der Reispflanzen. Vom Stand der Kultur hängt die<br />

Wasserzufuhr ab. "Vom gesamten Wasserverbrauch werden ca. 30%<br />

für Saatbeete <strong>und</strong> Bodenbearbeitung benötigt, für die folgenden


- 52 -<br />

]<br />

a<br />

zwei Viochen nur 13%, für die Bestockungsperiode (3-7 Wochen)<br />

20%, für die Blütezeit (4-5 Wochen) 25% <strong>und</strong> für die 2-4 Wochen<br />

nach der Blüte 12%. Nach der Bestäubung <strong>und</strong> Fruchtentv/icklung<br />

fängt der Reisbauer in der Regel an, weniger VJasser zu geben."<br />

(BOLHUIS 1971, S.265)<br />

Jede Pflanze transpiriert im Laufe ihrer Vegetationsperiode<br />

eine für ihre Sorte typische Menge Wassers gegenüber anderen<br />

Pflanzenarten unter gleichen Anbaubedingungen. <strong>Der</strong> Transpirationskoeffizient<br />

(TK) dient hier als Vergleichsbasis, er bezeichnet<br />

die transpirierte Wassermenge - ausgedrückt in Litern<br />

-, die von der Pflanze zur Bildung von 1 kg Trockensubstanz<br />

benötigt vjird. So beträgt der TK für Weizen 580, für<br />

Mais 400 <strong>und</strong> für Reis 682 ( OTREMBA 1960, S.53). Legt man<br />

eine Trockensubstanzproduktion pro Hektar von 12 000 kg beim<br />

• 3<br />

Reis zugr<strong>und</strong>e, so ergibt sich eine Wassermenge von 8 200 m ,<br />

die zum Aufbau dieser Substanz erforderlich ist. Diese Menge<br />

stellt aber nur zwei Drittel des tatsächlich benötigten Wassers<br />

dar, ein Drittel beträgt die Verdunstung von der VJasseroberfläche.<br />

<strong>Der</strong> Reis benötigt v;ährend einer 5-6 monatigen<br />

3<br />

Viachstumszeit in gemäßigtem Klima 10 670 - 12 960 m Wasser/ha<br />

<strong>und</strong> in sehr v/armem Klima 17 600 - 25 380 ra^/ha (SCIIENDEL 1971,<br />

S.166). <strong>Der</strong> transpiratorische Schwellenwert liegt bei 8-12 mm<br />

/Tag, d.h. die Pflanze kann nicht mehr transpirieren, ihre<br />

Wasserverbrauchsintensität bleibt gleich; durch eine längere<br />

Vegetation <strong>und</strong> hohe Lufttemperaturen steigt der Wasserbedarf<br />

(SCHENDEL Seminar 1974). <strong>Der</strong> TK ist jedoch sortentypisch <strong>und</strong><br />

schwankt daher stark. <strong>Der</strong> TK liegt generell höher bei mangelnder<br />

Bodenbearbeitung <strong>und</strong> starker Luftbewegung, hingegen wird<br />

er niedriger durch sorgfältige Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Düngung<br />

soviie bei hoher Luftfeuchtigkeit (ACHTNICH 1966, S. 8).<br />

Die Evaporation , das ist die Verdunstung der Boden- bzv;.<br />

der Wasseroberfläche, ist zu Beginn der Vegetationszeit am<br />

größten <strong>und</strong> nimmt mit zunehmender Beschattung durch den<br />

Pflanzenbestand ab. Evaporation <strong>und</strong> Transpiration der Pflanzen<br />

ergeben gemeinsam den Gesamtwasserverbrauch eines Pflan-


- 53<br />

zenbestandes: die Evapotranspiration.<br />

PIACCO (1969) hat Evaporationsraessungen in Reisfeldern der<br />

Provinzen Vercelli <strong>und</strong> Villarboit von 1932 bis 1967 ausgewertet<br />

<strong>und</strong> teilweise selbst durchgeführt. Er ermittelte für<br />

die gesamte Vegetationsperiode des Reises, also für 180 Tage,<br />

folgende Werte;<br />

Evaporation im Schatten 319,3 nun;<br />

Evaporation im Lysimeter 474,8 mm;<br />

Evaporation in der Sonne 694,3 mm.<br />

Nimmt man nun bei der Wasserbedarfsreclinung den Durchschnittswert<br />

der Evaporation in Sonne <strong>und</strong> Schatten von 506,8 mm an <strong>und</strong><br />

addiert ihn mit den Transpirationswerten von 820 mm, so kommt<br />

man auf einen 'Wasserverbrauch bei Reis von 1 386,8 mm oder<br />

13 268 ra^/ha. Diese Werte decken sich fast mit dem von SCHENDEL<br />

angegebenen Wasserbedarf des Reises in gemäßigten Klimaten.<br />

Um jedoch eine genaue Bestimmung des standortbedingten Wasserbedarfs<br />

für die Bewässerung vorzunehmen, müssen klimatologische<br />

Daten mit in Betracht gezogen werden wie Temperatur, Tageslänge,<br />

Sonnenscheindauer, globale Einstrahlung, Luftfeuclitigkeit <strong>und</strong><br />

Windgeschwindigkeit. Auch die Bodenbeschaffenheit (vgl. Kap.2.1.2,<br />

2.4.2) muß in der V/asserbedarfsrechnung berücksichtigt werden.<br />

"In jedem Falle ist jedoch der V/asserbedarf, d.h. die den Pflanzen<br />

zuzuführende Wassermenge, größer als der tatsächliche VJasserverbrauch<br />

der Pflanzen: Wasserbedarf = V/asserverbrauch + Verluste"<br />

(ACHTNICÜ 1966, S.15).<br />

Im mediterranen Raum sind gerade zur Hauptvegetationszeit die<br />

Niederschläge gering, <strong>und</strong> somit wird eine ökonomische Einteilung<br />

des Wassers notv7endig. In Italien werden 30 000 bis<br />

40 000 m^/ha Wasser verbraucht (persönliche Auskunft BAROZZOLO<br />

1976). Diese hohen Wassergaben werden nicht aus Gründen einer<br />

hohen Evapotranspiration wie in den Marismas oder zur Auswaschung<br />

von Bodensalzen wie in den Marismas <strong>und</strong> im Ebro- <strong>und</strong><br />

Rhonedelta, sondern als Schutz gegen tiefe Nachttemperaturen<br />

gegeben.


54<br />

3.2.2 Entsalzung<br />

Das Auswaschen der Bodensalze in den soramerariden Gebieten ist<br />

eine weitere Funktion der Bewässerung. Durch verstärkte Wasserzu-<br />

<strong>und</strong>-abfuhr werden Oberflächensalze abgeführt <strong>und</strong> die löslichen<br />

Bodensalze am Aufstieg in höhere Bodenhorizonte gehindert.<br />

Da in den genannten Reisgebieten überwiegend mit dem Wasser<br />

großer Flüsse bewässert wird, wird aufgr<strong>und</strong> mitgeführter mineralischer<br />

Stoffe ein mehr oder weniger starker Düngungseffekt<br />

hervorgerufen. <strong>Der</strong> feine Schlamm im Oberstauwasser kann aber<br />

auch das Pflanzenwachstum hemmen, da die Assimilation besonders<br />

der jungen Reispflanze, deren Blattkörper noch größtenteils<br />

mit Wasser bedeckt ist, verringert wird, weil sie zu wenig<br />

Licht durch das trübe Wasser bekommt.<br />

In den Marismas wirkt sich der Absatz von Schwemmaterial auf<br />

den Feldern durch die Schaffung einer salzfreien Schicht positiv<br />

aus. Auch kann das dabei anfallende Material zum Erhöhen<br />

tiefer gelegener Teile <strong>und</strong> zur Befestigung von Wegen<br />

genutzt werden. Im Ebrodelta hingegen wirkt sich der Prozeß<br />

der Schlammsedimentation teilweise negativ aus, da das ohnehin<br />

schwache Gefälle der Reisfelder weiter abnimmt, die Erdgräben<br />

flacher werden <strong>und</strong> somit das überschüssige Wasser<br />

nicht mehr abführen können.<br />

Ein ständig fließendes Wasser auf den Reisfeldern bringt höhere<br />

Erträge als stagnierendes oder in Intervallen ausgetauschtes<br />

Wasser. <strong>Der</strong> Mehrertrag allerdings, der durch einen<br />

hohen Wasserverbrauch bei kontinuierlich fließender Bewässerung<br />

hervorgerufen wird, rechtfertigt in den meisten Fällen<br />

nicht die erhöhten Wasserkosten; denn die Ertragskurve steigt<br />

nicht in gleichem Maße wie die des Wasserverbrauchs (BALDI<br />

et al. 1974).


- 55 -<br />

3.2.3 Thermoregulatorische Funktion des Wassers<br />

Neben den genannten Auswirkungen der Wasserqualität <strong>und</strong><br />

der Regulierung der Stauhöhe ist die Wassertemperatur ln<br />

diesen mediterranen Gebieten von nicht zu unterschätzender<br />

Wirkung. Hier sollte die Minimaltemperatur 13 bis IS^C zu<br />

Beginn der Vegetationsperiode betragen, um ein normales Wachstum<br />

zu fördern. Die Optimaltemperatur des Rieselwassers während<br />

der Hauptwachstums zeit liegt zwischen 30 <strong>und</strong> 34 C (ANGLA-<br />

DETTE 1966, S.85). Liegt die Wassertemperatur niedriger, so<br />

kann die eintretende Stagnation des Wachstums durch längere<br />

Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> höhere Lufttemperatur kompensiert werden.<br />

Beides trifft mehr oder weniger stark für den Mittelmeerraum<br />

zu, das ist hier wichtig, da sich die Wassertemperaturen<br />

zumindest im Frühjahr der Minimaltemperatur von 13°C nähern.<br />

Wie wichtig die Bewässerung bzw, der Oberstau der Reisfelder<br />

im Mittelmeerraum ist, hat ALLAVENA (1974) experimentell in<br />

der Provinz Piemont ermittelt. Er fand heraus, daß die Wasserschicht<br />

den Boden vor den nächtlichen, kühlen Temperaturen<br />

schützt. Die Temperaturen bei nicht überstautem Boden lagen<br />

um einige Grad tiefer. In der Zeit vom 1. Mai bis 20. Juni, in<br />

der der Pflanzenbestand des Reises noch nicht geschlossen ist,<br />

sind die Durchschnittstemperaturen immer etwas höher in überstautem<br />

Boden als in nicht überstautem. Somit hat das Wasser<br />

besonders im nördlichen Mittelmeerraum eine thermoregulatorische<br />

Funktion.<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch VAMADEVAN (1971). Ein Wasserüberstau<br />

von 20 cm in den Reisfeldern hält die Wassertemperaturen<br />

konstanter als ein niedriger von 5 cm. Primär wird<br />

die Wassertemperatur in den Feldern von der Lufttemperatur,<br />

dann von der Sonnenscheindauer <strong>und</strong> schließlich von der Evaporation<br />

beeinflußt. Die Reaktion auf klimatologische Veränderungen<br />

ist bei flachem Wasser stärker als bei tiefem.<br />

Diese Tatsachen haben agronomische Auswirkungen auf die zwei


- 56<br />

kritischen Wachstumsstadien des Reises, <strong>Der</strong> erste Zeitpunkt<br />

liegt im Frühjahr nach der Saat, wobei die kritische Lufttemperatur<br />

zur Keimung je nach Sorte im mediterranen Raum 10°<br />

- 13°C beträgt. In die Zeit von Ende Juli bis Anfang August,<br />

im Stadium des Rispenschiebens, fällt die zweite kritische<br />

Wachstumsperiode. Hier darf die kritische Temperatur von 15°C<br />

nicht unterschritten werden; Ährchensterilität, die 20 bis 25%<br />

Ernteverluste bei den neuen Varietäten hervorruft, wäre die<br />

Folge. Nachttemperaturen von 12°C während der Blütezeit rufen<br />

bis zu 65% Sterilität hervor (persönliche Auskunft Dr. RUSSO<br />

1976). Durch ein höheres Anstauen des Wassers während dieser<br />

kritischen Wachstumsstadien können die Pflanzen vor den negativen<br />

Einflüssen tiefer Temperaturen geschützt werden. In Spanien<br />

werden die Saatbeete je nach Höhe der Außentemperatur<br />

unterschiedlich hoch angestaut <strong>und</strong> bei sonnigem, warmem Wetter<br />

ganz abgelassen.<br />

Hoher Wasserstand jedoch wirkt sich ungünstig auf das Anfangswachstum<br />

aus, denn die Bestockung liegt 10-12 Tage später als<br />

in flachem Wasser; auch die Zahl der Bestockungstriebe ist geringer.<br />

Jedoch zur Ernte zeigen die Pflanzen, die in hohem<br />

Wasser gewachsen sind, 23-25% mehr Triebe als die Pflanzen,<br />

die bei 5 cm Oberstau gewachsen sind (VAMADEVAN 1974, S.25 f.).<br />

Es zeigt sich auch, daß die Sproßproduktion in 20 cm tiefem<br />

Wasser kontinuierlich bis zur Reifezeit zunimmt.<br />

Die Wasserdecke bietet nicht nur einen Temperaturschutz, sondern<br />

ebenfalls einen Schutz vor starken Winden <strong>und</strong> heftigen<br />

Regenfällen. Diese Schutzfunktion zeigt sich besonders deutlich<br />

bei starkem Mistral im Rhonedelta <strong>und</strong> heftigem Levante<br />

im Ebrodelta.<br />

Bei richtig angewandtem Wechsel der Oberstauhöhen hat das<br />

Rieselwasser gleichzeitig eine unkrautbekämpfende Wirkung,<br />

da eine längere Oberflutung vernichtend auf die Unkräuter<br />

wirkt wegen Sauerstoff- <strong>und</strong> Lichtmangels.


57 -<br />

Bei rechtzeitiger Überflutung im Frühjahr trägt das Wasser zur<br />

Lockerung während der Bearbeitung der schweren tonhaltigen<br />

Böden bei.<br />

3.3 Ökonomie des Wassermanagements<br />

Wie aus Tabelle 7 hervorgeht, werden in allen Reisbaugebieten<br />

. . 3<br />

während einer Vegetationsperiode zwischen 2 5 000 <strong>und</strong> 40 000 m<br />

Wasser pro Hektar verbraucht. Diese Zahl erscheint verhältnismäßig<br />

hoch, wenn der Wasserverbrauch des Reises während<br />

einer Vegetationsperiode von 160 bis 180 Tagen bei ca.<br />

3<br />

13 000 m /ha liegt. In dieser Zahl sind aber nicht die Verluste,<br />

die die jeweiligen Standorte mit sich bringen, enthalten. Hohe<br />

Wasserverluste entstehen durch geringe Luftfeuchtigkeit, durch<br />

starke Sonneneinstrahlung oder leichte Winde. Das sind Faktoren,<br />

die im Mittelmeerraum häufig anzutreffen sind. Weitere<br />

Faktoren für einen hohen Wasserverbrauch stellen leichter<br />

Boden <strong>und</strong> die Bodenversalzung dar. Bei leichtem Boden können<br />

starke Verluste durch Versickerung auftreten, wobei zu überlegen<br />

ist, ob man hier nicht andere Kulturen wassersparender anbauen<br />

kann, die letztlich den gleichen Reingewinn erzielen.<br />

Ist wie in allen genannten Reisgebieten mit Ausnahme der Po-<br />

ebene die Gefahr der Bodenversalzung gegeben, so muß viel Wasser<br />

über das Feld geführt werden, um den kapillaren Salzaufstieg<br />

zu verhindern <strong>und</strong> um das Salz aus den oberen Bodenhorizonten<br />

zu waschen.<br />

Aus den Untersuchungen von VAMADEVAN (1971) könnte man schließen,<br />

daß eine Wasserhöhe von 20 cm im Feld einen höheren Ertrag<br />

nach sich zieht, was in einigen Gebieten durchaus möglich<br />

sein könnte; aber dadurch wird die Reife <strong>und</strong> Ernte um<br />

4 bis 8 Tage verzögert. Bei den gegebenen klimatischen Bedingungen<br />

kann die leichte Ertragssteigerung durch erschwerte<br />

Erntearbeiten <strong>und</strong> höhere Trocknungskosten wieder zunichte gemacht<br />

werden. Leitet man mehr Wasser über die Felder, als es<br />

für ein normales Pflanzenwachstum nötig ist, so dient das nur<br />

der ErtragsSicherung, weniger der Ertragssteigerung.


- 58 -<br />

Tab. 7: Wasserverbrauch <strong>und</strong> -kosten pro Hektar in den einzelnen<br />

Reisbaugebieten<br />

Gebiet<br />

Menge während<br />

der Vegetation<br />

m^/ha<br />

0 Zufluß<br />

1 /sec.ha Wasserkosten<br />

pro ha/Jahr<br />

1975<br />

Im Preis inbegriffen<br />

Mcirismas 35 000-38 000 2,5-3,0 6 206 pts<br />

* 266 Dm D<br />

Albufera 0 35 000 0 2,5 2 900 pts<br />

:: 103 DM<br />

Ebrodelta 25 000-27 000 1 ,5-2,0 3 000-9 OOOpts<br />

- 129-172 DM<br />

Pumpenkosten,<br />

Erhaltung des<br />

Kanalnetzes,<br />

Schleusen, Investitionen<br />

Kanalnetzerhaltung<br />

Erhaltung des<br />

Kanalnetzes,<br />

der Wege, Pumpen,<br />

Schleusen<br />

Rhonedelta 38 000-90 000 3,0-3,5 190-350 NF<br />

ö 109-201 DM<br />

Private Kosten<br />

für Pumpen <strong>und</strong><br />

Wasser<br />

Poebene 27 000-35 000 2 ,0-2 ,5 60 000-65 OOOL<br />

* 226-295 DM<br />

Kanalnet zerhaltung,<br />

Investitionen,<br />

Management,<br />

2 900 L<br />

pro 1 /sec an<br />

Staat (9,05 DM)<br />

1) Die Umrechnung in dieser <strong>und</strong> den folgenden Tabellen dient als<br />

Orientierungshilfe. Sie ist nur begrenzt gültig <strong>und</strong> aussagefähig,<br />

da die Tauschkraft in den einzelnen Volkswirtschaften<br />

unterschiedlich ist.<br />

Die Umrechnung erfolgte nach den Durchschnittswerten der amtlichen<br />

Devisenkurse an der Frankfurter Börse für die angegebenen<br />

Jahre, zusammengestellt von der Deutschen B<strong>und</strong>esbank.<br />

Quelle: THOMAS 1957<br />

AMMANN 1970<br />

CORNET 1972<br />

RUBIO PEREZ 1976<br />

F.S.A.A.E.-Sevilla (pers. Auskunft) 1976<br />

F.S.A.A.E.-Valencia ( " " ) 1976<br />

S.R.F. ( " " ) 1976<br />

Comunidad de Regantes del Canal de la <strong>Der</strong>echa (pers. Ausk.)<br />

" " " " " " " Izquierda (" " )<br />

Associazione di Irrigazione Ovest-Sesia (pers. Ausk.) 1976<br />

C.I.R.I.- Studie 1976<br />

Monatsberichte der Deutschen B<strong>und</strong>esbank 1977


- 59 -<br />

3.3.1 Spanien<br />

In Spanien wird das Wasser über Bewässerungsgemeinschaften<br />

an die Bauern abgegeben. Private Pumpkonzessionen findet man<br />

nur auf den großen Gütern der Marismas. Wie hoch hierbei die<br />

Abgaben an den Staat sind, konnte nicht in Erfahrung gebracht<br />

werden. Die Genossenschaften der Marismas jedenfalls<br />

fordern von jedem Reisbauern 6 206 pts/ha (266 DM) (1975/76).<br />

Bei einer Kombination aller Faktoren , die hier besonders zum<br />

1 )<br />

Wasserverbrauch beitragen , erscheint ein Wasserverbrauch<br />

3<br />

von 27 000 bis 33 000 m /ha-Jahr gerechtfertxgt. Darüberhinaus<br />

verbrauchtes Wasser ist unnötig <strong>und</strong> erhöht nur die Produktionskosten.<br />

Die unterschiedlichen Wasserkosten zwischen Ebrodelta<br />

<strong>und</strong> Marismas kommen dadurch zustande, daß im Ebrodelta<br />

das natürliche Gefälle zur Bewässerung genutzt wird. Nur selten<br />

werden Motorpumpen eingesetzt <strong>und</strong> dann auch nur zur Entwässerung<br />

im Herbst. Außerdem ist der Wasserverbrauch im<br />

Delta geringer. Motorpumpen müssen in den Marismas das Wasser<br />

des Guadalquivir in das Kanalnetz heben <strong>und</strong> das während der<br />

gesamten Vegetationszeit. Die Erhaltung des Kanalnetzes, der<br />

Pumpen, Schleusen <strong>und</strong> Wege ist in beiden Gebieten in den Abgaben<br />

enthalten.<br />

Verhältnismäßig hoch erscheint der Wasserverbrauch in der<br />

Provinz Valencia. Trotzdem zahlt der Bauer dieses Gebietes<br />

die geringsten Wassergebühren der untersuchten Regionen. Die<br />

Gebühr an die "Comunidades de Regantes" schließt nur die Erhaltung<br />

des Kanalnetzes ein, das bereits seit über 100 Jahren<br />

1) Natürliche Faktoren des Wasserverbrauchs: salzhaltiger<br />

Bodenhorizont 20-30 cm unter Niveau, häufiger Anbau langzyklischer<br />

Sorten, hohe Evapotranspiration von über<br />

1 300 mm. Das durchschnittliche jährliche Potential<br />

der Evapotranspiration liegt nach THRAN <strong>und</strong> BROEKHUIZEN<br />

(1965, Karte 371) bei<br />

1 200 - 1 300 mm in der Albufera<br />

1 100 - 1 200 mm im Ebrodelta<br />

900-1 000 mm im Rhonedelta<br />

800 - 900 mm in der Poebene.


- 60 -<br />

besteht. Motorpumpen werden hier, außer am Rande der Albufera,<br />

zur Bewässerung nicht eingesetzt. Jeder kann dem Netz so viel<br />

Wasser entnehmen, wie er will, nur muß er dafür sorgen, daß<br />

das tiefer gelegene Feld des Nachbarn ebenfalls genügend Wasser<br />

erhält. Zur Schlichtung von diesbezüglichen Streitfragen<br />

1 )<br />

ist das berühmte V/assergericht in Valencia eingesetzt. Zur<br />

Erhaltung der Wege müssen die Bauern aber noch einmal<br />

1 380 pts/ha'Jahr 1975 (59.- DM) an eine Hermandad Sindical<br />

entrichten (Angaben der F.S.A.A.E.-Valencia 1976).<br />

Die Genossenschaft der Acequia Real de Jucar, einem Kanal von<br />

52 km Länge, erhebt allerdings von ihren Mitgliedern nicht nur<br />

Gebühren für die Verwaltung <strong>und</strong> Instandhaltung der Anlagen,<br />

sondern einen Teil für die Erstellungskosten des Alcar6n-Stausees.<br />

Die Mitglieder dieser Genossenschaft sind aber nicht nur<br />

Reisbauern, sondern nutzen das Bewässerungswasser auch für andere<br />

Kulturen.<br />

3.3.2 Frankreich<br />

<strong>Der</strong> Wasserverbrauch der Reiskulturen in der Camargue von<br />

38 000 bis 40 000 m^/ha-Jahr, wie ihn CORNET (1972) angibt,<br />

erscheint zu hoch, um noch wirtschaftlich sein zu können. In<br />

Flußnähe bewässern die Bauern die Felder mit eigenen Pumpen<br />

<strong>und</strong> aus eigenen Kanälen. Eine Erklärung für den hohen Wasserverbrauch<br />

kann man nur darin finden, daß der Salzgehalt des<br />

Bodens möglichst schnell <strong>und</strong> tief während des Reiswachstums<br />

ausgewaschen werden soll, damit das Land in den folgenden Jahren<br />

wieder anderen Kulturen, die weniger Wasser benötigen,<br />

stärker salzempfindlich sind , aber mehr Gewinn bringen, zugänglich<br />

gemacht werden kann. Eine pedologische Erklärung kann<br />

nicht gegeben werden, da in den Marismas <strong>und</strong> im Ebrodelta<br />

ähnliche Bedingungen herrschen <strong>und</strong> dort erheblich weniger Wasser<br />

verbraucht wird.


- 61<br />

Die Abgaben für die Bewässerung eines Hektars Reisland pro Jahr<br />

liegen 1975 bei 190 bis 350 NF (109,- bis 201,- DM) (Angabe<br />

der S.R.F. 1976). Diese große Spanne läßt sich daraus erklären,<br />

daß in verschiedenen Gebieten wie in dem um den Canal de Navigation<br />

d' Arles ä Port-de-Bouc das Wasser direkt auf die Felder<br />

geleitet v;erden kann ohne zusätzliche Pumpleistung. In den meisten<br />

Gebieten jedoch muß das Wasser mit Elektro- oder Dieselmotoren<br />

aus dem Fluß gepumpt v;erden. Im Deltainneren müssen die<br />

Reisbauern sogar für den Wasserverlust während der Zuleitung<br />

aufkommen. Hinzu kommt, daß meist nur die Hauptbewässerungskanäle<br />

einer Farm betoniert sind, <strong>und</strong> nur diese lassen sich<br />

mit geringem Aufv;and reinigen. Schon die als Maturgräben angelegten<br />

Kanäle zv;eiter Ordnung stellen durch ihren Schilfbewuchs<br />

<strong>und</strong> die Verschlammung für die Reinigung <strong>und</strong> den Unterhalt<br />

schvjierige <strong>und</strong> vor allem arbeitsintensive Probleme dar.<br />

3.3.3 Italien<br />

Ähnliche Probleme findet man auch noch teilweise in Italien.<br />

Aber dort sind die Bewässerungsgemeinschaften dabei, sämtliche<br />

Naturkanäle <strong>und</strong> -graben mit vorgefertigten Betonteilen<br />

auszukleiden, v7odurch die Perkolationsverluste vollständig<br />

verhindert werden.<br />

<strong>Der</strong> Wasserverbrauch in Italien liegt etwas niedriger als in den<br />

Marismas (Tab. 7). In einigen kleinen Randgebieten liegt er<br />

etvjas höher. Die drei großen Bewässerungsgemeinschaften sorgen<br />

für die Erhaltung <strong>und</strong> Verbesserung des Kanalnetzes. Sie verlangten<br />

von den Reisbauern 1975 60 000 bis 65 000 L/ha (226,-<br />

bis 245,- DH). Pro 1/sec Zuflußmenge in das Kanalsystem entrichten<br />

die Gesellschaften ihrerseits 2 400 L (9,05 DM) an den<br />

Staat. <strong>Der</strong> Reisbau könnte in der Poebene bis auf 200 000 ha<br />

ausgeweitet werden, darüber hinaus steht nicht mehr genügend<br />

Wasser zur Verfügung (pers. Auskunft BAROZZOLO Associazione<br />

Ovest Sesia 1976). Die Gesellschaften sind für die Eevzässerung<br />

aller Kulturen ihres Distriktes verantwortlich, die zu entrichtenden<br />

Gebühren staffeln sich nach folgendem Schlüssel:


- 62<br />

Felder 1; Wiesen 3; Reisbau 7; Obstkulturen 10,5.<br />

Die Bewässerung hat in Italien einen Anteil von ca. 7% (C.I.R.I.<br />

1976) an den Gesamtproduktionskosten 1975 <strong>und</strong> in den Marismas<br />

ca. 8% (F.S.A.A.E. 1975). Die Verringerung des Wasserverbrauchs<br />

auf das unbedingt benötigte Maß von 25 000 - 27 000 m /ha in<br />

3<br />

Italien <strong>und</strong> 27 000 - 33 000 m /ha pro Vegetationsperiode in den<br />

Marismas findet allerdings erst in größeren Betrieben einen finanziellen<br />

Niederschlag. Eine weitere Verringerung des Wasserverbrauchs<br />

würde Ertragseinbußen, besonders in klimatisch ungünstigen<br />

Jahren, mit sich bringen. Gerade in solchen Jahren<br />

zeigt sich die wärmeregulierende Wirkung des Wassers im Reisbau.<br />

3.3.4 Fragen zur Optimierung der Wasserkontrolle<br />

Da das Wasser ein immer knapperes Gut wird, lohnen sich Ausbau<br />

<strong>und</strong> Verbesserung der bestehenden Be- <strong>und</strong> Entwässerungssysteme.<br />

Vorrangig ist diese Verbesserung in den Gebieten, deren<br />

Systeme als Naturgräben geführt werden. Hierzu gehören<br />

an erster Stelle die Albuferaniederung <strong>und</strong> das Ebrodelta. Durch<br />

das Betonieren der Gräben wird nicht nur das Wasser sparsamer<br />

verbraucht, sondern auch die Arbeitskräfte können überwiegend<br />

durch Maschinen ersetzt werden. Bei fortschreitender Industrialisierung<br />

werden dadurch Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft<br />

für die Industrie freigesetzt.<br />

In den Gebieten, in denen die Modernisierung der bestehenden<br />

Systeme am dringendsten geraten ist, ist der Kleinbetrieb vorherrschend.<br />

Die Verbesserung der bestehenden alten Systeme würde<br />

einerseits Investitionskosten erforderlich machen, um die<br />

weiträumige Nivellierung der gegebenen topographischen Bedingungen<br />

durchzuführen, andererseits würde sie Besitzumverteilungen<br />

in Form einer Flurbereinigung mit sich bringen, da die<br />

neuen Systeme großflächiger angelegt werden müssen, um rentabel<br />

zu sein. Um eine so tiefgreifende Verbesserung vorzunehmen,<br />

bedarf es langfristiger Planung <strong>und</strong> Information sowie<br />

der Schaffung von Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft.


Bisher sind noch keine genauen Untersuchungen über die gesamte<br />

Arbeitszeit <strong>und</strong> den Maschineneinsatz für die Be- <strong>und</strong><br />

Entwässerung im Reisbau über eine Vegetationsperiode bei direkter<br />

Saat angestellt worden. Es liegen nur allgemeine Kalkulationen<br />

der Genossenschaften vor, in denen die Erhaltung<br />

eines Teils oder des ganzen Bewässerungssystems berücksichtigt<br />

ist. In diesen Kosten ist in Spanien teilweise sogar der Unterhalt<br />

des Wegenetzes eingeschlossen. Daher ist es für die Kostenberechnung<br />

der Wasserversorgung in Zukunft notwendig, statistische<br />

Untersuchungen durchzuführen, die als Ergebnis angeben:<br />

- die Anzahl der Arbeitsst<strong>und</strong>en für die Be- <strong>und</strong> Entwässerung<br />

pro Hektar,<br />

- die Anzahl der Maschinenst<strong>und</strong>en pro Hektar,<br />

- die Aufteilung dieser beiden Größen auf den einzelnen Landwirt<br />

<strong>und</strong> die Bewässerungsgemeinschaft.<br />

Auch andere Fragen zum Wasserbedarf des Reises warten auf<br />

eine endgültige Beantwortung:<br />

- Welche Auswirkungen hat der Reisbau auf den Gr<strong>und</strong>wasserstand?<br />

- Wie hoch ist die optimale Wassergabe zur Erzielung optimaler<br />

Erträge in den einzelnen Gebieten?<br />

- Wie hoch sind Niederschläge <strong>und</strong> Perkolation bei der Berechnung<br />

zu veranschlagen?<br />

- 63 -<br />

Erste Versuche hierfür sind von BALDI et al. (1974) angestellt<br />

worden, wobei sich sortenspezifische Unterschiede bezüglich<br />

1 )<br />

Wasserverbrauch, Düngungsintensität <strong>und</strong> Ertrag ergaben. <strong>Der</strong>artige<br />

Versuche sind bisher nur aus Italien bekannt.<br />

1) Durch periodisch ausgetauschtes Wasser wurde die Gesamtmenge<br />

auf ca. 20 000 m^/ha verringert. <strong>Der</strong> Versuch wurde<br />

mit 11 Sorten auf zwei N-Stufen (100 <strong>und</strong> 150 kg N/ha)<br />

durchgeführt. Bei Gaben von 150 kg N/ha wurde die Reifezeit<br />

durchschnittlich um 3 Tage verzögert. <strong>Der</strong> Ertrag gegenüber<br />

der 100 kg N-Stufe reichte je nach Sorte von 6 dt/ha<br />

Depression bis zu 5 dt/ha Mehrertrag. <strong>Der</strong> höchste Ertrag<br />

lag bei 47,74 dt/ha. Die bestehenden italienischen Durchschnittserträge<br />

wurden damit nicht erreicht.


- 64 -<br />

4. Anbaumethodik<br />

« n<br />

4.1 Von der Bodenbearbeitung zur Aussaat<br />

4.1.1 Marismas<br />

In Spanien findet man immer häufiger neben der seit Jahrzehnten<br />

geübten Verpflanzmethode die Direktsaatmethode, die in den Marismas<br />

mit 95% (1976) ihre weiteste Verbreitung erreicht.<br />

Anfang März werden in den Marismas die Saatbeete zur Anzucht<br />

der Jungpflanzen angelegt. Zuerst werden kleine Teile der<br />

Reisfelder tiefgründig gepflügt, Wendepflüge mit starken Traktoren<br />

haben hier weitgehend das früher übliche Muligespann abgelöst.<br />

Danach werden Dämme mit Hacken aufgeworfen. Dieses so<br />

entstandene Saatfeld wird nun in Saatbeete ebenfalls durch<br />

Dämme unterteilt. Die Größe der Saatbeete richtet sich nach<br />

Geländebeschaffenheit <strong>und</strong> Windverhältnissen, trotzdem ist meistens<br />

eine einheitliche Größe der Saatbeete von 18-20 m Länge<br />

<strong>und</strong> 20-23 m Breite anzutreffen. Ist die Unterteilung abgeschlossen,<br />

werden die Saatbeete zur besseren <strong>und</strong> gleichmäßigeren<br />

Bearbeitung des tonreichen Bodens überschwemmt. Bei der<br />

Durchführung dieser Arbeiten werden die verschiedensten Ackergeräte<br />

eingesetzt. Häufig sieht man Scheibeneggen oder eine Art<br />

Eggbretter, die nur von Mulis oder Pferden gezogen werden. Bei<br />

dieser Arbeit steht der Gespannführer auf dem Ackergerät. Zur<br />

Vervollkonunnung der Nivellierung wird zum Abschluß eine Ackerschleppe<br />

über das Saatbeet gezogen, damit durch die glatte Oberfläche<br />

eine gleichmäßige Wasserverteilung <strong>und</strong> ein gleichmäßiger<br />

Aufgang der Saat gewährleistet werden.<br />

Nach diesen Arbeiten werden die trocknen Saatbeete gedüngt, <strong>und</strong><br />

im Abstand von einigen Tagen erfolgt dann der Anstau auf 10-15<br />

cm <strong>und</strong> die Aussaat per Hand mit vorgekeimtem Saatgut. Für jeden<br />

Hektar Saatbeet werden durchschnittlich 1 400-2 000 kg Saatgut<br />

benötigt. Das entspricht je nach Sorte 20 000 - 25 000 Garben<br />

Pflanzmaterial auf den Hektar bei 400 Pflanzen pro Garbe. Mit


- 65 -<br />

dem Pflanzgut eines Hektars Pflanzbeet kann man 13-15 ha Feld<br />

bestellen (RUBIO PEREZ 1976, S.IU f.). In den 8-10 Tagen der<br />

Keimungszeit bedarf der Reis einer Lufttemperatur von mindestens<br />

13°C. Die Wasserhöhe , die eine wärmeregulierende Funktion<br />

hat (vgl. Kap. 3.2.3), kann nun entsprechend der Außentemperatur<br />

<strong>und</strong> dem Wachstumsstand zwischen 2 <strong>und</strong> 15 cm variiert<br />

werden.<br />

Nach dem Aufgang der Saat im April werden die Saatbeete für<br />

1-2 Tage an warmen Sonnentagen trockengelegt zur Förderung der<br />

Assimilisation, der Wurzelbildung <strong>und</strong> der Bodendurchlüftung.<br />

Gleichzeitig wird der Reis geringfügig gedüngt <strong>und</strong> gejätet.<br />

Durch die Trockenlegung werden ebenfalls die sich bildenden<br />

Algen vernichtet. Mitte Mai bis Juni erfolgt das Umpflan-<br />

Im zeitigen Frühjahr werden die Felder von den unregelmäßigen<br />

Schlammablagerungen der vorangegangenen Vegetationsperiode<br />

befreit. Das Material wird zur Befestigung von Dämmen <strong>und</strong> Wegen<br />

genutzt. Nach der Reinigung werden die Felder mit Traktoren<br />

10-15 cm tief gepflügt. Nach dem Oberfluten der Felder erfolgt<br />

das "puddling"; zu diesem Zweck werden Käfigräder auf<br />

die Hinterachsen der Traktoren montiert, <strong>und</strong> es wird solange<br />

über das Feld gefahren, bis sich ein feiner, gleichmäßiger<br />

Schlamm gebildet hat. 3-6 Tage später fährt man mit dem gleichen<br />

Traktor <strong>und</strong> aufgesatteltem Grabenheber ins Feld <strong>und</strong> hebt<br />

senkrecht zu den Entwässerungsgräben 20-30 cm tiefe Rillen aus<br />

in einem Abstand von 15-20 m je nach dem Nivellierungsstand<br />

der Parzellen. Dadurch wird die Be- <strong>und</strong> Entwässerung der Felder<br />

stärker gefördert.<br />

Wie groß ein Reisfeld angelegt wird, hängt von der Geländebeschaffenheit<br />

<strong>und</strong> Parzellierung sowie von der Betriebsgröße<br />

<strong>und</strong> dem Bewässerungsnetz ab. Daher schwankt die Größe der<br />

Reisfelder zwischen 0,5 <strong>und</strong> 4 ha. Mit dieser Größe sind die<br />

marismenischen Reisfelder im Durchschnitt beachtlich größer<br />

als in den übrigen spanischen Reisbaugebieten.


- 66 -<br />

Sind die Felder vorbereitet, so erfolgt das Umpflanzen, ein<br />

außerordentlich handarbeitsintensiver Abschnitt. Die Pflanztiefe<br />

beträgt 3-4 cm, die Abstände der Büschel von 8-12 Setzlingen<br />

untereinander betragen 25-30 cm (RUBIO PEREZ 1976, S.74).<br />

Dieser Abstand hat sich als günstig erwiesen für die zukünftigen<br />

Jätearbeiten. Die Wurzeln der Setzlinge dürfen nicht zu<br />

stark abtrocknen, daher muß das Umpflanzen innerhalb von<br />

24 St<strong>und</strong>en erfolgt sein.<br />

Ist ein Saatbeet geleert, so werden die Dämme eingeebnet, der<br />

betreffende Teil gereinigt <strong>und</strong> umgepflügt. Danach wird dieser<br />

Teil in die Reisfelder wieder einbezogen <strong>und</strong> mit Setzlingen<br />

bepflanzt.<br />

Die Bodenbearbeitung der Felder zur direkten Aussaat wird in<br />

den Marismas genauso sorgfältig durchgeführt wie zur Verpflanzung.<br />

Die durchschnittlich angewandte Saatgutmenge liegt bei<br />

20 0 kg/ha.<br />

4.1.2 Albuferaniederung<br />

In der-Albuferaniederung kommen die kleinsten Feldeinheiten vor.<br />

Das beruht auf der starken Zersplitterung der Flur infolge<br />

Kleinstbesitzes. In den ebenen Gebieten liegen die Feldeinheiten<br />

bei 0,5 bis 1 ha, während bei terrassiertem Gelände die<br />

Größe nur 0,1 ha beträgt (FRÖHLING 1965, S.51).<br />

Die Saatbeete, die hier meistens eine Größe von 10x20 m haben,<br />

werden an Orten errichtet, die leicht zugänglich, leicht zu<br />

bewässern, windgeschützt <strong>und</strong> sonnig sind. Von daher gesehen<br />

eignet sich das höher gelegene Huertaland dafür besonders. Sie<br />

werden hier nicht wie in den Marismas im gleichen Jahr in die<br />

Reisfelder mit einbezogen, sondern sie stehen hier in einer<br />

Fruchtfolge übervjiegend mit Gemüse oder Mais. Nach der Ernte<br />

des Gemüses werden die Saatbeete im November mit Leguminosen<br />

eingesät. Anfang März des nächsten Jahres wird dann überstaut<br />

<strong>und</strong> die Leguminosen werden als Gründüngung flachgründig unter-


67 -<br />

gepflügt. Für diesen Arbeitsgang wird die "charuga", ein kleiner<br />

von einem Pferd oder Muli gezogener Pflug benutzt. Mit<br />

Scheibenegge, Eggbrett <strong>und</strong> anschließender Ackerschleppe wird<br />

auch hier die Nivellierung <strong>und</strong> Glättung der Saatbeete erreicht.<br />

Ende März erfolgt die Aussaat des vorgekeimten oder gequollenen<br />

Saatgutes mit der Hand. Hier werden pro Hektar Saatbeet nur<br />

1 200 - 1 400 kg Saatgut ausgebracht (LOPEZ CAMPOS et al. 1975,<br />

S.23).<br />

Die Oberstauhöhe wird hier ebenso wie in den Harismas der Außentemperatur<br />

<strong>und</strong> dem Entwicklungsstand der Pflanzen angepaßt. Am<br />

Tage beträgt die Wasserhöhe 2-3 cm <strong>und</strong> nachts 10 cm. Später,<br />

wenn die Pflanzen kurz vor dem Umpflanzen stehen, variiert man<br />

zwischen 5 <strong>und</strong> 15 cm. Haben sich Algen in den Beeten gebildet,<br />

werden sie für 2 bis 3 Tage trockengelegt. Diese Trockenlegungen<br />

können je nach Algenbefall zv;ei- bis dreimal stattfinden.<br />

Normalerweise versucht man, ohne Trockenlegung auszukommen, da<br />

die kalten Nächte das Pflanzenwachstum hemmen. Dementsprechend<br />

erfolgt die vier- bis fünfmalige Düngung in das Wasser.<br />

<strong>Der</strong> nächste Arbeitsschritt, das Herausnahmen der 20 - 25 cm<br />

großen Setzlinge, erfolgt auch hier durch Männer in der Zeit<br />

von Mitte Mai bis Mitte Juni bzw. 7 Wochen nach der Aussaat.<br />

Die Garben enthalten 400 bis 500 Setzlinge. Die Garben werden<br />

auf den Händen zu den Gräben <strong>und</strong> Kanälen getragen <strong>und</strong> dort<br />

hineingeworfen. Durch das größere Gefälle in diesen Kanälen,<br />

bedingt durch die Randlage der Saatbeete im Reisgebiet, werden<br />

die Garben relativ schnell zu der nächsten Brücke getrieben,<br />

wo sie abgefangen <strong>und</strong> auf LKW oder Pferdewagen verladen werden.<br />

Nun erfolgt der Transport zu den vorbereiteten Reisfeldern.<br />

Dieses originelle Transportsystem bietet mehrere Vorteile. Es<br />

werden Arbeitskraft <strong>und</strong> Transportzeit eingespart, <strong>und</strong> die<br />

Pflanzenwurzeln werden vor dem Austrocknen geschützt.<br />

Nach der winterlichen Oberschwemmung, die durch die relativ<br />

hohen Niederschläge, die tiefe Lage <strong>und</strong> das dadurch bedingte<br />

Ober-die-Ufer-Treten der Albufera (SCHACHT 1971, S.89) her­


68 -<br />

vorgerufen wird, beginnt die Bodenbearbeitung im März. Pferde,<br />

Mulis wie auch Traktoren werden hier gleichermaßen bei der<br />

Bodenbearbeitung eingesetzt, die hier überwiegend mit dem<br />

Kultivator (Grubber) <strong>und</strong> selten mit kleinen Pflügen durchgeführt<br />

wird. Daher beträgt die Bearbeitungstiefe auch nur 10 cm.<br />

Ist der Boden vorbereitet, werden die Felder nacheinander überstaut.<br />

Ende April werden die Reisfelder für das Pflanzen vorbereitet.<br />

Vereinzelt werden für diese Vorbereitung Traktoren<br />

benutzt. Am häufigsten wird das Glätten der Felder aber mit<br />

tierischer Zugkraft durchgeführt, dazu werden die verschiedensten<br />

Eggen <strong>und</strong> Eggbretter verwendet. Puddling erfolgt nicht,<br />

genauso wenig wie ein perfektes Nivellieren (Auskunft S.F.A.A.E.<br />

Valencia 1976).<br />

Die Pflanzen werden in Büscheln von 5 bis 10 Setzlingen gesteckt.<br />

Die Wasserhöhe beträgt zur Zeit des Pflanzens 2 cm.<br />

Nach dem Umpflanzen wird das Wasser auf 10 cm angestaut.<br />

Die Bodenvorbereitung zur Direktsaat verläuft ähnlich. Die<br />

Saatgutmengen liegen zwischen 120 <strong>und</strong> 150 kg/ha.<br />

it.1.3 Ebrodelta<br />

Die Bodenbearbeitung der Saatbeete <strong>und</strong> der Reisfelder im<br />

Ebrodelta unterscheidet sich kaum von den übrigen spanischen<br />

Reisbaugebieten. Tierische Anspannung findet man fast nur noch<br />

bei der Saatbeetbereitung, die Reisfelder werden fast ausschließlich<br />

mit Traktoren bearbeitet.<br />

Die Anlage der Saatbeete erfolgt auch hier an edaphisch <strong>und</strong> hydrographisch<br />

begünstigten Orten, das sind die höhergelegenen<br />

Dammufer <strong>und</strong> die Ribera de Dalt, also das Gebiet zwischen Tortosa<br />

