Daubitz-Kühnel - 1978 - Der Reisanbau Spaniens, Frankreichs und Italiens
Daubitz-Kühnel - 1978 - Der Reisanbau Spaniens, Frankreichs und Italiens
Daubitz-Kühnel - 1978 - Der Reisanbau Spaniens, Frankreichs und Italiens
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Arbeit aus dem Institut für Nutzpflanzenforschung<br />
- Acker- <strong>und</strong> Pflanzenbau -<br />
der Technischen Universität Berlin<br />
DER REISBAU SPANIENS, FRANKREICHS UND ITALIENS<br />
- ökologische, agronomische <strong>und</strong> ökonomische Bedingungen<br />
des Reisbaus im nordwestlichen Mittelmeerraum -<br />
Vom Fachbereich Internationale Agrarentwicklung<br />
der Technischen Universität Berlin<br />
zur Verleihung des akademischen Grades<br />
"Doktor der Landbauwissenschaft"<br />
genehmigte Dissertation<br />
vorgelegt von<br />
Dipl.-Ing. agr. Heidrun <strong>Daubitz</strong>-Kühnel<br />
aus Berlin<br />
D 83<br />
Berlin <strong>1978</strong>
I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Vorwort<br />
1<br />
1. Einleitung 2<br />
1.1 Historische Entwicklung 2<br />
1.2 Wirtschaftliche Bedeutung 4<br />
2. Standortbedingungen 9<br />
2.1 Marismas 9<br />
2.1.1 Klima 9<br />
2.1.2 Boden 11<br />
2.1.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 13<br />
2.2 Albuf er ani ed erung 16<br />
2.2.1 Klima 16<br />
2.2.2 Boden 16<br />
2.2.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 17<br />
2.3 Ebrodelta 18<br />
2.3.1 Klima 18<br />
2.3.2 Boden 20<br />
2.3.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 21<br />
2.4 Rhonedelta 24<br />
2.4.1 Klima 24<br />
2.4.2 Boden 26<br />
2.4.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 27<br />
2.5 Poebene 29<br />
2.5.1 Klima 29<br />
2.5.2 Boden 32<br />
2.5.3 Auswirkungen der Standortbedingungen 33<br />
2.6 Wertung der ReisStandorte nach Boden <strong>und</strong> Klima 36<br />
3. Wasserkontrolle 38<br />
3.1 Formen des Wassermanagements 38<br />
3.1.1 Marismas 38<br />
3.1.2 Albuferaniederung 40<br />
3.1.3 Ebrodelta 42<br />
3.1.4 Rhonedelta 46<br />
3.1.5 Poebene 47
II<br />
Seite<br />
3.2 Aufgaben der Bewässerung 51<br />
3.2.1 Evapotranspiration 51<br />
3.2.2 Entsalzung 54<br />
3.2.3 Thermoregulatorische Funktion des Wassers 55<br />
3.3 Ökonomie des Wassermanagements 57<br />
3.3.1 Spanien 59<br />
3.3.2 Frankreich 60<br />
3.3.3 Italien 61<br />
3.3.4 Fragen zur Optimierung der Wasserkontrolle 62<br />
4. Anbaumethodik 64<br />
4.1 Von der Bodenbearbeitung zur Aussaat 64<br />
4.1.1 Marismas 64<br />
4.1.2 Albuf eraniederung 66<br />
4.1.3 Ebrodelta 68<br />
4.1.4 Rhonedelta 70<br />
4.1.5 Poebene 72<br />
4.2 Pflanzen oder Direktsaat 74<br />
4.2.1 Verbreitung der Anbaumethoden 74<br />
4.2.2 Die direkte Saat 77<br />
4.2.3 Das Verpflanzen 79<br />
4.3 Behandlung der Reiskultur 80<br />
4.3.1 Biochemische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Pflegemaßnahmen 80<br />
4.3.2 Düngung <strong>und</strong> Pflege 84<br />
4.3.2.1 Marismas 84<br />
4.3.2.2 Albuferaniederung 86<br />
4.3.2.3 Ebrodelta 87<br />
4.3.2.4 Rhonedelta 88<br />
4.3.2.5 Poebene 89<br />
4.3.3 Aufwendungen 91<br />
4.4 Ernte 93<br />
4.5 Trocknung 99<br />
4.6 Fruchtfolge 101<br />
4.7 Mechanisierung <strong>und</strong> Arbeitskräftebedarf 105<br />
4.7.1 Spanien 107<br />
4.7.2 Frankreich 114<br />
4.7.3 Italien 116<br />
4.7.4 ökonomischer Vergleich 121
111<br />
5.<br />
5.1<br />
5.2<br />
5.3<br />
5.3.1<br />
5.3.1, 1 Sorten<br />
5.3.1, 2 Die Verbreitung der Sorten<br />
.3.2<br />
,3.2, 1 Sorten<br />
.3.2, 2 Die Verbreitung der Sorten<br />
,3.3<br />
.3.3, 1 Sorten<br />
5.3.3, 2 Die Verbreitung der Sorten<br />
5.4<br />
6.<br />
6.1<br />
6.2<br />
6.3<br />
6.4<br />
Europäische Sorten<br />
Physiologische Voraussetzungen<br />
Zuchtziele<br />
Europäische Sorten <strong>und</strong> ihre Verbreitung<br />
Spanien<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Die Sortenwahl bestimmende Faktoren<br />
Pflanzenschutz<br />
Die häufigsten Unkräuter<br />
Die wichtigsten Schädlinge<br />
Die wichtigsten Krankheiten<br />
Wirtschaftliche Anmerkungen zum Pflanzenschutz<br />
Seite<br />
123<br />
123<br />
125<br />
127<br />
127<br />
127<br />
130<br />
132<br />
132<br />
135<br />
136<br />
136<br />
139<br />
142<br />
145<br />
145<br />
152<br />
158<br />
163<br />
7. Das Wirtschaftsgefüge der südwesteuropäischen<br />
Reisbaugebiete<br />
7.1 Betriebsgrößen<br />
7.1 Marismas<br />
7.1 Albuf eraniederung<br />
7.1 Ebrodelta<br />
7.1 Rhonedelta<br />
7.1 Poebene<br />
7.1 Auswirkungen der Betriebsgrößen<br />
7.2 Genossenschaftswesen<br />
7.2 .1 Spanien<br />
7.2 .1.1 Sevilla<br />
7.2 .1.2 Valencia<br />
7.2 .1.3 Tortosa<br />
7.2 .2 Frankreich<br />
7.2 .3 Italien<br />
167<br />
167<br />
167<br />
171<br />
173<br />
176<br />
177<br />
178<br />
182<br />
182<br />
183<br />
184<br />
185<br />
187<br />
188
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle<br />
Seite<br />
1: Ausgewählte Erzeugerländer 1975 H<br />
2: Durchschnittserträge verschiedener Getreide in einigen<br />
europäischen Ländern 1975 5<br />
3: Temperaturen <strong>und</strong> Niederschläge während der Vegetationszeit<br />
des Reises 12<br />
3a: Jahresdurchschnittstemperaturen <strong>und</strong> -niederschläge 12<br />
4: <strong>Reisanbau</strong>fläche in den spanischen Provinzen <strong>und</strong> in<br />
Frankreich (1 000 ha) 14<br />
5: <strong>Reisanbau</strong>fläche in den italienischen Provinzen<br />
(1 000 ha) 14<br />
6: Flächennutzung der italienischen Reisbetriebe nach<br />
Provinzen 1966 34<br />
6a: Mechanisierungsgrad der italienischen Reisbetriebe<br />
nach Provinzen 1966 34<br />
7: Wasserverbrauch <strong>und</strong> -kosten pro Hektar in den einzelnen<br />
Reisbaugebieten 58<br />
8: Verbreitung der Direktsaatmethode 75<br />
9: Anbauflächen <strong>und</strong> Erträge 1955 bis 1975 76<br />
10: Die wichtigsten Stickstoffdünger 83<br />
10a: Die wichtigsten Phosphatdünger 83<br />
11: Durchschnittliche Düngungsintensität im Ländervergleich<br />
(kg/ha) 84<br />
12: Ausgaben für Düngemittel pro Hektar 1974 <strong>und</strong> 1975<br />
in Italien <strong>und</strong> Spanien 92<br />
13: Arbeitsgänge zur Bodenvorbereitung (Schema) 109<br />
14: Technische <strong>und</strong> ökonomische Daten bei der Reisernte 112<br />
15: Maschinengröße, Betriebsgröße <strong>und</strong> Standardflächenleistung<br />
113<br />
16: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Vercelli 118<br />
17: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Pavia 119<br />
18: Die wichtigsten Reissorten <strong>Spaniens</strong> (1974) 129<br />
19: Die Verbreitung der Sorten in der Provinz Sevilla 131<br />
20: Saatgutmenge bei direkter Aussaat 131<br />
21: Die wichtigsten Reissorten <strong>Frankreichs</strong> (1972) 134<br />
22: Die wichtigsten Reissorten <strong>Italiens</strong> (1975) 138
VI<br />
Tabelle<br />
Seite<br />
1 3<br />
23:<br />
24:<br />
25:<br />
26:<br />
27:<br />
28:<br />
29:<br />
30:<br />
31:<br />
32:<br />
33:<br />
33a:<br />
34:<br />
35:<br />
36:<br />
37:<br />
38:<br />
39:<br />
40:<br />
41:<br />
42:<br />
43:<br />
Die Verbreitung der Sorten in Italien<br />
litO<br />
Erlöse der italienischen Landwirte für R<strong>und</strong>-, Mittel<strong>und</strong><br />
Langkornsorten<br />
l'tS<br />
Unkräuter im europäischen Reisbau<br />
l*t8<br />
Die wichtigsten Herbizide im europäischen Reisbau l*t9<br />
Schädlinge im europäischen Reisbau 156<br />
Die wichtigsten Insektizide im europäischen Reisbau 157<br />
Pilzkrankheiten im europäischen Reisbau 160<br />
Die wichtigsten Fungizide im europäischen Reisbau 161<br />
Ausgaben für Pflanzenschutzmittel pro Hektar 1974<br />
<strong>und</strong> 1975 in Italien <strong>und</strong> Spanien 166<br />
Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />
in der Provinz Sevilla<br />
^168<br />
Die Betriebsgrößenverhältnisse im marismenischen<br />
Reisgebiet 1966/67 <strong>und</strong> 1972/73 169<br />
Die marismenischen Betriebsgrößenverhältnisse im Vergleich<br />
zu denen aller spanischen Reisbetriebe 1972/73 169<br />
Die Bewirtschaftungsverhältnisse im marismenischen<br />
Reisbaugebiet 1965 <strong>und</strong> 1973 170<br />
Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />
in der Provinz Valencia 171<br />
Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Provinz Valencia<br />
1964/65 <strong>und</strong> 1970/71 172<br />
Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />
in der Provinz Tarragona 173<br />
Betriebsgrößenverhältnisse im Reisbaugebiet des<br />
Ebrodeltas 1962, 1965 <strong>und</strong> 1971 174<br />
Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />
in der Camargue 176<br />
Die Betriebsgrößenverhältnisse im französischen Reisbaugebiet<br />
Camargue 1966 177<br />
Bewirtschaftungsformen der Reisbaufläche in der<br />
Provinz Vercelli in Prozent 178<br />
Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />
in der Poebene 178<br />
Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Poebene 1965,<br />
1970 <strong>und</strong> 1975 179
w<br />
VII<br />
AbbildunRSVerzeichnis<br />
Abbildung<br />
Seite<br />
1 :<br />
2 :<br />
3:<br />
4:<br />
5:<br />
6 :<br />
6a;<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
1 1 :<br />
11a:<br />
Übersicht über die Hauptreisgebiete Südv/esteuropas 8<br />
Reisbaugebiet Marismas 10<br />
Reisbaugebiet La Albufera 15<br />
Reisbaugebiet Ebrodelta 19<br />
Übersicht über das Rhonedelta 25<br />
Lage der Reisbaugebiete in den Regierungsbezirken<br />
Piemont <strong>und</strong> Lombardei 30<br />
Lage der Reisbaugebiete im Regierungsbezirk Emilia 31<br />
Altes Bewässerungssystem<br />
Neues Bewässerungssystem **3<br />
Mischbewässerungssystem 48<br />
Schematische Darstellung des Wassermanagements <strong>und</strong><br />
der Pflege des Reisfeldes 98<br />
Entwicklung des Anbaus von Sorten mit r<strong>und</strong>em <strong>und</strong><br />
langem Korn in Frankreich von 1958 bis 1975 141<br />
Entwicklung des Anbaus von Sorten mit r<strong>und</strong>em, mittlerem<br />
<strong>und</strong> langem Korn in Italien von 1958 bis 1975 141<br />
12: Auftreten der Algen in den italienischen Reisfeldern 150<br />
*tl
- 1<br />
Vorwort<br />
Eine sechswöchige Reise im April <strong>und</strong> Mai 1976 führte durch<br />
die südwesteuropäischen Reisgebiete. In Spanien wurden die<br />
Delegationen der F.S.A.A.E.^^n Sevilla, Valencia <strong>und</strong> Tortosa<br />
besucht sowie die Conununidad de Regantes del Rio JucSr in<br />
Valencia <strong>und</strong> die beiden Bewässerungsgesellschaften im Ebrodelta.<br />
Für die fre<strong>und</strong>liche Unterstützung in Sevilla danke ich<br />
dem Hauptsekretär der Delegation Zona Sur, Herrn Ferez Simon,<br />
der mir die Möglichkeit für einige Ausflüge zu Reisbetrieben<br />
in den Marismas gab, <strong>und</strong> besonders Herrn Rubio Ferez, durch<br />
den ich umfangreiches statistisches Material <strong>und</strong> Literatur<br />
erhalten konnte. In Valencia hat sich Herr Meseguer von der<br />
Hauptverwaltung der F.S.A.A.E. meiner Fragen angenommen. In<br />
Sueca konnte ich bei Herrn Dr. Lopez Campos, Direktor des<br />
Departamento del Arroz, Centro de Levante, Auskünfte <strong>und</strong> Literatur<br />
über Züchtungsfragen erhalten.<br />
In Frankreich habe ich besonders detaillierte Auskünfte über<br />
Züchtungsprobleme von Herrn R. Marie von der Station D' Amélioration<br />
des Flantes in Montpellier erhalten. Er verwies<br />
mich auch an das S.R.F.^^in Arles zur Erlangung von Daten über<br />
den französischen Reisbau.<br />
Herr Dr. Russe, Direktor des Institute Sperimentale per la<br />
Cerealicoltura in Vercelli, hat lange Diskussionen über die<br />
Froblematik in der italienischen Reiszüchtung mit mir geführt<br />
<strong>und</strong> mir umfangreiches Schrifttum an die Hand gegeben. Fragen<br />
zur Bewässerung der Reisfelder wurden von Herren Barozzolo von<br />
der Associazione Irrigazione Ovest Sesia in Vercelli beantwortet.<br />
Das wichtigste statistische Material erhielt ich von<br />
1)<br />
Herrn Goetz von der E.N.R. in Mailand. Seiner fre<strong>und</strong>lichen<br />
Hilfe war es zu verdanken, daß ich ein Gespräch mit Herrn<br />
Dr. Tinarelli, Direktor in der E.N.R., über technische <strong>und</strong><br />
agronomische Fragen des italienischen Reisbaus führen konnte.<br />
Die Untersuchung schließt mit den statistischen Daten von 1975.<br />
1) Abkürzungen siehe S. 7
- 2 -<br />
1. Einleitung<br />
i H<br />
1.1 Historische Entwicklung<br />
Reis ist das wichtigste Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel in den stark besiedelten<br />
Gebieten Asiens. Auch in Europa gehört er neben Brotgetreide<br />
<strong>und</strong> Kartoffeln zu den Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln. Sein Genzentrum<br />
aber liegt im monsunalen vorder- <strong>und</strong> hinterindischen<br />
Raum. Bereits in prähistorischer Zeit vollzog sich die Entwicklung<br />
vom Wild- zum Kulturreis (ANGLADETTE 1966, S.ll ff.;<br />
KORTEN 1954, S.14 f .).<br />
ka i<br />
Alexander der Große kam auf seinen Feldzügen mit dem indischen<br />
Reis in Berührung <strong>und</strong> brachte ihn in den östlichen Mittelmeerraum<br />
(CANARD 1959). Mit der Eroberung <strong>Spaniens</strong> durch die Mauren<br />
im 8. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde der Reis nach Sevilla <strong>und</strong> darauf<br />
nach Valencia gebracht. Bereits zu dieser Zeit soll der Reis<br />
gepflanzt worden sein. Nach der endgültigen Rückeroberung der<br />
maurischen Gebiete durch Jaime I von Aragon im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
wurde der Reisbau per Gesetz aus dem näheren Umkreis von Wohnsiedlungen<br />
verbannt. In den folgenden Jahrh<strong>und</strong>erten wurde dieses<br />
Gesetz erweitert, das in einigen Siedlungen bis zum völligen<br />
Anbauverbot reichte. Die Gründe hierfür waren folgende:<br />
<strong>Der</strong> Reis wurde in stagnierendem Wasser angebaut - der Nutzen<br />
einer Entwässerung war noch nicht erkannt - <strong>und</strong> begünstigte<br />
daher die Ausbreitung der Anopheles, die in den küstennahen<br />
Sumpfgebieten Europas beheimatet war. Durch die Ausbreitung<br />
dieser Mücke wuchs auch die Gefahr der Malaria. Dieser erkannte<br />
Zusammenhang führte schließlich zu der Reglementierung des<br />
Reisbaus. Sie wurde erst 1914 mit dem Internationalen Kongreß<br />
von Valencia aufgehoben aufgr<strong>und</strong> der neueren biologischen <strong>und</strong><br />
medizinischen Erkenntnisse über die Malariaerreger <strong>und</strong> ihre<br />
Überträger (BAHR 1972, S.4). Vom Mittelalter bis zur Neuzeit<br />
war der Reisbau um Valencia stets von Bedeutung für Spanien.<br />
Seit 1860, als der Reisbau auch im Ebrodelta gesetzlich gebilligt<br />
wurde, steigt die spanische Reisbaufläche kontinuierlich.<br />
Diese Entwicklung wird nur durch die Jahre des Bürger-
3 -<br />
krieges unterbrochen.<br />
Unter maurischem Einfluß gelangte der Reis noch im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
nach Perpignan in Frankreich. Dort hielt er sich bis zu Beginn<br />
des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, dann wurde sein Anbau auch aus hygienischen<br />
Gründen verboten. Anfang des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts kam der<br />
Reis von Norditalien in die Provence <strong>und</strong> wurde 200 Jahre späterwieder<br />
völlig aufgegeben. <strong>Der</strong> Reisbau in der Camargue erscheint<br />
erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert (AMMANN 1970, S.18 ff.). Bis zum Zweiten<br />
Weltkrieg bewegt sich die Anbaufläche zv;ischen 100 <strong>und</strong> 500<br />
Hektar. Erst dann, als das Brotgetreide in Frankreich knapp<br />
wurde, entsann man sich des Reises. Sein erfolgreicher Anbau<br />
ließ die Anbaufläche bis 1960 auf 32 500 ha sprunghaft ansteigen.<br />
Seitdem ist die Anbaufläche wieder stark rückläufig.<br />
Auf welchen Wegen der Reis nach Italien gelangte, ist heute<br />
nicht mehr klar nachzuvollziehen. Er kann durch Alfons V von<br />
Aragon, der 1442 das Königreich Neapel in Besitz nahm, nach<br />
Italien gelangt sein oder aber durch die Venezianer, die ihn<br />
auf ihren ausgedehnten Seefahrten von Ägypten mitgebracht<br />
haben. Schließlich besteht noch die Möglichkeit, daß der arabische<br />
Einfluß auf Sizilien noch sehr groß war <strong>und</strong> daß dadurch<br />
der Reis weiter verbreitet wurde (AMMANN 1970, S.15 f.). Seine<br />
bisher größte Verbreitung fand der Reisbau in Italien um 1870<br />
mit ca. 233 000 ha. Danach fällt die Anbaufläche auf 112 000 ha<br />
im Jahre 1921. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> dafür lag in der Eröffnung des Suezkanals<br />
1869, über den geschälter chinesischer <strong>und</strong> indischer<br />
Reis, der qualitativ hochwertiger war als der italienische,<br />
auf den europäischen Markt kam. Die Folge war eine Senkung des<br />
Reispreises verb<strong>und</strong>en mit der Notwendigkeit, den Reis geschält<br />
anzuliefern <strong>und</strong> nicht wie bisher als Paddy. In den folgenden<br />
Jahren bis 1932 erfuhr der italienische Reisbau zahlreiche<br />
Höhe- <strong>und</strong> Tiefpunkte. Die Krise wurde gelöst durch die bewußte<br />
Einschränkung der Anbaufläche <strong>und</strong> durch die Auswahl hochwertigerer<br />
Reissorten, die zwar weniger ertragreich sind, aber dafür<br />
höhere Erlöse sichern <strong>und</strong> in der Lage sind, der ausländischen<br />
Konkurrenz zu begegnen. In den folgenden Jahren dehnte<br />
sich der Reisbau in Italien wieder aus.
1.2 Wirtschaftliche Bedeutung<br />
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Reiserzeugüng in Europa<br />
verdreifacht <strong>und</strong> in Amerika vervierfacht. Auch in den übrigen<br />
Erdteilen ist die Bedeutung des Reises ständig im Wachsen<br />
begriffen. Die reisbauenden Länder Asiens sind die Hauptreisproduzenten.<br />
Daneben nimmt sich das europäische Angebot bedeutungslos<br />
aus (Tab. 1). Die Gesamtproduktion <strong>Italiens</strong>, dem Hauptreisproduzenten<br />
Europas, beträgt nur 1 Mio. Tonnen gegenüber<br />
Indien mit 70 Mio. Tonnen <strong>und</strong> Indonesien mit 23 Mio. Tonnen.<br />
Werden aber Erträge pro Hektar verglichen, so kann man feststellen,<br />
daß Europa nach Japan die höchsten Erträge erzielt.<br />
Die Durchschnittserträge von Konkurrenzfrüchten wie Weizen <strong>und</strong><br />
Mais liegen in den untersuchten Ländern immer unter den Erträgen<br />
des Reises (Tab. 2).<br />
Tab. 1: Ausgewählte Reiserzeugerländer 1975<br />
Länder<br />
Afrika .<br />
Anbaufläche<br />
in 1 000 ha<br />
Ertrag<br />
dt/ha<br />
Gesamtproduktion<br />
in 1 000 t<br />
Ägypten 460 53,26 2 450<br />
Madagaskar 1 0U5 18,52 1 936<br />
Amerika<br />
USA 1 134 51,05 5 789<br />
Brasilien 5 249 14,62 7 674<br />
Asien .<br />
Bangladesh 10 117 18,25 18 468<br />
Indien 38 600 18,26 70 500<br />
Indonesien 8 599 26,86 23 100<br />
Japan 2 765 61,85 17 101<br />
Philippinen 3 700 17,60 6 512<br />
Thailand 8 520 17,71 15 092<br />
Europa<br />
Frankreich 10 47,12 46<br />
Italien 174 58,01 1 009<br />
Spanien 62 60,52 378<br />
Australien 76 51,19 387
- 5 -<br />
Tab. 2: Durchschnittserträge verschiedener Getreide in einigen<br />
europäischen Ländern 1975<br />
Länder Weizen dt/ha Mais dt/ha Reis dt/ha<br />
BRD U9,67 55,31 -<br />
Dänemark 51,29 - -<br />
Frankreich 38,88 41,04 47,12<br />
Holland 49,36 70,00 -<br />
Italien 27,14 59,52 58,01<br />
Spanien 16,19 37,43 60,52<br />
Portugal 13,10 13,32 39,03<br />
Quelle für Tabelle 1 <strong>und</strong> 2:<br />
FAO Production Yearbook, Vol. 29, Rom 1976<br />
Obwohl der Reis in Europa ursprünglich nicht beheimatet ist,<br />
hält er sich in den Randgebieten mit Erfolg. Gründe hierfür<br />
liegen in den ausreichenden Standortvoraussetzungen <strong>und</strong> in den<br />
Möglichkeiten zum kapitalintensiven Anbau in den Industrieländern.<br />
Auf der anderen Seite stehen die Entwicklungsländer mit guten<br />
Standortverhältnissen für die Reisproduktion, aber kapitalextensiver<br />
Wirtschaftsweise. Mit zunehmendem Bevölkerungsdruck<br />
steigt der Nahrungsmittelbedarf, der in dieser Entwicklungsphase<br />
durch Intensivierung des Anbaus befriedigt werden kann.<br />
Die Erhöhung der Erträge ist schneller zu erreichen als eine<br />
Änderung der Verzehrsgewohnheiten. So werden Kartoffeln bisher<br />
nicht <strong>und</strong> Brotgetreide nur in geringem Umfang als Alternativen<br />
angenommen.<br />
Die Erhöhung der Bodenproduktivität ist in Asien vorrangig, in<br />
Europa die der Arbeitsproduktivität. Mit zunehmendem Wirtschaftswachstum<br />
werden alle dichtbevölkerten Entwicklungsländer<br />
von der Handarbeitsstufe auf die Stufe der Teil- bzw. Vollmechanisierung<br />
gelangen, auf der sich der europäische Reisbau äugen-
- 6 -<br />
: í blicklich befindet. Die Darstellungder erfolgreichen Reisproduktion<br />
in den wirtschaftlich hoch entwickelten südwesteuropäischen<br />
Ländern kann zur Informationsquelle für die reisbauenden<br />
Entwicklungsländer werden, die auf dem Wege zur Industrialisierung<br />
sind <strong>und</strong> damit in eine veränderte wirtschaftliche<br />
Situation kommen. <strong>Der</strong> Reis kann dadurch vom Selbstversorgungsgut<br />
zum Export gut werden <strong>und</strong> erlangt somit einen höheren Rang.<br />
Die Eigenschaften des Reises - Selbstverträglichkeit, Anspruchslosigkeit<br />
gegenüber dem Boden <strong>und</strong> hoher Wasserbedarf - machen<br />
ihn zur Pionierpflanze für andere Kulturen auf vormals salzhaltigen<br />
oder sumpfigen Standorten. Hiertlurch können weitere<br />
Flächen für die Landwirtschaft erschlossen werden.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Reisanbau</strong> <strong>Spaniens</strong>, <strong>Frankreichs</strong> <strong>und</strong> <strong>Italiens</strong> ist landwirtschaftlich<br />
gesehen nur von geringer Bedeutung. 1974 betrug der<br />
Anteil der Reisfläche an der gesamten landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche (ohne Dauerkulturen) in Spanien 0,38%, in Frankreich<br />
0,09% <strong>und</strong> in Italien 1,94% (FAO 1976). Regional gesehen ist er<br />
jedoch von höchster Wichtigkeit. So beträgt er in der Provinz<br />
Vercelli ca. 70% (GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.122) <strong>und</strong> in<br />
der Provinz Sevilla ca. 80% (F.S.A.A.E.-Sevilla 1976) der LN.<br />
Innerhalb der Reisregionen findet man Forschungsstationen, die<br />
sehr praxisbezogen arbeiten <strong>und</strong> über gute Ergebnisse <strong>und</strong> Darstellungen<br />
einzelner Probleme verfügen, z.B. das Departamento<br />
del Arroz Centro Regional de Levante in Sueca, Spanien; die<br />
Station d 'Amélioration des Plantes in Montpellier, Frankreich;<br />
das Institute Sperimentale per la Cerealicoltura in Vercelli,<br />
Italien. Die Forschung dieser Stationen ist überwiegend auf<br />
Züchtung <strong>und</strong> Düngung oder auf Pflanzenschutz ausgerichtet, Faktoren,<br />
die auf Steigerung <strong>und</strong> Sicherung des Ertrages zielen.<br />
Neben diesen Stationen bestehen staatliche oder halbstaatlich<br />
geförderte Reisbaugenossenschaften, die über ein umfangreiches<br />
statistisches Material verfügen <strong>und</strong> die im Bereich der Produkt<strong>und</strong><br />
Marktforschung tätig werden, v;ie die Federación Sindical
- 7 -<br />
de Agricultores Arroceros de España (F.S.A.A.E.), das Syndicat<br />
des Riziculteurs de France (S.R.F.) <strong>und</strong> die Ente Nazionale<br />
Risi (E.N.R.). Durch die zweckmäßige Rückkopplung zu den Forschungsstationen<br />
<strong>und</strong> den Bauern in Spanien bzvj. in Italien<br />
konnte die Bedeutung des Reises in diesen beiden Ländern erhalten<br />
oder sogar gesteigert werden.<br />
Die Ergebnisse der Stationen <strong>und</strong> Genossenschaften erreichen nur<br />
selten den anglo-amerikanischen oder gar den deutschen Raum in<br />
Form von Übersetzungen oder Zusammenfassungen. Diese Arbeit entstand<br />
aus dem Studium von Statistiken <strong>und</strong> fast ausschließlich<br />
fremdsprachiger, in der Qualität höchst unterschiedlicher Literatur<br />
sov;ie zu einem Teil auch aus eigner Anschauung vjährend<br />
einer sechsv/öchigen Reise im Frühjahr 1976 durch die v?ichtigsten<br />
Reisbaugebiete <strong>Spaniens</strong>, <strong>Frankreichs</strong> <strong>und</strong> <strong>Italiens</strong>.<br />
Nach dem Tode Francos 1975 ist es wahrscheinlich, daß Spanien<br />
in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen wird - ein Aufnahmeantrag<br />
ist bereits gestellt worden. Mit der Aufnahme vjürde<br />
eine Möglichkeit zur Selbstversorgung an Reis in der Gemeinschaft<br />
gegeben sein, wenn es den spanischen Bauern gelingt,<br />
marktorientiert zu produzieren.<br />
Die vorliegende Arbeit soll eine zusammenfassende Darstellung<br />
des Reisbaus dieser Länder geben aus agronomischer, ökologischer<br />
<strong>und</strong> ökonomischer Sicht. Außerdem soll gesondert auf die<br />
Problematik, die sich bei der Produktion in den einzelnen Gebieten<br />
stellt, hingewiesen vjerden. Ein Vergleich der Reisbauregionen<br />
ergibt, daß trotz ähnlicher ökologischer Bedingungen<br />
jedes Gebiet seine eieenen Produktionstechniken <strong>und</strong> Probleme<br />
hat, die keineswegs auf Zufälligkeiten, sondern auf logischen<br />
Entwicklungen beruhen.
9 -<br />
2. Standortbedinr;unger.<br />
Das stetige Vordringen des Reises in höhere Breiten ist das Ergebnis<br />
der Züchtung angepaßter Sorten <strong>und</strong> erhöhten Kapitaleinsatzes.<br />
Die vjirtschaftlich bedeutenden europäischen Gebiete<br />
liegen zvjischen dem 37° (Marismas) <strong>und</strong> dem 45° (Poebene) nördlicher<br />
Breite (Valencia 39° n.B., Ebrodelta 41° n.B., Rhonedelta<br />
44° n.B.). Diese Gebiete liegen ausnahmslos im sommertrocknen<br />
Mediterranbereich, d.h., daß in der Vegetationszeit<br />
des Reises nicht genügend Miederschläge fallen <strong>und</strong> auf jeden<br />
Fall bevjässert werden muß (Tab. 3 <strong>und</strong> 3a; Abb. 1).<br />
2.1 Marismas (Abb. 2)<br />
2.1.1 Klima<br />
Die Marismas besitzen ein ausgeprägtes Mittalmeerklima mit atlantischen<br />
Zügen <strong>und</strong> kontinentalen Einflüssen des zentralen<br />
Hochlandes, der Meseta. <strong>Der</strong> atlantische Einfluß verhindert die<br />
Bildung von Extremtemperaturen. Frost- <strong>und</strong> Eistage treten in<br />
der Regel nicht auf. Die mittlere Januartemperatur liegt bei<br />
11,2° C, die mittlere Temperatur im August beträgt 26° C, <strong>und</strong><br />
dar tägliche Temperaturgang schvjankt nur gering während dieser<br />
Extremmonate (9,4° C Xagesschv;ankung im Juni). Im April zur<br />
Zeit der Aussaat liegt die durchschnittliche Temperatur bereits<br />
bei 17,5° C (TMRAN <strong>und</strong> BROEKHUIZEN 1955; LOPEZ CAHPOS et<br />
al. 1975).<br />
Im Sommer wehen Südwest- <strong>und</strong> Westwinde, im Winter dagegen Nordwinde.<br />
In den Übergangszeiten führen Südv;est- <strong>und</strong> Hordwestwinde<br />
Niederschläge heran. Die feuchten atlantischen Luftmassen,<br />
die sich vor der Küste stauen, bev/irken eine hohe Luftfeuchtigkeit,<br />
deren mittlere Jahresv.'orte zwischen 80% in den meeresnahen<br />
<strong>und</strong> 65% in den meeresfernen Regionen liegen.<br />
Die Höhe der Jahresniederschläge schwankt von Jahr zu Jahr erheblich.<br />
Allgemein liegen die mittleren l-Jerte bei 500 mm. Ende
%Dos Hermanas<br />
Los Palacios<br />
y Vi lia franca
- 11 -<br />
September steigen die Niederschläge sprunghaft an <strong>und</strong> bilden<br />
das Herbstmaximum. Nach einem Miederschlagsminimum, das im Januar<br />
liegt, folgt das Frühjahrsmaximum. Das absolute Minimum<br />
liegt in den Sommermonaten von Mai bis September.<br />
2.1.2 Boden<br />
Die Marismas sind eine ebene Harschfläche im Mündungsgebiet des<br />
2<br />
Guadalquivir. Die r<strong>und</strong> 1 400 km umfassenden Harschen liegen<br />
auf Meereshöhe <strong>und</strong> v/erden im Südvjesten gegen den Atlantik hin<br />
durch eine ausgedehnte Dünenkette geschützt. Seine Genese verdankt<br />
dieses Gebiet in historischer Zeit einem häufigen Flutrückstau<br />
vom Atlantik her <strong>und</strong> einem hohen SchvierStofftransport<br />
des Guadalquivir.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der fluviomarinen Entstehung liegt der Anteil der im<br />
Boden gelösten Salze zvjischen 2 <strong>und</strong> 4%. Ein großer Anteil an<br />
Carbonaten (10 bis 25%) bev.’irkt bei diesen homogenen Marschböden<br />
einen pH-Wert zvjischen 7,6 <strong>und</strong> 8,2. Hoher Tongehalt (80%<br />
des Bodens stellen Kornfraktionen kleiner als 0,05 mm, solche<br />
über 2 mm fehlen völlig) <strong>und</strong> ungünstige hydrographische Bedingungen<br />
vjirken sich negativ auf die Bodenstruktur <strong>und</strong> damit auf<br />
die Durchlüftung <strong>und</strong> Wasserleitfähigkeit aus (BAHR 1972, S.26).<br />
<strong>Der</strong> Salzgehalt des Bodens <strong>und</strong> des Bevjässerungsvjassers stellt<br />
das größte Problem, dieses Gebietes dar. 80 km vor der Mündung<br />
liegt das Flußbett des Guadalquivir nur noch drei Meter über<br />
Heereshöhe. Eindeichungen der Hauptreisanbaugebiete verhindern,<br />
daß weite Flächen der Marismas bei nur vjenig über den mittleren<br />
Pegel ansteigender Vi/asserführung überschwemmt werden. <strong>Der</strong> mittlere<br />
Tidenhub an der Mündung beträgt 2,30 m. Diese Höhe reicht<br />
aus für einen Rückstau der Flut in die Trichtermündung des<br />
Guadalquivir, v^jodurch die ackerbauliche Nutzung des Wassers<br />
wegen seines mitgeführten Salzgehaltes äußerst problematisch<br />
vjird. Wasserführung, Tidenhub, Windstärke <strong>und</strong> V/indrichtung führen<br />
zur Erhöhung oder zur Senkung des Salzgehaltes im Flußvjas<br />
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13 -<br />
A 36 A8<br />
Zur Salzanreicherung in den oberen Bodenschichten tragen Regen<strong>und</strong><br />
Sickerv;asser gleichermaßen bei. Das Regenv;asser, das den<br />
Salzgehalt der Luft aufnimmt, stagniert auf der Bocenoberflâche<br />
wegen starker Bodendichte <strong>und</strong> fehlenden Gefälles <strong>und</strong> führt bei<br />
Verdunstung zur Salzanreicherung im obersten Bodenhorizont. <strong>Der</strong><br />
stark tonige Marschboden staut das Sickerwasser in den oberen<br />
Bodenhorizonten, von wo es in den ariden Monaten die löslichen<br />
Salze durch kapillaren Aufstieg in die oberste Bodenschicht<br />
(20 bis 30 cm unter der Oberfläche) führt.<br />
Die durchschnittliche Höhe des Gr<strong>und</strong>vjassers beträgt 70 cm, liegt<br />
also gerade noch im Wurzelbereich. <strong>Der</strong> Salzgehalt im Gr<strong>und</strong>wasser<br />
schv;ankt nach Angaben des Institute Macional de Colonisacion<br />
(I.N.C.) je nach Niederschlag, Jahreszeit <strong>und</strong> Meeresentfernung<br />
zwischen 0,27 g/1 <strong>und</strong> 141,375 g/1 (Meerwasser enthält 35,6 g/1).<br />
2.1.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />
R<strong>und</strong> 62 000 ha v;erden heute in Spanien mit Reis bebaut. Das<br />
wichtigste Reisbaugebiet liegt zur Zeit im Süden <strong>Spaniens</strong>, die<br />
Provinz Sevilla nimmt mit 22 726 ha Reisland in der Region der<br />
Marismas des Guadalquivir den ersten Platz ein (Tab. 4).<br />
Durch eine groß angelegte staatliche Förderung der Marismas<br />
konnte die Reisbaufläche dieser Region erheblich erweitert werden.<br />
Sie ist bis heute sogar im Zunehmen begriffen. Ausschlaggebend<br />
dafür sind privatwirtschaftliche Interessen <strong>und</strong> für<br />
Spanien besonders günstige klimatische Bedingungen. Die durchschnittliche<br />
Ertragshöhe liegt hier seit 1963 immer über<br />
70 dt/ha (F.S.A.A.E.-Sevilla 1976). Die Bodenbeschaffenheit jedoch<br />
ließe ein Mutzpflanzenwachstum nicht zu, wenn nicht wasserwirtschaftliche<br />
Anstrengungen unternommen vjürden, die bis zu<br />
30 cm unter Niveau stehenden Salze nicht an die Oberfläche<br />
dringen zu lassen. <strong>Der</strong> Boden läßt hier den Anbau anderer Kulturen,<br />
die nicht stetig unter Wasser stehen dürfen, nicht zu.<br />
Die Marismas können daher als absolutes Reisland angesehen<br />
werden.
-75-<br />
Abb.: 3<br />
R e isb a u o ^b ie t La Albufera<br />
Valencia<br />
Mittelmeer<br />
El Perello<br />
(nach SCHACHT 1971)
- 16 -<br />
2.2 Albuferaniederung (Abb. 3)<br />
2.2.1 Klima<br />
Frost- <strong>und</strong> Eistage sind in der Albuferaniederung sehr selten,<br />
bei einer durchschnittlichen Januartemperatur von 9,9° C (die<br />
durchschnittlichen Minima liegen wie in Sevilla bei 5,0° C).<br />
Die höchsten Temperaturen werden im August erreicht mit mittleren<br />
Werten von 2>1,4° C. Für den Reisbau sind die Durchschnittswerte<br />
von 15° C im April als sehr günstig anzusehen. Aufgr<strong>und</strong><br />
des starken Einflusses der Meseta sind die Tagestemperaturschwankungen<br />
relativ groß, sie können im Juli über 17° C ausmachen.<br />
Auch hier zeichnet sich im jährlichen Niederschlagsgang ein<br />
Herbstmaximum im September/Oktober <strong>und</strong> ein weniger starkes<br />
Frühjahrsmaximum im Febjmiar ab. Die Minima liegen im August <strong>und</strong><br />
Januar. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt 416 mm<br />
im Jahr (LOPEZ CAMPOS et al. 1975).<br />
Mit den Niederschlägen im Herbst können auch stärkere Winde<br />
auftreten, die die Ausläufer des weiter nördlich einfallenden<br />
Levante sind. Die Erntebedingungen können dadurch erheblich verschlechtert<br />
werden.<br />
2.2.2 Boden<br />
Das Reisbaugebiet zwischen Valencia <strong>und</strong> Sueca ist ein ca. 70 km<br />
langes Küstentiefland, entstanden aus Schuttfächern der Flüsse<br />
Turia <strong>und</strong> Jücar. Zwischen den beiden Schuttfächern liegt das<br />
flache Becken der Albufera, einer Süßwasserlagune. Innerhalb<br />
dieses geschlossenen Reisbauareals liegen die sogenannten<br />
"tancats", Gebiete, die im Winter regelmäßig von der Albufera<br />
überschwemmt werden <strong>und</strong> die gesonderte Be- <strong>und</strong> Entwässerungsprobleme<br />
aufweisen infolge ihrer Lage unter dem Wasserspiegel<br />
der Lagune.
17 -<br />
Da es sich um fluviatile Alluvialböden handelt, findet man<br />
hauptsächlich lehmige <strong>und</strong> tonige Böden vor. Die feineren Kornfraktionen<br />
um die Albufera nehmen, von einigen örtlichen Ausnahmen<br />
abgesehen, gegen die Flüsse Turia <strong>und</strong> Jucar ab. Fluviatile<br />
<strong>und</strong> limnische Sedimente überlappen sich in der Nähe der<br />
Lagune. Die grau-braunen Schluff- <strong>und</strong> Tonböden, die stark<br />
kalkhaltig sind, besitzen einen hohen Anteil organischer Substanz,<br />
der zur Lagune hin stetig zunimmt <strong>und</strong> die fortschreitende<br />
Verlandung der Albufera kennzeichnet (LOPEZ CAHPOS<br />
et al. 1975).<br />
Auch hier bewegt sich der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel innerhalb des<br />
Wurzelhorizontes (70 cm). Dieser hohe Wasserstand mit einem<br />
relativ hohen Salzgehalt wird zum einen auf das Sickerwasser<br />
aus dem bev;ässerten Huertaland <strong>und</strong> zum anderen auf das Meerwasser<br />
, das den Dünengürtel unterirdisch durchdringt, zurückgeführt.<br />
Beide treffen sich hier <strong>und</strong> machen eine ackerbauliche<br />
Nutzung dieses Areals nur mit Naßreis möglich.<br />
2.2.3 Auswirkung der Standortbedingungen<br />
Die Albuferaniederung mit den "tancats" stellt ebenfalls absolutes<br />
Reisland dar. Die angrenzenden, etwas höher gelegenen<br />
Gebiete jedoch können bei stärkerer Bewässerung auch andere<br />
Kulturen tragen, da die Gefahr der Bodenversalzung mit Entfernung<br />
von der Lagune stetig abnimmt. Daher sind in diesem<br />
Gebiet staatliche Prämien ausgesetzt, die den Anbauwandel begünstigen<br />
sollen. Die Höhe der Prämien liegt zwischen 6000<br />
<strong>und</strong> 7000 pts/ha (Angabe der FSAAE - Valencia 1975) (entspricht<br />
ca. 250,— DM). Durch diese staatlich gesteuerte Landsanierung<br />
werden die Reisbauflächen besonders an den Hängen des Jucar-<br />
Tales stetig verringert. An die Stelle des Reises treten Gemüse<br />
<strong>und</strong> Zitrusbäume. Diese Kulturen bringen bei gleicher<br />
Arbeitsintensität für den Bauern einen höheren Reingewinn. In<br />
anderen Gebieten dieser Region wird auch immer häufiger Reis<br />
durch Mais substituiert. Diese Kultur ist weniger arbeitsintensiv<br />
<strong>und</strong> bietet daher Vorteile für den Nebenerwerbsbauern mit
- 18 -<br />
weniger AK-Angebot einerseits <strong>und</strong> den Vollerwerbsbauern, der<br />
durch Pacht seinen Betrieb vergrößern kann, andererseits.<br />
Das Valencianische Reisbaugebiet stellt auch ökonomisch gesehen<br />
einen Grenzstandort dar. Die alten Bewässerungsanlagen lassen<br />
eine totale Umstellung auf die dirékte Saat nicht zu. Wenig<br />
Kapital <strong>und</strong> zu geringe Flächenausstattung sowie Bodenzersplitterung<br />
sind für die Mechanisierung ungeeignet (Auskunft<br />
der F.S.A.A.E.-Valencia 1976). Lohnunternehmer mit Mähdreschern<br />
<strong>und</strong> Traktoren decken hier überwiegend den Bedarf an Maschinen.<br />
Außerdem sind die Bauern wenig flexibel, um einer Flurbereinigung<br />
zuzustimmen. Anpassungsfähig sind sie hingegen, wenn es<br />
um den Anbau rentabler Kulturen in den Reisfeldern geht.<br />
In dem Zeitraum von 1957 bis 1977 ist die <strong>Reisanbau</strong>fläche dieses<br />
Gebietes von 28 000 auf 16 000 ha gesunken. Trotzdem nimmt<br />
Valencia damit den zweiten Platz an der Gesamtreisanbaufläche<br />
<strong>Spaniens</strong> ein.<br />
2.3 Ebrodelta (Abb. 4)<br />
2.3.1 Klima<br />
Im Ebrodelta sind Eistage relativ selten, hingegen treten<br />
Frosttage um so häufiger auf. Die thermischen Extremmonate<br />
sind Januar <strong>und</strong> August mit Durchschnittstemperaturen von 9,5° C<br />
bzw. 26,2^ C. Die für die Reiskeimung benötigten Mindesttemperaturen<br />
von 12 - 13° C werden erst im April erreicht mit einem<br />
Monatsmittel von 14,7° C (LOPEZ CAMPOS et al. 75). Dabei muß<br />
stets mit Nachttemperaturen in Gefrierpunktnähe gerechnet werden.<br />
Von besonderer Bedeutung ist ein stürmischer Nordostvjind,<br />
"llevant", der überwiegend im Herbst (September bis Dezember)<br />
aber auch in den Frühjahrsmonaten (März bis Mai) auftreten kann.<br />
Sein Erscheinen ist meist mit Kaltlufteinbrüchen <strong>und</strong> teils mit<br />
gewittrigen Starkregen verb<strong>und</strong>en. Sein frühzeitiges Erscheinen
- 20 -<br />
";1 4<br />
verursacht Lagergetreide, <strong>und</strong> sein später Einbruch im Frühjahr<br />
gefährdet die Jungpflanzen in den Saatbeeten durch seine Gewitterregen<br />
<strong>und</strong> Hagelfälle sowie mitgeführte Kaltluft. Im Winter<br />
weht stetig ein Nordwestwind, "mestral" genannt; er ist ein<br />
stürmischer <strong>und</strong> trockener Fallwind aus dem zentralen Hochland,<br />
mit günstiger Wirkung auf Erwärmung <strong>und</strong> Entwässerung des Deltas.<br />
Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Jahresmittel 472 mm<br />
(LOPEZ CAMPOS et al. 1975). Jedoch ist hier mit erheblichen jährlichen<br />
Schwankungen zu rechnen. Auch sind die Niederschlagsmengen<br />
am Deltainnenrand wegen der nahen Gebirgszüge höher als am<br />
Außenrand. Die jährliche Niederschlagsverteilung ist durch ein<br />
absolutes Minimum im Juli <strong>und</strong> August <strong>und</strong> ein Maximum im September<br />
<strong>und</strong> Oktober gekennzeichnet. Im Januar erscheint ein zweites<br />
Niederschlagsminimum. In den folgenden Monaten steigern sich die<br />
Niederschlagsmengen wieder, bis sie dann das Frühjahrsmaximum<br />
im Mai <strong>und</strong> Juni erreichen. Das zentrale Hochland ist wetterbestimmend<br />
für das Delta, im Winter durch ein Kältehoch, im Sommer<br />
durch ein Wärmetief.<br />
Seit 1950 hat die F.S.A.A.E. eine Abteilung eingerichtet, die<br />
mit der Unwetterbekämpfung in diesem Gebiet betraut ist. Regen<strong>und</strong><br />
Gewitterwolken werden mit Raketen beschossen, besonders im<br />
Herbst, wenn die Ernte durch einsetzende Starkregen gefährdet<br />
ist. Inwieweit diese Einrichtungen rentabel sind, ist bis jetzt<br />
noch nicht geklärt. Nach persönlichen Auskünften einiger Bauern<br />
sollen jedoch in den letzten Jahren keine großen Ertragsverluste<br />
durch Hagel eingetreten sein.<br />
2.3.2 Boden<br />
<strong>Der</strong> schwache Tidenhub des Mittelmeeres <strong>und</strong> die reiche Sedimentführung<br />
des Ebro führten zum raschen Wachstum seiner Deltamündung.<br />
Neben dieser fluviatilen Aufschüttung haben auch Küstenversetzungen<br />
zu der Bildung des Deltas beigetragen, wovon die<br />
zahlreichen Strandseen zeugen. Aufgr<strong>und</strong> dieser Entstehung findet<br />
man unterschiedliche Deltaböden vor.
- 21 -<br />
Zu beiden Seiten des Ebro erstreckt sich eine Zone ockerfarbener<br />
Tone <strong>und</strong> Lehme als Folge der winterlichen Flußüberschwemmungen.<br />
In Richtung Meer mit wachsender Entfernung vom Flußufer<br />
gewinnen feinsandige Lagen, Rückstände zeitvjeiliger Meeres-<br />
transgressionen, immer mehr an Mächtigkeit. Den äußeren Saum<br />
des Deltas nehmen salzhaltige Sande ein. Zwischen diesen beiden<br />
Bodentypen befinden sich die Strandseen, um die sich nährstoffreiche<br />
Moorböden von unterschiedlicher Ausdehnung <strong>und</strong> Mächtigkeit<br />
der Torfschicht lagern. Sie kennzeichnen den Verlandungsgrad<br />
der Seen oder verlandete Deltaarme. <strong>Der</strong> Anteil an organischer<br />
Substanz beträgt hier zvjischen 9,62 <strong>und</strong> 27,75% (Hydrotech-<br />
nic Corporation 1967, V-5). <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>wasserspiegel im Delta<br />
liegt bei 50 - 70 cm, je nach Bewässerungs- <strong>und</strong> Niederschlagsintensität;<br />
er liegt nur tiefer am Deltainnenrand sowie an eda-<br />
1)<br />
phisch begünstigten Dammufern.<br />
<strong>Der</strong> starke Salzgehalt des Bodens wird hier v;eniger durch das<br />
Ebrowasser verstärkt als vielmehr durch das Meerwasser, das unterirdisch<br />
das Küstenland durchdringt <strong>und</strong> im äußeren Deltarand<br />
eine landwirtschaftliche Nutzung ohne ständige Bevjässerung kaum<br />
noch möglich macht.<br />
2.3.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />
Das Ebrodelta ist klimatisch gesehen für den Reisbau <strong>Spaniens</strong><br />
am ungünstigsten. Wenn die durchschnittlichen Hektarerträge in<br />
der Albuferaniederung noch knapp über 60 dt liegen, so erntet<br />
man im Ebrodelta durchschnittlich nur noch 55 dt/ha (Angaben<br />
der F.S.A.A.E.-Valencia 1976). Die geringen Durchschnittstemperaturen<br />
wirken dabei v;eniger erschwerend als die Starkregen <strong>und</strong><br />
Hagelfälle in Verbindung mit dem Levante im späten Frühjahr <strong>und</strong><br />
zeitigen Herbst. <strong>Der</strong> Reis wird dadurch am Keimen <strong>und</strong> im Herbst<br />
1) "Ribera del Ebro" bezeichnet man das Bevjässerungsland links<br />
<strong>und</strong> rechts des Ebro vom Stauwehr bei Charta bis zur Mündung.<br />
"Ribera de Dalt" ist das Bewässerungsland von Cherta bis<br />
Amposta.<br />
"Ribera de Baix" umfaßt das eigentliche Delta.
- 22 £-<br />
am Abreifen gehindert. Geringe Erträge, erschwerte Erntebedingungen<br />
<strong>und</strong> hohe Trocknungskosten sind die Folge. Diese negativen<br />
Produktionsbedingungen werden noch durch ungünstige Bodenverhältnisse<br />
verstärkt.<br />
m<br />
Die mittleren <strong>und</strong> kleinen Reisbauern im Ebrodelta haben die<br />
staatlichen Anregungen zur Verbesserung der spanischen Reissituation<br />
freudig aufgenommen. Die Reisbaufläche des Deltas<br />
verringerte sich sprunghaft von 16 000 ha 1964 auf 12 000 ha<br />
in der Zeit 1966/67 (Tab. 4 ). Dabei lösten andere Bewässerungskulturen<br />
wie Mais <strong>und</strong> Artischocken <strong>und</strong> intensive Weidewirtschaft<br />
die Reismonokultur ab. Leider erwies sich dabei aber, daß weite<br />
Teile des Deltas absolutes Reisland sind, das durch die veränderten<br />
Bewässerungsbedingungen stärker versalzt <strong>und</strong> damit für<br />
andere Kulturen unbrauchbar wird. Daher hatte die Wandlung der<br />
Bodennutzung des Deltas nur experimentellen Charakter, was sich<br />
in der wieder zunehmenden <strong>Reisanbau</strong>fläche seit 1966 widerspiegelt.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Reisanbau</strong> im Ebrodelta ist stets krisenanfälliger als der<br />
der übrigen Reisprovinzen. Die ungünstigen klimatischen Bedingungen,<br />
wodurch der tortosinische Reis erst zwei Wochen später<br />
auf den Markt gebracht werden kann als der sevillanische <strong>und</strong><br />
Valencianische - er kann also erst zu einer Zeit angeboten vjer-<br />
den, in der der Markt bereits gesättigt ist -, sind ein weiterer<br />
kritischer Punkt. Hinzu kommt, daß das hohe Lohnniveau<br />
Kataloniens <strong>und</strong> die verhältnismäßig geringen Erträge die Konkurrenzfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Rentabilität des tortosinischen Reises<br />
stark herabsetzen. Daher ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, daß gerade<br />
die Kleinst- <strong>und</strong> Kleinbauern den von der Regierung proklamierten<br />
Wechsel der Kultur schnell aufgegriffen haben.<br />
Andere Kulturen bringen auch hier einen höheren Rohertrag<br />
aufgr<strong>und</strong> der günstigen Marktsituation zwischen Valencia, Tarragona<br />
<strong>und</strong> Barcelona. Die meisten dieser Betriebe mußten den<br />
Fruchtwechsel jedoch rückgängig machen wegen der oben genannten<br />
Gründe.
- 23 -<br />
Anders dagegen verliefen die Umwandlungen in der "Ribera de<br />
Dalt". Aufgr<strong>und</strong> der günstigen edaphischen <strong>und</strong> hydrographischen<br />
Verhältnisse ist der <strong>Reisanbau</strong> fast völlig durch andere Bewässerungskulturen,<br />
überwiegend durch Zitrus- <strong>und</strong> Obstbäume, abgelöst<br />
worden.<br />
Im Ebrodelta entfällt schon heute fast die Hälfte der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche auf Huerta - gartenähnlich genutztes<br />
Land -, Brache <strong>und</strong> Intensivweiden. Sie rücken als geschlossene<br />
Fläche von den Flußufern <strong>und</strong> dem Deltainnenrand gegen das Reisland<br />
vor. <strong>Der</strong> Deltainnnenrand kann als marginales, das Delta<br />
selbst muß jedoch als absolutes Reisland angesehen werden.<br />
Die Situation der Großbetriebe dieses Gebietes stellt sich etv;as<br />
günstiger dar. Durch einen hohen Mechanisierungsgrad <strong>und</strong><br />
eine starke Rationalisierung der Betriebe können sie trotz der<br />
ungünstigen Voraussetzungen gewinnbringend arbeiten, wenn auch<br />
nur mit Hilfe des staatlichen Garantiepreises. Außerdem ist für<br />
diese Betriebe eine Abkehr von der Reismonokultur nicht möglich,<br />
da sie fast ausschließlich auf dem landwirtschaftlich ungünstigen<br />
Deltaaußenrand liegen. Die bereits vorhandenen Maschinen wie<br />
Mähdrescher, Spezialgeräte für Traktoren <strong>und</strong> Trockenanlagen können<br />
bei einem Fruchtanbauwechsel nicht mehr eingesetzt werden,<br />
<strong>und</strong> neue Investitionen wären erforderlich.<br />
In diesem Gebiet hat sich erwiesen, daß bereits 10 ha große<br />
Reisbetriebe, wie sie in den fünfziger Jahren vom I.N.C. auf<br />
der südlichen Deltahälfte um Villafranco del Delta geschaffen<br />
wurden, heute eine Kolonistenfamilie nur unzureichend ernähren<br />
können. Es fehlt außerdem an Nebenerwerbsmöglichkeiten. Daß<br />
diese <strong>und</strong> die noch kleineren submarginalen Betriebe bis jetzt<br />
noch bestehen konnten, liegt an den starken Familienbanden. Die<br />
Familienangehörigen der einzelnen Kleinstbetriebe tauschen ihre<br />
Arbeitskraft in Zeiten der Arbeitsspitzen gegenseitig aus <strong>und</strong><br />
sind so unabhängig von Lohnarbeitern (Auskunft der S.F.A.A.E. -<br />
Tortosa 1976).