<strong>und</strong> Amposta. Mit Hilfe von Motorpumpen werden die Saatbeete<br />

mit Wasser direkt aus dem Ebro überstaut. Mit Beginn<br />

des Aprils wird die winterliche Kanalsperre aufgehoben, <strong>und</strong><br />

die Saatbeete können wieder mit Wasser aus dem Kanalnetz gespeist<br />

werden. Ende März werden die Saatbeete angelegt <strong>und</strong>


- 69 -<br />

Anfang April erfolgt die Aussaat mit gekeimtem Saatgut.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der ungünstigen klimatischen Verhältnisse im Delta<br />

(Wärmemangel zu Beginn der Vegetationszeit <strong>und</strong> häufige Einbrüche<br />

des Levante) nehmen die Saatbeete ein Drittel bis ein<br />

Viertel der Fläche der eigentlichen Reisfelder ein. Damit<br />

wird eventuellen Verlusten an Jungpflanzen vorgebeugt. Die<br />

Nachsaat ganzer Reihen in den Saatbeeten ist hier nichts<br />

Außergewöhnliches. Deshalb findet man zum Schutz der Saatbeete<br />

3-4 m hohe Hecken aus Spanischem Rohr, meistens in Nord-Süd-<br />

Richtung. Saatbeete am Südrand der Dammufer oder in der Ribera<br />

de Dalt brauchen nicht durch Hecken geschützt zu werden.<br />

Bis zu Beginn der sechziger Jahre wurden die Jungpflanzen<br />

aus dem Valencianischen Reisbaugebiet bezogen, aber durch die<br />

Züchtung neuer Sorten mit höherer Kälteresistenz konnte das<br />

Delta Mitte bis Ende der sechziger Jahre zum Hauptlieferanten<br />

für Jungpflanzen für nördlichere Gebiete werden wie Gerona,<br />

Lérida <strong>und</strong> Zaragoza. Die Flur um San Jaime de Enveija produzierte<br />

die gesamte Exportmenge <strong>und</strong> fast annähernd die Hälfte<br />

des Bedarfs im Delta. Heute (1976) ist die Jungpflanzenproduktion<br />

bedeutungslos geworden, da auch hier überwiegend<br />

die Direktsaat praktiziert wird (Tab. 8 ).<br />

Das Auspflanzen der Setzlinge erfolgt Mitte bis Ende Mai, d.h.<br />

die Pflanzzeit liegt im frühestmöglichen Termin <strong>und</strong> dauert nur<br />

zwei Wochen im Gegensatz zur Albuferaniederung <strong>und</strong> den Marismas,<br />

wo sie vier Wochen dauert. Die Vegetationszeit des Reises<br />

ist hier um mehr als zwei Wochen kürzer, da sie bereits im<br />

September beendet sein muß (vgl. Kap. 2.3.1).<br />

Die geräumten Saatbeete stehen ebenfalls - wie in Valencia -<br />

in einer Fruchtfolge, wobei hier Soja <strong>und</strong> Luzerne im Nachbau<br />

kultiviert werden.<br />

Im Frühjahr werden Dämme <strong>und</strong> Gräben gereinigt. Die Bodenbearbeitung<br />

der Felder beginnt Ende März/Anfang April mit dem


- 70 -<br />

Pflügen <strong>und</strong> eventueller Nivellierung. Danach bleibt der Boden<br />

zur Durchlüftung für einige Tage unbearbeitet. Darauf folgt<br />

das Oberstauen der Felder. In der Endbearbeitungsphase haben<br />

sich hier zwei Methoden herausgebildet. Die eine ist die<br />

herkömmliche Methode des Puddling mit traktorgetriebenen Käfigrädern<br />

<strong>und</strong> wird bei der Pflanzmethode wie auch bei der Direktsaat<br />

angewendet.<br />

Die zweite Methode wird nur bei der Direktsaat angewendet.<br />

Hierbei wird das Feld nach dem Oberstauen nicht mehr bearbeitet,<br />

die Unebenheiten des Pflügens bleiben erhalten. Dadurch<br />

kann das Wasser bereits bei der Saat auf 10 bis 15 cm angestaut<br />

werden <strong>und</strong> seine thermoregulatorische Funktion bei dem<br />

noch kühlen Wetter übernehmen. Außerdem verhindern die Unebenheiten<br />

eine starke Wellenbildung durch den Levante <strong>und</strong> damit<br />

das Zusammentreiben der Saat oder der noch nicht fest verwurzelten<br />

Pflänzchen am Feldrande. Es hat sich außerdem gezeigt,<br />

daß die Wurzeln in den durch geringere Bearbeitung härteren<br />

Boden ebenso gut eindringen <strong>und</strong> daß Stroh- <strong>und</strong> Wurzelrückstände<br />

der vorangegangenen Kultur der Keimung nicht abträglich<br />

sind. Nachteilig kann sich diese Methode bei der Ernte<br />

durch einen ungleichmäßig abgereiften Bestand auswirken.<br />

4.1.1» Rhonedelta<br />

In der Camargue wird heute ausschließlich die Direktsaatmethode<br />

angewendet.<br />

In diesem französischen Reisbaugebiet wirkt sich der Mistral<br />

besonders im Frühjahr <strong>und</strong> Herbst sehr ungünstig für den Reisbau<br />

aus. Um die ungünstigen Windverhältnisse abzuschwächen,<br />

findet man kaum Reisfelder über 0,7 ha Fläche, <strong>und</strong> das trotz<br />

des vorherrschenden Großgr<strong>und</strong>besitzes. PRÉVÔT (1953, S.16 f.)<br />

kommt zu der Oberzeugung, daß ein Rechteck von 50 bis 60 m<br />

Breite <strong>und</strong> 100 bis 120 m Länge eine optimale Größe für ein<br />

Reisfeld in dieser Region besitzt. Dabei soll die kürzere<br />

Seite in Windrichtung liegen, d.h. von Nord nach Süd ausge­


71 -<br />

richtet sein. Die längeren Seiten in kürzeren Abständen stellen<br />

dann Hindernisse für den Wind dar, was im Frühjahr eine<br />

stärkere Wellenbildung verhindert <strong>und</strong> im Herbst die Lagergefahr<br />

mindert.<br />

Die Bodenbearbeitung beginnt im Herbst mit Traktoren <strong>und</strong> Käfigrädern<br />

zur Unterbringung des Strohs <strong>und</strong> zur Auflockerung der<br />

Mähdrescherspuren in überstauten Feldern. Danach wird das Wasser<br />

abgelassen, <strong>und</strong> die Felder trocknen bis Februar/März aus.<br />

Dann beginnt die Arbeit mit Pflügen oder Eggen. Die Bearbeitungstiefe<br />

darf höchstens 15 cm betragen, da sonst die Pflugsohle<br />

Risse bekommt oder durchbrochen werden kann. Die Pflugsohle<br />

hat hier zwei Funktionen zu erfüllen: Sie verhindert<br />

eine starke Perkolation , <strong>und</strong> sie trägt die Arbeitsmaschinen im<br />

überstauten Reisfeld. Mit Raupentraktoren wird im Frühjahr das<br />

trockene Feld gepflügt. Dieser Arbeitsgang wird heute schon<br />

völlig fortgelassen. Darauf folgen kreuzweise 2 - 3 Durchgänge<br />

mit der Scheibenegge <strong>und</strong> dann das V/alzen des Feldes. Das Walzen<br />

hat hier eine andere Funktion als in Italien, wo es Wasserverlust<br />

durch Perkolation verhindern soll. Hier werden die<br />

Felder nur dann gewalzt, wenn die Bodenoberfläche sehr hart<br />

geworden ist <strong>und</strong> sie durch die Scheibenegge nicht ausreichend<br />

zerkleinert werden kann.<br />

Den Abschluß bildet das "nivellement" mit einem einrädrigen,<br />

traktorgezogenen Kratzer (scraper). "Dieser besteht aus verschiedenen<br />

in der Höhe verstellbaren, nach hinten gewölbten<br />

Metallplattensegmenten, mit denen man an einem Ort durch deren<br />

Absenken Erde wegkratzen <strong>und</strong> diese durch langsames Anheben an<br />

einem anderen Ort wieder verteilen kann." (AMMANN 1970, S.150).<br />

Nachdem die Felder 5 cm überstaut worden sind, erfolgt das<br />

Glätten der Oberfläche mit einem Metallbrett, gezogen von einem<br />

Traktor, der von Käfig- , Skeletträdern oder auch Ketten<br />

angetrieben wird. Das Puddling mit Käfigrädern wird heute<br />

nicht mehr durchgeführt, da es zu arbeitsaufvjendig ist <strong>und</strong><br />

die Traktoren zu stark beansprucht werden.


- 72 -<br />

Die Feldränder werden entweder im Winter oder im Frühjahr<br />

gereinigt.<br />

Gesät wird zwischen dem 25. April <strong>und</strong> 10. Mai. In die 10 cm<br />

hoch überstauten Felder werden mit SchleuderStreuern, selten<br />

mit Drillmaschinen die gequollenen Samen gesät. Die Streubreite<br />

liegt bei 10 bis 12 m. Durch das Quellen des Saatgutes<br />

vermeidet man ein Schwimmen der Körner auf der Wasseroberfläche.<br />

Die Saat kann aber auch in gleicher Weise auf den nun feuchten<br />

Boden geschehen. 160 bis 180 kg Saatgut werden bei R<strong>und</strong>kornsorten<br />

<strong>und</strong> 180 bis 220 kg bei Langkornsorten pro Hektar benötigt<br />

(CORNET 1972, S.82 <strong>und</strong> 8it f.).<br />

4.1,5 Poebene<br />

In Italien wird erst seit sechs Jahren nur noch die Direktsaatmethode<br />

praktiziert, daher soll auch hier auf die Darstellung<br />

der alten Pflanzmethode verzichtet werden (Tab. 8 ).<br />

Die Böden der norditalienischen Tiefebene sind je nach ihrer<br />

Entstehung unterschiedlich strukturiert. Daher gibt es für das<br />

gesamte Gebiet keine einheitliche Bodenbearbeitungsmethode.<br />

Je nach dem Gehalt an Lehm, Ton oder Sand werden die Bodenbearbeitungsstufen<br />

variiert. Dabei findet man althergebrachte<br />

Bearbeitungssysteme, wobei einzelne Stufen mehr oder weniger<br />

wichtig sind, außerdem werden die Bearbeitungstiefe <strong>und</strong> die<br />

Art der Düngereinbringung variiert.<br />

Bei Neuanlage der Felder wird das Ebnen durch kettengetriebene<br />

Bulldozer (150 - 200 PS) mit Frontladern betrieben. Selbstfahrende<br />

Nivellierungsgeräte schließen diesen Bearbeitungsteil<br />

ab. Die Arbeitsbreite dieser Maschinen liegt zwischen<br />

3<br />

4 <strong>und</strong> 20 m. Eine große Maschine kann über 10 m Boden transportieren.<br />

Die Felder werden rechteckig angelegt 60 x 150;<br />

50 X 200; 40 x 250 m. Das Gefälle innerhalb der Felder beträgt<br />

im Westen (Vercelli <strong>und</strong> Allessandria) 3-4%, in der<br />

zentralen Poebene (Novara <strong>und</strong> Lomellina) 2-3%, im Osten


- 73 -<br />

(Pavia <strong>und</strong> Mailand) 1-2%, <strong>und</strong> in den östlichsten Provinzen<br />

(Padua, Venedig, Ferrara, Bologna etc.) kann das Gefälle bis<br />

auf 0,1% zurückgehen. Daher findet man auch hier ein anderes<br />

Bewässerungssystem als im Westen. Bestehende Felder werden<br />

durchschnittlich alle zwei Jahre von neuem nivelliert (TINA-<br />

RELLI 1973, S. 81 ff.).<br />

Mit einem speziellen Dammbau gerät werden danach Dämme aufgeworfen<br />

<strong>und</strong> anschließend verdichtet. Diese Dämme werden zur<br />

Ernte dann mit der Hand wieder leicht eingeebnet, damit die<br />

Kapazität der Mähdrescher voll ausgenutzt werden kann.<br />

Im Herbst werden die Stoppeln mit Fräsen oder Pflügen in den<br />

Boden gebracht. Das Stroh wird überwiegend verbrannt oder mit<br />

einer Stickstoff- <strong>und</strong> Kalkgabe untergepflügt. Die Arbeitstiefe<br />

beträgt etwa 15-20 cm (TINARELLI, pers. Auskunft 1976).<br />

<strong>Der</strong> erste Arbeitsgang wird Ende März/An fang April überwiegend<br />

mit Scharpflügen, seltener mit Fräsen durchgeführt. Danach<br />

werden die Schollen mit unterschiedlichen Eggentypen zerkleinert.<br />

Die Rotationsegge mit einem Durchmesser von 160 cm <strong>und</strong><br />

10 cm Arbeitstiefe soll abschließend die kleinen Unebenheiten,<br />

die durch die Bodenbearbeitung entstanden sind, ausgleichen.<br />

Verschiedentlich wird nach diesem Arbeitsgang noch mit einem<br />

Kratzer (scraper) über das Feld gegangen.<br />

Sind die Felder derartig vorbereitet, so werden sie überstaut.<br />

Bei einem Wasserstand von durchschnittlich 10-15 cm wird das<br />

Feld mit einem traktorgezogenen Eisenbalken vollkommen geglättet.<br />

<strong>Der</strong> Traktor wird dazu mit Eisenrädern bestückt, die<br />

als Lauffläche 10-15 cm lange Eisenzähne aufweisen in einem<br />

Abstand von 20-25 cm. Ein Puddling mit Käfigrädern entfällt<br />

ganz. Loser Boden wird anschließend mit der Netzegge bearbeitet<br />

(TINARELLI 1973, S. 103 ff.).<br />

Um den 25. April beginnt die Aussaat des gequollenen Saatgutes.<br />

Doch auch in der Poebene erfolgt die Aussaat nach Regionen zu


- 74 -<br />

1<br />

unterschiedlichen Terminen. In Vercelli <strong>und</strong> im Wassereinzugsgebiet<br />

von Tessin <strong>und</strong> Sesia sät man schon zwischen 10. <strong>und</strong><br />

12. April, in Ferrara um den 15. April <strong>und</strong> in Pavia in den<br />

ersten Tagen des Mai (GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S. 182 f.).<br />

Die Systeme der Direktsaat können folgendermaßen eingeteilt<br />

werden:<br />

a) im überstauten Feld durch Breitsaat,<br />

b) im feuchten Feld durch Reihensaat in oder auf den Boden,<br />

c) im trockenen Feld durch Breitsaat.<br />

Die Breitsaat im überstauten Feld ist mit 90% die wichtigste<br />

Methode der Aussaat im italienischen <strong>Reisanbau</strong>gebiet. Mit einer<br />

zweibehältrigen Zentrifugalsaatmaschine <strong>und</strong> einer Saatbreite<br />

von 12-15 m benötigt diese Methode den geringsten Arbeitsaufwand.<br />

Obwohl die Reihensaat große agronomische Vorteile<br />

bietet wie schnelle Keimung <strong>und</strong> damit Unterdrückung von Unkräutern,<br />

bessere Belichtung des Bestandes <strong>und</strong> Wurzelbildung,<br />

höhere Resistenz gegen Lagern <strong>und</strong> Krankheiten, regelmäßigeres<br />

Wachstum <strong>und</strong> Abreifen <strong>und</strong> dadurch bedingt höhere Erträge,<br />

konnte sich diese Methode großräumig nicht durchsetzen wegen<br />

technischer Mängel sowie höherer Geräte- <strong>und</strong> Arbeitskosten.<br />

Die Aussaatraenge beträgt bei kleinkörnigen Sorten 140 - 150 kg<br />

/ha, bei Sorten mit größerem Korn 170 — 190 kg/ha. Bei der am<br />

meisten verbreiteten großkörnigen Sorte ARBORIO werden sogar<br />

Saatgutmengen bis zu 250 kg/ha erforderlich. Die Felder stehen<br />

bei der Saat 10-20 cm unter Wasser (TINARELLI 1973, S. 194 ff.).<br />

4.2 Pflanzen oder Direktsaat<br />

4.2.1 Verbreitung der Anbaumethoden<br />

Für die europäischen Reisbaugebiete dürfte sich die Alternative<br />

Pflanzmethode oder Direktsaat heute nicht mehr stellen;<br />

denn bei dem stetigen Anstieg der Arbeitslöhne in Europa verbietet<br />

sich die arbeitsintensive Pflanzmethode von selbst.<br />

Trotzdem findet man sie 1976 in Spanien immer noch. Vermutlich<br />

liegt das an der geringeren industriellen Entwicklung<br />

gegenüber Frankreich <strong>und</strong> Italien, wo sich seit Jahren die<br />

Direktmethode durchgesetzt hat.


- 75 -<br />

In Italien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg beide Methoden<br />

gleichzeitig praktiziert, aber bereits 1955 wurden 60,3% der<br />

Gesamtreisbaufläche <strong>Italiens</strong> durch Direktsaat bestellt, <strong>und</strong><br />

dieses Verhältnis nahm stetig zugunsten der Direktsaat zu. 1971<br />

war bereits die totale Abkehr von der Pflanzmethode zu verzeichnen<br />

(Angaben E.N.R, 1976, Tab. 8 ),<br />

Tab. 8 : Verbreitung der Direktsaatmethode<br />

% der Gesamtreisfläche<br />

2 )<br />

Jahr Marismas^ ^ Ebrodelta^^ Albufera^^ Camargue<br />

Poebene^^<br />

1970 10 30 5 o.A. 99,5<br />

1971 30 50 10 85 10 0<br />

1972 50 60 15 o.A. 10 0<br />

1973 70 70 25 o.A. 10 0<br />

1974 80 80 45 95 10 0<br />

1975 90 90 60 10 0 10 0<br />

1976 95 95 70 10 0 10 0<br />

1) Auskunft: F.S.A.A.E. - Valencia<br />

2) Auskunft: S.R.F. - Arles<br />

3) Auskunft: E.N.R. - Mailand<br />

Anders verlief die Entwicklung in Frankreich, wo der Reis bis<br />

1952 in Direktsaat angebaut wurde. Eine starke Verunkrautung<br />

der Felder aber zwang die Bauern immer stärker, diese Methode<br />

aufzugeben <strong>und</strong> sich der arbeitsintensiven, aber dem Unkraut<br />

abträglichen Pflanzmethode zuzuwenden. Das führte dazu, daß<br />

1957 85% der gesamten Reisfläche auf diese Weise bestellt<br />

wurden (SCHATZ 1958, S.399). Mit der Verbesserung der Wirkungsweisen<br />

von Herbiziden <strong>und</strong> den steigenden Lohnkosten zu Beginn<br />

der sechziger Jahre setzte die Rückkehr zur Direktsaatmethode<br />

ein, so daß 1968 nur noch 25% der Anbaufläche mit Reis bepflanzt<br />

wurde <strong>und</strong> 1975 diese Methode in Frankreich vollkommen


- 77<br />

verschwand (Angaben des S.R.F. 1976).<br />

In Spanien trat die Abkehr von der traditionellen Pflanzmethode<br />

erst Ende der sechziger Jahre ein, als nämlich das Lohngefälle<br />

für Landarbeiter zwischen Mord- <strong>und</strong> Südspanien v?eitgehend<br />

abgebaut wurde <strong>und</strong> andalusische Arbeiter in den Industrien<br />

der EG-Länder zunelimend Arbeitsersatz fanden. Wie so<br />

oft, wenn es um Neuerungen geht, fand die Abkehr von der<br />

Pflanzmethode zuerst in den Marismas statt. 1966 wurde dort<br />

erstmalig die Direktsaat auf 310 ha mit Erfolg angewandt.<br />

1976 beträgt die Fläche in Direktsaat 21 590 ha, das sind<br />

95% der gesamten marismenischen Reisbaufläche. Im Ebrodelta<br />

setzte man etwas später mit der Direktsaatmethode ein, aber<br />

mit einer prozentual gesehen größeren Fläche. Auch hier bebaut<br />

man 1976 95% der Reisbaufläche in direkter Saat. Diesbezüglich<br />

rückständig zeigt sich das valencianische Reisbaugebiet.<br />

1976 werden noch 30% dieses Gebietes mit der Hand bepflanzt<br />

(Tab. 8 <strong>und</strong> Tab. 9).<br />

4.2.2 Die direkte Saat<br />

Die Hauptargumente gegen die Direktsaat waren Ertragseinbußen<br />

<strong>und</strong> eine zunehmende Verunkrautung der Felder. Durch die<br />

2-3 Wochen frühere Aussaat bei der Pflanzmethode <strong>und</strong> die individuelle<br />

Pflege der Saatbeete erhalten die Reispflanzen einen<br />

besseren Start. Selbst das Stagnieren des Wachstums für<br />

7-10 Tage (BOLHUIS 1971) nach dem Umpflanzen kann den Vorsprung<br />

der gepflanzten Reiskultur gegenüber der direkt gesäten<br />

nicht generell verringern. Daher rechnet man in Italien bei<br />

der Direktsaat mit Verlusten von 3-4 dt/ha (Angabe der E.N.R.<br />

1976), in den Marismas von 4-5 dt/ha <strong>und</strong> im Ebrodelta von<br />

2-3 dt/ha. In der Provinz Valencia sind in den letzten 3 Jahren<br />

keine Verluste bei der Direktsaat gegenüber der Pflanzmethode<br />

aufgetreten. Die Gründe dafüi’ liegen wahrscheinlich in einem<br />

verstärkten Einsatz von Fungiziden (Angabe der F.S.A.A.E.<br />

- Valencia 1976).


- 78 -<br />

Durch die direkte Aussaat wird die Vegetationsperiode verkürzt,<br />

da die Aussaat in die Felder später erfolgt als in die<br />

Saatbeete, die Reife aber zum gleichen Zeitpunkt eintritt wie<br />

bei bepflanzten Reisfeldern, Durch den Anbau von Sorten mit<br />

langer Vegetationszeit, die ein höheres Ertragspotential besitzen,<br />

wird der Reifezeitpunkt <strong>und</strong> damit die Ernte bis in<br />

den November verschoben. Allgemein verkürzt sich die Vegetationszeit<br />

bei der Direktsaat um 2-8 Tage.<br />

I i<br />

'j<br />

Die Direktsaat kann als Drillsaat oder Wurfsaat erfolgen. Dabei<br />

unterscheidet man Wurfsaat mit der Hand, mit der Maschine oder<br />

mittels Flugzeug in die trockenen oder leicht angestauten Felder.<br />

Die Drillsaat hat sich als am vorteilhaftesten erwiesen,<br />

da sie das Saatgut gleichmäßiger verteilt <strong>und</strong> das Befahren der<br />

Felder zum Zwecke der Düngung <strong>und</strong> des Pflanzenschutzes ermöglicht.<br />

Gegenüber der Wurfsaat bietet dieses Verfahren auch<br />

agronomische Vorteile. Da die Saat leicht in den Boden gedrückt<br />

wird bei geringem Wasserstand, kommt eine schnellere<br />

Keimung <strong>und</strong> damit eine Unterdrückung von Unkräutern, speziell<br />

der Hirsen, zustande. Durch die bessere Belichtung des Bestandes<br />

ist mit stärkerer Wurzelbildung, höherer Resistenz<br />

gegen Lagern <strong>und</strong> Krankheiten zu rechnen, Wachstum <strong>und</strong> Reife<br />

werden gleichmäßiger <strong>und</strong> bringen dadurch letztlich einen<br />

höheren Ertrag, Daß sich diese Methode bisher nicht durchgesetzt<br />

hat, ist wahrscheinlich auf die unvollkommene Technik<br />

der Sämaschinen zurückzuführen sowie auf geringere Arbeitsbreiten<br />

<strong>und</strong> die überwiegend geringe Möglichkeit, die Felder<br />

rechtzeitig zu be- <strong>und</strong> entwässern.<br />

In den untersuchten europäischen Reisbaugebieten hat sich die<br />

Wurf- oder Breitsaat mit der Hand oder mit der Zentrifugalsämaschine<br />

teilweise auch mit Flugzeug durchgesetzt. In den<br />

Marismas, wo die Saat in einigen Gebieten aus der Luft erfolgt,<br />

hat sich herausgestellt, daß eine Saat mit dem Flugzeug<br />

eine bessere Verteilung der Körner bringt als eine Saat<br />

mit der Zentrifugalsämaschine. Nach der Aussaat wei>den die<br />

Kleinflugzeuge für den Pflanzenschutz eingesetzt.


79<br />

Die Saat ist v;eniger kapitalintensiv, da die Schleuderdüngerstreuer<br />

zur Saat Vervjendung finden können <strong>und</strong> die Bodenbearbeitung<br />

weniger intensiv durchgeführt zu werden braucht als<br />

bei der Pflanzmethode■ Oie möglich.st homogene Schlammasse,<br />

wie sie der gepflanzte Reis fordert, ist nicht mehr nötig;<br />

daher kann das energieaufwendige Puddling entfallen. Gesäter<br />

Reis wurzelt auch in festeren Böden.<br />

Trotz allem entt^äl-*- die Direktsaat einen Unsicherheit st aktor,<br />

da die Pflanzen stärker auf Klim^aschwankungen reagieren, d.h.<br />

die Ertragssicherheit ist gegenüber der Pflanzmethode geringer.<br />

1+.2.3 Das Verpflanzen<br />

Die agronomischen Vorteile der Pflanzmethode beruhen auf<br />

folgenden Tatsachen: Reduzierung des Wasserverbrauchs auf<br />

10 bis 20% während der Anzuclit; wirksamerer Einsatz von Düngemitteln<br />

in den Saatbeeten; bessere Möglichkeiten zur Pflege<br />

<strong>und</strong> Überwachung der Saat; kleinere Flächen bieten eine bessere<br />

Überwachung der Wasserhöhe; das Umpflanzen bewirkt eine stärkere<br />

Bestockung <strong>und</strong> ermöglicht eine Regulierung der Pflanzweiten.<br />

Durch das Pflanzen wird das Unkrautvjachstum unterbrochen,<br />

<strong>und</strong> im Feld werden die Wachstumsbedingungen für Unkraut<br />

verschlechtert, da es den VJachstumsvorSprung des Reises<br />

nicht mehr einholen kann.<br />

Trotzdem wiegen diese Vorteile die ständigen Lohnsteigerungen<br />

immer weniger auf. Im Zuge der volkswirtschaftlichen Entwicklung<br />

wird auch in Spanien die Mechanisierung des <strong>Reisanbau</strong>s<br />

immer stärker vorangetrieben werden. Das zeigt sich besonders<br />

deutlich in der bereits überall mechanisierten Reisernte.<br />

Die Schnitterkolonnen sind inzwischen vollständig aus<br />

der spanischen Reislandschaft verschw<strong>und</strong>en.<br />

Obwohl in der Provinz Valencia laut F.S.A.A.E. keine Ertragseinbußen<br />

durch die Direktsaat entstehen, vollzieht sich hier<br />

der Übergang von der Pflanz- zur Direktsaat-Methode nur sehr


- 80 -<br />

J<br />

langsam. Daß hier keine Ertragseinbußen entstehen, kann man<br />

wohl auf die kleinen Parzellen der Reisfelder zurückführen;<br />

denn ein kleines Gebiet läßt sich individueller behandeln als<br />

ein großes. Die kleinen Parzellen sind hier aber auch der<br />

Gr<strong>und</strong>, warum immer noch die Pflanzmethode praktiziert wird.<br />

Da in den Marismas der Großgr<strong>und</strong>besitz als kapitalintensive<br />

Betriebsform vorherrschend ist, wird hier rationeller gewirtschaftet<br />

als in den anderen Reisbaugebieten <strong>Spaniens</strong>. Um die<br />

Verluste durch die Direktsaat wieder abzubauen, haben drei<br />

Großgr<strong>und</strong>besitzer japanische Pflanzmaschinen eingeführt. Sie<br />

versprechen sich davon eine Verlängerung der Vegetationsperiode,<br />

da die Pflanzen in provisorischen Gewächshäusern zu<br />

unterschiedlichen Terminen angezogen werden, eine daher bessere<br />

Ausnutzung der Erntemaschinen, Verringerung der Düngermengen<br />

<strong>und</strong> der Pflanzenschutzausgaben. <strong>Der</strong> Reinertrag soll<br />

damit erhöht werden zum einen über einen größeren Hektarertrag<br />

<strong>und</strong> zum anderen über einen letztlich geringeren Kapitaleinsatz.<br />

Die Direktsaat aber bleibt weniger arbeitsintensiv.<br />

U.3 Behandlung der Reiskultur<br />

M-.3.1 Biochemische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Pflegemaßnahmen<br />

<strong>Der</strong> Stickstoff ist der Dünger, durch den der Ertrag am entscheidendsten<br />

beeinflußt werden kann. Ob man granulierte<br />

Stickstoffdünger oder flüssige ausbringt, ist heute noch<br />

primär eine Kostenfrage. Für die Flüssigdüngung braucht man<br />

eine größere technische Ausrüstung, die eventuell gleichzeitig<br />

durch den Pflanzenschutz auszunutzen wäre. Außerdem bedarf<br />

es spezieller Lagermöglichkeiten. <strong>Der</strong> geringere Preisvorteil<br />

pro kg N 2 in flüssigem Zustand wird durch die höheren<br />

Investitionskosten wieder aufgehoben. In Italien werden nur<br />

2 000 bis 3 000 ha mit flüssigen Düngern versorgt (pers. Auskunft<br />

TINARELLI 1976).<br />

Stickstoff in Nitratform kann nur aufgenommen werden, wenn


- 81 -<br />

die Wurzeln der Reispflanzen genügend entwickelt sind. Auch<br />

dann ist die Produktivität je Kilogramm Stickstoff 30 bis 50%<br />

geringer als bei den Ammoniakdüngern. Daher kommen überwiegend<br />

Ammoniakdünger zur Anwendung. Sie werden in den trockenen Boden<br />

eingebracht, um die Auswaschung möglichst gering zu halten. Bei<br />

Ausbringung in überstaute Felder muß man mit einem N^-Verlust<br />

von 25 bis 50% rechnen. Die Aufteilung der insgesamt erforderlichen<br />

Stickstoffmenge auf zwei bis drei Gaben je nach Bodenart<br />

dient ebenfalls dazu, größere Ausvjaschungsverluste zu vermeiden<br />

(HUGUET et al. 1972, S.57). Außerdem wird dadurch der Ertrag<br />

<strong>und</strong> der Gehalt an Rohprotein, das ein wichtiges Merkmal<br />

der Qualität ist, erhöht (RUSSO i 1975). <strong>Der</strong> günstigste Zeitpunkt<br />

für die zweite <strong>und</strong> dritte N 2 ~Gabe liegt zu Beginn der<br />

Bestockung <strong>und</strong> am Anfang des Schossens. Bei einem vollmechanisierten<br />

Reisbau wird sich allerdings eine dritte N2-Gabe als<br />

unrentabel erweisen, da der Aufwand den Ertrag übersteigt.<br />

Bei ungünstiger Witterung sind höhere Stickstoffgaben ertragsstabilisierend.<br />

Dabei erfordern tonige Böden weniger N 2<br />

(100 - 130 kg/ha) als sandige (130-150 kg/ha) (HUGUET et al.<br />

1972, S.58).<br />

Bei der Reiskultur besteht eine Wechselwirkung zwischen Stickstoff-<br />

<strong>und</strong> Phosphatdüngungo Hohe Stickstoffgaben bei geringer<br />

Phosphat Zufuhr bringen geringere Erträge als bei einer angemessenen<br />

P2 0 g-Gabe, Daher liegt die Phosphatdüngung in allen<br />

drei Ländern um die 100 kg/ha (Tab. 11).<br />

Die neuen Hochleistungssorten erfordern allgemein eine stärkere<br />

N2 “Düngung als die Landsorten (Tab. 11).<br />

Auf Kaliumgaben spricht der Reis nur in klimatisch ungünstigen<br />

Jahren (Regen, Kälte, Wind) an, da K2 O sich nur dann positiv<br />

sichtbar auf die Entwicklung des Reises auswirkt <strong>und</strong> die<br />

Blütensterilität <strong>und</strong> die Krankheitsanfälligkeit vermindert<br />

(TINARELLI 1976, S. 22 219).


r<br />

82 -<br />

Die Aufnahme der Nährstoffe ist auch beim Reis an die Respiration<br />

der Wurzelzellen geb<strong>und</strong>en, nur verfügt der Uberstaute<br />

Boden nicht über freien Sauerstoff; daher wird O2 von den<br />

Blättern aufgenommen, über den Stengel in die Wurzeln transportiert<br />

<strong>und</strong> schafft so in der Rhizospähre Oxydationsbedingungen.<br />

Für die Aufrechterhaltung der respiratorischen Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> zur Absorption der Anionen eignet sich Stickstoff<br />

in Ammoniumform besser als in Nitratform (GOUNY 1966, S.>*;<br />

TINARELLI 19 73, S. 34 f.).<br />

Die DUngermengen von N, P <strong>und</strong> K könnten um die Hälfte verringert<br />

werden, wenn das Reisstroh ca. einen Monat vor dem Fluten<br />

der Felder mit Fräsen in den Boden eingearbeitet würde bei<br />

gleichzeitiger Ausbringung von 55 kg N^ <strong>und</strong> 66 kg P2®6’<br />

Durch diese Methode wird das Pflanzenwachstum, die Länge der<br />

2<br />

Triebe <strong>und</strong> die Zahl der fertilen Rispen pro m positiv beeinflußt.<br />

Bei Feldversuchen wurden damit die gleichen Erträge erzielt<br />

wie bei der Strohverbrennung <strong>und</strong> den doppelten Dosen von<br />

N, P <strong>und</strong> K (RUSSO 1976).<br />

Das kurzfristige Trockenlegen der Reisfelder hat die Aufgabe,<br />

Wasserunkräuter zu zerstören <strong>und</strong> die Algenbildung zu verhindern.<br />

Deshalb muß der Zeitraum lang genug sein, um diese Anforderungen<br />

zu gewährleisten, andererseits aber wieder so kurz,<br />

daß keine Salze in den oberen Bodenhorizont kapillar aufsteigen.<br />

Allgemein werden 2 - 3 Tage für eine Trockenlegung als ausreichend<br />

angesehen. Längere Zeiträume kommen nur bei zu starkem<br />

Algenwuchs vor.<br />

Das Säubern der Gräben <strong>und</strong> Kanäle sowie das Beseitigen ihres<br />

Bewuchses im Sommer gehört ebenfalls zur Pflege der Reiskultur<br />

(Kap. 6.1).


- 83 -<br />

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- 84 -<br />

Tab. 11: Durchschnittliche Düngungsintensität<br />

im Ländervergleich (kg/ha)<br />

Dünger<br />

Spanien Frankreich Italien<br />

Nz 140-160 (200-220)^^ 100-140 (140-170)^^ 70-100 (120-150)^^<br />

^2°5<br />

90-110 (105-150)“*^ 1 0 0 -2 0 0 40- 80 (100-120)^^<br />

K^O 50- 60 (120-200)^^ 2 0 -1 2 0 ®^ 80-150^^<br />

1) bei Pflanzung auf zwei oder drei Gaben verteilt<br />

2) bei leichtem Boden<br />

3) bei Hochleistungssorten auf zwei Gaben verteilt<br />

4) bei Pflanzung<br />

5) nur in den Marismas<br />

6 ) selten nötig<br />

Quelle: RUBIO PEREZ 1976<br />

LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />

TINARELLI 1973<br />

HUGUET et al. 1972<br />

GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974<br />

MARIE 1976 (pers. Auskunft)<br />

TINARELLI 1976 (pers. Auskunft)<br />

4.3.2 Düngung <strong>und</strong> Pflege<br />

Die Pflege der Saatbeete <strong>und</strong> der Felder besteht in der Regulierung<br />

der Wasserhöhe, der Düngung <strong>und</strong> des Pflanzenschutzes. Düngung<br />

<strong>und</strong> Wasserregulation stehen in einer starken Wechselbeziehung,<br />

weshalb sie hier gemeinsam behandelt werden. Die Abbildung<br />

10 (S. 98) gibt eine zusammenfassende Obersicht der folgenden<br />

Ausführungen. In einem gesonderten Kapitel wird der<br />

Pflanzenschutz dargestellt.<br />

4.3.2.1 Marismas<br />

In den Marismas werden die Saatbeete nach der Saat 10 bis 20 cm<br />

überstaut. Zehn bis fünfzehn Tage danach legt man das Beet für<br />

ein bis zwei Tage vollkommen trocken. Dadurch werden die sich<br />

bildenden Algen vernichtet. 17 Tage nach der Saat wird das<br />

Wasser dann wieder zugeleitet aber nur noch auf 10, maximal<br />

15 cm Höhe angestaut. Danach aufkommende Unkräuter werden mit


- 85<br />

der Hand gejätet oder heute überwiegend mit Herbiziden vernichtet,<br />

die dann erst im 2- oder 3-Blattstadium angewendet<br />

werden. Wenn die Pflanzen ca. 30 cm hoch sind, beginnt das<br />

Verpflanzen. Vorher wird das Wasser langsam abgezogen, aber<br />

nicht bis zur vollkommenen Trockenlegung.<br />

Die Saatbeete werden hier überdurchschnittlich hoch mit Stickstoff<br />

gedüngt. Auf einen Hektar Saatbeet werden 1 700 kg Ammoniumsulfat<br />

ausgebracht (RUBIO PEREZ 1976, S.79). Das entspricht<br />

357 kg N 2 /ha . Die Gesamtmenge wird auf drei Gaben aufgeteilt:<br />

Ein Drittel wird in den trockenen Boden durch einen<br />

Kultivator 15-20 cm tief eingebracht; das zweite Drittel wird<br />

während der einmaligen Trockenlegung ausgestreut, <strong>und</strong> das<br />

letzte Drittel wird auf den feuchten Boden sechs bis acht Tage<br />

vor dem Verpflanzen gegeben. Dadurch soll die Pflanze in die<br />

Lage versetzt werden, das Verpflanzen schneller zu überwinden.<br />

Bei der Bodenbearbeitung der Felder werden gleichzeitig Kalksuperphosphate<br />

<strong>und</strong> Kaliumsulfat eingebracht. Durchschnittlich<br />

rechnet man mit 600 kg 18%-igem Kalksuperphosphat <strong>und</strong> 120 kg<br />

50%-igem Kaliumsulfat pro Hektar. Danach werden die Felder auf<br />

5 cm Wasserhöhe angestaut <strong>und</strong> sind bereit zum Verpflanzen. Anschließend<br />

wird das Wasser auf 2-3 cm für 3-4 Tage abgelassen.<br />

Die dadurch erhöhte Licht- <strong>und</strong> Wärmezufuhr soll die Assimilation<br />

der in ihrem Wachstum unterbrochenen Pflanzen verstärken.<br />

Am fünften Tag wird der Wasserstand langsam auf 15-20 cm erhöht.<br />

Nach weiteren 20-25 Tagen wird das Wasser wieder abgelassen,<br />

wobei es 15-20 Tage dauert, bis das Feld vollkommen<br />

trocken ist. In dieser Trockenzeit werden Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

durchgeführt <strong>und</strong> auch eventuell Düngungen. War das<br />

Feld ein bis zwei Tage trocken, wird es wieder auf 10 cm angestaut.<br />

30 bis 40 Tage vor dem erwarteten Erntetermin wird<br />

es langsam wieder vollkommen trockengelegt. Dadurch werden die<br />

Voraussetzungen für eine mechanische Ernte geschaffen.<br />

Bei der Direktsaat wird der Dünger gleich bei der Bodenbearbeitung<br />

in den Boden eingebracht. Im allgemeinen wird bei der Direktsaat<br />

weniger gedüngt als bei der Pflanzmethode. 1975 wur-


86<br />

\ 4<br />

den durchschnittlich 150 kg N^, 90 kg P2 OJ <strong>und</strong> 50-60 kg K2 O<br />

pro Hektar auf den marismenischen Reisfeldern ausgebracht. Dabei<br />

konnte es auch vorkonunen, daß der Stickstoffdünger auf<br />

zwei Gaben verteilt wurde (Angaben der F.S.A.A.E. Sevilla 1976),<br />

Sind die Felder gedüngt, werden sie 5-10 cm hoch mit Wasser<br />

überstaut, <strong>und</strong> es erfolgt die Saat. Im Juni, wenn der Reis das<br />

Drei-Blatt-Stadium erreicht hat, wird das Wasser abgelassen,<br />

<strong>und</strong> es werden Pflanzenschutzmaßnahmen <strong>und</strong> eine eventuelle Düngung<br />

durchgeführt. Drei Tage später wird das Feld bis zu einer<br />

Höhe von 10 cm wieder überflutet. Dann erfolgt die Behandlung<br />

der Felder vjie bei der Pflanzmethode.<br />

4.3.2.2 Albuferaniederung<br />

In der Provinz Valencia wird die Saatbeetpflege von der Tradition<br />

<strong>und</strong> den gegebenen klimatischen Bedingungen bestimmt.<br />

Das Wasser in den Saatbeeten beträgt zur Zeit der Saat bis<br />

drei Wochen danach am Tage 2 bis 3 cm <strong>und</strong> nachts 10 cm. Sind<br />

die Pflanzen älter, so bleibt auch das Wasser am Tage höher.<br />

Trockenlegungen erfolgen nur gegen Algen. Ist die Algenbildung<br />

sehr stark, wird zweimal, nötigenfalls auch dreimal das Wasser<br />

für zwei bis drei Tage abgelassen. Trockenlegungen werden hier<br />

aber möglichst vermieden, da die Nächte zu dieser Zeit noch<br />

sehr kalt sind <strong>und</strong> das Wachstum unterbrochen werden könnte.<br />

Die Saatbeete werden vier- bis fünfmal gedüngt, <strong>und</strong> zwar in<br />

das 2-3 cm hohe Wasser oder bei den Trockenlegungen. Die letzte<br />

Düngung wird eine Woche vor dem Verpflanzen gegeben. Insgesamt<br />

werden pro Hektar Saatbeet 1 500 kg Ammoniumsulfat <strong>und</strong> 600 kg<br />

Kalksuperphosphat ausgebracht, das entspricht 315 kg N 2 <strong>und</strong><br />

132 kg P2 O 5 pro Hektar. Werden die Saatbeete im Mai geräumt,<br />

so wird dort Mais angebaut, danach werden im November Leguminosen<br />

gesät, die im Frühjahr als Gründüngung in den Boden<br />

eingearbeitet werden (Angaben der F.S.A.A.E. Valencia 1975).<br />

Bei LOPEZ CAMPOS et alii (1975, S.31)<br />

findet man folgende


- 87 -<br />

Düngungsangaben für die Pflanzmethode an der Mittelmeerküste<br />

in kg/ha:<br />

"Ammoniumsulfat (21%): 600-1080 = 126-226,8 kg<br />

Harnstoff (46%): 275-490 ? 126,5-225,4 kg N 2<br />

Kalksuperphosphat (18%): 600-840 = 108-151,2 kg P2O 5<br />

'super triple' (46%): 205-290 = 94,3-133,4 kg P2°5"‘<br />

Die gebräuchlichste Stickstoff-Düngerform in Spanien ist Ammoniumsulfat,<br />

da es nicht sehr hygroskopisch ist <strong>und</strong> sich im Gegensatz<br />

zu Harnstoff sehr gut mit anderen Düngerformen mischen<br />

läßt. Trotzdem wird Harnstoff in der Region Valencia in einjährigem<br />

Wechsel mit Ammoniumsulfat ausgebraoht. Gründe dafür<br />

mögen in einem geringeren Preis für Harnstoff zu suchen sein.<br />

Kalksuperphosphat stellt den gebräuchlichsten Phosphatdünger<br />

in Spanien dar. Da die spanischen Reisböden sehr arm an Phosphor<br />

sind, ist die Phosphatdüngung besonders in den Mittelmeergebieten<br />

unumgänglich,<br />

Kaliumdünger werden nur in geringem Umfang angewendet, weil<br />

durch sie keine sichtbaren Ertragsverbesserungen hervorgerufen<br />

werden. Entschließt man sich zur Sicherheit trotzdem,<br />

Kalium zu düngen, so gibt man bis 200 kg K20/ha.<br />

Bei der Direktsaat liegen die Düngermengen im Minimalbereich<br />

der oben angegebenen Mengen. <strong>Der</strong> Mineraldünger wird meistens<br />

mit der Hand vor der Saat in den trockenen Boden gebracht.<br />

Nach der Saat wird Wasser bis zur Höhe von 10 cm in das Feld<br />

gelassen. 20 Tage nach der Saat beläßt man das Wasser 5 Tage<br />

lang auf 5 cm. Danach, d.h. 20 bis 25 Tage nach der Saat,<br />

wird es vollkommen abgelassen. Die Trockenzeit, die immer<br />

von den Bewässerungsgemeinschaften gesteuert wird, dauert<br />

hier 10 bis 12 Tage. Die Felder werden dann wie bei der<br />

Pflanzmethode bis zur Ernte behandelt.<br />

4.3.2.3 Ebrodelta<br />

Im Ebrodelta ähnelt die Pflege der Saatbeete <strong>und</strong> Felder der


11^<br />

-sein<br />

Valencia. Da man aber hier überwiegend die Direktsaatmethode<br />

praktiziert <strong>und</strong> über größere Betriebe <strong>und</strong> Felder als<br />

in Valencia verfügt, hat man sich an die marismenische Bewirtschaftungsweise<br />

angelehnt. Allerdings erfolgen Aussaat<br />

<strong>und</strong> die zweite N2~Düngung überwiegend mit der Hand im Gegensatz<br />

zu den Marismas.<br />

4.3.2.1+ Rhonedelta<br />

In der Camargue erfolgt in der ersten Aprilhälfte die Gr<strong>und</strong>düngung<br />

<strong>und</strong> die Ausbringung eines Herbizids. Nachdem beides<br />

eingeeggt worden ist, werden die Felder auf 10-15 cm bewässert.<br />

Die Felder werden während der Vegetationszeit 3 Wochen<br />

nach der Saat für 1-2 Tage trockengelegt. Bei vermehrtem Algenwachstum<br />

kann ein Feld bis zu dreimal trockengelegt werden.<br />

Größtenteils entfällt die zweite Stickstoffdüngung in dieser<br />

Zeit. Herbizide werden Ende Juni/Anfang Juli in die teils<br />

trockenen, teils überstauten Felder ausgebracht. Die Bewässerungsperiode<br />

endet frühestens Anfang September, spätestens<br />

Anfang Oktober.<br />

Bei R<strong>und</strong>kornsorten beträgt die Düngung durchschnittlich<br />

80-100 kg N2/ha, Langkornsorten erfordern eine höhere Stickstoffdüngung<br />

(100-140 kg N2/ha). Die Phosphatdüngung wird je<br />

nach Bodenart variiert <strong>und</strong> liegt zwischen 100 <strong>und</strong> 200 kg<br />

P20g/ha. Kalium wird - wenn überhaupt - im Zwei- bis Drei-<br />

Jahresrhytmus ausgebracht. Normalerweise ist im französischen<br />

Reisbaugebiet keine Kaliumdüngung nötig. Neben diesen durchschnittlichen<br />

Angaben über Düngung kann man auch Betriebe finden,<br />

die N P K 60 : 50 : 35 kg/ha düngen. Hier kommt es weniger<br />

auf den Ertrag an als auf die Entsalzung des Bodens durch<br />

die Reiskultur ( pers. Auskunft R. MARIE Mai 1976), d.h. der<br />

Reis übernimmt hier die Funktion der Melioration für nachfolgende<br />

Kulturen. Die Düngung erfolgt nur, damit der Aufwand für<br />

Ausbringung <strong>und</strong> Ernte gedeckt wird. Ammoniumsulfat <strong>und</strong> Superphosphat<br />

sind die am häufigsten ausgebrachten Dünger.