24 -<br />
Bei den Bestrebungen, die nationalen Überschüsse abzubauen,<br />
werden die Kleinst- <strong>und</strong> Kleinbetriebe um Valencia <strong>und</strong> im Ebrodelta<br />
aus dem Verband der Reisbauern ausscheiden, nicht zuletzt<br />
auch aufgr<strong>und</strong> der staatlichen Sanierungsprojekte, wodurch der<br />
Anbau andererer Kulturen gefördert wird. Dann bleibt allein der<br />
Großbetrieb, der die geeigneten Voraussetzungen mitbringt, den<br />
spanischen Reisbau, insbesondere den Valencianischen <strong>und</strong> tortosinischen,<br />
wieder rentabel <strong>und</strong> konkurrenzfähig zu machen.<br />
Den Kleinbetrieben um die Albufera <strong>und</strong> im Ebrodelta brächte eine<br />
Abkehr von der Reismonokultur hin zu Frühobst- <strong>und</strong> Frühgemüseanbau<br />
eine Erhöhung ihres Einkommens, da ihre Lage sehr verkehrsgünstig<br />
ist <strong>und</strong> gute Absatzmärkte von Valencia bis Barcelona <strong>und</strong><br />
Madrid vorhanden sind. Sogar der spanische Export nach Mitteleuropa<br />
könnte von den Anbauwandlungen in diesen Gebieten profitieren.<br />
Außerdem könnten die Exportaussichten in die EG Anreiz für<br />
die spanische Regierung sein, diese Gebiete schneller zu sanieren,<br />
um damit den Fruchtwechsel schneller durchzuführen.<br />
2.4 Rhonedelta (Abb. 5)<br />
2.4.1 Klima<br />
In der Camargue muß bis in den April mit Frösten gerechnet werden,<br />
auch Eistage kommen vereinzelt vor. Die Durohschnittsminima<br />
im Januar betragen 3,5°C. Die Monatsmittel für Januar liegen bei<br />
6,1°C, die für April bei 12,6°C <strong>und</strong> die für Juli bei 23,7°C.<br />
Hier zeigt sich, daß der wärmste Monat nicht mehr der August<br />
wie in Spanien ist. <strong>Der</strong> Aussaatmonat April erreicht nur knapp<br />
die benötigte Keimtemperatur des Reises. Innerhalb des Deltas<br />
schwanken die Durchschnittstemperaturen ebenfalls erheblich. So<br />
liegen sie im Norden bei Arles um 8 - 10°C höher als im Süden<br />
(Saline de Giraud).<br />
Obwohl die Rhone einen Nord-Südaustausch der Luftmassen begünstigt,<br />
kommt es im Juli doch zu größeren Temperaturschwankun-
- 25-
- 26<br />
-I<br />
* s<br />
Die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen liegen bei<br />
6U2 mm. Im September steigen die Niederschläge stark an <strong>und</strong><br />
erreichen im September/Oktober ihr primäres Maximum mit 79 mm,<br />
zwischen März <strong>und</strong> Mai liegt das sek<strong>und</strong>äre Niederschlagsmaximum<br />
bei 60 mm. <strong>Der</strong> Juli ist der trockenste Monat gefolgt vom Februar.<br />
Die südliche "Basse"-Camargue ist klimatisch gesehen günstiger<br />
für den Reisbau, da die Frühjahrstemperaturen allgemein etwas<br />
höher liegen <strong>und</strong> die Temperaturschwankungen geringer als im<br />
nördlichen Delta sind. Außerdem wirkt sich hier der Mistral<br />
nicht mehr so schädigend auf den Reisbau aus.<br />
<strong>Der</strong> Mistral ist ein kalter, trockener Nordwind, der im Frühjahr<br />
<strong>und</strong> Herbst besonders das Rhonedelta durchzieht. Er entsteht,<br />
wenn über dem Gclf von Lyon ein Tiefdruckgebiet liegt,<br />
das durch das Rhonetal kalte kontinentale Luft ansaugt. Diese<br />
Nord-SüdStrömung wird zwischen Cevennen <strong>und</strong> Alpen düsenartig<br />
verstärkt <strong>und</strong> bewirkt Spätfröste <strong>und</strong> einen hohen VJellengang in<br />
den Reisfeldern. Im Herbst führt die Heftigkeit des Mistrals<br />
zu Lagergetreide, wodurch der Einsatz von Mähdreschern sehr<br />
erschwert wird.<br />
2.4.2 Boden<br />
Das Reisbaugebiet der Camargue umfaßt das gesamte Rhonedelta,<br />
jedoch finden sich hier keine größeren zusammenhängenden Reisflächen<br />
wie in Spanien. Reis wird überwiegend an den höher<br />
gelegenen Flußdammufern der alten <strong>und</strong> jetzigen Rhonearme <strong>und</strong><br />
in der Flußebene um Arles angebaut. Dazwischen findet man<br />
Wein-, Obst- <strong>und</strong> Gemüseanbau, auch Weizen <strong>und</strong> Mais kommt daneben<br />
2M m Anbau.<br />
Grau-braune Lehmböden mit mehr oder weniger Sandgehalt kennzeichnen<br />
die Reisstandorte, auch sie besitzen hier wie in der<br />
Albufera-Niederung einen hohen Calciumoarbonatgehalt, der<br />
zwischen 20 <strong>und</strong> 50% schwankt (HUGUET , 1972). Aufgr<strong>und</strong> ihrer
- 27 -<br />
erhöhten Lage auf den Uferdämmen (2 bis 4 m) ist der Salzgehalt<br />
dieser fluviatilen Alluvialböden unbedeutend <strong>und</strong> wird auch<br />
durch kapillaren Aufstieg nur gering oder überhaupt nicht mehr<br />
erhöht.<br />
Zwischen diesen Uferdämmen befinden sich hauptsächlich in der<br />
"Basse"-Carmargue tonig-lehmige Salzböden vom Typ Solontschak<br />
mit einem pH-Wert von 8 bis 9. Durch ständige Submersion konnte<br />
dieser Boden dem Reisbau erschlossen <strong>und</strong> das Salz oberflächlich<br />
ausgewaschen werden. Teilweise werden auch anmoorige Böden<br />
im Sumpfgebiet der Camargue für Reisbau genutzt.<br />
Die sandige Lagunenzone der "Basse"-Camargue hatte schon immer<br />
infolge von Meereseinbrüchen <strong>und</strong> einer hohen sommerlichen Aridität<br />
unter starker Salinität zu leiden. Die häufigen Rhoneüberschwemraungen<br />
jedoch führten das aufsteigende Salz immer<br />
wieder ab. Im Zuge der Eindeichung der Rhonearme (1850 bis<br />
1860) wurde dieser Mechanismus aufgehoben <strong>und</strong> damit der Bodenversalzung<br />
Vorschub geleistet (JÄTZOLD, 1965, S.178). Somit<br />
ist eine ackerbauliche Nutzung dieses Gebietes, selbst mit Reis,<br />
kaum noch gegeben.<br />
2.4.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />
Die Camargue stellt kein geschlossenes Reisbaugebiet dar. Reisfelder<br />
sind hauptsächlich an den höher gelegenen Dammufern der<br />
Grand <strong>und</strong> Petit Rhone zu finden. Das aber sind die Gebiete, deren<br />
Versalzungsgrad gering ist. Die Gebiete um die großen <strong>und</strong><br />
kleinen Etangs mit einer starken Bodenversalzung bilden Sumpfoder<br />
Grünland, das nur extensiv genutzt werden kann.<br />
V/egen der offenen Nord-Südlage des Rhonetales ist der Reisbau<br />
durch Kälteeinbrüche im Frühjahr <strong>und</strong> Herbst sowie durch die<br />
starken Winde des Mistral gefährdet. Eine gesicherte frostfreie<br />
Zeit stellen nur die Monate Mai bis September dar. Im<br />
April <strong>und</strong> Oktober muß mit Frösten gerechnet werden, meistens<br />
aber sind diese Monate auch frostfrei. Länger anhaltende
- 28<br />
niedrige Temperaturen (8-12°C) bringen das Reiswachstum zum<br />
Stagnieren, <strong>und</strong> Frost zerstört die Pflanzen. Die junge Saat<br />
<strong>und</strong> die reifen Ähren sind in diesem Gebiet stets gefährdet.<br />
Die Gefahr von Frostschäden nimmt sogar zu, wenn durch intensive<br />
Niederschläge im Herbst die Ernte bis in den November<br />
hinausgeschoben werden muß.<br />
Begünstigt wird der Reisbau hier nur durch die relativ hohen<br />
Sommertemperaturen. Doch auch im Frühsommer kann es zu Kaltlufteinbrüchen<br />
kommen, die sich auf das Wachstum <strong>und</strong> sogar<br />
noch auf das Blühen hemmend auswirken können.<br />
Die bereits im September einsetzenden starken Herbstregen rufen<br />
häufig Lagergetreide hervor, wodurch, wie im Ebrodelta,<br />
die Erntebedingungen erschwert, die Erträge verringert <strong>und</strong> die<br />
Trocknungskosten erhöht werden.<br />
Ende der fünfziger Jahre sanken die Preise für Wein erheblich,<br />
<strong>und</strong> so wurden in der Camargue große Weingärten in Reisfelder<br />
umgewandelt, da der Wert der Reisernte das Zehnfache von dem<br />
betrug, was andere vergleichbare Getreidearten erbrachten.<br />
1961 erreichte die Ausdehnung der Reisfelder mit 32 900 ha<br />
ihren vorläufigen Höhepunkt (MARROT 1972). 1976 betrug die<br />
Reisbaufläche nur noch 9 000 ha (vorläufige Schätzung des<br />
S.R.F. 1976).<br />
Unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen in<br />
Frankreich ist eine arbeits- <strong>und</strong> kapitalintensive Kultur, wie<br />
sie der Reis darstellt, nicht mehr wirtschaftlich. Wie stark<br />
rentabilitätsbezogen die Reisbauern in der Camargue wirtschaften,<br />
zeigen die schnellen Wandlungen der Anbauformen. Ungefähr<br />
seit HO Jahren wird der Reisbau in der Camargue intensiv<br />
betrieben. Bis 1952 wurde ausschließlich das Direktsaatverfahren<br />
angewendet. In der Zeit bis 1958 setzte sich immer stärkker<br />
die Pflanzmethode durch, wodurch eine weitere Verunkrautung<br />
der Felder verhindert werden konnte. Mit dem Ansteigen der Lohnkosten<br />
<strong>und</strong> dem relativen Billigwerden der Herbizide zu Beginn
- 29 -<br />
der sechziger Jahre wurde in den großen Betrieben wieder zunehmend<br />
die direkte Saat eingeführt. In den kleinen Betrieben wurde<br />
der Reis - soweit möglich - stärker durch Obstbaumkultur <strong>und</strong><br />
Wein sowie durch Gemüse <strong>und</strong> Mais ersetzt.<br />
Nach LA COGNATA (1967, S.245) betrugen 1965/66 die Lohnkosten<br />
bei der Pflanzmethode mit mechanisierter Ernte fast 50% der<br />
Produktionskosten; <strong>und</strong> die Lohnkosten sind weiter gestiegen,<br />
ohne daß die Erlöse für Reis gleichermaßen gestiegen wären.<br />
So ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, da der Reis überwiegend auf marginalem<br />
Land kultiviert wurde, daß dort heute vorwiegend der<br />
besser bezahlte Hartweizen angebaut wird. Auch der Wein hält<br />
wieder Einzug in die Camargue. Die ackerbaulich ungenutzten<br />
Gebiete werden seit Ende der sechziger Jahre zunehmend durch<br />
touristische, infrastrukturelle <strong>und</strong> industrielle Einrichtungen<br />
genutzt. <strong>Der</strong> Reis wird überwiegend nur noch dort angebaut, wo<br />
der Grad der Bodenversalzung so zunimmt, daß andere Kulturpflanzen<br />
nicht mehr rentabel angebaut werden können. Dadurch<br />
sinkt die regionale Bedeutung des Reises ebenso wie sein Anteil<br />
an der nationalen Getreideproduktion. 1971 betrug er<br />
immerhin noch 1,5% (MARROT 1972).<br />
2.5 Poebene (Abb. 6 <strong>und</strong> 6a)<br />
2.5.1 Klima<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer Ausdehnung gibt es in der Poebene kein einheitliches<br />
Klima. Die beiden Großstädte im noritalienische Reisbaugebiet,<br />
Turin <strong>und</strong> Mailand, weisen recht unterschiedliche<br />
Klimadiagramme auf. In Mailand liegt die Jahresdurchschnittstemperatur<br />
bei 13,1°C, in Turin hingegen nur bei 11,9°C. Trotzdem<br />
ist Mailand in den Monaten Oktober bis April frostgefährdet.<br />
Beide Städte haben eine durchschnittliche Apriltemperatur, die<br />
mit 11,9°C (Turin) <strong>und</strong> 12,9°C (Mailand) gerade die minimale<br />
Keimtemperatur des Reises erreicht (THRAN <strong>und</strong> BROEKHUIZEN 1965),<br />
Die Temperaturen <strong>und</strong> Niederschläge in Vercelli, dem Hauptreis-
Anbau mit<br />
hoher Intensität<br />
erhöhter<br />
geringer —<br />
niederer<br />
(nach GRILLENZONI u. TODER! 1970<br />
0 15 30 km<br />
u<br />
Abb.: 6a<br />
Laop der R eisbauaebiete im R egierungsbezirk Emila<br />
T
32<br />
baugebiet <strong>Italiens</strong>, liegen zwischen diesen Angaben <strong>und</strong> stellen<br />
somit klimatische Durchschnittsbedingungen der gesamten<br />
mittleren Poebene dar. Die durchschnittlichen Temperaturen für<br />
Januar, April, Juli <strong>und</strong> Oktober betragen dort -0,2°C, 12,3°C,<br />
23,7°C <strong>und</strong> 12,9°C (vgl. Tab. 3).<br />
Das Jahresmittel der Niederschläge beträgt 820 mm. <strong>Der</strong> regenreichste<br />
Monat ist der Oktober mit durchschnittlich 100 mm<br />
Niederschlag, der niederschlagärmste ist der Januar mit durchschnittlich<br />
38,5 mm (TINARELLI 1973, S.ä6).<br />
Winde, die regelmäßig zu bestimmten Jahreszeiten auftreten, wie<br />
der Levante oder der Mistral, gibt es in der Poebene nicht. Allerdings<br />
kann man im Frühjahr verstärkt mit Nordost- <strong>und</strong> Südostwinden,<br />
gelegentlich auch mit Südwinden rechnen, die auch im<br />
Sommer auftreten können (RUSSO 1975 a). Die Stärke der Winde<br />
hängt von der Großwetterlage ab <strong>und</strong> ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich.<br />
Je nach Dauer, Geschwindigkeit <strong>und</strong> Richtung des<br />
Windes kann er Blütensterilität hervorrufen; starke Sommerwinde<br />
knicken in extremen Fällen sogar bei verschiedenen Sorten die<br />
obersten Internodien (TINARELLI 1973, S.242).<br />
2.5.2 Boden .<br />
In der Poebene zwischen Turin, Pavia <strong>und</strong> Mailand liegt der<br />
Schwerpunkt des italienischen Reisbaus. In der östlichen Poebene<br />
wird ebenfalls Reis angebaut, jedoch in Verbindung mit<br />
anderen Kulturen wie Obst <strong>und</strong> Gemüse (Abb. 6).<br />
Im gesamten Gebiet handelt es sich um fluviatile Alluvialböden.<br />
An den Flanken der Poebene finden sich steppenartige Böden. Sie<br />
enthalten einen dunkelbraunen Lehm mit schwarzbraunem Humus<br />
vermischt <strong>und</strong> werden durchweg ackerbaulich genutzt für Weizen,<br />
Reis, Mais, Gerste, Hanf, Klee <strong>und</strong> Luzerne. Tiefgründige Tone<br />
<strong>und</strong> Lehme herrschen auch im Hauptreisanbaugebiet Vercelli vor.<br />
Am südlichen Rand innerhalb dieses Gebietes findet man vereinzelt<br />
flachgründige gebleichte Lehme oder lehmige Sande auf
- 33 -<br />
geröllhaltigem Unterboden, Hier wird es problematisch, Reis<br />
anzubauen, da aufgr<strong>und</strong> der starken Perkolation diese Böden unökonomisch<br />
viel Wasser verbrauchen (TINARELLI 1973 <strong>und</strong> BAROZZO-<br />
LO 1976, persönliche Auskunft).<br />
Im Dreieck Venedig-Mantua-Ravenna findet man stark tonhaltige<br />
Böden, die feucht bis naß <strong>und</strong> stark kalkhaltig sind.<br />
Das Problem der Bodenversalzung besteht nur im Mündungsgebiet<br />
des Po <strong>und</strong> in den Küstenniederungen, wo das Gr<strong>und</strong>wasser relativ<br />
salzhaltig ist, da es unterirdisch mit dem salzhaltigen<br />
Meerwasser kommuniziert. Außerdem herrschen in diesem Gebiet<br />
maritime Schvjemmlandböden vor.<br />
2.5.3 Auswirkungen der Standortbedingungen<br />
Die Temperaturen in der Poebene sind ähnlich ungünstig wie<br />
in der Camargue, d.h,, sie sind für die einzelnen Wachstumsphasen<br />
so niedrig, daß der Reis gerade noch gedeihen kann, ohne<br />
ernsthaft Schaden an Blatt- <strong>und</strong> Wurzelapparat zu nehmen. Die<br />
ungünstigen regelmäßig einsetzenden V/inde <strong>und</strong> Regenfälle wie<br />
im Ebro- <strong>und</strong> Rhonedelta jedoch fehlen hier. Optimal sind die<br />
Bodenbedingungen, da die Gefahr der Versalzung nicht gegeben<br />
ist. Dadurch <strong>und</strong> durch ein weit ausgebautes Bewässerungssystem<br />
können die negativen Einflüsse der Temperatur weitgehend ausgeglichen<br />
werden. Die großen Schwankungen innerhalb der nationalen<br />
Reisbaufläche (vgl. Tab. 5) sind primär nicht auf die<br />
Standortbedingungen viie in Spanien <strong>und</strong> Frankreich zurückzuführen,<br />
sondern auf ökonomische <strong>und</strong> politische. Durch die starke<br />
Ausdehnung der italienischen Reisbaufläche nach dem zweiten<br />
Weltkrieg <strong>und</strong> durch witterungsbedingte hohe Hektarerträge<br />
viurde eine starke Überproduktion verursacht, die nicht im eigenen<br />
Lande verbraucht v;erden konnte. Zur gleichen Zeit sanken<br />
die Preise für Reis auf dem V/eltmarkt. Durch Appelle des italienischen<br />
Landwirtschaftsministeriums <strong>und</strong> durch Beratungs<strong>und</strong><br />
Aufklärungsarbeit der E.N.R. bei den Bauern sank die bestellte<br />
Fläche 1955/56 von 173 000 auf 193 000 ha. Ungünstige
- 3^ -<br />
Tab. 6: Flächennutzung der italienischen Reisbetriebe nach<br />
Provinzen 1966<br />
Ort 0 Größe d. 0 Größe der Anteil der LN nutzbar<br />
Betriebe Getreide- Reisfel- für<br />
1965 ha LN felder der Getreide Reis<br />
ha ha % %<br />
Vercelli 7,21 1,33 0,44 89,0 72,1<br />
Novara 7,06 1,95 0,42 74,6 46,9<br />
Pavia 7,06 2,17 0,49 62,9 32,2<br />
Milano 9,20 2,75 0,62 41,5 18,1<br />
Ferrara 14,11* 5,81 4,17 62,2 42,3<br />
andere - 2,98 1,04 53,9 23,1<br />
Tab. 6a: Mechanisierungsgrad der italienischen Reisbetriebe<br />
nach Provinzen 1966<br />
Ort<br />
prozentuale Aufteilung des Mechanisierungsgrades<br />
ohne Geräte ohne Traktor<br />
mit mindest<br />
1 Traktor<br />
Vercelli 60,3 8,9 21,4 9,4<br />
Novara 30,9 24,9 36,0 8,2<br />
Pavia 12,6 35,6 40,7 11,1<br />
Milano 4,8 4,8 74,3 16,1<br />
Ferrara 10,2 15,9 61,6 12,3<br />
andere 24,9 6,4 56,2 12,5<br />
mit mindest<br />
1 Traktor u.<br />
Mähdrescher<br />
Quelle: E.N.R.<br />
GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.108 f.
- 35 -<br />
Witterungsverhältnisse trugen nun dazu bei, daß die Ernte in<br />
Mittel nur *+8 dt/ha erreichte. Die Umstellung der Reiskultur<br />
erfolgte zugunsten von Futterpflanzen <strong>und</strong> einer damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Steigerung der Rindfleischproduktion. Die kleinste Anbaufläche<br />
vmrde im Jahr 1963 mit 121 000 ha erreicht. Von da<br />
ab weitete sich die Reisbaufläche v?ieder kontinuierlich bis<br />
1973 aus. 197^+ ist erstmalig ein Rückgang in der Anbaufläche<br />
zu verzeichnen. VJorauf dieser Rückgang zurückzuführen ist, ist<br />
noch nicht klar erkennbar.<br />
Die heutige Leistungsfähigkeit des italienischen Reisbaus beruht<br />
vor allem auf folgenden Faktoren: der durchweg vollzogenen<br />
Mechanisierung, dem chemischen Pflanzenschutz, der Züchtung<br />
neuer Sorten <strong>und</strong> der Handelsorganisation im Rahmen der<br />
Europäischen Gemeinschaft.<br />
Da in Italien der Reisbau - bis auf einige wenige Gebiete bei<br />
Ferrara - nicht auf absolutem Reisland kultiviert wird, gibt es<br />
auch keine Reis-Monobetriebe; denn nur selten tritt der Fall<br />
ein, daß die gesamte Betriebsfläche an das Be- <strong>und</strong> Entwässerungsnetz<br />
angeschlossen ist. Hinzu kommt, daß die Poebene unterschiedliche<br />
Bodenstrukturen aufweist <strong>und</strong> in einigen Gebieten<br />
eine recht starke Hangneigung besteht. Daraus ergeben sich<br />
verschiedene Nutzungsverhältnisse der Flächen innerhalb eines<br />
Betriebes. So v;aren 1966 nach einer Studie der E.N.R. in der<br />
Provinz Vercelli 72,1% der Flächen aller Reis bauenden Betriebe<br />
für den Reisbau angelegt, in Mailand waren es hingegen nur<br />
18,1%. In Vercelli konnten 89% der landwirtschaftlichen Nutzfläche<br />
dieser Betriebe für Getreide genutzt vjerden, in Mailand<br />
nur 41,5%. Das läßt den Schluß zu, daß um Mailand mehr Futterbau<br />
betrieben wird, um die stark vertretene Rinderproduktion<br />
zu versorgen. Bei der durchschnittlichen Feldgröße zeigt sich,<br />
daß in Vercelli die kleinsten Felder vertreten sind <strong>und</strong> in<br />
Ferrara die größten. 1976 liegen die Größen der Reisflächen<br />
fast überall bei 1 ha mit Ausnahme der Provinz Ferrara, wo<br />
sie zwischen 4 <strong>und</strong> 5 ha liegen. Diese Zahlen wiederum sind<br />
abhängig von der durchschnittlichen Betriebsgröße, die in
- 36 -<br />
■5<br />
J<br />
Ferrara 1965 mit 14,14 ha fast doppelt so groß war wie in<br />
Vercelli mit 7,21 ha. Hier zeigt sich ein ähnliches Phänomen<br />
wie in Spanien. Die Großbetriebe in der spanischen Provinz<br />
Sevilla <strong>und</strong> der italienischen Provinz Ferrara bewirtschaften<br />
größere Feldeinheiten zur optimalen Ausnutzung des bestehenden<br />
Maschinenparks (vgl. Tab. 6 <strong>und</strong> 6a).<br />
2.6 Wertung, der Reisstandorte nach Boden <strong>und</strong>. Klima<br />
In allen fünf Anbaugebieten wächst der Reis auf fluviatilen<br />
<strong>und</strong>/oder maritimen Alluvialböden. Physisch, geographisch <strong>und</strong><br />
ökonomisch bilden sie die Voraussetzungen für diese Kultur,<br />
die in Europa an das Vorhandensein ebener Flächen <strong>und</strong> an die<br />
Möglichkeit zu künstlicher Bewässerung geb<strong>und</strong>en ist. Die vorherrschenden<br />
Lehme <strong>und</strong> Tone eignen sich gut für den Reisbau,<br />
zumal der hohe Anteil feiner Kornfraktionen die Wirtschaftlichkeit<br />
dieser Böden in Bezug auf den Wasserverbrauch steigert.<br />
Auch verfügen diese Böden über hohe Nährstoffreserven.<br />
Hingegen zeigt sich in allen Gebieten (Ausnahme: die Poebene<br />
<strong>und</strong> die Alluvialebene um Arles) das Problem der Versalzung,<br />
hervorgerufen durch starke sommerliche Aridität, anthropogene<br />
oder maritime Einflüsse. Für die Inkulturnahme dieser salzgefährdeten<br />
Böden wird eine anbaubedingte starke Bewässerung,<br />
die das Salz im obersten Bodenhorizont auswäscht, notwendig.<br />
Eine gewisse Salztoleranz <strong>und</strong> das starke Wasserbedürfnis der<br />
Kulturpflanze Reis tragen diesen Anforderungen Rechnung. Die<br />
Reiskultur hat auf diesen Böden eine meliorisierende Wirkung;<br />
denn durch die regelmäßige Oberstauung der Felder mit Süßwasser’werden<br />
im Laufe der Zeit die oberen Bodenhorizonte<br />
bis zu einem gewissen Grade entsalzt. Enthalten Boden oder<br />
Bewässerungswasser jedoch eine Salzkonzentration von 3-4°/oo,<br />
so ist bereits mit Ertragsdepressionen zu rechnen.<br />
Pedologisch gute Böden sind in der mittleren Poebene <strong>und</strong> im<br />
nördlichen Rhonedelta vorhanden. Hier können neben Reis alle<br />
übrigen südeuropäischen Nutzpflanzen angebaut werden, da
- 37 -<br />
diese Böden weder Salz noch einen wachstumsabträglich hohen<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstand aufweisen. Im südlichen Rhonedelta, im Ebrodelta,<br />
in den Marismas <strong>und</strong> teilweise auch in der Albufera-,<br />
niederung machen gerade der hohe Gr<strong>und</strong>wasserstand <strong>und</strong> der Salzgehalt<br />
des Bodens oder des Rieselwassers große Teile dieser Gebiete<br />
zu absolutem Reisland.<br />
Vom Klima her gesehen eignen sich die Marismas am besten für<br />
den Reisbau. Hohe Temperaturen über das ganze Jahr hinweg <strong>und</strong><br />
sehr schwache Winde ermöglichen der Reiskultur eine lange<br />
Vegetationsperiode.<br />
Als klimatisch weniger günstig muß das Ebro- <strong>und</strong> Rhonedelta<br />
bezeichnet werden. Bereits im September einsetzende Regenfälle<br />
in Verbindung mit starken Winden gefährden das Reifen des<br />
Reises <strong>und</strong> erschweren die Erntearbeiten. Zwischen Kärz <strong>und</strong> Mai<br />
muß man noch mit Kaltlufteinbrüchen rechnen, wiederum begleitet<br />
von Winden, was zum Stagnieren des Keimprozesses oder sogar zum<br />
Absterben der Keimlinge führen kann.<br />
Starke Winde wie in den beiden genannten Gebieten treten in<br />
der Albuferaniederung <strong>und</strong> in der Poebene nicht auf. Die Temperaturen<br />
liegen zu Beginn <strong>und</strong> am Ende der Vegetationsperiode des<br />
Reises in der Poebene erheblich niedriger als im Valencianischen<br />
Reisgebiet. In der Albuferaniederung kann früher gesät <strong>und</strong> später<br />
geerntet werden als in der Poebene, da der jährliche Temperaturgang<br />
dort nicht so starke Schwankungen aufweist.<br />
Die untersuchten Reisbaugebiete bieten in der Verbindung von<br />
Klima <strong>und</strong> Boden keine optimalen Bedingungen für das Reiswachstum.<br />
Nur durch unterschiedliche Kulturmaßnahmen können die negativen<br />
Einflüsse des Bodens oder des Klimas abgeschwächt werden,<br />
um ein bestmögliches Reiswachstum zu erzielen.
- 38 -<br />
3. Wasserkontrolle<br />
3.1 Formen des Wassermanagements<br />
3.1.1 Marismas<br />
Flußregulierung <strong>und</strong> Eindeichung der zur Sanierung vorgesehenen<br />
Gebiete waren dar Auftakt für eine intensive ackerbauliche<br />
Nutzung der Marismas. Die Flußbegradigung <strong>und</strong> das ständige Ausbaggern<br />
der Fahrrinne des Guadalquivir führten gemeinsam mit<br />
im Einzugsgebiet errichteten Stauseen zu einem ausgeglicheneren<br />
Jahresgang der Wasserführung.<br />
Nach dem Poldersystem legten hier die ersten Kolonisationsgesellschaften<br />
den Marschboden trocken <strong>und</strong> schützten ihn vor<br />
Überschwemmung. Da es sich aber hier um ein salzgefährdetes<br />
Gebiet handelt, zeigte sich eine zunehmende Versalzung in den<br />
eingedeichten Teilen aufgr<strong>und</strong> der ausbleibenden winterlichen<br />
Überschwemmung, die eine salzfreie Schlammschicht hinterließ.<br />
1934 waren die drei nördlichen Polder fertiggestellt mit einer<br />
Gesamtfläche von 29 000 ha. 21 536 ha davon werden mit Reis<br />
bestellt (Angaben der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976).<br />
In diesem relativ jungen Reisbaugebiet konnte man den Erkenntnissen<br />
des modernen Wasserbaus Rechnung tragen. Das Bevjässerungsnetz<br />
wird zentral über die Felder gelegt, wohingegen das<br />
Entwässerungsnetz peripher angelegt ist. Das Wegesystem entspricht<br />
in etwa dem Entwässerungssystem, dadurch gehen die<br />
Sickerungsverluste entlang der Wege nicht zu Ungunsten der Bewässerung<br />
sondern der Entwässerung, bei der diese Verluste<br />
sogar erwünscht sind.<br />
Das Niedrigwasser des Guadalquivir im Sommer wirkt sich wegen<br />
der dadurch entstehenden Niveauunterschiede zv;ischen Entvjässerungssystem<br />
<strong>und</strong> dem Fluß als Vorfluter für die Entvjässerung<br />
sehr günstig aus. Leider führt das Niedrigwasser aber gleich
39 -<br />
zeitig dazu, daß sich der Rückstau des Meeres weiter flußaufwärts<br />
bemerkbar macht <strong>und</strong> das Bewässerungswasser dadurch salzhaltiger<br />
wird. Daher sind die Pumpstationen zur Bewässerung in<br />
den nördlichen Teilen der Marismas zu finden. <strong>Der</strong> Einfluß der<br />
Flut in der Trichtermündung stellt die südliche Begrenzung der<br />
marismenischen Reisbaulandschaft dar; denn je näher die Pumpstation<br />
der Mündung ist, um so größer sind die Ertragsdepressionen<br />
durch salzhaltiges Bewässerungsv/asser. Dieser Tatsache<br />
trägt das geplante staatliche Entwicklungsprojekt "Plan del<br />
Bajo Guadalquivir" Rechnung. Darin ist ein Stausee am mittle-<br />
3<br />
ren Genil mit einem Fassungsvermögen von 980 Mio. m vorgesehen<br />
sowie ein Kanal "Canal del Bajo Guadalquivir". Dieser<br />
Kanal führt das Wasser von seiner Abzweigung am Stauwehr von<br />
Pennaflor über 80 km bis in die sanierten Marschflächen des<br />
linken Guadalquivirufers.<br />
Das durch Pumpen auf ein höheres Niveau gehobene Rieselwasser<br />
fließt in einen Hauptkanal, von dem mittlere <strong>und</strong> kleine Kanäle<br />
(acequias <strong>und</strong> brazales) abzweigen. <strong>Der</strong> Abstand zwischen<br />
den "brazales" beträgt in der Regel 150-300 m. Wegen der geringen<br />
Niveauunterschiede in den Marismas kommt es vor, daß<br />
Rieselwasser nach einiger Entfernung von der ersten Pumpstation<br />
erneut gehoben werden muß.<br />
Die durchschnittliche Bewässerungsmenge liegt bei 2,0-2,11 1/sec<br />
<strong>und</strong> Hektar, das entspricht einem Rieselwasserbedarf von 27 000<br />
-33 000 m /ha während der gesamten Vegetationsperiode. Alter<br />
der Reispflanzen, Sortenwahl <strong>und</strong> Anbaumethode berücksichtigt<br />
man, indem dem Pflanzenwachstum angepaßte Wassermengen gegeben<br />
werden.<br />
Entsprechend dem Bewässerungsnetz ist das Entwässerungsnetz<br />
angelegt. Eine leichte Neigung der Felder in Richtung der<br />
Entwässerung läßt das gebrauchte Wasser in schmale, ca. 80 cm<br />
tiefe Gräben (azarbes) abfließen. Meist senkrecht dazu verlaufen<br />
die "desagües sec<strong>und</strong>arios", Kanäle von ca. 1,10 m Tiefe.<br />
Sie führen das Wasser über die "desagües primarios" in die
- 1+0 -<br />
"colectores", Hauptsammelkanäle von ca. 2 in Tiefe. Von dort<br />
wird das Wasser über Gezeitenschleusen oder Pumpstationen bei<br />
Ebbe in den Guadalquivir entlassen,<br />
Bewässerungsgenossenschaften sind aufgr<strong>und</strong> der historischen<br />
Entwicklung der Marismas durch Kolonisationsgesellschaften<br />
nur in den Gebieten mit Klein- <strong>und</strong> Mittelbetrieben anzutreffen.<br />
In den übrigen Zonen erhalten die Großbetriebe private Pumpkonzessionen.<br />
3.1.2 Albufera<br />
Das gesamte Reisgebiet von Valencia erhält sein Wasser aus den<br />
Flüssen Jucar <strong>und</strong> Turia sowie von einer Süßwasserlagune, der<br />
Albufera. Die Bewässerungskanäle, die hier gleichzeitig von den<br />
Bauern als Verkehrs- <strong>und</strong> Transportwege genutzt werden, laufen,<br />
ein natürliches Gefälle nutzend, strahlenförmig auf die Lagune<br />
zu. <strong>Der</strong> Rio Jucar ist 506 km lang <strong>und</strong> bringt jährlich eine Wasq<br />
sermenge von durchschnittlich 1913 Mio. m (Mapa Agronómico<br />
National de España 1954; Sueca S. 29). Die herangeführten Wassermengen<br />
schwanken jedoch von Jahr zu Jahr sehr stark, so daß<br />
in den letzten 40 Jahren drei große Stauseen am Oberlauf des<br />
1)<br />
Flusses errichtet wurden , um eine gleichmäßige Wasserzufuhr<br />
für die Bewässerungskanäle zu erhalten. <strong>Der</strong> Rio Turia liefert<br />
nur 12% des benötigten Wassers für den Reisbau.<br />
Die Reiskultur auf den Tonböden der Albuferaniederung verbraucht<br />
während der gesamten Vegetationszeit des Reises<br />
35 000 m /ha, das entspricht einem Wasserzufluß von ca. 2,5<br />
1/sec je Hektar (THOMAS 1957, S.249).
Abb.: 7 A lte s B e w ä sseru n g ssystem
42 -<br />
Das Bewässerungswesen ist genossenschaftlich organisiert. Die<br />
Nutznießer eines oder mehrerer Hauptbewässerungskanäle sind in<br />
obligatorischen Zusammenschlüssen den "communidades de regantes"<br />
erfaßt. Die Mitglieder dieser Valencianischen Genossenschaften<br />
zahlen kein Geld für das entnommene Wasser. Sie entrichten nur<br />
geringe Abgaben für die Instandhaltung der Bewässerungsanlagen.<br />
Im Reisgebiet r<strong>und</strong> um die Albufera wird noch heute die alte<br />
Bewässerungsmethode, d.h. die sukzessive Flächenüberstauung,<br />
gehandhabt im Gegensatz zu den Provinzen Sevilla <strong>und</strong> Badajoz,<br />
wo jedes Feld einen eigenen Anschluß an das Kanalnetz zur Be<strong>und</strong><br />
Entwässerung besitzt. Bei der alten Methode wird das Kanalwasser<br />
aufgestaut, <strong>und</strong> es werden die angrenzenden Felder überflutet.<br />
Hat das Wasser in diesen Feldern eine bestimmte Höhe<br />
erreicht, so fließt es durch schmale Öffnungen in den umgebenden<br />
Erdwällen in die wenig tiefer gelegenen Felder, die das<br />
Wasser auf die gleiche Weise weiterleiten. Das Restwasser wird<br />
in dazu bestimmten Kanälen gesammelt, von denen es erneut auf<br />
die Felder geleitet wird. Diese Art der Bewässerung, bei der<br />
sich frisches <strong>und</strong> bereits genutztes Wasser aus den oberen Feldern<br />
mischen, birgt die Gefahr in sich, daß Schadorganismen<br />
wie Pilssporen, Larven <strong>und</strong> Unkrautsamen, aber auch unerwünschte<br />
Anhäufung von Salzen in die tiefer gelegenen Felder gelangen.<br />
Die Abbildungen 7, 8 <strong>und</strong> 9 zeigen die drei Bewässerungssysteme.<br />
Die Süßwasserlagune Albufera wird nur zur Bewässerung der Reisfelder,<br />
die unter dem Wasserspiegel der Lagune gelegen sind,<br />
benutzt. Hier ermöglichen Schleusen <strong>und</strong> Motorpumpen im Kanalsystem<br />
die Be- <strong>und</strong> Entwässerung dieser Felder. Gr<strong>und</strong>wasser<br />
wird wegen seiner niedrigen Temperatur nicht zur Bewässerung<br />
der Reiskulturen herangezogen.<br />
3.1.3 Ebrodelta<br />
Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts war man bestrebt, die Schiffahrtsbedingungen<br />
am unteren Ebro durch den Bau eines Kanals zu verbessern.<br />
Jedoch wurde das Projekt unrentabel durch den Bau einer<br />
Eisenbahnlinie, die Zaragoza als Ziel hatte. Gewinnbringend
- 43 -<br />
Abb.: fí<br />
Neues Bewässerungssystem<br />
Feldgrenzen<br />
----------------------------------Bewässerung<br />
Wege<br />
----------------------------------------------Entwässerung<br />
in der Provinz Tarragona (nach Comunidad General del Canal de<br />
la <strong>Der</strong>echa del Ebro 1966)
44<br />
1<br />
konnten die Kanäle, Canal de la <strong>Der</strong>echa <strong>und</strong> Canal Marítimo,<br />
nur durch die Ausweitung des Reisbaus genutzt werden. Die südliche<br />
Hälfte des Deltas wurde zuerst unter Kultur genommen,<br />
<strong>und</strong> ein schnell ausgebautes Kanalnetz sorgte für die Be- <strong>und</strong><br />
Entwässerung. Außerdem bewirkte der geringe Tidenhub des Mittelmeeres<br />
<strong>und</strong> die geringe Überschwemmungsgefahr des Ebro eine<br />
schnelle Kolonisation des Ebrodeltas, da keine Deiche oder<br />
Polder wie in den Marismas gebaut v/erden mußten.<br />
50 Jahre später wurde der Canal de la Izquierda eröffnet (1912),<br />
<strong>und</strong> damit begann die Erschließung des nördlichen Deltaflügels.<br />
<strong>Der</strong> rechte <strong>und</strong> der linke Seitenkanal folgen dem Ebro nahezu<br />
parallel bis in das Gebiet der beiden Mündungsarme. Durch die<br />
Kanäle, die beide vom Stauwehr bei Charta (30 km flußaufwärts)<br />
abzweigen, ist der Reisbau im Delta unabhängig vom Ebrowasser<br />
geworden, das besonders bei Niedrigwasser <strong>und</strong> Seewinden höhere<br />
Salzgehalte aufweist.<br />
Um im Deltabereich ein Gefälle zu schaffen, wurden die Kanäle<br />
auf den Dammufern geführt. Von dort zweigen die Hauptentwässerungskanäle<br />
ab, der Abdachung nach Südost bzw. Nordost folgend,<br />
um sich in sek<strong>und</strong>äre Kanäle <strong>und</strong> davon abhängige Gräben zu verzweigen.<br />
Dort, wo das Gefälle nicht ausreicht, wird das Wasser<br />
erneut zu Bewässerungszwecken gehoben. Ca. 1700 ha am Nord-<br />
<strong>und</strong> Südrand des Deltas sind davon betroffen (Hydrotechnische<br />
Corporation 1967),<br />
Sickerverlusten versucht man in den letzten Jahren durch Einfassen<br />
der Erdgräben mit<br />
Beton zu begegnen, da der V/asserbe-<br />
darf durch die Ausweitung des Reisbaus <strong>und</strong> durch die verstärkte<br />
Abzapfung der Huerta-Bauern immer stärker wird. <strong>Der</strong> Gesamtdurchfluß<br />
der beiden Bewässerungskanäle von 37,5 m'^/sec reicht also<br />
nicht mehr voll aus, um die Gesamtfläche von ungefähr 20 000 ha.<br />
davon 14 425 ha (1975) Reis, zu bewässern, obwohl nur durch-<br />
1)<br />
schnittlich 1,8 1/sec'ha verbraucht werden, das entspricht<br />
1) 1,5 1/sec’ha im linken Deltaflügel; 2,0 1/sec'ha im rechten<br />
Deltaflügel (Angaben der beiden Bewässerungsgesellschaften<br />
im Ebrodelta).
45 -<br />
während der Vegetationsperiode 25 000 m^/ha. Ein Obergang auf<br />
andere Kulturen, deren Wasserbedarf geringer ist, könnte hier<br />
Abhilfe schaffen.<br />
Auch die Entv;ässerung ist unter dem geringen Niveauunterschied<br />
zviischen Meer <strong>und</strong> Entvjässerungskanälen schwierig. Entsprechend'<br />
der Bewässerung folgen sie ebenfalls dem natürlichen Gefälle<br />
in südöst- bzw. nordöstlicher Richtung, ausgehend von den Daminufern<br />
des Ebro. Das überschüssige Rieselvjasser der Felder<br />
fließt in Gräben ab, die in einen Nebenkanal münden. Das<br />
Wasser der Nebenkanäle wird von Hauptentwässerungskanälen aufgenommen,<br />
die das gebrauchte Wasser in die Strandseen oder ins<br />
Meer leiten.<br />
Bei hoher Niederschlagstätigkeit <strong>und</strong> gleichzeitigem, starkem<br />
Seewind dringt über die Entwässerungskanäle salzhaltiges Wasser<br />
tief in das Delta vor. Zum Schutz dagegen wurde ein großer Teil<br />
der Kanalausgänge mit automatischen Schleusen versehen. Diese<br />
Schleusen jedoch müssen - das ist das Recht der Deltafischer -<br />
von Mitte März bis Mitte Juli offen gehalten werden, um den<br />
Fischen den Zugang in die Kanäle <strong>und</strong> Lagunen zu gewährleisten.<br />
Das ist gerade zu einer Zeit, in der der Nordostwind "llevant"<br />
besonders stark weht <strong>und</strong> die jungen Reispflanzen gefährdet sind.<br />
Weitere Probleme der Entwässerung stellen der hohe Schwerstofftransport<br />
des Ebro <strong>und</strong> der ständige Küstenversatz dar. Sandbarrieren<br />
an den Ausgängen der Entwässerungskanäle sind die<br />
Folge. Diese Tatsache, das geringe Gefälle <strong>und</strong> eine wuchernde<br />
Sumpfvegetation lassen das Wasser in den Kanälen stagnieren, wodurch<br />
das salzhaltige Gr<strong>und</strong>vjasser in den Wurzelhorizont steigt<br />
<strong>und</strong> Ertragsdepressionen hervorruft. Starke Motorpumpen an den<br />
Ausgängen der Hauptkanäle sollen der frühherbstlichen Überschwemmungsgefahr<br />
Vorbeugen <strong>und</strong> gleichzeitig ein schnelleres<br />
Abtrocknen der Felder gevjührleisten. Das ist besonders 'wichtig<br />
bei dem zunehmenden Mechanisierungsgrad der Reisernte.<br />
Die Verteilung des Wassers untersteht den Comunidades de
- U6<br />
Regantes, Bewässerungsgenossenschaften, die das Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystem<br />
sowie das Wegenetz unterhalten. Die Mitglieder<br />
entrichten entsprechend der Anbaufläche <strong>und</strong> Anbauart ihre<br />
Beträge.<br />
An die Comunidades de Regantes del Canal de la <strong>Der</strong>echa wurden<br />
1)<br />
1976 9000 pts/ha (ca. 151,- DM ) Reisland entrichtet. Die<br />
Bewässerungsgemeinschaft des linken Seitenkanals nahm nur<br />
3000 pts/ha (ca. 113,- DM) aufgr<strong>und</strong> der geringeren Wasserführung<br />
des Kanals <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen geringeren<br />
Wasserlieferung.<br />
3.1.4 Rhonedelta<br />
Das Reisbaugebiet der Camargue wird in den neu erschlossenen<br />
Gebieten am Rande der Sümpfe im Zuge der Neulandgewinnung von<br />
einem modernen System von Be- <strong>und</strong> Entv;ässerungskanälen durchzogen,<br />
die mit Rhonewasser gespeist werden. Da die Felder<br />
höher liegen als der Wasserspiegel des Flusses, muß das Wasser<br />
. 2)<br />
durch Motorpumpen in die Kanäle gehoben werden. Vom Fluß<br />
weiter entfernte Felder erhalten ihr Wasser durch betonierte<br />
Gräben oder durch Betonpipelines, die sogar häufig unterirdisch<br />
verlegt sind. Bei diesem System hat jedes Feld eine eigene Zuleitung<br />
vom Bewässerungskanal <strong>und</strong> einen eigenen Abfluß zu den<br />
1) Die Umrechnung dient als Orientierungshilfe. Sie ist nur begrenzt<br />
gültig <strong>und</strong> aussagefähig, da die Tauschkraft in den<br />
einzelnen Volkswirtschaften unterschiedlich ist.<br />
Die Umrechnung erfolgte nach den Durchschnitten der amtlichen<br />
Devisenkurse an der Frankfurter Börse für die angegebenen<br />
Jahre, zusammengestellt von der Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />
(Monatsberichte, Jg. 29; 8, 1977).<br />
2) Eine Ausnahme stellt der "Canal de navigation d'Arles ä<br />
Port-de-Bouc" dar. Von ihm aus kann das Wasser direkt auf<br />
die Felder geleitet werden.
47<br />
Entwässerungsgräben. Die Bewässerungs- <strong>und</strong> Drainagev;asser<br />
sind also hier streng getrennt, wodurch die Be- <strong>und</strong> Entvjässerung<br />
der Felder den jev;eiligen Gegebenheiten angepaßt werden<br />
kann.<br />
<strong>Der</strong> durchschnittliche Verbrauch an Bewässerungswasser liegt in<br />
der Camargue zwischen 25 000 <strong>und</strong> 40 000 m /ha <strong>und</strong> Vegetationsperiode,<br />
das entspricht einem VJasserzustrom von durchschnittlich<br />
2-3,5 1/sec'ha (CORNET 1972, S.92). Aufgr<strong>und</strong> von Industrieabwässern<br />
aus dem Gebiet um Lyon ist das Rhonewasser relativ<br />
salz- <strong>und</strong> phenolhaltig <strong>und</strong> daher für die Bewässerung der<br />
Reisfelder wenig geeignet, was sich trotz intensiver Bearbeitungsweise<br />
in den relativ niedrigen Hektarerträgen im Gegensatz<br />
zu Italien <strong>und</strong> Spanien niederschlägt (Tab. 9, Anbauflächen<br />
<strong>und</strong> Erträge). <strong>Der</strong> Salzgehalt beträgt 12,8 mg/1 bei<br />
Arles, 20 mg/1 nördlich von Albaron <strong>und</strong> steigt auf 760 mg/1<br />
6 km vor der Mündung der Grand Rhone infolge des marinen Rückstaus<br />
(ANGLADETTE 1966, S.211).<br />
Die Wasserwirtschaft im Innern des Deltas wird genossenschaftlich<br />
mit zum Teil staatlich subventionierten Pumpstationen<br />
betrieben. Hingegen findet man entlang der beiden Rhonearme<br />
hauptsächlich private Bewässerungs- <strong>und</strong> Pumpanlagen.<br />
Die Planung der Anlagen vieler Farmen <strong>und</strong> z.T. auch der Bewässerungsgenossenschaften<br />
erfolgte größtenteils auf lange<br />
Sicht nicht großzügig genug. Daher v;ar man gezwungen, entsprechend<br />
der Zunahme des zu bewässernden Areals, die Anlagen<br />
immer wieder zu vergrößern, zu erweitern <strong>und</strong> zu verlängern.<br />
So sind teilweise Bewässerungssysteme entstanden, deren Kompliziertheit<br />
den Unterhalt erschwert <strong>und</strong> verteuert.<br />
3.1.5 Poebene<br />
Ausschlaggebend für die Entwicklung des Reisbaus in Moritalien<br />
wurde der Cavour-Kanal, der zugleich eine der bedeutendsten<br />
Bewässerungsanlagen des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts darstellt.
- 49 -<br />
1866 wurde der Kanal seiner Bestimmung übergeben. <strong>Der</strong> Kanal<br />
wird bei Chivasso aus dem Po abgeleitet <strong>und</strong> mündet nach einer<br />
Streckenlänge von 85 km bei Galliate in den Tessin, nachdem<br />
er zuvor 110 000 ha Land bewässert hat. Er gab dem Reisbau in<br />
der Poebene einen außerordentlich starken Auftrieb, von dem<br />
besonders die Provinzen Vercelli <strong>und</strong> Novara profitierten.<br />
70-80% des gesamten Bewässerungswassers werden dem Po entnommen,<br />
der im Frühjahr zur Saatzeit bereits Viassertemperaturen<br />
von 1 5°C <strong>und</strong> mehr aufv;eist, was sich günstig auf die<br />
Keimung <strong>und</strong> auf das Anfangswachstum des jungen Reises auswirkt.<br />
Die restlichen 20-30% des benötigten Wassers v;erden<br />
von der Dora im Aosta-Tal abgeleitet. Dieses Wasser ist jedoch<br />
für den Reisbau im Frühjar zu kalt <strong>und</strong> steht auch nicht in genügender<br />
Menge gerade zur Saatzeit zur Verfügung .<br />
Nach den beiden Weltkriegen sind mit staatlicher Hilfe mehrere<br />
Kanäle meist oberhalb des Canal Cavour errichtet worden, so<br />
daß die Wasser der alpinen Flüsse mit dem relativ vjarmen Wasser<br />
des Po gemischt werden können. Durch den Bau des Elena-Kanals<br />
1954 kann der Cavour-Kanal aus drei unterschiedlichen Quellen<br />
sein Wasser beziehen: aus dem Po, der viel Wasser im Frühjahr<br />
<strong>und</strong> im Herbst führt, aus der Dora Baltea, deren Wasser im Sommer<br />
reichlich vorhanden sind, <strong>und</strong> aus der Staustufe des Lago<br />
Maggiore <strong>und</strong> Tessin. Damit können sogar die trockneren Gebiete<br />
des oberen Novara bewässert v?erden.<br />
Das Hauptreisgebiet <strong>Italiens</strong> liegt in dem Dreieck Mailand,<br />
Turin, Piacenza, d.h. in den Provinzen Padua, Mailand, Vercelli<br />
<strong>und</strong> Novara. Das Bewässerungsv/asser dieses Gebietes wird<br />
von zwei Bewässerungsgesellschaften, die die genannten Kanäle<br />
verwalten <strong>und</strong> kontrollieren, an die Reisbauern abgegeben. Das<br />
Wasser des Mincio wird zur Bevjüsserung in Mantua <strong>und</strong> Verona<br />
genossenschaftlich genutzt. In der Provinz Ferrara steht nur<br />
Wasser des Po zum Bevjässern zur Verfügung. In diesem Gebiet<br />
entstehen Probleme ähnlich denen der spanischen Gebiete , da<br />
das Reisland ca. zvjei Meter unter dem Meeresspiegel liegt <strong>und</strong><br />
überwiegend torfig ist. Vorflutbeschaffung <strong>und</strong> die Versalzungs
- 50 -<br />
? :1<br />
gefahr der oberen Bodenschicht sind ernste Probleme. Die mit<br />
staatlicher Hilfe gebauten Kanäle <strong>und</strong> Pumpstationen trugen zur<br />
wesentlichen Verbesserung des Gebietes der Emilia bei. Aber<br />
selbst hier gibt es nur kleine Teile, die als absolutes Reisland<br />
anzusprechen sind (GRILLENZOHI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.66 ff).<br />
Die Bewässerungsgesellschaften haben ihr Gebiet in Bewässerungsdistrikte<br />
eingeteilt, die jeweils eine bestimmte Wassermenge<br />
erhalten. Zur Überwachung ist ein Distriktangestellter eingesetzt,<br />
der die Hassermengen kontrolliert <strong>und</strong> täglich die Wasserstände<br />
an die Zentrale weitergibt, damit nicht zuviel oder<br />
zuwenig Wasser an bestimmten Stellen vorhanden ist <strong>und</strong> der Austausch<br />
der Wassermassen zentral gesteuert vjerden kann. Die beiden<br />
Gesellschaften östlich <strong>und</strong> vzestlich der Sesia brauchen zur<br />
Bewässerung keine Pumpen, da sie das natürliche Gefälle des<br />
Alpenrandes bis hin zum Po nutzen können.<br />
Die Intensität des Reisbaus in der Lombardei <strong>und</strong> im nordöstlichen<br />
Piemont läßt darauf schließen, daß für sie hauptsächlich<br />
die Wassertemperaturen entscheidend sind <strong>und</strong> nicht die klimatischen<br />
oder pedologischen Gegebenheiten. Die Seen des südlichen<br />
Alpenrandes vzirken als Vorvzärmbecken, deren Wasser genügend<br />
Wärme besitzt, um für die Bevzasserung der Saat genutzt<br />
zu werden. Han findet dort keinen Reisbau mehr, wo die Flüsse<br />
direkt aus dem Alpenraum heraustreten, ohne einen See durchflossen<br />
zu haben. Die Wärme des Wassers ist wohl auch entscheidend<br />
dafür, daß nur ganz wenig Gr<strong>und</strong>- bzw. Ouellwasser der<br />
"Fontanili" für die Bewässerung des Reises benutzt wird.<br />
Bei der Bewässerung werden alte <strong>und</strong> neue Systeme nebeneinande r<br />
verwertet. So kann ein Feld einen eigenen Zu- <strong>und</strong> Abfluß haben<br />
wie in den Harismas. Es kann aber auch Wasser von einem vorher<br />
liegenden Feld erhalten je nach Lage <strong>und</strong> Besitzstruktur. Regional<br />
besteht ein Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystem. Die Entwässerung<br />
aber wird wieder in die Hauptkanäle zurückgeleitet <strong>und</strong> kann<br />
damit ein zweites Mal zur Bewässerung genutzt vzerden. Die Kanäle<br />
selbst sind untereinander verb<strong>und</strong>en, vjodurch eine gleich
- 51 -<br />
mäßige Wasserführung in den Kanälen zu jeder Jalireszeit gegeben<br />
ist. Außerdem kann durch Mischung der Wasser aus den unterschiedlichen<br />
Einzugsgebieten die Wassertemperatur während<br />
der Bewässerungsperiode, die Ende März/Anfang April beginnt<br />
<strong>und</strong> Ende August/Anfang September beendet wird, konstant auf<br />
18°C gehalten werden. Durch die Wiederverwendung des Bewässerungswassers<br />
kann durchschnittlich 50% mehr Wasser an die Bauern<br />
abgegeben werden, als die Gesellschaften <strong>und</strong> Genossenschaften<br />
den Flußsystemen entnehmen.<br />
Zur Vermeidung von Wasserverlusten durch Perkolation schon in<br />
den Zuleitungskanälen sind diese selbst in den kleinsten Nebenkanälen<br />
mit Betonplatten verkleidet oder ganz betoniert. Damit<br />
ist auch die Bildung einer aquatischen Vegetation in den Be-<br />
<strong>und</strong> Entwässerungskanälen unmöglich gemacht.<br />
O<br />
110 m Wasser/sec laufen während der Bewässerungszeit durch die<br />
Hauptkanäle. Durchschnittlich werden 2,2 1/sec-ha von den Reisbauern<br />
verbraucht. Dafür mußten sie an die Bewässerungsgemeinschaft<br />
1976 ca. 60 000 Lire/ha (ca. 183,- DM) entrichten, wobei<br />
die Erhaltung der Kanäle auf Kosten der Gemeinschaft geht. Einige<br />
vienige Gebiete, die im Süden der Reisbauzone liegen, bauen<br />
den Reis auf sandigem oder steinigem Untergr<strong>und</strong> an. Die Wasserverluste<br />
sind dementsprechend höher, <strong>und</strong> es werden 2,5 bis<br />
5 1/sec/ha benötigt, v-;as einen Anstieg der Kosten bis zu<br />
100 000 Lire/ha 1975/76 (ca. 301+,- DM) zur Folge hat (persönliche<br />
Auskunft BAROZZOLI; Associazione Ovest Sesia 1976).<br />
3.2 Aufgaben der Bewässerung<br />
3.2.1 Evapotranspiration<br />
Das Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystem hat die unterschiedlichsten<br />
Aufgaben zu erfüllen. Als erstes dient es der Deckung des Wasserbedarfs<br />
der Reispflanzen. Vom Stand der Kultur hängt die<br />
Wasserzufuhr ab. "Vom gesamten Wasserverbrauch werden ca. 30%<br />
für Saatbeete <strong>und</strong> Bodenbearbeitung benötigt, für die folgenden
- 52 -<br />
]<br />
a<br />
zwei Viochen nur 13%, für die Bestockungsperiode (3-7 Wochen)<br />
20%, für die Blütezeit (4-5 Wochen) 25% <strong>und</strong> für die 2-4 Wochen<br />
nach der Blüte 12%. Nach der Bestäubung <strong>und</strong> Fruchtentv/icklung<br />
fängt der Reisbauer in der Regel an, weniger VJasser zu geben."<br />
(BOLHUIS 1971, S.265)<br />
Jede Pflanze transpiriert im Laufe ihrer Vegetationsperiode<br />
eine für ihre Sorte typische Menge Wassers gegenüber anderen<br />
Pflanzenarten unter gleichen Anbaubedingungen. <strong>Der</strong> Transpirationskoeffizient<br />
(TK) dient hier als Vergleichsbasis, er bezeichnet<br />
die transpirierte Wassermenge - ausgedrückt in Litern<br />
-, die von der Pflanze zur Bildung von 1 kg Trockensubstanz<br />
benötigt vjird. So beträgt der TK für Weizen 580, für<br />
Mais 400 <strong>und</strong> für Reis 682 ( OTREMBA 1960, S.53). Legt man<br />
eine Trockensubstanzproduktion pro Hektar von 12 000 kg beim<br />
• 3<br />
Reis zugr<strong>und</strong>e, so ergibt sich eine Wassermenge von 8 200 m ,<br />
die zum Aufbau dieser Substanz erforderlich ist. Diese Menge<br />
stellt aber nur zwei Drittel des tatsächlich benötigten Wassers<br />
dar, ein Drittel beträgt die Verdunstung von der VJasseroberfläche.<br />
<strong>Der</strong> Reis benötigt v;ährend einer 5-6 monatigen<br />
3<br />
Viachstumszeit in gemäßigtem Klima 10 670 - 12 960 m Wasser/ha<br />
<strong>und</strong> in sehr v/armem Klima 17 600 - 25 380 ra^/ha (SCIIENDEL 1971,<br />
S.166). <strong>Der</strong> transpiratorische Schwellenwert liegt bei 8-12 mm<br />
/Tag, d.h. die Pflanze kann nicht mehr transpirieren, ihre<br />
Wasserverbrauchsintensität bleibt gleich; durch eine längere<br />
Vegetation <strong>und</strong> hohe Lufttemperaturen steigt der Wasserbedarf<br />
(SCHENDEL Seminar 1974). <strong>Der</strong> TK ist jedoch sortentypisch <strong>und</strong><br />
schwankt daher stark. <strong>Der</strong> TK liegt generell höher bei mangelnder<br />
Bodenbearbeitung <strong>und</strong> starker Luftbewegung, hingegen wird<br />
er niedriger durch sorgfältige Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Düngung<br />
soviie bei hoher Luftfeuchtigkeit (ACHTNICH 1966, S. 8).<br />
Die Evaporation , das ist die Verdunstung der Boden- bzv;.<br />
der Wasseroberfläche, ist zu Beginn der Vegetationszeit am<br />
größten <strong>und</strong> nimmt mit zunehmender Beschattung durch den<br />
Pflanzenbestand ab. Evaporation <strong>und</strong> Transpiration der Pflanzen<br />
ergeben gemeinsam den Gesamtwasserverbrauch eines Pflan-
- 53<br />
zenbestandes: die Evapotranspiration.<br />
PIACCO (1969) hat Evaporationsraessungen in Reisfeldern der<br />
Provinzen Vercelli <strong>und</strong> Villarboit von 1932 bis 1967 ausgewertet<br />
<strong>und</strong> teilweise selbst durchgeführt. Er ermittelte für<br />
die gesamte Vegetationsperiode des Reises, also für 180 Tage,<br />
folgende Werte;<br />
Evaporation im Schatten 319,3 nun;<br />
Evaporation im Lysimeter 474,8 mm;<br />
Evaporation in der Sonne 694,3 mm.<br />
Nimmt man nun bei der Wasserbedarfsreclinung den Durchschnittswert<br />
der Evaporation in Sonne <strong>und</strong> Schatten von 506,8 mm an <strong>und</strong><br />
addiert ihn mit den Transpirationswerten von 820 mm, so kommt<br />
man auf einen 'Wasserverbrauch bei Reis von 1 386,8 mm oder<br />
13 268 ra^/ha. Diese Werte decken sich fast mit dem von SCHENDEL<br />
angegebenen Wasserbedarf des Reises in gemäßigten Klimaten.<br />
Um jedoch eine genaue Bestimmung des standortbedingten Wasserbedarfs<br />
für die Bewässerung vorzunehmen, müssen klimatologische<br />
Daten mit in Betracht gezogen werden wie Temperatur, Tageslänge,<br />
Sonnenscheindauer, globale Einstrahlung, Luftfeuclitigkeit <strong>und</strong><br />
Windgeschwindigkeit. Auch die Bodenbeschaffenheit (vgl. Kap.2.1.2,<br />
2.4.2) muß in der V/asserbedarfsrechnung berücksichtigt werden.<br />
"In jedem Falle ist jedoch der V/asserbedarf, d.h. die den Pflanzen<br />
zuzuführende Wassermenge, größer als der tatsächliche VJasserverbrauch<br />
der Pflanzen: Wasserbedarf = V/asserverbrauch + Verluste"<br />
(ACHTNICÜ 1966, S.15).<br />
Im mediterranen Raum sind gerade zur Hauptvegetationszeit die<br />
Niederschläge gering, <strong>und</strong> somit wird eine ökonomische Einteilung<br />
des Wassers notv7endig. In Italien werden 30 000 bis<br />
40 000 m^/ha Wasser verbraucht (persönliche Auskunft BAROZZOLO<br />
1976). Diese hohen Wassergaben werden nicht aus Gründen einer<br />
hohen Evapotranspiration wie in den Marismas oder zur Auswaschung<br />
von Bodensalzen wie in den Marismas <strong>und</strong> im Ebro- <strong>und</strong><br />
Rhonedelta, sondern als Schutz gegen tiefe Nachttemperaturen<br />
gegeben.
54<br />
3.2.2 Entsalzung<br />
Das Auswaschen der Bodensalze in den soramerariden Gebieten ist<br />
eine weitere Funktion der Bewässerung. Durch verstärkte Wasserzu-<br />
<strong>und</strong>-abfuhr werden Oberflächensalze abgeführt <strong>und</strong> die löslichen<br />
Bodensalze am Aufstieg in höhere Bodenhorizonte gehindert.<br />
Da in den genannten Reisgebieten überwiegend mit dem Wasser<br />
großer Flüsse bewässert wird, wird aufgr<strong>und</strong> mitgeführter mineralischer<br />
Stoffe ein mehr oder weniger starker Düngungseffekt<br />
hervorgerufen. <strong>Der</strong> feine Schlamm im Oberstauwasser kann aber<br />
auch das Pflanzenwachstum hemmen, da die Assimilation besonders<br />
der jungen Reispflanze, deren Blattkörper noch größtenteils<br />
mit Wasser bedeckt ist, verringert wird, weil sie zu wenig<br />
Licht durch das trübe Wasser bekommt.<br />
In den Marismas wirkt sich der Absatz von Schwemmaterial auf<br />
den Feldern durch die Schaffung einer salzfreien Schicht positiv<br />
aus. Auch kann das dabei anfallende Material zum Erhöhen<br />
tiefer gelegener Teile <strong>und</strong> zur Befestigung von Wegen<br />
genutzt werden. Im Ebrodelta hingegen wirkt sich der Prozeß<br />
der Schlammsedimentation teilweise negativ aus, da das ohnehin<br />
schwache Gefälle der Reisfelder weiter abnimmt, die Erdgräben<br />
flacher werden <strong>und</strong> somit das überschüssige Wasser<br />
nicht mehr abführen können.<br />
Ein ständig fließendes Wasser auf den Reisfeldern bringt höhere<br />
Erträge als stagnierendes oder in Intervallen ausgetauschtes<br />
Wasser. <strong>Der</strong> Mehrertrag allerdings, der durch einen<br />
hohen Wasserverbrauch bei kontinuierlich fließender Bewässerung<br />
hervorgerufen wird, rechtfertigt in den meisten Fällen<br />
nicht die erhöhten Wasserkosten; denn die Ertragskurve steigt<br />
nicht in gleichem Maße wie die des Wasserverbrauchs (BALDI<br />
et al. 1974).
- 55 -<br />
3.2.3 Thermoregulatorische Funktion des Wassers<br />
Neben den genannten Auswirkungen der Wasserqualität <strong>und</strong><br />
der Regulierung der Stauhöhe ist die Wassertemperatur ln<br />
diesen mediterranen Gebieten von nicht zu unterschätzender<br />
Wirkung. Hier sollte die Minimaltemperatur 13 bis IS^C zu<br />
Beginn der Vegetationsperiode betragen, um ein normales Wachstum<br />
zu fördern. Die Optimaltemperatur des Rieselwassers während<br />
der Hauptwachstums zeit liegt zwischen 30 <strong>und</strong> 34 C (ANGLA-<br />
DETTE 1966, S.85). Liegt die Wassertemperatur niedriger, so<br />
kann die eintretende Stagnation des Wachstums durch längere<br />
Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> höhere Lufttemperatur kompensiert werden.<br />
Beides trifft mehr oder weniger stark für den Mittelmeerraum<br />
zu, das ist hier wichtig, da sich die Wassertemperaturen<br />
zumindest im Frühjahr der Minimaltemperatur von 13°C nähern.<br />
Wie wichtig die Bewässerung bzw, der Oberstau der Reisfelder<br />
im Mittelmeerraum ist, hat ALLAVENA (1974) experimentell in<br />
der Provinz Piemont ermittelt. Er fand heraus, daß die Wasserschicht<br />
den Boden vor den nächtlichen, kühlen Temperaturen<br />
schützt. Die Temperaturen bei nicht überstautem Boden lagen<br />
um einige Grad tiefer. In der Zeit vom 1. Mai bis 20. Juni, in<br />
der der Pflanzenbestand des Reises noch nicht geschlossen ist,<br />
sind die Durchschnittstemperaturen immer etwas höher in überstautem<br />
Boden als in nicht überstautem. Somit hat das Wasser<br />
besonders im nördlichen Mittelmeerraum eine thermoregulatorische<br />
Funktion.<br />
Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch VAMADEVAN (1971). Ein Wasserüberstau<br />
von 20 cm in den Reisfeldern hält die Wassertemperaturen<br />
konstanter als ein niedriger von 5 cm. Primär wird<br />
die Wassertemperatur in den Feldern von der Lufttemperatur,<br />
dann von der Sonnenscheindauer <strong>und</strong> schließlich von der Evaporation<br />
beeinflußt. Die Reaktion auf klimatologische Veränderungen<br />
ist bei flachem Wasser stärker als bei tiefem.<br />
Diese Tatsachen haben agronomische Auswirkungen auf die zwei
- 56<br />
kritischen Wachstumsstadien des Reises, <strong>Der</strong> erste Zeitpunkt<br />
liegt im Frühjahr nach der Saat, wobei die kritische Lufttemperatur<br />
zur Keimung je nach Sorte im mediterranen Raum 10°<br />
- 13°C beträgt. In die Zeit von Ende Juli bis Anfang August,<br />
im Stadium des Rispenschiebens, fällt die zweite kritische<br />
Wachstumsperiode. Hier darf die kritische Temperatur von 15°C<br />
nicht unterschritten werden; Ährchensterilität, die 20 bis 25%<br />
Ernteverluste bei den neuen Varietäten hervorruft, wäre die<br />
Folge. Nachttemperaturen von 12°C während der Blütezeit rufen<br />
bis zu 65% Sterilität hervor (persönliche Auskunft Dr. RUSSO<br />
1976). Durch ein höheres Anstauen des Wassers während dieser<br />
kritischen Wachstumsstadien können die Pflanzen vor den negativen<br />
Einflüssen tiefer Temperaturen geschützt werden. In Spanien<br />
werden die Saatbeete je nach Höhe der Außentemperatur<br />
unterschiedlich hoch angestaut <strong>und</strong> bei sonnigem, warmem Wetter<br />
ganz abgelassen.<br />
Hoher Wasserstand jedoch wirkt sich ungünstig auf das Anfangswachstum<br />
aus, denn die Bestockung liegt 10-12 Tage später als<br />
in flachem Wasser; auch die Zahl der Bestockungstriebe ist geringer.<br />
Jedoch zur Ernte zeigen die Pflanzen, die in hohem<br />
Wasser gewachsen sind, 23-25% mehr Triebe als die Pflanzen,<br />
die bei 5 cm Oberstau gewachsen sind (VAMADEVAN 1974, S.25 f.).<br />
Es zeigt sich auch, daß die Sproßproduktion in 20 cm tiefem<br />
Wasser kontinuierlich bis zur Reifezeit zunimmt.<br />
Die Wasserdecke bietet nicht nur einen Temperaturschutz, sondern<br />
ebenfalls einen Schutz vor starken Winden <strong>und</strong> heftigen<br />
Regenfällen. Diese Schutzfunktion zeigt sich besonders deutlich<br />
bei starkem Mistral im Rhonedelta <strong>und</strong> heftigem Levante<br />
im Ebrodelta.<br />
Bei richtig angewandtem Wechsel der Oberstauhöhen hat das<br />
Rieselwasser gleichzeitig eine unkrautbekämpfende Wirkung,<br />
da eine längere Oberflutung vernichtend auf die Unkräuter<br />
wirkt wegen Sauerstoff- <strong>und</strong> Lichtmangels.
57 -<br />
Bei rechtzeitiger Überflutung im Frühjahr trägt das Wasser zur<br />
Lockerung während der Bearbeitung der schweren tonhaltigen<br />
Böden bei.<br />
3.3 Ökonomie des Wassermanagements<br />
Wie aus Tabelle 7 hervorgeht, werden in allen Reisbaugebieten<br />
. . 3<br />
während einer Vegetationsperiode zwischen 2 5 000 <strong>und</strong> 40 000 m<br />
Wasser pro Hektar verbraucht. Diese Zahl erscheint verhältnismäßig<br />
hoch, wenn der Wasserverbrauch des Reises während<br />
einer Vegetationsperiode von 160 bis 180 Tagen bei ca.<br />
3<br />
13 000 m /ha liegt. In dieser Zahl sind aber nicht die Verluste,<br />
die die jeweiligen Standorte mit sich bringen, enthalten. Hohe<br />
Wasserverluste entstehen durch geringe Luftfeuchtigkeit, durch<br />
starke Sonneneinstrahlung oder leichte Winde. Das sind Faktoren,<br />
die im Mittelmeerraum häufig anzutreffen sind. Weitere<br />
Faktoren für einen hohen Wasserverbrauch stellen leichter<br />
Boden <strong>und</strong> die Bodenversalzung dar. Bei leichtem Boden können<br />
starke Verluste durch Versickerung auftreten, wobei zu überlegen<br />
ist, ob man hier nicht andere Kulturen wassersparender anbauen<br />
kann, die letztlich den gleichen Reingewinn erzielen.<br />
Ist wie in allen genannten Reisgebieten mit Ausnahme der Po-<br />
ebene die Gefahr der Bodenversalzung gegeben, so muß viel Wasser<br />
über das Feld geführt werden, um den kapillaren Salzaufstieg<br />
zu verhindern <strong>und</strong> um das Salz aus den oberen Bodenhorizonten<br />
zu waschen.<br />
Aus den Untersuchungen von VAMADEVAN (1971) könnte man schließen,<br />
daß eine Wasserhöhe von 20 cm im Feld einen höheren Ertrag<br />
nach sich zieht, was in einigen Gebieten durchaus möglich<br />
sein könnte; aber dadurch wird die Reife <strong>und</strong> Ernte um<br />
4 bis 8 Tage verzögert. Bei den gegebenen klimatischen Bedingungen<br />
kann die leichte Ertragssteigerung durch erschwerte<br />
Erntearbeiten <strong>und</strong> höhere Trocknungskosten wieder zunichte gemacht<br />
werden. Leitet man mehr Wasser über die Felder, als es<br />
für ein normales Pflanzenwachstum nötig ist, so dient das nur<br />
der ErtragsSicherung, weniger der Ertragssteigerung.
- 58 -<br />
Tab. 7: Wasserverbrauch <strong>und</strong> -kosten pro Hektar in den einzelnen<br />
Reisbaugebieten<br />
Gebiet<br />
Menge während<br />
der Vegetation<br />
m^/ha<br />
0 Zufluß<br />
1 /sec.ha Wasserkosten<br />
pro ha/Jahr<br />
1975<br />
Im Preis inbegriffen<br />
Mcirismas 35 000-38 000 2,5-3,0 6 206 pts<br />
* 266 Dm D<br />
Albufera 0 35 000 0 2,5 2 900 pts<br />
:: 103 DM<br />
Ebrodelta 25 000-27 000 1 ,5-2,0 3 000-9 OOOpts<br />
- 129-172 DM<br />
Pumpenkosten,<br />
Erhaltung des<br />
Kanalnetzes,<br />
Schleusen, Investitionen<br />
Kanalnetzerhaltung<br />
Erhaltung des<br />
Kanalnetzes,<br />
der Wege, Pumpen,<br />
Schleusen<br />
Rhonedelta 38 000-90 000 3,0-3,5 190-350 NF<br />
ö 109-201 DM<br />
Private Kosten<br />
für Pumpen <strong>und</strong><br />
Wasser<br />
Poebene 27 000-35 000 2 ,0-2 ,5 60 000-65 OOOL<br />
* 226-295 DM<br />
Kanalnet zerhaltung,<br />
Investitionen,<br />
Management,<br />
2 900 L<br />
pro 1 /sec an<br />
Staat (9,05 DM)<br />
1) Die Umrechnung in dieser <strong>und</strong> den folgenden Tabellen dient als<br />
Orientierungshilfe. Sie ist nur begrenzt gültig <strong>und</strong> aussagefähig,<br />
da die Tauschkraft in den einzelnen Volkswirtschaften<br />
unterschiedlich ist.<br />
Die Umrechnung erfolgte nach den Durchschnittswerten der amtlichen<br />
Devisenkurse an der Frankfurter Börse für die angegebenen<br />
Jahre, zusammengestellt von der Deutschen B<strong>und</strong>esbank.<br />
Quelle: THOMAS 1957<br />
AMMANN 1970<br />
CORNET 1972<br />
RUBIO PEREZ 1976<br />
F.S.A.A.E.-Sevilla (pers. Auskunft) 1976<br />
F.S.A.A.E.-Valencia ( " " ) 1976<br />
S.R.F. ( " " ) 1976<br />
Comunidad de Regantes del Canal de la <strong>Der</strong>echa (pers. Ausk.)<br />
" " " " " " " Izquierda (" " )<br />
Associazione di Irrigazione Ovest-Sesia (pers. Ausk.) 1976<br />
C.I.R.I.- Studie 1976<br />
Monatsberichte der Deutschen B<strong>und</strong>esbank 1977
- 59 -<br />
3.3.1 Spanien<br />
In Spanien wird das Wasser über Bewässerungsgemeinschaften<br />
an die Bauern abgegeben. Private Pumpkonzessionen findet man<br />
nur auf den großen Gütern der Marismas. Wie hoch hierbei die<br />
Abgaben an den Staat sind, konnte nicht in Erfahrung gebracht<br />
werden. Die Genossenschaften der Marismas jedenfalls<br />
fordern von jedem Reisbauern 6 206 pts/ha (266 DM) (1975/76).<br />
Bei einer Kombination aller Faktoren , die hier besonders zum<br />
1 )<br />
Wasserverbrauch beitragen , erscheint ein Wasserverbrauch<br />
3<br />
von 27 000 bis 33 000 m /ha-Jahr gerechtfertxgt. Darüberhinaus<br />
verbrauchtes Wasser ist unnötig <strong>und</strong> erhöht nur die Produktionskosten.<br />
Die unterschiedlichen Wasserkosten zwischen Ebrodelta<br />
<strong>und</strong> Marismas kommen dadurch zustande, daß im Ebrodelta<br />
das natürliche Gefälle zur Bewässerung genutzt wird. Nur selten<br />
werden Motorpumpen eingesetzt <strong>und</strong> dann auch nur zur Entwässerung<br />
im Herbst. Außerdem ist der Wasserverbrauch im<br />
Delta geringer. Motorpumpen müssen in den Marismas das Wasser<br />
des Guadalquivir in das Kanalnetz heben <strong>und</strong> das während der<br />
gesamten Vegetationszeit. Die Erhaltung des Kanalnetzes, der<br />
Pumpen, Schleusen <strong>und</strong> Wege ist in beiden Gebieten in den Abgaben<br />
enthalten.<br />
Verhältnismäßig hoch erscheint der Wasserverbrauch in der<br />
Provinz Valencia. Trotzdem zahlt der Bauer dieses Gebietes<br />
die geringsten Wassergebühren der untersuchten Regionen. Die<br />
Gebühr an die "Comunidades de Regantes" schließt nur die Erhaltung<br />
des Kanalnetzes ein, das bereits seit über 100 Jahren<br />
1) Natürliche Faktoren des Wasserverbrauchs: salzhaltiger<br />
Bodenhorizont 20-30 cm unter Niveau, häufiger Anbau langzyklischer<br />
Sorten, hohe Evapotranspiration von über<br />
1 300 mm. Das durchschnittliche jährliche Potential<br />
der Evapotranspiration liegt nach THRAN <strong>und</strong> BROEKHUIZEN<br />
(1965, Karte 371) bei<br />
1 200 - 1 300 mm in der Albufera<br />
1 100 - 1 200 mm im Ebrodelta<br />
900-1 000 mm im Rhonedelta<br />
800 - 900 mm in der Poebene.
- 60 -<br />
besteht. Motorpumpen werden hier, außer am Rande der Albufera,<br />
zur Bewässerung nicht eingesetzt. Jeder kann dem Netz so viel<br />
Wasser entnehmen, wie er will, nur muß er dafür sorgen, daß<br />
das tiefer gelegene Feld des Nachbarn ebenfalls genügend Wasser<br />
erhält. Zur Schlichtung von diesbezüglichen Streitfragen<br />
1 )<br />
ist das berühmte V/assergericht in Valencia eingesetzt. Zur<br />
Erhaltung der Wege müssen die Bauern aber noch einmal<br />
1 380 pts/ha'Jahr 1975 (59.- DM) an eine Hermandad Sindical<br />
entrichten (Angaben der F.S.A.A.E.-Valencia 1976).<br />
Die Genossenschaft der Acequia Real de Jucar, einem Kanal von<br />
52 km Länge, erhebt allerdings von ihren Mitgliedern nicht nur<br />
Gebühren für die Verwaltung <strong>und</strong> Instandhaltung der Anlagen,<br />
sondern einen Teil für die Erstellungskosten des Alcar6n-Stausees.<br />
Die Mitglieder dieser Genossenschaft sind aber nicht nur<br />
Reisbauern, sondern nutzen das Bewässerungswasser auch für andere<br />
Kulturen.<br />
3.3.2 Frankreich<br />
<strong>Der</strong> Wasserverbrauch der Reiskulturen in der Camargue von<br />
38 000 bis 40 000 m^/ha-Jahr, wie ihn CORNET (1972) angibt,<br />
erscheint zu hoch, um noch wirtschaftlich sein zu können. In<br />
Flußnähe bewässern die Bauern die Felder mit eigenen Pumpen<br />
<strong>und</strong> aus eigenen Kanälen. Eine Erklärung für den hohen Wasserverbrauch<br />
kann man nur darin finden, daß der Salzgehalt des<br />
Bodens möglichst schnell <strong>und</strong> tief während des Reiswachstums<br />
ausgewaschen werden soll, damit das Land in den folgenden Jahren<br />
wieder anderen Kulturen, die weniger Wasser benötigen,<br />
stärker salzempfindlich sind , aber mehr Gewinn bringen, zugänglich<br />
gemacht werden kann. Eine pedologische Erklärung kann<br />
nicht gegeben werden, da in den Marismas <strong>und</strong> im Ebrodelta<br />
ähnliche Bedingungen herrschen <strong>und</strong> dort erheblich weniger Wasser<br />
verbraucht wird.
- 61<br />
Die Abgaben für die Bewässerung eines Hektars Reisland pro Jahr<br />
liegen 1975 bei 190 bis 350 NF (109,- bis 201,- DM) (Angabe<br />
der S.R.F. 1976). Diese große Spanne läßt sich daraus erklären,<br />
daß in verschiedenen Gebieten wie in dem um den Canal de Navigation<br />
d' Arles ä Port-de-Bouc das Wasser direkt auf die Felder<br />
geleitet v;erden kann ohne zusätzliche Pumpleistung. In den meisten<br />
Gebieten jedoch muß das Wasser mit Elektro- oder Dieselmotoren<br />
aus dem Fluß gepumpt v;erden. Im Deltainneren müssen die<br />
Reisbauern sogar für den Wasserverlust während der Zuleitung<br />
aufkommen. Hinzu kommt, daß meist nur die Hauptbewässerungskanäle<br />
einer Farm betoniert sind, <strong>und</strong> nur diese lassen sich<br />
mit geringem Aufv;and reinigen. Schon die als Maturgräben angelegten<br />
Kanäle zv;eiter Ordnung stellen durch ihren Schilfbewuchs<br />
<strong>und</strong> die Verschlammung für die Reinigung <strong>und</strong> den Unterhalt<br />
schvjierige <strong>und</strong> vor allem arbeitsintensive Probleme dar.<br />
3.3.3 Italien<br />
Ähnliche Probleme findet man auch noch teilweise in Italien.<br />
Aber dort sind die Bewässerungsgemeinschaften dabei, sämtliche<br />
Naturkanäle <strong>und</strong> -graben mit vorgefertigten Betonteilen<br />
auszukleiden, v7odurch die Perkolationsverluste vollständig<br />
verhindert werden.<br />
<strong>Der</strong> Wasserverbrauch in Italien liegt etwas niedriger als in den<br />
Marismas (Tab. 7). In einigen kleinen Randgebieten liegt er<br />
etvjas höher. Die drei großen Bewässerungsgemeinschaften sorgen<br />
für die Erhaltung <strong>und</strong> Verbesserung des Kanalnetzes. Sie verlangten<br />
von den Reisbauern 1975 60 000 bis 65 000 L/ha (226,-<br />
bis 245,- DH). Pro 1/sec Zuflußmenge in das Kanalsystem entrichten<br />
die Gesellschaften ihrerseits 2 400 L (9,05 DM) an den<br />
Staat. <strong>Der</strong> Reisbau könnte in der Poebene bis auf 200 000 ha<br />
ausgeweitet werden, darüber hinaus steht nicht mehr genügend<br />
Wasser zur Verfügung (pers. Auskunft BAROZZOLO Associazione<br />
Ovest Sesia 1976). Die Gesellschaften sind für die Eevzässerung<br />
aller Kulturen ihres Distriktes verantwortlich, die zu entrichtenden<br />
Gebühren staffeln sich nach folgendem Schlüssel:
- 62<br />
Felder 1; Wiesen 3; Reisbau 7; Obstkulturen 10,5.<br />
Die Bewässerung hat in Italien einen Anteil von ca. 7% (C.I.R.I.<br />
1976) an den Gesamtproduktionskosten 1975 <strong>und</strong> in den Marismas<br />
ca. 8% (F.S.A.A.E. 1975). Die Verringerung des Wasserverbrauchs<br />
auf das unbedingt benötigte Maß von 25 000 - 27 000 m /ha in<br />
3<br />
Italien <strong>und</strong> 27 000 - 33 000 m /ha pro Vegetationsperiode in den<br />
Marismas findet allerdings erst in größeren Betrieben einen finanziellen<br />
Niederschlag. Eine weitere Verringerung des Wasserverbrauchs<br />
würde Ertragseinbußen, besonders in klimatisch ungünstigen<br />
Jahren, mit sich bringen. Gerade in solchen Jahren<br />
zeigt sich die wärmeregulierende Wirkung des Wassers im Reisbau.<br />
3.3.4 Fragen zur Optimierung der Wasserkontrolle<br />
Da das Wasser ein immer knapperes Gut wird, lohnen sich Ausbau<br />
<strong>und</strong> Verbesserung der bestehenden Be- <strong>und</strong> Entwässerungssysteme.<br />
Vorrangig ist diese Verbesserung in den Gebieten, deren<br />
Systeme als Naturgräben geführt werden. Hierzu gehören<br />
an erster Stelle die Albuferaniederung <strong>und</strong> das Ebrodelta. Durch<br />
das Betonieren der Gräben wird nicht nur das Wasser sparsamer<br />
verbraucht, sondern auch die Arbeitskräfte können überwiegend<br />
durch Maschinen ersetzt werden. Bei fortschreitender Industrialisierung<br />
werden dadurch Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft<br />
für die Industrie freigesetzt.<br />
In den Gebieten, in denen die Modernisierung der bestehenden<br />
Systeme am dringendsten geraten ist, ist der Kleinbetrieb vorherrschend.<br />
Die Verbesserung der bestehenden alten Systeme würde<br />
einerseits Investitionskosten erforderlich machen, um die<br />
weiträumige Nivellierung der gegebenen topographischen Bedingungen<br />
durchzuführen, andererseits würde sie Besitzumverteilungen<br />
in Form einer Flurbereinigung mit sich bringen, da die<br />
neuen Systeme großflächiger angelegt werden müssen, um rentabel<br />
zu sein. Um eine so tiefgreifende Verbesserung vorzunehmen,<br />
bedarf es langfristiger Planung <strong>und</strong> Information sowie<br />
der Schaffung von Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft.
Bisher sind noch keine genauen Untersuchungen über die gesamte<br />
Arbeitszeit <strong>und</strong> den Maschineneinsatz für die Be- <strong>und</strong><br />
Entwässerung im Reisbau über eine Vegetationsperiode bei direkter<br />
Saat angestellt worden. Es liegen nur allgemeine Kalkulationen<br />
der Genossenschaften vor, in denen die Erhaltung<br />
eines Teils oder des ganzen Bewässerungssystems berücksichtigt<br />
ist. In diesen Kosten ist in Spanien teilweise sogar der Unterhalt<br />
des Wegenetzes eingeschlossen. Daher ist es für die Kostenberechnung<br />
der Wasserversorgung in Zukunft notwendig, statistische<br />
Untersuchungen durchzuführen, die als Ergebnis angeben:<br />
- die Anzahl der Arbeitsst<strong>und</strong>en für die Be- <strong>und</strong> Entwässerung<br />
pro Hektar,<br />
- die Anzahl der Maschinenst<strong>und</strong>en pro Hektar,<br />
- die Aufteilung dieser beiden Größen auf den einzelnen Landwirt<br />
<strong>und</strong> die Bewässerungsgemeinschaft.<br />
Auch andere Fragen zum Wasserbedarf des Reises warten auf<br />
eine endgültige Beantwortung:<br />
- Welche Auswirkungen hat der Reisbau auf den Gr<strong>und</strong>wasserstand?<br />
- Wie hoch ist die optimale Wassergabe zur Erzielung optimaler<br />
Erträge in den einzelnen Gebieten?<br />
- Wie hoch sind Niederschläge <strong>und</strong> Perkolation bei der Berechnung<br />
zu veranschlagen?<br />
- 63 -<br />
Erste Versuche hierfür sind von BALDI et al. (1974) angestellt<br />
worden, wobei sich sortenspezifische Unterschiede bezüglich<br />
1 )<br />
Wasserverbrauch, Düngungsintensität <strong>und</strong> Ertrag ergaben. <strong>Der</strong>artige<br />
Versuche sind bisher nur aus Italien bekannt.<br />
1) Durch periodisch ausgetauschtes Wasser wurde die Gesamtmenge<br />
auf ca. 20 000 m^/ha verringert. <strong>Der</strong> Versuch wurde<br />
mit 11 Sorten auf zwei N-Stufen (100 <strong>und</strong> 150 kg N/ha)<br />
durchgeführt. Bei Gaben von 150 kg N/ha wurde die Reifezeit<br />
durchschnittlich um 3 Tage verzögert. <strong>Der</strong> Ertrag gegenüber<br />
der 100 kg N-Stufe reichte je nach Sorte von 6 dt/ha<br />
Depression bis zu 5 dt/ha Mehrertrag. <strong>Der</strong> höchste Ertrag<br />
lag bei 47,74 dt/ha. Die bestehenden italienischen Durchschnittserträge<br />
wurden damit nicht erreicht.
- 64 -<br />
4. Anbaumethodik<br />
« n<br />
4.1 Von der Bodenbearbeitung zur Aussaat<br />
4.1.1 Marismas<br />
In Spanien findet man immer häufiger neben der seit Jahrzehnten<br />
geübten Verpflanzmethode die Direktsaatmethode, die in den Marismas<br />
mit 95% (1976) ihre weiteste Verbreitung erreicht.<br />
Anfang März werden in den Marismas die Saatbeete zur Anzucht<br />
der Jungpflanzen angelegt. Zuerst werden kleine Teile der<br />
Reisfelder tiefgründig gepflügt, Wendepflüge mit starken Traktoren<br />
haben hier weitgehend das früher übliche Muligespann abgelöst.<br />
Danach werden Dämme mit Hacken aufgeworfen. Dieses so<br />
entstandene Saatfeld wird nun in Saatbeete ebenfalls durch<br />
Dämme unterteilt. Die Größe der Saatbeete richtet sich nach<br />
Geländebeschaffenheit <strong>und</strong> Windverhältnissen, trotzdem ist meistens<br />
eine einheitliche Größe der Saatbeete von 18-20 m Länge<br />
<strong>und</strong> 20-23 m Breite anzutreffen. Ist die Unterteilung abgeschlossen,<br />
werden die Saatbeete zur besseren <strong>und</strong> gleichmäßigeren<br />
Bearbeitung des tonreichen Bodens überschwemmt. Bei der<br />
Durchführung dieser Arbeiten werden die verschiedensten Ackergeräte<br />
eingesetzt. Häufig sieht man Scheibeneggen oder eine Art<br />
Eggbretter, die nur von Mulis oder Pferden gezogen werden. Bei<br />
dieser Arbeit steht der Gespannführer auf dem Ackergerät. Zur<br />
Vervollkonunnung der Nivellierung wird zum Abschluß eine Ackerschleppe<br />
über das Saatbeet gezogen, damit durch die glatte Oberfläche<br />
eine gleichmäßige Wasserverteilung <strong>und</strong> ein gleichmäßiger<br />
Aufgang der Saat gewährleistet werden.<br />
Nach diesen Arbeiten werden die trocknen Saatbeete gedüngt, <strong>und</strong><br />
im Abstand von einigen Tagen erfolgt dann der Anstau auf 10-15<br />
cm <strong>und</strong> die Aussaat per Hand mit vorgekeimtem Saatgut. Für jeden<br />
Hektar Saatbeet werden durchschnittlich 1 400-2 000 kg Saatgut<br />
benötigt. Das entspricht je nach Sorte 20 000 - 25 000 Garben<br />
Pflanzmaterial auf den Hektar bei 400 Pflanzen pro Garbe. Mit
- 65 -<br />
dem Pflanzgut eines Hektars Pflanzbeet kann man 13-15 ha Feld<br />
bestellen (RUBIO PEREZ 1976, S.IU f.). In den 8-10 Tagen der<br />
Keimungszeit bedarf der Reis einer Lufttemperatur von mindestens<br />
13°C. Die Wasserhöhe , die eine wärmeregulierende Funktion<br />
hat (vgl. Kap. 3.2.3), kann nun entsprechend der Außentemperatur<br />
<strong>und</strong> dem Wachstumsstand zwischen 2 <strong>und</strong> 15 cm variiert<br />
werden.<br />
Nach dem Aufgang der Saat im April werden die Saatbeete für<br />
1-2 Tage an warmen Sonnentagen trockengelegt zur Förderung der<br />
Assimilisation, der Wurzelbildung <strong>und</strong> der Bodendurchlüftung.<br />
Gleichzeitig wird der Reis geringfügig gedüngt <strong>und</strong> gejätet.<br />
Durch die Trockenlegung werden ebenfalls die sich bildenden<br />
Algen vernichtet. Mitte Mai bis Juni erfolgt das Umpflan-<br />
Im zeitigen Frühjahr werden die Felder von den unregelmäßigen<br />
Schlammablagerungen der vorangegangenen Vegetationsperiode<br />
befreit. Das Material wird zur Befestigung von Dämmen <strong>und</strong> Wegen<br />
genutzt. Nach der Reinigung werden die Felder mit Traktoren<br />
10-15 cm tief gepflügt. Nach dem Oberfluten der Felder erfolgt<br />
das "puddling"; zu diesem Zweck werden Käfigräder auf<br />
die Hinterachsen der Traktoren montiert, <strong>und</strong> es wird solange<br />
über das Feld gefahren, bis sich ein feiner, gleichmäßiger<br />
Schlamm gebildet hat. 3-6 Tage später fährt man mit dem gleichen<br />
Traktor <strong>und</strong> aufgesatteltem Grabenheber ins Feld <strong>und</strong> hebt<br />
senkrecht zu den Entwässerungsgräben 20-30 cm tiefe Rillen aus<br />
in einem Abstand von 15-20 m je nach dem Nivellierungsstand<br />
der Parzellen. Dadurch wird die Be- <strong>und</strong> Entwässerung der Felder<br />
stärker gefördert.<br />
Wie groß ein Reisfeld angelegt wird, hängt von der Geländebeschaffenheit<br />
<strong>und</strong> Parzellierung sowie von der Betriebsgröße<br />
<strong>und</strong> dem Bewässerungsnetz ab. Daher schwankt die Größe der<br />
Reisfelder zwischen 0,5 <strong>und</strong> 4 ha. Mit dieser Größe sind die<br />
marismenischen Reisfelder im Durchschnitt beachtlich größer<br />
als in den übrigen spanischen Reisbaugebieten.
- 66 -<br />
Sind die Felder vorbereitet, so erfolgt das Umpflanzen, ein<br />
außerordentlich handarbeitsintensiver Abschnitt. Die Pflanztiefe<br />
beträgt 3-4 cm, die Abstände der Büschel von 8-12 Setzlingen<br />
untereinander betragen 25-30 cm (RUBIO PEREZ 1976, S.74).<br />
Dieser Abstand hat sich als günstig erwiesen für die zukünftigen<br />
Jätearbeiten. Die Wurzeln der Setzlinge dürfen nicht zu<br />
stark abtrocknen, daher muß das Umpflanzen innerhalb von<br />
24 St<strong>und</strong>en erfolgt sein.<br />
Ist ein Saatbeet geleert, so werden die Dämme eingeebnet, der<br />
betreffende Teil gereinigt <strong>und</strong> umgepflügt. Danach wird dieser<br />
Teil in die Reisfelder wieder einbezogen <strong>und</strong> mit Setzlingen<br />
bepflanzt.<br />
Die Bodenbearbeitung der Felder zur direkten Aussaat wird in<br />
den Marismas genauso sorgfältig durchgeführt wie zur Verpflanzung.<br />
Die durchschnittlich angewandte Saatgutmenge liegt bei<br />
20 0 kg/ha.<br />
4.1.2 Albuferaniederung<br />
In der-Albuferaniederung kommen die kleinsten Feldeinheiten vor.<br />
Das beruht auf der starken Zersplitterung der Flur infolge<br />
Kleinstbesitzes. In den ebenen Gebieten liegen die Feldeinheiten<br />
bei 0,5 bis 1 ha, während bei terrassiertem Gelände die<br />
Größe nur 0,1 ha beträgt (FRÖHLING 1965, S.51).<br />
Die Saatbeete, die hier meistens eine Größe von 10x20 m haben,<br />
werden an Orten errichtet, die leicht zugänglich, leicht zu<br />
bewässern, windgeschützt <strong>und</strong> sonnig sind. Von daher gesehen<br />
eignet sich das höher gelegene Huertaland dafür besonders. Sie<br />
werden hier nicht wie in den Marismas im gleichen Jahr in die<br />
Reisfelder mit einbezogen, sondern sie stehen hier in einer<br />
Fruchtfolge übervjiegend mit Gemüse oder Mais. Nach der Ernte<br />
des Gemüses werden die Saatbeete im November mit Leguminosen<br />
eingesät. Anfang März des nächsten Jahres wird dann überstaut<br />
<strong>und</strong> die Leguminosen werden als Gründüngung flachgründig unter-
67 -<br />
gepflügt. Für diesen Arbeitsgang wird die "charuga", ein kleiner<br />
von einem Pferd oder Muli gezogener Pflug benutzt. Mit<br />
Scheibenegge, Eggbrett <strong>und</strong> anschließender Ackerschleppe wird<br />
auch hier die Nivellierung <strong>und</strong> Glättung der Saatbeete erreicht.<br />
Ende März erfolgt die Aussaat des vorgekeimten oder gequollenen<br />
Saatgutes mit der Hand. Hier werden pro Hektar Saatbeet nur<br />
1 200 - 1 400 kg Saatgut ausgebracht (LOPEZ CAMPOS et al. 1975,<br />
S.23).<br />
Die Oberstauhöhe wird hier ebenso wie in den Harismas der Außentemperatur<br />
<strong>und</strong> dem Entwicklungsstand der Pflanzen angepaßt. Am<br />
Tage beträgt die Wasserhöhe 2-3 cm <strong>und</strong> nachts 10 cm. Später,<br />
wenn die Pflanzen kurz vor dem Umpflanzen stehen, variiert man<br />
zwischen 5 <strong>und</strong> 15 cm. Haben sich Algen in den Beeten gebildet,<br />
werden sie für 2 bis 3 Tage trockengelegt. Diese Trockenlegungen<br />
können je nach Algenbefall zv;ei- bis dreimal stattfinden.<br />
Normalerweise versucht man, ohne Trockenlegung auszukommen, da<br />
die kalten Nächte das Pflanzenwachstum hemmen. Dementsprechend<br />
erfolgt die vier- bis fünfmalige Düngung in das Wasser.<br />
<strong>Der</strong> nächste Arbeitsschritt, das Herausnahmen der 20 - 25 cm<br />
großen Setzlinge, erfolgt auch hier durch Männer in der Zeit<br />
von Mitte Mai bis Mitte Juni bzw. 7 Wochen nach der Aussaat.<br />
Die Garben enthalten 400 bis 500 Setzlinge. Die Garben werden<br />
auf den Händen zu den Gräben <strong>und</strong> Kanälen getragen <strong>und</strong> dort<br />
hineingeworfen. Durch das größere Gefälle in diesen Kanälen,<br />
bedingt durch die Randlage der Saatbeete im Reisgebiet, werden<br />
die Garben relativ schnell zu der nächsten Brücke getrieben,<br />
wo sie abgefangen <strong>und</strong> auf LKW oder Pferdewagen verladen werden.<br />
Nun erfolgt der Transport zu den vorbereiteten Reisfeldern.<br />
Dieses originelle Transportsystem bietet mehrere Vorteile. Es<br />
werden Arbeitskraft <strong>und</strong> Transportzeit eingespart, <strong>und</strong> die<br />
Pflanzenwurzeln werden vor dem Austrocknen geschützt.<br />
Nach der winterlichen Oberschwemmung, die durch die relativ<br />
hohen Niederschläge, die tiefe Lage <strong>und</strong> das dadurch bedingte<br />
Ober-die-Ufer-Treten der Albufera (SCHACHT 1971, S.89) her
68 -<br />
vorgerufen wird, beginnt die Bodenbearbeitung im März. Pferde,<br />
Mulis wie auch Traktoren werden hier gleichermaßen bei der<br />
Bodenbearbeitung eingesetzt, die hier überwiegend mit dem<br />
Kultivator (Grubber) <strong>und</strong> selten mit kleinen Pflügen durchgeführt<br />
wird. Daher beträgt die Bearbeitungstiefe auch nur 10 cm.<br />
Ist der Boden vorbereitet, werden die Felder nacheinander überstaut.<br />
Ende April werden die Reisfelder für das Pflanzen vorbereitet.<br />
Vereinzelt werden für diese Vorbereitung Traktoren<br />
benutzt. Am häufigsten wird das Glätten der Felder aber mit<br />
tierischer Zugkraft durchgeführt, dazu werden die verschiedensten<br />
Eggen <strong>und</strong> Eggbretter verwendet. Puddling erfolgt nicht,<br />
genauso wenig wie ein perfektes Nivellieren (Auskunft S.F.A.A.E.<br />
Valencia 1976).<br />
Die Pflanzen werden in Büscheln von 5 bis 10 Setzlingen gesteckt.<br />
Die Wasserhöhe beträgt zur Zeit des Pflanzens 2 cm.<br />
Nach dem Umpflanzen wird das Wasser auf 10 cm angestaut.<br />
Die Bodenvorbereitung zur Direktsaat verläuft ähnlich. Die<br />
Saatgutmengen liegen zwischen 120 <strong>und</strong> 150 kg/ha.<br />
it.1.3 Ebrodelta<br />
Die Bodenbearbeitung der Saatbeete <strong>und</strong> der Reisfelder im<br />
Ebrodelta unterscheidet sich kaum von den übrigen spanischen<br />
Reisbaugebieten. Tierische Anspannung findet man fast nur noch<br />
bei der Saatbeetbereitung, die Reisfelder werden fast ausschließlich<br />
mit Traktoren bearbeitet.<br />
Die Anlage der Saatbeete erfolgt auch hier an edaphisch <strong>und</strong> hydrographisch<br />
begünstigten Orten, das sind die höhergelegenen<br />
Dammufer <strong>und</strong> die Ribera de Dalt, also das Gebiet zwischen Tortosa<br />
<strong>und</strong> Amposta. Mit Hilfe von Motorpumpen werden die Saatbeete<br />
mit Wasser direkt aus dem Ebro überstaut. Mit Beginn<br />
des Aprils wird die winterliche Kanalsperre aufgehoben, <strong>und</strong><br />
die Saatbeete können wieder mit Wasser aus dem Kanalnetz gespeist<br />
werden. Ende März werden die Saatbeete angelegt <strong>und</strong>
- 69 -<br />
Anfang April erfolgt die Aussaat mit gekeimtem Saatgut.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der ungünstigen klimatischen Verhältnisse im Delta<br />
(Wärmemangel zu Beginn der Vegetationszeit <strong>und</strong> häufige Einbrüche<br />
des Levante) nehmen die Saatbeete ein Drittel bis ein<br />
Viertel der Fläche der eigentlichen Reisfelder ein. Damit<br />
wird eventuellen Verlusten an Jungpflanzen vorgebeugt. Die<br />
Nachsaat ganzer Reihen in den Saatbeeten ist hier nichts<br />
Außergewöhnliches. Deshalb findet man zum Schutz der Saatbeete<br />
3-4 m hohe Hecken aus Spanischem Rohr, meistens in Nord-Süd-<br />
Richtung. Saatbeete am Südrand der Dammufer oder in der Ribera<br />
de Dalt brauchen nicht durch Hecken geschützt zu werden.<br />
Bis zu Beginn der sechziger Jahre wurden die Jungpflanzen<br />
aus dem Valencianischen Reisbaugebiet bezogen, aber durch die<br />
Züchtung neuer Sorten mit höherer Kälteresistenz konnte das<br />
Delta Mitte bis Ende der sechziger Jahre zum Hauptlieferanten<br />
für Jungpflanzen für nördlichere Gebiete werden wie Gerona,<br />
Lérida <strong>und</strong> Zaragoza. Die Flur um San Jaime de Enveija produzierte<br />
die gesamte Exportmenge <strong>und</strong> fast annähernd die Hälfte<br />
des Bedarfs im Delta. Heute (1976) ist die Jungpflanzenproduktion<br />
bedeutungslos geworden, da auch hier überwiegend<br />
die Direktsaat praktiziert wird (Tab. 8 ).<br />
Das Auspflanzen der Setzlinge erfolgt Mitte bis Ende Mai, d.h.<br />
die Pflanzzeit liegt im frühestmöglichen Termin <strong>und</strong> dauert nur<br />
zwei Wochen im Gegensatz zur Albuferaniederung <strong>und</strong> den Marismas,<br />
wo sie vier Wochen dauert. Die Vegetationszeit des Reises<br />
ist hier um mehr als zwei Wochen kürzer, da sie bereits im<br />
September beendet sein muß (vgl. Kap. 2.3.1).<br />
Die geräumten Saatbeete stehen ebenfalls - wie in Valencia -<br />
in einer Fruchtfolge, wobei hier Soja <strong>und</strong> Luzerne im Nachbau<br />
kultiviert werden.<br />
Im Frühjahr werden Dämme <strong>und</strong> Gräben gereinigt. Die Bodenbearbeitung<br />
der Felder beginnt Ende März/Anfang April mit dem
- 70 -<br />
Pflügen <strong>und</strong> eventueller Nivellierung. Danach bleibt der Boden<br />
zur Durchlüftung für einige Tage unbearbeitet. Darauf folgt<br />
das Oberstauen der Felder. In der Endbearbeitungsphase haben<br />
sich hier zwei Methoden herausgebildet. Die eine ist die<br />
herkömmliche Methode des Puddling mit traktorgetriebenen Käfigrädern<br />
<strong>und</strong> wird bei der Pflanzmethode wie auch bei der Direktsaat<br />
angewendet.<br />
Die zweite Methode wird nur bei der Direktsaat angewendet.<br />
Hierbei wird das Feld nach dem Oberstauen nicht mehr bearbeitet,<br />
die Unebenheiten des Pflügens bleiben erhalten. Dadurch<br />
kann das Wasser bereits bei der Saat auf 10 bis 15 cm angestaut<br />
werden <strong>und</strong> seine thermoregulatorische Funktion bei dem<br />
noch kühlen Wetter übernehmen. Außerdem verhindern die Unebenheiten<br />
eine starke Wellenbildung durch den Levante <strong>und</strong> damit<br />
das Zusammentreiben der Saat oder der noch nicht fest verwurzelten<br />
Pflänzchen am Feldrande. Es hat sich außerdem gezeigt,<br />
daß die Wurzeln in den durch geringere Bearbeitung härteren<br />
Boden ebenso gut eindringen <strong>und</strong> daß Stroh- <strong>und</strong> Wurzelrückstände<br />
der vorangegangenen Kultur der Keimung nicht abträglich<br />
sind. Nachteilig kann sich diese Methode bei der Ernte<br />
durch einen ungleichmäßig abgereiften Bestand auswirken.<br />
4.1.1» Rhonedelta<br />
In der Camargue wird heute ausschließlich die Direktsaatmethode<br />
angewendet.<br />
In diesem französischen Reisbaugebiet wirkt sich der Mistral<br />
besonders im Frühjahr <strong>und</strong> Herbst sehr ungünstig für den Reisbau<br />
aus. Um die ungünstigen Windverhältnisse abzuschwächen,<br />
findet man kaum Reisfelder über 0,7 ha Fläche, <strong>und</strong> das trotz<br />
des vorherrschenden Großgr<strong>und</strong>besitzes. PRÉVÔT (1953, S.16 f.)<br />
kommt zu der Oberzeugung, daß ein Rechteck von 50 bis 60 m<br />
Breite <strong>und</strong> 100 bis 120 m Länge eine optimale Größe für ein<br />
Reisfeld in dieser Region besitzt. Dabei soll die kürzere<br />
Seite in Windrichtung liegen, d.h. von Nord nach Süd ausge
71 -<br />
richtet sein. Die längeren Seiten in kürzeren Abständen stellen<br />
dann Hindernisse für den Wind dar, was im Frühjahr eine<br />
stärkere Wellenbildung verhindert <strong>und</strong> im Herbst die Lagergefahr<br />
mindert.<br />
Die Bodenbearbeitung beginnt im Herbst mit Traktoren <strong>und</strong> Käfigrädern<br />
zur Unterbringung des Strohs <strong>und</strong> zur Auflockerung der<br />
Mähdrescherspuren in überstauten Feldern. Danach wird das Wasser<br />
abgelassen, <strong>und</strong> die Felder trocknen bis Februar/März aus.<br />
Dann beginnt die Arbeit mit Pflügen oder Eggen. Die Bearbeitungstiefe<br />
darf höchstens 15 cm betragen, da sonst die Pflugsohle<br />
Risse bekommt oder durchbrochen werden kann. Die Pflugsohle<br />
hat hier zwei Funktionen zu erfüllen: Sie verhindert<br />
eine starke Perkolation , <strong>und</strong> sie trägt die Arbeitsmaschinen im<br />
überstauten Reisfeld. Mit Raupentraktoren wird im Frühjahr das<br />
trockene Feld gepflügt. Dieser Arbeitsgang wird heute schon<br />
völlig fortgelassen. Darauf folgen kreuzweise 2 - 3 Durchgänge<br />
mit der Scheibenegge <strong>und</strong> dann das V/alzen des Feldes. Das Walzen<br />
hat hier eine andere Funktion als in Italien, wo es Wasserverlust<br />
durch Perkolation verhindern soll. Hier werden die<br />
Felder nur dann gewalzt, wenn die Bodenoberfläche sehr hart<br />
geworden ist <strong>und</strong> sie durch die Scheibenegge nicht ausreichend<br />
zerkleinert werden kann.<br />
Den Abschluß bildet das "nivellement" mit einem einrädrigen,<br />
traktorgezogenen Kratzer (scraper). "Dieser besteht aus verschiedenen<br />
in der Höhe verstellbaren, nach hinten gewölbten<br />
Metallplattensegmenten, mit denen man an einem Ort durch deren<br />
Absenken Erde wegkratzen <strong>und</strong> diese durch langsames Anheben an<br />
einem anderen Ort wieder verteilen kann." (AMMANN 1970, S.150).<br />
Nachdem die Felder 5 cm überstaut worden sind, erfolgt das<br />
Glätten der Oberfläche mit einem Metallbrett, gezogen von einem<br />
Traktor, der von Käfig- , Skeletträdern oder auch Ketten<br />
angetrieben wird. Das Puddling mit Käfigrädern wird heute<br />
nicht mehr durchgeführt, da es zu arbeitsaufvjendig ist <strong>und</strong><br />
die Traktoren zu stark beansprucht werden.
- 72 -<br />
Die Feldränder werden entweder im Winter oder im Frühjahr<br />
gereinigt.<br />
Gesät wird zwischen dem 25. April <strong>und</strong> 10. Mai. In die 10 cm<br />
hoch überstauten Felder werden mit SchleuderStreuern, selten<br />
mit Drillmaschinen die gequollenen Samen gesät. Die Streubreite<br />
liegt bei 10 bis 12 m. Durch das Quellen des Saatgutes<br />
vermeidet man ein Schwimmen der Körner auf der Wasseroberfläche.<br />
Die Saat kann aber auch in gleicher Weise auf den nun feuchten<br />
Boden geschehen. 160 bis 180 kg Saatgut werden bei R<strong>und</strong>kornsorten<br />
<strong>und</strong> 180 bis 220 kg bei Langkornsorten pro Hektar benötigt<br />
(CORNET 1972, S.82 <strong>und</strong> 8it f.).<br />
4.1,5 Poebene<br />
In Italien wird erst seit sechs Jahren nur noch die Direktsaatmethode<br />
praktiziert, daher soll auch hier auf die Darstellung<br />
der alten Pflanzmethode verzichtet werden (Tab. 8 ).<br />
Die Böden der norditalienischen Tiefebene sind je nach ihrer<br />
Entstehung unterschiedlich strukturiert. Daher gibt es für das<br />
gesamte Gebiet keine einheitliche Bodenbearbeitungsmethode.<br />
Je nach dem Gehalt an Lehm, Ton oder Sand werden die Bodenbearbeitungsstufen<br />
variiert. Dabei findet man althergebrachte<br />
Bearbeitungssysteme, wobei einzelne Stufen mehr oder weniger<br />
wichtig sind, außerdem werden die Bearbeitungstiefe <strong>und</strong> die<br />
Art der Düngereinbringung variiert.<br />
Bei Neuanlage der Felder wird das Ebnen durch kettengetriebene<br />
Bulldozer (150 - 200 PS) mit Frontladern betrieben. Selbstfahrende<br />
Nivellierungsgeräte schließen diesen Bearbeitungsteil<br />
ab. Die Arbeitsbreite dieser Maschinen liegt zwischen<br />
3<br />
4 <strong>und</strong> 20 m. Eine große Maschine kann über 10 m Boden transportieren.<br />
Die Felder werden rechteckig angelegt 60 x 150;<br />
50 X 200; 40 x 250 m. Das Gefälle innerhalb der Felder beträgt<br />
im Westen (Vercelli <strong>und</strong> Allessandria) 3-4%, in der<br />
zentralen Poebene (Novara <strong>und</strong> Lomellina) 2-3%, im Osten
- 73 -<br />
(Pavia <strong>und</strong> Mailand) 1-2%, <strong>und</strong> in den östlichsten Provinzen<br />
(Padua, Venedig, Ferrara, Bologna etc.) kann das Gefälle bis<br />
auf 0,1% zurückgehen. Daher findet man auch hier ein anderes<br />
Bewässerungssystem als im Westen. Bestehende Felder werden<br />
durchschnittlich alle zwei Jahre von neuem nivelliert (TINA-<br />
RELLI 1973, S. 81 ff.).<br />
Mit einem speziellen Dammbau gerät werden danach Dämme aufgeworfen<br />
<strong>und</strong> anschließend verdichtet. Diese Dämme werden zur<br />
Ernte dann mit der Hand wieder leicht eingeebnet, damit die<br />
Kapazität der Mähdrescher voll ausgenutzt werden kann.<br />
Im Herbst werden die Stoppeln mit Fräsen oder Pflügen in den<br />
Boden gebracht. Das Stroh wird überwiegend verbrannt oder mit<br />
einer Stickstoff- <strong>und</strong> Kalkgabe untergepflügt. Die Arbeitstiefe<br />
beträgt etwa 15-20 cm (TINARELLI, pers. Auskunft 1976).<br />
<strong>Der</strong> erste Arbeitsgang wird Ende März/An fang April überwiegend<br />
mit Scharpflügen, seltener mit Fräsen durchgeführt. Danach<br />
werden die Schollen mit unterschiedlichen Eggentypen zerkleinert.<br />
Die Rotationsegge mit einem Durchmesser von 160 cm <strong>und</strong><br />
10 cm Arbeitstiefe soll abschließend die kleinen Unebenheiten,<br />
die durch die Bodenbearbeitung entstanden sind, ausgleichen.<br />
Verschiedentlich wird nach diesem Arbeitsgang noch mit einem<br />
Kratzer (scraper) über das Feld gegangen.<br />
Sind die Felder derartig vorbereitet, so werden sie überstaut.<br />
Bei einem Wasserstand von durchschnittlich 10-15 cm wird das<br />
Feld mit einem traktorgezogenen Eisenbalken vollkommen geglättet.<br />
<strong>Der</strong> Traktor wird dazu mit Eisenrädern bestückt, die<br />
als Lauffläche 10-15 cm lange Eisenzähne aufweisen in einem<br />
Abstand von 20-25 cm. Ein Puddling mit Käfigrädern entfällt<br />
ganz. Loser Boden wird anschließend mit der Netzegge bearbeitet<br />
(TINARELLI 1973, S. 103 ff.).<br />
Um den 25. April beginnt die Aussaat des gequollenen Saatgutes.<br />
Doch auch in der Poebene erfolgt die Aussaat nach Regionen zu
- 74 -<br />
1<br />
unterschiedlichen Terminen. In Vercelli <strong>und</strong> im Wassereinzugsgebiet<br />
von Tessin <strong>und</strong> Sesia sät man schon zwischen 10. <strong>und</strong><br />
12. April, in Ferrara um den 15. April <strong>und</strong> in Pavia in den<br />
ersten Tagen des Mai (GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S. 182 f.).<br />
Die Systeme der Direktsaat können folgendermaßen eingeteilt<br />
werden:<br />
a) im überstauten Feld durch Breitsaat,<br />
b) im feuchten Feld durch Reihensaat in oder auf den Boden,<br />
c) im trockenen Feld durch Breitsaat.<br />
Die Breitsaat im überstauten Feld ist mit 90% die wichtigste<br />
Methode der Aussaat im italienischen <strong>Reisanbau</strong>gebiet. Mit einer<br />
zweibehältrigen Zentrifugalsaatmaschine <strong>und</strong> einer Saatbreite<br />
von 12-15 m benötigt diese Methode den geringsten Arbeitsaufwand.<br />
Obwohl die Reihensaat große agronomische Vorteile<br />
bietet wie schnelle Keimung <strong>und</strong> damit Unterdrückung von Unkräutern,<br />
bessere Belichtung des Bestandes <strong>und</strong> Wurzelbildung,<br />
höhere Resistenz gegen Lagern <strong>und</strong> Krankheiten, regelmäßigeres<br />
Wachstum <strong>und</strong> Abreifen <strong>und</strong> dadurch bedingt höhere Erträge,<br />
konnte sich diese Methode großräumig nicht durchsetzen wegen<br />
technischer Mängel sowie höherer Geräte- <strong>und</strong> Arbeitskosten.<br />
Die Aussaatraenge beträgt bei kleinkörnigen Sorten 140 - 150 kg<br />
/ha, bei Sorten mit größerem Korn 170 — 190 kg/ha. Bei der am<br />
meisten verbreiteten großkörnigen Sorte ARBORIO werden sogar<br />
Saatgutmengen bis zu 250 kg/ha erforderlich. Die Felder stehen<br />
bei der Saat 10-20 cm unter Wasser (TINARELLI 1973, S. 194 ff.).<br />
4.2 Pflanzen oder Direktsaat<br />
4.2.1 Verbreitung der Anbaumethoden<br />
Für die europäischen Reisbaugebiete dürfte sich die Alternative<br />
Pflanzmethode oder Direktsaat heute nicht mehr stellen;<br />
denn bei dem stetigen Anstieg der Arbeitslöhne in Europa verbietet<br />
sich die arbeitsintensive Pflanzmethode von selbst.<br />
Trotzdem findet man sie 1976 in Spanien immer noch. Vermutlich<br />
liegt das an der geringeren industriellen Entwicklung<br />
gegenüber Frankreich <strong>und</strong> Italien, wo sich seit Jahren die<br />
Direktmethode durchgesetzt hat.