- 89 -<br />

<strong>Der</strong> Reisbau ist in Frankreich noch bis Anfang Juni vom Mistral<br />

gefährdet, der einmal durch seine Kälte das Wachstum zum Stillstand<br />

bringen kann, zum anderen durch seine Stärke die aufge-.<br />

hende Saat 20 Tage <strong>und</strong> mehr nach der Aussaat ausreißen <strong>und</strong> am<br />

Feldrande aufhäufen kann. Die schnelle Hebung des Wasserspiegels<br />

bis zu dem totalen Oberdecken der Pflanzen, was eine Wasserhöhe<br />

von ca. 40 cm in den Feldern entspräche, stellt hier<br />

die einzige Schutzmaßnahme dar. Die Wellen bewegen dann nur die<br />

oberen Teile der Pflanzen <strong>und</strong> können so die Pflanzen nicht entwurzeln,<br />

da sie den Boden der Felder nicht mehr erreichen. Eine<br />

Schwierigkeit zeigt sich nur darin, daß meistens nicht genügend<br />

schnell Wasser in die Felder gelassen werden kann, auch wenn<br />

ein Mistraleihbruch rechtzeitig bekanntgegeben wurde. In die-<br />

3<br />

sem Fall müßten nämlich innerhalb weniger St<strong>und</strong>en 2 000 m<br />

Wasser/ha zugeführt werden, meistens reicht jedoch die Pumpenleistung<br />

dafür nicht aus fAMMANN 1970, S. 215).<br />

4,3.2.5 Poebene<br />

In Italien vjird der mineralische Dünger bereits vor dem Pflügen<br />

auf dem trockenen Feld verteilt. Nur bei sandhaltigem Boden<br />

erfolgt die Ausbringung von Kalium <strong>und</strong> Stickstoff nach<br />

dem Pflügen, aber vor dem Eggen. Die italienischen Reisbauern,<br />

die weder auf besondere Bodenstrukturen noch auf ungünstige<br />

Wasserzufuhr Rücksicht nehmen müssen, düngen ihre mit Hochleistungssorten<br />

bebauten Felder mit 120 bis 150 kg N/ha, wobei<br />

60-80% der Menge vor der Aussaat <strong>und</strong> die restlichen 20-40%<br />

30-60 Tage nach der Aussaat in den Boden gebracht werden. Zeitlich<br />

fällt das mit der zweiten Trockenlegung zusammen. Das<br />

Gleiche gilt für die Düngung mit Kalium, nur werden hier 100<br />

bis 150 kg K20/ha auf 2 Gaben verteilt. Bei sandigem Boden<br />

verteilt man die gleiche Menge auf 3 Gaben, wobei die beiden<br />

letzten während der beiden Trockenlegungen der Felder ausgebracht<br />

werden. Die 60 - 100 kg P20j/ha werden mit dem Stickstoff<br />

vor der Saat in den Boden gebracht.


- 90<br />

Bei der Aussaat Mitte April steht das Wasser 10 - 20 cm hoch<br />

über dem Boden <strong>und</strong> wird vom Augenblick der Saat an langsam<br />

gesenkt. Die erste Trockenlegung erfolgt bei torfigem ©der<br />

lockerem Boden 15-20 Tage nach der Aussaat, da die Wurzeln<br />

in diese Böden bei trockenem Zustand schneller eindringen <strong>und</strong><br />

die Pflänzchen nicht mehr weggeschwemmt werden können. Normalerweise<br />

wird das Wasser jedoch erst 30 Tage nach der Aussaat<br />

abgelassen. Bis dahin findet eine starke Wurzelbildung<br />

statt, außerdem kommen in diesem Zeitraum Herbizide <strong>und</strong> - wenn<br />

nötig - auch Insektizide <strong>und</strong> Algizide zur Anwendung. Die Trokkehlegung<br />

dauert 9-10 Tage <strong>und</strong> ist abhängig von der Bodenart,<br />

der Vermehrung der Algen <strong>und</strong> der Schädlinge. Ist die Algenbildung<br />

<strong>und</strong> der Schädlingsbefall gering, so flutet man die Felder<br />

bereits nach 9 - 5 Tagen, bei einem mittleren Befall erst<br />

nach 5-10 Tagen, bei starkem Befall werden zusätzlich chemische<br />

Pflanzenschutzmittel eingesetzt.<br />

Bis zur nächsten Trockenlegung stehen die Felder dann 10 cm<br />

unter Wasser. Mitte Juni senkt man das Wasser auf 9 - 5 cm<br />

<strong>und</strong> läßt es für 9 - 5 Tage stagnieren. In dieser Zeit geben<br />

viele Bauern ihre zweite Kalium- <strong>und</strong> Stickstoffdüngung.<br />

Gleichzeitig werden auch wiederum Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

durchgeführt. Um den 1. Juli werden die Felder auf 12-15 cm<br />

angestaut, damit die Wärme des Wassers die Pflanzen in der<br />

empfindlichen Zeit der Blüte gegen Kälteeinbrüche, besonders<br />

gegen tiefe Nachttemperaturen, schützt. Nach der Blüte senkt<br />

man das Wasser allmählich. Zwischen dem 25. August <strong>und</strong> 5. September,<br />

d.h. 30 Tage vor der Ernte, läßt man das Wasser stärker<br />

ab, hält den Boden aber noch schlammig <strong>und</strong> feucht. Erst<br />

15 Tage vor der Ernte wird dem Feld völlig das Wasser entzogen,<br />

um den Boden für die mechanisierte Ernte vorzubereiten.<br />

<strong>Der</strong> wichtigste Stickstoffdünger in Italien ist Kalziumcyanamid.<br />

Gelegentlich wird auch Harnstoff <strong>und</strong> Ammoniumsulfat gedüngt.<br />

<strong>Der</strong> Boden in den italienischen Reisfeldern ist meist sauer (pH<br />

^ 6) im Gegensatz zu den spanischen <strong>und</strong> französischen Böden.


- 91 -<br />

Daher läßt sich die Häufigkeit des Gebrauchs von Kalziumcyanamid<br />

erklären. Die Verwendung von flüssigen,Düngern auf ca.<br />

2 000 bis 3 000 ha ist unbedeutend.<br />

Thomasmehl <strong>und</strong> Superphosphat sind die gebräuchlichsten Phosphatdünger<br />

.<br />

Kalium wird überwiegend in Form von Kaliumchlorid gedüngt, da<br />

die Kosten pro Einheit dafür geringer sind als für Kaliumsulfat.<br />

In ihrer Wirkung auf das Reiswachstum sind sie identisch.<br />

Die vorangegangenen Ausführungen über Italien beruhen auf<br />

Angaben von GRILLENZONI <strong>und</strong> T O D E R K 1974) <strong>und</strong> TINARELLI (1973)<br />

sowie einem Gespräch mit Dr.TINARELLI am 14.5.1976.<br />

4.3.3 Aufwendungen<br />

Die italienischen Werte in Tabelle 12 beruhen auf einer C.I.R.I.-<br />

Studie von 1976, die sich an Maximalwerten der italienischen<br />

Reiswirtschaft orientiert. Diese Erhebungen beruhen auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage von Einzelbetrieben <strong>und</strong> können daher nicht für den<br />

gesamten Reissektor verallgemeinert v;erden. Diese Aufstellung<br />

soll den Reisbauern <strong>und</strong> ihren Genossenschaften als Orientierungsgröße<br />

dienen. So düngt z.B. nicht jeder italienische Bauer mit<br />

Harnstoff oder organischen Düngern. Außerdem ermöglicht es die<br />

Angebotsbreite an NPK-Düngern auf dem italienischen Markt,Preisdifferenzen<br />

auszunutzen. Daher liegen die realen Ausgaben für<br />

Düngemittel in Italien niedriger,als in Tabelle 12 angegeben.<br />

Nach Angaben der E.N.R. (TINARELLI 1973) liegen die Mengen für<br />

ausgebrachten Stickstoff in Italien niedriger als in Spanien<br />

(Tab. 11), Aus Tabelle 12, der für Spanien die offiziellen Berechnungen<br />

für die Anbaukosten eines Hektars Reis zugr<strong>und</strong>e liegen,<br />

geht hervor, daß die .Ausgaben für Düngemittel dort ca.<br />

-1\<br />

10% der Gesamtkosten ausmachen (F.S.A.A.E, 1975). In den untersuchten<br />

Betrieben der C.I.R.I. betragen die DOngemittelkosten<br />

bis zu 14%.<br />

1) 1975 wurden in Italien pro Hektar ca. 900 000 L (3 392,- DM)<br />

<strong>und</strong> in Spanien ca. 80 000 pts (3 430,-DM) ausgegeben.


- 93 -<br />

Anders hingegen ist die Situation in Spanien. Dort werden<br />

Dünger <strong>und</strong> Pflanzenschutzmittel von der Genossenschaft eingekauft<br />

<strong>und</strong> an die Anbauer weitergeleitet. Ob der Preis für Dünger<br />

durch Großeinkauf der Genossenschaften oder durch staatliche<br />

Eingriffe niedrig gehalten wird, ist nicht klar ersichtlich;<br />

denn teilweise konnten geringe Unterschiede bei den Düngerausgaben<br />

von Region zu Region festgestellt werden, was<br />

allerdings durch Transportwege entstanden sein könnte. Auch<br />

Subventionen zur Erhaltung des Reisbaus <strong>und</strong> damit von Arbeitsplätzen<br />

- kleinere Betriebe besitzen finanzielle Vorteile beim<br />

Erwerb von Produktionsmitteln - in industriell wenig entwickelten<br />

<strong>und</strong> agrarisch nicht anders nutzbaren Gebieten können Gründe<br />

für den relativ niedrigen Düngerpreis sein. Ob das Genossenschaftswesen<br />

der Reisbauern nach dem Tode Prancos genauso<br />

straff organisiert bleiben wird wie vorher oder ob sich ein<br />

Marktgeschehen unter staatlicher Aufsicht entwicken wird wie<br />

in Italien, bleibt abzuwarten.<br />

In Frankreich \jurden seit Beginn der sechziger Jahre keine Aufstellungen<br />

über Düngemittelkosten pro Hektar veröffentlicht.<br />

H .4 Ernte<br />

Ende August beginnt die Reifeperiode des Reises. In dieser Zeit<br />

wird in allen Gebieten die Wasserzufuhr reduziert <strong>und</strong> dann<br />

10 bis 30 Tage vor der Ernte vollkommen eingestellt. Dadurch<br />

wird ein schnelleres <strong>und</strong> gleichmäßigeres Abreifen des Reises<br />

<strong>und</strong> das Austrocknen des Bodens beschleunigt. Hier zeigt sich<br />

der Wert einer präzisen Nivellierung, durch die das gesamte<br />

Feld frei von Pfützen <strong>und</strong> Schlammlöchern ist. Das ist nicht<br />

nur bei einer mechanisierten Ernte von Nutzen, sondern auch bei<br />

den in allen Reisbaugebieten mehr oder weniger stark auftretenden<br />

herbstlichen Niederschlägen <strong>und</strong> Winden, deren Folgen<br />

Lagergetreide <strong>und</strong> bei nassem Boden sogar vorzeitige Keimung<br />

wären.<br />

Die Reisernte ist in allen europäischen Ländern bereits seit


94 -<br />

3 .5<br />

vielen Jahren vollkommen mechanisiert. Dabei zeigte sich, daß<br />

der ErnteZeitpunkt noch viel sorgfältiger bestimmt werden muß<br />

als bei der manuellen Ernte. Zu frühe Ernte bringt einen starken<br />

Gewichtsverlust bei der Trocknung mit sich (TINARELLI 1973,<br />

S. 391) <strong>und</strong> erhöht den Bruchanteil bei der Weiterverarbeitung.<br />

Bei zu später Ernte neigt der Reis zur Lagerung <strong>und</strong> zu Kornausfall.<br />

In den spanischen Provinzen Tarragona <strong>und</strong> Valencia ist die<br />

Haupterntezeit im September, in der Provinz Sevilla hingegen im<br />

Oktober (Auskunft der F.S.A.A.E. Sevilla <strong>und</strong> Valencia). Auch<br />

in der Camargue wird im September geerntet (Auskunft des S.R.F,),<br />

In der Poebene wird vom 15. September bis 15. Oktober geerntet<br />

(pers. Auskunft Dr. RUSSO 10.5.1976). Diese allgemeinen Erntezeiträume<br />

können je nach den klimatischen Gegebenheiten <strong>und</strong><br />

unterschiedlichen Sorten länger oder kürzer sein.<br />

In Spanien erfolgt heute die Ernte durch Schnitter nur noch<br />

bei Lagergetreide, wodurch noch ein Teil des Ertrages gerettet<br />

werden kann, <strong>und</strong> in den kleinparzelligen Gebieten der Albuferaniederung<br />

<strong>und</strong> des Ebrodeltas.<br />

Abgesehen von den mittleren <strong>und</strong> großen Betrieben stehen im V a ­<br />

lencianischen Gebiet einer maschinellen Ernte folgende Schwierigkeiten<br />

entgegen: eine unzureichende Entwässerung, eine zu<br />

geringe Parzellengröße (unter 1 ha) <strong>und</strong> eine starke Besitzzersplitterung,<br />

wodurch es zu viele Erdwälle <strong>und</strong> Wassergräben<br />

gibt. Außerdem fehlt es an geeigneten Zufahrtswegen. Nach Auskunft<br />

der F.S.A.A.E. Valencia werden aber auch hier 1976 nur<br />

2% der Gesamtfläche <strong>Spaniens</strong> mit der Hand geerntet.<br />

Bei der manuellen Ernte wird der Reis mit einer kurzen Sichel<br />

gemäht <strong>und</strong> mit zwei verknüpften Reisbüscheln zu Garben geb<strong>und</strong>en.<br />

Anschließend v;erden die Rispen vom Stroh durch einen<br />

Schnitt mit einer langschneidigen Sichel getrennt <strong>und</strong> auf das<br />

Stroh zum Trocknen gelegt. Sind die reifen Reispflanzen noch<br />

zu feucht aufgr<strong>und</strong> von Lagerung oder zu feuchtem Gelände, wer-


- 95 -<br />

den die Garben in voller Länge zum Trocknen im Feld aufgestellt.<br />

Das Trocknen dauert je nach VJitterung fünf bis sieben Tage,<br />

dann werden die Rispen mit Garbenschlitten eingesamjn alt , auf<br />

Lkv;'s oder Karren verladen <strong>und</strong> zum Dreschplatz transportiert.<br />

Stationäre oder mobile Dreschmaschinen übernehmen dann den<br />

Drusch.<br />

Bis auf die eben genannten Ausnahmen ist die spanische Reisernte<br />

vollkommen mechanisiert. Dadurch wird die Erntekampagne<br />

verkürzt, was besonders wichtig ist bei früh einsetzenden<br />

herbstlichen Regenfällen. Wird die Ernte rechtzeitig eingebracht,<br />

verringern sich auch die Trocknungskosten. Daneben entfallen<br />

auch die erhöhten Kosten für Ernte auf feuchtem Boden.<br />

Die durchschnittliche Schnittbreite der Mähdrescher in den<br />

Marismas beträgt 5 Meteiv <strong>und</strong> zur Bedienung werden allgemein<br />

zwei Mann benötigt. Bei den Mähdreschern kann man zwei Systeme<br />

finden, das eine sammelt den Reis in einem Bunker <strong>und</strong> pumpt<br />

den losen Reis eun Feldrande in bereitstehende Ackerwagen. Beim<br />

anderen System wird der Reis in Säcke gefüllt <strong>und</strong> erfordert<br />

zusätzlich eine Arbeitskraft. Letzteres wird bei kleinen Parzellen<br />

<strong>und</strong> Lufttrocknung eingesetzt. Die tägliche Arbeitsleistung<br />

dieser Maschinen beträgt bei 8 St<strong>und</strong>en Arbeitszeit<br />

2-3 ha, das sind im Mittel 0,3 ha/h (RUBIO PEREZ 1970, S.82).<br />

In der Provinz Sevilla bauen die Bauern mit größeren Betrieben<br />

zunehmend Sorten mit unterschiedlich langen Vegetationszeiten<br />

an zur besseren Ausnutzung der Mähdrescher <strong>und</strong> zum optimalen<br />

Einsatz der fest angestellten Mechaniker. Daher beginnt die<br />

Ernte bereits im September mit den frühen Sorten ITALPATNA,<br />

R.B., BLUE BELLE. Im Oktober vjerden die Sorten geerntet wie<br />

BAHIA, SEQUIAL, BALLILA, BALLILA x SOLLANA. Ende Oktober bis<br />

Ende November wird die sehr späte Sorte GIRONA eingebracht.<br />

Die Kleinbetriebe dieser Region lassen ihre Ernte durch<br />

Lohnunternehmer einbringen. 1979 kostete das Abernten eines<br />

Hektar Reises 2 500 pts. (112,- DM). Darin ist bereits ein


96<br />

Zuschlag von 500 pts/ha (22,- DM) für leichte Lagerung <strong>und</strong><br />

feuchten Boden enthalten (Angabe der F.S.A.A.E. Sevilla 1976).<br />

Mittlere Betriebe, deren Erntemaschinen mit der eigenen Ernte<br />

nicht voll ausgelastet sind, arbeiten im Lohn auf den kleinen<br />

Betrieben der Nachbarn oder sie fahren nach Valencia, um dort<br />

den Rest der Kampagne mitzumachen. Umgekehrt findet man in den<br />

Marismas Mähdrescher aus der zentralen Reisbaugegend Badajoz.<br />

In Valencia findet man ebenfalls das Oberwechseln der Erntemaschinen<br />

aus anderen Regionen, allerdings ist nach den Untersuchungen<br />

der F.S.A.A.E. seit 3 Jahren ein starker Rückgang zu<br />

verzeichnen, da die Anzahl der Mähdrescher in allen Gebieten<br />

stark zunimmt <strong>und</strong> somit zu wenig Arbeit für Erntemaschinen aus<br />

anderen Regionen bleibt. Wahrscheinlich wird diese Wanderbewegung<br />

in den nächsten Jahren ebenso aufhören wie die der Wanderarbeiter<br />

1972/73.<br />

Da die Flur in der Albuferaniederung sehr klein strukturiert<br />

ist, kommen hier kleinere Mähdrescher als in den Marismas zum<br />

Einsatz. Die durchschnittliche Schnittbreite beträgt hier<br />

*4,50 m, vereinzelt kommen auch Schnittbreiten von 3,50 m vor.<br />

Die tägliche Arbeitsleistung wird auf 1,5 bis 2 ha veranschlagt.<br />

Für die Bedienung werden 2 Arbeitskräfte gerechnet.<br />

Wegen der ungünstigeren klimatischen Bedingungen gegenüber<br />

den Marismas ist hier die Erntekampagne kürzer. Spätestens in<br />

der zweiten Oktoberhälfte muß die Ernte eingebracht sein.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des überwiegenden Kleinbesitzes in dieser Region wird<br />

der Reis vornehmlich durch Lohnunternehmer geerntet. 1975 lagen<br />

die Preise nach Angaben der F.S.A.A.E.-Valencia bei 1 200 pts/ha<br />

(ca. 51,- DM). Bei Lagergetreide oder bei schlecht drainiertem<br />

Boden konnte dieser Betrag weit überschritten werden. Er konnte<br />

aber unterboten werden, wenn die Erntebedingungen besonders<br />

günstig lagen.<br />

Das Ebrodelta hat die kürzeste Erntezeit der spanischen Reis-


- 97 -<br />

baugebiete, da die herbstlichen Winde <strong>und</strong> Niederschläge des<br />

Levante schon relativ früh einsetzen. Die wenigen Großbetriebe<br />

setzen Mähdrescher mit Schnittbreiten von S,5 m ein. In den<br />

kleineren <strong>und</strong> mittleren Betrieben sind Schnittbreiten von<br />

3,5m üblich. Die Kleinstbauern lassen auch hier durch Lohnunternehmer<br />

ernten, die meistens selbst Kleinbauern sind. Die<br />

Ernte ist in weiten Teilen des Deltas dadurch erschwert, daß<br />

die Entwässerung ein zu geringes Gefälle aufweist <strong>und</strong> somit<br />

die Felder nicht vollkommen trockengelegt werden können. In<br />

manchen Feldern steht das Wasser während der Ernte noch<br />

2-3 cm hoch.<br />

Auch in Frankreich ist die Reisernte vollkommen mechanisiert<br />

<strong>und</strong> dort, wo die Ernte des Reises nur noch mit der Hand zu<br />

schaffen wäre, z.B. bei starkem Lagergetreide, verzichtet man<br />

ganz auf das Abernten der Felder. Die Reismähdrescher dieser<br />

Region haben eine durchschnittliche Schnittbreite von 4 m. Da<br />

es in der Camargue keine Betriebe mit reiner Reismonokultur<br />

wie in Italien <strong>und</strong> Spanien gibt, werden auch teilweise die Weizenmähdrescher<br />

mit Ketten umgerüstet für die Reisernte. In<br />

Frankreich werden überwiegend Erntemaschinen mit Absackanlage<br />

eingesetzt, die zwei bis drei Arbeitskräfte zur Bedienung erfordern.<br />

Erst seit 1970 konnte man eine Zunahme der Mähdrescher<br />

mit Korntank verzeichnen (CORNET 1972, S.97). Die Ernte wird in<br />

der Camargue häufig durch einen stark schlammigen Boden erschwert,<br />

da das Wasser infolge eines zu geringen Gefälles nicht<br />

vollständig ablaufen kann.<br />

Lohnunternehmer werden hier von kleineren, mittleren <strong>und</strong> großen<br />

Betrieben zur Ernte herangezogen, je nachdem wie stark der einzelne<br />

Betrieb vom Reis abhängig ist, d.h. häufig lohnt sich -<br />

auch bei größeren Flächen - die Anschaffung eines eigenen Mähdreschers<br />

nicht.<br />

Manuelle Arbeit bei der Reisernte findet man auch in Italien<br />

nicht mehr. In den Betrieben der Poebene mit überwiegender Reismonokultur<br />

kommen größere Mähdrescher mit einer durchschnitt-


- 98-<br />

i I •<br />

Abb.: 10<br />

Schematische Darstellung des Wassermanaaements <strong>und</strong> der Pflege des<br />

Reisfeldes<br />

Oeb.^ 1<br />

________Icml IC 20<br />

April<br />

IQ 20<br />

Moi<br />

10 20<br />

Juni<br />

10 20<br />

Juh<br />

10 2 0<br />

Aug<br />

V 20<br />

Sept<br />

10 20<br />

Oki<br />

10 2 0<br />

Quellen<br />

Itahf^n<br />

Uberfitau 1 Trockenlegung. \ 2 Trockenlegung,<br />

Bodehbearb.' Wurzelbildung, \ Kopfdüngung<br />

Dungg Aussaa! Herbizide Niedngwasser, Herbizide<br />

Niedrig woss er<br />

Ernte<br />

Tnarell'<br />

(19731<br />

S 215.<br />

pers<br />

Ausk<br />

Spanien<br />

Mans -<br />

mas<br />

15<br />

■ 10<br />

15<br />

■ 10<br />

5<br />

f^ //A W<br />

Bodenbearb., Aussaat i Trockenlegung,<br />

Dungung.<br />

\ evtl Düngung<br />

Herbizide<br />

Herbizide. Pflanzenschutz<br />

Bodenbearb. i Niedrigwasser<br />

Trockenlegung.<br />

Düngung Aussaat Ünkrautbek, evtl. Düngung.<br />

Pflanzensch Herbizide<br />

///A y ///A ^ ////X ^<br />

I Ernte<br />

kein vollst Ab fluí)<br />

Cornet<br />

(1972).<br />

SRF U.<br />

P M arie.<br />

pers<br />

Ausk<br />

1976<br />

Lopez<br />

Campos<br />

et Ol 1975.<br />

ESAAE -<br />

[ Sev.pers.<br />

Ernte Ausk 1976<br />

Albufera -IO<br />

• 5<br />

Bodenbearb Düngung >\trockenlegg \ Pflanzenschutz<br />

\Niedngwpsser Herbizide Pflanzenschutz Ernte<br />

Aussaat Herbizide<br />

Lopez<br />

Campos<br />

et al 1975.<br />

FSAAE -<br />

Val. pers<br />

Ausk 1976<br />

^ b ro -<br />

\ \ i<br />

■10<br />

5<br />

7Z m A 7)7////)7 ///A ^<br />

Bodenbearb \ Aussaat igelegentliche) Trockenlegung,<br />

Düngung<br />

Herbizide<br />

\ Ernte<br />

kein vollst. AbfluH<br />

Lopez<br />

Campos<br />

et al. 1975,<br />

pers. Ausk.<br />

von 3 Bau -<br />

ern 1976<br />

erbizide<br />

Bodenbearb.<br />

■15<br />

■X)<br />

■5<br />

Aufgang<br />

Dühgung,<br />

Herbizide<br />

t I Bodenbearbeitung.Reispflanzen<br />

! AusreiOen<br />

Düngen<br />

ÀJim<br />

Ang der<br />

F S M E<br />

1976.<br />

Rubio<br />

Perez<br />

(1976)<br />

Ang der<br />

FSAAE<br />

1976<br />

Lopez<br />

Campos


99 -<br />

liehen Arbeitsbreite von 4,2 m zur Anwendung. Je nach der Bodenbeschaffenheit<br />

sind sie mit Ketten oder breiten Gummirädern<br />

ausgerüstet. Da hier hauptsächlich Maschinen mit einem Korntank<br />

eingesetzt werden, benötigt man eine Arbeitskraft zur Bedienung<br />

der Erntemaschine <strong>und</strong> zwei zum Transport, wofür jeweils ein<br />

Traktor <strong>und</strong> ein Ackerwagen eingesetzt werden. In den kleineren<br />

Betrieben wird auch hier die Ernte durch Lohnunternehmer durchgeführt.<br />

Die Kosten für das Abernten eines Hektar Reises beliefen<br />

sich 1975 auf 90 000 Lire (ca. 339,- DM) (Auskunft E.N.R.<br />

1976).<br />

Schwierigkeiten mit der Entwässerung zur Zeit der Ernte gibt<br />

es in Italien nicht (Abb. 10).<br />

Die Ernte beginnt in allen untersuchten Reisbaugebieten zwischen<br />

10 <strong>und</strong> 11 Uhr vormittags, da bis dahin der Tau abgetrocknet<br />

ist. Beginnt man zu früh mit der Ernte, ist der Kornverlust<br />

zu hoch, da aufgr<strong>und</strong> der Feuchtigkeit mehr Körner im<br />

Stroh bleiben. Geerntet wird dann bis in die Nachtst<strong>und</strong>en, wenn<br />

es wieder zu tauen beginnt. In Italien <strong>und</strong> Frankreich mäht man<br />

dann sogar mit Scheinwerferlicht. <strong>Der</strong> Reis wird nicht kurz über<br />

dem Boden geschnitten wie anderes Getreide, sondern in 20 bis<br />

40 cm Höhe. Die Stoppeln <strong>und</strong> das Stroh werden heute überwiegend<br />

auf dem Felde verbrannt.<br />

4.5 Trocknung<br />

In Spanien findet man zwei Trocknungssysteme. Das ältere ist<br />

die Lufttrocknung auf dafür vorgesehenen Plätzen, das neuere<br />

ist die motorgetriebene Trocknungsanlage.<br />

Bei der alten Methode wird der gedroschene Reis auf den Trokkenplätzen<br />

gleichmäßig hoch ausgebreitet <strong>und</strong> mit einer Art<br />

Harke, die von Menschen oder von Tieren gezogen werden kann,<br />

gefurcht. Dies dient zur Vergrößerung der Oberfläche <strong>und</strong> einer<br />

damit verb<strong>und</strong>enen schnelleren Trocknung. Abends wird der Reis<br />

mit einer großen hölzernen Schaufel, die von einem Esel oder


p<br />

- 100<br />

Muli gezogen wird, aufgehäuft <strong>und</strong> mit Planen gegen die Nachtfeuchtigkeit<br />

abgedeckt. Wenn der Reis nach zwei bis drei Sonnentagen<br />

nur noch 15 - 16% Feuchtigkeit enthält, wird er in Säcke<br />

gefüllt <strong>und</strong> den großen Lagerhäusern der Großbetriebe oder der<br />

Genossenschaften <strong>und</strong> Mühlen zugeführt. Dort wird er bis zur<br />

Weiterverarbeitung gelagert.<br />

Kleinere Bauern <strong>und</strong> Pächter können Trockenplätze oder auch Teile<br />

davon von den Genossenschaften oder den Mühlen pachten, um ihre<br />

Ernte zu trocknen.<br />

Von den Großbetrieben <strong>und</strong> den Genossenschaften werden in letzter<br />

Zeit immer mehr elektro- oder dieselmotorbetriebene Trocknungsanlagen<br />

erstellt. Die spanischen Großbetriebe arbeiten<br />

heute ausschließlich mit diesen Trocknungsanlagen. Dadurch wird<br />

der Erntevorgang witterungsunabhängig <strong>und</strong> gleichzeitig beschleunigt,<br />

da die Trocknung auch an feuchten, sonnenlosen Tagen<br />

durchgeführt werden kann.<br />

In den französischen Trocknungsanlagen wird der Rohreis einem<br />

Luftstrom von 40' C ausgesetzt, wobei der Wassergehalt des<br />

Kornes von 20 bis 25% bei der Ernte auf 14 bis 16% gesenkt<br />

wird. So kann der Reis längere Zeit gelagert werden, ohne daß<br />

es zu Schimmel- oder Fäulnisbefall kommt. Bei der Trocknung ist<br />

zu beachten, daß bei normaler Evaporation die Temperatur des<br />

Kornes nur schwach steigt. Hört die Evaporation auf, kommt es<br />

zu einem raschen Anstieg der Temperatur. Daher sollte der Reis<br />

nach dem Trocknen ca. eine St<strong>und</strong>e in geringer Höhe auf einer<br />

größeren Fläche gelagert werden, damit das Restwasser des Kornes<br />

vollständig an die Peripherie gelangt, um dort langsam zu<br />

verdunsten (MONTGRAND 1972, S.105).<br />

So unterschiedlich die Anbaumethoden des Reises sind, so sind<br />

m i es auch die Trocknungsmethoden. In Frankreich <strong>und</strong> Italien ähneln<br />

sich die Methoden; denn in diesen Ländern wird der Reis<br />

ausschließlich mechanisch getrocknet. Dort wird der Rohreis<br />

erst getrocknet, dann gereinigt <strong>und</strong> in Silos gelagert. Die


101 -<br />

Trocknung erfolgt bei 20<br />

In Snanien wird bei der<br />

mechanischen Trocknu.-igsmethode erst gereinigt, dann getrocknet<br />

bei Temperaturen im 40°C; gelagert wird in Silos oder in<br />

Säcken. In Amerika hingegen wird der Reis bei über 50 C getrocknet<br />

(MONTGRAND 19?:’, S.104 ff.).<br />

Auch die Trooknungsanlagen selbst sind sehr unterschiedlich.<br />

Es gibt Kanal-, Flächen-, Schacht- <strong>und</strong> Rieseltrockner, wobei<br />

letzterer am häufigsten anzutreffen ist.<br />

4 .6 Fruchtfolge<br />

Reis ist eine selbstverträgliche Kultur, d.h. sie kann immer<br />

nach sich selbst angebaut werden, ohne daß Ertragsdepressionen<br />

auftreten. Daher ist die Notwendigkeit einer Fruchtfolge nicht<br />

gegeben. Trotzdem findet man vereinzelt am Rande der levantinischen<br />

Reisbaugebiete <strong>Spaniens</strong> seit dem Bürgerkrieg eine<br />

Fruchtfolge. Dabei werden Winterkulturen wie Weizen, Gerste,<br />

Bohnen <strong>und</strong> Futteipflanzen mit Naßreisbau kombiniert. Teilweise<br />

wird der Reis nur jedes zweite Jahr gebaut, dann stehen bewässerte<br />

Gemüsekulturen an seiner Stelle. Auch diese Fruchtfolge<br />

wird langsam aufgegeben zugunsten von Citrus- <strong>und</strong> anderen<br />

Obstkulturen sov;ie Gemüseanbau.<br />

In der Ribera de Dalt (Ebro) stehen die Reissaatbeete in einer<br />

mehrjährigen Fruchtfolge mit anderen Bewässerungskulturen. Im<br />

Delta selbst findet man Fruchtfolgen nur in der Zone zwischen<br />

Huerta <strong>und</strong> Reisland. Winterkulturen (s.o.) stehen hier in einer<br />

losen Folge mit Reis oder Brache. In Valencia unterscheidet man<br />

zwischen geregeltem <strong>und</strong> nicht geregeltem Fruchtwechsel. Bei dem<br />

nicht geregelten werden neue Kulturen in den Reisfeldern angebaut,<br />

die ihre alte Größe <strong>und</strong> das alte Bewässerungssystem beibehalten,<br />

wodurch die Rückkehr zur Reiskultur erhalten bleibt.<br />

Echte Rotationssysteme in mehrjährigem Wechsel konunen nur vereinzelt<br />

in der Ribera Alta auf den kleinen Flächen für die<br />

Reisanzucht vor. Sie bilden auch hier eine Ausnahme. Mit zu­


- 102<br />

nehmender direkter Saat wird auch dieses System in Kürze verschw<strong>und</strong>en<br />

sein.<br />

Im nördlichen Teil der Marismas, der Vega von La Puebla del<br />

Rio, wo der kapillare Salzaufstieg von nur geringer Bedeutung<br />

ist, steht der Reis in einer unregelmäßigen Fruchtfolge mit<br />

Wintergetreide <strong>und</strong> Bewässerungskulturen wie Baumwolle, Artischocken<br />

<strong>und</strong> Mais. Auch die Brache wird in die Fruchtfolge<br />

mit einbezogen: Wintergetreide, Brache, Reis, Hierdurch möchte<br />

man der ständigen Flächenbewässerung entgehen, die Staunässe<br />

im Boden hervorruft <strong>und</strong> dadurch benachbarte Kulturen schädigt.<br />

Eine Fruchtfolge im klassischen Sinn besteht also im spanischen<br />

Reisbau nicht. Die Flächen, auf denen sich eine Art Fruchtfolge<br />

ausbildete, standen unter einem besonderen phytosanitären Druck,<br />

der sich durch den Übergang zur Direktsaatmethode völlig abgebaut<br />

hat. Dort, wo heute der permanente Reisbau durch den Anbau<br />

anderer Kulturen unterbrochen wird, hat er den Zweck der Bodenmelioration.<br />

Futterpflanzen <strong>und</strong> Bohnen sollen den Boden durchwurzeln<br />

<strong>und</strong> dann durchlüften. Das verbleibende Wurzelwerk wird<br />

in der winterlichen Brache zur organischen Düngung für den Reis<br />

aufgeschlossen.<br />

Zur Zeit besteht eine Tendenz,' den Reisbau dorthin auszuweiten,<br />

wo andere Kulturen nicht mehr gewinnbringend angebaut werden<br />

können wie in den südlichen Marismas oder am Außenrand des Ebrodeltas.<br />

Die marginalen Gebiete tendieren zur Aufgabe des Reisbaus<br />

zugunsten von Gemüsen <strong>und</strong> Baumkulturen, besonders in den<br />

marktnahen Gebieten um Valencia <strong>und</strong> Tarragona. Die Ausbildung<br />

einer Fruchtfolge bedarf eines langen Prozesses der agrarischen<br />

Beobachtung <strong>und</strong> der Bildung eines Marktes für die Alternat<br />

ivprodukt e.<br />

Auch im Rhonedelta kennt man keine Fruchtfolge in der Naßreiskultur,<br />

die in Frankreich von Jahr zu Jahr immer stärker abnimmt<br />

(vgl. Tab. it). Während man in Spanien noch versucht, die<br />

Bodenverbesserung durch das sporadische Einschalten anderer


- 103<br />

Kulturen zu erreichen, zeigt sich in Frankreich jedoch, daß<br />

der Reis langsam diese Funktion übernimmt, nämlich dann, vienn<br />

die Bodenversalzung so weit fortgeschritten ist, daß der Anbau<br />

anderer Kulturen wie Weizen, Mais, Wein unrentabel gevjorden<br />

ist. Betriebe, die Reis in Monokultur anbauen, gibt es in Frankreich<br />

heute nicht mehr. Selbst dort, v;o es sich um absolutes<br />

Reisland handelt, schaltet man ein Brachejahr ein oder sät Leguminosen<br />

aus, die dann nach jedem Schnitt bewässert werden<br />

(AMMANN 1970, S.225).<br />

In den Randgebieten der Poebene, wo die Bedeutung des Reises<br />

als Monokultur durch andere Betriebsformen abgelöst wird, haben<br />

sich echte Fruchtfolgen herausgebildet. So werden in den Provinzen<br />

Novara, Lomellina, Pavia <strong>und</strong> Mailand folgende Fruchtfolgen<br />

praktiziert:<br />

1. Jahr: Wiese<br />

2. Jahr: Wiese, gefolgt von später Reissaat mit angepaßten<br />

Sorten<br />

3. <strong>und</strong> 4. Jahr: gesäter Reis<br />

5. Jahr: Getreide, gefolgt von Wiese (Trifolium <strong>und</strong> Lolium)<br />

(TINARELLI 1973, S.79)<br />

1. Jahr: Mais<br />

2. bis 5. Jahr: gesäter Reis<br />

6. Jahr: Wiese<br />

7. Jahr: Wiese<br />

(TINARELLI, pers. Auskunft 1976)<br />

Die Fruchtfolgen entstanden aus der Notwendigkeit heraus, den<br />

relativ hohen Bestand an Rindern in den obengenannten Gebieten<br />

mit betriebseigenem Futter, also mit verringerten Kosten, zu<br />

versorgen. Die Betriebe erreichen mit dieser Fruchtfolge die<br />

Futterversorgung der betriebseigenen Rinder. Das nicht für Rinderhaltung<br />

benötigte Land wird dann mit Reis bestellt, der Kultur,<br />

die in Italien im Augenblick den höchsten Reingewinn<br />

bringt (Tab. 17). Überschüssiges Futter wird an reine Mastbetriebe<br />

oder an die Futtermittelindustrie verkauft.<br />

In der Provinz Vercelli wird Reis überwiegend in Monokultur<br />

gebaut; Tierhaltung spielt hier keine Rolle mehr (Tab. 16).<br />

Die Reismonokultur wird hier zum Zwecke der Bodenverbesserung<br />

unterbrochen, da durch den dauernden WasserOberstau


- 104 -<br />

toxische Reaktionen<br />

1)<br />

im Boden stattfinden, wodurch der<br />

Ertrag so stark sinkt, daß die Reisproduktion unökonomisch wird.<br />

In diesem Fall wird ein Jahr lang ein Grünfuttergemisch oder<br />

Getreide in die Monokultur eingeschaltet. Häufig dient der Mais<br />

als Ges<strong>und</strong>ungsfrucht, da er nicht bewässert zu werden braucht<br />

<strong>und</strong> mit den vorhandenen Maschinen gesät, gepflegt <strong>und</strong> geerntet<br />

werden kann.<br />

Solche Fruchtfolgen sind:<br />

1. Jahr: Mais<br />

2. bis 4. Jahr: gesäter Reis<br />

(TINARELLI, perj. Auskunft 1975)<br />

1. Jahr: Mais oder Getreide, gefolgt von Wiese<br />

2. <strong>und</strong> 3. Jahr: Wiese<br />

4. bis 8. Jahr: gesäter Reis<br />

(TINARELLI 1973, S.79)<br />

Die erste Fruchtfolge wird immer häufiger in der Provinz Vercelli<br />

angewendet, da sie die gewünschte Bodenverbesserung<br />

bringt <strong>und</strong> durch den Mais wassersparend ist. Außerdem bringt<br />

der Mais heute einen annähernd so hohen Gewinn wie der Reis,<br />

da hier ein großer Markt in der Futtermittelindustrie besteht.<br />

Die zweite Fruchtfolge trägt stärker dazu bei, den Boden mit<br />

organischer Substanz <strong>und</strong> mit Stickstoff anzureichern bei gleichzeitig<br />

starker Durchlüftung des Bodens. Diese Fruchtfolge wird<br />

überwiegend von Kleinbetrieben durchgeführt, die ihre überschüssigen<br />

Arbeitskräfte in der Rinderhaltung einsetzen (Tab.16),<br />

Es zeigt sich, daß in den Gebieten des nördlichen Mittelmeerraumes,<br />

wo es der Boden erlaubt <strong>und</strong> traditionsgemäß reine<br />

1) Durch das Wasser werden Bodenphosphate <strong>und</strong> Sulfate frei,<br />

es entstehen starke Säuren, die den pH-Wert des Bodens<br />

senken. Eisen- <strong>und</strong> Aluminiumionen werden frei, die toxisch<br />

auf das Reiswachstum wirken.