- 75 -<br />
In Italien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg beide Methoden<br />
gleichzeitig praktiziert, aber bereits 1955 wurden 60,3% der<br />
Gesamtreisbaufläche <strong>Italiens</strong> durch Direktsaat bestellt, <strong>und</strong><br />
dieses Verhältnis nahm stetig zugunsten der Direktsaat zu. 1971<br />
war bereits die totale Abkehr von der Pflanzmethode zu verzeichnen<br />
(Angaben E.N.R, 1976, Tab. 8 ),<br />
Tab. 8 : Verbreitung der Direktsaatmethode<br />
% der Gesamtreisfläche<br />
2 )<br />
Jahr Marismas^ ^ Ebrodelta^^ Albufera^^ Camargue<br />
Poebene^^<br />
1970 10 30 5 o.A. 99,5<br />
1971 30 50 10 85 10 0<br />
1972 50 60 15 o.A. 10 0<br />
1973 70 70 25 o.A. 10 0<br />
1974 80 80 45 95 10 0<br />
1975 90 90 60 10 0 10 0<br />
1976 95 95 70 10 0 10 0<br />
1) Auskunft: F.S.A.A.E. - Valencia<br />
2) Auskunft: S.R.F. - Arles<br />
3) Auskunft: E.N.R. - Mailand<br />
Anders verlief die Entwicklung in Frankreich, wo der Reis bis<br />
1952 in Direktsaat angebaut wurde. Eine starke Verunkrautung<br />
der Felder aber zwang die Bauern immer stärker, diese Methode<br />
aufzugeben <strong>und</strong> sich der arbeitsintensiven, aber dem Unkraut<br />
abträglichen Pflanzmethode zuzuwenden. Das führte dazu, daß<br />
1957 85% der gesamten Reisfläche auf diese Weise bestellt<br />
wurden (SCHATZ 1958, S.399). Mit der Verbesserung der Wirkungsweisen<br />
von Herbiziden <strong>und</strong> den steigenden Lohnkosten zu Beginn<br />
der sechziger Jahre setzte die Rückkehr zur Direktsaatmethode<br />
ein, so daß 1968 nur noch 25% der Anbaufläche mit Reis bepflanzt<br />
wurde <strong>und</strong> 1975 diese Methode in Frankreich vollkommen
- 77<br />
verschwand (Angaben des S.R.F. 1976).<br />
In Spanien trat die Abkehr von der traditionellen Pflanzmethode<br />
erst Ende der sechziger Jahre ein, als nämlich das Lohngefälle<br />
für Landarbeiter zwischen Mord- <strong>und</strong> Südspanien v?eitgehend<br />
abgebaut wurde <strong>und</strong> andalusische Arbeiter in den Industrien<br />
der EG-Länder zunelimend Arbeitsersatz fanden. Wie so<br />
oft, wenn es um Neuerungen geht, fand die Abkehr von der<br />
Pflanzmethode zuerst in den Marismas statt. 1966 wurde dort<br />
erstmalig die Direktsaat auf 310 ha mit Erfolg angewandt.<br />
1976 beträgt die Fläche in Direktsaat 21 590 ha, das sind<br />
95% der gesamten marismenischen Reisbaufläche. Im Ebrodelta<br />
setzte man etwas später mit der Direktsaatmethode ein, aber<br />
mit einer prozentual gesehen größeren Fläche. Auch hier bebaut<br />
man 1976 95% der Reisbaufläche in direkter Saat. Diesbezüglich<br />
rückständig zeigt sich das valencianische Reisbaugebiet.<br />
1976 werden noch 30% dieses Gebietes mit der Hand bepflanzt<br />
(Tab. 8 <strong>und</strong> Tab. 9).<br />
4.2.2 Die direkte Saat<br />
Die Hauptargumente gegen die Direktsaat waren Ertragseinbußen<br />
<strong>und</strong> eine zunehmende Verunkrautung der Felder. Durch die<br />
2-3 Wochen frühere Aussaat bei der Pflanzmethode <strong>und</strong> die individuelle<br />
Pflege der Saatbeete erhalten die Reispflanzen einen<br />
besseren Start. Selbst das Stagnieren des Wachstums für<br />
7-10 Tage (BOLHUIS 1971) nach dem Umpflanzen kann den Vorsprung<br />
der gepflanzten Reiskultur gegenüber der direkt gesäten<br />
nicht generell verringern. Daher rechnet man in Italien bei<br />
der Direktsaat mit Verlusten von 3-4 dt/ha (Angabe der E.N.R.<br />
1976), in den Marismas von 4-5 dt/ha <strong>und</strong> im Ebrodelta von<br />
2-3 dt/ha. In der Provinz Valencia sind in den letzten 3 Jahren<br />
keine Verluste bei der Direktsaat gegenüber der Pflanzmethode<br />
aufgetreten. Die Gründe dafüi’ liegen wahrscheinlich in einem<br />
verstärkten Einsatz von Fungiziden (Angabe der F.S.A.A.E.<br />
- Valencia 1976).
- 78 -<br />
Durch die direkte Aussaat wird die Vegetationsperiode verkürzt,<br />
da die Aussaat in die Felder später erfolgt als in die<br />
Saatbeete, die Reife aber zum gleichen Zeitpunkt eintritt wie<br />
bei bepflanzten Reisfeldern, Durch den Anbau von Sorten mit<br />
langer Vegetationszeit, die ein höheres Ertragspotential besitzen,<br />
wird der Reifezeitpunkt <strong>und</strong> damit die Ernte bis in<br />
den November verschoben. Allgemein verkürzt sich die Vegetationszeit<br />
bei der Direktsaat um 2-8 Tage.<br />
I i<br />
'j<br />
Die Direktsaat kann als Drillsaat oder Wurfsaat erfolgen. Dabei<br />
unterscheidet man Wurfsaat mit der Hand, mit der Maschine oder<br />
mittels Flugzeug in die trockenen oder leicht angestauten Felder.<br />
Die Drillsaat hat sich als am vorteilhaftesten erwiesen,<br />
da sie das Saatgut gleichmäßiger verteilt <strong>und</strong> das Befahren der<br />
Felder zum Zwecke der Düngung <strong>und</strong> des Pflanzenschutzes ermöglicht.<br />
Gegenüber der Wurfsaat bietet dieses Verfahren auch<br />
agronomische Vorteile. Da die Saat leicht in den Boden gedrückt<br />
wird bei geringem Wasserstand, kommt eine schnellere<br />
Keimung <strong>und</strong> damit eine Unterdrückung von Unkräutern, speziell<br />
der Hirsen, zustande. Durch die bessere Belichtung des Bestandes<br />
ist mit stärkerer Wurzelbildung, höherer Resistenz<br />
gegen Lagern <strong>und</strong> Krankheiten zu rechnen, Wachstum <strong>und</strong> Reife<br />
werden gleichmäßiger <strong>und</strong> bringen dadurch letztlich einen<br />
höheren Ertrag, Daß sich diese Methode bisher nicht durchgesetzt<br />
hat, ist wahrscheinlich auf die unvollkommene Technik<br />
der Sämaschinen zurückzuführen sowie auf geringere Arbeitsbreiten<br />
<strong>und</strong> die überwiegend geringe Möglichkeit, die Felder<br />
rechtzeitig zu be- <strong>und</strong> entwässern.<br />
In den untersuchten europäischen Reisbaugebieten hat sich die<br />
Wurf- oder Breitsaat mit der Hand oder mit der Zentrifugalsämaschine<br />
teilweise auch mit Flugzeug durchgesetzt. In den<br />
Marismas, wo die Saat in einigen Gebieten aus der Luft erfolgt,<br />
hat sich herausgestellt, daß eine Saat mit dem Flugzeug<br />
eine bessere Verteilung der Körner bringt als eine Saat<br />
mit der Zentrifugalsämaschine. Nach der Aussaat wei>den die<br />
Kleinflugzeuge für den Pflanzenschutz eingesetzt.
79<br />
Die Saat ist v;eniger kapitalintensiv, da die Schleuderdüngerstreuer<br />
zur Saat Vervjendung finden können <strong>und</strong> die Bodenbearbeitung<br />
weniger intensiv durchgeführt zu werden braucht als<br />
bei der Pflanzmethode■ Oie möglich.st homogene Schlammasse,<br />
wie sie der gepflanzte Reis fordert, ist nicht mehr nötig;<br />
daher kann das energieaufwendige Puddling entfallen. Gesäter<br />
Reis wurzelt auch in festeren Böden.<br />
Trotz allem entt^äl-*- die Direktsaat einen Unsicherheit st aktor,<br />
da die Pflanzen stärker auf Klim^aschwankungen reagieren, d.h.<br />
die Ertragssicherheit ist gegenüber der Pflanzmethode geringer.<br />
1+.2.3 Das Verpflanzen<br />
Die agronomischen Vorteile der Pflanzmethode beruhen auf<br />
folgenden Tatsachen: Reduzierung des Wasserverbrauchs auf<br />
10 bis 20% während der Anzuclit; wirksamerer Einsatz von Düngemitteln<br />
in den Saatbeeten; bessere Möglichkeiten zur Pflege<br />
<strong>und</strong> Überwachung der Saat; kleinere Flächen bieten eine bessere<br />
Überwachung der Wasserhöhe; das Umpflanzen bewirkt eine stärkere<br />
Bestockung <strong>und</strong> ermöglicht eine Regulierung der Pflanzweiten.<br />
Durch das Pflanzen wird das Unkrautvjachstum unterbrochen,<br />
<strong>und</strong> im Feld werden die Wachstumsbedingungen für Unkraut<br />
verschlechtert, da es den VJachstumsvorSprung des Reises<br />
nicht mehr einholen kann.<br />
Trotzdem wiegen diese Vorteile die ständigen Lohnsteigerungen<br />
immer weniger auf. Im Zuge der volkswirtschaftlichen Entwicklung<br />
wird auch in Spanien die Mechanisierung des <strong>Reisanbau</strong>s<br />
immer stärker vorangetrieben werden. Das zeigt sich besonders<br />
deutlich in der bereits überall mechanisierten Reisernte.<br />
Die Schnitterkolonnen sind inzwischen vollständig aus<br />
der spanischen Reislandschaft verschw<strong>und</strong>en.<br />
Obwohl in der Provinz Valencia laut F.S.A.A.E. keine Ertragseinbußen<br />
durch die Direktsaat entstehen, vollzieht sich hier<br />
der Übergang von der Pflanz- zur Direktsaat-Methode nur sehr
- 80 -<br />
J<br />
langsam. Daß hier keine Ertragseinbußen entstehen, kann man<br />
wohl auf die kleinen Parzellen der Reisfelder zurückführen;<br />
denn ein kleines Gebiet läßt sich individueller behandeln als<br />
ein großes. Die kleinen Parzellen sind hier aber auch der<br />
Gr<strong>und</strong>, warum immer noch die Pflanzmethode praktiziert wird.<br />
Da in den Marismas der Großgr<strong>und</strong>besitz als kapitalintensive<br />
Betriebsform vorherrschend ist, wird hier rationeller gewirtschaftet<br />
als in den anderen Reisbaugebieten <strong>Spaniens</strong>. Um die<br />
Verluste durch die Direktsaat wieder abzubauen, haben drei<br />
Großgr<strong>und</strong>besitzer japanische Pflanzmaschinen eingeführt. Sie<br />
versprechen sich davon eine Verlängerung der Vegetationsperiode,<br />
da die Pflanzen in provisorischen Gewächshäusern zu<br />
unterschiedlichen Terminen angezogen werden, eine daher bessere<br />
Ausnutzung der Erntemaschinen, Verringerung der Düngermengen<br />
<strong>und</strong> der Pflanzenschutzausgaben. <strong>Der</strong> Reinertrag soll<br />
damit erhöht werden zum einen über einen größeren Hektarertrag<br />
<strong>und</strong> zum anderen über einen letztlich geringeren Kapitaleinsatz.<br />
Die Direktsaat aber bleibt weniger arbeitsintensiv.<br />
U.3 Behandlung der Reiskultur<br />
M-.3.1 Biochemische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Pflegemaßnahmen<br />
<strong>Der</strong> Stickstoff ist der Dünger, durch den der Ertrag am entscheidendsten<br />
beeinflußt werden kann. Ob man granulierte<br />
Stickstoffdünger oder flüssige ausbringt, ist heute noch<br />
primär eine Kostenfrage. Für die Flüssigdüngung braucht man<br />
eine größere technische Ausrüstung, die eventuell gleichzeitig<br />
durch den Pflanzenschutz auszunutzen wäre. Außerdem bedarf<br />
es spezieller Lagermöglichkeiten. <strong>Der</strong> geringere Preisvorteil<br />
pro kg N 2 in flüssigem Zustand wird durch die höheren<br />
Investitionskosten wieder aufgehoben. In Italien werden nur<br />
2 000 bis 3 000 ha mit flüssigen Düngern versorgt (pers. Auskunft<br />
TINARELLI 1976).<br />
Stickstoff in Nitratform kann nur aufgenommen werden, wenn
- 81 -<br />
die Wurzeln der Reispflanzen genügend entwickelt sind. Auch<br />
dann ist die Produktivität je Kilogramm Stickstoff 30 bis 50%<br />
geringer als bei den Ammoniakdüngern. Daher kommen überwiegend<br />
Ammoniakdünger zur Anwendung. Sie werden in den trockenen Boden<br />
eingebracht, um die Auswaschung möglichst gering zu halten. Bei<br />
Ausbringung in überstaute Felder muß man mit einem N^-Verlust<br />
von 25 bis 50% rechnen. Die Aufteilung der insgesamt erforderlichen<br />
Stickstoffmenge auf zwei bis drei Gaben je nach Bodenart<br />
dient ebenfalls dazu, größere Ausvjaschungsverluste zu vermeiden<br />
(HUGUET et al. 1972, S.57). Außerdem wird dadurch der Ertrag<br />
<strong>und</strong> der Gehalt an Rohprotein, das ein wichtiges Merkmal<br />
der Qualität ist, erhöht (RUSSO i 1975). <strong>Der</strong> günstigste Zeitpunkt<br />
für die zweite <strong>und</strong> dritte N 2 ~Gabe liegt zu Beginn der<br />
Bestockung <strong>und</strong> am Anfang des Schossens. Bei einem vollmechanisierten<br />
Reisbau wird sich allerdings eine dritte N2-Gabe als<br />
unrentabel erweisen, da der Aufwand den Ertrag übersteigt.<br />
Bei ungünstiger Witterung sind höhere Stickstoffgaben ertragsstabilisierend.<br />
Dabei erfordern tonige Böden weniger N 2<br />
(100 - 130 kg/ha) als sandige (130-150 kg/ha) (HUGUET et al.<br />
1972, S.58).<br />
Bei der Reiskultur besteht eine Wechselwirkung zwischen Stickstoff-<br />
<strong>und</strong> Phosphatdüngungo Hohe Stickstoffgaben bei geringer<br />
Phosphat Zufuhr bringen geringere Erträge als bei einer angemessenen<br />
P2 0 g-Gabe, Daher liegt die Phosphatdüngung in allen<br />
drei Ländern um die 100 kg/ha (Tab. 11).<br />
Die neuen Hochleistungssorten erfordern allgemein eine stärkere<br />
N2 “Düngung als die Landsorten (Tab. 11).<br />
Auf Kaliumgaben spricht der Reis nur in klimatisch ungünstigen<br />
Jahren (Regen, Kälte, Wind) an, da K2 O sich nur dann positiv<br />
sichtbar auf die Entwicklung des Reises auswirkt <strong>und</strong> die<br />
Blütensterilität <strong>und</strong> die Krankheitsanfälligkeit vermindert<br />
(TINARELLI 1976, S. 22 219).
r<br />
82 -<br />
Die Aufnahme der Nährstoffe ist auch beim Reis an die Respiration<br />
der Wurzelzellen geb<strong>und</strong>en, nur verfügt der Uberstaute<br />
Boden nicht über freien Sauerstoff; daher wird O2 von den<br />
Blättern aufgenommen, über den Stengel in die Wurzeln transportiert<br />
<strong>und</strong> schafft so in der Rhizospähre Oxydationsbedingungen.<br />
Für die Aufrechterhaltung der respiratorischen Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> zur Absorption der Anionen eignet sich Stickstoff<br />
in Ammoniumform besser als in Nitratform (GOUNY 1966, S.>*;<br />
TINARELLI 19 73, S. 34 f.).<br />
Die DUngermengen von N, P <strong>und</strong> K könnten um die Hälfte verringert<br />
werden, wenn das Reisstroh ca. einen Monat vor dem Fluten<br />
der Felder mit Fräsen in den Boden eingearbeitet würde bei<br />
gleichzeitiger Ausbringung von 55 kg N^ <strong>und</strong> 66 kg P2®6’<br />
Durch diese Methode wird das Pflanzenwachstum, die Länge der<br />
2<br />
Triebe <strong>und</strong> die Zahl der fertilen Rispen pro m positiv beeinflußt.<br />
Bei Feldversuchen wurden damit die gleichen Erträge erzielt<br />
wie bei der Strohverbrennung <strong>und</strong> den doppelten Dosen von<br />
N, P <strong>und</strong> K (RUSSO 1976).<br />
Das kurzfristige Trockenlegen der Reisfelder hat die Aufgabe,<br />
Wasserunkräuter zu zerstören <strong>und</strong> die Algenbildung zu verhindern.<br />
Deshalb muß der Zeitraum lang genug sein, um diese Anforderungen<br />
zu gewährleisten, andererseits aber wieder so kurz,<br />
daß keine Salze in den oberen Bodenhorizont kapillar aufsteigen.<br />
Allgemein werden 2 - 3 Tage für eine Trockenlegung als ausreichend<br />
angesehen. Längere Zeiträume kommen nur bei zu starkem<br />
Algenwuchs vor.<br />
Das Säubern der Gräben <strong>und</strong> Kanäle sowie das Beseitigen ihres<br />
Bewuchses im Sommer gehört ebenfalls zur Pflege der Reiskultur<br />
(Kap. 6.1).
- 83 -<br />
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- 84 -<br />
Tab. 11: Durchschnittliche Düngungsintensität<br />
im Ländervergleich (kg/ha)<br />
Dünger<br />
Spanien Frankreich Italien<br />
Nz 140-160 (200-220)^^ 100-140 (140-170)^^ 70-100 (120-150)^^<br />
^2°5<br />
90-110 (105-150)“*^ 1 0 0 -2 0 0 40- 80 (100-120)^^<br />
K^O 50- 60 (120-200)^^ 2 0 -1 2 0 ®^ 80-150^^<br />
1) bei Pflanzung auf zwei oder drei Gaben verteilt<br />
2) bei leichtem Boden<br />
3) bei Hochleistungssorten auf zwei Gaben verteilt<br />
4) bei Pflanzung<br />
5) nur in den Marismas<br />
6 ) selten nötig<br />
Quelle: RUBIO PEREZ 1976<br />
LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />
TINARELLI 1973<br />
HUGUET et al. 1972<br />
GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974<br />
MARIE 1976 (pers. Auskunft)<br />
TINARELLI 1976 (pers. Auskunft)<br />
4.3.2 Düngung <strong>und</strong> Pflege<br />
Die Pflege der Saatbeete <strong>und</strong> der Felder besteht in der Regulierung<br />
der Wasserhöhe, der Düngung <strong>und</strong> des Pflanzenschutzes. Düngung<br />
<strong>und</strong> Wasserregulation stehen in einer starken Wechselbeziehung,<br />
weshalb sie hier gemeinsam behandelt werden. Die Abbildung<br />
10 (S. 98) gibt eine zusammenfassende Obersicht der folgenden<br />
Ausführungen. In einem gesonderten Kapitel wird der<br />
Pflanzenschutz dargestellt.<br />
4.3.2.1 Marismas<br />
In den Marismas werden die Saatbeete nach der Saat 10 bis 20 cm<br />
überstaut. Zehn bis fünfzehn Tage danach legt man das Beet für<br />
ein bis zwei Tage vollkommen trocken. Dadurch werden die sich<br />
bildenden Algen vernichtet. 17 Tage nach der Saat wird das<br />
Wasser dann wieder zugeleitet aber nur noch auf 10, maximal<br />
15 cm Höhe angestaut. Danach aufkommende Unkräuter werden mit
- 85<br />
der Hand gejätet oder heute überwiegend mit Herbiziden vernichtet,<br />
die dann erst im 2- oder 3-Blattstadium angewendet<br />
werden. Wenn die Pflanzen ca. 30 cm hoch sind, beginnt das<br />
Verpflanzen. Vorher wird das Wasser langsam abgezogen, aber<br />
nicht bis zur vollkommenen Trockenlegung.<br />
Die Saatbeete werden hier überdurchschnittlich hoch mit Stickstoff<br />
gedüngt. Auf einen Hektar Saatbeet werden 1 700 kg Ammoniumsulfat<br />
ausgebracht (RUBIO PEREZ 1976, S.79). Das entspricht<br />
357 kg N 2 /ha . Die Gesamtmenge wird auf drei Gaben aufgeteilt:<br />
Ein Drittel wird in den trockenen Boden durch einen<br />
Kultivator 15-20 cm tief eingebracht; das zweite Drittel wird<br />
während der einmaligen Trockenlegung ausgestreut, <strong>und</strong> das<br />
letzte Drittel wird auf den feuchten Boden sechs bis acht Tage<br />
vor dem Verpflanzen gegeben. Dadurch soll die Pflanze in die<br />
Lage versetzt werden, das Verpflanzen schneller zu überwinden.<br />
Bei der Bodenbearbeitung der Felder werden gleichzeitig Kalksuperphosphate<br />
<strong>und</strong> Kaliumsulfat eingebracht. Durchschnittlich<br />
rechnet man mit 600 kg 18%-igem Kalksuperphosphat <strong>und</strong> 120 kg<br />
50%-igem Kaliumsulfat pro Hektar. Danach werden die Felder auf<br />
5 cm Wasserhöhe angestaut <strong>und</strong> sind bereit zum Verpflanzen. Anschließend<br />
wird das Wasser auf 2-3 cm für 3-4 Tage abgelassen.<br />
Die dadurch erhöhte Licht- <strong>und</strong> Wärmezufuhr soll die Assimilation<br />
der in ihrem Wachstum unterbrochenen Pflanzen verstärken.<br />
Am fünften Tag wird der Wasserstand langsam auf 15-20 cm erhöht.<br />
Nach weiteren 20-25 Tagen wird das Wasser wieder abgelassen,<br />
wobei es 15-20 Tage dauert, bis das Feld vollkommen<br />
trocken ist. In dieser Trockenzeit werden Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
durchgeführt <strong>und</strong> auch eventuell Düngungen. War das<br />
Feld ein bis zwei Tage trocken, wird es wieder auf 10 cm angestaut.<br />
30 bis 40 Tage vor dem erwarteten Erntetermin wird<br />
es langsam wieder vollkommen trockengelegt. Dadurch werden die<br />
Voraussetzungen für eine mechanische Ernte geschaffen.<br />
Bei der Direktsaat wird der Dünger gleich bei der Bodenbearbeitung<br />
in den Boden eingebracht. Im allgemeinen wird bei der Direktsaat<br />
weniger gedüngt als bei der Pflanzmethode. 1975 wur-
86<br />
\ 4<br />
den durchschnittlich 150 kg N^, 90 kg P2 OJ <strong>und</strong> 50-60 kg K2 O<br />
pro Hektar auf den marismenischen Reisfeldern ausgebracht. Dabei<br />
konnte es auch vorkonunen, daß der Stickstoffdünger auf<br />
zwei Gaben verteilt wurde (Angaben der F.S.A.A.E. Sevilla 1976),<br />
Sind die Felder gedüngt, werden sie 5-10 cm hoch mit Wasser<br />
überstaut, <strong>und</strong> es erfolgt die Saat. Im Juni, wenn der Reis das<br />
Drei-Blatt-Stadium erreicht hat, wird das Wasser abgelassen,<br />
<strong>und</strong> es werden Pflanzenschutzmaßnahmen <strong>und</strong> eine eventuelle Düngung<br />
durchgeführt. Drei Tage später wird das Feld bis zu einer<br />
Höhe von 10 cm wieder überflutet. Dann erfolgt die Behandlung<br />
der Felder vjie bei der Pflanzmethode.<br />
4.3.2.2 Albuferaniederung<br />
In der Provinz Valencia wird die Saatbeetpflege von der Tradition<br />
<strong>und</strong> den gegebenen klimatischen Bedingungen bestimmt.<br />
Das Wasser in den Saatbeeten beträgt zur Zeit der Saat bis<br />
drei Wochen danach am Tage 2 bis 3 cm <strong>und</strong> nachts 10 cm. Sind<br />
die Pflanzen älter, so bleibt auch das Wasser am Tage höher.<br />
Trockenlegungen erfolgen nur gegen Algen. Ist die Algenbildung<br />
sehr stark, wird zweimal, nötigenfalls auch dreimal das Wasser<br />
für zwei bis drei Tage abgelassen. Trockenlegungen werden hier<br />
aber möglichst vermieden, da die Nächte zu dieser Zeit noch<br />
sehr kalt sind <strong>und</strong> das Wachstum unterbrochen werden könnte.<br />
Die Saatbeete werden vier- bis fünfmal gedüngt, <strong>und</strong> zwar in<br />
das 2-3 cm hohe Wasser oder bei den Trockenlegungen. Die letzte<br />
Düngung wird eine Woche vor dem Verpflanzen gegeben. Insgesamt<br />
werden pro Hektar Saatbeet 1 500 kg Ammoniumsulfat <strong>und</strong> 600 kg<br />
Kalksuperphosphat ausgebracht, das entspricht 315 kg N 2 <strong>und</strong><br />
132 kg P2 O 5 pro Hektar. Werden die Saatbeete im Mai geräumt,<br />
so wird dort Mais angebaut, danach werden im November Leguminosen<br />
gesät, die im Frühjahr als Gründüngung in den Boden<br />
eingearbeitet werden (Angaben der F.S.A.A.E. Valencia 1975).<br />
Bei LOPEZ CAMPOS et alii (1975, S.31)<br />
findet man folgende
- 87 -<br />
Düngungsangaben für die Pflanzmethode an der Mittelmeerküste<br />
in kg/ha:<br />
"Ammoniumsulfat (21%): 600-1080 = 126-226,8 kg<br />
Harnstoff (46%): 275-490 ? 126,5-225,4 kg N 2<br />
Kalksuperphosphat (18%): 600-840 = 108-151,2 kg P2O 5<br />
'super triple' (46%): 205-290 = 94,3-133,4 kg P2°5"‘<br />
Die gebräuchlichste Stickstoff-Düngerform in Spanien ist Ammoniumsulfat,<br />
da es nicht sehr hygroskopisch ist <strong>und</strong> sich im Gegensatz<br />
zu Harnstoff sehr gut mit anderen Düngerformen mischen<br />
läßt. Trotzdem wird Harnstoff in der Region Valencia in einjährigem<br />
Wechsel mit Ammoniumsulfat ausgebraoht. Gründe dafür<br />
mögen in einem geringeren Preis für Harnstoff zu suchen sein.<br />
Kalksuperphosphat stellt den gebräuchlichsten Phosphatdünger<br />
in Spanien dar. Da die spanischen Reisböden sehr arm an Phosphor<br />
sind, ist die Phosphatdüngung besonders in den Mittelmeergebieten<br />
unumgänglich,<br />
Kaliumdünger werden nur in geringem Umfang angewendet, weil<br />
durch sie keine sichtbaren Ertragsverbesserungen hervorgerufen<br />
werden. Entschließt man sich zur Sicherheit trotzdem,<br />
Kalium zu düngen, so gibt man bis 200 kg K20/ha.<br />
Bei der Direktsaat liegen die Düngermengen im Minimalbereich<br />
der oben angegebenen Mengen. <strong>Der</strong> Mineraldünger wird meistens<br />
mit der Hand vor der Saat in den trockenen Boden gebracht.<br />
Nach der Saat wird Wasser bis zur Höhe von 10 cm in das Feld<br />
gelassen. 20 Tage nach der Saat beläßt man das Wasser 5 Tage<br />
lang auf 5 cm. Danach, d.h. 20 bis 25 Tage nach der Saat,<br />
wird es vollkommen abgelassen. Die Trockenzeit, die immer<br />
von den Bewässerungsgemeinschaften gesteuert wird, dauert<br />
hier 10 bis 12 Tage. Die Felder werden dann wie bei der<br />
Pflanzmethode bis zur Ernte behandelt.<br />
4.3.2.3 Ebrodelta<br />
Im Ebrodelta ähnelt die Pflege der Saatbeete <strong>und</strong> Felder der
11^<br />
-sein<br />
Valencia. Da man aber hier überwiegend die Direktsaatmethode<br />
praktiziert <strong>und</strong> über größere Betriebe <strong>und</strong> Felder als<br />
in Valencia verfügt, hat man sich an die marismenische Bewirtschaftungsweise<br />
angelehnt. Allerdings erfolgen Aussaat<br />
<strong>und</strong> die zweite N2~Düngung überwiegend mit der Hand im Gegensatz<br />
zu den Marismas.<br />
4.3.2.1+ Rhonedelta<br />
In der Camargue erfolgt in der ersten Aprilhälfte die Gr<strong>und</strong>düngung<br />
<strong>und</strong> die Ausbringung eines Herbizids. Nachdem beides<br />
eingeeggt worden ist, werden die Felder auf 10-15 cm bewässert.<br />
Die Felder werden während der Vegetationszeit 3 Wochen<br />
nach der Saat für 1-2 Tage trockengelegt. Bei vermehrtem Algenwachstum<br />
kann ein Feld bis zu dreimal trockengelegt werden.<br />
Größtenteils entfällt die zweite Stickstoffdüngung in dieser<br />
Zeit. Herbizide werden Ende Juni/Anfang Juli in die teils<br />
trockenen, teils überstauten Felder ausgebracht. Die Bewässerungsperiode<br />
endet frühestens Anfang September, spätestens<br />
Anfang Oktober.<br />
Bei R<strong>und</strong>kornsorten beträgt die Düngung durchschnittlich<br />
80-100 kg N2/ha, Langkornsorten erfordern eine höhere Stickstoffdüngung<br />
(100-140 kg N2/ha). Die Phosphatdüngung wird je<br />
nach Bodenart variiert <strong>und</strong> liegt zwischen 100 <strong>und</strong> 200 kg<br />
P20g/ha. Kalium wird - wenn überhaupt - im Zwei- bis Drei-<br />
Jahresrhytmus ausgebracht. Normalerweise ist im französischen<br />
Reisbaugebiet keine Kaliumdüngung nötig. Neben diesen durchschnittlichen<br />
Angaben über Düngung kann man auch Betriebe finden,<br />
die N P K 60 : 50 : 35 kg/ha düngen. Hier kommt es weniger<br />
auf den Ertrag an als auf die Entsalzung des Bodens durch<br />
die Reiskultur ( pers. Auskunft R. MARIE Mai 1976), d.h. der<br />
Reis übernimmt hier die Funktion der Melioration für nachfolgende<br />
Kulturen. Die Düngung erfolgt nur, damit der Aufwand für<br />
Ausbringung <strong>und</strong> Ernte gedeckt wird. Ammoniumsulfat <strong>und</strong> Superphosphat<br />
sind die am häufigsten ausgebrachten Dünger.
- 89 -<br />
<strong>Der</strong> Reisbau ist in Frankreich noch bis Anfang Juni vom Mistral<br />
gefährdet, der einmal durch seine Kälte das Wachstum zum Stillstand<br />
bringen kann, zum anderen durch seine Stärke die aufge-.<br />
hende Saat 20 Tage <strong>und</strong> mehr nach der Aussaat ausreißen <strong>und</strong> am<br />
Feldrande aufhäufen kann. Die schnelle Hebung des Wasserspiegels<br />
bis zu dem totalen Oberdecken der Pflanzen, was eine Wasserhöhe<br />
von ca. 40 cm in den Feldern entspräche, stellt hier<br />
die einzige Schutzmaßnahme dar. Die Wellen bewegen dann nur die<br />
oberen Teile der Pflanzen <strong>und</strong> können so die Pflanzen nicht entwurzeln,<br />
da sie den Boden der Felder nicht mehr erreichen. Eine<br />
Schwierigkeit zeigt sich nur darin, daß meistens nicht genügend<br />
schnell Wasser in die Felder gelassen werden kann, auch wenn<br />
ein Mistraleihbruch rechtzeitig bekanntgegeben wurde. In die-<br />
3<br />
sem Fall müßten nämlich innerhalb weniger St<strong>und</strong>en 2 000 m<br />
Wasser/ha zugeführt werden, meistens reicht jedoch die Pumpenleistung<br />
dafür nicht aus fAMMANN 1970, S. 215).<br />
4,3.2.5 Poebene<br />
In Italien vjird der mineralische Dünger bereits vor dem Pflügen<br />
auf dem trockenen Feld verteilt. Nur bei sandhaltigem Boden<br />
erfolgt die Ausbringung von Kalium <strong>und</strong> Stickstoff nach<br />
dem Pflügen, aber vor dem Eggen. Die italienischen Reisbauern,<br />
die weder auf besondere Bodenstrukturen noch auf ungünstige<br />
Wasserzufuhr Rücksicht nehmen müssen, düngen ihre mit Hochleistungssorten<br />
bebauten Felder mit 120 bis 150 kg N/ha, wobei<br />
60-80% der Menge vor der Aussaat <strong>und</strong> die restlichen 20-40%<br />
30-60 Tage nach der Aussaat in den Boden gebracht werden. Zeitlich<br />
fällt das mit der zweiten Trockenlegung zusammen. Das<br />
Gleiche gilt für die Düngung mit Kalium, nur werden hier 100<br />
bis 150 kg K20/ha auf 2 Gaben verteilt. Bei sandigem Boden<br />
verteilt man die gleiche Menge auf 3 Gaben, wobei die beiden<br />
letzten während der beiden Trockenlegungen der Felder ausgebracht<br />
werden. Die 60 - 100 kg P20j/ha werden mit dem Stickstoff<br />
vor der Saat in den Boden gebracht.
- 90<br />
Bei der Aussaat Mitte April steht das Wasser 10 - 20 cm hoch<br />
über dem Boden <strong>und</strong> wird vom Augenblick der Saat an langsam<br />
gesenkt. Die erste Trockenlegung erfolgt bei torfigem ©der<br />
lockerem Boden 15-20 Tage nach der Aussaat, da die Wurzeln<br />
in diese Böden bei trockenem Zustand schneller eindringen <strong>und</strong><br />
die Pflänzchen nicht mehr weggeschwemmt werden können. Normalerweise<br />
wird das Wasser jedoch erst 30 Tage nach der Aussaat<br />
abgelassen. Bis dahin findet eine starke Wurzelbildung<br />
statt, außerdem kommen in diesem Zeitraum Herbizide <strong>und</strong> - wenn<br />
nötig - auch Insektizide <strong>und</strong> Algizide zur Anwendung. Die Trokkehlegung<br />
dauert 9-10 Tage <strong>und</strong> ist abhängig von der Bodenart,<br />
der Vermehrung der Algen <strong>und</strong> der Schädlinge. Ist die Algenbildung<br />
<strong>und</strong> der Schädlingsbefall gering, so flutet man die Felder<br />
bereits nach 9 - 5 Tagen, bei einem mittleren Befall erst<br />
nach 5-10 Tagen, bei starkem Befall werden zusätzlich chemische<br />
Pflanzenschutzmittel eingesetzt.<br />
Bis zur nächsten Trockenlegung stehen die Felder dann 10 cm<br />
unter Wasser. Mitte Juni senkt man das Wasser auf 9 - 5 cm<br />
<strong>und</strong> läßt es für 9 - 5 Tage stagnieren. In dieser Zeit geben<br />
viele Bauern ihre zweite Kalium- <strong>und</strong> Stickstoffdüngung.<br />
Gleichzeitig werden auch wiederum Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
durchgeführt. Um den 1. Juli werden die Felder auf 12-15 cm<br />
angestaut, damit die Wärme des Wassers die Pflanzen in der<br />
empfindlichen Zeit der Blüte gegen Kälteeinbrüche, besonders<br />
gegen tiefe Nachttemperaturen, schützt. Nach der Blüte senkt<br />
man das Wasser allmählich. Zwischen dem 25. August <strong>und</strong> 5. September,<br />
d.h. 30 Tage vor der Ernte, läßt man das Wasser stärker<br />
ab, hält den Boden aber noch schlammig <strong>und</strong> feucht. Erst<br />
15 Tage vor der Ernte wird dem Feld völlig das Wasser entzogen,<br />
um den Boden für die mechanisierte Ernte vorzubereiten.<br />
<strong>Der</strong> wichtigste Stickstoffdünger in Italien ist Kalziumcyanamid.<br />
Gelegentlich wird auch Harnstoff <strong>und</strong> Ammoniumsulfat gedüngt.<br />
<strong>Der</strong> Boden in den italienischen Reisfeldern ist meist sauer (pH<br />
^ 6) im Gegensatz zu den spanischen <strong>und</strong> französischen Böden.
- 91 -<br />
Daher läßt sich die Häufigkeit des Gebrauchs von Kalziumcyanamid<br />
erklären. Die Verwendung von flüssigen,Düngern auf ca.<br />
2 000 bis 3 000 ha ist unbedeutend.<br />
Thomasmehl <strong>und</strong> Superphosphat sind die gebräuchlichsten Phosphatdünger<br />
.<br />
Kalium wird überwiegend in Form von Kaliumchlorid gedüngt, da<br />
die Kosten pro Einheit dafür geringer sind als für Kaliumsulfat.<br />
In ihrer Wirkung auf das Reiswachstum sind sie identisch.<br />
Die vorangegangenen Ausführungen über Italien beruhen auf<br />
Angaben von GRILLENZONI <strong>und</strong> T O D E R K 1974) <strong>und</strong> TINARELLI (1973)<br />
sowie einem Gespräch mit Dr.TINARELLI am 14.5.1976.<br />
4.3.3 Aufwendungen<br />
Die italienischen Werte in Tabelle 12 beruhen auf einer C.I.R.I.-<br />
Studie von 1976, die sich an Maximalwerten der italienischen<br />
Reiswirtschaft orientiert. Diese Erhebungen beruhen auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage von Einzelbetrieben <strong>und</strong> können daher nicht für den<br />
gesamten Reissektor verallgemeinert v;erden. Diese Aufstellung<br />
soll den Reisbauern <strong>und</strong> ihren Genossenschaften als Orientierungsgröße<br />
dienen. So düngt z.B. nicht jeder italienische Bauer mit<br />
Harnstoff oder organischen Düngern. Außerdem ermöglicht es die<br />
Angebotsbreite an NPK-Düngern auf dem italienischen Markt,Preisdifferenzen<br />
auszunutzen. Daher liegen die realen Ausgaben für<br />
Düngemittel in Italien niedriger,als in Tabelle 12 angegeben.<br />
Nach Angaben der E.N.R. (TINARELLI 1973) liegen die Mengen für<br />
ausgebrachten Stickstoff in Italien niedriger als in Spanien<br />
(Tab. 11), Aus Tabelle 12, der für Spanien die offiziellen Berechnungen<br />
für die Anbaukosten eines Hektars Reis zugr<strong>und</strong>e liegen,<br />
geht hervor, daß die .Ausgaben für Düngemittel dort ca.<br />
-1\<br />
10% der Gesamtkosten ausmachen (F.S.A.A.E, 1975). In den untersuchten<br />
Betrieben der C.I.R.I. betragen die DOngemittelkosten<br />
bis zu 14%.<br />
1) 1975 wurden in Italien pro Hektar ca. 900 000 L (3 392,- DM)<br />
<strong>und</strong> in Spanien ca. 80 000 pts (3 430,-DM) ausgegeben.
- 93 -<br />
Anders hingegen ist die Situation in Spanien. Dort werden<br />
Dünger <strong>und</strong> Pflanzenschutzmittel von der Genossenschaft eingekauft<br />
<strong>und</strong> an die Anbauer weitergeleitet. Ob der Preis für Dünger<br />
durch Großeinkauf der Genossenschaften oder durch staatliche<br />
Eingriffe niedrig gehalten wird, ist nicht klar ersichtlich;<br />
denn teilweise konnten geringe Unterschiede bei den Düngerausgaben<br />
von Region zu Region festgestellt werden, was<br />
allerdings durch Transportwege entstanden sein könnte. Auch<br />
Subventionen zur Erhaltung des Reisbaus <strong>und</strong> damit von Arbeitsplätzen<br />
- kleinere Betriebe besitzen finanzielle Vorteile beim<br />
Erwerb von Produktionsmitteln - in industriell wenig entwickelten<br />
<strong>und</strong> agrarisch nicht anders nutzbaren Gebieten können Gründe<br />
für den relativ niedrigen Düngerpreis sein. Ob das Genossenschaftswesen<br />
der Reisbauern nach dem Tode Prancos genauso<br />
straff organisiert bleiben wird wie vorher oder ob sich ein<br />
Marktgeschehen unter staatlicher Aufsicht entwicken wird wie<br />
in Italien, bleibt abzuwarten.<br />
In Frankreich \jurden seit Beginn der sechziger Jahre keine Aufstellungen<br />
über Düngemittelkosten pro Hektar veröffentlicht.<br />
H .4 Ernte<br />
Ende August beginnt die Reifeperiode des Reises. In dieser Zeit<br />
wird in allen Gebieten die Wasserzufuhr reduziert <strong>und</strong> dann<br />
10 bis 30 Tage vor der Ernte vollkommen eingestellt. Dadurch<br />
wird ein schnelleres <strong>und</strong> gleichmäßigeres Abreifen des Reises<br />
<strong>und</strong> das Austrocknen des Bodens beschleunigt. Hier zeigt sich<br />
der Wert einer präzisen Nivellierung, durch die das gesamte<br />
Feld frei von Pfützen <strong>und</strong> Schlammlöchern ist. Das ist nicht<br />
nur bei einer mechanisierten Ernte von Nutzen, sondern auch bei<br />
den in allen Reisbaugebieten mehr oder weniger stark auftretenden<br />
herbstlichen Niederschlägen <strong>und</strong> Winden, deren Folgen<br />
Lagergetreide <strong>und</strong> bei nassem Boden sogar vorzeitige Keimung<br />
wären.<br />
Die Reisernte ist in allen europäischen Ländern bereits seit
94 -<br />
3 .5<br />
vielen Jahren vollkommen mechanisiert. Dabei zeigte sich, daß<br />
der ErnteZeitpunkt noch viel sorgfältiger bestimmt werden muß<br />
als bei der manuellen Ernte. Zu frühe Ernte bringt einen starken<br />
Gewichtsverlust bei der Trocknung mit sich (TINARELLI 1973,<br />
S. 391) <strong>und</strong> erhöht den Bruchanteil bei der Weiterverarbeitung.<br />
Bei zu später Ernte neigt der Reis zur Lagerung <strong>und</strong> zu Kornausfall.<br />
In den spanischen Provinzen Tarragona <strong>und</strong> Valencia ist die<br />
Haupterntezeit im September, in der Provinz Sevilla hingegen im<br />
Oktober (Auskunft der F.S.A.A.E. Sevilla <strong>und</strong> Valencia). Auch<br />
in der Camargue wird im September geerntet (Auskunft des S.R.F,),<br />
In der Poebene wird vom 15. September bis 15. Oktober geerntet<br />
(pers. Auskunft Dr. RUSSO 10.5.1976). Diese allgemeinen Erntezeiträume<br />
können je nach den klimatischen Gegebenheiten <strong>und</strong><br />
unterschiedlichen Sorten länger oder kürzer sein.<br />
In Spanien erfolgt heute die Ernte durch Schnitter nur noch<br />
bei Lagergetreide, wodurch noch ein Teil des Ertrages gerettet<br />
werden kann, <strong>und</strong> in den kleinparzelligen Gebieten der Albuferaniederung<br />
<strong>und</strong> des Ebrodeltas.<br />
Abgesehen von den mittleren <strong>und</strong> großen Betrieben stehen im V a <br />
lencianischen Gebiet einer maschinellen Ernte folgende Schwierigkeiten<br />
entgegen: eine unzureichende Entwässerung, eine zu<br />
geringe Parzellengröße (unter 1 ha) <strong>und</strong> eine starke Besitzzersplitterung,<br />
wodurch es zu viele Erdwälle <strong>und</strong> Wassergräben<br />
gibt. Außerdem fehlt es an geeigneten Zufahrtswegen. Nach Auskunft<br />
der F.S.A.A.E. Valencia werden aber auch hier 1976 nur<br />
2% der Gesamtfläche <strong>Spaniens</strong> mit der Hand geerntet.<br />
Bei der manuellen Ernte wird der Reis mit einer kurzen Sichel<br />
gemäht <strong>und</strong> mit zwei verknüpften Reisbüscheln zu Garben geb<strong>und</strong>en.<br />
Anschließend v;erden die Rispen vom Stroh durch einen<br />
Schnitt mit einer langschneidigen Sichel getrennt <strong>und</strong> auf das<br />
Stroh zum Trocknen gelegt. Sind die reifen Reispflanzen noch<br />
zu feucht aufgr<strong>und</strong> von Lagerung oder zu feuchtem Gelände, wer-
- 95 -<br />
den die Garben in voller Länge zum Trocknen im Feld aufgestellt.<br />
Das Trocknen dauert je nach VJitterung fünf bis sieben Tage,<br />
dann werden die Rispen mit Garbenschlitten eingesamjn alt , auf<br />
Lkv;'s oder Karren verladen <strong>und</strong> zum Dreschplatz transportiert.<br />
Stationäre oder mobile Dreschmaschinen übernehmen dann den<br />
Drusch.<br />
Bis auf die eben genannten Ausnahmen ist die spanische Reisernte<br />
vollkommen mechanisiert. Dadurch wird die Erntekampagne<br />
verkürzt, was besonders wichtig ist bei früh einsetzenden<br />
herbstlichen Regenfällen. Wird die Ernte rechtzeitig eingebracht,<br />
verringern sich auch die Trocknungskosten. Daneben entfallen<br />
auch die erhöhten Kosten für Ernte auf feuchtem Boden.<br />
Die durchschnittliche Schnittbreite der Mähdrescher in den<br />
Marismas beträgt 5 Meteiv <strong>und</strong> zur Bedienung werden allgemein<br />
zwei Mann benötigt. Bei den Mähdreschern kann man zwei Systeme<br />
finden, das eine sammelt den Reis in einem Bunker <strong>und</strong> pumpt<br />
den losen Reis eun Feldrande in bereitstehende Ackerwagen. Beim<br />
anderen System wird der Reis in Säcke gefüllt <strong>und</strong> erfordert<br />
zusätzlich eine Arbeitskraft. Letzteres wird bei kleinen Parzellen<br />
<strong>und</strong> Lufttrocknung eingesetzt. Die tägliche Arbeitsleistung<br />
dieser Maschinen beträgt bei 8 St<strong>und</strong>en Arbeitszeit<br />
2-3 ha, das sind im Mittel 0,3 ha/h (RUBIO PEREZ 1970, S.82).<br />
In der Provinz Sevilla bauen die Bauern mit größeren Betrieben<br />
zunehmend Sorten mit unterschiedlich langen Vegetationszeiten<br />
an zur besseren Ausnutzung der Mähdrescher <strong>und</strong> zum optimalen<br />
Einsatz der fest angestellten Mechaniker. Daher beginnt die<br />
Ernte bereits im September mit den frühen Sorten ITALPATNA,<br />
R.B., BLUE BELLE. Im Oktober vjerden die Sorten geerntet wie<br />
BAHIA, SEQUIAL, BALLILA, BALLILA x SOLLANA. Ende Oktober bis<br />
Ende November wird die sehr späte Sorte GIRONA eingebracht.<br />
Die Kleinbetriebe dieser Region lassen ihre Ernte durch<br />
Lohnunternehmer einbringen. 1979 kostete das Abernten eines<br />
Hektar Reises 2 500 pts. (112,- DM). Darin ist bereits ein
96<br />
Zuschlag von 500 pts/ha (22,- DM) für leichte Lagerung <strong>und</strong><br />
feuchten Boden enthalten (Angabe der F.S.A.A.E. Sevilla 1976).<br />
Mittlere Betriebe, deren Erntemaschinen mit der eigenen Ernte<br />
nicht voll ausgelastet sind, arbeiten im Lohn auf den kleinen<br />
Betrieben der Nachbarn oder sie fahren nach Valencia, um dort<br />
den Rest der Kampagne mitzumachen. Umgekehrt findet man in den<br />
Marismas Mähdrescher aus der zentralen Reisbaugegend Badajoz.<br />
In Valencia findet man ebenfalls das Oberwechseln der Erntemaschinen<br />
aus anderen Regionen, allerdings ist nach den Untersuchungen<br />
der F.S.A.A.E. seit 3 Jahren ein starker Rückgang zu<br />
verzeichnen, da die Anzahl der Mähdrescher in allen Gebieten<br />
stark zunimmt <strong>und</strong> somit zu wenig Arbeit für Erntemaschinen aus<br />
anderen Regionen bleibt. Wahrscheinlich wird diese Wanderbewegung<br />
in den nächsten Jahren ebenso aufhören wie die der Wanderarbeiter<br />
1972/73.<br />
Da die Flur in der Albuferaniederung sehr klein strukturiert<br />
ist, kommen hier kleinere Mähdrescher als in den Marismas zum<br />
Einsatz. Die durchschnittliche Schnittbreite beträgt hier<br />
*4,50 m, vereinzelt kommen auch Schnittbreiten von 3,50 m vor.<br />
Die tägliche Arbeitsleistung wird auf 1,5 bis 2 ha veranschlagt.<br />
Für die Bedienung werden 2 Arbeitskräfte gerechnet.<br />
Wegen der ungünstigeren klimatischen Bedingungen gegenüber<br />
den Marismas ist hier die Erntekampagne kürzer. Spätestens in<br />
der zweiten Oktoberhälfte muß die Ernte eingebracht sein.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des überwiegenden Kleinbesitzes in dieser Region wird<br />
der Reis vornehmlich durch Lohnunternehmer geerntet. 1975 lagen<br />
die Preise nach Angaben der F.S.A.A.E.-Valencia bei 1 200 pts/ha<br />
(ca. 51,- DM). Bei Lagergetreide oder bei schlecht drainiertem<br />
Boden konnte dieser Betrag weit überschritten werden. Er konnte<br />
aber unterboten werden, wenn die Erntebedingungen besonders<br />
günstig lagen.<br />
Das Ebrodelta hat die kürzeste Erntezeit der spanischen Reis-
- 97 -<br />
baugebiete, da die herbstlichen Winde <strong>und</strong> Niederschläge des<br />
Levante schon relativ früh einsetzen. Die wenigen Großbetriebe<br />
setzen Mähdrescher mit Schnittbreiten von S,5 m ein. In den<br />
kleineren <strong>und</strong> mittleren Betrieben sind Schnittbreiten von<br />
3,5m üblich. Die Kleinstbauern lassen auch hier durch Lohnunternehmer<br />
ernten, die meistens selbst Kleinbauern sind. Die<br />
Ernte ist in weiten Teilen des Deltas dadurch erschwert, daß<br />
die Entwässerung ein zu geringes Gefälle aufweist <strong>und</strong> somit<br />
die Felder nicht vollkommen trockengelegt werden können. In<br />
manchen Feldern steht das Wasser während der Ernte noch<br />
2-3 cm hoch.<br />
Auch in Frankreich ist die Reisernte vollkommen mechanisiert<br />
<strong>und</strong> dort, wo die Ernte des Reises nur noch mit der Hand zu<br />
schaffen wäre, z.B. bei starkem Lagergetreide, verzichtet man<br />
ganz auf das Abernten der Felder. Die Reismähdrescher dieser<br />
Region haben eine durchschnittliche Schnittbreite von 4 m. Da<br />
es in der Camargue keine Betriebe mit reiner Reismonokultur<br />
wie in Italien <strong>und</strong> Spanien gibt, werden auch teilweise die Weizenmähdrescher<br />
mit Ketten umgerüstet für die Reisernte. In<br />
Frankreich werden überwiegend Erntemaschinen mit Absackanlage<br />
eingesetzt, die zwei bis drei Arbeitskräfte zur Bedienung erfordern.<br />
Erst seit 1970 konnte man eine Zunahme der Mähdrescher<br />
mit Korntank verzeichnen (CORNET 1972, S.97). Die Ernte wird in<br />
der Camargue häufig durch einen stark schlammigen Boden erschwert,<br />
da das Wasser infolge eines zu geringen Gefälles nicht<br />
vollständig ablaufen kann.<br />
Lohnunternehmer werden hier von kleineren, mittleren <strong>und</strong> großen<br />
Betrieben zur Ernte herangezogen, je nachdem wie stark der einzelne<br />
Betrieb vom Reis abhängig ist, d.h. häufig lohnt sich -<br />
auch bei größeren Flächen - die Anschaffung eines eigenen Mähdreschers<br />
nicht.<br />
Manuelle Arbeit bei der Reisernte findet man auch in Italien<br />
nicht mehr. In den Betrieben der Poebene mit überwiegender Reismonokultur<br />
kommen größere Mähdrescher mit einer durchschnitt-
- 98-<br />
i I •<br />
Abb.: 10<br />
Schematische Darstellung des Wassermanaaements <strong>und</strong> der Pflege des<br />
Reisfeldes<br />
Oeb.^ 1<br />
________Icml IC 20<br />
April<br />
IQ 20<br />
Moi<br />
10 20<br />
Juni<br />
10 20<br />
Juh<br />
10 2 0<br />
Aug<br />
V 20<br />
Sept<br />
10 20<br />
Oki<br />
10 2 0<br />
Quellen<br />
Itahf^n<br />
Uberfitau 1 Trockenlegung. \ 2 Trockenlegung,<br />
Bodehbearb.' Wurzelbildung, \ Kopfdüngung<br />
Dungg Aussaa! Herbizide Niedngwasser, Herbizide<br />
Niedrig woss er<br />
Ernte<br />
Tnarell'<br />
(19731<br />
S 215.<br />
pers<br />
Ausk<br />
Spanien<br />
Mans -<br />
mas<br />
15<br />
■ 10<br />
15<br />
■ 10<br />
5<br />
f^ //A W<br />
Bodenbearb., Aussaat i Trockenlegung,<br />
Dungung.<br />
\ evtl Düngung<br />
Herbizide<br />
Herbizide. Pflanzenschutz<br />
Bodenbearb. i Niedrigwasser<br />
Trockenlegung.<br />
Düngung Aussaat Ünkrautbek, evtl. Düngung.<br />
Pflanzensch Herbizide<br />
///A y ///A ^ ////X ^<br />
I Ernte<br />
kein vollst Ab fluí)<br />
Cornet<br />
(1972).<br />
SRF U.<br />
P M arie.<br />
pers<br />
Ausk<br />
1976<br />
Lopez<br />
Campos<br />
et Ol 1975.<br />
ESAAE -<br />
[ Sev.pers.<br />
Ernte Ausk 1976<br />
Albufera -IO<br />
• 5<br />
Bodenbearb Düngung >\trockenlegg \ Pflanzenschutz<br />
\Niedngwpsser Herbizide Pflanzenschutz Ernte<br />
Aussaat Herbizide<br />
Lopez<br />
Campos<br />
et al 1975.<br />
FSAAE -<br />
Val. pers<br />
Ausk 1976<br />
^ b ro -<br />
\ \ i<br />
■10<br />
5<br />
7Z m A 7)7////)7 ///A ^<br />
Bodenbearb \ Aussaat igelegentliche) Trockenlegung,<br />
Düngung<br />
Herbizide<br />
\ Ernte<br />
kein vollst. AbfluH<br />
Lopez<br />
Campos<br />
et al. 1975,<br />
pers. Ausk.<br />
von 3 Bau -<br />
ern 1976<br />
erbizide<br />
Bodenbearb.<br />
■15<br />
■X)<br />
■5<br />
Aufgang<br />
Dühgung,<br />
Herbizide<br />
t I Bodenbearbeitung.Reispflanzen<br />
! AusreiOen<br />
Düngen<br />
ÀJim<br />
Ang der<br />
F S M E<br />
1976.<br />
Rubio<br />
Perez<br />
(1976)<br />
Ang der<br />
FSAAE<br />
1976<br />
Lopez<br />
Campos
99 -<br />
liehen Arbeitsbreite von 4,2 m zur Anwendung. Je nach der Bodenbeschaffenheit<br />
sind sie mit Ketten oder breiten Gummirädern<br />
ausgerüstet. Da hier hauptsächlich Maschinen mit einem Korntank<br />
eingesetzt werden, benötigt man eine Arbeitskraft zur Bedienung<br />
der Erntemaschine <strong>und</strong> zwei zum Transport, wofür jeweils ein<br />
Traktor <strong>und</strong> ein Ackerwagen eingesetzt werden. In den kleineren<br />
Betrieben wird auch hier die Ernte durch Lohnunternehmer durchgeführt.<br />
Die Kosten für das Abernten eines Hektar Reises beliefen<br />
sich 1975 auf 90 000 Lire (ca. 339,- DM) (Auskunft E.N.R.<br />
1976).<br />
Schwierigkeiten mit der Entwässerung zur Zeit der Ernte gibt<br />
es in Italien nicht (Abb. 10).<br />
Die Ernte beginnt in allen untersuchten Reisbaugebieten zwischen<br />
10 <strong>und</strong> 11 Uhr vormittags, da bis dahin der Tau abgetrocknet<br />
ist. Beginnt man zu früh mit der Ernte, ist der Kornverlust<br />
zu hoch, da aufgr<strong>und</strong> der Feuchtigkeit mehr Körner im<br />
Stroh bleiben. Geerntet wird dann bis in die Nachtst<strong>und</strong>en, wenn<br />
es wieder zu tauen beginnt. In Italien <strong>und</strong> Frankreich mäht man<br />
dann sogar mit Scheinwerferlicht. <strong>Der</strong> Reis wird nicht kurz über<br />
dem Boden geschnitten wie anderes Getreide, sondern in 20 bis<br />
40 cm Höhe. Die Stoppeln <strong>und</strong> das Stroh werden heute überwiegend<br />
auf dem Felde verbrannt.<br />
4.5 Trocknung<br />
In Spanien findet man zwei Trocknungssysteme. Das ältere ist<br />
die Lufttrocknung auf dafür vorgesehenen Plätzen, das neuere<br />
ist die motorgetriebene Trocknungsanlage.<br />
Bei der alten Methode wird der gedroschene Reis auf den Trokkenplätzen<br />
gleichmäßig hoch ausgebreitet <strong>und</strong> mit einer Art<br />
Harke, die von Menschen oder von Tieren gezogen werden kann,<br />
gefurcht. Dies dient zur Vergrößerung der Oberfläche <strong>und</strong> einer<br />
damit verb<strong>und</strong>enen schnelleren Trocknung. Abends wird der Reis<br />
mit einer großen hölzernen Schaufel, die von einem Esel oder
p<br />
- 100<br />
Muli gezogen wird, aufgehäuft <strong>und</strong> mit Planen gegen die Nachtfeuchtigkeit<br />
abgedeckt. Wenn der Reis nach zwei bis drei Sonnentagen<br />
nur noch 15 - 16% Feuchtigkeit enthält, wird er in Säcke<br />
gefüllt <strong>und</strong> den großen Lagerhäusern der Großbetriebe oder der<br />
Genossenschaften <strong>und</strong> Mühlen zugeführt. Dort wird er bis zur<br />
Weiterverarbeitung gelagert.<br />
Kleinere Bauern <strong>und</strong> Pächter können Trockenplätze oder auch Teile<br />
davon von den Genossenschaften oder den Mühlen pachten, um ihre<br />
Ernte zu trocknen.<br />
Von den Großbetrieben <strong>und</strong> den Genossenschaften werden in letzter<br />
Zeit immer mehr elektro- oder dieselmotorbetriebene Trocknungsanlagen<br />
erstellt. Die spanischen Großbetriebe arbeiten<br />
heute ausschließlich mit diesen Trocknungsanlagen. Dadurch wird<br />
der Erntevorgang witterungsunabhängig <strong>und</strong> gleichzeitig beschleunigt,<br />
da die Trocknung auch an feuchten, sonnenlosen Tagen<br />
durchgeführt werden kann.<br />
In den französischen Trocknungsanlagen wird der Rohreis einem<br />
Luftstrom von 40' C ausgesetzt, wobei der Wassergehalt des<br />
Kornes von 20 bis 25% bei der Ernte auf 14 bis 16% gesenkt<br />
wird. So kann der Reis längere Zeit gelagert werden, ohne daß<br />
es zu Schimmel- oder Fäulnisbefall kommt. Bei der Trocknung ist<br />
zu beachten, daß bei normaler Evaporation die Temperatur des<br />
Kornes nur schwach steigt. Hört die Evaporation auf, kommt es<br />
zu einem raschen Anstieg der Temperatur. Daher sollte der Reis<br />
nach dem Trocknen ca. eine St<strong>und</strong>e in geringer Höhe auf einer<br />
größeren Fläche gelagert werden, damit das Restwasser des Kornes<br />
vollständig an die Peripherie gelangt, um dort langsam zu<br />
verdunsten (MONTGRAND 1972, S.105).<br />
So unterschiedlich die Anbaumethoden des Reises sind, so sind<br />
m i es auch die Trocknungsmethoden. In Frankreich <strong>und</strong> Italien ähneln<br />
sich die Methoden; denn in diesen Ländern wird der Reis<br />
ausschließlich mechanisch getrocknet. Dort wird der Rohreis<br />
erst getrocknet, dann gereinigt <strong>und</strong> in Silos gelagert. Die
101 -<br />
Trocknung erfolgt bei 20<br />
In Snanien wird bei der<br />
mechanischen Trocknu.-igsmethode erst gereinigt, dann getrocknet<br />
bei Temperaturen im 40°C; gelagert wird in Silos oder in<br />
Säcken. In Amerika hingegen wird der Reis bei über 50 C getrocknet<br />
(MONTGRAND 19?:’, S.104 ff.).<br />
Auch die Trooknungsanlagen selbst sind sehr unterschiedlich.<br />
Es gibt Kanal-, Flächen-, Schacht- <strong>und</strong> Rieseltrockner, wobei<br />
letzterer am häufigsten anzutreffen ist.<br />
4 .6 Fruchtfolge<br />
Reis ist eine selbstverträgliche Kultur, d.h. sie kann immer<br />
nach sich selbst angebaut werden, ohne daß Ertragsdepressionen<br />
auftreten. Daher ist die Notwendigkeit einer Fruchtfolge nicht<br />
gegeben. Trotzdem findet man vereinzelt am Rande der levantinischen<br />
Reisbaugebiete <strong>Spaniens</strong> seit dem Bürgerkrieg eine<br />
Fruchtfolge. Dabei werden Winterkulturen wie Weizen, Gerste,<br />
Bohnen <strong>und</strong> Futteipflanzen mit Naßreisbau kombiniert. Teilweise<br />
wird der Reis nur jedes zweite Jahr gebaut, dann stehen bewässerte<br />
Gemüsekulturen an seiner Stelle. Auch diese Fruchtfolge<br />
wird langsam aufgegeben zugunsten von Citrus- <strong>und</strong> anderen<br />
Obstkulturen sov;ie Gemüseanbau.<br />
In der Ribera de Dalt (Ebro) stehen die Reissaatbeete in einer<br />
mehrjährigen Fruchtfolge mit anderen Bewässerungskulturen. Im<br />
Delta selbst findet man Fruchtfolgen nur in der Zone zwischen<br />
Huerta <strong>und</strong> Reisland. Winterkulturen (s.o.) stehen hier in einer<br />
losen Folge mit Reis oder Brache. In Valencia unterscheidet man<br />
zwischen geregeltem <strong>und</strong> nicht geregeltem Fruchtwechsel. Bei dem<br />
nicht geregelten werden neue Kulturen in den Reisfeldern angebaut,<br />
die ihre alte Größe <strong>und</strong> das alte Bewässerungssystem beibehalten,<br />
wodurch die Rückkehr zur Reiskultur erhalten bleibt.<br />
Echte Rotationssysteme in mehrjährigem Wechsel konunen nur vereinzelt<br />
in der Ribera Alta auf den kleinen Flächen für die<br />
Reisanzucht vor. Sie bilden auch hier eine Ausnahme. Mit zu
- 102<br />
nehmender direkter Saat wird auch dieses System in Kürze verschw<strong>und</strong>en<br />
sein.<br />
Im nördlichen Teil der Marismas, der Vega von La Puebla del<br />
Rio, wo der kapillare Salzaufstieg von nur geringer Bedeutung<br />
ist, steht der Reis in einer unregelmäßigen Fruchtfolge mit<br />
Wintergetreide <strong>und</strong> Bewässerungskulturen wie Baumwolle, Artischocken<br />
<strong>und</strong> Mais. Auch die Brache wird in die Fruchtfolge<br />
mit einbezogen: Wintergetreide, Brache, Reis, Hierdurch möchte<br />
man der ständigen Flächenbewässerung entgehen, die Staunässe<br />
im Boden hervorruft <strong>und</strong> dadurch benachbarte Kulturen schädigt.<br />
Eine Fruchtfolge im klassischen Sinn besteht also im spanischen<br />
Reisbau nicht. Die Flächen, auf denen sich eine Art Fruchtfolge<br />
ausbildete, standen unter einem besonderen phytosanitären Druck,<br />
der sich durch den Übergang zur Direktsaatmethode völlig abgebaut<br />
hat. Dort, wo heute der permanente Reisbau durch den Anbau<br />
anderer Kulturen unterbrochen wird, hat er den Zweck der Bodenmelioration.<br />
Futterpflanzen <strong>und</strong> Bohnen sollen den Boden durchwurzeln<br />
<strong>und</strong> dann durchlüften. Das verbleibende Wurzelwerk wird<br />
in der winterlichen Brache zur organischen Düngung für den Reis<br />
aufgeschlossen.<br />
Zur Zeit besteht eine Tendenz,' den Reisbau dorthin auszuweiten,<br />
wo andere Kulturen nicht mehr gewinnbringend angebaut werden<br />
können wie in den südlichen Marismas oder am Außenrand des Ebrodeltas.<br />
Die marginalen Gebiete tendieren zur Aufgabe des Reisbaus<br />
zugunsten von Gemüsen <strong>und</strong> Baumkulturen, besonders in den<br />
marktnahen Gebieten um Valencia <strong>und</strong> Tarragona. Die Ausbildung<br />
einer Fruchtfolge bedarf eines langen Prozesses der agrarischen<br />
Beobachtung <strong>und</strong> der Bildung eines Marktes für die Alternat<br />
ivprodukt e.<br />
Auch im Rhonedelta kennt man keine Fruchtfolge in der Naßreiskultur,<br />
die in Frankreich von Jahr zu Jahr immer stärker abnimmt<br />
(vgl. Tab. it). Während man in Spanien noch versucht, die<br />
Bodenverbesserung durch das sporadische Einschalten anderer
- 103<br />
Kulturen zu erreichen, zeigt sich in Frankreich jedoch, daß<br />
der Reis langsam diese Funktion übernimmt, nämlich dann, vienn<br />
die Bodenversalzung so weit fortgeschritten ist, daß der Anbau<br />
anderer Kulturen wie Weizen, Mais, Wein unrentabel gevjorden<br />
ist. Betriebe, die Reis in Monokultur anbauen, gibt es in Frankreich<br />
heute nicht mehr. Selbst dort, v;o es sich um absolutes<br />
Reisland handelt, schaltet man ein Brachejahr ein oder sät Leguminosen<br />
aus, die dann nach jedem Schnitt bewässert werden<br />
(AMMANN 1970, S.225).<br />
In den Randgebieten der Poebene, wo die Bedeutung des Reises<br />
als Monokultur durch andere Betriebsformen abgelöst wird, haben<br />
sich echte Fruchtfolgen herausgebildet. So werden in den Provinzen<br />
Novara, Lomellina, Pavia <strong>und</strong> Mailand folgende Fruchtfolgen<br />
praktiziert:<br />
1. Jahr: Wiese<br />
2. Jahr: Wiese, gefolgt von später Reissaat mit angepaßten<br />
Sorten<br />
3. <strong>und</strong> 4. Jahr: gesäter Reis<br />
5. Jahr: Getreide, gefolgt von Wiese (Trifolium <strong>und</strong> Lolium)<br />
(TINARELLI 1973, S.79)<br />
1. Jahr: Mais<br />
2. bis 5. Jahr: gesäter Reis<br />
6. Jahr: Wiese<br />
7. Jahr: Wiese<br />
(TINARELLI, pers. Auskunft 1976)<br />
Die Fruchtfolgen entstanden aus der Notwendigkeit heraus, den<br />
relativ hohen Bestand an Rindern in den obengenannten Gebieten<br />
mit betriebseigenem Futter, also mit verringerten Kosten, zu<br />
versorgen. Die Betriebe erreichen mit dieser Fruchtfolge die<br />
Futterversorgung der betriebseigenen Rinder. Das nicht für Rinderhaltung<br />
benötigte Land wird dann mit Reis bestellt, der Kultur,<br />
die in Italien im Augenblick den höchsten Reingewinn<br />
bringt (Tab. 17). Überschüssiges Futter wird an reine Mastbetriebe<br />
oder an die Futtermittelindustrie verkauft.<br />
In der Provinz Vercelli wird Reis überwiegend in Monokultur<br />
gebaut; Tierhaltung spielt hier keine Rolle mehr (Tab. 16).<br />
Die Reismonokultur wird hier zum Zwecke der Bodenverbesserung<br />
unterbrochen, da durch den dauernden WasserOberstau
- 104 -<br />
toxische Reaktionen<br />
1)<br />
im Boden stattfinden, wodurch der<br />
Ertrag so stark sinkt, daß die Reisproduktion unökonomisch wird.<br />
In diesem Fall wird ein Jahr lang ein Grünfuttergemisch oder<br />
Getreide in die Monokultur eingeschaltet. Häufig dient der Mais<br />
als Ges<strong>und</strong>ungsfrucht, da er nicht bewässert zu werden braucht<br />
<strong>und</strong> mit den vorhandenen Maschinen gesät, gepflegt <strong>und</strong> geerntet<br />
werden kann.<br />
Solche Fruchtfolgen sind:<br />
1. Jahr: Mais<br />
2. bis 4. Jahr: gesäter Reis<br />
(TINARELLI, perj. Auskunft 1975)<br />
1. Jahr: Mais oder Getreide, gefolgt von Wiese<br />
2. <strong>und</strong> 3. Jahr: Wiese<br />
4. bis 8. Jahr: gesäter Reis<br />
(TINARELLI 1973, S.79)<br />
Die erste Fruchtfolge wird immer häufiger in der Provinz Vercelli<br />
angewendet, da sie die gewünschte Bodenverbesserung<br />
bringt <strong>und</strong> durch den Mais wassersparend ist. Außerdem bringt<br />
der Mais heute einen annähernd so hohen Gewinn wie der Reis,<br />
da hier ein großer Markt in der Futtermittelindustrie besteht.<br />
Die zweite Fruchtfolge trägt stärker dazu bei, den Boden mit<br />
organischer Substanz <strong>und</strong> mit Stickstoff anzureichern bei gleichzeitig<br />
starker Durchlüftung des Bodens. Diese Fruchtfolge wird<br />
überwiegend von Kleinbetrieben durchgeführt, die ihre überschüssigen<br />
Arbeitskräfte in der Rinderhaltung einsetzen (Tab.16),<br />
Es zeigt sich, daß in den Gebieten des nördlichen Mittelmeerraumes,<br />
wo es der Boden erlaubt <strong>und</strong> traditionsgemäß reine<br />
1) Durch das Wasser werden Bodenphosphate <strong>und</strong> Sulfate frei,<br />
es entstehen starke Säuren, die den pH-Wert des Bodens<br />
senken. Eisen- <strong>und</strong> Aluminiumionen werden frei, die toxisch<br />
auf das Reiswachstum wirken.