105<br />

Ackerbaubetriebe (keine Mischung von Ackerbau <strong>und</strong> Tierhaltung)<br />

bestehen, keine Rotationssysteme entstehen, auch nicht bei<br />

fortgeschrittener volkswirtschaftlicher Entwicklung. Große<br />

Spezialkenntnisse, ein spezialisierter Maschinenpark <strong>und</strong> hohe<br />

Investitionen für die Wasserversorgung fordern den permanenten<br />

Reisbau. Auch die Ausgaben für die Erhaltung der Gräben <strong>und</strong><br />

die aufwendige Nivellierung der Felder fordern, daß die Felder<br />

mindestens drei Jahre mit Reis bestellt werden. Die höchste<br />

Rentabilität erlangt man bei permanenter Nutzung der Felder<br />

durch Reis, auch wenn man alle negativen Aspekte der Reismonokultur<br />

in Betracht zieht: erhöhte Düngerausgaben, mehr Ausgaben<br />

für Pflanzenschutz , erhöhtes Risiko durch ungünstige<br />

Witterung, unregelmäßige Arbeitsverteilung (Arbeitsspitzen).<br />

Die agronomischen Nachteile, die die Monokultur zwangsläufig<br />

mit sich bringt, wurden bis Ende der sechziger Jahre durch die<br />

arbeitsintensive Pflanzmethode <strong>und</strong> danach durch einen erhöhten<br />

Einsatz von Kapital kompensiert. Die noch bestehenden Rotationen<br />

werden im Laufe der Zeit von den mittleren <strong>und</strong> großen<br />

Betrieben zugunsten der Tierhaltung oder des permanenten Reisbaus<br />

aufgegeben werden. Die kleinen Betriebe werden zur Auslastung<br />

ihrer Arbeitskräfte neben dem Ackerbau auch die Tierhaltung<br />

beibehalten <strong>und</strong> daher die Rotation weiterhin durchführen.<br />

Da aber die betriebswirtschaftliche Entwicklung zum mittleren<br />

bzw. Großbetrieb tendiert, wird diese Art der Betriebsform<br />

mit Rotation langsam zurückgehen. Bestehen werden nur<br />

solche Rotationen, die der Melioration dienen, wie Mais in<br />

Reismonokultur <strong>Italiens</strong> oder Reis im Getreide- <strong>und</strong> Maisbau<br />

<strong>Frankreichs</strong>. Damit dienen sie der Verbesserung des Gesamtbetriebsergebnisses<br />

.<br />

4.7 Mechanisierung <strong>und</strong>. Arbeitskräftebedarf<br />

In Spanien ist zur Zeit eine sehr dynamische Entwicklung festzustellen.<br />

Neben der vollmechanisierten Wirtschaftsweise in<br />

den meisten Großbetrieben der Marismas findet man häufig teilmechanisierte<br />

Großbetriebe im Ebrodelta. Hier entscheidet


- 106 -<br />

nicht der absolute sondern der relative Arbeitsanspruch. Die<br />

sozialökonomischen Gegebenheiten dieser Region rechtfertigen<br />

hier den Einsatz von Handarbeit in einem Großbetrieb. Kleine<br />

<strong>und</strong> mittlere Betriebe sind fast ausschließlich teilmechanisiert.<br />

Betriebe, die mit Gespannen arbeiten, findet man fast<br />

nur noch im Valencianischen Reisgebiet, das durch Kleinstbetriebe<br />

gekennzeichnet wird.<br />

Die Ernte als arbeitsintensivste Phase des Reisbaus wurde zuerst<br />

mechanisiert. Darauf folgte die Bodenbearbeitung. Erst in<br />

letzter Zeit wurde zur Direktsaat übergegangen, <strong>und</strong> damit ist<br />

der Weg zur Vollmechanisierung in Spanien frei. Die Mechanisierung<br />

des Reisbaus steht in Spanien aber erst am Anfang,<br />

während sie in Italien bereits ihrem Ende zugeht.<br />

Italien hat eine ähnliche Entwicklung durchgemacht, nur begann<br />

sie bereits viel früher, so daß das Nebeneinander von<br />

unterschiedlichen Wirtschaftsweisen im Reisbau nicht mehr in<br />

Erscheinung tritt. Durch die Stagnation des Wirtschaftswachstums<br />

<strong>und</strong> eine höhere Inflationsrate der Lira im Vergleich zur<br />

Peseta konnte <strong>Spaniens</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> damit auch der Reisbau<br />

gegenüber dem italienischen erheblich aufholen. Eine Gleichstellung<br />

im Mechanisierungsgrad wird aber noch einige Jahre<br />

dauern.<br />

Spanien hat mehr Arbeitskräftebedarf pro Hektar landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche als Italien <strong>und</strong> Frankreich. 1970 waren es<br />

26% der ökonomisch aktiven Landbevölkerung, in Frankreich 13,7%<br />

<strong>und</strong> in Italien 18,8% (FAO - Production Yearbook 1976) . Alle<br />

drei aber haben relativ mehr in der Landwirtschaft Tätige als<br />

die USA mit *t%. Zur Verbesserung der Rentabilität des spanischen<br />

Reises ist der Abbau der überzähligen Arbeitskräfte in<br />

der Landwirtschaft <strong>und</strong> die Schaffung neuer Arbeitsplätze nötig.<br />

Dadurch kann die Mechanisierung des Reisbaus vorangetrieben<br />

werden. Für Italien kann allgemein gesagt werden, daß der Reis<br />

marktgerecht produziert wird, d.h. er ist in Qualität <strong>und</strong><br />

Form den Verbraucherwünschen angepaßt. Eine Gefahr liegt nur


-<br />

107<br />

darin, daß sich auch marginale Betriebe, die auch andere Kulturen<br />

von ihren ökonomischen oder ökologischen Gegebenheiten<br />

her besser produzieren können als die bestehenden Reisbetriebe,<br />

im Reisbau versuchen. Dadurch sinken die Preise je Produktionseinheit,<br />

<strong>und</strong> es werden selbst ges<strong>und</strong>e Reisbetriebe gefährdet,<br />

weil der Reingewinn niedriger wird.<br />

Diese ökonomisch-marginalen Betriebe sind einmal solche Betriebe,<br />

die, angelockt durch die hohen Reispreise, einige<br />

Felder mit Reis bestellen, obwohl sie von der Betriebsstruktur<br />

her nicht auf Reisproduktion eingestellt sind. Die Produktionseinheiten<br />

an Reis sind hier teurer als in den übrigen Reisbetrieben,<br />

da Maschinen <strong>und</strong> Arbeitskräfte nicht ausreichend<br />

für die Reisproduktion geeignet sind.<br />

ökologisch-marginale Betriebe findet man überwiegend in Spanien<br />

an den Rändern der großen Reisgebiete. Diese Betriebe können<br />

nach der Schaffung von entsprechenden Absatzmärkten andere<br />

Kulturen als den Reis gewinnbringender produzieren.<br />

H.7.1 Spanien<br />

Bis auf einige wenige Ausnahmen kann man in Spanien davon ausgehen,<br />

daß der Reis in Monokultur angebaut wird. Ausnahmen<br />

befinden sich in den Gebieten, die pedologisch günstig für einen<br />

Kulturwandel sind. Dort wird nicht der ganze Betrieb auf<br />

neue Kulturen umgestellt, sondern nur besonders günstige Teile,<br />

um bei eventuellen Mißerfolgen zur Reiskultur rurückzukehren.<br />

Die Frühjahrsbestellung <strong>und</strong> die Ernte stellen im Reisbau die<br />

Hauptarbeitsspitzen dar. Einen kontinuierlichen Arbeitsaufwand<br />

fordert die Bewässerungskontrolle während der gesamten<br />

Vegetationsperiode. Kleinere unregelmäßige Arbeitsspitzen<br />

bringt der Pflanzenschutz mit sich, da er im Frühjahr in die<br />

Bodenbearbeitung integriert ist <strong>und</strong> während der Vegetationszeit<br />

häufig nur nach Bedarf angewandt wird.


108 -<br />

1<br />

In den drei untersuchten spanischen Reisbaugebieten werden<br />

unterschiedliche Folgen bei der Bodenbearbeitung eingehalten.<br />

So werden in den Marismas mehr Arbeitsgänge zur Bodenvorbereitung<br />

durchgeführt als in den anderen Gebieten (Tab. 13). Für<br />

die Marismas muß eine Bearbeitungstiefe von 10-15 cm als ausreichend<br />

angesehen werden, da sich salzführende Schichten<br />

bereits 30 cm unter der Oberfläche befinden <strong>und</strong> eine größere<br />

Bearbeitungstiefe die Gefahr der Versalzung der kulturtragenden<br />

Bodenschicht erhöhen würde. Ähnliches gilt auch für das<br />

Ebrodelta, nur wird dort die Bodenbearbeitung insgesamt weniger<br />

intensiv ausgeführt. <strong>Der</strong> geringste Aufwand diesbezüglich<br />

wird in der Provinz Valencia betrieben. Da die Felder nicht<br />

gepflügt, sondern mit dem Kultivator bearbeitet werden, ist<br />

auch die Bearbeitungstiefe nur sehr gering. Die pedologischen<br />

Bedingungen sind hier nicht schlechter als in den obengenannten<br />

Gebieten, so daß eine so geringe Arbeitstiefe nicht zwingend<br />

wäre.<br />

r n m 1<br />

In den beschriebenen Fakten spiegelt sich die Betriebsgrößenstruktur<br />

der einzelnen Regionen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene Mechanisierungsgrad.<br />

In den Marismas, wo die durchschnittliche<br />

Betriebsgröße 25,11 ha beträgt, ist die Frühjahrsbestellung<br />

inclusive Aussaat voll mechanisiert. Im Ebrodelta mit Betriebsgrößen<br />

von 2,8 ha wird die Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Mineraldüngung<br />

mit Traktoren durchgeführt, die Aussaat aber noch größtenteils<br />

mit der Hand. In der Provinz Valencia hingegen, wo die durchschnittliche<br />

Betriebsgröße nur 1,4 ha aufweist, findet man<br />

noch Mulis <strong>und</strong> Pferde beim Glätten der Reisfelder mit Holzoder<br />

Metallbalken, die teilweise mit kleinen Zinken versehen<br />

sind. Zum Grubbern benutzt man aber schon kleine Traktoren.<br />

Herbizide <strong>und</strong> Mineraldünger werden noch überwiegend mit der<br />

Hand gestreut.<br />

Ende der fünfziger Jahre begann die Mechanisierung des spanischen<br />

Reisbaus. Bis dahin war die Arbeitskräftebeschaffung<br />

problemlos, da Katalonien <strong>und</strong> Andalusien viele zeitweise arbeitslose<br />

Landarbeiter besaßen. Außerdem bestand ein starkes


109 -<br />

Tab. 13: Arbeitsgänge zur Bcxienvorbereitung (Schema)<br />

Arbeitsgänge<br />

Marismas<br />

Albufera<br />

Ebrodelta<br />

Rhonedelta<br />

Poebene<br />

Bemerkungen<br />

Reinigung<br />

der Felder X X X X X<br />

Pflügen X X x^^ X<br />

Grubbern<br />

OAiltivator)<br />

Eggen<br />

Walzen<br />

Nivellieren<br />

X<br />

X<br />

X<br />

x‘*><br />

X<br />

x2 5<br />

x'^<br />

Bodenausgleich<br />

(scraper) X x2><br />

Glätten<br />

X<br />

Trockenes<br />

Feld<br />

Puddling X x^)<br />

überkleine<br />

Gräben<br />

ausheben<br />

im Feld X X<br />

Bearbeitungstiefe<br />

(cm) 10-15 £10 10-15 £15 £20<br />

X<br />

X<br />

stautes<br />

Feld<br />

1) Arbeitsgang kann auch entfallen<br />

2) nicht in allen Gebieten<br />

3) erfolgt je nach Ermessen in ein- bis<br />

dreijährigem Abstand<br />

4) erfolgt großflächig alle fünf bis sechs Jahre<br />

5) erfolgt durchschnittlich alle zwei Jahre<br />

Quelle: LOPEZ CAMPOS et al.<br />

TINARELLI 1973<br />

CORNET 1972<br />

1975<br />

Lohngefälle von den nördlichen zu den südlichen Provinzen<br />

<strong>Spaniens</strong>. Daher konnte in den Marismas Reis trotz der arbeitsintensiven<br />

Pflanzmethode billiger produziert werden als in<br />

den übrigen spanischen Reisbaugebieten (Auskunft der F.S.A.A.E.<br />

-Tortosa). Dieser Lohnkostenvorteil wirkte sich lange Zeit<br />

hemmend auf die anstehende Rationalisierung <strong>und</strong> Mechanisierung<br />

der Betriebe aus. Erst mit Beginn der sechziger Jahre, als<br />

die Lohnkosten sprunghaft anstiegen <strong>und</strong> das Agrarlohngefälle


i r<br />

- 110 -<br />

langsam nivelliert wurde, setzte sich allenthalben die Mechanisierung<br />

des Reisbaus durch. 1965 lagen die gewerkschaftlich<br />

ausgehandelten Mindesttarife für Lohnarbeiter im Ebrodelta<br />

infolge der höheren katalanischen Lebenshaltungskosten um<br />

60 bis 100% über den Mindestlöhnen des marismenisohen Anbaugebietes.<br />

1967 betrug die Differenz nur noch 40 bis 50%. 1975<br />

findet man nur noch Unterschiede von 10% oder weniger (BAHR<br />

1972, S.220; Angabe der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976). Zunächst<br />

v;ar die Mechanisierung auf Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Ernte beschränkt.<br />

Das Umpflanz€;n mit seinem hohen Arbeitskräftebedarf<br />

blieb erhalten, 1965 entschloß man sich in den Marismas erstmalig<br />

für die Direktsaatmethode, um dem zunehmenden Facharbeitskräftemangel<br />

<strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen hohen Lohnkosten<br />

zu entgehen. 1976 werden bereits 95% der marismenischen Reisfläche<br />

in direkter Saat bestellt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer optimalen Betriebsgrößenstruktur bieten die<br />

Marismas die besten Voraussetzungen für die Direktsaatmethode<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Vollmechanisierung des Reisbaus.<br />

Arbeitsspitzen konnten bis Ende der fünfziger Jahre in Spanien<br />

nur mit Hilfe von Wanderarbeitern bewältigt werden, die während<br />

der Pflanzzeit von Süden nach Norden zogen. Im Ebrodelta<br />

fanden sich Landarbeiter aus Andalusien <strong>und</strong> Valencia ein. Diese<br />

Wanderbewegung kam Ende der sechziger Jahre völlig zum Erliegen,<br />

nicht jedoch die Wanderung der Secano-Bewohner aus<br />

dem dem Delta benachbarten Trockenbaugebiet, Für sie liegt<br />

die Arbeitsspitze des Reisbaus zwischen denen des eigenen<br />

Trockenf eId bau s.<br />

Die zweite Arbeiterwanderwelle kam im Herbst zur Zeit der<br />

Ernte. Für das Mähen eines 1 ha großen Reisfeldes benötigten<br />

15 bis 18 Schnitter acht St<strong>und</strong>en. Die heute immer häufiger<br />

eingesetzten Mähdrescher benötigen dafür nur noch drei St<strong>und</strong>en<br />

bei einem Einsatz von höchstens drei Mann (Angabe der F.S.A.A.E.<br />

-Valencia 1976). Die Häufigkeit des Einsatzes von Mähdreschern<br />

steigt mit der Größe der Felder, In den marismenischen Groß­


111<br />

betrieben werden sogar mehrere Mähdrescher gleichzeitig eingesetzt.<br />

Durch die Züchtung der spätreifen <strong>und</strong> ertragreichen Sorte<br />

GIRONA kann in den Marismas die Ernte bis November ausgedehnt<br />

werden, was einen weiteren Abbau der Arbeitsspitze zur Zeit<br />

der Ernte bedeutet, da die Ernte nun über zwei Monate ausgedehnt<br />

werden kann. Dadurch wird der Bedarf an Arbeitern weiterhin<br />

verringert.<br />

Die fortschreitende Mechanisierung der Bodenbearbeitung <strong>und</strong><br />

Ernte sowie der Verarbeitung hat die Wanderarbeiter überflüssig<br />

gemacht. Außerdem beraubt sie die im Reisbaugebiet ansässigen<br />

Landarbeiter immer mehr der Verdienstmöglichkeiten, so daß hier<br />

neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschaffen werden<br />

müssen.<br />

In allen untersuchten Reisgebieten versucht man deshalb, Industrien<br />

anzusiedeln, wobei Valencia mit Abstand die größten Industrien<br />

aufweist. Die geringsten Möglichkeiten bietet bisher<br />

das Ebrodelta. Aber auch dort entstehen Kleinindustrien <strong>und</strong><br />

Tourismuszentren. Vergrößerung der Reisbaubetriebe <strong>und</strong> Vollmechanisierung<br />

sind im Augenblick die wichtigsten Voraussetzungen<br />

zur Steigerung der Rentabilität des Reisbaus. Durch ausreichende<br />

Arbeitsplatzbeschaffung in diesen Gebieten könnte dieses<br />

Ziel erreicht werden, es sei denn, daß das Reisland in Zukunft<br />

im Nebenerwerb bevjirtSchaftet wird wie in der Provinz Valencia.<br />

Dann ist eine relativ schnelle Vergrößerung der verbleibenden<br />

finanzstarken Betriebe nicht möglich.<br />

Die zweite große Arbeitsspitze des Reisbaus, nämlich die Ernte,<br />

ist in ganz Spanien vollmechanisiert. Großbetriebe arbeiten<br />

mit eigenen Mähdreschern, Kleinbetriebe lassen durch Lohnunternehmer<br />

ernten. Dabei zeigen sich recht große Unterschiede in<br />

den Kosten von Region zu Region. Daß dabei in den Marismas die<br />

geringsten Kosten entstehen, liegt daran, daß das Bewässerungssystem<br />

gut funktioniert <strong>und</strong> damit gute Bedingungen für die


- 112<br />

3 ’Æ'I<br />

Maschinen geschaffen werden, <strong>und</strong> an den großen Flächen, die<br />

dadurch ohne Hindernisse abgeerntet werden können. Verhältnismäßig<br />

große Flächen findet man auch im Ebrodelta, nur kann<br />

wegen des geringen Gefälles das Wasser nicht vollständig ablaufen,<br />

so werden die Erntebedingungen erschwert <strong>und</strong> die Erntekosten<br />

höher. Die höchsten Erntekosten fallen in der Provinz<br />

Valencia an. Dort erfordern die sehr kleinen Parzellen einen<br />

hohen Arbeitsaufwand, weil nur mit relativ kleinen Mähdreschern<br />

gearbeitet werden kann (Tab. 14).<br />

Tab. 14: Technische <strong>und</strong> ökonomische Daten bei der Reisernte<br />

Gebiet<br />

Mähdrescherkennzahlen<br />

Schnittbreite<br />

m<br />

Anzahl d.<br />

Bedienungspersonals<br />

Leistung<br />

ha/h<br />

jährl. Erntecosten/ha<br />

durch Lohnunternehmer<br />

mittlere<br />

Trocknungskosten<br />

pro dt<br />

Marismas 5 2 od. 3 0,3 8 500 pts<br />

(382,- DM)<br />

(1974)<br />

70 pts,1975<br />

(3,- DM)<br />

Albufera 3,50-4,50 2 0,2-0,25 12 375 pts<br />

(531,- DM)<br />

(1975)<br />

Ebrodelta<br />

3,50-5,50<br />

Camargue 3,20-4,20<br />

1 )<br />

2 od. 3 0,2-0 ,3 9 500 pts<br />

(427,- DM)<br />

(1974)<br />

70 pts 1975<br />

(3,- DM)<br />

N.N.<br />

1 )<br />

2 od. 3 ^ 0,25 N.N. N.N.<br />

Poebene 4,20 1 0,3 90 000 L<br />

(339,- DM)<br />

(1975)<br />

650 L 1975<br />

(2,45 DM)<br />

1) bei Absackanlage<br />

Quelle: Angabe der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976<br />

Angabe der F.S.A.A.E.-Valencia 1976<br />

Angabe der S.R.F. 1976<br />

C.I.R.I. 1976<br />

Angabe der E.N.R. 1976


- 113 -<br />

Tab. 15: Maschinengröße, Betriebsgröße <strong>und</strong> Standard-<br />

Flächenleistung<br />

Maschinenart<br />

Maschinengröße<br />

Zur Auslastung<br />

notwendige<br />

minimale<br />

Bearbeitungsfläche<br />

in ha<br />

Standard-<br />

Flächenleistung<br />

in ha/h<br />

Vierachstraktor 20 PS 10 0,2<br />

30 - 40 PS 15 0,3<br />

über 50 PS 20 0,3<br />

Mähdrescher mit Schnittbreite<br />

Absackanlage 0,8 - 1 ,2 m 10 0,2<br />

Schnittbreite<br />

über 1,2 m 15 0,3<br />

Vollmechani- Schnittbreite<br />

sierter Mäh- 1,5 - 2,5 m 15 0,2<br />

drescher mit Schnittbreite<br />

Bunker 2,5- 3,5m 20 0,3<br />

S chnittbreite<br />

über 3,5m 30 0,3<br />

Unter 10 ha Bearbeitungsfläche ist keine Mechanisierung<br />

rentabel,<br />

Quelle: EZAKI 1972, S.43.<br />

Die F.S.A.A.E. hat 1965 eine Studie veröffentlicht, die auf<br />

Untersuchungen während der Erntekampagne 1964 in den drei<br />

großen Reisbaugebieten beruht. Danach ist der Einsatz eines<br />

größeren Mähdreschers mit einer Schnittbreite von ca. 3,50 m<br />

erst rentabel, wenn damit mindestens 22,5 ha Reis geerntet<br />

werden können. Das entspricht genau den Ergebnissen von EZAKI<br />

(1972) in Japan (Tab. 15). Er kommt zu dem Ergebnis, daß<br />

vollmechanische Mähdrescher, wie sie in Europa Verwendung<br />

finden, mit einer Schnittbreite von 1,5 bis 2,5 m eine vorhandene<br />

minimale Bearbeitungsflâche von 15 ha voraussetzen.<br />

Liegt die Schnittbreite zwischen 2,5 <strong>und</strong> 3,5 m, so sind schon<br />

20 ha Bearbeitungsfläche zur Auslastung erforderlich. Bei einer<br />

Schnittbreite von über 3,5 m wird der Mähdrescher erst<br />

rentabel, wenn mindestens 30 ha bearbeitet werden können. Deshalb<br />

kommt für den größten Teil der Reisbauern in der Albufera-


- i m -<br />

niederung <strong>und</strong> im Ebrodelta eine Vollmechanisierung der Ernte<br />

in eigener Regie nicht in Frage , sondern nur die genossenschaftliche<br />

Haltung dieser Maschinen, oder ihr Einsatz durch<br />

Lohnunternehmer.<br />

In den Marismas rentiert sich ein eigener Mähdrescher von 5 m<br />

Schnittbreite erst, wenn man mehr als 40 ha damit abernten<br />

kann (Angabe der F.S.A.A.E.-Sevilla).<br />

4.7.2 Frankreich<br />

Im Rhonedelta gibt es keine reinen Reisbaubetriebe mehr. Jeder<br />

Reisbauer hat sich mehr oder weniger auf große Ausweich- oder<br />

Ersatzkulturen umgestellt. <strong>Der</strong> Reis wird je nach dem Versalzungsgrad<br />

im Zweijahresrhythmus oder in längeren Abständen<br />

kultiviert. Ersatzkulturen sind Obst- <strong>und</strong> Weinbau, <strong>und</strong> zu den<br />

Ausweichkulturen gehören Ölpflanzen, Getreide, Mais <strong>und</strong> Gemüsekulturen<br />

(AMMANN 1970, S.99). Durch die in den letzten Jaht^en<br />

stark verbesserte Infrastruktur des Deltas <strong>und</strong> den Ausbau<br />

des Tourismus sind neue Märkte für diese Kulturen geschaffen<br />

worden <strong>und</strong> die großen Märkte wie Marseille schneller erreichbar.<br />

Mit dem Obergang zur Direktsaat Mitte der sechziger Jahre bestand<br />

für die großen Monokulturbetriebe der Camargue die Gefahr,<br />

daß die festangestellten Arbeiter in den Wintermonaten unterbeschäftigt<br />

sind. Einige dieser Betriebe versuchten damals schon,<br />

durch die Kombination von Wein- <strong>und</strong> Reisbau eine gleichmäßige<br />

Arbeitsverteilung über das ganze Jahr hin zu erreichen, da<br />

die Arbeitsspitzen des Weinbaus vor bzw. nach denen des Reisbaus<br />

liegen, zumal der Weinbau in der Camargue eine gewisse<br />

Tradition besitzt; denn große Rebflächen VTurden ab 1956 in<br />

Reisflächen umgewandelt mit Hilfe staatlicher Prämien. Die<br />

Landwirte erhielten 180 000 AF/ha bei nur teilweiser <strong>und</strong><br />

400 000 AF/ha Prämie bei Umvjandlung des gesamten Besitzes von<br />

Wein- in Reisflächen (AMMANN 1970, S,56), Mit den immer geringer<br />

werdenden Gewinnchancen im Reisbau hielten neue Weinsorten<br />

wieder ihren Einzug in die Camargue.


115 -<br />

Das Puddling mit dem Käfigrädertraktor entfällt bei der Direktsaat.<br />

Dadurch werden ca. vier St<strong>und</strong>en pro Hektar Maschinen- <strong>und</strong><br />

Arbeitskraft eingespart. Die stets durchzuführende Arbeit des<br />

Scheibeneggens liegt ebenfalls in der Größenordnung von vier<br />

St<strong>und</strong>en pro Hektar (AMMANN 1970, S.163 u. 179). Diese Zahlen<br />

aber sind ebenfalls nur Orientierungsdaten, da sie vom jeweiligen<br />

Zustand der einzelnen Felder abhängig sind <strong>und</strong> danach bestimmt<br />

wird, wie oft ein Arbeitsgang durchgeführt wird. Nach<br />

AMMANN (1970) betrug 1967 der gesamte Arbeitsaufwand für einen<br />

Hektar Reis 106 St<strong>und</strong>en bei einem Reis-Weinbaubetrieb, der 46 ha<br />

Reis anbaute.<br />

Alle Arbeitsgänge sind in Frankreich voll mechanisiert. Nur ist<br />

der Einsatz der Maschinen aus anderen Kulturen für den Reisbau<br />

belastend, da mit ihnen unter den Bedingungen des Naßreisbaus<br />

nicht optimal gearbeitet werden kann <strong>und</strong> damit wieder der Arbeitskräftebedarf<br />

steigt. Bei der gegenwärtigen Handhabung des<br />

Reisbaus aber stellt sich die Frage, ob die Anschaffung spezieller<br />

Maschinen für den Reisbau wie in Italien überhaupt lohnend<br />

ist. Hier wird der stärkere Aufwand an AKh im Reisbau mit ungeeigneteren<br />

Maschinen durch den optimalen Einsatz dieser Maschinen<br />

in Folgekulturen, deren Anbau erst durch den vorangegangenen<br />

Reisbau möglich geworden ist, nivelliert. Berechnungen darüber<br />

konnten jedoch nicht gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Durch die Vollmechanisierung <strong>und</strong> den Obergang zur Direktsaat<br />

sind heute auch die Saisonwanderungen über die Grenze nach<br />

Frankreich, wo für die spanischen Pflanzer die zweite bzw. dritte<br />

Pflanzzeit begann, zum Erliegen gekommen. Ein Übriges tat die<br />

zunehmende Angleichung der Landarbeiterlöhne zwischen Spanien,<br />

insbesondere Katalonien, <strong>und</strong> Frankreich. 1976 betrug der offizielle<br />

St<strong>und</strong>enlohn für einen ungelernten spanischen Arbeiter in<br />

Frankreich 8,0'8 N F (4,27 DM) <strong>und</strong> für einen spanischen Traktoristen<br />

9,48 NF (5,- DM). Die französischen Landarbeiter verdienen<br />

bis zu 2 NF (1,05 DM) pro St<strong>und</strong>e mehr als die spanischen (Angabe<br />

des S.R.F. 1976).


- 116 -<br />

1<br />

H.l.3 Italien<br />

Im Mechanisierungsgrad der italienischen Reisbetriebe macht sich<br />

die durchschnittliche Betriebsgröße der einzelnen Regionen bemerkbar.<br />

So hatten die Reisbetriebe in Vercelli 1966 den geringsten<br />

Mechanisierungsgrad, Mailand <strong>und</strong> Ferrara den höchsten. Daß<br />

Mailand mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 9,2 ha<br />

1966 stärker mechanisiert ist als Ferrara, liegt an der frühzeitig<br />

erkannten Notwendigkeit, Arbeit durch Kapital zu ersetzen,<br />

In diesem Industrieballungszentrum ist die Arbeitskraft<br />

relativ schnell knapp geworden <strong>und</strong> mußte durch Maschinen<br />

ersetzt werden (Tab, 6a). In den letzten zehn Jahren ist die<br />

Mechanisierung so weit vorangeschritten, daß es heute kaum<br />

noch einen Reisbetrieb ohne Traktor <strong>und</strong> Ackergeräte gibt, es<br />

sei denn, daß aus betriebswirtschaftlichen Gründen auf Lohnunternehmer<br />

zurückgegriffen wird.<br />

Die Abwanderung der arbeitsfähigen Landbevölkerung in andere<br />

Zweige der Volkswirtschaft hat ebenfalls zur stärkeren Mechanisierung<br />

in der ReiswirtSchaft beigetragen. So haben sich in<br />

den Jahren 1961 bis 1971 die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft,<br />

bezogen auf die gesamte aktive Bevölkerung, folgender-<br />

meüJen verringert:<br />

von 20,3% auf 11,5% in Vercelli<br />

von m , 9 % auf 7,1% in Novara<br />

von 25,7% auf li*,3% in Pavia<br />

von 3,5% auf 1,U% in Mailand<br />

von 45,7% auf 30,6% in Ferrara<br />

(GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.117).<br />

In den westlichen Reisprovinzen der Poebene besteht eine Vfechselbeziehung<br />

von Arbeitskräftemangel <strong>und</strong> Mechanisierung. Zum<br />

einen konnte durch die Erweiterung der Reisflächen in den<br />

sechziger Jahren (Tab. 5) der Arbeitskräftebedarf nicht mehr<br />

gedeckt werden, <strong>und</strong> es mußten zusätzlich Maschinen angeschafft<br />

werden, zum anderen hat die Direktsaat, aber auch der stärkere<br />

Herbizideinsatz, dazu geführt, daß immer weniger Menschen im<br />

Reisbau Beschäftigung fanden. Einher mit dieser Entwicklung<br />

geht eine Spezialisierung der Landarbeiter. Selbständige Be­


- 117 -<br />

treuung der Felder bei der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Pflege sowie<br />

die Maschinenpflege sind heute allgemeine Voraussetzungen für<br />

einen Arbeiter im Reisbau. Das führt zu einem Arbeitskräftemangel<br />

an Spezialisten <strong>und</strong> zu einem Überhang an unqualifizierten<br />

Arbeitern (GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974; Auskunft E.N.R.<br />

1976).<br />

Umgekehrt verhält sich die Relation zwischen Arbeitskräfteangebot<br />

<strong>und</strong> Lohnhöhe in den genannten Provinzen. Von 1964 bis<br />

1970 stiegen die Agrarlöhne real wie folgt:<br />

zwischen 13,1% <strong>und</strong> 17,8% in Vercelli<br />

zwischen 37,0% <strong>und</strong> 49,3% in Novara<br />

zwischen 26,6% <strong>und</strong> 32,3% in Pavia<br />

zwischen 73,3% <strong>und</strong> 74,8% in Mailand<br />

zwischen 4,5% <strong>und</strong> 6,4% in Ferrara<br />

(GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.118).<br />

Die geringe Verfügbarkeit von Arbeitskräften <strong>und</strong> die fortschreitende<br />

Rationalisierung durch verbesserte Anbautechniken<br />

<strong>und</strong> Mechanisierung haben es erreicht, daß sich die Arbeitsproduktivität<br />

im italienischen Reisbau gr<strong>und</strong>legend verbessert<br />

hat.<br />

Systematische Untersuchungen in verschiedenen Reisbetrieben<br />

haben ergeben, daß 1953 für die Bestellung eines Hektar Reises<br />

800 bis 850 Arbeitsst<strong>und</strong>en benötigt wurden, 1962 nur noch<br />

350 bis 400 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 1969 noch 250 bis 300 (GRILLENZONI <strong>und</strong><br />

TODERI 1974, S.119). POLITI (1969, S.174) ist der Meinung, daß<br />

bei einer optimalen Ausnutzung aller Geräte <strong>und</strong> Maschinen in<br />

den mittleren bis großen Betrieben der Zeitaufwand zur Bearbeitung<br />

eines Hektar Reises während der gesamten Vegetaionsperiode<br />

auf 150 bis 200 Arbeitsst<strong>und</strong>en gesenkt werden könnte. Angestrebt<br />

wird für die Zukunft, daß ein Landarbeiter 30 Hektar<br />

Reisland allein bewirtschaftet (pers. Auskunft TINARELLI 1976),<br />

das entspricht 70 AKh/ha.<br />

<strong>Der</strong> gewerkschaftlich ausgehandelte Lohn für Reisarbeiter betrug<br />

für 1976 225 000 L pro Monat (684,- DM) mit einem<br />

13. Monatslohn. Eine Leistungszulage für angelernte <strong>und</strong> gelern-


1<br />

Tab. 16: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Vercelli<br />

(durchschnittliche Daten gestaffelt nach Größenklassen aus den Jahren 1969 <strong>und</strong> 1970)<br />

Gliederung Maßeinheit Größenklassen in Hektar<br />

5-10 10-15 15-20 50-100 100-150 150-200 200-250<br />

Untersuchte Betriebe Anzahl 3 4 10 7 4 3 2<br />

LN<br />

ha 7,44 13,39 18,26 72,84 132,96 178,69 232,50<br />

LN in Eigenbewirt-<br />

schaftung % 63 29 40 53 23 - 100<br />

AK Anzahl 1,85 1,81 2,35 5,63 7,72 9,67 11,50<br />

Familien-AK-Anteil a •0 99 95 91 34 24 1 1 -<br />

Landw. Kapital:<br />

Wert 1 000 L/AK 2 058 2 309 2 828 5 844 6 59 5 5 988 5 942<br />

1 000 L/ha 512 312 364 452 383 324 294<br />

Rinder ..<br />

ohne Rinder'*'<br />

Anzahl 7 2 5 2 7 42 - -<br />

1 000 L/ha 305 281 305 371 315 324 294<br />

2)<br />

Einteilung der LN :<br />

Reis % 53,4 94,0 83,2 90,9 90,7 89,7 91,4<br />

Getreide % 26,7 2,6 5,5 6,1 1,9 4,5 2,4<br />

Mais % 6,1 0,7 3,6 1,3 0,7 0,5 3,0<br />

Futterpflanzen % 13,8 1,5 1 , 1 4,2 5,3 3,2<br />

permanente Weiden % - 2,7 6,2 0,6 ,b ~ “<br />

Technische Indizes:<br />

LN/AK ha 4,02 7,40 7,77 12,93 17,22 18,48 20 ,21<br />

Arbeitsst<strong>und</strong>en/ha h 725 335 333 204 156 135 114<br />

Großv i eheinheit/ha GVE 0,94 0,14 0,27 0,37 0,3'i<br />

_______ ____ “<br />

1) Rinder sind veranschlagt mit 220 000 L pro Kopf<br />

2) Prozentzahlen aus dem Jahr 1970<br />

Quelle: GRILLENZOHI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.127<br />

Tab. 17: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Pavia<br />

(durchschnittliche Daten gestaffelt nach Größenklassen aus den Jahren 1969 <strong>und</strong> 1970)<br />

Gliede rung<br />

Maßeinheit<br />

5-10<br />

Größenklas<br />

10-15<br />

1) Rinder sind veranschlagt mit 220 000 L pro Kopf<br />

2) Prozentzahlen aus dem Jahr 1970<br />

sen in Hekt ar<br />

15-20 20-50 50-100 100-200<br />

Untersuchte Betriebe An zahl 10 10 5 10 5 4<br />

LN<br />

ha 7,40 13,30 16,88 35,85 85,93 152,43<br />

LN in Eigenbewirt-<br />

schaftung % 32 27 8 5 28 -<br />

AK Anzahl 2,13 2,50 2,49 5,90 8,24 13,01<br />

Familien-AK-Anteil % 98 93 86 58 29 21<br />

Landw. Kapital:<br />

Wert<br />

Rinder<br />

ohne Rinder'*<br />

1 000 L/AK 1 877 2 261 2 881 3 764 5 705 5 954<br />

1 000 L/ha 541 425<br />

425<br />

619<br />

547<br />

508<br />

Anzahl 7 10 14 56 81 138<br />

1 000 L/ha 332 260 245 278 336 308<br />

2)<br />

Einteilung der LN :<br />

Reis % 58,6 60,8 60,6 46,9 50,3 60,0<br />

Getreide % 18,1 21,8 17,5 18,9 13,5 20,2<br />

Mais % 5,7 6,6 10,4 7,0 14,4 6,0<br />

Futterpflanzen % 17,6 10,8 11,5 17,2 11,8 12,8<br />

permanente Weiden % - - - 10,0 10,0 1,0<br />

Technische Indizes:<br />

LN/AK ha 3,47 5,32 6,78 6,08 10,43 11,72<br />

Arbeitsst<strong>und</strong>en/ha h 822 559 409 417 263 223<br />

Großvieheinheit/ha GVE 0,95 0,75 0,82 1,55 0,96 0,91<br />

Quelle: GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.128


120<br />

■ -H<br />

te Arbeiter wird mit 10 000 bis 150 000 L pro Monat (30,- bis<br />

456,- DM) honoriert <strong>und</strong> ist steuerfrei. Die Leistungszulage<br />

kann aber gesammelt am Ende des Jahres ausgezahlt werden. <strong>Der</strong><br />

Arbeitstag beträgt 7,5 St<strong>und</strong>en, zu arbeiten sind im Winter<br />

fünf Tage <strong>und</strong> im Sommer sechs Tage pro Woche, Überst<strong>und</strong>en werden<br />

mit 5 000 L (15,- DM) abgegolten (pers. Auskunft TINARELLI<br />

1976).<br />

Durch die unterschiedliche Organisationsintensität der Betriebe<br />

in den einzelnen Provinzen entstehen unterschiedliche Durchschnittskosten<br />

im Reisbau. Ein Vergleich der Reisbetriebe in<br />

den Provinzen Vercelli <strong>und</strong> Pavia zeigt hier deutliche Unterschiede<br />

(Tabb. 16 <strong>und</strong> 17). Die Betriebe in Vercelli bauen<br />

fast ausschließlich Getreide an, wobei in den mittleren <strong>und</strong><br />

großen Betrieben mit 83 bis 94% der Schwerpunkt im Reisbau<br />

liegt. In Pavia werden nur 50 bis 60% der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche mit Reis kultiviert. Pro Großvieheinheit berechnet<br />

man zusätzlich einen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche.<br />

In Italien wird die Bodenbearbeitung <strong>und</strong> die Nivellierung der<br />

Felder am sorgfältigsten durchgeführt im Vergleich zu den anderen<br />

untersuchten Ländern. Mit einer Bearbeitungstiefe von<br />

ca. 20 cm wird der optimale Durchwurzelungsbereich für den<br />

Reis erfaßt. Hierbei ist darauf hinzuweisen, daß Italien die<br />

Schwierigkeiten der Versalzung nicht kennt, die in den spanischen<br />

<strong>und</strong> französischen Reisgebieten den Anbau stark bestimmen.<br />

Durch die sorgfältige Bodenbearbeitung werden optimale Startbedingungen<br />

für jedes einzelne Samenkorn geschaffen, was bei<br />

der Reife zu einem gleichmäßigen Abreifen des gesamten Bestandes<br />

führt. Das ist wichtig, um die Verluste bei der Ernte <strong>und</strong><br />

Verarbeitung so gering wie möglich zu halten. Was sich hier<br />

als agronomischer Vorteil darstellt, ist andererseits ein<br />

ökonomischer Nachteil, da durch die Sorgfalt die benötigten<br />

Arbeitsst<strong>und</strong>en pro Hektar sich um mehr als 100 St<strong>und</strong>en gegenüber<br />

Frsmkreich erhöhen. Die Erträge <strong>und</strong> Qualitäten rechtfertigen<br />

bislang diesen Aufwand, da sie weit über den französischen<br />

Ergebnissen liegen. Auf lange Sicht jedoch müßte


- 121 -<br />

auch hier eine Rationalisierung der Arbeitskraft angestrebt<br />

werden. Eine Verringerung des Arbeitskräftebedarfs - 1967<br />

wurden 106 Arbeitsst<strong>und</strong>en für einen Hektar Reis in Frankreich<br />

benötigt (AMMANN 1970) <strong>und</strong> 1970 in Italien noch über 200 St<strong>und</strong>en<br />

- auf ca, 30 AKh/ha wie in den Großbetrieben in den U.S.A.<br />

(GRANT <strong>und</strong> MULLINS 1963) wird aber in Europa nicht möglich<br />

werden, da die Kulturlandschaft Europas zu klein strukturiert<br />

ist, als daß noch größere Maschinen, als sie bereits eingesetzt<br />

werden, zur Anwendung kommen könnten. Auch die gebräuchliche<br />

Anwendung von Kleinflugzeugen in den U.S.A. zur Düngung<br />

<strong>und</strong> Unkrautbekämpfung sowie auch teilweise zur Saat, wenn sie<br />

nicht mit der ersten Düngung vom Traktor aus erfolgt, wird<br />

aufgr<strong>und</strong> der Besitzverhältnisse <strong>und</strong> benachbarter Kulturen kaum<br />

eine größere Verbreitung finden.<br />

4.7.4 ökonomischer Vergleich<br />

Gemeinsamkeiten der Reisgebiete in den drei untersuchten Ländern<br />

in Bezug auf die Wirtschaftsweise sind aufgr<strong>und</strong> der sehr<br />

unterschiedlichen klimatischen <strong>und</strong> pedologischen Bedingungen<br />

sowie auch der unterschiedlichen gewerkschaftlichen Organisationen<br />

<strong>und</strong> der Stellung des Reisbaus in den Volkswirtschaften<br />

mit ihrer Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Wirtschaftssystemen<br />

nicht festzustellen. Selbst ein Vergleich über Pachtoder<br />

Erzeugerpreise ist problematisch, da die direkten oder<br />

indirekten Subventionen nur selten erkennbar sind <strong>und</strong> an unterschiedlichen<br />

Stellen in den Produktionsprozeß einfließen.<br />

Die Preise für Paddy beliefen sich 1975<br />

in Spanien auf 1 400 pts/dt (60,03 DM) (S.F.A.A.E. 1976)<br />

in Frankreich auf 70,25 NF/dt (40,33 DM) (S.R.F. 1976)<br />

in Italien auf 13 000 bis 36 000 L/dt (49,00 bis 98,00 DM)<br />

je nach Abgabetermin <strong>und</strong> Sorte (E.N.R. 1976).<br />

Die in Klammern angegebenen in DM umgerechneten Preise sind<br />

nicht unmittelbar zu vergleichen, da die Kaufkraft des Geldes<br />

in den einzelnen Ländern unterschiedlich ist. Sie sollen nur<br />

einen Vergleich der Größenordnung ermöglichen.<br />

Die Pacht richtet sich nicht immer nach den erzielten Erträgen,


- 122 -<br />

sondern auch nach der Lage des Gr<strong>und</strong>stückes zu industriellen<br />

Ansiedlungen. Das wird besonders deutlich in den spanischen<br />

Provinzen Sevilla <strong>und</strong> Valencia. 1975 stellen sich die Pachtpreise<br />

folgendermaßen:<br />

Spanien:<br />

Sevilla:<br />

Valencia:<br />

Tortosa:<br />

Frankreich:<br />

Italien:<br />

3 bis 9 dt Reis<br />

15 000 bis 20 000 pts (643,- bis 858,- DM)<br />

ca. 36 000 pts (1 544,- DM)<br />

18 000 bis 40 000 pts (772,- bis 1 715,- DM)<br />

210 bis 630 NF (121,- bis 362,- DM)<br />

90 000 bis 200 000 L (339,- bis 754,- DM)<br />

Quelle: 1976<br />

F.S.A.A.E.-Sevilla<br />

F.S.A.A.E.-Valencia<br />

F.S.A.A.E.-Tortosa<br />

S.R.F.<br />

E.N.R.<br />

C.I.R.I.<br />

Gemeinsamkeiten läßt der Betriebserfolg der mittleren bis großen<br />

Betriebe in Sevilla <strong>und</strong> Vercelli erkennen, da diese Betriebe<br />

fast ausschließlich auf Reisbau ausgerichtet sind. Sie<br />

sind voll mechanisiert <strong>und</strong> wenden die Direktsaat an. Außerdem<br />

sind sie flexibel genug, sich die neuesten Erkenntnisse in<br />

bezug auf Düngung, Pflanzenschutz <strong>und</strong> Sortenwahl zu eigen zu<br />

machen, <strong>und</strong> das in kürzester Zeit. Die Anbauflächen in Vercelli<br />

stagnieren seit 1973, während sie in der Provinz Sevilla<br />

leicht steigen.<br />

Nicht zuletzt ist das Stagnieren <strong>und</strong> die Abnahme der Gesamtreisflächen<br />

auf einen starken Produktionskostenanstieg im Reisbau<br />

zurückzuführen. Die Produktionskosten für einen Hektar<br />

Reis betrugen in Spanien 1973 ca. 62 000 pts (2 831,- DM),<br />

1975 lag der Betrag schon bei 80 000 pts (3 430,- DM), das<br />

entspricht einer nominalen Steigerung vun 29% (Angabe der<br />

F.S.A.A.E.-Valencia 1976). In Italien mußten von einem<br />

100-ha-Reisbetrieb im Jahre 1972 50 Mio. L (2 734,- DM/ha)<br />

für die Reisproduktion aufgebracht werden <strong>und</strong> 1975 bereits<br />

89 Mio. L (3 354,- DM/ha) (nach C.I.R.I. 1976), das ist sogar<br />

eine nominale Steigerung um 78% innerhalb von drei Jahren.