105<br />
Ackerbaubetriebe (keine Mischung von Ackerbau <strong>und</strong> Tierhaltung)<br />
bestehen, keine Rotationssysteme entstehen, auch nicht bei<br />
fortgeschrittener volkswirtschaftlicher Entwicklung. Große<br />
Spezialkenntnisse, ein spezialisierter Maschinenpark <strong>und</strong> hohe<br />
Investitionen für die Wasserversorgung fordern den permanenten<br />
Reisbau. Auch die Ausgaben für die Erhaltung der Gräben <strong>und</strong><br />
die aufwendige Nivellierung der Felder fordern, daß die Felder<br />
mindestens drei Jahre mit Reis bestellt werden. Die höchste<br />
Rentabilität erlangt man bei permanenter Nutzung der Felder<br />
durch Reis, auch wenn man alle negativen Aspekte der Reismonokultur<br />
in Betracht zieht: erhöhte Düngerausgaben, mehr Ausgaben<br />
für Pflanzenschutz , erhöhtes Risiko durch ungünstige<br />
Witterung, unregelmäßige Arbeitsverteilung (Arbeitsspitzen).<br />
Die agronomischen Nachteile, die die Monokultur zwangsläufig<br />
mit sich bringt, wurden bis Ende der sechziger Jahre durch die<br />
arbeitsintensive Pflanzmethode <strong>und</strong> danach durch einen erhöhten<br />
Einsatz von Kapital kompensiert. Die noch bestehenden Rotationen<br />
werden im Laufe der Zeit von den mittleren <strong>und</strong> großen<br />
Betrieben zugunsten der Tierhaltung oder des permanenten Reisbaus<br />
aufgegeben werden. Die kleinen Betriebe werden zur Auslastung<br />
ihrer Arbeitskräfte neben dem Ackerbau auch die Tierhaltung<br />
beibehalten <strong>und</strong> daher die Rotation weiterhin durchführen.<br />
Da aber die betriebswirtschaftliche Entwicklung zum mittleren<br />
bzw. Großbetrieb tendiert, wird diese Art der Betriebsform<br />
mit Rotation langsam zurückgehen. Bestehen werden nur<br />
solche Rotationen, die der Melioration dienen, wie Mais in<br />
Reismonokultur <strong>Italiens</strong> oder Reis im Getreide- <strong>und</strong> Maisbau<br />
<strong>Frankreichs</strong>. Damit dienen sie der Verbesserung des Gesamtbetriebsergebnisses<br />
.<br />
4.7 Mechanisierung <strong>und</strong>. Arbeitskräftebedarf<br />
In Spanien ist zur Zeit eine sehr dynamische Entwicklung festzustellen.<br />
Neben der vollmechanisierten Wirtschaftsweise in<br />
den meisten Großbetrieben der Marismas findet man häufig teilmechanisierte<br />
Großbetriebe im Ebrodelta. Hier entscheidet
- 106 -<br />
nicht der absolute sondern der relative Arbeitsanspruch. Die<br />
sozialökonomischen Gegebenheiten dieser Region rechtfertigen<br />
hier den Einsatz von Handarbeit in einem Großbetrieb. Kleine<br />
<strong>und</strong> mittlere Betriebe sind fast ausschließlich teilmechanisiert.<br />
Betriebe, die mit Gespannen arbeiten, findet man fast<br />
nur noch im Valencianischen Reisgebiet, das durch Kleinstbetriebe<br />
gekennzeichnet wird.<br />
Die Ernte als arbeitsintensivste Phase des Reisbaus wurde zuerst<br />
mechanisiert. Darauf folgte die Bodenbearbeitung. Erst in<br />
letzter Zeit wurde zur Direktsaat übergegangen, <strong>und</strong> damit ist<br />
der Weg zur Vollmechanisierung in Spanien frei. Die Mechanisierung<br />
des Reisbaus steht in Spanien aber erst am Anfang,<br />
während sie in Italien bereits ihrem Ende zugeht.<br />
Italien hat eine ähnliche Entwicklung durchgemacht, nur begann<br />
sie bereits viel früher, so daß das Nebeneinander von<br />
unterschiedlichen Wirtschaftsweisen im Reisbau nicht mehr in<br />
Erscheinung tritt. Durch die Stagnation des Wirtschaftswachstums<br />
<strong>und</strong> eine höhere Inflationsrate der Lira im Vergleich zur<br />
Peseta konnte <strong>Spaniens</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> damit auch der Reisbau<br />
gegenüber dem italienischen erheblich aufholen. Eine Gleichstellung<br />
im Mechanisierungsgrad wird aber noch einige Jahre<br />
dauern.<br />
Spanien hat mehr Arbeitskräftebedarf pro Hektar landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche als Italien <strong>und</strong> Frankreich. 1970 waren es<br />
26% der ökonomisch aktiven Landbevölkerung, in Frankreich 13,7%<br />
<strong>und</strong> in Italien 18,8% (FAO - Production Yearbook 1976) . Alle<br />
drei aber haben relativ mehr in der Landwirtschaft Tätige als<br />
die USA mit *t%. Zur Verbesserung der Rentabilität des spanischen<br />
Reises ist der Abbau der überzähligen Arbeitskräfte in<br />
der Landwirtschaft <strong>und</strong> die Schaffung neuer Arbeitsplätze nötig.<br />
Dadurch kann die Mechanisierung des Reisbaus vorangetrieben<br />
werden. Für Italien kann allgemein gesagt werden, daß der Reis<br />
marktgerecht produziert wird, d.h. er ist in Qualität <strong>und</strong><br />
Form den Verbraucherwünschen angepaßt. Eine Gefahr liegt nur
-<br />
107<br />
darin, daß sich auch marginale Betriebe, die auch andere Kulturen<br />
von ihren ökonomischen oder ökologischen Gegebenheiten<br />
her besser produzieren können als die bestehenden Reisbetriebe,<br />
im Reisbau versuchen. Dadurch sinken die Preise je Produktionseinheit,<br />
<strong>und</strong> es werden selbst ges<strong>und</strong>e Reisbetriebe gefährdet,<br />
weil der Reingewinn niedriger wird.<br />
Diese ökonomisch-marginalen Betriebe sind einmal solche Betriebe,<br />
die, angelockt durch die hohen Reispreise, einige<br />
Felder mit Reis bestellen, obwohl sie von der Betriebsstruktur<br />
her nicht auf Reisproduktion eingestellt sind. Die Produktionseinheiten<br />
an Reis sind hier teurer als in den übrigen Reisbetrieben,<br />
da Maschinen <strong>und</strong> Arbeitskräfte nicht ausreichend<br />
für die Reisproduktion geeignet sind.<br />
ökologisch-marginale Betriebe findet man überwiegend in Spanien<br />
an den Rändern der großen Reisgebiete. Diese Betriebe können<br />
nach der Schaffung von entsprechenden Absatzmärkten andere<br />
Kulturen als den Reis gewinnbringender produzieren.<br />
H.7.1 Spanien<br />
Bis auf einige wenige Ausnahmen kann man in Spanien davon ausgehen,<br />
daß der Reis in Monokultur angebaut wird. Ausnahmen<br />
befinden sich in den Gebieten, die pedologisch günstig für einen<br />
Kulturwandel sind. Dort wird nicht der ganze Betrieb auf<br />
neue Kulturen umgestellt, sondern nur besonders günstige Teile,<br />
um bei eventuellen Mißerfolgen zur Reiskultur rurückzukehren.<br />
Die Frühjahrsbestellung <strong>und</strong> die Ernte stellen im Reisbau die<br />
Hauptarbeitsspitzen dar. Einen kontinuierlichen Arbeitsaufwand<br />
fordert die Bewässerungskontrolle während der gesamten<br />
Vegetationsperiode. Kleinere unregelmäßige Arbeitsspitzen<br />
bringt der Pflanzenschutz mit sich, da er im Frühjahr in die<br />
Bodenbearbeitung integriert ist <strong>und</strong> während der Vegetationszeit<br />
häufig nur nach Bedarf angewandt wird.
108 -<br />
1<br />
In den drei untersuchten spanischen Reisbaugebieten werden<br />
unterschiedliche Folgen bei der Bodenbearbeitung eingehalten.<br />
So werden in den Marismas mehr Arbeitsgänge zur Bodenvorbereitung<br />
durchgeführt als in den anderen Gebieten (Tab. 13). Für<br />
die Marismas muß eine Bearbeitungstiefe von 10-15 cm als ausreichend<br />
angesehen werden, da sich salzführende Schichten<br />
bereits 30 cm unter der Oberfläche befinden <strong>und</strong> eine größere<br />
Bearbeitungstiefe die Gefahr der Versalzung der kulturtragenden<br />
Bodenschicht erhöhen würde. Ähnliches gilt auch für das<br />
Ebrodelta, nur wird dort die Bodenbearbeitung insgesamt weniger<br />
intensiv ausgeführt. <strong>Der</strong> geringste Aufwand diesbezüglich<br />
wird in der Provinz Valencia betrieben. Da die Felder nicht<br />
gepflügt, sondern mit dem Kultivator bearbeitet werden, ist<br />
auch die Bearbeitungstiefe nur sehr gering. Die pedologischen<br />
Bedingungen sind hier nicht schlechter als in den obengenannten<br />
Gebieten, so daß eine so geringe Arbeitstiefe nicht zwingend<br />
wäre.<br />
r n m 1<br />
In den beschriebenen Fakten spiegelt sich die Betriebsgrößenstruktur<br />
der einzelnen Regionen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene Mechanisierungsgrad.<br />
In den Marismas, wo die durchschnittliche<br />
Betriebsgröße 25,11 ha beträgt, ist die Frühjahrsbestellung<br />
inclusive Aussaat voll mechanisiert. Im Ebrodelta mit Betriebsgrößen<br />
von 2,8 ha wird die Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Mineraldüngung<br />
mit Traktoren durchgeführt, die Aussaat aber noch größtenteils<br />
mit der Hand. In der Provinz Valencia hingegen, wo die durchschnittliche<br />
Betriebsgröße nur 1,4 ha aufweist, findet man<br />
noch Mulis <strong>und</strong> Pferde beim Glätten der Reisfelder mit Holzoder<br />
Metallbalken, die teilweise mit kleinen Zinken versehen<br />
sind. Zum Grubbern benutzt man aber schon kleine Traktoren.<br />
Herbizide <strong>und</strong> Mineraldünger werden noch überwiegend mit der<br />
Hand gestreut.<br />
Ende der fünfziger Jahre begann die Mechanisierung des spanischen<br />
Reisbaus. Bis dahin war die Arbeitskräftebeschaffung<br />
problemlos, da Katalonien <strong>und</strong> Andalusien viele zeitweise arbeitslose<br />
Landarbeiter besaßen. Außerdem bestand ein starkes
109 -<br />
Tab. 13: Arbeitsgänge zur Bcxienvorbereitung (Schema)<br />
Arbeitsgänge<br />
Marismas<br />
Albufera<br />
Ebrodelta<br />
Rhonedelta<br />
Poebene<br />
Bemerkungen<br />
Reinigung<br />
der Felder X X X X X<br />
Pflügen X X x^^ X<br />
Grubbern<br />
OAiltivator)<br />
Eggen<br />
Walzen<br />
Nivellieren<br />
X<br />
X<br />
X<br />
x‘*><br />
X<br />
x2 5<br />
x'^<br />
Bodenausgleich<br />
(scraper) X x2><br />
Glätten<br />
X<br />
Trockenes<br />
Feld<br />
Puddling X x^)<br />
überkleine<br />
Gräben<br />
ausheben<br />
im Feld X X<br />
Bearbeitungstiefe<br />
(cm) 10-15 £10 10-15 £15 £20<br />
X<br />
X<br />
stautes<br />
Feld<br />
1) Arbeitsgang kann auch entfallen<br />
2) nicht in allen Gebieten<br />
3) erfolgt je nach Ermessen in ein- bis<br />
dreijährigem Abstand<br />
4) erfolgt großflächig alle fünf bis sechs Jahre<br />
5) erfolgt durchschnittlich alle zwei Jahre<br />
Quelle: LOPEZ CAMPOS et al.<br />
TINARELLI 1973<br />
CORNET 1972<br />
1975<br />
Lohngefälle von den nördlichen zu den südlichen Provinzen<br />
<strong>Spaniens</strong>. Daher konnte in den Marismas Reis trotz der arbeitsintensiven<br />
Pflanzmethode billiger produziert werden als in<br />
den übrigen spanischen Reisbaugebieten (Auskunft der F.S.A.A.E.<br />
-Tortosa). Dieser Lohnkostenvorteil wirkte sich lange Zeit<br />
hemmend auf die anstehende Rationalisierung <strong>und</strong> Mechanisierung<br />
der Betriebe aus. Erst mit Beginn der sechziger Jahre, als<br />
die Lohnkosten sprunghaft anstiegen <strong>und</strong> das Agrarlohngefälle
i r<br />
- 110 -<br />
langsam nivelliert wurde, setzte sich allenthalben die Mechanisierung<br />
des Reisbaus durch. 1965 lagen die gewerkschaftlich<br />
ausgehandelten Mindesttarife für Lohnarbeiter im Ebrodelta<br />
infolge der höheren katalanischen Lebenshaltungskosten um<br />
60 bis 100% über den Mindestlöhnen des marismenisohen Anbaugebietes.<br />
1967 betrug die Differenz nur noch 40 bis 50%. 1975<br />
findet man nur noch Unterschiede von 10% oder weniger (BAHR<br />
1972, S.220; Angabe der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976). Zunächst<br />
v;ar die Mechanisierung auf Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Ernte beschränkt.<br />
Das Umpflanz€;n mit seinem hohen Arbeitskräftebedarf<br />
blieb erhalten, 1965 entschloß man sich in den Marismas erstmalig<br />
für die Direktsaatmethode, um dem zunehmenden Facharbeitskräftemangel<br />
<strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen hohen Lohnkosten<br />
zu entgehen. 1976 werden bereits 95% der marismenischen Reisfläche<br />
in direkter Saat bestellt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> einer optimalen Betriebsgrößenstruktur bieten die<br />
Marismas die besten Voraussetzungen für die Direktsaatmethode<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Vollmechanisierung des Reisbaus.<br />
Arbeitsspitzen konnten bis Ende der fünfziger Jahre in Spanien<br />
nur mit Hilfe von Wanderarbeitern bewältigt werden, die während<br />
der Pflanzzeit von Süden nach Norden zogen. Im Ebrodelta<br />
fanden sich Landarbeiter aus Andalusien <strong>und</strong> Valencia ein. Diese<br />
Wanderbewegung kam Ende der sechziger Jahre völlig zum Erliegen,<br />
nicht jedoch die Wanderung der Secano-Bewohner aus<br />
dem dem Delta benachbarten Trockenbaugebiet, Für sie liegt<br />
die Arbeitsspitze des Reisbaus zwischen denen des eigenen<br />
Trockenf eId bau s.<br />
Die zweite Arbeiterwanderwelle kam im Herbst zur Zeit der<br />
Ernte. Für das Mähen eines 1 ha großen Reisfeldes benötigten<br />
15 bis 18 Schnitter acht St<strong>und</strong>en. Die heute immer häufiger<br />
eingesetzten Mähdrescher benötigen dafür nur noch drei St<strong>und</strong>en<br />
bei einem Einsatz von höchstens drei Mann (Angabe der F.S.A.A.E.<br />
-Valencia 1976). Die Häufigkeit des Einsatzes von Mähdreschern<br />
steigt mit der Größe der Felder, In den marismenischen Groß
111<br />
betrieben werden sogar mehrere Mähdrescher gleichzeitig eingesetzt.<br />
Durch die Züchtung der spätreifen <strong>und</strong> ertragreichen Sorte<br />
GIRONA kann in den Marismas die Ernte bis November ausgedehnt<br />
werden, was einen weiteren Abbau der Arbeitsspitze zur Zeit<br />
der Ernte bedeutet, da die Ernte nun über zwei Monate ausgedehnt<br />
werden kann. Dadurch wird der Bedarf an Arbeitern weiterhin<br />
verringert.<br />
Die fortschreitende Mechanisierung der Bodenbearbeitung <strong>und</strong><br />
Ernte sowie der Verarbeitung hat die Wanderarbeiter überflüssig<br />
gemacht. Außerdem beraubt sie die im Reisbaugebiet ansässigen<br />
Landarbeiter immer mehr der Verdienstmöglichkeiten, so daß hier<br />
neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschaffen werden<br />
müssen.<br />
In allen untersuchten Reisgebieten versucht man deshalb, Industrien<br />
anzusiedeln, wobei Valencia mit Abstand die größten Industrien<br />
aufweist. Die geringsten Möglichkeiten bietet bisher<br />
das Ebrodelta. Aber auch dort entstehen Kleinindustrien <strong>und</strong><br />
Tourismuszentren. Vergrößerung der Reisbaubetriebe <strong>und</strong> Vollmechanisierung<br />
sind im Augenblick die wichtigsten Voraussetzungen<br />
zur Steigerung der Rentabilität des Reisbaus. Durch ausreichende<br />
Arbeitsplatzbeschaffung in diesen Gebieten könnte dieses<br />
Ziel erreicht werden, es sei denn, daß das Reisland in Zukunft<br />
im Nebenerwerb bevjirtSchaftet wird wie in der Provinz Valencia.<br />
Dann ist eine relativ schnelle Vergrößerung der verbleibenden<br />
finanzstarken Betriebe nicht möglich.<br />
Die zweite große Arbeitsspitze des Reisbaus, nämlich die Ernte,<br />
ist in ganz Spanien vollmechanisiert. Großbetriebe arbeiten<br />
mit eigenen Mähdreschern, Kleinbetriebe lassen durch Lohnunternehmer<br />
ernten. Dabei zeigen sich recht große Unterschiede in<br />
den Kosten von Region zu Region. Daß dabei in den Marismas die<br />
geringsten Kosten entstehen, liegt daran, daß das Bewässerungssystem<br />
gut funktioniert <strong>und</strong> damit gute Bedingungen für die
- 112<br />
3 ’Æ'I<br />
Maschinen geschaffen werden, <strong>und</strong> an den großen Flächen, die<br />
dadurch ohne Hindernisse abgeerntet werden können. Verhältnismäßig<br />
große Flächen findet man auch im Ebrodelta, nur kann<br />
wegen des geringen Gefälles das Wasser nicht vollständig ablaufen,<br />
so werden die Erntebedingungen erschwert <strong>und</strong> die Erntekosten<br />
höher. Die höchsten Erntekosten fallen in der Provinz<br />
Valencia an. Dort erfordern die sehr kleinen Parzellen einen<br />
hohen Arbeitsaufwand, weil nur mit relativ kleinen Mähdreschern<br />
gearbeitet werden kann (Tab. 14).<br />
Tab. 14: Technische <strong>und</strong> ökonomische Daten bei der Reisernte<br />
Gebiet<br />
Mähdrescherkennzahlen<br />
Schnittbreite<br />
m<br />
Anzahl d.<br />
Bedienungspersonals<br />
Leistung<br />
ha/h<br />
jährl. Erntecosten/ha<br />
durch Lohnunternehmer<br />
mittlere<br />
Trocknungskosten<br />
pro dt<br />
Marismas 5 2 od. 3 0,3 8 500 pts<br />
(382,- DM)<br />
(1974)<br />
70 pts,1975<br />
(3,- DM)<br />
Albufera 3,50-4,50 2 0,2-0,25 12 375 pts<br />
(531,- DM)<br />
(1975)<br />
Ebrodelta<br />
3,50-5,50<br />
Camargue 3,20-4,20<br />
1 )<br />
2 od. 3 0,2-0 ,3 9 500 pts<br />
(427,- DM)<br />
(1974)<br />
70 pts 1975<br />
(3,- DM)<br />
N.N.<br />
1 )<br />
2 od. 3 ^ 0,25 N.N. N.N.<br />
Poebene 4,20 1 0,3 90 000 L<br />
(339,- DM)<br />
(1975)<br />
650 L 1975<br />
(2,45 DM)<br />
1) bei Absackanlage<br />
Quelle: Angabe der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976<br />
Angabe der F.S.A.A.E.-Valencia 1976<br />
Angabe der S.R.F. 1976<br />
C.I.R.I. 1976<br />
Angabe der E.N.R. 1976
- 113 -<br />
Tab. 15: Maschinengröße, Betriebsgröße <strong>und</strong> Standard-<br />
Flächenleistung<br />
Maschinenart<br />
Maschinengröße<br />
Zur Auslastung<br />
notwendige<br />
minimale<br />
Bearbeitungsfläche<br />
in ha<br />
Standard-<br />
Flächenleistung<br />
in ha/h<br />
Vierachstraktor 20 PS 10 0,2<br />
30 - 40 PS 15 0,3<br />
über 50 PS 20 0,3<br />
Mähdrescher mit Schnittbreite<br />
Absackanlage 0,8 - 1 ,2 m 10 0,2<br />
Schnittbreite<br />
über 1,2 m 15 0,3<br />
Vollmechani- Schnittbreite<br />
sierter Mäh- 1,5 - 2,5 m 15 0,2<br />
drescher mit Schnittbreite<br />
Bunker 2,5- 3,5m 20 0,3<br />
S chnittbreite<br />
über 3,5m 30 0,3<br />
Unter 10 ha Bearbeitungsfläche ist keine Mechanisierung<br />
rentabel,<br />
Quelle: EZAKI 1972, S.43.<br />
Die F.S.A.A.E. hat 1965 eine Studie veröffentlicht, die auf<br />
Untersuchungen während der Erntekampagne 1964 in den drei<br />
großen Reisbaugebieten beruht. Danach ist der Einsatz eines<br />
größeren Mähdreschers mit einer Schnittbreite von ca. 3,50 m<br />
erst rentabel, wenn damit mindestens 22,5 ha Reis geerntet<br />
werden können. Das entspricht genau den Ergebnissen von EZAKI<br />
(1972) in Japan (Tab. 15). Er kommt zu dem Ergebnis, daß<br />
vollmechanische Mähdrescher, wie sie in Europa Verwendung<br />
finden, mit einer Schnittbreite von 1,5 bis 2,5 m eine vorhandene<br />
minimale Bearbeitungsflâche von 15 ha voraussetzen.<br />
Liegt die Schnittbreite zwischen 2,5 <strong>und</strong> 3,5 m, so sind schon<br />
20 ha Bearbeitungsfläche zur Auslastung erforderlich. Bei einer<br />
Schnittbreite von über 3,5 m wird der Mähdrescher erst<br />
rentabel, wenn mindestens 30 ha bearbeitet werden können. Deshalb<br />
kommt für den größten Teil der Reisbauern in der Albufera-
- i m -<br />
niederung <strong>und</strong> im Ebrodelta eine Vollmechanisierung der Ernte<br />
in eigener Regie nicht in Frage , sondern nur die genossenschaftliche<br />
Haltung dieser Maschinen, oder ihr Einsatz durch<br />
Lohnunternehmer.<br />
In den Marismas rentiert sich ein eigener Mähdrescher von 5 m<br />
Schnittbreite erst, wenn man mehr als 40 ha damit abernten<br />
kann (Angabe der F.S.A.A.E.-Sevilla).<br />
4.7.2 Frankreich<br />
Im Rhonedelta gibt es keine reinen Reisbaubetriebe mehr. Jeder<br />
Reisbauer hat sich mehr oder weniger auf große Ausweich- oder<br />
Ersatzkulturen umgestellt. <strong>Der</strong> Reis wird je nach dem Versalzungsgrad<br />
im Zweijahresrhythmus oder in längeren Abständen<br />
kultiviert. Ersatzkulturen sind Obst- <strong>und</strong> Weinbau, <strong>und</strong> zu den<br />
Ausweichkulturen gehören Ölpflanzen, Getreide, Mais <strong>und</strong> Gemüsekulturen<br />
(AMMANN 1970, S.99). Durch die in den letzten Jaht^en<br />
stark verbesserte Infrastruktur des Deltas <strong>und</strong> den Ausbau<br />
des Tourismus sind neue Märkte für diese Kulturen geschaffen<br />
worden <strong>und</strong> die großen Märkte wie Marseille schneller erreichbar.<br />
Mit dem Obergang zur Direktsaat Mitte der sechziger Jahre bestand<br />
für die großen Monokulturbetriebe der Camargue die Gefahr,<br />
daß die festangestellten Arbeiter in den Wintermonaten unterbeschäftigt<br />
sind. Einige dieser Betriebe versuchten damals schon,<br />
durch die Kombination von Wein- <strong>und</strong> Reisbau eine gleichmäßige<br />
Arbeitsverteilung über das ganze Jahr hin zu erreichen, da<br />
die Arbeitsspitzen des Weinbaus vor bzw. nach denen des Reisbaus<br />
liegen, zumal der Weinbau in der Camargue eine gewisse<br />
Tradition besitzt; denn große Rebflächen VTurden ab 1956 in<br />
Reisflächen umgewandelt mit Hilfe staatlicher Prämien. Die<br />
Landwirte erhielten 180 000 AF/ha bei nur teilweiser <strong>und</strong><br />
400 000 AF/ha Prämie bei Umvjandlung des gesamten Besitzes von<br />
Wein- in Reisflächen (AMMANN 1970, S,56), Mit den immer geringer<br />
werdenden Gewinnchancen im Reisbau hielten neue Weinsorten<br />
wieder ihren Einzug in die Camargue.
115 -<br />
Das Puddling mit dem Käfigrädertraktor entfällt bei der Direktsaat.<br />
Dadurch werden ca. vier St<strong>und</strong>en pro Hektar Maschinen- <strong>und</strong><br />
Arbeitskraft eingespart. Die stets durchzuführende Arbeit des<br />
Scheibeneggens liegt ebenfalls in der Größenordnung von vier<br />
St<strong>und</strong>en pro Hektar (AMMANN 1970, S.163 u. 179). Diese Zahlen<br />
aber sind ebenfalls nur Orientierungsdaten, da sie vom jeweiligen<br />
Zustand der einzelnen Felder abhängig sind <strong>und</strong> danach bestimmt<br />
wird, wie oft ein Arbeitsgang durchgeführt wird. Nach<br />
AMMANN (1970) betrug 1967 der gesamte Arbeitsaufwand für einen<br />
Hektar Reis 106 St<strong>und</strong>en bei einem Reis-Weinbaubetrieb, der 46 ha<br />
Reis anbaute.<br />
Alle Arbeitsgänge sind in Frankreich voll mechanisiert. Nur ist<br />
der Einsatz der Maschinen aus anderen Kulturen für den Reisbau<br />
belastend, da mit ihnen unter den Bedingungen des Naßreisbaus<br />
nicht optimal gearbeitet werden kann <strong>und</strong> damit wieder der Arbeitskräftebedarf<br />
steigt. Bei der gegenwärtigen Handhabung des<br />
Reisbaus aber stellt sich die Frage, ob die Anschaffung spezieller<br />
Maschinen für den Reisbau wie in Italien überhaupt lohnend<br />
ist. Hier wird der stärkere Aufwand an AKh im Reisbau mit ungeeigneteren<br />
Maschinen durch den optimalen Einsatz dieser Maschinen<br />
in Folgekulturen, deren Anbau erst durch den vorangegangenen<br />
Reisbau möglich geworden ist, nivelliert. Berechnungen darüber<br />
konnten jedoch nicht gef<strong>und</strong>en werden.<br />
Durch die Vollmechanisierung <strong>und</strong> den Obergang zur Direktsaat<br />
sind heute auch die Saisonwanderungen über die Grenze nach<br />
Frankreich, wo für die spanischen Pflanzer die zweite bzw. dritte<br />
Pflanzzeit begann, zum Erliegen gekommen. Ein Übriges tat die<br />
zunehmende Angleichung der Landarbeiterlöhne zwischen Spanien,<br />
insbesondere Katalonien, <strong>und</strong> Frankreich. 1976 betrug der offizielle<br />
St<strong>und</strong>enlohn für einen ungelernten spanischen Arbeiter in<br />
Frankreich 8,0'8 N F (4,27 DM) <strong>und</strong> für einen spanischen Traktoristen<br />
9,48 NF (5,- DM). Die französischen Landarbeiter verdienen<br />
bis zu 2 NF (1,05 DM) pro St<strong>und</strong>e mehr als die spanischen (Angabe<br />
des S.R.F. 1976).
- 116 -<br />
1<br />
H.l.3 Italien<br />
Im Mechanisierungsgrad der italienischen Reisbetriebe macht sich<br />
die durchschnittliche Betriebsgröße der einzelnen Regionen bemerkbar.<br />
So hatten die Reisbetriebe in Vercelli 1966 den geringsten<br />
Mechanisierungsgrad, Mailand <strong>und</strong> Ferrara den höchsten. Daß<br />
Mailand mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 9,2 ha<br />
1966 stärker mechanisiert ist als Ferrara, liegt an der frühzeitig<br />
erkannten Notwendigkeit, Arbeit durch Kapital zu ersetzen,<br />
In diesem Industrieballungszentrum ist die Arbeitskraft<br />
relativ schnell knapp geworden <strong>und</strong> mußte durch Maschinen<br />
ersetzt werden (Tab, 6a). In den letzten zehn Jahren ist die<br />
Mechanisierung so weit vorangeschritten, daß es heute kaum<br />
noch einen Reisbetrieb ohne Traktor <strong>und</strong> Ackergeräte gibt, es<br />
sei denn, daß aus betriebswirtschaftlichen Gründen auf Lohnunternehmer<br />
zurückgegriffen wird.<br />
Die Abwanderung der arbeitsfähigen Landbevölkerung in andere<br />
Zweige der Volkswirtschaft hat ebenfalls zur stärkeren Mechanisierung<br />
in der ReiswirtSchaft beigetragen. So haben sich in<br />
den Jahren 1961 bis 1971 die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft,<br />
bezogen auf die gesamte aktive Bevölkerung, folgender-<br />
meüJen verringert:<br />
von 20,3% auf 11,5% in Vercelli<br />
von m , 9 % auf 7,1% in Novara<br />
von 25,7% auf li*,3% in Pavia<br />
von 3,5% auf 1,U% in Mailand<br />
von 45,7% auf 30,6% in Ferrara<br />
(GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.117).<br />
In den westlichen Reisprovinzen der Poebene besteht eine Vfechselbeziehung<br />
von Arbeitskräftemangel <strong>und</strong> Mechanisierung. Zum<br />
einen konnte durch die Erweiterung der Reisflächen in den<br />
sechziger Jahren (Tab. 5) der Arbeitskräftebedarf nicht mehr<br />
gedeckt werden, <strong>und</strong> es mußten zusätzlich Maschinen angeschafft<br />
werden, zum anderen hat die Direktsaat, aber auch der stärkere<br />
Herbizideinsatz, dazu geführt, daß immer weniger Menschen im<br />
Reisbau Beschäftigung fanden. Einher mit dieser Entwicklung<br />
geht eine Spezialisierung der Landarbeiter. Selbständige Be
- 117 -<br />
treuung der Felder bei der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Pflege sowie<br />
die Maschinenpflege sind heute allgemeine Voraussetzungen für<br />
einen Arbeiter im Reisbau. Das führt zu einem Arbeitskräftemangel<br />
an Spezialisten <strong>und</strong> zu einem Überhang an unqualifizierten<br />
Arbeitern (GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974; Auskunft E.N.R.<br />
1976).<br />
Umgekehrt verhält sich die Relation zwischen Arbeitskräfteangebot<br />
<strong>und</strong> Lohnhöhe in den genannten Provinzen. Von 1964 bis<br />
1970 stiegen die Agrarlöhne real wie folgt:<br />
zwischen 13,1% <strong>und</strong> 17,8% in Vercelli<br />
zwischen 37,0% <strong>und</strong> 49,3% in Novara<br />
zwischen 26,6% <strong>und</strong> 32,3% in Pavia<br />
zwischen 73,3% <strong>und</strong> 74,8% in Mailand<br />
zwischen 4,5% <strong>und</strong> 6,4% in Ferrara<br />
(GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.118).<br />
Die geringe Verfügbarkeit von Arbeitskräften <strong>und</strong> die fortschreitende<br />
Rationalisierung durch verbesserte Anbautechniken<br />
<strong>und</strong> Mechanisierung haben es erreicht, daß sich die Arbeitsproduktivität<br />
im italienischen Reisbau gr<strong>und</strong>legend verbessert<br />
hat.<br />
Systematische Untersuchungen in verschiedenen Reisbetrieben<br />
haben ergeben, daß 1953 für die Bestellung eines Hektar Reises<br />
800 bis 850 Arbeitsst<strong>und</strong>en benötigt wurden, 1962 nur noch<br />
350 bis 400 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 1969 noch 250 bis 300 (GRILLENZONI <strong>und</strong><br />
TODERI 1974, S.119). POLITI (1969, S.174) ist der Meinung, daß<br />
bei einer optimalen Ausnutzung aller Geräte <strong>und</strong> Maschinen in<br />
den mittleren bis großen Betrieben der Zeitaufwand zur Bearbeitung<br />
eines Hektar Reises während der gesamten Vegetaionsperiode<br />
auf 150 bis 200 Arbeitsst<strong>und</strong>en gesenkt werden könnte. Angestrebt<br />
wird für die Zukunft, daß ein Landarbeiter 30 Hektar<br />
Reisland allein bewirtschaftet (pers. Auskunft TINARELLI 1976),<br />
das entspricht 70 AKh/ha.<br />
<strong>Der</strong> gewerkschaftlich ausgehandelte Lohn für Reisarbeiter betrug<br />
für 1976 225 000 L pro Monat (684,- DM) mit einem<br />
13. Monatslohn. Eine Leistungszulage für angelernte <strong>und</strong> gelern-
1<br />
Tab. 16: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Vercelli<br />
(durchschnittliche Daten gestaffelt nach Größenklassen aus den Jahren 1969 <strong>und</strong> 1970)<br />
Gliederung Maßeinheit Größenklassen in Hektar<br />
5-10 10-15 15-20 50-100 100-150 150-200 200-250<br />
Untersuchte Betriebe Anzahl 3 4 10 7 4 3 2<br />
LN<br />
ha 7,44 13,39 18,26 72,84 132,96 178,69 232,50<br />
LN in Eigenbewirt-<br />
schaftung % 63 29 40 53 23 - 100<br />
AK Anzahl 1,85 1,81 2,35 5,63 7,72 9,67 11,50<br />
Familien-AK-Anteil a •0 99 95 91 34 24 1 1 -<br />
Landw. Kapital:<br />
Wert 1 000 L/AK 2 058 2 309 2 828 5 844 6 59 5 5 988 5 942<br />
1 000 L/ha 512 312 364 452 383 324 294<br />
Rinder ..<br />
ohne Rinder'*'<br />
Anzahl 7 2 5 2 7 42 - -<br />
1 000 L/ha 305 281 305 371 315 324 294<br />
2)<br />
Einteilung der LN :<br />
Reis % 53,4 94,0 83,2 90,9 90,7 89,7 91,4<br />
Getreide % 26,7 2,6 5,5 6,1 1,9 4,5 2,4<br />
Mais % 6,1 0,7 3,6 1,3 0,7 0,5 3,0<br />
Futterpflanzen % 13,8 1,5 1 , 1 4,2 5,3 3,2<br />
permanente Weiden % - 2,7 6,2 0,6 ,b ~ “<br />
Technische Indizes:<br />
LN/AK ha 4,02 7,40 7,77 12,93 17,22 18,48 20 ,21<br />
Arbeitsst<strong>und</strong>en/ha h 725 335 333 204 156 135 114<br />
Großv i eheinheit/ha GVE 0,94 0,14 0,27 0,37 0,3'i<br />
_______ ____ “<br />
1) Rinder sind veranschlagt mit 220 000 L pro Kopf<br />
2) Prozentzahlen aus dem Jahr 1970<br />
Quelle: GRILLENZOHI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.127<br />
Tab. 17: Struktur der Reisbetriebe in der Provinz Pavia<br />
(durchschnittliche Daten gestaffelt nach Größenklassen aus den Jahren 1969 <strong>und</strong> 1970)<br />
Gliede rung<br />
Maßeinheit<br />
5-10<br />
Größenklas<br />
10-15<br />
1) Rinder sind veranschlagt mit 220 000 L pro Kopf<br />
2) Prozentzahlen aus dem Jahr 1970<br />
sen in Hekt ar<br />
15-20 20-50 50-100 100-200<br />
Untersuchte Betriebe An zahl 10 10 5 10 5 4<br />
LN<br />
ha 7,40 13,30 16,88 35,85 85,93 152,43<br />
LN in Eigenbewirt-<br />
schaftung % 32 27 8 5 28 -<br />
AK Anzahl 2,13 2,50 2,49 5,90 8,24 13,01<br />
Familien-AK-Anteil % 98 93 86 58 29 21<br />
Landw. Kapital:<br />
Wert<br />
Rinder<br />
ohne Rinder'*<br />
1 000 L/AK 1 877 2 261 2 881 3 764 5 705 5 954<br />
1 000 L/ha 541 425<br />
425<br />
619<br />
547<br />
508<br />
Anzahl 7 10 14 56 81 138<br />
1 000 L/ha 332 260 245 278 336 308<br />
2)<br />
Einteilung der LN :<br />
Reis % 58,6 60,8 60,6 46,9 50,3 60,0<br />
Getreide % 18,1 21,8 17,5 18,9 13,5 20,2<br />
Mais % 5,7 6,6 10,4 7,0 14,4 6,0<br />
Futterpflanzen % 17,6 10,8 11,5 17,2 11,8 12,8<br />
permanente Weiden % - - - 10,0 10,0 1,0<br />
Technische Indizes:<br />
LN/AK ha 3,47 5,32 6,78 6,08 10,43 11,72<br />
Arbeitsst<strong>und</strong>en/ha h 822 559 409 417 263 223<br />
Großvieheinheit/ha GVE 0,95 0,75 0,82 1,55 0,96 0,91<br />
Quelle: GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.128
120<br />
■ -H<br />
te Arbeiter wird mit 10 000 bis 150 000 L pro Monat (30,- bis<br />
456,- DM) honoriert <strong>und</strong> ist steuerfrei. Die Leistungszulage<br />
kann aber gesammelt am Ende des Jahres ausgezahlt werden. <strong>Der</strong><br />
Arbeitstag beträgt 7,5 St<strong>und</strong>en, zu arbeiten sind im Winter<br />
fünf Tage <strong>und</strong> im Sommer sechs Tage pro Woche, Überst<strong>und</strong>en werden<br />
mit 5 000 L (15,- DM) abgegolten (pers. Auskunft TINARELLI<br />
1976).<br />
Durch die unterschiedliche Organisationsintensität der Betriebe<br />
in den einzelnen Provinzen entstehen unterschiedliche Durchschnittskosten<br />
im Reisbau. Ein Vergleich der Reisbetriebe in<br />
den Provinzen Vercelli <strong>und</strong> Pavia zeigt hier deutliche Unterschiede<br />
(Tabb. 16 <strong>und</strong> 17). Die Betriebe in Vercelli bauen<br />
fast ausschließlich Getreide an, wobei in den mittleren <strong>und</strong><br />
großen Betrieben mit 83 bis 94% der Schwerpunkt im Reisbau<br />
liegt. In Pavia werden nur 50 bis 60% der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche mit Reis kultiviert. Pro Großvieheinheit berechnet<br />
man zusätzlich einen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche.<br />
In Italien wird die Bodenbearbeitung <strong>und</strong> die Nivellierung der<br />
Felder am sorgfältigsten durchgeführt im Vergleich zu den anderen<br />
untersuchten Ländern. Mit einer Bearbeitungstiefe von<br />
ca. 20 cm wird der optimale Durchwurzelungsbereich für den<br />
Reis erfaßt. Hierbei ist darauf hinzuweisen, daß Italien die<br />
Schwierigkeiten der Versalzung nicht kennt, die in den spanischen<br />
<strong>und</strong> französischen Reisgebieten den Anbau stark bestimmen.<br />
Durch die sorgfältige Bodenbearbeitung werden optimale Startbedingungen<br />
für jedes einzelne Samenkorn geschaffen, was bei<br />
der Reife zu einem gleichmäßigen Abreifen des gesamten Bestandes<br />
führt. Das ist wichtig, um die Verluste bei der Ernte <strong>und</strong><br />
Verarbeitung so gering wie möglich zu halten. Was sich hier<br />
als agronomischer Vorteil darstellt, ist andererseits ein<br />
ökonomischer Nachteil, da durch die Sorgfalt die benötigten<br />
Arbeitsst<strong>und</strong>en pro Hektar sich um mehr als 100 St<strong>und</strong>en gegenüber<br />
Frsmkreich erhöhen. Die Erträge <strong>und</strong> Qualitäten rechtfertigen<br />
bislang diesen Aufwand, da sie weit über den französischen<br />
Ergebnissen liegen. Auf lange Sicht jedoch müßte
- 121 -<br />
auch hier eine Rationalisierung der Arbeitskraft angestrebt<br />
werden. Eine Verringerung des Arbeitskräftebedarfs - 1967<br />
wurden 106 Arbeitsst<strong>und</strong>en für einen Hektar Reis in Frankreich<br />
benötigt (AMMANN 1970) <strong>und</strong> 1970 in Italien noch über 200 St<strong>und</strong>en<br />
- auf ca, 30 AKh/ha wie in den Großbetrieben in den U.S.A.<br />
(GRANT <strong>und</strong> MULLINS 1963) wird aber in Europa nicht möglich<br />
werden, da die Kulturlandschaft Europas zu klein strukturiert<br />
ist, als daß noch größere Maschinen, als sie bereits eingesetzt<br />
werden, zur Anwendung kommen könnten. Auch die gebräuchliche<br />
Anwendung von Kleinflugzeugen in den U.S.A. zur Düngung<br />
<strong>und</strong> Unkrautbekämpfung sowie auch teilweise zur Saat, wenn sie<br />
nicht mit der ersten Düngung vom Traktor aus erfolgt, wird<br />
aufgr<strong>und</strong> der Besitzverhältnisse <strong>und</strong> benachbarter Kulturen kaum<br />
eine größere Verbreitung finden.<br />
4.7.4 ökonomischer Vergleich<br />
Gemeinsamkeiten der Reisgebiete in den drei untersuchten Ländern<br />
in Bezug auf die Wirtschaftsweise sind aufgr<strong>und</strong> der sehr<br />
unterschiedlichen klimatischen <strong>und</strong> pedologischen Bedingungen<br />
sowie auch der unterschiedlichen gewerkschaftlichen Organisationen<br />
<strong>und</strong> der Stellung des Reisbaus in den Volkswirtschaften<br />
mit ihrer Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Wirtschaftssystemen<br />
nicht festzustellen. Selbst ein Vergleich über Pachtoder<br />
Erzeugerpreise ist problematisch, da die direkten oder<br />
indirekten Subventionen nur selten erkennbar sind <strong>und</strong> an unterschiedlichen<br />
Stellen in den Produktionsprozeß einfließen.<br />
Die Preise für Paddy beliefen sich 1975<br />
in Spanien auf 1 400 pts/dt (60,03 DM) (S.F.A.A.E. 1976)<br />
in Frankreich auf 70,25 NF/dt (40,33 DM) (S.R.F. 1976)<br />
in Italien auf 13 000 bis 36 000 L/dt (49,00 bis 98,00 DM)<br />
je nach Abgabetermin <strong>und</strong> Sorte (E.N.R. 1976).<br />
Die in Klammern angegebenen in DM umgerechneten Preise sind<br />
nicht unmittelbar zu vergleichen, da die Kaufkraft des Geldes<br />
in den einzelnen Ländern unterschiedlich ist. Sie sollen nur<br />
einen Vergleich der Größenordnung ermöglichen.<br />
Die Pacht richtet sich nicht immer nach den erzielten Erträgen,
- 122 -<br />
sondern auch nach der Lage des Gr<strong>und</strong>stückes zu industriellen<br />
Ansiedlungen. Das wird besonders deutlich in den spanischen<br />
Provinzen Sevilla <strong>und</strong> Valencia. 1975 stellen sich die Pachtpreise<br />
folgendermaßen:<br />
Spanien:<br />
Sevilla:<br />
Valencia:<br />
Tortosa:<br />
Frankreich:<br />
Italien:<br />
3 bis 9 dt Reis<br />
15 000 bis 20 000 pts (643,- bis 858,- DM)<br />
ca. 36 000 pts (1 544,- DM)<br />
18 000 bis 40 000 pts (772,- bis 1 715,- DM)<br />
210 bis 630 NF (121,- bis 362,- DM)<br />
90 000 bis 200 000 L (339,- bis 754,- DM)<br />
Quelle: 1976<br />
F.S.A.A.E.-Sevilla<br />
F.S.A.A.E.-Valencia<br />
F.S.A.A.E.-Tortosa<br />
S.R.F.<br />
E.N.R.<br />
C.I.R.I.<br />
Gemeinsamkeiten läßt der Betriebserfolg der mittleren bis großen<br />
Betriebe in Sevilla <strong>und</strong> Vercelli erkennen, da diese Betriebe<br />
fast ausschließlich auf Reisbau ausgerichtet sind. Sie<br />
sind voll mechanisiert <strong>und</strong> wenden die Direktsaat an. Außerdem<br />
sind sie flexibel genug, sich die neuesten Erkenntnisse in<br />
bezug auf Düngung, Pflanzenschutz <strong>und</strong> Sortenwahl zu eigen zu<br />
machen, <strong>und</strong> das in kürzester Zeit. Die Anbauflächen in Vercelli<br />
stagnieren seit 1973, während sie in der Provinz Sevilla<br />
leicht steigen.<br />
Nicht zuletzt ist das Stagnieren <strong>und</strong> die Abnahme der Gesamtreisflächen<br />
auf einen starken Produktionskostenanstieg im Reisbau<br />
zurückzuführen. Die Produktionskosten für einen Hektar<br />
Reis betrugen in Spanien 1973 ca. 62 000 pts (2 831,- DM),<br />
1975 lag der Betrag schon bei 80 000 pts (3 430,- DM), das<br />
entspricht einer nominalen Steigerung vun 29% (Angabe der<br />
F.S.A.A.E.-Valencia 1976). In Italien mußten von einem<br />
100-ha-Reisbetrieb im Jahre 1972 50 Mio. L (2 734,- DM/ha)<br />
für die Reisproduktion aufgebracht werden <strong>und</strong> 1975 bereits<br />
89 Mio. L (3 354,- DM/ha) (nach C.I.R.I. 1976), das ist sogar<br />
eine nominale Steigerung um 78% innerhalb von drei Jahren.