- 123 -<br />

5. Europäische Sorten<br />

5.1 Physiollgische Voraussetzungen<br />

<strong>Der</strong> Reis, Oryza sativa L., wird nach seiner Herkunft allgemein<br />

in zwei Gruppen eingeteilt: Die Indica-Sorten <strong>und</strong> die Japonica-<br />

Sorten. Die langkörnigen Sorten gehören dabei meistens in die<br />

Indica-Gmippe, die kurzkörnigen in die Japonica-Gruppe. Sorten<br />

mit mittellangem Korn sind überwiegend aus Kreuzungen der beiden<br />

Gruppen entstanden.<br />

Die Japonica-Sorten zeichnen sich durch gute agronomische Eigenschaften<br />

aus wie fester Kornsitz, gute Standfestigkeit,<br />

höhere Ertragfähigkeit, geringere Anfälligkeit gegen Stengelbohrer<br />

<strong>und</strong> gute Ausnutzung von Stickstoffgaben im Gegensatz zu<br />

den Indica-Sorten. Das weiße Endosperm, das r<strong>und</strong>e Korn <strong>und</strong> die<br />

schlechten Kocheigenschaften werden vom Verbraucher aber wenig<br />

geschätzt. Daher ist es heute das Ziel aller Züchtungen, die<br />

positiv eingeschätzten Eigenschaften beider Gruppen so optimal<br />

wie möglich miteinander zu kombinieren.<br />

Die Botanik des Reises <strong>und</strong> seiner Gruppen sowie Varietäten<br />

ist eingehend dargelegt bei GRIST (1965), ANGLADETTE (1966),<br />

TINARELLI (1973) u.a.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer agronomischen Vorteile <strong>und</strong> einer gewissen Kältetoleranz<br />

werden im Mittelmeerraum überwiegend Japonica-Varietäten<br />

oder Kreuzungen angebaut. Wachtumsminima der Japonica-Typen<br />

liegen durchschnittlich 2° C niedriger als die<br />

der Indica-Typen (ANGLADETTE 1966, S.81 f.). Sie benötigen<br />

eine minimale Keimtemperatur von 11° bis 13° C. Die Keimung<br />

dauert dann bei ausreichender Wasserzufuhr 3 bis 4 Tage. Zur<br />

Blüte im Juli/August sollte eine Mindesttemperatur von 22° C<br />

vorhanden sein (ANGLADETTE, 1966, S.82 <strong>und</strong> 84). Die Dauer<br />

der Vegetationsperiode europäischer Sorten liegt zwischen 120<br />

<strong>und</strong> 185 Tagen (TINARELLI 1973, S.166; LOPEZ CAMPOS 1970, S.51).<br />

Die Bestockungsfähigkeit ist neben Kornzahl je Rispe <strong>und</strong> Korn­


- 124 -<br />

gewicht ein weiteres Merkmal zur Steigerung der Ertragsleistung<br />

(HOFFMANN et al. 1970, S.164). 18 bis 21 Tage nach der<br />

Aussaat beginnt die Entwicklung der Nebenhalme, wobei Standweite,<br />

Sorte <strong>und</strong> Bodenfruchtbarkeit auf die Stärke der Bestockung<br />

einvjirken. Raum-, Licht- <strong>und</strong> Nährstoffmangel hemmen<br />

die Bestockung. Sie endet mit dem Rispenschieben. Danach entwickelt<br />

die bewässerte Reispflanze kurz vor der Blütezeit ein<br />

neues, sehr feines Wurzelsystem an der Grenze von Boden <strong>und</strong><br />

Wasser, was vermutlich auf ein zunehmendes Redoxpotential im<br />

unteren Wurzelbereich zurückzuführen ist (BOLHUIS 1971,<br />

S. 259 <strong>und</strong> 261).<br />

Die Kälteresistenz der europäischen Sorten ist besonders wichtig<br />

in zwei Entwicklungsstadien. Im Keimstadium kommt es häufig<br />

vor, daß die Lufttemperaturen unter die minimale Keimtemperatur<br />

sinken, dann sollten die Sorten Uber die Wassertemperatur die<br />

niedrigen Lufttemperaturen ausgleichen können oder ihr Wachstum<br />

leicht verringern aber nicht einstellen, da sonst die Saat durch<br />

Pilzbefall vernichtet wird. Zur Zeit der Blüte führen kühle Temperaturen,<br />

hauptsächlich Nachttemperaturen um 12° C, oder starke<br />

Winde zu teilweiser oder vollständiger Sterilität der Ährchen.<br />

Daher ist man bemüht, Sorten zu züchten, die auf diese Widrigkeiten<br />

nur mit Teilsterilität reagieren <strong>und</strong> über eine verstärkte<br />

Einlagerung von Kohlehydraten <strong>und</strong> Eiweiß in die verbliebenen Caryopsen<br />

den Ertrag konstant halten. So zeigen die französischen<br />

Sorten CIGALON, DELTA, ARLESIENNE <strong>und</strong> die italienische Sorte RO­<br />

MA Teilsterilität. Hingegen ist bei den italienischen Sorten<br />

ARBORIO <strong>und</strong> BONNI eine totale Sterilität einzelner Pflanzen festzustellen,<br />

die Ernteverluste bis zu 65% hervorrufen kann (pers.<br />

Auskunft von MARIE <strong>und</strong> RUSSO 1976).<br />

Bei der Keimung ist das Lichtbedürfnis des Reises wenig oder<br />

gar nicht ausgeprägt. Hingegen bedarf er viel Licht bei der Entwicklung<br />

der Keimlinge. Dadurch wird die Assimilation <strong>und</strong> die<br />

Ausbildung des Wurzelsystems gefördert. Ungefähr die Hälfte des<br />

gesamten Lichtbedarfs sollte in den ersten zwei Monaten zur Verfügung<br />

stehen (BOLHUIS 1971, S.262).


125<br />

Die Anpassung bestimmter Sorten hängt überwiegend von ihren<br />

Ansprüchen an die Photoperiode ab, die wiederum durch Temperaturbedingungen<br />

modifiziert werden kann. Das Gedeihen der Sorten<br />

ist also photoperiodisch-thermischen Einflüssen unterworfen.<br />

Hierin liegen die Ursachen, daß die Sorten IR 8 <strong>und</strong><br />

IR 20, die an den Kurztag <strong>und</strong> das Klima in den Tropen angepaßt<br />

sind, in höheren Breiten mit längeren Tagen vegetativ bleiben<br />

oder erst in die generative Phase eintreten, wenn im Herbst<br />

die kürzere Tageslänge ihrer genetischen Anlage entspricht<br />

(ausführlich referiert GRIST 1965, S.lOl ff. darüber).<br />

Auch der Anspruch der Sorten auf Düngung ist ein Kriterium<br />

zur Ertragssteigerung. Dabei bringen kurzstrohige Sorten mit<br />

vielen kurzen Rispen einen höheren Kornertrag bei starker<br />

N-Düngung als Sorten mit langem Halm <strong>und</strong> wenigen schweren<br />

Rispen (HOFFMANN et al. 1970, S.165). Zu hohe N-Gaben bewirken<br />

ein vorzeitiges Lagern des Getreides, wodurch der erwartete<br />

Mehrertrag nicht realisiert werden kann. Außerdem wird<br />

durch hohe N-Gaben das Abreifen verzögert <strong>und</strong> die Krankheitsanfälligkeit<br />

erhöht.<br />

P-Düngung fördert den Reifeprozeß <strong>und</strong> die Bestockung.<br />

5.2 Zuchtziele .<br />

Alle europäischen Sorten gehören vom Gr<strong>und</strong>typ ausschließlich<br />

der Japonica-Gruppe an. Daher besitzen die herkömmlichen europäischen<br />

Sorten eine r<strong>und</strong>e bis mittlere Kornform. Erst in den<br />

letzten 15 Jahren wird aufgr<strong>und</strong> von Ergebnissen weitangelegter<br />

Marktforschung auf eine lange Kornform bei der Züchtung neuer<br />

Sorten Wert gelegt. Durch Einkreuzen von Indica-Sorten ist es<br />

gelungen, eine längliche Kornform zu erreichen <strong>und</strong> damit die<br />

Qualität zu verbessern. Die Selektion nach Eiweiß- <strong>und</strong> Kohlehydratgehalt<br />

sowie nach kulinarischer Qualität <strong>und</strong> Kocheigenschaften<br />

steht heute bei der Züchtung neuer Sorten gleichberechtigt<br />

neben dem Ziel zur Steigerung der Ertragsfähigkeit.


- 126 -<br />

Ein hohes Ausnutzungsvermögen von Nährstoffen verb<strong>und</strong>en mit hoher<br />

Standfestigkeit sind die ältesten Züchtungsziele, die eine<br />

maximale Ertragsfähigkeit im Auge hatten. Kreuzungen von spanischen<br />

mit italienischen Sorten brachten bereits kurz nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg angepaßte Sorten, die diesen Zielen entsprachen.<br />

In Verbindung mit der N-Aufnahmefähigkeit wird heute<br />

stets eine Selektion auf Standfestigkeit durchgeführt, da lagerndes<br />

oder auch nur leicht lagerndes Getreide der mechanisierten<br />

Ernte abträglich ist <strong>und</strong> Ertragsverluste mit sich<br />

bringt.<br />

In jedem Züchtungsprogramm wird das gleichmäßige Abreifen des<br />

Bestandes beachtet, da dadurch die Kornverluste niedrig gehalten<br />

werden können. Gleichmäßiges Abreifen <strong>und</strong> eine hohe Ausfallresistenz<br />

sind Forderungen, die bei der zunehmenden mechanisierten<br />

Wirtschaftsweise immer wichtiger werden.<br />

In Italien besteht ein Programm zur Selektion Piriculariaoryzae-resistenter<br />

Sorten, da alle italienischen Sorten mehr<br />

oder weniger stark anfällig sind. Auch die Resistenz der Sorten<br />

gegenüber Helminthosporium oryzae <strong>und</strong> Fusarium moniliforme<br />

wird überprüft (TINARELLI 1973, S.175).<br />

Die Resistenz von Sorten gegen parasitären Insektenbefall des<br />

Reises ist in den europäischen Ländern noch nicht in einem<br />

Züchtungsprogramm untersucht worden.<br />

Da in Europa das kühle Klima den begrenzenden Faktor für den<br />

Reisbau darstellt, braucht nicht weiter erwähnt zu werden, daß<br />

besonders kältetolerante Sorten zur Weiterzüchtung verwandt<br />

werden. Oberprüft werden die Auswirkungen von niedrigen Temperaturen<br />

auf die verschiedenen Entwicklungsphasen der Reispflanze.<br />

In den sechziger Jahren war eine Hinwendung zur Züchtung von<br />

regional angepaßten Sorten zu verzeichnen, was auf die unterschiedlichen<br />

geographischen <strong>und</strong> klimatischen Verhältnisse der<br />

europäischen Reisbaugebiete zurückzuführen ist. Diese Tendenz


- 127 -<br />

ist besonders in Spanien zu bemerken, wo Sorten wie LISO <strong>und</strong><br />

GIRONA entstanden. LISO ist an die nördlichen <strong>und</strong> etwas höher<br />

gelegenen Gebiete angepaßt, weil sie kältetolerant ist <strong>und</strong><br />

trotz ihrer’ kurzen Vegetationszeit einen ausreichenden Ertrag<br />

bringt. GIRONA hingegen ist eine sehr späte Sorte, die ausschließlich<br />

in den Mai'ismas angebaut wird, da sie nur dort<br />

ansraifon kann.<br />

<strong>Der</strong> europäische Reisbau neigt zu späten Sorten, da sic letztlich<br />

einen höheren Ertrag garantieren. Uie Reifezeiten werden<br />

folgendermaßen eingeteilt:<br />

- frühreif - 120 bis 140 Tage Vegetationsdauer<br />

- mittelspät - 140 bis 160 " "<br />

- spät - 160 bis 180 " "<br />

- sehr spät - über 180 " "<br />

Besonders in den spanischen Neuzüchtungen ist die Tendenz zur<br />

verlängerten Vegetationszeit deutlich zu erkennen. Die Sorten<br />

BAHIA, GIRONA <strong>und</strong> SEQUIAL sind dafür beispielhaft (Tabb. 18<br />

<strong>und</strong> 2 2 ).<br />

5.3 Europäische 'Sorten, <strong>und</strong> ihre Verbreitung<br />

5.3.1 Spanien<br />

5.3.1.1 Sorten<br />

GIRONA, eine relativ neue Sorte von mittlerer Kornform, ist in<br />

den Marismas durch spontane Mutation der italienischen Sorte<br />

STIRPE 136 <strong>und</strong> anschließender Selektion 1961 entstanden. Sie<br />

wird auch ausschließlich in den Marismas angebaut, da sie nur<br />

dort mit ihrer außergewöhnlich langen Vegetationszeit von<br />

185 Tagen zur Reife kommt <strong>und</strong> überdurchschnittliche Erträge<br />

liefert (bis zu 80 dt/ha).<br />

Zwei ertragreiche R<strong>und</strong>kornsorten aus Italien <strong>und</strong> Spanien als<br />

Kreuzungspartner brachten die Sorte BALLILA x SOLLANA hervor.<br />

In dieser Kreuzung zeigt sich das Bemühen der spanischen Züchter,<br />

eigene, an die ökologischen Verhältnisse angepaßte Sorten<br />

zu entwickeln.


- 128<br />

Die Sorte LISO, die aus dieser Kreuzung selektiert wurde, hat<br />

eine kürzere Vegetationszeit <strong>und</strong> geringere Standfestigkeit. Sie<br />

ist trotzdem ertragreich, außerdem kältetolerant <strong>und</strong> gut für die<br />

Pflanzmethode geeignet. Heute wird sie nur noch selten angebaut,<br />

da der Reisbau in den nördlichen <strong>und</strong> höher gelegenen<br />

Reisgebieten fast völlig aufgegeben ist <strong>und</strong> sich die Anbaumethoden<br />

gewandelt haben.<br />

Alle neueren spanischen Züchtungen besitzen ein mittellanges<br />

Korn <strong>und</strong> eine lange Vegetationszeit, so auch die Sorte SEQUIAL.<br />

Sie entstand 1956 aus der Kreuzung der beiden italienischen<br />

Sorten STIRPE 136 x BALLILA <strong>und</strong> zeichnet sich durch hohe Standfestigkeit,<br />

Enrochat- <strong>und</strong> Pyriculariaresistenz sowie gute<br />

Ertragsfähigkeit aus (vgl. S. 160, Tab. 29 <strong>und</strong> S. 162).<br />

1957 entstand aus einer Kreuzung von BALLILA x H.Y. 2 die Sorte<br />

BAHIA. Sie hat die gleichen argonomischen Kennzeichen wie<br />

SEQUIAL, nur ist sie für Enrochat anfällig. Beide Sorten sind<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Erträge <strong>und</strong> ihrer großen Standfestigkeit<br />

besonders gut für die Vollmechanisierung des Reisbaus bei<br />

direkter Saat geeignet.<br />

nische Sorte MATUSAKA. Sie ist standfest auch bei hohen Sticku<br />

c<br />

(U<br />

Als man nach 19*f5 erkannte, daß die regionalen klimatischen<br />

Bedingungen von großer Wirkung auf Wachstum, Ertrag <strong>und</strong> Anfälligkeit<br />

sind, baute man neben den eigenen Neuzüchtungen auch<br />

ausländische Züchtungen an, die aus klimatisch ähnlichen<br />

Regionen kamen. In diesem Zusammenhang sind die Sorten FRANCES,<br />

MATUSAKA <strong>und</strong> ITALPATNA zu nennen.<br />

FRANCES kam 1957 über FranlaCO<br />

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Mit Beginn der sechziger Jahre erscheint im Ebrodelta die japa­


129 -<br />

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- 130 -<br />

stoffgaben, allerdings ist sie anfällig gegen Stengelbohrer<br />

<strong>und</strong> Pilzkrankheiten.<br />

Die italienische Züchtung ITALPATNA erlangte in Spanien relativ<br />

gesehen eine größere Bedeutung als in Italien. Sie ist<br />

sehr stark krankheitsanfällig. In den Marismas kommen Pilzkrankheiten<br />

aber nur selten vor, deshalb konnte sich diese<br />

Sorte dort sehr schnell ausbreiten. Ihre Vorzüge liegen in der<br />

langen Kornform, ihrer guten Qualität <strong>und</strong> ihren agronomischtechnischen<br />

Merkmalen.<br />

5.3.1.2 Die Verbreitung der Sorten<br />

<strong>Der</strong> Anbau der r<strong>und</strong>körnigen Sorten ist in Spanien Tradition. Das<br />

schlägt sich auch in den Züchtungsergebnissen nieder. Selbst<br />

die neueren erfolgreichen Züchtungen haben keine Langkornsorte<br />

erbracht (Tab.18). So vmrden 1971 nur 3% der gesamten spanischen<br />

Reisbaufläche mit Langkornsorten bestellt (LOPEZ CAMPOZ<br />

1973). In den letzten Jahren werden verstärkt die spanischen<br />

Züchtungen angebaut, die eine mittlere Kornlänge, eine hohe<br />

Ertragsfähigkeit <strong>und</strong> eine gute technische <strong>und</strong> kulinarische<br />

Qualität besitzen (Tab. 19). Diese Tendenz zeichnet sich gut<br />

in der Anbaustatistik ab; denn die r<strong>und</strong>körnige Sorte BALLILA x<br />

SOLLANA war bis 1971 die am häufigsten angebaute Sorte in<br />

Spanien mit 35% der Gesamtanbaufläche. 1974 war es die Sorte<br />

BAHIA mit einer mittleren Kornform, die über 40% der Anbaufläche<br />

einnahm (LOPEZ CAMPOS et al. 1975, S.55).<br />

Regional gesehen nahm in den Marismas die Sorte GIRONA 1973<br />

fast 50% der Gesamtfläche ein. 1974 <strong>und</strong> 1975 wurde sie durch<br />

die Sorte BAHIA überflügelt . Das entspricht für 1975 20% der<br />

Gesamtreisbaufläche <strong>Spaniens</strong> <strong>und</strong> 55,3% des marismenischen Gebietes.<br />

Insgesamt werden dort 92,3% der Fläche mit den Sorten<br />

BAHIA, GIRONA <strong>und</strong> ITALPATNA bestellt. ITALPATNA wird in den<br />

Marismas immer häufiger angebaut, da sich gerade dort ein Markt<br />

für Mittel- <strong>und</strong> Langkornsorten stärker entwickelt hat als in<br />

den östlichen Anbaugebieten. Außerdem stehen noch keine eigenen


131<br />

Tab. 19: Verbreitung der Sorten in der Provinz Sevilla<br />

Sorten<br />

Anbaufläche in ha in den Jahren<br />

1972 1973 1974 1975<br />

Girona 10 448,14 10 675,71 7 206,26 6 238,63<br />

Bahia 5 123,83 6 198,26 8 184,58 12 564,45<br />

Italpatna 1 583,71 1 973,17 4 183,63 2 129,37<br />

Sequial 1 730,21 842,55 755,48 894,46<br />

Frances 303,90 384,48 496,64 457,56<br />

R. Bersani 340,43 375,20 627,55 35,00<br />

Blue Belle 348,07 190,63 330,30 32,00<br />

Moscardo - 182,14 8,88 108,31<br />

Nano X Sollana 171,33 157,10 26,70 -<br />

Ribe 95,85 152,51 262,14 79,70<br />

Ballila 1 383,35 134,58 65,72 57,56<br />

Ballila X<br />

Sollana 180,64 62,56 44,60 -<br />

andere 127,60 544,42 381,96 129,10<br />

Summe 21 837,06 21 873,31 22 574,44 22 726,14<br />

Spanien gesamt 58 284,— 58 949 ,— 60 563,— 61 635,--<br />

Quelle: F.S.A.A.E.-Sevilla 1976<br />

Tab. 20: Saatgutmenge bei direkter Aussaat (kg/ha)<br />

Gebiet<br />

Marismas<br />

Albufera<br />

Ebrodelta<br />

r<strong>und</strong><br />

Sorte<br />

mittel<br />

lang<br />

Verbrauch<br />

allgemein<br />

200<br />

120-150<br />

150<br />

Saatgutpreise<br />

1975<br />

2 100 pts/dt<br />

(2 90,05 DM)<br />

wie Marismas<br />

wie Marismas<br />

Rhonedelta 160-180 - 180-220 - N.N.<br />

Poebene 140-150 170-190 200-250 r<strong>und</strong>: 22 100 L/dt<br />

83,29 DM)<br />

lang: 23 300 L/dt<br />

(d 87,82 DM)<br />

Quelle: CORNET 1972<br />

TINARELLI 1973<br />

LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />

C.I.R.I.-Studie 1976<br />

F.S.A.A.E.-Valencia 1976


132 -<br />

ertragreichen langkörnigen Sorten zur Verfügung.<br />

Im Ebrodelta erreichte die japanische Sorte MATUSAKA 1969<br />

ihre größte Verbreitung. Ihre Anbaufläche von 7 900 ha entsprach<br />

12,2% der gesamten spanischen Reisbaufläche (LOPEZ CAM-<br />

POS 1970, S.69). Heute wird sie durch die spanischen Sorten<br />

SEQUIAL <strong>und</strong> BAHIA verdrängt.<br />

Die Angaben über die Saatgutmenge (Tab. 20) sind bezeichnend<br />

für die herrschenden Anbautendenzen in den betreffenden Ländern.<br />

So wird in Spanien nicht nach der Sorte unterschieden.<br />

Mithin wird dort immer noch überwiegend von R<strong>und</strong>kornsorten bei<br />

der Saatgutmengenberechnung ausgegangen. Eine Ausnahme bilden<br />

die Marismas, deren hoher Saatgutbedarf auf den Anbau<br />

mittlerer bis langer Kornsorten schließen läßt.<br />

Die Bemühungen <strong>Spaniens</strong> um eigene Züchtungen haben erstaunlich<br />

schnellen Erfolg gehabt. 1964 wurden über 65% der Anbaufläche<br />

mit ausländischen Sorten bebaut, 1974 waren es nur noch knapp<br />

16%. 72% sind Züchtungen des INIA (Institute Nacional de Investigaciones<br />

Agrarias), die verbleibenden 12% sind meist regionale<br />

Landsorten (LOPEZ CAMPOS et al. 1975, S.61).<br />

Bei einem doch absehbaren Eintritt <strong>Spaniens</strong> in die EG wird der<br />

Reis einen Aufschwung erfahren, da Italien praktisch der einzige<br />

Erzeuger von Reis in der Gemeinschaft ist. Dann werden<br />

sich aber auch die spanischen Züchter <strong>und</strong> Reisbauern auf die<br />

Produktion von langkörnigem Qualitätsreis umstellen müssen,<br />

um mit dem italienischen Reis konkurrieren zu können.<br />

5.3.2 Frankreich<br />

5.3.2.1 Sorten<br />

International gesehen sind die französischen Sorten von geringer<br />

Bedeutung trotz eines hohen Ertragspotentials <strong>und</strong> guter<br />

Anpassung an die Mechanisierung im Reisbau. Ihre relativ ge-


- 133 -<br />

ringe Bedeutung ist auf ihre hohe Krankheitsanfälligkeit zurückzuführen.<br />

Außerdem sind diese Sorten frühreif oder mittelfrüh.<br />

<strong>Der</strong> europäische Reisbau aber neigt zu späten Sorten<br />

(Tabb. 18 <strong>und</strong> 22).<br />

Die erste französische Neuzüchtung aus den italienischen Kreuzungspartnern<br />

SESIA X ALLORIO im Jahre 1959, die Sorte CESARIOT,<br />

ist heute in dem offiziellen Sortenkatalog nicht mehr vorhanden.<br />

Sie wurde ersetzt durch die Sorte DELTA.<br />

ARLESIENNE, eine mittelfühe Sorte, ist ein Hybride aus den<br />

italienischen Sorten STIRPE 133 x SENATORE NOVELLI. Sie erschien<br />

1960. Die Kornform ist lang. Sie ist gekennzeichnet<br />

durch eine hohe Empfindlichkeit gegen tiefe Temperaturen, eine<br />

mittlere bis gute Ertragsfähigkeit aufgr<strong>und</strong> einer festen Spindel,<br />

geringer Lagerneigung <strong>und</strong> einer relativen Resistenz<br />

gegen Pilzbefall.<br />

1961 entstand die Sorte CIGALON aus BALLILA 1 x ALLORIO **6.<br />

Sie ist eine frühreifende r<strong>und</strong>körnige Sorte von guter Standfestigkeit.<br />

1970 wurde die Sorte CRISTAL in den französischen Sortenkatalog<br />

aufgenommen, obwohl sie bereits 1959 aus der Kreuzung von<br />

BALLILA 28 x (STIRPE 136-2 x SESIA) K entstand. Sie besitzt<br />

eine mittlere Kornform <strong>und</strong> eine mittlere Vegetationszeit. Sie<br />

ist angepaßt an die Vollmechanisierung <strong>und</strong> läßt sich gut verarbeiten.<br />

Die erfolgreichste französische Sorte ist DELTA. Sie entstand<br />

durch Mutation aus der Sorte CESARIOT. Sie ist eine mittelfrühe<br />

Sorte von hoher Ertragsfähigkeit (ca. 60 dt/ha). Ihr<br />

Korn ist lang <strong>und</strong> durchscheinend. Aufgr<strong>und</strong> ihrer festen Spindel<br />

<strong>und</strong> Standfestigkeit ist sie gut an die mechanisierte Wirtschaftsweise<br />

angepaßt (Tab. 21).


5.3.2.2<br />

- 135 -<br />

Die Verbreitung der Sorten<br />

In den fünfziger Jahren, als man in Spanien bereits eigene<br />

Neuzüchtungen großräumig kultivierte, wurden in Frankreich<br />

noch italienische <strong>und</strong> japanische Sorten angebaut. Erst mit<br />

Beginn der sechziger Jahre erschienen die französischen Züchtungen<br />

<strong>und</strong> haben die ausländischen in relativ kurzer Zeit verdrängt.<br />

1975 wurde die Sorte DELTA am häufigsten angebaut, gefolgt<br />

von RIBE, die italienischer Herkunft ist.<br />

In Frankreich unterscheidet man nur zwischen Lang- <strong>und</strong> R<strong>und</strong>kornsorten,<br />

wobei mittlere Kornsorten bereits als "langkörnig"<br />

eingestuft werden. Das zeigt sich auch darin, daß in dieser<br />

Sparte Saatgutmengen unter 200 kg/ha benötigt werden. R<strong>und</strong>kornreis<br />

benötigt im Durchschnitt 120 bis 150 kg/ha; daß in<br />

Frankreich davon Mengen bis 180 kg/ha benötigt werden, kann<br />

entweder als Vorbeugung gegen widriges Klima gewertet werden<br />

oder ist auf eine geringe Keimkraft der französischen Sorten<br />

zurückzuführen oder aber auf beides in Verbindung mit salzhaltigem<br />

Boden <strong>und</strong> salzhaltigem Rieselwasser (Tab. 20).<br />

Aus der Abbildung 11 (S. 141) geht hervor, daß <strong>Frankreichs</strong><br />

Reisbau lange auf Ertragssteigerung ausgerichtet war, die<br />

aufgr<strong>und</strong> der klimatischen Bedingungen in der Camargue nur<br />

über R<strong>und</strong>kornsorten erreicht werden konnte (vgl. Hektarerträge<br />

in Tab. 9).<br />

In den Anbaugewohnheiten sind starke Schwankungen zu verzeichnen<br />

(Abb. 11). Diese Schwankungen sind überwiegend auf<br />

Preis- <strong>und</strong> Ertragshöhe zurückzuführen; denn an Tradition ist<br />

der französische Reisbau nicht geb<strong>und</strong>en. Als 1971 erstmalig<br />

der Langkornanbau sprunghaft auf 68% der Gesamtfläche stieg,<br />

erzielte er nur einen durchschnittlichen Hektarertrag von<br />

33,4 dt im Gegensatz zu den bisher vorherrschenden r<strong>und</strong>körnigen<br />

Sorten mit 44,2 dt. 1972 fiel dann auch der Langkornanbau<br />

auf 50% der Gesamtfläche zurück, stieg aber in den<br />

folgenden Jahren wieder. 1975 wurden 65% der gesamten Reis-


- 136 -<br />

fläche mit DELTA bestellt <strong>und</strong> 20% mit der Sorte RIBE, die<br />

beide Langkornsorten sind (pers. Auskunft MARIE 1976).<br />

5.3,3 Italien<br />

5.3.3.1 Sorten<br />

Italien ist mit seinen Sorten führend auf dem europäischen<br />

Reismarkt. Hatten die älteren Sorten eine hohe Anpassungsfähigkeit<br />

an alle Standorte, so zeigen die neueren Sorten<br />

eine Angepaßtheit an die italienischen Standorte. Die Vegetationszeiten<br />

dieser Sorten sind durchschnittlich kürzer<br />

als in Spanien aber länger als in Frankreich (Tabb. 18, 21,<br />

22). Es wird damit versucht, den VegetationsZyklus so optimal<br />

wie möglich an die klimatischen Gegebenheiten <strong>Italiens</strong><br />

anzupassen.<br />

Eine Sorte, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg angebaut<br />

wurde, ist ARBORIO. Sie entstand aus der Kreuzung von VIALONE<br />

X LADY WRIGHT. Das Korn ist groß <strong>und</strong> r<strong>und</strong>, die Ertragsfähigkeit<br />

schlecht. Sie besitzt eine mittlere Resistenz gegen<br />

Pilzkrankheiten <strong>und</strong> ist nur bedingt standfest.<br />

Als Kreuzungspartner mit STIRPE 136 für die jüngste Neuzüchtung<br />

BALDO hat sie sich bewährt. Diese Sorte ist mittelspät<br />

<strong>und</strong> von langer Kornform <strong>und</strong> guter Ertragsfähigkeit. Eine<br />

mittlere Standfestigkeit, eine mittlere Resistenz gegen Piricularia<br />

oryzae <strong>und</strong> eine Anfälligkeit gegen Fusarium moniliforme<br />

sind die agronomischen Kennzeichen dieser Sorte.<br />

BALLILA enstand 1937 aus der Selektion von CHINESE ORIGINARIO.<br />

Sie ist eine R<strong>und</strong>kornsorte von extrem guter Ertrags!ähig-<br />

1)<br />

keit . Sie ist standfest <strong>und</strong> anpassungsfähig. Hohe Stickstoffgaben<br />

kann sie gut auswerten . Sie wird relativ stark<br />

von Pilzkrankheiten heimgesucht. Doch ihre Vorzüge sind in den<br />

neuen Sorten erhalten.<br />

1) Die höchsten Erträge brachte sie in Sevilla mit 120 dt/ha.


- 137 -<br />

BALLILA X R 77 sind die Eltern der Sorte ROMA. Sie ist eine<br />

späte Sorte mit langem Korn, äußerst standfest <strong>und</strong> resistent<br />

gegen Pilzkrankheiten. Sie reagiert empfindlich auf verspätete<br />

Aussaat nach dem 30. April, da sie zur Zeit der Blüte hohe<br />

Temperaturen braucht. Diese Temperaturen bietet nur der Juli.<br />

Bei niedrigen Temperaturen bleiben die oberen Ährchen steril.<br />

Die Sorte RIBE, aus der Kreuzung BALLILA x RINALDO BERSANI<br />

hervorgegangen, ist mittelspät, langkörnig <strong>und</strong> unter günstigen<br />

Voraussetzungen sehr ertragsfähig. Sie besitzt eine geringe<br />

Standfestigkeit <strong>und</strong> eine gute Krankheitsresistenz.<br />

RINGO wurde ca. 3 Jahre später aus den gleichen Kreuzungspartnern<br />

v;ie RIBE gezüchtet. Sie zeichnet sich durch die gleichen<br />

Eigenschaften aus, nur ist der Vegetationszyklus um ca.<br />

15 Tage kürzer <strong>und</strong> damit die Möglichkeit einer späten Aussaat<br />

Ende Mai gegeben.<br />

Aus der Kreuzung von (AGOSTANO x P 6) x BLUE ROSE ist die<br />

Sorte ITALPATNA entstanden. Aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Krankheitsanfälligkeit<br />

konnte sie in Italien keine große Bedeutung erringen<br />

trotz guter Ertragsfähigkeit <strong>und</strong> Qualität. Auch ihre<br />

Standfestigkeit ist nicht groß.<br />

ROSA MARQUETTI ist eine frühe Sorte, die aus natürlichen Hybriden<br />

selektiert wurde, mit einer mittleren Kornform <strong>und</strong><br />

hoher Ertragskapazität - auch bei später Aussaat - aber von<br />

geringer Standfestigkeit. Sie besitzt eine gute bis mittlere<br />

Resistenz gegen Pilzkrankheiten.<br />

Zu den neuesten Züchtungen gehört ANSEATICO, eine Kreuzung<br />

aus BAJAMG x ALLORIO. Sie ist mittelspät <strong>und</strong> langkörnig. Das<br />

qualitativ hochwertige Endosperm ist durchsichtig <strong>und</strong> entspricht<br />

damit vollkommen den Verbraucheransprüchen in der EG.<br />

Weiterhin wird sie gekennzeichnet durch hohe Standfestigkeit<br />

<strong>und</strong> eine mittlere Krankheitsanfälligkeit.<br />

Auch SILLA ist eine vielversprechende Neuzüchtung, die aus der


- 139 -<br />

Sorte ROCCA selektiert wurde. Ihr Vegetationszyklus ist mit<br />

135 Tagen äußerst kurz. Die Kornform ist lang <strong>und</strong> durchsichtig.<br />

Sie ist von geringer Standfestigkeit aber von hoher<br />

Krankheitsresistenz. Durch ihre Frühreife eignet sie sich zur<br />

späten Aussaat, was in klimatisch ungünstigen Jahren besonders<br />

geschätzt wird, <strong>und</strong> bringt daher noch hohe Erträge im Gegensatz<br />

zu anderen frühen <strong>und</strong> mittelspäten Sorten,<br />

5.3.3.2 Die Verbreitung der Sorten<br />

Die italienischen Erfolgssorten sind überwiegend alte Züchtungen<br />

aus den dreißiger <strong>und</strong> vierziger Jahren. So ist die<br />

heute noch am häufigsten angebaute Sorte BALLILA seit 1939<br />

angebaut worden. Die ältere Sorte ORIGINARIO wurde nach dem<br />

Krieg durch sie zunehmend verdrängt, trotz ihrer r<strong>und</strong>en Kornform.<br />

Aber ihre hohen Erträge <strong>und</strong> ihre Anpassungsfähigkeit an<br />

die veränderten agronomischen <strong>und</strong> technischen Verhältnisse<br />

machten sie bei den Reisfarmern immer beliebter, so daß sie<br />

1975 immer noch die am häufigsten angebaute Sorte <strong>Italiens</strong><br />

war. Das konnten auch ihre relative Krankheitsanfälligkeit<br />

<strong>und</strong> der verstärkte Anbau der neuen Hochleistungssorten mit<br />

mittlerem <strong>und</strong> langem Korn seit ca. 1965 nicht verhindern.<br />

Die Anpassungs- <strong>und</strong> Ertragsfähigkeit sind auch die Gründe,<br />

warum sie in vielen Neuzüchtungen als Kreuzungspartner erscheint,<br />

wie in den Sorten RIBE <strong>und</strong> ROMA, die sich sehr<br />

schnell einen Platz in der Gruppe der Langkornsorten erobern<br />

konnten. 1975 standen RIBE an dritter <strong>und</strong> ROMA an<br />

sechster Stelle der italienischen Anbaulisten (Tab. 23).<br />

Mit Beginn der sechziger Jahre setzte eine verstärkte Tätigkeit<br />

in der italienischen Züchtung ein, deren Erfolg sich<br />

bereits Mitte bis Ende der sechziger Jahre in den Anbaustatistiken<br />

zeigte. Dort erschienen Sorten mit mittlerem Korn<br />

wie LIETO <strong>und</strong> ROSA MARCHETTI sowie Langkornsorten wie ANSE-<br />

ATICO, EUROPA, BALDO, ITALPATNA, RINGO <strong>und</strong> ROMA. Hiermit hat<br />

sich der italienische Reisbau sehr schnell an die veränderten<br />

Verbraucherwünsche <strong>und</strong> die europäische Marktsituation ange-


140 -<br />

Tab. 23: Die Verbreitung der Sorten in Italien<br />

Sorten<br />

Anbaufläche in ha in den Jahren<br />

1973 1974 1975<br />

Bailila 51 188 54 703 49 827<br />

Bahia 10 749 13 019 22 106<br />

Ribe 22 705 19 494 18 482<br />

Arborio 33 590 26 713 15 248<br />

Baldo 2 664 2 2 2 1 1 972<br />

Ringo 9 958 9 288 13 183<br />

S. Andrea 3 255 3 296 3 415<br />

Roma 21 520 17 786 14 515<br />

Precoce Monticelli 2 145 1 806 1 905<br />

Romeo 6 484 5 404 4 503<br />

Rosa Marquetti 6 742 4 597 4 428<br />

Vialone Nano 5 333 5 466 4 244<br />

Ballila g.g. 1 891 1 544 1 280<br />

andere 16 042 15 265 20 206<br />

Summe 194 266 180 602 175 314<br />

Quelle: I.N.E.A. Relazione 1974 <strong>und</strong> 1975<br />

paßt. Mit diesen Sorten ist Italien bestrebt, die amerikanische<br />

Konkurrenz in der EG mit den Indica-Sorten wie BLUE<br />

BONNET, BLUE ROSE, REXORA <strong>und</strong> CENTURY PATNA aus zuschalten.<br />

Die Eltern der italienischen Neuzüchtungen sind überweigend<br />

angepaßte, ertragreiche <strong>und</strong> resistente europäische Sorten.<br />

Trotzdem kommt es vor, daß Sorten wieder aus den Anbaulisten<br />

verschwinden, da sie in dem italienischen Klima wegen ihrer<br />

Krankheitsanfälligkeit keine größere Verbreitung finden konnten<br />

wie die Sorte ITALPATNA. In Spanien hat sie einige Bedeutung<br />

erlangt. Umgekehrt hat sich die spanische Sorte BAHIA<br />

in Italien an die zweite Stelle geschoben <strong>und</strong> nahm damit 1975<br />

12,61% der gesamten italienischen Reisbaufläche ein.


141<br />

Abb. 11;<br />

Entw icklung des Anbaus von Sorten m it r<strong>und</strong>em <strong>und</strong> langem Korn<br />

in Frankreich von 1958 - 1975 (Angaben des S ynd ic at des R is i-<br />

cutteurs de France)<br />

Abb. 11a:<br />

1958 60 62 67. 66 68 70 72 74 76<br />

Entw icklung des Anbaus von Sorten m it r<strong>und</strong>em .m ittle re m <strong>und</strong><br />

langem Korn in Ita lie n von 1958 - 1975 (Angaben der Ente N a tio ­<br />

nale R is l)


1H2 -<br />

Es zeigt sich, daß die Anbaugewohnheiten relativ konstant<br />

sind (Abb. 11). Mit Beginn der sechziger Jahre werden erstmalig<br />

in Italien mehr Langkornsorten angebaut. In den Jahren<br />

zwischen 1965 <strong>und</strong> 1975 wurden stets über 50% der Reisbaufläche<br />

mit diesen Sorten bestellt. Ähnlich konstant ist auch der<br />

Anbau von R<strong>und</strong>korn- <strong>und</strong> Mittellangkornsorten (Abb. 11 <strong>und</strong> 11a).<br />

Italien ist das einzige Land, in dem genaue Kennzahlen über<br />

die Sorten mit unterschiedlicher Kornform angegeben werden.<br />

Schon hierin zeigt sich eine starke Orientierung <strong>Italiens</strong> am<br />

europäischen Markt. Nur mit einem genauen Wissen um Sorten,<br />

Erträge <strong>und</strong> Preise läßt sich bei der drückenden Konkurrenz<br />

aus Amerika <strong>und</strong> auch Asien der europäische Reis mit Gewinn<br />

für den Bauern produzieren. Konsequenterweise wird in Italien<br />

auch die Bezahlung nach Sorten <strong>und</strong> nicht nach Erntemengen<br />

vorgenommen, d.h. daß ein Bauer, der nur Langkornsorten<br />

anbaut <strong>und</strong> entsprechend weniger Reis anbieten kann als<br />

ein Bauer, der R<strong>und</strong>kornsorten angebaut hat, evtl, den gleichen<br />

Gewinn erzielt oder sogar mehr als der, der hohe Erträge an<br />

R<strong>und</strong>kornreis vorzuweisen hat (Tab. 24).<br />

Aber auch Tradition in den einzelnen Anbauzonen spielt eine<br />

Rolle bei der Wahl der Sorten. So wird BALLILA überwiegend in<br />

Novara angebaut, einer der ältesten Reisbau Zonen <strong>Italiens</strong>.<br />

Sie nimmt dort 60% des gesamten Reisbaugebietes ein; in den<br />

Provinzen Mailand sind es noch 25% <strong>und</strong> in Vercelli nur 15%<br />

(GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.166). Eine Sorte, die über<br />

Jahre hinweg die höchsten Preise erzielt, ist die alte Sorte<br />

ARBORIO. Sie wird besonders im Norden <strong>Italiens</strong> als kulinarische<br />

Spezialität für Risotto geschätzt. Nur ist ihre Ertragsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit an die mechanisierte Wirtschaftsweise<br />

nicht sehr groß, so daß ihr Anbau immer stärker<br />

zurückgeht.<br />

5.4 Die Sortenwahl bestimmende Faktoren<br />

<strong>Der</strong> selbstgenügsame Charakter der Reisbauern, die mehr oder


- 143 -<br />

Tab. 24: Erlöse der italienischen Landwirte für R<strong>und</strong>-, Mittel<strong>und</strong><br />

Langkornsorten<br />

Datum<br />

Verkaufs] 3reise L/dt<br />

r<strong>und</strong> mittel lang Arborio<br />

Oktober 1974 12 675 13 415 13 455 13 710<br />

Januar 1975 12 800 13 750 13 975 14 020<br />

April 1975 13 780 15 400 15 680 14 675<br />

Juli 1975 17 020 17 615 18 490 17 900<br />

Oktober 1975 15 800 16 52 5 16 735 19 335<br />

Januar 1976 16 880 17 530 17 875 21 770<br />

April 1976 18 190 18 520 19 210 26 875<br />

Quelle: E.N.R. (pers. Auskunft) 1976 - Daten der Reisbörse<br />

Vercelli -<br />

weniger auf Selbstversorgung ausgerichtet waren, ist heute<br />

weitgehend verschvmnden. Zu finden ist er vielleicht noch<br />

in der traditionsreichen Reisregion um Valencia.<br />

Heute ist das beherrschende Moment im Reisbau die Marktsituation.<br />

Jeder versucht, soviel Gewinn zu erzielen wie möglich.<br />

Dabei haben sich verschiedene Marktstrukturen herausgebildet,<br />

nach denen sich die Anbauer richten.<br />

So wurde in Spanien noch in den sechziger Jahren nur nach der<br />

abgelieferten Menge bezahlt ohne Rücksicht auf Qualität <strong>und</strong><br />

Kornform. Heute gibt es einen QualitätsZuschlag auf Kornform<br />

<strong>und</strong> Sorte. Erst diese Zahlungsmodalitäten ermöglichten einen<br />

Übergang von den ertragreichen R<strong>und</strong>kornsorten zu den neuen<br />

Sorten mit mittlerer Kornlänge. <strong>Der</strong> Sprung vom R<strong>und</strong>korn zum<br />

Langkorn ist aber für den spanischen Bauern noch zu groß, da<br />

er immer noch in Ertrags zahlen denkt, deren Höhe Langkornsorten<br />

in Europa nur selten erreichen werden. Außerdem sind<br />

die QualitätsZuschläge nicht hoch genug, um die geringeren Erträge<br />

der Langkornsorten auszugleichen. Hinzu kommt, daß die<br />

spanischen Verzehrsgewohnheiten auf R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Mittelkornreis


- 144 -<br />

h -i<br />

eingestellt sind, genau v?ie die Importländer spanischen Reises,<br />

die Ostblockländer <strong>und</strong> Japan. Diese Marktstruktur wirkt sich<br />

aber im Augenblick für den spanischen Reisbauern günstig aus,<br />

sonst wäre die Gesamtanbaufläche nicht steigend. Eine völlig<br />

andere Situation ergibt sich erst, wenn Spanien Mitglied der<br />

EG wird.<br />

In der EG bestimmen die Verzehrsgewohnheiten <strong>und</strong> damit gekoppelte<br />

Qualitätsansprüche überwiegend das Marktgeschehen.<br />

So wird Reis mit langem Korn <strong>und</strong> durchscheinendem Endosperm<br />

höher bev;ertet <strong>und</strong> auch bezahlt als R<strong>und</strong>kornreis mit weißem<br />

Endosperm. Italien <strong>und</strong> Frankreich haben sich auf diese Besonderheiten<br />

des Marktes eingestellt <strong>und</strong> bauen überwiegend Langkornreis<br />

mit den entsprechenden Qualitätsmer]cmalen an (Tab. 24;<br />

Abb. 12). Auch die verstärkten Züchtungsbestrebungen in Italien<br />

nach Kornform <strong>und</strong> Qualität <strong>und</strong> erst sek<strong>und</strong>är nach agronomischen<br />

Charakristiken (Resistenz gegen Insekten- <strong>und</strong> Pilzbefall,<br />

Kältetoleranz, Standfestigkeit, vorzeitigen Kornausfall<br />

usw.) bestätigen diese Tendenz.<br />

Die Tradition spielt trotz aller Marktorientiertheit auch<br />

heute noch eine Rolle bei der Sortenwahl. So werden überwiegend<br />

R<strong>und</strong>kornsorten in Gebieten mit langer Reisbautradition<br />

kultiviert wie in den Provinzen Valencia <strong>und</strong> Novara.<br />

Auch die Pflanzmethode wurde <strong>und</strong> wird hier länger beibehalten<br />

als in den übrigen Gebieten; denn diese Sorten lassen sich<br />

besser verpflanzen als langkörnige. Flurzersplitterung, geringe<br />

Betriebsgrößen <strong>und</strong> ein Arbeitskräftaüberhang haben hier<br />

den Fortschritt, manifestiert in neuen Langkornsorten <strong>und</strong><br />

Direktsaatmethode, verzögert. Nicht das Sortenangebot, sondern<br />

ihre bekannten agronomischen Charakteristiken halten diese<br />

Sorten im Anbau.<br />

Allgemein kann man sagen, daß die Verzehrsgewohnheiten <strong>und</strong> der<br />

Preis ausschlaggebend für die Sortenwahl des Reisbauern sind.<br />

Agronomische Charakteristiken der Sorten, Tradition <strong>und</strong> Ökologie<br />

treten mehr oder weniger stark in den einzelnen Gebieten<br />

neben die ökonomischen Beweggründe.