- 123 -<br />
5. Europäische Sorten<br />
5.1 Physiollgische Voraussetzungen<br />
<strong>Der</strong> Reis, Oryza sativa L., wird nach seiner Herkunft allgemein<br />
in zwei Gruppen eingeteilt: Die Indica-Sorten <strong>und</strong> die Japonica-<br />
Sorten. Die langkörnigen Sorten gehören dabei meistens in die<br />
Indica-Gmippe, die kurzkörnigen in die Japonica-Gruppe. Sorten<br />
mit mittellangem Korn sind überwiegend aus Kreuzungen der beiden<br />
Gruppen entstanden.<br />
Die Japonica-Sorten zeichnen sich durch gute agronomische Eigenschaften<br />
aus wie fester Kornsitz, gute Standfestigkeit,<br />
höhere Ertragfähigkeit, geringere Anfälligkeit gegen Stengelbohrer<br />
<strong>und</strong> gute Ausnutzung von Stickstoffgaben im Gegensatz zu<br />
den Indica-Sorten. Das weiße Endosperm, das r<strong>und</strong>e Korn <strong>und</strong> die<br />
schlechten Kocheigenschaften werden vom Verbraucher aber wenig<br />
geschätzt. Daher ist es heute das Ziel aller Züchtungen, die<br />
positiv eingeschätzten Eigenschaften beider Gruppen so optimal<br />
wie möglich miteinander zu kombinieren.<br />
Die Botanik des Reises <strong>und</strong> seiner Gruppen sowie Varietäten<br />
ist eingehend dargelegt bei GRIST (1965), ANGLADETTE (1966),<br />
TINARELLI (1973) u.a.<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer agronomischen Vorteile <strong>und</strong> einer gewissen Kältetoleranz<br />
werden im Mittelmeerraum überwiegend Japonica-Varietäten<br />
oder Kreuzungen angebaut. Wachtumsminima der Japonica-Typen<br />
liegen durchschnittlich 2° C niedriger als die<br />
der Indica-Typen (ANGLADETTE 1966, S.81 f.). Sie benötigen<br />
eine minimale Keimtemperatur von 11° bis 13° C. Die Keimung<br />
dauert dann bei ausreichender Wasserzufuhr 3 bis 4 Tage. Zur<br />
Blüte im Juli/August sollte eine Mindesttemperatur von 22° C<br />
vorhanden sein (ANGLADETTE, 1966, S.82 <strong>und</strong> 84). Die Dauer<br />
der Vegetationsperiode europäischer Sorten liegt zwischen 120<br />
<strong>und</strong> 185 Tagen (TINARELLI 1973, S.166; LOPEZ CAMPOS 1970, S.51).<br />
Die Bestockungsfähigkeit ist neben Kornzahl je Rispe <strong>und</strong> Korn
- 124 -<br />
gewicht ein weiteres Merkmal zur Steigerung der Ertragsleistung<br />
(HOFFMANN et al. 1970, S.164). 18 bis 21 Tage nach der<br />
Aussaat beginnt die Entwicklung der Nebenhalme, wobei Standweite,<br />
Sorte <strong>und</strong> Bodenfruchtbarkeit auf die Stärke der Bestockung<br />
einvjirken. Raum-, Licht- <strong>und</strong> Nährstoffmangel hemmen<br />
die Bestockung. Sie endet mit dem Rispenschieben. Danach entwickelt<br />
die bewässerte Reispflanze kurz vor der Blütezeit ein<br />
neues, sehr feines Wurzelsystem an der Grenze von Boden <strong>und</strong><br />
Wasser, was vermutlich auf ein zunehmendes Redoxpotential im<br />
unteren Wurzelbereich zurückzuführen ist (BOLHUIS 1971,<br />
S. 259 <strong>und</strong> 261).<br />
Die Kälteresistenz der europäischen Sorten ist besonders wichtig<br />
in zwei Entwicklungsstadien. Im Keimstadium kommt es häufig<br />
vor, daß die Lufttemperaturen unter die minimale Keimtemperatur<br />
sinken, dann sollten die Sorten Uber die Wassertemperatur die<br />
niedrigen Lufttemperaturen ausgleichen können oder ihr Wachstum<br />
leicht verringern aber nicht einstellen, da sonst die Saat durch<br />
Pilzbefall vernichtet wird. Zur Zeit der Blüte führen kühle Temperaturen,<br />
hauptsächlich Nachttemperaturen um 12° C, oder starke<br />
Winde zu teilweiser oder vollständiger Sterilität der Ährchen.<br />
Daher ist man bemüht, Sorten zu züchten, die auf diese Widrigkeiten<br />
nur mit Teilsterilität reagieren <strong>und</strong> über eine verstärkte<br />
Einlagerung von Kohlehydraten <strong>und</strong> Eiweiß in die verbliebenen Caryopsen<br />
den Ertrag konstant halten. So zeigen die französischen<br />
Sorten CIGALON, DELTA, ARLESIENNE <strong>und</strong> die italienische Sorte RO<br />
MA Teilsterilität. Hingegen ist bei den italienischen Sorten<br />
ARBORIO <strong>und</strong> BONNI eine totale Sterilität einzelner Pflanzen festzustellen,<br />
die Ernteverluste bis zu 65% hervorrufen kann (pers.<br />
Auskunft von MARIE <strong>und</strong> RUSSO 1976).<br />
Bei der Keimung ist das Lichtbedürfnis des Reises wenig oder<br />
gar nicht ausgeprägt. Hingegen bedarf er viel Licht bei der Entwicklung<br />
der Keimlinge. Dadurch wird die Assimilation <strong>und</strong> die<br />
Ausbildung des Wurzelsystems gefördert. Ungefähr die Hälfte des<br />
gesamten Lichtbedarfs sollte in den ersten zwei Monaten zur Verfügung<br />
stehen (BOLHUIS 1971, S.262).
125<br />
Die Anpassung bestimmter Sorten hängt überwiegend von ihren<br />
Ansprüchen an die Photoperiode ab, die wiederum durch Temperaturbedingungen<br />
modifiziert werden kann. Das Gedeihen der Sorten<br />
ist also photoperiodisch-thermischen Einflüssen unterworfen.<br />
Hierin liegen die Ursachen, daß die Sorten IR 8 <strong>und</strong><br />
IR 20, die an den Kurztag <strong>und</strong> das Klima in den Tropen angepaßt<br />
sind, in höheren Breiten mit längeren Tagen vegetativ bleiben<br />
oder erst in die generative Phase eintreten, wenn im Herbst<br />
die kürzere Tageslänge ihrer genetischen Anlage entspricht<br />
(ausführlich referiert GRIST 1965, S.lOl ff. darüber).<br />
Auch der Anspruch der Sorten auf Düngung ist ein Kriterium<br />
zur Ertragssteigerung. Dabei bringen kurzstrohige Sorten mit<br />
vielen kurzen Rispen einen höheren Kornertrag bei starker<br />
N-Düngung als Sorten mit langem Halm <strong>und</strong> wenigen schweren<br />
Rispen (HOFFMANN et al. 1970, S.165). Zu hohe N-Gaben bewirken<br />
ein vorzeitiges Lagern des Getreides, wodurch der erwartete<br />
Mehrertrag nicht realisiert werden kann. Außerdem wird<br />
durch hohe N-Gaben das Abreifen verzögert <strong>und</strong> die Krankheitsanfälligkeit<br />
erhöht.<br />
P-Düngung fördert den Reifeprozeß <strong>und</strong> die Bestockung.<br />
5.2 Zuchtziele .<br />
Alle europäischen Sorten gehören vom Gr<strong>und</strong>typ ausschließlich<br />
der Japonica-Gruppe an. Daher besitzen die herkömmlichen europäischen<br />
Sorten eine r<strong>und</strong>e bis mittlere Kornform. Erst in den<br />
letzten 15 Jahren wird aufgr<strong>und</strong> von Ergebnissen weitangelegter<br />
Marktforschung auf eine lange Kornform bei der Züchtung neuer<br />
Sorten Wert gelegt. Durch Einkreuzen von Indica-Sorten ist es<br />
gelungen, eine längliche Kornform zu erreichen <strong>und</strong> damit die<br />
Qualität zu verbessern. Die Selektion nach Eiweiß- <strong>und</strong> Kohlehydratgehalt<br />
sowie nach kulinarischer Qualität <strong>und</strong> Kocheigenschaften<br />
steht heute bei der Züchtung neuer Sorten gleichberechtigt<br />
neben dem Ziel zur Steigerung der Ertragsfähigkeit.
- 126 -<br />
Ein hohes Ausnutzungsvermögen von Nährstoffen verb<strong>und</strong>en mit hoher<br />
Standfestigkeit sind die ältesten Züchtungsziele, die eine<br />
maximale Ertragsfähigkeit im Auge hatten. Kreuzungen von spanischen<br />
mit italienischen Sorten brachten bereits kurz nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg angepaßte Sorten, die diesen Zielen entsprachen.<br />
In Verbindung mit der N-Aufnahmefähigkeit wird heute<br />
stets eine Selektion auf Standfestigkeit durchgeführt, da lagerndes<br />
oder auch nur leicht lagerndes Getreide der mechanisierten<br />
Ernte abträglich ist <strong>und</strong> Ertragsverluste mit sich<br />
bringt.<br />
In jedem Züchtungsprogramm wird das gleichmäßige Abreifen des<br />
Bestandes beachtet, da dadurch die Kornverluste niedrig gehalten<br />
werden können. Gleichmäßiges Abreifen <strong>und</strong> eine hohe Ausfallresistenz<br />
sind Forderungen, die bei der zunehmenden mechanisierten<br />
Wirtschaftsweise immer wichtiger werden.<br />
In Italien besteht ein Programm zur Selektion Piriculariaoryzae-resistenter<br />
Sorten, da alle italienischen Sorten mehr<br />
oder weniger stark anfällig sind. Auch die Resistenz der Sorten<br />
gegenüber Helminthosporium oryzae <strong>und</strong> Fusarium moniliforme<br />
wird überprüft (TINARELLI 1973, S.175).<br />
Die Resistenz von Sorten gegen parasitären Insektenbefall des<br />
Reises ist in den europäischen Ländern noch nicht in einem<br />
Züchtungsprogramm untersucht worden.<br />
Da in Europa das kühle Klima den begrenzenden Faktor für den<br />
Reisbau darstellt, braucht nicht weiter erwähnt zu werden, daß<br />
besonders kältetolerante Sorten zur Weiterzüchtung verwandt<br />
werden. Oberprüft werden die Auswirkungen von niedrigen Temperaturen<br />
auf die verschiedenen Entwicklungsphasen der Reispflanze.<br />
In den sechziger Jahren war eine Hinwendung zur Züchtung von<br />
regional angepaßten Sorten zu verzeichnen, was auf die unterschiedlichen<br />
geographischen <strong>und</strong> klimatischen Verhältnisse der<br />
europäischen Reisbaugebiete zurückzuführen ist. Diese Tendenz
- 127 -<br />
ist besonders in Spanien zu bemerken, wo Sorten wie LISO <strong>und</strong><br />
GIRONA entstanden. LISO ist an die nördlichen <strong>und</strong> etwas höher<br />
gelegenen Gebiete angepaßt, weil sie kältetolerant ist <strong>und</strong><br />
trotz ihrer’ kurzen Vegetationszeit einen ausreichenden Ertrag<br />
bringt. GIRONA hingegen ist eine sehr späte Sorte, die ausschließlich<br />
in den Mai'ismas angebaut wird, da sie nur dort<br />
ansraifon kann.<br />
<strong>Der</strong> europäische Reisbau neigt zu späten Sorten, da sic letztlich<br />
einen höheren Ertrag garantieren. Uie Reifezeiten werden<br />
folgendermaßen eingeteilt:<br />
- frühreif - 120 bis 140 Tage Vegetationsdauer<br />
- mittelspät - 140 bis 160 " "<br />
- spät - 160 bis 180 " "<br />
- sehr spät - über 180 " "<br />
Besonders in den spanischen Neuzüchtungen ist die Tendenz zur<br />
verlängerten Vegetationszeit deutlich zu erkennen. Die Sorten<br />
BAHIA, GIRONA <strong>und</strong> SEQUIAL sind dafür beispielhaft (Tabb. 18<br />
<strong>und</strong> 2 2 ).<br />
5.3 Europäische 'Sorten, <strong>und</strong> ihre Verbreitung<br />
5.3.1 Spanien<br />
5.3.1.1 Sorten<br />
GIRONA, eine relativ neue Sorte von mittlerer Kornform, ist in<br />
den Marismas durch spontane Mutation der italienischen Sorte<br />
STIRPE 136 <strong>und</strong> anschließender Selektion 1961 entstanden. Sie<br />
wird auch ausschließlich in den Marismas angebaut, da sie nur<br />
dort mit ihrer außergewöhnlich langen Vegetationszeit von<br />
185 Tagen zur Reife kommt <strong>und</strong> überdurchschnittliche Erträge<br />
liefert (bis zu 80 dt/ha).<br />
Zwei ertragreiche R<strong>und</strong>kornsorten aus Italien <strong>und</strong> Spanien als<br />
Kreuzungspartner brachten die Sorte BALLILA x SOLLANA hervor.<br />
In dieser Kreuzung zeigt sich das Bemühen der spanischen Züchter,<br />
eigene, an die ökologischen Verhältnisse angepaßte Sorten<br />
zu entwickeln.
- 128<br />
Die Sorte LISO, die aus dieser Kreuzung selektiert wurde, hat<br />
eine kürzere Vegetationszeit <strong>und</strong> geringere Standfestigkeit. Sie<br />
ist trotzdem ertragreich, außerdem kältetolerant <strong>und</strong> gut für die<br />
Pflanzmethode geeignet. Heute wird sie nur noch selten angebaut,<br />
da der Reisbau in den nördlichen <strong>und</strong> höher gelegenen<br />
Reisgebieten fast völlig aufgegeben ist <strong>und</strong> sich die Anbaumethoden<br />
gewandelt haben.<br />
Alle neueren spanischen Züchtungen besitzen ein mittellanges<br />
Korn <strong>und</strong> eine lange Vegetationszeit, so auch die Sorte SEQUIAL.<br />
Sie entstand 1956 aus der Kreuzung der beiden italienischen<br />
Sorten STIRPE 136 x BALLILA <strong>und</strong> zeichnet sich durch hohe Standfestigkeit,<br />
Enrochat- <strong>und</strong> Pyriculariaresistenz sowie gute<br />
Ertragsfähigkeit aus (vgl. S. 160, Tab. 29 <strong>und</strong> S. 162).<br />
1957 entstand aus einer Kreuzung von BALLILA x H.Y. 2 die Sorte<br />
BAHIA. Sie hat die gleichen argonomischen Kennzeichen wie<br />
SEQUIAL, nur ist sie für Enrochat anfällig. Beide Sorten sind<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Erträge <strong>und</strong> ihrer großen Standfestigkeit<br />
besonders gut für die Vollmechanisierung des Reisbaus bei<br />
direkter Saat geeignet.<br />
nische Sorte MATUSAKA. Sie ist standfest auch bei hohen Sticku<br />
c<br />
(U<br />
Als man nach 19*f5 erkannte, daß die regionalen klimatischen<br />
Bedingungen von großer Wirkung auf Wachstum, Ertrag <strong>und</strong> Anfälligkeit<br />
sind, baute man neben den eigenen Neuzüchtungen auch<br />
ausländische Züchtungen an, die aus klimatisch ähnlichen<br />
Regionen kamen. In diesem Zusammenhang sind die Sorten FRANCES,<br />
MATUSAKA <strong>und</strong> ITALPATNA zu nennen.<br />
FRANCES kam 1957 über FranlaCO<br />
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Mit Beginn der sechziger Jahre erscheint im Ebrodelta die japa
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- 130 -<br />
stoffgaben, allerdings ist sie anfällig gegen Stengelbohrer<br />
<strong>und</strong> Pilzkrankheiten.<br />
Die italienische Züchtung ITALPATNA erlangte in Spanien relativ<br />
gesehen eine größere Bedeutung als in Italien. Sie ist<br />
sehr stark krankheitsanfällig. In den Marismas kommen Pilzkrankheiten<br />
aber nur selten vor, deshalb konnte sich diese<br />
Sorte dort sehr schnell ausbreiten. Ihre Vorzüge liegen in der<br />
langen Kornform, ihrer guten Qualität <strong>und</strong> ihren agronomischtechnischen<br />
Merkmalen.<br />
5.3.1.2 Die Verbreitung der Sorten<br />
<strong>Der</strong> Anbau der r<strong>und</strong>körnigen Sorten ist in Spanien Tradition. Das<br />
schlägt sich auch in den Züchtungsergebnissen nieder. Selbst<br />
die neueren erfolgreichen Züchtungen haben keine Langkornsorte<br />
erbracht (Tab.18). So vmrden 1971 nur 3% der gesamten spanischen<br />
Reisbaufläche mit Langkornsorten bestellt (LOPEZ CAMPOZ<br />
1973). In den letzten Jahren werden verstärkt die spanischen<br />
Züchtungen angebaut, die eine mittlere Kornlänge, eine hohe<br />
Ertragsfähigkeit <strong>und</strong> eine gute technische <strong>und</strong> kulinarische<br />
Qualität besitzen (Tab. 19). Diese Tendenz zeichnet sich gut<br />
in der Anbaustatistik ab; denn die r<strong>und</strong>körnige Sorte BALLILA x<br />
SOLLANA war bis 1971 die am häufigsten angebaute Sorte in<br />
Spanien mit 35% der Gesamtanbaufläche. 1974 war es die Sorte<br />
BAHIA mit einer mittleren Kornform, die über 40% der Anbaufläche<br />
einnahm (LOPEZ CAMPOS et al. 1975, S.55).<br />
Regional gesehen nahm in den Marismas die Sorte GIRONA 1973<br />
fast 50% der Gesamtfläche ein. 1974 <strong>und</strong> 1975 wurde sie durch<br />
die Sorte BAHIA überflügelt . Das entspricht für 1975 20% der<br />
Gesamtreisbaufläche <strong>Spaniens</strong> <strong>und</strong> 55,3% des marismenischen Gebietes.<br />
Insgesamt werden dort 92,3% der Fläche mit den Sorten<br />
BAHIA, GIRONA <strong>und</strong> ITALPATNA bestellt. ITALPATNA wird in den<br />
Marismas immer häufiger angebaut, da sich gerade dort ein Markt<br />
für Mittel- <strong>und</strong> Langkornsorten stärker entwickelt hat als in<br />
den östlichen Anbaugebieten. Außerdem stehen noch keine eigenen
131<br />
Tab. 19: Verbreitung der Sorten in der Provinz Sevilla<br />
Sorten<br />
Anbaufläche in ha in den Jahren<br />
1972 1973 1974 1975<br />
Girona 10 448,14 10 675,71 7 206,26 6 238,63<br />
Bahia 5 123,83 6 198,26 8 184,58 12 564,45<br />
Italpatna 1 583,71 1 973,17 4 183,63 2 129,37<br />
Sequial 1 730,21 842,55 755,48 894,46<br />
Frances 303,90 384,48 496,64 457,56<br />
R. Bersani 340,43 375,20 627,55 35,00<br />
Blue Belle 348,07 190,63 330,30 32,00<br />
Moscardo - 182,14 8,88 108,31<br />
Nano X Sollana 171,33 157,10 26,70 -<br />
Ribe 95,85 152,51 262,14 79,70<br />
Ballila 1 383,35 134,58 65,72 57,56<br />
Ballila X<br />
Sollana 180,64 62,56 44,60 -<br />
andere 127,60 544,42 381,96 129,10<br />
Summe 21 837,06 21 873,31 22 574,44 22 726,14<br />
Spanien gesamt 58 284,— 58 949 ,— 60 563,— 61 635,--<br />
Quelle: F.S.A.A.E.-Sevilla 1976<br />
Tab. 20: Saatgutmenge bei direkter Aussaat (kg/ha)<br />
Gebiet<br />
Marismas<br />
Albufera<br />
Ebrodelta<br />
r<strong>und</strong><br />
Sorte<br />
mittel<br />
lang<br />
Verbrauch<br />
allgemein<br />
200<br />
120-150<br />
150<br />
Saatgutpreise<br />
1975<br />
2 100 pts/dt<br />
(2 90,05 DM)<br />
wie Marismas<br />
wie Marismas<br />
Rhonedelta 160-180 - 180-220 - N.N.<br />
Poebene 140-150 170-190 200-250 r<strong>und</strong>: 22 100 L/dt<br />
83,29 DM)<br />
lang: 23 300 L/dt<br />
(d 87,82 DM)<br />
Quelle: CORNET 1972<br />
TINARELLI 1973<br />
LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />
C.I.R.I.-Studie 1976<br />
F.S.A.A.E.-Valencia 1976
132 -<br />
ertragreichen langkörnigen Sorten zur Verfügung.<br />
Im Ebrodelta erreichte die japanische Sorte MATUSAKA 1969<br />
ihre größte Verbreitung. Ihre Anbaufläche von 7 900 ha entsprach<br />
12,2% der gesamten spanischen Reisbaufläche (LOPEZ CAM-<br />
POS 1970, S.69). Heute wird sie durch die spanischen Sorten<br />
SEQUIAL <strong>und</strong> BAHIA verdrängt.<br />
Die Angaben über die Saatgutmenge (Tab. 20) sind bezeichnend<br />
für die herrschenden Anbautendenzen in den betreffenden Ländern.<br />
So wird in Spanien nicht nach der Sorte unterschieden.<br />
Mithin wird dort immer noch überwiegend von R<strong>und</strong>kornsorten bei<br />
der Saatgutmengenberechnung ausgegangen. Eine Ausnahme bilden<br />
die Marismas, deren hoher Saatgutbedarf auf den Anbau<br />
mittlerer bis langer Kornsorten schließen läßt.<br />
Die Bemühungen <strong>Spaniens</strong> um eigene Züchtungen haben erstaunlich<br />
schnellen Erfolg gehabt. 1964 wurden über 65% der Anbaufläche<br />
mit ausländischen Sorten bebaut, 1974 waren es nur noch knapp<br />
16%. 72% sind Züchtungen des INIA (Institute Nacional de Investigaciones<br />
Agrarias), die verbleibenden 12% sind meist regionale<br />
Landsorten (LOPEZ CAMPOS et al. 1975, S.61).<br />
Bei einem doch absehbaren Eintritt <strong>Spaniens</strong> in die EG wird der<br />
Reis einen Aufschwung erfahren, da Italien praktisch der einzige<br />
Erzeuger von Reis in der Gemeinschaft ist. Dann werden<br />
sich aber auch die spanischen Züchter <strong>und</strong> Reisbauern auf die<br />
Produktion von langkörnigem Qualitätsreis umstellen müssen,<br />
um mit dem italienischen Reis konkurrieren zu können.<br />
5.3.2 Frankreich<br />
5.3.2.1 Sorten<br />
International gesehen sind die französischen Sorten von geringer<br />
Bedeutung trotz eines hohen Ertragspotentials <strong>und</strong> guter<br />
Anpassung an die Mechanisierung im Reisbau. Ihre relativ ge-
- 133 -<br />
ringe Bedeutung ist auf ihre hohe Krankheitsanfälligkeit zurückzuführen.<br />
Außerdem sind diese Sorten frühreif oder mittelfrüh.<br />
<strong>Der</strong> europäische Reisbau aber neigt zu späten Sorten<br />
(Tabb. 18 <strong>und</strong> 22).<br />
Die erste französische Neuzüchtung aus den italienischen Kreuzungspartnern<br />
SESIA X ALLORIO im Jahre 1959, die Sorte CESARIOT,<br />
ist heute in dem offiziellen Sortenkatalog nicht mehr vorhanden.<br />
Sie wurde ersetzt durch die Sorte DELTA.<br />
ARLESIENNE, eine mittelfühe Sorte, ist ein Hybride aus den<br />
italienischen Sorten STIRPE 133 x SENATORE NOVELLI. Sie erschien<br />
1960. Die Kornform ist lang. Sie ist gekennzeichnet<br />
durch eine hohe Empfindlichkeit gegen tiefe Temperaturen, eine<br />
mittlere bis gute Ertragsfähigkeit aufgr<strong>und</strong> einer festen Spindel,<br />
geringer Lagerneigung <strong>und</strong> einer relativen Resistenz<br />
gegen Pilzbefall.<br />
1961 entstand die Sorte CIGALON aus BALLILA 1 x ALLORIO **6.<br />
Sie ist eine frühreifende r<strong>und</strong>körnige Sorte von guter Standfestigkeit.<br />
1970 wurde die Sorte CRISTAL in den französischen Sortenkatalog<br />
aufgenommen, obwohl sie bereits 1959 aus der Kreuzung von<br />
BALLILA 28 x (STIRPE 136-2 x SESIA) K entstand. Sie besitzt<br />
eine mittlere Kornform <strong>und</strong> eine mittlere Vegetationszeit. Sie<br />
ist angepaßt an die Vollmechanisierung <strong>und</strong> läßt sich gut verarbeiten.<br />
Die erfolgreichste französische Sorte ist DELTA. Sie entstand<br />
durch Mutation aus der Sorte CESARIOT. Sie ist eine mittelfrühe<br />
Sorte von hoher Ertragsfähigkeit (ca. 60 dt/ha). Ihr<br />
Korn ist lang <strong>und</strong> durchscheinend. Aufgr<strong>und</strong> ihrer festen Spindel<br />
<strong>und</strong> Standfestigkeit ist sie gut an die mechanisierte Wirtschaftsweise<br />
angepaßt (Tab. 21).
5.3.2.2<br />
- 135 -<br />
Die Verbreitung der Sorten<br />
In den fünfziger Jahren, als man in Spanien bereits eigene<br />
Neuzüchtungen großräumig kultivierte, wurden in Frankreich<br />
noch italienische <strong>und</strong> japanische Sorten angebaut. Erst mit<br />
Beginn der sechziger Jahre erschienen die französischen Züchtungen<br />
<strong>und</strong> haben die ausländischen in relativ kurzer Zeit verdrängt.<br />
1975 wurde die Sorte DELTA am häufigsten angebaut, gefolgt<br />
von RIBE, die italienischer Herkunft ist.<br />
In Frankreich unterscheidet man nur zwischen Lang- <strong>und</strong> R<strong>und</strong>kornsorten,<br />
wobei mittlere Kornsorten bereits als "langkörnig"<br />
eingestuft werden. Das zeigt sich auch darin, daß in dieser<br />
Sparte Saatgutmengen unter 200 kg/ha benötigt werden. R<strong>und</strong>kornreis<br />
benötigt im Durchschnitt 120 bis 150 kg/ha; daß in<br />
Frankreich davon Mengen bis 180 kg/ha benötigt werden, kann<br />
entweder als Vorbeugung gegen widriges Klima gewertet werden<br />
oder ist auf eine geringe Keimkraft der französischen Sorten<br />
zurückzuführen oder aber auf beides in Verbindung mit salzhaltigem<br />
Boden <strong>und</strong> salzhaltigem Rieselwasser (Tab. 20).<br />
Aus der Abbildung 11 (S. 141) geht hervor, daß <strong>Frankreichs</strong><br />
Reisbau lange auf Ertragssteigerung ausgerichtet war, die<br />
aufgr<strong>und</strong> der klimatischen Bedingungen in der Camargue nur<br />
über R<strong>und</strong>kornsorten erreicht werden konnte (vgl. Hektarerträge<br />
in Tab. 9).<br />
In den Anbaugewohnheiten sind starke Schwankungen zu verzeichnen<br />
(Abb. 11). Diese Schwankungen sind überwiegend auf<br />
Preis- <strong>und</strong> Ertragshöhe zurückzuführen; denn an Tradition ist<br />
der französische Reisbau nicht geb<strong>und</strong>en. Als 1971 erstmalig<br />
der Langkornanbau sprunghaft auf 68% der Gesamtfläche stieg,<br />
erzielte er nur einen durchschnittlichen Hektarertrag von<br />
33,4 dt im Gegensatz zu den bisher vorherrschenden r<strong>und</strong>körnigen<br />
Sorten mit 44,2 dt. 1972 fiel dann auch der Langkornanbau<br />
auf 50% der Gesamtfläche zurück, stieg aber in den<br />
folgenden Jahren wieder. 1975 wurden 65% der gesamten Reis-
- 136 -<br />
fläche mit DELTA bestellt <strong>und</strong> 20% mit der Sorte RIBE, die<br />
beide Langkornsorten sind (pers. Auskunft MARIE 1976).<br />
5.3,3 Italien<br />
5.3.3.1 Sorten<br />
Italien ist mit seinen Sorten führend auf dem europäischen<br />
Reismarkt. Hatten die älteren Sorten eine hohe Anpassungsfähigkeit<br />
an alle Standorte, so zeigen die neueren Sorten<br />
eine Angepaßtheit an die italienischen Standorte. Die Vegetationszeiten<br />
dieser Sorten sind durchschnittlich kürzer<br />
als in Spanien aber länger als in Frankreich (Tabb. 18, 21,<br />
22). Es wird damit versucht, den VegetationsZyklus so optimal<br />
wie möglich an die klimatischen Gegebenheiten <strong>Italiens</strong><br />
anzupassen.<br />
Eine Sorte, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg angebaut<br />
wurde, ist ARBORIO. Sie entstand aus der Kreuzung von VIALONE<br />
X LADY WRIGHT. Das Korn ist groß <strong>und</strong> r<strong>und</strong>, die Ertragsfähigkeit<br />
schlecht. Sie besitzt eine mittlere Resistenz gegen<br />
Pilzkrankheiten <strong>und</strong> ist nur bedingt standfest.<br />
Als Kreuzungspartner mit STIRPE 136 für die jüngste Neuzüchtung<br />
BALDO hat sie sich bewährt. Diese Sorte ist mittelspät<br />
<strong>und</strong> von langer Kornform <strong>und</strong> guter Ertragsfähigkeit. Eine<br />
mittlere Standfestigkeit, eine mittlere Resistenz gegen Piricularia<br />
oryzae <strong>und</strong> eine Anfälligkeit gegen Fusarium moniliforme<br />
sind die agronomischen Kennzeichen dieser Sorte.<br />
BALLILA enstand 1937 aus der Selektion von CHINESE ORIGINARIO.<br />
Sie ist eine R<strong>und</strong>kornsorte von extrem guter Ertrags!ähig-<br />
1)<br />
keit . Sie ist standfest <strong>und</strong> anpassungsfähig. Hohe Stickstoffgaben<br />
kann sie gut auswerten . Sie wird relativ stark<br />
von Pilzkrankheiten heimgesucht. Doch ihre Vorzüge sind in den<br />
neuen Sorten erhalten.<br />
1) Die höchsten Erträge brachte sie in Sevilla mit 120 dt/ha.
- 137 -<br />
BALLILA X R 77 sind die Eltern der Sorte ROMA. Sie ist eine<br />
späte Sorte mit langem Korn, äußerst standfest <strong>und</strong> resistent<br />
gegen Pilzkrankheiten. Sie reagiert empfindlich auf verspätete<br />
Aussaat nach dem 30. April, da sie zur Zeit der Blüte hohe<br />
Temperaturen braucht. Diese Temperaturen bietet nur der Juli.<br />
Bei niedrigen Temperaturen bleiben die oberen Ährchen steril.<br />
Die Sorte RIBE, aus der Kreuzung BALLILA x RINALDO BERSANI<br />
hervorgegangen, ist mittelspät, langkörnig <strong>und</strong> unter günstigen<br />
Voraussetzungen sehr ertragsfähig. Sie besitzt eine geringe<br />
Standfestigkeit <strong>und</strong> eine gute Krankheitsresistenz.<br />
RINGO wurde ca. 3 Jahre später aus den gleichen Kreuzungspartnern<br />
v;ie RIBE gezüchtet. Sie zeichnet sich durch die gleichen<br />
Eigenschaften aus, nur ist der Vegetationszyklus um ca.<br />
15 Tage kürzer <strong>und</strong> damit die Möglichkeit einer späten Aussaat<br />
Ende Mai gegeben.<br />
Aus der Kreuzung von (AGOSTANO x P 6) x BLUE ROSE ist die<br />
Sorte ITALPATNA entstanden. Aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Krankheitsanfälligkeit<br />
konnte sie in Italien keine große Bedeutung erringen<br />
trotz guter Ertragsfähigkeit <strong>und</strong> Qualität. Auch ihre<br />
Standfestigkeit ist nicht groß.<br />
ROSA MARQUETTI ist eine frühe Sorte, die aus natürlichen Hybriden<br />
selektiert wurde, mit einer mittleren Kornform <strong>und</strong><br />
hoher Ertragskapazität - auch bei später Aussaat - aber von<br />
geringer Standfestigkeit. Sie besitzt eine gute bis mittlere<br />
Resistenz gegen Pilzkrankheiten.<br />
Zu den neuesten Züchtungen gehört ANSEATICO, eine Kreuzung<br />
aus BAJAMG x ALLORIO. Sie ist mittelspät <strong>und</strong> langkörnig. Das<br />
qualitativ hochwertige Endosperm ist durchsichtig <strong>und</strong> entspricht<br />
damit vollkommen den Verbraucheransprüchen in der EG.<br />
Weiterhin wird sie gekennzeichnet durch hohe Standfestigkeit<br />
<strong>und</strong> eine mittlere Krankheitsanfälligkeit.<br />
Auch SILLA ist eine vielversprechende Neuzüchtung, die aus der
- 139 -<br />
Sorte ROCCA selektiert wurde. Ihr Vegetationszyklus ist mit<br />
135 Tagen äußerst kurz. Die Kornform ist lang <strong>und</strong> durchsichtig.<br />
Sie ist von geringer Standfestigkeit aber von hoher<br />
Krankheitsresistenz. Durch ihre Frühreife eignet sie sich zur<br />
späten Aussaat, was in klimatisch ungünstigen Jahren besonders<br />
geschätzt wird, <strong>und</strong> bringt daher noch hohe Erträge im Gegensatz<br />
zu anderen frühen <strong>und</strong> mittelspäten Sorten,<br />
5.3.3.2 Die Verbreitung der Sorten<br />
Die italienischen Erfolgssorten sind überwiegend alte Züchtungen<br />
aus den dreißiger <strong>und</strong> vierziger Jahren. So ist die<br />
heute noch am häufigsten angebaute Sorte BALLILA seit 1939<br />
angebaut worden. Die ältere Sorte ORIGINARIO wurde nach dem<br />
Krieg durch sie zunehmend verdrängt, trotz ihrer r<strong>und</strong>en Kornform.<br />
Aber ihre hohen Erträge <strong>und</strong> ihre Anpassungsfähigkeit an<br />
die veränderten agronomischen <strong>und</strong> technischen Verhältnisse<br />
machten sie bei den Reisfarmern immer beliebter, so daß sie<br />
1975 immer noch die am häufigsten angebaute Sorte <strong>Italiens</strong><br />
war. Das konnten auch ihre relative Krankheitsanfälligkeit<br />
<strong>und</strong> der verstärkte Anbau der neuen Hochleistungssorten mit<br />
mittlerem <strong>und</strong> langem Korn seit ca. 1965 nicht verhindern.<br />
Die Anpassungs- <strong>und</strong> Ertragsfähigkeit sind auch die Gründe,<br />
warum sie in vielen Neuzüchtungen als Kreuzungspartner erscheint,<br />
wie in den Sorten RIBE <strong>und</strong> ROMA, die sich sehr<br />
schnell einen Platz in der Gruppe der Langkornsorten erobern<br />
konnten. 1975 standen RIBE an dritter <strong>und</strong> ROMA an<br />
sechster Stelle der italienischen Anbaulisten (Tab. 23).<br />
Mit Beginn der sechziger Jahre setzte eine verstärkte Tätigkeit<br />
in der italienischen Züchtung ein, deren Erfolg sich<br />
bereits Mitte bis Ende der sechziger Jahre in den Anbaustatistiken<br />
zeigte. Dort erschienen Sorten mit mittlerem Korn<br />
wie LIETO <strong>und</strong> ROSA MARCHETTI sowie Langkornsorten wie ANSE-<br />
ATICO, EUROPA, BALDO, ITALPATNA, RINGO <strong>und</strong> ROMA. Hiermit hat<br />
sich der italienische Reisbau sehr schnell an die veränderten<br />
Verbraucherwünsche <strong>und</strong> die europäische Marktsituation ange-
140 -<br />
Tab. 23: Die Verbreitung der Sorten in Italien<br />
Sorten<br />
Anbaufläche in ha in den Jahren<br />
1973 1974 1975<br />
Bailila 51 188 54 703 49 827<br />
Bahia 10 749 13 019 22 106<br />
Ribe 22 705 19 494 18 482<br />
Arborio 33 590 26 713 15 248<br />
Baldo 2 664 2 2 2 1 1 972<br />
Ringo 9 958 9 288 13 183<br />
S. Andrea 3 255 3 296 3 415<br />
Roma 21 520 17 786 14 515<br />
Precoce Monticelli 2 145 1 806 1 905<br />
Romeo 6 484 5 404 4 503<br />
Rosa Marquetti 6 742 4 597 4 428<br />
Vialone Nano 5 333 5 466 4 244<br />
Ballila g.g. 1 891 1 544 1 280<br />
andere 16 042 15 265 20 206<br />
Summe 194 266 180 602 175 314<br />
Quelle: I.N.E.A. Relazione 1974 <strong>und</strong> 1975<br />
paßt. Mit diesen Sorten ist Italien bestrebt, die amerikanische<br />
Konkurrenz in der EG mit den Indica-Sorten wie BLUE<br />
BONNET, BLUE ROSE, REXORA <strong>und</strong> CENTURY PATNA aus zuschalten.<br />
Die Eltern der italienischen Neuzüchtungen sind überweigend<br />
angepaßte, ertragreiche <strong>und</strong> resistente europäische Sorten.<br />
Trotzdem kommt es vor, daß Sorten wieder aus den Anbaulisten<br />
verschwinden, da sie in dem italienischen Klima wegen ihrer<br />
Krankheitsanfälligkeit keine größere Verbreitung finden konnten<br />
wie die Sorte ITALPATNA. In Spanien hat sie einige Bedeutung<br />
erlangt. Umgekehrt hat sich die spanische Sorte BAHIA<br />
in Italien an die zweite Stelle geschoben <strong>und</strong> nahm damit 1975<br />
12,61% der gesamten italienischen Reisbaufläche ein.
141<br />
Abb. 11;<br />
Entw icklung des Anbaus von Sorten m it r<strong>und</strong>em <strong>und</strong> langem Korn<br />
in Frankreich von 1958 - 1975 (Angaben des S ynd ic at des R is i-<br />
cutteurs de France)<br />
Abb. 11a:<br />
1958 60 62 67. 66 68 70 72 74 76<br />
Entw icklung des Anbaus von Sorten m it r<strong>und</strong>em .m ittle re m <strong>und</strong><br />
langem Korn in Ita lie n von 1958 - 1975 (Angaben der Ente N a tio <br />
nale R is l)
1H2 -<br />
Es zeigt sich, daß die Anbaugewohnheiten relativ konstant<br />
sind (Abb. 11). Mit Beginn der sechziger Jahre werden erstmalig<br />
in Italien mehr Langkornsorten angebaut. In den Jahren<br />
zwischen 1965 <strong>und</strong> 1975 wurden stets über 50% der Reisbaufläche<br />
mit diesen Sorten bestellt. Ähnlich konstant ist auch der<br />
Anbau von R<strong>und</strong>korn- <strong>und</strong> Mittellangkornsorten (Abb. 11 <strong>und</strong> 11a).<br />
Italien ist das einzige Land, in dem genaue Kennzahlen über<br />
die Sorten mit unterschiedlicher Kornform angegeben werden.<br />
Schon hierin zeigt sich eine starke Orientierung <strong>Italiens</strong> am<br />
europäischen Markt. Nur mit einem genauen Wissen um Sorten,<br />
Erträge <strong>und</strong> Preise läßt sich bei der drückenden Konkurrenz<br />
aus Amerika <strong>und</strong> auch Asien der europäische Reis mit Gewinn<br />
für den Bauern produzieren. Konsequenterweise wird in Italien<br />
auch die Bezahlung nach Sorten <strong>und</strong> nicht nach Erntemengen<br />
vorgenommen, d.h. daß ein Bauer, der nur Langkornsorten<br />
anbaut <strong>und</strong> entsprechend weniger Reis anbieten kann als<br />
ein Bauer, der R<strong>und</strong>kornsorten angebaut hat, evtl, den gleichen<br />
Gewinn erzielt oder sogar mehr als der, der hohe Erträge an<br />
R<strong>und</strong>kornreis vorzuweisen hat (Tab. 24).<br />
Aber auch Tradition in den einzelnen Anbauzonen spielt eine<br />
Rolle bei der Wahl der Sorten. So wird BALLILA überwiegend in<br />
Novara angebaut, einer der ältesten Reisbau Zonen <strong>Italiens</strong>.<br />
Sie nimmt dort 60% des gesamten Reisbaugebietes ein; in den<br />
Provinzen Mailand sind es noch 25% <strong>und</strong> in Vercelli nur 15%<br />
(GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974, S.166). Eine Sorte, die über<br />
Jahre hinweg die höchsten Preise erzielt, ist die alte Sorte<br />
ARBORIO. Sie wird besonders im Norden <strong>Italiens</strong> als kulinarische<br />
Spezialität für Risotto geschätzt. Nur ist ihre Ertragsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit an die mechanisierte Wirtschaftsweise<br />
nicht sehr groß, so daß ihr Anbau immer stärker<br />
zurückgeht.<br />
5.4 Die Sortenwahl bestimmende Faktoren<br />
<strong>Der</strong> selbstgenügsame Charakter der Reisbauern, die mehr oder
- 143 -<br />
Tab. 24: Erlöse der italienischen Landwirte für R<strong>und</strong>-, Mittel<strong>und</strong><br />
Langkornsorten<br />
Datum<br />
Verkaufs] 3reise L/dt<br />
r<strong>und</strong> mittel lang Arborio<br />
Oktober 1974 12 675 13 415 13 455 13 710<br />
Januar 1975 12 800 13 750 13 975 14 020<br />
April 1975 13 780 15 400 15 680 14 675<br />
Juli 1975 17 020 17 615 18 490 17 900<br />
Oktober 1975 15 800 16 52 5 16 735 19 335<br />
Januar 1976 16 880 17 530 17 875 21 770<br />
April 1976 18 190 18 520 19 210 26 875<br />
Quelle: E.N.R. (pers. Auskunft) 1976 - Daten der Reisbörse<br />
Vercelli -<br />
weniger auf Selbstversorgung ausgerichtet waren, ist heute<br />
weitgehend verschvmnden. Zu finden ist er vielleicht noch<br />
in der traditionsreichen Reisregion um Valencia.<br />
Heute ist das beherrschende Moment im Reisbau die Marktsituation.<br />
Jeder versucht, soviel Gewinn zu erzielen wie möglich.<br />
Dabei haben sich verschiedene Marktstrukturen herausgebildet,<br />
nach denen sich die Anbauer richten.<br />
So wurde in Spanien noch in den sechziger Jahren nur nach der<br />
abgelieferten Menge bezahlt ohne Rücksicht auf Qualität <strong>und</strong><br />
Kornform. Heute gibt es einen QualitätsZuschlag auf Kornform<br />
<strong>und</strong> Sorte. Erst diese Zahlungsmodalitäten ermöglichten einen<br />
Übergang von den ertragreichen R<strong>und</strong>kornsorten zu den neuen<br />
Sorten mit mittlerer Kornlänge. <strong>Der</strong> Sprung vom R<strong>und</strong>korn zum<br />
Langkorn ist aber für den spanischen Bauern noch zu groß, da<br />
er immer noch in Ertrags zahlen denkt, deren Höhe Langkornsorten<br />
in Europa nur selten erreichen werden. Außerdem sind<br />
die QualitätsZuschläge nicht hoch genug, um die geringeren Erträge<br />
der Langkornsorten auszugleichen. Hinzu kommt, daß die<br />
spanischen Verzehrsgewohnheiten auf R<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Mittelkornreis
- 144 -<br />
h -i<br />
eingestellt sind, genau v?ie die Importländer spanischen Reises,<br />
die Ostblockländer <strong>und</strong> Japan. Diese Marktstruktur wirkt sich<br />
aber im Augenblick für den spanischen Reisbauern günstig aus,<br />
sonst wäre die Gesamtanbaufläche nicht steigend. Eine völlig<br />
andere Situation ergibt sich erst, wenn Spanien Mitglied der<br />
EG wird.<br />
In der EG bestimmen die Verzehrsgewohnheiten <strong>und</strong> damit gekoppelte<br />
Qualitätsansprüche überwiegend das Marktgeschehen.<br />
So wird Reis mit langem Korn <strong>und</strong> durchscheinendem Endosperm<br />
höher bev;ertet <strong>und</strong> auch bezahlt als R<strong>und</strong>kornreis mit weißem<br />
Endosperm. Italien <strong>und</strong> Frankreich haben sich auf diese Besonderheiten<br />
des Marktes eingestellt <strong>und</strong> bauen überwiegend Langkornreis<br />
mit den entsprechenden Qualitätsmer]cmalen an (Tab. 24;<br />
Abb. 12). Auch die verstärkten Züchtungsbestrebungen in Italien<br />
nach Kornform <strong>und</strong> Qualität <strong>und</strong> erst sek<strong>und</strong>är nach agronomischen<br />
Charakristiken (Resistenz gegen Insekten- <strong>und</strong> Pilzbefall,<br />
Kältetoleranz, Standfestigkeit, vorzeitigen Kornausfall<br />
usw.) bestätigen diese Tendenz.<br />
Die Tradition spielt trotz aller Marktorientiertheit auch<br />
heute noch eine Rolle bei der Sortenwahl. So werden überwiegend<br />
R<strong>und</strong>kornsorten in Gebieten mit langer Reisbautradition<br />
kultiviert wie in den Provinzen Valencia <strong>und</strong> Novara.<br />
Auch die Pflanzmethode wurde <strong>und</strong> wird hier länger beibehalten<br />
als in den übrigen Gebieten; denn diese Sorten lassen sich<br />
besser verpflanzen als langkörnige. Flurzersplitterung, geringe<br />
Betriebsgrößen <strong>und</strong> ein Arbeitskräftaüberhang haben hier<br />
den Fortschritt, manifestiert in neuen Langkornsorten <strong>und</strong><br />
Direktsaatmethode, verzögert. Nicht das Sortenangebot, sondern<br />
ihre bekannten agronomischen Charakteristiken halten diese<br />
Sorten im Anbau.<br />
Allgemein kann man sagen, daß die Verzehrsgewohnheiten <strong>und</strong> der<br />
Preis ausschlaggebend für die Sortenwahl des Reisbauern sind.<br />
Agronomische Charakteristiken der Sorten, Tradition <strong>und</strong> Ökologie<br />
treten mehr oder weniger stark in den einzelnen Gebieten<br />
neben die ökonomischen Beweggründe.
- 145 -<br />
6. Pflanzenschutz<br />
Wie jede andere Pflanze, die mit sich selbst verträglich ist,<br />
<strong>und</strong> daher in Monokultur angebaut werden kann, ist auch Reis<br />
in erhöhtem Maße von pflanzenschädigenden Organismen bedroht.<br />
Bei der Intensivierung des Reisbaus im Mittelmeerraum wurde<br />
der Pflanzenschutz erst nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt<br />
betrieben, als Pflanzenschutzmittel wie Parathion gegen den<br />
Reisstengelbohrer (Chilo suppressalis) zum Einsatz kamen, <strong>und</strong><br />
Quecksilberacetat (PtlA) als Bekämpfungsmittel gegen die Brusone-Krankheit<br />
(Piricularia oryzae) bekannt wurde. Heute stellt<br />
der Pflanzenschutz neben der Anwendung verbesserter ackerbaulicher<br />
Methoden <strong>und</strong> dem Anbau von Hochleistungssorten einen<br />
wesentlichen Faktor zur Erzielung höherer Ernten dar.<br />
Es hat sich in den letzten Jahren eine Wechselbeziehung zwischen<br />
Züchtung, Anbaumethode <strong>und</strong> Pflanzenschutz herausgebildet.<br />
Die ökonomisch sinnvolle Direktsaatmethode unter Anwendung von<br />
Hochleistungssorten wäre heute nicht möglich ohne den relativ<br />
starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die Kultivierung<br />
von Neuzüchtungen ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln würde<br />
geringere Erträge bringen als die der angepaßten, r<strong>und</strong>körnigen<br />
Landsorten.<br />
6.1 Die häufigsten Unkräuter<br />
Die chemische Unkrautbekämpfung hat es ermöglicht, daß in den<br />
sechziger Jahren begonnen v;erden konnte, von der sehr arbeitsintensiven<br />
Pflanzmethode zur Direktsaatmethode überzugehen;<br />
denn die Verunkrautung ist - wie bereits ausgeführt - bei der<br />
Direktsaat bei weitem stärker als bei Verpflanzung.<br />
Unkrautsamen können auf sehr verschiedenen Wegen in die Reisfelder<br />
gelangen:<br />
- durch ungereinigtes Saatgut,<br />
- mit dem Bewässerungswasser,<br />
- durch Wind,<br />
- durch Landmaschinen,<br />
- durch Vögel.
146<br />
Die W ä m e <strong>und</strong> der Nährstoffgehalt in Reisfeldern bieten besonders<br />
günstige Bedingungen für die Vermehrung von Unkräutern<br />
<strong>und</strong> Gräsern, die sich durch einen Vegetations Zyklus ähnlich<br />
dem des Reises, durch die Produktion vieler Samen, durch kleine<br />
Samen <strong>und</strong> durch eine hohe Keimfähigkeit auch bei ungünstigen<br />
Bedingungen aus zeichnen. Eine Ausnahme bilden Wasserpflanzen<br />
<strong>und</strong> Algen, die sich entsprechend dem Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffangebot<br />
entwickeln.<br />
m i<br />
Wird die Entwicklung der Unkräuter nicht künstlich unterdrückt<br />
oder gar verhindert, können schwere Schäden an der Reiskultur<br />
entstehen:<br />
- durch zu geringe Belichtung,<br />
- durch fehlende Nährstoffe, die dem Reis vorenthalten<br />
werden,<br />
- durch stärkeren Befall von Pilzkrankheiten bei zu<br />
engem Bestand von Reis <strong>und</strong> Unkraut,<br />
- durch Virosen, die auf den Reis übertragen werden<br />
können,<br />
- durch das Erschweren der Erntearbeiten,<br />
- durch kleines Korn,<br />
- durch Erhöhung der Kosten für Pflanzenschutz, Ernte<br />
<strong>und</strong> Reinigung.<br />
Die chemische Unkrautbekämpfung ist in allen drei Ländern ein<br />
fester Bestandteil bei der Pflege der Reisfelder. Unterschiede<br />
bestehen nur in der Ausbringungsweise, wobei in Spanien mehr<br />
die Mittel bevorzugt werden, die mit wenig maschinellem Einsatz<br />
oder mit der Hand ausgebracht werden können. Aber auch<br />
hierin zeigen sich starke regionale Unterschiede, in den<br />
Marismas wird überwiegend mit Maschinenkraft gearbeitet <strong>und</strong><br />
in der Albuferaniederung häufig noch mit manueller oder tierischer<br />
Kraft. Das Ebrodelta stellt diesbezüglich eine Zwischenstufe<br />
dar. Italien <strong>und</strong> Frankreich setzen gleichermaßen<br />
stark Maschinen für die Unkrautbekämpfung ein.<br />
In allen Reisgebieten sind die Hirsen die gefährlichsten <strong>und</strong><br />
verbreitetsten Unkräuter. Daneben sind in Spanien <strong>und</strong> Frankreich<br />
noch häufig Binsenarten <strong>und</strong> in Italien der Rote Reis<br />
anzutreffen. Gegen diese Monocotyledonen hat sich überall das
- 147 -<br />
Präparat ORDRAM bewährt (Tab. 26). Neuerdings findet das Mittel<br />
SATURN 10 G, das eine japanische Entwicklung ist, inuner stärker<br />
Eingang in den spanischen <strong>und</strong> italienischen Reisbau. Die<br />
Bekämpfung der Monocotyledonen im Frühjahr - meistens mit<br />
ORDRAM - ist für die Reisbauern zwingend, da sonst die Reiskultur<br />
gegenüber den Unkrautsamen einen zu schlechten Start<br />
hätte.<br />
Cyperaceen <strong>und</strong> Alismataceen, die nicht immer in den Reisfeldern<br />
vorhanden sind, wenn sie aber auftreten, sich recht schädlich<br />
auf die Entwicklung des Reises auswirken können, werden<br />
vorwiegend mit systemischen Wirkstoffen wie MCPA, MOPP <strong>und</strong><br />
2,4 DB bekämpft. Neben diesen Wirkstoffen erscheint in den<br />
letzten zwei Jahren BENTAZON.<br />
Alle übrigen Unkräuter (Tab. 25) werden je nach der Häufigkeit<br />
<strong>und</strong> Stärke ihres Auftretens bekämpft. Das Gleiche gilt auch<br />
für die genannten Gramineen <strong>und</strong> Cyperaceen, gegen die in Italien<br />
häufig dreimal (pers. Auskunft Dr. RUSSO 1976), in<br />
Frankreich <strong>und</strong> Spanien (Auskunft der F.S.A.A.E. 1976) nur<br />
zweimal (COLUMA 1971) vorgegangen wird.<br />
Bei der Säuberung der festen Dämme verzichtet man in Spanien<br />
heute noch auf den Einsatz von Totalherbiziden. Auch in<br />
Frankreich finden sie im Reisbau geringen Absatz im Gegensatz<br />
zu Italien, wo auf die Reinigung der Dämme mit Totalherbiziden<br />
großer Wert gelegt wird, da von dort aus die Reisfelder mit<br />
Unkräutern, aber auch mit Krankheiten <strong>und</strong> Insekten neu befallen<br />
werden können.<br />
ökologische Bekämpfungsmaßnahmen haben sich im Reisbau gegen<br />
die Unkräuter <strong>und</strong> Gräser nicht als besonders wirksam erwiesen;<br />
denn es besteht nur die Möglichkeit der Wasserregulation. Doch<br />
davon wird auch der Reis unmittelbar betroffen, da sein Wachstum<br />
durch diese Maßnahme verzögert wird. Durch die Keimung<br />
<strong>und</strong> die Atmung werden die Nährstoffreserven des Unkrautsamens<br />
verringert. Während des Anstauens des Wassers für längere Zeit
Tab. 25; Unkräuter im europäischen Reisbau<br />
Familie gebräuchlicher botanischer Ncime Bemerkungen Hauptver-<br />
Name<br />
breitungsgebiet<br />
Sp. Fr. It.<br />
Sauergräser Zypergras Cyperus difformis + + +<br />
(Cyperaceae)<br />
Cyperus glomeratus<br />
+<br />
Cyperus monti<br />
+<br />
Cyperus fuscus selten in Frankr. + +<br />
Cyperus flavescens +<br />
Cyperus longus + +<br />
Binsen Scirpus mucronatus + + +<br />
Scirpus supinus + +<br />
Scirpus maritimus<br />
gefährlich in sehr + + +<br />
feuchten Gebieten<br />
Scirpus lacustris + +<br />
Sumpfried Heleocharis palustris +<br />
Rohrkolben- Rohr Typha latifolia häufig in Gräben u. + +<br />
gewächse<br />
neuen Reisfeldern<br />
(Typhaceae)<br />
Typha angustifolia<br />
selten<br />
+ +<br />
Typha laxmanii<br />
ff<br />
+ +<br />
Süßgräser Hühnerhirse Echinochloa crus-galli ständig vorhanden + ■+ +<br />
tt II<br />
(Gramineae)<br />
Weiße Hirse Echinochloa orizoides + + +<br />
ff tl<br />
Schwarze Hirse Echinochloa serotinum + +<br />
tl ff<br />
Echinochloa phillopogon + + +<br />
Reisquecke Leersia oryzoides schwer bekämpfbar +<br />
H<strong>und</strong>ezahngras Cynodon dactylon selten, aber gefährlich<br />
+<br />
Fuchsschwanz Alopecurus geniculatus auf Dämmen +<br />
f l II<br />
Schilfrohr Phragmites communis +<br />
Roter Reis Oryza rufipogon schwer bekämpfbar +<br />
Paspalum distichum<br />
stark in Spanien + + +<br />
<strong>und</strong> Portugal<br />
Wassersewächse<br />
Alismataceae S chwimmend er Alisma plantago-aquatica stark verbreitet in + + +<br />
Wegerich<br />
Italien u. Spanien<br />
Butomaceae S chwanenblume Butomus umbellatus +<br />
Potamogetona- Kammlaichkraut Potamogetón pectinatus (na- in Frankreich lokal<br />
ceae tans) verbreitet + +<br />
Marsileaceae Kleefarn Marsilea quadrifolia +<br />
Lemnaceae Wasserlinse Lemna minor + +<br />
Spirodela (Lemna) polyrhiza verbreitet in den +<br />
Marismas<br />
ff<br />
Ceratophylla- Gemeines Horn- Ceratophyllum demersum +<br />
ceae<br />
blatt<br />
Lentibularia- Gemeiner Was- Utricularia vulgaris + .<br />
ceae<br />
serschlauch<br />
Najadaceae Kleines Nixen- Najas minor + +<br />
kraut<br />
Hydrocharit a- Kanadische Elodea canadiensis +<br />
ceae<br />
Wasserpest<br />
Lythraceae Weiderich Ammania coccinea stark in Spanien + +<br />
u. Portugal<br />
Pontederia- Wasserhyazin- Heteranthera limosa neu in Italien +<br />
ceae<br />
the<br />
It It<br />
Heteranthera reniformis '+<br />
Quelle für Unkräuter <strong>und</strong> Herbizide:<br />
SCHMEIL-FITSCHEN 1968<br />
BAUMEISTER <strong>und</strong> MENZEL-TETTENBORN 1970<br />
COLUMA 1971<br />
CORNET 1972<br />
TINARELLI 1973<br />
I.N.E.A. 197U<br />
LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />
CORBETTA 1976<br />
RUBIO PEREZ 1976<br />
MARTIN <strong>und</strong> WORTHING 1977
- 150 -<br />
auf 20 bis 25 cm Höhe werden Atmung, Assimilisation <strong>und</strong><br />
Wurzelbildung reduziert. Dies führt zum Absterben vieler gekeimter<br />
Unkräuter, insbesondere der Hirsen <strong>und</strong> der Quecke,<br />
Trockenlegungen fördern das Wachstum dieser Unkräuter. Hingegen<br />
werden Wasserpflanzen <strong>und</strong> Algen durch diese Maßnahme<br />
getötet oder aber eitieblioh im Wachstum gehindert, so daß sie<br />
für den Reis keine Gefahr mehr darstellen.<br />
Herbizide werden nur als Granulate oder Flüssigkeit ausgebracht.<br />
Im Frühjahr werden sie in den trockenen Boden gegeben.<br />
Auch sonst wird trockener Boden bei der Unkrautbekämpfung<br />
bevorzugt, es sei denn, daß die Trockenlegung nicht vollständig<br />
gelingt oder erwünscht ist, dann werden die herkömmlichen<br />
Herbizide oder auch dafür speziell geeignete Mittel ins Wasser<br />
gegeben (Tab. 26).<br />
Die Bekämpfung der Algen durch das Trockenlegen der Felder<br />
hat sich als sehr wirksam erwiesen. Nur besteht dabei wieder<br />
die Gefahr, daß der Reis durch Kälteeinbrüche geschädigt wird.<br />
Außerdem legt man die Felder nur ein- bis zweimal trocken -<br />
höchstens aber dreimal. In der Zwischenzeit können sich aber<br />
immer wieder neue Algen bilden, die dann mit chemischen Mitteln<br />
bekämpft werden in Abhängigkeit von der Stärke ihres<br />
Auftretens.<br />
Abb.: 12<br />
A u ftre te n der Algen in den italienischen<br />
R eisfeldern<br />
(nach CIFERRI 1963)<br />
Monate
- 151 -<br />
Die Häufigkeit des Auftretens von Algen <strong>und</strong> ihr Nebeneinander<br />
in den Reisfeldern stellt CIFERRI (1963) folgendermaßen dar<br />
(Abb. 12): Vaucherietum mit Vaucheria haurata als dominierender<br />
Spezies von Ende April bis Ende Mai; Spyrogyretum mit Spyrogira<br />
porticalis als Hauptspezies im Juni/Juli; Cladophoretum<br />
mit Cladophora fracta, deren Massenauftreten in den August<br />
<strong>und</strong> September fällt.<br />
In den letzten 20 Jahren stellte sich die Vermehrung der Algen<br />
im Bewässerungsv/asser aller Reisbaugebiete als ein ertragshemmender<br />
Faktor heraus. Algen entziehen dem Wasser Nährstoffe<br />
sowie Sauerstoff <strong>und</strong> verringern die Lichtdurchlässigkeit, was<br />
gerade die Assimilation der jungen Reispflanze behindert.<br />
Bei der versuchsweisen Anwendung zweier Formen von Triphenylazetat<br />
zur Algenbekämpfung hat sich eindeutig die Dispersionsform<br />
gegenüber der granulierten bewährt. Das Granulat zeigt<br />
auch bei frühzeitiger Ausbringung nur eine algizide Wirkung<br />
von 80%, die Residualwirkung ist bereits nach sieben Tagen<br />
aufgehoben, was die neuerliche Vermehrung der durch das Bewässerungswasser<br />
auf die Felder gespülten Algen zur Folge hat.<br />
Die Dispersionsform des Triphenylazetats, BRESTAN 60, zeigt<br />
eine hohe algizide Wirkung gegenüber endemischen, schv;immenden<br />
Chlorophyceen.<br />
CHIAPPARINI (1968) hält 0,7 bis 0,8 ppm aktiven Wirkstoff für<br />
die Algenbekämpfung für ausreichend , 1 ppm <strong>und</strong> mehr schädigen<br />
die Mikrofauna der Reisfelder aufgr<strong>und</strong> der hohen toxischen<br />
Wirkung gegenüber den Kleinstlebewesen im Bewässerungswasser.<br />
Die unterschiedliche Wirkungsweise dieser beiden Formulierungen<br />
desselben Wirkstoffes liegt darin, daß die Dispersion<br />
sich gleichmäßig im Wasser verteilt <strong>und</strong> in allen Schichten<br />
gleichzeitig wirkt. Das Granulat sinkt wegen seines Gewichtes<br />
schnell auf den Gr<strong>und</strong>, wo der aktive Wirkstoff erst langsam<br />
freigesetzt wird. Bei stärkerer Perkolation geht sofort ein
152 -<br />
Teil des Wirkstoffes verloren. Die Algen aber vermehren sich<br />
in den oberen Schichten des Wassers <strong>und</strong> werden daher durch das<br />
Granulat nur geringfügig geschädigt.<br />
6.2 Die wichtigsten Schädlinge<br />
<strong>Der</strong> wichtigste Reisschädling im nördlichen Mittelmeerraum ist<br />
der Reisstengelbohrer (Chilo suppressalis). Bei den Reisstengelbohrern<br />
handelt es sich um eine Gruppe von Lepidopteren-<br />
arten, die eine weitgehend übereinstimmende Lebensweise haben<br />
aber nicht taxonomisch zusammengehören. Die Raupen dieser<br />
Arten bohren sich in die Halme von Grammineen <strong>und</strong> höhlen sie<br />
aus. Beim Reis gibt es zwei typische Erscheinungsbilder:<br />
- bei jungen Pflanzen: Absterben der Herzblätter,<br />
- bei älteren Pflanzen: Ausbildung verkümmerter Rispen<br />
mit tauben <strong>und</strong> vertrockneten Ährchen.<br />
Bei leichtem Befall steigt der Anteil an tauben Ährchen, wodurch<br />
der Körnerertrag gesenkt wird. Außerdem ist die Lagergefahr<br />
der befallenen Halme erhöht <strong>und</strong> damit ebenfalls der<br />
Ertrag gesenkt. Größere Schäden richtet der Stengelbohrer<br />
überwiegend in Frankreich <strong>und</strong> Spanien an, wobei das Ebrodelta<br />
<strong>und</strong> die Albuferaniederung besonders hart betroffen werden.<br />
<strong>Der</strong> Chilo suppressalis durchläuft in der Regel zwei Generationen<br />
innerhalb einer Vegetaionsperiode des Reises. Auf einen<br />
starken Frühjahrsflug folgt in der Regel ein stärkerer Sommerflug.<br />
Die Raupen der zweiten Generation kommen dann zu<br />
30 bis 40% zur Winterruhe (OHNESORGE 1968, S.17). Die Überwinterung<br />
erfolgt im Stroh oder in den Stoppeln. Dort fressen<br />
die recht kälteresistenten Larven an warmen Tagen an den Überresten.<br />
Nach der Verpuppung kommt es im Mai zum Frühjahrsflug.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der polyphagen Veranlagung des C. suppressalis werden<br />
neben Reis auch Mais <strong>und</strong> Wildgramineen befallen. Hierin liegt<br />
die große Gefahr für den Reisbau in den feuchten Flußniederungen,<br />
indem die Larven in den Wildgramineen überwintern <strong>und</strong> im<br />
Frühjahr den Reis in den Feldern erneut befallen.