- 145 -<br />

6. Pflanzenschutz<br />

Wie jede andere Pflanze, die mit sich selbst verträglich ist,<br />

<strong>und</strong> daher in Monokultur angebaut werden kann, ist auch Reis<br />

in erhöhtem Maße von pflanzenschädigenden Organismen bedroht.<br />

Bei der Intensivierung des Reisbaus im Mittelmeerraum wurde<br />

der Pflanzenschutz erst nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt<br />

betrieben, als Pflanzenschutzmittel wie Parathion gegen den<br />

Reisstengelbohrer (Chilo suppressalis) zum Einsatz kamen, <strong>und</strong><br />

Quecksilberacetat (PtlA) als Bekämpfungsmittel gegen die Brusone-Krankheit<br />

(Piricularia oryzae) bekannt wurde. Heute stellt<br />

der Pflanzenschutz neben der Anwendung verbesserter ackerbaulicher<br />

Methoden <strong>und</strong> dem Anbau von Hochleistungssorten einen<br />

wesentlichen Faktor zur Erzielung höherer Ernten dar.<br />

Es hat sich in den letzten Jahren eine Wechselbeziehung zwischen<br />

Züchtung, Anbaumethode <strong>und</strong> Pflanzenschutz herausgebildet.<br />

Die ökonomisch sinnvolle Direktsaatmethode unter Anwendung von<br />

Hochleistungssorten wäre heute nicht möglich ohne den relativ<br />

starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die Kultivierung<br />

von Neuzüchtungen ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln würde<br />

geringere Erträge bringen als die der angepaßten, r<strong>und</strong>körnigen<br />

Landsorten.<br />

6.1 Die häufigsten Unkräuter<br />

Die chemische Unkrautbekämpfung hat es ermöglicht, daß in den<br />

sechziger Jahren begonnen v;erden konnte, von der sehr arbeitsintensiven<br />

Pflanzmethode zur Direktsaatmethode überzugehen;<br />

denn die Verunkrautung ist - wie bereits ausgeführt - bei der<br />

Direktsaat bei weitem stärker als bei Verpflanzung.<br />

Unkrautsamen können auf sehr verschiedenen Wegen in die Reisfelder<br />

gelangen:<br />

- durch ungereinigtes Saatgut,<br />

- mit dem Bewässerungswasser,<br />

- durch Wind,<br />

- durch Landmaschinen,<br />

- durch Vögel.


146<br />

Die W ä m e <strong>und</strong> der Nährstoffgehalt in Reisfeldern bieten besonders<br />

günstige Bedingungen für die Vermehrung von Unkräutern<br />

<strong>und</strong> Gräsern, die sich durch einen Vegetations Zyklus ähnlich<br />

dem des Reises, durch die Produktion vieler Samen, durch kleine<br />

Samen <strong>und</strong> durch eine hohe Keimfähigkeit auch bei ungünstigen<br />

Bedingungen aus zeichnen. Eine Ausnahme bilden Wasserpflanzen<br />

<strong>und</strong> Algen, die sich entsprechend dem Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffangebot<br />

entwickeln.<br />

m i<br />

Wird die Entwicklung der Unkräuter nicht künstlich unterdrückt<br />

oder gar verhindert, können schwere Schäden an der Reiskultur<br />

entstehen:<br />

- durch zu geringe Belichtung,<br />

- durch fehlende Nährstoffe, die dem Reis vorenthalten<br />

werden,<br />

- durch stärkeren Befall von Pilzkrankheiten bei zu<br />

engem Bestand von Reis <strong>und</strong> Unkraut,<br />

- durch Virosen, die auf den Reis übertragen werden<br />

können,<br />

- durch das Erschweren der Erntearbeiten,<br />

- durch kleines Korn,<br />

- durch Erhöhung der Kosten für Pflanzenschutz, Ernte<br />

<strong>und</strong> Reinigung.<br />

Die chemische Unkrautbekämpfung ist in allen drei Ländern ein<br />

fester Bestandteil bei der Pflege der Reisfelder. Unterschiede<br />

bestehen nur in der Ausbringungsweise, wobei in Spanien mehr<br />

die Mittel bevorzugt werden, die mit wenig maschinellem Einsatz<br />

oder mit der Hand ausgebracht werden können. Aber auch<br />

hierin zeigen sich starke regionale Unterschiede, in den<br />

Marismas wird überwiegend mit Maschinenkraft gearbeitet <strong>und</strong><br />

in der Albuferaniederung häufig noch mit manueller oder tierischer<br />

Kraft. Das Ebrodelta stellt diesbezüglich eine Zwischenstufe<br />

dar. Italien <strong>und</strong> Frankreich setzen gleichermaßen<br />

stark Maschinen für die Unkrautbekämpfung ein.<br />

In allen Reisgebieten sind die Hirsen die gefährlichsten <strong>und</strong><br />

verbreitetsten Unkräuter. Daneben sind in Spanien <strong>und</strong> Frankreich<br />

noch häufig Binsenarten <strong>und</strong> in Italien der Rote Reis<br />

anzutreffen. Gegen diese Monocotyledonen hat sich überall das


- 147 -<br />

Präparat ORDRAM bewährt (Tab. 26). Neuerdings findet das Mittel<br />

SATURN 10 G, das eine japanische Entwicklung ist, inuner stärker<br />

Eingang in den spanischen <strong>und</strong> italienischen Reisbau. Die<br />

Bekämpfung der Monocotyledonen im Frühjahr - meistens mit<br />

ORDRAM - ist für die Reisbauern zwingend, da sonst die Reiskultur<br />

gegenüber den Unkrautsamen einen zu schlechten Start<br />

hätte.<br />

Cyperaceen <strong>und</strong> Alismataceen, die nicht immer in den Reisfeldern<br />

vorhanden sind, wenn sie aber auftreten, sich recht schädlich<br />

auf die Entwicklung des Reises auswirken können, werden<br />

vorwiegend mit systemischen Wirkstoffen wie MCPA, MOPP <strong>und</strong><br />

2,4 DB bekämpft. Neben diesen Wirkstoffen erscheint in den<br />

letzten zwei Jahren BENTAZON.<br />

Alle übrigen Unkräuter (Tab. 25) werden je nach der Häufigkeit<br />

<strong>und</strong> Stärke ihres Auftretens bekämpft. Das Gleiche gilt auch<br />

für die genannten Gramineen <strong>und</strong> Cyperaceen, gegen die in Italien<br />

häufig dreimal (pers. Auskunft Dr. RUSSO 1976), in<br />

Frankreich <strong>und</strong> Spanien (Auskunft der F.S.A.A.E. 1976) nur<br />

zweimal (COLUMA 1971) vorgegangen wird.<br />

Bei der Säuberung der festen Dämme verzichtet man in Spanien<br />

heute noch auf den Einsatz von Totalherbiziden. Auch in<br />

Frankreich finden sie im Reisbau geringen Absatz im Gegensatz<br />

zu Italien, wo auf die Reinigung der Dämme mit Totalherbiziden<br />

großer Wert gelegt wird, da von dort aus die Reisfelder mit<br />

Unkräutern, aber auch mit Krankheiten <strong>und</strong> Insekten neu befallen<br />

werden können.<br />

ökologische Bekämpfungsmaßnahmen haben sich im Reisbau gegen<br />

die Unkräuter <strong>und</strong> Gräser nicht als besonders wirksam erwiesen;<br />

denn es besteht nur die Möglichkeit der Wasserregulation. Doch<br />

davon wird auch der Reis unmittelbar betroffen, da sein Wachstum<br />

durch diese Maßnahme verzögert wird. Durch die Keimung<br />

<strong>und</strong> die Atmung werden die Nährstoffreserven des Unkrautsamens<br />

verringert. Während des Anstauens des Wassers für längere Zeit


Tab. 25; Unkräuter im europäischen Reisbau<br />

Familie gebräuchlicher botanischer Ncime Bemerkungen Hauptver-<br />

Name<br />

breitungsgebiet<br />

Sp. Fr. It.<br />

Sauergräser Zypergras Cyperus difformis + + +<br />

(Cyperaceae)<br />

Cyperus glomeratus<br />

+<br />

Cyperus monti<br />

+<br />

Cyperus fuscus selten in Frankr. + +<br />

Cyperus flavescens +<br />

Cyperus longus + +<br />

Binsen Scirpus mucronatus + + +<br />

Scirpus supinus + +<br />

Scirpus maritimus<br />

gefährlich in sehr + + +<br />

feuchten Gebieten<br />

Scirpus lacustris + +<br />

Sumpfried Heleocharis palustris +<br />

Rohrkolben- Rohr Typha latifolia häufig in Gräben u. + +<br />

gewächse<br />

neuen Reisfeldern<br />

(Typhaceae)<br />

Typha angustifolia<br />

selten<br />

+ +<br />

Typha laxmanii<br />

ff<br />

+ +<br />

Süßgräser Hühnerhirse Echinochloa crus-galli ständig vorhanden + ■+ +<br />

tt II<br />

(Gramineae)<br />

Weiße Hirse Echinochloa orizoides + + +<br />

ff tl<br />

Schwarze Hirse Echinochloa serotinum + +<br />

tl ff<br />

Echinochloa phillopogon + + +<br />

Reisquecke Leersia oryzoides schwer bekämpfbar +<br />

H<strong>und</strong>ezahngras Cynodon dactylon selten, aber gefährlich<br />

+<br />

Fuchsschwanz Alopecurus geniculatus auf Dämmen +<br />

f l II<br />

Schilfrohr Phragmites communis +<br />

Roter Reis Oryza rufipogon schwer bekämpfbar +<br />

Paspalum distichum<br />

stark in Spanien + + +<br />

<strong>und</strong> Portugal<br />

Wassersewächse<br />

Alismataceae S chwimmend er Alisma plantago-aquatica stark verbreitet in + + +<br />

Wegerich<br />

Italien u. Spanien<br />

Butomaceae S chwanenblume Butomus umbellatus +<br />

Potamogetona- Kammlaichkraut Potamogetón pectinatus (na- in Frankreich lokal<br />

ceae tans) verbreitet + +<br />

Marsileaceae Kleefarn Marsilea quadrifolia +<br />

Lemnaceae Wasserlinse Lemna minor + +<br />

Spirodela (Lemna) polyrhiza verbreitet in den +<br />

Marismas<br />

ff<br />

Ceratophylla- Gemeines Horn- Ceratophyllum demersum +<br />

ceae<br />

blatt<br />

Lentibularia- Gemeiner Was- Utricularia vulgaris + .<br />

ceae<br />

serschlauch<br />

Najadaceae Kleines Nixen- Najas minor + +<br />

kraut<br />

Hydrocharit a- Kanadische Elodea canadiensis +<br />

ceae<br />

Wasserpest<br />

Lythraceae Weiderich Ammania coccinea stark in Spanien + +<br />

u. Portugal<br />

Pontederia- Wasserhyazin- Heteranthera limosa neu in Italien +<br />

ceae<br />

the<br />

It It<br />

Heteranthera reniformis '+<br />

Quelle für Unkräuter <strong>und</strong> Herbizide:<br />

SCHMEIL-FITSCHEN 1968<br />

BAUMEISTER <strong>und</strong> MENZEL-TETTENBORN 1970<br />

COLUMA 1971<br />

CORNET 1972<br />

TINARELLI 1973<br />

I.N.E.A. 197U<br />

LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />

CORBETTA 1976<br />

RUBIO PEREZ 1976<br />

MARTIN <strong>und</strong> WORTHING 1977


- 150 -<br />

auf 20 bis 25 cm Höhe werden Atmung, Assimilisation <strong>und</strong><br />

Wurzelbildung reduziert. Dies führt zum Absterben vieler gekeimter<br />

Unkräuter, insbesondere der Hirsen <strong>und</strong> der Quecke,<br />

Trockenlegungen fördern das Wachstum dieser Unkräuter. Hingegen<br />

werden Wasserpflanzen <strong>und</strong> Algen durch diese Maßnahme<br />

getötet oder aber eitieblioh im Wachstum gehindert, so daß sie<br />

für den Reis keine Gefahr mehr darstellen.<br />

Herbizide werden nur als Granulate oder Flüssigkeit ausgebracht.<br />

Im Frühjahr werden sie in den trockenen Boden gegeben.<br />

Auch sonst wird trockener Boden bei der Unkrautbekämpfung<br />

bevorzugt, es sei denn, daß die Trockenlegung nicht vollständig<br />

gelingt oder erwünscht ist, dann werden die herkömmlichen<br />

Herbizide oder auch dafür speziell geeignete Mittel ins Wasser<br />

gegeben (Tab. 26).<br />

Die Bekämpfung der Algen durch das Trockenlegen der Felder<br />

hat sich als sehr wirksam erwiesen. Nur besteht dabei wieder<br />

die Gefahr, daß der Reis durch Kälteeinbrüche geschädigt wird.<br />

Außerdem legt man die Felder nur ein- bis zweimal trocken -<br />

höchstens aber dreimal. In der Zwischenzeit können sich aber<br />

immer wieder neue Algen bilden, die dann mit chemischen Mitteln<br />

bekämpft werden in Abhängigkeit von der Stärke ihres<br />

Auftretens.<br />

Abb.: 12<br />

A u ftre te n der Algen in den italienischen<br />

R eisfeldern<br />

(nach CIFERRI 1963)<br />

Monate


- 151 -<br />

Die Häufigkeit des Auftretens von Algen <strong>und</strong> ihr Nebeneinander<br />

in den Reisfeldern stellt CIFERRI (1963) folgendermaßen dar<br />

(Abb. 12): Vaucherietum mit Vaucheria haurata als dominierender<br />

Spezies von Ende April bis Ende Mai; Spyrogyretum mit Spyrogira<br />

porticalis als Hauptspezies im Juni/Juli; Cladophoretum<br />

mit Cladophora fracta, deren Massenauftreten in den August<br />

<strong>und</strong> September fällt.<br />

In den letzten 20 Jahren stellte sich die Vermehrung der Algen<br />

im Bewässerungsv/asser aller Reisbaugebiete als ein ertragshemmender<br />

Faktor heraus. Algen entziehen dem Wasser Nährstoffe<br />

sowie Sauerstoff <strong>und</strong> verringern die Lichtdurchlässigkeit, was<br />

gerade die Assimilation der jungen Reispflanze behindert.<br />

Bei der versuchsweisen Anwendung zweier Formen von Triphenylazetat<br />

zur Algenbekämpfung hat sich eindeutig die Dispersionsform<br />

gegenüber der granulierten bewährt. Das Granulat zeigt<br />

auch bei frühzeitiger Ausbringung nur eine algizide Wirkung<br />

von 80%, die Residualwirkung ist bereits nach sieben Tagen<br />

aufgehoben, was die neuerliche Vermehrung der durch das Bewässerungswasser<br />

auf die Felder gespülten Algen zur Folge hat.<br />

Die Dispersionsform des Triphenylazetats, BRESTAN 60, zeigt<br />

eine hohe algizide Wirkung gegenüber endemischen, schv;immenden<br />

Chlorophyceen.<br />

CHIAPPARINI (1968) hält 0,7 bis 0,8 ppm aktiven Wirkstoff für<br />

die Algenbekämpfung für ausreichend , 1 ppm <strong>und</strong> mehr schädigen<br />

die Mikrofauna der Reisfelder aufgr<strong>und</strong> der hohen toxischen<br />

Wirkung gegenüber den Kleinstlebewesen im Bewässerungswasser.<br />

Die unterschiedliche Wirkungsweise dieser beiden Formulierungen<br />

desselben Wirkstoffes liegt darin, daß die Dispersion<br />

sich gleichmäßig im Wasser verteilt <strong>und</strong> in allen Schichten<br />

gleichzeitig wirkt. Das Granulat sinkt wegen seines Gewichtes<br />

schnell auf den Gr<strong>und</strong>, wo der aktive Wirkstoff erst langsam<br />

freigesetzt wird. Bei stärkerer Perkolation geht sofort ein


152 -<br />

Teil des Wirkstoffes verloren. Die Algen aber vermehren sich<br />

in den oberen Schichten des Wassers <strong>und</strong> werden daher durch das<br />

Granulat nur geringfügig geschädigt.<br />

6.2 Die wichtigsten Schädlinge<br />

<strong>Der</strong> wichtigste Reisschädling im nördlichen Mittelmeerraum ist<br />

der Reisstengelbohrer (Chilo suppressalis). Bei den Reisstengelbohrern<br />

handelt es sich um eine Gruppe von Lepidopteren-<br />

arten, die eine weitgehend übereinstimmende Lebensweise haben<br />

aber nicht taxonomisch zusammengehören. Die Raupen dieser<br />

Arten bohren sich in die Halme von Grammineen <strong>und</strong> höhlen sie<br />

aus. Beim Reis gibt es zwei typische Erscheinungsbilder:<br />

- bei jungen Pflanzen: Absterben der Herzblätter,<br />

- bei älteren Pflanzen: Ausbildung verkümmerter Rispen<br />

mit tauben <strong>und</strong> vertrockneten Ährchen.<br />

Bei leichtem Befall steigt der Anteil an tauben Ährchen, wodurch<br />

der Körnerertrag gesenkt wird. Außerdem ist die Lagergefahr<br />

der befallenen Halme erhöht <strong>und</strong> damit ebenfalls der<br />

Ertrag gesenkt. Größere Schäden richtet der Stengelbohrer<br />

überwiegend in Frankreich <strong>und</strong> Spanien an, wobei das Ebrodelta<br />

<strong>und</strong> die Albuferaniederung besonders hart betroffen werden.<br />

<strong>Der</strong> Chilo suppressalis durchläuft in der Regel zwei Generationen<br />

innerhalb einer Vegetaionsperiode des Reises. Auf einen<br />

starken Frühjahrsflug folgt in der Regel ein stärkerer Sommerflug.<br />

Die Raupen der zweiten Generation kommen dann zu<br />

30 bis 40% zur Winterruhe (OHNESORGE 1968, S.17). Die Überwinterung<br />

erfolgt im Stroh oder in den Stoppeln. Dort fressen<br />

die recht kälteresistenten Larven an warmen Tagen an den Überresten.<br />

Nach der Verpuppung kommt es im Mai zum Frühjahrsflug.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der polyphagen Veranlagung des C. suppressalis werden<br />

neben Reis auch Mais <strong>und</strong> Wildgramineen befallen. Hierin liegt<br />

die große Gefahr für den Reisbau in den feuchten Flußniederungen,<br />

indem die Larven in den Wildgramineen überwintern <strong>und</strong> im<br />

Frühjahr den Reis in den Feldern erneut befallen.


- 153 -<br />

In Spanien führt man seit 1968 einen erfolgreichen Kampf<br />

gegen diesen Schädling mit Hilfe des Insektizids LEBAYCID<br />

das aus der Luft in Puder- oder Granulatform ausgebracht<br />

wird. Die Reisfelder werden zwei- bis dreimal im Juni <strong>und</strong><br />

Juli mit diesem Präparat behandelt. In stark gefährdeten Gebieten<br />

ist sogar eine weitere Behandlung im April erforderlich.<br />

<strong>Der</strong> richtige Zeitpunkt wird mit Hilfe von Fanglampen,<br />

die in den Reisfeldern installiert <strong>und</strong> von der F.S.A.A.E.<br />

kontrolliert werden, festgestellt. Diese Maßnahmen werden<br />

größtenteils vom spanischen Landwirtschaftsministerium subventioniert.<br />

Aus Kenntnis der Populationsdynamik sind folgende Zeitpunkte<br />

zur Bekämpfung günstig;<br />

- vor dem Schlüpfen der Larven,<br />

- kurz nach dem Schlüpfen der Larven,<br />

- im Juni bis Juli durch Ausbringung des Insektizids<br />

in das Oberstauvjasser, um neu geschlüpfte Motten<br />

<strong>und</strong> wandernde Larven zu töten.<br />

Mit den gleichen Präparaten werden auch die Sesamiaarten<br />

der französischen Reisbaugebiete bekämpft. Sie werden gleichzeitig<br />

bei der Bekämpfung der Stengelbohrer vernichtet. Nur<br />

ist dort heute eine großräumige Ausbringung aus der Luft<br />

nicht mehr möglich. Die Ausbringung erfolgt mit traktorgezogenen<br />

oder getragenen Motorspritzen.<br />

Die Sesamia spp. sind ebenfalls polyphag <strong>und</strong> fressen an zahlreichen<br />

Wildgramineen <strong>und</strong> Mais, wodurch die Bekämpfung in den<br />

sumpfigen Gebieten der Basse-Camargue besonders erschwert<br />

wird. Zwei bis drei Generationen sind jährlich zu erwarten.<br />

In den Reisbaugebieten von Sevilla <strong>und</strong> Badajoz hat sich ein<br />

anderer Schädling ausgebreitet, Eusarcoris inconspicus. Diese<br />

Wanze befällt die Körner im Milchreifestadium.Sie ist 5 bis<br />

6 mm lang <strong>und</strong> 3 bis 4 mm breit. Man findet sie bereits im<br />

Frühjahr an Gramineen <strong>und</strong> Zyperaceen, die sich in der Nähe<br />

der Reisfelder entwickeln. Erst Ende Juli beginnt die Ober-


- 154 -<br />

1<br />

Siedlung auf den Reis, wo nur die Körner befallen werden.<br />

Diese Plage wird in den Marismas mittels einer obligatorischen<br />

Bekämpfung, die von der F.S.A.A.E. mit Flugzeugen großräumig<br />

durchgeführt wird, unter Kontrolle gebracht. Die erste Bekämpfung<br />

erfolgt normalerweise Mitte Juli, da die ersten Symptome<br />

dann an den Wildgramineen <strong>und</strong> am Reis sichtbar werden. Weil<br />

die Persistenz der Produkte nur von geringer Dauer ist <strong>und</strong> so<br />

die Insekten mit ihrer zweiten Generation wieder neue Reisfelder<br />

befallen können, findet eine zweite Bekämpfung Ende<br />

August / Anfang September statt. Da in den Marismas aber auch<br />

späte Reissorten angebaut werden, wird häufig sogar eine dritte<br />

Ausbringung notwendig.<br />

Zur Bekämpfung dieser Plage wird das flüssige TRICHLORPHON<br />

mit 50% aktiven Wirkstoffs eingesetzt. Seltener werden MALA-<br />

THION, FENTHION <strong>und</strong> FENITROTHION ausgebracht (LOPEZ CAMPOS<br />

et al. 1975).<br />

In Italien <strong>und</strong> Spanien werden die jungen Reissaaten vielfach<br />

von Chironomiden geschädigt. Die im Schlamm lebenden "vermi<br />

rossi" (Chironomus cavazzai) zernagen die Keimlinge, wodurch<br />

die Saat nicht auflaufen kann. Häufig wird eine Nachsaat erforderlich.<br />

Späte, Ende Mai durchgeführte Aussaaten sind<br />

besonders stark gefährdet.<br />

Eine weitere Chironomidenart sind die "leccariso" (Cricotopus<br />

trifasciatus), die in Spanien, Frankreich <strong>und</strong> Italien verkommen.<br />

Sie dringen in die Samen ein <strong>und</strong> zerstören den wachsenden<br />

Embrio oder fressen die jungen Wurzelanlagen. Bei älteren<br />

Pflanzen werden die Blattscheiden oder die auf dem Wasser<br />

liegenden Blätter befallen, so daß nur noch die Blattadern<br />

übrigbleiben. Eine gute Bekämpfungsmaßnahme ist das Trockenlegen<br />

der Felder. Die"vermi rossi" hingegen können nur durch<br />

chemische Mittel in Verbindung mit der Unkraut- oder Insektenbekämpfung<br />

im Frühjahr hauptsächlich durch MALATHION oder<br />

TRICHLORPHON unter Kontrolle gebracht werden. Das ist der


- 155 -<br />

Gr<strong>und</strong>, weshalb sie bisher keinen größeren Schaden anrichten<br />

konnten (OHNESORGE 1968, S.37 f .; TINARELLI 1973, S.255).<br />

Die Zikaden, Macrosteies sexnotatus <strong>und</strong> Nephotettix bipunctatus,<br />

befallen neben Reis auch Wildgräser, V/eizen <strong>und</strong> Gerste.<br />

Sie durchlaufen mehrere Generationen im Jahr. Die Überwinterung<br />

erfolgt als Nymphe des vierten Stadiums in Diapause, die<br />

Adulten erscheinen Ende März.<br />

Eine chemische Bekämpfung erfolgt überwiegend mit Emulsionen<br />

von MALATHION, PARATHION sowie mit MALATHION-Staub, meist in<br />

Verbindung mit der Bekämpfung des Reisstengelbohrers. Eine<br />

systematische Bekämpfung der Zikaden aber erfolgt nicht, obwohl<br />

sie als Überträger von Virosen bekannt sind. Die eigentliche<br />

Schädigung durch Zikaden ist nicht so groß, daß der<br />

Einsatz von Chemikalien ökonomisch sinnvoll wäre.<br />

In den untersuchten Ländern findet man überwiegend den Einsatz<br />

von Netzpulver <strong>und</strong> Emulsionen. Bei dieser Applikationstechnik<br />

werden auch Raupen in den Blattscheiden <strong>und</strong> zum Teil bereits<br />

eingebohrte Raupen erreicht. Daher werden immer häufiger Insektizide<br />

als Spritzmittel durch Motorspritzen oder Flugzeuge<br />

ausgebracht <strong>und</strong> nicht in Staubform (Tab. 28).<br />

In Spanien werden die Reispflanzen kurz vor dem Auspflanzen<br />

in Insektizidemulsionen getaucht, was ein billiges Verfahren<br />

ist, das aber den verpflanzten Reis nur in den ersten Tagen<br />

schützt. Außerdem ist dieses Verfahren durch die Änderung der<br />

Anbaumethodik überholt.<br />

Die übrigen in der Tabelle 27 aufgeführten Insekten <strong>und</strong> Schadorganismen<br />

haben durch ihre besondere Lebensvjeise nur eine<br />

geringe negative VJirkung auf den Reisertrag. Daher V7erden sie<br />

entweder gar nicht chemisch bekämpft oder nur sek<strong>und</strong>är bei der<br />

Vernichtung anderer Organismen.


Tab. 27: Schädlinge im europäischen Reisbau<br />

I. Schadinsekten<br />

(Unter)Ordnung / gebräuchlicher Name zoologischer Name Bemerkungen Hauptver-<br />

Familie<br />

breitungsgebiet<br />

Sp. Fr. It.<br />

Lepidoptera Pyrali- Zünsler Nymphula njmpheata selten schädigend.<br />

dae leicht bekämpfbar + +<br />

Stengelbohrer Chile suppressalis stark schädigend in + + +<br />

(Pyrale, Barrena-<br />

Valencia, Tarragona,<br />

dor)<br />

Camargue<br />

Noctui- Eulenschmetterling Sesamia vuteri in Sumpfgebieten der +<br />

dae<br />

Camargue<br />

It<br />

Sesamia crética + +<br />

Conocephalus nitidu- It +<br />

lus<br />

Diptera Chironomi- Schwarmmücke (vermi Chironomus cavazzai stark wurzelschädi- + +<br />

dae rossi, grusano rojo) gend zu Beginn des<br />

Reiswachstums<br />

II<br />

Chironomus thummi +<br />

II<br />

Schwarmmücke (lecca- Cricotopus trifasci- + + +<br />

riso)<br />

a"tus<br />

II<br />

Ephydridae Dornfliege Hydrellia griseola + + +<br />

Stratiomyii- Waffenfliege Stratiomys chamae- +<br />

dae<br />

leon<br />

Trichoptera Leptoce- Köcherfliegen Triaenodes bicolor selten schädigend. +<br />

ridae<br />

leicht bekämpfbeu?<br />

Aphidina Chaitopho- Blattlaus Sipha glycerialis stets vorhanden mit +<br />

ridae<br />

geringer Population<br />

Heteroptera Pentato- Blattwanze (pudenta) Eusarcoris incon- stark schädigend nur +<br />

midae spieuus in Sevilla<br />

Homoptera Cicadidae Zikade Macrosteies sexnota- stets vorhanden mit + +<br />

II. Schadoreanismen<br />

tus geringer Population<br />

II n<br />

Nephotettix bipunct- + +<br />

atus<br />

■íSS'<br />

Mîi<br />

v.-'î’P ‘’?3SSf<br />

-'•■■fe''<br />

Crustaceae Eubran- Krabbe (copetta. Triops cranciformis sporadisch keimwurchiopoda<br />

notostra- apuce) zelschädigend + +<br />

cae<br />

Molluscae Gastropo- Planorba Planorbis sp. verursacht geringe +<br />

dae<br />

Schäden in der Jugendphase<br />

des Reises<br />

Annelidae Oligo- Ringelwürmer Branchiura sowerbyi sporadisch stcu?k wur +<br />

chaeta tubificidae<br />

zelschädigend<br />

Quelle: SORAUER 1913<br />

BLUNCK Bdd. »♦ I (19H9) U II (1953)<br />

51 (1953) 5 II (1954), 5 III (1956), 5 IV (1957)<br />

BÖRNER 1952<br />

KÜHN 1969<br />

DELUCCHI <strong>und</strong> KRANZ 1971<br />

BOUNIAS 1972<br />

CORNET 1972<br />

TINARELLI 1973<br />

LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />

RUBIO PEREZ 1976


Tab. 28: Die wichtigsten Insektizide im europäischen Reisbau<br />

aktiver<br />

Wirkstoff<br />

bekanntester<br />

Produktname<br />

akt. Wirkungsweise<br />

Wirkst.<br />

%<br />

Trichlorphon Dipterex SL 50 Fraß + Kontakt<br />

Emulsion<br />

Bemerkungen<br />

sehr wirksam gegen Chilo;<br />

gegen Dipteren u. Eusarcoris<br />

nach Saataufgang<br />

Ausbringungsform<br />

Hauptanwendungsland<br />

Sp. Fr. It.<br />

+ + +<br />

tl M tl<br />

Dipterex 50 lösl.Pulver wie Dipterex SL + +<br />

II f t II<br />

Fenitrothion Sumithion 50 gegen Eusarcoris, Chilo + +<br />

tt tl t t tl<br />

Fenthion Lebaycid 3 hauptsächlicher Einsatz + + +<br />

od. Granul. gegen Chilo u. Dipteren<br />

tt II<br />

Phenthoat Cidial 50 Staub fast nur gegen Eusarcoris +<br />

tl tt<br />

Malathion Detia<br />

50 Emulsion geringe Wirkung auf Chilo,<br />

Malathion<br />

hohe auf Eusarcoris <strong>und</strong><br />

Dipteren<br />

tl<br />

Detia Stäubol 3,5<br />

M tt<br />

Staub wie Detia Malathion + +<br />

Parathion Niran 10 G 10<br />

11 tt<br />

Granulat gegen Chilo u. Zikaden + +<br />

II<br />

Carposan 20 20<br />

tt tt<br />

Emulsion wie Niran + +<br />

tt<br />

Diazinon Basudin 5 G 5 Granulat sehr wirksam gegen Chilo<br />

+ +<br />

nach Saataufgang<br />

II<br />

Dimetylthiophosphat<br />

Dipteren n. Saataufgang<br />

Sumifene 50 E 50 Emulsion sehr gut gegen Chilo <strong>und</strong><br />

+<br />

Lindan Linda-forte 90<br />

II tl<br />

lösl.Pulver wie Sumifene + + ■+<br />

tt tt tt II tl<br />

Lindamul 12 sehr wirksam gegen Chilo + +<br />

während der Reiskeimzeit<br />

Carbaryl Pomex 50 system. tt t t II sehr gut gegen Dipteren + +<br />

Dimethoat Perfektion 37<br />

tl tt<br />

Emulsion allgemeines Insektizid +<br />

Phorat Thimet 10<br />

tt M<br />

Granulat gegen Dipteren +<br />

tt tt<br />

25<br />

II It<br />

Emulsion gegen Dipteren +<br />

Aldrin Aldrin 4 4 Fraß Granulat allgemeines Insektizid ■+<br />

Quelle: OHNESORGE 1968<br />

AUDEMARD 1971<br />

TINARELLI 1973<br />

LOPEZ CAMPOS 1970<br />

LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />

RUBIO PEREZ 1976<br />

MARTIN <strong>und</strong> WORTHING 1977<br />

+ +


158<br />

6 .3 Die wichtigsten Krankheiten<br />

Die Schädigungen der Reiskultur durch Insekten sind augenfällig;<br />

die Verluste aber, die durch Pilzkrankheiten hervorgerufen<br />

werden, werden häufig übersehen oder als geringfügig abgetan.<br />

Die immer in der Reiskultur vorhandenen Pilze bleiben<br />

meistens unterhalb der Schadensschwelle. Klimatische Schwankungen,<br />

wobei starke Niederschläge oder hohe Luftfeuchtigkeit<br />

günstige Voraussetzungen für eine Vermehrung bilden, oder die<br />

Bildung neuer physiologischer Rassen können aber zu verheerenden<br />

Epidemien führen.<br />

Die stetige Intensivierung <strong>und</strong> flächenmäßige Ausweitung des<br />

Reisbaus führte zu einer Ausbreitung der Epidemien. Die im Mittelmeerraum<br />

üblichen Hochleistungssorten sind teilweise sehr<br />

anfällig gegenüber Pilzkrankheiten, z.B. ROMEO, RIBE <strong>und</strong> ITAL-<br />

PATNA (TINARELLI 1973, S.17i*).<br />

Durch das kühle Klima in Frankreich <strong>und</strong> Italien wird der Reis<br />

bereits beim Keimen durch AuflaufKrankheiten geschädigt, an<br />

der in Italien alle in Tabelle 29 aufgeführten Pilze bis auf<br />

Sclerophthora, Helminthosporium bzw. Cochliobolus beteiligt<br />

sind. Oberwiegend findet man aber Saprolegnia spp. <strong>und</strong> Pythium<br />

spp., die nur den Keim unter kalten klimatischen Bedingungen<br />

befallen, sowie Fusarium moniliforme <strong>und</strong> Helminthosporium<br />

oryzae. <strong>Der</strong> gleichen Pilzflora begegnet man auch in Frankreich,<br />

nur überwiegen dort Fusarium moniliforme <strong>und</strong> Sclerotium<br />

oryzae. In Spanien hingegen verursachen Auflaufkrankheiten bis<br />

jetzt keine Schäden (Tab. 29).<br />

DITHIOCARBAMATE wie MANEB <strong>und</strong> MANCOZEB haben eine hohe fungizide<br />

Wirkung <strong>und</strong> werden wegen ihrer geringen Toxizität für<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier zur Saatgutbeizung in Italien <strong>und</strong> Frankreich<br />

eingesetzt (Tab. 30).<br />

Von Halm- <strong>und</strong> Fußkrankheiten v;erden alle Reisbaugebiete gleichermaßen<br />

befallen. Fusarium moniliformae <strong>und</strong> Sclerotium oryzae


- 159 -<br />

können hohe Verluste 20 bis 30 Tage nach der Saat an den Keimpflanzen<br />

bereiten. Die typische Fußkrankheit des Reises aber,<br />

hervorgerufen durch Sclerotium oryzae <strong>und</strong> Helminthosporium<br />

oryzae erscheint erst - je nach den klimatischen Bedingungen -<br />

im September oder Oktober. Sie kann zu starken Ernteverlusten<br />

führen, da das Getreide dann stark lagert oder vorzeitig abstirbt.<br />

S. oryzae wird in Spanien, Italien <strong>und</strong> Frankreich nur selten<br />

gefährlich, ruft dann aber doch mehr oder weniger starke Ertragsverluste<br />

hervor. H. oryzae in Verbindung mit F. moniliforme<br />

wirkt sich häufig in Italien schädigend aus, wird dort<br />

aber selten speziell bekämpft. Noch werden die Halm- <strong>und</strong> Fußkrankheiten<br />

überwiegend durch ackerbauliche Maßnahmen bekämpft»<br />

Geringere Stickstoffgaben bei anfälligen Sorten oder Verbrennen<br />

des Strohs <strong>und</strong> tiefes Einbringen der Stoppeln in den Boden sowie<br />

der Gebrauch von gebeiztem Saatgut <strong>und</strong> die Anwendung resistenter<br />

Sorten halten diese Krankheiten bisher gut unter Kontrolle.<br />

Die Blätter <strong>und</strong> Nodien des Reises werden hauptsächlich von<br />

P. oryzae, H. oryzae, S. macrospora <strong>und</strong> X. oryzae befallen.<br />

P. oryzae ruft die Brusone-Krankheit, eine der Hauptreiskrankheiten<br />

der Welt, hervor. Sie hat verschiedene Ursachen. Da die<br />

P. oryzae mehr als ein Schwächeparasit bezeichnet wird, wird<br />

er durch übermäßige Stickstoffdüngung besonders gefördert. Er<br />

hält sich an Ernterückständen <strong>und</strong> ist außerdem mit dem Saatgut<br />

übertragbar. Ungenügende Bodendurchlüftung <strong>und</strong> Entwässerung<br />

können ebenfalls zur Ausbreitung beitragen. Daher sind ackerbauliche<br />

Maßnahmen neben dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />

zur Bekämpfung der Brusone durchaus erforderlich. Optimale<br />

Sporolationsbedingungen findet er bei 20 bis 25° C (TINARELLI<br />

1973, S.231 ff.). Nach BOLHUIS (1971, S. 270) setzt sich die<br />

Brusone aus einer Vielzahl von Viruskrankheiten zusammen, was<br />

allerdings nicht bewiesen ist.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der hohen relativen Luftfeuchtigkeit ruft P. oryzae


- 160 -<br />

Tab. 29: Pilzkrankheiten im europäischen Reisbau<br />

Familie<br />

Fungi imperfecti<br />

Mycelia sterilia<br />

gebräuchlicher<br />

Name<br />

Stammfäule<br />

botanischer Name<br />

Helminthosporium<br />

oryzae^^<br />

Fusarium monilif<br />

orme<br />

Haup tver<br />

brei tung s-<br />

gebi et<br />

Sp. Fr. It.<br />

+ +<br />

+ +<br />

Fusarium culmorum + '+<br />

Alternaria spp. +<br />

Brusone Piricularia oryzae + + +<br />

Epicoccum purpurascens<br />

Rhizoctonia spp.<br />

Sclerotium oryzae ■+ ■+<br />

Oomycetes Phythium spp. +<br />

Ascomycetes<br />

Braunfleckenkrankheit<br />

Basidiomycetes<br />

Saprolegnia spp. +<br />

Sclerophthora macrospora<br />

+<br />

Achlya spp. ■+<br />

Cochliobolus miya-,<br />

beanus ^<br />

Corticium sasakii<br />

Bakterium Xantomonas oryzae +<br />

+<br />

+<br />

'+<br />

'+<br />

Virus <strong>und</strong><br />

Mycoplasma<br />

enrochat;<br />

giallume<br />

N.N.<br />

(vgl. S. 162)<br />

+ +<br />

Quelle: CORNET 1972<br />

TINARELLI 1973<br />

LOPEZ CAMPOS et al.<br />

RUBIO PEREZ 1976<br />

OU 1972<br />

1975<br />

1) Helminthosporium oryzae <strong>und</strong> Cochliobolus miyabeanus sind nach<br />

OU (1972) identisch. In Spanien <strong>und</strong> Frankreich ist noch die<br />

ältere Bezeichnung H. oryzae üblich, während in Italien schon<br />

C. miyabeanus gebraucht wird.


- 161 -<br />

Tab. 30: Die wichtigsten Fungizide im europäischen Reisbau<br />

aktiver<br />

Wirkstoff<br />

Benomyl<br />

Captan<br />

bekanntester<br />

Produktname<br />

Du Pont<br />

Benomyl<br />

Orthocid<br />

83<br />

akt. Ausbrin­<br />

Wirkst<br />

. form<br />

gungs­<br />

%<br />

50 lösl.<br />

Pulver<br />

83 lösl.<br />

Pulver<br />

Hinosan Hinosan 50 Emulsion<br />

Bemerkungen H a x ipta n-<br />

wer idur igslai<br />

xi<br />

Sp. Fr. It.<br />

gegen Piricularia u. + + +<br />

Helminthosporium 200<br />

-250 g/ha akt. Wirk.<br />

gegen Auflaufkrankheiten;<br />

Saatgutbeize<br />

protektiv u. kurativ<br />

gegen Piricularia<br />

0,3-0,5 1/ha a. W.<br />

tt H 2 staub 30-40 kg/ha Präparat ■+<br />

Kita zin Kitazin P 48 Emulsion<br />

Mancozeb<br />

Maneb<br />

Dithane<br />

M 45<br />

Nespor<br />

PB 80<br />

Zineb Zinosan 80 lösl.<br />

Pulver<br />

II<br />

Phytox<br />

Staub<br />

System. Wirkung auf<br />

Piricularia; 2x während<br />

d. Sprossens;<br />

30-40 kg/ha Präparat<br />

80 Pu Iv er Saatgutbeize; gegen<br />

Auflaufkrankheiten<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+ +<br />

80<br />

If<br />

wie Dithane + + +<br />

Heißwasserbeize; gegen<br />

AuflaufKrankheit<br />

9 Staub beizen <strong>und</strong> stäuben +<br />

+ +<br />

Antibiotica<br />

Kasugamycin Kasumin 2 lösl.<br />

Pulver<br />

Blasticidin Blasticidin<br />

S<br />

2 Emulsion<br />

kurativ u. protektiv<br />

gegen Piricularia;<br />

30-40 kg/ha Präparat<br />

Kontaktgift, kurativ<br />

gegen Piricularia;<br />

30-40 kg/ha Präparat<br />

+ +<br />

+ +<br />

Quelle: DELUCCHI <strong>und</strong> KRANZ 1971<br />

OU 1972<br />

TINARELLI 1973<br />

LOPEZ CAMPOS 1973<br />

LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />

MARTIN <strong>und</strong> WORTHING 1977


■i<br />

:<br />

I<br />

- 162 -<br />

im Ebrodelta <strong>und</strong> in den Marismas bei ungenügender Bekämpfung<br />

hohe Ernteverluste hervor. In der Albuferaniederung <strong>und</strong> im<br />

Rhonedelta ist ihr Auftreten nur selten. In Italien ist sie<br />

stets unter der Schadensschwelle vorhanden, ruft aber gelegentlich<br />

in verschiedenen Regionen Ertragseinbußen hervor.<br />

Eine weitere, weltweit verbreitete Reiskrankheit ist die Braunfleckenkrankheit<br />

(H. oryzae). Sie befällt den Reis in allen<br />

Stadien. Im Schadbild zeigen sich an den Keimpflanzen braune<br />

Flecken an den Koleoptilen <strong>und</strong> Keimwurzeln. Ähnliche Flecken<br />

findet man auf Blättern <strong>und</strong> Blattscheiden älterer Pflanzen.<br />

Auch hier sind acker- <strong>und</strong> pflanzenbauliche Maßnahmen die<br />

wichtigste Bekämpfung.<br />

In allen beschriebenen Reisbaugebieten kommt H. oryzae endemisch<br />

vor. Zur Bekämpfung dieser Krankheit <strong>und</strong> der P. oryzae<br />

werden Heißwasserbeize <strong>und</strong> Spritzmittel wie ZINEB, MANEB <strong>und</strong><br />

CAPTAN eingesetzt. Da sich aber schon mehrmals neue physiologische<br />

Rassen mit Resistenz gegen diese Mittel gebildet<br />

haben, ist man in Spanien <strong>und</strong> Italien dazu übergegangen, gegen<br />

diese Krankheiten Antibiotica einzusetzen (Tab. 30)(TINARELLI<br />

1973, S.235 f.; LOPEZ CAMPOS et al. 1975, S.51).<br />

Eine neue, unbekannte Krankheit hat in jüngster Zeit die Reisfelder<br />

<strong>Italiens</strong>, <strong>Spaniens</strong> <strong>und</strong> Portugals heimgesucht (it.:<br />

"giallume"; span.: "enrochat"). Wahrscheinlich sind die Erreger<br />

dieser Krankheit mycoplasmaähnliche Organismen, die durch<br />

die Zikade Macrosteies sexnotatus übertragen werden. Seit 1973<br />

stellte man aber auch in Verbindung mit dieser Krankheit wieder<br />

Viren fest. Damit ist die Ursache der Krankheit noch immer<br />

ungeklärt (TINARELLI 1973, S.237 ff.).<br />

1967 tauchte die Krankheit zum ersten Mal in Italien auf <strong>und</strong><br />

hat sich schnell über die <strong>Reisanbau</strong>gebiete Norditaliens ausgebreitet<br />

<strong>und</strong> dabei oft schwere Schäden angerichtet. Regional<br />

ist ihr in der Provinz Novara 1971 auf einigen Feldern die gesamte<br />

Ernte zum Opfer gefallen. Auch in der Provinz Valencia


163<br />

verursachte sie 1968 höhere Ertragseinbußen.<br />

Spezielle Bekämpfungsmaßnahmen sind aufgr<strong>und</strong> der unbekannten<br />

Ätiologie noch nicht entwickelt worden.<br />

6.4 Wirtschaftliche Anmerkungen zum Pflanzenschutz<br />

Es zeigt sich, daß der Pflanzenschutz wegen seiner ertragssichernden<br />

Wirkung ein wichtiges Betriebsmittel darstellt. Die<br />

Ausgaben für Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> -maßnahmen werden durch<br />

die hohen Hektarerträge in den Mittelmeerländern, Australien<br />

<strong>und</strong> Nordamerika gerechtfertigt (Tab. 1). Die stetige Zunahme<br />

am Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln nach dem Krieg zeigt<br />

eine Entwicklung weg vom arbeitsintensiven , hin zum kapitalintensiven<br />

Reisbau, was für Europa Vollmechanisierung <strong>und</strong> vorerst<br />

Direktsaatmethode bedeutet. Besonders der sprunghafte Anstieg<br />

im Verbrauch von Herbiziden macht diese Entwicklung deutlich<br />

(vgl. Kap. 4.2.2).<br />

Mit zunehmender Wirtschaftsintensität wächst auch die Bedeutung<br />

des Pflanzenschutzes. Die gegenwärtige Situation des Reisbaus<br />

verlangt eine aufwendige Wirtschaftsweise, wodurch über hohe<br />

Erträge die Kosten je Produktionseinheit relativ niedrig gehalten<br />

werden können. Das erklärt sich daraus, daß der Fixkostenanteil<br />

an den Gesamtkosten der Reisproduktion sehr hoch<br />

ist. Mit dem verstärkten Einsatz ertragssteigernder Betriebsmittel<br />

wie z.B. Mineraldünger steigt der Zwang zur Ertragssicherung.<br />

Wichtige Voraussetzung für die Umstellung auf die Direktsaat<br />

jedoch sind eine gute Bewässerungstechnik <strong>und</strong> genügend große<br />

Feldeinteilungen. Das Problem der Unkrautbekämpfung bei dieser<br />

Methode läßt sich heute durch den Einsatz chemischer<br />

Pflanzenschutzmittel lösen. Ein Kostenvergleich zwischen<br />

den beiden Anbaumethoden zeigt, daß der chemische Pflanzenschutz<br />

nur ein Drittel bis ein Viertel der Kosten des herkömmlichen<br />

Jätens mit der Hacke ausmacht (F.S.A.A.E. "Arroz"<br />

1966, S.7):


- 164 -<br />

Direktsaat<br />

Jäten<br />

132 AKh/ha 4 800 pts<br />

Herbizid<br />

180 pts<br />

Verteilen 16,5 AKh/ha 600 pts<br />

Maschine 2,52 h/ha 315 pts<br />

Abschreibung<br />

105 pts.<br />

Saatbeetmethode<br />

1 200 pts<br />

Jäten 99 AKh/ha 3 600 pts<br />

ä<br />

i<br />

<strong>Der</strong> geringe Bedarf von 99 AKh/ha bei der Pflanzmethode gegenüber<br />

132 AKh/ha bei direkter Saat in Spanien erklärt sich<br />

daraus, daß die Unkräuter bei dieser Art des <strong>Reisanbau</strong>s günstigere<br />

Wachstumsbedingungen vorfinden <strong>und</strong> dementsprechend<br />

intensiver per Hand gezogen werden müssen, was wiederum Rückwirkungen<br />

auf die Arbeitszeit hat. MATSUBAYASHI et al. (1963)<br />

kommen in Japan zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Die zweimalige<br />

Behandlung eines gepflanzten Feldes mit Herbiziden verringert<br />

den AKhi^Bedarf pro Hektar auf 15 gegenüber 225 bei dreimaligem<br />

Handjäten. Die relativen Kosten gegenüber dem Handjäten<br />

verringern sich um 75% <strong>und</strong> der Reisertrag steigt um 11,3%,<br />

Wie hoch Ertragsdepressionen durch einen einzelnen Schadorganismus<br />

sind, läßt sich unter Feldbedingungen nicht messen. Bei Ertragsausfällen<br />

sind stets mehrere Schadorganismen beteiligt, wobei<br />

einer das Gesamtbild bestimmen kann. Bisher sind in den behandelten<br />

Ländern gesonderte Untersuchungen über Erfolge von<br />

Pflanzenschutzmcißnahmen nicht vorgenommen worden. Sicher ist,<br />

daß Unkräuter den Ertrag erheblich mindern können, daher müssen<br />

sie im Reisbau unbedingt bekämpft werden. In Spanien, wo<br />

der Reis traditionsgemäß gepflanzt wurde, kamen Herbizide<br />

erst spät zur Anwendung, im Gegensatz zu Frankreich <strong>und</strong> Italien.<br />

Hemmend wirkte sich die Tradition auch auf die Einfüh­


- 165 -<br />

rung der Direktsaat <strong>und</strong> neuer Bewässerungssysteme, die weniger<br />

arbeitsintensiv <strong>und</strong> effektiver sind, aus (vergl. Kap. 4.2).<br />

Am häufigsten ist die Anwendung von Herbiziden; dann folgen<br />

Insektizide <strong>und</strong> Fungizide. Die Anwendung von Fungiziden jedoch<br />

hat im europäischen Reisbau noch keine größere Bedeutung erlangt<br />

.<br />

Die Verbreitung der einzelnen schädigenden Arten findet nicht<br />

in allen Gebieten gleich intensiv <strong>und</strong> einheitlich statt, so<br />

daß ihre Bekämpfungsmaßnahmen <strong>und</strong> die dazu benötigten Präparate<br />

stets neu überdacht werden müssen; denn es kommt hier nicht<br />

nur auf eine ertragreiche Produktion an, sondern auf deren<br />

Rentabilität. Produktionskosten <strong>und</strong> Erlös müssen in einem angemessenen<br />

Verhältnis stehen. Daher kann, außer bei der ersten<br />

Ausbringung von Herbiziden, kein fester Plan für den Pflanzenschutz<br />

im Reisbau aufgestellt werden.<br />

Tabelle 31 zeigt, daß in Italien in einem durchschnittlichen<br />

Betrieb <strong>und</strong> einem durchschnittlichen Jahr ganz andere Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

getroffen werden als in den Betrieben der<br />

spanischen Ostküste. Nur die Betriebe in den Marismas sind in<br />

etwa mit den italienischen zu vergleichen. Sie benutzen beide<br />

das Herbizid ORDRAM 6 in vergleichbaren Mengen. Außerdem werden<br />

noch Herbizide gegen regional auftretende Unkräuter ausgebracht.<br />

Legt man die offiziellen Zahlen zum Kostenaufwand eines<br />

Hektar Reises zugr<strong>und</strong>e (F.S.A.A.E.-Sevilla 1975 <strong>und</strong> 1976;<br />

C.I.R.I. 1976), so ergibt sich für beide Länder, daß ca. 10<br />

bis 12% der Kosten auf Pflanzenschutzmittel entfallen (Tab. 31).<br />

In den spanischen Provinzen ist in diesen Kosten bereits die<br />

großräumige Ausbringung von Insektiziden mit Kleinflugzeugen<br />

enthalten, die vom Staat subventioniert werden. So<br />

wurden 1974 in der Provinz Valencia zur Bekämpfung des Stengelbohrers<br />

(C. suppressalis) durch die Bauern 1 685 pts/ha<br />

(75,74 DM) aufgewendet. In der Provinz Tarragona betrugen die<br />

Kosten für die gleiche Bekämpfungsmaßnahme nur 1 372 pts/ha


- 167<br />

(61,65 DM), In den Marismas wurden 825 pts/ha (37,08 DM) zur<br />

Bekämpfung der Wanze (E, perlatus) <strong>und</strong> 629 pts/ha (28,27 DM)<br />

gegen die Schwarmmücke (C. cavazzai) aufgewendet (Memoria de<br />

la F.S.A.A.E., Campaña 1973/74, Valencia 1975).<br />

Die Art der Flugzeugausbringung ist nur in großen geschlossenen<br />

Reisgebieten möglich. In Italien, wo Reis neben anderen Kulturen<br />

angebaut wird, setzt man nur selten Kleinflugzeuge ein, da<br />

Nachbarkulturen aufgr<strong>und</strong> von Abdrift geschädigt werden können.<br />

Das ist auch der Gr<strong>und</strong>, warum in den Marismas Herbizide nur<br />

ganz selten mit dem Flugzeug ausgebracht werden. Die Ausbringung<br />

kann nur bei Windstille bis ca. neun Uhr erfolgen. Danach<br />

setzt regelmäßig ein mehr oder weniger starker Südwind ein. Die<br />

Huerta am Rande der Marismas würde dann durch die Herbizide<br />

erheblich geschädigt werden.<br />

7. Das Wirtschaftsgefüge der südwesteuropäischen Reisgebiete<br />

7.1 Betriebsgrößen<br />

7.1.1 Marismas<br />

Wie in Tabelle 33 dargestellt, beträgt die durchschnittliche<br />

Betriebsgröße im marismenischen Reisbaugebiet 1972/73<br />

22,04 ha (Angaben der F.S.A.A.E. 1976). Die vorherrschende<br />

. 1 )<br />

Betriebsgröße liegt bei 10 bis 50 ha . Kleinbetriebe bis<br />

zu 10 ha machen nur 12,4% der gesamten Reisbaufläche aus. In<br />

der Betriebsgrößenklasse zwischen 10 <strong>und</strong> 50 ha gibt es eine<br />

auffällige Häufung der Betriebe. Da die Pacht hier weit verbreitet<br />

ist, scheint diese Größenklasse ein hohes Maß an<br />

Ausnutzung der Produktionsfaktoren zu gewährleisten.<br />

Die Marismas sind das einzige spanische Reisgebiet, das seine<br />

Anbauflächen kontinuierlich erweitert (Tab. 23, Spalten 3 <strong>und</strong><br />

4). Ein Zuwachs sowohl in der Betriebsanzahl als auch der Anbaufläche<br />

ist in der Gruppe der Kleinbetriebe zu verzeichnen.


- 16?<br />

1 f<br />

Durch die Erschließung der Randgebiete für den Rexsbau konnten<br />

1 ) . . . .<br />

Kleinbetriebe entstehen sowie einige Mittelbetriebe in die<br />

Kategorie der Großbetriebe überwechseln. Das zeigt sich in der<br />

absoluten <strong>und</strong> relativen flächenmäßigen <strong>und</strong> anzahlmäßigen Abnahme<br />

der Mittelbetriebe bei gleichzeitiger Zunahme der Großbetriebe<br />

zwischen 50 <strong>und</strong> 100 ha.<br />

Die Zahl der Großbetriebe über 100 ha hat sich von 11 auf 18<br />

erhöht, das entspricht einer Steigerung von 1,2% auf 1,8%<br />

aller Betriebe <strong>und</strong> einer Abnahme der Fläche von 15,4% auf<br />

10,9%. So stellt sich der Großgmndbesitz in der Statistik dar.<br />

Da dem Großgr<strong>und</strong>besitz aber weniger steuerliche <strong>und</strong> genossenschaftliche<br />

Vergünstigungen zugebilligt werden, sind viele<br />

Großgr<strong>und</strong>besitzer dazu übergegangen, den Besitz an Familienmitglieder<br />

<strong>und</strong> Pächter auf dem Papier auf zuteilen. Daher kann angenommen<br />

werden, daß der prozentuale Anteil des Großgr<strong>und</strong>besitzes<br />

höher ist als angegeben. Die zunehmende Zahl der Betriebe<br />

von 1967 bis 1973 <strong>und</strong> besonders die Zunahme der Anzahl<br />

im Größenbereich von 50 bis 100 ha von 1970 bis 1973 um 26 Betriebe<br />

unterstreicht diese Tendenz, genau wie die steigende<br />

Anzahl der Pachtbetriebe (Tabb. 32, 33, 34).<br />

Tab.<br />

32: Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fäche<br />

in der Provinz Sevilla<br />

Jahr<br />

Zahl der<br />

Betriebe<br />

Gesamtfläche<br />

in ha<br />

0 Betriebsgröße<br />

in ha<br />

1967 919 20 540 22,35<br />

1970 839 22 006 22,04<br />

1973 991 21 837 22,04<br />

1975 905 22 726 25,11<br />

Quelle: F.S.A.A.E.-Sevilla 1976


169 -<br />

Tab. 33; Die Betriebsgrößenverhältnisse im marismenischen<br />

Reisgebiet 1966/67 <strong>und</strong> 1972/73<br />

Betriebs- Betriebe Prozente<br />

größen in An zahl Fläche in ha Anzahl Fläche<br />

ha 1967 1973 1966/67 1972/73 1967 1973 1967 1973<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

0 - 5 60 65 203 223 6,5 6,5 1,0 1,0<br />

5 - 1 0 234 304 1 897 2 476 25,6 30,7 9,2 11,3<br />

10 - 50 570 534 12 069 11 867 62 ,0 53,9 58,7 54,4<br />

50 - 100 44 70 3 209 4 884 4,8 7,1 15,6 22,4<br />

> 100 11 18 3 162 2 387 1,2 1,8 15,4 10,9<br />

Gesamt 919 991 20 540 21 837 100 100 100 100<br />

0 Betriebsgröße 1966/67 21,20 ha<br />

0 Betriebsgröße 1972/73 22,04 ha<br />

Tab. 33a: Die marismenischen Betriebsgrößenverhaltnisse im Vergleich<br />

zu denen aller spanischen Reisbetriebe 1972/73<br />

Bezeichnung Gesamtfläche Anzahl d. Bauern 0 Betriebsgröße<br />

Sevilla<br />

Spanien<br />

Anteil<br />

21 837,06 ha<br />

58 284,15 ha<br />

37,40<br />

991<br />

18 178<br />

5,4<br />

1) Anteil der Marismas an Spanien<br />

2) Spanischer Durchschnitt im Vergleich zu Sevilla<br />

22,04 ha<br />

3,20 ha<br />

14,50<br />

Quelle: F.S.A.A.E. Memoria 1966<br />

F.S.A.A.E.-Sevilla 1976<br />

Die Sozialstruktur in den Marismas wird stark durch Bewirtschaftungsform<br />

<strong>und</strong> Betriebsgröße bestimmt. Auf der einen Seite<br />

stehen Großunternehmen, auf der anderen landlose Arbeiter, die<br />

in Zeiten der Arbeitsspitzen beschäftigt wurden. Durch die fast<br />

vollständig durchgeführte Vollmechanisierung <strong>und</strong> den Anbau neuer<br />

Sorten wurden die Arbeitsspitzen abgebaut <strong>und</strong> die Arbeitskräfte<br />

freigestellt. Ein großer Teil dieser Arbeiter hat heute<br />

Beschäftigung in der verarbeitenden Industrie gef<strong>und</strong>en.


- 170 -<br />

1<br />

Tab. 34: Bewirtschaftungsverhältnisse im marismenischen Reisbaugebiet<br />

1965 <strong>und</strong> 1973<br />

Bewirt- Anzahl der Reisfläche in<br />

Schaf- Besitzer ha<br />

Prozente<br />

Besitzer bzw. Reisfläche<br />

tungsform bzw Pächter<br />

Pächter<br />

1965 1973 1965 1973 1965 1973 1965 1973<br />

Eigentum<br />

(propri- 433 580 8 459 9 711 49,2 53, 5 44,2 44, 5<br />

edad)<br />

Pacht<br />

(arrien- 169 396 5 503 8 813 19,3 36,5 28,7 40,3<br />

do)<br />

Halbpacht<br />

(aparee- 277 108 5 208 3 313 31,5 10,0 27,1 15,2<br />

ria)<br />

Gesamt 879 1 084 19 170 21 837 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle: F.S.A.A.E. Memoria 1966, S.53<br />

RUBIO PEREZ (1976)<br />

Die Bodenbesitzarten sind Eigentum, Pacht <strong>und</strong> Halbpacht. Bei der<br />

Halbpacht stellt der Verpächter das Land <strong>und</strong> Teile der Produktionsmittel<br />

zur Verfügung <strong>und</strong> erhält dafür ungefähr 30% des Ertrages.<br />

Bei der Pacht wird ein Pachtzins an den Verpächter entrichtet.<br />

1973 betrug die Pacht 1 500 bis 2 000 pts/ha (68,- DM<br />

bis 91,-DM)(RUBI0 PEREZ 1976).<br />

1965 wurden 49,2% der Betriebe vom Eigentümer, der Rest von<br />

Pächtern bewirtschaftet, wobei die Form der Halbpacht auffällig<br />

hoch war (Tab. 34). Die durchschnittliche Größe der Pachtbetriebe<br />

lag bei 32,6 ha (1973 bei 22,3 ha) <strong>und</strong> die der Teilpacht bei<br />

18,8 ha (1973 bei 30,7 ha).<br />

Nach Berechnungen der F.S.A.A.E.-Sevilla brachte 1973 die Halbpacht<br />

für den Eigentümer den höchsten Gewinn. An zweiter Stelle<br />

stand die Eigenbewirtschaftung mit direkter Aussaat. Daß<br />

Halbpacht relativ wenig für den Pächter einbringt, zeigt sich<br />

am Rückgang dieser Wirtschaftsform von 1965 bis 1973. Die Pacht<br />

<strong>und</strong> das Eigentum sind heute die bevorzugten Wirtschaftsformen<br />

in den Marismas.


171<br />

7.1.2 Albuferaniederung<br />

Die kleinsten Betriebsgrößen im <strong>Reisanbau</strong> <strong>Spaniens</strong> finden sich<br />

in der Provinz Valencia (Tab. 35 <strong>und</strong> 36). Vor 1965 betrug die<br />

durchschnittliche Größe der Reisbetriebe weniger als einen<br />

Hektar. Das bedeutet, daß 72% aller Reisbetriebe nur 26,8%<br />

der Gesaratreisflâche bewirtschafteten.<br />

Faßt man die Kleinbetriebe bis 10 ha zusammen, dann leben 1971<br />

98,6% aller Betriebe von 89% der Gesamtreisbaufläche. 1965<br />

lebten noch 99,2% von 87,3% . Die kleinsten Betriebe scheiden<br />

aus der Produktion zugunsten der Betriebe zwischen 10 bis<br />

15 ha aus. Die drei Großgr<strong>und</strong>besitzer mit einem Besitz zvjischen<br />

50 <strong>und</strong> 100 ha fallen mit 1,3% Anteil an der Gesamtfläche<br />

nicht ins Gewicht.<br />

In dieser Region zeigt sich eine deutliche Tendenz zur Vergrößerung<br />

der Betriebe <strong>und</strong> zur Aufgabe des Reisbaus an marginalen<br />

Standorten. Es geht deutlich aus der Statistik hervor,<br />

daß die Betriebe zwischen 1942 <strong>und</strong> 1961 vergrößert vnirden unter<br />

Beibehaltung der Gesamtreisbaufläche. Zwischen 1961 <strong>und</strong><br />

1971 ist ebenfalls eine Zunahme der Betriebsgrößen zu verzeichnen,<br />

aber auch eine abnehmende Gesamtfläche (Tab. 35). Staatliche<br />

Prämien unterstützen diese Entwicklung. Es kommt hinzu,<br />

daß die Standortfaktoren für andere Kulturen wie FrUhgemüse<br />

oder Obst hier geeigneter sind als im Ebrodelta, wo der Anbauwandel<br />

nach kürzer Zeit rückgängig gemacht wurde.<br />

Tab. 35: Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fläche<br />

in der Provinz Valencia<br />

Zahl der<br />

Betriebe<br />

Gesamtfläche<br />

in ha<br />

0 Betriebsgröße<br />

in ha<br />

Jahr<br />

D<br />

1942 32 891 2 5 796 0,78<br />

1961^^ 2 5 803 2 5 387 0,98<br />

19 6 5^^ 18 180 20 39 3 1,12<br />

1971^^ 12 000 16 967 1,41<br />

Quelle: 1) Mapa Agr. Sueca II, S. 32<br />

2) F.S.A.A.E.-Valencia


- 172 -<br />

1<br />

Tab.<br />

36: Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Provinz<br />

Valencia 1964/65 <strong>und</strong> 1970/71<br />

Betriebs- Betriebe Prozente<br />

größen in Anzahl Fläche in ha Anzahl Fläche<br />

ha 1965 1971 1964/65 1970/71 1965 1971 1965 1971<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

0 - 0,33 6 514 3 343 1 414,4 772,3 35,8 27,9 6,9 4,6<br />

0,33 - 0,66 4 245 2 738 2 121,6 1 370,7 23,4 22,8 10,4 8,0<br />

0,66 - 1 2 305 1 662 1 932,0 1 400,3 12,7 13,9 9,5 8,3<br />

1 - 3 3 704 2 918 6 303,4 5 032,2 20,4 24,3 30,9 19,7<br />

3 - 5 815 733 3 110,1 2 747,6 4,5 6,1 15,3 16,2<br />

5 - 10 440 441 2 917,4 2 929,7 2,4 3,7 14,3 17,3<br />

10 - 50 154 162 2 371,1 2 492,5 0,8 1,4 11,6 14,7<br />

50 - 100 3 3 222,7 221,5 • • 1,1 1,3<br />

> 100 - - - - - -<br />

Gesamt 18 180 12 000 20 392,7 16 966,8 100 100 100 100<br />

0 Betriebsgiröße 1964/65 1,12 ha<br />

0 Betriebsgröße 1970/71 1,41 ha<br />

Quelle: F.S.A.A.E. Memoria 1966<br />

F.S.A.A.E.-Valencia 1976<br />

Die Art der Halbpacht ist in Valencia nicht vertreten <strong>und</strong><br />

auch die Pacht betrug 1975 nur 25% der Gesamtfläche. Die Eigenbewirtschaftung<br />

tritt in den letzten Jahren immer stärker in<br />

den Vordergr<strong>und</strong> (pers. Auskunft F.S.A.A.E. - Valencia 1976)<br />

sowie die Vergrößerung der Betriebe. Nur langsam vollzieht<br />

sich hier der Obergang von der selbstgenügsamen <strong>und</strong> am Eigenbedarf<br />

orientierten zur marktorientierten Wirtschaftsweise.<br />

Hinzu kommt, daß in diesem Gebiet viele Reisbauern ihren<br />

Kleinstbesitz nur im Nebenervjerb bewirtschaften. Die Bewirtschaftung<br />

erfolgt von der gesamten Familie in Freizeit- <strong>und</strong><br />

Wochenendarbeit. Die Bauern arbeiten hauptsächlich in der<br />

Valencianischen Industrie, im Hafen oder in der Huerta. Aus<br />

dieser Sicht ist es zu verstehen, daß sich der Wandel vom


- 173<br />

Kleinstbetrieb zum Mittelbetrieb nur langsam vollzieht. Auch<br />

ist es verständlich, daß hier stärker an Traditionen, wie sie<br />

die Pflanzmethode darstellt, festgehalten wird; denn jede Änderung<br />

der Anbaumethode birgt durch Unkenntnis der Dinge ein<br />

Risiko in sich <strong>und</strong> kann dadurch Ertragseinbußen hervorrufen.<br />

Das aber schmälert den Ertrag der Nebenarbeit.<br />

7.1.3 Ebrodelta<br />

Die durchschnittliche Betriebesgröße im Ebrodelta beträgt<br />

3.3 ha (Tab. 37) (Angaben der F.S.A.A.E. - Valencia 1976).<br />

<strong>Der</strong> Kleinbesitz bis zu 10 ha tritt hier sehr stark in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

95,8% aller Betriebe bewirtschaftet 1971 nur 71,8%<br />

des tortosinischen Reisbaugebietes (Tab. 38).<br />

Die mittleren Betriebsgrößen mit 10 ha sind auf die Kolonisa-<br />

. . . 1 )<br />

txon des Deltas xn den fünfzxger Jahren zurückzuführen<br />

Großbetriebe sind in der Statistik der F.S.A.A.E. heute fast<br />

nicht zu finden, da auch hier die Neigung besteht, den Besitz<br />

offiziell in Untereinheiten aufzustellen, um in den Genuß der<br />

Tab. 37: Entwicklung der Betriebsgröße <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fläche<br />

in der Provinz Tarragona<br />

Jahr<br />

Zahl der<br />

Betriebe<br />

Gesamtfläche<br />

in ha<br />

0 Betriebsgröße<br />

in ha<br />

1962^^<br />

7 778 19 475 2,5<br />

1965^^ 4 935 11 836 2,4<br />

1971^^ 3 812 12 730 3,3<br />

Quelle: 1) Angabe der Bewässerungsgemeinschaften in Tortosa<br />

<strong>und</strong> Amposta<br />

2) Angaben der F.S.S.A.E. - Valencia<br />

1) Dabei wurden vom I.N.C. Landlose von 10 ha Größe an Kolonisten<br />

abgegeben, die in Villafranco del Delta angesiedelt<br />

wurden.


- 175<br />

staatlichen Vergünstigungen zu gelangen. Von den 1962 registrierten<br />

2U2 Betrieben in der Größe zwischen 10 <strong>und</strong> 100 ha<br />

bestanden 1965 nur noch 126. Von den 23 Betrieben über 100 ha<br />

blieben nur noch zwei. 1971 waren es viieder 155 größere Betriebe,<br />

deren Größen aber unter 50 ha blieben, nur 13 lagen<br />

darüber. Auch hier ist eine starke Tendenz vom Kleinst- <strong>und</strong><br />

Kleinbetrieb hin zum mittleren Betrieb zu verzeichnen.<br />

Nach LOPEZ CAMPOS et al. (1975, S.13) sind fast die Hälfte<br />

aller Betriebe gepachtet, etwas über 10% stehen in Teilpacht<br />

<strong>und</strong> 42% sind Eigentum.<br />

Die starke Abnahme der <strong>Reisanbau</strong>fläche <strong>und</strong> der Betriebe zwischen<br />

1962 <strong>und</strong> 1965 ist auf den staatlich propagierten <strong>und</strong><br />

unterstützten Fruchtwechsel zurückzuführen, der in den folgenden<br />

Jahren wieder größtenteils rückgängig gemacht werden<br />

mußte, aufgr<strong>und</strong> der ungünstigen pedologischen Bedingungen<br />

für andere Kulturen als Reis (vgl. Kap. 2.3.2).<br />

Nebenerwerb wie in Valencia gibt es für die Kleinbauern des<br />

Deltas nicht. Sie können nur als Saisonkräfte bei den Großbetrieben<br />

zur Reissaat, die hier noch überwiegend mit der Hand<br />

durchgeführt wird, Arbeit finden oder bei der Pflege <strong>und</strong><br />

Ernte in den Gemüsebetrieben der Huerta. Größere Industriebetriebe<br />

gibt es in diesem Gebiet noch nicht, abgesehen von<br />

dem staatlich stark unterstützten Plan, das Delta mit seinen<br />

weiten Stränden für den Tourismus zu erschließen.<br />

Staatliche Subventionen <strong>und</strong> Vergünstigungen bei der Schädlingsbekämpfung,<br />

der Beschaffung von Saatgut <strong>und</strong> Dünger werden<br />

hier überwiegend dem Kleinst- <strong>und</strong> Kleinbetrieb gewährt,<br />

der damit in die Lage versetzt wird, seine Familie vom Ertrag<br />

seines Betriebes zu ernähren.<br />

<strong>Der</strong> Reisbau trägt zur Erschließung des gesamten Deltagebietes<br />

bei.


176 -<br />

1<br />

7.1.H Rhonedelta<br />

80% der gesamten <strong>Reisanbau</strong>fläche der Camargue waren 1966 auf<br />

29% aller Reisbetriebe mit Betriebsflächen ab 50 ha verteilt.<br />

55% der Betriebe bewirtschafteten nur 8,6% der Gesamtfläche<br />

(Tab. 40). Die Betriebsgröße war dabei stets kleiner als<br />

25 ha. Diese zu den Betrieben der Albufera-Niederung vergleichsweise<br />

großen Betriebe konnten die Lohnsteigerungen<br />

durch Mechanisierung nicht mehr auffangen, da Industriegüter<br />

im Vergleich zu Agrargütern noch viel teurer waren. Zu dem<br />

Zeitpunkt konnte auch der Anbau anderer Kulturen keine Erhöhung<br />

des Reingewinns erbringen. Die Folge war in den meisten<br />

Fällen der Verkauf an kapitalstarke Unternehmen. Dadurch<br />

ist in der Camargue eine immer stärker zunehmende Besitzkonzentration<br />

zu verzeichnen. 1951 betrug die durchschnittliche<br />

Größe eines Betriebes 10,5 ha, 1966 hingegen schon 36 ha<br />

(Tab. 39).<br />

Tab.<br />

39: Entwicklung der Betriebsgröße <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fläche<br />

in der Camargue<br />

Jahr<br />

Zahl der<br />

Betriebe<br />

Gesamtfläche<br />

in ha<br />

0 Betriebsgröße<br />

in ha<br />

1951 1 875 20 000 10,5<br />

1961 1 594 3 3 500 21,0<br />

1965 828 2 9 500 36,0<br />

Quelle: Patissier 1962<br />

Schacht 1971, S. 129<br />

Um dem verstärkten Konkurrenzdruck der Großbetriebe auszuweichen,<br />

haben sich die mittleren Reisbaubetriebe mit Betriebsgrößen<br />

zwischen 25 <strong>und</strong> 100 ha zu Genossenschaften vereinigt.<br />

Das Fehlen von Kleinbetrieben <strong>und</strong> die geringe Zahl von Fachbetrieben<br />

weisen auf eine starke kapitalintensive Wirtschaftsweise<br />

in dieser Region hin.<br />

Neuere Zahlen über die Betriebsgrößen <strong>und</strong> die Veränderungen<br />

der Besitzverhältnisse sowie über die Bewirtschaftungsart


- 177 -<br />

Tab. ^tO: Die Betriebsgrößenverhältnisse im französischen<br />

Reisbaugebiet Camargue 1966<br />

Betriebsgrößen Betriebe Prozente<br />

in ha Anzahl Fläche in ha Anzahl Fläche<br />

0 - 2 5 460 2 530 55,5 8,6<br />

25 - 50 128 3 370 15,5 11,4<br />

50 - 100 126 6 7 50 15,2 22,9<br />

100 - 200 85 8 700 10,3 29,5<br />

> 200 29 8 150 3,5 27,6<br />

Gesamt 828 2 9 500 100 100<br />

0 Betriebsgröße 36 ha<br />

Quelle: S,R.F.-Angaben 1976<br />

Schacht 1971, S. 128<br />

waren nicht zu ermitteln. Sämtliche Veröffentlichungen übergehen<br />

dieses Thema, <strong>und</strong> präzise AuslcCnfte sind nicht zu erhalten.<br />

7.1.5 Poebene<br />

Zwischen 1965 <strong>und</strong> 1975 hat der italienische Reisbau eine sehr<br />

dynamische Entwicklung durchgemacht. Die Anzahl der Betriebe<br />

unter 3 ha hat sich um die Hälfte verringert <strong>und</strong> die durchschnittliche<br />

Größe der Betriebe hat sich verdoppelt (Tab. 42).<br />

Auch die Anzahl der Betriebe über 100 ha hat sich in diesem<br />

Zeitraum mehr als verdoppelt, von 98 auf 218. Ebenfalls besteht<br />

eine starke Tendenz zur Eigenbewirtschaftung, was eine<br />

Abnahme der Pachtbetriebe zur Folge hat (Tab. 41). <strong>Der</strong> Italienische<br />

Reisbau tendiert iTiuner stärker zum mittleren <strong>und</strong><br />

großen Betrieb, wie aus Tabelle 43 deutlich hervorgeht.<br />

Die Stützung der Agrarpreise durch den italienischen Staat<br />

bevorzugt die Inhaber mittlerer <strong>und</strong> großer Betriebe, die<br />

größtenteils voll mechanisiert sind <strong>und</strong> daher einen geringen


- 178 -<br />

Tab. 41: Bewirtschaftungsformen der Reisbaufläche in der Provinz<br />

Vercelli in Prozent<br />

Jahr Eigentum Pacht andere Formen<br />

1961 67,1 32,4 0,5<br />

1970 83,8 16,0 0,2<br />

Quelle: GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974<br />

Tab. 42: Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />

in der Poebene<br />

Jahr<br />

Zahl der<br />

Betriebe<br />

Gesamtfläche<br />

in ha<br />

0 Betriebsgröße<br />

in ha<br />

1965 17 373 130 924 7,54<br />

1970 15 611 178 779 11,45<br />

1975 12 163 175 314 14,41<br />

Quelle: E.N.R. 1976<br />

Arbeitskräftebedarf aufweisen. Auf der anderen Seite werden<br />

durch die pemanent günstige Marktlage auch marginale Betriebe<br />

motiviert, Reis anzubauen (vgl. Kap. 4.7).<br />

Die Politik der Agrarpreisstützung war es aber auch, die dazu<br />

führte, daß die italienische Reisbaufläche wieder um ca.<br />

35 000 ha vergrößert wurde unter gleichzeitiger Vergrößerung<br />

der durchschnittlichen Betriebsgrößen.<br />

7.1.6 Auswirkungen der Betriebsgrößen<br />

In der augenblicklichen europäischen Wirtschaftssituation hat<br />

im Reisbau der Großbetrieb die besseren Chancen, rentabel zu<br />

arbeiten <strong>und</strong> auch in Zukunft weiter zu bestehen. Die ökologischen<br />

Nachteile, die zum Reisbau zwingen, können durch einen<br />

höheren Kapitaleinsatz ausgeglichen werden. In einer Konkurrenzsituation,<br />

wie sie entsteht, wenn Spanien dem Gemeinsamen<br />

Markt beitritt, sind die spanischen Betriebe ökonomisch im<br />

Nachteil, da sie auf dem meist absoluten Reisland gezwungen


179 -<br />

Tab. 1+3: Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Poebene 1955,<br />

1970 <strong>und</strong> 1975<br />

Betriebsgrößen<br />

in<br />

ha<br />

Anz<br />

1965<br />

ahl der Be triebe<br />

1970 1975<br />

Bet<br />

1965<br />

riebe i n %<br />

1970 1975<br />

1 2 3 4 5 6<br />

0 - 3 9 8 50 7 109 4 623 56,7 45,8 38,0<br />

3 - 1 0 4 343 4 313 3 2 50 25,0 27,8 26,7<br />

10 - 25 1 953 2 347 2 370 11,2 15,1 19,5<br />

25 - 50 795 1 065 1 131 4,6 6,9 9,3<br />

50 - 100 334 518 571 1,9 3,3 4,7<br />

> 100 98 163 218 0,6 1,1 1,8<br />

Gesamt 17 373 15 515 12 163 100,0 100,0 100,0<br />

Gesamtanbaufläche 1965: 130 924 ha<br />

<strong>Italiens</strong><br />

1970: 178 779 ha<br />

0 Betriebsgröße 1965:<br />

1975: 175 314 ha<br />

1970:<br />

1975:<br />

7,54 ha<br />

11,45 ha<br />

14,41 ha<br />

r<br />

:V<br />

ft<br />

ii<br />

■ ...a<br />

Quelle: E.N.R. 1976<br />

sind, höhere Investitionen als die Betriebe der Poebene vorzunehmen.<br />

Nur die mittleren <strong>und</strong> großen Betriebe der Marismas<br />

könnten aufgr<strong>und</strong> des günstigeren Klimas <strong>und</strong> einer damit verb<strong>und</strong>enen<br />

längeren Vegetationsphase echte Konkurrenten der<br />

italienischen Anbieter werden. Außerdem sind die meisten<br />

spanischen Betriebe gezwungen, wegen der ungünstigen pedologischen<br />

Standorte beim Monokulturreisbau zu verharren, d.h.,<br />

es kann sich weder eine Fruchtfolge herausbilden, noch kann<br />

auf gewinnbringende Kulturen übergegangen werden. In Italien<br />

sind diese Möglichkeiten auch bei einem Preisverfall aufgr<strong>und</strong><br />

der Standortverhältnisse gegeben.<br />

Ein Großbetrieb, der überwiegend Monokultur betreibt, ist<br />

einem größeren Anbaurisiko ausgesetzt als ein Kleinbetrieb,


- 180<br />

}<br />

der mit Familienmitgliedern arbeitet. Allerdings kann dieses<br />

Risiko gemindert werden durch einen höheren Kapitaleinsatz<br />

(Dünger, Pflanzenschutz, Wasserzufuhr, Maschinen, Trocknungsanlagen,<br />

neue Sorten) <strong>und</strong> besseres Management. Es kommt hier<br />

also überwiegend auf Ertragssicherung <strong>und</strong> eine erhöhte Arbeitsproduktivität<br />

an, da die Arbeitskraft in der Gesamtbilanz<br />

die höchsten Kosten verursacht.<br />

i<br />

<strong>Der</strong> Kleinbetrieb ist auf eine erhöhte Bodenproduktivität ausgerichtet,<br />

da ihm meist genügend Familienarbeitskräfte pro<br />

Hektar zur Verfügung stehen. Durch Minimierung des teuersten<br />

Faktoreinsatzes wird seine Verwertung maximiert, d.h., der<br />

Kapital- bzw. Maschineneinsatz erfolgt nur in ganz geringem<br />

Maße. Ein gutes Beispiel hierfür stellt die Region Valencia dar.<br />

Hier überwiegen die Klein- <strong>und</strong> Kleinstbetriebe, die den geringsten<br />

Mechanisierungsgrad der spanischen Reisgebiete aufweisen<br />

(Auskunft der F.S.A.A.E.-Valencia 1976). 30% der Gesamtanbaufläche<br />

werden hier 1976 noch bepflanzt, <strong>und</strong> zwar<br />

überwiegend mit R<strong>und</strong>kornsorten, die höhere Erträge versprechen<br />

als die neuen Mittelkornsorten. Letztlich werden hier auch<br />

mehr Dünger <strong>und</strong> Pflanzenschutzmittel pro Hektar ausgebracht<br />

als in den übrigen spanischen Gebieten (Tab. 8; vgl. Kap.<br />

4.3.2.2). Beim Kleinbetrieb steht also die Ertragssteigerung<br />

im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Ein Großbetrieb kann Mißernten <strong>und</strong> Preisverfall schlechter<br />

verkraften als ein Kleinbetrieb aufgr<strong>und</strong> einer stetigen finanziellen<br />

Verpflichtung gegenüber den Arbeitern, Maschinenstationen,<br />

Geldgebern <strong>und</strong> evtl. Verpächtern. <strong>Der</strong> Familienbetrieb<br />

kann seine Ansprüche in Krisenzeiten reduzieren, um sie in<br />

folgenden besseren Jahren wieder zu befriedigen. Nur trifft<br />

dieses Bild von Familienbetrieben nicht mehr voll für die Industriestaaten<br />

zu, da die Ansprüche <strong>und</strong> der Lebensstandard<br />

allgemein gestiegen sind. So werden kleine Vollerwerbsbetriebe<br />

zu Nebenerwerbsbetrieben; oder aber eine stärkere staatliche<br />

Förderung erhält die Kleinbetriebe <strong>und</strong> verringert dadurch<br />

gleichzeitig ein allzu starkes Ansteigen der Arbeitslosen in


- 181 -<br />

den entsprechenden Gebieten.<br />

Die Reisproduktion in den genannten Ländern steht in einer<br />

Entwicklung, in der die Bodenproduktivität stetig erhöht wird<br />

<strong>und</strong> der Arbeitskräftebesatz pro Hektar vermindert wird. Eine<br />

verringerte Nachfrage nach Agrarprodukten <strong>und</strong> zunehmende Lohnansprüche<br />

in der Landwirtschaft führen zur Substitution von<br />

Arbeit durch Boden. Die durchschnittliche Betriebsgröße nimmt<br />

während dieser Entwicklung zu, dadurch erhöht sich die Arbeitsproduktivität,<br />

<strong>und</strong> die Effizienz der getätigten Mechanisierung<br />

wird erhöht <strong>und</strong> rechtfertigt weitere Schritte in dieser Richtung.<br />

In den letzten 15 Jahren hat sich in allen untersuchten<br />

Ländern die durchschnittliche Betriebsgröße erhöht. Es zeigt<br />

sich, daß sich die Betriebsgröße an der Einkommenskapazität<br />

bei optimaler Betriebsorganisation orientiert (PLATE <strong>und</strong> WOER­<br />

MANN 19 62 , S.59) .<br />

Das Gesetz vom abnehmenden Ertrags Zuwachs erklärt die abnehmende<br />

Grenzproduktivität des Faktors Boden, d.h., daß im Reisbau<br />

mit steigenden Arbeite- <strong>und</strong> Kapitalkosten das Entgelt für<br />

die Leistungen des Bodens (Gr<strong>und</strong>rente), zumindest relativ<br />

immer kleiner wird. Nach dem Grenzkostenprinzip führen aber<br />

sinkende Gr<strong>und</strong>renten zu einem Rückgang der Pacht- <strong>und</strong> Bodenpreise<br />

(HERLEMANN 1964, S. 1 338), Innerhalb dieser Entwicklung<br />

werden die Betriebe vergrößert. Im Rahmen der Faktorenkombination<br />

wird mehr Boden eingesetzt. Innerhalb der einzelnen<br />

Betriebsgrößen ändert sich auch die Wirtschaftsweise. Hier<br />

ist der wichtigste Faktor der Einsatz von Maschinen <strong>und</strong> die<br />

Frage, ob Erv;erb eigener Maschinen oder Arbeit durch Lohnunternehmer<br />

die jevjeils richtige Lösung sind.<br />

In allen untersuchten Ländern ist im Reisbau eine steigende<br />

Arbeitsproduktivität bei hoher Flächenproduktivität zu verzeichnen.<br />

Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, daß Arbeit<br />

substituiert wird. Das erfolgt einmal durch Kapital, zum<br />

anderen durch Boden. Beide Entwicklungen laufen in Italien<br />

<strong>und</strong> Spanien gleichzeitig ab. Eine Ausnahme innerhalb dieser


- 182 -<br />

Entwicklung bildet Frankreich. Hier wird der Reisbau nur noch<br />

extensiv betrieben, so daß der vermehrte Einsatz von Kapital<br />

<strong>und</strong> Boden nicht mehr gerechtfertigt ist.<br />

7.2 Genossenschaftswesen<br />

7.2.1 Spanien<br />

Die ständig unter Absatzschwierigkeit leidende spanische Reiswirtschaft<br />

versuchte ihre Krisenanfälligkeit schon frühzeitig<br />

durch starke genossenschaftliche Bindungen zu mindern. Vorläufer<br />

des staatlichen Reisbauernsyndikats waren die Camara<br />

Arrocera de Amposta <strong>und</strong> die Camara Arrocera de Sueca, Genossenschaften,<br />

die auf freiwilliger Basis beruhten. Außerdem erfolgte<br />

1927 die Gündung des Consorcio Nacional Arrocera, in dem<br />

alle spanischen Reisbauern, Mühlenbesitzer <strong>und</strong> Reisexporteure<br />

vereinigt waren. Dieses Konsortium war der Vorläufer der heutigen<br />

spanischen Reisbauerngenossenschaft, der Federación Sindical<br />

de Agricultores Arroceros de Españia (F.S.A.A.E.), die 1933<br />

gegründet worden ist. Entsprechend den großen Reisbaugebieten<br />

gliedert sich die F.S.A.A.E. in drei Delegaciones mit dem jeweiligen<br />

Sitz in Sevilla, Valencia <strong>und</strong> Tortosa. Ihnen wiederum<br />

sind die Sindicatos Arroceros unterstellt, die in allen größeren<br />

Orte der Anbaugebiete zu finden sind.<br />

Die wichtigsten Aufgaben waren damals die Festsetzung eines<br />

staatlich garantierten Reispreises, die Regulierung <strong>und</strong> Stabilisierung<br />

des spanischen Reismarktes sowie technische, soziale<br />

<strong>und</strong> finanzielle Unterstützung der Mitglieder. Außerdem wurden<br />

über ein Mitgliedsregister Statistiken über Betriebsgrößen<br />

<strong>und</strong> Produktion aufgestellt, eine wichtige Voraussetzung für<br />

die Marktregulierung <strong>und</strong> den Einsatz von Hilfsmaßnahmen. Es<br />

wurden Verbrauchswerbung <strong>und</strong> Exportsubventionierung betrieben<br />

(F.S.A.A.E. Memoria 1966, S.29).<br />

Die damaligen Ziele sind auch heute noch Aufgaben der<br />

F.S.A.A.E. Hinzu kommt, daß heute die Mitglieder noch mit


- 183 -<br />

preiswerten Produktionsgütern versorgt werden wie Saatgut,<br />

Dünger, Treibstoff usw. Den Mitgliedern werden auch Lagerhäuser,<br />

Trockenplätze <strong>und</strong> - soweit schon vorhanden - mechanische<br />

Trockenanlagen zur Verfügung gestellt.<br />

Die Zeitschrift El Arroz wird von der F.S.A.A.E. seit 1961<br />

herausgegeben <strong>und</strong> dient der Information <strong>und</strong> Werbung allgemein.<br />

<strong>Der</strong> speziellen Information dienen die Studien des 1963 gegründeten<br />

Gabinete Técnico Cosultativo über Mechanisierungs- <strong>und</strong><br />

Rationalisierungsfragen, über Wassermanagement <strong>und</strong> Besitzverteilung.<br />

7.2.1.1 Sevilla<br />

Für das marismenische Reisbaugebiet ist die Delegación del<br />

Sur de la F.S.A.A.E. zuständig. Ihr unterstehen für das Gebiet<br />

drei Sindicatos Arroceros, die die gesamte Genossenschaftsarbeit<br />

bewältigen. Die Größe des verwalteten Reisbauareals<br />

entspricht hier etwa der Größe des Valencianischen<br />

Reisgebietes, das 1976 von 30 Sindicatos verwaltet wird. Abgesehen<br />

von der geringen Anzahl der Mitglieder aufgr<strong>und</strong> der<br />

marismenischen Besitzverhältnisse, tritt auch im Genossenschaf<br />

tsapparat die rationellere Arbeitsweise des marismenischen<br />

Gebietes gegenüber den anderen Regionen zu Tage,<br />

Jeder Reisbauer muß Mitglied in einem Syndikat sein, das er<br />

sich frei wählen kann. Meistens wird das Syndikat gewählt,<br />

das die geringste Entfernung von der Wohnstätte aufweist. Eine<br />

Ausnahme davon bildet das Sindicato Arrocero de Sevilla, das<br />

ca. 35 km von den Marismas entfernt liegt <strong>und</strong> in dem über die<br />

Hälfte der gesamten marismenischen Anbaufläche eingeschrieben<br />

ist (1975: 11 731 ha). Große Pachtbetriebe <strong>und</strong> Verwaltungsagenturen<br />

für Großbetriebe sind überwiegend in Sevilla ansässig<br />

<strong>und</strong> daher im sevillanischen Syndikat Mitglieder. Daher<br />

betrug die durchschnittliche Betriebsgröße dieses Syndikats<br />

1975 3U,81 ha, während sie in den gesamten Marismas nur<br />

25,11 ha erreichte.