- 153 -<br />
In Spanien führt man seit 1968 einen erfolgreichen Kampf<br />
gegen diesen Schädling mit Hilfe des Insektizids LEBAYCID<br />
das aus der Luft in Puder- oder Granulatform ausgebracht<br />
wird. Die Reisfelder werden zwei- bis dreimal im Juni <strong>und</strong><br />
Juli mit diesem Präparat behandelt. In stark gefährdeten Gebieten<br />
ist sogar eine weitere Behandlung im April erforderlich.<br />
<strong>Der</strong> richtige Zeitpunkt wird mit Hilfe von Fanglampen,<br />
die in den Reisfeldern installiert <strong>und</strong> von der F.S.A.A.E.<br />
kontrolliert werden, festgestellt. Diese Maßnahmen werden<br />
größtenteils vom spanischen Landwirtschaftsministerium subventioniert.<br />
Aus Kenntnis der Populationsdynamik sind folgende Zeitpunkte<br />
zur Bekämpfung günstig;<br />
- vor dem Schlüpfen der Larven,<br />
- kurz nach dem Schlüpfen der Larven,<br />
- im Juni bis Juli durch Ausbringung des Insektizids<br />
in das Oberstauvjasser, um neu geschlüpfte Motten<br />
<strong>und</strong> wandernde Larven zu töten.<br />
Mit den gleichen Präparaten werden auch die Sesamiaarten<br />
der französischen Reisbaugebiete bekämpft. Sie werden gleichzeitig<br />
bei der Bekämpfung der Stengelbohrer vernichtet. Nur<br />
ist dort heute eine großräumige Ausbringung aus der Luft<br />
nicht mehr möglich. Die Ausbringung erfolgt mit traktorgezogenen<br />
oder getragenen Motorspritzen.<br />
Die Sesamia spp. sind ebenfalls polyphag <strong>und</strong> fressen an zahlreichen<br />
Wildgramineen <strong>und</strong> Mais, wodurch die Bekämpfung in den<br />
sumpfigen Gebieten der Basse-Camargue besonders erschwert<br />
wird. Zwei bis drei Generationen sind jährlich zu erwarten.<br />
In den Reisbaugebieten von Sevilla <strong>und</strong> Badajoz hat sich ein<br />
anderer Schädling ausgebreitet, Eusarcoris inconspicus. Diese<br />
Wanze befällt die Körner im Milchreifestadium.Sie ist 5 bis<br />
6 mm lang <strong>und</strong> 3 bis 4 mm breit. Man findet sie bereits im<br />
Frühjahr an Gramineen <strong>und</strong> Zyperaceen, die sich in der Nähe<br />
der Reisfelder entwickeln. Erst Ende Juli beginnt die Ober-
- 154 -<br />
1<br />
Siedlung auf den Reis, wo nur die Körner befallen werden.<br />
Diese Plage wird in den Marismas mittels einer obligatorischen<br />
Bekämpfung, die von der F.S.A.A.E. mit Flugzeugen großräumig<br />
durchgeführt wird, unter Kontrolle gebracht. Die erste Bekämpfung<br />
erfolgt normalerweise Mitte Juli, da die ersten Symptome<br />
dann an den Wildgramineen <strong>und</strong> am Reis sichtbar werden. Weil<br />
die Persistenz der Produkte nur von geringer Dauer ist <strong>und</strong> so<br />
die Insekten mit ihrer zweiten Generation wieder neue Reisfelder<br />
befallen können, findet eine zweite Bekämpfung Ende<br />
August / Anfang September statt. Da in den Marismas aber auch<br />
späte Reissorten angebaut werden, wird häufig sogar eine dritte<br />
Ausbringung notwendig.<br />
Zur Bekämpfung dieser Plage wird das flüssige TRICHLORPHON<br />
mit 50% aktiven Wirkstoffs eingesetzt. Seltener werden MALA-<br />
THION, FENTHION <strong>und</strong> FENITROTHION ausgebracht (LOPEZ CAMPOS<br />
et al. 1975).<br />
In Italien <strong>und</strong> Spanien werden die jungen Reissaaten vielfach<br />
von Chironomiden geschädigt. Die im Schlamm lebenden "vermi<br />
rossi" (Chironomus cavazzai) zernagen die Keimlinge, wodurch<br />
die Saat nicht auflaufen kann. Häufig wird eine Nachsaat erforderlich.<br />
Späte, Ende Mai durchgeführte Aussaaten sind<br />
besonders stark gefährdet.<br />
Eine weitere Chironomidenart sind die "leccariso" (Cricotopus<br />
trifasciatus), die in Spanien, Frankreich <strong>und</strong> Italien verkommen.<br />
Sie dringen in die Samen ein <strong>und</strong> zerstören den wachsenden<br />
Embrio oder fressen die jungen Wurzelanlagen. Bei älteren<br />
Pflanzen werden die Blattscheiden oder die auf dem Wasser<br />
liegenden Blätter befallen, so daß nur noch die Blattadern<br />
übrigbleiben. Eine gute Bekämpfungsmaßnahme ist das Trockenlegen<br />
der Felder. Die"vermi rossi" hingegen können nur durch<br />
chemische Mittel in Verbindung mit der Unkraut- oder Insektenbekämpfung<br />
im Frühjahr hauptsächlich durch MALATHION oder<br />
TRICHLORPHON unter Kontrolle gebracht werden. Das ist der
- 155 -<br />
Gr<strong>und</strong>, weshalb sie bisher keinen größeren Schaden anrichten<br />
konnten (OHNESORGE 1968, S.37 f .; TINARELLI 1973, S.255).<br />
Die Zikaden, Macrosteies sexnotatus <strong>und</strong> Nephotettix bipunctatus,<br />
befallen neben Reis auch Wildgräser, V/eizen <strong>und</strong> Gerste.<br />
Sie durchlaufen mehrere Generationen im Jahr. Die Überwinterung<br />
erfolgt als Nymphe des vierten Stadiums in Diapause, die<br />
Adulten erscheinen Ende März.<br />
Eine chemische Bekämpfung erfolgt überwiegend mit Emulsionen<br />
von MALATHION, PARATHION sowie mit MALATHION-Staub, meist in<br />
Verbindung mit der Bekämpfung des Reisstengelbohrers. Eine<br />
systematische Bekämpfung der Zikaden aber erfolgt nicht, obwohl<br />
sie als Überträger von Virosen bekannt sind. Die eigentliche<br />
Schädigung durch Zikaden ist nicht so groß, daß der<br />
Einsatz von Chemikalien ökonomisch sinnvoll wäre.<br />
In den untersuchten Ländern findet man überwiegend den Einsatz<br />
von Netzpulver <strong>und</strong> Emulsionen. Bei dieser Applikationstechnik<br />
werden auch Raupen in den Blattscheiden <strong>und</strong> zum Teil bereits<br />
eingebohrte Raupen erreicht. Daher werden immer häufiger Insektizide<br />
als Spritzmittel durch Motorspritzen oder Flugzeuge<br />
ausgebracht <strong>und</strong> nicht in Staubform (Tab. 28).<br />
In Spanien werden die Reispflanzen kurz vor dem Auspflanzen<br />
in Insektizidemulsionen getaucht, was ein billiges Verfahren<br />
ist, das aber den verpflanzten Reis nur in den ersten Tagen<br />
schützt. Außerdem ist dieses Verfahren durch die Änderung der<br />
Anbaumethodik überholt.<br />
Die übrigen in der Tabelle 27 aufgeführten Insekten <strong>und</strong> Schadorganismen<br />
haben durch ihre besondere Lebensvjeise nur eine<br />
geringe negative VJirkung auf den Reisertrag. Daher V7erden sie<br />
entweder gar nicht chemisch bekämpft oder nur sek<strong>und</strong>är bei der<br />
Vernichtung anderer Organismen.
Tab. 27: Schädlinge im europäischen Reisbau<br />
I. Schadinsekten<br />
(Unter)Ordnung / gebräuchlicher Name zoologischer Name Bemerkungen Hauptver-<br />
Familie<br />
breitungsgebiet<br />
Sp. Fr. It.<br />
Lepidoptera Pyrali- Zünsler Nymphula njmpheata selten schädigend.<br />
dae leicht bekämpfbar + +<br />
Stengelbohrer Chile suppressalis stark schädigend in + + +<br />
(Pyrale, Barrena-<br />
Valencia, Tarragona,<br />
dor)<br />
Camargue<br />
Noctui- Eulenschmetterling Sesamia vuteri in Sumpfgebieten der +<br />
dae<br />
Camargue<br />
It<br />
Sesamia crética + +<br />
Conocephalus nitidu- It +<br />
lus<br />
Diptera Chironomi- Schwarmmücke (vermi Chironomus cavazzai stark wurzelschädi- + +<br />
dae rossi, grusano rojo) gend zu Beginn des<br />
Reiswachstums<br />
II<br />
Chironomus thummi +<br />
II<br />
Schwarmmücke (lecca- Cricotopus trifasci- + + +<br />
riso)<br />
a"tus<br />
II<br />
Ephydridae Dornfliege Hydrellia griseola + + +<br />
Stratiomyii- Waffenfliege Stratiomys chamae- +<br />
dae<br />
leon<br />
Trichoptera Leptoce- Köcherfliegen Triaenodes bicolor selten schädigend. +<br />
ridae<br />
leicht bekämpfbeu?<br />
Aphidina Chaitopho- Blattlaus Sipha glycerialis stets vorhanden mit +<br />
ridae<br />
geringer Population<br />
Heteroptera Pentato- Blattwanze (pudenta) Eusarcoris incon- stark schädigend nur +<br />
midae spieuus in Sevilla<br />
Homoptera Cicadidae Zikade Macrosteies sexnota- stets vorhanden mit + +<br />
II. Schadoreanismen<br />
tus geringer Population<br />
II n<br />
Nephotettix bipunct- + +<br />
atus<br />
■íSS'<br />
Mîi<br />
v.-'î’P ‘’?3SSf<br />
-'•■■fe''<br />
Crustaceae Eubran- Krabbe (copetta. Triops cranciformis sporadisch keimwurchiopoda<br />
notostra- apuce) zelschädigend + +<br />
cae<br />
Molluscae Gastropo- Planorba Planorbis sp. verursacht geringe +<br />
dae<br />
Schäden in der Jugendphase<br />
des Reises<br />
Annelidae Oligo- Ringelwürmer Branchiura sowerbyi sporadisch stcu?k wur +<br />
chaeta tubificidae<br />
zelschädigend<br />
Quelle: SORAUER 1913<br />
BLUNCK Bdd. »♦ I (19H9) U II (1953)<br />
51 (1953) 5 II (1954), 5 III (1956), 5 IV (1957)<br />
BÖRNER 1952<br />
KÜHN 1969<br />
DELUCCHI <strong>und</strong> KRANZ 1971<br />
BOUNIAS 1972<br />
CORNET 1972<br />
TINARELLI 1973<br />
LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />
RUBIO PEREZ 1976
Tab. 28: Die wichtigsten Insektizide im europäischen Reisbau<br />
aktiver<br />
Wirkstoff<br />
bekanntester<br />
Produktname<br />
akt. Wirkungsweise<br />
Wirkst.<br />
%<br />
Trichlorphon Dipterex SL 50 Fraß + Kontakt<br />
Emulsion<br />
Bemerkungen<br />
sehr wirksam gegen Chilo;<br />
gegen Dipteren u. Eusarcoris<br />
nach Saataufgang<br />
Ausbringungsform<br />
Hauptanwendungsland<br />
Sp. Fr. It.<br />
+ + +<br />
tl M tl<br />
Dipterex 50 lösl.Pulver wie Dipterex SL + +<br />
II f t II<br />
Fenitrothion Sumithion 50 gegen Eusarcoris, Chilo + +<br />
tt tl t t tl<br />
Fenthion Lebaycid 3 hauptsächlicher Einsatz + + +<br />
od. Granul. gegen Chilo u. Dipteren<br />
tt II<br />
Phenthoat Cidial 50 Staub fast nur gegen Eusarcoris +<br />
tl tt<br />
Malathion Detia<br />
50 Emulsion geringe Wirkung auf Chilo,<br />
Malathion<br />
hohe auf Eusarcoris <strong>und</strong><br />
Dipteren<br />
tl<br />
Detia Stäubol 3,5<br />
M tt<br />
Staub wie Detia Malathion + +<br />
Parathion Niran 10 G 10<br />
11 tt<br />
Granulat gegen Chilo u. Zikaden + +<br />
II<br />
Carposan 20 20<br />
tt tt<br />
Emulsion wie Niran + +<br />
tt<br />
Diazinon Basudin 5 G 5 Granulat sehr wirksam gegen Chilo<br />
+ +<br />
nach Saataufgang<br />
II<br />
Dimetylthiophosphat<br />
Dipteren n. Saataufgang<br />
Sumifene 50 E 50 Emulsion sehr gut gegen Chilo <strong>und</strong><br />
+<br />
Lindan Linda-forte 90<br />
II tl<br />
lösl.Pulver wie Sumifene + + ■+<br />
tt tt tt II tl<br />
Lindamul 12 sehr wirksam gegen Chilo + +<br />
während der Reiskeimzeit<br />
Carbaryl Pomex 50 system. tt t t II sehr gut gegen Dipteren + +<br />
Dimethoat Perfektion 37<br />
tl tt<br />
Emulsion allgemeines Insektizid +<br />
Phorat Thimet 10<br />
tt M<br />
Granulat gegen Dipteren +<br />
tt tt<br />
25<br />
II It<br />
Emulsion gegen Dipteren +<br />
Aldrin Aldrin 4 4 Fraß Granulat allgemeines Insektizid ■+<br />
Quelle: OHNESORGE 1968<br />
AUDEMARD 1971<br />
TINARELLI 1973<br />
LOPEZ CAMPOS 1970<br />
LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />
RUBIO PEREZ 1976<br />
MARTIN <strong>und</strong> WORTHING 1977<br />
+ +
158<br />
6 .3 Die wichtigsten Krankheiten<br />
Die Schädigungen der Reiskultur durch Insekten sind augenfällig;<br />
die Verluste aber, die durch Pilzkrankheiten hervorgerufen<br />
werden, werden häufig übersehen oder als geringfügig abgetan.<br />
Die immer in der Reiskultur vorhandenen Pilze bleiben<br />
meistens unterhalb der Schadensschwelle. Klimatische Schwankungen,<br />
wobei starke Niederschläge oder hohe Luftfeuchtigkeit<br />
günstige Voraussetzungen für eine Vermehrung bilden, oder die<br />
Bildung neuer physiologischer Rassen können aber zu verheerenden<br />
Epidemien führen.<br />
Die stetige Intensivierung <strong>und</strong> flächenmäßige Ausweitung des<br />
Reisbaus führte zu einer Ausbreitung der Epidemien. Die im Mittelmeerraum<br />
üblichen Hochleistungssorten sind teilweise sehr<br />
anfällig gegenüber Pilzkrankheiten, z.B. ROMEO, RIBE <strong>und</strong> ITAL-<br />
PATNA (TINARELLI 1973, S.17i*).<br />
Durch das kühle Klima in Frankreich <strong>und</strong> Italien wird der Reis<br />
bereits beim Keimen durch AuflaufKrankheiten geschädigt, an<br />
der in Italien alle in Tabelle 29 aufgeführten Pilze bis auf<br />
Sclerophthora, Helminthosporium bzw. Cochliobolus beteiligt<br />
sind. Oberwiegend findet man aber Saprolegnia spp. <strong>und</strong> Pythium<br />
spp., die nur den Keim unter kalten klimatischen Bedingungen<br />
befallen, sowie Fusarium moniliforme <strong>und</strong> Helminthosporium<br />
oryzae. <strong>Der</strong> gleichen Pilzflora begegnet man auch in Frankreich,<br />
nur überwiegen dort Fusarium moniliforme <strong>und</strong> Sclerotium<br />
oryzae. In Spanien hingegen verursachen Auflaufkrankheiten bis<br />
jetzt keine Schäden (Tab. 29).<br />
DITHIOCARBAMATE wie MANEB <strong>und</strong> MANCOZEB haben eine hohe fungizide<br />
Wirkung <strong>und</strong> werden wegen ihrer geringen Toxizität für<br />
Mensch <strong>und</strong> Tier zur Saatgutbeizung in Italien <strong>und</strong> Frankreich<br />
eingesetzt (Tab. 30).<br />
Von Halm- <strong>und</strong> Fußkrankheiten v;erden alle Reisbaugebiete gleichermaßen<br />
befallen. Fusarium moniliformae <strong>und</strong> Sclerotium oryzae
- 159 -<br />
können hohe Verluste 20 bis 30 Tage nach der Saat an den Keimpflanzen<br />
bereiten. Die typische Fußkrankheit des Reises aber,<br />
hervorgerufen durch Sclerotium oryzae <strong>und</strong> Helminthosporium<br />
oryzae erscheint erst - je nach den klimatischen Bedingungen -<br />
im September oder Oktober. Sie kann zu starken Ernteverlusten<br />
führen, da das Getreide dann stark lagert oder vorzeitig abstirbt.<br />
S. oryzae wird in Spanien, Italien <strong>und</strong> Frankreich nur selten<br />
gefährlich, ruft dann aber doch mehr oder weniger starke Ertragsverluste<br />
hervor. H. oryzae in Verbindung mit F. moniliforme<br />
wirkt sich häufig in Italien schädigend aus, wird dort<br />
aber selten speziell bekämpft. Noch werden die Halm- <strong>und</strong> Fußkrankheiten<br />
überwiegend durch ackerbauliche Maßnahmen bekämpft»<br />
Geringere Stickstoffgaben bei anfälligen Sorten oder Verbrennen<br />
des Strohs <strong>und</strong> tiefes Einbringen der Stoppeln in den Boden sowie<br />
der Gebrauch von gebeiztem Saatgut <strong>und</strong> die Anwendung resistenter<br />
Sorten halten diese Krankheiten bisher gut unter Kontrolle.<br />
Die Blätter <strong>und</strong> Nodien des Reises werden hauptsächlich von<br />
P. oryzae, H. oryzae, S. macrospora <strong>und</strong> X. oryzae befallen.<br />
P. oryzae ruft die Brusone-Krankheit, eine der Hauptreiskrankheiten<br />
der Welt, hervor. Sie hat verschiedene Ursachen. Da die<br />
P. oryzae mehr als ein Schwächeparasit bezeichnet wird, wird<br />
er durch übermäßige Stickstoffdüngung besonders gefördert. Er<br />
hält sich an Ernterückständen <strong>und</strong> ist außerdem mit dem Saatgut<br />
übertragbar. Ungenügende Bodendurchlüftung <strong>und</strong> Entwässerung<br />
können ebenfalls zur Ausbreitung beitragen. Daher sind ackerbauliche<br />
Maßnahmen neben dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
zur Bekämpfung der Brusone durchaus erforderlich. Optimale<br />
Sporolationsbedingungen findet er bei 20 bis 25° C (TINARELLI<br />
1973, S.231 ff.). Nach BOLHUIS (1971, S. 270) setzt sich die<br />
Brusone aus einer Vielzahl von Viruskrankheiten zusammen, was<br />
allerdings nicht bewiesen ist.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der hohen relativen Luftfeuchtigkeit ruft P. oryzae
- 160 -<br />
Tab. 29: Pilzkrankheiten im europäischen Reisbau<br />
Familie<br />
Fungi imperfecti<br />
Mycelia sterilia<br />
gebräuchlicher<br />
Name<br />
Stammfäule<br />
botanischer Name<br />
Helminthosporium<br />
oryzae^^<br />
Fusarium monilif<br />
orme<br />
Haup tver<br />
brei tung s-<br />
gebi et<br />
Sp. Fr. It.<br />
+ +<br />
+ +<br />
Fusarium culmorum + '+<br />
Alternaria spp. +<br />
Brusone Piricularia oryzae + + +<br />
Epicoccum purpurascens<br />
Rhizoctonia spp.<br />
Sclerotium oryzae ■+ ■+<br />
Oomycetes Phythium spp. +<br />
Ascomycetes<br />
Braunfleckenkrankheit<br />
Basidiomycetes<br />
Saprolegnia spp. +<br />
Sclerophthora macrospora<br />
+<br />
Achlya spp. ■+<br />
Cochliobolus miya-,<br />
beanus ^<br />
Corticium sasakii<br />
Bakterium Xantomonas oryzae +<br />
+<br />
+<br />
'+<br />
'+<br />
Virus <strong>und</strong><br />
Mycoplasma<br />
enrochat;<br />
giallume<br />
N.N.<br />
(vgl. S. 162)<br />
+ +<br />
Quelle: CORNET 1972<br />
TINARELLI 1973<br />
LOPEZ CAMPOS et al.<br />
RUBIO PEREZ 1976<br />
OU 1972<br />
1975<br />
1) Helminthosporium oryzae <strong>und</strong> Cochliobolus miyabeanus sind nach<br />
OU (1972) identisch. In Spanien <strong>und</strong> Frankreich ist noch die<br />
ältere Bezeichnung H. oryzae üblich, während in Italien schon<br />
C. miyabeanus gebraucht wird.
- 161 -<br />
Tab. 30: Die wichtigsten Fungizide im europäischen Reisbau<br />
aktiver<br />
Wirkstoff<br />
Benomyl<br />
Captan<br />
bekanntester<br />
Produktname<br />
Du Pont<br />
Benomyl<br />
Orthocid<br />
83<br />
akt. Ausbrin<br />
Wirkst<br />
. form<br />
gungs<br />
%<br />
50 lösl.<br />
Pulver<br />
83 lösl.<br />
Pulver<br />
Hinosan Hinosan 50 Emulsion<br />
Bemerkungen H a x ipta n-<br />
wer idur igslai<br />
xi<br />
Sp. Fr. It.<br />
gegen Piricularia u. + + +<br />
Helminthosporium 200<br />
-250 g/ha akt. Wirk.<br />
gegen Auflaufkrankheiten;<br />
Saatgutbeize<br />
protektiv u. kurativ<br />
gegen Piricularia<br />
0,3-0,5 1/ha a. W.<br />
tt H 2 staub 30-40 kg/ha Präparat ■+<br />
Kita zin Kitazin P 48 Emulsion<br />
Mancozeb<br />
Maneb<br />
Dithane<br />
M 45<br />
Nespor<br />
PB 80<br />
Zineb Zinosan 80 lösl.<br />
Pulver<br />
II<br />
Phytox<br />
Staub<br />
System. Wirkung auf<br />
Piricularia; 2x während<br />
d. Sprossens;<br />
30-40 kg/ha Präparat<br />
80 Pu Iv er Saatgutbeize; gegen<br />
Auflaufkrankheiten<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+ +<br />
80<br />
If<br />
wie Dithane + + +<br />
Heißwasserbeize; gegen<br />
AuflaufKrankheit<br />
9 Staub beizen <strong>und</strong> stäuben +<br />
+ +<br />
Antibiotica<br />
Kasugamycin Kasumin 2 lösl.<br />
Pulver<br />
Blasticidin Blasticidin<br />
S<br />
2 Emulsion<br />
kurativ u. protektiv<br />
gegen Piricularia;<br />
30-40 kg/ha Präparat<br />
Kontaktgift, kurativ<br />
gegen Piricularia;<br />
30-40 kg/ha Präparat<br />
+ +<br />
+ +<br />
Quelle: DELUCCHI <strong>und</strong> KRANZ 1971<br />
OU 1972<br />
TINARELLI 1973<br />
LOPEZ CAMPOS 1973<br />
LOPEZ CAMPOS et al. 1975<br />
MARTIN <strong>und</strong> WORTHING 1977
■i<br />
:<br />
I<br />
- 162 -<br />
im Ebrodelta <strong>und</strong> in den Marismas bei ungenügender Bekämpfung<br />
hohe Ernteverluste hervor. In der Albuferaniederung <strong>und</strong> im<br />
Rhonedelta ist ihr Auftreten nur selten. In Italien ist sie<br />
stets unter der Schadensschwelle vorhanden, ruft aber gelegentlich<br />
in verschiedenen Regionen Ertragseinbußen hervor.<br />
Eine weitere, weltweit verbreitete Reiskrankheit ist die Braunfleckenkrankheit<br />
(H. oryzae). Sie befällt den Reis in allen<br />
Stadien. Im Schadbild zeigen sich an den Keimpflanzen braune<br />
Flecken an den Koleoptilen <strong>und</strong> Keimwurzeln. Ähnliche Flecken<br />
findet man auf Blättern <strong>und</strong> Blattscheiden älterer Pflanzen.<br />
Auch hier sind acker- <strong>und</strong> pflanzenbauliche Maßnahmen die<br />
wichtigste Bekämpfung.<br />
In allen beschriebenen Reisbaugebieten kommt H. oryzae endemisch<br />
vor. Zur Bekämpfung dieser Krankheit <strong>und</strong> der P. oryzae<br />
werden Heißwasserbeize <strong>und</strong> Spritzmittel wie ZINEB, MANEB <strong>und</strong><br />
CAPTAN eingesetzt. Da sich aber schon mehrmals neue physiologische<br />
Rassen mit Resistenz gegen diese Mittel gebildet<br />
haben, ist man in Spanien <strong>und</strong> Italien dazu übergegangen, gegen<br />
diese Krankheiten Antibiotica einzusetzen (Tab. 30)(TINARELLI<br />
1973, S.235 f.; LOPEZ CAMPOS et al. 1975, S.51).<br />
Eine neue, unbekannte Krankheit hat in jüngster Zeit die Reisfelder<br />
<strong>Italiens</strong>, <strong>Spaniens</strong> <strong>und</strong> Portugals heimgesucht (it.:<br />
"giallume"; span.: "enrochat"). Wahrscheinlich sind die Erreger<br />
dieser Krankheit mycoplasmaähnliche Organismen, die durch<br />
die Zikade Macrosteies sexnotatus übertragen werden. Seit 1973<br />
stellte man aber auch in Verbindung mit dieser Krankheit wieder<br />
Viren fest. Damit ist die Ursache der Krankheit noch immer<br />
ungeklärt (TINARELLI 1973, S.237 ff.).<br />
1967 tauchte die Krankheit zum ersten Mal in Italien auf <strong>und</strong><br />
hat sich schnell über die <strong>Reisanbau</strong>gebiete Norditaliens ausgebreitet<br />
<strong>und</strong> dabei oft schwere Schäden angerichtet. Regional<br />
ist ihr in der Provinz Novara 1971 auf einigen Feldern die gesamte<br />
Ernte zum Opfer gefallen. Auch in der Provinz Valencia
163<br />
verursachte sie 1968 höhere Ertragseinbußen.<br />
Spezielle Bekämpfungsmaßnahmen sind aufgr<strong>und</strong> der unbekannten<br />
Ätiologie noch nicht entwickelt worden.<br />
6.4 Wirtschaftliche Anmerkungen zum Pflanzenschutz<br />
Es zeigt sich, daß der Pflanzenschutz wegen seiner ertragssichernden<br />
Wirkung ein wichtiges Betriebsmittel darstellt. Die<br />
Ausgaben für Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong> -maßnahmen werden durch<br />
die hohen Hektarerträge in den Mittelmeerländern, Australien<br />
<strong>und</strong> Nordamerika gerechtfertigt (Tab. 1). Die stetige Zunahme<br />
am Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln nach dem Krieg zeigt<br />
eine Entwicklung weg vom arbeitsintensiven , hin zum kapitalintensiven<br />
Reisbau, was für Europa Vollmechanisierung <strong>und</strong> vorerst<br />
Direktsaatmethode bedeutet. Besonders der sprunghafte Anstieg<br />
im Verbrauch von Herbiziden macht diese Entwicklung deutlich<br />
(vgl. Kap. 4.2.2).<br />
Mit zunehmender Wirtschaftsintensität wächst auch die Bedeutung<br />
des Pflanzenschutzes. Die gegenwärtige Situation des Reisbaus<br />
verlangt eine aufwendige Wirtschaftsweise, wodurch über hohe<br />
Erträge die Kosten je Produktionseinheit relativ niedrig gehalten<br />
werden können. Das erklärt sich daraus, daß der Fixkostenanteil<br />
an den Gesamtkosten der Reisproduktion sehr hoch<br />
ist. Mit dem verstärkten Einsatz ertragssteigernder Betriebsmittel<br />
wie z.B. Mineraldünger steigt der Zwang zur Ertragssicherung.<br />
Wichtige Voraussetzung für die Umstellung auf die Direktsaat<br />
jedoch sind eine gute Bewässerungstechnik <strong>und</strong> genügend große<br />
Feldeinteilungen. Das Problem der Unkrautbekämpfung bei dieser<br />
Methode läßt sich heute durch den Einsatz chemischer<br />
Pflanzenschutzmittel lösen. Ein Kostenvergleich zwischen<br />
den beiden Anbaumethoden zeigt, daß der chemische Pflanzenschutz<br />
nur ein Drittel bis ein Viertel der Kosten des herkömmlichen<br />
Jätens mit der Hacke ausmacht (F.S.A.A.E. "Arroz"<br />
1966, S.7):
- 164 -<br />
Direktsaat<br />
Jäten<br />
132 AKh/ha 4 800 pts<br />
Herbizid<br />
180 pts<br />
Verteilen 16,5 AKh/ha 600 pts<br />
Maschine 2,52 h/ha 315 pts<br />
Abschreibung<br />
105 pts.<br />
Saatbeetmethode<br />
1 200 pts<br />
Jäten 99 AKh/ha 3 600 pts<br />
ä<br />
i<br />
<strong>Der</strong> geringe Bedarf von 99 AKh/ha bei der Pflanzmethode gegenüber<br />
132 AKh/ha bei direkter Saat in Spanien erklärt sich<br />
daraus, daß die Unkräuter bei dieser Art des <strong>Reisanbau</strong>s günstigere<br />
Wachstumsbedingungen vorfinden <strong>und</strong> dementsprechend<br />
intensiver per Hand gezogen werden müssen, was wiederum Rückwirkungen<br />
auf die Arbeitszeit hat. MATSUBAYASHI et al. (1963)<br />
kommen in Japan zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Die zweimalige<br />
Behandlung eines gepflanzten Feldes mit Herbiziden verringert<br />
den AKhi^Bedarf pro Hektar auf 15 gegenüber 225 bei dreimaligem<br />
Handjäten. Die relativen Kosten gegenüber dem Handjäten<br />
verringern sich um 75% <strong>und</strong> der Reisertrag steigt um 11,3%,<br />
Wie hoch Ertragsdepressionen durch einen einzelnen Schadorganismus<br />
sind, läßt sich unter Feldbedingungen nicht messen. Bei Ertragsausfällen<br />
sind stets mehrere Schadorganismen beteiligt, wobei<br />
einer das Gesamtbild bestimmen kann. Bisher sind in den behandelten<br />
Ländern gesonderte Untersuchungen über Erfolge von<br />
Pflanzenschutzmcißnahmen nicht vorgenommen worden. Sicher ist,<br />
daß Unkräuter den Ertrag erheblich mindern können, daher müssen<br />
sie im Reisbau unbedingt bekämpft werden. In Spanien, wo<br />
der Reis traditionsgemäß gepflanzt wurde, kamen Herbizide<br />
erst spät zur Anwendung, im Gegensatz zu Frankreich <strong>und</strong> Italien.<br />
Hemmend wirkte sich die Tradition auch auf die Einfüh
- 165 -<br />
rung der Direktsaat <strong>und</strong> neuer Bewässerungssysteme, die weniger<br />
arbeitsintensiv <strong>und</strong> effektiver sind, aus (vergl. Kap. 4.2).<br />
Am häufigsten ist die Anwendung von Herbiziden; dann folgen<br />
Insektizide <strong>und</strong> Fungizide. Die Anwendung von Fungiziden jedoch<br />
hat im europäischen Reisbau noch keine größere Bedeutung erlangt<br />
.<br />
Die Verbreitung der einzelnen schädigenden Arten findet nicht<br />
in allen Gebieten gleich intensiv <strong>und</strong> einheitlich statt, so<br />
daß ihre Bekämpfungsmaßnahmen <strong>und</strong> die dazu benötigten Präparate<br />
stets neu überdacht werden müssen; denn es kommt hier nicht<br />
nur auf eine ertragreiche Produktion an, sondern auf deren<br />
Rentabilität. Produktionskosten <strong>und</strong> Erlös müssen in einem angemessenen<br />
Verhältnis stehen. Daher kann, außer bei der ersten<br />
Ausbringung von Herbiziden, kein fester Plan für den Pflanzenschutz<br />
im Reisbau aufgestellt werden.<br />
Tabelle 31 zeigt, daß in Italien in einem durchschnittlichen<br />
Betrieb <strong>und</strong> einem durchschnittlichen Jahr ganz andere Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
getroffen werden als in den Betrieben der<br />
spanischen Ostküste. Nur die Betriebe in den Marismas sind in<br />
etwa mit den italienischen zu vergleichen. Sie benutzen beide<br />
das Herbizid ORDRAM 6 in vergleichbaren Mengen. Außerdem werden<br />
noch Herbizide gegen regional auftretende Unkräuter ausgebracht.<br />
Legt man die offiziellen Zahlen zum Kostenaufwand eines<br />
Hektar Reises zugr<strong>und</strong>e (F.S.A.A.E.-Sevilla 1975 <strong>und</strong> 1976;<br />
C.I.R.I. 1976), so ergibt sich für beide Länder, daß ca. 10<br />
bis 12% der Kosten auf Pflanzenschutzmittel entfallen (Tab. 31).<br />
In den spanischen Provinzen ist in diesen Kosten bereits die<br />
großräumige Ausbringung von Insektiziden mit Kleinflugzeugen<br />
enthalten, die vom Staat subventioniert werden. So<br />
wurden 1974 in der Provinz Valencia zur Bekämpfung des Stengelbohrers<br />
(C. suppressalis) durch die Bauern 1 685 pts/ha<br />
(75,74 DM) aufgewendet. In der Provinz Tarragona betrugen die<br />
Kosten für die gleiche Bekämpfungsmaßnahme nur 1 372 pts/ha
- 167<br />
(61,65 DM), In den Marismas wurden 825 pts/ha (37,08 DM) zur<br />
Bekämpfung der Wanze (E, perlatus) <strong>und</strong> 629 pts/ha (28,27 DM)<br />
gegen die Schwarmmücke (C. cavazzai) aufgewendet (Memoria de<br />
la F.S.A.A.E., Campaña 1973/74, Valencia 1975).<br />
Die Art der Flugzeugausbringung ist nur in großen geschlossenen<br />
Reisgebieten möglich. In Italien, wo Reis neben anderen Kulturen<br />
angebaut wird, setzt man nur selten Kleinflugzeuge ein, da<br />
Nachbarkulturen aufgr<strong>und</strong> von Abdrift geschädigt werden können.<br />
Das ist auch der Gr<strong>und</strong>, warum in den Marismas Herbizide nur<br />
ganz selten mit dem Flugzeug ausgebracht werden. Die Ausbringung<br />
kann nur bei Windstille bis ca. neun Uhr erfolgen. Danach<br />
setzt regelmäßig ein mehr oder weniger starker Südwind ein. Die<br />
Huerta am Rande der Marismas würde dann durch die Herbizide<br />
erheblich geschädigt werden.<br />
7. Das Wirtschaftsgefüge der südwesteuropäischen Reisgebiete<br />
7.1 Betriebsgrößen<br />
7.1.1 Marismas<br />
Wie in Tabelle 33 dargestellt, beträgt die durchschnittliche<br />
Betriebsgröße im marismenischen Reisbaugebiet 1972/73<br />
22,04 ha (Angaben der F.S.A.A.E. 1976). Die vorherrschende<br />
. 1 )<br />
Betriebsgröße liegt bei 10 bis 50 ha . Kleinbetriebe bis<br />
zu 10 ha machen nur 12,4% der gesamten Reisbaufläche aus. In<br />
der Betriebsgrößenklasse zwischen 10 <strong>und</strong> 50 ha gibt es eine<br />
auffällige Häufung der Betriebe. Da die Pacht hier weit verbreitet<br />
ist, scheint diese Größenklasse ein hohes Maß an<br />
Ausnutzung der Produktionsfaktoren zu gewährleisten.<br />
Die Marismas sind das einzige spanische Reisgebiet, das seine<br />
Anbauflächen kontinuierlich erweitert (Tab. 23, Spalten 3 <strong>und</strong><br />
4). Ein Zuwachs sowohl in der Betriebsanzahl als auch der Anbaufläche<br />
ist in der Gruppe der Kleinbetriebe zu verzeichnen.
- 16?<br />
1 f<br />
Durch die Erschließung der Randgebiete für den Rexsbau konnten<br />
1 ) . . . .<br />
Kleinbetriebe entstehen sowie einige Mittelbetriebe in die<br />
Kategorie der Großbetriebe überwechseln. Das zeigt sich in der<br />
absoluten <strong>und</strong> relativen flächenmäßigen <strong>und</strong> anzahlmäßigen Abnahme<br />
der Mittelbetriebe bei gleichzeitiger Zunahme der Großbetriebe<br />
zwischen 50 <strong>und</strong> 100 ha.<br />
Die Zahl der Großbetriebe über 100 ha hat sich von 11 auf 18<br />
erhöht, das entspricht einer Steigerung von 1,2% auf 1,8%<br />
aller Betriebe <strong>und</strong> einer Abnahme der Fläche von 15,4% auf<br />
10,9%. So stellt sich der Großgmndbesitz in der Statistik dar.<br />
Da dem Großgr<strong>und</strong>besitz aber weniger steuerliche <strong>und</strong> genossenschaftliche<br />
Vergünstigungen zugebilligt werden, sind viele<br />
Großgr<strong>und</strong>besitzer dazu übergegangen, den Besitz an Familienmitglieder<br />
<strong>und</strong> Pächter auf dem Papier auf zuteilen. Daher kann angenommen<br />
werden, daß der prozentuale Anteil des Großgr<strong>und</strong>besitzes<br />
höher ist als angegeben. Die zunehmende Zahl der Betriebe<br />
von 1967 bis 1973 <strong>und</strong> besonders die Zunahme der Anzahl<br />
im Größenbereich von 50 bis 100 ha von 1970 bis 1973 um 26 Betriebe<br />
unterstreicht diese Tendenz, genau wie die steigende<br />
Anzahl der Pachtbetriebe (Tabb. 32, 33, 34).<br />
Tab.<br />
32: Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fäche<br />
in der Provinz Sevilla<br />
Jahr<br />
Zahl der<br />
Betriebe<br />
Gesamtfläche<br />
in ha<br />
0 Betriebsgröße<br />
in ha<br />
1967 919 20 540 22,35<br />
1970 839 22 006 22,04<br />
1973 991 21 837 22,04<br />
1975 905 22 726 25,11<br />
Quelle: F.S.A.A.E.-Sevilla 1976
169 -<br />
Tab. 33; Die Betriebsgrößenverhältnisse im marismenischen<br />
Reisgebiet 1966/67 <strong>und</strong> 1972/73<br />
Betriebs- Betriebe Prozente<br />
größen in An zahl Fläche in ha Anzahl Fläche<br />
ha 1967 1973 1966/67 1972/73 1967 1973 1967 1973<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
0 - 5 60 65 203 223 6,5 6,5 1,0 1,0<br />
5 - 1 0 234 304 1 897 2 476 25,6 30,7 9,2 11,3<br />
10 - 50 570 534 12 069 11 867 62 ,0 53,9 58,7 54,4<br />
50 - 100 44 70 3 209 4 884 4,8 7,1 15,6 22,4<br />
> 100 11 18 3 162 2 387 1,2 1,8 15,4 10,9<br />
Gesamt 919 991 20 540 21 837 100 100 100 100<br />
0 Betriebsgröße 1966/67 21,20 ha<br />
0 Betriebsgröße 1972/73 22,04 ha<br />
Tab. 33a: Die marismenischen Betriebsgrößenverhaltnisse im Vergleich<br />
zu denen aller spanischen Reisbetriebe 1972/73<br />
Bezeichnung Gesamtfläche Anzahl d. Bauern 0 Betriebsgröße<br />
Sevilla<br />
Spanien<br />
Anteil<br />
21 837,06 ha<br />
58 284,15 ha<br />
37,40<br />
991<br />
18 178<br />
5,4<br />
1) Anteil der Marismas an Spanien<br />
2) Spanischer Durchschnitt im Vergleich zu Sevilla<br />
22,04 ha<br />
3,20 ha<br />
14,50<br />
Quelle: F.S.A.A.E. Memoria 1966<br />
F.S.A.A.E.-Sevilla 1976<br />
Die Sozialstruktur in den Marismas wird stark durch Bewirtschaftungsform<br />
<strong>und</strong> Betriebsgröße bestimmt. Auf der einen Seite<br />
stehen Großunternehmen, auf der anderen landlose Arbeiter, die<br />
in Zeiten der Arbeitsspitzen beschäftigt wurden. Durch die fast<br />
vollständig durchgeführte Vollmechanisierung <strong>und</strong> den Anbau neuer<br />
Sorten wurden die Arbeitsspitzen abgebaut <strong>und</strong> die Arbeitskräfte<br />
freigestellt. Ein großer Teil dieser Arbeiter hat heute<br />
Beschäftigung in der verarbeitenden Industrie gef<strong>und</strong>en.
- 170 -<br />
1<br />
Tab. 34: Bewirtschaftungsverhältnisse im marismenischen Reisbaugebiet<br />
1965 <strong>und</strong> 1973<br />
Bewirt- Anzahl der Reisfläche in<br />
Schaf- Besitzer ha<br />
Prozente<br />
Besitzer bzw. Reisfläche<br />
tungsform bzw Pächter<br />
Pächter<br />
1965 1973 1965 1973 1965 1973 1965 1973<br />
Eigentum<br />
(propri- 433 580 8 459 9 711 49,2 53, 5 44,2 44, 5<br />
edad)<br />
Pacht<br />
(arrien- 169 396 5 503 8 813 19,3 36,5 28,7 40,3<br />
do)<br />
Halbpacht<br />
(aparee- 277 108 5 208 3 313 31,5 10,0 27,1 15,2<br />
ria)<br />
Gesamt 879 1 084 19 170 21 837 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
Quelle: F.S.A.A.E. Memoria 1966, S.53<br />
RUBIO PEREZ (1976)<br />
Die Bodenbesitzarten sind Eigentum, Pacht <strong>und</strong> Halbpacht. Bei der<br />
Halbpacht stellt der Verpächter das Land <strong>und</strong> Teile der Produktionsmittel<br />
zur Verfügung <strong>und</strong> erhält dafür ungefähr 30% des Ertrages.<br />
Bei der Pacht wird ein Pachtzins an den Verpächter entrichtet.<br />
1973 betrug die Pacht 1 500 bis 2 000 pts/ha (68,- DM<br />
bis 91,-DM)(RUBI0 PEREZ 1976).<br />
1965 wurden 49,2% der Betriebe vom Eigentümer, der Rest von<br />
Pächtern bewirtschaftet, wobei die Form der Halbpacht auffällig<br />
hoch war (Tab. 34). Die durchschnittliche Größe der Pachtbetriebe<br />
lag bei 32,6 ha (1973 bei 22,3 ha) <strong>und</strong> die der Teilpacht bei<br />
18,8 ha (1973 bei 30,7 ha).<br />
Nach Berechnungen der F.S.A.A.E.-Sevilla brachte 1973 die Halbpacht<br />
für den Eigentümer den höchsten Gewinn. An zweiter Stelle<br />
stand die Eigenbewirtschaftung mit direkter Aussaat. Daß<br />
Halbpacht relativ wenig für den Pächter einbringt, zeigt sich<br />
am Rückgang dieser Wirtschaftsform von 1965 bis 1973. Die Pacht<br />
<strong>und</strong> das Eigentum sind heute die bevorzugten Wirtschaftsformen<br />
in den Marismas.
171<br />
7.1.2 Albuferaniederung<br />
Die kleinsten Betriebsgrößen im <strong>Reisanbau</strong> <strong>Spaniens</strong> finden sich<br />
in der Provinz Valencia (Tab. 35 <strong>und</strong> 36). Vor 1965 betrug die<br />
durchschnittliche Größe der Reisbetriebe weniger als einen<br />
Hektar. Das bedeutet, daß 72% aller Reisbetriebe nur 26,8%<br />
der Gesaratreisflâche bewirtschafteten.<br />
Faßt man die Kleinbetriebe bis 10 ha zusammen, dann leben 1971<br />
98,6% aller Betriebe von 89% der Gesamtreisbaufläche. 1965<br />
lebten noch 99,2% von 87,3% . Die kleinsten Betriebe scheiden<br />
aus der Produktion zugunsten der Betriebe zwischen 10 bis<br />
15 ha aus. Die drei Großgr<strong>und</strong>besitzer mit einem Besitz zvjischen<br />
50 <strong>und</strong> 100 ha fallen mit 1,3% Anteil an der Gesamtfläche<br />
nicht ins Gewicht.<br />
In dieser Region zeigt sich eine deutliche Tendenz zur Vergrößerung<br />
der Betriebe <strong>und</strong> zur Aufgabe des Reisbaus an marginalen<br />
Standorten. Es geht deutlich aus der Statistik hervor,<br />
daß die Betriebe zwischen 1942 <strong>und</strong> 1961 vergrößert vnirden unter<br />
Beibehaltung der Gesamtreisbaufläche. Zwischen 1961 <strong>und</strong><br />
1971 ist ebenfalls eine Zunahme der Betriebsgrößen zu verzeichnen,<br />
aber auch eine abnehmende Gesamtfläche (Tab. 35). Staatliche<br />
Prämien unterstützen diese Entwicklung. Es kommt hinzu,<br />
daß die Standortfaktoren für andere Kulturen wie FrUhgemüse<br />
oder Obst hier geeigneter sind als im Ebrodelta, wo der Anbauwandel<br />
nach kürzer Zeit rückgängig gemacht wurde.<br />
Tab. 35: Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fläche<br />
in der Provinz Valencia<br />
Zahl der<br />
Betriebe<br />
Gesamtfläche<br />
in ha<br />
0 Betriebsgröße<br />
in ha<br />
Jahr<br />
D<br />
1942 32 891 2 5 796 0,78<br />
1961^^ 2 5 803 2 5 387 0,98<br />
19 6 5^^ 18 180 20 39 3 1,12<br />
1971^^ 12 000 16 967 1,41<br />
Quelle: 1) Mapa Agr. Sueca II, S. 32<br />
2) F.S.A.A.E.-Valencia
- 172 -<br />
1<br />
Tab.<br />
36: Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Provinz<br />
Valencia 1964/65 <strong>und</strong> 1970/71<br />
Betriebs- Betriebe Prozente<br />
größen in Anzahl Fläche in ha Anzahl Fläche<br />
ha 1965 1971 1964/65 1970/71 1965 1971 1965 1971<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
0 - 0,33 6 514 3 343 1 414,4 772,3 35,8 27,9 6,9 4,6<br />
0,33 - 0,66 4 245 2 738 2 121,6 1 370,7 23,4 22,8 10,4 8,0<br />
0,66 - 1 2 305 1 662 1 932,0 1 400,3 12,7 13,9 9,5 8,3<br />
1 - 3 3 704 2 918 6 303,4 5 032,2 20,4 24,3 30,9 19,7<br />
3 - 5 815 733 3 110,1 2 747,6 4,5 6,1 15,3 16,2<br />
5 - 10 440 441 2 917,4 2 929,7 2,4 3,7 14,3 17,3<br />
10 - 50 154 162 2 371,1 2 492,5 0,8 1,4 11,6 14,7<br />
50 - 100 3 3 222,7 221,5 • • 1,1 1,3<br />
> 100 - - - - - -<br />
Gesamt 18 180 12 000 20 392,7 16 966,8 100 100 100 100<br />
0 Betriebsgiröße 1964/65 1,12 ha<br />
0 Betriebsgröße 1970/71 1,41 ha<br />
Quelle: F.S.A.A.E. Memoria 1966<br />
F.S.A.A.E.-Valencia 1976<br />
Die Art der Halbpacht ist in Valencia nicht vertreten <strong>und</strong><br />
auch die Pacht betrug 1975 nur 25% der Gesamtfläche. Die Eigenbewirtschaftung<br />
tritt in den letzten Jahren immer stärker in<br />
den Vordergr<strong>und</strong> (pers. Auskunft F.S.A.A.E. - Valencia 1976)<br />
sowie die Vergrößerung der Betriebe. Nur langsam vollzieht<br />
sich hier der Obergang von der selbstgenügsamen <strong>und</strong> am Eigenbedarf<br />
orientierten zur marktorientierten Wirtschaftsweise.<br />
Hinzu kommt, daß in diesem Gebiet viele Reisbauern ihren<br />
Kleinstbesitz nur im Nebenervjerb bewirtschaften. Die Bewirtschaftung<br />
erfolgt von der gesamten Familie in Freizeit- <strong>und</strong><br />
Wochenendarbeit. Die Bauern arbeiten hauptsächlich in der<br />
Valencianischen Industrie, im Hafen oder in der Huerta. Aus<br />
dieser Sicht ist es zu verstehen, daß sich der Wandel vom
- 173<br />
Kleinstbetrieb zum Mittelbetrieb nur langsam vollzieht. Auch<br />
ist es verständlich, daß hier stärker an Traditionen, wie sie<br />
die Pflanzmethode darstellt, festgehalten wird; denn jede Änderung<br />
der Anbaumethode birgt durch Unkenntnis der Dinge ein<br />
Risiko in sich <strong>und</strong> kann dadurch Ertragseinbußen hervorrufen.<br />
Das aber schmälert den Ertrag der Nebenarbeit.<br />
7.1.3 Ebrodelta<br />
Die durchschnittliche Betriebesgröße im Ebrodelta beträgt<br />
3.3 ha (Tab. 37) (Angaben der F.S.A.A.E. - Valencia 1976).<br />
<strong>Der</strong> Kleinbesitz bis zu 10 ha tritt hier sehr stark in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
95,8% aller Betriebe bewirtschaftet 1971 nur 71,8%<br />
des tortosinischen Reisbaugebietes (Tab. 38).<br />
Die mittleren Betriebsgrößen mit 10 ha sind auf die Kolonisa-<br />
. . . 1 )<br />
txon des Deltas xn den fünfzxger Jahren zurückzuführen<br />
Großbetriebe sind in der Statistik der F.S.A.A.E. heute fast<br />
nicht zu finden, da auch hier die Neigung besteht, den Besitz<br />
offiziell in Untereinheiten aufzustellen, um in den Genuß der<br />
Tab. 37: Entwicklung der Betriebsgröße <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fläche<br />
in der Provinz Tarragona<br />
Jahr<br />
Zahl der<br />
Betriebe<br />
Gesamtfläche<br />
in ha<br />
0 Betriebsgröße<br />
in ha<br />
1962^^<br />
7 778 19 475 2,5<br />
1965^^ 4 935 11 836 2,4<br />
1971^^ 3 812 12 730 3,3<br />
Quelle: 1) Angabe der Bewässerungsgemeinschaften in Tortosa<br />
<strong>und</strong> Amposta<br />
2) Angaben der F.S.S.A.E. - Valencia<br />
1) Dabei wurden vom I.N.C. Landlose von 10 ha Größe an Kolonisten<br />
abgegeben, die in Villafranco del Delta angesiedelt<br />
wurden.
- 175<br />
staatlichen Vergünstigungen zu gelangen. Von den 1962 registrierten<br />
2U2 Betrieben in der Größe zwischen 10 <strong>und</strong> 100 ha<br />
bestanden 1965 nur noch 126. Von den 23 Betrieben über 100 ha<br />
blieben nur noch zwei. 1971 waren es viieder 155 größere Betriebe,<br />
deren Größen aber unter 50 ha blieben, nur 13 lagen<br />
darüber. Auch hier ist eine starke Tendenz vom Kleinst- <strong>und</strong><br />
Kleinbetrieb hin zum mittleren Betrieb zu verzeichnen.<br />
Nach LOPEZ CAMPOS et al. (1975, S.13) sind fast die Hälfte<br />
aller Betriebe gepachtet, etwas über 10% stehen in Teilpacht<br />
<strong>und</strong> 42% sind Eigentum.<br />
Die starke Abnahme der <strong>Reisanbau</strong>fläche <strong>und</strong> der Betriebe zwischen<br />
1962 <strong>und</strong> 1965 ist auf den staatlich propagierten <strong>und</strong><br />
unterstützten Fruchtwechsel zurückzuführen, der in den folgenden<br />
Jahren wieder größtenteils rückgängig gemacht werden<br />
mußte, aufgr<strong>und</strong> der ungünstigen pedologischen Bedingungen<br />
für andere Kulturen als Reis (vgl. Kap. 2.3.2).<br />
Nebenerwerb wie in Valencia gibt es für die Kleinbauern des<br />
Deltas nicht. Sie können nur als Saisonkräfte bei den Großbetrieben<br />
zur Reissaat, die hier noch überwiegend mit der Hand<br />
durchgeführt wird, Arbeit finden oder bei der Pflege <strong>und</strong><br />
Ernte in den Gemüsebetrieben der Huerta. Größere Industriebetriebe<br />
gibt es in diesem Gebiet noch nicht, abgesehen von<br />
dem staatlich stark unterstützten Plan, das Delta mit seinen<br />
weiten Stränden für den Tourismus zu erschließen.<br />
Staatliche Subventionen <strong>und</strong> Vergünstigungen bei der Schädlingsbekämpfung,<br />
der Beschaffung von Saatgut <strong>und</strong> Dünger werden<br />
hier überwiegend dem Kleinst- <strong>und</strong> Kleinbetrieb gewährt,<br />
der damit in die Lage versetzt wird, seine Familie vom Ertrag<br />
seines Betriebes zu ernähren.<br />
<strong>Der</strong> Reisbau trägt zur Erschließung des gesamten Deltagebietes<br />
bei.