- 184 -<br />

Besonders den kleinen Betrieben kommen hier die genossenschaftlichen<br />

Vergünstigungen zugute, Pflanzenschutzmittel, Dünger <strong>und</strong><br />

Saatgut können von diesen Betrieben zu Vorzugspreisen erworben<br />

werden.<br />

Eine große Anzahl genossenschaftlicher Trockenplätze steht den<br />

Reisbauern gegen ein geringes Pachtgeld zur Verfügung. In den<br />

neu erstellten Warmlufttrockenanlagen konnte 1974 der Reis<br />

eines Hektars für 4 672 pts (210,- DM) getrocknet werden. Diese<br />

Anlagen sind neben den genossenschaftlichen Lagerhäusern errichtet<br />

worden, um die Rüst- <strong>und</strong> Wegezeiten möglichst gering zu<br />

halten. Großbetriebe benutzen diese genossenschaftlichen Einrichtungen<br />

nicht, da sie ihre eigenen Aufbereitungs- <strong>und</strong> Lagerhäuser<br />

besitzen.<br />

Genossenschaftliche Zusammenschlüsse auf freiwilliger Basis<br />

findet man nur bei den kleineren Bauern <strong>und</strong> Pächtern. Durch<br />

den Zusammenschluß erhalten sie steuerliche Vergünstigungen,<br />

die sie gegenüber den Großbetrieben konkurrenzfähig bleiben<br />

lassen. Wie hoch diese Vergünstigungen sind <strong>und</strong> wie der staatliche<br />

Verteilungsschlüssel aufgebaut ist, konnte nicht in Erfahrung<br />

gebracht werden.<br />

In diesem Gebiet gibt es ebenfalls Bewässerungsgenossenschaften,<br />

denen große Pumpstationen <strong>und</strong> dazugehörige Kanal- <strong>und</strong> Entwässerungssysteme<br />

gehören. Sie arbeiten eng mit dem Landwirtschaftsministerium<br />

oder der F.S.A.A.E. zusammen.<br />

7.2.1.2 Valencia<br />

<strong>Der</strong> Hauptsitz der F.S.A.A.E. liegt in Valencia. Dieses Reisbaugebiet<br />

wird von 30 Sindicatos Arroceros verwaltet. Die Art<br />

der Verwaltung <strong>und</strong> der Vergünstigungen, die den Bauern gewährt<br />

werden, ist die gleiche wie in den Marismas <strong>und</strong> in den übrigen<br />

Reisbaugebieten <strong>Spaniens</strong>.<br />

Eine gleich starke Position unter den Reisbauern der Albufera-


- 185 -<br />

niederung haben die Bewässerungsgemeinschaften, die Comunidades<br />

de Regantes. In ihnen sind die Nutznießer eines oder mehrerer<br />

Bewässerungskanäle zusammengeschlossen. Ihr Aufbau ist demokratisch<br />

organisiert nach Legislative, Exekutive <strong>und</strong> Judikative<br />

(FRÖHLING 1965, S.41). Ihr obliegt die Wasserverteilung sowie<br />

die Ahndung von Verstößen gegen die wasserrechtliche Organisation.<br />

7.2.1.3 Tortosa<br />

Für das tortosinische Reisbaugebiet ist die Delegación del Ebro<br />

de la F.S.A.A.E. zuständig. Ihr unterstehen neun Sindicatos<br />

Arroceros im Deltabereich. <strong>Der</strong> Absatz der Reisernte ihrer Mitglieder<br />

ist die Hauptaufgabe der genossenschaftlichen Arbeit.<br />

Eine starke ökonomische <strong>und</strong> genossenschaftliche Sonderstellung<br />

besitzt die Cámara Arrocera de Amposta. Sie wurde 1927 gegründet<br />

<strong>und</strong> war voll funktionsfähig, als 1933 in allen Reisbaugebieten<br />

die der F.S.A.A.E. unterstellten Sindicatos Arroceros<br />

eingerichtet wurden. Daher wurde sie in die F.S.A.A.E. integriert<br />

<strong>und</strong> erhielt den Status eines Syndikats, wobei die besondere<br />

genossenschaftliche Eigenständigkeit aufrechterhalten<br />

wurde. Fast die Hälfte der tortosinischen Reisbauern sind Mitglieder<br />

der Cámara. Sie besitzt eine Sparkasse, mehrere Lagerhäuser<br />

mit einem Gesamtfassungsvermögen von 40 000 t, sieben<br />

ölbetriebene Trocknungsanlagen, drei Reissilos, zwei ReismUhlen<br />

mit einer Tageskapazität von 100 000 kg <strong>und</strong> vollautomatische<br />

Verpackungsanlagen. Somit sind die Cámara <strong>und</strong> ihre Mitglieder<br />

unabhängig von der verarbeitenden Industrie, da sie selbst<br />

ihre Produkte verarbeiten <strong>und</strong> vermarkten können.<br />

Die Cámara hat sich auch auf die neuerlich immer stärker werdende<br />

Abkehr von der Reismonokultur eingestellt. Sie hält ihre<br />

genossenschaftlichen Vergünstigungen <strong>und</strong> Einrichtungen auch<br />

für die Mitglieder bereit, die keinen Reis mehr anbauen. Das<br />

unterscheidet sie weiter von den übrigen Sindicatos Arroceros.


1<br />

I \<br />

186<br />

Versicherungen gegen Ernteschäden <strong>und</strong> die Unwetterbekämpfung<br />

sind weitere Aufgaben der Cámara. Außerdem wurde sie tätig<br />

auf dem Gebiet der medizinischen Betreuung ihrer Mitglieder.<br />

Neben diesen Sondervergünstigungen bietet sie auch die allgemeinen<br />

genossenschaftlichen Vorteile der F.S.A.A.E. bei der Kreditvergabe<br />

<strong>und</strong> der Verteilung von Saatgut, Dünger <strong>und</strong> Pflanzenschutzmitteln<br />

<strong>und</strong> Treibstoff.<br />

Im Ebrodelta findet man häufig freiwillige genossenschaftliche<br />

Zusammenschlüsse. Die größte dieser Organisationen ist die<br />

cámara Arrocera von La Cava. Sie arbeitet nach dem Vorbild<br />

der Cámara Arrocera de Amposta. Alle Kooperativen tragen den<br />

Anbauwandlungen Rechnung <strong>und</strong> bieten ihren Mitgliedern Vergünstigungen<br />

<strong>und</strong> Einrichtungen für die Verarbeitung entweder von<br />

Getreide, Oliven oder Soja.<br />

Für die Mechanisierung der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> der Reisernte<br />

ist die genossenschaftlich organisierte Agrupación de Tractores<br />

y Maquinaria Agricola von Aposta zuständig.<br />

Die Ribera del Ebro ist in verschiedene Bewässerungszonen eingeteilt,<br />

die von Bewässerungsgemeinschaften bewirtschaftet werden.<br />

Die Gemeinschaften wiederum sind in der Cumunidad General<br />

de Regantes del Canal de la <strong>Der</strong>cha del Ebro zusammengefaßt. Im<br />

nördlichen Teil der Ribera del Ebro erhalten alle Bauern das<br />

Rieselwasser aus dem linken Ebrokanal, sie sind daher in einer<br />

Bewässerungsgemeinschaft, der Comunidad de Regantes - Sindicato<br />

Agrícola del Ebro mit dem Sitz in Tortosa, vereinigt. Die Bewässerungsgemeinschaften<br />

sorgen hauptsächlich für eine gerechte<br />

Verteilung des Wassers. Außerdem sorgen sie für die Instandhaltung<br />

des Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystems sowie des dazugehörigen<br />

!<br />

Wegenetzes. Die Mitglieder zahlen daher neben dem Wassergeld<br />

Beträge für den Unterhalt des Kanal- <strong>und</strong> Wegesystems, wobei<br />

Anbaufläche <strong>und</strong> Anbauart bei der Entrichtung der Beträge berücksichtigt<br />

werden.


187 -<br />

7.2.2 Frankreich<br />

Da die reisbauenden Betriebe <strong>Frankreichs</strong> keine Monokulturbetriebe<br />

sind wie in Spanien, ist das Genossenschaftswesen auch<br />

weniger straff organisiert. Es ist für keinen Reisbauern Pflicht,<br />

der Organisation beizutreten. Das Syndicat des Riziculteurs de<br />

France wurde 1942 gegründet <strong>und</strong> unterhält seinen Hauptsitz in<br />

Arles. Es vereinigt auf freiwilliger Basis Reisproduzenten,<br />

organisiert technische Aktionen wie großräumige Pflanzenschutzmaßnahmen<br />

oder die Aussaat mit dem Flugzeug - in den letzten<br />

Jahren allerdings nur noch sehr selten. Die S.R.F. ist bei der<br />

Vergabe von Krediten behilflich <strong>und</strong> hat die sozialen Bedingungen<br />

der Reisbauern <strong>und</strong> -arbeiten verbessert <strong>und</strong> garantierte<br />

Gr<strong>und</strong>löhne mit der Regierung ausgehandelt, was gerade die Lage<br />

der spanischen Saisonarbeiter in den fünfziger <strong>und</strong> sechziger<br />

Jahren verbesserte. Die Löhne werden jedes Jahr neu festgesetzt,<br />

obwohl kaum mehr spanische Reisarbeiter koTiimen, da das ehemals<br />

vorhandene Lohngefälle durch den Aufschwung der spanischen Wirtschaft<br />

nivelliert wurde. Durch Zusammenarbeit mit der verarbeitenden<br />

Industrie, der Fédération des Coopératives Rizicoles et<br />

les Industriels Ri ziers, werden den Mitgliedern Absatzmöglichkeiten<br />

erhalten. Das Syndikat als Dachorganisation der Reisproduzenten<br />

handelt zum Teil selbständig oder gemeinsam mit der<br />

Dachorganisation der Getreideproduzenten, Office National Interprofessionnel<br />

des Céréales. Es koordiniert die Beziehungen zur<br />

<strong>und</strong> die Verhandlungen mit der Industrie; es pflegt Kontakte mit<br />

den benachbarten reisproduzierenden Ländern <strong>und</strong> Forschungsinstituten<br />

in aller Welt.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem vom französischen Landwirtschaftsministerium<br />

unterhaltenen Institut National de la Recherche Agronomique<br />

führte zur Änderung der Anbaumethoden von der Direktsaat<br />

zur Pflanzmethode <strong>und</strong> zurück zur Direktsaat sowie zur Verbesserung<br />

der französischen Sorten. Seit 1949 bringt das Syndikat im Zweimonatsturnus<br />

das "Bulletin d' Information des Rizikulteurs de<br />

France" heraus, in dem über die neuesten Ergebnisse aus der Forschung,<br />

über Preise <strong>und</strong> Marktsituation sowie über Verhandlungen


- 188<br />

<strong>und</strong> Reispreisfestsetzungen innerhalb der EG berichtet wird.<br />

Neben diesen Aufgaben werden Statistiken über Anbaufläche,<br />

Erntemengen <strong>und</strong> Sortenwahl geführt. Da aber nicht alle reisbauenden<br />

Betrieb dem Syndikat angehören, sind diese Statisken<br />

nicht immer ganz vollständig, d.h. qualitativ <strong>und</strong> quantitativ<br />

nicht ausreichend. Auch neue Zahlen werden erst nach längerer<br />

Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit der Gründung<br />

des Syndikats bis heute hat die Bedeutung dieser Institution<br />

merklich nachgelassen, nicht zuletzt dadurch, daß der Reisbau<br />

in Frankreich immer stärker durch andere Kulturen ersetzt wird.<br />

■ i<br />

In dem Syndikat sind kleinere Genossenschaften vereinigt, denen<br />

ein Reisproduzent angehören kann oder sogar muß. Die Mitgliedschaft<br />

in einer Bewässerungsgenossenschaft ist zwingend je<br />

nach Lage des Betriebes zur Rhone oder deren Mündungsarmen.<br />

Kleinere Reisfarmen können nur bestehen, wenn sie sich genossenschaftlich<br />

organisieren. Ein großer Teil der Genossenschaften<br />

ist heute nicht nur auf Reisbau spezialisiert, sondern<br />

nimmt auch Mitglieder auf, deren Schwerpunkte auf anderen Getreidekulturen<br />

oder Futterpflanzen liegen. Es gibt Maschinengenossenschaften<br />

für alle im Reisbau benötigten Maschinen <strong>und</strong><br />

Geräte <strong>und</strong> Einkaufsgenossenschaften für Saatgut, Dünger, Herbizide<br />

usw.<br />

7.2.3 Italien.<br />

Auf Ersuchen der Reisbauern wurde in den zwanziger Jahren vom<br />

italienischen Wirtschaftsministerium eine Wirtschaftsbehörde<br />

für den Schutz des Reisbaus eingesetzt. Die Körperschaft Ente<br />

Nazionale Risi wurde gegründet als eine auf sich selbst gestellte<br />

Behörde, die sich selber aus den Einkünften einer Vertragsgebühr,<br />

die die Industrieunternehmer beim Ankauf des Naturreises<br />

zu entrichten haben, finanziert ohne staatliche Zuschüsse.<br />

Heute ist sie eine Gesellschaft für die gesamte Reiswirtschaft;<br />

Landarbeiter, Betriebswirte, Pächter <strong>und</strong> Reismühlenvertreter


- 189 -<br />

sind in ihr vereinigt. Es ist keine Pflicht, dort Mitglied zu<br />

werden, aber es ist Pflicht für jeden Reisbauern, an die E.N.R.<br />

Meldung zu machen über Produktionsfläche, Ertragsmenge, Menge<br />

der Verkäufe an Reismühlen <strong>und</strong> Restbestände des hofeignen Lagers.<br />

Außerdem muß eine Taxe von 240 L/ 100 kg Paddy (0,90 DM)<br />

an die E.N.R. nach Verkauf der Ware entrichtet werden (Angabe<br />

der E.N.R. 1976). Durch diese Reglementierung ist eine vollständige<br />

Erfassung <strong>und</strong> Überwachung der italienischen Reisbaufläche<br />

gewährleistet.<br />

Die Satzungen tragen der Reisbehörde auf, die Produktion auf<br />

Formen auszurichten, die dem Fortschritt besser entsprechen,<br />

<strong>und</strong> neue Märkte im In- <strong>und</strong> Ausland für den italienischen Reis<br />

zu erschließen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die<br />

E.N.R. ein breites Programm zur Steigerung der Produktion <strong>und</strong><br />

zur Verbesserung der technisch-wirtschaftlichen <strong>und</strong> der sozialen<br />

Strukturen in Angriff genommen. Ihr Verdienst ist die Einrichtung<br />

eines Saatgut-Beratungsdienstes <strong>und</strong> die qualitative<br />

Verbesserung des italienischen Reises durch Züchtung neuer Sorten,<br />

die sogar in Frankreich <strong>und</strong> Spanien zur Aussaat kommen.<br />

Ferner wurden Anlagen für die mechanische Saatgutreinigung geschaffen,<br />

der Ausbau der mechanischen Trocknungsanlagen durch<br />

die Bereitstellung von fast 100 Trocknern gefördert <strong>und</strong> Lagerspeicher<br />

ausgebaut <strong>und</strong> vergrößert.<br />

Die Trocknungskosten pro dt beliefen sich im Wirtschaftsjahr<br />

1975/76 auf 650 L (2,45 DM). Für die Lagerung des Paddy in<br />

gesellschaftseigenen Silos müssen die Landwirte oder Mühlen<br />

60 L/dt (0,22 DM) an die E.N.R. zahlen. Außerdem wird eine<br />

einmalige Gr<strong>und</strong>gebühr, unabhängig von der eingelagerten Reismenge,<br />

von 200 L erhoben.<br />

Marktanalysen, Verbrauchswerbung, der Unterhalt wissenschaftlicher<br />

Laboratorien im Dienste der Reisproduktion, die Herausgabe<br />

der Zeitschrift II Riso seit 1951 (Berichte über Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis der Reiswirtschaft), die Führung von Statistiken,<br />

die Interessenwahrung der italienischen Reiswirtschaft gegenüber<br />

dem italienischen Staat <strong>und</strong> der Europäischen Gemeinschaft,


- 190 -<br />

die gemeinschaftliche Vermarktung des Reises, sowie die<br />

Wahrung der sozialen Belange der Reisbauern - all das sind<br />

Aufgaben der E.N.R.<br />

Von der Zielsetzung, der Durchführung ihrer Satzungen <strong>und</strong> vom<br />

Erfolg her ähneln sich die Organisationen E.N.R. <strong>und</strong> F.S.A.A.E.<br />

stark, obwohl die Entstehung eine andere ist <strong>und</strong> der Aufbau der<br />

Gesellschaften anders organisiert ist. In Spanien steht eine<br />

staatlich gelenkte Föderation von Reisbauern, in Italien eine<br />

auf genossenschaftlicher Gr<strong>und</strong>lage beruhende Körperschaft der<br />

gesamten Reiswirtschaft. Daß die E.N.R. einen großen Einfluß<br />

in Europa hat, liegt an der größeren Reisbaufläche <strong>Italiens</strong>,<br />

an der verstärkten Qualitäts- <strong>und</strong> Sortenforschung <strong>und</strong> an der<br />

größeren Marktorientiertheit <strong>und</strong> nicht zuletzt an der Zugehörigkeit<br />

<strong>Italiens</strong> zur EG.<br />

7.3 Absatzmärkte<br />

7.3.1 Die Europäische Gemeinschaft<br />

Frankreich <strong>und</strong> Italien gehören der EG an <strong>und</strong> haben dadurch<br />

einen sicheren Absatzmarkt, der mit relativ kurzen Frachtwegen<br />

beschickt werden kann. Spanischer Reis gelangt nur unter bestimmten<br />

Bedingungen in die Gemeinschaft. Die jährlichen<br />

40 000 bis 45 000 t Reisexport gehen hauptsächlich in die<br />

Ostblockländer <strong>und</strong> Japan.<br />

Die Instrumente <strong>und</strong> Befugnisse der gemeinsamen Reispolitik<br />

sind innerhalb der gemeinsamen Getreidemarktordnung festgelegt.<br />

Vor dem ersten August jeden Jahres setzt der Ministerrat<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage eines Berichtes der Kommission für das<br />

beginnende Reiswirtschaftsjahr, das am ersten September beginnt<br />

<strong>und</strong> am 31. August des folgenden Jahres endet, den Richtpreis<br />

für geschälten Reis fest. Das geschieht zur Stabilisierung<br />

der Märkte <strong>und</strong> zur Erhaltung eines angemessenen Lebensstandards<br />

der Landbevölkerung. <strong>Der</strong> Richtpreis wird für<br />

Duisburg, dem Zentrum des größten Getreidezuschußbedarfs im


T<br />

- 191<br />

Norden der EG, auf der Großhandelsstufe für Ware in loser<br />

Schüttung bei freier Anlieferung an das Lager festgelegt.<br />

<strong>Der</strong> Rat setzt auch einen garantierten Mindestpreis fest nach<br />

einer Standardqualität für R<strong>und</strong>kornreis <strong>und</strong> zwar in den Zonen<br />

mit dem größten Überschuß in der EG. Diese Interventionspreise<br />

werden für Arles <strong>und</strong> Vercelli vor dem ersten Mai für das neue<br />

Reiswirtschaftsjahr bestimmt, indem der Richtpreis für geschälten<br />

Reis abgeleitet <strong>und</strong> dieser Preis in den Rohreispreis umgerechnet<br />

wird unter Berücksichtigung der Umrechnungssatze, der<br />

Verarbeitungskosten <strong>und</strong> des Wertes der Nebenprodukte. Diese<br />

regional abgeleiteten Interventionspreise sollen dem Erzeuger<br />

gewährleisten, daß der Marktpreis nicht unter ein Mindestniveau<br />

sinkt. Außerdem setzt der Ministerrat monatliche Zuschläge für<br />

den Richtpreis <strong>und</strong> die Interventionspreise fest, die über das<br />

ganze Reiswirtschaftsjahr oder einen Teil davon gestaffelt<br />

werden. Dadurch soll das Reisangebot auf dem Markt kontinuierlich<br />

gehalten <strong>und</strong> die Lagerhaltungskosten ausgeglichen werden.<br />

In Italien ist der Reispreis auf dem Inlandsmarkt schon seit<br />

Jahren nicht mehr unter den Interventionspreis gefallen. In<br />

Frankreich hingegen bewegt sich der Reispreis das ganze Jahr<br />

hindurch an der Interventionsgrenze.<br />

Diese Preispolitik soll so durchgeführt werden, "daß der Unterschied<br />

der Interventionspreise untereinander <strong>und</strong> der Unterschied<br />

zum Richtpreis den Preisunterschieden entspricht, die<br />

bei normaler Ernte auf Gr<strong>und</strong> natürlicher Preisbildungsbedingungen<br />

auf dem Markt zu erwarten wären, <strong>und</strong> daß diese Unterschiede<br />

den freien Handelsverkehr mit Reis innerhalb der Gemeinschaft,<br />

dem jeweiligen Marktbedarf entsprechend, gestatten"<br />

(FG 1975, S.7).<br />

Die Entscheidungen für die eigentliche Durchführung sind der<br />

Kommission übertragen worden, z.B. die Kriterien für die Übernahme<br />

<strong>und</strong> den Verkauf von Reis durch die Interventionsstellen,<br />

Verfahren für die Überführung von Bruchreis auf den Markt für<br />

Stärke <strong>und</strong> Kartoffelstärke, sowie die Verfahren zur Gewährung


- 192<br />

von Ein- <strong>und</strong> Ausfuhrlizenzen. Außerdem ist die Kommission für<br />

die Festsetzung der Abschöpfungen <strong>und</strong> Erstattungen zuständig.<br />

Bei der Einfuhr aller Getreidearten <strong>und</strong> -erzeugnisse in den<br />

EG-Raum wird eine Abschöpfung erhoben, die für jedes Erzeugnis<br />

gleich dem Unterschied zwischen dem Angebotspreis auf dem Weltmarkt<br />

(cif = cost, insurance, fright - Preis) <strong>und</strong> dem Schwellenpreis<br />

der Gemeinschaft ist. <strong>Der</strong> Rat berechnet den Schwellenpreis<br />

für Reis im gesamten EG-Raum so, daß der Verkaufspreis des Importgetreides<br />

auf dem Markt in Duisburg unter Berücksichtigung<br />

der Qualitätsunterschiede dem Richtpreis entspricht. Die Zubzw.<br />

Abschläge entsprechend den Qualitätsunterschieden bei Reis<br />

haben nichts mit der sortenmäßigen Klassifizierung des Erzeugnisses<br />

zu tun.<br />

Bei der Einführung von Reis wird eine Abschöpfung erhoben. Sie<br />

ist für Rohreis gleich der Abschöpfung für geschälten Reis,<br />

berichtigt nach dem Umrechnungssatz, <strong>und</strong> für geschälten Reis<br />

gleich dem Schwellenpreis, vermindert um den cif-Preis. Hinzukommen<br />

Qualitätszuschläge oder -abzüge.<br />

An diesen Bestimmungen liegt es, daß nur sehr wenig spanischer<br />

Reis in die EG gelangt. Wenn Spanien bei einem Eintritt in die<br />

EG im Rahmen seiner gegebenen Möglichkeiten ebenfalls so erfolgreich<br />

sein will wie Italien, so muß eine stärkere Umstellung<br />

auf Mittel- <strong>und</strong> Langkornsorten, eine totale Abkehr von der<br />

Pflanzmethode sowie eine Flurbereinigung besonders in der Provinz<br />

Valencia erfolgen.<br />

7.3.2 <strong>Der</strong> spanische Markt<br />

In Spanien hatte die F.S.A.A.E. als nationale Bauerngewerkschaft<br />

bis 1965 Reisbauflächen, Düngereinsatz <strong>und</strong> Reisernte zu überwachen<br />

<strong>und</strong> zu steuern. Ab 1965 wurde diese Art der Bewirtschaftung<br />

aufgehoben <strong>und</strong> dem Anbauer mehr Freizügigkeit im Anbau<br />

gewährt, außerdem wird jedem Bauern ein Festpreis beim Absatz<br />

seiner Ernte garantiert, vzenn sie den Qualitätsbestimmungen<br />

entspricht. Diese Garantie wird vom Servicio Nacional de Ce-


193<br />

reales übernommen, der dem Landwirtschaftsministerium untersteht<br />

<strong>und</strong> eng mit der F.S.A.A.E. zusammenarbeitet. <strong>Der</strong> Festpreis<br />

betrug 1968 7pts/kg, 1975 9,5 pts/kg <strong>und</strong> 1976 12 pts/<br />

kg Paddy (Auskunft der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976). Auf dem innerspanischen<br />

Markt wurde der Qualitätsreis aber mit 14 pts/kg<br />

(0,53 DM) gehandelt. Damit sank auf dem Inlandsmarkt der Reispreis<br />

nie unter den Garantiepreis.<br />

I<br />

II<br />

?<br />

Durch dieses System fällt dem Staat die Aufgabe der Beseitigung<br />

von Ernteüberschüssen zu. In den ersten Jahren sorgten hohe<br />

Exportsubventionen für die Konkurrenzfähigkeit des spanischen<br />

Reises auf dem Weltmarkt, da die Erzeugerkosten höher lagen<br />

als der Weltmarktpreis. Mach Schätzung der Hydrotechnic Corporation<br />

(1967, S.17 ff.) betrugen die staatlichen Subventionen<br />

1966 über ein Drittel des Exporterlöses. Im Reiswirtschaftsjahr<br />

1973/74 konnten durch eine ausgewogene Lagerhaltung <strong>und</strong><br />

die Beobachtung der V/eltmarktpreise sowie durch die Abgabe des<br />

Reises an den Welthandel vor Mai 1974 Preise erzielt werden,<br />

die über den Preisen des nationalen Marktes lagen (F.S.A.A.E.<br />

Memoria 1975, S.79).<br />

«<br />

I<br />

il<br />

m<br />

In Jahren hoher Weltmarktpreise gelangt auch spanischer Reis<br />

in die EG <strong>und</strong> zwar als geschälter Reis überwiegend in die BRD.<br />

8 . Voraussichtliche Entwicklung<br />

ri<br />

4|<br />

A<br />

4<br />

Nach einem anfänglich sprunghaften Anstieg nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg nahm die durchschnittliche Reisbaufläche zu Beginn<br />

der sechziger Jahre in allen untersuchten Ländern ab. Preisverfall<br />

durch fallende Weltmarktpreise, geringe Hektarertäge<br />

<strong>und</strong> hohe Produktionskosten durch die arbeitsaufwendige Pflanzmethode<br />

waren die Hauptgründe für diese Abnahme. Durch Einsatz<br />

von Maschinen <strong>und</strong> die schrittweise Umstellung auf direkte Aussaat<br />

sowie durch stärkeren Einsatz von ertragssteigernden<br />

Betriebsmitteln wie Mineraldünger, neue Sorten, Herbizide <strong>und</strong><br />

Insektizide hat sich in den folgenden Jahren die Reisbaufläche<br />

m


19H<br />

in Spanien <strong>und</strong> Italien v;ieder vergößert.<br />

In Spanien sinkt mit Beginn der siebziger Jahre die Anbaufläche.<br />

Diese Entwicklung kam erst 1974 zum Stillstand. In<br />

diese Zeit fällt die staatlich geförderte Umstellung von Reisbau<br />

auf Obst- <strong>und</strong> Gemüsebau. Davon betroffen wurden alle höher<br />

gelegenen Kulturlandflächen, die nicht primär durch Versalzung<br />

gefährdet sind, also alle marginalen Reisstandorte. In die Umstellung<br />

einbezogen wurde aber auch absolutes Reisland.<br />

Schlechte Erträge der neuen Kulturen <strong>und</strong> Rückumstellung waren<br />

die Folge. <strong>Der</strong> Flächenanstieg in den letzten Jahren ist vorwiegend<br />

auf diese Rückv;andlung <strong>und</strong> vjeniger auf Neulandgewinnung<br />

zurückzuführen.<br />

Hohe Gewinne trotz niedriger Erträge brachten in Italien zu<br />

Beginn der siebziger Jahre die Bauern dazu, auch dann Flächen<br />

mit Reis zu bestellen, wenn sie von der betrieblichen Ausrüstung<br />

her nicht die Voraussetzung zur Reisproduktion besaßen. Ab<br />

1974 war auch diese Entwicklung gestoppt.<br />

Italien <strong>und</strong> Spanien befinden sich in einem Obergangsstadium,<br />

in dem mit unterschiedlichen Mitteln versucht viird, sich den<br />

modernen wirtschaftlichen Erfordernissen anzupassen. Dabei<br />

lassen sich mehr oder weniger stark folgende Tendenzen erkennen:<br />

Es V7erden neue, produktive Sorten <strong>und</strong> mehr Mineraldünger<br />

eingesetzt. Die Anbaumethoden vjerden verbessert <strong>und</strong><br />

der Pflanzenschutz verstärkt. <strong>Der</strong> Betriebserfolg vjird außerdem<br />

erhöht durch starke genossenschaftliche Bindung sowie<br />

durch Rationalisierungsmaßnahmen, die auf verstärkten Maschineneinsatz,<br />

Umgestaltung der Feldgrößen <strong>und</strong> -formen sowie auf<br />

die Vergrößerung der Betriebe ausgerichtet sind.<br />

Die spanischen Großbetriebe der ^;arismas werden auch in Zukunft<br />

kostendeckend <strong>und</strong> gewinnbringend wirtschaften können.<br />

Sie sind heute schon beispielgebend für die Möglichkeiten der<br />

Mechanisierung <strong>und</strong> Rationalisierung im spanischen Reisbau.<br />

Hit durchschnittlichen Hektarerträgen von über 70 dt in den


TT-<br />

- 195<br />

Marismas gelang es Spanien 1974, Reis konkurrenzfähig auf dem<br />

Weltmarkt anzubieten. Durch Neulandgewinnung kann diese Reisfläche<br />

sogar noch verdreifacht werden. Damit könnten die Marismas<br />

bei einem Eintritt <strong>Spaniens</strong> in die EG zu einem echten Konkurrenten<br />

für Italien werden, da hier die pedologischen Nachteile<br />

hinter den günstigen klimatischen Bedingungen zurücktreten.<br />

I<br />

Während in den Marismas der <strong>Reisanbau</strong> weiterhin zur landschaftprägenden<br />

Kultur gehören <strong>und</strong> darüber hinaus beispielgebend für<br />

die Organisation in anderen Reisbaugebieten bleiben wird, wird<br />

er im Ebrodelta <strong>und</strong> in der Albuferaniederung eine durch Standortverhältnisse<br />

bedingte Reliktform bleiben.<br />

Im Ebrodelta sind die natürlichen Bedingungen für den Reisbau<br />

weniger günstig. Aber auch dort können Großbetriebe Reis rentabel<br />

produzieren. Die Klein- <strong>und</strong> Kleinstbetriebe dieser Region<br />

werden den Reisbau in Zukunft nur im Nebenerwerb betreiben<br />

können oder ihn durch andere Kulturen substituieren. Das kann<br />

aber nur dann geschehen, wenn die Entwässerung im Delta verbessert<br />

<strong>und</strong> damit die Möglichkeit für den Anbau anderer Kulturen<br />

geschaffen wird. Als Alternative bieten sich hier Frühobst<br />

<strong>und</strong> Frühgemüse an, das nicht nur aufgr<strong>und</strong> der verkehrsgünstigen<br />

Lage in den Ballungsraum um Barcelona, sondern auch<br />

in die Länder der EG gebracht werden könnte.<br />

Für das valencianische Reisgebiet, das stark durch Tradition<br />

<strong>und</strong> Kleinstbetriebe geprägt ist, ist eine ähnliche Entwicklung<br />

vorhersehbar wie im Ebrodelta. Die Anbaufläche fällt hier seit<br />

20 Jahren. Nur werden es hier Baum- <strong>und</strong> Strauchkulturen sein,<br />

die den Reis ablösen. Günstigere klimatische Bedingungen <strong>und</strong><br />

schon vorhandene Vermarktungseinrichtungen fördern diese Entwicklung.<br />

In Frankreich verringert sich die Anbaufläche seit 1960 kontinuierlich,<br />

so daß es als Reisproduzent in Kürze ausscheiden<br />

wird. Die Reiskultur hat in der Camargue nur noch die Funktion,


196<br />

den Boden zu entsalzen,<strong>und</strong> ist Vorfrucht für gewinnbringende<br />

Folgekulturen wie Weizen, Mais <strong>und</strong> Futterpflanzen. Auf den<br />

edaphisch günstigen Flußdammufern liaben vor Jahren schon Obst<strong>und</strong><br />

Weinbau die Reiskultur verdrängt.<br />

Auch in Italien vjird der Reisbau auf einen wirtschaftlich vertretbaren<br />

Umfang zusammenschrumpfen <strong>und</strong> sich auf die ertragreichsten<br />

Anbaugebiete Novara <strong>und</strong> Vercelli beschränken. Da<br />

aufgr<strong>und</strong> der klimatischen Verhältnisse keine Ertragssteigerungen<br />

zu erwarten sind, wird der Reisbau noch rationeller <strong>und</strong><br />

spezialisierter betrieben werden müssen als bisher. Bei fortschreitender<br />

Industrialisierung der Volkswirtschaft wird das<br />

über die Mechanisierung möglich sein. <strong>Der</strong> italienische Reisbau<br />

als Ganzes aber braucht auch in absehbarer Zeit in Europa<br />

keine Konkurrenz zu scheuen.


197 -<br />

9. Zusanunenf assung<br />

Die vorliegende Arbeit beschreibt <strong>und</strong> wertet den spanischen,<br />

französischen <strong>und</strong> italienischen Reisbau kritisch im gegenseitigen<br />

Vergleich. Die Beschreibung der ökologischen Verhältnisse<br />

<strong>und</strong> ihrer Auswirkungen auf den Reisbau bildet die Voraussetzung<br />

für die Beschreibung <strong>und</strong> Wertung der Anbaumethodik.<br />

Hier werden die Variationen im Anbau sowie das zeitliche Nacheinander<br />

von Pflanzmethode <strong>und</strong> direkter Saat beschrieben, unter<br />

Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit beim Einsatz von<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Maschinenkraft. Schließlich werden Probleme der<br />

Züchtung <strong>und</strong> des Pflanzenschutzes behandelt.<br />

Ein Vergleich der Reisgebiete untereinander kommt zu sehr unterschiedlichen<br />

Ergebnissen. Das beginnt bereits beim Klima.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Lagen der beschriebenen Reisbaugebiete<br />

zwischen dem 37° <strong>und</strong> 45° nördlicher Breite ergeben<br />

sich unterschiedliche Durchschnittstemperaturen, die schon<br />

allein zusammen mit den regional herrschenden Windverhältnissen<br />

Teile der Anbaumethoden bestimmen. Weil durch Klima<br />

<strong>und</strong> Boden jeder Standort primär gekennzeichnet wird, ergeben<br />

sich unterschiedliche Wachstumsbedingungen für den Reis.<br />

<strong>Der</strong> Salzgehalt des Bodens stellt in allen beschriebenen Reisbaulandschaften<br />

- mit Ausnahme der mittleren Poebene - einen<br />

Faktor dar, dessen unerwünschte Folgen nur mit einem hohen Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Kapitaleinsatz in erträglichen Grenzen gehalten<br />

werden können.<br />

Gut ausgebaute Be- <strong>und</strong> Entwässerungssysteme sind Voraussetzung<br />

für die Reiskultur in diesen Gebieten. Hat man schon zu Beginn<br />

des Jahrh<strong>und</strong>erts Kanäle <strong>und</strong> Bewässerungssysteme, die überwiegend<br />

das natürliche Gefälle nutzten, gebaut, so wurden diese<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg noch erheblich verbessert <strong>und</strong> erweitert.<br />

In den Marismas, dem Rhonedelta <strong>und</strong> auch teilweise dem<br />

Ebrodelta <strong>und</strong> der Albuferaniederung werden Motorpumpen zur<br />

Be- <strong>und</strong> Entwässerung eingesetzt.


198 -<br />

Als erstes dient die Bewässerung der Deckung des hohen Wasserbedarfes<br />

der Reispflanzen. Das Auswaschen der Bodensalze in den<br />

sommerariden Gebieten Südeuropas ist eine weitere Funktion der<br />

Bewässerung. Durch verstärkte Wasserzu- <strong>und</strong> -abfuhr werden<br />

Oberflächensalze ausgewaschen <strong>und</strong> die löslichen Bodensalze am<br />

Aufstieg in höhere Bodenhorizonte gehindert. Daneben besitzt<br />

das Rieselwasser eine thermoregulatorische Wir)cung auf die<br />

Reiskultur.<br />

Jede Region hat andere Arbeitsgänge, die klimatisch oder pedologisch<br />

bedingt sind, z.B. andere Saat- <strong>und</strong> Erntetermine, unterschiedliche<br />

Steuerung der Wasserhöhe während der Vegetation,<br />

unterschiedliche Maßnahmen bei der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Düngung.<br />

Die Düngungsintensität ist in Spanien am höchsten, in<br />

Italien am niedrigsten.<br />

1<br />

Es werden die Vorzüge <strong>und</strong> Nachteile der direkten Saat <strong>und</strong> des<br />

Pflanzens beschrieben. Dabei wird festgestellt, daß die direkte<br />

Saat in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung der<br />

untersuchten Länder die rentabelste Methode des Reisbaus darstellt,<br />

da sie einen hohen Maschineneinsatz erlaubt <strong>und</strong> so nur<br />

wenig Arbeitskräfte erfordert. Die Mechanisierung des Reisbaus<br />

nimmt in allen genannten Ländern zu. Regional jedoch sind starke<br />

Unterschiede zu bemerken, so haben die Marismas den höchsten<br />

Mechanisierungsgrad erlangt. In Italien sind die Provinzen Milano<br />

<strong>und</strong> Ferrara führend.<br />

Aus der Wahl der angebauten Reissorten erkennt man eine Hinwendung<br />

zu Mittel- <strong>und</strong> Langkornsorten mit einer langen Vegetationsdauer.<br />

Kältetoleranz <strong>und</strong> Standfestigkeit sind weitere<br />

Merkmale der neueren Sorten. Die Krankheitsresistenz wird in<br />

den einzelnen Züchtungsinstituten unterschiedlich bewertet,<br />

da aufgr<strong>und</strong> des Klimas in den einzelnen Regionen die Schadorganismen<br />

unterschiedlich stark auftreten. In den letzten Jahren<br />

läßt sich eine Tendenz hin zu regional angepaßten Sorten<br />

erkennen. So wurden in Italien frühe Langkornsorten gezüchtet,<br />

die nach einem kalten Frühjahr eine späte Aussaat erlauben <strong>und</strong>


- 199 -<br />

dann noch gute Erträge bringen. In den Marismas kann man sehr<br />

späte Sorten anbauen, da das Klima dort das Ausreifen ermöglicht.<br />

Trotzdem werden in allen beschriebenen Gebieten weiterhin<br />

r<strong>und</strong>körnige Erfolgssorten angebaut.<br />

Die wichtigsten Schadorganismen im südwesteuropäischen Reisbau<br />

sind die Hirsen (Echinochloa spp.), der Reisstengelbohrer<br />

(Chilo suppressalis), die Roten Würmer (Chironomus cavazzai)<br />

<strong>und</strong> die Brusone (Piricularia oryzae). Ihre Verbreitung gestaltet<br />

sich recht unterschiedlich je nach den klimatischen Gegebenheiten<br />

der einzelnen Regionen. So haben in Italien die Pilzkrankheiten<br />

einige Bedeutung erlangt, in den Marismas <strong>und</strong> im<br />

Rhonedelta hingegen die Schadinsekten. Die Unkräuter sind überall<br />

anzutreffen, deshalb ist ihre Bekämpfung der wichtigste<br />

<strong>und</strong> aufwendigste Teil des Pflanzenschutzes. Gegen sie wird<br />

immer zwei- bis dreimal innerhalb einer Vegetationsperiode mit<br />

unterschiedlichen Mitteln vorgegangen. Die Insekten <strong>und</strong> Pilze<br />

werden je nach ihrer Häufigkeit <strong>und</strong> der Stärke ihres Auftretens<br />

bekämpft.<br />

Die durchschnittlichen Betriebsgrößen sind in allen Gebieten<br />

sehr unterschiedlich, sie betrugen in Spanien 1974 3,55 ha,<br />

in Frankreich 1966 36 ha <strong>und</strong> in Italien 1975 14,41 ha. Es<br />

ist verständlich, daß sich diese Betriebsgrößen unterschiedlich<br />

auf Wirtschaftsweise <strong>und</strong> Mechanisierung auswirken. <strong>Der</strong><br />

Arbeitskräfteeinsatz liegt in den Gebieten mit kleinen Betrieben<br />

höher als in denen mit großen Betrieben. Umgekehrt ist der<br />

Grad der Mechanisierung in großen Betrieben am höchsten.<br />

In Spanien wird der Reisbau durch die nationale Reisbauerngenossenschaft<br />

Federación Sindical de Agricultores Arroceros de<br />

España (F.S.A.A.E.) organisiert, in Frankreich ist es das<br />

Syndicat des Riziculteurs de France (S.R.F.) <strong>und</strong> in Italien<br />

ist es die Ente Nazionale Risi (E.N.R.). <strong>Der</strong> stärksten Reglementierung<br />

durch die Genossenschaft unterliegt der spanische<br />

Reisbauer; die geringsten Einflüsse auf den Reisbau hat die<br />

S.R.F. Im Rahmen ihrer unterschiedlichen volkswirtschaftlichen


- 201 -<br />

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Die Anregung zu der vorliegenden Untersuchung erhielt ich von<br />

meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. K, Caesar, der die<br />

Arbeit in ihrer Entwicklung <strong>und</strong> Gestaltung wissenschaftlich<br />

betreute <strong>und</strong> förderte. Wertvolle Unterstützung <strong>und</strong> Hinweise<br />

erhielt ich auch von Herrn Prof. Dr. L. Richter. Beiden möchte<br />

ich an dieser Stelle meinen besonderen Dank aussprechen.<br />

Zu danken habe ich ferner vielen Beamten <strong>und</strong> Angestellten der<br />

F.S.A.A.E, des S.R.F., der E.N.R. <strong>und</strong> den spanischen <strong>und</strong> italienischen<br />

Bewässerungsgemeinschaften, die mir durch ihr<br />

fre<strong>und</strong>liches Entgegenkommen wertvolle Hilfe geleistet haben.<br />

Meinem Ehemann bin ich für seine tatkräftige Hilfe während der<br />

Durchführung <strong>und</strong> Fertigstellung der Arbeit zu großem Dank verpflichtet.<br />

Ebenso möchte ich Herrn Prof. Dr. G. Schuhmann <strong>und</strong> Herrn Prof.<br />

Dr. P. Limberg <strong>und</strong> allen Mitarbeitern des Instituts für Nutzpflanzenforschung<br />

für ihre Hilfsbereitschaft danken.

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