176 -<br />
1<br />
7.1.H Rhonedelta<br />
80% der gesamten <strong>Reisanbau</strong>fläche der Camargue waren 1966 auf<br />
29% aller Reisbetriebe mit Betriebsflächen ab 50 ha verteilt.<br />
55% der Betriebe bewirtschafteten nur 8,6% der Gesamtfläche<br />
(Tab. 40). Die Betriebsgröße war dabei stets kleiner als<br />
25 ha. Diese zu den Betrieben der Albufera-Niederung vergleichsweise<br />
großen Betriebe konnten die Lohnsteigerungen<br />
durch Mechanisierung nicht mehr auffangen, da Industriegüter<br />
im Vergleich zu Agrargütern noch viel teurer waren. Zu dem<br />
Zeitpunkt konnte auch der Anbau anderer Kulturen keine Erhöhung<br />
des Reingewinns erbringen. Die Folge war in den meisten<br />
Fällen der Verkauf an kapitalstarke Unternehmen. Dadurch<br />
ist in der Camargue eine immer stärker zunehmende Besitzkonzentration<br />
zu verzeichnen. 1951 betrug die durchschnittliche<br />
Größe eines Betriebes 10,5 ha, 1966 hingegen schon 36 ha<br />
(Tab. 39).<br />
Tab.<br />
39: Entwicklung der Betriebsgröße <strong>und</strong> der <strong>Reisanbau</strong>fläche<br />
in der Camargue<br />
Jahr<br />
Zahl der<br />
Betriebe<br />
Gesamtfläche<br />
in ha<br />
0 Betriebsgröße<br />
in ha<br />
1951 1 875 20 000 10,5<br />
1961 1 594 3 3 500 21,0<br />
1965 828 2 9 500 36,0<br />
Quelle: Patissier 1962<br />
Schacht 1971, S. 129<br />
Um dem verstärkten Konkurrenzdruck der Großbetriebe auszuweichen,<br />
haben sich die mittleren Reisbaubetriebe mit Betriebsgrößen<br />
zwischen 25 <strong>und</strong> 100 ha zu Genossenschaften vereinigt.<br />
Das Fehlen von Kleinbetrieben <strong>und</strong> die geringe Zahl von Fachbetrieben<br />
weisen auf eine starke kapitalintensive Wirtschaftsweise<br />
in dieser Region hin.<br />
Neuere Zahlen über die Betriebsgrößen <strong>und</strong> die Veränderungen<br />
der Besitzverhältnisse sowie über die Bewirtschaftungsart
- 177 -<br />
Tab. ^tO: Die Betriebsgrößenverhältnisse im französischen<br />
Reisbaugebiet Camargue 1966<br />
Betriebsgrößen Betriebe Prozente<br />
in ha Anzahl Fläche in ha Anzahl Fläche<br />
0 - 2 5 460 2 530 55,5 8,6<br />
25 - 50 128 3 370 15,5 11,4<br />
50 - 100 126 6 7 50 15,2 22,9<br />
100 - 200 85 8 700 10,3 29,5<br />
> 200 29 8 150 3,5 27,6<br />
Gesamt 828 2 9 500 100 100<br />
0 Betriebsgröße 36 ha<br />
Quelle: S,R.F.-Angaben 1976<br />
Schacht 1971, S. 128<br />
waren nicht zu ermitteln. Sämtliche Veröffentlichungen übergehen<br />
dieses Thema, <strong>und</strong> präzise AuslcCnfte sind nicht zu erhalten.<br />
7.1.5 Poebene<br />
Zwischen 1965 <strong>und</strong> 1975 hat der italienische Reisbau eine sehr<br />
dynamische Entwicklung durchgemacht. Die Anzahl der Betriebe<br />
unter 3 ha hat sich um die Hälfte verringert <strong>und</strong> die durchschnittliche<br />
Größe der Betriebe hat sich verdoppelt (Tab. 42).<br />
Auch die Anzahl der Betriebe über 100 ha hat sich in diesem<br />
Zeitraum mehr als verdoppelt, von 98 auf 218. Ebenfalls besteht<br />
eine starke Tendenz zur Eigenbewirtschaftung, was eine<br />
Abnahme der Pachtbetriebe zur Folge hat (Tab. 41). <strong>Der</strong> Italienische<br />
Reisbau tendiert iTiuner stärker zum mittleren <strong>und</strong><br />
großen Betrieb, wie aus Tabelle 43 deutlich hervorgeht.<br />
Die Stützung der Agrarpreise durch den italienischen Staat<br />
bevorzugt die Inhaber mittlerer <strong>und</strong> großer Betriebe, die<br />
größtenteils voll mechanisiert sind <strong>und</strong> daher einen geringen
- 178 -<br />
Tab. 41: Bewirtschaftungsformen der Reisbaufläche in der Provinz<br />
Vercelli in Prozent<br />
Jahr Eigentum Pacht andere Formen<br />
1961 67,1 32,4 0,5<br />
1970 83,8 16,0 0,2<br />
Quelle: GRILLENZONI <strong>und</strong> TODERI 1974<br />
Tab. 42: Entwicklung der Betriebsgrößen <strong>und</strong> der Reisbaufläche<br />
in der Poebene<br />
Jahr<br />
Zahl der<br />
Betriebe<br />
Gesamtfläche<br />
in ha<br />
0 Betriebsgröße<br />
in ha<br />
1965 17 373 130 924 7,54<br />
1970 15 611 178 779 11,45<br />
1975 12 163 175 314 14,41<br />
Quelle: E.N.R. 1976<br />
Arbeitskräftebedarf aufweisen. Auf der anderen Seite werden<br />
durch die pemanent günstige Marktlage auch marginale Betriebe<br />
motiviert, Reis anzubauen (vgl. Kap. 4.7).<br />
Die Politik der Agrarpreisstützung war es aber auch, die dazu<br />
führte, daß die italienische Reisbaufläche wieder um ca.<br />
35 000 ha vergrößert wurde unter gleichzeitiger Vergrößerung<br />
der durchschnittlichen Betriebsgrößen.<br />
7.1.6 Auswirkungen der Betriebsgrößen<br />
In der augenblicklichen europäischen Wirtschaftssituation hat<br />
im Reisbau der Großbetrieb die besseren Chancen, rentabel zu<br />
arbeiten <strong>und</strong> auch in Zukunft weiter zu bestehen. Die ökologischen<br />
Nachteile, die zum Reisbau zwingen, können durch einen<br />
höheren Kapitaleinsatz ausgeglichen werden. In einer Konkurrenzsituation,<br />
wie sie entsteht, wenn Spanien dem Gemeinsamen<br />
Markt beitritt, sind die spanischen Betriebe ökonomisch im<br />
Nachteil, da sie auf dem meist absoluten Reisland gezwungen
179 -<br />
Tab. 1+3: Die Betriebsgrößenverhältnisse in der Poebene 1955,<br />
1970 <strong>und</strong> 1975<br />
Betriebsgrößen<br />
in<br />
ha<br />
Anz<br />
1965<br />
ahl der Be triebe<br />
1970 1975<br />
Bet<br />
1965<br />
riebe i n %<br />
1970 1975<br />
1 2 3 4 5 6<br />
0 - 3 9 8 50 7 109 4 623 56,7 45,8 38,0<br />
3 - 1 0 4 343 4 313 3 2 50 25,0 27,8 26,7<br />
10 - 25 1 953 2 347 2 370 11,2 15,1 19,5<br />
25 - 50 795 1 065 1 131 4,6 6,9 9,3<br />
50 - 100 334 518 571 1,9 3,3 4,7<br />
> 100 98 163 218 0,6 1,1 1,8<br />
Gesamt 17 373 15 515 12 163 100,0 100,0 100,0<br />
Gesamtanbaufläche 1965: 130 924 ha<br />
<strong>Italiens</strong><br />
1970: 178 779 ha<br />
0 Betriebsgröße 1965:<br />
1975: 175 314 ha<br />
1970:<br />
1975:<br />
7,54 ha<br />
11,45 ha<br />
14,41 ha<br />
r<br />
:V<br />
ft<br />
ii<br />
■ ...a<br />
Quelle: E.N.R. 1976<br />
sind, höhere Investitionen als die Betriebe der Poebene vorzunehmen.<br />
Nur die mittleren <strong>und</strong> großen Betriebe der Marismas<br />
könnten aufgr<strong>und</strong> des günstigeren Klimas <strong>und</strong> einer damit verb<strong>und</strong>enen<br />
längeren Vegetationsphase echte Konkurrenten der<br />
italienischen Anbieter werden. Außerdem sind die meisten<br />
spanischen Betriebe gezwungen, wegen der ungünstigen pedologischen<br />
Standorte beim Monokulturreisbau zu verharren, d.h.,<br />
es kann sich weder eine Fruchtfolge herausbilden, noch kann<br />
auf gewinnbringende Kulturen übergegangen werden. In Italien<br />
sind diese Möglichkeiten auch bei einem Preisverfall aufgr<strong>und</strong><br />
der Standortverhältnisse gegeben.<br />
Ein Großbetrieb, der überwiegend Monokultur betreibt, ist<br />
einem größeren Anbaurisiko ausgesetzt als ein Kleinbetrieb,
- 180<br />
}<br />
der mit Familienmitgliedern arbeitet. Allerdings kann dieses<br />
Risiko gemindert werden durch einen höheren Kapitaleinsatz<br />
(Dünger, Pflanzenschutz, Wasserzufuhr, Maschinen, Trocknungsanlagen,<br />
neue Sorten) <strong>und</strong> besseres Management. Es kommt hier<br />
also überwiegend auf Ertragssicherung <strong>und</strong> eine erhöhte Arbeitsproduktivität<br />
an, da die Arbeitskraft in der Gesamtbilanz<br />
die höchsten Kosten verursacht.<br />
i<br />
<strong>Der</strong> Kleinbetrieb ist auf eine erhöhte Bodenproduktivität ausgerichtet,<br />
da ihm meist genügend Familienarbeitskräfte pro<br />
Hektar zur Verfügung stehen. Durch Minimierung des teuersten<br />
Faktoreinsatzes wird seine Verwertung maximiert, d.h., der<br />
Kapital- bzw. Maschineneinsatz erfolgt nur in ganz geringem<br />
Maße. Ein gutes Beispiel hierfür stellt die Region Valencia dar.<br />
Hier überwiegen die Klein- <strong>und</strong> Kleinstbetriebe, die den geringsten<br />
Mechanisierungsgrad der spanischen Reisgebiete aufweisen<br />
(Auskunft der F.S.A.A.E.-Valencia 1976). 30% der Gesamtanbaufläche<br />
werden hier 1976 noch bepflanzt, <strong>und</strong> zwar<br />
überwiegend mit R<strong>und</strong>kornsorten, die höhere Erträge versprechen<br />
als die neuen Mittelkornsorten. Letztlich werden hier auch<br />
mehr Dünger <strong>und</strong> Pflanzenschutzmittel pro Hektar ausgebracht<br />
als in den übrigen spanischen Gebieten (Tab. 8; vgl. Kap.<br />
4.3.2.2). Beim Kleinbetrieb steht also die Ertragssteigerung<br />
im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Ein Großbetrieb kann Mißernten <strong>und</strong> Preisverfall schlechter<br />
verkraften als ein Kleinbetrieb aufgr<strong>und</strong> einer stetigen finanziellen<br />
Verpflichtung gegenüber den Arbeitern, Maschinenstationen,<br />
Geldgebern <strong>und</strong> evtl. Verpächtern. <strong>Der</strong> Familienbetrieb<br />
kann seine Ansprüche in Krisenzeiten reduzieren, um sie in<br />
folgenden besseren Jahren wieder zu befriedigen. Nur trifft<br />
dieses Bild von Familienbetrieben nicht mehr voll für die Industriestaaten<br />
zu, da die Ansprüche <strong>und</strong> der Lebensstandard<br />
allgemein gestiegen sind. So werden kleine Vollerwerbsbetriebe<br />
zu Nebenerwerbsbetrieben; oder aber eine stärkere staatliche<br />
Förderung erhält die Kleinbetriebe <strong>und</strong> verringert dadurch<br />
gleichzeitig ein allzu starkes Ansteigen der Arbeitslosen in
- 181 -<br />
den entsprechenden Gebieten.<br />
Die Reisproduktion in den genannten Ländern steht in einer<br />
Entwicklung, in der die Bodenproduktivität stetig erhöht wird<br />
<strong>und</strong> der Arbeitskräftebesatz pro Hektar vermindert wird. Eine<br />
verringerte Nachfrage nach Agrarprodukten <strong>und</strong> zunehmende Lohnansprüche<br />
in der Landwirtschaft führen zur Substitution von<br />
Arbeit durch Boden. Die durchschnittliche Betriebsgröße nimmt<br />
während dieser Entwicklung zu, dadurch erhöht sich die Arbeitsproduktivität,<br />
<strong>und</strong> die Effizienz der getätigten Mechanisierung<br />
wird erhöht <strong>und</strong> rechtfertigt weitere Schritte in dieser Richtung.<br />
In den letzten 15 Jahren hat sich in allen untersuchten<br />
Ländern die durchschnittliche Betriebsgröße erhöht. Es zeigt<br />
sich, daß sich die Betriebsgröße an der Einkommenskapazität<br />
bei optimaler Betriebsorganisation orientiert (PLATE <strong>und</strong> WOER<br />
MANN 19 62 , S.59) .<br />
Das Gesetz vom abnehmenden Ertrags Zuwachs erklärt die abnehmende<br />
Grenzproduktivität des Faktors Boden, d.h., daß im Reisbau<br />
mit steigenden Arbeite- <strong>und</strong> Kapitalkosten das Entgelt für<br />
die Leistungen des Bodens (Gr<strong>und</strong>rente), zumindest relativ<br />
immer kleiner wird. Nach dem Grenzkostenprinzip führen aber<br />
sinkende Gr<strong>und</strong>renten zu einem Rückgang der Pacht- <strong>und</strong> Bodenpreise<br />
(HERLEMANN 1964, S. 1 338), Innerhalb dieser Entwicklung<br />
werden die Betriebe vergrößert. Im Rahmen der Faktorenkombination<br />
wird mehr Boden eingesetzt. Innerhalb der einzelnen<br />
Betriebsgrößen ändert sich auch die Wirtschaftsweise. Hier<br />
ist der wichtigste Faktor der Einsatz von Maschinen <strong>und</strong> die<br />
Frage, ob Erv;erb eigener Maschinen oder Arbeit durch Lohnunternehmer<br />
die jevjeils richtige Lösung sind.<br />
In allen untersuchten Ländern ist im Reisbau eine steigende<br />
Arbeitsproduktivität bei hoher Flächenproduktivität zu verzeichnen.<br />
Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, daß Arbeit<br />
substituiert wird. Das erfolgt einmal durch Kapital, zum<br />
anderen durch Boden. Beide Entwicklungen laufen in Italien<br />
<strong>und</strong> Spanien gleichzeitig ab. Eine Ausnahme innerhalb dieser
- 182 -<br />
Entwicklung bildet Frankreich. Hier wird der Reisbau nur noch<br />
extensiv betrieben, so daß der vermehrte Einsatz von Kapital<br />
<strong>und</strong> Boden nicht mehr gerechtfertigt ist.<br />
7.2 Genossenschaftswesen<br />
7.2.1 Spanien<br />
Die ständig unter Absatzschwierigkeit leidende spanische Reiswirtschaft<br />
versuchte ihre Krisenanfälligkeit schon frühzeitig<br />
durch starke genossenschaftliche Bindungen zu mindern. Vorläufer<br />
des staatlichen Reisbauernsyndikats waren die Camara<br />
Arrocera de Amposta <strong>und</strong> die Camara Arrocera de Sueca, Genossenschaften,<br />
die auf freiwilliger Basis beruhten. Außerdem erfolgte<br />
1927 die Gündung des Consorcio Nacional Arrocera, in dem<br />
alle spanischen Reisbauern, Mühlenbesitzer <strong>und</strong> Reisexporteure<br />
vereinigt waren. Dieses Konsortium war der Vorläufer der heutigen<br />
spanischen Reisbauerngenossenschaft, der Federación Sindical<br />
de Agricultores Arroceros de Españia (F.S.A.A.E.), die 1933<br />
gegründet worden ist. Entsprechend den großen Reisbaugebieten<br />
gliedert sich die F.S.A.A.E. in drei Delegaciones mit dem jeweiligen<br />
Sitz in Sevilla, Valencia <strong>und</strong> Tortosa. Ihnen wiederum<br />
sind die Sindicatos Arroceros unterstellt, die in allen größeren<br />
Orte der Anbaugebiete zu finden sind.<br />
Die wichtigsten Aufgaben waren damals die Festsetzung eines<br />
staatlich garantierten Reispreises, die Regulierung <strong>und</strong> Stabilisierung<br />
des spanischen Reismarktes sowie technische, soziale<br />
<strong>und</strong> finanzielle Unterstützung der Mitglieder. Außerdem wurden<br />
über ein Mitgliedsregister Statistiken über Betriebsgrößen<br />
<strong>und</strong> Produktion aufgestellt, eine wichtige Voraussetzung für<br />
die Marktregulierung <strong>und</strong> den Einsatz von Hilfsmaßnahmen. Es<br />
wurden Verbrauchswerbung <strong>und</strong> Exportsubventionierung betrieben<br />
(F.S.A.A.E. Memoria 1966, S.29).<br />
Die damaligen Ziele sind auch heute noch Aufgaben der<br />
F.S.A.A.E. Hinzu kommt, daß heute die Mitglieder noch mit
- 183 -<br />
preiswerten Produktionsgütern versorgt werden wie Saatgut,<br />
Dünger, Treibstoff usw. Den Mitgliedern werden auch Lagerhäuser,<br />
Trockenplätze <strong>und</strong> - soweit schon vorhanden - mechanische<br />
Trockenanlagen zur Verfügung gestellt.<br />
Die Zeitschrift El Arroz wird von der F.S.A.A.E. seit 1961<br />
herausgegeben <strong>und</strong> dient der Information <strong>und</strong> Werbung allgemein.<br />
<strong>Der</strong> speziellen Information dienen die Studien des 1963 gegründeten<br />
Gabinete Técnico Cosultativo über Mechanisierungs- <strong>und</strong><br />
Rationalisierungsfragen, über Wassermanagement <strong>und</strong> Besitzverteilung.<br />
7.2.1.1 Sevilla<br />
Für das marismenische Reisbaugebiet ist die Delegación del<br />
Sur de la F.S.A.A.E. zuständig. Ihr unterstehen für das Gebiet<br />
drei Sindicatos Arroceros, die die gesamte Genossenschaftsarbeit<br />
bewältigen. Die Größe des verwalteten Reisbauareals<br />
entspricht hier etwa der Größe des Valencianischen<br />
Reisgebietes, das 1976 von 30 Sindicatos verwaltet wird. Abgesehen<br />
von der geringen Anzahl der Mitglieder aufgr<strong>und</strong> der<br />
marismenischen Besitzverhältnisse, tritt auch im Genossenschaf<br />
tsapparat die rationellere Arbeitsweise des marismenischen<br />
Gebietes gegenüber den anderen Regionen zu Tage,<br />
Jeder Reisbauer muß Mitglied in einem Syndikat sein, das er<br />
sich frei wählen kann. Meistens wird das Syndikat gewählt,<br />
das die geringste Entfernung von der Wohnstätte aufweist. Eine<br />
Ausnahme davon bildet das Sindicato Arrocero de Sevilla, das<br />
ca. 35 km von den Marismas entfernt liegt <strong>und</strong> in dem über die<br />
Hälfte der gesamten marismenischen Anbaufläche eingeschrieben<br />
ist (1975: 11 731 ha). Große Pachtbetriebe <strong>und</strong> Verwaltungsagenturen<br />
für Großbetriebe sind überwiegend in Sevilla ansässig<br />
<strong>und</strong> daher im sevillanischen Syndikat Mitglieder. Daher<br />
betrug die durchschnittliche Betriebsgröße dieses Syndikats<br />
1975 3U,81 ha, während sie in den gesamten Marismas nur<br />
25,11 ha erreichte.
- 184 -<br />
Besonders den kleinen Betrieben kommen hier die genossenschaftlichen<br />
Vergünstigungen zugute, Pflanzenschutzmittel, Dünger <strong>und</strong><br />
Saatgut können von diesen Betrieben zu Vorzugspreisen erworben<br />
werden.<br />
Eine große Anzahl genossenschaftlicher Trockenplätze steht den<br />
Reisbauern gegen ein geringes Pachtgeld zur Verfügung. In den<br />
neu erstellten Warmlufttrockenanlagen konnte 1974 der Reis<br />
eines Hektars für 4 672 pts (210,- DM) getrocknet werden. Diese<br />
Anlagen sind neben den genossenschaftlichen Lagerhäusern errichtet<br />
worden, um die Rüst- <strong>und</strong> Wegezeiten möglichst gering zu<br />
halten. Großbetriebe benutzen diese genossenschaftlichen Einrichtungen<br />
nicht, da sie ihre eigenen Aufbereitungs- <strong>und</strong> Lagerhäuser<br />
besitzen.<br />
Genossenschaftliche Zusammenschlüsse auf freiwilliger Basis<br />
findet man nur bei den kleineren Bauern <strong>und</strong> Pächtern. Durch<br />
den Zusammenschluß erhalten sie steuerliche Vergünstigungen,<br />
die sie gegenüber den Großbetrieben konkurrenzfähig bleiben<br />
lassen. Wie hoch diese Vergünstigungen sind <strong>und</strong> wie der staatliche<br />
Verteilungsschlüssel aufgebaut ist, konnte nicht in Erfahrung<br />
gebracht werden.<br />
In diesem Gebiet gibt es ebenfalls Bewässerungsgenossenschaften,<br />
denen große Pumpstationen <strong>und</strong> dazugehörige Kanal- <strong>und</strong> Entwässerungssysteme<br />
gehören. Sie arbeiten eng mit dem Landwirtschaftsministerium<br />
oder der F.S.A.A.E. zusammen.<br />
7.2.1.2 Valencia<br />
<strong>Der</strong> Hauptsitz der F.S.A.A.E. liegt in Valencia. Dieses Reisbaugebiet<br />
wird von 30 Sindicatos Arroceros verwaltet. Die Art<br />
der Verwaltung <strong>und</strong> der Vergünstigungen, die den Bauern gewährt<br />
werden, ist die gleiche wie in den Marismas <strong>und</strong> in den übrigen<br />
Reisbaugebieten <strong>Spaniens</strong>.<br />
Eine gleich starke Position unter den Reisbauern der Albufera-
- 185 -<br />
niederung haben die Bewässerungsgemeinschaften, die Comunidades<br />
de Regantes. In ihnen sind die Nutznießer eines oder mehrerer<br />
Bewässerungskanäle zusammengeschlossen. Ihr Aufbau ist demokratisch<br />
organisiert nach Legislative, Exekutive <strong>und</strong> Judikative<br />
(FRÖHLING 1965, S.41). Ihr obliegt die Wasserverteilung sowie<br />
die Ahndung von Verstößen gegen die wasserrechtliche Organisation.<br />
7.2.1.3 Tortosa<br />
Für das tortosinische Reisbaugebiet ist die Delegación del Ebro<br />
de la F.S.A.A.E. zuständig. Ihr unterstehen neun Sindicatos<br />
Arroceros im Deltabereich. <strong>Der</strong> Absatz der Reisernte ihrer Mitglieder<br />
ist die Hauptaufgabe der genossenschaftlichen Arbeit.<br />
Eine starke ökonomische <strong>und</strong> genossenschaftliche Sonderstellung<br />
besitzt die Cámara Arrocera de Amposta. Sie wurde 1927 gegründet<br />
<strong>und</strong> war voll funktionsfähig, als 1933 in allen Reisbaugebieten<br />
die der F.S.A.A.E. unterstellten Sindicatos Arroceros<br />
eingerichtet wurden. Daher wurde sie in die F.S.A.A.E. integriert<br />
<strong>und</strong> erhielt den Status eines Syndikats, wobei die besondere<br />
genossenschaftliche Eigenständigkeit aufrechterhalten<br />
wurde. Fast die Hälfte der tortosinischen Reisbauern sind Mitglieder<br />
der Cámara. Sie besitzt eine Sparkasse, mehrere Lagerhäuser<br />
mit einem Gesamtfassungsvermögen von 40 000 t, sieben<br />
ölbetriebene Trocknungsanlagen, drei Reissilos, zwei ReismUhlen<br />
mit einer Tageskapazität von 100 000 kg <strong>und</strong> vollautomatische<br />
Verpackungsanlagen. Somit sind die Cámara <strong>und</strong> ihre Mitglieder<br />
unabhängig von der verarbeitenden Industrie, da sie selbst<br />
ihre Produkte verarbeiten <strong>und</strong> vermarkten können.<br />
Die Cámara hat sich auch auf die neuerlich immer stärker werdende<br />
Abkehr von der Reismonokultur eingestellt. Sie hält ihre<br />
genossenschaftlichen Vergünstigungen <strong>und</strong> Einrichtungen auch<br />
für die Mitglieder bereit, die keinen Reis mehr anbauen. Das<br />
unterscheidet sie weiter von den übrigen Sindicatos Arroceros.
1<br />
I \<br />
186<br />
Versicherungen gegen Ernteschäden <strong>und</strong> die Unwetterbekämpfung<br />
sind weitere Aufgaben der Cámara. Außerdem wurde sie tätig<br />
auf dem Gebiet der medizinischen Betreuung ihrer Mitglieder.<br />
Neben diesen Sondervergünstigungen bietet sie auch die allgemeinen<br />
genossenschaftlichen Vorteile der F.S.A.A.E. bei der Kreditvergabe<br />
<strong>und</strong> der Verteilung von Saatgut, Dünger <strong>und</strong> Pflanzenschutzmitteln<br />
<strong>und</strong> Treibstoff.<br />
Im Ebrodelta findet man häufig freiwillige genossenschaftliche<br />
Zusammenschlüsse. Die größte dieser Organisationen ist die<br />
cámara Arrocera von La Cava. Sie arbeitet nach dem Vorbild<br />
der Cámara Arrocera de Amposta. Alle Kooperativen tragen den<br />
Anbauwandlungen Rechnung <strong>und</strong> bieten ihren Mitgliedern Vergünstigungen<br />
<strong>und</strong> Einrichtungen für die Verarbeitung entweder von<br />
Getreide, Oliven oder Soja.<br />
Für die Mechanisierung der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> der Reisernte<br />
ist die genossenschaftlich organisierte Agrupación de Tractores<br />
y Maquinaria Agricola von Aposta zuständig.<br />
Die Ribera del Ebro ist in verschiedene Bewässerungszonen eingeteilt,<br />
die von Bewässerungsgemeinschaften bewirtschaftet werden.<br />
Die Gemeinschaften wiederum sind in der Cumunidad General<br />
de Regantes del Canal de la <strong>Der</strong>cha del Ebro zusammengefaßt. Im<br />
nördlichen Teil der Ribera del Ebro erhalten alle Bauern das<br />
Rieselwasser aus dem linken Ebrokanal, sie sind daher in einer<br />
Bewässerungsgemeinschaft, der Comunidad de Regantes - Sindicato<br />
Agrícola del Ebro mit dem Sitz in Tortosa, vereinigt. Die Bewässerungsgemeinschaften<br />
sorgen hauptsächlich für eine gerechte<br />
Verteilung des Wassers. Außerdem sorgen sie für die Instandhaltung<br />
des Be- <strong>und</strong> Entwässerungssystems sowie des dazugehörigen<br />
!<br />
Wegenetzes. Die Mitglieder zahlen daher neben dem Wassergeld<br />
Beträge für den Unterhalt des Kanal- <strong>und</strong> Wegesystems, wobei<br />
Anbaufläche <strong>und</strong> Anbauart bei der Entrichtung der Beträge berücksichtigt<br />
werden.
187 -<br />
7.2.2 Frankreich<br />
Da die reisbauenden Betriebe <strong>Frankreichs</strong> keine Monokulturbetriebe<br />
sind wie in Spanien, ist das Genossenschaftswesen auch<br />
weniger straff organisiert. Es ist für keinen Reisbauern Pflicht,<br />
der Organisation beizutreten. Das Syndicat des Riziculteurs de<br />
France wurde 1942 gegründet <strong>und</strong> unterhält seinen Hauptsitz in<br />
Arles. Es vereinigt auf freiwilliger Basis Reisproduzenten,<br />
organisiert technische Aktionen wie großräumige Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
oder die Aussaat mit dem Flugzeug - in den letzten<br />
Jahren allerdings nur noch sehr selten. Die S.R.F. ist bei der<br />
Vergabe von Krediten behilflich <strong>und</strong> hat die sozialen Bedingungen<br />
der Reisbauern <strong>und</strong> -arbeiten verbessert <strong>und</strong> garantierte<br />
Gr<strong>und</strong>löhne mit der Regierung ausgehandelt, was gerade die Lage<br />
der spanischen Saisonarbeiter in den fünfziger <strong>und</strong> sechziger<br />
Jahren verbesserte. Die Löhne werden jedes Jahr neu festgesetzt,<br />
obwohl kaum mehr spanische Reisarbeiter koTiimen, da das ehemals<br />
vorhandene Lohngefälle durch den Aufschwung der spanischen Wirtschaft<br />
nivelliert wurde. Durch Zusammenarbeit mit der verarbeitenden<br />
Industrie, der Fédération des Coopératives Rizicoles et<br />
les Industriels Ri ziers, werden den Mitgliedern Absatzmöglichkeiten<br />
erhalten. Das Syndikat als Dachorganisation der Reisproduzenten<br />
handelt zum Teil selbständig oder gemeinsam mit der<br />
Dachorganisation der Getreideproduzenten, Office National Interprofessionnel<br />
des Céréales. Es koordiniert die Beziehungen zur<br />
<strong>und</strong> die Verhandlungen mit der Industrie; es pflegt Kontakte mit<br />
den benachbarten reisproduzierenden Ländern <strong>und</strong> Forschungsinstituten<br />
in aller Welt.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem vom französischen Landwirtschaftsministerium<br />
unterhaltenen Institut National de la Recherche Agronomique<br />
führte zur Änderung der Anbaumethoden von der Direktsaat<br />
zur Pflanzmethode <strong>und</strong> zurück zur Direktsaat sowie zur Verbesserung<br />
der französischen Sorten. Seit 1949 bringt das Syndikat im Zweimonatsturnus<br />
das "Bulletin d' Information des Rizikulteurs de<br />
France" heraus, in dem über die neuesten Ergebnisse aus der Forschung,<br />
über Preise <strong>und</strong> Marktsituation sowie über Verhandlungen
- 188<br />
<strong>und</strong> Reispreisfestsetzungen innerhalb der EG berichtet wird.<br />
Neben diesen Aufgaben werden Statistiken über Anbaufläche,<br />
Erntemengen <strong>und</strong> Sortenwahl geführt. Da aber nicht alle reisbauenden<br />
Betrieb dem Syndikat angehören, sind diese Statisken<br />
nicht immer ganz vollständig, d.h. qualitativ <strong>und</strong> quantitativ<br />
nicht ausreichend. Auch neue Zahlen werden erst nach längerer<br />
Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit der Gründung<br />
des Syndikats bis heute hat die Bedeutung dieser Institution<br />
merklich nachgelassen, nicht zuletzt dadurch, daß der Reisbau<br />
in Frankreich immer stärker durch andere Kulturen ersetzt wird.<br />
■ i<br />
In dem Syndikat sind kleinere Genossenschaften vereinigt, denen<br />
ein Reisproduzent angehören kann oder sogar muß. Die Mitgliedschaft<br />
in einer Bewässerungsgenossenschaft ist zwingend je<br />
nach Lage des Betriebes zur Rhone oder deren Mündungsarmen.<br />
Kleinere Reisfarmen können nur bestehen, wenn sie sich genossenschaftlich<br />
organisieren. Ein großer Teil der Genossenschaften<br />
ist heute nicht nur auf Reisbau spezialisiert, sondern<br />
nimmt auch Mitglieder auf, deren Schwerpunkte auf anderen Getreidekulturen<br />
oder Futterpflanzen liegen. Es gibt Maschinengenossenschaften<br />
für alle im Reisbau benötigten Maschinen <strong>und</strong><br />
Geräte <strong>und</strong> Einkaufsgenossenschaften für Saatgut, Dünger, Herbizide<br />
usw.<br />
7.2.3 Italien.<br />
Auf Ersuchen der Reisbauern wurde in den zwanziger Jahren vom<br />
italienischen Wirtschaftsministerium eine Wirtschaftsbehörde<br />
für den Schutz des Reisbaus eingesetzt. Die Körperschaft Ente<br />
Nazionale Risi wurde gegründet als eine auf sich selbst gestellte<br />
Behörde, die sich selber aus den Einkünften einer Vertragsgebühr,<br />
die die Industrieunternehmer beim Ankauf des Naturreises<br />
zu entrichten haben, finanziert ohne staatliche Zuschüsse.<br />
Heute ist sie eine Gesellschaft für die gesamte Reiswirtschaft;<br />
Landarbeiter, Betriebswirte, Pächter <strong>und</strong> Reismühlenvertreter
- 189 -<br />
sind in ihr vereinigt. Es ist keine Pflicht, dort Mitglied zu<br />
werden, aber es ist Pflicht für jeden Reisbauern, an die E.N.R.<br />
Meldung zu machen über Produktionsfläche, Ertragsmenge, Menge<br />
der Verkäufe an Reismühlen <strong>und</strong> Restbestände des hofeignen Lagers.<br />
Außerdem muß eine Taxe von 240 L/ 100 kg Paddy (0,90 DM)<br />
an die E.N.R. nach Verkauf der Ware entrichtet werden (Angabe<br />
der E.N.R. 1976). Durch diese Reglementierung ist eine vollständige<br />
Erfassung <strong>und</strong> Überwachung der italienischen Reisbaufläche<br />
gewährleistet.<br />
Die Satzungen tragen der Reisbehörde auf, die Produktion auf<br />
Formen auszurichten, die dem Fortschritt besser entsprechen,<br />
<strong>und</strong> neue Märkte im In- <strong>und</strong> Ausland für den italienischen Reis<br />
zu erschließen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die<br />
E.N.R. ein breites Programm zur Steigerung der Produktion <strong>und</strong><br />
zur Verbesserung der technisch-wirtschaftlichen <strong>und</strong> der sozialen<br />
Strukturen in Angriff genommen. Ihr Verdienst ist die Einrichtung<br />
eines Saatgut-Beratungsdienstes <strong>und</strong> die qualitative<br />
Verbesserung des italienischen Reises durch Züchtung neuer Sorten,<br />
die sogar in Frankreich <strong>und</strong> Spanien zur Aussaat kommen.<br />
Ferner wurden Anlagen für die mechanische Saatgutreinigung geschaffen,<br />
der Ausbau der mechanischen Trocknungsanlagen durch<br />
die Bereitstellung von fast 100 Trocknern gefördert <strong>und</strong> Lagerspeicher<br />
ausgebaut <strong>und</strong> vergrößert.<br />
Die Trocknungskosten pro dt beliefen sich im Wirtschaftsjahr<br />
1975/76 auf 650 L (2,45 DM). Für die Lagerung des Paddy in<br />
gesellschaftseigenen Silos müssen die Landwirte oder Mühlen<br />
60 L/dt (0,22 DM) an die E.N.R. zahlen. Außerdem wird eine<br />
einmalige Gr<strong>und</strong>gebühr, unabhängig von der eingelagerten Reismenge,<br />
von 200 L erhoben.<br />
Marktanalysen, Verbrauchswerbung, der Unterhalt wissenschaftlicher<br />
Laboratorien im Dienste der Reisproduktion, die Herausgabe<br />
der Zeitschrift II Riso seit 1951 (Berichte über Theorie<br />
<strong>und</strong> Praxis der Reiswirtschaft), die Führung von Statistiken,<br />
die Interessenwahrung der italienischen Reiswirtschaft gegenüber<br />
dem italienischen Staat <strong>und</strong> der Europäischen Gemeinschaft,
- 190 -<br />
die gemeinschaftliche Vermarktung des Reises, sowie die<br />
Wahrung der sozialen Belange der Reisbauern - all das sind<br />
Aufgaben der E.N.R.<br />
Von der Zielsetzung, der Durchführung ihrer Satzungen <strong>und</strong> vom<br />
Erfolg her ähneln sich die Organisationen E.N.R. <strong>und</strong> F.S.A.A.E.<br />
stark, obwohl die Entstehung eine andere ist <strong>und</strong> der Aufbau der<br />
Gesellschaften anders organisiert ist. In Spanien steht eine<br />
staatlich gelenkte Föderation von Reisbauern, in Italien eine<br />
auf genossenschaftlicher Gr<strong>und</strong>lage beruhende Körperschaft der<br />
gesamten Reiswirtschaft. Daß die E.N.R. einen großen Einfluß<br />
in Europa hat, liegt an der größeren Reisbaufläche <strong>Italiens</strong>,<br />
an der verstärkten Qualitäts- <strong>und</strong> Sortenforschung <strong>und</strong> an der<br />
größeren Marktorientiertheit <strong>und</strong> nicht zuletzt an der Zugehörigkeit<br />
<strong>Italiens</strong> zur EG.<br />
7.3 Absatzmärkte<br />
7.3.1 Die Europäische Gemeinschaft<br />
Frankreich <strong>und</strong> Italien gehören der EG an <strong>und</strong> haben dadurch<br />
einen sicheren Absatzmarkt, der mit relativ kurzen Frachtwegen<br />
beschickt werden kann. Spanischer Reis gelangt nur unter bestimmten<br />
Bedingungen in die Gemeinschaft. Die jährlichen<br />
40 000 bis 45 000 t Reisexport gehen hauptsächlich in die<br />
Ostblockländer <strong>und</strong> Japan.<br />
Die Instrumente <strong>und</strong> Befugnisse der gemeinsamen Reispolitik<br />
sind innerhalb der gemeinsamen Getreidemarktordnung festgelegt.<br />
Vor dem ersten August jeden Jahres setzt der Ministerrat<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage eines Berichtes der Kommission für das<br />
beginnende Reiswirtschaftsjahr, das am ersten September beginnt<br />
<strong>und</strong> am 31. August des folgenden Jahres endet, den Richtpreis<br />
für geschälten Reis fest. Das geschieht zur Stabilisierung<br />
der Märkte <strong>und</strong> zur Erhaltung eines angemessenen Lebensstandards<br />
der Landbevölkerung. <strong>Der</strong> Richtpreis wird für<br />
Duisburg, dem Zentrum des größten Getreidezuschußbedarfs im
T<br />
- 191<br />
Norden der EG, auf der Großhandelsstufe für Ware in loser<br />
Schüttung bei freier Anlieferung an das Lager festgelegt.<br />
<strong>Der</strong> Rat setzt auch einen garantierten Mindestpreis fest nach<br />
einer Standardqualität für R<strong>und</strong>kornreis <strong>und</strong> zwar in den Zonen<br />
mit dem größten Überschuß in der EG. Diese Interventionspreise<br />
werden für Arles <strong>und</strong> Vercelli vor dem ersten Mai für das neue<br />
Reiswirtschaftsjahr bestimmt, indem der Richtpreis für geschälten<br />
Reis abgeleitet <strong>und</strong> dieser Preis in den Rohreispreis umgerechnet<br />
wird unter Berücksichtigung der Umrechnungssatze, der<br />
Verarbeitungskosten <strong>und</strong> des Wertes der Nebenprodukte. Diese<br />
regional abgeleiteten Interventionspreise sollen dem Erzeuger<br />
gewährleisten, daß der Marktpreis nicht unter ein Mindestniveau<br />
sinkt. Außerdem setzt der Ministerrat monatliche Zuschläge für<br />
den Richtpreis <strong>und</strong> die Interventionspreise fest, die über das<br />
ganze Reiswirtschaftsjahr oder einen Teil davon gestaffelt<br />
werden. Dadurch soll das Reisangebot auf dem Markt kontinuierlich<br />
gehalten <strong>und</strong> die Lagerhaltungskosten ausgeglichen werden.<br />
In Italien ist der Reispreis auf dem Inlandsmarkt schon seit<br />
Jahren nicht mehr unter den Interventionspreis gefallen. In<br />
Frankreich hingegen bewegt sich der Reispreis das ganze Jahr<br />
hindurch an der Interventionsgrenze.<br />
Diese Preispolitik soll so durchgeführt werden, "daß der Unterschied<br />
der Interventionspreise untereinander <strong>und</strong> der Unterschied<br />
zum Richtpreis den Preisunterschieden entspricht, die<br />
bei normaler Ernte auf Gr<strong>und</strong> natürlicher Preisbildungsbedingungen<br />
auf dem Markt zu erwarten wären, <strong>und</strong> daß diese Unterschiede<br />
den freien Handelsverkehr mit Reis innerhalb der Gemeinschaft,<br />
dem jeweiligen Marktbedarf entsprechend, gestatten"<br />
(FG 1975, S.7).<br />
Die Entscheidungen für die eigentliche Durchführung sind der<br />
Kommission übertragen worden, z.B. die Kriterien für die Übernahme<br />
<strong>und</strong> den Verkauf von Reis durch die Interventionsstellen,<br />
Verfahren für die Überführung von Bruchreis auf den Markt für<br />
Stärke <strong>und</strong> Kartoffelstärke, sowie die Verfahren zur Gewährung
- 192<br />
von Ein- <strong>und</strong> Ausfuhrlizenzen. Außerdem ist die Kommission für<br />
die Festsetzung der Abschöpfungen <strong>und</strong> Erstattungen zuständig.<br />
Bei der Einfuhr aller Getreidearten <strong>und</strong> -erzeugnisse in den<br />
EG-Raum wird eine Abschöpfung erhoben, die für jedes Erzeugnis<br />
gleich dem Unterschied zwischen dem Angebotspreis auf dem Weltmarkt<br />
(cif = cost, insurance, fright - Preis) <strong>und</strong> dem Schwellenpreis<br />
der Gemeinschaft ist. <strong>Der</strong> Rat berechnet den Schwellenpreis<br />
für Reis im gesamten EG-Raum so, daß der Verkaufspreis des Importgetreides<br />
auf dem Markt in Duisburg unter Berücksichtigung<br />
der Qualitätsunterschiede dem Richtpreis entspricht. Die Zubzw.<br />
Abschläge entsprechend den Qualitätsunterschieden bei Reis<br />
haben nichts mit der sortenmäßigen Klassifizierung des Erzeugnisses<br />
zu tun.<br />
Bei der Einführung von Reis wird eine Abschöpfung erhoben. Sie<br />
ist für Rohreis gleich der Abschöpfung für geschälten Reis,<br />
berichtigt nach dem Umrechnungssatz, <strong>und</strong> für geschälten Reis<br />
gleich dem Schwellenpreis, vermindert um den cif-Preis. Hinzukommen<br />
Qualitätszuschläge oder -abzüge.<br />
An diesen Bestimmungen liegt es, daß nur sehr wenig spanischer<br />
Reis in die EG gelangt. Wenn Spanien bei einem Eintritt in die<br />
EG im Rahmen seiner gegebenen Möglichkeiten ebenfalls so erfolgreich<br />
sein will wie Italien, so muß eine stärkere Umstellung<br />
auf Mittel- <strong>und</strong> Langkornsorten, eine totale Abkehr von der<br />
Pflanzmethode sowie eine Flurbereinigung besonders in der Provinz<br />
Valencia erfolgen.<br />
7.3.2 <strong>Der</strong> spanische Markt<br />
In Spanien hatte die F.S.A.A.E. als nationale Bauerngewerkschaft<br />
bis 1965 Reisbauflächen, Düngereinsatz <strong>und</strong> Reisernte zu überwachen<br />
<strong>und</strong> zu steuern. Ab 1965 wurde diese Art der Bewirtschaftung<br />
aufgehoben <strong>und</strong> dem Anbauer mehr Freizügigkeit im Anbau<br />
gewährt, außerdem wird jedem Bauern ein Festpreis beim Absatz<br />
seiner Ernte garantiert, vzenn sie den Qualitätsbestimmungen<br />
entspricht. Diese Garantie wird vom Servicio Nacional de Ce-
193<br />
reales übernommen, der dem Landwirtschaftsministerium untersteht<br />
<strong>und</strong> eng mit der F.S.A.A.E. zusammenarbeitet. <strong>Der</strong> Festpreis<br />
betrug 1968 7pts/kg, 1975 9,5 pts/kg <strong>und</strong> 1976 12 pts/<br />
kg Paddy (Auskunft der F.S.A.A.E.-Sevilla 1976). Auf dem innerspanischen<br />
Markt wurde der Qualitätsreis aber mit 14 pts/kg<br />
(0,53 DM) gehandelt. Damit sank auf dem Inlandsmarkt der Reispreis<br />
nie unter den Garantiepreis.<br />
I<br />
II<br />
?<br />
Durch dieses System fällt dem Staat die Aufgabe der Beseitigung<br />
von Ernteüberschüssen zu. In den ersten Jahren sorgten hohe<br />
Exportsubventionen für die Konkurrenzfähigkeit des spanischen<br />
Reises auf dem Weltmarkt, da die Erzeugerkosten höher lagen<br />
als der Weltmarktpreis. Mach Schätzung der Hydrotechnic Corporation<br />
(1967, S.17 ff.) betrugen die staatlichen Subventionen<br />
1966 über ein Drittel des Exporterlöses. Im Reiswirtschaftsjahr<br />
1973/74 konnten durch eine ausgewogene Lagerhaltung <strong>und</strong><br />
die Beobachtung der V/eltmarktpreise sowie durch die Abgabe des<br />
Reises an den Welthandel vor Mai 1974 Preise erzielt werden,<br />
die über den Preisen des nationalen Marktes lagen (F.S.A.A.E.<br />
Memoria 1975, S.79).<br />
«<br />
I<br />
il<br />
m<br />
In Jahren hoher Weltmarktpreise gelangt auch spanischer Reis<br />
in die EG <strong>und</strong> zwar als geschälter Reis überwiegend in die BRD.<br />
8 . Voraussichtliche Entwicklung<br />
ri<br />
4|<br />
A<br />
4<br />
Nach einem anfänglich sprunghaften Anstieg nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg nahm die durchschnittliche Reisbaufläche zu Beginn<br />
der sechziger Jahre in allen untersuchten Ländern ab. Preisverfall<br />
durch fallende Weltmarktpreise, geringe Hektarertäge<br />
<strong>und</strong> hohe Produktionskosten durch die arbeitsaufwendige Pflanzmethode<br />
waren die Hauptgründe für diese Abnahme. Durch Einsatz<br />
von Maschinen <strong>und</strong> die schrittweise Umstellung auf direkte Aussaat<br />
sowie durch stärkeren Einsatz von ertragssteigernden<br />
Betriebsmitteln wie Mineraldünger, neue Sorten, Herbizide <strong>und</strong><br />
Insektizide hat sich in den folgenden Jahren die Reisbaufläche<br />
m
19H<br />
in Spanien <strong>und</strong> Italien v;ieder vergößert.<br />
In Spanien sinkt mit Beginn der siebziger Jahre die Anbaufläche.<br />
Diese Entwicklung kam erst 1974 zum Stillstand. In<br />
diese Zeit fällt die staatlich geförderte Umstellung von Reisbau<br />
auf Obst- <strong>und</strong> Gemüsebau. Davon betroffen wurden alle höher<br />
gelegenen Kulturlandflächen, die nicht primär durch Versalzung<br />
gefährdet sind, also alle marginalen Reisstandorte. In die Umstellung<br />
einbezogen wurde aber auch absolutes Reisland.<br />
Schlechte Erträge der neuen Kulturen <strong>und</strong> Rückumstellung waren<br />
die Folge. <strong>Der</strong> Flächenanstieg in den letzten Jahren ist vorwiegend<br />
auf diese Rückv;andlung <strong>und</strong> vjeniger auf Neulandgewinnung<br />
zurückzuführen.<br />
Hohe Gewinne trotz niedriger Erträge brachten in Italien zu<br />
Beginn der siebziger Jahre die Bauern dazu, auch dann Flächen<br />
mit Reis zu bestellen, wenn sie von der betrieblichen Ausrüstung<br />
her nicht die Voraussetzung zur Reisproduktion besaßen. Ab<br />
1974 war auch diese Entwicklung gestoppt.<br />
Italien <strong>und</strong> Spanien befinden sich in einem Obergangsstadium,<br />
in dem mit unterschiedlichen Mitteln versucht viird, sich den<br />
modernen wirtschaftlichen Erfordernissen anzupassen. Dabei<br />
lassen sich mehr oder weniger stark folgende Tendenzen erkennen:<br />
Es V7erden neue, produktive Sorten <strong>und</strong> mehr Mineraldünger<br />
eingesetzt. Die Anbaumethoden vjerden verbessert <strong>und</strong><br />
der Pflanzenschutz verstärkt. <strong>Der</strong> Betriebserfolg vjird außerdem<br />
erhöht durch starke genossenschaftliche Bindung sowie<br />
durch Rationalisierungsmaßnahmen, die auf verstärkten Maschineneinsatz,<br />
Umgestaltung der Feldgrößen <strong>und</strong> -formen sowie auf<br />
die Vergrößerung der Betriebe ausgerichtet sind.<br />
Die spanischen Großbetriebe der ^;arismas werden auch in Zukunft<br />
kostendeckend <strong>und</strong> gewinnbringend wirtschaften können.<br />
Sie sind heute schon beispielgebend für die Möglichkeiten der<br />
Mechanisierung <strong>und</strong> Rationalisierung im spanischen Reisbau.<br />
Hit durchschnittlichen Hektarerträgen von über 70 dt in den
TT-<br />
- 195<br />
Marismas gelang es Spanien 1974, Reis konkurrenzfähig auf dem<br />
Weltmarkt anzubieten. Durch Neulandgewinnung kann diese Reisfläche<br />
sogar noch verdreifacht werden. Damit könnten die Marismas<br />
bei einem Eintritt <strong>Spaniens</strong> in die EG zu einem echten Konkurrenten<br />
für Italien werden, da hier die pedologischen Nachteile<br />
hinter den günstigen klimatischen Bedingungen zurücktreten.<br />
I<br />
Während in den Marismas der <strong>Reisanbau</strong> weiterhin zur landschaftprägenden<br />
Kultur gehören <strong>und</strong> darüber hinaus beispielgebend für<br />
die Organisation in anderen Reisbaugebieten bleiben wird, wird<br />
er im Ebrodelta <strong>und</strong> in der Albuferaniederung eine durch Standortverhältnisse<br />
bedingte Reliktform bleiben.<br />
Im Ebrodelta sind die natürlichen Bedingungen für den Reisbau<br />
weniger günstig. Aber auch dort können Großbetriebe Reis rentabel<br />
produzieren. Die Klein- <strong>und</strong> Kleinstbetriebe dieser Region<br />
werden den Reisbau in Zukunft nur im Nebenerwerb betreiben<br />
können oder ihn durch andere Kulturen substituieren. Das kann<br />
aber nur dann geschehen, wenn die Entwässerung im Delta verbessert<br />
<strong>und</strong> damit die Möglichkeit für den Anbau anderer Kulturen<br />
geschaffen wird. Als Alternative bieten sich hier Frühobst<br />
<strong>und</strong> Frühgemüse an, das nicht nur aufgr<strong>und</strong> der verkehrsgünstigen<br />
Lage in den Ballungsraum um Barcelona, sondern auch<br />
in die Länder der EG gebracht werden könnte.<br />
Für das valencianische Reisgebiet, das stark durch Tradition<br />
<strong>und</strong> Kleinstbetriebe geprägt ist, ist eine ähnliche Entwicklung<br />
vorhersehbar wie im Ebrodelta. Die Anbaufläche fällt hier seit<br />
20 Jahren. Nur werden es hier Baum- <strong>und</strong> Strauchkulturen sein,<br />
die den Reis ablösen. Günstigere klimatische Bedingungen <strong>und</strong><br />
schon vorhandene Vermarktungseinrichtungen fördern diese Entwicklung.<br />
In Frankreich verringert sich die Anbaufläche seit 1960 kontinuierlich,<br />
so daß es als Reisproduzent in Kürze ausscheiden<br />
wird. Die Reiskultur hat in der Camargue nur noch die Funktion,
196<br />
den Boden zu entsalzen,<strong>und</strong> ist Vorfrucht für gewinnbringende<br />
Folgekulturen wie Weizen, Mais <strong>und</strong> Futterpflanzen. Auf den<br />
edaphisch günstigen Flußdammufern liaben vor Jahren schon Obst<strong>und</strong><br />
Weinbau die Reiskultur verdrängt.<br />
Auch in Italien vjird der Reisbau auf einen wirtschaftlich vertretbaren<br />
Umfang zusammenschrumpfen <strong>und</strong> sich auf die ertragreichsten<br />
Anbaugebiete Novara <strong>und</strong> Vercelli beschränken. Da<br />
aufgr<strong>und</strong> der klimatischen Verhältnisse keine Ertragssteigerungen<br />
zu erwarten sind, wird der Reisbau noch rationeller <strong>und</strong><br />
spezialisierter betrieben werden müssen als bisher. Bei fortschreitender<br />
Industrialisierung der Volkswirtschaft wird das<br />
über die Mechanisierung möglich sein. <strong>Der</strong> italienische Reisbau<br />
als Ganzes aber braucht auch in absehbarer Zeit in Europa<br />
keine Konkurrenz zu scheuen.
197 -<br />
9. Zusanunenf assung<br />
Die vorliegende Arbeit beschreibt <strong>und</strong> wertet den spanischen,<br />
französischen <strong>und</strong> italienischen Reisbau kritisch im gegenseitigen<br />
Vergleich. Die Beschreibung der ökologischen Verhältnisse<br />
<strong>und</strong> ihrer Auswirkungen auf den Reisbau bildet die Voraussetzung<br />
für die Beschreibung <strong>und</strong> Wertung der Anbaumethodik.<br />
Hier werden die Variationen im Anbau sowie das zeitliche Nacheinander<br />
von Pflanzmethode <strong>und</strong> direkter Saat beschrieben, unter<br />
Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit beim Einsatz von<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Maschinenkraft. Schließlich werden Probleme der<br />
Züchtung <strong>und</strong> des Pflanzenschutzes behandelt.<br />
Ein Vergleich der Reisgebiete untereinander kommt zu sehr unterschiedlichen<br />
Ergebnissen. Das beginnt bereits beim Klima.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Lagen der beschriebenen Reisbaugebiete<br />
zwischen dem 37° <strong>und</strong> 45° nördlicher Breite ergeben<br />
sich unterschiedliche Durchschnittstemperaturen, die schon<br />
allein zusammen mit den regional herrschenden Windverhältnissen<br />
Teile der Anbaumethoden bestimmen. Weil durch Klima<br />
<strong>und</strong> Boden jeder Standort primär gekennzeichnet wird, ergeben<br />
sich unterschiedliche Wachstumsbedingungen für den Reis.<br />
<strong>Der</strong> Salzgehalt des Bodens stellt in allen beschriebenen Reisbaulandschaften<br />
- mit Ausnahme der mittleren Poebene - einen<br />
Faktor dar, dessen unerwünschte Folgen nur mit einem hohen Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Kapitaleinsatz in erträglichen Grenzen gehalten<br />
werden können.<br />
Gut ausgebaute Be- <strong>und</strong> Entwässerungssysteme sind Voraussetzung<br />
für die Reiskultur in diesen Gebieten. Hat man schon zu Beginn<br />
des Jahrh<strong>und</strong>erts Kanäle <strong>und</strong> Bewässerungssysteme, die überwiegend<br />
das natürliche Gefälle nutzten, gebaut, so wurden diese<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg noch erheblich verbessert <strong>und</strong> erweitert.<br />
In den Marismas, dem Rhonedelta <strong>und</strong> auch teilweise dem<br />
Ebrodelta <strong>und</strong> der Albuferaniederung werden Motorpumpen zur<br />
Be- <strong>und</strong> Entwässerung eingesetzt.
198 -<br />
Als erstes dient die Bewässerung der Deckung des hohen Wasserbedarfes<br />
der Reispflanzen. Das Auswaschen der Bodensalze in den<br />
sommerariden Gebieten Südeuropas ist eine weitere Funktion der<br />
Bewässerung. Durch verstärkte Wasserzu- <strong>und</strong> -abfuhr werden<br />
Oberflächensalze ausgewaschen <strong>und</strong> die löslichen Bodensalze am<br />
Aufstieg in höhere Bodenhorizonte gehindert. Daneben besitzt<br />
das Rieselwasser eine thermoregulatorische Wir)cung auf die<br />
Reiskultur.<br />
Jede Region hat andere Arbeitsgänge, die klimatisch oder pedologisch<br />
bedingt sind, z.B. andere Saat- <strong>und</strong> Erntetermine, unterschiedliche<br />
Steuerung der Wasserhöhe während der Vegetation,<br />
unterschiedliche Maßnahmen bei der Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Düngung.<br />
Die Düngungsintensität ist in Spanien am höchsten, in<br />
Italien am niedrigsten.<br />
1<br />
Es werden die Vorzüge <strong>und</strong> Nachteile der direkten Saat <strong>und</strong> des<br />
Pflanzens beschrieben. Dabei wird festgestellt, daß die direkte<br />
Saat in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung der<br />
untersuchten Länder die rentabelste Methode des Reisbaus darstellt,<br />
da sie einen hohen Maschineneinsatz erlaubt <strong>und</strong> so nur<br />
wenig Arbeitskräfte erfordert. Die Mechanisierung des Reisbaus<br />
nimmt in allen genannten Ländern zu. Regional jedoch sind starke<br />
Unterschiede zu bemerken, so haben die Marismas den höchsten<br />
Mechanisierungsgrad erlangt. In Italien sind die Provinzen Milano<br />
<strong>und</strong> Ferrara führend.<br />
Aus der Wahl der angebauten Reissorten erkennt man eine Hinwendung<br />
zu Mittel- <strong>und</strong> Langkornsorten mit einer langen Vegetationsdauer.<br />
Kältetoleranz <strong>und</strong> Standfestigkeit sind weitere<br />
Merkmale der neueren Sorten. Die Krankheitsresistenz wird in<br />
den einzelnen Züchtungsinstituten unterschiedlich bewertet,<br />
da aufgr<strong>und</strong> des Klimas in den einzelnen Regionen die Schadorganismen<br />
unterschiedlich stark auftreten. In den letzten Jahren<br />
läßt sich eine Tendenz hin zu regional angepaßten Sorten<br />
erkennen. So wurden in Italien frühe Langkornsorten gezüchtet,<br />
die nach einem kalten Frühjahr eine späte Aussaat erlauben <strong>und</strong>
- 199 -<br />
dann noch gute Erträge bringen. In den Marismas kann man sehr<br />
späte Sorten anbauen, da das Klima dort das Ausreifen ermöglicht.<br />
Trotzdem werden in allen beschriebenen Gebieten weiterhin<br />
r<strong>und</strong>körnige Erfolgssorten angebaut.<br />
Die wichtigsten Schadorganismen im südwesteuropäischen Reisbau<br />
sind die Hirsen (Echinochloa spp.), der Reisstengelbohrer<br />
(Chilo suppressalis), die Roten Würmer (Chironomus cavazzai)<br />
<strong>und</strong> die Brusone (Piricularia oryzae). Ihre Verbreitung gestaltet<br />
sich recht unterschiedlich je nach den klimatischen Gegebenheiten<br />
der einzelnen Regionen. So haben in Italien die Pilzkrankheiten<br />
einige Bedeutung erlangt, in den Marismas <strong>und</strong> im<br />
Rhonedelta hingegen die Schadinsekten. Die Unkräuter sind überall<br />
anzutreffen, deshalb ist ihre Bekämpfung der wichtigste<br />
<strong>und</strong> aufwendigste Teil des Pflanzenschutzes. Gegen sie wird<br />
immer zwei- bis dreimal innerhalb einer Vegetationsperiode mit<br />
unterschiedlichen Mitteln vorgegangen. Die Insekten <strong>und</strong> Pilze<br />
werden je nach ihrer Häufigkeit <strong>und</strong> der Stärke ihres Auftretens<br />
bekämpft.<br />
Die durchschnittlichen Betriebsgrößen sind in allen Gebieten<br />
sehr unterschiedlich, sie betrugen in Spanien 1974 3,55 ha,<br />
in Frankreich 1966 36 ha <strong>und</strong> in Italien 1975 14,41 ha. Es<br />
ist verständlich, daß sich diese Betriebsgrößen unterschiedlich<br />
auf Wirtschaftsweise <strong>und</strong> Mechanisierung auswirken. <strong>Der</strong><br />
Arbeitskräfteeinsatz liegt in den Gebieten mit kleinen Betrieben<br />
höher als in denen mit großen Betrieben. Umgekehrt ist der<br />
Grad der Mechanisierung in großen Betrieben am höchsten.<br />
In Spanien wird der Reisbau durch die nationale Reisbauerngenossenschaft<br />
Federación Sindical de Agricultores Arroceros de<br />
España (F.S.A.A.E.) organisiert, in Frankreich ist es das<br />
Syndicat des Riziculteurs de France (S.R.F.) <strong>und</strong> in Italien<br />
ist es die Ente Nazionale Risi (E.N.R.). <strong>Der</strong> stärksten Reglementierung<br />
durch die Genossenschaft unterliegt der spanische<br />
Reisbauer; die geringsten Einflüsse auf den Reisbau hat die<br />
S.R.F. Im Rahmen ihrer unterschiedlichen volkswirtschaftlichen
- 201 -<br />
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Die Anregung zu der vorliegenden Untersuchung erhielt ich von<br />
meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. K, Caesar, der die<br />
Arbeit in ihrer Entwicklung <strong>und</strong> Gestaltung wissenschaftlich<br />
betreute <strong>und</strong> förderte. Wertvolle Unterstützung <strong>und</strong> Hinweise<br />
erhielt ich auch von Herrn Prof. Dr. L. Richter. Beiden möchte<br />
ich an dieser Stelle meinen besonderen Dank aussprechen.<br />
Zu danken habe ich ferner vielen Beamten <strong>und</strong> Angestellten der<br />
F.S.A.A.E, des S.R.F., der E.N.R. <strong>und</strong> den spanischen <strong>und</strong> italienischen<br />
Bewässerungsgemeinschaften, die mir durch ihr<br />
fre<strong>und</strong>liches Entgegenkommen wertvolle Hilfe geleistet haben.<br />
Meinem Ehemann bin ich für seine tatkräftige Hilfe während der<br />
Durchführung <strong>und</strong> Fertigstellung der Arbeit zu großem Dank verpflichtet.<br />
Ebenso möchte ich Herrn Prof. Dr. G. Schuhmann <strong>und</strong> Herrn Prof.<br />
Dr. P. Limberg <strong>und</strong> allen Mitarbeitern des Instituts für Nutzpflanzenforschung<br />
für ihre Hilfsbereitschaft danken.